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Platz da! (?). Kitas - Evangelische Kirche Stuttgart

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Juli 2013| Nr. 60<br />

Thema: PLatz <strong>da</strong>! (?) <strong>Kitas</strong> – <strong>Kirche</strong> mit Kindern<br />

All inclusive<br />

Kinder, <strong>Kirche</strong> und mehr<br />

Sie stehen für viele andere: innovative Angebote in den Stadtbezirken<br />

Neben einer sehr facettenreichen Arbeit in den vielen evangelischen Kindertagesstätten<br />

gibt es im <strong>Kirche</strong>nkreis ein großes Angebot für Gruppen mit Kindern, die<br />

sich unter dem Dach der <strong>Kirche</strong> zusammenfinden.<br />

In Zuffenhausen bietet Gabriele Mihy<br />

Inklusion einmal anders herum an. Ursprünglich<br />

gab es dort seit 1973 ein<br />

Waldheim lediglich für Kinder und Jugendliche<br />

mit Behinderung. So ganz<br />

streng getrennt wurde jedoch noch nie,<br />

denn die Geschwister, die Kinder der Mitarbeiter<br />

und deren Freunde mischten von<br />

je her mit. 2008 schließlich beschloss die<br />

Diakonin, die Nicht-Behinderten zu inkludieren.<br />

Die Reaktion der Mitarbeiter auf ihren<br />

Vorschlag hat sie noch lebhaft in Erinnerung.<br />

„Die sind so anstrengend, wollen<br />

wir uns <strong>da</strong>s antun?“, hieß es <strong>da</strong>. Damit<br />

waren jedoch beileibe nicht die Kinder<br />

und Jugendlichen mit Behinderung gemeint.<br />

Die Mitarbeiter jammerten vielmehr<br />

angesichts der Aussicht, mit lebhaften<br />

Nichtbehinderten<br />

arbeiten zu müssen, die<br />

womöglich wieder ganz<br />

andere Bedürfnisse haben<br />

würden. „Mir hat <strong>da</strong>s die<br />

Augen geöffnet, warum<br />

Inklusion von der anderen<br />

Seite aus so schwierig ist“,<br />

erklärt Gabriele Mihy.<br />

Sie machten es trotzdem.<br />

Um für <strong>da</strong>s neue Angebot<br />

zu werben, gingen<br />

sie an die Zuffenhausener<br />

Grundschulen. Das ist<br />

nun gar nicht mehr nötig,<br />

die Nachfrage ist <strong>da</strong>. 15<br />

bis 20 nichtbehinderte<br />

und zehn bis 15 behinderte<br />

Teilnehmer kommen<br />

regelmäßig in den<br />

Faschings-, Oster- und<br />

Herbstferien ins Waldheim<br />

zu einer gemeinsamen Woche. „Wir<br />

fahren Schlitten, wir machen Ausflüge,<br />

hoch im Kurs steht <strong>da</strong>bei Sensapolis, wir<br />

gehen in die Wilhelma und ins Schwimmbad,<br />

wir kegeln und fahren zum Märchengarten“,<br />

erzählt Mihy. Die Kinder kommen<br />

gerne immer wieder, manche alle drei Mal<br />

pro Jahr. Sie entscheiden sich ganz bewusst<br />

für <strong>da</strong>s Inklusions-Waldheim und<br />

schätzen hier die familiäre, ruhige Atmosphäre.<br />

„Und hier können sie mit unseren<br />

Fahrzeugen herumflitzen, <strong>da</strong>s können sie<br />

im Sommerwaldheim nicht“, erzählt Gabriele<br />

Mihy.<br />

Einen Vorteil sieht sie in dem Umstand,<br />

<strong>da</strong>ss sie anders als viele ihrer mit Inklusion<br />

beschäftigten Kollegen aus der Jugen<strong>da</strong>rbeit<br />

kommt und <strong>da</strong>durch bereits<br />

gute Kontakte zu möglichen Mitarbeitern<br />

geknüpft sind.<br />

Tanz-AG im Haus 44<br />

Jede Woche wird im Haus 44 der evangelischen<br />

Jugend <strong>Stuttgart</strong> (ejus) getanzt.<br />

15 Mädchen aus der benachbarten<br />

Tanzen: gut für‘s Selbstbewusstsein [Foto: fotolia]<br />

Schloss-Realschule kommen zur Tanz-AG<br />

zusammen. Eine Zusammenarbeit mit der<br />

Schule gibt es schon länger. So kommen<br />

Schülerinnen regelmäßig zum Schülermittagstisch<br />

ins Haus und die Schülermentorenausbildung<br />

mit Schülern der<br />

Schloss-Realschule wird von der ejus organisiert<br />

und durchgeführt. Zwei dieser<br />

Mentorinnen spielen auch beim Tanzen<br />

eine ganz aktive und wichtige Rolle. „Sie<br />

leiten die Gruppe, tanzen selbst und denken<br />

sich die Choreographien aus“, erzählt<br />

Schulsozialarbeiterin Susanne Krumm<br />

von der ejus. Sie begleitet die Gruppe und<br />

kümmert sich um die Organisation.<br />

Die elf- bis 15-jährigen Mädchen haben<br />

bereits zwei Auftritte absolviert. Sie tanzten<br />

beim Schülermentorentag beim Jugendwerk<br />

in der Fritz-Elsass-Straße, und<br />

sie traten beim Tag der offenen Tür in der<br />

Schloss-Realschule auf. Der nächste Auftritt<br />

ist beim Sommerfest der Realschule<br />

am 13. Juli.<br />

„Die Tanz-AG gibt den Mädchen die Möglichkeit,<br />

auch außerhalb der Schule ihre<br />

Gemeinschaft zu stärken.<br />

Sie dient <strong>da</strong>zu, ihnen<br />

nach einem bewegungslosen<br />

Schulalltag Bewegung<br />

mit Spaß zu ermöglichen“,<br />

führt Susanne<br />

Krumm aus. Darüber hinaus<br />

entwickelten die<br />

Mädchen mit der Zeit ein<br />

sehr gutes Körpergefühl,<br />

viele entwickelten ein<br />

besseres Selbstbewusstsein<br />

und trauten sich zu,<br />

neue Dinge auszuprobieren<br />

oder ihre Talente vor<br />

anderen Menschen durch<br />

Auftritte zu zeigen.<br />

ajo<br />

Die Pfarrerin: Blitzlicht Eveline Kirsch<br />

Als Vorsitzende des Kinder- und<br />

Jugen<strong>da</strong>usschusses der Vaihinger<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinde arbeitet<br />

Pfarrerin Eveline Kirsch eng mit<br />

den evangelischen Kindertageseinrichtungen<br />

zusammen. Gemeinsam<br />

ging <strong>da</strong>s Gremium der<br />

Frage nach, welche Strukturen<br />

es für <strong>Kirche</strong>ngemeinde, Familien<br />

und Erzieherinnen braucht.<br />

Eveline Kirsch [ajo]<br />

„Da ist zum einen die eher finanzielle<br />

Seite. Mit Blick auf die Verantwortung sowohl<br />

für die Kinder als auch für die Erzieherinnen ist es uns<br />

wichtig, <strong>da</strong>ss wir gut qualifiziertes Personal haben, <strong>da</strong>s<br />

längerfristig in unseren Einrichtungen arbeitet und dem<br />

wir auch längerfristige Perspektiven bieten können.“<br />

Dass sich evangelische <strong>Kirche</strong> in der Kinderbetreuung engagieren<br />

soll, steht für Eveline Kirsch außer Frage. Entlang<br />

des Glaubensbekenntnisses legt sie <strong>da</strong>r, worauf es ihr <strong>da</strong>bei<br />

ankommt. Die Kinder sollen lernen, mit der Schöpfung<br />

Die Kita-Leiterin:<br />

Blitzlicht Anneliese Kapernaum<br />

Ich finde es wichtig, <strong>da</strong>ss es für die Familien die Möglichkeit<br />

gibt, ihr Kind in eine Betreuungseinrichtung zu<br />

geben. Somit müssen gut ausgebildete Frauen ihren Beruf<br />

nicht aufgeben, sondern können wieder arbeiten gehen.<br />

Gleichzeitig muss aber die Qualität in der Betreuung<br />

stimmen, die Kinder müssen sich in der Einrichtung wohl<br />

fühlen können, <strong>da</strong>s Wohl des Kindes muss im Mittelpunkt<br />

stehen und es muss genügend Personal für die Betreuung<br />

der Kinder geben. Dazu muss der Betreuungsschlüssel<br />

Die Mutter: Blitzlicht Sonja Schürle<br />

achtsam umzugehen, sie sollen sich als ein von Gott gewolltes<br />

und geliebtes Geschöpf erfahren dürfen. „Gott wird<br />

Mensch. Das heißt, es geht hier um ein soziales Miteinander,<br />

wobei auch <strong>da</strong>s Thema Leiden nicht ausgespart wird“,<br />

führt sie aus. Mit Blick auf den heiligen Geist stellt Eveline<br />

Kirsch die Frage „welches Klima herrscht denn in unseren<br />

Häusern? Kinder sollen bei uns experimentieren und Fehler<br />

machen dürfen, sie sollen sich streiten und aufeinander<br />

zugehen können, sie sollen Herzensbildung erfahren.“ Und:<br />

„Kinder brauchen Zeit zu wachsen und zu reifen, und zu<br />

diesem Wachsen auch Zutrauen zu bekommen, diese Zeit<br />

sollen sie in unseren Einrichtungen auch bekommen.“<br />

Die Warteliste jener, die ihr unter dreijähriges Kind auf<br />

einen der wenigen Plätze bei der evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

angemeldet haben, ist lang. Eveline Kirsch hat<br />

Verständnis für die Bedürfnisse und Nöte der Familien.<br />

„Der Wohnraum hier oben ist sehr teuer, <strong>da</strong> braucht es<br />

manchmal einfach zwei Verdiener. Und viele Frauen bekommen<br />

großen Druck von ihrem Arbeitgeber, wenn sie<br />

nach einem Jahr Familienzeit nicht wieder an den Arbeitsplatz<br />

zurückkehren.“<br />

ajo<br />

mindestens so bleiben, wie er jetzt<br />

ist. Jetzt gibt es ja Überlegungen,<br />

mehr Kinder in einer Gruppe aufzunehmen.<br />

Ein Ausbau an Plätzen <strong>da</strong>rf<br />

aber nicht auf Kosten der Qualität<br />

gehen, indem man die Gruppengröße<br />

erhöht und die Zahl der Erzieherinnen<br />

gleichzeitig belässt.<br />

Anneliese Kapernaum, Leiterin der<br />

Kindertagesstätte „Bunte Welt“.<br />

Protokolliert von ajo<br />

Für mich bedeutet der Kitaplatz von Sarah ganz konkret,<br />

<strong>da</strong>ss ich die Möglichkeit habe, hier in der <strong>Kirche</strong>npflege<br />

als Führungskraft zu arbeiten. Ich kann gleichzeitig Mutter<br />

sein und mich im Job verwirklichen. Die Kita ist sehr<br />

nah bei unserer Wohnung. Das heißt: Wir haben keine<br />

langen Fahrzeiten, ich kann sechs Stunden am Tag arbeiten<br />

und habe trotzdem ausreichend Zeit mit meiner Tochter.<br />

Es gibt auch kein Hin und Her mit verschiedenen Tagesmüttern.<br />

Das Gesamtkonzept,<br />

<strong>da</strong>s mir die evangelische <strong>Kirche</strong><br />

<strong>da</strong>mit anbietet, ist für mich rundum<br />

stimmig.<br />

Sonja Schürle, Leiterin der Finanzabteilung<br />

der <strong>Kirche</strong>npflege<br />

<strong>Stuttgart</strong>. Protokolliert von cs<br />

Anneliese Kapernaum [ajo]<br />

Sonja Schürle mit Sarah [Foto: cs]

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