31.12.2013 Aufrufe

Web-Version (709 KB) - DiveInside

Web-Version (709 KB) - DiveInside

Web-Version (709 KB) - DiveInside

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Reisen – Cote d‘Azur<br />

Cote d‘Azur<br />

Das Wrackdorado<br />

Bericht: Udo Nestler und Michael Böhm Fotos: Rolf Iseler und Michael Böhm


Reisen – Cote d‘Azur<br />

Klar zum Ablegen<br />

„Massilia“, einst bedeutender römischer<br />

Handelshafen, ist heute eine<br />

Millionenstadt und Zentrum der<br />

südfranzösischen Küstenregion.<br />

Lange Zeit stand dieses Gebiet unter<br />

einem schlechten Ruf, aber seit in<br />

den siebziger Jahren die Reinigung<br />

und Aufbereitung der Abwässer flächendeckend<br />

umgesetzt wurde, hat<br />

sich das Meer überraschend schnell<br />

erholt. Südfrankreich, ein Eldorado<br />

für Taucher! Vor der Haustüre liegen<br />

weit mehr als 100 bekannte Wracks.<br />

Die meisten davon in moderaten Tiefen,<br />

für gut ausgebildete Taucher mit<br />

normaler Luft erreichbar.<br />

„Dalton“<br />

Die Geuze, ein kleines Grundgewicht,<br />

liegt neben dem Bug der „Dalton“ auf<br />

15 Meter Tiefe und ist schon direkt nach<br />

dem Eintauchen auszumachen. Der<br />

Rumpf ist im vorderen Drittel geknickt,<br />

aber vollständig erhalten. Das wunderbar<br />

gerundetete Heck liegt auf maximal<br />

28 Metern. Ursprünglich ein Frachtschiff<br />

mit 70,5 Metern Länge, 9,75 Metern<br />

Breite und 1.325 Tonnen lief die Dalton<br />

1877 in England vom Stapel. Seine 120<br />

PS-Maschine beschleunigte das Schiff<br />

auf maximal neun Knoten.<br />

In der Nacht von 18. auf 19. Februar<br />

1928 transportierte der Dampfer 1.500<br />

Tonnen Blei nach Marseille, als die Fahrt<br />

urplötzlich an der Insel ein abruptes<br />

Ende fand. Zwar herrschte zum Zeitpunkt<br />

der Kollision dichter Nebel, aber<br />

es war wohl auch die Unachtsamkeit der<br />

Schiffsführung, die zum Untergang führte.<br />

Das Leuchtfeuer der Ile de Planier<br />

ist 37 Meilen weit zu sehen! Nach einer<br />

knappen Dreiviertelstunde war der Todeskampf<br />

des Schiffes beendet und es<br />

lag vollständig unter Wasser. Tief bohrte<br />

sich der Bug in das Gestein der Insel,<br />

die urplötzlich freigewordenen Kräfte<br />

deformierten den Rumpf. Der Mast liegt<br />

fast rechtwinkelig zum Wrack auf der<br />

Backbordseite, die Davits der Rettungsboot<br />

zeigen nach innen, keine Zeit zum<br />

Ausbringen ...<br />

Das riesige, hölzerne Steuerrad verfällt<br />

zusehends und ist als solches kaum<br />

noch zu erkennen. Am Heck angekommen,<br />

das vollkommen mit enormen<br />

Gorgonien bewachsen ist, lassen wir<br />

uns kurz auf 30 Meter absinken, um den<br />

grandiosen Panoramablick im Gegenlicht<br />

zu genießen. Der Rückweg führt über<br />

das Deck. In den Laderäumen stehen<br />

große Zackenbarsche und gelegentlich<br />

kann man auch die Antennen von Langusten<br />

sehen.<br />

Wir halten uns auf der Steuerbordseite,<br />

Die Schraubensabelle (Sabella spallanzanii)<br />

gehört zu den Borstenwürmern<br />

bis wir auf der 20 Meter-Linie den Beginn<br />

einer Steilwand erkennen. Wir folgen der<br />

oberen Abbruchkante westwärts, bis wir<br />

nach einer kurzen Distanz einen vertikal<br />

nach unten führenden Syphon erkennen<br />

können. Der Lichteinfall des unteren<br />

Ausganges, ca. 38 Meter, schimmert uns<br />

entgegen. Hier ist vorsichtiges Tauchen<br />

angesagt, denn die Röhre von rund zwei<br />

Metern Durchmesser ist rundum mit<br />

Gorgonien bewachsen.<br />

Taucht man rechtwinklig von der Wand<br />

weiter, erkennt man in 45 Meter Wassertiefe<br />

die Reste eines kleinen Flugzeugwracks.<br />

Die Messerschmitt 109 wurde<br />

1944 abgeschossen und versank nach<br />

einer Notwasserung. Ungefähr hundert<br />

Meter nördlich, allerdings in 60 Metern<br />

Tiefe, liegt ein weiteres Flugzeug, eine<br />

Latécoére 298, ein Wasserflugzeug, das<br />

im 2. Weltkrieg als Torpedoträger eingesetzt<br />

wurde.<br />

„Le Liban“<br />

Den Abschluss unseres Aufenthaltes in<br />

der Region bildet das Wrack der „Le Liban“,<br />

ein Paketboot, das auch Passagiere<br />

beförderte. 1882 in Glasgow gebaut,<br />

mit 2.398 Tonnen, 91 Metern Länge und<br />

11 Metern Breite, wurde das Schiff von<br />

einer 2.150 PS-Dampfmaschine angetrieben.<br />

Am 07. Januar 1903 nimmt das<br />

im Liniendienst laufende Schiff Kurs<br />

von Marseille nach Bastia auf Korsika.<br />

An Bord: 220 Passagiere und 41 Besatzungsmitglieder.<br />

An der „Ile Maire“<br />

begegnet sie einem anderen Paketboot<br />

derselben Reederei, der „Insulaire“, die<br />

nach Marseille fährt. Eigentlich sollten<br />

beide Schiffe jeweils nach Steuerbord<br />

ausweichen, die Sicht ist gut an diesem<br />

Januartag, aber die „Liban“ hält ihren<br />

Kurs und wird von der „Insulaire“ fast<br />

4 <strong>DiveInside</strong> 03/2007


Reisen – Cote d‘Azur<br />

rechtwinklig gerammt, die Katastrophe<br />

nimmt ihren Lauf:<br />

Der Kapitän der „Liban“ erkennt schnell,<br />

dass sein Schiff Wasser nimmt, versucht<br />

es an der Ile Maire aufzusetzen. Fast hat<br />

er die vorgelagerten Felsen „Les Farillons“<br />

erreicht , als es mit dem Bug voran<br />

zu sinken beginnt, die Schraube dreht in<br />

der Luft, das Schiff ist manövrierunfähig!<br />

Die „Insulaire“ konnte sich trotz ihrer Beschädigungen<br />

nach Marseille retten. Von<br />

dort naht massive Hilfe: Dampfschiffe,<br />

sowie eine riesige Zahl an Fischerbooten,<br />

eilen zu der havarierten „Liban“, als<br />

deren Ende bereits besiegelt ist. Wasser<br />

dringt in den Maschinenraum, die Kessel<br />

explodieren, das gesamte Heck wird zerfetzt<br />

- der Todeskampf dauert nur wenige<br />

Minuten.<br />

Hier ruht sie nun, in 36 Metern Wassertiefe,<br />

auch unter Wasser in Sichtweite<br />

der rettenden Felsen. Eine Gedenktafel<br />

an der Steilküste erinnert an die Opfer.<br />

Der Heckbereich erweckt den Anschein<br />

eines riesigen Trümmerfeldes. Querab<br />

der achterliche Mast, dann wie von Riesenhand<br />

achtlos hingeworfen, die Reste<br />

der Kessel, der riesige Wärmetauscher,<br />

obendrauf die zentnerschwere Antriebswelle.<br />

Zum Bug hin ist das Schiff komplett<br />

erhalten: Laderäume, Aufbauten, Ankerwinschen<br />

- ein wunderschönes Wrack.<br />

Heimat riesiger Gorgonien, Unmengen<br />

von Anemonen leuchten, große Spirographen<br />

und kleine Schraubensabellen<br />

filtern das Wasser. Conger und Muränen,<br />

in beträchtlichen Größen, trifft man an<br />

jeder Ecke. An den Kesseln findet man<br />

respektable Hummer und Langusten.<br />

Aufgrund der exponierten Lage sind häu-<br />

Karte mit freundlicher<br />

Genehmigung von<br />

Hansi Hähner, Divin Giens<br />

fig Heringskönige (zeus faber), mit Glück<br />

auch Thunfische und Barrakudas, zu<br />

Gast. Der Tauchgang erzeugt Respekt<br />

vor den Opfern, denn noch immer stößt<br />

man auf Teile deren Ausrüstung und<br />

Bekleidung. Ein regionales Dekret verbietet<br />

die Mitnahme solcher Fundstücke,<br />

menschlicher Anstand natürlich auch!<br />

„Tromblon“<br />

In der Region Toulon / Carqueiranne /<br />

La-Seyne-sur-Mer gibt es zwei weitere<br />

Wracks, die „L´Arroyo“ und die „Tromblon“.<br />

Der letzte Tauchgang in dieser Region<br />

führt uns zur „Tromblon“. Das 1875<br />

in Toulon gebaute Kanonenboot von<br />

knapp 24 Metern Länge ruht in moderater<br />

Tiefe von 27 Metern. Eine Explosion<br />

zerriss sie Ende des Jahres 1898, aber<br />

die dicke Panzerung hielt dem Meer<br />

bis heute stand. Der Rumpf zeigt sich<br />

in gutem Zustand, lediglich das Heck<br />

ist zerstört. Beide Kessel sind vollständig<br />

erhalten, ebenso das gefahrlos zu<br />

betauchende Vorschiff, dessen Beplankung<br />

eingesackt ist. Uns begegnen hier<br />

viele Conger und Muränen, der Bewuchs<br />

hingegen ist spärlich.<br />

Ein Conger spitzelt aus seinem Loch.<br />

Schriftbarsche (Serranus scriba) sind<br />

neugierige Gesellen.<br />

Hyères<br />

Das nächste Ziel ist Hyères, ein Ort, der<br />

in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes<br />

darstellt: Zum einen die exponierte<br />

Lage, welche die Anfahrten zu den<br />

Tauchplätzen im erträglichen Rahmen<br />

hält. Dann die Vielzahl an größeren<br />

und kleineren Inseln. Die unmittelbare<br />

Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet<br />

„Nationalpark Port-Cros“ und letztendlich<br />

5 <strong>DiveInside</strong> 03/2007


Reisen – Cote d‘Azur<br />

die Vielzahl der angesiedelten Tauchbasen,<br />

die sich von anderen Regionen<br />

unterscheidet. Normalerweise herrscht<br />

im Tauchbetrieb härtester Konkurrenzkampf,<br />

hier jedoch hat sich seit vielen<br />

Jahren eine Kooperation herausgebildet,<br />

die den Gästen zu Gute kommt. Man arbeitet<br />

zusammen und schützt die Wracks<br />

und Riffe. Seitdem auch im Winterhalbjahr<br />

mehr und mehr Gäste zum Tauchen<br />

kommen, erhält mindestens eine Basis<br />

den Betrieb in dieser Zeit aufrecht.<br />

„Ville de Grasse“<br />

„Ville de Grasse“, eines der ältesten<br />

Wracks der Region mit nur 150 Tonnen<br />

Verdrängung und einer Dampfmaschine<br />

mit 70 PS Leistung. Sie bediente in der<br />

Luxusklasse die Strecke Marseille –<br />

Cannes – Nizza. Am 16. Dezember 1851<br />

verließ sie Marseille mit Ziel Nizza und<br />

hatte 54 Passagiere an Bord. Um 03:00<br />

Uhr wurde sie von dem Passagierdampfer<br />

„Ville de Marseille“ gerammt und<br />

förmlich in zwei Teile geschnitten. Nur 15<br />

Menschen konnten gerettet werden.<br />

Der schönere Teil des Wracks ist auch<br />

der am tiefsten gelegene: Das Heck mit<br />

den riesigen Schaufelrädern, die immer<br />

noch im guten Zustand sind, ruht auf<br />

50 Meter Tiefe. Die Maschine, bei der<br />

wir auf viele große Conger stoßen, ist in<br />

hervorragendem Zustand. Auf dem Sand<br />

neben dem Wrack halten sich gelegentlich<br />

Sepien auf.<br />

„Le Grec“<br />

Eines der bekanntesten Wracks der<br />

Region ist die „Le Sagona“ oder auch<br />

„Le Grec“ genannt. Sie wurde 1912 als<br />

Küstenfrachter gebaut. Ihr schnelles<br />

Ende fand sie am 3. Dezember 1945,<br />

der 2. Weltkrieg war erst kurz vorbei, als<br />

sie auf eine treibende Seemine lief.<br />

Den Spitznamen „Le Grec“ bekam sie,<br />

weil die meisten der Besatzungsmitglieder<br />

zum Zeitpunkt des Unfalles aus<br />

Griechenland stammten.<br />

Die Explosion riss ca. 20 Meter des<br />

Vorschiffes ab, das nun in etwa 50 Meter<br />

Entfernung vom (attraktiveren) Mitschiff<br />

und Heck liegt. Auf ebenem Kiel aufrecht<br />

ruhend, bildet die Schraube unterhalb<br />

des wunderschön geschwungenen<br />

Hecks bei 47 Metern den tiefsten Punkt.<br />

Deck und Aufbauten liegen im Bereich<br />

von 35 bis 40 Meter. Der Bewuchs ist<br />

enorm: Riesige Gorgonien schillern in<br />

allen Farben von gelb bis tiefblau. Wie<br />

an vielen Wracks der Region, stehen in<br />

den offenen Laderäumen und am Abriss<br />

des Buges große Zackenbarsche, alle<br />

Rohre sind von Congern und Muränen<br />

bewohnt. Schwärme von Gelbstriemen<br />

und Fahnenbarschen umkreisen die<br />

Aufbauten, große, rote Drachenköpfe<br />

liegen träge auf dem Deck und gelegentlich<br />

kommen auch Gabeldorsche und<br />

Barrakudas „zu Besuch“.<br />

„Donator“<br />

Nicht weit entfernt liegt die „Donator“,<br />

auch bekannt unter dem zuletzt geführten<br />

Namen „Prosper Schiaffino“. 1931 in<br />

Norwegen vom Stapel gelaufen erlitt sie<br />

ein ähnliches Schicksal zuteil wie der „Le<br />

Sagona“. Auch sie lief kurz nach Kriegsende,<br />

am 10. Oktober 1945, auf eine<br />

losgerissene Seemine. Das Vorschiff<br />

wurde fast abgerissen, hielt jedoch an<br />

der Backbordseite, so dass das Wrack<br />

heute in kompletter Länge betaucht<br />

werden kann. Sie steht auf ebenem Kiel<br />

am Sandgrund, tiefster Punkt ist auch<br />

hier die Schraube mit 51 Metern. Decks<br />

und Aufbauten befinden sich im modera-<br />

6 <strong>DiveInside</strong> 03/2007


Reisen – Cote d‘Azur<br />

ten 40-Meter-Bereich. Der Bewuchs und<br />

Fischreichtum ist ähnlich der „Le Grec“,<br />

die Orientierung aufgrund der größeren<br />

Tiefe und der Länge etwas schwieriger.<br />

Der achterliche Mast, früher ein beliebtes<br />

Photomotiv, kippte Anfang dieses Jahrtausends<br />

nach einem Sturm und liegt<br />

nun auf dem Backborddeck. Besonders<br />

schön ist das Heck: So finden wir hier<br />

die aufrecht stehende Reserveschraube,<br />

kleinere Aufbauten und dahinter das<br />

riesige Steuerrad.<br />

Die Aufbauten des Mittelschiffs sind über<br />

und über mit Gorgonien bewachsen und<br />

im Vorschiff bzw. den Laderäumen und<br />

an der Abrisskante des Buges stehen -<br />

wie gewohnt - enorme Zackenbarsche.<br />

Als Einzelgänger kommen gelegentlich<br />

große Makrelen vorbei, die in die<br />

Schwärme der Kleinfische hineinstoßen<br />

um ihren Hunger zu stillen.<br />

U-Boot-Klassiker „Rubis“<br />

Den Abschluss der kleinen Rundreise<br />

bildet ein Klassiker, die „Rubis“. Das U-<br />

Boot wurde in Toulon konstruiert, gebaut<br />

und am 30. September 1931 als viertes<br />

Schiff einer Baureihe von sechs U-Booten<br />

zu Wasser gelassen.<br />

Für damalige Verhältnisse eines der modernsten<br />

Boote, 66 Meter Länge, sieben<br />

Meter Breite bei einer Höhe von acht<br />

Metern, erreichte es mit seiner 3.900 PS<br />

starken Maschine eine Unterwassergeschwindigkeit<br />

von acht Knoten, an der<br />

Oberfläche 12 Knoten.<br />

Im Januar 1958 wurde es entwaffnet<br />

auf Grund gelegt und diente lange Zeit<br />

als Ausbildungsobjekt der Marinetaucher.<br />

Nachdem Raubtaucher das Innere<br />

plünderten und unerfahrene Taucher<br />

im Inneren verunglückten, wurde das<br />

Turmluk versiegelt, Tauchgänge mussten<br />

angemeldet werden ...<br />

Heute ist das Luk wieder offen und an<br />

vielen Korrosionsstellen kann man gefahrlos<br />

aus dem Boot heraustauchen.<br />

Bereits am Bewuchs durch zahlreiche<br />

Gorgonien erkennt man, dass die Zone<br />

strömungsreich ist. Normalerweise kann<br />

man sich gefahrlos im Strömungsschatten<br />

aufhalten. Im Bereich des Turmes<br />

haben sich etliche Conger und Muränen<br />

angesiedelt.<br />

Entfernt man sich einige Meter vom Bug,<br />

um das Schiff von vorne zu betrachten,<br />

wirkt das U-Boot, als würde es fahren!<br />

UN, MB<br />

Wrack-Informationen<br />

Südfrankreich bietet noch viel mehr an „Wrackspezialitäten, zum Beispiel<br />

• Die „Togo“ bei Cavalaire, in einer Tagesfahrte auch von Hyeres aus erreichbar, ebenso<br />

von St. Topez. Sie ist ein Klassiker wie die „Donator“. 1882 in England erstmals ausgelaufen,<br />

bildete der Dreimastsegler mit Stahlrumpf und Dampfmaschinenunterstützung<br />

ein Novum der damaligen Schiffsbaukunst. Die Länge betrug 76 Meter bei einer<br />

Breite von 10,35 Meter. Am 12. Mai 1918 lief sie auf eine Seemine Typ UC-35, die von<br />

einem U-Boot gelegte wurde. Die „Togo“ zerbrach in zwei Teile und sank. Heute liegt<br />

das Frontstück auf sanft abfallendem Sandgrund, der höchste Punkt wird vom ersten<br />

Ladebaum gebildet und liegt bei 47 Meter, direkt unten am Bug ist man bereits auf 55<br />

Meter Tiefe. Das Heckteil mit seinen gut sichtbaren, gigantisch wirkenden Maschinen<br />

liegt ungefähr 300 Meter entfernt in einer Tiefe von 68 Metern.<br />

• „La Tantine“, besser bekannt als „Barge aux Congres“ oder „Congerwrack“. Nur ein<br />

Lastkahn ohne eigenen Antrieb, im Französischen wird dieser Typ auch „Chaland“ genannt.<br />

Er kenterte während eines Sturmes 1950 und liegt seitdem auf Sandgrund in 49<br />

Meter Tiefe. Der Kahn ist nur 20 x 6 Meter groß und erreicht mit den Resten des Stahlkranes<br />

eine maximale Höhe von drei Metern. Einziger Unterschlupf weit und breit und<br />

damit Behausung von Conger-Familien. Leider wurden sie über viele Jahre angefüttert<br />

und so mancher Tourist machte bei einer „Mund-zu-Mund-Fütterung“ eine schmerzhafte<br />

Begegnung mit den Tieren. Dieser Unfug ist nun vorbei, aber dennoch sind die bis zu<br />

zwei Meter langen Exemplare nach wie vor sehr neugierig, fast aufdringlich.<br />

• Die „Michel C“ liegt fast vor der Haustür des kleinen Hafens „La Tour Fondue“. 1866<br />

als „Le Correo de Cette“ vom Stapel gelaufen, maß sie knapp 40 Meter Länge bei<br />

weniger als sechs Metern Breite. Eine Besonderheit für die damalige Zeit war ihr Doppelschraubenantrieb.<br />

In der Nacht vom 26. auf den 27. November 1900 stieß sie, unter<br />

anderem mit Bier beladen, im dichten Nebel mit einem anderen Schiff der gleichen Reederei,<br />

der „Amphion“ zusammen. Die „Michel C“ sank in eineinhalb Minuten, nun ruht<br />

sie in 39 Meter Tiefe auf einem Felsen. Ein bis heute nicht geklärtes Mysterium ist der<br />

Umstand, dass sich auf dem Wrack im Gegensatz zu allen anderen der Region keine<br />

Gorgonien und Korallen ansiedelten.<br />

• Die „L´Arroyo“ liegt in der Region Toulon / Carqueiranne / La-Seyne-sur-Mer in der<br />

Nähe des Wracks „Tromblon“. Sue wurde 1921 gebaut und war ein 55 Meter langes<br />

Versorgungsschiff, dessen Hauptaufgabe darin bestand, andere Schiffe der Armee<br />

mit Frischwasser zu versorgen. Sie fuhr auch im französischen Indochinakrieg, bevor<br />

sie 1953 nach Toulon zurückbeordert wurde. Am 18. August 1953 wurde sie zu den<br />

Inselchen „Die zwei Brüder“ geschleppt und im Rahmen einer Übung gesprengt. 40 Kilo<br />

Dynamit im Maschinenraum und 20 Kilo in den Wassertanks sollten sie „zerlegen“. Der<br />

Bug liegt separat, auf der anderen Seite eines Felsens. Das Mittelschiff mit Heck ist<br />

zwar auseinandergebrochen, aber als Einheit erkennbar. Schraube und Ruderblatt sind<br />

in exzellentem Zustand, alle Luken sind geöffnet.<br />

7 <strong>DiveInside</strong> 03/2007


Reisen – Cote d‘Azur<br />

Wrack-Informationen<br />

• Die „Chaouen“ - ein deutscher Frachter, 1960/61 auf der Schichting-Werft in Travemünde gebaut, 90,4 Meter<br />

lang, 13,5 Meter breit mit 1.550 Tonnen Verdrängung. Das Schiff bediente im Liniendienst die Strecke Marseille<br />

– Casablanca, als es am 21. Februar 1970 voll beladen mit Orangen mittels automatischer Navigation<br />

Richtung Marseille lief, backbordseitig einen Felsen rammte und dann auflief. Schlepperhilfe wurde zu diesem<br />

Zeitpunkt abgelehnt. Eine unbestätigte Geschichte der Anwohner erzählt, dass die Mannschaft einen Geburtstag<br />

feierte und der Schiffsjunge als Rudergänger eingesetzt wurde, grobe Richtung „zur Insel da hinten“... Die<br />

tiefste Stelle bildet auch hier das Heck. Das Schiff verfügte über zwei Dieselmaschinen mit je 1370 PS, der<br />

Backbordpropeller liegt tief im Sand, die Steuerbordschraube und das gigantische Ruderblatt liegen frei.<br />

• Die „San Domenico“ liegt wenige Bootsminuten zwischen dem Alten Hafen (Vieux Port) und dem Fährhafen<br />

von Marseille. Der italienischer Dreimast-Frachtsegler, 1893 konstruiert und vom Stapel gelaufen, fand hier<br />

schon vier Jahre später, am 16. Juni 1897, in schwerem Sturm sein nasses Grab. Beachtlich, dass ein Schiff<br />

dieser Größenordnung mit 1.119 Tonnen zu diesem Zeitpunkt noch ohne Hilfsmaschine gebaut wurde. Heute<br />

ruht der vollständig erhaltene Stahlrumpf auf dem Kiel in 33 Meter Tiefe, die Bordwände ragen sechs bis acht<br />

Meter hoch. Das mächtige Ruder ist hart steuerbord gelegt, aber dieses letzte Manöver nützte nichts. Tipp:<br />

Bei guter Sicht vom Heck in Richtung Bug sehen und man kann sich gut die einstige Beplankung vorstellen,<br />

eine schöne Vision!<br />

• „Le Lagoubran“ - unterwegs zur „San Domenico“ kreuzt man die Position der „Le Lagoubran“, die allerdings<br />

auf 67 Meter Tiefe liegt. Diverse Netze, die sich am Wrack verfingen, abrissen und bis auf über 40 Meter aufsteigen,<br />

wurden schon so manchem Taucher zum Verhängnis.<br />

8 <strong>DiveInside</strong> 03/2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!