12/1 mit dominique brunner, dezember 2012 / januar ... - pure.living
12/1 mit dominique brunner, dezember 2012 / januar ... - pure.living
12/1 mit dominique brunner, dezember 2012 / januar ... - pure.living
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NR. <strong>12</strong>/1<br />
Dez./Jan. 2013<br />
www.das-ideale-heim.ch<br />
CHF 9.50<br />
WOHN-<br />
HÖHLE<br />
Einrichtung<br />
<strong>mit</strong> Stil<br />
DESIGNER-<br />
HERBST<br />
Neues von<br />
Eindhoven,<br />
Kortrijk<br />
und Langenthal<br />
SPEZIAL<br />
«Heisse Liebe für den<br />
kalten Winter»<br />
Die neusten Öfen<br />
und Cheminées<br />
auf dem Markt<br />
ALPENCHIC<br />
BERGE, SCHNEE UND<br />
GEMÜTLICHKEIT KOMBINIERT MIT<br />
DESIGN UND MODERNER ARCHITEKTUR
82<br />
Gut abgemischt: Zwei «Pelican<br />
Chairs» von Finn Juhl; schwarzer<br />
Vogel «Tipi»: Eero Aarnio für Adelta;<br />
Bild von Sabine Liewald.
Am Zürichsee<br />
Wohnhöhle <strong>mit</strong> Stil<br />
Dominique Brunner ist Inhaber eines<br />
aussergewöhnlichen Einrichtungsgeschäfts in Zürich.<br />
Wir durften uns in seiner Wohnung umsehen.<br />
Text: Susanna Koeberle, Fotos: Reto Guntli & Agi Simoes/zapaimages
Das Interieur zeugt von einem ausgeprägten<br />
Sinn für die perfekte Balance zwischen<br />
Innenarchitektur und Design.<br />
«Dunkelkammer»: Grosses Bild von<br />
Sabine Liewald; «Alison»-Sofa:<br />
Minotti; Beistelltisch: Isamu Noguchi<br />
(Vitra); Löwenskulptur von<br />
Bruno Weber.<br />
84
S<br />
ammeln ist eine unergründliche<br />
Tätigkeit.<br />
Vieles wurde schon<br />
darüber geschrieben.<br />
Man trifft hierbei auf<br />
Bonmots bis zum Abwinken<br />
und findet Bände voller Theorien und<br />
psychologischer Erklärungen. Doch die «wahren»<br />
Gründe der Sammelleidenschaft verblassen<br />
zu einem überflüssigen Überbau, sobald<br />
man Einblick in einen Sammlerhaushalt erhält.<br />
Was man sieht, ist Schönheit. Und zu<br />
hören bekommt man dazu meistens versponnene<br />
Geschichten. Das ist mehr als genug, um<br />
unsere Neugier zu wecken.<br />
Dominique Brunner ist nicht nur Sammler,<br />
er ist ein Profi, was Einrichtungskonzepte<br />
betrifft. Seine Basis hat Brunner in Zürich,<br />
einen Ableger hat er seit zwei Jahren auch in<br />
Kreuzlingen. In seinem Geschäft «<strong>pure</strong>.<br />
<strong>living</strong>» gibt es mehr als nur Möbel. Ganze<br />
Wohnwelten kreiert der gelernte Innendekorateur<br />
– und dies weltweit. «Wenn wir eine<br />
Wohnung abliefern, dann stimmt alles bis ins<br />
letzte Detail», erklärt er. Man kann sich das<br />
bildlich vorstellen, wenn man Dominique<br />
Brunner in seinem Zuhause besucht. Die<br />
Wohnung, die er <strong>mit</strong> seinem Partner im Rohbau<br />
mieten konnte, verströmt diese ganz besondere,<br />
nonchalante Eleganz, die man leider<br />
viel zu selten sieht, erstaunlicherweise gerade<br />
bei Leuten, die täglich <strong>mit</strong> diesem Thema<br />
konfrontiert werden.<br />
Viel Wärme und Offenheit<br />
Das Interieur zeugt von einem ausgeprägten<br />
Sinn für die perfekte Balance zwischen Innenarchitektur<br />
und Design; die Räume werden<br />
zur Bühne für aussergewöhnliche Möbelentwürfe,<br />
verfeinert durch die beachtliche Sammlung<br />
an Glaserzeugnissen, seien es Vasen oder<br />
Leuchten. Ausgesuchte Kunstwerke verleihen<br />
der wohnlichen Atmosphäre einen zusätzlichen<br />
Reiz.<br />
Da die beiden Bewohner sowohl Raumaufteilung<br />
und Einbauten als auch die Farbgebung<br />
der Wände <strong>mit</strong>bestimmen konnten,<br />
war eine gezielte Umsetzung ihrer Vorstellungen<br />
möglich. Sie entschieden sich für eine<br />
grosszügige, offene Struktur der Räumlichkeiten.<br />
Die einzige Schiebetür, die in den<br />
Schlaf- und Ankleidebereich führt, steht meistens<br />
offen. Daraus ergibt sich ein durchläs-<br />
Stimmige Details: Sessel<br />
«Mole»: Sergio Rodrigues für<br />
Classicon, Bild: Fundstück.<br />
Exzentrisches Arrangement:<br />
«Gun»-Leuchte: Philippe Starck für<br />
Flos; asiatische Türstopper aus Stein;<br />
«Calder»-Beistelltisch: Minotti.
86<br />
Glas und Licht: Weisse Leuchte<br />
«Biagio»: Tobia Scarpa für Flos;<br />
die blaue Vase ist eine li<strong>mit</strong>ierte<br />
Edition von Venini.
Schwerpunkt seiner Glassammlung<br />
sind Objekte von Venini und Lalique.<br />
siges Raumkontinuum, das verschiedene<br />
Wohnzonen <strong>mit</strong> dem Essbereich und der offenen<br />
Küche verbindet. Das Ambiente, stark<br />
geprägt durch dunkle Farbtöne bei Wänden<br />
und Böden, hat beinahe etwas Höhlenartiges<br />
und widerspiegelt das Grundbedürfnis des<br />
Menschen nach Geborgenheit und Gemütlichkeit<br />
im eigenen Heim. «Ich mag es nicht zu<br />
museal, Kunst und Kitsch sollen nebeneinander<br />
Platz haben», erklärt der Bewohner beim<br />
Rundgang durch sein Appartement.<br />
Passion für Glas und Leuchten<br />
Dabei spürt man bei jeder Geschichte, die er<br />
zu den unterschiedlichen Objekten zum Besten<br />
gibt, seine Leidenschaft für die Materie, bei<br />
der Hobby und Beruf zu einer Sache verschmelzen.<br />
Und diese Leidenschaft stand auch<br />
am Beginn der Glassammlung. «Schon immer<br />
fasziniert von Glas, wollte ich eigentlich Lalique-Objekte<br />
in meinem Geschäft führen.<br />
Das war anfangs zwar nicht möglich aufgrund<br />
der selektiven Auswahl von Händlern, doch<br />
ich entdeckte dadurch weitere Glashersteller<br />
wie Venini», erzählt Dominique Brunner. Die<br />
in Murano bei Venedig beheimatete Firma<br />
Venini (eine interessante Reportage zum Thema<br />
Glas finden Sie ab Seite 92) ist bestes Beispiel<br />
dafür, dass Glasobjekte nicht einfach Gegenstände<br />
aus Glas sind, sondern eine ganze<br />
alchemistische Philosophie dahintersteht.<br />
Die Gestalter von Glaswaren heissen auch<br />
nicht Designer, sondern Künstler. Logisch,<br />
dass sich auch die Sammler solcher Werke dieser<br />
auratischen Ausstrahlung kaum entziehen<br />
können. So sind auch viele der zahlreichen<br />
Leuchten, auf die man in dieser bemerkens-<br />
Lichtvolle Esszone: Tisch «El Dom»:<br />
Hannes Wettstein für Cassina; Stühle:<br />
Wolfgang Joop; Hängeleuchte: Kevin<br />
Reilly; Bild von Alexander Garda.<br />
Gruppenbild: Sammlung von<br />
schwarzen Glasobjekten von<br />
Venini, Lalique und Arcade.
Dominique Brunners Domizil ist eine<br />
richtige Leuchten-Wunderkammer:<br />
An die vierzig Stück besitzt er bereits.<br />
Gemütlicher Cocoon: Bett «Barlett»:<br />
Minotti; Leuchte «Lesbo»: Artemide.<br />
88
werten Bleibe trifft, eine Huldigung an dieses<br />
geheimnisvolle Material. Dominique Brunners<br />
Domizil ist eine richtige Leuchten-Wunderkammer;<br />
an die 40 Stück besitzt er bereits.<br />
Neuzugängen ist er nicht abgeneigt, vor allem,<br />
wenn es sich um Raritäten wie eine Opalglasleuchte<br />
von Artemide handelt, die sein Partner<br />
letztes Jahr an der Design Miami Basel<br />
entdeckte und sogleich erstehen musste. Eine<br />
italienische Leuchte bildete auch den Anfang<br />
im Reigen der Lichtobjekte: Es war die legendäre<br />
«Pipistrello» der Architektin Gae Aulenti<br />
von 1966. Nichts würde aber den beiden Interior-Spezialisten<br />
ferner liegen, als der «Total-<br />
Look». Sie mischen Ikonen wie den wunderschönen<br />
«Pelican Chair» von Finn Juhl von<br />
1940 (!) <strong>mit</strong> modernen Klassikern wie dem<br />
«Alison»-Sofa von Minotti. Bei einigen Stücken<br />
ist die Herkunft schwieriger zu erraten,<br />
etwa beim blauen Sessel von Modedesigner<br />
Wolfgang Joop, von dem auch die Stühle am<br />
Esstisch stammen. Da Design für die beiden<br />
Hausherren zum beruflichen Alltag gehört,<br />
kann es schon mal vorkommen, dass ein Stück<br />
ausgewechselt und durch etwas Passenderes<br />
ersetzt wird. Solange es nicht aus Glas ist.<br />
Sensible Arrangements<br />
Auch bei ihren Kunstkäufen lassen sie sich von<br />
glücklichen Fügungen leiten. Wie bei der mobilen<br />
Skulptur von Derick Pobell, auf die sie<br />
zufälligerweise in einem Hinterraum einer<br />
Galerie stiessen. Mehrere Werke stammen von<br />
der in Zürich lebenden Fashion-Fotografin<br />
Sabine Liewald, beispielsweise das grosse Bild<br />
über dem Sideboard im Salon. Die abstrakt<br />
wirkenden Formen darauf sind in Wirklichkeit<br />
eine Aufnahme des Holocaust Memorials<br />
in Berlin. Einem ähnlichen Verwirrspiel der<br />
Wahrnehmung unterliegt man bei der Hän-<br />
geleuchte über dem Esstisch. Ist das einfach<br />
ein gigantischer Kerzenleuchter oder ist da<br />
auch Strom im Spiel? Es ist beides der Fall:<br />
Das aparte Teil ist ein Entwurf von Lichtdesigner<br />
Kevin Reilly.<br />
Es ist natürlich kein Zufall, dass die<br />
meisten Sachen, die in dieser Wohnung eine<br />
Unterkunft finden, auch bei «<strong>pure</strong>. <strong>living</strong>» zu<br />
erwerben sind. Dominique Brunner: «Grundsätzlich<br />
führen wir nur Dinge, die uns gefallen.»<br />
Und er besitzt auch die Fähigkeit, seine<br />
Kunden von seinem Geschmack zu überzeugen.<br />
Manchmal gehen seine Einrichtungen gar<br />
auf lange Reisen ... ——<br />
Harmonisch: Sessel: Wolfgang<br />
Joop; Leuchte: Isamu Noguchi;<br />
Bild <strong>mit</strong> Landschaft in Patagonien<br />
von Sabine Liewald.<br />
DOMINIQUE<br />
BRUNNER/<br />
OLIVIER ROOST<br />
Einrichtungsexperten<br />
Innenarchitekt Dominique Brunner gründete<br />
«<strong>pure</strong>.<strong>living</strong>» vor zehn Jahren. Der<br />
gelernte Innendekorateur verwirklichte<br />
schon in jungen Jahren anspruchsvolle Einrichtungskonzepte<br />
für Privatpersonen und<br />
verschiedene Hotels. Später holte er sich<br />
weitere wertvolle Erfahrungen im Modebusiness.<br />
Heute hat er zwei Geschäfte, eines<br />
in Zürich und eines in Kreuzlingen. Er arbeitet<br />
<strong>mit</strong> einem fünfköpfigen Team. Sein<br />
Tätigkeitsfeld umfasst ganz unterschiedliche<br />
Projekte, unter anderem kreiert er auch<br />
Interieurs für Jachten.<br />
www.<strong>pure</strong><strong>living</strong>.ch<br />
Perfekt bis ins Detail: Liege:<br />
«Barcelona» von Mies van der Rohe,<br />
Vintage-Fotografien aus Paris;<br />
links: rare Artemide-Leuchte.<br />
TIPPS ZUM STIL. Hat Ihnen der<br />
Look dieses Hauses gefallen? Dann lassen Sie<br />
sich auf der nächsten Seite inspirieren!
Provokativ: Der Leuchtenfuss<br />
von «Gun»<br />
(Design: Philippe Starck)<br />
ist galvanisch vergoldet und<br />
ist ein ironisches Statement<br />
zum Kultstatus von Waffen<br />
– und Design.<br />
www.flos.com<br />
Kamäleon: Das<br />
Sofa»Sherman» von Hausdesigner<br />
Rodolfo Dordoni ist ein<br />
typisches Minotti-Stück.<br />
Schlichte Eleganz, die sich in jedes<br />
Ambiente integrieren lässt.<br />
www.minotti.com<br />
Anmut: Die Vase «Musa<br />
Ornata» aus Opalglas von<br />
Elena Cutolo wird in<br />
li<strong>mit</strong>ierter Auflage<br />
hergestellt und ist in drei<br />
Farben erhältlich.<br />
www.venini.it<br />
Tipps zum Stil<br />
Klare Statements<br />
Exzentrisches muss nicht schrill<br />
daherkommen: kombiniert <strong>mit</strong> dezenten<br />
Klassikern ergibt sich ein ausgewogener<br />
Mix <strong>mit</strong> elegantem Flair.<br />
Redaktion: Susanna Koeberle<br />
Materialmix: Beim «Bell Table»<br />
von Sebastian Herkner für ClassiCon<br />
wird das fragile Material Glas zum<br />
Träger für eine Platte aus Metall.<br />
www.classicon.com<br />
Ikone: Der «Pelican Chair»<br />
von Finn Juhl wird von der<br />
dänischen Manufaktur<br />
«onecollection» in aufwendiger<br />
Handarbeit gefertigt. In<br />
verschiedenen Farben und<br />
Stoffqualitäten zu haben.<br />
www.onecollection.com<br />
Extravagant: «Biagio» (1974)<br />
von Designer und Architekt Tobia<br />
Scarpa besteht aus einem<br />
ausgehöhlten Carrara-Marmorblock.<br />
www.flos.com<br />
90<br />
Das Ideale Heim im Dezember/Januar 2013 — Wohnhöhle