Heidelberger Standarduntersuchung - 2. Auflage, 2013 Leseprobe
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2 Basisuntersuchung<br />
Grundtechniken<br />
2<br />
Ein gelungener Abschluss (Fortsetzung)<br />
Blutdruckmessung nach Riva-Rocci (RR)<br />
• Fassen Sie den Untersuchungsbefund für den Patienten kurz zusammen,<br />
erklären Sie ihm das weitere Vorgehen und geben Sie ihm die Möglichkeit,<br />
Fragen zu stellen.<br />
• Bedanken Sie sich anschließend bei Ihrem Patienten für die Kooperation und<br />
verabschieden Sie sich. Bedanken Sie sich ebenfalls bei Zimmernachbarn für<br />
deren Geduld, insbesondere falls Sie Besucher hinausgebeten haben oder ein<br />
Fernseher für Sie lautlos gestellt wurde.<br />
• Entsorgen Sie die verwendeten Untersuchungsmaterialien, reinigen Sie Ihre<br />
Untersuchungsinstrumente (z.B. Stethoskop) und waschen bzw. desinfizieren<br />
Sie sich die Hände.<br />
• Stellen Sie auffällige Untersuchungsbefunde dem verantwortlichen Arzt vor und<br />
untersuchen diese gegebenenfalls gemeinsam nochmals.<br />
• Dokumentieren Sie Ihren Untersuchungsbefund ÜNormalbefund S. 7<strong>2.</strong><br />
• Wenn Sie erst später feststellen, dass Sie einen wichtigen Untersuchungsschritt<br />
vergessen haben, so kehren Sie zurück und wiederholen Sie diesen Schritt.<br />
2 Wichtige Grundtechniken<br />
Auskultieren mit dem Stethoskop<br />
• Bei vielen Stethoskopen lässt sich durch Drehen<br />
des Stethoskopkopfes entweder die Membranseite<br />
oder die Glocke einstellen. Überprüfen Sie die<br />
korrekte Position, insbesondere, wenn Sie nichts<br />
hören! Mit der Glocke lassen sich niedrige Frequenzen<br />
(z.B. „rumpelndes Herzgeräusch“) besser<br />
beurteilen, mit der Membran hohe Frequenzen (z.B. Spaltung der Herztöne).<br />
• Führen Sie die Ohrstöpsel so ein, dass sie leicht nach vorne weisen und so<br />
anatomisch genau in den Gehörgang zeigen.<br />
• Bei Kindern müssen Sie aufgrund des kleineren Thoraxradius und der stärkeren<br />
Thoraxwölbung ein kleineres Stethoskop mit kleinerer Membran benutzen.<br />
Benutzung des Reflexhammers<br />
Bewegen Sie den Reflexhammer locker aus dem Handgelenk heraus, wenn Sie<br />
zur Testung der Muskeleigenreflexe auf eine Sehne schlagen. Der Hammer sollte<br />
mehr durch sein Eigengewicht fallen, als dass Sie mit Muskelkraft zuschlagen.<br />
So können Sie die Schlagkraft annähernd standardisieren.<br />
Bei einigen Reflexen schlagen Sie nicht<br />
direkt auf die Sehne, sondern auf Ihren untergelegten<br />
Finger (Bizepssehnenreflex, Radiusperiostreflex)<br />
oder auf einen Mundspatel (Masseterreflex).<br />
Der metallisch-kalte Griff des Reflexhammers kann<br />
zudem zur Überprüfung des Temperatursinns verwendet<br />
werden.<br />
Setting: Vor der Untersuchung muss der Patient min. 10 Minuten ruhen und darf dabei keine<br />
Gespräche führen, Kaffee trinken oder rauchen. Während der Untersuchung sitzt oder<br />
liegt der Patient, wobei sich der Ellenbogen entspannt auf Herzhöhe befinden muss.<br />
Material: Stethoskop & Oberarmmanschette (12-13 cm breit für Oberarme bis 35 cm Umfang)<br />
bzw. Kindermanschette oder alternative Manschette je nach Armumfang<br />
• Legen Sie die Manschette bei geschlossenem Ventil 2 cm oberhalb der Ellenbeuge<br />
luftleer und eng um den Oberarm herum & schließen Sie den Klettverschluss. Der<br />
aufblasbare Bereich muss den Arm komplett umfassen.<br />
CAVE: An Armen mit Dialyse-Shunt und bei Zustand nach ipsilateraler Mamma-<br />
Ablation dürfen Sie nicht messen! xy<br />
• Tasten Sie den Puls der A. radialis und pumpen Sie die Manschette auf, bis der<br />
Puls verschwindet.<br />
• Erhöhen Sie den Druck in der Manschette um weitere 30 mmHg.<br />
• Setzen Sie die Stethoskopmembran medial der Bizepssehne über der A. brachialis<br />
auf (nicht unter die Manschette schieben!) und stecken Sie die Ohrstöpsel<br />
ein. Das Stethoskop sollte unter leichtem Druck stabil und flach aufliegen und<br />
den Manschettenrand nicht berühren, sodass keine Störgeräusche enstehen<br />
können, z.B. durch ein Reiben an der Manschette.<br />
• Öffnen Sie nun das Schraubventil der Manschette vorsichtig und lassen Sie den<br />
Druck langsam ab (ca. 3-5 mmHg/Sekunde) während Sie das Barometer beobachten<br />
und auf das erste Auftreten der Korotkow-Geräusche warten.<br />
• Exakt beim ersten Auftreten des Korotkow-Geräuschs lesen Sie den systolischen<br />
Wert ab, beim Verschwinden der Geräusche den diastolischen Wert. Manchmal<br />
(häufig bei Kindern) verschwinden die Korotkowgeräusche nicht komplett. Hier<br />
bestimmen Sie den diastolischen Wert bei deutlichem Leiserwerden des Geräuschs.<br />
• Lassen Sie die Restluft komplett ab, schließen Sie das Ventil und wiederholen Sie<br />
die Messung am anderen Arm. Häufige Fehler bei der RR-Messung Ü S. 15.<br />
Indirekte Perkussion<br />
• Legen Sie Ihre nicht-dominante Hand flach und<br />
bündig auf die entsprechende Körperregion auf.<br />
• Klopfen Sie mit dem Mittelfinger der dominanten<br />
Hand rasch und locker aus dem<br />
Handgelenk auf das Mittelglied des aufliegenden<br />
Mittelfingers. Alternativ können Sie mit<br />
dem Zeigefinger oder beiden Fingern gemeinsam klopfen.<br />
• Arbeiten Sie stets im Seitenvergleich.<br />
• Achten Sie auf die Schallqualität des erzeugten Klopfschalls (KS):<br />
Schallqualität<br />
gedämpfter/hyposonorer KS<br />
sonorer KS<br />
tympanischer KS<br />
hypersonorer KS<br />
Gewebe<br />
Muskel, parenchymatöse Organe<br />
lufthaltiges Gewebe, vor allem Lungengewebe<br />
lufthaltige Anteile des Magen-Darm-Trakts<br />
stark lufthaltiges Gewebe, z.B. überblähte<br />
Lunge, stark meteoristisches Abdomen<br />
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<strong>Heidelberger</strong> <strong>Standarduntersuchung</strong><br />
<strong>Heidelberger</strong> <strong>Standarduntersuchung</strong><br />
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