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TOXICHEM + KRIMTECH - GTFCh

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T + K (2003) 70 (3): 139-206<br />

Bd. 70 Nr. 3 – Dezember 2003<br />

<strong>TOXICHEM</strong> + <strong>KRIMTECH</strong><br />

Mitteilungsblatt der<br />

Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie<br />

www.gtfch.org<br />

Das Mitteilungsblatt erscheint dreimal jährlich. Alle Mitglieder der <strong>GTFCh</strong> erhalten die Zeitschrift im Rahmen<br />

ihres Mitgliedsbeitrages.<br />

SCHRIFTLEITUNG und SATZ:<br />

Prof. Dr. Fritz Pragst<br />

Institut für Rechtsmedizin<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Hannoversche Straße 6<br />

D-10115 Berlin<br />

Tel. 030-450-525031 Fax 030-450-525904<br />

E-Mail: fritz.pragst@charite.de<br />

VERTRIEB:<br />

Geschäftsstelle der <strong>GTFCh</strong><br />

Karl Schmidt<br />

Landgrabenstraße 74<br />

D-61118 Bad Vilbel<br />

Tel. 06101-500780 Fax 06101-500781<br />

E-Mail: ka.schmidt@em.uni-frankfurt.de<br />

Bankverbindung der <strong>GTFCh</strong>: Deutsche Apotheker- und Ärztebank Saarbrücken (BLZ 59090626) Kontonummer 000 4344 324<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

T. Daldrup: Grüße des Präsidenten zum Jahreswechsel ............................................................................. 140<br />

Seite<br />

H. Desel: <strong>GTFCh</strong>-Website mit verbessertem Informationsangebot .............................................................................. 141<br />

R. Aderjan: Beurteilungskriterien der Kraftfahreignung aus toxikologischer Sicht ................................... 143<br />

M. Schläpfer, M. Bovens: Nachweis und quantitative Bestimmung von Psilocin- und Psilocybin in<br />

halluzinogenen Pilzen .................................................................................................................. 158<br />

F. Dussy, C. Hamberg, Th. Briellmann: Quantitative Bestimmung von Benzodiazepinen<br />

mittels LC-MS ............................................................................................................................. 164<br />

L. v. Meyer: Screeningmethode auf Blausäure und GHB ......................................................................... 172<br />

R. Giebelmann: Forensisch-toxikologische Bildbetrachtung – Teil I ........................................................ 174<br />

R. Giebelmann: Jahreszahlen zur Toxikologie 2004 .................................................................................. 177<br />

Postgradualstudium Toxikologie und Umweltschutz an der Universität Leipzig - im Herbst 2004<br />

beginnt die neunte Matrikel ......................................................................................................... 179<br />

W.-R. Bork: Bericht aus dem Arbeitskreis „Analytik der Suchtstoffe“ ...................................................... 180<br />

T. Stimpfl: Sitzung des Arbeitskreises Extraktion der <strong>GTFCh</strong> vom 03.10.2003 in Zürich ....................... 181<br />

F. Pragst, Buchbesprechung: R. Laing, J. A. Siegel - Hallucinogens – A Forensic Drug Handbook ........ 182<br />

F. Pragst: Berichte von Tagungen – Zürich – Heraklion – Melbourne ....................................................... 184<br />

P. X. Iten: Wie organisiere ich einen Kongress? ........................................................................................ 192<br />

Tagungskalender ......................................................................................................................................... 194<br />

Weiterbildungsveranstaltung der <strong>GTFCh</strong>, Kirkel (bei Homburg/Saar), 01.-03. April 2004:<br />

Programm und Anmeldeformular ................................................................................................ 195<br />

Analytika 2004: Symposium Analytical Pitfalls and Trends in Clinical and Forensic Toxicology,<br />

12. Mai 2004 in München ........................................................................................................... 197<br />

2004 MATT-/SoHT Annual Conference, 23.-25. Mai 2004 in Chicago ………………………………. 198<br />

Workshop der <strong>GTFCh</strong> am 7./8. Oktober 2004 in Hamburg: 1. Ankündigung ........................................... 199<br />

Inhalt der CAT-Proceedings August 2003 .................................................................................................. 199<br />

M. Erkens, R.-D. Maier: In Memoriam Dr. med. Klaus Wehr ................................................................... 200<br />

C. Brehmer: In Memoriam Prof. Sabin Goenechea .................................................................................... 201<br />

Personalia : Ehrungen, runde Geburtstage im Jahre 2004, neue Mitglieder ............................................... 203


T + K (2003) 70 (3): 140<br />

Grüße des Präsidenten zum Jahreswechsel<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

am 04. Dezember 1978, das<br />

heißt vor 25 Jahren, fand die Gründungsversammlung<br />

der <strong>GTFCh</strong> in<br />

Frankfurt am Main statt. Dieses<br />

Jubiläum war Anlass, die letzte<br />

Vorstandssitzung am 05.12.2003<br />

in Frankfurt abzuhalten, um den<br />

Blick zurück, aber insbesondere<br />

auch nach vorne zu richten und<br />

über die Zukunft der <strong>GTFCh</strong> nachzudenken.<br />

Hauptthemen waren<br />

Aufgaben der Arbeitskreise, Fortbildung<br />

(Kirkel und der Workshop<br />

in Hamburg 2004), das internationale<br />

Symposium in Kooperation<br />

mit der TIAFT in München anlässlich<br />

der Analytica im Mai 2004<br />

und natürlich das Symposium in Mosbach 2005. Diskutiert wurde auch die Bedeutung des<br />

Nachweises spezifischer Sachkunde z. B. im Bereich der forensischen Chemie.<br />

Die Zukunft vernünftig planen geht nicht, wenn man nicht auf Erfahrungen bauen kann, und<br />

von daher war es für alle Teilnehmer eine große Freude, dass James Bäumler, der erste<br />

Präsident der <strong>GTFCh</strong>, mit seinem großen Erfahrungsschatz in einem Festvertrag über die<br />

Entwicklung der forensischen Toxikologie und Chemie in der zweiten Hälfte des letzten<br />

Jahrhunderts berichtet hat. Gespickt mit humorvollen und nachdenklich stimmenden<br />

Anekdoten hat er über die Schwierigkeiten bei der Befunderhebung ebenso gesprochen, wie<br />

über die Gründung der Fachgesellschaft und die noch bescheidenen ersten Symposien in<br />

Mosbach. Nach dieser Vorstandssitzung zum 25. Jubiläum der <strong>GTFCh</strong> bin ich zuversichtlich,<br />

dass unsere noch junge Fachgesellschaft eine lange und spannende Zukunft vor sich hat.<br />

Wichtig wird aber sein, dass die Aktiven innerhalb der <strong>GTFCh</strong> nicht dem Fehler verfallen,<br />

sich - bewusst oder unbewusst - auf einen Elfenbeinturm zurückziehen zu wollen, sondern<br />

offen gegenüber neuen Entwicklungen in der Gesellschaft bleiben und hierbei geschickt auf<br />

den bestehenden Erfahrungsschatz zurückgreifen.<br />

Ich danke allen denjenigen, die vor 25 Jahren die Idee realisierten, eine neue Fachgesellschaft<br />

zu gründen und insbesondere auch denjenigen, die heute und in Zukunft durch ihr Wirken<br />

dazu beitragen, daß die <strong>GTFCh</strong> hohes internationales Ansehen erfährt.<br />

Für das kommende Jahr wünsche ich allen Mitgliedern Gesundheit, Glück, Schaffenskraft<br />

und Optimismus bei der Bewältigung gemeinsamer und individueller Aufgaben.<br />

Ihr<br />

Die drei Präsidenten der <strong>GTFCh</strong> J, Bäumler, M. Möller und<br />

T. Daldrup bei der 25-Jahrfeier der <strong>GTFCh</strong><br />

Thomas Daldrup


T + K (2003) 70 (3): 141<br />

<strong>GTFCh</strong>-Website mit verbessertem Informationsangebot<br />

Herbert Desel<br />

Giftinformationszentrum-Nord, Universität Göttingen – Bereich Humanmedizin, D-37001 Göttingen<br />

(hdesel med.uni-goettingen.de)<br />

Seit nunmehr 5 Jahren präsentiert sich die <strong>GTFCh</strong> im Internet unter der Suchadresse (URL)<br />

“http://www.gtfch.org”. Das Angebot wurde im Verlauf der letzten Jahre kontinuierlich<br />

erweitert und bietet heute eine Vielzahl von fachspezifischen Informationen. Die Website<br />

wurde Anfang 2003 auf einen neuen, leistungsfähigen Serverrechner übertragen und wird<br />

seitdem intensiv genutzt: mehr als 55.000 Einzelseitenabrufe wurden in der Zeit zwischen<br />

27.01. und 03.12.2003 gezählt.<br />

Öffentlich zugänglicher Bereich<br />

Die Informationen richten sich an Außenstehende und Mitglieder, die sich über die Aktivitäten<br />

der Gesellschaft informieren wollen. Präsentiert werden Texte zu Statuten und Fachtiteln,<br />

zum Vorstand und zur Geschäftsstelle. Darüber hinaus stehen alle <strong>GTFCh</strong>-Richtlinien<br />

zu analytischen Fragestellungen an prominenter Stelle zur Ansicht und zum Ausdruck bereit.<br />

Am beliebtesten auf der <strong>GTFCh</strong>-Website ist der Zugriff auf die Toxichem-Krimtech-Hefte:<br />

Alle Inhaltsverzeichnisse sind einsehbar und mit Hilfe der Browser-Suchfunktion nach Stichworten<br />

recherchierbar. Ab Band 66 sind zudem sehr viele Artikel im Volltext zugänglich: Ein<br />

Aufruf im Netz und Ausdruck auf dem Drucker gelingt damit oft schneller als ein Heraussuchen<br />

eines alten Heftes und Kopieren der Seiten. Mehr als 90 % aller Seitenaufrufe aus dem<br />

<strong>GTFCh</strong>-Angebot richten sich auf’s Toxichem!<br />

Ein Link-Verzeichnis von Institutionen mit Aufgaben im toxikologischen Bereich (Uni-<br />

Institute, Behörden, Giftinformationszentren, klinisch-toxikologische Labore) in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz wird ebenfalls häufig aufgerufen und rundet das öffentlichzugängliche<br />

Angebot ab; gesucht wird allerdings noch ein Autor für den Aufbau und laufende<br />

Pflege einer Liste rechtsmedizinischer Institutionen.<br />

<strong>GTFCh</strong>-Intranet<br />

Ausschließlich an Mitglieder der <strong>GTFCh</strong> richtet sich das Angebot im zugangsgeschützten<br />

Bereich, dem <strong>GTFCh</strong>-Intranet: hier wird zunächst ein komplettes, z.Zt. halbjährlich aktualisiertes<br />

Mitgliederverzeichnis zugänglich gemacht. Eine Recherche ist nach Namen und<br />

Namensteilen sowie nach Ortsangaben möglich. Eine Prüfung der Eintragungen zur eigenen<br />

Person sollte jedes Mitglied bei passender Gelegenheit vornehmen, Fehler und Ergänzungen,<br />

z.B. die aktuelle E-Mail-Adresse, können sofort an die Geschäftsstelle gemeldet werden.<br />

Weiterhin finden sich in diesem Bereich die aktuelle Version (2002) der beliebten Uges-Referenzwertliste,<br />

eine ausführliche Ergebnisliste des Arbeitskreises “Extraktion” (Extraktion mit<br />

1-Chlorbutan aus biologischem Material) und eine Liste Suchtstoff-bezogener Internet-Links<br />

– diese allerdings ohne Qualitätsgewähr.<br />

Zudem findet sich seit wenigen Monaten eine Substanz-orientierte Datenbank zur Recherche<br />

bereit, in der pharmakokinetische Informationen aus verschiedenen Quellen zusammengefasst<br />

wurden (im Rahmen der Aktivitäten des <strong>GTFCh</strong>-Arbeitskreises ”Klinische Toxikologie”).<br />

Diese Datenbank enthält bisher 14.400 Datensätze. Weitere Quellen, z.B. laborinterne<br />

Sammlungen, möglichst mit Primärquellenangaben, werden gesucht und können einfach<br />

ergänzt werden.


T + K (2003) 70 (3): 142<br />

Z.Zt. noch im Aufbau befindet sich eine weitere Datenbank des Arbeitskreises “Klinische<br />

Toxikologie”: Das Laborparameterverzeichnis “Wer misst was?”. Eine solche Datenbank war<br />

1996 von damaligen Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin<br />

(BgVV), Berlin, erstellt und 1998 einmalig aktualisiert worden. Sie diente (und dient<br />

mangels Alternative) noch heute den Giftinformationszentren zum Verweis auf Messmöglichkeiten,<br />

primär in toxikologischen Notfallsituationen. Die hier aufgebaute Datenbank soll<br />

zukünftig diese BgVV-Datenbank in aktuellerer Form ersetzen können. Innerhalb der <strong>GTFCh</strong><br />

könnte diese Datenbank benutzt werden, um Laborerfahrungen mit exotischen Parametern<br />

auszutauschen. Jeder, der - meist ja mit erheblichem Aufwand - Methoden für selten<br />

nachgefragte Parameter im eigenen Labor aufgebaut hat, ist aufgefordert, diese dem<br />

Autor zur Integration in die Datenbank mitzuteilen, auch wenn der Nachweis oder die<br />

Bestimmung nur nach Absprache im Regeldienst, aber nicht im Notfalldienst angeboten werden<br />

kann.<br />

Zum Zugriff auf das <strong>GTFCh</strong>-Intranet ist ein jährlich erneuertes Passwort erforderlich, das per<br />

Email vom Schatzmeister angefordert werden kann (nach Zahlung des Jahresbeitrages).<br />

Weitere Angebote für Mitglieder von <strong>GTFCh</strong>-Gremien<br />

Zur Unterstützung und Erleichterung der Kommunikation in Vorstand und in zwei Arbeitkreisen<br />

wurden zudem mailing lists auf dem <strong>GTFCh</strong>-Webserver eingerichtet. Diese E-Mail-Listen<br />

werden zum Austausch von Einladungen, Protokollen und zur internen Diskussion intensiv<br />

genutzt.<br />

Neben dem allen Mitgliedern zugänglichen Intranet besteht noch ein spezielles Angebot (zumeist<br />

von unfertigen Arbeitsergebnissen) für Mitglieder des Arbeitskreises “Klinische Toxikologie”.<br />

Zukunftspläne<br />

Grundsätzlich hängt die Weiterentwicklung des Web-Angebots der <strong>GTFCh</strong> neben den verfügbaren<br />

Ressourcen wesentlich von der Entwicklung des Interesses der Besucher ab: Nur für<br />

Angebote, die regelmäßig abgerufen werden, erscheint eine Investition von Arbeitszeit und<br />

Finanzmitteln sinnvoll. Für das nächste Jahr sind bisher geplant:<br />

- Neustrukturierung des optischen Gesamterscheinungsbildes der Website, mit verbesserter<br />

Sortierung des Inhaltsverzeichnisses<br />

- Neuaufbau des englischsprachigen Teils der Website, mit Präsentation (möglichst vieler)<br />

offzieller Texte (Statuten, Richtlinien) in englischsprachiger Übersetzung<br />

- Integration des gesamten Angebotes in ein content management system (CMS),wodurch<br />

eine einfachere, auf mehrere Personen verteilte Pflege des Webangebotes möglich ist (z.B.<br />

durch die Sprecher der Arbeitskreise)<br />

Beiträge und Anregungen von Mitgliedern sind natürlich jederzeit herzlich willkommen!


T + K (2003) 70 (3): 143<br />

Beurteilungskriterien der Kraftfahreignung aus toxikologischer Sicht *<br />

Rolf Aderjan<br />

Institut für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Voßstrasse 2,<br />

69115 Heidelberg<br />

Abstract<br />

Im Gegensatz zur explorativ angelegten und weitgehend operationalisierten psychologischen oder medizinischen<br />

Diagnostik fehlen in den Beurteilungskriterien, auf Alkohol wie auf psychoaktive Stoffe und illegale Drogen<br />

bezogen, durch Expertenwissen unterlegte Kriterien zum Stellenwert laborchemischer oder toxikologischer<br />

Untersuchungenin folgenden Fällen: Beim Anlass zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU), in<br />

der zutreffenden Bewertung chemisch-toxikologischer Befunde als Bestandteil der Verkehrsvorgeschichte, bei<br />

der effektiven Überprüfung von Abstinenz oder Konsumverzicht, die beide zur Sicherung bzw. Verifizierung<br />

oder Falsifizierung diagnostischer Hypothesen in einer Vielzahl von Indikatoren angesprochen sind, und bei der<br />

differenzierten toxikologischen Bewertung von Suchtstoff-positiven Befunden.<br />

Hinsichtlich der Effizienz von Beurteilungskriterien ist aus toxikologischer Sicht vorzuschlagen: die Intensivierung<br />

der Abstinenzkontrolle mit Präzisierung individuell geeigneter Kontrollintervalle, die aufforderungsnahe<br />

Abnahme von Kontrollproben zur Sicherung ihres Aussagewertes und Vermeidung von Probenverfälschungen<br />

oder Vorbereitungen dazu, die Ausführung der chemisch-toxikologischen Untersuchung unter Berücksichtigung<br />

von Kreuztoleranzen und unter Einbeziehung von Substanzen, die (auch bei Alkohol) Entzug oder Verlangen<br />

kompensieren bzw. reduzieren können, und einzelfallorientierte Kriterien zur Auswahl des am besten geeigneten<br />

Untersuchungsmaterials (z.B. Urin, Blut, oder Haare).<br />

Zur Qualitätssicherung labordiagnostischer Untersuchungen erscheinen weiteren Grundbedingungen regelungsbedürftig.<br />

Die methodische Eignung und der Mindestumfang einer chemisch-toxikologischen oder labordiagnostischen<br />

Untersuchung müssen definiert und anlassbezogen konkretisiert sein. Die chemisch-toxikologische<br />

Untersuchung muss von Anfang an den Anforderungen des Tatzeitbeweises genügen und nicht erst bei<br />

Zweifeln. Immunoassays (IA) sind unmittelbar zusammen mit beweissicherer Bestätigungsanalytik einzusetzen,<br />

wofür keine IA verfügbar sind, wird diese ausschließlich verwendet. Die Untersuchung muss die diagnostischen<br />

Möglichkeiten zur Vermeidung oder Erkennung möglicher Probenverfälschungen ausschöpfen. Für die Untersuchungsstelle<br />

muss eine konkrete zu beantwortende Fragestellung der Untersuchung formuliert werden, die sachkundig<br />

beantwortet werden muss.<br />

Mit der Einarbeitung dieser Vorschläge in die Kriterien zur Urteilsbildung bei der Fahreignungsbegutachtung<br />

können der Verwertbarkeit der Angaben und der objektiven Beobachtung von Veränderungsprozessen nach<br />

Auffälligkeit durch Drogen oder Alkohol im Straßenverkehr wichtige und sichere Diagnoseinstrumente zur Seite<br />

gestellt werden. Selbstverständlich kann man sich auf toxikologische Befundung nur stützen, wenn die mit der<br />

Untersuchung beauftragte Stelle geeignete Fachqualifikation, vorzugsweise die Leitung durch einen forensischen<br />

Toxikologen (<strong>GTFCh</strong>) nachweisen kann. Darüber hinaus müssen Eignung und Frequenz von toxikologischchemischen<br />

oder labordiagnostischen externen Qualitätskontrollen festgelegt und die Teilnahme geeignet überprüft<br />

werden.<br />

1. Einleitung<br />

Wesentliche verfassungsrechtliche Kritik an den rechtlichen Instrumenten der Fahrerlaubnisverordnung<br />

(FeV) und ihre ordnungsrechtliche Begründung zur vorbeugenden Gefahrenabwehr<br />

als Grundlage des Fahrerlaubnisrechtes [1-4] richtet sich gegen die gemäß § 14 I Nr. 1<br />

FeV obligatorisch vorgesehene ärztliche Untersuchung und Begutachtung von Fahrerlaubnisinhabern<br />

oder –bewerbern wegen der Einnahme eines Betäubungsmittels und die ungleiche<br />

Behandlung des Konsums von Alkohol und Drogen, die mit Art 3 GG nicht zu vereinen sei,<br />

weil ärztliche Begutachtungen selbst bei dem weit verbreiteten Cannabiskonsum ohne Missbrauch<br />

und Abhängigkeit angeordnet würden. Dem entgegengehalten seien die Anordnungen<br />

* Eingeladener Vortrag zum Themenbereich III - Gutachterwesen - Fahreignung - auf der 32. Jahrestagung der<br />

Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin - Magdeburg, 20. - 23. März 2003, in: Kongressbericht 2003 der<br />

Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin, Berichte der BASt Heft M 152 -, Wirtschaftsverlag, Verlag für<br />

neue Wissenschaft, Bremerhaven, S. 189 - 200


T + K (2003) 70 (3): 144<br />

der einzelnen Begutachtungen von der gesetzlichen Rechtsgrundlage her im Grunde gedeckt<br />

und verletzten weder das Persönlichkeitsrecht noch den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.<br />

Allerdings verlangten neuere wissenschaftliche Erkenntnisse eine weitere verordnungsrechtliche<br />

Präzisierung der strengen Eingriffsgrundlagen. Bei deren Überprüfung solle vom gegenwärtigen<br />

Stand der rechtsmedizinischen und verkehrspsychologischen Forschung ausgegangen<br />

werden [5].<br />

Eine zweite Kritiklinie rügt die Umsetzung des Rechtes über die Begutachtungsleitlinien für<br />

Kraftfahreignung (BLK) vom Februar 2000 [6]. Es werden die auf europarechtliche Vorgaben<br />

[7] zurückgehende Unübersichtlichkeit und Überperfektion des neuen Fahrerlaubnisrechtes<br />

beklagt und die Sachbearbeiter der unteren Fahrerlaubnis- und der Landesbehörden bedauert,<br />

welche das komplizierte Recht zu bewältigen haben. Unter anderem zeige dies eine Analyse<br />

der Kapitel Alkohol, Betäubungsmittel und Arzneimittel [8] der Begutachtungsleitlinien.<br />

Nicht einmal für die Gutachter, so GEHRMANN, hätten sie in vollem Umfang Klarheit hinsichtlich<br />

der medizinischen und psychologischen Grundlagen bringen können. Folglich<br />

begrüsst er, wiederum konstruktiv-kritisch, den Kommentar zu den Begutachtungsleitlinien<br />

zur Kraftfahreignung vom Januar 2002 [9] und bezeichnete ihn für rechtsanwendende Behörden,<br />

Rechtsanwälte und Fachgerichte wie für Gutachter als dringend geboten. Unter<br />

anderem wird gefordert:<br />

- transparente Qualitätssicherung bei den nicht akkreditierten medizinischen, wie bei den<br />

akkreditierten medizinisch-psychologischen Gutachtern, die Präzisierung von schwierigen<br />

Fragen der bedingten Kraftfahreignung,<br />

und im Zusammenhang damit<br />

- die Harmonisierung der Handhabung von Auflagen bei bedingter Kraftfahreignung bei<br />

Abstinenz von Alkohol ebenso wie bei Abstinenz von Drogen<br />

- die Autoren mögen die Aussagen des Kommentars zur Alkoholabhängigkeit anhand<br />

wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu Alkoholkonsummarkern laufend überprüfen<br />

- die Abstinenzkontrolle solle bei Alkohol- wie bei Drogenkonsumenten gleich behandelt<br />

und stärker betont werden.<br />

Wie eine dritte Säule sind nun die in diesem Rundtischgespräch zu diskutierenden „Beurteilungskriterien“<br />

des Verbandes der TÜV [10,11] fortentwickelte Entscheidungshilfen von Gutachtern<br />

für Gutachter. Sie wiederum versuchen die Lücke der BLK zum prognostischen Umgang<br />

mit dem Drogenkonsum zu füllen [12]. Ihre Präsentation kann auch als eine Antwort auf<br />

die Forderung von Transparenz in der medizinisch-psychologischen Fahreignungsdiagnostik<br />

verstanden werden. Der hierüber einzuleitende diagnostische Prozess setzt auf die Verifizierung<br />

oder Falsifizierung diagnostischer Hypothesen, denen Beurteilungskriterien zugeordnet<br />

sind. Die Erfüllung oder Nichterfüllung dieser Kriterien ist, im Sinne einer Entlastungsdiagnostik<br />

bzw. des aktiven Nachweises der Eignung, über Indikatoren zu erarbeiten. Neben dem<br />

Ausschluss aktueller Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit wird speziell der Verwertbarkeit<br />

der Angaben und der Bewertung der Veränderungsprozesse Bedeutung zugemessen. Zum<br />

Konsumverhalten werden vier Gruppen unterschieden: Die Drogenabhängigkeit (1), die fortgeschrittene<br />

Drogenproblematik (2), die Drogengefährdung (3) und der gelegentliche Konsum<br />

(4). Es geht um Gebrauch, Entgiftung, Entwöhnung, überwundene Abhängigkeit oder Stabilität<br />

der Abstinenz von Stoffen, Drogenverzicht zur wirksamen Überprüfung der verwendeten<br />

Begriffe. Folglich ist die analytische Kontrolle konsumierter Suchtstoffe eine unverzichtbare<br />

Leitdiagnostik für die Fragen, auf die in ärztlichen Gutachten oder bei der medizinisch-psychologischen<br />

Untersuchung (MPU) zum Vollzug der FEV nachvollziehbare Antworten gegeben<br />

werden sollen. Nur mit Hilfe zutreffender Basisfakten, den richtigen Analysenbefunden


T + K (2003) 70 (3): 145<br />

in bezug auf die jeweils am besten geeigneten Analysensubstrate und ihrer eingehende, wissenschaftlich<br />

einwandfreie Bewertung, kann ein Proband tatsächlich beurteilt werden.<br />

In den Beurteilungskriterien sind die auf die Exploration des Klienten begründete psychologische-,<br />

wie die medizinische Diagnostik, weitgehend operationalisiert. Die erwähnte Anwendung<br />

und Bewertung der Labordiagnostik für Alkohol, psychoaktive Stoffe oder illegale Drogen<br />

steht dazu im Gegensatz und kann für die Beurteilungskriterien auf drei Ebenen durch<br />

Empfehlungen ergänzt werden:<br />

- zum Anlass zur MPU, in der zutreffenden Bewertung chemisch-toxikologischer Befunde<br />

als Bestandteil der Verkehrsvorgeschichte,<br />

- zur effektiven Überprüfung von Abstinenz oder Konsumverzicht, (die beide zur Sicherung<br />

bzw. Verifizierung oder Falsifizierung diagnostischer Hypothesen in einer Vielzahl von<br />

Indikatoren angesprochen sind),<br />

- zur differenzierten Bewertung von chemisch-toxikologischen Befunden bei Suchtstoffkontrollen.<br />

Es liegt nahe, dass auch nach ihrer Kommentierung an den BLK verbliebene Kritik auf die<br />

„Beurteilungskriterien“ übertragen werden könnte, wenn nicht genaueres zu Art, Eignung,<br />

Umfang, Bewertung und Qualität laborchemischer oder toxikologischer Analysen festgelegt<br />

wird.<br />

2. Bewertung chemisch-toxikologischer Befunde als Bestandteil der<br />

Verkehrsvorgeschichte<br />

Nach der FeV und ihren §§ 11,13 (Alkohol) und 14 (Drogen) obliegt es der Fahrerlaubnisbehörde<br />

als Entscheidungsträger über Eignungszweifel zum Führen von Kraftfahrzeugen zu<br />

urteilen und sie klären zu lassen. Die Grundlagen für die Entscheidung liefern Gutachten,<br />

entweder ein fachärztliches - oder in besonderen Fällen die medizinisch-psychologische<br />

Untersuchung (MPU).<br />

Liegt es bei Bedenken aufgrund des Bekanntwerdens entsprechender Tatsachen gem. §11 II<br />

S.3 FeV noch im Ermessen der Behörde, vom Probanden die Vorlage eines Gutachtens eines<br />

Facharztes zu verlangen, so ist sie bei Eignungszweifeln wegen Drogenkonsums gem. §14 I<br />

S.1 FeV verpflichtet, ein Gutachten und in besonderen Fällen die MPU zu verlangen. Hierbei<br />

ist die Verkehrsvorgeschichte von Bedeutung. Angesichts der dreigegliederten Reihung von<br />

(1) Ordnungswidrigkeiten über (2) Strafen hin zu (3) führerscheinrechtlichen Maßnahmen ist<br />

die Klärung der Ausgangslage wichtig. Für Alkohol wie für Drogen bleiben Informationen,<br />

die eingangs durch Analysen aus der Blutprobe bezogen wurden, nicht auf die Massnahmen<br />

der Sanktion beschränkt. Sie sind der Ausgangspunkt für die dritte Stufe. In Bezug auf den<br />

Konsum von Cannabis, soll dies beleuchtet werden.<br />

Liegt die Problematik für die Behörde in der korrekten Anordnung der MPU, so kann sie für<br />

den Gutachter darin liegen, die Anordnungsgrundlagen zu prüfen. Wie lässt sich gelegentlicher<br />

Konsum verifizieren und woraus ist zu schließen, dass Konsum und Fahren nicht<br />

getrennt wurden. In Bezug auf Sonderregelung für Cannabis und Entscheidung zwischen<br />

einmaligem/gelegentlichem und regelmäßigem Konsum wurden für Nordrheinwestfalen<br />

Beurteilungskriterien des Cannabiskonsums und Maßnahmen erlassen, die von den Strassenverkehrsbehörden<br />

zu ergreifen sind (Tabelle 1) [13].<br />

Es wird angenommen, die Konsumfrequenz von 1996 befragten [14] und die Konzentration<br />

des langlebigen Karbonsäure-Stoffwechselproduktes von Tetrahydrocannabinol, THC-<br />

COOH, bei im Strassenverkehr aufgefallenen Cannabiskonsumenten zeige eine ähnliche Häufigkeitsverteilung<br />

[15]. 11,5 % der Befragten gaben einen Konsum an ≥ 200 Tagen im Jahr


T + K (2003) 70 (3): 146<br />

Tabelle 1: Beurteilung des Cannabiskonsums und Maßnahmen für die Fahrerlaubnisbehörden in<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Serum<br />

THCCOOH<br />

innerhalb von 8<br />

Tagen<br />

Konsumbeurteilung<br />

Zusätzliche<br />

Auffälligkeiten<br />

Maßnahmen<br />

< 0,005 mg/L<br />

Einmalig oder<br />

Verdacht: gelegentlich<br />

keine<br />

keine<br />

< 0.005 mg/L<br />

THC positiv<br />

Gelegentlich<br />

mindestens 2 mal<br />

Kontrollverlust wegen aktuellen<br />

Konsums<br />

MPU<br />

≥ 0,005 mg/L<br />

< 0,075 mg/L<br />

G eleg entlich od er<br />

Verdacht: regelmäßig<br />

keine<br />

Persönliches Gespräch mit<br />

Nachuntersuchung d.<br />

Blutes nach kurzfristiger<br />

Einbestellung<br />

≥ 0,005 mg/L<br />

< 0,075 mg/L<br />

G eleg entlich od er<br />

Verdacht: regelmäßig<br />

THC positiv, m ehrfach verkehrsauffällig<br />

Nichttrennen von Konsum und F ahren,<br />

Gebrauch v. Alkohol o. anderen Drogen<br />

Störung d. Persönlichkeit, Kontrollverlust<br />

MPU<br />

≥ 0,075 mg/L<br />

regelmäßig<br />

unerheblich<br />

FE-Entzug mit<br />

Ausnahmen gem.<br />

Ziffer 3.9.1 der BLK<br />

an. Dem standen gegenüber Konzentrationen > 0,100 THC-COOH mg/L in 15,65 % und von<br />

über 0,150 in 5,2% der Fälle. Die in Tabelle 1 genannten Zahlen beruhen auf davon abgeleiteten<br />

eliminations-kinetischen Überlegungen. Die MPU wird nach Ermessen angeordnet,<br />

wenn gelegentlich Cannabis konsumiert wird, aber weitere Tatsachen die Zweifel begründen.<br />

Hierzu zählen, dass Konsum und Fahren nicht getrennt wurden, gemeinsamer Konsum von<br />

Alkohol- und anderen Drogen zu befürchten ist, Kontrollverlust oder Persönlichkeitsveränderungen<br />

eingetreten sind. Insbesondere der Neuerteilung der Fahrerlaubnis gilt die Klärung der<br />

Frage, ob Betroffene weiterhin Drogen nehmen oder noch abhängig sind. Setzt dies im einem<br />

Fall voraus, dass jemand abhängig gewesen ist, so musste andernfalls eine für die Verkehrsicherheit<br />

besonders bedeutsame Form von Drogenkonsum vorgelegen haben.<br />

Stellt man die Analogiebetrachtung heute für Nordbaden an, so ergibt sich das in Abb. 1<br />

ersichtliche Bild.<br />

0,6000<br />

0,5000<br />

0,4000<br />

0,3000<br />

mg/L<br />

11 %<br />

10-19 Tage<br />

21 %<br />

20-30 Tage<br />

0,2000<br />

0,1000<br />

28% :<br />

1 Tag<br />

33%<br />

2-5 Tage<br />

7 %<br />

6-9 Tage<br />

0,0000<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

Anzahl<br />

Abb. 1. Steigende Konzentration des kumulierenden Metaboliten<br />

THCCOOH in Relation zur Cannabis-Konsumfrequenz (n. KRAUS und<br />

AUGUSTIN 2000) Kreise: entsprechende THC-Werte


T + K (2003) 70 (3): 147<br />

Laut Umfrage [16] konsumierten im Jahr 2000 mehr Erwachsene Cannabis, bis zu 61 % der<br />

Befragten an 1 bis 5 Tagen pro Monat. Dies wurde als „gelegentlich“ eingestuft. 11% gaben<br />

einen Konsum an 10 oder mehr und 21% an 20 bis 30 Tagen an. 61% nur gelegentlich<br />

Konsumierender führen auf einen Wert von ~ 0,040 THCCOOH mg/L, eine Konsumfrequenz<br />

von 10 oder mehr Tagen pro Monat auf ~ 0,050 mg/L und von 20 Tagen oder mehr Tagen auf<br />

~ 0,070 mg/L. Es flossen hierbei viele Ergebnisse von Schwerpunktkontrollen der Polizei<br />

zum Vollzug des § 24a II StVG ein. Was das Trennen von Konsum und Fahren Konsum<br />

anlangt, so zeigt eine andere Listung, die jeweils aufsteigend sortierten Konzentrationen von<br />

THC und der THCCOOH, ein differenziertes Bild (Abb. 2).<br />

0,6000<br />

0,6000<br />

0,5000<br />

THCCOOH<br />

0,5000<br />

THC<br />

THCCOOH [mg/L]<br />

0,4000<br />

0,3000<br />

0,2000<br />

THC = 0 bzw.<br />

unsicher<br />

THC > 0,001<br />

THC > 0,002<br />

0,4000<br />

0,3000<br />

0,2000<br />

THC [mg/L]<br />

0,1000<br />

0,1000<br />

0,0000<br />

0,00% 10,00% 20,00% 30,00% 40,00% 50,00% 60,00% 70,00% 80,00% 90,00% 100,00%<br />

Prozent Fälle<br />

Abb. 2. Aufsteigende Sortierung der Konzentration von THC (linke y-Achse, untere Kurve) und, je THC-Wert,<br />

der dazugehörigen Konzentrationen des Metaboliten THCCOOH (rechte y-Achse). Ohne eindeutige individuelle<br />

Zuordnung sprechen THCCOOH-Werte oberhalb der gestrichelten Linie (0,070 mg/L THCCOOH) für<br />

regelmäßigen Konsum. Erläuterung siehe Text.<br />

Die Zahl der Fälle, in denen trotz möglicher Verdachtsmomente, z.B. bei Besitz der Droge<br />

oder nach Urintests, im Blut kein Konsum nachzuweisen war, liegt bei 10 %. In etwa 15%<br />

war THC nicht mehr sicher nachzuweisen. In diesen Fällen betrug die Konzentration des<br />

THCCOOH nicht mehr als 0,056 mg/L. Mit dem Anteil der relativ hohen Werte ist hierbei<br />

wahrscheinlich ein nicht nur gelegentlicher, aber auch nicht aktuell zur Fahrt erfolgter Konsum<br />

erfasst worden. In diesen Fällen ist eine hohe Konsumfrequenz unwahrscheinlich. Ab<br />

sicher nachweisbaren THC-Konzentrationen von 0,001 mg/L, in etwa 74 % der Fälle, wurde<br />

nach §24 a II StVG Konsum und Fahren nicht genügend getrennt.<br />

Mit steigender Konzentration sind zunehmend mehr THCCOOH-Werte von 0,070 mg/L oder<br />

höher zu verzeichnen. Obwohl so hohe Werte im Einzelfall auch dem aktuellen Konsum in<br />

relativ hoher Dosis zuzuordnen sein können [17], sprechen sie auf jeder Konzentrationsstufe<br />

für THC für regelmäßigen Konsum mit hoher Frequenz. Unabhängig von der durchaus diskussionswürdigen<br />

fahrerlaubnisrechtlichen Bewertung des Konsums geht aus dieser Betrachtung<br />

als Fazit hervor:<br />

- Bisherige Annahmen, welche die Verdachtsmomente für einen regelmäßigen Konsum von<br />

Cannabis bei Analysen zum Strassenverkehr erst bei Werten über 0,100 mg THCCOOH /<br />

L Serum begründet sehen, sind eher zu günstig.<br />

- Die Werte im Erlass für Nordrhein/Westfalen sind schlüssig.<br />

0,0000


T + K (2003) 70 (3): 148<br />

- Es gibt kein einfaches Schema für die isolierte Bewertung einer Drogenblutanalyse aus der<br />

Verkehrsvorgeschichte<br />

3. Effektive Überprüfung von Abstinenz zur Sicherung bzw. Verifizierung<br />

diagnostischer Hypothesen.<br />

Bei Alkohol- und Verkehrsauffälligkeit nennen die Hypothesen 1 und 2, bei Drogenmissbrauch<br />

die Hypothesen 1 bis 3 Beurteilungskriterien zur angemessenen Problembewältigung.<br />

Zentrale Begriffe sind hier Konsumverzicht und Abstinenz. Innerhalb der Indikatoren zu den<br />

Kriterien finden sich darüber hinaus auch Begriffe wie Abstinenzentschluss, Abstinenzbewährung,<br />

Rückfall oder Abstinenzstabilität. Grundlage der Überprüfung der Situation des Betroffenen<br />

ist hierbei die Abstinenzkontrolle. Nachdem ihre genauere Behandlung zum Kommentar<br />

zu den BLK angemahnt wird, können auch die Beurteilungskriterien diese Präzisierung<br />

benötigen.<br />

Insbesondere falls die Abstinenz und ihre Kontrolle als Auflage für eine bedingte Eignung<br />

entsprechend der Kritik [18,19] zukünftig auf Alkohol ausgedehnt wird, kann diese<br />

Maßnahme nur sinnerfüllt sein, wenn sie auch effizient ist. Maßgebend sind hierfür<br />

1. die Reaktionszeit und<br />

2. die Kontrollfrequenz.<br />

Blicken wir hierzu in eine Nachbardisziplin, die Dopingkontrollen deutscher Spitzensportler:<br />

Im Jahre 2002 wurden bei 7556 Urinkontrollen mit 39 weniger als 0,5% positive gefunden<br />

[20]. 4111 der Kontrollen fanden außerhalb des Wettkampfs statt. Diese waren relativ<br />

weniger positiv, nur unter 0,2 %, in 8 Fällen. Vielfach wurde dabei Cannabis detektiert. Ohne<br />

diese Zahlen zu werten, ist an diesen Kontrollen mustergültig, dass sie außerhalb von<br />

Wettkämpfen zu 99,4 % innerhalb 6 Stunden nach Aufforderung erfolgten. Angesichts<br />

bekannter Marktaktivitäten für Dopingmittel erscheint dagegen die Kontrollfrequenz mit 1<br />

pro Person und Jahr eindeutig als Schwachpunkt, damit die Abstinenzüberprüfung ihrer<br />

Bezeichnung gerecht wird.<br />

4. Die aufforderungsnahe Abnahme von Kontrollproben zur Sicherung ihres<br />

Aussagewertes<br />

Trivial, aber für eine Abstinenzkontrolle entscheidend ist es, dass nur diejenige Kontrollprobe<br />

den vorangegangen Konsum erkennen lässt, die zu einem genügend nahen Zeitpunkt<br />

abgenommen wurde. Die Ausscheidungsdauer von Stoffen ist allerdings sehr verschieden.<br />

Ankündigung und Durchführung der Abstinenzkontrolle müssen deshalb den primär zu<br />

prüfenden Suchtstoffen Rechnung tragen. Jegliche Verschiebung der Abgabe einer<br />

angekündigten Kontrolle ist, auch bei noch so triftiger Begründung, dem Kontrollziel<br />

abträglich. Ich möchte dies am Beispiel des Alkoholstoffwechselnebenproduktes<br />

Ethylglucuronid (EtG, Abbildung 3) erläutern.<br />

Es ist ein zur Abstinenzkontrolle besonders geeigneter ethanolspezifischem Marker [21]. EtG<br />

wird im Menschen aus der aufgenommen Alkoholdosis durch die enzymatisch nicht<br />

begünstigte Konjugation des Ethanols mit Glucuronsäure zu weniger als 0,5 % gebildet.<br />

Dabei können gut nachweisbare Gesamtmengen von bis zu einigen 100 mg täglich entstehen.<br />

Sie werden insbesondere auch nach dem vollständigen Alkoholabbau noch einige Zeit im<br />

Urin ausgeschieden (Abbildung 4). Die Ausscheidungsdauer ist individuell dosisabhängig und


T + K (2003) 70 (3): 149<br />

kann bei exzessivem Alkoholkonsum und Rückfällen 3,5 ± 1,5 Tage, im Einzelfall sogar bis<br />

zu 6 Tagen andauern [22]. Abbildung 1<br />

Ethylglucuronid<br />

(Ethyl-ß-D-glucopyranosiduronsäure)<br />

O H<br />

O H<br />

HOOC<br />

OH<br />

O<br />

OCH2 CH 3<br />

Chemische Eigenschaften<br />

• sehr polar<br />

• sehr gut wasserlöslich<br />

• Molgewicht: 222 g/mol<br />

• farbloses Pulver<br />

• Schmelzpunkt / Zersetzung: 150°C<br />

• leicht löslich in Methanol und<br />

Gemischen von Wasser und Methanol<br />

Andere wichtige Eigenschaften<br />

• Ethanol-spezifische Bildung<br />

• auch nach geringer einmaliger Alkoholaufnahme<br />

• zu < 0,5% der Ethanoldosis<br />

• keine endogene Bildung<br />

• Lagerungsstabil<br />

Abb. 3: Eigenschaften von<br />

Ethylglucuronid als<br />

Alkoholkonsummarker<br />

Patienten<br />

Ausscheidungsdauer:<br />

3,5 ± 1,5 Tage<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Zeit, d<br />

EG, mg/L<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 20 32 46 65 76 81 95 100 106 123 128 142<br />

Stunden nach Aufnahme in die Entgiftungsstation<br />

Verlaufskontrolle bei<br />

einem Patienten.<br />

Der letzte Alkoholkonsum<br />

fand einen Tag vor der<br />

stationären Aufnahme<br />

statt.<br />

(M. Goll et al., 2001, JAT 26: 262 - 266<br />

und M. Goll, Dissertation, Heidelberg, 2002)<br />

Abb. 4. Nachweisdauer von Ethylglucuronid im alkoholfrei gewordenen Urin bei stationär aufgenommen Alkoholkranken.<br />

Oberer Teil: Die verschiedenen Querbalken kennzeichnen unterschiedliche Sammelbedingungen<br />

Vorteilig ist, dass mit dieser Messgröße die Lücke zwischen den anderen, weniger<br />

ansprechempfindlichen Serummarkern geschlossen werden kann. Bei dieser Art der<br />

Abstinenzkontrolle ist außerdem mit einem Motivationsschub bei den Probanden zu rechen.<br />

Um einen Konsumverzicht zu kontrollieren, ist je nach Proband und seinem Konsum eine<br />

Reaktionszeit nach Aufforderung von weniger als 1 bis 2 Tagen, möglichst morgens,


T + K (2003) 70 (3): 150<br />

anzustreben. Selbst für den einmaligen Konsum von Cannabis mit einer Ausscheidungsdauer<br />

von 2 bis 3 Tagen sind für Urinproben weniger strenge Reaktionszeiten zulässig. Als Fazit<br />

ergibt sich:<br />

- Stoff- und Probenbezogen bedarfsgerechte Reaktionszeiten müssen empfohlen werden.<br />

Durch organisatorische Vorgaben ist dafür zu sorgen, dass sie zuverlässig eingehalten<br />

werden.<br />

5. Die Intensivierung der Abstinenzkontrolle mit Präzisierung individuell geeigneter<br />

Kontrollintervalle.<br />

Wird akzeptiert, dass die Kontrollfrequenz für die Effizienz ebenso wichtig ist wie die Reaktionszeit, so wäre<br />

von einer sporadisch-tastenden, eher zufallsgetragen Abstinenzkontrolle auf eine mehr systematische Abstinenzkontrolle<br />

überzugehen. Es ist sehr fraglich, ob zum Beleg des Drogenverzichtes drei Urinkontrollen ausreichen<br />

[23. ]Je nach Vorgeschichte können individuell geeignete und häufigere Kontrollintervalle definiert werden,<br />

innerhalb derer Betroffene mit einer Überprüfung rechnen müssen. Kontrollen des primär fraglichen Suchtstoffs<br />

sollten entsprechend einem Kontrollplan intensiviert werden. Andere, nicht zum Kontrollumfang passende Stoffe<br />

sollten zum Ausgleich weniger häufig geprüft werden. Daraus ergibt sich folgendes Fazit:<br />

- Empfehlungen für einen individuell geeigneten Abstinenzkontrollplan sind zu erarbeiten.<br />

6. Ausführung der chemisch-toxikologischen Untersuchung unter Berücksichtigung von<br />

Kreuztoleranzen<br />

Beispiel 1:<br />

Ein zuvor einmal als Heroinkonsument Aufgefallener wird als Radfahrer nach § 315c StGB angeklagt, er sei<br />

sichtlich unter Drogeneinfluss stehend fahruntüchtig an einem Unfall beteiligt gewesen. In der Gerichtsverhandlung<br />

stellt sich heraus, dass er unverschuldet in den Unfall verwickelt wurde. Sein Anwalt begehrte<br />

einen Freispruch auch vom Strafvorwurf nach § 316 StGB. Zur Unterstützung seines Antrags legte er ein vom<br />

TÜV veranlasstes und kürzlich erfolgreich absolviertes umfassendes immunologisches „Drogenscreening“ vor.<br />

Bei der Begutachtung der Fahrtüchtigkeit zeigt es sich, dass er am Tattag zwar keine Opiate der Morphinreihe,<br />

statt dessen aber das synthetische Opiat Pethidin aufgenommen hatte, das nicht mehr genügend strukturverwandt<br />

ist um, um immunologisch detektiert zu werden. Es war bei einer Analyse mit forensisch beweisenden Methoden<br />

in wirksamer Konzentration in Blut und Urin gefunden worden. Das Gericht stellte das Verfahren zwar unter<br />

Auflagen vorläufig ein, wollte aber den Befund unverzüglich der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde melden.<br />

Eine Abstinenzkontrolle kann demnach analytisch nur zuverlässig sein, wenn auch Stoffe mit<br />

Kreuztoleranz in bezug auf den Abhängigkeitstyp und bekannte Ersatzstoffe berücksichtigt<br />

und erfasst werden. Fazit:<br />

- Zur analytischen Abstinenzkontrolle sollen Empfehlungen für Untersuchungsziele<br />

erarbeitet werden, welche typische Suchtmittelersatzstoffe mit Kreuztoleranz und andere<br />

typische Ausweichstoffe oder Medikamente umfassen. Dies gilt auch bei Alkohol und für<br />

Substanzen, die den Entzug oder das Verlangen kompensieren bzw. reduzieren können.<br />

7. Mindestumfang, methodische Eignung der chemisch-toxikologischen Untersuchung<br />

und Anforderungen des Tatzeitbeweises<br />

Die Formulierung von Untersuchungszielen legt es nahe, für die chemisch-toxikologische<br />

Untersuchung zu Fahreignungsdiagnostik einen Mindestumfang für das infragekommende<br />

Probenmaterial zu definieren. Dieser sollte nicht allein in der regelmäßigen oder<br />

undifferenzierten Anwendung gängiger Immuntests bestehen. Ausführungen zur fehlenden<br />

Beweiskraft immunologischer Verfahren, sollen hier nicht wiederholt werden. Erwähnenswert<br />

erscheint mir dennoch zweierlei:<br />

- Zur Anwendung von Immuntests fehlen einheitliche, für Deutschland gültige<br />

Entscheidungsgrenzen für die Testbewertung als positiv.


T + K (2003) 70 (3): 151<br />

- Auch ein chromatographisches Verfahren kann als Bestätigungsuntersuchung untauglich<br />

sein, wenn die Analysenführung die Stoffidentifizierung nicht gewährleistet.<br />

Nicht selten werden von Labors die preiswerten Immuntechniken selektiert. Bei Sachfragen,<br />

die spezielle Fachkunde oder Bestätigungsuntersuchungen erfordern wird dann auf die Kompetenz<br />

dritter verweisen. Können nun weder die Untersuchungen anfordernde, noch die ausführende<br />

Stelle und am allerwenigsten Betroffene selbst, die Bedeutung eines positiven für<br />

ihn ungünstigen Ergebnisse einschätzen, so kann massive Kritik am Verfahren vorprogrammiert<br />

sein.<br />

Beispiel 2:<br />

Ein Immunlabor führte für ein Gutachten zur Vorlage bei der Verkehrsbehörde ein Drogenscreening in der<br />

Urinprobe bei einem durch Cannabiskonsum aufgefallenen Verkehrsteilnehmer durch. Im Rahmen der Palette<br />

wurde der Opiat-Test positiv. Das Immunlabor hatte eine Vereinbarung mit einem weitern Labor getroffen, das<br />

erforderlichenfalls sogleich Bestätigungsuntersuchungen durchführt. Der beanstandete Befund an die<br />

anfordernde Untersuchungsstelle lautete: Immuntest für Opiat: positiv, Bestätigungsuntersuchung mit GC/MS:<br />

Nachweis von Morphin<br />

Folge: Der Betroffene musste sich nun vehement gegen den Vorwurf wehren, er konsumiere Heroin. Erst nach<br />

eingehender fachlicher Beratung und einer quantitativen Nachuntersuchung der Probe erfuhr er Entlastung. Sie<br />

erbrachte den Nachweis von Codein und Morphin in Spuren unter jeweils unter 0,1 mg/L, die mit der Aufnahme<br />

von Mohnsamenhaltigem Gebäck zu erklären waren. Der Betroffene hatte über die Zusammenhänge keine<br />

Information.<br />

Ein beauftragtes Labor muss über entsprechend weiter reichende analytische Instrumente und<br />

Methoden, vor allem aber über Kompetenz im Umgang mit ihnen und im Hinblick auf die<br />

nachzuweisenden Stoffe verfügen. Dies gilt besonders für eine intensive Abstinenzkontrolle.<br />

Beispiel 3:<br />

Ehemals bestand Alkoholabhängigkeit - bei einem Betroffenen, der stabil alkoholabstinent geworden sein<br />

soll, ist außer unauffälligen Serum Alkohol-Markern und Ethylglucuronid-freiem Urin, z.B. auch nachzuweisen,<br />

dass er auch ohne Distraneurin oder Acamprosat, Chloralhydrat, Barbiturate, Benzodiazepine oder Antidepressiva<br />

auskommt.<br />

Die Prüfung auf diese Stoffe bedeutet eine kombinierte Analyse von Blut/ Serum auf geeignete<br />

Alkoholmarker und von Urin unter sachkundiger Anwendung von Gaschromatographie<br />

und/oder Hochleistungsflüssigkeitschromatographie mit geeigneten Detektoren, am besten<br />

mit Massenspektrometrie. Der erfahrene Umgang mit diesen Methoden ist sicher gewährleistet,<br />

wenn sie von einem Experten ausgeführt werden, der den Fachtitel des „Forensischen<br />

Toxikologen“ erworben hat. Häufig werden nun Einwände gegen hohe Kosten bei Anwendung<br />

dieser Methoden vorgebracht. Dem ist einerseits entgegenzuhalten: Rechtssicherheit bei<br />

toxikologischen Analysen hat ihren Preis. Andererseits gibt es bei qualitätsorientierten Analysen<br />

wichtige Voraussetzungen für die Kostenminimierung: Diese sind Mischkalkulation für<br />

einfache und aufwendige Methoden, die Anforderung in größerer Serie und Planungssicherheit.<br />

Fazit:<br />

- Empfehlungen für die gezielte Steuerung des erforderlichen toxikologischen Untersuchungsumfangs,<br />

im Einzelfall auch die Beschränkung auf den primären Kontrollzweck<br />

werden benötigt<br />

- Die qualitätsorientierte Bereinigung des Marktes für geeignete Angebote und die Nachfrage<br />

regulieren den Preis.<br />

8. Sachkundige Antwort auf konkret zu beantwortende Fragestellungen<br />

Die voranstehenden Überlegungen legen es nahe, konkrete Fragen an die zu beauftragende<br />

toxikologische Untersuchungsstelle zu richten, damit diese ihre Analysenplanung daran ausrichtet.<br />

Es sind diejenigen Routinen zu durchbrechen, in denen von toxikologisch- oder labor-


T + K (2003) 70 (3): 152<br />

chemisch Unerfahrenen „polytoxikologische Drogenscreenings“ an wiederum Unerfahrene in<br />

forensisch-toxikologischen und in rechtsfachlichen Fragen des Suchtstoffmissbrauchs in Auftrag<br />

gegeben werden. Ergänzend gilt es, durch die weitgehende Überschneidung des Kenntnisstandes<br />

der am Begutachtungsprozess Beteiligten zu vermeiden, dass die jeweiligen Kontrollziele<br />

verfehlt werden können. Nur so ist es zu erreichen, dass auf konkret gestellte Fragen<br />

eine sachkundige Antwort erwartet und auch gegeben werden kann. Dies berührt Fragen, die<br />

im nächsten Abschnitt zu behandeln sind.<br />

9. Einzelfallorientierte Kriterien zur Auswahl des am besten geeigneten<br />

Untersuchungsmaterials (z.B. Urin, Blut, oder Haare)<br />

Sachkunde, welche Stoffe in welchem Untersuchungsmaterial am besten und wie nachzuweisen<br />

sind, hat regelmäßig erworben, wer sich in Forschung und Lehre damit auseinandersetzt.<br />

Einigkeit darüber besteht unter Wissenschaftlern oder einzelnen Labors bekanntermaßen<br />

ebenso wenig, wie es in den Bundesländern für die Verkehrbehörden einheitlich vereinbart<br />

oder geregelt ist, mit welchem Probenmaterial und wie Abstinenzkontrollen am effizientesten<br />

durchzuführen sind. Die Eignung der Probenmaterialien ist sehr unterschiedlich.<br />

10. Haarproben<br />

Die potentiellen Möglichkeiten als Träger einer Spur des Drogenkonsums lassen die Haare für<br />

viele als ein überzeugendes analytisches Substrat erscheinen. Aufgrund der Verlängerung des<br />

wachsenden Haars um durchschnittlich etwa 1,1 cm pro Monat wird meist davon ausgegangen,<br />

dass ein regelmäßiger Drogenkonsum über einen längeren Zeitraum nachgewiesen werden<br />

kann. Als ein Festkörper gleicht allerdings kaum ein Haar dem anderen. Der Drogeneinbau<br />

in Haare ist nicht nur individuell, sondern auch je Einzelhaar verschieden. Die Konsumfrequenz,<br />

ab welcher die laboreigene Nachweisgrenze überschritten wird, ist nicht genau<br />

bekannt. Eine Probe ist vor der Aufarbeitung vom toxikologischen Gutachter zu prüfen, um<br />

mögliche Fehlbedingungen zu erkennen, wie bspw. die kosmetisch oder durch Umwelteinflüsse<br />

veränderte Haarstruktur oder veränderte bzw. mangelnde Pigmente, in die sich Drogenstoffe<br />

bevorzugt einlagern. So kann die toxikologische Haaranalyse von Vorteil sein, wenn im<br />

Einzelfall zu überprüfen ist, ob jemand noch immer regelmäßig bestimmte Drogen konsumiert.<br />

Allerdings ist sie methodisch nicht in allen Labors ausgereift. Dies zeigen unsere Ringversuche,<br />

in denen einerseits gespikte, andererseits authentische Proben verglichen wurden. Ein<br />

tragfähiger Methodenvergleich war bisher nicht möglich. Worin liegen die Probleme?:<br />

- Haare sind als Festsubstanz nicht homogen.<br />

- Authentisches Haar als Referenzmaterial mit bekannter Konzentration gibt es nicht.<br />

- Die Hydrolyse der Haarmatrix als Aufarbeitungsverfahren gibt bei manchen Analyten von<br />

der Ultraschallbehandlung stark abweichende Ergebnisse.<br />

- Der Laborvergleich bei authentischen Haarproben ist nicht zufriedenstellend. (Letzteres<br />

zeigt der 3. Ringversuch 2002, den wir mit einer authentischen Probe eines regelmäßigen<br />

Cannabiskonsumenten durchführten (Abb. 5).<br />

Die Ergebnissen von 22 Teilnehmern scheinen nicht normalverteilt zu sein und die<br />

Mittelwertsbildung wird problematisch. Nur 6 von 17 Ergebnissen wurden als Nichtausreißer<br />

angenommen. Diese Werte lagen innerhalb eines für das Mittel von 0,25 mg/Gramm Haar<br />

akzeptablen Präzisionsbereichs von ± 2 Standardabweichungen. Als ein sicherer Beleg für<br />

einen Drogenverzicht kann die Haarprobe demnach nicht dienen, denn mit der Konzentration<br />

sinkt auch die Nachweisbarkeit. Die Ergebnisse machen klar, dass die methodische<br />

Entwicklung der Haaranalyse nicht abgeschlossen ist. Deshalb muss, wer sich für die


T + K (2003) 70 (3): 153<br />

Haaranalyse als Mittel zur Konsumüberprüfung entscheidet, die Leistungsdaten des Labors<br />

kennen.<br />

THC<br />

1,2<br />

0,9<br />

0,6<br />

0,3<br />

0,0<br />

4<br />

2<br />

*<br />

All participants<br />

Reported values 22<br />

Accepted values 17<br />

Sam ple<br />

B<br />

Spiked value ---<br />

Mean 0,25<br />

Median 0,20<br />

SD 0,17<br />

CV 0,68<br />

SD RV<br />

0,05<br />

Lower limit 0,15<br />

Upper limit 0,35<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

Explanations<br />

nt = not tested<br />

np = not present<br />

MV = mean value<br />

SD = standard deviation<br />

SD RV = SD of the accepted range<br />

VC = variation coefficient<br />

Methods<br />

Ultrasonic<br />

Hydrolysis<br />

Other<br />

O utlier<br />

*<br />

All concentrations given as ng/mg.<br />

Abb. 2: THC-Ergebnisse des 3 Haare-Ringversuchs 2002. GC-MS Analyse einer fein-gemahlenen authentischen<br />

Probe eines regelmäßigen Cannabis-Konsumenten mit verschieden Aufarbeitungen. Oben: Die eingezeichneten<br />

Linien kennzeichnen den Mittelwert, sowie die angestrebte obere und untere Präzisionsgrenze von 2 Standardabweichungen<br />

(SD). Unten: Ergebnisse in Form des z-Score (Abweichung als Anzahl SD). Weitere<br />

Erläuterungen siehe Text.<br />

Fazit:<br />

- Bevor die Haaranalyse uneingeschränkt empfohlen werden kann, müssen bewährte<br />

Untersuchungsverfahren in Richtlinien definiert, in Ringversuchen bewährt und ihr Einsatz<br />

zur Drogenkontrolle bei der Fahreignungsprüfung mit zuständigen Fachgesellschaften<br />

abgestimmt werden.<br />

11. Urinproben<br />

Der Vorteil von Urinproben liegt für die Analyse in der Sammlung und relativen Anreicherung<br />

vorwiegend wasserlöslicher Metabolite durch die Nieren. Exkrete sind daher im Urin<br />

länger nachweisbar als im Blut. Ihre aktuelle Konzentration hängt vom Wasserhaushalt des<br />

Körpers ab. Bei allen Stoffen ist die Nachweisdauer individuell verschieden. Sie hängt von<br />

der Dosis, dem Abbau und den im Körper verbliebenen Resten ab. Entscheidender Nachteil<br />

der Urinprobe sind Täuschungsversuche. Es bestehen trotz Sichtkontrolle vielfältige Möglichkeiten,<br />

sie vor oder während der Abgabe zu verfälschen oder zu entwerten (siehe weiter<br />

unten)<br />

12. Blutproben<br />

Die Abnahme einer Blutprobe ist fälschungssicher. Insbesondere hat dieser Vorteil zu der<br />

Entwicklung in Nordrheinwestfalen geführt, bei der die Blutprobe zur Überprüfung des Konsumverhaltens<br />

bei Cannabis herangezogen wurde. Die gegenüber Urin kürzere Nachweisdauer<br />

ist im Falle des Cannabis unschädlich. Das gilt im Prinzip für den Nachweis aller<br />

Stoffe mit längerer Eliminationszeit, beispielsweise der vielen verschiedenen Benzodiazepine.<br />

Eine überlange immunologischen Anzeigedauer ohne die Möglichkeit zur Identifizierung


T + K (2003) 70 (3): 154<br />

verschiedenster metabolischer Spuren und damit der Muttersubstanzen in Urin wird vermieden.<br />

Fazit:<br />

- Blut kann für Analyte mit längerer Nachweis- bzw. für Alkoholmarker mit entsprechender<br />

Rückbildungsdauer empfohlen werden.<br />

- Entscheidender Nachteil der Urinprobe sind die vielfältigen Versuche und Möglichkeiten<br />

die Probe trotz Sichtkontrolle vor oder während der Abgabe zu entwerten oder zu verfälschen.<br />

- Es fehlen Bundesländer-übergreifende Empfehlungen für die problembezogene Probennahme<br />

und Analyse.<br />

13. Diagnostische Möglichkeiten zur Erkennung möglicher Probenverfälschungen<br />

Anlass zum Verfälschen Proben besteht für diejenigen, die ein Suchtstoff-positives Resultat<br />

erwarten oder befürchten und so Einfluss zu nehmen versuchen, damit mit der vom Probanden<br />

abzugebenden Probe ein falsch-negatives Resultat erhalten wird. Als Täuschungsversuche<br />

kommen in Betracht<br />

- Hinauszögern der Einbestellung und der Zeit von der Einbestellung bis zur Abgabe<br />

- Verfälschung der Probe<br />

- Vertauschung der Probe<br />

Die Probenverfälschung wird mit externen (in vitro) oder internen (in vivo) Mitteln versucht.<br />

Extern angewendet wurden Essig, Seife, Zitronensaft, reaktive Chemikalien, wie Bleichmittel,<br />

Nitrite, Glutaraldehyd und auch Puder. Intern wird versucht, die Urinprobe mittels Diuretika,<br />

Tees, Getränken o. Wasser zu verdünnen. Zugleich sollen Kräuterkapseln, Vitamin B-Komplex<br />

oder auch Kreatinzusätze die Farbe und Kreatinin als Verdünnungsmarker neutralisieren.<br />

Die Wasserausscheidung wird erhöht und über die beschleunigte Blasenfüllung wird zugleich<br />

die Sekretion der Ausscheidungsprodukte in den Nierentubuli zeitlich auf ein Minimum<br />

reduziert. Inneralb von 30 Minuten kommt es zu einem Anstieg der Urinproduktion auf über 8<br />

Milliliter pro Minute und parallel dazu zu einem Abfall der Dichte. Eine Überprüfung des<br />

Urins auf Verfälschung muss deshalb regulärer Bestandteil einer angekündigten Urinanalyse<br />

sein. Die dazu gehörigen Messgrößen sind in Tab. 2 zusammengefasst.<br />

Tabelle 2: Messgrößen zur Prüfung auf Probenverfälschung<br />

“Präanalyt“ Normalbereiche Verfälschungsversuch<br />

Kreatinin<br />

80 - 170 mg/dl (F)<br />

100 - 190 mg/dl (M)<br />

Verfälschung möglich < 90-100 mg/dl<br />

Verfälschung < 30 mg/dl<br />

Wasser < 10 mg/dl<br />

Spez. Gewicht 1.003 – 1.030 < 1.003 und Kreatinin < 20 mg/dl<br />

pH - Wert 4.6 – 8.0 < 4.0 pH oder > 9.0<br />

Nitrite (farblos)<br />

d. Bakterien<br />

bis ca. 125 µg/ml<br />

> 500 µg/ml<br />

Chromate (gelb) - > 100 µg/ml<br />

Zum Tausch der Probe wird das Ablassen eines „geklärten“ Urins versucht, nicht nur durch<br />

technische Hilfsmittel wie etwa einen im Internet angepriesenen „Urinator“, sondern auch


T + K (2003) 70 (3): 155<br />

nach Aufnahme von synthetischem oder Fremdurin in die Blase. Gegen diese Art der<br />

Verfälschung gibt es nur die enterale Markierung als Gegenmaßnahme [24]. Dabei werden<br />

bestimmte Muster von Polyethylenglykol - Oligomeren als Markersubstanzen oral zugeführt.<br />

Sie sind für die Patienten unschädlich, werden aus dem Darmlumen gut resorbiert, über die<br />

Nieren relativ rasch im Urin ausgeschieden und im Labor zusammen mit den Drogen<br />

bestimmt.<br />

14. Differenzierte Bewertung von toxikologischer Befunde<br />

Zur Fahreignungsbegutachtung, wie generell, kann eine differenzierte Bewertung toxikologischer<br />

Befunde auch nur abgeben, wer profunde Kenntnis des Einsatzes, der Leitungsfähigkeit<br />

und insbesondere der Grenzen analytischer Methoden hat. Deren Anwendung in der Praxis<br />

muss einer regelmäßigen externen Qualitätskontrolle standhalten. Die notwendigen Kenntnisse<br />

erstrecken sich über das Gebiet der Pharmakokinetik und des Stoffwechsels von Arznei-<br />

, Sucht- und illegalen Drogenstoffen beim Menschen, hin bis einerseits zur Epidemiologie des<br />

Drogenkonsums und andererseits zum Fahrerlaubnis- und Straßenverkehrsrecht. Die Fachqualifikation<br />

die mit dem begutachteten Erwerb des Titel eines „Forensischen Toxikologen<br />

<strong>GTFCh</strong> nachgewiesen werden kann, genügt diesen Anforderungen bestens. Fazit:<br />

- Eine differenzierte Bewertung toxikologischer Befunde kann nur abgeben, wer eingehende<br />

Kenntnisse auf diesem Gebiet erworben hat und nachweisen kann. Die Gewähr dafür<br />

bietet der Erwerb des Fachtitels eines „Forensischer Toxikologe <strong>GTFCh</strong>“<br />

15. Qualitätssicherung toxikologischer Untersuchungen<br />

Aus diesen Gründen ist es für Labors, die chemisch-toxikologische Diagnostik zur Fahreignungsbegutachtung<br />

leisten, unabdingbar, sich einer regelmäßigen und geeigneten externen<br />

Qualitätskontrolle zu unterziehen. Außerdem kommt die Labor-Akkreditierung nach der<br />

Norm ISO 17025 bei einer Stelle in Betracht, die geeignete Nachweise zur Analysenqualität<br />

und Fachkompetenz einbezieht. Dies ist vorzugsweise bei der Akkreditierung bei der Deutschen<br />

Akkreditierungsstelle Chemie (DACH) im Sektor „Forensische Medizin, Toxikologie<br />

und Biologie“ gegeben, die von den einschlägigen Fachgesellschaften betreut wird.<br />

16. Eignung von toxikologisch-chemischen oder labordiagnostischen externen und<br />

internen Qualitätskontrollen<br />

Seit 1995 werden von der <strong>GTFCh</strong> Ringversuche für forensische Zwecke durchgeführt, mit<br />

deren wissenschaftlicher Leitung ich beauftragt wurde. Zwei Arten von Ringversuchen<br />

werden durchgeführt. Sie beziehen sich auf<br />

- Präzision und Richtigkeit einzelner Messgrößen in Blut oder Urin (Analyte der Anlage zu<br />

§ 24a II StVG oder Alkoholmarker)<br />

- Entdeckung und Nachweis von körperfremden Stoffen in Blut, Urin oder Haaren (Arzneistoffe,<br />

Suchtstoffe und Gifte)<br />

Wichtigstes Ziel ist der sichere Nachweis. Es kommt nicht unbedingt auf die Anwendung von<br />

Immuntest an, denn es gilt auch Stoffe nachzuweisen, die so nicht zu detektieren sind. Die<br />

höheren Qualitätsansprüche führen zu einem begrenzten Teilnehmerkreis. Im Jahre 2001<br />

hatten wir Gelegenheit, in einem europäischen Ringversuch einen Laborvergleich für<br />

Drogenuntersuchungen im Urin zu organisieren. Hierbei ergaben sich die in Tabelle 4<br />

gelisteten Zahlen.<br />

Von 42 teilnehmenden Labors erstatteten 39 ( = 93%) Bericht. Alle hatten Immuntests neben<br />

der Bestätigungsanalyse ausgeführt. Von etwa 270 regelmäßig an Drogenringversuchen


T + K (2003) 70 (3): 156<br />

teilnehmenden Labors einer anderen Ringversuchsinstanz waren 74 Teilnehmer gemeldet<br />

worden, davon erstatteten 61 Bericht ( = 84%). 40 Labors wendeten nur Immuntests an; 21<br />

gaben eine Bestätigungsanalyse an. Bezogen auf den Euroringversuch sind dies 22,5 % und<br />

auf alle 270 nur 7,7%. Im gesamteuropäischen Vergleich hatten 55% der Teilnehmer mit<br />

Bestätigungsanalyse und 45 % nur mit Immuntests teilgenommen.<br />

Tabelle. 3. Ergebnisse des 2. Euroringversuchs (2000). Erläuterungen siehe Text.<br />

Vortest (VT)<br />

Bestätigungsanalyse<br />

koordiniert durch<br />

Berichte<br />

Meldungen<br />

kein VT<br />

nur VT<br />

alle<br />

cut-offs<br />

alle<br />

sector / cut-off applied<br />

Antwortquote<br />

Antwor<br />

andere wpt klin. mix<br />

Antwort forens. klin. wpt<br />

tquote<br />

quote<br />

Czech Republic 12 1,00 12 0 1 0,08 12 8 2 0 2 11 0,92 4 2 2<br />

England UKNEAS 147 0,72 204 4 62 0,43 143 76 18 16 33 85 0,58 13 21 15<br />

France SFTA, IML , Lille 54 0,93 58 0 11 0,20 54 33 6 3 12 43 0,80 16 8 3<br />

Germany DGKC *) 61 0,82 74 0 40 0,66 61 40 4 4 13 21 0,34 6 4 2<br />

Germany <strong>GTFCh</strong> **) 39 0,93 42 0 0 0,00 39 35 1 2 1 39 1,00 23 2 3<br />

Italy , CBFT, Padua 19 0,95 20 0 2 0,11 19 15 1 1 2 17 0,89 10 2 2<br />

The Netherlands, KKGT 50 0,82 61 0 39 0,78 50 24 5 13 8 11 0,22 2 1 3<br />

Norway, NIFT, Oslo 15 0,83 18 0 12 0,80 15 10 0 0 5 3 0,20 3 0 0<br />

Poland 6 0,75 8 0 2 0,33 6 5 0 0 1 4 0,67 3 0 0<br />

Spain, IMIM, Barcelona 46 0,87 53 0 34 0,74 46 27 7 1 11 12 0,26 4 3 4<br />

insgesamt 449 0,82 550 4 203 0,45 445 273 44 40 88 246 0,55 84 43 34<br />

Sieht man einmal von der Erfolgsquote ab, so belegen diese Zahlen: Es gibt (1) eine hohe<br />

Anzahl von Labors, die nur einige Immuntests als Drogenkontrolle durchführen, einen<br />

internationalen Leistungsvergleich der Drogenkontrolle mit Bestätigungsanalytik nicht<br />

mitmachten bzw. ihm nicht gewachsen sind und (2) Ringversuchsanbieter, welche die<br />

erfolgreiche Teilnahme an Ringversuchen zur Drogenkontrolle im Urin bereits auf dieser<br />

Leistungsebene zertifizieren. Nach aktuellen Beschlüssen der Bundesärztekammer sind<br />

derzeit für die medizinischen/klinisch-chemischen Labors 4 Ringversuche pro Jahr zu<br />

absolvieren. Angesichts des Aufwandes bei toxikologischen Analysen halten wir als<br />

Fachgesellschaft für das chemisch-toxikologische Labor eine Frequenz von drei pro Jahr für<br />

notwendig und ausreichend. Fazit:<br />

- Für toxikologische Untersuchungen zur Fahrerlaubnisverordnung bedarf es der Festlegung<br />

geeigneter, d. h. forensischer Standards zur analytischen Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle<br />

Literatur<br />

[1] KREUZER A (1993) Drogen und Sicherheit des Strassenverkehrs - Tatsächliche Verbreitung des<br />

drogenbeeinflussten Fah-rers und polizeiliches Verdachtsbild. In: 31. Deutscher Verkehrsgerichtsstag.<br />

Deutsche Akademie für Verkehrswissenschaft, S. 61 - 76<br />

[2] KREUZER A (2000) Verfassungs-, straf- und verwaltungsrechtliche Behandlung des Drogenfahrens. Einigkeiten<br />

und Diskre-panzen. In: Drogen im Strassenverkehr, Krüger H.-P (Hrsg.), Lambertus-Verlag, Freiburg<br />

im Br., S. 145 -154<br />

[3] SCHÖCH H. Kriminologische Aspekte der Drogenfahrt - Zur Kriminologie der Drogenfahrt. In: Drogen im<br />

Strassenverkehr. Krüger H.-P (Hrsg.), Lambertus-Verlag, Freiburg im Br.,, S. 129 - 144


T + K (2003) 70 (3): 157<br />

[4] KÖGEL M (2000). Die neue deutsche Fahrerlaubnisverordnung von 1999 und ihre Ausuferungen bei Cannabiskonsum.<br />

In: Drogen im Strassenverkehr, Krüger H.-P (Hrsg.), Lambertus-Verlag, Freiburg im Br., S.<br />

136 - 144<br />

[5] GEHRMANN L (2002). Die Eignungsbeurteilung von Drogen konsumierenden Kraftfahrern nach dem<br />

neuen fahrerlaubnis-recht – zur Frage der Verfassungsmäßigkeit von §14 FeV. NZV 2002, Nr. 5, 201.<br />

[6] Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung des Gemeinsamen Beirates für Verkehrsmedizin beim<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen und beim Bundesministerium für Gesundheit ,<br />

6. Auflage 2000, Schriftenreihe des Bundes-anstalt für Straßenwesen, 115<br />

[7] Richtlinie 91/439/EWG des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 29.7.1991 über den Führerschein,<br />

Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr. L 237 vom 24.08.1991<br />

[8] GEHRMANN L (2002). Die Eignungsbeurteilung von Drogen konsumierenden Kraftfahrern nach dem<br />

neuen fahrerlaubnis-recht – zur Frage der Verfassungsmäßigkeit von §14 FeV. NZV 2002<br />

[9] GEHRMANN L (2002). Neuere Erkenntnisse über die medizinische und psychologische Begutachtung von<br />

Kraftfahrern – zur Kommentierung der Begutachtungsleitlinien, Januar 2002, von Schuster/Schneider,<br />

Eisenmenger, Stefan NZV 2002, Nr. 11, 488<br />

[10] HOFFMANN-BORN H (2003). Beurteilungskriterien in der Fahreignungsdiagnostik aus medizinischer<br />

Sicht.. März 2003)<br />

[11] BRENNER-HARTMANN J, 2003: Urteilsbildung bei der medizinisch-psychologischen Untersuchung –<br />

die Beurteilungskriterien des VdTÜV. Rundtischgespräch zu den Beurteilungskriterien - Urteilsbildung bei<br />

der medizinisch-psychologischen Untersuchung, Stand vom 12. April 2002 - vorgestellt auf dem 32. Kongress<br />

der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin, Magdeburg, 20.- 22. März 2003)<br />

[12] BRENNER-HARTMANN J (2000). Die Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung aus (medizinisch-)<br />

psychologischer Sicht. In: Drogen im Strassenverkehr, Krüger H.-P (Hrsg.), Lambertus-Verlag, Freiburg /<br />

Br., S. 257 – 266<br />

[13] Beurteilungskriterien des Cannabiskonsums und Maßnahmen, die von den Führerscheinbehörden zu treffen<br />

sind, gemäß Erlass des Ministeriums für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr, Nordrhein-<br />

Westfalen, vom 10.06.1999, Az. 632-21-03/2.1, Zitat nach [15]<br />

[14] HERBST K, KRAUS L UND SCHERER, K (1996). Repräsentativerhebung zum Gebrauch psychoaktiver<br />

Substanzen bei Erwachsenen in Deutschland. Schriftliche Erhebung 1995. Bundesministerium für Gesundheit,<br />

Bonn.<br />

[15] DALDRUP T, KÄFERSTEIN H, KÖHLER H, MAIER R-D, MUSSHOFF F (2000). Entscheidung zwischen<br />

einmaligen gelegentlichem und regelmäßigen Cannabiskonsum Blutalkohol 2000, 39 -47<br />

[16] KRAUS L, AUGUSTIN R, (2001). Repräsentativerhebung zum Gebrauchs psychoaktiver Substanzen bei<br />

erwachsenen in Deutschland 2000 Institut für Therapieforschung, München, - Zitat nach TOSSMANN P,<br />

(2002). Entwicklung des Cannabiskonsums in Deutschland, Konsummuster und Risiken, Impulsreferat 1.3.<br />

In: Zum Umgang mit Can-nabis - Dokumentation zur Fachkonferenz im Dreiländereck am 25.03.2002,<br />

Schloss Beugen (Rheinfelden) - Geschäftstelle der Drogenbeauftragten beim Bundesministerium für<br />

Gesundheit und soziale Sicherung, 10117 Berlin<br />

[17] HUESTIS MA, HENNINGFIELD JE, CONE EJ (1992). Blood Cannabinoids - I. Absorption of THC and<br />

formation of 11-OHTHC and THCCOOH during and after smoking. J. Anal. Toxicol.16 228 – 235<br />

[18] BODE/WINKLER, Fahrerlaubnis [Fn. 11] §3 Rn 47 S. 80, § 7 Rn 289 S. 319 zur bedingten charakterlichen<br />

Eignung, Zitat nach L. Gehrmann NZV 2002, (11) 248<br />

[19] BOUSKA, Fahrerlaubnisrecht [Fn. 11] §2 StVG, RN 21, Zitat nach L. Gehrmann NZV 2002 (11) 248<br />

[20] Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26.02.2003, Nr. 48 S. 29<br />

[21] SCHMIDT G, ADERJAN R, KELLER T, WU, M (1995). Ethylglucuronid: an unusual ethanol metabolite<br />

in humans. Synthesis, analytical data, and determination in serum and urine. J. Anal. Toxicol. 19: 91 – 94<br />

[22] GOLL M (2002). Das Ausscheidungsfenster und Ausscheidungsverhalten von Ethylglucuronid in Humanurin,<br />

Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg<br />

[23] BRENNER- HARTMANN J (1998). Fahreignungsbeurteilung bei Cannabismissbrauch. In: G. Berghaus,<br />

H.-P Krüger (Hrsg.) Cannabis in Straßenverkehr, Fischer Verlag, Stuttgart, S. 251 – 270<br />

[24] HUPPERTZ B, KELLER H, et al. (2002) Probenverfälschung in der Drogenanalytik. Vortrag auf dem<br />

Microgenics - Expertenworkshop „Drogenanalytik“, 17./18.10 2002, Bad Griesbach


T + K (2003) 70 (3): 158<br />

Nachweis und quantitative Bestimmung von Psilocin- und Psilocybin in<br />

halluzinogenen Pilzen<br />

Markus Schläpfer und Michael Bovens<br />

Wissenschaftlicher Dienst, Stadtpolizei Zürich, Zeughausstrasse 11, CH-8004 Zürich<br />

1. Einleitung<br />

Die Tryptamine Psilocybin und Psilocin sind die hauptsächlichen, psychoaktiven Komponenten,<br />

die in halluzinogenen Pilzarten der Gattungen Psilocybe, Stropharia, Conocybe und<br />

Panaeolus enthalten sein können. Die Effekte nach Einnahme (t 0 ca. 30 min) ähneln jenen<br />

eines kürzeren LSD-Tripps (ca. 6 h) mit diversen Wahrnehmungs-veränderungen. Eine psychedelische<br />

Wirkung tritt ab ca. 10 mg Gesamtpsilocin (Psilocin + Psilocybin) ein. Die Wirkung<br />

von 15 mg Gesamtpsilocin wird als vergleichbar mit einem durchschnittlichen LSD Trip<br />

von 250 mg beschrieben [1].<br />

OH<br />

N<br />

O<br />

PO 3 H 2<br />

N<br />

N<br />

H<br />

N<br />

H<br />

Psilocin: C 12 H 16 N 2 O Psilocybin: C 12 H 17 N 2 PO 4<br />

Molmasse: 204.27 Molmasse: 284.25<br />

Aus diesen Gründen wurden die Hauptwirkstoffe Psilocin und Psilocybin in die restriktivste<br />

Klasse der Betäubungsmittel (verbotene Stoffe) eingegliedert. Seit dem 31.12.2001 wurden<br />

aufgrund des massiv zunehmenden Pilzhandels (Magic Mushrooms) auch die eingangs<br />

erwähnten Pilzgattungen selbst, im Anhang der schweizerischen Betäubungsmittelverordung<br />

spezifisch gelistet. Der Gesetzesartikel betrifft nicht nur den reifen Fruchtkörper, sondern alle<br />

Erscheinungsformen des Pilzes, also auch Myzel und Sporen [2].<br />

2. Schwerer Fall (CH) / Nicht geringe Menge (DE) [2]<br />

In der Schweiz wurde der "schwere Fall" gemäss einem Bundesgerichtsurteil auf die Menge<br />

der entsprechenden Substanz festgelegt, die eine naheliegende und ernstliche Gefahr für die<br />

körperliche oder seelische Gesundheit für mindestens zwanzig Personen hervorrufen kann. Im<br />

Fall von Psilocin ergeben – in Analogie zum "schweren Fall" von LSD - 200 Konsumeinheiten<br />

zu jeweils 10 mg Psilocin den vorgeschlagenen, mengenmässig "schweren Fall" von 2 g<br />

Gesamt-Psilocin.<br />

In Deutschland wurde von der <strong>GTFCh</strong> im Juni 1999 eine nach deutschem BtmG "nicht<br />

geringe Menge" für Psilocin/Psilocybin von 1.2 g vorgeschlagen. Dies entspricht gemäss obiger<br />

Ausführung ca. 80 - 120 Kunsumeinheiten.<br />

3. Lebenszyklus von Pilzen<br />

Pilzsporen keimen unter optimalen klimatischen Bedingungen und bilden ein Primärmyzel<br />

(Pilzfadengeflecht), das aus einkernigen (monokaryotischen) Zellen besteht. Mycelien von


T + K (2003) 70 (3): 159<br />

verschiedenen Sporen fusionieren zum Sekundärmycel, wobei Zellen mit jeweils zwei Zellkernen<br />

(dikaryotisch) entstehen. Dieses Sekundärmycel ist komplett und somit fähig zu praktisch<br />

unbeschränktem, selbständigem Wachstum. Das Mycel produziert Enzyme, die Kohlenhydrate,<br />

Fette und Eiweisse verdauen können. Die entstehenden Produkte werden aufgenommen.<br />

Dies ist das Brutstadium, während dem Energie gespeichert wird. Die Bildung des<br />

sichtbaren Pilzfruchtkörpers beginnt mit dem "Nadelkopf"-Stadium. Kleine Knötchen markieren<br />

die Stellen, an denen die Fruchtkörper entstehen werden. Der Pilz bildet Stiel und Hut aus<br />

und entwickelt Lamellen. Auf den Lamellenflächen findet in den Basidien die Kernverschmelzung<br />

(Karyogamie) statt und durch anschliessende Teilung (Meiose) entstehen vier<br />

haploide Zellkerne. Diese werden von der Basidie abgeschnürt und als Sporen freigesetzt um<br />

den Zyklus von vorn zu beginnen. [3, 4]<br />

Abb. 1. Der Lebenszyklus von Pilzen<br />

4. Color-Test (Vortest)<br />

Eine Spatelspitze des getrockneten und fein zerhackten Pulvers wird auf eine Tüpfelplatte<br />

gegeben und mit Ehrlich's Reagenz (1 g 4-Dimethylaminobenzaldehyd in 10 ml Methanol<br />

und 10 ml Phosphorsäure) versetzt.<br />

Psilocin und Psilocybin führen nach 5-10 Minuten (Reaktion kann durch Erwärmen der Platte<br />

beschleunigt werden) zu einer rosa bis violetten Färbung.<br />

5. Dünnschichtchromatographie (Vortest)<br />

100 mg des getrockneten und fein zerhackten Pilzmaterials wird mit 1 ml Methanol extrahiert<br />

(90 min bei 40°C unter gelegentlichem Schütteln oder über Nacht bei RT). Die Probelösung<br />

wird durch eine 0.45 µm Membrane filtriert. Als Referenzlösungen werden je 0.5 mg Psilocin<br />

und Psilocybin in 1 ml Methanol gelöst. Die Referenz-lösungen sind im Kühlschrank (+ 5°C)<br />

bis zu 4 Wochen haltbar.


T + K (2003) 70 (3): 160<br />

Je 5 µl der Referenzlösungen bzw. 2 x 5 µl der Probelösung werden mit einer Kapillare auf<br />

eine HPTLC 10x10cm Kieselgel 60 F 254 Platte aufgetragen und trocknen gelassen.<br />

Als Laufmittel wird eine Lösung aus 20 ml n-Butanol, 10 ml Essigsäure und 10 ml Wasser<br />

verwendet. (Dieses Laufmittel muss frisch hergestellt werden.) Die Trennung im vorkonditionierten<br />

DC-Tank mit deiner Laufstrecke von 8 cm dauert ca. 2 h. Der Nachweis der Komponenten<br />

erfolgt entweder mit UV 254 nm oder mit Sprühreagenz (Ehrlich's Reagenz s. oben).<br />

Psilocybin Pilzextrakt Psilocybin/Psilocin Pilzextrakt Psilocin<br />

Abb. 2: DC-Vortests auf Psilocybin/Psilocin. Die Rf-Werte<br />

betragen für Psilocin 0.46 (violette Färbung) und Psilocybin<br />

0.23 (rosa Färbung:<br />

6. Ionen Mobilitäts Spektrometrie (IMS)<br />

IMS wird häufig mit TOF-MS verglichen, man kann sich darunter aber auch eine Elektrophorese<br />

in der Gasphase vorstellen. Eine Probe wird ionisiert und die Ionen werden unter<br />

Normaldruck in eine Driftröhre gelenkt. In dieser Driftröhre bewegen sich die Ionen im elektrischen<br />

Feld in Richtung Detektor. Die Ionen bewegen sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit<br />

durch einen Gegenstrom eines Driftgases (trockene Luft). Die Geschwindigkeit hängt<br />

von ihrer Masse, der Grösse und der Ladung ab. Kleine Ionen haben eine hohe Mobilität und<br />

erreichen den Detektor vor grösseren Ionen mit geringerer Mobilität. [9]<br />

6.1 Qualitative Analyse von Psilocin mit IMS<br />

Für die qualitative Analyse von Psilocin kann getrocknetes und fein zerkleinertes Pilzmaterial<br />

direkt verwendet werden. Spuren des getrockneten Pilzmaterials werden auf eine Teflonmembrane<br />

gebracht und ohne Aufarbeitung ins Spektrometer gebracht. Psilocybin wird im<br />

Spektrometer umgesetzt und ebenfalls als Psilocin erfasst.


T + K (2003) 70 (3): 161<br />

Abb. 3. Analyse von Psilocin mit IMS. Gerät: Barringer Ionscan 400. Filter:<br />

Teflon-Disks. Drift time: Cal: 9.00 ms, Psilocin: 11.59 ms. Reduzierte Ionen<br />

Mobilität: K 0 Psilocin: 1.4463, Limit of detection (LOD): 20 ng für Psilocybin, 1<br />

ng für Psilocin<br />

7. Grundlagen der Micellaren elektrokinetischen Kapillarchromatographie<br />

Micellare elektrokinetische Kapillarchromatographie (MEKC) ist ein Modus der elektrokinetischen<br />

Chromatographie in welcher dem Puffer grenzflächenaktive Stoffe in Konzentrationen<br />

zugesetzt werden, welche Micellen bilden.<br />

MEKC ist eine besondere Form der Kapillarelektrophorese, weil mit ihr sowohl neutrale, als<br />

auch geladene Analyten untersucht werden können. Micellen haben eine dreidimensionale<br />

Struktur mit dem hydrophoben Teil des grenzflächenaktiven Stoffes im Innern und dem geladenen<br />

Teil auf der Aussenseite. Die Trennung von Neutralteilen beruht auf der hydrophoben<br />

Interaktion des Analyten mit den Micellen. Je stärker die Interaktion, desto länger migriert der<br />

Analyt mit der Micelle. Die Selektivität der MEKC kann durch die Art der grenzflächenaktiven<br />

Substanz und durch Zugabe von Modifiern in den Puffer kontrolliert werden.<br />

Das Trennprinzip der MEKC beruht auf einer unterschiedlichen Verteilung der Analyten zwischen<br />

den Micellen und dem Laufmittel. [5]<br />

7.1 Quantitative MEKC-Analytik von Psilocin und Psilocybin<br />

Psilocybin wird im Körper rasch zu Psilocin dephosphoryliert. So wird die psychotrope<br />

halluzinogene Wirkung eigentlich dem Psilocin zugeschrieben. Rechtlich relevant soll aus<br />

diesem Grund der Gesamtpsilocingehalt – Summe aus Psilocin und Psilocybin – sein (analog<br />

zum Gesamt THC-Gehalt von ∆ 9 -THC-Carbonsäure und freier Base).<br />

Die im folgenden vorgestellte Analysenmethode erfasst Psilocin und Psilocybin getrennt.


T + K (2003) 70 (3): 162<br />

7.2 Geräte und Chemikalien<br />

CE-Gerät:<br />

Beckmann MDQ mit Säule: fused silica 45 cm, unbelegt<br />

Spritzenfilter:<br />

0.2 µm PET<br />

ISTD-Lösung:<br />

1 mg Coffein / ml Methanol<br />

Puffer: 9 mmol NaHPO 4<br />

4.5 mmol Na 2 B 4 O 7 x 10 H 2 O<br />

40 mmol SDS<br />

Methanol 7%<br />

Acetonitril 3.5%, mit NaOH auf pH 8.5 einstellen<br />

Referenzmaterial: Hausstandards<br />

7.3 Extraktion des Pilzmaterials<br />

Feuchtes Pilzmaterial wird bei 40°C getrocknet. Das trockene Pilzmaterial wird pulverisiert.<br />

60 mg Pilzpulver wird in ein 2 ml Schraubdeckelvial eingewogen und mit 1 ml ISTD-Lösung<br />

versetzt. Diese Proben werden während 90 min. bei 40°C unter gelegentlichem Schütteln<br />

extrahiert. 100 µl dieses Extrakts werden mit 100 µl Puffer und 800 µl Wasser versetzt. Diese<br />

Lösung wird durch eine 0.2 µl Membrane filtriert und so für die Analyse verwendet.<br />

7.4 Methodenparameter für die MEKC-Analyse<br />

Die Fused silica Kapillare wird mit NaOH (0.1N), H 2 O und Puffer konditioniert. Vor jeder<br />

Analyse wird die Kapillare gut mit Puffer gespült.<br />

Trennspannung: 22 kV<br />

Trennzeit: 10 min<br />

Detektion: 217 nm<br />

Injektion: 3 s mit 0.5 psi; gefolgt von 1 s mit 0.1 psi Wasser<br />

7.5 Nachweis- und Quantifizierungsgrenze<br />

Range<br />

LOQ<br />

LOD<br />

Recovery<br />

Psilocin<br />

0.1 – 2 %<br />

0.10 %<br />

0.03 %<br />

> 90 %<br />

Psilocybin<br />

0.03 – 2 %<br />

0.03 %<br />

0.01 %<br />

> 90 %<br />

Ein typisches Kapillarchromatigramm ist in Abb. 4 dargestellt.


T + K (2003) 70 (3): 163<br />

0.008<br />

0.007<br />

0.006<br />

P D A - 2 1 7 n m<br />

C u b e n s i s - 3<br />

Migration Tim e<br />

Nam e<br />

2.254 Coffein<br />

0.005<br />

AU<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

2.408<br />

2.521<br />

2.700<br />

2.913 Psilocybin<br />

4.333<br />

4.563<br />

8.071 Psilocin<br />

0.000<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Minutes<br />

Abb. 4. Bestimmung von Psilocin und Psilocybin mit micellarer elektrokinetischer Kapillarchromatographie<br />

8. Literatur<br />

[1] Turner, D.M. "Der Psychedelische Reiseführer", Nachtschattenverlag 1997<br />

[2] Bovens, Michael; Hansjakob, Thomas. Rechtliche Neuregelung von halluzinogenen Pilzen, Kriminalistik,<br />

7/2002, 471-477<br />

[3] Homepage of the Biology Department, Dalhousie University, Halifax, Nova Scotia, Canada;<br />

http://biotype.biology.dal.ca/~museum/wildMush/mushroom.html<br />

[4] http://www.zauberpilz.com<br />

[5] Homepage of National Center for Biomedical Engeneering Science, National Univer-sity of Ireland,<br />

Galway; http://www.nuigalway.ie/ncbes/capillary_electrophoresis.htm<br />

[6] Stamets, Paul. 1999 "Psilocybinpilze der Welt". AT Verlag<br />

[7] Gartz, Jochen. 1999 "Narrenschwämme". Nachtschatten Verlag<br />

[8] Schläpfer, Markus; Bovens, Michael. Tagungsband GTFCH-Workshop 2003, 60-65<br />

[9] Cottingham, Katie. Analytical Chemistry 75/19. October 1, 2003. 435A-439A<br />

[10] Trachsel, Daniel; Richard, Nicolas. 2000 "Psychedelische Chemie". Nachtschatten Verlag


T + K (2003) 70 (3): 164<br />

Quantitative Bestimmung von Benzodiazepinen mittels LC-MS<br />

F. Dussy, C. Hamberg und Th. Briellmann<br />

Institut für Rechtsmedizin, Pestalozzistrasse 22, CH-4004 Basel<br />

1. Einleitung<br />

Es gibt verschiedene Substanzen mit ungenügender Flüchtigkeit für eine direkte Identifizierung<br />

mittels GC-MS, der „goldenen analytischen Standardmethode“. Diese Verbindungen<br />

müssen derivatisiert oder hydrolysiert werden, um mittels GC-MS analysierbar zu werden.<br />

Die LC-MS ist eine alternative Analysenmethode für eine eindeutige Identifikation solcher<br />

Verbindungen ohne Derivatisierung oder Hydrolyse. Zu diesen Verbindungen gehören neben<br />

vielen anderen auch die Benzodiazepine und ihre Metaboliten.<br />

Die Gruppe der Benzodiazepine umfasst mehr als 30 Substanzen, von welchen mehrere aktive<br />

oder auch inaktive Metaboliten bilden. Einige der bekanntesten Vertreter sind Diazepam (Valium),<br />

Flunitrazepam (Rohypnol) und Midazolam (Dormicum). Die therapeutischen Blutspiegel<br />

reichen über 4 Zehnerpotenzen von 0.5 µg/L für Flunitrazepam bis zu 3 mg/L für Chlordiazepoxid.<br />

Im IRM Basel ist es üblich, in FUD-Fällen (Fahren unter Drogen), bei Delikten von und an<br />

Lebenden sowie bei aussergewöhnlichen Todesfällen mit toxikologischer Fragestellung ein<br />

immunochemisches Screening im Urin auf Betäubungsmittel und einige psychoaktive Medikamente<br />

durchzuführen. In den Fällen mit positivem Resultat auf Benzodiazepine erfolgt eine<br />

direkte Quantifizierung im Blut.<br />

Vorgestellt wird eine Methode für die Identifizierung und Quantifizierung von Benzodiazepinen<br />

basierend auf einer flüssig-flüssig Extraktion (LLE) mit Butylchlorid gefolgt von einer<br />

HPLC-Analyse mit serieller PDA- und MS-Detektion. Wegen Gradienten-bedingter mangelnder<br />

Spektrenqualität und Softwareproblemen erfolgt die Auswertung der PDA-Spektren<br />

auf einem zweiten HPLC-PDA System. Die PDA-Detektion stellt sicher, dass auch Verbindungen<br />

mit niedriger Ionisations-Affinität erfasst und mit der UV-Spektren-Bibliothek „UV<br />

Spectra of Toxic Compounds“ 1) identifiziert werden können.<br />

Die Ionisierung in einer APCI-Ionenquelle (Atmospheric Pressure Chemical Ionisation) hat<br />

sich für die meisten Benzodiazepine als die geeignete erwiesen.<br />

2. Probenvorbereitung und Chromatographie<br />

Probenvorbereitung LLE:<br />

• 1 mL Probe (Vollblut/Serum)<br />

• 200 ng Brotizolam als IS zugeben<br />

• 3 mL Butylchlorid zur Extraktion unter Vortexen zugeben<br />

• Phasen durch Zentrifugieren trennen<br />

• 20 µL Ethylenglycol in einem Reagenzglas vorlegen<br />

• organische Phase zugeben<br />

• unter N2 bei Raumtemperatur einengen<br />

• 40 µL Acetonitril zugeben<br />

• 10 µL im LC-MS analysieren<br />

1)<br />

UV Spectra of Toxic Compounds, F. Pragst, M. Herzler, S. Herre, B.-T.Erxleben, M. Rothe,<br />

Institute of Legal Medecine - Humboldt-University Berlin


T + K (2003) 70 (3): 165<br />

• 10 µL im HPLC-PDA analysieren<br />

Brotizolam hat sich als interner Standard bewährt. Es ist selbst ein Benzodiazepin und verhält<br />

es sich bei der Extraktion ähnlich wie die anderen Benzodiazepine. Wesentlich ist, dass es (in<br />

der Schweiz) nur sehr selten als Medikament (Lendormin ® ) eingesetzt worden ist. Seit 2003<br />

ist es nicht mehr auf dem Schweizer Markt erhältlich.<br />

Der Arbeitskreis Extraktion der <strong>GTFCh</strong> hat gezeigt, dass bei Benzodiazepinen mit Butylchlorid<br />

Extraktionsausbeuten zwischen 85 und 100 % möglich sind.<br />

Stehen statt Blut- oder Serumproben nur Gewebeproben zur Verfügung oder handelt es sich<br />

um eine Blutprobe mit starker Matrixbelastung, erfolgt die Extraktion mittels SPE mit einer<br />

Bond-Elut Certify (Varian, 300 mg, 3 mL) Kartusche.<br />

Probenvorbereitung SPE<br />

• 1 mL bzw. 1 g biologisches Material<br />

• 200 ng Brotizolam (IS) zugeben<br />

• 9 mL 0.1 M Phosphatpuffer pH=6.0 zugeben<br />

Säulenvorbereitung<br />

• 2 mL MeOH<br />

• 2 mL 0.1 M Phosphatpuffer pH=6.0<br />

Probenaufgabe<br />

Spülen/Waschen<br />

• 2 mL dest. H2O<br />

• 2 mL 20 % MeOH<br />

• 3 mL 0.1 M Phosphatpuffer pH=1.0<br />

• 2 mL MeOH<br />

• 2 mL Chloroform<br />

• 15 Min. trockensaugen<br />

Elution<br />

• 2 mL Chloroform / Isopropanol (70:30 v/v) mit 2 % Ammoniak (frisch hergestellt)<br />

(in ein Reagenzglas mit 20 µL Ethylenglycol)<br />

Die chromatographische Trennung erfolgt auf einem HPLC-System der Firma Thermo Finnigan<br />

mit quaternärer Pumpe. Folgende Parameter sind für die Trennung massgebend:<br />

Säule:<br />

Restek Allure C18 (mit Filter und Vorsäule)<br />

150 x 3.2 mm, 5 µm<br />

Gradient: flow 0.45 mL/min<br />

t(min) NH 4 Oac (AA) 5mM, pH 4.75 Acetonitril Methanol<br />

(AN) (MeOH)<br />

0 90 5 5<br />

7 50 25 25<br />

27 10 45 45<br />

30 10 45 45<br />

31 90 5 5<br />

Spülmittel des Autosamplers: Acetonitril


T + K (2003) 70 (3): 166<br />

Die Verwendung eines organischen Lösungsmittels zur Spülung des Autosamplers ist von<br />

grosser Wichtigkeit, um Verschleppungen vorzubeugen.<br />

Der Gradient vermag die Benzodiazepine in einem Zeitfenster von 9 bis 20 Minuten zu eluieren<br />

und die meisten zu trennen. Er ist ein Kompromiss zwischen schneller Elution und Trennung<br />

der einzelnen Benzodiazepine.<br />

3. Gegenüberstellung: Electro Spray Ionisation (ESI) vs. Atmospheric Pressure<br />

Chemical Ionisation (APCI)<br />

Für die massenspektrometrische Analyse der Benzodiazepine hat sich die APCI der ESI als<br />

überlegen erwiesen. Der Effekt der Ionisierungs-Supression, der bei der ESI bei gleichzeitiger<br />

Elution mehrerer Substanzen zu einem „blinden System“ führen kann, wird bei der APCI<br />

nicht beobachtet. Die Optimierung der MS-Parameter auf Diazepam im „Positiv Ionen<br />

Modus“ über einen Massenbereich von 75 bis 500 amu ist für „alle“ Benzodiazepine geeignet.<br />

100<br />

50<br />

Alprazolam<br />

Triazolam<br />

Brotizolam<br />

Temazepam<br />

Nordazepam<br />

Midazolam<br />

Diazepam<br />

Camazepam<br />

ESI<br />

100<br />

50<br />

Flurazepam<br />

Bromazepam<br />

Zolpidem<br />

Clobenzorex<br />

Nitrazepam<br />

Oxazepam<br />

Flunitrazepam<br />

APCI<br />

15 20<br />

Time (min)<br />

Abb. 1. Standardlösung, je 30 ng der Substanz<br />

Der Einsatz der APCI öffnet uns auch die Möglichkeit, mit einem einzigen Internen Standard<br />

zu arbeiten und auf deuterierte Standards verzichten zu können. Dies wiederum ist wichtig für<br />

die Analyse des Extraktes mit dem PDA-Detektor und hilft die Kosten der Analysen gering zu<br />

halten.<br />

4. Eindeutige Identifikation mittels Daten abhängigem“ MS-MS<br />

Die API (Atmospheric Pressure Ionisation) der LC-MS ist generell eine milde Ionisationsmethode.<br />

Dies hat zur Folge, dass im Regelfall nur das protonierte Molekülion ohne Fragmentbildung<br />

beobachtet wird. Für eine eindeutige Identifikation muss nun dieses Molekülion<br />

zur Fragmentierung angeregt werden. Bei Ionenfallen- und Triplestage Quadrupol-Geräten<br />

erfolgt dies sinnigerweise mittels MS-MS.<br />

Bei der softwaregesteuerten Daten-abhängigen MS-MS Funktion wird auf jedem detektierten<br />

m/z-Verhältnis oberhalb einer definierten Intensität ein MS-MS Experiment durchgeführt.<br />

Das so erhaltene MS-MS Spektrum kann dann mit Spektren aus einer MS-MS Datenbank<br />

verglichen werden und so zu einer eindeutigen Identifikation führen.


T + K (2003) 70 (3): 167<br />

18.55<br />

18.52<br />

100<br />

285.3<br />

18.50 18.57<br />

Chromatogramm mit<br />

dependent scan<br />

90<br />

80<br />

70<br />

Massenspektrum<br />

von Diazepam<br />

MS: TIC<br />

60<br />

18.59<br />

50<br />

18.48<br />

40<br />

30<br />

287.3<br />

18.62<br />

20<br />

18.45<br />

18.64<br />

18.43 18.67<br />

18.69<br />

10<br />

0<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

88.1 112.9 154.2<br />

193.3<br />

228.4 284.6<br />

295.7<br />

MS-MS<br />

Massenspektrum<br />

von Diazepam<br />

257.3<br />

285.3<br />

18.72<br />

18.40 18.74<br />

4<br />

18.37<br />

18.77<br />

18.80<br />

3<br />

154.2<br />

222.5<br />

18.35<br />

18.88<br />

2<br />

1<br />

182.1<br />

221.6 242.2<br />

258.5<br />

18.0 18.2 18.4 18.6 18.8 19.0 19.2 19.4<br />

Time (min)<br />

0<br />

105.2 118.3<br />

180.3 297.5<br />

100 150 200 250 300<br />

m/z<br />

Abb. 2. Peak des Diazepams mit alternierender MS- und MS-MS-Messung<br />

Die Programmierung von 2 Scan Events, Full Scan und Daten-abhängiges MS-MS, dient<br />

einer Identifikation von Analyten, ohne sich schon vor der Analyse auf einzelne<br />

Benzodiazepine festzulegen. Zusätzlich können weitere im Extrakt vorhandene Substanzen<br />

erkannt und gegebenenfalls identifiziert werden. Als Beispiele hierzu lassen sich<br />

Methaqualon, Zolpidem, Amitriptylin neben vielen anderen aufführen. Nicht erfasst werden<br />

Substanzen, welche sich mit dieser Methode nicht extrahieren lassen wie z.B.<br />

Benzoylecgonin, Morphin oder Salicylsäure sowie tiefdosierte bzw. thermolabile Wirkstoffe<br />

wie Buprenorphin oder LSD.<br />

4. Weitband-Aktivierung<br />

Von grosser Wichtigkeit für die Identifikation ist die Möglichkeit der „Weitband-<br />

Aktivierung“. Bei dieser Art von MS-MS wird nicht nur das eine isolierte Ion energetisch<br />

zum Zerfall angeregt sondern ein Bereich, der von diesem Ion noch 20 amu zu geringeren<br />

Massen abweicht. Dies ist immer dann von Interesse, wenn der gesuchte Analyt leicht Wasser<br />

oder Ammoniak abspalten kann und somit keine wesentlichen strukturellen Informationen<br />

preisgibt. Bei der „Weitband-Aktivierung“ wird dieses primäre Spaltprodukt ebenfalls erfasst<br />

und zu weiterem Zerfall angeregt. Es ergibt sich daraus ein pseudo MS 3 Experiment.


T + K (2003) 70 (3): 168<br />

Wideband Excitation<br />

= Activation<br />

= Isolation<br />

-H 2 O<br />

20 amu<br />

Standard<br />

dMS/MS Full Scan<br />

S<br />

-H 2 O<br />

Pseud- Broadband<br />

MS/MS Full Scan<br />

“ Pseud MS 3 ”<br />

270 290 310 330<br />

m/z<br />

Abb. 3. Prinzip der Weitband-Aktivierung<br />

Für die Benzodiazepine selbst ist diese Weitband-Aktivierung nicht interessant, hingegen für<br />

einige ihrer Metaboliten sowie für die Identifikation weiterer im gleichen Extrakt befindliche<br />

Substanzen.<br />

5. Suche in MS-Datenbanken<br />

Anders als bei der GC-MS, wo die Spektren weitgehend unabhängig vom Gerät sind, können<br />

sich die LC-MS-MS Spektren unterschiedlicher Geräte stark voneinander unterscheiden. Es<br />

überrascht deshalb auch nicht, dass viele mit einem LC-MS aufgezeichnete Spektren nicht in<br />

einer GC-MS-Datenbank gefunden werden können. Für die Quantifizierung der Benzodiazepine<br />

spielt das keine Rolle. Hingegen gilt es, dies bei weiteren im Extrakt gefundener Substanzen<br />

zu berücksichtigen.<br />

In Abb. 4 wird die Gegenüberstellung von MS-MS-Spektren am Beispiel von Midazolam,<br />

einmal in einem GC-Trap aufgenommen sowie mit einem LC-Trap gezeigt.<br />

6. Serielle Detektion mit PDA- und MS-Detektor<br />

Clobazam, der Wirkstoff von Urbanyl ® (in Deutschland Frisium ® ) ist ein Benzodiazepin,<br />

welches sich bei therapeutischer Dosierung mit der hier vorgestellten Methode nicht im MS<br />

detektieren lässt. Von den anderen Benzodiazepinen unterscheidet es sich durch die Stellung<br />

der Stickstoffatome im 7-Ring. Durch die serielle Schaltung des PDA-Detektors kann diese<br />

Verbindung aber ebenfalls erfasst werden. Ein Beispiel zeigt Abb. 5. Da wir in unserer<br />

Sammlung keine Fälle mit Clobazam haben (Ausnahme: Ringversuche der <strong>GTFCh</strong>), wird die<br />

serielle Detektion an einem Beispiel mit Coffein und Midazolam vorgestellt: Während im<br />

gezeigten Chromatogramm mit dem PDA Coffein und eine unbekannte Verbindung (rt 12.08)<br />

detektiert werden, kann Midazolam aufgrund der geringen Konzentration nicht mehr erfasst<br />

werden. Durch Legen der Massenspur wird Midazolam im MS noch deutlich nachgewiesen.<br />

Coffein lässt sich selbst durch Legen der Massenspur nicht detektieren.


T + K (2003) 70 (3): 169<br />

100<br />

310.1<br />

GC-MS-MS<br />

50<br />

325.1<br />

290.2<br />

100 200 m/z<br />

300<br />

326.1<br />

340<br />

100 291.4<br />

LC-MS-MS<br />

326.3<br />

50<br />

244.2<br />

100 200 300 340<br />

m/z<br />

Abb. 4. Vergleich des GC-MS-MS- und<br />

des LC-MS-MS-Spektrums von<br />

Midazolam<br />

Analytische Grenzwerte<br />

Die Bestimmungsgrenzwerte (BG, LOQ) liegen für alle geprüften Benzodiazepine und ihre<br />

Metaboliten unterhalb ihrer unteren therapeutischen Konzentration. Für spezifische Fragestellungen<br />

auf einzelne Benzodiazepine kann die Methode mit wenig Aufwand angepasst<br />

werden: Das Daten-abhängige MS-MS Experiment wird im entsprechenden Elutionszeitfenster<br />

durch ein gezwungenes MS-MS auf die entsprechende Masse ersetzt. Somit können<br />

die Bestimmungsgrenze und die Nachweisgrenze unter 1 ng/mL verschoben werden. In<br />

Tabelle 1 sind die mit BEN ® ermittelten Bestimmungsgrenzwerte der Standardmethode den<br />

unteren therapeutischen Serumkonzentrationen gegenübergestellt.<br />

Tab.1. Bestimmungsgrenzwerte und minimale therapeutische Konzentrationen einiger Benzodiazepinen<br />

Substanz<br />

BG [µg/L] min. therap. 2)2)<br />

[µg/L]<br />

Flunitrazepam 3 5<br />

7-Amino-Flunitrazepam 2<br />

Desmethyl-Flunitrazepam 3<br />

Flurazepam 2 20<br />

Desalkyl-Flurazepam 2<br />

Bromazepam 6 50<br />

Lorazepam 3 20<br />

Diazepam 2 200<br />

Nordazepam 2 20<br />

Oxazepam 2 200<br />

Midazolam 2 40<br />

α-Hydroxy-Midazolam 3<br />

2) M. Schulz, A. Schmoldt, Therapeutic and toxic blood lconcentrations of more than 800 drugs and other<br />

xenobiotics, Pharmazie 58 (2003) 447-474


T + K (2003) 70 (3): 170<br />

PDA: Total scan<br />

PDA: total scan<br />

Coffein<br />

6.03<br />

7-Amino-Flunitrazepam 60 µg/L<br />

9.78<br />

Hydroxymethaqualon<br />

12.08<br />

unbekannt<br />

13.08<br />

14.18<br />

Methaqualon<br />

Flunitrazepam<br />

IS 200 µg/L & Methadon<br />

16.70<br />

Nordazepam 560 µg/L<br />

Diazepam 360 µg/L<br />

18.50<br />

9.17 15.63<br />

20.15<br />

Temazepam<br />

MS: TIC<br />

- trace<br />

14.22<br />

16.74<br />

18.55<br />

17.54<br />

15.64<br />

9.20<br />

13.09 20.16<br />

MS: m/z Trace 326 at m/z + 342<br />

326 +<br />

342<br />

a-Hydroxy-<br />

Midazolam 15 µg/L<br />

15.27<br />

Midazolam 10 µg/L<br />

4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

Time (min)<br />

Abb. 5. Beispiel für die serielle Detektion mit PDA- und MS-Detektor<br />

Von der Kontrollkarte zur Messunsicherheit<br />

Die Kontrollkarten können für die Beurteilung Qualität der Resultate der aktuellen Serie als<br />

auch für die Abschätzung der Messunsicherheit u herangezogen werden. Dabei hat sich<br />

gezeigt, dass die Resultate der MS-Detektion denjenigen der PDA-Detektion in etwa<br />

gleichwertig sind (siehe Kontrollkarten am Beispiel Oxazepam in Abb. 6).<br />

Die vorgestellte Abschätzung der Messunsicherheit setzt voraus, dass die Streuung der<br />

ermittelten Mittelwerte über den Konzentrationsmessbereich unabhängig vom jeweiligen<br />

Benzodiazepin ist. Nach unserer Erfahrung ist diese Annahme zulässig.<br />

Als erster Schritt für die Abschätzung der Messunsicherheit wurden die aus den<br />

Kontrollkarten entnommenen Variationskoeffizienten V k gegen den Mittelwert der ermittelten<br />

Konzentration x des entsprechenden Benzodiazepins aufgetragen (Abb. 6). Die V k wurden mit<br />

einer Funktion vom Typ V k = a * x b angepasst. Aus den aus dieser Funktion abgeleiteten V k<br />

lassen sich nun die zugehörigen Standardabweichungen s berechnen (s = V k / 100 * x).<br />

Schliesslich lässt sich die Messunsicherheit u 95% aus diesen s-Werten gemäss u 95% = 2 * s<br />

abschätzen.


T + K (2003) 70 (3): 171<br />

Oxazepam MS<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37<br />

x+2 s<br />

x-2 s<br />

Oxazepam PDA<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37<br />

x+2 s<br />

x-2 s<br />

Abb. 6. Kontrollkarten für die Detektion von Oxazepam mittels MS und PDA<br />

u [µg/L]<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

linke Skala<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Konzentration [µg/L]<br />

rechte Skala<br />

Abb. 7. Messunsicherheit u in Abhängigkeit von der Benzodiazepinkonzentration<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

u [%]


T + K (2003) 70 (3): 172<br />

Diese abgeschätzten Messunsicherheiten lassen sich sinnvoll in Klassen zusammenfassen.<br />

Wie schon Horwitz 3) erkannte, ist die Genauigkeit einer Konzentrationsbestimmung abhängig<br />

von der Konzentration des Analyten: Je tiefer die Konzentration, desto ungenauer die<br />

Messung.<br />

Konzentration<br />

[µg/L]<br />

u 95%<br />

[%]<br />

LOQ - 10 50<br />

>10 - 20 40<br />

>20 - 40 30<br />

>40 - 70 25<br />

>70 - 180 20<br />

> 180 - 500 15<br />

Mit der vorgestellten Methode lassen sich Benzodiazepine quantitativ erfassen. An den Ringversuchen<br />

der <strong>GTFCh</strong> wie auch der Schweizerischen Gesellschaft für Rechtsmedizin (SGRM)<br />

der letzten Jahre hat das IRM Basel mit dieser Methode erfolgreich teilgenommen.<br />

3)<br />

Evaluation of analytical methods used for regulation of foods and drugs, W. Horwitz, Anal. Chem. 54 (1),<br />

1982, 67A-76A<br />

Screeningmethode auf Blausäure und GHB<br />

Ludwig von Meyer<br />

Institut für Rechtsmedizin der Universität München, Frauenlobstr. 7a, 80733 München<br />

1. Allgemeines<br />

Es hat sich gezeigt, dass mit der am Institut für Rechtsmedizin München verwendeten Routinemethode<br />

zur Begleitstoffbestimmung auch Arznei- und Giftstoffe erfasst werden können.<br />

Das Prinzip des Verfahrens, das allgemein für flüchtige Substanzen anwendbar ist, besteht in<br />

der Erwärmung des Probenmaterials in einem geschlossenen System und der Analyse des<br />

Dampfes über der Probe (Headspace oder Dampfraum). Zur Dampfdruckerhöhung wird wasserfreies<br />

Natriumsulfat zugegeben. Durch den Aussalzeffekt resultieren je nach flüchtiger<br />

Substanz deutlich größere Signal- bzw. Peakhöhen.<br />

Die Konzentration der gesuchten Substanz im Dampfraum ist proportional der Konzentration<br />

in der Lösung (Probe), entsprechend dem Henry-Daltonschen Gesetz und im idealen Fall nur<br />

von der Systemtemperatur abhängig (Machata 1967).<br />

Die Zufuhr der Gasprobe erfolgt mit automatischer Dosierung. Die chromatographische<br />

Trennung wird mit Kapillarsäulen durchgeführt. Als Detektor kommt wegen ausreichender<br />

Empfindlichkeit der Flammenionisationsdetektor (FID) in Frage.<br />

Der Dampfdruck der flüchtigen Substanzen ist matrixabhängig. Zur Verminderung des<br />

Matrixeinflusses wird im Probengefäß mit Perchlorsäure/Perchlorat-Lösung gefällt.<br />

Diese Säure führt u.a. auch zur Freisetzung flüchtiger Säuren wie Blausäure aus cyanidhaltigen<br />

Lösungen und zur Bildung von Gammahydroxybutyrolacton aus Gammahydroxybutyrat.


T + K (2003) 70 (3): 173<br />

2. Reagentien<br />

- Natriumsulfat, wasserfrei, pro analysi (VWR International / Best.-Nr. 1.06649, 1000)<br />

- Perchlorsäure/Perchlorat-Lösung (VWR International / Best.-Nr. 1.09431, 0500)<br />

- tert - Butanol pro analysi (CH 3 ) 3 /COH (VWR International / Best.-Nr. 109629.)<br />

3. Geräte<br />

- Headspace Sampler Perkin Elmer HS 101 mit Gas-Chromatograph 8420<br />

- (Capillary Gas Chromatograph)<br />

- Säule: Rtx 1701 60 m, 0,53 mm ID, 3,0 µm df (Restek Europa GmbH / Cat.# 12088 /<br />

- Column-# 24602)<br />

- desaktivierte FS Kapillarsäule als liner (Perkin Elmer Best.-Nr. 698521 / 5 m / 0,32 mm<br />

ID)<br />

4. Gase<br />

- Trägergas: Helium<br />

- Wasserstoff<br />

- Luft<br />

5. Hilfsmittel<br />

- 20 ml Probengefäße (Perkin Elmer)<br />

- Verschlusskappen+Teflon-beschichtete Butylgummischeiben (Perkin-Elmer Part # for set<br />

of 1000 B 010-4240)<br />

6. Methode<br />

Es wird ein Temperaturprogramm verwendet.<br />

Oven temp 40 ° C 135 ° C 200 ° C<br />

Isotime 5.0 0.5 10.0 min<br />

Ramprate 10.0 30.0 ° C / min<br />

Inj.temp 130 ° C Fid Sense High<br />

Det.temp 200 ° C Det. Zero off<br />

Die Dosierung erfolgt wegen des geringen Durchmessers der Megaboresäule als<br />

Hochdruckdosierung:<br />

Pressure 70 kPa<br />

Equilib Time 0,5 min<br />

7. Untersuchung<br />

0,5 g Natriumsulfat, wasserfrei<br />

0,250 ml Probe (Plasma, Serum, Urin)<br />

0,500 ml Perchlorsäure/Perchlorat-Lösung<br />

0,100 ml tert. Butanol (Standard)<br />

in ein 20 ml Probengefäß geben<br />

8. Bewertung<br />

Blausäure zeigte unter den angegebenen Bedingungen eine Retentionszeit von 3,7 min und<br />

GHB eine von 20 min bei einer Retentionszeit des internen Standards von 7,3 min. Die<br />

Nachweisgrenze für Blausäure beträgt ca. 10 mg/l, für GHB ca. 25 mg/l.


T + K (2003) 70 (3): 174<br />

Forensisch-toxikologische Bildbetrachtung – Teil I<br />

Rolf Giebelmann<br />

Institut für Rechtsmedizin im Klinikum der Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald, Kuhstraße 30,<br />

D-17489 Greifswald<br />

„Der Dichter träumt nicht mehr in blauen Buchten. Er sieht aus Höfen helle Schwärme reiten.<br />

Sein Fuß bedeckt die Leichen der Verruchten. Sein Haupt erhebt sich, Völker zu begleiten."<br />

(Aus: Der politische Dichter, Walter Hasenclever, 1890-1940)<br />

Tief erschüttert vom Selbstmord seines Jugendfreundes Walter Rheiner (1895-1925) malte<br />

Conrad Felixmüller (1897-1977) 1925 im „Tod des Dichters W. Rheiner" den unglücklichen<br />

mit der Cocainspritze in der Linken (Abb.1).<br />

Dieses Ölbild war 1975/76 in einer<br />

Dresdner-Berliner Personalausstellung<br />

des Künstlers zu sehen als<br />

Leihgabe aus Privatbesitz (Dr.<br />

Wolfgang Kruse). Es wird über das<br />

tragische Schicksal des verzweifelten<br />

Lyrikers hinaus als Abgesang des<br />

Expressionismus interpretiert. Die<br />

Gestalt des hochbegabten, aber unverstandenen<br />

und dadurch vereinsamten<br />

Dichters schwebt in rauschhafter<br />

Todessehnsucht über der<br />

nächtlichen Großstadt, deren Zwiespalt<br />

zwischen Ekstase und Elend,<br />

Traum und Wirklichkeit er vielfach in<br />

Verse gekleidet hatte, in einem<br />

Gardinenschleier scheinbar letzten<br />

Halt suchend. Von gleichgesinnten<br />

wie Gottfried Benn (1886-1956), Johannes<br />

R. Becher (1891-1958) und<br />

Zeitgenossen wie der Schauspielerin<br />

Elisabeth Bergner (1897-1986) wissen<br />

wir von der Cocainismuswelle<br />

jener Jahre. Felixmüller hatte Werke<br />

seines Freundes Rheiner illustriert, so<br />

die Novelle „Kokain" mit der bekannten<br />

Federzeichnung des Drogenabhängigen<br />

beim Spritzen (1918).<br />

Abb. 1. C. Felixmüller: Tod des Dichters<br />

W. Rheiner, 1925<br />

Seiner Novelle setzte Rheiner (Abb. 2) das Sonett „Der Tod der Armen" von Pierre-Charles<br />

Baudelaire (1821- 1867) voran (deutsch von Siegmar Löffler):<br />

„Der Morphinist Walter Rheiner beschreibt mit faszinierender Direktheit das Welt- und<br />

Icherleben eines Kokainsüchtigen", so sieht es 1979 Thomas Rietzschel. Auszüge der Novelle<br />

sollen ein Bild hierfür geben:


T + K (2003) 70 (3): 175<br />

„Im Cafe, auf der Toilette, gab er sich drei Injektionen hintereinander ... Nun fühlte er sich<br />

frei und leicht, spielerisch, ein junger Gott! ...<br />

Ein Wink von ihm, und er würde, Ikarus, dem göttlichen Jüngling gleich, lächelnd an die<br />

Decke schweben, singend über dem Baldachin des Vorgartens gleiten und auf zu den<br />

knisternden Sternen kreisen . ... Dann betete er, murmelnd: Gib, lieber Herr von Gott, du<br />

selige Exzellenz, gib, dass ich bei der nächsten Injektion lautlos verrecke!... "<br />

„Er hatte nichts, daran er sich erfreuen konnte ... Das Gift nur, das sein Schicksal war, lagerte<br />

wie ein riesiges Tier über der ganzen Stadt, über den Horizonten und über seinem Dasein: -<br />

unentrinnbar, Charybdis, die ihn schlürfte. Ausgefetzt würde er sich hinstehlen sein Leben<br />

lang, von Morgen bis Abend, der ihm einst den Wahnsinn bringen würde."<br />

„Es ist der Tod, der Trost gibt, ach, und Leben schenkt,<br />

Es ist das einzige Ziel des Daseins, das wir sehen,<br />

Er ist die Hoffnung, die mit ihrem Rausch uns tränkt<br />

Wie Wein, und Mut macht, bis zum Abend durchzustehen.<br />

Er ist das Licht, das, tief am Horizont versenkt,<br />

Herflimmert durch den Frost, durch Sturm und Flockenwehen,<br />

Er ist der Gasthof, den das Buch mit Lob bedenkt,<br />

in dem man essen kann, ausruhn und schlafen gehen.<br />

Er ist ein Engel, der mit seiner Zauberhand<br />

In Schlaf entrückt und ins verzückte Traumesland<br />

Und weich ein Bett macht für die armen, nackten Leute.<br />

Er ist der Götter Ruhm, er ist das Schatzverlies,<br />

Er ist des Armen Korn, die Heimat einst und heute,<br />

Er ist das Tor zum niegekannten Paradies."<br />

Ein Jahr zuvor war Benns Gedicht „Kokain" erschienen:<br />

„Den Ich-Zerfall, den süßen, tief ersehnten, den gibst du<br />

mir: schon ist die Kehle rau, schon ist der fremde Klang an<br />

unerwähnten Gebilden meines Ichs am Unterbau . ..."<br />

Abb. 2. C. Felixmüller: Der Dichter<br />

Walter Rheiner, Lithographie 1918,<br />

Altenburg, Lindenau-Museum<br />

Conrad Felix Müller wurde am 21. Mai 1897 als Sohn eines Fabrikschmiedes geboren. Schon<br />

mit 14 Jahren nahm er Zeichenunterricht in der Dresdner Kunstgewerbeschule, danach in<br />

einer privaten Malschule und in der Kunstakademie bei Carl Bantzer (1857-1941) schließlich<br />

als Meisterschüler. 1913 fertigte Felixmüller, wie er sich später nannte, zehn Holzschnitte zu<br />

Arnold Schönbergs (1874-1951) Melodram „Lieder des Pierrot Lunaire" aus dem Jahr 1912,<br />

des führenden Tonschöpfers im Expressionismus. Über „Sogenannte Intellektuelle" und deren<br />

Konversation spottete Hanns Dieter Hüsch (geb. 1925): "Und spüren Sie bei Arnold<br />

Schönberg Nicht auch eine Spur Kokain, ..."<br />

Zu den „Hebräischen Balladen" (1913) der Else Lasker-Schüler (1876-1945), die auf dem<br />

Ölberg beerdigt ist, damals verheiratet mit Herwarth Walden (1878-1932), ebenfalls zu seinem<br />

späteren Bekanntenkreis gehörend, schuf Felixmüller 1914 acht Holzschnitte. Else<br />

Lasker-Schülers „Gebet" (Meinem teuren Halbbruder, dem blauen Reiter) beginnt:<br />

„Ich suche allerlanden eine Stadt,<br />

Die einen Engel vor der Pforte hat.<br />

Ich trage seinen großen Flügel<br />

Gebrochen schwer am Schulterblatt<br />

Und in der Stirne seinen Stern als Siegel."<br />

1932 bekam sie den Kleistpreis. Ein Jahr darauf wurde ihr als „frivoler und morbider Kaffeehausliteratin"<br />

die Publikation ihrer Gedichte verboten.


T + K (2003) 70 (3): 176<br />

1914 hat Felixmüller (Abb. 3) seine ersten Ausstellungen. Danach lebt er als freischaffender<br />

Künstler in Dresden. Er knüpft Bekanntschaften u.a. mit dem Dichter Theodor Däubler<br />

(1876-1934), dem Publizisten Franz Mehring (1846-1819) und dem Malerkollegen Karl<br />

Schmidt-Rottluff (1884-1976). 1918 wird Londa von Berg seine Ehefrau. Für die<br />

Inszenierung Paul Kornfelds (1889-1942) Drama „Verführung" desselben Jahres in Hamburg<br />

entwirft Felixmüller das Bühnenbild. Kornfeld starb im Konzentrationslager Lodz.<br />

Felixmüller gründete mit seinem Schwager Peter August Böckstiegel (1889-1951), mit Otto<br />

Dix (1891-1969) u.a. die "Dresdner Sezession Gruppe 1919". Im selben Jahr war er unter der<br />

Inszenierung Berthold Viertels (1885-1953) maßgeblich an der Uraufführung Friedrich Wolfs<br />

(1888-1953) Drama „Das bist Du" im Dresdner Schauspielhaus beteiligt. Wolf urteilte über<br />

Felixmüller so: „Während er die Bühnenbilder zu 'Das bist Du' entwarf, brachte er zwischendurch<br />

einige Porträtskizzen von dem Regisseur, dem<br />

Beleuchtungsdirektor und dem Autor des Stückes für<br />

die Zeitschrift 'DerZwinger' aufs Papier. Und<br />

obschon er damals in seiner 'Sünde Maienpracht' als<br />

wilder Expressionist stand und mein Porträt von den<br />

biederen Dresdnern als 'Tulpe im Blumentopf' angesprochen<br />

wurde, waren doch alle drei Porträts höchst<br />

charakteristisch und trotz aller Exzentrik 'ähnlich' . ...<br />

Für den Autor, den Regisseur Berthold Viertel und<br />

Felixmüller war diese Arbeit selbst ein Erlebnis, eine<br />

Quelle schöpferischen Glücks, wie man es in solchem<br />

Dreiklang bei einer Bühnenarbeit selten findet."<br />

1921 freundete sich Felixmüller mit dem Schriftsteller<br />

Carl Sternheim (1878-1942) an, der sich zwei<br />

Jahre später folgendermaßen über den Künstler äußerte:<br />

„... Aber da steht seit kurzem dort einer auf der<br />

Bildfläche, von dem es mich zu deuchten anfängt, er<br />

könnte ein charakteristisches Werk, wahrscheinlich<br />

wie van Gogh ein entstelltes Leben in den Büchern<br />

seiner Kritiker über ihn haben: Felixmüller . ...<br />

Sowohl der Lithograph wie der spätere Maler war zu<br />

keinem bürgerlichen Kompromiß zu haben . ...<br />

Abb. 3. C.Felixmüller: Selbstbildnis mit<br />

Pfeife, Zeichnung 1920, Berlin, Kupferstichkabinett<br />

und Sammlung der Zeichnungen<br />

Er sagte und sagt immer lauter in seinen prangenden Porträts und Landschaften . ... Wem's um<br />

die Wahrhaftigkeit geht, der sehe es an und begreife!" Neben Sternheim 1925 hielt<br />

Felixmüller einige Künstlerkollegen im Holzschnitt fest: im selben Jahr Lovis Corinth<br />

(1858-1925), 1926 Max Liebermann (1847-1935), 1927 Christian Rohlfs (1849-1938). 1931<br />

wurde Felixmüller der Sächsische Staatspreis für Malerei verliehen. 1933 beginnt seine Diffamierung.<br />

Die Ausstellung „Entartete Kunst" in Dresden bringt vierzig seiner Werke. Seine<br />

daraus entstehende soziale Situation kennzeichnet nichts deutlicher als die Tatsache, dass er<br />

1939 die Rückseite seines Gemäldes „Tod des Dichters W. Rheiner" für das Ölbild<br />

„Kunstfreunde III" verwendete. Im letzten Kriegsjahr wird er noch zum Militärdienst<br />

eingezogen, 1945 aus sowjetischer Gefangenschaft entlassen. 1949 erhält er eine Professur<br />

mit Lehrauftrag an der Pädagogischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle, die er bis<br />

zur altersbedingten Emeritierung wahrnimmt.


T + K (2003) 70 (3): 177<br />

„So verhasst wie die belarvten, überstählten Mienen des blutjungen Meisters euch erscheinen,<br />

ist kein Ding; nicht die Syphilitiker und Säufer in Kantinen. Eingesponnen in des Uhrwerks<br />

engen Ring: O was nützen Gifte ausgelaugt aus Fetzen einer Jugend, die unfruchtbar<br />

verging!"<br />

(Aus: Sortiermädchen, 1911, Paul Zech, 1881-1946)<br />

Literatur<br />

Pinthus, K. (Hrsg.): Menschheitsdämmerung,<br />

Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1968<br />

Rietzschel, Th. (Hrsg.): Sekunde durch Hirn, ebda. 1982<br />

Kupfer, A.: Göttliche Gifte, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2002<br />

Jahreszahlen zur Toxikologie 2004<br />

Rolf Giebelmann<br />

Institut für Rechtsmedizin im Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Kuhstraße 30,<br />

D-17489 Greifswald<br />

Vor 2375 Jahren starb Demokritos (Demokrit) aus Abdera (geb. 460 v.u.Z.). Er schuf als<br />

weitgereister Philosoph und Enzyklopädist Griechenlands die Lehre vom Aufbau der Welt<br />

aus Atomen. Auf ihn geht eine Rezeptur aus Schierling und Lupine zur Rodung von Wäldern<br />

zurück.<br />

Vor 1975 Jahren starb Livia Drusilla (geb. 58 v.u.Z.). Durch die Ehe mit Octavianus wurde<br />

sie als Iulia Augusta erste römische Kaiserin. Tacitus sah in ihr eine Intrigantin und<br />

Anstifterin zu Giftmorden für ihre ehrgeizigen Pläne wie die Thronfolge für ihren Sohn<br />

Tiberius.<br />

Vor 1875 Jahren kam Gaius Publius Plinius Secundus d. Ä. auf einem Hilfseinsatz beim<br />

Ausbruch des Vesuvs in Misenum ums Leben (geb. 23 oder 24 u.Z.). Erhalten blieb seine<br />

Enzyklopädie „Naturalis historia" mit acht Bänden über pflanzliche und fünf über tierische<br />

Heilmittel. Den Eisenhut nannte er „vegetabilisches Arsenik".<br />

Vor 1875 Jahren wurde Claudius Galenos (Galen) in Pergamon geboren. Sein<br />

Therapieprinzip als Arzt in Rom war „Contraria contrariis". Für ihn überwog beispielsweise<br />

im Wein die Wärme, im Opium die Kälte. Die Vielfalt der Arneimittelzubereitungen geht auf<br />

ihn zurück.<br />

Vor 1200 Jahren starb Alkuin (Alchvine) als bedeutender Gelehrter angelsächsischer<br />

Herkunft (geb. um 730). Am Hofe Karls des Großen leitete er die Karolingische Renaissance<br />

ein. Für dessen Gründung von Klosterbrauereien zeigte Alkuin jedoch kein Verständnis. Er<br />

lehnte den Biergenuss ab mit der Behauptung: „Der Tod ist in dem Pott."<br />

Vor 825 Jahren starb die Äbtissin Hildegard von Bingen (geb. 1098). Mit ihrem Werk<br />

„Causae et curae" wurde sie zur ersten deutschen Heilkundigen mit schriftlichem Nachlass.<br />

Ihre Meinung war auch: „Cerevisiam bibat." „Man trinke Bier."<br />

Vor 475 Jahren wurde der spanische Mönch Bernadino de Sahagun geboren (gest. 1590).<br />

Er berichtete über Rauschpilze der Indianer.


T + K (2003) 70 (3): 178<br />

Vor 450 Jahren starb Hieronymus Bock, der sich auch Tragus nannte (geb. um 1498). Er<br />

gab 1539 ein „Kreütterbuch" heraus, in dem er auch auf die Schädlingsbekämpfung einging.<br />

Den Enzianlikör lobte er als ausgezeichnetes Heilmittel.<br />

Vor 400 Jahren wurde Friedrich von Logau geboren. Er starb 1655. Als Jurist kämpfte er<br />

mit Versen gegen Krieg, Intoleranz, soziales Unrecht und Untugenden. Sein Epigramm „Auf<br />

Udum" richtet sich gegen den Alkoholmissbrauch:<br />

„Als Udus morgens ging herfür,<br />

Stand dieser Spruch an seiner Tür:<br />

Es steht dies Haus in Gottes Hand.<br />

Versoffen ists und nicht abgebrannt."<br />

Vor 400 Jahren wurde Johann Rudolf Glauber geboren (gest. 1670). Er stellte sein „Sal<br />

mirabile", das spätere Glaubersalz, als Abführmittel aus Kochsalz und Schwefelsäure sowie<br />

als Desinfektionsmittel (über)mangansaures Kali her.<br />

Vor 325 Jahren starb der Breslauer Modedichter Christian Hofmann von<br />

Hofmannswaldau (geb. 1617). Er verfasste z.B. die „Grabschrift eines Alchymisten":<br />

„Ich war ein Alchymist. Ich dachte Tag und Stunden<br />

Auf eine neue Kunst, des Todes frei zu sein.<br />

Dies was ich stets gesucht, das hab ich nicht gefunden,<br />

Und was ich nicht gesucht, das stellt sich selber ein."<br />

Vor 275 Jahren war Picander (Christian Friedrich Henrici, 1700-1764) der Meinung:<br />

„Der Caffe bleibt mein Element,<br />

Und Lomber mein Vergnügen,<br />

Wer dieses Beydes böse nennt,<br />

Muß wie ein Schelme lügen."<br />

Seine Cantata „Über den Caffe" überdauerte durch Bachs Vertonung.<br />

Vor 275 Jahren wurde Gotthold Ephraim Lessing geboren (gest. 1781). In seinem<br />

Bühnenstück „Nathan der Weise" sagt die Titelgestalt zur angenommenen Tochter Recha:<br />

„Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche",<br />

als Gleichnis für die heilsame Ernüchterung durch die Wahrheit. Lessings Schlussverse der<br />

„Antwort eines trunkenen Dichters" sind:<br />

"Zu viel kann man wohl trinken,<br />

Doch nie trinkt man genug."<br />

Vor 225 Jahren wurde Jöns Jakob Berzelius geboren (gest. 1848). Als bedeutendster<br />

Chemiker seiner Zeit untersuchte er auch Opiumalkaloide. So trennte er 1827 Morphin und<br />

Narkotin mittels Ether.<br />

Vor 225 Jahren wurde Johann Salomo Christoph Schweigger geboren (gest. 1857). Als<br />

Professor der Mathematik und Physik in Erlangen mit den Arbeitsgebieten Katalyse,<br />

Galvanismus und Stöchiometrie gab er das „Journal für Chemie und Physik" heraus, in dem<br />

auch Friedrich Wilhelm Adam Sertürner publizierte.<br />

Vor 200 Jahren starb der Theaterdichter und Übersetzer Christian Felix Weisse (geb. 1726),<br />

dessen „Lob des Caffes" beginnt:<br />

„Du edler Baum der glücklichen Levante!<br />

Gesegnet sey der Mann, der deinen seltnen Werth<br />

In jener Bohne, die zu feinem Staub er brannte,<br />

In Wasser aufgelöst, zu trinken uns gelehrt!"


T + K (2003) 70 (3): 179<br />

Vor 200 Jahren starb Joseph Priestley (geb. 1733). Er war als ein freigeistiger Theologe und<br />

Chemiker aus England nach Amerika ausgewandert. Priestley entdeckte das Stickoxydul, das<br />

Lach- oder Lustgas, sowie das Kohlenmonoxid.<br />

Vor 200 Jahren starb Johann Friedrich Gmelin (geb. 1748), der Autor der „Geschichte der<br />

Chemie seit dem Wiederaufleben der Wissenschaften bis an das Ende des 18. Jahrhunderts",<br />

der „Allgemeinen Geschichte der Pflanzengifte" und der „Allgemeinen Geschichte der<br />

giftigen Minerale".<br />

Vor 200 Jahren wurde Karl Ludwig Reimann geboren. Er isolierte 1828 zusammen mit<br />

Christian Wilhelm Posselt das Nicotin aus Tabak, der „Essense de Tabac" des Louis Nicolas<br />

Vauquelin. Reimann starb 1872.<br />

Postgradualstudium Toxikologie und Umweltschutz<br />

an der Universität Leipzig<br />

zum/zur Fachchemiker(in), Fachpharmazeut(in) bzw. Fachnaturwissenschaftler(in) für<br />

Toxikologie UL<br />

An der Universität Leipzig beginnt im Herbst 2004 die neunte Matrikel des Postgradualstudiums<br />

Toxikologie und Umweltschutz, das als Aufbaustudium mit Fernstudiencharakter Akademikern<br />

(Pharmazeuten, Chemikern, Biochemikern, Biologen, Landwirtschaftlern und<br />

Absolventen adäquater Ingenieurfächer) in 5 Semestern ein breites Spektrum toxikologischer<br />

und ökologischer Kenntnisse vermittelt.<br />

Das ministeriell bestätigte Studienprogramm bestand bisher aus 12 einwöchigen Intensivlehrgängen,<br />

zwischen denen zusätzlich Selbststudium mit empfohlener Literatur und ausgehändigten<br />

Lehrmaterialien erfolgt. Darüber hinaus bieten wir erstmals die Möglichkeit eines die<br />

Präsenzkurse ergänzenden virtuellen Studiums an. Dies bietet den Kursteilnehmern die Möglichkeit<br />

im Selbststudium sich anhand von Lernsoftware toxikologischer Inhalte zu erarbeiten.<br />

Das Gesamtprogramm ist berufsbegleitend konzipiert.<br />

Nach den Wochenlehrgängen sind im jeweils folgenden Lehrgang schriftliche Klausuren<br />

abzulegen. Am Ende erhalten die Teilnehmer nach einer Abschlussarbeit und dem mündlichen<br />

Examen vor einer Prüfungskommission ein Zeugnis über die erfolgreiche Teilnahme<br />

und eine Urkunde, die zur Führung des Zusatzes zur vorher erworbenen Berufsbezeichnung<br />

"Fach... für Toxikologie" berechtigt.<br />

Hauptziel ist die Vermittlung einer breiten Grundlage toxikologischen Wissens zur Erleichterung<br />

der interdisziplinären Zusammenarbeit und zur rascheren Einarbeitung in toxikologisch<br />

orientierte Spezialgebiete.<br />

Koordination und Durchführung des Programms:<br />

Prof. Dr. J.G. Hengstler, Prof.Dr. R.K. Müller und Frau DI A.Graefe,<br />

Institut für Rechtsmedizin, PGS Toxikologie der Universität Leipzig,<br />

Johannisallee 28, 04103 Leipzig,<br />

Tel. 0341-97-15-132, -100, Fax. 0341-97-15-119, e-mail :graea@medizin.uni-leipzig.de,<br />

Aktuelle Informationen unter: www.uni-leipzig.de/fernstud/aufbautox.html<br />

Anträge auf Teilnahme sind an diese Adresse oder an den Bereich Wissenschaftliche Weiterbildung<br />

und Fernstudium der Universität Leipzig, Augustusplatz 10/11, 04109 Leipzig,<br />

Tel. 0341-97-30-052, Fax 0341-97-30-059, zu richten.


T + K (2003) 70 (3): 180<br />

Bericht aus dem Arbeitskreis „Analytik der Suchtstoffe“<br />

W.-R. Bork, Berlin, Vorsitzender des Arbeitskreises<br />

Landeskriminalamt Berlin, Institut für Polizeitechnische Untersuchungen, LKA PTU 41, Tempelhofer Damm 12,<br />

D-12101 Berlin<br />

Im Arbeitskreis „Analytik der Suchtstoffe“ sind folgende Mitglieder aus den Landeskriminalämtern,<br />

dem Bundeskriminalamt, einer Zolltechnischen Prüfungs- u. Lehranstalt, einem Institut für Umweltanalytik<br />

und Humantoxikologie und verschiedenen Instituten für Rechtsmedizin aus Deutschland, der<br />

Schweiz, Österreich, Luxemburg und den Niederlanden vertreten: Frau Dr. Below, Dr. Bork, Dr.<br />

Briellmann, Dr. Einhellig, Dr. Erkens, Dr. Fritschi, Frau Dr. Goldhausen, Dr. Hindorf, Prof. Käferstein,<br />

Prof. Kauert, Dr. Kühnle, Frau Dr. Lemm-Ahlers, Dr. Matthes, Prof. Möller, Frau Dr. Rümmler,<br />

Dr. Rösner, Dr. Schneider, Dr. Stobbe, Frau van der Laan, Prof. von Meyer, Prof. Vycudilik, Prof.<br />

Wennig, Dr. Zerell.<br />

Aus der Sitzung vom 26.-27.6.03 in Rijswijk/Niederlande:<br />

Kauert: Todesfall einer 35-jährigen Frau, im Blut 2,2 µg/ml Methadon, 13 µg/ml Ketamin und<br />

Doxepin.<br />

Todesfall eines Pflegepatienten mit Fentanylpflaster, im Blut 0,033 µg/ml Fentanyl<br />

und 2,2 µg/ml Tramadol<br />

Briellmann: Todesfälle mit Methadon mit Konzentrationen von 1,5 – 2,5 µg/ml<br />

Aktive Straßenverkehrsteilnehmer mit 2,5 µg/ml Methadon im Blut.<br />

Bork: Verkehrsunfall § 315c, bei 640 ng/ml Dihydrocodein im Blut.<br />

Van der Laan: Führung durch die akkreditierten Bereiche BtM –Analytik und Toxikologie.<br />

Darstellung des Qualitätsmanagementsystems des „Gerechtelijk Laboratoriums“<br />

Bork/Schneider: Phenacetin bzw. Benzocain in Cocainproben<br />

Brielmann: Trimipramin und Paracetamol in Cocain in Basel<br />

Van der Laan: neues Haschischöl mit bis zu 55 % THC in Amsterdam<br />

Stobbe:<br />

Zahl der Cracksicherstellungen in Hamburg sind höher als die von Cocain HCl<br />

Aus der Sitzung vom 5.12.03 in Frankfurt/M.:<br />

Fritschi: Die „nicht geringe Menge“ von Amfetamin bleibt bei 10 g und von Methamfetamin,<br />

MDA, MDMA und MDE bei 30 g.<br />

Schneider: Designeramfetamine 5-MeO-DIPT, 2-CT-7 und 2-CI sind in Tabletten oder Pulver<br />

aufgetaucht.<br />

Bork: Wirkstoffgehalte an Cocain z. Zt. in Berlin teilweise sehr gering (


T + K (2003) 70 (3): 181<br />

Sitzung des Arbeitskreises Extraktion der <strong>GTFCh</strong> vom 03.10.2003<br />

im Institut für Rechtsmedizin Zürich<br />

T. Stimpfl, Wien, Vorsitzender des Arbeitskreises<br />

Stand und Fortgang der Arbeit zur flüssig/flüssig Extraktion mit 1-Chlorbutan:<br />

Es wird ausgiebig die Frage diskutiert, ob die existierende Datensammlung (siehe Homepage<br />

der <strong>GTFCh</strong>) um Extraktionsergebnisse aus biologischem Material erweitert werden sollte,<br />

und welche Matrix sich hier eignet. Dies wäre in Hinblick auf eine Publikation – möglicherweise<br />

in Forensic Science International - durchaus sinnvoll; zusätzlich sollen die gesamten<br />

Daten auch über die <strong>GTFCh</strong>-Homepage verfügbar sein. In der Zukunft werden 4 Labors<br />

Chlorbutanextraktionen durchführen und als Matrix Serum unter einheitlichen Bedingungen<br />

untersuchen. Als Vergleich wird isotonische Kochsalzlösung herangezogen, die Bestimmung<br />

erfolgt mittels HPLC (3 Labors) und GC/MS (1 Labor). Zur Auswertung wird ein interner<br />

Standard zugesetzt.<br />

Berichte der Teilnehmer am Validierungs-Versuch Cannabinoide über Ergebnisse und<br />

Erfahrungen:<br />

3 Resultate zum Versuch der Validierung der Cannabinoide im Serum liegen vor. Mittels SPE<br />

(C18) konnten Nachweisgrenzen von unter 1ng/mL für THC und OH-THC, sowie unter<br />

2ng/mL für THCA erreicht werden. In allen erfolgreichen Versuchen wurden die Analyte<br />

methyliert. Bei der Silylierung traten Probleme durch Matrixinterferenzen (insbesondere bei<br />

THC) auf.<br />

Diskussion über zukünftige Ziele des Arbeitskreises:<br />

Möglichkeiten und Probleme der automatisierten Probenvorbereitung wurden diskutiert<br />

(ASPEC von Gilson, RapidTrace von Zymark, Prospekt von Spark, Allex von Mettler<br />

Toledo).<br />

Polymerphasen und Mischphasen sollen in bezug auf ihre Leistungsfähigkeit für Organproben<br />

verglichen werden. Die Untersuchungen werden in verschiedenen Labors durchgeführt und<br />

die Ergebnisse sollen anschließend im AK diskutiert werden.<br />

Durchführung von Arbeitstreffen mit praktischen Ansätzen werden allgemein als sinnvoll<br />

angesehen und als zukünftige Ergänzung z.B. auf Workshops der <strong>GTFCh</strong> vorgeschlagen.<br />

Nächster Sitzungs-Termin:<br />

Am 1. April 2004 von 8-12 Uhr im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung der <strong>GTFCh</strong> in<br />

Kirkel.


T + K (2003) 70 (3): 182<br />

Buchbesprechung<br />

Hallucinogens – A Forensic Drug Handbook<br />

Richard Laing and Jay A. Siegel, Academic Press, London – San Diego 2003,<br />

gebunden, 53,95 £, ISBN 0-12-433951-4<br />

Fritz Pragst<br />

In dem vorliegenden Buch werden in fünf Kapiteln von neun Autoren wesentliche Aspekte<br />

dieser schillernden Drogengruppe dargestellt.<br />

Barry L. Beyerstein ( Psychologieprofessor an der Simon Fraser Unversity) und Mark F. Kalchik<br />

(Chemiker und Senior Kriminalist im Staatlichen Labor in Fresno) stellen im ersten Kapitel<br />

auf 36 Seiten die Geschichte der psychedelischen Erfahrung dar. Von der zufälligen Entdeckung<br />

der Urmenschen bei der Suche nach neuer Nahrung über die rituelle Nutzung für<br />

magische, religiöse und zeremonielle Zwecke unter schamanischer Kontrolle, deren Unterdrückung<br />

durch die europäischen Eroberer bis hin zu der heutigen Kontroverse von unausrottbar<br />

fortbestehender Anwendung und gesetzlichem Verbot wird die Stellung der Halluzinogene<br />

in der Geschichte der Menschheit beschrieben. Das Kapitel enthält Angaben zur chemischen<br />

und botanischen Klassifizierung der psychoaktiven Pflanzen sowie zur Einteilung<br />

nach beteiligten Neurotransmittern und nach Effekten auf Bewußtsein und Verhalten. In<br />

Unterkapiteln wird speziell auf psychedelische Pflanzen (LSD und Datura), Pilze<br />

(Fliegenpilz, Psilocybe), den Peyote-Kaktus und weitere pflanzliche Halluzinogene, die<br />

Harmin oder Dimethyltryptamin enthalten oder auf Khat und Kava eingegangen. Als<br />

tierisches Halluzinogen wird Bufotenin beschrieben. Synthetische Substanzen spielen hier<br />

keine Rolle.<br />

Vorkommen, Erscheinungsformen und Art des Konsums der Halluzinogene werden auf 29<br />

Seiten im zweiten Kapitel von Terry A. Dal Cason (Senior Forensic Chemist at the Drug<br />

Enforcement Administration of the US Department of Justice) und Edward S. Franzosa<br />

(Senior Forensic Chemist of the Special Testing and Research Laboratory at Dulles, VA) dargestellt.<br />

Ausführlich wird auf Dosis und Zubereitung von LSD in Tabletten, Filterpapier-<br />

Trips, Lösungen, Pulver, Kapseln oder Gelatinematrix eingegangen. Speziell auf Papier ist<br />

LSD Abbaureaktionen durch Licht, Wärme oder Radikale ausgesetzt, was eine Braunfärbung<br />

älterer Trips bewirkt. Unter dem Abschnitt „Indolalkylamine“ wird neben den Psilocybe-<br />

Pilzen auch auf die selten angetroffenen Fälle mit N,N-Dimethyltryptamin und 5-Methoxy-<br />

N,N-diisopropylamin hingewiesen. Eine Beschreibung der Gewinnung und des Gebrauchs der<br />

Peyote-Buttons sowie das Auftreten und die Rolle der synthetischen Verbindungen 2-CB,<br />

STP, DOB und TMA in der Vergangenheit werden im Abschnitt Phenylethylamine behandelt.<br />

PCP, Ketamin und ß-Carboline schließen dieses Kapitel ab.<br />

Der von seinen Büchern „Pihkal“ und „Tihkal“ bekannte frühere Senior Research Chemiker<br />

der Dow Chemical Company und seit 1968 Privatwissenschaftler Alexander T. Shulgin ist<br />

Autor des 70seitigen Kapitels 3 „Basic Pharmacology and Effects“. Hier werden unter strukturellen<br />

Gesichtspunkten die Halluzinogene in neun Gruppen bezüglich der Struktur-Wirkungsbeziehungen,<br />

insbesondere des Einflusses von Substituenten untersucht. Als Wirkungen<br />

werden die „Intoxikation“ (messbar durch das „High-Gefühl“, Veränderungen der optischen<br />

Eindrücke oder Tonempfindungen), die „Introspection“ (in sich gekehrt sein, Dialog mit dem<br />

Unbewussten) und das „Escape“ (sich außerhalb der gewohnten inneren und äußeren Welt<br />

befinden, z. B. auf kosmischem Niveau) bewertet. Als Grundverbindungen werden Mescalin,<br />

Thiomescalin, 2,5-Dimethoxyphenylethylamin, 2,5-Dimethoxy-4-methylthiophenylethylamin,<br />

3,4,5-Trimethoxyamphetamin, 2,5-Dimethoxy-4-methylamphetamin, N,N-Dimethyl-


T + K (2003) 70 (3): 183<br />

tryptamin (DMT), Psilocybin und LSD betrachtet. In Tabellen werden für die einzelnen<br />

Gruppen das von der jeweiligen Leitsubstanz veränderte Substitutentenmuster, die zur Erreichung<br />

des Effekts notwendige Dosis in mg und die Potenz beim Menschen in Mescaline-<br />

Units bei den Phenylethylaminen (M.U.) bzw. DMT-Units („x DMT“) bei den Indolverbindungen<br />

und LSD-Units („x LSD“) bei den LSD-Abkömmlingen aufgeführt. Die Angaben<br />

stammen aus Studien in klinischer Umgebung oder z. T. wahrscheinlich auch aus den zahlreichen<br />

Selbstversuchen des Autors. Von den zahlreichen Phenylethylaminderivaten wurde dem<br />

4-Propyl-2,5-dimethoxyphenylethylamin mit 40 M. U. die höchste Aktivität zugeordnet, während<br />

die mehr bekannten Substanzen DOB und DOM nur 16 bzw. 8 M. U. erhielten. Die<br />

Potenz von LSD wurde von keinem seiner Abkömmlinge übertroffen. Der Autor befasst sich<br />

in einem weiteren Unterabschnitt ausführlich mit der US amerikanischen Drogengesetzgebung.<br />

Sein Literaturverzeichnis umfasst ausschließlich Eigenzitate.<br />

Methoden der Herstellung illegaler Drogen werden von Richard R. Laing („Health Canada“,<br />

Präsident der „Association of Clandestine Laboratory Investigating Chemists“) und John<br />

Hugel (“Drug Analysis Service” in “Health Canada”) auf 49 Seiten behandelt. Ein erheblicher<br />

Umfang wird den verschiedenen gängigen Wegen zur Umwandlung von Lysergsäure<br />

oder Ergotamin in LSD eingeräumt. Ausführlich dargestellt werden weiterhin die Synthesewege<br />

der Indolalkylamine, der Phenylalkylamine, sowie von PCP, Ketamin und Analoga. Ein<br />

Abschnitt bezieht sich auf die Kultivierung von Ergot Fungus und von Psilocybin Fungi.<br />

Einem Abschnitt über die weltweite Verteilung der Halluzinogene ist zu entnehmen, dass 25,5<br />

Millionen Menschen weltweit Halluzinogene konsumieren, wobei allerdings Ecstasy einbezogen<br />

ist. Bei den aufgebrachten illegalen Labors standen im Jahre 2000 die Niederlande mit<br />

23 an der Spitze. LSD wird wahrscheinlich nur durch wenige Gruppen in den USA hergestellt<br />

und von dort weltweit verteilt. Die Wiedergabe eines Interviews mit einem „Clandestine<br />

Chemist“ schließt dieses Kapitel ab. Der in Kanada festgenommene und nach Kalifornien<br />

ausgelieferte Chemiker hatte insgesamt 24 kg Ergotamin (Preis 3-7 US-$/g) nach Kanada<br />

geschmuggelt und jährlich 900 g LSD produziert.<br />

Das letzte Kapitel umfasst die Analyse von Halluzinogen-Substanzproben durch IR-, MS- und<br />

NMR-Spektroskopie. Die Spektren der wesentlichen Halluzinogene sind abgebildet. Angaben<br />

zur Analyse aus menschlichem Material liegen nicht vor.<br />

Insgesamt handelt es sich um ein sehr informatives, interessant geschriebenes und mit detaillierten<br />

Angaben reich ausgestattetes Buch über diese Spezialgruppe illegaler Drogen, das<br />

auch zum Nachschlagen in forensisch-toxikologischen Labors sehr zu empfehlen ist. Vermisst<br />

werden medizinische Angaben zu den neuesten Erkenntnissen über den neurologischen Wirkungsmechanismus<br />

und die Veränderungen im Gehirn unter der Wirkung von Halluzinogenen,<br />

über akut toxische Wirkungen und Nebenwirkungen der Substanzen mit entsprechenden<br />

Kasuistiken, über Halbwertszeiten, Metabolismus und Blutspiegel. Diese Dinge sind aber für<br />

viele der behandelten Substanzen sicher noch unbekannt. Diese Mängel tun insgesamt der<br />

hohen Bewertung dieses Buches jedoch keinen Abbruch.


T + K (2003) 70 (3): 184<br />

Berichte von Tagungen<br />

Fritz Pragst, Berlin<br />

Wie in jedem Jahr war auch dieser Spätsommer und Herbst überreich an Tagungen, Kongressen<br />

und Workshops mit toxikologischem oder der Toxikologie verwandtem Inhalt, so dass es<br />

dem mit der Last der täglichen Aufgaben und Probleme befassten Kollegen kaum möglich<br />

war, an allen diesen Veranstaltungen teil zu nehmen oder gar die vielfältigen Inhalte auch nur<br />

annähernd zu verdauen. Andererseits lohnt es sich für den Teilnehmer durchaus, aus der<br />

Gesamtheit der oft durch Redundanz belasteten Beiträge das für ihn selbst wesentliche<br />

herauszufinden und in seine Arbeit einfließen zu lassen. In diesem Sinne soll hier über drei<br />

wertvolle Veranstaltungen berichtet werden.<br />

<strong>GTFCh</strong>-Workshop 2./3. Oktober 2003 in Zürich<br />

Das Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich war Veranstaltungsort des diesjährigen<br />

<strong>GTFCh</strong>-Workshops. Dr. Peter Iten und seine Mannschaft haben durch minutiöse Planung und<br />

präzise Vorbereitung dafür gesorgt, dass es sowohl wissenschaftlich als auch gesellschaftlich<br />

ein voller Erfolg wurde. Wie in den letzten Jahren wurden von den ca. 120 Teilnehmern (mit<br />

Industrievertretern und aktiven Teilnehmern ca. 170 Personen, s. Gruppenbild) sieben thematische<br />

Stationen und die Industrieausstellung absolviert.<br />

In Station 1 (C. Bremer, P. X. Iten) wurden Möglichkeiten der Festphasenextraktion von Blutund<br />

Urinproben an Isolut HCX-Säulen im Vergleich zur Flüssig/Flüssigextraktion mit<br />

anschließender zweidimensionalem DC-Screening und Auswertung durch UV/VIS-Remissionsspektroskopie<br />

demonstriert. Es ergab sich, dass für basische und amphotere Verbindungen<br />

ähnliche Wiederfindungsraten um 80-95 % erreicht wurden. Für die Organaufbereitung wurde<br />

die Extraktion in einem Dialyseschlauch (Spektraphor-Membran, Durchmesser 16 mm) und<br />

mittels „Stomacher“-Extraktionsbeutel mit der Flüssig/flüssig-Extraktion nach Homogenisierung<br />

verglichen. Hier lieferte die Flüssig-Flüssigextraktion die höheren Ausbeuten.<br />

Vorteste sowie DC-, UV- und IR-Methoden zum Prüfen von Pulvern, Tabletten, Spritzeninhalten<br />

und vergifteten Nahrungsmitteln wurden in Station 2 (M. Schmidt, A. Oestreich und P.<br />

X. Iten) demonstriert. Jeder Teilnehmer konnte durch Glüh-, Brenn- und Geruchsprobe am<br />

Bunsenbrenner sowie durch Löseversuche in verschiedenen Solventien und einfache Fällungs-<br />

oder Farbteste seine Erfahrungen aus dem chemischen Grundstudium wieder auffrischen.<br />

Solche Versuche sind vor allem bei anorganischen Substanzen sehr wertvoll, auf die<br />

das toxikologische Routinelabor heute häufig nicht mehr eingerichtet ist.<br />

Maximale Qualitätssicherung durch Automation bei der Blutalkoholanalyse wurde in Station<br />

3 (M. R. Baumgartner, P. X. Iten, L. Ebenhöh) gemeinsam mit der INTEG Labordatensysteme<br />

GmbH demonstriert. Vom Barcode-Scanner über die beiden Waagen bis zu den<br />

Autosamplern der beiden Gaschromatographen ist alles vernetzt und mit EDV-System des<br />

Instituts verbunden. Ein Validierungsmodul führt automatisch mittels der Standard-Proben<br />

eine Kalibration durch, berechnet die Alkoholkonzentration und nimmt eine statistische<br />

Bewertung vor. Manuelle Änderungen werden durch elektronische Unterschrift<br />

dokumentiert. Die Probe wird an der Waage nur automatisch einpipettiert, wenn der<br />

verbundene Barcodeleser sie vorher identifiziert hat.<br />

Die Grundlagen der DNA-Analysen und ein Eiblick in die Arbeitsweise der schweizerischen<br />

DNA-Datenbank wurde in Station 4 (A. Schibli, C. Ilgner, P. Voegli, A. Kratzer) vermittelt.<br />

Ende August 2003 befanden sich in der Eidgenössischen DNA-Datenbank 34.207 Personenprofile.<br />

Aus Datenschutzgründen sind Personendaten und genetisches Material sind von


Abb. 1. Teilnehmer am Workshop der <strong>GTFCh</strong>, 2./3. Oktober 2003 in Zürich<br />

T + K (2003) 70 (3): 185


T + K (2003) 70 (3): 186<br />

Anfang an strikt getrennt und nur in einer EDNA-Koordinationsstelle über die PCN (process<br />

controll number) zusammenführbar.<br />

Die Grundlagen der Festphasenextraktion wurden von R. Kupferschmidt (Sepatis AG) überzeugend<br />

und mit kleinen Handversuchen auch anschaulich in Station 5 demonstriert. Hier<br />

konnte auch der fortgeschrittene Praktiker zahlreiche Tricks für seine Arbeit mitnehmen.<br />

Die quantitative Benzodiazepin-Analyse aus Vollblut und Serum durch LC-MS/MS (F.<br />

Dussy, C. Hamberg und T. Briellmann) sowie die Bestimmung von Psilocin und Psilocybin<br />

mittels Kapillarelektrophorese (M. Schläpfer, M. Bovens) in den Stationen 6 und 7 sind in<br />

diesem Heft auf S. 158 und S. 164 vollständig wiedergegeben. Die Planung einer ganzen<br />

Station für die Industrieausstellung hat sich auch hier bewährt und gab den Teilnehmern Zeit,<br />

Neuentwicklungen für uns auf den Gebieten der Immunoassays, der Extraktionstechniken, der<br />

Chromatographie und der Spektroskopie kennen zu lernen. Das 78seitige gebundene Handout<br />

enthält definierte Vorschriften für alle präsentierten Methoden.<br />

Abb. 2. Workshop der <strong>GTFCh</strong> in Zürich. Die Station 9 fand am Abend des 02.10.03 auf dem Rüetli-Berg statt.<br />

Demonstriert wurde die Anwendung eines modifizierten Alpenhorns zum kombinierten Alkohol- und Drogentest.<br />

Das Messprinzip der Infraschall-Atemalkoholkontrolle beruht auf einer spezifischen und konzentrationsabhängigen<br />

Modulation der Schallwellen durch Ethanol. Die mit dem Atem ausgeschiedene Mundflüssigkeit<br />

(Gemisch aus Speichel und Lungenexsudat) wird im Mundstück aufgefangen und dort durch neuartige Immuno-<br />

Shunts (antikörpermodifizierte Halbleitersensoren mit Schaltereffekt bei Drogenbelastung) auf die üblichen<br />

Drogen geprüft. Durch die eingebaute Kamera wird gleichzeitig die durch den Atemdruck bedingte Rötung des<br />

Gesichts und die Pupillenerweiterung als Maß für die psycho-physiologischen Wirkungen von Alkohol und<br />

Drogen dokumentiert. Das Foto zeigt die Anwendung der Methode im Doppelblindversuch mit Workshopteilnehmern<br />

aus verschiedenen europäischen Ländern. Obwohl Luxemburg (vertreten R. Wennig, links) für den<br />

höchsten Alkoholkonsum in der EG bekannt ist, wurden maximale Werte beim Vertreter Deutschlands (H. H.<br />

Maurer, Mitte) vor Österreich (W. Vycudilik, rechts) gemessen. Das Gerät soll daher am 1. April 2004 in einem<br />

„on-site“-Einsatz im Saarland unter feldmäßigen Bedingungen erprobt werden. Von den Ergebnissen wird es<br />

abhängen, ob die Lübecker Firma Dräger das bislang in handwerklicher Einzelfertigung hergestellte Gerät unter<br />

Bezeichnung DATT-7104ah (Drug and Alcohol Testing Tube 7104 alphorn) in die Serienproduktion<br />

übernehmen wird. In diesem Falle wird das wegen seiner Länge weithin sichtbare Testrohr mit der üblichen<br />

grün-grau-braun-gescheckten Tarnbemalung versehen werden müssen.<br />

Der Ausflug zum Üetliberg mit dem herrlichen Rundblick bei gutem Wetter vom<br />

Aussichtsturm kurz vor Sonnenuntergang und dem gemeinsamen Nachtessen im dortigen<br />

Restaurant Uto Kulm bei Alphornbegleitung war ein besonders schönes Erlebnis. Das<br />

mehrgängige Essen wurde durch eine denkwürdige Tischrede des Gastgebers P. Iten<br />

aufgelockert, in der er in seiner scherzhaft-ironischen Art die Probleme und Freuden bei der<br />

Organisation eines Workshops charakterisierte, und die in vollem Wortlaut in diesem Heft auf


T + K (2003) 70 (3): 187<br />

S. 192-193 abgedruckt ist. Einen internationalen Wettbewerb der Teilnehmerländer im<br />

Alphornblasen gewann Hans H. Maurer, dessen Aufführung einer Melodie schon sehr nahe<br />

kam.<br />

Third European Meeting on Hair Analysis of the Society of Hair Testing<br />

in Heraklion, 6.-8. Oktober 2003<br />

Nachdem die Society of Hair Testing (SoHT) im vorigen Jahr einen praktischen Workshop<br />

organisierte, wurde in diesem Jahr unter der Leitung des Gastgebers Aristides M. Tsatsakis<br />

eine theoretische Veranstaltung durchgeführt. Veranstaltungsort war das direkt am Strand<br />

gelegene Hotel „Kreta Maris“. Es wurden 24 Vorträge gehalten sowie 4 Poster präsentiert,<br />

und es waren 54 Teilnehmer anwesend. Die Beiträge sollen in einem Sonderheft von „Forensic<br />

Science International“ veröffentlicht werden.<br />

Den Auftakt bildete ein Vortrag von P. Kintz über die einmalige Rolle der Haare bei der<br />

Dokumentation von DSFA (drug facilitated sexual assault). Unter Verwendung von<br />

GC-MS-MS und LC-MS-MS ließ sich die einmalige Aufnahme von GHB, Flunitrazepam,<br />

Clonazepam, Lorazepam, Bromazepam oder Zolpidem nachweisen. Es wurden authentische<br />

Fälle mit Zolpidem, Buprenorphin, GHB, Cannabis, MDMA, Clonazepam und Flunitrazepam<br />

vorgestellt. T. Cairns (Culver City, USA) stellte vergleichende Untersuchungen zum Nachweis<br />

von Cocain Metaboliten im Haar und im Urin mittels RIA vor. F. Sporkert und F. Pragst<br />

(Lausanne und Berlin) berichteten über die Anwendung der Haaranalyse zur Kontrolle des<br />

Opioid-Entzuges unter Narkose an der Berliner Charité.<br />

J. Klein (Montreal) bestimmte Nicotin und Cotinin in den Haarproben von Frauen (12 aktive<br />

und 20 passive Raucher sowie 77 Nichtraucher) unmittelbar nach der Entbindung in den den<br />

Trimestern entprechenden Haarsegmenten. Die Bestimmung von Squalen im Haar durch<br />

HPLC und die Anwendung dieser Substanz als natürlicher innerer Standard zur verbesserten<br />

Interpretation von Fettsäureethylesterkonzentrationen im Haar als Alkoholmarker wurde von<br />

V. Auwärter (Berlin) vorgetragen. M. Yegles (Luxembourg) und V. Auwärter (Berlin) führten<br />

an Haarproben von 3 Abstinenzlern, 4 Normaltrinkern, 10 Alkoholikern in der Entzugsbehandlung<br />

und 11 Todesfällen einen Vergleich der Konzentrationen von Ethylglucuronid und<br />

Fettsäureethylestern durch.<br />

M. Tududaki und A. M. Tsatsakis (Heraklion) gaben in zwei Vorträgen einen<br />

Literaturüberblick über die Anwendung der Haaranalyse zur Kontrolle der Belastung durch<br />

Pestizide und Umweltgifte und stellten die Ergebnisse von Versuchen mit Ratten vor, die das<br />

Organophosphatpestizid Diazinon über das Trinkwasser aufgenommen hatten. Als Beitrag zur<br />

Qualitätssicherung wollte G. Kauert (Frankfurt/Main) die Bestätigung einer aus dem Methanol/Ultraschallextrakt<br />

positiven Haarprobe durch eine zweite Analyse aus einem anderen Probenaliquot<br />

unter Aufreinigung die Festphasenextraktion verstanden wissen. In die gleiche<br />

Richtung zielte der Beitrag von C. Staub (Genf) über Grundlagen der Methodenvalidierung<br />

und ihre Anwendung auf die Haaranalyse. H. Sachs (München) stellte einen in der <strong>GTFCh</strong><br />

(Arbeitsgruppe Qualitätssicherung) in Arbeit befindlichen Vorschlag für Richtlinien zur<br />

Haaranalyse vor, der als Basis für eine Konsensusdiskussion (s. u.) dienen sollte. Mit dem<br />

gleichen Ziel wurden die „Guidelines for federal workplace testing programs“ von C. Moore<br />

(Chicago) vorgetragen. Im gleichen Zusammenhang ist auch der erfreulich kritische und erfrischende<br />

Beitrag von P. Hemmersbach (Oslo) über Sinn und Unsinn der Akkreditierung in der<br />

Dopingkontrolle zu sehen.<br />

Von C. Jurado (Sevilla) wurden die Ergebnisse der Ringversuche der SoHT von 2001-2003<br />

vergleichend ausgewertet. Während die qualitativen Ergebnisse sehr gut ausfielen, wurde eine<br />

Streuung der quantitativen Werte vor allem auf die unterschiedlichen Extraktionsprozeduren<br />

der Teilnehmer zurückgeführt. Weniger gut sahen nach Bericht von S. Pichini (Rom) die


T + K (2003) 70 (3): 188<br />

Ergebnisse in einem Ringversuch mit 23 Teilnehmern in Italien aus, von denen in drei Durchgängen<br />

nur 42%, 37 % und 87% befriedigende Resultate lieferten.<br />

Eine informationstheoretische Abhandlung zur Identifizierungskraft (identification power)<br />

wurde von D. A. Kidwell (Washington) vorgetragen. Er zeigte, dass die LC-MS-Spektren in<br />

dieser Hinsicht den GC-MS-Spektren weit unterlegen sind, wobei bei auch die in der Haaranalyse<br />

praktizierte SIM-Methode ihre Grenzen hat. M. Uhl (München) stellte die Frage nach<br />

einer geeigneten Strategie für den Nachweis von Cannabiskonsum. Anhand von statistischer<br />

Auswertung der Ergebnisse und Einzelfallbetrachtungen kommt der Autor zu der bevorzugten<br />

Strategie, den ELISA-Test als Initialtest zu verwenden und positive Ergebnisse durch Prüfung<br />

auf THC-COOH zu betätigen. Von V. Hill (Culver City) wurden in zwei Vorträgen die regulatorischen<br />

Studien zur RIA-Bestimmung von Methamphetamin/MDMA und Cocain in<br />

menschlichem Haar vorgestellt.<br />

R. Stanszeck (Krakow) stellte eine Metode zur Bestimmung von acht underivatisierten<br />

Amphetaminderivaten im Haar durch HPLC-APCI-MS vor, wobei Nachweisgrenzen zwischen<br />

0,05 und 0,20 ng/mg erreicht wurden. Ein Screeningverfahren auf die üblichen illegalen<br />

Drogen und einige Benzodiazepine im Haar wurde von R. Kronstrand (Linköping) auf der<br />

Basis von LC-MS-MS entwickelt. In drei weiteren LC-MS-Arbeiten wurde die Prüfung auf<br />

Opiate und Cocain im Haar durch K. B. Scheidweiler (Baltimore, USA) und auf<br />

Benzodiazepine in Urin und Haaren von M. Chezé (Paris, Nachweisgrenzen 0,5 – 5 pg/mg)<br />

und die Analyse der wichtigsten Opiate im Haar und im Speichel von Wang (Salt Lake City,<br />

cutoff 200 pg/mg) vorgestellt.<br />

Der Versuch, in einer 2 ½ Stunden langen Diskussion einen Consensus für die Akkreditierung<br />

in der Haaranalyse zu erreichen, blieb schon ziemlich früh in der Agenda bei der Frage stecken,<br />

ob außer der üblichen GC-MS-Analyse zwingend als zweite Methode eine immunologische<br />

Untersuchung durchgeführt werden muss. Hier wie auch in anderen Punkten ist sicher<br />

noch viel Arbeit zu leisten, bis Einigkeit zwischen den amerikanischen und europäischen<br />

Ansichten erzielt wird.<br />

Der Gastgeber hat sich viel Mühe gegeben, auch den geselligen Teil der Tagung angenehm zu<br />

gestalten. In Erinnerung bleibt u. a. eine Besuch im historischen Museum in Heraklion. Anhand<br />

von mehr als zweitausend Jahre alten Exponaten wurde mehrfach betont, dass das damals<br />

auf Kreta herrschende Matriarchat der eigentliche Grund für den lange währenden Frieden<br />

und Wohlstand auf der Insel war. Die nächste Veranstaltung der SoHT wird am 23.-25.<br />

Mai 2004 in Chicago wieder mehr praktischen Gesichtpunkten gewidmet sein (s. S. 198).<br />

41 st Meeting of the International Association of Forensic Toxicologists,<br />

16.-20. November 2003 in Melbourne<br />

Die von Olaf Drummer und seinen australischen Kollegen hervorragend organisierte diesjährige<br />

TIAFT-Konferenz fand im Hilton-Hotel Melbournes mit 327 Teilnehmern aus 41 Ländern<br />

statt. Das wissenschaftliche Programm war mit 73 Vorträgen ohne Parallelsitzungen und<br />

mit 120 Postern reichlich gefüllt und forderte eine strenge Zeitdisziplin, auf die die Sitzungsleiter<br />

auch streng achteten. Die Vorträge waren in 10 Sitzungen und einem ergänzenden Symposium<br />

so gut es ging nach inhaltlichen Gesichtspunkten geordnet. Sie wurden ausschließlich<br />

durch PowerPoint-Präsentationen illustriert. Die Poster konnten in zwei Durchgängen jeweils<br />

zwei Tage ausgehängt werden, feste Posterzeiten gab es nicht, so dass es schwierig war, mit<br />

den Autoren in Kontakt zu kommen. Die Beiträge konnten entweder in Sonderbänden von<br />

„Forensic Science International“ oder von „Journal of Chromatography“ oder in einem<br />

Tagungsband zur Publikation eingereicht werden.


T + K (2003) 70 (3): 189<br />

Zwei einleitenden Plenarvorträgen wurde jeweils eine Redezeit von 30 min eingeräumt. M. A.<br />

Huestis (Baltimore, USA) beleuchtete die Bedeutung der Pharmakokinetik für die Interpretation<br />

forensisch toxikologischer Analysenergebnisse. Mit dem Schwerpunkt auf THC und<br />

Methamphetamin wurde gezeigt, wie die Ergebnisse neuerer Studien bei kontrollierter Verabreichung<br />

der Wirkstoffe und die umfassende Berücksichtigung der chemischen und pharmakologischen<br />

Eigenschaften sowie die Einbeziehung alternativer Probenmaterialien zu einer<br />

verbesserten Bewertung herangezogen werden können. A. Polettini (Pavia, Italien) referierte<br />

über die Fortschritte und Perspektive der LC-MS in der forensischen Toxikologie, wobei die<br />

verschiedenen Ionisationstechniken (Elektrospray, APCI, Photoionisation, Sonic Spray) und<br />

der Massentrennung (Quadrupol, Triple-Quadrupol, Ionenfalle, TOF und aus diesen resultierende<br />

Hybrid-Konfigurationen) mit ihren Vor- und Nachteilen behandelt wurden. Er vertrat<br />

die Ansicht, dass der Trend zu steigender Auflösung und Massengenauigkeit eine neue Perspektive<br />

für die „General Unknown Analyse“ eröffnet, indem die genaue Molekularmasse<br />

und damit die Summenformel für die Indentifizierung herangezogen wird.<br />

LC-MS war auch der Schwerpunkt der ersten Sitzung (Emerging Techiques). H. H. Maurer<br />

(Homburg/Saar) wies dabei in seinem „Kaynote“-Beitrag dieser Methode zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt im Vergleich zur GC-MS eher eine ergänzende und bestätigende Rolle zu. Weitere<br />

Beiträge hierzu befassten sich mit der Verbesserung von LC-MS-Spektrenbibliotheken für die<br />

Systematische Toxikologische Analyse (C. A. Müller, Freiburg), der Vergleichbarkeit von<br />

LC-MS-Spektren, die an verschiedenen Geräten gemessen wurden (M. Gergov, Helsinki,<br />

Finnland), dem Nachweis von 21 Drogen im Speichel (H. Torrance, Glasgow, UK), der<br />

Bestimmung von Fentanyl und Loperamid (S. S. Johansen, Kopenhagen, Dänemark) und dem<br />

Nachweis von Doxacurium in einem Todesfall (M. A. Montgomery, Quantico, USA).<br />

In zwei Sitzungen über alternative Probenmaterialien und einem ergänzenden Symposium<br />

über „Oral Fluids“ ging es fast ausschließlich um Speichel (oder mehr umfassend: um die aus<br />

dem Mund gewinnbare Flüssigkeit, insgesamt 14 von 18 Vorträgen). Die starke Betonung<br />

dieses Probenmaterials zeigt einerseits das starke Interesse in Zusammenhang mit der Nutzung<br />

für den „on-site“-Drogentest, andererseits aber auch das heftige Drängen der verschiedenen<br />

Testanbieter auf diesen wichtigen Markt. Außer einem mehr grundlegenden Übersichtsbeitrag<br />

von A. G. Verstraete (Ghent, Belgien) und einer Darstellung des Prinzips der<br />

„Uplink-Technology“ von R. S. Niedbala (Bethlehem, USA) und S. Steinmeyer (Lübeck)<br />

handelte es sich um die statistische Auswertung von Testreihen mittels der verschiedenen<br />

Immunoassay-Techniken im Vergleich zur Bestätigungsanalytik. P. Kintz (Strasbourg,<br />

Frankreich) zeigte allerdings, dass Speichel keine Vorteile für die Untersuchung von DSFA-<br />

Fällen hat (DSFA = Drug Facilitated Sexual Assault). Eine willkommene Abwechslung waren<br />

die Untersuchungen zum Zeitprofil von Buprenorphin in Muttermilch (P. Marquet, Limoges,<br />

Frankreich), die Anwendung der Haaranalyse in der Untersuchung von DFSA-Fällen mit<br />

Zolpidem (M. Villain, Strasbourg, Frankreich) und die Untersuchung einzelner Haare<br />

Napoleons zur Prüfung auf die vermutete Arsenvergiftung (R. Wennig, Luxembourg).<br />

Letztere Studie ermöglichte mit der Methode „Nano-SIMS 50“ (Kombination der Sekundär-<br />

Ionen-Massenspektrometrie mit der Ionenmikroskopie bei einer Auflösung von 50 nm) die<br />

Messung der Arsenverteilung über den Haarquerschnitt, wobei besonders hohe<br />

Konzentrationen in der Kutikula und der Medulla gemessen wurden. Dieses wird nach<br />

Vergleich mit Haaren, die in Arseniklösungen inkubiert waren und eher eine Gleichverteilung<br />

aufwiesen, als Hinweis darauf gewertet, dass Napoleon das Gift durch Ingestion<br />

aufgenommen hat.<br />

In der Sitzung 4 über post-mortem Toxikologie ging es nach kritischen Worten von R. A.<br />

DeZeeuw (Groningen, Niederlande) über die Unsicherheit der GC-MS-Identifikation z. B. um<br />

die Verteilung von Cocain-Metaboliten in postmortalen Blut- und Urinproben (B. D. Paul,<br />

Rockville, USA), um den Nachweis von Benzodiazepinen in einer einzigen Larve (N. Samyn,


T + K (2003) 70 (3): 190<br />

Brüssel, Belgien) oder um die Instabilität von Pankuronium in Blut- und Leberproben (M.<br />

Kala, Krakow, Polen). In der Sitzung „Klinische Toxikologie und TDM“ bildeten Untersuchungen<br />

zum Cannabis den Schwerpunkt, etwa zum kinetischen Profil von Cannabinoiden in<br />

der Muttermilch (P. Mura, Marseille, Frankreich) oder zum Mechanismus der Verfälschungsreagenzien,<br />

z. B. Pyridinium Chlorochromat, auf THC-Metabolite im Urin (J. S. C.<br />

Tsai Indianapolis, USA).<br />

Um pflanzliche und tierische Gifte handelte es sich in der Sitzung 6. Die hohe Belastung der<br />

südafrikanischen Landbevölkerung durch Mycotoxine (Fumonisin) als Ursache von Oesophaguskrebs<br />

wurde von M. F. Dutton (Doornfontain, Südafrika) analytisch nachgewiesen, und<br />

von N. M. Harding (Johannisburg, Südafrika) wurden die Alkaloide Buphanamin, Buphanesin<br />

und Buphanidrin in zwei Todesfällen mit den Zwiebeln der südafrikanischen Pflanze<br />

„Boophane disticha“ analytisch festgestellt. K. Winkel (Melbourne, Australien) hielt einen<br />

Übersichtsvortrag über Art und Häufigkeit von Schlangenbissen in Australien. Besonders<br />

anschaulich und interessant war ein Vortrag von W. Bernhard (Bern, Schweiz) über die Cannabisproduktion<br />

in der Schweiz, wo man dazu übergegangen ist, Setzlinge von besonders<br />

ertragreichen Pflanzen anzubauen.<br />

In der Sitzung „Allgemeine Toxikologie“ wurde von modernen Trends in der Festphasenextraktion<br />

(N. J. K. Simpson, Mulgrave, Australien) über Fettsäureethylester als Alkoholmarker<br />

im Wischtest (F. Pragst, Berlin), Anwendung der Kapillarelektrophorese zur chiralen Trennung<br />

von Methadon und dessen Metaboliten bis zur Analyse von GHB in postmortalem Blut<br />

(P. Kintz, Strasbourg, Frankreich) und im Urin durch LC-MS-MS (M. Wood, Brüssel, Belgien)<br />

eine sehr heterogene Mischung präsentiert. Die Instabilität der Calciumantagonisten<br />

vom Dihydropyridintyp in der Probenvorbereitung zur Bestimmung mittels LC-MS-MS<br />

wurde von W. Weinmann (Freiburg) näher beleuchtet.<br />

Die Sitzung „Alcohol, Drugs and Driving“ wurde durch einen beeindruckenden Vortrag über<br />

die Effekte von Stimulantien wie Methamphetamin und Cocain von B. K. Logan (Seattle,<br />

USA) eingeleitet. Während bei niedrigen Dosen erhöhte Aufmerksamkeit, Vertreiben der<br />

Müdigkeit und verbesserte Reaktionszeit positiv zu werten sind, treten bei höheren Dosen<br />

Erregung, Rastlosigkeit, und Euphorie gefährlich in den Vordergrund. Bei fortgesetzt hoher<br />

Dosis kann sich ein psychotisches Verhalten manifestieren, das durch Paranoia, Delusionen,<br />

Pseudohalluzinationen und irrationales gewalttätiges Verhalten gekennzeichnet sein kann.<br />

Weitere Beiträge in dieser Sitzung beschäftigten sich mit den Veränderungen der Drogensituation<br />

in Oberösterreich (T. Keller, Salzburg), dem „Cannabis Influence Factor“ CIF (T.<br />

Daldrup, Düsseldorf) oder der Bedeutung des Konsums von Mohnsamen bei den Opiat-Testergebnissen<br />

(M. Möller, Homburg/Saar).<br />

Die Sitzung „Drugs in Sport and Doping Control“ war überwiegend den Rennpferden gewidmet.<br />

Hier wird vielerorts eine völlige Medikamentenfreiheit gefordert. Grenzwerte, Kriterien,<br />

Qualitätssicherung und zukünftige Herausforderungen auf diesem Spezialgebiet wurden von<br />

T. S. M. Wan aus dem „Race Laboratory“ in Honkong vorgestellt. Die Prüfung auf Antidiabetika<br />

in Plasma und Urin von Rennpferden ( E. N. M. Ho, gleiches Laboratorium) und von<br />

quaternären Ammoniumverbindungen wie z. B. Pyridostigmin oder Vecuronium durch LC-<br />

MS im Pferdeurin (K. C. H. Yiu, gleiches Laboratorium) erscheinen dem Außenstehenden<br />

ungewöhnlich, jedoch auch mehr dopingtypische Wirkstoffe wie Stanazolol (A. R. McKinney,<br />

Randwick, Australien) oder die dopaminerge Manipulation mit 3-Methoxythyramin und<br />

3,4-Dihydroxyphenylessigsäure (P. M. Wynne, Flemington, Australien) spielten hier eine<br />

Rolle.<br />

Die letzte Sitzung war Fallpräsentationen und speziellen Themen vorbehalten. Der angekündigte<br />

Beitrag von D. J. Pounder (Dundee, UK) über den Shipman-Fall fiel leider aus. M. P.<br />

Heenan (Porirua, Neu Seeland) berichtete über einen Giftmord mit oralen Antidiabetika. Der


T + K (2003) 70 (3): 191<br />

Täter hatte als Arzt seiner Ehefrau über längere Zeit diese Wirkstoffe verabreicht und das<br />

Krankheitsbild eines pankreatitischen Insulinoms vorgetäuscht, bevor er ihr die tödliche<br />

Mischung von Glibenclamid, Glipizid und Metformin verabreichte. Der Fall wurde mit LC-<br />

MS gelöst und führte zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe. Weitere Fälle betrafen einen<br />

fraglichen Mord mit Chloroform (R. Flanagan, London, UK), die akute Cocain-Vergiftung<br />

eines Body Packers oder drei Vergiftungsfälle durch Verwechslung von Hyoscinbutylbromid<br />

mit Hyoscinhydrobromid.<br />

Den Abschluss des Vortragsprogramms bildete eine Podiumsdiskussion mit 10 auserlesenen<br />

Toxikologen aus verschiedenen Ländern (Deutschland wurde von R. K. Müller vertreten)<br />

unter der Moderation von Prof. David Ranson (Melbourne) zu einem fiktiven Giftmordfall,<br />

der sich während einer toxikologischen Konferenz ereignet haben sollte und mehrere Kollegen<br />

das Leben gekostet hätte. Der Fall blieb trotz intensiver Bemühungen in der teilweise<br />

kontraproduktiven Diskussion der Podiumsmitglieder stecken und letztlich ungelöst.<br />

Die Konferenz verlief wie immer in aufgeschlossener und kollegialer Atmosphäre. Das Rahmenprogramm<br />

– die Empfangsparty im Hilton-Hotel, ein Ausflug zur „Werribee Mansion“,<br />

dem früheren prachtvollen Landsitz einer Einwandererfamilie, mit Barbecue und Aborigines-<br />

Vorführung, sowie der abschließende Festabend in einem der Ballsäle des riesigen „Crown<br />

Entertainment Center“ gaben genügend Anlass zum persönlichen Erfahrungsaustausch und<br />

zur Festigung der Freundschaften in dieser großen Toxikologenfamilie. Während des Festabends<br />

wurden auch die Ehrungen vorgenommen. Homburg/Saar schnitt hierbei mit dem<br />

Curry-Award für Hans H. Maurer und dem besten wissenschaftlichen Artikel im Young<br />

Scientist Wettbewerb für Frank Peters besonders gut ab (s. S. 203).<br />

Die nächsten TIAFT-Konferenzen werden in Washington (28.08.-03.09.2004), Seoul (29.08.-<br />

02.09.2005) und Ljubljana (2006) stattfinden. R. Flanagan unterbreitete mit London-Greenwich<br />

einen sehr detaillierten Vorschlag für den 27.-31.08.2007, der ungeteilte Zustimmung<br />

fand.


T + K (2003) 70 (3): 192<br />

Wie organisiere ich einen Kongress?<br />

Peter X. Iten, Zürich<br />

Tischrede anlässlich des Nachtessens des <strong>GTFCh</strong>-Workshops am 2. Oktober 2003<br />

Fürwahr, es ist dies nicht der erste internationale Kongress, den ich organisiere. Also weiß ich,<br />

wie man so etwas macht. Zunächst muss man sich dem Äußeren widmen, das ist wichtig! Also<br />

kaufe ich einen neuen schwarzen Anzug, eine reinseidene neue Krawatte. Neue Schuhe? Nein!<br />

Man schaut den Leuten doch ins Gesicht, nicht auf die Schuhe. Aber darüber wollte ich eigentlich<br />

gar nicht sprechen. In Japan ziehen die Leute beim Nachtessen sogar die Schuhe aus. Wenn das<br />

nur einer überlebt, meinte Hans Sachs beim Nachtessen am TIAFT-Kongress in Fukuoka, im<br />

Land des Lächelns. Nein, man schaut sich ins Gesicht. Die meisten Männer tun das, - wenigstens<br />

wenn sie Männern begegnen. Haben Sie schon den ganzen Inhalt dieses Satzes verstanden? Aber<br />

darüber wollte ich eigentlich gar nicht reden – und wo schauen eigentlich die Frauen hin? Nein<br />

ich wollte über das Anziehen reden. Genau, ein Statussymbol fehlt mir noch, eine große Rosette<br />

auf dem Revers. Maja, unsere Mitarbeiterin, macht Pferdesport, und Pferde kriegen die größten<br />

Rosetten. Ich danke dir Maja.<br />

Und nun beginne ich mit der Organisation. Das wissenschaftliche Programm ist schnell zusammengestellt,<br />

denn das interessiert ja niemanden. Die kommen eh nur wegen der Dienstreise.<br />

Wichtiger scheint mir die Schweizer Folklore. Die müsste am Deutschen Nationalfeiertag gut<br />

ankommen. Denn die Deutschen schauen nicht auf eine Nation zurück, die wie die Schweiz schon<br />

1291 gegründet wurde. Und die Oesterreicher haben ohnehin ein schlechtes Gewissen, die haben<br />

die Schweizer gevogtet, bis Wilhelm Tell sie schmählich aus dem Land verjagt hat. Dank Friedrich<br />

Schiller – einem Deutschen – wurde dieser Sage zur Wahrheit verholfen. Heute wäre das<br />

Aufgabe der "BBC", des "Focus" oder des "SonntagBlicks". Doch nun zu den Franzosen, die<br />

haben es heute nicht einmal gewagt, herzukommen. Ihr Karl der Kühne hatte versucht die<br />

Schweiz einzunehmen. Leider hat er das 1477 bei Nancy mit dem Leben bezahlt. Napoleon war<br />

erfolgreicher. Er hat Ende des 18ten Jahrhunderts die Schweiz für kurze Zeit erobert und uns beigebracht,<br />

dass der Personenkraftwagen Auto, der Bürgersteig Trottoir, der Frisör Coiffeur und die<br />

Fernsprechzelle Telefonkabine heißt. Napoleon ist es also zu verdanken, dass die Deutschen heute<br />

noch meinen, wir Schweizer würden Mundart reden, wenn wir versuchen Hochdeutsch zu<br />

sprechen. Bei Amerikanern und Engländern ist das ähnlich, denn die können so schlecht Englisch,<br />

dass sie uns an internationalen Kongressen, wenn wir Englisch sprechen, überhaupt nicht verstehen.<br />

Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht reden. Nein ich wollte Ihnen sagen, wie man einen<br />

Kongress organisiert. Zunächst zum Budget. Auch hier vertraue ich auf die Schweizer Folklore.<br />

Nicht auf das Matterhorn, das wegen des Permafrosts beinahe zusammengefallen wäre. Nein, auf<br />

den Emmentaler Käse. Man nehme die Löcher aus dem Käse und schon hat man ein Budget mit<br />

schwarzen Zahlen. Wenn da nicht Enno Logemann wäre. Keine Angst, ich komme auf ihn zurück.<br />

Ich fahre nach Waldshut. Das ist, wie fast alles in der Schweiz, bereits in Deutschland. In der<br />

Anflugschneise von Kloten, wie sie hören. Entschuldigung, wie Sie wissen. Aber darüber wollte<br />

ich gar nicht reden. Nein, ich musste das alte Kongress-Konto des IRM Zürich aufheben und bei<br />

einem Nullsaldo auf „<strong>GTFCh</strong>-Workshop-Konto“ umbenennen. Ich nehme die Euros und bringe<br />

sie gehorsam dem Institutsdirektor Bär zurück in die Schweiz. Was für ein Bärendienst, merke<br />

ich, als ich zwei Tage später den Bankauszug erhalte. Natürlich, es war Enno, er hatte seine 80<br />

Euro noch kurz vorher einbezahlt. Und der große Bär – Entschuldigung mein Chef – hat sie eingesackt.<br />

Ich sage Ihnen nicht, warum Enno so schnell einbezahlt hat, aber er wollte ganz sicher<br />

sein, dass ihm niemand mehr seinen Platz in Zürich wegnehmen kann. Und nun sitzt er da, isst<br />

und trinkt, und das Geld hat der Institutsdirektor!


T + K (2003) 70 (3): 193<br />

Aber eigentlich wollte ich Ihnen nur sagen, wie man einen Kongress organisiert. Nur Geduld, ich<br />

komme darauf zurück. Ich kann ja nicht alles auf einmal erzählen. Da schreibe ich also eine<br />

Anweisung, wie die Handouts zu gestalten sind. Wie üblich bei modernen Datenbanken – eine<br />

solche habe ich mit viel Fachwissen erstellt – klappt nicht alles. Eigentlich wollte ich „Liebe<br />

Conny“ auf dem Begleitbrief schreiben, aber der Computer schrieb „Dr. rer. nat. Frau Dr. Brehmer“.<br />

Dann klingelt das Telefon, drei Laborantinnen stehen vor der Tür und die Sekretärin ist<br />

krank, ausgerechnet heute wo ein großes Mailing raus sollte. Einen Monat später steht Conny mit<br />

fragenden Augen in meinem Büro, warum ich ihr eigentlich einen Brief als Sponsor und Industrieaussteller<br />

geschickt habe. Das ist der Grund, warum beim Abgabetermin kein Handout vorlag.<br />

Oder mindestens einer der Gründe.<br />

Dann verschicke ich die Einladungen an die Referenten für das heutige Nachtessen. Schon wieder<br />

stehen zwei Personen in der Tür, diesmal mit der Frage, ob das Nachtessen wirklich am 2. September<br />

stattfinde. Dabei habe ich eben erst bemerkt, dass ich einem Sponsor eine Rechnung über<br />

300 Franken statt 300 Euro geschickt habe. Die Sekretärin ist krank, das Telefon klingelt und ich<br />

nehme es ab, obwohl ich geschworen habe, niemals mehr ein Telefon abzunehmen. Es ist Fritz<br />

Pragst aus Berlin. Aber darüber wollte ich eigentlich gar nichts sagen. Denn das mit den Euros<br />

war ein solches Theater, dass ich heute noch nicht begreife, warum die EU nicht den harten<br />

Schweizer Franken als ihre Währung eingeführt hat. Inzwischen hat der Virus "Sobig F." das E-<br />

Mail-System der Universität lahmgelegt. Wenigstens heisst er nicht Peter X., dieser Wurm. Mein<br />

Drucker druckt nicht mehr und meldet den Fehler „Drucken nicht möglich, es fehlen minus 52.5<br />

MB RAM“. Ich denke, wenn minus Megabytes fehlen, dann hat er ja noch welche, aber er druckt<br />

trotzdem nicht. Ich starte meinen Computer neu, der Drucker druckt, aber der Server stürzt ab.<br />

Andrea startet ihn neu und Fritz Pragst fragt am Telefon, wer der Kontoinhaber des Euro-Kontos<br />

ist. Ich sage ihm, das sei ein gewisser Dr. Peter Iten, aber das dürfe er niemandem sagen, sonst<br />

glauben alle, ich sacke das Geld selber ein. Fritz meint, in Deutschland könne man kein Geld<br />

überweisen, ohne den Kontoinhaber zu nennen. Ich sage nichts, bin verwirrt und überlege, welcher<br />

Deutsche in der Schweiz noch ein Bankkonto eröffnen würde, wenn er seinen Namen nennen<br />

müsste. Aber ich wollte ihnen eigentlich nur erzählen, wie man einen Kongress organisiert. In der<br />

Zwischenzeit ist die Sekretärin wieder gesund und da kommt mir in den Sinn, dass nun 100 deutsche<br />

Kollegen anrufen werden, wer der Kontoinhaber sei. Ich rechne 100 mal 5 Minuten = 500<br />

Minuten = 8,333 Stunden. So viel Zeit haben wir nicht. Ich habe nur einem erzählt, dass ich mich<br />

in der Terminierung um einen ganzen Monat verhauen habe. Der fehlt nun natürlich.<br />

Kaum habe ich mich auf dem Internet mit schlechtem Gewissen dazu bekannt, dass ich der Kontoinhaber<br />

sei, will man im Hotel Uto Kulm – Top of Zurich – wissen, wie viel vegetarische<br />

Menüs bereitgestellt werden sollen. Ich sage, sie sollen einfach genug Gemüse einkaufen, das sei<br />

ja billig, und mich in Ruhe lassen. Ich rechne erneut: 150 E-Mails versenden und 150 Gemüse-<br />

Antworten verarbeiten. Nichts gegen eingefleischte Vegetarier, sie mögen mir meine Aufregung<br />

verzeihen, aber das hätte ich ja gleich mit dem Bekennen als Kontoinhaber erledigen können.<br />

Inzwischen kommt ein Brief zurück. Eine aufgeregte Frau meint sie sei kein Herr, was ich<br />

nachvollziehen kann, und entschuldige mich. Dr. Briellman sende ich einen Kurzbrief folgenden<br />

Inhalts: "Guten Halbtag Thomas, in der Beilage das, was fehlt". Ich freue mich schon heute auf<br />

den, der sich im Tagungsbüro meldet, er habe nichts zu Mittag gegessen und wolle nun sein Geld<br />

zurück. Ich werde ihm sagen, freuen sie sich, dass sie als Teilnehmer hier sind. Und nicht als<br />

Tellerwäscher aufgeboten wurden. Oder wie Conny als Industrieaussteller. Sie hätten sich mit<br />

dem Auf- und Abbau eines Standes herumgequält und erst noch dafür bezahlen müssen. Wundern<br />

sie sich, dass überhaupt jemand in seiner richtigen Funktion hier ist und erst noch in der richtigen<br />

Währung und mit dem richtigen Geschlecht und nicht einen Monat zu früh oder 10 Tage zu spät,<br />

angemeldet oder nicht angemeldet. Freuen sie sich, dass wir Strom haben, und wenn sie abreisen,<br />

ohne das Hotel zu bezahlen, dann schicke ich die Rechnung dem Enno.


T + K (2003) 70 (3): 194<br />

Tagungskalender<br />

Veranstaltung Ort, Zeit Hinweise<br />

16th International Symposium on<br />

Microscale Separations and Analysis<br />

3rd Congress of the Syrian Society of<br />

Legal Medicine<br />

8.-12. Februar 2004 in Salzburg www.hpce2004.at<br />

30. März – 01. April 2004 in<br />

Damaskus/Syrien<br />

Dr. Yasser Safi Ali<br />

Weiterbildungsveranstaltung der<br />

<strong>GTFCh</strong><br />

8th Cross Channel Conference on<br />

Legal Medicine and Forensic<br />

Sciences<br />

34. Treffen der Oberrheinischen<br />

Rechtsmediziner<br />

13. Frühjahrestagung – Region Süd –<br />

der DGRM<br />

11. ADAC-Symposium „Mobilität<br />

und Medizin“<br />

Analytika 2004, Joint Symposium of<br />

<strong>GTFCh</strong> and TIAFT<br />

2004 MATT/SoHT Annual<br />

Conference<br />

XXIV International Congress of the<br />

European Association of Poisons<br />

Centres and Clinical Toxicologists<br />

13. Frühjahrstagung – Regio Nord –<br />

der DGRM<br />

17 th International Conference on<br />

Alcohol, Drugs and Traffic Safety<br />

2004 FBI Laboratory Forensic<br />

Toxicology Symposium & Joint<br />

Meeting of SOFT and TIAFT<br />

83. Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Rechtsmedizin<br />

1. – 3. April 2004 in Kirkel Prof. Dr. Wennig<br />

Programm u. Anmeldung S. 195<br />

20. – 24. April 2004 in Brügge,<br />

Belgien<br />

30.April.-01.Mai 2004<br />

in Homburg/Saar<br />

Sekr.: Katia Vyncke<br />

Tel. +32 50 31 02 52<br />

Prof. Wilske<br />

07.-08. Mai 2004 in Salzburg Prof. Tutsch-Bauer<br />

8. Mai 2004 in München Tel. +49 89 76766971<br />

e-mail: gisela.moederle@adac.de<br />

12. Mai 2004 in München Prof. Maurer / Dr. Kintz<br />

www.analytica-word.com<br />

Näheres s. S. 197<br />

23.-25. Mai 2004 in Chicago Dr. Christine Moore<br />

e-mail: cmmuk@yahoo.com<br />

Näheres s. S. 198<br />

1.-4. June 2004 in Strasbourg,<br />

Frankreich<br />

http://www.eapcct.org/congress/<br />

congress.php<br />

04.-05. Juni 2004 in Köln Prof. Rothschild<br />

8.-13.August 2004 in Glasgow, UK<br />

28. August – 3. September 2004 in<br />

Washington, DC<br />

http://www.ICADTS2004.com<br />

www.fbi.gov<br />

www.soft-tox.org<br />

www.tiaft.org<br />

22.-26. September 2004 in Göttingen Prof. Saternus<br />

<strong>GTFCh</strong>-Workshop 2004 07.-08. Oktober 2004 in Hamburg Prof. A. Schmoldt/<br />

Dr. J. Wasilewski, Näheres S. 199<br />

5th Congress of Baltic Medico-legal<br />

Association<br />

06.-09. October 2004 in<br />

St. Peterburg<br />

Prof. Vjatseslav Popov<br />

e-mail: expertfm@mail.ru<br />

Festveranstaltung 100 Jahre DGRM 30. Oktober 2004 in Berlin Prof. Schneider<br />

33. Tagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Verkehrsmedizin<br />

XIV. Mosbacher Symposium der<br />

<strong>GTFCh</strong><br />

43 rd International Meeting of TIAFT 29.August – 2. September 2005<br />

in Soul, Korea<br />

10.-12. März 2005 in Bonn Prof. Madea<br />

14. - 16. April 2005 in Mosbach Prof. Dr. R. Aderjan<br />

Dr. Heesun Chung<br />

www.tiaft.org/tiaft2005<br />

6 th Int. Symposium on Advances in<br />

Legal Medicine (ISALM)<br />

19.-24. September 2005 in Hamburg Prof. Püschel


T + K (2003) 70 (3): 195<br />

Weiterbildungsveranstaltung der <strong>GTFCh</strong>, Kirkel (bei Homburg/Saar),<br />

01.-03. April 2004<br />

(Tagungsleiter: Prof. Dr. R. Wennig, Luxemburg)<br />

Donnerstag, 01.04.2004<br />

11.00 h K. Schmidt, A. Weber Anmeldung<br />

12.00 h Mittagessen<br />

13.30 h Prof. Dr. H.H. Maurer<br />

(Homburg/Saar)<br />

15.30 h Kaffeepause<br />

16.00 h Dr. Th. Krämer<br />

(Homburg/Saar)<br />

Das Endocrinum – Anatomie, Physiologie, Biochemie,<br />

Pathologie, Pharmakologie<br />

Einführung, Hypothalamus, Hypophyse, Schilddrüse<br />

Das Endocrinum – Anatomie, Physiologie, Biochemie,<br />

Pathologie, Pharmakologie<br />

Nebenniere, männliche Sexualorgane/Prostata<br />

18.00 h Abendessen<br />

anschließend Vertiefung der Lehrinhalte beim gemütlichen Beisammensein<br />

Freitag, 02.04.2004<br />

8.00 h Frühstück<br />

9.00 h Prof. Dr. H.H. Maurer<br />

(Homburg/Saar)<br />

Das Endocrinum – Anatomie, Physiologie, Biochemie,<br />

Pathologie, Pharmakologie<br />

weibliche Sexualorgane<br />

10.30 h Kaffeepause<br />

11.00 h Dr. F. Peters(Homburg/Saar) Das Endocrinum – Anatomie, Physiologie, Biochemie,<br />

Pathologie, Pharmakologie<br />

Pankreas<br />

12.30 h Mittagessen<br />

14.30 h Dr. D. Thieme<br />

(Kreischa)<br />

Anabolica in Sport und Bodybuilding<br />

Analytik und Interpretation<br />

16.00 h Kaffeepause<br />

16.30 h J. Beyer(Homburg/Saar) Herbal Drugs<br />

Botanik, Phytochemie, Pharmakologie, Toxikologie<br />

18.00 h Abendessen<br />

anschließend Vertiefung der Lehrinhalte beim gemütlichen Beisammensein<br />

Samstag, 03.04.2004<br />

8.00 h Frühstück<br />

9.00 h Prof. Dr R. Wennig Aktualitätsthema: „Waffen des Terrors“ Biologische<br />

und chemische Waffen, Kurze Übersicht<br />

9.30 h Dr. G. Fritschi<br />

(Wiesbaden)<br />

Illegale Synthesen von Rauschgiften<br />

Ausgangsstoffe, Nebenprodukte, Analytik<br />

10.30 h Kaffeepause<br />

11.00 h Dr. M. Bovens<br />

(Zürich)<br />

12.00 h Abschlussbesprechung mit „Manöverkritik“<br />

12.30 h Mittagessen<br />

13.00 h Abreise<br />

Betäubungsmittel-Vergleichsuntersuchungen: Flop oder<br />

Top? Stichprobenahme, gewusst wie-Neuer Leitfaden der<br />

ENSFI-Working Group<br />

Teilnahmegebühr (unabhängig von Teilnahmedauer !!) inkl. Vollpension: 250 € für Mitglieder (300 €<br />

für Nichtmitglieder) zu überweisen aufs <strong>GTFCh</strong>-Schatzmeisterkonto (nur in Ausnahmefällen bar vor<br />

Ort): Kto.-Nr. 000-4344324, Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Saarbrücken (BLZ 590 906 26),<br />

IBAN: DE 15 3006 0601 000 4344324, BIC: DAAEDEDD.


T + K (2003) 70 (3): 196<br />

Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie<br />

Luxemburg, den 22.12.03<br />

Prof.Dr. R. Wennig, CUL, LNS-Toxicologie, 162A Av. Faiencerie, L-1511 Luxembourg<br />

ANMELDEFORMULAR<br />

Weiterbildungsveranstaltung der <strong>GTFCh</strong> in Kirkel/Saar 01.04.- 03.04.2004<br />

Leiter: Prof. Dr R.WENNIG, Luxemburg<br />

NAME ..................................................................................................................<br />

VORNAME .........................................................................................................<br />

INSTITUT ...........................................................................................................<br />

ANSCHRIFT .......................................................................................................<br />

E-MAIL ...............................................................................................................<br />

Anreise am 01.04.2004 ja/nein Mittagessen ja/nein<br />

Abreise am 03.04.2004 ja/nein Mittagessen ja/nein<br />

Die Teilnehmergebühr „all in“ beträgt diesmal 250,00 € (300,00 € für Nichtmitglieder)<br />

unabhängig von Teilnahmedauer!<br />

Bankverbindung: Kto.- Nr. 000-4344 324, Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Saarbrücken<br />

(BLZ 590 906 26)<br />

Anmeldeschluss bis 20.März 2004 bei der Geschäftsstelle (siehe Adresse unten)<br />

N.B. Diese Veranstaltung wird von der Bundesapotherkammer als Weiterbildungsseminar für<br />

Apotheker im Rahmen der regulären Weiterbildung anerkannt.<br />

PROF. DR. THOMAS DALDRUP<br />

INSTITUT FÜR RECHTSMEDIZIN<br />

HEINRICH-HEINE-UNIVERSITÄT<br />

MOORENSTRASSE 5<br />

D-40225 DÜSSELDORF<br />

TEL: 0211-8119-382/-170, FAX: -366<br />

E-MAIL:<br />

GESCHÄFTSSTELLE:<br />

KARL SCHMIDT<br />

LANDGRABENSTRASSE 74<br />

D-61118 BAD VILBEL<br />

TEL: 06101-500-780, FAX: 500-781<br />

TAGSÜBER:<br />

TEL: 069-6301-7572/-7563, FAX: -5882 (RM FFM)<br />

E-MAIL: KA.SCHMIDT@EM.UNI-FRANKFURT.DE<br />

SCHATZMEISTER:<br />

PROF. DR. HANS H. MAURER<br />

INSTITUT FÜR PHARMAKOLOGIE<br />

UND TOXIKOLOGIE, ABT. TOXIKOLOGIE<br />

UNIVERSITÄT DES SAARLANDES<br />

D-66421 HOMBURG (SAAR)<br />

TEL: 06841-16-6050/-2425, FAX: -6051<br />

E-MAIL: PTHMAU@MED-RZ.UNI-SB.DE


T + K (2003) 70 (3): 197<br />

Analytica Conference 2004 (www.analytica-word.com)<br />

Symposium<br />

"Analytical Pitfalls and Trends in Clinical and Forensic Toxicology "<br />

Joint Meeting of the<br />

Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie (<strong>GTFCh</strong>)<br />

and The International Association of Forensic Toxicologists (TIAFT)<br />

Munich, May 12 th , 2004<br />

(Chairpersons: Hans H. Maurer, Homburg/Saar, Pascal Kintz, Strasbourg)<br />

14.00 h W. Lambert, Gent Pitfalls in LC-MS(-MS) Analysis<br />

14.30 h F. Pragst, Berlin Pitfalls in Hair Testing<br />

15.00 h A.G. Verstraete Pitfalls in GHB Testing and its<br />

Interpretation<br />

15.30 h Coffee Break<br />

16.00 h P. Marquet, Limoges Buprenorphine Substitution Therapy:<br />

Analytical, Pharmacological and Forensic<br />

Aspects<br />

16.30 h H.H. Maurer, Homburg/Saar New Designer Drugs:<br />

Chemistry, Pharmacology, Metabolism and<br />

Analytics<br />

17.00 h P. Kintz, Strasbourg Drug Facilitated Sexual Assault or<br />

Robbery: Analytical and Forensic Aspects<br />

Plenary Lecture in the morning (9.30 or 10.15 h):<br />

M.A. LeBeau, Quantico, VA:<br />

Application of Analytical Chemistry at the FBI Laboratory


T + K (2003) 70 (3): 198<br />

2004 MATT-/SoHT Annual Conference<br />

Sheraton Chicago NorthWest, Arlington Heights, IL<br />

May 23-25th 2004<br />

Preliminary Topics<br />

- Automation for Hair Analysis<br />

- Birth to Death hair analysis<br />

- new developments for hair, especially cannabinoids<br />

- new equipment LC/MS/MS etc.<br />

Registration Form<br />

The deadline for registration is April 15 th 2004<br />

Name:<br />

Agency:<br />

Address:<br />

Last<br />

First<br />

Telephone Fax E-mail<br />

Basic Meeting Registration - per person<br />

Includes scientific sessions, exhibits,<br />

program book, Lunch on Monday and<br />

Tuesday; Dinner an Monday<br />

MATT/SoHT<br />

MEMBER<br />

$ 160<br />

€ 160<br />

Non-<br />

MEMBER<br />

$ 250<br />

€ 250<br />

TOTAL<br />

ENCLOSED<br />

$ ……………….<br />

€ ……………….<br />

Single Day Registration only $ 85 $ 130 $ ………………<br />

Please circle day: Monday Tuesday € 85 € 130 € ……………….<br />

Method of payment:<br />

MATT Members: Check made payable to MATT- Drawn an USA bank or Money Order. Must be paid<br />

in US dollars<br />

MATT Tax ID# 31-1454533<br />

Total Amount: $ ………………….<br />

MAIL:<br />

Adam Negrusz PhD, Associate Professor,<br />

Department of Biopharmaceutical Sciences, MIC 865,<br />

College of Pharmacy, University of Illinois at Chicago,<br />

833 S Wood Street, Chicago, IL 60612<br />

SoHT Members: Must be paid by credit card (Visa, Mastercard only)<br />

FAX: MICHAEL UHL + 49-89-1212-3223<br />

Credit card number: …………………………………….Total Amount: € …………………<br />

Expiration Date: ………………………………………….Name on Card …………………<br />

Signature: ………………………………………………………………………………………<br />

Type: Visa MasterCard<br />

HOTEL:<br />

Make reservations directly with the Sheraton Northwest, Arlington Heights, IL<br />

at 1-888-627-8093. You must identify yourself as attending the MATT/SoHT Conference<br />

OR regisfer on-line www.sheraton.com Go to "Meeting Sites" then "Attend a meeting"<br />

Use the meeting code 2285 to obtain rates of $109 per night for Double/Double or King<br />

(single or double) in Arlington Heights, Illinois


T + K (2003) 70 (3): 199<br />

Workshop der <strong>GTFCh</strong> am 7./8. Oktober 2004 in Hamburg<br />

Gemeinsame Veranstaltung<br />

am Institut für Rechtsmedizin (IfR) und beim Landeskriminalamt (LKA)<br />

Information zum vorläufigen Programm<br />

Begrüßung im IRM<br />

- Aufteilung in 2 Gruppen auf beide Veranstaltungsorte,<br />

- Wechsel der Gruppen am 2. Tag<br />

Beim LKA behandelte Themen:<br />

- Substanzvergleiche<br />

- Rasterelektronenmikroskopie<br />

- FTIR : Tabletten-, Drogen- Identifikation<br />

- Tochterionenspektroskopie( Roesner)<br />

IfR-Themen:<br />

- GC-MS-TOF<br />

- LCMS ( z. B. Straßenheroin)<br />

- Heroinprojekt (Vorl. Ergebnisse)/ o. Tierische Gifte<br />

- Industrieausstellung<br />

Abschlussbesprechung im IfR<br />

Prof. Dr. A. Schmoldt<br />

Dr. J. Wasilewski


T + K (2003) 70 (3): 200<br />

IN MEMORIAM<br />

PROFESSOR SABIN GOENECHEA<br />

(1932-2003)<br />

Wir trauern um ein Gründungsmitglied der <strong>GTFCh</strong>.<br />

Am 7. September 2003 verstarb Herr Prof. Dr. rer.<br />

nat. Sabin Goenechea, zwei Monate vor seinem 71.<br />

Geburtstag.<br />

Sabin Goenechea wurde am 5. November 1932 in<br />

Spanien, in Bilbao, geboren. Hier besuchte er auch<br />

die Schule. Er studierte in Madrid (1950-56) und<br />

anschliessend in Bonn (1959-61) Chemie. 1964<br />

erfolgte in Bonn die Promotion, 1969 die<br />

Habilitation.<br />

Von 1963-1996 war Herr Goenechea am Institut für Gerichtliche Medizin der Universität<br />

Bonn tätig, zunächst als Verwalter einer Assistentenstelle. 1973 wurde er zum<br />

Wissenschaftlichen Rat und Professor ernannt und wurde Leiter der Abteilung für<br />

Forensische Toxikologie. Seine Vorliebe bei den analytischen Methoden galten der<br />

Dünnschichtchromatographie und der Infrarotspektroskopie. Seine Forschungsarbeit war der<br />

Isolierung und Strukturaufklärung der damals noch nicht bekannten Arzneistoff-Metaboliten<br />

gewidmet, später insbesondere den Glukuroniden. Prof. Goenechea baute hierzu eine<br />

intensive Zusammenarbeit mit dem Chemischen Institut der Universität Bonn auf, das über<br />

weitere moderne Analysengeräte verfügte.<br />

1970 heiratete Prof. Goenechea. Seine Frau Hiltrud und er haben drei Kinder. Herr<br />

Goenechea befasste sich gerne mit Politik, er liebte die Musik, das Reisen und das Lesen.<br />

Kleine Höhepunkte im Laborleben waren Feste mit einer Feuerzangenbowle.<br />

Beim <strong>GTFCh</strong>-Symposium in Mosbach 2003 konnten wir Prof. Goenchea und seine Frau noch<br />

einmal treffen. Alle die ihn gekannt und geschätzt haben, werden ihn in würdiger Erinnerung<br />

behalten.<br />

Cornelia Brehmer (Zürich)


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IN MEMORIAM<br />

Dr. med. Klaus Wehr<br />

Am 15. Oktober 2003 ist Dr. med. Klaus Wehr, Akademischer Direktor i.R., nach kurzer,<br />

Krankheit unerwartet gestorben. Wir trauern um ein Mitglied unserer Gesellschaft und den<br />

langjährigen Kollegen im Toxikologischen Labor des ehemaligen Instituts für Rechtsmedizin<br />

der RWTH Aachen.<br />

Klaus Wehr wurde am 24.06.1925 in Wiebelskirchen<br />

/Saar geboren. Nach der Schulzeit in Moers legte er<br />

1943 das Abitur an dem dortigen staatlichen<br />

Gymnasium „Adolfinum“ ab. Es folgte die<br />

Einberufung in den Wehrdienst und er erlebte das<br />

Ende des Krieges in amerikanischer und englischer<br />

Kriegsgefangenschaft, aus der er Ende Juni 1945<br />

entlassen wurde.<br />

Nach der Famulatur am St. Joseph Krankenhaus in<br />

Moers begann Klaus Wehr im Sommersemester<br />

1946 an der Universität Mainz mit dem<br />

Medizinstudium. Die ärztliche Vorprüfung<br />

absolvierte er im April 1949, wechselte sodann an<br />

die Medizinische Akademie in Düsseldorf und<br />

absolvierte das Medizinische Staatsexamen im Sommer 1951. Im Dezember des gleichen<br />

Jahres promovierte er mit der Arbeit: „Experimentelle Untersuchung der Abhängigkeit des<br />

PAS-Blutspiegels vom Volumen der Flüssigkeitszugabe nach oraler Verabreichung“ zum Dr.<br />

med..<br />

Während seiner Assistentenzeit in verschiedenen Kliniken der Medizinischen Akademie Düsseldorf<br />

und danach arbeitete Klaus Wehr im Laboratorium der Arbeitsgemeinschaft für Chemotherapie<br />

an der Medizinischen Akademie Düsseldorf. Die dort durchgeführten Untersuchungen<br />

erfolgten unter dem Gesichtspunkt der Aufklärung der Beziehung zwischen chemischer<br />

Konstitution und pharmakologischer Wirkung. So wurden in den folgenden Jahren in<br />

wechselseitiger Zusammenarbeit mit der Firma Cilag AG/Schaffhausen synthetisierte Verbindungen<br />

auf ihre Brauchbarkeit als Lokalanaesthetika in der Humanmedizin untersucht. Diese<br />

Substanzen wurden auch auf ihre Hemmwirkung gegenüber pathogenen Bakterien und Pilzen<br />

überprüft.<br />

1958 verließ Klaus Wehr den universitären Bereich und war für die nächsten 10 Jahre als<br />

geschäftsführender Prokurist der Deutschen Calypsol-Gesellschaft Nickel Kom.G. in Düsseldorf<br />

tätig. Von 1963 bis 1968 war er ferner Mitglied und zeitweiliger Vorsitzender des Technischen<br />

Sachverständigenausschusses des Verbandes Schmierfett-Industrie, Hamburg. Von<br />

1964 bis Ende 1968 ist Klaus Wehr ferner als Arbeitsrichter am Arbeitsgericht Düsseldorf<br />

tätig gewesen.


T + K (2003) 70 (3): 202<br />

Als im Dezember 1968 in Aachen der Lehrstuhl für gerichtliche Medizin neu eingerichtet<br />

wurde, kam Klaus Wehr als wissenschaftlicher Assistent zu Prof. Schweitzer. Hier begann er<br />

mit dem Aufbau eines chemisch-toxikologischen Labors, das wie das gesamte Institut in den<br />

Räumen einer ehemaligen Kleiderfabrik untergebracht war. Dieser Aufbau erforderte umfangreiche<br />

Planungen der räumlichen, instrumentellen und personellen Ausstattung. Viele für<br />

die Analytik erforderliche Methoden steckten sozusagen noch in den Kinderschuhen. So befassten<br />

sich die ersten von ihm betreuten medizinischen Dissertationen mit der Thematik der<br />

UV-spektrophotometrischen Identifizierung von Arzneimittel-Inhaltsstoffen nach Extraktion<br />

aus biologischem Material.<br />

1970 wurde Klaus Wehr zum Akademischen Rat und ein Jahr später zum Akademischen<br />

Oberrat ernannt. 1987 erfolgte die Ernennung zum Akademischen Direktor. Er bearbeitete<br />

wissenschaftlich unterschiedliche Bereiche der Forensischen Toxikologie. Bedingt durch die<br />

grenznahe Lage Aachens wurde mehr und mehr die Betäubungsmittel-Analytik sowie<br />

Untersuchungen zur Epidemiologie der Betäubungsmittel-Kriminalität zum Schwerpunkt<br />

seiner<br />

Arbeit.<br />

Klaus Wehr zeigte insbesondere außerhalb des Instituts ein großes Engagement für die Forensische<br />

Toxikologie wie auch die Forensische Psychiatrie und erwarb sich in der gesamten<br />

Grenzregion Aachens bei Justiz, Ermittlungs- und Zollbehörden hohe Anerkennung und<br />

Wertschätzung als Sachverständiger. Auch nach seiner Pensionierung im Jahre 1990 stand er<br />

zahlreichen Land- und Amtsgerichten als gern gesehener Sachverständiger zur Verfügung.<br />

Seinem schon während seiner beruflichen Tätigkeit gepflegten Hobby, dem Reisen in ferne<br />

Länder, insbesondere Süd-Ost-Asien und Südamerika – den Ursprungsländern der von ihm<br />

oft begutachteten Drogen – ging er auch im Ruhestand regelmäßig nach.<br />

Durch seine ruhige, aber auch heitere Art hat sich Klaus Wehr viele Freunde erworben. Die<br />

Rechtsmedizin und die <strong>GTFCh</strong> verlieren mit Klaus Wehr eine markante Persönlichkeit. Wir<br />

und viele Kollegen trauern um einen Freund.<br />

Manfred Erkens<br />

Rolf-Dieter Maier


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Personalia<br />

1. Auszeichnungen und Ehrungen<br />

Bundesverdienstkreuz für Prof. Dr. R. Klaus Müller<br />

Prof. Dr. R. Klaus Müller wurde für seine verdienstvollen<br />

Aktivitäten im Kampf gegen Doping sowie für seinen<br />

Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung vom Bundespräsidenten<br />

mit dem Bundesverdienstkreuz am Band<br />

geehrt. Die Verleihung fand am 2. September 2003 im<br />

Bundesinnenministerium Berlin statt.<br />

Prof. Müller ist neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer<br />

am Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig seit<br />

1996 Bundesbeauftragter für Dopinganalytik und seit 2000<br />

Mitglied der Kommission für die Dopingliste der WADA.<br />

Er übernahm 1992 die Leitung des Instituts für Dopinganalytik<br />

in Kreischa (bei Dresden). Besonders hervorzuheben<br />

ist auch sein Einsatz bei der Leitung des berufsbegleitenden<br />

Studienganges "Toxikologie und Umweltschutz"<br />

(s. S. 179).<br />

Alan Curry-Award für Prof. Dr. Hans H. Maurer<br />

Anläßlich des diesjährigen TIAFT-Kongresses in Melbourne erhielt Prof. Hans H. Maurer,<br />

Homburg/Saar, aus der Hand der Präsidentin Dr. Marilyn Huestis den Alan-Curry-Award for<br />

Oustanding Contributions to Forensic Toxicology. Hiermit wurde Maurers bisheriges wissenschaftliches<br />

Lebenswerk, insbesondere seine grundlegenden Arbeiten zur Anwendung der<br />

Massenspektrometrie in der toxikologischen Analyse, gewürdigt werden. In der Laudatio<br />

betonte Huestis aber auch, dass Maurers Arbeitsgruppe auf höchstem Niveau publiziere und<br />

damit dazu beigetragen hat, das wissenschaftliche Niveau der TIAFT zu heben. Auch seine<br />

gefürchteten Diskussionsbeiträge gäben diesbezüglich immer wieder Ansporn.<br />

Gleichzeitig erhielt sein wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter Dr.<br />

Frank Peters den Best-Paper-<br />

Award für den richtungsweisenden<br />

Review-Artikel: Bioanalytical<br />

method validation<br />

and its implications for forensic<br />

and clinical toxicology - A<br />

review (Accred Qual Assur<br />

2002;7:441-44).<br />

Abb. 1. H. H. Maurer und sein Mitarbeiter<br />

F. Peters bei der Preisverleihung<br />

während der Abschlussveranstaltung<br />

der TIAFT-Konferenz am<br />

20. November 2003 in Melbourne.


T + K (2003) 70 (3): 204<br />

2. Runde Geburtstage im Jahre 2004<br />

Folgende Mitglieder der <strong>GTFCh</strong> feiern im Jahre 2004 runde Geburtstage mit 60 Jahren oder<br />

darüber:<br />

Herr Ltd. Kr. Chem. Dir a. D. Hans Kummer, Umwelt- und Gewässerschutz,<br />

Taubenweg 9, 33102 Paderborn, wird am 9. Oktober 80 Jahre alt.<br />

Herr Dr. rer. nat. Dipl. Chem. Karl-Friedrich Ahrend, Erich-Mühsamstr. 20,<br />

18069 Rostock wird am 14. März 70 Jahre alt.<br />

Herr Dir. Dr. pharm. Bent Kaempe, Institute of Forensic Chemistry University of<br />

Copenhagen 11 Frederik V`s Vej 11, DK 2100 Kopenhagen, wird am 14. April 70 Jahre alt<br />

Herr PD Dr. Wolfgang Dünges, Institut für Kernchemie der Universität,<br />

Fritz Strassmannweg 2, 55099 Mainz, wird am am 24. April 70 Jahre alt.<br />

Herr Dr. rer. nat. Hans-Jürgen Wehran, Ernst-Barlach-Str. 3, 04425 Taucha,<br />

wird am 04. Mai 70 Jahre alt.<br />

Herr Dr. Ido C. Dijkhuis, Mozartlaan 15, NL 2253 HV Voorschoten,<br />

wird am 11. Mai 70 Jahre alt.<br />

Herr Ltd. Chem. Dir. Prof. Dr. Reinhold Barchet, Rilkeweg 71, 70437 Stuttgart,<br />

wird am 14. Juli 70 Jahre alt.<br />

Herr Dr. Ulrich Wollentin, Amtsgericht Mosbach Hauptstr.110, 74819 Mosbach, wird am<br />

26. Oktober 70 Jahre alt.<br />

Frau Dr.Chem. Zofia Chlobowska, Institut für Gerichtliche Expertisen Westerplatte 9,<br />

PL 31033 Krakow, wird am 27. Oktober 70 Jahre alt.<br />

Frau OA. Dr. rer. nat. Agota Lang, Institut für Gerichtliche Medizin ,Toxikologie,<br />

Szigeti ut.12, H 7643 Pecs, Ungarn, wird am 65 Jahre alt.<br />

Herr Dr. rer. nat. Dipl. Chem. Uwe Käding, August-Bebel-Str. 58a, 18055 Rostock,<br />

wird am 27. Januar 65 Jahre alt.<br />

Frau Dipl. Chem. Rita Kley, Pritchardstr.5, 14169 Berlin,<br />

wird am 28. März 65 Jahre alt.<br />

Herr Dr. rer. nat. Werner Backe, Niedersächsisches Ministerium für Frauen, Arbeit und<br />

Soziales, Fichtenweg 5, 26203 Tungeln, wird am 19. Mai 65 Jahre alt.<br />

Herr Ass. Prof. Dr. phil. Dr. med. Hans-Jürgen Battista, Unterbergerstr. 14-5,<br />

A 6020 Innsbruck, wird am 21. Mai 65 Jahre alt.<br />

Herr Dr. rer. nat. Siegfried Nagel, Neustädter Str. 44, 16816 Neuruppin,<br />

wird am 25. September 65 Jahre alt.<br />

Herr Dr. Dipl. Chem. Dieter Helm, Zwengerstr. 12, 64646 Heppenheim,<br />

wird am 4. Oktober 65 Jahre alt.<br />

Herr Prof. Dr. rer. nat. Manfred R. Möller, Institut für Rechtsmedizin<br />

Universitätsklinikum, Geb.42, 66421 Homburg/Saar, wird am 4. November 65 Jahre alt.<br />

Herr Karl Schmidt, Zentrum der Rechtsmedizin Institut für Forensische Toxikologie,<br />

Kennedyallee 104, 60596 Franfurt/Main, wird am 27. November 65 Jahre alt.


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Herr Dr. rer. nat. Walter Mennicke, Landeskriminalamt Baden-Württemberg,<br />

Taubenheimstr. 85, 70372 Stuttgart, wird am 24. Dezember 65 Jahre alt.<br />

Frau PD Dr. med. Dagmar Lampe, BBGes Inst. f. Umweltanalytik u. Humantoxikologie,<br />

K. Bonhoeffer Nervenklinik Oranienburgerstr. 285, 13437 Berlin,<br />

wird am 16. Januar 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. Dipl. Chem. Rolf Kühnle, Landeskriminalamt Niedersachsen, Schützenstr. 25,<br />

30161 Hannover, wird am 28. Januar 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. med. Stefan Kapp, Bahnhofplatz 2, 55116 Mainz,<br />

wird am 24. Februar 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. Giselher Fritschi, Hessisches Landeskriminalamt Abt.IV21, Hölderlinstr.5,<br />

65187 Wiesbaden, wird am 23. März 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. Alexander Kraatz, Bayerisches Landeskriminalamt Maillingerstr.15,<br />

80636 München, wird am 24 März 60 Jahre alt.<br />

Herr Prof. Dr. rer. nat. Gustav Drasch, Institut für Rechtsmedizin, Frauenlobstr.7a,<br />

80337 München, wird am 11. April 60 Jahre alt.<br />

Herr Joachim Tenczer, Landesinstitut für gerichtl. und soziale Medizin Berlin, Toxikologie,<br />

Invalidenstr. 60, 10557 Berlin wird 26. April am 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. rer. nat. Wolfgang Römhild, Institut für Rechtsmedizin MAM Leipzigerstr.44,<br />

39120 Magdeburg, wird am 2. Juni 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. Peter X. Iten, Institut für Rechtsmedizin Winterthurerstr.190, CH 8057 Zürich,<br />

wird am 22. Juli 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. Peter Rösner, Landeskriminalamt Schleswig/Holstein Mühlenweg 166,<br />

24116 Kiel, wird am 31. Juli 60 Jahre alt.<br />

Herr Prof. Dr. rer. nat. Herbert Käferstein, Institut für Rechtsmedizin, Melatengürtel 60,<br />

50823 Köln, wird 6. August am 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. rer. nat. Dipl. Chem. Hans-Joachim Birkhahn, BBGes Inst.f.Umweltanalytik u.<br />

Humantoxikologie, K. Bonhoeffer Nervenklinik, Oranienburgerstr.285, 13437 Berlin,<br />

wird am 10. Oktober 60 Jahre alt<br />

Herr Prof. Dr. rer. nat. Rolf Aderjan, Institut für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin,<br />

Vosstr.2, 69115 Heidelberg, wird am 16. Oktober 60 Jahre alt.<br />

Frau Dr. chem. Ewa Pufal, Katedra i Zakkad Medycyny Sadowej Akademii Medycznej,<br />

M. Skkodowskiej-Curie 9, PL 85-094, Bydgoszcz, wird am 8. November 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. chem. Dir. Uwe Pommerenk, Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz,<br />

Valenciaplatz 1-7, 55118 Mainz, wird am 20. November 60 Jahre alt.<br />

Herr Prof. Dr. med. Jochen Wilske, Institut für Rechtsmedizin Universitätsklinikum,<br />

Geb.42, 66421 Homburg/Saar, wird am 02. Dezember 60 Jahre alt.<br />

Frau Dr. Marianne Lappenberg-Pelzer, BBGes Inst.f.Umweltanalytik u.<br />

Humantoxikologie, K. Bonhoeffer Nervenklinik, Oranienburgerstr.285, 13437 Berlin,<br />

wird am 11. Dezember 60 Jahre alt.<br />

Herr Dr. Andre Scholer, Kantonsspital-Zentrallabor Universität Basel,Spitalstr.21,<br />

CH 4031 Basel, wird am 25. Dezember 60 Jahre alt.


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3. Neue Mitglieder<br />

Frau Dr. rer. Nat. Hilke Andresen, Institut für Rechtsmedizin, Butenfeld 34,<br />

D 22529 Hamburg, Tel.: (+49)-040-42803-2134 ; Fax: (+49)-040-42803-8660 ;<br />

e-mail: h.andresen@uke.uni-hamburg.de<br />

Herr Dr. Brice Appenzeller, CRP-Sante, 162 A rue de la Faiencerie, L 1511 Luxembourg<br />

Tel.: (+352)-466644-482 ; Fax: (+352)-221331 ; e-mail: appenzel@cu.lu 25-Sep-03<br />

Herr Jochen Beyer, Abt. Experimentelle und Klinische Toxikologie, Universitätskliniken<br />

Geb. 46, D 66421 Homburg/Saar, Tel.: (+49) -16-26432;<br />

Fax: (+49)-06841-16-26415; e-mail: jochen.beyer@uniklinik-saarland.de<br />

Herr Dr. rer. nat. Rainer Fritsch, Zolltechnische Prüfungs- und Lehranstalt München<br />

Landsbergerstr.122, D 80339 München, Tel.: (+49)-089-5109-2370;<br />

Fax: (+49)-089-5109-2342; e-mail: rainer.fritsch@zplam.bfinv.de<br />

Frau PhD Isabelle Kolber, LNS-Toxicologie CRP-Sante, 162 A rue de la Faiencerie,<br />

L 1511 Luxembourg, Tel.: (+352)-466644-482; Fax: (+352)-221331; e-mail: kolber@cu.lu<br />

Frau Lebensmittelchemikerin Katrin Lachenmeier, Institut für Rechtsmedizin,<br />

Stiftsplatz 12, D 53111 Bonn, Tel.: (+49)-0228-738361; e-mail: k.lachenmeier@uni-bonn.de<br />

Herr Dr. rer. nat. Lars Lindemann, Landeskriminalamt, Tramper Chaussee 1, D<br />

16225 Eberswalde Tel.: (+49)-030-6399242462; Fax: (+49)-030-6399242409;<br />

e-mail: lka_bb_kt@t-online.de; lars.lindemann@bbextrapol.de<br />

Herr Dipl. Chem. Thomas Nadulski, Institut für Rechtsmedizin, Hannoverschestr.6,<br />

D 10115 Berlin, Tel.: (+49)-030-450525035; Fax: (+49)-030-450-525904;<br />

e-mail: thomas.nadulski@charite.de 14-Dez-03<br />

Herr Dr. Olivier Plaut, Institut de Medecine Legale, av.de Champel 9, CH 1211 Genf 4,<br />

Tel.: (+41)-22-379-5609; Fax: (+41)-22-372-9653; e-mail: olivier.plaut@medecine.unige.ch<br />

Herr Denis Theobald, Abt. Experimentelle und Klinische Toxikologie, Universitätskliniken<br />

Geb.46, D 66421 Homburg/Saar, Tel.: (+49) 06841-16-26433; Fax: (+49) 06841-16-26415;<br />

e-mail: denis.theobald@uniklinik-saarland.de

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