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SyntopieLabor_Erinnerung und Vision_Konzept - Georg-Simon ...

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Syntopielabor <strong>und</strong> Luftschlosstransformator<br />

In dem russischen Blockhaus des Syntopielabor Vereins in Köln soll zeitweise das mobile<br />

Videostudio „Luftschlosstransformator“ installiert <strong>und</strong> Teil des <strong>Konzept</strong>es der „Syntopie-<br />

Plastik“* werden. Das Blockhaus wurde von dem deutsch-russischen Künstler Igor Sacharow-<br />

Ross konzipiert <strong>und</strong> in traditioneller Bauweise mit original aus dem Ural stammenden<br />

Kiefernholz im September 2000 in Köln-Volkhoven zusammen mit Udmurten, Deutschen,<br />

Tartaren, Franzosen, Palästinensern, Russen, Indern <strong>und</strong> Israelis errichtet. 2004 wurde es auf<br />

das Gelände des <strong>Georg</strong>-<strong>Simon</strong>-Ohm Berufskollegs nach Köln-Kalk transferiert, wo das Haus als<br />

Träger des Syntopie – Gedankens seinen neuen Standort gef<strong>und</strong>en hat, an dem sich weitere<br />

kreative Prozesse entwickeln werden.<br />

Durch die Einrichtung des Videoateliers wird für die Menschen im Bezirk Köln-Kalk <strong>und</strong><br />

Umgebung ein Instrument geschaffen, das zusammen mit dem Blockhaus eine offene Plattform<br />

zur Bildung interkultureller Netzwerke sein wird. Mit der Nutzung des Studios <strong>und</strong> dem Einsatz<br />

verschiedenster Medien werden neue Formen der Kommunikation entwickelt, um einen<br />

kulturellen Austausch zu ermöglichen, mit dem Ziel, Menschen unterschiedlicher Lebens- <strong>und</strong><br />

Denkweisen zu verbinden. Dabei spielt die Einbeziehung privater sowie öffentlicher<br />

Institutionen eine wichtige Rolle, um ein Forum für die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

zwischen Menschen aus Kunst, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft <strong>und</strong> Politik zu schaffen.<br />

Vorrangig geht es um das Aufzeigen gesellschaftlicher Veränderungsprozesse durch die<br />

Herstellung von Verbindungen, der sich immer wieder neu entwickelnden Ereignisse <strong>und</strong><br />

Situationen, die sich im Blockhaus, aber auch an anderen Orten in Kalk <strong>und</strong> Umgebung<br />

ergeben. Ohne einen festgelegten, programmatischen Ablauf, <strong>und</strong> frei von Hierarchie sollen<br />

Projekte zu den unterschiedlichsten Themenbereichen bearbeitet werden, die wiederum<br />

innerhalb des Prozesses ineinander greifen können.<br />

Das hier aufgenommene Bild-, Ton- <strong>und</strong> Videomaterial aus Interviews, Beiträgen,<br />

Momentaufnahmen <strong>und</strong> Kameraexperimenten soll in der Bearbeitung <strong>und</strong> Herstellung einer<br />

sich immer wieder neu formierenden <strong>und</strong> verändernden Videocollage eine eigenständige<br />

Präsentationsform finden, die den Prozess zwischen Vergangenem <strong>und</strong> Zukünftigem<br />

dokumentiert, um so eine Orientierungsmöglichkeit der gesellschaftlichen Veränderungen zu<br />

kreieren. In regelmäßigen Abständen werden Sequenzen aus dem gewonnenen Material auf<br />

verschiedenen Wegen veröffentlicht. Neben der ständigen Präsentation im Blockhaus, sind<br />

Screenings <strong>und</strong> Vorführungen an anderen öffentlichen Orten (Schulen, Jugendzentren, im<br />

Bezirksrathaus, im Polizeipräsidium etc.) in Kalk vorgesehen. Außerdem werden parallel dazu<br />

Internetauftritte in Form von Video – Podcasts (VODcasts) stattfinden.<br />

<strong>Erinnerung</strong>* <strong>und</strong> <strong>Vision</strong>*<br />

Der erste Einsatz mit dem mobilen Videostudio im Blockhaus ist im Zusammenhang mit dem<br />

Thema „Wurzeln“ geplant, zu dem bereits von anderen Künstlern, Kunstwissenschaftlern <strong>und</strong><br />

Pädagogen verschiedene <strong>Konzept</strong>e vorbereitet wurden bzw. in Planung sind <strong>und</strong> umgesetzt<br />

werden sollen.


In Kooperation mit den benachbarten Schulen sollen mit Schülern <strong>und</strong> Jugendlichen aus Kalk<br />

<strong>und</strong> den umliegenden Bezirken die Begriffe <strong>Erinnerung</strong> <strong>und</strong> <strong>Vision</strong> behandelt werden.<br />

Insbesondere geht es dabei um die Auseinandersetzung mit der Entwicklung von Persönlichkeit<br />

<strong>und</strong> den Fragen nach der eigenen Identität: Woher komme ich? Wo will ich hin? Gerade<br />

Jugendliche sehen sich bei der Beantwortung dieser Fragen häufig mit Problemen konfrontiert<br />

<strong>und</strong> fühlen sich innerhalb der Gesellschaft oft nicht verstanden. Das Studio soll mit seinem<br />

<strong>Konzept</strong> der Präsentation, <strong>und</strong> durch die Anbindung ans Internet, ein Sprachrohr für die<br />

Jugendlichen sein, mit dem sie in kreativen Prozessen neue Kommunikationsformen bilden <strong>und</strong><br />

Netzwerke schaffen können. Mit der Collage aus der Sammlung der einzelnen, individuellen<br />

Beiträge der Jugendlichen soll verdeutlicht werden, dass gerade hier ganz wichtige Faktoren<br />

für die Entstehung von Gesellschaftsprozessen verwurzelt sind <strong>und</strong> dafür entsprechend<br />

Verantwortung getragen werden muß. Die Konzentration auf das Individuum <strong>und</strong> die wichtige<br />

Bedeutung jedes Einzelnen, soll der Sichtweise des Untergehens aber auch Versteckens in<br />

einer Masse gegenübergestellt werden, <strong>und</strong> die Collage zeigt die ständige Bewegung, Vielfalt,<br />

Gegensätze aber auch die Parallelen, die innerhalb einer Gesellschaft existieren.<br />

*Der Begriff Syntopie wurde von Ernst Pöppel, Professor für Hirnforschung <strong>und</strong> Vorstand des Humanwissenschaftlichen<br />

Zentrums (HWZ) der Universität München, aus Erkenntnissen der Gr<strong>und</strong>lagenforschung über Gehirnfunktionen <strong>und</strong> die<br />

Entstehung von Kreativität definiert. Aus Verbindung dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse <strong>und</strong> Beobachtungen sowie<br />

persönlichen Erfahrungen entwickelt Igor Sacharow-Ross die Syntopie-Plastik.<br />

*<strong>Erinnerung</strong> bezeichnet im Wortsinn die Veranlassung eines Innewerdens. Sie ist die Reproduktion früherer<br />

Bewusstseinsinhalte oder Erlebnisse durch das Gedächtnis, mit dem Bewusstsein, diese schon einmal gehabt zu<br />

haben.<br />

Häufig sind es gerade die Ereignisse <strong>und</strong> Erlebnisse, an die man sich erinnert, die sich prägend auf das Leben oder die<br />

Persönlichkeitsbildung auswirken.<br />

Ernst Pöppel hat im Zusammenhang mit der Bedeutung des Begriffs „Syntopie“ folgendes gesagt: „Der Begriff<br />

"Syntopie" hat aber noch eine andere Bedeutung für mich gewonnen. Er ist mit der personalen Identität verb<strong>und</strong>en.<br />

Wenn man sich fragt, was macht eigentlich mein Ich aus, wer bin ich eigentlich, dann stellt man fest, dass es die<br />

Bilder sind, die ich aus meiner Vergangenheit in mir trage. Es prägen sich also in mir Bilder ein, die meine<br />

Lebensgeschichte eigentlich erst ausmachen, <strong>und</strong> zwar aus einem abrufbaren bildhaften Gedächtnis. Diese Bilder sind<br />

immer mit Orten verb<strong>und</strong>en. Es sind immer Orte, an denen etwas geschehen ist. Das heißt für mich, dass Syntopie die<br />

Gr<strong>und</strong>lage bzw. der Begriff ist, um personale Identität fassbar zu machen, <strong>und</strong> zwar durch die Orte, an denen ich<br />

verwurzelt bin. Alles was man macht ist ortsgeb<strong>und</strong>en. Ich vertrete im übrigen die These, dass die Orte wieder<br />

wichtiger werden, weil wir immer virtueller kommunizieren."(Kunstforum, April 1999)<br />

*Die <strong>Vision</strong> (v. lat.: videre = sehen; frz.: vision = Traum) bezeichnet<br />

• eine Vorstellung, Phantasie, Traum oder Idealbild bezüglich eines Zustandes in unbestimmter Zukunft.<br />

• eine religiöse Erscheinung (Religion)<br />

• eine optische Wahrnehmung, auch Sinnestäuschung oder Halluzination<br />

• eine Motivation / Überzeugung sich in eine Sache zu investieren

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