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Brummende Leitungen - ETH Zürich

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Forsch<br />

WER SICH SCHON EINMAL IN DER NÄHE EINER HOCHSPANNUNGSFREILEITUNG AUFGEHALTEN HAT, WEISS,<br />

DASS DER STROM DIE HAUSHALTE NICHT IMMER GERÄUSCHLOS ERREICHT, ZU HOREN SIND EIN BREITBANDIG<br />

KNISTERN UND EIN NIEDERFREQUENTER BRUMMTON. WOHER DAS BRUMMEN KOMMT UND WIE ES BESEITIGT<br />

WERDEN KANN, ERFORSCHEN WISSENSCHAFTLER IN ZÜRICH.<br />

Bei der Energieversorgung zählen Hochspannungs- ich geändert: Seit Mitte 200<br />

freileitungen zu den wichtigsten Komponenten. Sie<br />

an der Eidgenössischen Tec<br />

stellen die Verbindung zwischen Stromerzeugem und Hochschule (<strong>ETH</strong>) <strong>Zürich</strong> mit diesem P<br />

Stromverbrauchern her. Um elektrische Energie über Fachgruppe Hochspannungstechnologi<br />

große Distanzen zu übertragen, werden Spannungen Projekt Conor (Corona Noise Reductio<br />

bis 400.000 Volt verwendet. Die hohen Spannungen Leitung von Professor Klaus Fröhlich i<br />

helfen, Leitungsverluste trotz kleiner Leiterquerschnitte fen. 2006 wird das Projekt abgeschlo<br />

gering zu halten. Mit fortschreitender Technisierung Wissenschaftler hoffen, bis dahin die<br />

steigt der Strombedarf, weshalb Freileitungstrassen den, tieffrequenten Komponente der<br />

an Wohngebiete herangeführt werden müssen. Hinzu unter verschiedenen Umweltbedingun<br />

kommt ein steigender Flächenbedarf pro Einwohner, verstehen und Vorhersagen treffen zu<br />

mit der Folge, dass Baugebiete und Hochspannungs- Knistergeräusche ist in der Literatur se<br />

freileitungen immer dichter aneinander rücken. und so setzen die Forscher der <strong>ETH</strong> Zü<br />

Erkenntnisse zum tonalen Lärm auch i<br />

Das Knistern der <strong>Leitungen</strong> hört man bei jeder Witte- zum bekannten Wissen über Knisterge<br />

rung, den Bmmmton nur bei feuchtem Wetter. Bei Re- Weiteres Ziel ist schließlich die Entwic<br />

gen, Nebel oder Schnee ist er besonders gut zu hören. Methoden zur Schallreduktion der B<br />

Das ist für Menschen, die neben einer Hochspannungsfreileitung<br />

wohnen, manchmal ein Ärgernis. Vor allem Die Knistertöne nennt der Fachma<br />

nachts, wenn der Verkehrslärm verstummt, wird das sche. Sie sind bereits weitgehend<br />

Leitungsbmmmen nicht selten zur Hauptlännquelle, unter Spannung werden von elektrischen E<br />

zumal der tiefe Ton nur schlecht von den GebäudehüUen geben, wobei die Randfeldstärke auf der 0<br />

absorbiert wird. Tagsüber wird der Bmmmton zumeist der Seile gerade am größten ist. Wenn da<br />

von anderen Geräuschen übertönt, weshalb er bis vor Feld lokal erhöht ist, wie zum Beispiel an<br />

kurzem weitgehend unbeachtet blieb.<br />

oder kleinen Spitzen auf dem L


FORSCHUNG I<br />

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HocA~pannungs%r(oi/ei-<br />

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an diesen Stellen und erzeugt dabei ein Knistergeräusch.<br />

Dieses Geräusch hängt vor allem von der Spannung<br />

sowie von der Ausfühnuig und dem Zustand der Leihng<br />

ab, Koronaentladungen sind aber nicht nur wegen<br />

der Geräuschentwicklung unerwünscht, sondern auch,<br />

weil sie zu Energieverlusten führen. Die erste Idee zur<br />

Entstehung von Brummtönen bei feuchtem Wetter<br />

wurde in jüngerer Zeit publiziert. Eine erste Hypothese<br />

vermutete Wassertropfen als schwingende Membranen,<br />

die das Brummen eneugen. Berechnungen im Rahmen<br />

des Projekts Conor zeigen, dass diese mechanische<br />

Schailerzeugung tatsächlich existiert, aber um mehrere<br />

Größenordnungen zu gering ist, um die gemessenen<br />

Pegel erklären zu können.<br />

Als Quelle für den Brummton vermuten die <strong>Zürich</strong>er<br />

Forscher daher eine Impulsübertragung durch Ionen<br />

um den Leiter herum. Ursache für die Geräuschemission<br />

sind Wassertropfen, die durch periodische<br />

Entladungen Ionen in den Raum um den Leiter abgeben.<br />

Diese Ionen driften im elektrischen Feld und nehmen<br />

dabei Energie auf, die sie wiederum durch elastische<br />

Stöße an Luftmoleküle abgeben. Dies führt zu<br />

einer minimalen periodischen Temperaturänderung der<br />

Luft, wodurch sich die Luft ebenso periodisch ausdehnt<br />

und zusammenzieht. Während einer Netzperiode komm<br />

es zweimal zu einer Volumenausdehnung und einer<br />

Volumenvemngerung, weshalb der Brummton die doppelte<br />

Frequenz wie das Netz hat, also 100 Hertz bei unserer<br />

Netzfrequenz von 50 Hertz.<br />

-<br />

Wie lässt sich die Lärmbelästigung durch Knistern und<br />

Brummen verringern? Um Koronaerscheinungen zu reduzieren,<br />

werden so genannte Bundelleiter eingesetzt.<br />

Durch eine Erhöhung der Anzahl der Teiileiter im<br />

Bündel oder durch eine Vergrößerung der Radien der<br />

Leiter kann die Randfeldstärke vemngert werden.<br />

Leider sind Bündelleiter, die bereits seit vielen Jahren<br />

bei hohen Spannungsebenen (220.000 Volt, 380.000<br />

Volt) verwendet werden, kein Allheilmittel gegen Lärm,<br />

da bei dessen Entstehung noch zahlreiche andere<br />

Faktoren eine Rolle spielen. Um den Brummton zu unterdrücken,<br />

sind noch viele Untersuchungen notwendig.<br />

Mit speziellen Leitergeometrien, geeigneten Oberflächenstrukturen<br />

und Beschichtungen kann man zum<br />

Beispiel Anzahl und Form der Wassertropfen sowie das<br />

Abtrocknungsverhalten des Leiters beeinflussen. Da<br />

Tropfen je nach Größe, Ort und Form ein unterschiedliches<br />

Entladungsverhaiten zeigen, verursachen etwa<br />

hydrophil beschichtete Leiter eine geringere Lärmbelästigung.<br />

Während konstantem Regen ändert sich die<br />

Tropfenpopulation auf einem Leiter nicht, da sich Zufluss<br />

und Abfluss von Wasser die Waage halten. Nach<br />

dem Regen, also in der Abtrocknungsphase, ist die Verteilung<br />

der Tropfen einem ständigen Wandel unterworfen.<br />

Jetzt können hydrophile Beschichtungen zu einem<br />

schnelleren Abklingen der Schailemission beitragen.<br />

Nach bisherigem Wissensstand scheinen hydrophile<br />

Beschichtungen auf Siiiziumdioxid- bzw. Titandioxid-<br />

Basis potenziell geeignete Materialien zu sein, um<br />

Oberflächen von Hochspannungsseilen zu modifizieren.<br />

Im nächsten Schritt müssen mögliche Beschichtungen<br />

auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden. Da die<br />

Physik der Schallentstehung bei Knistergeräuschen und<br />

Brummtönen verschieden ist, bekämpfen Maßnahmen,<br />

die eine Komponente des Lärms reduzieren, nicht auch<br />

automatisch die zweite. Vermutlich werden daher zukünftig<br />

verschiedene Techniken dazu beitragen, sowohl<br />

Knistergeräusche wie auch Brummtöne zu verringern.<br />

Zngo Flachaus<br />

10 31.5 100 315 lk 3.15k 10k<br />

Terzband Mittenfrequenz 1 Hz<br />

Professor Klaus Fröhlich leitet<br />

das Projekt.<br />

GRAFIK<br />

Htf&edinguffgen<br />

ei eher Hochspun-<br />

einem wirmiiwpanierd<br />

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Im.mittleren und<br />

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erzeugen.<br />

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die Windgeräusche<br />

bei sehr tiefen<br />

Frequenzen hw<br />

schwuch wahrpnommen<br />

werden.<br />

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