Dem Bruchkorn keine Chance! - FH Bingen
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immer noch verbliebene Körner nachdreschen<br />
– ein großer Vorteil gegenüber den<br />
Schüttler-Mähdreschern.<br />
■ Axial-Mähdrescher gibt es mit einem<br />
Rotor wie bei Case, Fendt, John Deere<br />
oder Massey Ferguson und mit zwei Rotoren<br />
(New Holland).<br />
Die Rotoren leiten das Erntegut im<br />
schneckenförmigen Einzugsbereich in einen<br />
spiralförmigen Gutfluss um. Dadurch<br />
ist der Dreschprozess mehr reibend als<br />
schlagend, wodurch das Korn geschont,<br />
aber das Stroh stark zerrieben wird.<br />
Ebenso wie Dreschtrommel und<br />
Dreschkorb des Tangential-Dreschwerkes<br />
kann der Fahrer auch hier die Rotordrehzahl<br />
und die Dreschspaltweite (Dreschkorbabstand)<br />
vom Fahrerstand aus verändern.<br />
Axial-Mähdrescher erzielten bereits<br />
bei Tests in den 70er Jahren geringere<br />
<strong>Bruchkorn</strong>anteile als Tangential-Mähdrescher.<br />
Nur selten liegt ihr <strong>Bruchkorn</strong>anteil<br />
über 1 %, selbst wenn aggressiv geerntet<br />
wird – also mit hoher Rotordrehzahl und<br />
engem Dreschspalt.<br />
Tangential-Schüttler-Maschinen verhalten<br />
sich anders: Soll der Durchsatz<br />
hoch sein, so muss aggressiv, also mit engem<br />
Dreschspalt und hoher Trommeldrehzahl<br />
gedroschen werden. Dann beträgt die<br />
Schlagpunktzahl (Schlagleistenfrequenz<br />
mal Korbleistenzahl) bei einer Trommelumfangsgeschwindigkeit<br />
von 33 m/s bis zu<br />
135 000. Das Risiko der Kornbeschädigung<br />
nimmt entsprechend zu. Bei Axial-Mähdreschern<br />
passiert das nicht, weil das Korn<br />
nicht geradlinig gegen eine Korbleiste geschlagen<br />
wird.<br />
dickere Materialschicht im Dreschspalt bedingt<br />
sein – das Stroh polstert.<br />
Und wenn dann noch sanfter gedroschen<br />
wird, mit 2 bis 3 mm mehr Dreschspaltweite<br />
und mit einer um 3 bis 5 m/s<br />
geringeren Trommelumfangsgeschwindigkeit,<br />
ist die Arbeitsqualität ähnlich der<br />
von Axial-Mähdreschern. Selbst bei<br />
Kornfeuchten um 12 % betragen die<br />
<strong>Bruchkorn</strong>anteile dann weniger als 1 %.<br />
Die häufig in Verkaufsgesprächen geführten<br />
Diskussionen, dass Axial-Mähdrescher<br />
grundsätzlich geringere <strong>Bruchkorn</strong>anteile<br />
erzielen als Schüttler- oder<br />
Hybrid-Mähdrescher, sind also nicht generell<br />
haltbar. Nur die Gefahr zu scharf<br />
zu dreschen, ist beim Tangential-Dreschwerk<br />
höher. Professionelle Fahrer zeigen<br />
aber immer wieder, dass hohe Kornqualitäten<br />
auch mit Tangentialmaschinen und<br />
hier vor allem mit Hybrid-Mähdreschern<br />
erzielt werden können.<br />
Vor dem Einstellen des Mähdreschers<br />
Bedingungen bei Kornfeuchten unter 13<br />
bis 14 % zu. Jedoch sind auch sortenspezifisch<br />
die Brucheigenschaften sehr unterschiedlich<br />
ausgeprägt.<br />
Der Fahrer stellt das Dreschwerk<br />
oft zu scharf ein<br />
Bei sehr vielen Mähdreschern ist das<br />
Dreschwerk zu scharf eingestellt. Vor allem<br />
der unerfahrene Fahrer geht hier oft<br />
nach dem Motto „Viel hilft viel“ vor.<br />
„Also, Trommeldrehzahl hoch und Korb<br />
eng; dann wird schon alles ausgedroschen<br />
sein und die Leistung wird auch stimmen.“<br />
Sicherlich nimmt die Kornabscheidung<br />
am Dreschkorb mit zunehmender<br />
Dreschtrommeldrehzahl (Umfangsgeschwindigkeit)<br />
zu. Bei reifem Getreide<br />
und geringer Kornfeuchte muss meistens<br />
die Dreschspaltweite erhöht werden, um<br />
Körnerbruch zu vermeiden!<br />
Die Grundeinstellung eines Mähdre-<br />
Bei richtiger Einstellung<br />
unter 1 % <strong>Bruchkorn</strong><br />
Die DLG hat in ihren vielen Mähdrescherprüfungen<br />
seit den 80er-Jahren bei<br />
Schüttler-Mähdreschern bereits <strong>Bruchkorn</strong>anteile<br />
von über 11 % gemessen. Das<br />
ist durchaus realistisch, wenn ein Mähdrescher<br />
bei geringer Kornfeuchte ausschließlich<br />
auf maximalen Durchsatz getrimmt<br />
wird. Ökonomisch sind solche<br />
<strong>Bruchkorn</strong>anteile jedoch unsinnig.<br />
Dass es mit passender Einstellung<br />
auch mit einem Schüttlermähdrescher<br />
besser geht, zeigen eigene Ergebnisse des<br />
Autors: Hier lag der <strong>Bruchkorn</strong>anteil teils<br />
unter 1 %.<br />
Landwirte oder Lohnunternehmer, die<br />
von Schüttler-Mähdreschern zu Hybrid-<br />
Mähdreschern gewechselt haben, sind<br />
meistens von den geringeren <strong>Bruchkorn</strong>anteilen<br />
positiv überrascht. Denn selbst bei<br />
ähnlicher Einstellung des Dreschwerkes<br />
wie bei einer vergleichbaren Schüttlermaschine<br />
ist der <strong>Bruchkorn</strong>anteil bei diesen<br />
Mähdreschern unter sonst gleichen Bedingungen<br />
geringer. Dies kann nur durch die<br />
Auch Schüttler-Mähdrescher können mit geringem <strong>Bruchkorn</strong>anteil dreschen. Der<br />
Fahrer muss die Maschinen allerdings feinfühliger einstellen.<br />
muss der Fahrer die Erntebedingungen<br />
beurteilen. Hier hilft u. a. das bekannte<br />
Ausreiben von Ähren. Der erfahrene<br />
Fahrer erkennt dann sofort, ob ein Bestand<br />
sanft oder aggressiv gedroschen<br />
werden muss. Kritisch wird es bei leicht<br />
ausreibbaren, großen Körnern in der Ährenmitte<br />
und fest anhaftenden Körnern<br />
an der Ährenbasis und/oder Ährenspitze.<br />
Dann ist die Einstellung eine Gratwanderung<br />
zwischen Körnerbruch und Ausdruschverlusten<br />
sowie anhaftenden Spelzen<br />
beim Weizen.<br />
Oft wird der Einfluss der Kornfeuchte<br />
verkannt: Je geringer die Kornfeuchte,<br />
desto härter und spröder wird das Korn<br />
und desto größer wird die Bruchgefahr!<br />
Bei den meisten Getreidearten nimmt<br />
der <strong>Bruchkorn</strong>anteil unter sonst gleichen<br />
schers ist je nach System sehr unterschiedlich.<br />
Hier kann der Fahrer einige<br />
Fehler machen: Für Weizen geben die<br />
Hersteller von Schüttler-Mähdreschern<br />
mit Standard- und Zentrifugalabscheider-<br />
Dreschwerk meistens Umfangsgeschwindigkeiten<br />
der Dreschtrommel von 23 bis<br />
35 m/s vor. Das entspricht je nach Dreschtrommeldurchmesser<br />
(45 bis 75 cm) einer<br />
Drehzahl von 1000 bzw. 600 U/min bis<br />
1500 bzw. 900 U/min. Bei Großmähdreschern<br />
mit gespeicherten Grundeinstellungen<br />
im Informationssystem nimmt<br />
man am besten diese, bevor es bei der<br />
Lektüre der Betriebsanleitung zu Fehlern<br />
kommt.<br />
Beschleuniger-Dreschwerke werden<br />
auf geringere Umfangsgeschwindigkeiten<br />
von 23 bis 25 m/s grundeingestellt, ent-<br />
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