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Urs Krüsi, Bestimmung und Beurteilung der Charakteristika von ...

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Dissertation ETH Nr. 16003<br />

<strong>Bestimmung</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Charakteristika</strong> <strong>von</strong><br />

Hochspannungsleistungsschaltern hinsichtlich<br />

ihrer Eignung für kontrolliertes Schalten<br />

ABHANDLUNG<br />

zur Erlangung des Titels eines<br />

Doktors <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

<strong>der</strong><br />

EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE<br />

ZÜRICH<br />

vorgelegt <strong>von</strong><br />

<strong>Urs</strong> <strong>Krüsi</strong><br />

Dipl. El.-Ing. ETH<br />

geboren am 28. September 1973<br />

<strong>von</strong> Speicher, AR<br />

Angenommen auf Antrag <strong>von</strong><br />

Prof. Dr. Klaus Fröhlich, Referent<br />

Prof. Dr. Lou van <strong>der</strong> Sluis, Korreferent<br />

Zürich, April 2005


Inhaltsverzeichnis<br />

Danksagung i<br />

Abstract vii<br />

Kurzfassung ix<br />

1 Problemstellung 1<br />

2 Stand des Wissens 3<br />

2.1 Kontrolliertes Schalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.2 Einschaltverhalten eines HS-Leistungsschalters im Bezug<br />

auf kontrolliertes Schalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2.1 Mechanisches Schliessverhalten eines Hochspannungsleistungsschalters<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2.2 Abnahme <strong>der</strong> dielektrischen Festigkeit beim Schliessen<br />

des Schalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.2.3 Berechnung <strong>von</strong> Vorzündwahrscheinlichkeitsdichten . 16<br />

2.3 Ausschalten kleiner kapazitiver Ströme . . . . . . . . . . . . 16<br />

3 Aufgabenstellung 19<br />

4 Methodik zur <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> <strong>Charakteristika</strong> eines HS-<br />

Leistungsschalters für kontrolliertes Einschalten 23<br />

4.1 Algorithmus zur <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> Leistungsschaltercharakteristiken<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

4.1.1 Prinzipieller Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24


iv INHALTSVERZEICHNIS<br />

4.1.2 Detaillierter Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

4.2 Computermodell des Vorzündverhaltens eines Leistungsschalters<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

4.2.1 Modellierung <strong>der</strong> Mechanik . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

4.2.2 Modellierung <strong>der</strong> Vorzündcharakteristik . . . . . . . 38<br />

4.2.3 Verifikation des Algorithmus . . . . . . . . . . . . . 39<br />

4.2.4 Einfluss nichtdeterministischer Streuung auf die Effizienz<br />

des Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4.2.5 Entkopplung <strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> mech. Schliesszeit <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong>jenigen des Vorzündzeitpunktes . . . . . . . . . . 42<br />

4.2.6 Extrapolationsmöglichkeiten <strong>der</strong> identifizierten Abhängigkeiten<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.3 Experimentelle Verifikation des Algorithmus an einem LS im<br />

Labor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

5 Berechnung <strong>der</strong> Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> Vorzündspannung<br />

aus RDDS <strong>und</strong> mechanischer Streuung 49<br />

5.1 Berechnung <strong>der</strong> Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> Transienten . . . 59<br />

5.2 Optimierung des Zeitpunktes <strong>der</strong> Kontaktberührung unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Vorzündcharakteristika . . . . . . . . 60<br />

5.2.1 Optimaler Zeitpunkt <strong>der</strong> Kontaktberührung für minimale<br />

Vorzündspannung . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

5.2.2 Optimaler Zeitpunkt <strong>der</strong> Kontaktberührung für maximale<br />

Vorzündspannung . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

6 Fallstudie: <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> Eignung eines Kondensatorbankleistungsschalters<br />

65<br />

6.1 Beschreibung <strong>der</strong> Kondensatorbank . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

6.2 Methodik des Eignungstests . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

7 Rückzündwahrscheinlichkeit beim kapazitiven Schalten 73<br />

7.1 Mathematische Beschreibung <strong>der</strong> dielektrischen Festigkeit<br />

des öffnenden Leistungsschalters . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

7.2 Berechnung <strong>der</strong> Rückzündwahrscheinlichkeit . . . . . . . . . 76<br />

7.3 <strong>Bestimmung</strong> des Potentials für die Aufwertung eines Kondensatorbankleistungsschalters<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . 81


INHALTSVERZEICHNIS v<br />

7.4 Sensitivitätsanalyse bezüglich <strong>der</strong> Streuungen <strong>von</strong> RRDS<br />

<strong>und</strong> Kontakttrennungszeitpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />

7.5 Experimentelle Verifikation im Labor . . . . . . . . . . . . . 84<br />

7.6 Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

8 Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Ausblick 91<br />

A Abkürzungen <strong>und</strong> Formelzeichen 99<br />

B Optimierung <strong>der</strong> Modellordnung 105<br />

C Simulation mit dem Leistungsschaltermodell 107<br />

C.1 Einfluss <strong>der</strong> nichtdeterministischen Streuung . . . . . . . . . 107<br />

C.2 Einfluss <strong>der</strong> externen Parameter . . . . . . . . . . . . . . . 109<br />

C.3 Statistik <strong>der</strong> Schliesszeiten ohne Identifikation . . . . . . . . 109<br />

C.4 Verifikation des Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110<br />

C.4.1 Identifizierte Kompensationsfunktionen . . . . . . . 113<br />

C.4.2 Kriterien zur <strong>Beurteilung</strong> des Algorithmus . . . . . . 113<br />

C.4.3 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117<br />

D Testaufbau <strong>und</strong> Messungen 119<br />

D.1 Testaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />

D.1.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />

D.1.2 Leistungsschalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />

D.1.3 Kontroller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120<br />

D.2 Bestimmen <strong>der</strong> Abhängigkeiten einzelner Parameter . . . . 120<br />

D.2.1 Abhängigkeit vom Antriebsdruck . . . . . . . . . . . 121<br />

D.2.2 Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Schliessspulenspannung . . . . 121<br />

D.2.3 Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Standzeit . . . . . . . . . . . . 122<br />

D.3 Identifikation <strong>der</strong> Abhängigkeiten bei gleichzeitiger Variation<br />

aller Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

D.4 Korrelation des Hauptkontakts mit einem Hilfskontakt . . . 124<br />

E Fallstudie: Modellierung <strong>und</strong> Simulation Kondensatorbank127<br />

E.1 Beschreibung <strong>der</strong> Kondensatorbank . . . . . . . . . . . . . . 127<br />

E.2 Modellierung <strong>der</strong> Kondensatorbank . . . . . . . . . . . . . . 128


vi INHALTSVERZEICHNIS<br />

E.3 Simulation: Einschalten erste Bank . . . . . . . . . . . . . . 128<br />

E.4 Resultate: Einschalten zweite Bank . . . . . . . . . . . . . . 130<br />

F Staggered operation 133<br />

G Beispielberechnung einer erhöhten Spannung o<strong>der</strong> Frequenz<br />

beim Up-rating <strong>von</strong> Kondensatorbankleistungsschaltern<br />

135


Abstract<br />

Numerous publications show that controlled switching is nowadays an established<br />

means to reducing switching transients in HVAC networks. Effective<br />

controlled switching requires the closing characteristic of the circuit-breaker<br />

to be reproducible. For this the closing characteristic and the dependencies<br />

of the closing time from such parameters as temperature, drive energy,<br />

close-coil voltage and idle time are required to be available. These dependencies<br />

are not known for circuit-breakers that are already installed in the<br />

network, and it is usually impossible to get the data from the manufacturer.<br />

Furthermore, no method is available that efficiently identifies the closing<br />

characteristic and dependencies and is capable of calculating the remaining<br />

scatter of the closing time of the circuit-breaker. Finally no method exists<br />

that would allow the evaluation of the suitability of the circuit-breaker for<br />

controlled switching.<br />

In a first step, a method is developed that calculates the closing characteristic<br />

(RDDS) and the dependencies of the closing time from the<br />

parameters on an installed circuit-breaker. With these results, the nondeterministic<br />

scatter of the mechanical closing time can be determined. A<br />

specifically developed mathematical model simulates the circuit-breaker<br />

closing characteristic. In the investigated range, the value of the nondeterministic<br />

scatter does not affect its efficiency. Laboratory tests on a<br />

145 kV SF6 circuit-breaker with a compressed-air drive verified the applicability<br />

of the method. Initially, the dependencies of the closing time on<br />

drive energy, close-coil voltage and idle-time are independently measured,<br />

varying only one parameter at a time. Subsequently, all three parameters<br />

are varied at the same time and the measured prestrike instants are evaluated<br />

using the proposed method. The closing times varied between -6.5 ms<br />

and 7.3 ms. The identified dependencies are in good agreement with the<br />

former that were independently determined. The non-deterministic mecha-


viii Abstract<br />

nical scatter could be reduced to -3.1 ms to 2.7 ms. This scatter can now<br />

be used to calculate the breaker’s suitability for controlled switching. A<br />

method is developed that calculates the frequency of occurrence of the expected<br />

switching transients. The requirements concerning these transients<br />

vary greatly among power utilities. It is therefore not practical to specify a<br />

hard limit. Thus, the suitability of a circuit-breaker can hardly be judged<br />

absolutely, but rather only whether it is more or less suitable. One of the<br />

main features of the presented method is that no time-consuming statistical<br />

simulations of a circuit-breaker are needed. The application of the<br />

method is demonstrated on an example of a fictitious case study.<br />

The de-energization of capacitive loads is another switching duty that is<br />

closely related to the statistics of the dielectric strength of moving contacts.<br />

A similar mathematical description of the dielectric strength of the opening<br />

contact gap was able to be used. The goal is to determine the influence of<br />

the prolonged arcing time on the restrike probability in a quantitative manner.<br />

In combination with results from development tests, this model allows<br />

the estimation of the circuit-breaker’s capability to de-energize capacitive<br />

loads at higher voltages and/or frequencies, by taking into account the<br />

statistical behavior of the opening gap. The resulting restrike probabilities<br />

are given as a function of arcing time and RDDS. These results are applied<br />

to the evaluation of laboratory tests 1 on a HVAC SF6 circuit-breaker. In<br />

this case, an arcing time of 2.8 ms allows an increase of the frequency to<br />

66 Hz and an increase of the voltage by 15%. The calculated restrike probabilities<br />

allow determination of the uprating potential of a circuit-breaker.<br />

The higher restrike probability at higher frequencies and/or voltages can<br />

be compensated with a prolonged arcing time — in some cases even overcompensated.<br />

Two new possible applications of controlled switching have been demonstrated<br />

in this thesis. The benefits of controlled switching for installed<br />

circuit-breakers is now quantifiable, and the influence of the arcing time on<br />

the restrike probability of a circuit-breaker can be estimated reasonably.<br />

1 Per Jonsson, ABB Sweden


Kurzfassung<br />

Wie in zahlreichen Veröffentlichungen beschrieben, hat sich kontrolliertes<br />

Schalten in den letzten Jahren als akzeptiertes Mittel zur Unterdrückung<br />

<strong>von</strong> Schalttransienten etabliert. Voraussetzung für erfolgreiches kontrolliertes<br />

Schalten ist die Reproduzierbarkeit des Schaltvorganges. Um dies<br />

mit Hochspannungsleistungsschaltern zu erreichen, müssen die Vorzündcharakteristik<br />

<strong>und</strong> die Abhängigkeiten <strong>der</strong> Schliesszeit <strong>von</strong> Parametern wie<br />

<strong>der</strong> Temperatur, <strong>der</strong> Antriebsenergie, <strong>der</strong> Schliessspulenspannung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Standzeit bekannt sein. Diese Abhängigkeiten sind bei bereits im Netz installierten<br />

Leistungsschaltern nicht vorhanden <strong>und</strong> können oftmals auch<br />

nicht beim Hersteller nachgefragt werden. Auch fehlen Methoden, welche<br />

die Vorzündcharakteristik (RDDS), die Abhängigkeiten <strong>von</strong> Parametern<br />

<strong>und</strong> die resultierende Streuung <strong>der</strong> Schliesszeit an einem bereits installierten<br />

Leistungsschalter in effizienter Weise bestimmen können. Des weiteren<br />

existierte bislang keine Methode, welche aufgr<strong>und</strong> dieser Werte eine <strong>Beurteilung</strong><br />

<strong>der</strong> Eignung des Leistungsschalters bezüglich des kontrollierten<br />

Schaltens zulässt.<br />

In dieser Arbeit wird daher als erster Schritt eine Methodik entwickelt,<br />

mit welcher die RDDS <strong>und</strong> die Abhängigkeiten <strong>der</strong> Schliesszeit <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />

Parametern an einem bereits installierten Leistungsschalter<br />

bestimmbar ist. Damit kann die nichtdeterministische Streuung <strong>der</strong> mechanischen<br />

Schliesszeit bestimmt werden. Mit einem mathematischen Modell,<br />

welches das Vorzündverhalten eines Leistungsschalter simuliert, lassen sich<br />

die Parameterabhängigkeiten identifizieren, unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> nichtdeterministischen<br />

Streuung im untersuchten Bereich.<br />

Zur Verifikation werden Labortests an einem mit Druckluft angetriebenen<br />

SF6-Leistungsschalter für 145 kV durchgeführt. Zuerst werden die<br />

Abhängigkeiten <strong>der</strong> Schliesszeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Antriebsenergie, <strong>der</strong> Schliessspu-


x Kurzfassung<br />

lenspannung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Standzeit unabhängig <strong>von</strong> einan<strong>der</strong> bestimmt. Dabei<br />

wird jeweils nur ein Parameter variiert. Anschliessend werden die drei Parameter<br />

gleichzeitig variiert <strong>und</strong> die gemessenen Vorzündzeitpunkte werden<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Methodik analysiert. Die Schliesszeiten streuen im Bereich<br />

<strong>von</strong> -6.5 ms bis + 7.3 ms. Die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Methodik gef<strong>und</strong>enen Abhängigkeiten<br />

stimmen gut mit denjenigen überein, welche zuerst unabhängig<br />

<strong>von</strong>einan<strong>der</strong> bestimmt wurden. Die nichtkompensierbare mechanische<br />

Streuung konnte auf -3.1 ms bis 2.7 ms verringert werden. Diese Streuung<br />

kann nun für die <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> Eignung des Leistungsschalters für kontrolliertes<br />

Schalten verwendet werden. Es wird eine Berechnungsvorschrift<br />

entwickelt, welche die Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> zu erwartenden Transienten<br />

bestimmt. Da die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Energieversorgungsunternehmen<br />

sehr unterschiedlich sind, kann kein allgemeingültiger Grenzwert für die<br />

Eignung des Schalters angegeben werden. Folglich gibt es kaum für kontrolliertes<br />

Schalten ungeeigneten Leistungsschalter, son<strong>der</strong>n nur mehr o<strong>der</strong><br />

weniger geeignete. Der Hauptvorteil dieser Methode liegt darin, dass zur<br />

<strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> zu erwartenden Schalttransienten in Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Schaltercharakteristik keine aufwendigen Simulationen mit einem streuenden<br />

Schalter durchgeführt werden müssen. In einer Fallstudie an einem<br />

fiktiven Kondensatorbankleistungsschalter wird die Vorgehensweise schrittweise<br />

demonstriert.<br />

Ein weiterer Schaltfall <strong>der</strong> unmittelbar mit <strong>der</strong> Statistik <strong>der</strong> dielektrischen<br />

Festigkeit sich bewegen<strong>der</strong> Kontakte in Zusammenhang steht, ist<br />

das Unterbrechen <strong>von</strong> kapazitiven Lasten. Hierzu wurde die dielektrische<br />

Festigkeit <strong>der</strong> öffnenden Schaltstrecke mit einem mathematischen Modell<br />

beschrieben. Ziel war, den Einfluss einer verlängerten Lichtbogenzeit auf<br />

die Rückzündwahrscheinlichkeit quantitativ zu beschreiben. Eine solche<br />

Beschreibung kann mit Hilfe <strong>von</strong> Entwicklungstests zur Abschätzung des<br />

möglichen Einsatzbereiches des Leistungsschalters bezüglich des Ausschaltens<br />

kapazitiver Lasten bei unterschiedlichen Spannungen <strong>und</strong> Frequenzen<br />

verwendet werden.<br />

Zudem sollte berechnet werden inwiefern kontrolliertes Verlängern <strong>der</strong><br />

Lichtbogenzeit das Schaltvermögen verbessert. Die mathematische Beschreibung<br />

berücksichtigt analog zur Beschreibung <strong>der</strong> Vorzündung die statistische<br />

Streuung des Vorgangs. Die resultierenden Rückzündwahrscheinlichkeiten<br />

sind als Funktion <strong>der</strong> Lichtbogenzeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> RRDS dargestellt.<br />

Dieses Modell wurden bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>von</strong> Labortests 2 an einem SF6-<br />

2 Per Jonsson, ABB Schweden


Hochspannungsleistungsschalter angewendet. Für den untersuchten Schalter<br />

ergibt sich bei einer Lichtbogenzeit <strong>von</strong> 2.8 ms <strong>und</strong> einer Rückzündwahrscheinlichkeit<br />

<strong>von</strong> 10 −5 eine mögliche Erhöhung <strong>der</strong> Frequenz auf 66 Hz<br />

bei gleichzeitiger Spannungserhöhung um 15%. Mit Hilfe <strong>der</strong> berechneten<br />

Rückzündwahrscheinlichkeiten kann nun erstmals das Potenzial einer Aufwertung<br />

des Leistungsschalters quantitativ bestimmt werden. Die Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Rückzündwahrscheinlichkeit beim Einsatz bei höherer Spannung<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Frequenz kann durch eine kontrollierte Lichtbogenzeitverlängerung<br />

wie<strong>der</strong> kompensiert o<strong>der</strong> in manchen Fällen sogar überkompensiert<br />

werden.<br />

Diese Arbeit hat dem kontrollierten Schalten zwei neue Gebiete eröffnet.<br />

Einerseits wurde <strong>der</strong> Nutzen des kontrollierten Schaltens <strong>von</strong> bereits<br />

installierten Leistungsschaltern quantifizierbar gemacht <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />

kann nun <strong>der</strong> Einfluss einer kontrollierten Lichtbogenzeit auf die Rückzündwahrscheinlichkeit<br />

eines Schalters sinnvoll abgeschätzt werden.<br />

xi

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