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MARC ANDREAE VOLKMAR ANDREAE

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Beethovens Missa Solemnis dirigiert und die Wiener Philharmoniker derart erfolgreich geleitet, dass ihm später,<br />

auch aufgrund seines Engagements für die Sinfonien Anton Bruckners, die Nikolai-Medaille des Orchesters<br />

verliehen wurde. Nach Toscanini und Bruno Walter war Andreae der dritte Dirigent, dem diese Ehre zuteil wurde.<br />

Kurz zuvor hatte er bereits von der Bruckner-Gesellschaft in Linz eine ähnliche Auszeichnung erhalten.<br />

Die Musik für Orchester zeigt ein tieferes Gespür für die musikalischen Entwicklungen der 1920er Jahre und<br />

darf eindeutig als das Werk einer etablierten kreativen Persönlichkeit bezeichnet werden. Die Premiere fand am<br />

12. November 1929 in Zürich statt, dirigiert – wie nicht anders zu erwarten – vom Komponisten selbst. Bald schon<br />

wurde es von anderen Dirigenten aufgegriffen, darunter Fritz Busch, Felix Weingartner und Herman Abendroth.<br />

Von der Form her ist das Werk eine recht kurze Chaconne. Es ist von sehr wechselhaftem Charakter, und Franz<br />

Giegling zählt es zu den bedeutendsten und schillerndsten Werken Andreaes. Es macht einen unmittelbaren<br />

Eindruck, nicht zuletzt aufgrund seiner entzückenden Orchestrierung, die dem Hörer einen impliziten, wenn<br />

auch verborgenen, programmatischen Hintergrund des Werkes suggeriert.<br />

Unser Überblick über Andreaes wichtigste Orchesterwerke, dirigiert von seinem Enkel Marc Andreae,<br />

schließt mit der wahrscheinlich populärsten Orchestermusik des Komponisten, der Kleinen Suite, Opus 27. Sie<br />

wurde im Sommer 1917 in Zuoz geschrieben, inspiriert vom Karneval in Venedig. Das Werk war dermaßen<br />

erfolgreich, dass Arthur Nikisch es schon bald in Leipzig dirigierte und damit auf Tournee ging, nachdem es von<br />

Fritz Reiner in Dresden, Sir Henry Wood in London, Manchester und Liverpool, Sigmund von Hausegger in<br />

München, Bruno Walter in New York und München, Ossip Gabrilowitsch in Detroit und nicht zuletzt Volkmar<br />

Andreae selbst mit den Wiener Philharmonikern gegeben worden war. Das brillante Werk verdient in der Tat<br />

eine Wiederbelebung in unserer Zeit. Gleiches kann wohl auch über die anderen Stücke auf der vorliegenden CD<br />

gesagt werden, insbesondere über die zu Unrecht vernachlässigte Sinfonie von 1919.<br />

© Robert Matthew-Walker, 2011<br />

Übersetzung: Peter Kathe<br />

Die vorliegende CD ist die erste kommerzielle Veröffentlichung von Volkmar Andreaes wichtigsten<br />

Werken für Orchester. Hiermit erhalten Musikliebhaber in aller Welt die Möglichkeit, die ganze<br />

Bandbreite dieses großen Musikers zu erleben. Die in den letzten Jahren vor allem beim Musikverlag<br />

Guild erschienenen Aufnahmen der kammermusikalischen Kompositionen Volkmar Andreaes haben allgemeine<br />

Anerkennung gefunden, nicht zuletzt aufgrund der enormen musikalischen Originalität dieser Werke. Die<br />

Tatsache, dass Andreaes Musik so lange – und völlig zu Unrecht – vernachlässigt worden war, hat auf nicht geringe<br />

Weise zur Überraschung dieser Aufnahmen beigetragen, war Volkmar Andreae doch den meisten gut informierten<br />

Musikliebhabern in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts fast ausschließlich als Dirigent bekannt.<br />

Volkmar Andreae war zweifelsohne ein hochverdienter Dirigent. So machte ihm zum Beispiel die Leitung<br />

der New York Philharmonic 1911 das Angebot, die Nachfolge des kürzlich verstorbenen Gustav Mahler als<br />

Musikdirektor des Orchesters anzutreten. Andreae lehnte ab: Seine Bindungen an die Schweiz und insbesondere<br />

an Zürich, wo er 1906 zum Chefdirigenten des Tonhalle-Orchesters ernannt worden war (eine Stelle, die er<br />

über 40 Jahre innehaben sollte), waren einfach zu stark. Sein Können als Dirigent wurde von vielen berühmten<br />

Zeitgenossen bewundert, darunter Toscanini, Bruno Walter, Fritz Busch, Nikisch, Weingartner und Henry Wood.<br />

Viele von ihnen führten auch eine ganze Reihe seiner Werke auf – von Opern bis hin zu Orchesterkompositionen.<br />

Der Name Fritz Busch lässt an Andreaes Violinkonzert von 1936 denken, das dem großen Adolf Busch, dem<br />

Bruder des Dirigenten, gewidmet war und auch von diesem uraufgeführt wurde.<br />

Andreae wurde im Juli 1879 in Bern geboren. Seine musikalische Begabung zeigte sich schon früh, und er<br />

studierte Komposition in Köln bei Fritz Wüllner. Nicht lang danach wurde Adolf Busch ebenfalls ein Schüler<br />

Wüllners, und es war am Konservatorium, wo die beiden lebenslange Freundschaft schlossen.<br />

Einen Eindruck von Andreaes persönlichen wie musikalischen Qualitäten lässt sich aus der Beschreibung<br />

gewinnen, die der englische Musikwissenschaftler E.J. Dent von ihm gibt (zitiert in Tully Potters meisterhafter<br />

zweibändiger Biografie von Adolf Busch; Toccata Press, 2010): „[Volkmar Andreae] hatte nichts von der<br />

maßlosen Eitelkeit moderner Stardirigenten. Er war ganz in Zürich verwurzelt und konzentrierte sich völlig auf<br />

die Förderung des Zürcher Musiklebens. Er verfügte über all die Eigenschaften, die der romantische Künstler<br />

zu verachten neigt: Effizienz, Pünktlichkeit und Organisationstalent. Diese Eigenschaften setzte er – durchaus<br />

mit einem gewissen militärischen Nachdrücklichkeit, die noch aus seiner Zeit als Oberstleutnant der Schweizer<br />

Artillerie stammte – ein, um die Musik zu fördern und andere Musiker künstlerisch zu unterstützen.“ Als weiteres<br />

Anzeichen für die Bedeutung Andreaes in Bezug auf andere große Musiker mag die Tatsache gelten, dass Richard<br />

Strauss ihm sein spätes Oboenkonzert (1945) widmete, so wie ihm zuvor schon Busoni seine Zwei Studien zu<br />

‚Doktor Faust‘, Opus 51, gewidmet hatte.<br />

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