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Dem Trinkwasser<br />

auf der Spur<br />

Entdecken Sie den<br />

Wasser-Erlebnispfad Grasdorf


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Stadtwerke Hannover AG<br />

Postfach 5747, 30057 Hannover<br />

Telefon (0511) 430-0<br />

Telefax (0511) 430-2165<br />

kommunikation@enercity.de<br />

www.enercity.de<br />

Redaktion<br />

Andreas Kalix, Abteilung Wasserwerksbetrieb<br />

Carlo Kallen, Abteilung Unternehmenskommunikation<br />

Wilhelm Michaelis, Abteilung Wasserwirtschaft<br />

Fotografie<br />

Janine Matulla<br />

Druck<br />

Benatzky Druck und Medien, Hannover<br />

Juli 2010, 1.000 Exemplare


Inhalt<br />

2 Wasser<br />

4 Trinkwasser und Natur<br />

5 Der Wasser-Erlebnispfad<br />

6 Schild Wasserschutzgebiet (Station 1)<br />

7 Das Wasserwerk Grasdorf (Station 2)<br />

8 Die Versickerungsbecken (Station 3)<br />

9 Die Pappel (Station 4)<br />

10 Die Landschaft (Station 5)<br />

11 Blick zum Agnes-Karll-Krankenhaus (Station 6)<br />

12 Das Grundwasser (Station 7)<br />

13 Wiese, Weide und Acker (Station 8)<br />

17 Das Naturschutzgebiet (Station 9)<br />

18 Die Kopfweide (Station 10)<br />

19 Der Storch (Station 11)<br />

20 Der Brunnenplatz (Station 12)<br />

22 Alte Leine (Station 13)<br />

25 Der Auwald (Station 14)<br />

26 Schöpfwerk und Kaskade (Station 15)<br />

27 Die Brunnen (Station 16)<br />

28 Grundwassermessstelle (Station 17)<br />

28 Blick auf die historische Brücke (Station 18)<br />

1


Wasser<br />

ist unser wichtigstes Lebensmittel und als lebenswichtiges Element<br />

durch nichts zu ersetzen. Für den Wasserbedarf in Haushalt,<br />

Gewerbe und Industrie stellen die Stadtwerke Hannover einwandfreies<br />

Wasser zur Verfügung. Es erfüllt alle gesetzlichen Vor -<br />

schriften der Trinkwasserverordnung und trägt daher den Namen<br />

Trink wasser zu Recht.<br />

Um die Trinkwassergewinnung und die Wasserversorgung auch langfristig<br />

gewährleisten zu können, gehören der schonende und<br />

rationelle Umgang mit Wasser sowie Maßnahmen zum Schutze des<br />

Grundwassers – und damit der Umweltschutz – zu den Zielen<br />

der Stadtwerke Hannover AG.<br />

Das Versorgungsgebiet der Stadtwerke umfasst mit einer Fläche<br />

von rund 1.000 Quadratkilometern die Lan des hauptstadt und zahlreiche<br />

Städte und Gemeinden im Großraum. In diesem Bereich<br />

wohnen mehr als 650.000 Menschen und jeder von ihnen verbraucht<br />

rund 125 Liter Wasser pro Tag.<br />

Die nutzbare Wasserabgabe an Gewerbe, Industrie und Haus halte<br />

beträgt über 40 Millionen Kubikmeter im Jahr. Das ist ein Gesamt<br />

verbrauch von rund 120.000 Kubikme tern Trinkwasser pro Tag.<br />

Der Maschsee (Inhalt etwa eineinhalb Millionen Kubik meter)<br />

würde in weniger als zwei Wochen „ausgetrunken“ sein.<br />

Verbräuche im Haushalt pro Tag<br />

38 Liter<br />

Baden/Duschen<br />

8 Liter<br />

Garten/Sonstiges<br />

8 Liter<br />

Geschirrspülen<br />

38 Liter<br />

Toilettenspülung<br />

8 Liter<br />

Körperpflege<br />

5 Liter<br />

Reinigen<br />

16 Liter<br />

Waschen<br />

4 Liter<br />

Trinken/Kochen<br />

2


Trinkwasser und Natur<br />

d<br />

Mit dem Wasser-Erlebnispfad möchte die Stadtwerke Hannover AG<br />

dem Besucher interessante Informationen über die Gewinnung<br />

und die Aufbereitung von Wasser vermitteln. Denn ähnlich wie<br />

in Grasdorf entsteht auch in unseren Wasser werken Elze-Berkhof<br />

und Fuhrberg unser Trinkwasser aus Grundwasser.<br />

Im Vordergrund steht aber der Wunsch, Ihnen die Einzigartigkeit<br />

des Biotops „Leineaue“ näherzubringen und den Zusammen hang<br />

zwischen Zielen der Wasserwirtschaft, des Naturschutzes und<br />

der Naherholung mit den sich daraus ergebenden Konflikten dar -<br />

zu stellen: So wird die Güte des Grundwassers zum Beispiel durch<br />

die Bodenbewirtschaftung, aber auch durch die Luft- und Leinewasserqualität<br />

im Wassereinzugsgebiet beeinflusst. Landschaftsund<br />

Naturerleben sollten die Grundlagen für den Be su cher bilden,<br />

der auf dem Wasser-Erlebnispfad wandert. Da kommt dann sicher<br />

ganz von allein der Gedanke auf, dass jeder Einzelne verantwortlich<br />

ist für den behutsamen Um gang mit Natur und Landschaft, mit<br />

Pflanzen, Tieren und Wasser.<br />

4


Der Wasser-Erlebnispfad<br />

d<br />

Er ist rund vier Kilometer lang und lässt sich gut in 100 Minuten<br />

begehen. Holzpflöcke mit Nummern markie ren Standorte, zu<br />

denen wir Ihnen In for mationen vermitteln möchten. Unter den ent -<br />

sprechenden Num mern in der Broschüre können Sie die den<br />

Standorten zugeordneten Erläute run gen nachlesen.<br />

Am Ende der Broschüre finden Sie einen ausklappbaren Orien -<br />

tierungs plan mit den Wegen und den ein ge zeichneten Standorten.<br />

Die Rei hen folge, in der Sie diese be suchen, überlassen wir Ihnen.<br />

An zwei Stellen stehen Informa tions tafeln, die Ihnen Hinweise auf<br />

An lagen des Wasserwerks und der Wasser ge winnung geben. Da<br />

im Werk mit dem Le bensmittel Wasser umgegangen wird, bitten<br />

wir um Ihr Verständnis, dass dieser Bereich ohne Führung nicht<br />

besichtigt werden kann.<br />

Ein Anliegen haben die Stadtwerke:<br />

Übersteigen Sie bitte nicht Zäune und Tore, um näher an Ob jekte<br />

heranzukommen. Sie würden die empfindliche Fauna und Flora<br />

stören. Von den Wegen aus können Sie alles gut sehen.<br />

Die Stadtwerke wünschen allen Besuchern des Wasser-Erlebnispfads<br />

viel Vergnügen beim Wandern und hoffen, dass Sie viele<br />

neue und nützliche Informationen rund um das Wasser und<br />

die Leine aue erhalten. Insbesondere aber hoffen wir, dass Sie uns<br />

helfen, Natur und Grundwasser zu schützen.<br />

Übrigens können Gruppen (zum Beispiel Schulklassen) auch<br />

Füh run gen vereinbaren. Informationen dazu erhalten Sie unter der<br />

Telefonnummer (0511) 430-2607.<br />

5


Schild Wasserschutzgebiet<br />

Mit diesem Schild wird ein Wasserschutzgebiet gekennzeichnet.<br />

Über eine Schutzgebietsverordnung werden Nutzungsbeschränkungen,<br />

Duldungspflichten oder Verbote entsprechend dem<br />

Niedersächsischen Wassergesetz geregelt. Je näher man an die<br />

Brunnen herankommt, desto strenger sind die Auflagen.<br />

Gewässer, und dazu zählt auch das Grund wasser, sollen im<br />

Inte resse der öffentlichen Wasser ver sorgung vor nachteiligen Auswirkungen<br />

geschützt werden.<br />

Es gibt drei Schutzzonen mit unterschied lichen Beschrän kungen:<br />

>> Zone I – Fassungsbereich:<br />

zehn Meter um den Brunnen herum.<br />

>> Zone II – engere Schutzzone – (in Grasdorf<br />

als Wasser gewinnungsgelände bekannt).<br />

Vom äußeren Rand dieser Zone fließt das<br />

Grundwasser innerhalb von 50 Tagen zum<br />

Brunnen.<br />

>> Zone III – weitere Zone – umfasst das<br />

gesamte 2.700 Hektar große Einzugsgebiet.<br />

Foto: Stadtwerke Hannover AG<br />

6


Das Wasserwerk Grasdorf<br />

Seit über 100 Jahren wird hier in Grasdorf Trinkwasser gewonnen:<br />

Das Wasserwerk wurde im Jahr 1899 erbaut. Täglich können hier<br />

bis zu 12.000 Kubikmeter Wasser gefördert werden.<br />

Im Wasserge winnungs gelände befinden sich neun Vertikal- und<br />

sieben Ho ri zontal filter brunnen, die in einer Tiefe von acht Metern<br />

das Grund wasser sammeln.<br />

In dem Gebäude, vor dem Sie gerade stehen, wird das Grundwasser<br />

gereinigt, gefiltert und aufbereitet, sodass es chemisch und bakteriologisch<br />

einwandfrei als Trinkwasser zu unseren Kunden gepumpt<br />

werden kann.<br />

Durch die große Rohrleitung (80 Zentimeter Durchmesser) rechts<br />

auf der Brücke wird es in das Versorgungssystem der Stadt werke<br />

eingespeist.<br />

Hier in Grasdorf wird auch Talsperrenwasser aus dem Harz übernommen<br />

und dem Gras dorfer Wasser beigemischt. 95 Prozent des<br />

aus der Region Hannover benötigten Wassers wird von den Stadtwerken<br />

in eigenen Werken aufbereitet. 90 Prozent in den beiden<br />

nördlichen Werken Elze-Berkhof und Fuhrberg, weitere 5 Prozent<br />

hier in Grasdorf.<br />

Betrachten Sie bitte auch die Schautafel „Der lange Weg der Trink -<br />

wassergewinnung“.<br />

7


Die Versickerungsbecken<br />

Acht Versickerungsbecken durchziehen das Was ser gewinnungs -<br />

gebiet Grasdorf. Auf insgesamt 24.000 Quadratmetern versickert<br />

das Wasser in den Boden.<br />

Das Wasserwerk Grasdorf fördert bis zu 139 Liter Wasser in jeder<br />

Sekunde. So viel kann mit dem Grundwasserstrom nicht immer<br />

nachfließen. Deshalb wird Leinewasser zur Grundwasseranreicherung<br />

benutzt. Und das funktioniert so: Dort, wo die Versickerungsbecken<br />

angelegt sind, ist der anstehende Auelehmboden<br />

abgetragen und durch eine Sandschicht er setzt worden, die zu den<br />

unteren grobkörnigeren Bo den schichten Kontakt hat.<br />

Das Prinzip der Wasserreinigung ist der Natur abgeschaut. Das<br />

Leinewasser in den Becken sickert langsam durch die eineinhalb<br />

Meter mächtige Sandschicht in die darunter liegenden Bodenschichten<br />

und wird durch die Tätigkeit zahlreicher Mikroorganismen<br />

und die Filterwirkung des Bodens gereinigt. Das Leine -<br />

wasser wird so zu kühlem Grundwasser. Seien Sie nicht erstaunt,<br />

wenn die Versickerungsbecken leer sind. Dann wird gerade keine<br />

„Zu gabe“ gebraucht oder das Wasser versickert sofort.<br />

An manchen Becken wird vielleicht auch gearbeitet, da die Filterschichten<br />

in regelmäßigen Ab ständen erneuert werden müssen.<br />

Zwei nicht mehr benötigte Becken sind zu Biotopen umgestaltet<br />

worden (siehe Station 7). Bitte beachten Sie auch die „Sensen -<br />

vögel“, die sich hier zur Rast niedergelassen haben und sich über<br />

das durch die Trinkwassergewinnung geschützte Gebiet freuen.<br />

8


Die Pappel<br />

Die Pappel stammt aus Persien und ist seit dem 17. Jahr hundert<br />

auch in Mitteleuropa verbreitet. Diese Pyra mi denpappeln sind eine<br />

Form der Schwarzpappel und wurden erst im Jahr 1930 gepflanzt.<br />

Sie sind schnellwüchsig und können in 50 Jahren 25 Meter hoch<br />

werden.<br />

Pappeln prägen sehr stark das Bild einer Landschaft. Staunässe und<br />

längere Überflutungen, wie sie hier in der Leineaue vor kommen,<br />

halten sie gut aus. Deshalb wurden sie früher von Land wir ten gern<br />

für solche Stand orte ausgewählt.<br />

In vergangenen Zei ten wurden der Pap pel ma gische Kräf te zu gesprochen.<br />

So sol len Haare schneller wach sen, wenn man ein Haarbüschel<br />

mit Sal be aus Pappel knospen be streicht und an dem<br />

Baum befestigt. Viele Mäd chen glaub ten da ran – Sie auch?<br />

Die „Sensenvögel“<br />

sind Teil eines<br />

Rad wander weges<br />

entlang des „Grünen<br />

Rings“ um Hannover.<br />

Seine Stationen<br />

sind blau gestaltet.<br />

9


Die Landschaft<br />

Wasser – Grundwasser und Flusswasser – bestimmen das Aussehen<br />

dieser Landschaft. In jedem Frühjahr wird deutlich, weshalb<br />

das Gebiet als Grünland genutzt wird und nicht schon in Ackerland<br />

umgewandelt wurde. Die Frühjahrs überschwemmungen in<br />

der Leineaue machen eine rechtzeitige Bestellung des Bodens<br />

un möglich.<br />

Zwar würde moderne Technik durch Entwässe rungs maßnahmen<br />

den Boden „ackerfähig“ machen können. Dies hätte aber negative<br />

Auswirkungen auf die Grundwasser qualität und auf die Pflanzenund<br />

Tierwelt. Da dieses Gebiet jedoch der Wassergewinnung dient<br />

und das Gelände zwischen Alter Leine und Leine sich fast ausschließlich<br />

im Besitz der Stadtwerke befindet, konnte diese Landschaft<br />

vor we sent licher Umgestaltung bewahrt werden.<br />

10


Blick zum Agnes-Karll-<br />

Krankenhaus<br />

Von diesem Standort aus sehen Sie das Agnes-Karll-Kran kenhaus<br />

in Laatzen. Es verbraucht im Jahr so viel Wasser, wie das Wasserwerk<br />

Grasdorf in etwa drei Tagen fördert. Zum Vergleich: Der<br />

durchschnittliche tägliche Was ser ver brauch beträgt rund 125 Liter<br />

pro Per son. Das sind im Jahr circa 45.000 Liter Trinkwasser oder<br />

rund 225 mit Wasser gefüllte Badewannen.<br />

Zur Deckung dieses Bedarfs wird in unserer Region ausreichend<br />

Grundwasser – aus Regenwasser und Schnee – für die Wassergewinnung<br />

nachgeliefert. Um diese Menge aber auch zukünftig<br />

in der geforderten Qualität erbringen zu können, ist es wichtig,<br />

dass jeder zur Reinhaltung unseres Wassers beiträgt. Auch der bewusste<br />

Umgang mit Wasser ist wichtig. Anre gungen und Tipps<br />

können Sie bei uns anfordern.<br />

11


Das Grundwasser<br />

Grundwasser entsteht aus Regenwasser. Das Wasser versickert,<br />

stößt auf eine wasserundurchlässige Schicht und fließt auf ihr entlang.<br />

Wird die Menge zu groß, tritt das Wasser an die Ober fläche.<br />

Vielleicht ist es ja gerade Frühling und Sie sehen große Pfützen<br />

auf der Wiese. Der Auelehmboden lässt das viele Wasser nicht<br />

so schnell versickern. Regenwasser, aber auch das mit dem Grundwasserstrom<br />

aus weit entfernt liegenden Gebieten herantrans portierte<br />

Wasser wird durch das Erdreich gefiltert. Dabei legt es täglich<br />

80 Zentimeter zurück (zum Vergleich: eine Schnecke ist<br />

200-mal schneller). Man kann sich den Boden wie einen mit Wasser<br />

vollgesogenen Schwamm vorstellen: Das Wasser strömt hindurch,<br />

aber die darin befindlichen Teilchen, die durch die vielen<br />

Poren nicht hindurchpassen, bleiben daran hängen. Der Boden<br />

kann das Wasser auch chemisch reinigen. Stoffe, die im Wasser<br />

gelöst sind, lagern sich an einzelnen Sand- und Kieskörnchen<br />

an und sind damit aus dem Grundwasser entfernt. Die Stadtwerke<br />

Hannover AG setzt auf gut geschütztes Grund wasser als<br />

wichtigste Bezugsquelle. Derzeit stammen etwa 95 Prozent des<br />

Wassers aus Grundwasservorkommen. Die Filterwirkung des<br />

Bodens hängt von verschiedenen Fak toren ab, zum Beispiel von<br />

der Dauer der Passage, seiner Be schaffen heit und von der Art<br />

der Vegetation. Für die Reinigung des Was sers am vorteilhaftesten<br />

sind geschlossene Ve ge ta tions bestände, zum Beispiel Wald oder<br />

Grünland. Gleichzeitig nimmt das Wasser wertvolle Mineralstoffe<br />

aus dem Boden auf. Die erzeugte Mischung aus Grasdorfer<br />

Grund wasser und dem Talsperrenwasser aus dem Harz besitzt circa<br />

13 Grad dH und liegt damit – wie auch das aus den Wasserwerken<br />

Elze-Berkhof und Fuhrberg – im Härtebereich mittel.<br />

Das Bild zeigt ein<br />

ehe maliges Versickerungs<br />

becken.<br />

Da in diesem Bereich<br />

des Wasserschutzgebietes<br />

die Förderung<br />

seit einigen Jahren<br />

eingestellt wurde,<br />

um das angrenzende<br />

Natur schutzgebiet<br />

zu schonen, sehen<br />

Sie in diesem Becken<br />

jetzt Grundwasser.<br />

12


Wiese, Weide und Acker<br />

Wiesen und Weiden sind neben dem Wald ideale Nutzungsformen<br />

für ein Wasser gewinnungsgebiet, da der Boden ganz jährig und<br />

langfristig bewachsen ist und so als idealer Filter für das ver sickernde<br />

Regenwasser dient. Die Wiesen hier im Grasdorfer Wassergewinnungsgelände<br />

sind sehr artenreich und bieten somit einen<br />

idealen Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, Amphibien<br />

und Vögeln. Durch eine Schnittnutzung ein- bis zweimal pro Jahr<br />

wird eine Verbuschung dieser wertvollen Biotope verhindert.<br />

Damit die Besucher sich auch weiterhin an dem farben frohen und<br />

abwechslungsreichen Bild der Wiesen im Sommer erfreuen<br />

können, hat die Stadtwerke Hannover AG im Wasser gewin nungsge<br />

lände auf rund 200 Hektar Eigentumsflächen Grünland pflegever<br />

träge mit den Pächtern abgeschlossen. Die Pflegemaßnahmen<br />

orien tieren sich an der historischen Nutzung vor der Intensivierung<br />

der Landwirtschaft sowie an den Erfordernissen eines vorbeugenden<br />

Grundwasserschutzes (keine Düngung, kein Pflanzenschutzmitteleinsatz)<br />

und den Interessen des Naturschutzes –<br />

hier ins besondere des Wiesenvogelschutzes. Wiesen, die dem<br />

Schwerpunkt Storchenschutz dienen, dürfen ab Mitte Mai beziehungsweise<br />

Anfang Juni gemäht werden. Die späteren Mähtermine<br />

ab Ende Juni für den ersten Schnitt dienen dem Schwerpunkt<br />

„Schutz der bodenbrütenden Wiesenvögel“. Durch das<br />

späte Mähen, die Vorgabe einer Mindestschnitthöhe und das<br />

Mähen von innen nach außen werden Jungvögel ebenso wie<br />

Rehkitze und viele am Boden lebende Kleinlebewesen geschützt.<br />

13


Neben Wiesen gibt es im Wassergewinnungsgebiet auch noch<br />

einige Weiden, auf denen Rinder und Pferde ihr Futter finden. Die<br />

Besatz dichte hier in der Leineaue ist auf ein bis zwei Tiere pro<br />

Hektar begrenzt, sodass keine Beeinträchtigung der Vogelwelt zu<br />

erwarten ist. Elf Prozent des 2.700 Hektar großen Einzugsgebietes<br />

werden als Acker genutzt. Vom Lehrpfad aus sind die Felder<br />

aber nicht zu sehen. Größere Flächen erstrecken sich in den Gemarkungen<br />

Pattensen, Koldingen, Reden und Harkenbleck.<br />

Durch den Anbau von Zuckerrüben und Getreide werden auf den<br />

Ackerflächen die Grundnahrungsmittel Mehl und Zucker produziert.<br />

Gleichzeitig entsteht auf diesen Flächen das Lebensmittel<br />

Wasser. Der Landwirt muss daher im Wassereinzugsgebiet besonders<br />

verantwortungsvoll wirtschaften. Durch den Abschluss sogenannter<br />

„freiwilliger Vereinbarungen“ verpflichten sich die<br />

Landwirte beispielsweise, auf der Vertragsfläche keine Her bizide<br />

einzusetzen, und erhalten für ihren Mehraufwand einen finanziellen<br />

Ausgleich. Durch die Ansaat von Zwischenfrüchten nach<br />

der Ernte wird der Boden über Winter begrünt. Dadurch wird<br />

ein Abtrag der oberen Humusschicht durch Wind und Regen ebenso<br />

verhindert wie der Austrag überschüssiger Nährstoffe ins<br />

Grundwasser.<br />

14


Das Naturschutzgebiet<br />

Der Beobachtungsturm eröffnet Ihnen einen guten Zugang zu<br />

dieser schönen Landschaft, ohne dass durch Ihr Betreten der Naturhaushalt<br />

gestört wird. Das Naturschutzgebiet „Alte Leine“ besteht<br />

seit 1979 und wurde 1999 von 54 auf circa 317 Hektar ausge -<br />

weitet. Es verläuft entlang der Alten Leine quer durch das Wassergewinnungsgebiet.<br />

Besonders schützenswert sind die naturnahen<br />

Fließgewässerabschnitte:<br />

>> Restbestände von Weich- und Hartholz-Auenwäldern<br />

>> sich naturnah entwickelnde natürlich und künstlich entstandene<br />

Stillgewässer einschließlich ihrer Ufer- und Randbereiche<br />

>> alle sonstigen Feuchtbereiche wie Feuchtgrünland, Röhrichte,<br />

Feuchtgebüsche etc.<br />

Hervorzuheben ist außerdem die überregionale Bedeutung dieses<br />

Gebietes als Brut- und Rastgebiet zahlreicher Vogelarten. Im<br />

Bereich des Naturschutzgebietes im Wassergewinnungsbereich<br />

kommen circa 80 Brutvogelarten vor, von denen etwa 20 Arten<br />

auf der Roten Liste stehen. Darunter Arten der Kategorie 1 „vom<br />

Aus sterben bedroht“ wie der Wachtelkönig und der Kategorie 2<br />

„stark gefährdet“ wie das Tüpfelsumpfhuhn. Wenn im Frühjahr<br />

durch das Leinehochwasser weite Bereiche überschwemmt<br />

werden, ist dieses Gebiet für viele Zugvögel auf ihrem Weg von<br />

Afrika nach Polen, Russland und Skandinavien eine willkommene<br />

Zwischen station. So kommen mehr oder weniger regelmäßig<br />

weitere 30 Arten als sogenannte Gastvögel vor, die das Gebiet<br />

als Rastplatz und Nahrungshabitat nutzen.<br />

>> Klettern Sie auf den Beobachtungsturm und genießen Sie einfach<br />

die Schönheit und Ruhe dieser artenreichen Landschaft.<br />

Mit etwas Geduld werden Sie sicherlich einige der seltenen<br />

Tierarten beobachten können.<br />

17


Die Kopfweide<br />

Jahrhundertelang zogen die Korbflechter zu den Kopf weiden, um<br />

ihnen ihren Zweigschopf abzuschneiden. Die langen, biegsamen<br />

Ruten waren das Material ihres Hand werks. Alle drei Jahre<br />

konnte man im zeitigen Frühjahr die Weidenruten ernten. Durch<br />

jahr zehntelanges „Köpfen“ sind diese merkwürdigen Gestalten mit<br />

ihren dicken, oft hohlen Stämmen und den wuscheligen, dicht verzweigten<br />

Köpfen entstanden. Von diesem „Radikalschnitt“ hängt<br />

das Überleben dieses Baumes und seiner Bewohner (Fledermäuse,<br />

Höhlenbrüter, Insekten) ab. Die oft morschen, dicken Stämme<br />

können eine große Krone nicht tragen und würden zusammen brechen.<br />

Sie müssen deshalb zum „Friseur“.<br />

18


Der Storch<br />

Von Mitte März bis Anfang September verweilt ein Storchen paar<br />

in unserem Wassergewinnungsgelände, wo wir ihm vor einigen<br />

Jahren schon einen Nistplatz vorbereitet haben. Die Winterzeit verbringt<br />

es in Afrika. Jahr für Jahr kehrt das Storchenpaar seitdem<br />

zurück und zieht ein bis drei Junge groß. Die umliegenden Wiesen<br />

bieten einen „reich gedeckten Tisch“. Mäuse, Frösche, Heuschrecken,<br />

Regenwürmer und Schnecken dienen ihnen als Nahrung. Wir<br />

bitten Sie, die Störche nicht durch Ver lassen der Wege, lautes Rufen<br />

oder frei laufende Hun de bei der Fut ter suche aufzu schrecken.<br />

Denn für die Auf zucht des Nach wuchses muss Meister Ade bar<br />

eine Menge Futter zum Nest schaffen.<br />

19


Der Brunnenplatz<br />

Sie haben den Brunnenplatz erreicht. Von diesem Standort aus<br />

haben Sie einen guten Blick auf einige der insgesamt 16 Brunnen<br />

im Wassergewinnungsgebiet. Sie sind an ihrem Überbau zu<br />

erkennen. Schwierig war es seit jeher, das Wasser aus den Tiefen<br />

der Erde zu fördern. Aus einfachen Löchern oder gemauerten<br />

Schächten hat man über Jahrhunderte das Wasser für den täglichen<br />

Gebrauch geschöpft, sofern es nicht direkt den Flüssen entnommen<br />

wurde.<br />

Handpumpen, die man bei erreichbaren Grund wasserständen im<br />

eigenen Keller oder am Haus brunnen montieren konnte, waren<br />

bis vor wenigen Jahrzehnten noch eine wichtige Stütze der Wasserversorgung.<br />

Wollten Sie Ihren derzeitigen Wasser verbrauch von<br />

durchschnittlich rund 125 Litern am Tag mit solch einer Pumpe zutage<br />

fördern, müssten Sie den Hebel dieser Handpumpe rund<br />

220-mal auf und ab bewegen, vom Verteilen des Wassers im Hause<br />

ganz abgesehen. Die Pumpe hier am Brunnenplatz wurde für Sie<br />

aufgestellt. Lassen Sie das Grundwasser doch einfach mal über Ihre<br />

Hände oder Arme laufen. Es ist erfrischend kühl und zeigt uns,<br />

dass Wasser auch dann in der Nähe ist, wenn man es nicht gleich<br />

sehen kann.<br />

Vertikalfilter -<br />

brunnen<br />

Horizontalfilterbrunnen<br />

20


Heute wird das Wasser in Grasdorf aus leistungsfähigen Brunnen<br />

gewonnen. Neun Vertikalfilterbrunnen, auch Bohr brunnen genannt,<br />

sind bis in die wasserführenden Schichten vorgetrieben.<br />

Das Filterrohr hat kleine Öffnungen, damit das Grund wasser<br />

eintreten kann. Eine Pumpe im Wasserwerk sorgt für genügend<br />

Unterdruck, sodass das Wasser aus dem Brunnen über eine<br />

Rohrleitung in das Wasserwerk fließen kann.<br />

Darüber hinaus sind sieben Horizontalfilterbrunnen im Einsatz.<br />

Beim Bau eines solchen Brunnens werden Filterrohre mittels hydraulischer<br />

Pressen strahlenförmig ho rizontal in die wasserführenden<br />

Schichten getrieben. Vier bis sechs Filterstränge mit<br />

einer jeweiligen Länge von 32 bis 40 Metern ergeben dabei eine<br />

sehr hohe Förderleistung. Eine Unterwasserpumpe erzeugt hier<br />

den nötigen Druck für den weiteren Weg des Grund wassers. Die<br />

schematischen Darstellungen zeigen Ihnen die Arbeits weise<br />

der Brunnen.<br />

21


Alte Leine<br />

Die Alte Leine als westlicher Grenzbach des Wassergewinnungsgebietes<br />

ist einer der wenigen noch übrig gebliebenen wasserführenden<br />

Bachläufe des Leinefluss systems.<br />

Sein Wasser wird heute aus dem Zusam menfluss zweier kleinerer<br />

Bäche und zahlreicher Ent wässe rungsgräben gespeist. Mächti ge<br />

Baumgestalten an seinen Ufern zeugen von der Ver gangenheit, als<br />

noch das gesamte Leinetal vom Au wald bedeckt war. Bevor man<br />

vor etwa 500 Jahren massiv in die Flusslandschaft Leineaue eingriff,<br />

war das Leinetal ein circa eineinhalb Kilo me ter breites<br />

Band, das von vielen Neben- und Totar men, Kol ken und Hochwasser<br />

rinnen durchzogen war.<br />

22


Der Auwald<br />

Aue nennt man eine flussbegleitende Landschaft, die zeitweise<br />

überflutet wird. In der Regel bestehen die hier wachsenden Baumgesellschaften<br />

aus Weide, Schwarzpappel, Erle, Esche, Ulme,<br />

Ahorn, Eiche und Hainbuche.<br />

Bevor der Mensch durch Entwässerung zur landwirtschaftlichen<br />

Nutzung, Flussbegradigung und Hochwasser schutz maßnahmen<br />

in die Dynamik der Leine eingriff, war das ge samte Flusstal vom<br />

Auwald überzogen. Heute sind weite Teile der Leineaue in ihrer<br />

natürlichen Ausprägung verloren. Im Wasser ge winnungs ge biet<br />

ist das „Kleine Holz“ ein letztes Relikt dieser Landschaft. Es<br />

wurde mit standortgerechten Baumarten aufgeforstet und bietet annähernd<br />

das ur sprüng liche Land schafts bild mit einem Lebens raum<br />

für viele einheimische Tierarten.<br />

25


Schöpfwerk und Kaskade<br />

Hier wird Wasser aus der Leine entnommen und über die Versickerungsbecken<br />

dem Grundwasser zugeführt. Das Leinewasser<br />

wird zur Belüftung über Kaskaden geleitet und gelangt zur<br />

Reinigung in ein Vorklärbecken. Die an schlie ßende gezielte Einleitung<br />

des Wassers in die einzelnen Ver sickerungsbecken ermöglicht<br />

eine großräumige Vertei lung auf das Gebiet des Wassergewinnungs<br />

geländes.<br />

Die Schautafel zeigt, welchen Weg das Wasser nimmt, bis es den<br />

Kunden erreicht. Nach Gebrauch durchläuft das Wasser mehrere<br />

Reinigungsstufen in einem Klärwerk, bevor es wieder in die Leine<br />

zurückfließt. So schließt sich ein kleiner Wasserkreislauf.<br />

26


Die Brunnen<br />

Von hier aus können Sie einige der sieben Horizon tal filter brunnen<br />

sehen. Sie sind zwischen 1971 und 1973 gebaut worden. Die<br />

Schächte mit einem Durchmesser von zweieinhalb Metern sind<br />

acht Meter tief.<br />

Durch die strahlenförmig an geordneten Fil ter stränge aus Edelstahl<br />

von 295 Millime tern Durch messer gelangt das Grundwasser in<br />

die Brunnen schäch te. Die Tauch pumpen fördern bis zu 90 Kubikmeter<br />

Wasser pro Stunde in das Wasser werk.<br />

Alle Filterstränge werden regelmäßig untersucht und nach Bedarf<br />

gereinigt. Bei extremem Hochwasser werden die Brunnen abgeschaltet.<br />

Im Jahr 1993 sind zum Schutz der elektrischen Anlagen<br />

neue Brunnenhäuschen gebaut worden.<br />

27


Grundwassermessstelle<br />

Foto: Stadtwerke Hannover AG<br />

Über das Wassergewinnungsgebiet verteilt<br />

gibt es über 250 Grundwassermessstellen.<br />

Einmal im Monat werden die Grundwasserstände<br />

gemessen. Die an einem Bandmaß<br />

be festigte Brunnenpfeife „pfeift“,<br />

sobald sie in das Grund wasser eintaucht.<br />

An einigen Messstellen sind auch automatische<br />

Datenlogger eingebaut. Die Grundwasserstände<br />

werden registriert und ausgewertet,<br />

um die Grundwasservorräte zu<br />

bestimmen und optimal zu bewirtschaften.<br />

Diese Messungen werden seit 1897 durchgeführt.<br />

Die Mess stellen dienen auch der<br />

Ent nahme von Wasserproben zur Ana lyse<br />

des Wassers und zur Qualitätskontrolle.<br />

Blick auf die<br />

historische Brücke<br />

Von diesem Standort aus können Sie die schöne alte Brücke gut<br />

sehen. Sie wurde im Jahr 1900 erbaut und steht unter Denkmalschutz.<br />

Die einbogige Bauweise nur aus Beton war damals eine<br />

Sensation. Die Gewölbestatik machte eine Stahlkonstruktion überflüssig.<br />

Bauwerke dieser Art findet man nur selten. Die Brücke<br />

wurde 1993 vollständig restauriert, die benachbarte Flutbrücke<br />

2007.<br />

Wenn Sie auf Ihrer Wanderung „rund um das Wasser“ an die<br />

Brücke herankommen, schauen Sie sich das Bauwerk doch auch<br />

einmal aus der Nähe an.<br />

Foto: Stadtwerke Hannover AG<br />

28


Wegeplan<br />

Zeit: etwa 100 Minuten<br />

Länge: 18 Stationen auf etwa 4 Kilometer<br />

1 Schild Wasserschutzgebiet<br />

2 Das Wasserwerk Grasdorf<br />

3 Die Versickerungsbecken<br />

4 Die Pappel<br />

5 Die Landschaft<br />

6 Blick zum Agnes-Karll-Krankenhaus<br />

7 Das Grundwasser<br />

8 Wiese, Weide und Acker<br />

9 Das Naturschutzgebiet<br />

10 Die Kopfweide<br />

11 Der Storch<br />

12 Der Brunnenplatz<br />

13 Alte Leine<br />

14 Der Auwald<br />

15 Schöpfwerk und Kaskade<br />

16 Die Brunnen<br />

17 Grundwassermessstelle<br />

18 Blick auf die historische Brücke<br />

Wie kommt man zum<br />

Wasser-Erlebnispfad?<br />

Anreise mit dem Auto:<br />

>> Die Hildesheimer Straße stadtauswärts bis zum Agnes-Karll-<br />

Krankenhaus in Laatzen, etwa 100 Meter weiterfahren, dann<br />

rechts einbiegen in „Langer Brink“, wieder rechts in den<br />

„Reinekamp“. Bitte vor der Brücke parken.<br />

Öffentliche Verkehrsmittel:<br />

>> Mit der Stadtbahn Linie 2 bis zur Station Laatzen/Krankenhaus,<br />

in Fahrtrichtung weitergehen und rechts einbiegen und<br />

weitergehen wie oben beschrieben.

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