Dem Bruchkorn keine Chance! - FH Bingen
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top Technik<br />
<strong>Dem</strong> <strong>Bruchkorn</strong><br />
<strong>keine</strong> <strong>Chance</strong>!<br />
<strong>Bruchkorn</strong> erhöht die Verluste und kann zu<br />
Preisabschlägen führen. Was verursacht Körnerbruch<br />
und wie lässt er sich in Grenzen<br />
halten? Ein Überblick von Prof. Dr. Thomas<br />
Rademacher von der Fachhochschule <strong>Bingen</strong>.<br />
Die Schlagleisten von Dreschtrommeln<br />
beschleunigen die Körner<br />
durch das Dreschwerk. Treffen die<br />
beschleunigten Körner ungünstig auf den<br />
Dreschkorb, gibt es Bruch. Vor allem<br />
wenn die schützende Strohmatte im Dreschwerk<br />
fehlt – also bei geringer Auslastung<br />
— steigt der <strong>Bruchkorn</strong>anteil.<br />
Erst seit einigen Jahren wird intensiver<br />
über das Thema <strong>Bruchkorn</strong> beim<br />
Mähdrusch diskutiert. Was wenige wissen:<br />
Die Verluste durch gebrochenes<br />
Korn übersteigen leicht die Einbußen<br />
durch Schüttler/Rotor- und Reinigungsverluste.<br />
Was die Maschine nicht zusammen<br />
mit dem Stroh verlässt, landet im<br />
Korntank. Später gibt es dann nicht selten<br />
Preisabzüge bei der Vermarktung.<br />
Von der technischen Seite kommt seit<br />
etwa 2001 Bewegung in die Diskussion.<br />
Denn ungefähr ab hier nimmt der Anteil<br />
der Axial-Mähdrescher auch in Deutschland<br />
zu. In puncto <strong>Bruchkorn</strong> schneiden<br />
die Rotormaschinen oft günstiger ab als<br />
klassische Tangential-Dreschwerke.<br />
Drischt der Rotor wirklich<br />
schonender?<br />
Die Abläufe beim Dreschen sind im<br />
Prinzip bei allen Bauweisen vergleichbar:<br />
Schlagen, Reiben und Zentrifugieren.<br />
Doch je nach Dresch- und Abscheide-aggregaten<br />
gibt es wichtige Unterschiede:<br />
■ Schüttler-Mähdrescher mit Tangential-<br />
Dreschwerk dreschen mehr schlagend.<br />
Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob die<br />
Maschinen zusätzliche Abscheiderotoren<br />
wie Beschleuniger (Claas, Sampo) oder<br />
Zentrifugalabscheider (Deutz-Fahr, Fendt,<br />
Triticale-Körnerverluste und<br />
<strong>Bruchkorn</strong> eines Schüttlermähdreschers<br />
mit konventioneller Reinigung.<br />
Zu scharfes Dreschen, zu viel Wind.<br />
John Deere, Massey Ferguson, New Holland)<br />
haben. Bei allen ist die Länge des<br />
Dreschweges zwischen Dreschtrommel<br />
und Dreschkorb begrenzt. Hier muss intensiv<br />
gedroschen und abgeschieden werden.<br />
■ Hybrid-Mähdrescher arbeiten hinter<br />
dem Tangential-Dreschwerk mit Axialrotoren<br />
(Claas Lexion Rotor, John Deere C-<br />
Serie). Die Restkornabscheidung über die<br />
Rotoren ist um ein Vielfaches höher als<br />
bei Schüttler-Mähdreschern. Somit befindet<br />
sich selbst bei baugleichen Dreschwerken<br />
viel mehr Stroh im Dreschspalt, was<br />
den Kornbruch reduziert.<br />
Und wenn das Dreschwerk zu sanft<br />
eingestellt sein sollte, können die Rotoren<br />
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immer noch verbliebene Körner nachdreschen<br />
– ein großer Vorteil gegenüber den<br />
Schüttler-Mähdreschern.<br />
■ Axial-Mähdrescher gibt es mit einem<br />
Rotor wie bei Case, Fendt, John Deere<br />
oder Massey Ferguson und mit zwei Rotoren<br />
(New Holland).<br />
Die Rotoren leiten das Erntegut im<br />
schneckenförmigen Einzugsbereich in einen<br />
spiralförmigen Gutfluss um. Dadurch<br />
ist der Dreschprozess mehr reibend als<br />
schlagend, wodurch das Korn geschont,<br />
aber das Stroh stark zerrieben wird.<br />
Ebenso wie Dreschtrommel und<br />
Dreschkorb des Tangential-Dreschwerkes<br />
kann der Fahrer auch hier die Rotordrehzahl<br />
und die Dreschspaltweite (Dreschkorbabstand)<br />
vom Fahrerstand aus verändern.<br />
Axial-Mähdrescher erzielten bereits<br />
bei Tests in den 70er Jahren geringere<br />
<strong>Bruchkorn</strong>anteile als Tangential-Mähdrescher.<br />
Nur selten liegt ihr <strong>Bruchkorn</strong>anteil<br />
über 1 %, selbst wenn aggressiv geerntet<br />
wird – also mit hoher Rotordrehzahl und<br />
engem Dreschspalt.<br />
Tangential-Schüttler-Maschinen verhalten<br />
sich anders: Soll der Durchsatz<br />
hoch sein, so muss aggressiv, also mit engem<br />
Dreschspalt und hoher Trommeldrehzahl<br />
gedroschen werden. Dann beträgt die<br />
Schlagpunktzahl (Schlagleistenfrequenz<br />
mal Korbleistenzahl) bei einer Trommelumfangsgeschwindigkeit<br />
von 33 m/s bis zu<br />
135 000. Das Risiko der Kornbeschädigung<br />
nimmt entsprechend zu. Bei Axial-Mähdreschern<br />
passiert das nicht, weil das Korn<br />
nicht geradlinig gegen eine Korbleiste geschlagen<br />
wird.<br />
dickere Materialschicht im Dreschspalt bedingt<br />
sein – das Stroh polstert.<br />
Und wenn dann noch sanfter gedroschen<br />
wird, mit 2 bis 3 mm mehr Dreschspaltweite<br />
und mit einer um 3 bis 5 m/s<br />
geringeren Trommelumfangsgeschwindigkeit,<br />
ist die Arbeitsqualität ähnlich der<br />
von Axial-Mähdreschern. Selbst bei<br />
Kornfeuchten um 12 % betragen die<br />
<strong>Bruchkorn</strong>anteile dann weniger als 1 %.<br />
Die häufig in Verkaufsgesprächen geführten<br />
Diskussionen, dass Axial-Mähdrescher<br />
grundsätzlich geringere <strong>Bruchkorn</strong>anteile<br />
erzielen als Schüttler- oder<br />
Hybrid-Mähdrescher, sind also nicht generell<br />
haltbar. Nur die Gefahr zu scharf<br />
zu dreschen, ist beim Tangential-Dreschwerk<br />
höher. Professionelle Fahrer zeigen<br />
aber immer wieder, dass hohe Kornqualitäten<br />
auch mit Tangentialmaschinen und<br />
hier vor allem mit Hybrid-Mähdreschern<br />
erzielt werden können.<br />
Vor dem Einstellen des Mähdreschers<br />
Bedingungen bei Kornfeuchten unter 13<br />
bis 14 % zu. Jedoch sind auch sortenspezifisch<br />
die Brucheigenschaften sehr unterschiedlich<br />
ausgeprägt.<br />
Der Fahrer stellt das Dreschwerk<br />
oft zu scharf ein<br />
Bei sehr vielen Mähdreschern ist das<br />
Dreschwerk zu scharf eingestellt. Vor allem<br />
der unerfahrene Fahrer geht hier oft<br />
nach dem Motto „Viel hilft viel“ vor.<br />
„Also, Trommeldrehzahl hoch und Korb<br />
eng; dann wird schon alles ausgedroschen<br />
sein und die Leistung wird auch stimmen.“<br />
Sicherlich nimmt die Kornabscheidung<br />
am Dreschkorb mit zunehmender<br />
Dreschtrommeldrehzahl (Umfangsgeschwindigkeit)<br />
zu. Bei reifem Getreide<br />
und geringer Kornfeuchte muss meistens<br />
die Dreschspaltweite erhöht werden, um<br />
Körnerbruch zu vermeiden!<br />
Die Grundeinstellung eines Mähdre-<br />
Bei richtiger Einstellung<br />
unter 1 % <strong>Bruchkorn</strong><br />
Die DLG hat in ihren vielen Mähdrescherprüfungen<br />
seit den 80er-Jahren bei<br />
Schüttler-Mähdreschern bereits <strong>Bruchkorn</strong>anteile<br />
von über 11 % gemessen. Das<br />
ist durchaus realistisch, wenn ein Mähdrescher<br />
bei geringer Kornfeuchte ausschließlich<br />
auf maximalen Durchsatz getrimmt<br />
wird. Ökonomisch sind solche<br />
<strong>Bruchkorn</strong>anteile jedoch unsinnig.<br />
Dass es mit passender Einstellung<br />
auch mit einem Schüttlermähdrescher<br />
besser geht, zeigen eigene Ergebnisse des<br />
Autors: Hier lag der <strong>Bruchkorn</strong>anteil teils<br />
unter 1 %.<br />
Landwirte oder Lohnunternehmer, die<br />
von Schüttler-Mähdreschern zu Hybrid-<br />
Mähdreschern gewechselt haben, sind<br />
meistens von den geringeren <strong>Bruchkorn</strong>anteilen<br />
positiv überrascht. Denn selbst bei<br />
ähnlicher Einstellung des Dreschwerkes<br />
wie bei einer vergleichbaren Schüttlermaschine<br />
ist der <strong>Bruchkorn</strong>anteil bei diesen<br />
Mähdreschern unter sonst gleichen Bedingungen<br />
geringer. Dies kann nur durch die<br />
Auch Schüttler-Mähdrescher können mit geringem <strong>Bruchkorn</strong>anteil dreschen. Der<br />
Fahrer muss die Maschinen allerdings feinfühliger einstellen.<br />
muss der Fahrer die Erntebedingungen<br />
beurteilen. Hier hilft u. a. das bekannte<br />
Ausreiben von Ähren. Der erfahrene<br />
Fahrer erkennt dann sofort, ob ein Bestand<br />
sanft oder aggressiv gedroschen<br />
werden muss. Kritisch wird es bei leicht<br />
ausreibbaren, großen Körnern in der Ährenmitte<br />
und fest anhaftenden Körnern<br />
an der Ährenbasis und/oder Ährenspitze.<br />
Dann ist die Einstellung eine Gratwanderung<br />
zwischen Körnerbruch und Ausdruschverlusten<br />
sowie anhaftenden Spelzen<br />
beim Weizen.<br />
Oft wird der Einfluss der Kornfeuchte<br />
verkannt: Je geringer die Kornfeuchte,<br />
desto härter und spröder wird das Korn<br />
und desto größer wird die Bruchgefahr!<br />
Bei den meisten Getreidearten nimmt<br />
der <strong>Bruchkorn</strong>anteil unter sonst gleichen<br />
schers ist je nach System sehr unterschiedlich.<br />
Hier kann der Fahrer einige<br />
Fehler machen: Für Weizen geben die<br />
Hersteller von Schüttler-Mähdreschern<br />
mit Standard- und Zentrifugalabscheider-<br />
Dreschwerk meistens Umfangsgeschwindigkeiten<br />
der Dreschtrommel von 23 bis<br />
35 m/s vor. Das entspricht je nach Dreschtrommeldurchmesser<br />
(45 bis 75 cm) einer<br />
Drehzahl von 1000 bzw. 600 U/min bis<br />
1500 bzw. 900 U/min. Bei Großmähdreschern<br />
mit gespeicherten Grundeinstellungen<br />
im Informationssystem nimmt<br />
man am besten diese, bevor es bei der<br />
Lektüre der Betriebsanleitung zu Fehlern<br />
kommt.<br />
Beschleuniger-Dreschwerke werden<br />
auf geringere Umfangsgeschwindigkeiten<br />
von 23 bis 25 m/s grundeingestellt, ent-<br />
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top Technik<br />
sprechend je nach Trommeldurchmesser<br />
(45 bis 60 cm) einer Drehzahl von 980<br />
bzw. 730 U/min bis 1060 bzw. 800 U/min.<br />
Diese Dreschwerke werden häufig ausgehend<br />
vom Standard-Dreschwerk zu<br />
scharf eingestellt.<br />
Für Axial-Dreschwerke empfehlen die<br />
Hersteller Grundeinstellungen zwischen<br />
30 und 37 m/s. Das entspricht bei Rotordurchmessern<br />
von 43 bis 80 cm einer<br />
Drehzahl von 1 300 bzw. 750 U/min bis<br />
1 650 bis 900 U/min. Die Rotoren erreichen<br />
maximale Umfangsgeschwindigkeiten<br />
bis 44 m/s, bei denen das Korn im<br />
konventionellen Mähdrescher längst zerstört<br />
würde.<br />
Wie kann man <strong>Bruchkorn</strong><br />
verhindern?<br />
Gute Fahrer kontrollieren ihr Druschergebnis.<br />
Zugegeben, wenn das Stroh gehäckselt<br />
wird, ist das nicht einfach. Doch<br />
hier besteht noch immer die Möglichkeit,<br />
nach einem Schnellstopp bei stehender<br />
Maschine eine Strohprobe durch die Einstiegsluke<br />
zu den Schüttlern zu entnehmen.<br />
Oder das Stroh wird kurz ins<br />
Schwad gelegt und nach der Kontrolle<br />
und Mähdreschereinstellung wieder aufgenommen<br />
und gehäckselt. Der hierfür<br />
notwendige Aufwand lohnt sich meistens.<br />
Ein weiterer Hinweis für einen hohen<br />
Anteil an <strong>Bruchkorn</strong>: Die Farbe des<br />
Druschgutes im Bunker wird durch die<br />
angeschlagenen Mehlkörper weißer.<br />
Der Fahrer hat jetzt eine Reihe von<br />
Möglichkeiten darauf zu reagieren.<br />
Generell gilt: Er muss sich an das Optimum<br />
herantasten – welche Maßnahme<br />
er zuerst ergreift, muss er wissen – da-<br />
Axial-Mähdrescher erreichen <strong>Bruchkorn</strong>anteile von weniger als 1 %, selbst wenn agressiv<br />
geerntet wird.<br />
Fotos: Rademacher, Heil, Höner<br />
bei hilft ihm kein Sensor:<br />
■ Schneller fahren, wenn der Mähdrescher<br />
nicht an der Verlustgrenze arbeitet.<br />
Auf den ersten Blick ist das eher ungewöhnlich.<br />
Aber bei höherem Durchsatz<br />
ist mehr Stroh im Dreschspalt und der<br />
<strong>Bruchkorn</strong>anteil wird sinken.<br />
Doch oft gelingt es nur in Grenzen,<br />
Leistung und Qualität gleichzeitig zu steigern.<br />
Meistens bleibt je nach Erntebedingungen<br />
nur das sanftere Dreschen: Trommeldrehzahl<br />
reduzieren und Korb weiter<br />
öffnen.<br />
■ Trommeldrehzahl senken, wenn die<br />
Haltekräfte zwischen Korn und Ähre<br />
noch groß sind. Den Dreschspalt eng lassen,<br />
um Ausdruschverluste zu vermeiden.<br />
■ Dreschspaltweite vergrößern, wenn<br />
das Getreide weiter abgereift ist.<br />
■ Entgranner möglichst ausschalten.<br />
Es kommt immer wieder vor, dass Fahrer<br />
nach der Wintergerstenernte vergessen,<br />
den Entgranner auszuschalten. Er reduziert<br />
die Korbfläche und damit die Kornabscheidung<br />
und erhöht den <strong>Bruchkorn</strong>anteil<br />
durch mehr Reibung.<br />
Aber Achtung: Es kann auch bei Weizen<br />
und Triticale durchaus sinnvoll sein,<br />
mit dem Entgranner zu arbeiten. Lassen<br />
sich z. B. fest anhaftende Weizenkörner<br />
schwierig und nur mit anhaftenden<br />
Spelzen ausdreschen oder ist der Anteil<br />
abgebrochener Triticale-Ährenstücke in<br />
Überkehr und Verlusten zu groß, kann<br />
mit zugeschaltetem Entgranner die<br />
Arbeitsqualität bei zumindest gleichem<br />
<strong>Bruchkorn</strong>anteil verbessert werden.<br />
Dazu muss der Fahrer aber in den meisten<br />
Fällen den Dreschspalt größer einstellen.<br />
■ Reibleisten ausbauen: Viele Mähdrescher<br />
sind werksmäßig mit zusätzlichen<br />
Reibleisten für extreme Erntebedingungen<br />
ausgerüstet.<br />
Das ist für mittlere Erntebedingungen<br />
in Getreide und Raps oft „zu viel des Guten“,<br />
so dass diese Leisten demontiert<br />
werden müssen. An diese Grundeinstellungen<br />
sollte jeder Fahrer vor dem Ersteinsatz<br />
denken.<br />
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<strong>Bruchkorn</strong>: Verluste richtig bewerten<br />
Hybrid-Mähdrescher haben eine bessere<br />
Restkornabscheidung. Das Tangential-<br />
Dreschwerk kann schonender arbeiten.<br />
■ Überkehrmenge durch passende<br />
Ober- und Untersiebweite minimieren:<br />
Körnerbruch wird nicht nur im Dreschwerk<br />
verursacht. Häufig ist ein zu großer<br />
Anteil sauberen Kornes in der Überkehr<br />
die Ursache. Denn diese Körner werden<br />
nochmals dem Risiko des Anschlagens<br />
ausgesetzt. Oft werden in Nachdreschern<br />
die aggressiven Reibelemente für hartnäckige<br />
Früchte nicht gegen einfache Leitbleche<br />
ausgetauscht, was ebenfalls Körnerbruch<br />
zur Folge haben kann.<br />
Wir halten fest<br />
Die Kornqualität wird viel mehr durch<br />
die Einstellung des Mähdreschers als<br />
durch das Druschsystem beeinflusst.<br />
Zwar lassen sich mit Axial-Mähdreschern<br />
geringe <strong>Bruchkorn</strong>anteile unter<br />
1 % erzielen. Dies ist aber mit optimierter<br />
Einstellung bei Tangential- und hier vor<br />
Wie hoch ist der <strong>Bruchkorn</strong>anteil<br />
wirklich? Um den tatsächlichen Wert zu<br />
bestimmen, müssen aus einer Kornprobe<br />
aus dem Bunker 100 g Korn abgewogen<br />
und die beschädigten Körner von<br />
Hand verlesen werden.<br />
Ihr Anteil wird dann in % der Probe<br />
deklariert – soweit ist alles korrekt und<br />
nur diese Methode ist anerkannt.<br />
Doch wie viel <strong>Bruchkorn</strong> befindet<br />
sich in den Körnerverlusten hinter dem<br />
Mähdrescher? Häufig wird in der Literatur<br />
davon ausgegangen, dass sich nur<br />
50 % des <strong>Bruchkorn</strong>es wirklich im Bunker<br />
befindet, das Verhältnis der <strong>Bruchkorn</strong>anteile<br />
von Bunker zu Verlusten<br />
also 1 : 1 beträgt.<br />
Rechnet man dann die von der DLG<br />
gemessenen maximal 11 % nach dieser<br />
Methode hoch, hätte die Testmaschine<br />
tatsächlich 22 % <strong>Bruchkorn</strong> erzeugt.<br />
Dies ergäbe z. B. bei einem Ertrag von<br />
10 t/ha und einem derzeitigen Preis von<br />
230 E/t einen völlig unrealistischen Verlust<br />
von 414 E/ha. Wie viel Körnerbruch<br />
letztlich auf dem Acker landet, kann daher<br />
nicht pauschal berechnet werden.<br />
Hier hilft dem Praktiker nur das Erfassen<br />
per Prüfschale.<br />
In Versuchen mit einem Schüttler-<br />
Mähdrescher und bewusst durch zu<br />
scharfes Dreschen verursachtem, hohem<br />
<strong>Bruchkorn</strong>anteil, wurden Verhältnisse<br />
von <strong>Bruchkorn</strong>anteilen im Bunker<br />
zu den Feldverlusten von 11 : 1 bis 1,4 :<br />
1 gemessen. Und je höher der <strong>Bruchkorn</strong>anteil<br />
war, desto mehr Körnerbruch<br />
befand sich auch im Korntank des<br />
Mähdreschers.<br />
Je nach Bauart und Einstellung des<br />
Mähdreschers ergeben sich sehr unterschiedliche<br />
Verhältnisse: So können bei<br />
einem sehr sauberen Bild im Bunker<br />
und damit augenscheinlich guter Arbeitsqualität<br />
die Verluste durch einen<br />
hohen Anteil an Körnerbruchstücken<br />
und Mehl geprägt sein. Daher sind<br />
Hochrechnungen von Messergebnissen<br />
auf andere Ernteverhältnisse und Mähdrescher<br />
wenig hilfreich.<br />
allem bei Hybrid-Mähdreschern auch<br />
möglich. Weil Tangential-Mähdrescher<br />
auch für extrem schwierige und feuchte<br />
Erntebedingungen konstruiert sind, kann<br />
der Fahrer unter trockenen Bedingungen<br />
mehr Fehleinstellungen vornehmen, wodurch<br />
die <strong>Bruchkorn</strong>anteile zunehmen.<br />
Für die Verlustbewertung eines Mähdreschers<br />
ist wichtig, wie hoch der Anteil<br />
des Körnerbruches im Bunker und in den<br />
Körnerverlusten hinter dem Mähdrescher<br />
ist. Versuchsergebnisse zeigen, dass man<br />
hier nicht mit Faustregeln kalkulieren<br />
kann. Neben der Bauart der Reinigung<br />
und den Erntebedingungen ist hier vor allem<br />
die Einstellung des Mähdreschers entscheidend<br />
– der größte Anteil des <strong>Bruchkorn</strong>es<br />
landet aber meistens im Bunker.<br />
Der Fahrer hat viele Einstellmöglichkeiten,<br />
um hohe <strong>Bruchkorn</strong>anteile zu vermeiden.<br />
Um die Einstellung zu optimieren,<br />
muss er aber wissen, welche Maßnahme<br />
wie wirkt. Da vor allem der Anfänger<br />
die Einstellgrenzen oft nicht einschätzen<br />
kann, werden Tangential-Mähdrescher oft<br />
mit zu scharfer Dreschwerkeinstellung<br />
eingesetzt. Hier hilft dann der Rat eines<br />
erfahrenen Fahrers per Funk oder mithilfe<br />
moderner Informationssysteme zur Flottenoptimierung.<br />
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