Konzept SCHIELE fest / St - FLEISCHEREI
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<strong>Konzept</strong> <strong>SCHIELE</strong> <strong>fest</strong> / <strong>St</strong>. Pölten 2013<br />
Die Frauenporträts zeigen Modelle aus der Unterschicht ‐der Welt der Wiener Vorstädte und<br />
Prostitution‐, der Pantomime und des Tanzes. Immer auf der Suche nach einem neuen<br />
Ausdrucksvokabular für Bewegungen, Gesten, Posen und Positionen, verdankt er die Affinität zum<br />
Theater, zu Kabarett, Pantomime und Tanz nicht zuletzt seinem Interesse an der Welt von Narren,<br />
Geistig Kranken. Außenseitern und Gauklern.<br />
© Roman Picha, <strong>SCHIELE</strong> <strong>fest</strong> 2012, Michaela Grill/Francis Okpata als Tod<br />
Das Selbst auf unsicherem Terrain<br />
„Schauen kann auch der Maler. Sehen aber ist mehr.“<br />
‐ Egon Schiele, Brief an Oskar Reichel, 29.6. 1911<br />
Häufigstes Modell der frühen Bildinszenierungen war Schiele selbst. In mehr als 30 Akten setzt er den<br />
grausam verzerrten Körper dem Beschauer aus. Die Verzerrung der Proportionen hat jedoch nichts<br />
mit manieristischer Eleganz zu tun, sondern ist Ausdruck der theatralen Konstruktion, der das Ich<br />
unterworfen wird. Viele Porträts, die kommunikationslos und ohne Bildhintergrund im leeren Raum<br />
flottieren, können als Selbst‐Inszenierungen angesehen werden, als <strong>St</strong>rategien der<br />
„Identitätssicherung“ (Schröder) bzw. der Verankerung eines – wenn auch beschädigten – Ich‐<strong>St</strong>atus<br />
in einer Um/Welt der Entgleisungen. Hier wird das Gefühl des unsicheren Terrains<br />
unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.<br />
„Die kränkliche Hinfälligkeit, die den frühen Selbstakten Schieles eigen ist,<br />
verarbeitet in effigie seine eigene soziale Misere.“ – Schröder, ibid., S. 37<br />
„Indem seinen Gestalten der Boden unter den Füßen verlieren,<br />
setzen sie die Gesetze der Gravitation außer Kraft.“<br />
‐ Schröder, ibid., S. 38<br />
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