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Reisen – Cote d‘Azur<br />
Cote d‘Azur<br />
Das Wrackdorado<br />
Bericht: Udo Nestler und Michael Böhm Fotos: Rolf Iseler und Michael Böhm
Reisen – Cote d‘Azur<br />
Klar zum Ablegen<br />
„Massilia“, einst bedeutender römischer<br />
Handelshafen, ist heute eine<br />
Millionenstadt und Zentrum der<br />
südfranzösischen Küstenregion.<br />
Lange Zeit stand dieses Gebiet unter<br />
einem schlechten Ruf, aber seit in<br />
den siebziger Jahren die Reinigung<br />
und Aufbereitung der Abwässer flächendeckend<br />
umgesetzt wurde, hat<br />
sich das Meer überraschend schnell<br />
erholt. Südfrankreich, ein Eldorado<br />
für Taucher! Vor der Haustüre liegen<br />
weit mehr als 100 bekannte Wracks.<br />
Die meisten davon in moderaten Tiefen,<br />
für gut ausgebildete Taucher mit<br />
normaler Luft erreichbar.<br />
„Dalton“<br />
Die Geuze, ein kleines Grundgewicht,<br />
liegt neben dem Bug der „Dalton“ auf<br />
15 Meter Tiefe und ist schon direkt nach<br />
dem Eintauchen auszumachen. Der<br />
Rumpf ist im vorderen Drittel geknickt,<br />
aber vollständig erhalten. Das wunderbar<br />
gerundetete Heck liegt auf maximal<br />
28 Metern. Ursprünglich ein Frachtschiff<br />
mit 70,5 Metern Länge, 9,75 Metern<br />
Breite und 1.325 Tonnen lief die Dalton<br />
1877 in England vom Stapel. Seine 120<br />
PS-Maschine beschleunigte das Schiff<br />
auf maximal neun Knoten.<br />
In der Nacht von 18. auf 19. Februar<br />
1928 transportierte der Dampfer 1.500<br />
Tonnen Blei nach Marseille, als die Fahrt<br />
urplötzlich an der Insel ein abruptes<br />
Ende fand. Zwar herrschte zum Zeitpunkt<br />
der Kollision dichter Nebel, aber<br />
es war wohl auch die Unachtsamkeit der<br />
Schiffsführung, die zum Untergang führte.<br />
Das Leuchtfeuer der Ile de Planier<br />
ist 37 Meilen weit zu sehen! Nach einer<br />
knappen Dreiviertelstunde war der Todeskampf<br />
des Schiffes beendet und es<br />
lag vollständig unter Wasser. Tief bohrte<br />
sich der Bug in das Gestein der Insel,<br />
die urplötzlich freigewordenen Kräfte<br />
deformierten den Rumpf. Der Mast liegt<br />
fast rechtwinkelig zum Wrack auf der<br />
Backbordseite, die Davits der Rettungsboot<br />
zeigen nach innen, keine Zeit zum<br />
Ausbringen ...<br />
Das riesige, hölzerne Steuerrad verfällt<br />
zusehends und ist als solches kaum<br />
noch zu erkennen. Am Heck angekommen,<br />
das vollkommen mit enormen<br />
Gorgonien bewachsen ist, lassen wir<br />
uns kurz auf 30 Meter absinken, um den<br />
grandiosen Panoramablick im Gegenlicht<br />
zu genießen. Der Rückweg führt über<br />
das Deck. In den Laderäumen stehen<br />
große Zackenbarsche und gelegentlich<br />
kann man auch die Antennen von Langusten<br />
sehen.<br />
Wir halten uns auf der Steuerbordseite,<br />
Die Schraubensabelle (Sabella spallanzanii)<br />
gehört zu den Borstenwürmern<br />
bis wir auf der 20 Meter-Linie den Beginn<br />
einer Steilwand erkennen. Wir folgen der<br />
oberen Abbruchkante westwärts, bis wir<br />
nach einer kurzen Distanz einen vertikal<br />
nach unten führenden Syphon erkennen<br />
können. Der Lichteinfall des unteren<br />
Ausganges, ca. 38 Meter, schimmert uns<br />
entgegen. Hier ist vorsichtiges Tauchen<br />
angesagt, denn die Röhre von rund zwei<br />
Metern Durchmesser ist rundum mit<br />
Gorgonien bewachsen.<br />
Taucht man rechtwinklig von der Wand<br />
weiter, erkennt man in 45 Meter Wassertiefe<br />
die Reste eines kleinen Flugzeugwracks.<br />
Die Messerschmitt 109 wurde<br />
1944 abgeschossen und versank nach<br />
einer Notwasserung. Ungefähr hundert<br />
Meter nördlich, allerdings in 60 Metern<br />
Tiefe, liegt ein weiteres Flugzeug, eine<br />
Latécoére 298, ein Wasserflugzeug, das<br />
im 2. Weltkrieg als Torpedoträger eingesetzt<br />
wurde.<br />
„Le Liban“<br />
Den Abschluss unseres Aufenthaltes in<br />
der Region bildet das Wrack der „Le Liban“,<br />
ein Paketboot, das auch Passagiere<br />
beförderte. 1882 in Glasgow gebaut,<br />
mit 2.398 Tonnen, 91 Metern Länge und<br />
11 Metern Breite, wurde das Schiff von<br />
einer 2.150 PS-Dampfmaschine angetrieben.<br />
Am 07. Januar 1903 nimmt das<br />
im Liniendienst laufende Schiff Kurs<br />
von Marseille nach Bastia auf Korsika.<br />
An Bord: 220 Passagiere und 41 Besatzungsmitglieder.<br />
An der „Ile Maire“<br />
begegnet sie einem anderen Paketboot<br />
derselben Reederei, der „Insulaire“, die<br />
nach Marseille fährt. Eigentlich sollten<br />
beide Schiffe jeweils nach Steuerbord<br />
ausweichen, die Sicht ist gut an diesem<br />
Januartag, aber die „Liban“ hält ihren<br />
Kurs und wird von der „Insulaire“ fast<br />
4 <strong>DiveInside</strong> 03/2007
Reisen – Cote d‘Azur<br />
rechtwinklig gerammt, die Katastrophe<br />
nimmt ihren Lauf:<br />
Der Kapitän der „Liban“ erkennt schnell,<br />
dass sein Schiff Wasser nimmt, versucht<br />
es an der Ile Maire aufzusetzen. Fast hat<br />
er die vorgelagerten Felsen „Les Farillons“<br />
erreicht , als es mit dem Bug voran<br />
zu sinken beginnt, die Schraube dreht in<br />
der Luft, das Schiff ist manövrierunfähig!<br />
Die „Insulaire“ konnte sich trotz ihrer Beschädigungen<br />
nach Marseille retten. Von<br />
dort naht massive Hilfe: Dampfschiffe,<br />
sowie eine riesige Zahl an Fischerbooten,<br />
eilen zu der havarierten „Liban“, als<br />
deren Ende bereits besiegelt ist. Wasser<br />
dringt in den Maschinenraum, die Kessel<br />
explodieren, das gesamte Heck wird zerfetzt<br />
- der Todeskampf dauert nur wenige<br />
Minuten.<br />
Hier ruht sie nun, in 36 Metern Wassertiefe,<br />
auch unter Wasser in Sichtweite<br />
der rettenden Felsen. Eine Gedenktafel<br />
an der Steilküste erinnert an die Opfer.<br />
Der Heckbereich erweckt den Anschein<br />
eines riesigen Trümmerfeldes. Querab<br />
der achterliche Mast, dann wie von Riesenhand<br />
achtlos hingeworfen, die Reste<br />
der Kessel, der riesige Wärmetauscher,<br />
obendrauf die zentnerschwere Antriebswelle.<br />
Zum Bug hin ist das Schiff komplett<br />
erhalten: Laderäume, Aufbauten, Ankerwinschen<br />
- ein wunderschönes Wrack.<br />
Heimat riesiger Gorgonien, Unmengen<br />
von Anemonen leuchten, große Spirographen<br />
und kleine Schraubensabellen<br />
filtern das Wasser. Conger und Muränen,<br />
in beträchtlichen Größen, trifft man an<br />
jeder Ecke. An den Kesseln findet man<br />
respektable Hummer und Langusten.<br />
Aufgrund der exponierten Lage sind häu-<br />
Karte mit freundlicher<br />
Genehmigung von<br />
Hansi Hähner, Divin Giens<br />
fig Heringskönige (zeus faber), mit Glück<br />
auch Thunfische und Barrakudas, zu<br />
Gast. Der Tauchgang erzeugt Respekt<br />
vor den Opfern, denn noch immer stößt<br />
man auf Teile deren Ausrüstung und<br />
Bekleidung. Ein regionales Dekret verbietet<br />
die Mitnahme solcher Fundstücke,<br />
menschlicher Anstand natürlich auch!<br />
„Tromblon“<br />
In der Region Toulon / Carqueiranne /<br />
La-Seyne-sur-Mer gibt es zwei weitere<br />
Wracks, die „L´Arroyo“ und die „Tromblon“.<br />
Der letzte Tauchgang in dieser Region<br />
führt uns zur „Tromblon“. Das 1875<br />
in Toulon gebaute Kanonenboot von<br />
knapp 24 Metern Länge ruht in moderater<br />
Tiefe von 27 Metern. Eine Explosion<br />
zerriss sie Ende des Jahres 1898, aber<br />
die dicke Panzerung hielt dem Meer<br />
bis heute stand. Der Rumpf zeigt sich<br />
in gutem Zustand, lediglich das Heck<br />
ist zerstört. Beide Kessel sind vollständig<br />
erhalten, ebenso das gefahrlos zu<br />
betauchende Vorschiff, dessen Beplankung<br />
eingesackt ist. Uns begegnen hier<br />
viele Conger und Muränen, der Bewuchs<br />
hingegen ist spärlich.<br />
Ein Conger spitzelt aus seinem Loch.<br />
Schriftbarsche (Serranus scriba) sind<br />
neugierige Gesellen.<br />
Hyères<br />
Das nächste Ziel ist Hyères, ein Ort, der<br />
in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes<br />
darstellt: Zum einen die exponierte<br />
Lage, welche die Anfahrten zu den<br />
Tauchplätzen im erträglichen Rahmen<br />
hält. Dann die Vielzahl an größeren<br />
und kleineren Inseln. Die unmittelbare<br />
Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet<br />
„Nationalpark Port-Cros“ und letztendlich<br />
5 <strong>DiveInside</strong> 03/2007
Reisen – Cote d‘Azur<br />
die Vielzahl der angesiedelten Tauchbasen,<br />
die sich von anderen Regionen<br />
unterscheidet. Normalerweise herrscht<br />
im Tauchbetrieb härtester Konkurrenzkampf,<br />
hier jedoch hat sich seit vielen<br />
Jahren eine Kooperation herausgebildet,<br />
die den Gästen zu Gute kommt. Man arbeitet<br />
zusammen und schützt die Wracks<br />
und Riffe. Seitdem auch im Winterhalbjahr<br />
mehr und mehr Gäste zum Tauchen<br />
kommen, erhält mindestens eine Basis<br />
den Betrieb in dieser Zeit aufrecht.<br />
„Ville de Grasse“<br />
„Ville de Grasse“, eines der ältesten<br />
Wracks der Region mit nur 150 Tonnen<br />
Verdrängung und einer Dampfmaschine<br />
mit 70 PS Leistung. Sie bediente in der<br />
Luxusklasse die Strecke Marseille –<br />
Cannes – Nizza. Am 16. Dezember 1851<br />
verließ sie Marseille mit Ziel Nizza und<br />
hatte 54 Passagiere an Bord. Um 03:00<br />
Uhr wurde sie von dem Passagierdampfer<br />
„Ville de Marseille“ gerammt und<br />
förmlich in zwei Teile geschnitten. Nur 15<br />
Menschen konnten gerettet werden.<br />
Der schönere Teil des Wracks ist auch<br />
der am tiefsten gelegene: Das Heck mit<br />
den riesigen Schaufelrädern, die immer<br />
noch im guten Zustand sind, ruht auf<br />
50 Meter Tiefe. Die Maschine, bei der<br />
wir auf viele große Conger stoßen, ist in<br />
hervorragendem Zustand. Auf dem Sand<br />
neben dem Wrack halten sich gelegentlich<br />
Sepien auf.<br />
„Le Grec“<br />
Eines der bekanntesten Wracks der<br />
Region ist die „Le Sagona“ oder auch<br />
„Le Grec“ genannt. Sie wurde 1912 als<br />
Küstenfrachter gebaut. Ihr schnelles<br />
Ende fand sie am 3. Dezember 1945,<br />
der 2. Weltkrieg war erst kurz vorbei, als<br />
sie auf eine treibende Seemine lief.<br />
Den Spitznamen „Le Grec“ bekam sie,<br />
weil die meisten der Besatzungsmitglieder<br />
zum Zeitpunkt des Unfalles aus<br />
Griechenland stammten.<br />
Die Explosion riss ca. 20 Meter des<br />
Vorschiffes ab, das nun in etwa 50 Meter<br />
Entfernung vom (attraktiveren) Mitschiff<br />
und Heck liegt. Auf ebenem Kiel aufrecht<br />
ruhend, bildet die Schraube unterhalb<br />
des wunderschön geschwungenen<br />
Hecks bei 47 Metern den tiefsten Punkt.<br />
Deck und Aufbauten liegen im Bereich<br />
von 35 bis 40 Meter. Der Bewuchs ist<br />
enorm: Riesige Gorgonien schillern in<br />
allen Farben von gelb bis tiefblau. Wie<br />
an vielen Wracks der Region, stehen in<br />
den offenen Laderäumen und am Abriss<br />
des Buges große Zackenbarsche, alle<br />
Rohre sind von Congern und Muränen<br />
bewohnt. Schwärme von Gelbstriemen<br />
und Fahnenbarschen umkreisen die<br />
Aufbauten, große, rote Drachenköpfe<br />
liegen träge auf dem Deck und gelegentlich<br />
kommen auch Gabeldorsche und<br />
Barrakudas „zu Besuch“.<br />
„Donator“<br />
Nicht weit entfernt liegt die „Donator“,<br />
auch bekannt unter dem zuletzt geführten<br />
Namen „Prosper Schiaffino“. 1931 in<br />
Norwegen vom Stapel gelaufen erlitt sie<br />
ein ähnliches Schicksal zuteil wie der „Le<br />
Sagona“. Auch sie lief kurz nach Kriegsende,<br />
am 10. Oktober 1945, auf eine<br />
losgerissene Seemine. Das Vorschiff<br />
wurde fast abgerissen, hielt jedoch an<br />
der Backbordseite, so dass das Wrack<br />
heute in kompletter Länge betaucht<br />
werden kann. Sie steht auf ebenem Kiel<br />
am Sandgrund, tiefster Punkt ist auch<br />
hier die Schraube mit 51 Metern. Decks<br />
und Aufbauten befinden sich im modera-<br />
6 <strong>DiveInside</strong> 03/2007
Reisen – Cote d‘Azur<br />
ten 40-Meter-Bereich. Der Bewuchs und<br />
Fischreichtum ist ähnlich der „Le Grec“,<br />
die Orientierung aufgrund der größeren<br />
Tiefe und der Länge etwas schwieriger.<br />
Der achterliche Mast, früher ein beliebtes<br />
Photomotiv, kippte Anfang dieses Jahrtausends<br />
nach einem Sturm und liegt<br />
nun auf dem Backborddeck. Besonders<br />
schön ist das Heck: So finden wir hier<br />
die aufrecht stehende Reserveschraube,<br />
kleinere Aufbauten und dahinter das<br />
riesige Steuerrad.<br />
Die Aufbauten des Mittelschiffs sind über<br />
und über mit Gorgonien bewachsen und<br />
im Vorschiff bzw. den Laderäumen und<br />
an der Abrisskante des Buges stehen -<br />
wie gewohnt - enorme Zackenbarsche.<br />
Als Einzelgänger kommen gelegentlich<br />
große Makrelen vorbei, die in die<br />
Schwärme der Kleinfische hineinstoßen<br />
um ihren Hunger zu stillen.<br />
U-Boot-Klassiker „Rubis“<br />
Den Abschluss der kleinen Rundreise<br />
bildet ein Klassiker, die „Rubis“. Das U-<br />
Boot wurde in Toulon konstruiert, gebaut<br />
und am 30. September 1931 als viertes<br />
Schiff einer Baureihe von sechs U-Booten<br />
zu Wasser gelassen.<br />
Für damalige Verhältnisse eines der modernsten<br />
Boote, 66 Meter Länge, sieben<br />
Meter Breite bei einer Höhe von acht<br />
Metern, erreichte es mit seiner 3.900 PS<br />
starken Maschine eine Unterwassergeschwindigkeit<br />
von acht Knoten, an der<br />
Oberfläche 12 Knoten.<br />
Im Januar 1958 wurde es entwaffnet<br />
auf Grund gelegt und diente lange Zeit<br />
als Ausbildungsobjekt der Marinetaucher.<br />
Nachdem Raubtaucher das Innere<br />
plünderten und unerfahrene Taucher<br />
im Inneren verunglückten, wurde das<br />
Turmluk versiegelt, Tauchgänge mussten<br />
angemeldet werden ...<br />
Heute ist das Luk wieder offen und an<br />
vielen Korrosionsstellen kann man gefahrlos<br />
aus dem Boot heraustauchen.<br />
Bereits am Bewuchs durch zahlreiche<br />
Gorgonien erkennt man, dass die Zone<br />
strömungsreich ist. Normalerweise kann<br />
man sich gefahrlos im Strömungsschatten<br />
aufhalten. Im Bereich des Turmes<br />
haben sich etliche Conger und Muränen<br />
angesiedelt.<br />
Entfernt man sich einige Meter vom Bug,<br />
um das Schiff von vorne zu betrachten,<br />
wirkt das U-Boot, als würde es fahren!<br />
UN, MB<br />
Wrack-Informationen<br />
Südfrankreich bietet noch viel mehr an „Wrackspezialitäten, zum Beispiel<br />
• Die „Togo“ bei Cavalaire, in einer Tagesfahrte auch von Hyeres aus erreichbar, ebenso<br />
von St. Topez. Sie ist ein Klassiker wie die „Donator“. 1882 in England erstmals ausgelaufen,<br />
bildete der Dreimastsegler mit Stahlrumpf und Dampfmaschinenunterstützung<br />
ein Novum der damaligen Schiffsbaukunst. Die Länge betrug 76 Meter bei einer<br />
Breite von 10,35 Meter. Am 12. Mai 1918 lief sie auf eine Seemine Typ UC-35, die von<br />
einem U-Boot gelegte wurde. Die „Togo“ zerbrach in zwei Teile und sank. Heute liegt<br />
das Frontstück auf sanft abfallendem Sandgrund, der höchste Punkt wird vom ersten<br />
Ladebaum gebildet und liegt bei 47 Meter, direkt unten am Bug ist man bereits auf 55<br />
Meter Tiefe. Das Heckteil mit seinen gut sichtbaren, gigantisch wirkenden Maschinen<br />
liegt ungefähr 300 Meter entfernt in einer Tiefe von 68 Metern.<br />
• „La Tantine“, besser bekannt als „Barge aux Congres“ oder „Congerwrack“. Nur ein<br />
Lastkahn ohne eigenen Antrieb, im Französischen wird dieser Typ auch „Chaland“ genannt.<br />
Er kenterte während eines Sturmes 1950 und liegt seitdem auf Sandgrund in 49<br />
Meter Tiefe. Der Kahn ist nur 20 x 6 Meter groß und erreicht mit den Resten des Stahlkranes<br />
eine maximale Höhe von drei Metern. Einziger Unterschlupf weit und breit und<br />
damit Behausung von Conger-Familien. Leider wurden sie über viele Jahre angefüttert<br />
und so mancher Tourist machte bei einer „Mund-zu-Mund-Fütterung“ eine schmerzhafte<br />
Begegnung mit den Tieren. Dieser Unfug ist nun vorbei, aber dennoch sind die bis zu<br />
zwei Meter langen Exemplare nach wie vor sehr neugierig, fast aufdringlich.<br />
• Die „Michel C“ liegt fast vor der Haustür des kleinen Hafens „La Tour Fondue“. 1866<br />
als „Le Correo de Cette“ vom Stapel gelaufen, maß sie knapp 40 Meter Länge bei<br />
weniger als sechs Metern Breite. Eine Besonderheit für die damalige Zeit war ihr Doppelschraubenantrieb.<br />
In der Nacht vom 26. auf den 27. November 1900 stieß sie, unter<br />
anderem mit Bier beladen, im dichten Nebel mit einem anderen Schiff der gleichen Reederei,<br />
der „Amphion“ zusammen. Die „Michel C“ sank in eineinhalb Minuten, nun ruht<br />
sie in 39 Meter Tiefe auf einem Felsen. Ein bis heute nicht geklärtes Mysterium ist der<br />
Umstand, dass sich auf dem Wrack im Gegensatz zu allen anderen der Region keine<br />
Gorgonien und Korallen ansiedelten.<br />
• Die „L´Arroyo“ liegt in der Region Toulon / Carqueiranne / La-Seyne-sur-Mer in der<br />
Nähe des Wracks „Tromblon“. Sue wurde 1921 gebaut und war ein 55 Meter langes<br />
Versorgungsschiff, dessen Hauptaufgabe darin bestand, andere Schiffe der Armee<br />
mit Frischwasser zu versorgen. Sie fuhr auch im französischen Indochinakrieg, bevor<br />
sie 1953 nach Toulon zurückbeordert wurde. Am 18. August 1953 wurde sie zu den<br />
Inselchen „Die zwei Brüder“ geschleppt und im Rahmen einer Übung gesprengt. 40 Kilo<br />
Dynamit im Maschinenraum und 20 Kilo in den Wassertanks sollten sie „zerlegen“. Der<br />
Bug liegt separat, auf der anderen Seite eines Felsens. Das Mittelschiff mit Heck ist<br />
zwar auseinandergebrochen, aber als Einheit erkennbar. Schraube und Ruderblatt sind<br />
in exzellentem Zustand, alle Luken sind geöffnet.<br />
7 <strong>DiveInside</strong> 03/2007
Reisen – Cote d‘Azur<br />
Wrack-Informationen<br />
• Die „Chaouen“ - ein deutscher Frachter, 1960/61 auf der Schichting-Werft in Travemünde gebaut, 90,4 Meter<br />
lang, 13,5 Meter breit mit 1.550 Tonnen Verdrängung. Das Schiff bediente im Liniendienst die Strecke Marseille<br />
– Casablanca, als es am 21. Februar 1970 voll beladen mit Orangen mittels automatischer Navigation<br />
Richtung Marseille lief, backbordseitig einen Felsen rammte und dann auflief. Schlepperhilfe wurde zu diesem<br />
Zeitpunkt abgelehnt. Eine unbestätigte Geschichte der Anwohner erzählt, dass die Mannschaft einen Geburtstag<br />
feierte und der Schiffsjunge als Rudergänger eingesetzt wurde, grobe Richtung „zur Insel da hinten“... Die<br />
tiefste Stelle bildet auch hier das Heck. Das Schiff verfügte über zwei Dieselmaschinen mit je 1370 PS, der<br />
Backbordpropeller liegt tief im Sand, die Steuerbordschraube und das gigantische Ruderblatt liegen frei.<br />
• Die „San Domenico“ liegt wenige Bootsminuten zwischen dem Alten Hafen (Vieux Port) und dem Fährhafen<br />
von Marseille. Der italienischer Dreimast-Frachtsegler, 1893 konstruiert und vom Stapel gelaufen, fand hier<br />
schon vier Jahre später, am 16. Juni 1897, in schwerem Sturm sein nasses Grab. Beachtlich, dass ein Schiff<br />
dieser Größenordnung mit 1.119 Tonnen zu diesem Zeitpunkt noch ohne Hilfsmaschine gebaut wurde. Heute<br />
ruht der vollständig erhaltene Stahlrumpf auf dem Kiel in 33 Meter Tiefe, die Bordwände ragen sechs bis acht<br />
Meter hoch. Das mächtige Ruder ist hart steuerbord gelegt, aber dieses letzte Manöver nützte nichts. Tipp:<br />
Bei guter Sicht vom Heck in Richtung Bug sehen und man kann sich gut die einstige Beplankung vorstellen,<br />
eine schöne Vision!<br />
• „Le Lagoubran“ - unterwegs zur „San Domenico“ kreuzt man die Position der „Le Lagoubran“, die allerdings<br />
auf 67 Meter Tiefe liegt. Diverse Netze, die sich am Wrack verfingen, abrissen und bis auf über 40 Meter aufsteigen,<br />
wurden schon so manchem Taucher zum Verhängnis.<br />
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