6 #118 / 05.10 #118 / 05.10 7 guerilla growing guerilla growing Fehlerfrei anbauen Die Indoor-Kultur erobert die Tschechische Republik Die Medien überschlagen sich ob Meldungen wie „Tschechien- das neue Drogenparadies“. Da wir auch bei unserem süd-östliche Nachbarn an der Legalisierungsfront in Form unserer Schwesterzeitschrift „Konoptikum“ mitmischen, haben wir mal über die Grenze geschaut, um zu sehen, wie sich die Indoor-Kultur angesichts der liberalen Gesetzeslage entwickelt. Mittlerweile gibt es in der Tschechischen Republik in jeder großen und mittelgroßen Stadt einen Growshop und die Szene muss sich bei Weitem nicht so bedeckt halten, wie es bei uns der Fall ist. Allerdings ist Tschechien sicher kein Drogenparadies, der Besitz illegalisierter Drogen ist nach wie vor verboten, allerdings kann die Polizei bei Geringen Mengen gänzlich von einer Strafverfolgung absehen. Alles in allem ist das neue Gesetz ähnlich liberal wie in Portugal oder auch Spanien, das Drogenparadies Tschechien existiert lediglich im deutschen Blätterwald. Unsere Redaktion vor Ort hat sich im Brünner Growshop Bioplants mit zwei ambitionierten Kleinstgärnern getroffen, die ohne große Angst vor einer eventuellen Strafverfolgung Gras@ home zum Eigenbedarf anbauen. Deshalb konnten die beiden auch viel offener reden, <strong>als</strong> wir das von unseren Heim(lich)- Gärtnern gewohnt sind. Welches System bevorzugt ihr?? Wir benutzen ein SOG System mit Drip-Bewässerung. Und pflanzen darauf eine „Sea of Green“ ( das grüne Meer), heisst, dass wir so viele Pflanzen wie möglich in dem Schrank haben und dadurch den größtmöglichen Ertrag erzielen. Wir empfehlen, die Wachstumsperiode nicht unnötig hinauszuzögern. Eine kurze Wachstumsperiode heiβt, früher zu ernten. Wir lassen die Mädels maximal zehn bis vierzehn Tage in der Wachstumsphase bei 18 Stunden Beleuchtung, dann schalten wir auf die 12 Stunden Blütephase um. Die Vorwuchszeit hängt aber von der Sorte ab. Wir empfehlen, sich vorab zu informieren, welche Sorte geeignet für einen SOG-grow ist. Stellenanzeige Erfahrene Verkäufer für Berlin & Umgebung, das Ruhrgebiet sowie das Rhein/Main/Neckar Gebiet zur Shop- und Kundenakquise im Umkreis von jeweils 100km gesucht. Kommissionsbasierende Bezahlung, Führerschein sowie eigenes Kfz notwendig. Bewerbungen mit schriftlichem Lebenslauf bitte an: ad@advancednutrients.eu Wie lange lasst ihr die Stecklinge wurzeln? Fünf Tage, wir benutzen vier-Liter Blumentöpfe mit der Kokossubstrat. Bei der Verwendung von Rhizotonic wurzeln die in fünf Tagen. Sobald aus dem Boden des Blumentopfs, wo die Löcher sind, weiβe Wurzeln herausragen, ist die Bewurzlungsphase erfolgreich verlaufen. Dann bleiben die Mädels noch sieben Tage in der Wachstumsphase bis wir auf „Blüte“ umschalten. Die Temperatur sollte während der Beleuchtungsphase nicht unter 20 Grad sinken, außerdem sollte die Temperatur des Gießwassers gemessen werden, optimal sollte auch das 20 Grad haben, damit die Blumen keinen Schock kriegen. Was ist mit der Belüftung? Ich hab nur eine passive Zuluft, die durch den Unterdruck des 360m³/h Ufo-Lüfters entsteht. Eine aktiver Anzug wäre aber besser, ist aber bei einer Lampe nicht unbedingt notwendig. Die Zuluft kommt am besten aus dem Raum, in dem die Box steht, denn der ist immer gut belüftet, aber nicht zu kalt und nicht zu warm. Wenn wir die Luft direkt von draussen nehmen ist die Luft im Sommer zu warm und im Winter zu kalt Gut ist es, die Luft aus dem Wohnbereich zu nehmen, weil dort Temperatur und Feuchtigkeit das ganze Jahr recht stabil sind. Die Temperatur beträgt maximal 27 am Tag und minimal 16 Grad in der Nacht. Über 27 Grad droht ein verlangsamtes Wachstum über 30 Grad verbrennen dann die Spitzen, all das geht erheblich auf den Ertrag. Welches Medium nutzt ihr? Kokossubstrat von Plagron mit Trichoderma, das sind nützliche Pilze, die die Wurzelentwicklung unterstützen Ich gebe auch ein wenig Perlite dazu. Das ist gut für die Durchlüftung und das Substrat trocknet schneller durch und bildet somit weniger Staunässe am Boden. Wie hoch ist die Luftfeuchtigkeit? ? Während des Wachstums 60-80 % und während der Blüte 35- 45 %. Wie oft gießt ihr? So oft wie es sein muss. Ich erkenne es an dem Gewicht des Blumentopfs – wenn er leicht ist gieße ich. Oder ich stecke meinen Finger vorsichtig in den Topf -.dann weiβ ich es auch. Messt ihr pH und eC-Wert? Der pH Wert sollte 5,6 bis 6,2 betragen, ideal ist 5,8. Wir messen auch jedes Mal den eC-Wert. Im Wachstum beträgt der eC-Wert 1,2mS und mit der Blüte wird er schrittweise von 1,4; 1,6; 1,8; bis auf 2,0mS gesteigert. In der drittletzten Blütewoche gebe ich 1,6mS , in der vorletzten Woche dann Final Solution, um die Woche dann mit klaren Wasser zu gießen. Der pH-Wert ändert sich mit der Temperatur des Gießwassers, <strong>als</strong>o Vorsicht! Außerdem hängt er von der Standzeit der vorbereiteten Nährlösung ab. Besonders bei organischem Dünger sollte man die einmal angesetzte Nährlösung nicht länger <strong>als</strong> zwei Tage stehen lassen, dann stinkts und fängt an zu gären. Bei den Nährlösungen mit Mineraldünger müssen lediglich eC und pH -Wert kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert werden, wenn sie ein paar Tage herumstehen. Euer Lieblingsstrain ist....? White Widow. Warum? Schmeckt mir am besten, es ist das leckerste Weed, was ich je geraucht habe. Welche Fehler oder Dummheiten machen die Leute am häufigsten? Sie unterschätzen die Notwendig des Luftaustauschs, oder mißachten Regeln für Temperaturen pH oder eC-Wert, das alles geht auf den Ertrag. Sie lesen gar nichts und experimentieren mit lauter Quatsch. Ein paar Maulhelden wissen wenig und glauben, alles käme von selbst. Merkt Euch: Viele so genannte Tipps können aber müssen nicht wahr sein. Wie oft schaut Ihr nach den Ladies? Jetzt nur noch alle drei Tage, aber wir haben auch schon eine Menge Erfahrung. Am Anfang ist es besser, jeden Tag zu gucken, wirklich. Was für eine Lampe habt Ihr in der Box? Fürs Wachstum und die ersten zwei Blütewochen eine 600W Metall-Dampflampe, für die Hauptblüte eine 600W Natriumdampflampe mit Blaulichtanteil (Son-T-Agro). Ich glaube, die Pflanzen werden dann kompakter <strong>als</strong> mit einer klassischen Natriumdampflampe. Welche Düngemittel würdet Ihr empfehlen? Die ganze Reihe von B‘cuzz. Den zwei Komponenten Dünger, PK13/14, Koko- sowie Blütebooster und dazu noch Bloombastic und Atazym. Etwas für die Leser? Lernt das endlich! Guckt, sucht und lest im Internet, macht keinen Blödsinn und arbeitet sauber! (Anmerkung der Redaktion: Das gilt natürlich nur Leser in Ländern, in denen der Anbau von Cannabis im kleinen Rahmen keine Straftat darstellt). Dieser Artikel wurde freundlicher Unterstützung von dem Bioplants Team aus Brunn in der Tschechische Republik verfasst. Tschechien growt - Foto: anonym.cz Der süße Hasch-Ersatz Text: Markus Berger Kurzer Abriss über Cannabinoid-Analoga in Theobroma cacao Lange Zeit wurde von Wissenschaftlern vermutet, dass Cannabinoide und deren Analoga ausschließlich im Hanf vorzufinden seien. Dem ist jedoch bei weitem nicht so. Tomaso et al. berichteten 1996 über das Vorkommen von Anandamid, genauer: von Arachidonylethanolamid in der Schokolade bzw. der Kakaobohne. Die Kakaobohne ist die Frucht des Theobroma cacao, Arachidonylethanolamid ist ein Ethanolamid der Arachidonsäure, einer vierfach ungesättigten Fettsäure. Das Anandamid ist neben bislang drei weiteren Cannabionoidanalogen Bestandteil unseres endogenen Chemiehaushaltes. Das heißt, dass jeder Mensch THC-ähnliche Wirkstoffe im Körper trägt. 1988 wurde von den Wissenschaftlern Devane, Howlett, Melvin und Johnson (Medizinische Fakultät; Saint Louis Universität Missouri/USA) der erste Cannabinoid-Rezeptor (CB1) und 1990 der zweite (CB2) im Körper des Menschen und einiger Säugetiere entdeckt. Diese Rezeptoren, welche sowohl im Gehirn <strong>als</strong> auch im Körper anzutreffen sind, haben keine andere Aufgabe, <strong>als</strong> ankommende Cannabinoide andocken zu lassen und diese sozusagen zur Wirkungsentfaltung zu befähigen. CB1-Rezeptoren finden sich hauptsächlich im Gehirn, auf den Immunzellen, im peripheren Nervensystem und im Urogenitaltrakt aber auch im Magen-Darm-Bereich, im Hoden, in Blutgefäßen, im Herzen und in der Milz. CB2-Rezeptoren wurden auf den Immunzellen weißer Blutkörperchen und der Milz gefunden (...). Die Entdeckung der Cannabinoid-Rezeptoren war eine Revolution, gerade für die Hanfraucher-Gemeinde, war ja jetzt bewiesen, daß physiologische Empfangstationen für die geliebten Substanzen jedem Menschen von Natur aus und Zeit Lebens innewohnen. Was für ein Triumph. Doch kam es noch dicker. Mit der Erkenntnis, daß diese spezifischen Rezeptoren im menschlichen Organismus vorhanden sind, entwickelte sich schlußfolgernd die Idee von körpereigenen Cannabinoid-Analogen. Warum sonst sollte es die CBx-Rezeptoren geben? (...). 2002 jedenfalls, stellten Wilson et al zusätzlich die These und Vermutung auf, es könne einen CB3-Rezeptor geben (...). [1992] fanden Professor Dr. Raphael Mechoulam (Hebrew University, Medical Faculty, Department of Natural Products, Jerusalem, Israel) und sein Team (...) [bereits] heraus, daß Mensch und Tier über ein endogenes Cannabinoidsystem verfügen. Nun konnte die wissenschaftliche Welt sich der Bedeutung der entdeckten Cannabinoid-Rezeptoren sicher sein. Diesen körpereigenen Cannabis-Stoff nannte die Forscher- Formation Anandamid (20:4, n-6) 1 . Wissenschaftliches Synonym: Arachidonylethanolamid. Ananda kommt aus dem Sanskrit (eine alt-indische Sprache) und bedeutet so viel wie Glückseligkeit. Anandamid bezeichnet <strong>als</strong>o das ‚Amid der Glückseligkeit’. Arachidonylethanolamid ist, wie der Name schon sagt, ein Derivat der Arachidonsäure, einer Fettsäure innerhalb der Zellmembranen und besetzt in der Hauptsache CB1-Rezeptoren (...). Bereits 1993 wurden zwei weitere Anandamide, die Endocannabinoide Homo-Gamma-Linolenylethanolamid (Anandamid (20:3, n-6)) und Docosatetraenylethanolamid (Anandamid (22:4, n-6)) entdeckt. 1995 konnte die israelische Forschergruppe um Dr. Mechoulam ein viertes Endocannabinoid, das 2-Arachidonylglycerol (2-AG), nachweisen. 2-AG stimuliert neben den CB1-Rezeptoren auch die Rezeptoren der CB2-Gruppe (...). Außerhalb des menschlichen oder tierischen Körpers wurden Anandamide interessanterweise in der Bohne der Kakaopflanze (Theobroma cacao) entdeckt. Unter Umständen können diese auch im aus Vitis vinifera gewonnen Rotwein nachgewiesen werden (...). 2 Die Österreichische Apothekerzeitung ergänzt: „Interessanterweise unterscheidet sich, trotz der sehr ähnlichen pharmakologischen Profile, die chemische Struktur von Anandamid stark von der des THC. Unterschiede gibt es in der Pharmakokinetik beider Stoffe: Anandamid wird viel schneller abgebaut: nach ca. 30 min ist kein Effekt mehr zu messen, wohingegen THC nach Stunden noch wirksam sein kann. Die Analyse von Kakaopulver- und Schokoladenproben verschiedener Hersteller ergab jedoch nur einen sehr geringen Anandamid-Gehalt. Die Wissenschaftler stellten in ihrer Veröffentlichung daher gleich selbst in Frage, ob es bei den gefundenen Anandamid- Konzentrationen überhaupt zu Auswirkungen kommen kann.“ 3 Schokolade resp. die Kakaobohne enthält aber nicht nur den THC-analogen Wirkstoff. Weitere psychotrope Komponenten sind das Koffein-ähnliche Theobromin und das 2-Phenylethylamin, das stimmungsaufhellende Wirkungen zu induzieren vermag. Bezogen auf Cannabinoid-Rezeptoren-Agonisten enthält Kakao aber noch zwei andere interessante Substanzen. Die Internetseiten www.inform24.de merken an: „Es konnten (...) zwei Stoffe, die den Abbau von Anandamid verhindern, in Schokolade gefunden werden (...).“ 4 Doch wie ist das mit der Wirksamkeit der cannabinoidanalogen Inhaltsstoffe? Das GEO-Magazin postuliert 2003: „Ein Kind müsste bis zu 12.000 Tafeln verputzen, um überhaupt eine Rauschwirkung zu spüren.“ 5 Das lassen wir mal so stehen. Denn echte Forschungen fehlen hier bislang. Interessant ist zum Abschluss die Tatsache, dass echte Schokolade – fernab von allen lila Kühen, Sarottimohren und sportlichen Rittern – zahnschützend wirkt. Der Inhaltsstoff Glycin hat tatsächlich protektive Effekte auf Zahnschmelz und die Zähne selber. 6 Christian Rätsch erzählte mir, dass in manchen Ethnien anstatt des Zähneputzens abends vor dem Schlafengehen ein Stück Schokolade gegessen wird. Damit sie auch morgen noch ... 1 Die Zahlenkombination in Klammern ist eine von Dr. Mechoulam 1994 eingeführte nomenklatorische Definition, nach welcher die erste Zahl für die Quantität der Kohlenstoffatome und die zweite für die der Doppelbindungen steht. 2 Berger, Markus 2003a & 2003b ist NICHT MEHR www.hanftag.de - Hanf legalisieren! 3 http://www.apotheker.or.at/Internet/OEAK/NewsPresse_1_0_ 0a.nsf/agentEmergency!OpenAgent&p=B70F06E4FA22DFF2 C1256C01002EDC22&fsn=fsStartHomeFachinfo&iif=0 4 http://www.inform24.de/schokolade.html 5 http://www.geo.de/GEO/medizin_psychologie/wellness/methoden/2003_12_wellness_methoden_ernaehrung_food7/ ?linkref=geode_teaser_archive_text&SDSID= 6 Bauer 2004 Cacao Bibliografie: • Ameri, A. (1999), The effects of cannabinoids on the brain, Prog. Neurobiol. 58: 315-348 • Bauer, Wolfgang (2004), Xocoatl: Zaubertrank, Heilmittel, Seelentröster, Vortrag auf der Entheovision 2, am 22. August • Berger, Markus (2003a), Amide der Glückseligkeit, Grass Times 3/03: 104-105 • Berger, Markus (2003b), Amide der gelukzaligheid, Soft Secrets 3/03: 26 • Ginter, A. (1997), Interview mit Professor Mechoulam, in: Hanf! 5/97: 25 • Ott, Jonathan (1985), Cacahuatl Eater: Ruminations of an Unabashed Chocolate Addict, Kennewick: Natural Products Co. • Rätsch, Christian (1998), Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau: AT Verlag • Tomaso, di E.; Beltramo, M; Piomelli, D. (1996), Brain cannabinoids in chocolate, Nature 383, 22.Aug.