Katholisches Wort in die Zeit 41. Jahr Juni 2010 - Der Fels
Katholisches Wort in die Zeit 41. Jahr Juni 2010 - Der Fels
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Konrad Löw:<br />
Die Katholiken als „Judenknechte“<br />
Fakten gegen Geschichtsklitterung: Die Kirche im Urteil der NS-Machthaber<br />
Zu<br />
Ehren se<strong>in</strong>es Vorgängers<br />
Pius XII. hat unser Heiliger<br />
Vater nach <strong>Jahr</strong>en der Prüfung das<br />
Seligsprechungsverfahren e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Die Bekanntmachung hat Widerspruch<br />
ausgelöst, denn schließlich<br />
ist Eugenio Pacelli, so der bürgerliche<br />
Name des Piuspapstes, seit Rolf<br />
Hochhuths Drama <strong>Der</strong> Stellvertreter<br />
„umstritten“, wie der <strong>Zeit</strong>geist zu sagen<br />
pflegt.<br />
Im Zusammenhang mit dem Seligsprechungsverfahren<br />
wird „<strong>Der</strong><br />
<strong>Fels</strong>“ bei Bedarf wichtige Aspekte<br />
der Kirchengeschichte, <strong>die</strong> Pius XII.<br />
und <strong>die</strong> <strong>Jahr</strong>e 1933-1945 betreffen,<br />
aufgreifen, um <strong>die</strong> Leser <strong>in</strong> <strong>die</strong> Lage<br />
zu versetzen, unschwer für <strong>die</strong><br />
Wahrheit e<strong>in</strong>zutreten. Im Folgenden<br />
sollen <strong>die</strong> Stichworte „Juden und Judenknechte“<br />
erläutert werden.<br />
Machen wir uns nichts vor: <strong>Der</strong><br />
<strong>Zeit</strong>geist ist kirchenfe<strong>in</strong>dlich. Er<br />
wartet nur auf e<strong>in</strong>e Gelegenheit,<br />
um loszutoben. Ganze Bibliotheken<br />
s<strong>in</strong>d voll von Urkunden, <strong>die</strong> sachlich<br />
das Verhalten der katholischen<br />
Kirche und ihres Oberhauptes <strong>in</strong> der<br />
NS-<strong>Zeit</strong> dokumentieren. Sie ergeben<br />
das strahlende Bild Pius’, das<br />
<strong>die</strong> Herzen der Gläubigen während<br />
und nach dem Kriege erfüllte. Und<br />
dann kommt Anfang der 60er <strong>Jahr</strong>e<br />
e<strong>in</strong> junger deutscher Dramatiker,<br />
der sich um <strong>die</strong> Fakten wenig schert,<br />
und entstellt <strong>die</strong>ses Bild unter dem<br />
Jubel der Fe<strong>in</strong>de der Kirche. Er<br />
f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en kommunistischen<br />
Intendanten. Schon gew<strong>in</strong>nt<br />
das Zerrbild <strong>die</strong> Oberhand. „Die<br />
Welt will betrogen werden!“, sagt<br />
e<strong>in</strong> Sprichwort, und es wird erneut<br />
bestätigt.<br />
Wer Bescheid weiß und sich<br />
se<strong>in</strong>er Verantwortung als katholischer<br />
Christ bewusst ist, kann nicht<br />
schweigen, wenn er <strong>die</strong>ses schmutzige<br />
Spiel zu Lasten heiligmäßiger<br />
Persönlichkeiten, ja unserer Kirche<br />
überhaupt durchschaut. Fragen wir<br />
nicht nach unseren Erfolgsaussichten,<br />
wenn wir gegen <strong>die</strong> Schlammlaw<strong>in</strong>e<br />
Front machen. Fragen wir<br />
nach den Tatsachen und teilen wir<br />
sie anderen mit, im Gespräch, <strong>in</strong><br />
Leserbriefen, durch <strong>die</strong> Weitergabe<br />
guter Publikationen. Und beten wir<br />
um den Segen von oben.<br />
Hitler und <strong>die</strong> Juden<br />
Wann und warum wurde Hitler<br />
e<strong>in</strong> bl<strong>in</strong>dwütiger Antisemit? Zahlreiche<br />
Veröffentlichungen befassen<br />
sich mit <strong>die</strong>sen Fragen. Doch bis<br />
heute gibt es ke<strong>in</strong>e Antwort, von<br />
der man sagen könnte, sie gebe <strong>die</strong><br />
herrschende Me<strong>in</strong>ung wieder. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
stammt <strong>die</strong> Judenfe<strong>in</strong>dschaft<br />
aus der <strong>Zeit</strong> nach dem Ersten<br />
Weltkrieg, vielleicht sogar erst nach<br />
der Räterepublik <strong>in</strong> Bayern im April<br />
1919. Die Antwort ist nicht von großer<br />
Bedeutung. Daher müssen wir<br />
auch nicht um sie r<strong>in</strong>gen. Unbestritten<br />
ist, dass sich <strong>die</strong> Partei, <strong>in</strong> der<br />
Hitler rasch zum „Führer“ aufstieg,<br />
<strong>die</strong> NSDAP, <strong>in</strong> ihrem Programm des<br />
<strong>Jahr</strong>es 1920 zum Antisemitismus<br />
bekannte.<br />
Dar<strong>in</strong> heißt es: „Staatsbürger<br />
kann nur se<strong>in</strong>, wer Volksgenosse<br />
ist. Volksgenosse kann nur se<strong>in</strong>, wer<br />
deutschen Blutes ist, ohne Rücksicht<br />
auf Konfession. Ke<strong>in</strong> Jude kann daher<br />
Volksgenosse se<strong>in</strong> … Die Partei<br />
... bekämpft den jüdisch-marxistischen<br />
Geist <strong>in</strong> und außer uns …“<br />
Mit der Ernennung Hitlers zum<br />
Reichskanzler am 30. Januar 1933<br />
war der Antisemitismus Teil der<br />
amtlichen Ideologie des totalitären<br />
Staates. Sie wurde mit wachsender<br />
Brutalität <strong>in</strong> <strong>die</strong> Tat umgesetzt.<br />
Er<strong>in</strong>nert sei <strong>in</strong>sbesondere an den<br />
Boykott jüdischer Geschäfte am 1.<br />
Bildnachweise aus dem Buch „Die<br />
Schuld“ von Konrad Löw.<br />
Konrad Löw: „Die Schuld“. Christen<br />
und Juden im Urteil der Nationalsozialisten<br />
und der Gegenwart.<br />
Ingo Resch-Verlag, Gräfelf<strong>in</strong>g 2003,<br />
368 Seiten, ISBN 3-935197-21-7,<br />
24,-Euro<br />
April 1933, an <strong>die</strong> diskrim<strong>in</strong>ierenden<br />
Nürnberger Gesetze vom September<br />
1935, an den Pogrom vom<br />
November 1938, an <strong>die</strong> Kennzeichnungspflicht<br />
mit dem Judenstern ab<br />
September 1941, an <strong>die</strong> Deportation<br />
und Vernichtung <strong>in</strong>sbesondere ab<br />
19<strong>41.</strong><br />
Zur Umsetzung des Programms<br />
hatte Hitler Hunderttausende von<br />
Helfern, Deutsche und Ausländer.<br />
Deutsche gab es damals rund 80<br />
Millionen. War <strong>die</strong> große Mehrheit<br />
der Deutschen mit Hitlers Judenpolitik<br />
e<strong>in</strong>verstanden?<br />
DER FELS 6/<strong>2010</strong> 183