Hanfjournal 03/04
Hanfjournal 03/04
Hanfjournal 03/04
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Hanf Journal<br />
unabhängig, überparteilich, legal<br />
#28<br />
www.hanfjournal.de<br />
Ausgabe Hanfparade 20<strong>03</strong><br />
AUSGABE <strong>03</strong>/<strong>04</strong><br />
Kostenlos<br />
Happy Birthday „geringe Menge“<br />
Seit zehn Jahren ignorieren nun die Politiker das Bundesverfassungsgerichtsurteil<br />
Am 09. März 20<strong>04</strong> gibt es<br />
einen Geburtstag zu feiern,<br />
denn an diesem Datum<br />
jährt sich ein Urteil des<br />
Bundesverfassungsgerichtes<br />
zum zehnten Mal.<br />
Zehn Jahre, in denen die<br />
Politiker es verschlafen<br />
haben eine einheitliche<br />
geringe Menge für Cannabis<br />
in Deutschland einzuführen.<br />
Zehn Jahre, seitdem<br />
die Politik aufgefordert<br />
wurden, zu prüfen ob<br />
ein Cannabis-Verbot wirklich<br />
der geeignete Weg ist,<br />
einen sinnvollen Umgang<br />
der Bevölkerung mit Drogen<br />
wie Marihuana sicherzustellen.<br />
Zehn Jahre, in<br />
denen die Politik nicht<br />
ansatzweise versucht hat<br />
irgendetwas zu unternehmen.<br />
Im Jahre 1992 legte der Richter Wolfgang Neskovic vom Landgericht<br />
Lübeck dem Bundesverfassungsgericht (BVerfG) eine<br />
Beschlussvorlage vor, welches das Cannabis-Verbot infrage<br />
stellte. Nach gut zwei Jahren, am 09. März 1994 stellte dann<br />
das BVerfG fest, dass es zwar kein Recht auf Rausch gäbe, dass<br />
aber die Verfolgung und die Strafen von Cannabis-Konsumenten<br />
ihre Grenzen haben und diese bundesweit einheitlich<br />
gelöst werden müssen. Dass dies bisher immer noch nicht<br />
geschehen ist, weiß jeder Kiffer. Von 30 Gramm in Schleswig-<br />
Holstein bis zu sechs Gramm in Bayern variieren die Größen<br />
für eine „geringe Menge“. Zwar stellte einst eine Studie für<br />
Killerregierung!<br />
Schweden lässt Menschen sterben<br />
Unglaublich aber wahr, die Zahl der Drogentoten<br />
in Schweden ist in den letzten neun Jahren um das<br />
Vierfache gestiegen. Laut einem Bericht des<br />
schwedischen Fernsehens (SVT) vom 11.02.20<strong>04</strong> ist<br />
die Zahl der tödlichen Vergiftungen von 99 im Jahre<br />
1995 auf 425 im Jahre 2002 emporgeschnellt. Im Jahr<br />
20<strong>03</strong> sank die Zahl wiederum leicht auf 413 Tote.<br />
Obwohl Deutschland gleich neunmal so viele<br />
Einwohner hat, gibt es hier nur viermal so viele<br />
Drogentote. Laut www.cannabislegal.de ist die<br />
Häufigkeit von drogenbedingten Todesfällen bezogen<br />
auf die Einwohnerzahl in Schweden also mehr als<br />
doppelt so hoch als in Deutschland, wo sie wiederum<br />
deutlich höher ist als in den Niederlanden.<br />
Dass die schwedische Regierung darin aber kein<br />
Scheitern ihrer sehr harten Prohibitionspolitik sieht<br />
ist schon mehr als verwunderlich. Dass sie innerhalb<br />
Europas und der UNO sogar für ihre tödliche Politik<br />
wirbt, ist eigentlich schon fahrlässig. Denn dem Ziel<br />
einer „drogenfreien Gesellschaft“ ist Schweden<br />
meilenweit entfernt. Gerade die Droge Alkohol ist<br />
Schweden sehr stark verbreitet. Auch so genannte<br />
„harte Drogen“ erfreuen sich in Schweden größerer<br />
Beliebtheit als in Ländern wie Deutschland, England<br />
oder den Niederlanden, die dagegen statistisch<br />
gesehen einen höheren Cannabis-Konsum haben.<br />
das Gesundheitsministerium<br />
– damals noch unter der Regierung<br />
von Helmut Kohl –<br />
fest, dass es eine einheitlich<br />
Praxis geben würde, geglaubt<br />
hat das aber schon damals<br />
niemand. Noch heute behauptet<br />
die Bundes-regierung, dass<br />
es eine ein-heitliche Praxis<br />
geben würde, hat aber das<br />
Max-Planck-Institut erneut<br />
beauftragt, diese Problematik<br />
zu prüfen. Seit über einem<br />
Jahr ist nun das Ergebnis<br />
dieser Studie schon überfällig.<br />
Warum diese Verspätung<br />
auftrat, ist derzeit noch nicht<br />
ganz klar. Man hat nur munkeln<br />
hören, dass dieses Mal<br />
das Max-Planck-Institut<br />
erkannte, dass es nicht einmal<br />
ansatzweise eine einheitliche<br />
„geringe Menge“ geben würde. Das würde bedeuten, dass die<br />
Regierung zum Handeln gezwungen wäre – was sie ja eigentlich<br />
schon seit über zehn Jahren ist.<br />
Des Weiteren forderte das BVerfG vor über zehn Jahren die<br />
Bundesregierung auf, aufmerksam und offen die Studien und<br />
Forschungen zum Thema Cannabis zu verfolgen. Dass dies<br />
wiederum nicht passiert ist zeigt die Tatsache, dass Studien<br />
wie die von Kleiber und Söllner, obwohl sie sogar vom Gesundheitsministerium<br />
in Auftrag gegeben wurden, nicht in die<br />
praktische Arbeit mit eingeflossen sind. Auch die Studien über<br />
die Folgen der Prohibition aus Kanada oder die neueste Untersuchungen<br />
aus Neuseeland scheinen der Bundesdrogenbeauftragten<br />
vollkommen unbekannt.<br />
Das BVerfG wird sich wohl bald wieder mit dem Thema<br />
Cannabis beschäftigen. Seit gut einem Jahr liegt nun erneut<br />
eine Beschlussvorlage zum Thema Cannabis auf ihrem Tisch.<br />
Dieses Mal stammt der Antrag aus Bernau von dem Amtsrichter<br />
Andreas Müller. Seit den letzten zehn Jahren hat sich enorm<br />
viel getan. Cannabis ist in allen gesellschaftlichen Bereichen<br />
eingekehrt, Studien wie die von Kleiber und Co. haben die<br />
relative Unbedenklichkeit von Cannabis bestätigt, eine Abschreckung<br />
vom Konsum durch das Verbot kann bei bestem<br />
Willen nicht festgestellt werden. All dies sind Punkte, die das<br />
Bundesverfassungsgericht vor über zehn Jahren von der Politik<br />
prüfen, ändern oder hinterfragen lassen wollte. Passiert ist<br />
seither nichts.<br />
Wenn nun das BVerfG sich in ein paar Monaten erneut mit<br />
dem Thema Cannabis beschäftigt, bleibt nur zu hoffen, dass<br />
sie erkennen, dass egal was sie sagen, die Politik niemals<br />
reagieren wird. So traurig es ist, werden sie feststellen müssen,<br />
dass sich die Politik niemals nach der Vernunft, sondern immer<br />
nach der nächsten Wahl richten. Es bleibt zu hoffen, dass sie<br />
dies alles erkennen. Denn dann besteht die Chance, dass die<br />
Richter nun selbst die Studien lesen und feststellen werden,<br />
dass das Cannabis-Verbot verfassungswidrig und hirnrissig<br />
ist und nur sie es stoppen können.<br />
Werner Graf<br />
Besucht uns<br />
auch auf der<br />
CannaTrade.ch<br />
- Stand 202 -<br />
wirtschaft<br />
guerilla growing<br />
>> In dieser Ausgabe<br />
<strong>04</strong><br />
05<br />
05<br />
. . . lieben wir euch!<br />
Wirklich, wir haben euch sooooo lieb, vor allem weil wir<br />
nun wissen, wie ihr so denkt. Die legendäre Hanf Journal-<br />
Leserumfrage ist nach harter Fusselarbeit ausgewertet<br />
und liegt euch nun zum Bestaunen vor.<br />
*Unter der Rubrik „regional“ ab Seite 15 befinden sich, je nach<br />
Region, die Ausgaben "Austria", "Berlin", "Pot", "SeedWest"und<br />
"Überregional"<br />
www.hanfjournal.de<br />
news s.02<br />
s.08<br />
s.09<br />
cool-tour s.11<br />
regional* s.15<br />
anderswo s.18<br />
fun+action s.19<br />
. . . suchen wir die Superbong<br />
Zusammen mit der Bongschmiede Roor fordern wir euch<br />
auf, eure Superbong zu zeichnen und an uns zu senden.<br />
Die drei besten, kreativsten und individuellsten Zeichnungen<br />
werden dann von Martin (Roor) umgesetzt.<br />
. . . reden wir mit deiner Pflanze<br />
Pflanzen sind liebe Wesen, sie brauchen Zärtlichkeit,<br />
Wohlbefinden und viel Liebe. Man sollte regelmäßig mit<br />
ihnen reden und wenn man sie gießt freuen sie sich –<br />
manche reden sogar von Orgasmus. Glaubt ihr net, dann<br />
lest mal auf Seite 10.<br />
Dass sich in Schweden die Politiker trotz dieses<br />
eklatanten Anstiegs immer noch verweigern,<br />
praktische Überlebenshilfen wie Heroinabgabestellen,<br />
einzurichten, scheint nach den neuesten Zahlen auf<br />
unterlassene Hilfeleistung hinzudeuten. Auch in<br />
Schweden scheinen sich wohl Menschen an dem<br />
Leid anderer zu erfreuen, oder wie wäre sonst diese<br />
Politik zu erklären.<br />
Teo Nanacatl<br />
Die Lesermessage<br />
des Monats:<br />
„Hallooooo. . .<br />
. . .denken?<br />
Hirn?“
2<br />
Herausgeber:<br />
Agentur Sowjet GmbH<br />
Lettestraße 3<br />
1<strong>04</strong>37 Berlin<br />
tel.: <strong>03</strong>0/44675901<br />
fax.: <strong>03</strong>0/44793286<br />
email: zentrale@hanfjournal.de<br />
Redaktion:<br />
Werner Graf (V.i.s.d.P.), Martin Schwarzbeck<br />
news<br />
Mitarbeiter an dieser Ausgabe:<br />
Hans Cousto, Andreas Schult, Claudia Greslehner, Roland Grieshammer,<br />
Oliver Nuss, Kerstin Koch, Markus Berger, Erhan-K Gülsen, Veit Schnetker,<br />
Dirk Rehahn, Maulhelden, Dieter Beck; Teo Nanacatl, Christian Schlicht<br />
Hanf Journal Pot: Adam Zawadzki<br />
(redaktion.pot@hanfjournal.de)<br />
Hanf Journal Austria: Elisabeth Trksak<br />
(redaktion.austria@hanfjournal.de)<br />
Hanf Journal SeedWest: Sokratis Zacharopoulos<br />
(redaktion.seedwest@hanfjournal.de)<br />
Layout:<br />
Marc Emmerich<br />
Illustration:<br />
Lukas Tkotz, Marc Emmerich, Florian Rosenbauer<br />
Fotos:<br />
Privat / Im Auftrag des Hanf Journals / Dirk Rehahn<br />
Korrektur:<br />
Korrekturen-Text (Kerstin Thierschmidt)<br />
Anzeigen:<br />
Dirk Rehahn<br />
<strong>03</strong>0/44793284<br />
vertrieb@hanfjournal.de<br />
Vertrieb:<br />
Das Hanf Journal wird im gesamten deutschsprachigen Raum verteilt. Gegen<br />
einen Betrag von 40 Euro (Inland) oder 80 Euro (Ausland) jährlich kann das<br />
Hanf Journal beim Herausgeber bezogen werden.<br />
(Abonnement unter www.hanfjournal.de)<br />
Druck:<br />
Union Druckerei Weimar GmbH<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.<br />
Manuskripte, Bilder und Beiträge sind willkommen, es wird aber keine Haftung<br />
übernommen.<br />
Im Sinne des Urteils des LG Hamburg vom 12. Mai 1998 - 312 0 85/98<br />
distanziert sich der Herausgeber ausdrücklich von allen Inhalten der<br />
angegebenen Internetadressen und Links.<br />
Achtung jeder Missbrauch von Drogen ist gefährlich! Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder animieren Drogen zu konsumieren.<br />
Besucht auch die Homepage www.hanfjournal.de<br />
Diese Zeitung wird durch den „primeline“-Vertrieb in Berlin, München, Köln<br />
und Hamburg in den Kinos, Clubs und Kneipen verteilt.<br />
IVW geprüft seit 4.Quartal 20<strong>03</strong><br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
Das Eckthema:<br />
Welche Person des öffentlichen Lebens kotzt<br />
dich am meisten an? Die Hanf Journal Leser<br />
haben entschieden! Auf den folgenden Seiten<br />
findet ihr die Plätze 14-1, gevoted im Rahmen<br />
unserer genialen Umfrage. Den Rest der<br />
Auswertung gibt’s auf Seite 4.<br />
Impressum<br />
Hanfhistorie<br />
1990–20<strong>04</strong><br />
Willkommen in der Gegenwart<br />
Es war einmal vor langer, langer Zeit, genau vor 21 Ausgaben<br />
des Hanf Journals . . . da starteten wir diese Reise durch die<br />
Zeit.<br />
Allen Versuchen zu verdrehen und zu verdummen zum Trotz<br />
gehört Hanf zu den ältesten vom Menschen kultivierten Pflanzen.<br />
Durch 10.000 Jahre Hanf-Geschichte führte unsere Reise,<br />
nun nähert sie sich der Gegenwart.<br />
Anfang der 90er erweckt der Techno die Menschen und reißt<br />
sie mit in die Ekstase, erst als Subkultur, später bis zur Massen-<br />
Love Parade. Vorbei die nach innengerichtete Selbsthilfe-Gruppen-Ruhe<br />
und Betroffenheit der 80er. Die Lust am Leben packt<br />
die Massen. Ecstasy, welcher Name könnte passender für den<br />
Wirkstoff MDMA gewählt werden. Die chemische Modedroge<br />
wird zum Massenhype. Selbst Schlagersänger Gotthilf Fischer<br />
berichtet nach einem Erlebnis auf der Love Parade von Engels-<br />
Chören und extremer Lebensfreude. Viele befremdet die kommerzielle<br />
Art des Techno, als Hedonismus pur und unpolitische<br />
Spaßjugend verschrieen. Der Drogenmischkonsum erlebt neue<br />
Höhenflüge und die extatische Stimmung der Love Parade<br />
wird von Bier und Menschenmassen weggespült.<br />
In der Dämmerung dieses offeneren Klimas schreibt am 9.März<br />
1994 das Bundesverfassungsgericht Rechtsgeschichte: mit dem<br />
Urteil zur straffreien „geringen Menge“. Erstmals wird der<br />
Besitz von Cannabis in geringen Mengen theoretisch straffrei<br />
gestellt. Ein Tag des Jubels für alle Kiffer – ließe die praktische<br />
Umsetzung nicht auch heute, zehn Jahre später, noch auf sich<br />
warten. Doch die Gesellschaft befindet sich auf den Weg zum<br />
Umbruch. Head Shops schießen wie Pilze aus dem Boden. Der<br />
„BtM Kurier“ wird zwar 1995 per Polizei eingestellt, dafür<br />
bringen die Magazine „grow“ und „Hanf“, auch kleinere wie<br />
„Mushroom“, die Informationen in die Szene. 1997 startet in<br />
Berlin die Hanfparade. Für Verstecken und Ducken läuten die<br />
Totenglocken. Für das Recht auf Rausch zu demonstrieren, war<br />
neu, aber längst überfällig. Auf diesen Startschuss schien die<br />
kiffende Jugend nur gewartet zu haben, Zehntausende strömten<br />
in die neue Hauptstadt. Viele nahmen die Idee mit nach Hause.<br />
In Bayern startet 1998 der 1. Hanftag in einem 10.000 Seelenkaff<br />
im bayrischen Wald. Hanftage und -demos ziehen in Ost und<br />
West durchs Land. Das Hanf-Museum Berlin öffnet seine<br />
Pforten. 2000 wird der Millenium Marihuana March, in den<br />
folgenden Jahren Million Marihuana March, in über 100 Städten<br />
am gleichen Tag begangen. Von Adelaide bis Zagreb demonstrieren<br />
Menschen für die Freigabe von Hanf, darunter sogar<br />
Prinz Charles. Die seit 2000 bestehende Möglichkeit, Drogenkonsumräume<br />
für Heroin-KonsumentInnen einzurichten,<br />
nutzen fünf Bundesländer. Mit den Songs „Wir kiffen“ und<br />
„Gebt das Hanf frei“ führt Steffan Raab dem breitem Fernsehpublikum<br />
die Thematik nahe. Zur besten Sendezeit werden<br />
Hanf-Nudeln überreicht und „Legalize it!“-Forderungen<br />
ausgestrahlt. Am 15. Oktober 2002 erscheint die erste Ausgabe<br />
des Hanf Journals. Der kostenfreie Zugang zu Hanf-Informationen<br />
wird dabei für 100.000 Menschen möglich. Die gesellschaftliche<br />
Aufbruchstimmung trifft aber auf eine stagnierende<br />
Drogenpolitik. Aus „Wir versprechen grüne Landschaften“<br />
wurde bisher nichts und die Tatenlosigkeit von Rot-Grün<br />
frustiert.<br />
Bleibt der Ausblick aufs neue Jahrtausend. Die 100-jährige<br />
Prohibition von Anslinger steht bevor. Die Frage ist: Gewinnt<br />
die Repression oder die Freiheit, werden wir es schaffen die<br />
Prohibition vorher noch zum Fall zu bringen?!<br />
kommentar<br />
Heimlich, still und leise<br />
Wird die Welt um uns immer restriktiver<br />
Martin Schwarzbeck<br />
Cannabis ist in aller Munde. Die Freigabe für medizinische<br />
Zwecke, Forschungsprojekte oder einfach<br />
nur so zum Spaß ist so oft Thema wie selten zuvor.<br />
Es scheint vorwärts zu gehen für die Legalisierungslobby.<br />
Aber wir wissen, der Schein kann auch trügen. Denn<br />
unter der Oberfläche der Öffentlichkeit zeichnen<br />
sich so einige gegenläufige Entwicklungen ab.<br />
Die aktuellste: Ephedra (z. B. in den Ephedra Supercaps<br />
– siehe Produktpräsentationen letztes Heft)<br />
wird zunehmend illegalisiert. War früher nur eine<br />
von ungefähr 40 Sorten im Anhang des Arzneimittelgesetzes<br />
aufgeführt, so steht dort jetzt seit circa zwei<br />
Monaten eine Formulierung, die alle Arten einschließt.<br />
Und niemand hat es mitgekriegt! Denn<br />
einmal mehr hat die deutsche Politik versäumt ihre<br />
Schutzbefohlenen über diesen Schritt zu informieren.<br />
Was das denn nun für die Rechtsprechung bedeutet,<br />
bleibt unklar. Teilweise wird behauptet, solange<br />
Ephedra nicht als Arzneimittel verkauft wird, sei es<br />
weiterhin handelsfähig. Denn in diesem Fall habe<br />
es nur als Genussmittel zu gelten und fiele somit<br />
nicht unter das Arzneimittelgesetz. Aber sicher kann<br />
man sich halt doch nie sein.<br />
Die Konsumenten zumindest gehen immer noch<br />
ungestraft aus. Sie betrifft diese Änderung überhaupt<br />
nicht. Und wirklich dramatisch wäre diese Meldung<br />
auch nicht, wäre sie nicht als Teil eines Ganzen zu<br />
sehen. Das Arzneimittelgesetz wird nämlich immer<br />
häufiger als rechtliche Handhabe gegen die Verkäufer<br />
von Genussmitteln benutzt. Händler von Kava Kava<br />
und auch Salvia Divinorum wurden schon mittels<br />
dieser Argumente belästigt.<br />
Und wenn ich sage, dies sei als Teil eines Ganzen<br />
zu sehen, dann meine ich auch die zunehmende<br />
Tendenz der Bundesregierung, Gesetzesänderungen<br />
auf dem Rauschmittelsektor der Öffentlichkeit nicht<br />
mehr mitzuteilen. Wie gesagt, die Information über<br />
den veränderten Status von Ephedra erreichte uns<br />
mit zwei Monaten Verspätung. Und auch die Informationen<br />
über die Aufnahme von GHB und Amineptin<br />
in den Anhang des Betäubungsmittelgesetzes<br />
mussten wir uns aus irgendwelchen E-Mail-<br />
Verteilern klauben (siehe Seite 06 – Feuer auf Caspers-<br />
Merk).<br />
So scheint es, als wolle die Bundesregierung den<br />
Deckmantel der Heimlichkeit über ihre Aktivitäten<br />
breiten, um öffentliche Aufschreie zu verhindern.<br />
Sich vorn herum immer reformbereit geben und<br />
hintenrum eine ungeliebte Substanz nach der andern<br />
aus dem Verkehr ziehen. So haben wir das gern.<br />
Kein Wunder, dass das Vertrauen in unsere Regierung<br />
immer weiter sinkt, wenn sie es jetzt schon nicht<br />
mehr für nötig hält, die Bürger über ihre eigenmächtigen<br />
Handlungen wenigstens zu informieren!<br />
Da bleibt uns nichts mehr als auf Kermit zu warten.
Kein Drogenscreening nur wegen Besitz<br />
Das Verwaltungsgericht Braunschweig bestätigte<br />
nochmals ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes,<br />
wonach allein aufgrund des Besitzes<br />
geringer Mengen Cannabis keine medizinische<br />
Untersuchung zur Überprüfung der Fahreignung<br />
angeordnet werden kann (Aktenzeichen: Verwaltungsgericht<br />
Braunschweig 6 B 91/<strong>04</strong>). Ein<br />
Kurierfahrer sollte aufgrund von fünf Gramm<br />
Cannabis, welche in seinem Fahrzeug gefunden<br />
wurden, vier Drogentests für ein amtsärztliches<br />
Gutachten machen.<br />
Schon im Juli 2002 bestätigte das Bundesverfassungsgericht,<br />
dass eine solche Hintertürstrafmentalität<br />
nicht gerecht und verfassungswidrig<br />
ist. Nur der Besitz von Cannabis zeugt eben noch<br />
lange nicht von Fahruntauglichkeit oder wurde<br />
jemanden schon mal der Führerschein abgenommen,<br />
nur weil er einen Kasten Bier nach<br />
Hause fuhr?<br />
Hanf Journal überzeugt: Lieber bekifft ficken als<br />
besoffen Auto fahren<br />
Bekiffte Eltern<br />
Einen bedenklichen Streich leistete sich letzten<br />
Monat ein Abiturient aus Lüneburg. Dieser „spendierte“<br />
für das Lehrerkollegium seiner Schule<br />
einen Hasch-Kuchen, vergaß nur eine entsprechende<br />
Kennzeichnung der Ware vorzunehmen.<br />
Der als Schokokuchen getarnte Space-<br />
Cookie wurde von rund zehn Lehrern konsumiert,<br />
die anschließend in ein Krankenhaus gebracht<br />
werden mussten.<br />
Nachdem der Übeltäter gefasst wurde, zeigte sich<br />
der Rektor der Schule sehr vernünftig. Denn anstelle<br />
von Strafen folgte Aufklärung und eine<br />
öffentliche Entschuldigung.<br />
Hanf Journal beeindruckt: Aufklärung statt Strafe<br />
– So ’en Rektor wollen wir auch.<br />
Hanfparade am 14. August 20<strong>04</strong><br />
Schon weit im Voraus steht der Termin für die<br />
nächste Hanfparade in Berlin fest. Am 14. August<br />
20<strong>04</strong> werden wieder Tausende von Kiffern unter<br />
dem Motto „Get Wise – Legalize! Drogenfahnder<br />
zu Kleingärtnern!" für ihr Recht auf Rausch<br />
demonstrieren. Der Demonstrationszug geht vom<br />
Roten Rathaus durch die Mitte von Berlin nach<br />
Kreuzberg. Vier Wochen später findet dann schon<br />
das nächste Kiff-Event in Berlin statt. Vom 10. bis<br />
12. September findet nämlich die erste Interhanf<br />
in der Messe Berlin statt.<br />
Hanf Journal aktivistisch: Da rocken wir die<br />
Hauptstadt!<br />
Seit über zehn Jahren werden nun Menschen in Deutschland<br />
verfassungswidrigerweise verfolgt. Seit über zehn Jahren hätte<br />
die Politik Gesetzesanpassungen und Gerechtigkeit herstellen<br />
müssen. Doch nichts ist passiert. Der Rechtsstaat schläft und<br />
der Bundesjustizministerin Brigitte Zypries scheint diese<br />
Ungerechtigkeit egal zu sein. Werner Graf, der Chefredakteur<br />
des Hanf Journals, hat daher einen offenen Brief an Frau Zypries<br />
verfasst, den wir an dieser Stelle abdrucken. Wer sich auch<br />
wehren will kann diesen Brief unter www.hanfjournal.de an<br />
die Justizministerin absenden. Wer einen eigenen Brief schreiben<br />
will sollte diesen an poststelle@bmj.bund.de mailen oder an<br />
„Bundesministerium der Justiz, Mohrenstraße 37, 10117 Berlin“<br />
senden.<br />
Wehrt euch<br />
Zehn Jahre und kein Schritt weiter<br />
Sehr geehrte Frau Brigitte Zypries,<br />
news<br />
es ist schon irgendwie komisch, da erzählen uns die Politiker, Polizisten und Gerichte die ganze Zeit, dass wir in<br />
einem Rechtsstaat leben würde. Da werden wir bestraft, weil wir schwerkriminell unsere Joints am Abend rauchen<br />
und damit keinen anderen Menschen gefährden. Da werden wir verfolgt, weil das Verbot von Cannabis<br />
verfassungswidrig ist und weil von Seiten der Politik schon längst eine bundesweit einheitliche Regelung der so<br />
genannten „geringen Menge“ hätte stattfinden müssen.<br />
Vieles hätte passieren müssen, doch von Seiten der Politiker wurde nur alles verschlafen und weiter getrickst. Und<br />
das auf unsere Kosten! Noch immer bekommen wir Probleme wenn wir Bundeslandsgrenzen überschreiten, da<br />
überall eine unterschiedliche Handhabung herrscht. Noch immer werden Personen – da sie mit dem Strafrecht<br />
nicht belangt werden können – ebenfalls verfassungswidrigerweise über das Straßenverkehrsrecht verfolgt.<br />
Schon über drei Mal hat das Bundesverfassungsgericht Sie und Ihre Kollegen aufgefordert, diese Missstände zu<br />
beseitigen – aber passiert ist nichts. Wo bleibt hier die Gerechtigkeit? Wo bleibt hier der Rechtsstaat? Warum erzählen<br />
Sie uns, wir müssen uns an die Gesetze halten und dürfen nicht kiffen? Sie halten sich aber selbst nicht im Geringsten<br />
an die Vorgaben, die diese Gesetze auch an Sie stellen. Aber davon wollen Sie ja sicher nichts wissen.<br />
Es ist schon erstaunlich, dass Sie sich überhaupt wundern, warum Jugendliche Politiker oft mit Lügnern gleichsetzen.<br />
Die Politikverdrossenheit der Jugendlichen kommt nicht von irgendwoher. Sie beruht mitunter auf Ihrem Verhalten,<br />
sich nicht an die Gesetze, sondern nur an Ihre persönliche Wiederwahl zu halten.<br />
Dass es bundesweit eine geregelte geringe Menge für Cannabis geben würde, war und ist eine Lüge. Dass Sie diese<br />
Lüge mitstützen, macht Sie unglaubwürdig. Dass dies nun schon seit zehn Jahren Realität in Deutschland ist –<br />
macht diesen Rechtsstaat lächerlich.<br />
Ich bitte Sie, werden Sie endlich vernünftig, regeln Sie die Gesetze für Cannabis-Konsumenten endlich so, dass der,<br />
der keinem anderen etwas tut, auch endlich nicht mehr von Ihnen verfolgt wird. Dass die, die zu Hause nur mal<br />
einen kiffen wollen, auch ihre Ruhe bekommen. Hören Sie auf zu lügen und fangen Sie an zu handeln.<br />
Mit verärgerten Grüßen<br />
Werner Graf<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
#14<br />
Der Papst<br />
0,9%<br />
3
4<br />
news<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
#13<br />
Michel Friedman<br />
0,9%<br />
Danke, danke noch mal an alle, die es für wichtig gehalten haben uns ihre Meinung mitzuteilen.<br />
Ihr habt uns wirklich gezeigt, wie es so in Deutschlands Kifferhirnen aussieht. Und damit nicht<br />
genug, noch dazu wurden wir mit Lob geradezu überschüttet.<br />
Wir lieben euch!!!<br />
Geniale Anregungen, was man noch so im Hanf Journal bringen<br />
könnte, was unbedingt bleiben muss und was total nervt, haben<br />
wir auch tonnenweise gekriegt. Ihr könnt euch drauf verlassen:<br />
Wir nehmen eure Meinungen ernst. Auch wenn einige Änderungen<br />
vielleicht noch nicht sofort umsetzbar sind – auf Dauer<br />
wird das Hanf Journal auf alle Fälle breiter werden! Enttäuschen<br />
müssen wir nur all die Witzbolde, die sich was zum Kiffen von<br />
uns gewünscht haben. Das wird’s wahrscheinlich selbst dann<br />
nicht geben, wenn wir das Kiff endlich freigekämpft haben.<br />
Die Wahl:<br />
Ja, die Wetten in unserer Redaktion standen gut für Kermit<br />
den Frosch. Und so ist es denn auch kein Wunder, dass er als<br />
eindeutiger Wahlsieger in unseren Bundestag einzieht. Und<br />
das bei einer phänomenalen Wahlbeteiligung von fast 90 % –<br />
das soll uns erst mal einer nachmachen!!<br />
So, hier also die Besetzung unseres Bundestages:<br />
CDU/CSU: 3,5 % Also nicht vertreten – vielen Dank, liebe Leser!<br />
FDP: 2,5 % Auch nicht drin (harharhar).<br />
PDS: Mit 5,2 % gerade so über die Hürde.<br />
SPD: lausige 7 %.<br />
Bündnis 90/Die Grünen: 32,8 % – Ein ganz annehmbares Ergebnis.<br />
Und jetzt der absolute Winner: Kermit der Frosch mit 37,7 %.<br />
Unsere Traumkoalition wäre demnach Grün/Grün. 70,5 % –<br />
Kermit und die Grünen könnten sogar die Verfassung ändern!<br />
Kiffen wird endlich Bürgerpflicht – na ja, vielleicht sollten wir<br />
erstmal Kermit interviewen, wie er zu solchen Themen steht.<br />
Schon gekifft?<br />
Mal davon abgesehen, dass diese Frage wohl etwas uneindeutig<br />
gestellt war ( „Heute?“ War keine seltene Anmerkung), war<br />
die Tendenz des Ergebnisses wohl zu erwarten. Aber dermaßen<br />
eindeutig? Huiuiui . . .<br />
Von denen, die diese Frage beantwortet haben, haben dies 97,4<br />
% mit Ja getan. Damit haben wir die wahrscheinlich bekiffteste<br />
Leserschaft der Welt!<br />
Andere Drogen:<br />
Auch im Bereich der restlichen illegalen Substanzen zeigt sich<br />
unsere Leserschaft nicht unbedingt unbeschlagen. 46,4 % gaben<br />
an, schon einmal andere illegale Drogen konsumiert zu haben,<br />
27,6 % verneinten dies und 26 % wollten in diesem Fall keine<br />
Angaben machen.<br />
Von denen, die mit Ja geantwortet hatten, nannten sehr viele<br />
die Klassiker: Koks, Pilze, Speed, Pillen und LSD. Schon<br />
wesentlich weniger Nennungen bekamen Crack, Heroin,<br />
Ketamin, Salvia Divinorum, LSA und Fliegenpilze. Und teilweise<br />
ging es sogar ganz exotisch zu: Meskalin, Phenylalamin,<br />
PCP, DMT, 5-Meo-Dipt., GHB, Methcathinon, Bilsenkraut, und,<br />
und, und . . . Die Liste liest sich wie ein who’s who des<br />
Pharmasektors – Hut ab vor so viel Erfahrung!<br />
37,7%<br />
Und für alle, die erwägen, die Repräsentativität unserer Umfrage<br />
anzuzweifeln: Insgesamt haben knapp 500 Leser mitgemacht.<br />
Davon kann so mancher Meinungsforscher nur träumen!<br />
So, denn wollen wir euch mal nicht länger auf die Folter spannen.<br />
Hier die Ergebnisse unserer phänomenalen Umfrage (nicht<br />
wundern, wenn die Summe über 100 Prozent liegt, dann waren<br />
einfach mehrere Antworten möglich.):<br />
Die Kiffer und die Qualität:<br />
Ja, es hat uns riesig gefreut zu hören, dass ihr besonders bei<br />
der Wahl eurer Freunde, Sexualpartner und Politiker auf Qualität<br />
achtet, aber um ehrlich zu sein, war das nicht das, was wir<br />
wissen wollten. Deshalb hier die bereinigte, total materialistische<br />
Aufzählung der Konsumbereiche, in denen Hanf Journal-Leser<br />
besonders viel Wert auf Qualität legen:<br />
Absolute Nummer Eins ist natürlich, wie sollte es anders sein:<br />
Genussmittel (47,2 %). 19 % halten die Qualität im Bereich<br />
Kleidung für sehr wichtig. Besonders am Herzen liegt unseren<br />
Lesern auch die Qualität im Bereich der Lebensmittel (15,9 %).<br />
Die nächstgrößte Gruppe behauptet von sich sogar, dass sie<br />
überall auf Qualität achtet (14,6 %). Des Weiteren folgen: Medien<br />
(14,4 %), Elektronik (10,1 %), Paraphernalia (8,9 %), Grow-<br />
Bedarf (5,6 %) und, und, und. . .<br />
Die Musik:<br />
Das war ja das für uns spannendste Thema. Wir hatten gehofft,<br />
dass das Klischee: Kiffer = Reggae nicht unbedingt zutrifft,<br />
und so war es dann auch. Gewonnen hat genialerweise:<br />
House/Techno/Electro/Drum’n’Bass mit 36,1 Prozentpunkten,<br />
dicht gefolgt von Ska/Punk/Rock mit 34,8 Prozentpunkten.<br />
Reggae/Ragga/Dancehall ist mit 29,9 % nur auf dem dritten<br />
Platz. Gitarrenmusik/Liedermacher liegt mit 21,6 % auf dem<br />
vierten Platz und HipHop/Rap/Soul mit genau 20 % auf dem<br />
fünften. Etwas abgeschlagen gibt es dann auch noch Pop mit<br />
19,1 %.<br />
32,8%<br />
Die Legalisierung:<br />
Was tun unsere Leser für die Legalisierung?<br />
haben sich schon an<br />
Unterschriftenaktionen beteiligt<br />
bekennen sich öffentlich zu<br />
ihrem illegalen Treiben<br />
machen nix<br />
waren schon auf Hanfdemos aller Art<br />
waren auf der Hanfparade Berlin<br />
haben sich schon selbst angezeigt<br />
7% 5,2%<br />
tun sonstiges<br />
% 0 5 10 15 20 25 30<br />
Und was hindert sie daran mehr zu tun?<br />
Von den Lesern, die zu dieser Frage Angaben gemacht haben,<br />
berufen sich 40 % darauf, keine Möglichkeiten in der Nähe zu<br />
haben. Na, dann schafft euch doch welche! Einfach den Hanf<br />
Journal-Demoleitfaden aus der letzten Ausgabe zur Hand und<br />
ab geht die Post! Etwas problematischer ist es schon bei dem<br />
Teil der Leser, die sich aus Angst vor rechtlicher Verfolgung<br />
nicht trauen, sich hinter die Legalisierung zu stellen (25 %). Da<br />
kann man nur wiederholen: Ihr braucht keine Angst haben!<br />
Demonstrieren, polemische Briefe schreiben und selbst der<br />
Konsum von Cannabis sind keine Straftaten!<br />
Die weiteren Hinderungsgründe waren:<br />
Die typischste aller Kifferkrankheiten: Faulheit (16 %).<br />
Die Mangelware unserer Gesellschaft, die Zeit (15 %).<br />
Und, was uns etwas geschockt hat: 4 % unserer Leser finden<br />
die Legalisierung unwichtig.<br />
Probleme mit Kiff:<br />
Oh, oh, ein heikles Thema. Wir hatten schon gefürchtet uns ins<br />
eigene Fleisch zu schneiden, wenn plötzlich herauskommt,<br />
dass Kiffen ein absolutes Problemthema bei unseren Lesern<br />
ist. Und auch ein zu positiver Schnitt wäre merkwürdig, denn<br />
es ist nun mal eine Droge und deshalb auch problemträchtig.<br />
Insofern sind wir froh, dass unsere Leserschaft anscheinend<br />
eine gesunde Selbsteinschätzung besitzt.<br />
Kennst du Menschen die Probleme mit Cannabis haben:<br />
Ja, viele: 13 %.<br />
Ein paar: 40,2 %.<br />
Einen: 14,6 %.<br />
Nein keinen: 27,8 %.<br />
Keine Angabe: 4,4 %.<br />
Polizeikontakt:<br />
„Wie sehr spürt unsere<br />
Leserschaft die Prohibition?“<br />
wollten wir wissen.<br />
Denn wer schon<br />
einmal mit der Polizei in<br />
Konflikt geraten ist, dem<br />
ist es normalerweise<br />
nicht mehr so egal, dass<br />
seine Hobbys illegal sind.<br />
Wer kennt das nicht: Oft<br />
wird man erst dann aktiv,<br />
wenn man mal selbst die<br />
Wirkungen gespürt hat.<br />
Und dass sie die Prohibition hautnah mitkriegt, kann man von<br />
unserer Leserschaft durchaus sagen: 36,7 % hatten schon einmal<br />
Polizeikontakt wegen illegalen Rauschmitteln.<br />
Alter:<br />
Wie alt ist der durchschnittliche Hanf Journal-Leser? Wir waren<br />
uns ja eigentlich sicher, dass wir größtenteils für unter 18-<br />
Jährige schreiben. Pustekuchen. Der typische Hanf Journal-<br />
Leser ist genau 25,5 Jahre alt. Und die Bandbreite geht sogar<br />
hoch bis 70!<br />
Geschlecht:<br />
Ja, Drogennehmen und die theoretische Beschäftigung damit<br />
ist wohl trotz aller Emanzipation eher eine Männerdomäne.<br />
Zumindest unter den Hanf Journal-Lesern. Die Frauen sind<br />
hier mit 18 % eher gering vertreten, die Männerfraktion dagegen<br />
könnte man mit 82 % durchaus als dominant bezeichnen.<br />
So, unsere Umfrage war zwar noch um einiges umfangreicher,<br />
aber dafür reicht der Platz hier nicht mehr. Seid aber versichert:<br />
Wir werden eure Anregungen ernst nehmen und das Hanf<br />
Journal in den nächsten Monaten ganz nach euren Wünschen<br />
optimieren.<br />
Danke noch mal für die rege Beteiligung!<br />
Eure Redaktion<br />
Euer Grafiker<br />
Euer Rest<br />
7,2%
„Ich bin der Notanker aus Amerika!“<br />
news<br />
. . . das Interview mit Körmit dem Frösch<br />
5<br />
Körmit der Frösch zieht in den Bundestag ein. Zumindest,<br />
wenn es nach unseren Lesern geht, von denen 37,7 Prozent<br />
gerne von ihm regiert werden würden. Da bietet es sich natürlich<br />
an Körmit zu befragen, was er davon hält und was er denn als<br />
Bundeskanzler tun würde.<br />
Und so hieß es für uns erste Kontakte mit dem allseits beliebten<br />
Körmit aufzunehmen. Doch einen Termin mit ihm zu<br />
bekommen, erwies sich als äußerst schwierig, denn schließlich<br />
ist neben dem Hanf Journal auch Disney an der grünen Kröte<br />
interessiert. Deshalb vereinbarten wir mit ihm ein absolut<br />
anonymes Date in einem kleinen – nur dem Hanf Journal<br />
bekannten –Berliner Coffee Shop und verfälschen an dieser<br />
Stelle dauerhaft seinen Namen, damit er auch wirklich anonym<br />
bleiben kann. Er ist zunächst kaum zu erkennen, wenn nicht<br />
hier und da die typisch grüne Haut unter seiner Maskerade<br />
hervorlugen würde. Sein Outfit schwankt zwischen Guerillero<br />
und Michel Jackson – so genau kann man das hier nicht<br />
beschreiben. Und seine Stimme zitterte bei jeder Antwort. War<br />
es die Nervosität als neuer Starpolitiker in Deutschland oder<br />
die Angst vor Mickey Mouse und ihrer Crew, die ihn unter<br />
Verschluss halten wollen, wir wissen es nicht. Zumindest<br />
konnten wir ihn treffen und ihm unsere wichtigsten Fragen<br />
stellen:<br />
Hanf Journal: Man hat ja jetzt lange nichts von dir gehört, was<br />
hast du eigentlich die ganze Zeit getrieben?<br />
Körmit: Nun, nachdem ich im Fernsehen unangefochten an<br />
erster Stelle stand, galt es für mich neue Herausforderungen<br />
zu meistern. Ich wollte einmal wirklich größenwahnsinnig<br />
werden und um dies zu sein, muss man die Weltherrschaft<br />
anstreben. Und wer die Welt einmal realistisch betrachtet,<br />
merkt, dass sich alles nur um die Honig-Produktion, den Honig-<br />
Handel und die Honig-Vorkommnisse eines Landes dreht und<br />
so begann ich all den Honig auf der ganzen Welt aufzukaufen.<br />
In der übrigen – honigfreien – Zeit, da hab ich mich dann<br />
einfach zugedröhnt – eine Bong geht noch, eine geht noch rein,<br />
sag ich da nur. Ihr hättet auch mal Miss Piggy erleben sollen,<br />
was die so wegstecken kann, unglaublich.<br />
Hanf Journal: Unsere Leser haben dich ja zum Bundeskanzler<br />
gewählt, dabei warst du eigentlich nur als Nonsens-Antwort<br />
dabei. Wie schätzt du das ein, sind unsere Leser so witzig, so<br />
politikfrustriert oder wärst du einfach so ein guter<br />
Bundeskanzler?<br />
Körmit: Wie, was heißt hier Nonsens-Antwort? Ich bin mir ja<br />
ziemlich sicher, dass selbst wenn ich nicht dabei gestanden<br />
hätte, die Leute meinen Namen auf die Zettel geschrieben<br />
hätten. Denn immerhin habe ich als Moderator der Muppet<br />
Show oft genug meine Führerqualitäten unter Beweis gestellt.<br />
Außerdem hatte ich schon seit längerer Zeit vor in die Politik<br />
zu gehen und dies ist quasi nur noch der letzte Anstoß. I’ll be<br />
back. Wenn Arnie Gouvernante werden kann, schaff ich’s doch<br />
locker bis zum Präsidenten der USA.<br />
heißen, sie geht in den Staatsbesitz über. Und wo wir grad<br />
schon beim Thema sind, mir würde da noch so einiges einfallen,<br />
was man so verkörmisieren sollte. Und Wahlen werden<br />
selbstverständlich abgeschafft, zumindest so lange, bis ich<br />
Präsident von Amerika bin. Was neu an meiner Politik ist,<br />
fragen mich ja immer viele. Aber das ist ganz einfach zu<br />
beantworten. Mir geht es nur um mein Wohl – ok das von Miss<br />
Piggy schließ ich hier mal mit ein – und ausschließlich um<br />
mein Wohl. Das ist zwar bei den derzeitigen Politikern nicht<br />
anders – aber bei mir ist es nun auch öffentlich und der einzige<br />
Bestandteil des Wahlprogramms. So viele inhaltlichen Aussagen<br />
wie beispielsweise Ole von Beust in Hamburg habe ich erst gar<br />
nicht nötig.<br />
Hanf Journal: Nun gut, bei all deinen egozentrischen<br />
Anmaßungen deinerseits, wie soll denn eigentlich dein Kabinett<br />
aussehen?<br />
Körmit: Nun, das mit dem Außenminister ist so eine Sache.<br />
Am liebsten ja George W. Bush, der kennt sich wenigstens<br />
schon gut aus, aber der ist wohl leider nicht abkömmlich –<br />
zumindest noch bis zu den nächsten Wahlen. Aber zur Not tut<br />
es ja auch dieser Joschka, der scheint ja auch gerne überall mal<br />
mit einzumarschieren – das wird ein Heidenspaß. Als<br />
Finanzminister schwebt mir Bill Gates vor. Der weiß am besten<br />
wie man aus Scheiße Gold macht, wie man Kleinbürger abzockt<br />
und wenn wir ihm klar machen, dass es um die Weltherrschaft<br />
geht, lässt der sicher auch noch ein bissi was aus seinem<br />
Privatvermögen springen. Zum Innenminister werde ich wohl<br />
Darth Vader ernennen. Da kann ich mir dann wenigstens sicher<br />
sein, dass keiner mehr motzen wird. Die restlichen Posten<br />
werden einfach mit mir besetzt – so viel muss man da ja eh<br />
nicht erledigen. Ähm, ach ja, also eine Stelle hätten wir da ja<br />
schon noch, die der Praktikantin, dafür kommt nur Miss Piggy<br />
infrage (Körmit zwinkert anzüglich).<br />
Hanf Journal: Und was wird eigentlich aus dem Kiffen?<br />
Körmit: Na da bleibt alles beim Alten. Es bleibt knallhart<br />
verboten, nur die Führungsriege darf weiterhin jedwede Droge<br />
konsumieren, die sie will.<br />
Hanf Journal: Na das kann ja heiter werden. Wir danken für<br />
dieses aufschlussreiche Gespräch.<br />
Darunter im Kasten neben einem großen erhobenen Zeigefinger:<br />
So liebe Leser, da seht ihr mal was man davon hat, wenn man<br />
jemanden wählt, über den man nicht genau Bescheid weiß!<br />
Wir empfehlen daher in Zukunft: Erst informieren, dann<br />
entscheiden!<br />
Hanf Journal: Nun mal im Ernst, warst du wirklich nicht<br />
überrascht?<br />
Körmit: Na, ich meinte das eben schon ernst. Schaut euch doch<br />
nur mal all die faulen Säcke an, die derzeit für Deutschland<br />
Politik machen. Ich meine, so ein Bush ist vielleicht ein Arsch,<br />
aber er zieht wenigstens wie versprochen in den Krieg. Dass<br />
eure Politiker das mal so machen wie sie es sagen ist ja nicht<br />
wirklich zu erwarten. Und so überrascht es mich nicht im<br />
Geringsten, dass ich nun als Hilfeschrei – als Notanker quasi<br />
– aus Amerika eingewählt wurde um euch zu retten.<br />
Hanf Journal: So gesehen kann man das natürlich verstehen<br />
(unsere verdrehten Augen können hier leider nur schwerlich<br />
dokumentiert werden). Aber was hast du denn nun als<br />
kommender Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland<br />
so alles vor?<br />
Körmit: Na, zuerst werd ich natürlich alles tun um meinen<br />
eigentlichen Plan zu vervollständigen. Das heißt, die gesamte<br />
Honig-Produktion in Deutschland wird verkörmisiert, soll
6<br />
news<br />
Hanfparade 20<strong>04</strong><br />
Get Wise – Legalize<br />
Drogenfahnder zu Kleingärtnern<br />
Die Hanfparade 20<strong>04</strong> kommt immer mehr in Gang. Nicht<br />
nur der Termin, 14. August 20<strong>04</strong>, und das Motto stehen<br />
bereits für die nächste große Legalisierungsdemo in<br />
Berlin, auch die ersten Flyer und Plakate sind bereits<br />
fertig. Und nun werdet ihr benötigt, damit diese auch<br />
unters Volk kommen.<br />
Jedes Jahr findet in Berlin die größte Demo zur Legalisierung<br />
von Cannabis in Europa statt. Damit diese aber<br />
auch wirklich bekannt wird und Menschen aus ganz<br />
Deutschland kommen, werden im Vorfeld Unmengen<br />
von Verteilern und Propagandisten benötigt, im Hanfparaden-Jargon<br />
nennen sich diese Helferlein „HanfparadePropagandaCenter“<br />
– und auch du solltest einer<br />
davon werden.<br />
Jeder, der aktiv die Legalisierung unterstützen will, sollte<br />
sich also ein Paket mit Plakaten und Flyern zukommen<br />
lassen. Dafür müsst ihr nur das Porto berappen, welches<br />
bei mageren zehn Euro liegt, und schon kommt ein Paket<br />
mit den wichtigsten Propaganda-Materialien zu euch<br />
nach Hause und ihr könnt loslegen. Gebt diese Flyer<br />
euren Kifferfreunden, hängt die Plakate in Clubs, Läden<br />
oder Kneipen auf und sorgt so dafür, dass dieses Jahr<br />
endlich wieder mehr Menschen für ihr Recht auf Rausch<br />
auf die Straße gehen.<br />
Wir von der Hanf Journal-Redaktion setzen auf euch,<br />
denn schließlich wissen wir ja spätestens seit der<br />
Leserumfrage, dass ihr gerne mehr für die Legalisierung<br />
tun möchtet. Nun habt ihr die Möglichkeit, uns zu<br />
beweisen, dass dies nicht nur magere Worte waren.<br />
Wer ein Paket bestellen will, hier ist die Kontaktadresse:<br />
Bündnis Hanfparade e.V.<br />
c/o Hanf Museum – Berlin<br />
Mühlendamm 5<br />
10178 Berlin<br />
Fon (0 30) 24 72 02 33<br />
Fax (0 30) 24 72 02 34<br />
info@hanfparade.de<br />
www.hanfparde.de<br />
Am 20. März 2002 entschied der Zweite Senat des<br />
Bundesverfassungsgerichtes (BVerfG, 2 BvR 794/95 vom 20.3.2002,<br />
Absatz-Nr. (1–145)) aufgrund der mündlichen Verhandlung vom 20.<br />
November 2001 durch Urteil, dass der § 43a des Strafgesetzbuchs<br />
(StGB) mit Artikel 1<strong>03</strong> Absatz 2 des Grundgesetzes unvereinbar und<br />
somit nichtig ist. Das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 8. Februar<br />
1995 - 5 StR 663/94 - und das Urteil des Landgerichtes Hamburg vom<br />
11. April 1994 – 633 KLs 15/93 – verletzten den Beschwerdeführer (einen<br />
Haschisch-Händler aus Hamburg) hinsichtlich des Strafausspruchs in<br />
seinem grundrechtsgleichen Recht aus Artikel 1<strong>03</strong> Absatz 2 des<br />
Grundgesetzes. Die Urteile des Bundesgerichtshofes und des<br />
Landgerichtes Hamburg wurden insoweit aufgehoben und die Sache<br />
wurde an das Landgericht Hamburg zur Neuverhandlung zurückverwiesen.<br />
Fehlende Information zur Verfassungswidrigkeit des § 30c BtMG<br />
Das Landgericht verurteilte den Beschwerdeführer wegen<br />
unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht<br />
geringer Menge, strafbar gemäß § 29a Abs. 1 Nr. 2 BtMG, zu<br />
einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten sowie<br />
zu einer Vermögensstrafe von 600.000 DM, strafbar gemäß §<br />
30c BtMG, indem auf die Vorschrift des § 43a StGB verwiesen<br />
wird. Nach den Feststellungen der Kammer erwarb der<br />
Beschwerdeführer im Februar 1993 30 kg Haschisch zu einem<br />
Einkaufspreis von mindestens 3.000 DM je kg und verkaufte<br />
die Drogen in der Folgezeit teilweise in größeren Mengen an<br />
verschiedene Abnehmer. Bereits im Juni 1991 war er an einem<br />
umfangreichen Betäubungsmittelgeschäft vergleichbarer<br />
Größenordnung beteiligt.<br />
Auf der Homepage des Bundesministeriums der Justiz ist das<br />
Strafgesetzbuch (Juris-Datenbank) abrufbar. Der § 43a StGB ist<br />
mit eine Fußnote versehen, in der auf die Verfassungswidrigkeit<br />
und somit Nichtigkeit des Paragrafen hingewiesen wird: „§<br />
43a: Gemäß BVerfGE vom 20. März 2002 (BGBl. I S. 1340) – 2<br />
BvR 794/95 – mit Grundgesetz Art. 1<strong>03</strong> Abs. 2 unvereinbar<br />
und nichtig.“<br />
Auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit<br />
und Soziale Sicherung ist das Betäubungsmittelgesetz (Juris-<br />
Datenbank) abrufbar. Beim § 29 BtMG (Straftaten) ist eine<br />
Fußnote mit dem Hinweis, dass dieser Paragraf gemäß einer<br />
Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichtes mit<br />
dem Grundgesetz vereinbar ist: „§ 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 3, 5:<br />
Nach Maßgabe der Entscheidungsformel mit dem Grundgesetz<br />
vereinbar gemäß BVerfGE vom 9. März 1994 (BGBl. I S. 1207)<br />
– 2 BvL 43/92 u. a. –“. Beim § 30c BtMG (Vermögensstrafe)<br />
fehlt jedoch ein Hinweis, dass dieser Paragraf nicht mit dem<br />
Grundgesetz vereinbar ist und dass dieser Paragraf somit<br />
Feuer auf Caspers-Merk<br />
nichtig ist. Es mutet schon befremdlich an, dass Übereinstimmungen<br />
von §§ des BtMG mit dem Grundgesetz erwähnt<br />
werden, die Unvereinbarkeit (und somit die Nichtigkeit) jedoch<br />
unerwähnt bleibt. Die Publikation des § 30c BtMG ohne Hinweis<br />
auf seine Verfassungswidrigkeit heißt nichts anderes als<br />
verfassungswidriges Gedankengut (in Gesetzesform) zu<br />
verbreiten, wobei hier die Frage, ob das Bundesministerium<br />
für Gesundheit und Soziale Sicherung, hier insbesondere die<br />
Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Frau Marion Caspers-<br />
Merk, in deren Zuständigkeitsbereich das BtMG fällt, hier<br />
fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt hat, unerheblich ist.<br />
Prinzipiell ist eine solche Handlungsweise inakzeptabel.<br />
Hinweis: In den Rechtstexten von Eve & Rave e.V. Berlin ist<br />
die aktuelle Fassung des § 30c BtMG mit der folgenden Fußnote<br />
ergänzt worden: "Da der § 43a StGB gemäß BVerfGE vom 20.<br />
März 2002 – 2 BvR 794/95 – (BGBl. I S. 1340) mit dem<br />
Grundgesetz Art. 1<strong>03</strong> Abs. 2 unvereinbar ist und somit nichtig<br />
ist und die Entscheidungsformel des Bundesverfassungsgerichtes<br />
gemäß § 32 Abs. 2 des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes<br />
Gesetzeskraft hat, ist auch § 30c BtMG mit dem<br />
Grundgesetz unvereinbar und somit nichtig."<br />
Hans Cousto<br />
Werner Graf
Lehrer wegen Cannabis<br />
vor Gericht<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
news<br />
7<br />
Der Lehrer Frank Meller ist nun schon seit längerem in der<br />
Legalisierungsbewegung bekannt. Mit seinen Homepages<br />
www.dallaslive.de und www.verfassungsklage-hanf.de<br />
engagiert er sich schon seit längerer Zeit für eine Regulierung<br />
des Cannabis-Marktes. Nachdem er bei einem Quiz als Preis<br />
ein paar Gramm Cannabis verlosen wollte bekam er dann<br />
tatsächlich Besuch von den Freunden in Grün, welche auch<br />
prompt 4,4 Gramm Hanf fanden.<br />
Und um genau diese 4,4 Gramm drehte sich dann auch die<br />
Verhandlung, die Anfang Februar in Hamburg stattfand. Schon<br />
in erster Instanz wurde der Lehrer zu einer Geldstrafe von<br />
1.600 Euro verurteilt, was er so nicht akzeptieren konnte. Im<br />
Berufungsprozess vor dem Landgericht Hamburg konnte er<br />
nun jedoch keinen besseren Erfolg feiern, obwohl er sich mächtig<br />
ins Zeug legte.<br />
Während der Verhandlung erklärte Frank Meller lang und<br />
ausführlich, warum das Verbot von Cannabis verfassungswidrig<br />
sei. Hierzu führte er mehrfach die Beschlussvorlage des<br />
Amtsgerichts Bernau von Amtsrichter Andreas Müller auf,<br />
welche derzeit dem Bundesverfassungsgericht vorliegt (Hanf<br />
Journal berichtete). Diese Vorlage, das detaillierte Zeigen seiner<br />
Homepage oder auch das Vorführen legaler harter Drogen wie<br />
Alkohol ließ die Verhandlung auf über vier Stunden<br />
anschwellen. Doch trotz all dieser Bemühungen folgte der<br />
Richter dieser Auffassung nicht und zeigte sich eher<br />
unbeeindruckt von F r a n k Mellers Fachwissen.<br />
Dass der Richter in seiner Begründung Frank Meller vorwarf<br />
„seine Vorbildfunktion nicht erfüllt“ zu haben, zeigt wie absurd<br />
allmählich die Argumentationen der Prohibitionisten wird.<br />
Denn niemals hatte Frank Meller zum Konsum von Cannabis<br />
aufgerufen. „Mein Anliegen ist die Verbesserung der<br />
Gesetzeslage!“ gibt Meller zu bedenken und fügt noch an, dass<br />
er damit in einer Reihe mit dem Hamburger Schulsenator und<br />
führenden Politikern der Bundesregierung steht. Ein Einsatz<br />
für eine andere, in Mellers Augen bessere und vernünftigere,<br />
Politik kann in Zeiten der Politikverdrossenheit doch nur sehr<br />
schwerlich als schlechtes Vorbild aufgeführt werden. Die<br />
aktuelle Drogenpolitik in Deutschland entbehrt derzeit jedweder<br />
sinnvollen Logik (siehe Hanf Journale der letzten zwei Jahre),<br />
dies ändern zu wollen darf kein Vergehen sein.<br />
Dass die „BILD“-Zeitung in Hamburg nichts besseres zu tun<br />
hatte, als sich ebenfalls auf Frank Meller einzuschießen, ist<br />
wohl leider nicht verwunderlich. Sie fragte sogar „Warum darf<br />
so einer unsere Kinder unterrichten?“ Leider fragten sie dazu<br />
nicht das Hanf Journal, denn wir hätten die Antwort gewusst.<br />
Dieser Lehrer darf unsere Kinder unterrichten, da er nicht nur<br />
staatsgläubig und blind alten Dogmen, wie Verbote würden<br />
unsere Jugend schützen und hätten weniger Konsum zur Folge,<br />
nachläuft. Deutschland braucht Lehrer wie Frank Meller,<br />
die sich auch wenn sie nicht in der Mehrheit sind, sich für eine<br />
bessere Welt und hier für eine menschlichere Drogenpolitik<br />
einsetzen.<br />
Kerry cares about Cannabis<br />
Wird Cannabis als Medizin unter einem Präsidenten J. F. Kerry besser gefördert?<br />
Dass John Kerry wohl der Präsidentschaftskandidat der<br />
Demokratischen Partei in Amerika wird, scheint sich allmählich<br />
zu verfestigen. Nur noch der Senator John Edwards könnte<br />
dem derzeitigen Favoriten in die Quere kommen. Aus Sicht<br />
der Hanf-Lobbyisten ist dies eine gute Ausgangssituation, denn<br />
schließlich ist Kerry der demokratische Kandidat, der einer<br />
medizinischen Nutzung von Cannabis am positivsten<br />
gegenübersteht.<br />
In New Hampshire wurde vom Marijuana Policy Project (MPP)<br />
eine Kampagne organisiert, in der die Einstellung der<br />
Kandidaten zum Thema „Cannabis in der Medizin“ getestet<br />
werden sollte. Eine Vielzahl freiwilliger Helfer brachten das<br />
Thema bei öffentlichen Wahlkampfauftritten mit ein und<br />
zwangen so die Kandidaten sich dazu zu äußern. Abschließend<br />
verteilte das MPP Schulnoten um die Kandidaten grundlegend<br />
zu bewerten. Aus Sicht des MPP schnitt Kerry mit einer A-<br />
(„Sehr gut Minus“) ab. Der vermeintlich liberalere Kandidat<br />
Howard Dean erhielt nur ein „Ausreichend Minus“, in Amerika<br />
die Note D-.<br />
Das dies nicht von ungefähr kommt ist leicht zu belegen. Erst<br />
im vergangenen Oktober schrieb John Kerry zusammen mit<br />
dem Senator Edward Kennedy an die Chefin der<br />
Bundesdrogenpolizei, Karen Tandy, um Cannabis-Nutzung<br />
für Forschungszwecke zu genehmigen. Die Universität von<br />
Massachusetts in Amherst benötigte dieses Cannabis für Studien<br />
bezüglich Hanf in der Medizin.<br />
#11<br />
Jeanette<br />
Biedermann<br />
1,2%<br />
Auf vereinzelte Anfragen gab John Kerry auch schon zu,<br />
Cannabis geraucht zu haben und im Rolling Stone Magazine<br />
beteuerte er, dass es noch nie einen legitimen Kampf gegen<br />
Drogen (War on drugs) in Amerika gab. Vielleicht kommen<br />
nun doch einmal bessere Zeiten auf uns zu, nun muss nur noch<br />
Bush abgewählt werden. Aber wenn’s nach euch geht, wäre er<br />
wohl niemals Präsident geworden.<br />
Teo Nanacatl<br />
Gut ist, dass auch an dieser Schule – ähnlich wie in Lüneburg<br />
/ Haschkuchen – die Rektorin der Schule vernünftig und<br />
sinnvoll reagierte. „Sein Vorgehen ist keine Schande für die<br />
Schule. Er ist ein angesehener, guter und engagierter Lehrer,<br />
der von den Kollegen geschätzt wird. Auch ein Lehrer hat das<br />
Recht, für seine Überzeugungen vor Gericht zu ziehen.“<br />
Wie das Verfahren von Frank Meller weitergeht, werdet ihr<br />
in den nächsten Monaten im Hanf Journal erfahren. Denn der<br />
eigentliche Plan, mit diesem Verfahren auch vor das<br />
Bundesverfassungsgericht zu ziehen, soll nun über eine Revision<br />
erfolgen. Es ist übrigens jedem Angeklagten möglich, in seinem<br />
Verfahren am Ende in seinem Plädoyer auf die<br />
Verfassungswidrigkeit des Cannabis-Verbotes hinzuweisen.<br />
Bestens eignet sich hier die Beschlussvorlage des Bernauer<br />
Amtsrichters Andreas Müller, welche im Internet und<br />
www.hanfjournal.de heruntergeladen werden kann. Hierbei<br />
kann man versuchen, den Richter davon zu überzeugen, sich<br />
entweder der Beschlussvorlage anzuhängen oder das Urteil<br />
bis zum Urteil des Bundesverfassungsgerichtes auszusetzen.<br />
Beides würde ein erfolgreiches Abschneiden der Beschlussvorlage<br />
unterstützen.<br />
Frank Meller wird sich – trotz „BILD“ – wohl nicht so schnell<br />
von seinem Weg abbringen lassen, Cannabis endlich aus der<br />
Kriminalität in die Regulierung zu holen. Denn am Ende möchte<br />
er unbedingt noch mit Ulrich Wickert ein Tütchen rauchen und<br />
das „Buch der Jugend“ vorlesen.<br />
www.dallaslive.de<br />
Werner Graf<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren
8<br />
Homebox<br />
www.eastside-impex.de<br />
wirtschaft<br />
Das Weed wird teurer, die Polizei<br />
wird gemeiner und die Kiffer<br />
growen immer mehr. Und da dies<br />
so ist, wollen wir euch hier eine<br />
neue und sehr preiswerte Methode<br />
des Home Growing vorstellen,<br />
die „Homebox“.<br />
Die „Homebox“ wird von der<br />
Firma Eastside-Impex vertrieben,<br />
welche vom System und Aussehen<br />
sehr einem Ikea-Stoffschrank<br />
ähnelt. Dies hat zwei<br />
Vorteile, einerseits sieht dies sehr<br />
unverdächtig aus und andererseits<br />
ist dies praktisch ohne Ende.<br />
Außerdem ist es sehr einfach als<br />
Paket mit den Maßen 101 x 32 x<br />
11 cm, (11,3 kg) zu versenden. Wer<br />
rechnet bei so einem Paket schon<br />
mit einem Grow-Schrank?<br />
Das sehr robuste, licht- und<br />
luftdichte Außenzelt besteht aus<br />
einem Stück, was den Aufbau sehr<br />
einfach gestaltet. Der Auf- und<br />
Abbau dauert maximal 20<br />
Minuten.<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
#10<br />
Roland Koch<br />
1,7%<br />
Besonders interessant ist das Kaminprinzip der Box. Durch die<br />
drei lichtdicht verblendeten Lüftungsschlitze strömt ständig<br />
Frischluft von unten in die Box und kann oben abgesaugt<br />
werden. Dazu hat die Box im Dach stabile Befestigungsmöglich-<br />
-keiten für einen 400er-Aktivkohlefilter (AKF), Lampe und<br />
Zubehör. Ebenso ist im Dach ein Schlauch eingenäht, um den<br />
innenliegenden AKF mit dem außenliegenden Lüfter zu<br />
verbinden. Dadurch kann der Lüfter beliebig platziert werden.<br />
Die Box ist in jedem gut sortierten Grow Shop erhältlich. Dort<br />
findet ihr auch fachkundiges Personal zur individuellen<br />
Ausstattung.<br />
Wirtschaftsticker<br />
Die Bongfirma Urban hat Grund zum Feiern. Am 28 Februar 20<strong>04</strong> wird die Firma sieben Jahre alt. Da wurde ganz nach dem Firmenmotto „grinst<br />
du breit wie Tschingis Khan, rauchst du Bong von Urban!“ gefeiert. +++ Atami baut mit neuen eckigen und runden Töpfen ihr Sortiment aus.<br />
+++ Trimpro bringt nun eine neue Erntemaschine für alle Grower heraus. Ein Bild davon findet ihr in der Community von www.hanfjournal.de<br />
+++ Die Firma BTT hat nun auch Spanien eine Dependance – wir wünschen ihr damit viel Erfolg. +++ Grow In wollen wir an dieser Stelle zur<br />
Auswahl ihrer zwei neuen Azubis beglückwünschen, diesem Beispiel schließen sich hoffentlich bald viele Firmen unserer Branche an.+++ Prima<br />
Klima landete mit seinen Cool Tubes in Spanien einen guten Hit, wie sonst soll man bei solchen Temperaturen growen? +++ Die Firma Zwister<br />
setzte sich auch auf der Spannabis für bessere Lungen ein. 13.000 Filter, in denen die wohlbekannten Jilter eingesteckt wurden verteilten die<br />
Schweizer. +++ Glawill Commerce präsentierte auf der Spannabis seinen Twin-Kermit, welcher doppelt so effektiv ist – Bild unter www.hanfjournal.de<br />
+++ Die Firma Kannabia stellte sich stattdessen mit seiner neuen Samenreihe vor – die Resonanz bleibt noch abzuwarten. +++ Auch Seedsman<br />
hat nun neue Samen, welche die Spanier zu erst zu Gesicht bekamen. +++ Bio Bizz stellte schon wieder ein neues Produkt vor (letztens erst auf<br />
der HighLife), das Leaf Spray kombiniert Pflanzenschutz und Pflanzennahrung. +++ Die Jungs von Plagron konnten auf der Spannabis besonders<br />
durch ihren guten Kaffe überzeugen – das Hanf Journal dankt. +++ Die wunderschönen Bongs, die ihr unter www.hanfjournal.de findet, stammen<br />
vom Stand von www.springglass.com. Vielleicht auch bald in Deutschland? +++ Yerba und Canamo scheinen in Spanien Konkurrenz zu bekommen.<br />
Wie man so hörte überlegen die Spannabis-Betreiber auch ein Magazin zu veröffentlichen. ++++ Der absolute Geheimtipp der Spannabis<br />
war Accent Hydroponics aus Australien, ihre exzellenten Grow-Produkte aus eigener Produktion gibt es nur leider noch nicht in ganz Europa.<br />
+++ Bilder von der Spannabis findet ihr im Internet unter www.hanfjournal.de in der Community! +++ Ikon konnte mit den neuen sehr effektiven<br />
Caps-Filtern in Spanien viele beeindrucken: frei nach ihren Motto: „we can’t shut your mouth, but we can fix your smell“ – Bild im Netz<br />
Grasmühlen aus Deutschland<br />
www.canamix.de<br />
Auf den mittlerweile heiß umkämpften<br />
Grinder-Markt hat sich<br />
nun auch ein deutscher Anbieter<br />
gewagt. Im Erzgebirge, nahe<br />
Dresden, entsteht eine Produktlinie<br />
von Mühlen in drei verschiedenen<br />
Größen, (Außendurchmesser:<br />
53, 66 und 78 mm). Klassisch<br />
aus Buchenholz gefertigt,<br />
sind sie mit einem Edelstahl-Mahl-<br />
-werk ausgestattet. Die zahlreichen,<br />
an den Enden abgerundeten<br />
Pins bestechen nicht nur<br />
optisch, sie garantieren auch ein<br />
optimales Mahlergebnis. Damit<br />
setzt dieser Grinder einen Kontrapunkt<br />
zu oft mäßig verarbeiteten<br />
Fernost-Produkten. Auf Wunsch<br />
mit einem Brandstempel verziert,<br />
wird die Canamix zu einem unverzichtbaren<br />
Werkzeug.<br />
Weitere Informationen finden sich<br />
im Internet unter<br />
www.canamix.de.<br />
Gewinnen Gewinnen Gewinnen<br />
Unverschämt aber wahr, immer wenn wir ein neues Produkt<br />
auf dieser Seite vorstellen, brauchen wir natürlich auch ein<br />
Probeexemplar – schließlich müssen wir ja auch testen,<br />
über was wir da eigentlich schreiben. Und so war das auch<br />
bei der Tune-Pipe, die wir neulich vorstellten. Das Tolle<br />
daran ist, dass ich nun immer noch eine Pfeife habe – das<br />
Dumme, ihr nicht. Das darf aber ned so sein und daher<br />
verlosen wir nun fünf perfekte Tune smart smoking Pfeifen.<br />
Einfach eine Mail an gewinnen@hanfjournal.de mit dem<br />
Betreff „Schütze meine Lunge“ senden und auf den Gewinn<br />
hoffen.<br />
Name und Adressen der Gewinner werden wie immer aus<br />
datenschutztechnischen Gründen nicht veröffentlicht und<br />
sofort gelöscht. Der Rechtsweg ist auch dieses Mal nicht<br />
drin – wer will denn schon Rechte?<br />
Hanf Journal im Einzelabo<br />
Immer wieder erreichen uns Anfragen, ob es das Hanf Journal auch im Einzelabo gibt. Und tatsächlich: es gibt auch eines, nur ist das nicht<br />
kostenlos. Ist ja auch verständlich, oder? Jeden Monat müssen wir elendige Praktikanten anschleppen, die Tausende von Hanf Journalen eintüdeln,<br />
sich ihre Zunge trocken lecken und dann den ganzen Berg sogar noch zur Post schleppen müssen. Und da die das auch ned umsonst machen,<br />
kostet das Einzelabo halt immer etwas. Wer innerhalb von Deutschland dieses Abo beziehen will, muss uns einmal im Jahr (also für zwölf Monatsund<br />
zwei Sonderausgaben) 40 Euro überweisen, wer im Ausland wohnt, muss wegen den unverschämt hohen Preisen der Post sogar 80 Euro<br />
berappen. Ansprechpartner: Frank Lätsch; Tel.:0 30 44 79 32 84; Email:frank@hanfjournal.de
Das Guerilla Growing-Team präsentiert:<br />
Indoor Growing #3<br />
guerilla growing<br />
9<br />
Jetzt wird’s tropisch:<br />
Klimasteuerung<br />
Hallo liebe Growing-Freunde!<br />
Nachdem wir letztes Mal gelernt haben den richtigen Boden<br />
für die Wurzeln unserer kleinen Lieblinge auszuwählen, wollen<br />
wir uns heute um eine wohlige Atmosphäre für die Triebe<br />
kümmern. Dabei steht uns natürlich unsere Expertin Julia aus<br />
Holland zur Seite, die uns mit ihrem Grow begleitet. Sie wird<br />
uns erklären, wie wir Licht, Temperatur und Feuchtigkeit auf<br />
die Bedürfnisse der Pflanze anpassen und regeln können.<br />
Seit drei Wochen stehen unsere Kleinen nun unter der Natrium-<br />
Dampf-Lampe (NDL) und haben sich zu einem stattlichen<br />
Urwald entwickelt. Nun wird es wohl Zeit die Reihen zu lichten<br />
und die für uns unbrauchbaren Männchen zu entfernen, damit<br />
sie keinen wertvollen Platz oder Licht wegnehmen. „Hanf ist<br />
eine Kurztagspflanze, das heißt ihre Blüte wird über die Dauer<br />
der Photoperiode eingeleitet“, erklärt Julia, während sie etwas<br />
Tabak auf dem Paper vor sich ausbreitet. „Dafür wird einige<br />
Tage lang je zwölf Stunden absolute Dunkelheit benötigt. Erst<br />
dann beginnt die Produktion von Blütenwuchshormonen.“<br />
Um die Blüte zu beschleunigen, setzt Julia sogar noch die<br />
rötliche NDL ein.<br />
Mit einer Schere schnipselt Julia etwas süß duftendes K2-Gras<br />
auf den Tabak und schildert weiter: „Wer es richtig professionell<br />
angehen möchte, kann auch von jeder Pflanze einen Steckling<br />
schneiden, der in die Blüte geschickt wird. Die Mutterpflanze<br />
hat immer dasselbe Geschlecht wie der Steckling“, erläutert<br />
sie. „Aber leider habe ich dafür nicht genug Platz, denn man<br />
benötigt einen separaten, komplett abdunkelbaren Raum. Oder<br />
stellt sie manuell jeden Abend und Morgen in einen Karton.“<br />
Nach drei Tagen zeigten sich die ersten Blüten am Hauptspross.<br />
Nach fünf Tagen hatte Julia sieben männliche Pflanzen aussortiert<br />
und nach zehn Tagen waren nur noch die zwölf besten<br />
Frauen übrig. Dabei hatte Julia nicht nur auf Größe, Gesundheit<br />
und saftig grüne Blätter geachtet, sondern auch auf Verzweigung<br />
und Dicke der Stängel. Interessanterweise waren von den 40<br />
gekeimten Pflanzen stolze 30 weiblich, was sehr schade ist,<br />
denn schließlich hat Julia nur Platz für zwölf Pflanzen und so<br />
wanderte der Rest auch auf den Kompost. „Normalerweise<br />
muss man ungefähr 60 Samen ausbringen um am Ende 20<br />
weibliche Pflanzen zu erhalten“, gibt Julia zu bedenken.<br />
Die ausgewählten Pflanzen beschnitt Julia dann ab einer Höhe<br />
von circa 40 cm und steckte sie in Vier-Liter-Töpfe. Um sie<br />
wieder zum Wachsen anzuregen, wurde die blaue NDL eingeschraubt<br />
und auf 22 Stunden Beleuchtungszeit gestellt.<br />
es zu warm wird.<br />
(Mehr zur Lüftung im<br />
nächsten Teil.) Die<br />
relative Luftfeuchte<br />
sollte anfangs um die<br />
80 Prozent betragen,<br />
da dies laut Julia zu<br />
mehr Wachstum führt<br />
und in der Blüte nicht<br />
über 60 Prozent, wegen<br />
der Schimmelgefahr.<br />
Zur schnellen<br />
Kontrolle beider<br />
Werte hat Julia zum<br />
Beispiel ein Thermound<br />
Hygrometer angebracht.<br />
Die relative<br />
Luftfeuchte ist von<br />
der Temperatur abhängig.<br />
Da mit Ausschalten<br />
der Lampe Ein kleiner Wald<br />
die Temperatur im<br />
Schrank schnell abfällt, steigt die Luftfeuch-tigkeit rasch auf<br />
100 Prozent und so kann sich leicht Kondens-wasser bilden.<br />
„Daher sollte auch nachts immer gut gelüftet werden,“ rät<br />
zumindest Julia.<br />
Ich hoffe, es war mal wieder interessant für euch. Das nächste<br />
Mal sorgen wir für frische Luft im Schrank.<br />
Mit hanfigen Grüßen<br />
Das Guerilla Growing Team<br />
Indoor Growing #3 Tipps<br />
1. Die männlichen Pflanzen sollten möglichst früh<br />
entfernt werden, um den anderen keinen Platz und<br />
kein wertvolles Licht wegzunehmen.<br />
o1<br />
o2<br />
Ausgemustert – die ersten sieben männlichen Pflanzen<br />
Die kleinen Töpfe sind schon gut durchwurzelt<br />
Die genaue Regelung von Licht und Klima ist wichtig für die<br />
Entwicklung gesunder Pflanzen. „Aber wie mache ich das denn<br />
nun?“ frage ich mich und Gott sei Dank weiß Julia dazu die<br />
passende Antwort: „Am einfachsten ist das Licht. Während<br />
der Wachstumsphase benötigen die Kleinen mindestens 18 und<br />
in der Blüte maximal zwölf Stunden Licht pro Tag,“ erklärt sie<br />
und reicht mir einen Joint. „Das Wichtigste ist eine ausreichende<br />
Lichtleistung.“ Am Anfang reichen, wie wir bereits aus dem<br />
letzten Teil wissen, Leuchtstoffröhren vollkommen aus. Man<br />
kann sie bis auf wenige Zentimeter an die Sämlinge heranführen,<br />
damit sie sich nicht nach dem Licht strecken müssen und schön<br />
verzweigen. Nach zwei bis drei Wochen brauchen sie dann<br />
aber doch eine NDL, die es in jedem guten Grow Shop gibt.<br />
Diese Lampe ist zwar teuer und verbraucht eine Menge Strom,<br />
doch es gibt keine andere Lampe, die soviel Lichtenergie auf<br />
einmal liefert.<br />
Die rote NDL für die Blüte kann nach den ersten drei Wochen<br />
eingesetzt und sollte laut Julia auf zwölf Stunden pro Tag<br />
eingestellt werden. Wer aber etwas mehr Platz im Schrank, Zeit<br />
und Geld hat, kann für drei bis vier Wochen noch eine blaue<br />
NDL für’s Wachstum benutzen. Diese lässt die Pflanzen<br />
buschiger, breiter und verzweigter wachsen. Während für das<br />
Wachstum 250 W ausreichen, sollte es für die Blüte schon eine<br />
400 W-Röhre sein. Für einen einheitlichen Lichtrhythmus hat<br />
sich Julia zum Beispiel eine Wochenzeitschaltuhr aus dem<br />
Baumarkt zugelegt. Um die Effektivität der Lampe weiter zu<br />
steigern, kann man auch die Wände mit weißer Farbe<br />
bestreichen.<br />
2. Um die Pflanzen zum Blühen anzuregen, werden<br />
einige Tage je zwölf Stunden absolute Dunkelheit<br />
benötigt.<br />
3. Wenn die Pflanzen nicht genug Licht erhalten,<br />
müssen sie sich danach strecken und werden lang<br />
und dürr . . .<br />
4. Die Pflanzen erhalten in der Wachstumsphase<br />
mindestens 18 und in der Blüte maximal zwölf<br />
Stunden Licht pro Tag.<br />
5. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte für Keimlinge<br />
und Stecklinge ungefähr 80 Prozent betragen.<br />
Während des Wachstums sollte er zwischen 60 bis<br />
75 Prozent liegen und in der Blüte zwischen 40 –bis<br />
60 Prozent, damit sich kein Schimmel bilden kann.<br />
o3<br />
o4<br />
Der ausgewählte Rest<br />
„Wegen der Verbrennungsgefahr durch die hohe Wärmeentwicklung<br />
sollte die Lampe am Anfang 90 cm von den Spitzen<br />
der Pflanzen entfernt sein und dann langsam auf 30 bis 50 cm<br />
herangeführt und gehalten werden“, warnt Julia. „Deswegen<br />
nehme ich Ketten als Aufhängung, die kann ich jeden Tag<br />
bequem ein Stückchen höher setzen“, freut sie sich und zieht<br />
genüsslich an ihrem Joint.<br />
Die Temperatur im Grow Room sollte am Tag, also wenn die<br />
Lampe an ist, bei circa 22 bis 28 Grad Celsius liegen. Da die<br />
NDL sehr viel Wärme abgibt, muss man für ausreichend<br />
Kühlung sorgen. Dazu hat Julia ein Thermostat, das an den<br />
Ablüfter angeschlossen ist und frische Luft hineinsaugt, sobald
10<br />
guerilla growing<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
Streichel mich!<br />
#9<br />
Günther Beckstein<br />
2,0%<br />
Pflanzen sind Lebewesen, wie wir auch. Sie wollen gehegt, gepflegt und<br />
geliebt werden. Wer hat nicht schon einmal den Spruch gehört, dass<br />
gut Zureden das Wachstum verbessern würde?<br />
Aber was ist da eigentlich dran? Kann ein so vergleichsweise<br />
einfach aufgebautes Lebewesen so komplexe Reaktionen wie<br />
Gefühle zeigen? Klingt ja irgendwie schon ein bisschen abwegig.<br />
Ja klar, wir lieben unsere Pflanzen, aber das hängt wohl eher<br />
mit der frohen Hoffnung auf den Wirkstoff zusammen als mit<br />
einer tatsächlichen sozialen Beziehung. Und dennoch scheint<br />
es, als würden die Pflanzen mehr mitkriegen als wir denken.<br />
Cannabis-Psychologie<br />
Was denkt sich eigentlich meine Pflanze?<br />
Alles begann am 2. Februar 1966. In einer Zeit, die für<br />
außergewöhnliche Experimente einen außergewöhnlichen<br />
Nährboden bot. LSD und Theorien über die kosmische Einheit<br />
aller Lebewesen waren gerade groß im Kommen, als der<br />
Lügendetektorexperte Cleve Backster kurz vor Feierabend<br />
einen letzten Blick über sein Büro schweifen ließ.<br />
Ein gewöhnlicher Drachenbaum ließ ihn kurz verharren und<br />
schenkte ihm in diesem Moment die Idee seines Lebens. Man<br />
müsste doch mithilfe des Lügendetektors herausfinden können,<br />
wie lange das Gießwasser braucht, um bis in die Blätter zu<br />
kommen. Theoretisch ist das durchaus möglich, denn der<br />
Lügendetektor - ein Gerät das Herzströme, Atemfrequenz,<br />
Blutdruck, Hautfeuchtigkeit und damit auch die elektrische<br />
Leitfähigkeit des menschlichen Körpers misst - müsste durchaus<br />
in der Lage sein, die durch das Wasser verbesserte elektrische<br />
Leitfähigkeit der Pflanze wahrzunehmen.<br />
Die Reaktion war aber eine völlig andere. Der Lügendetektor<br />
zeichnete eine Kurve, die der aufs Haar glich, die er bei einer<br />
kurzen menschlichen Erregung wahrnimmt. Backster war<br />
schockiert. Konnte es sein, dass sich die Pflanze über das<br />
Gießwasser gefreut hatte? Er dachte den Gedanken weiter: Die<br />
heftigsten Reaktionen zeigen Menschen in Angstsituationen.<br />
Also beschloss er die Pflanze mit einem Streichholz zu<br />
verbrennen. Und siehe da, die erwartete Reaktion kam just in<br />
dem Moment in dem er diesen Gedanken fasste. Konnte es<br />
sein, dass die Pflanze sogar seine Gedanken wahrnahm?<br />
Diese Idee ließ Backster nicht mehr los. Die Kommunikation<br />
der Pflanzen wurde fortan sein Steckenpferd und er entwickelte<br />
zahlreiche weitere Experimente dazu. So ließ er zum Beispiel<br />
eine von fünf im Raum anwesenden Personen eine Pflanze<br />
grausam zerstückeln. Wurden diese Fünf einer weiteren Pflanze<br />
gegenübergestellt, zeigte die Pflanze nur bei dem „Mörder“<br />
panikartige Reaktionen. In einem weiteren Versuch zeigten<br />
sich die Pflanzen jedes Mal betroffen, wenn vor ihren Augen<br />
eine Schale Garnelen in heißes Wasser gekippt wurden. Außer<br />
einem leckeren Mahl für die Versuchsleiter brachte dieser<br />
Versuch auch die Erkenntnis, dass die Wahrnehmung der<br />
Pflanzen sich nicht auf menschliche Gefühle beschränkt. Obwohl<br />
seine Experimente nicht von jedem wiederholt werden konnten<br />
und somit bis heute wissenschaftlich fragwürdig blieben,<br />
brachte Cleve Backster damit einen Stein ins Rollen.<br />
Der Gedanke, dass die Pflanzen uns weit ähnlicher sind, als<br />
wir je gedacht hätten, ist einfach zu faszinierend um sofort<br />
wieder im Strudel semiseriöser 70er-Jahre-Entdeckungen zu<br />
versinken. Und so wandten sich auch nach ihm einige<br />
Wissenschaftler dem Thema zu. Rupert Sheldrake zum Beispiel<br />
ging noch einen Schritt weiter. Er entwickelte die Theorie der<br />
morphogenetischen Felder. Diese bestehen angeblich aus<br />
elektromagnetischen Wellen und erlauben es einer jeden Pflanze<br />
mit all ihren Artgenossen auf der ganzen Welt zu<br />
kommunizieren. Angeblich beinhalten diese gar ein kollektives<br />
Gedächtnis der jeweiligen Gattung. Die Visionen, die man<br />
mittels psychoaktiver Pflanzenstoffe erreichen kann, seien<br />
Einblicke in diese weltumspannende Kommunikationsform.<br />
Das klingt dann doch alles ein bisschen hippiehaft, aber es gibt<br />
tatsächlich einen Beleg, dass an dieser These was dran sein<br />
könnte. Den Phyllostachys Bambusoides. Das ist eine<br />
Bambusart, die exakt alle 120 Jahre blüht. Generationen von<br />
Bambussen sterben, ohne je geblüht zu haben und dann 120<br />
Jahre später blühen sie alle – weltweit. Da muss doch eine Form<br />
der Kommunikation dahinterstecken.<br />
Und tatsächlich ist es bereits bewiesen, dass Pflanzen, wenn<br />
auch in etwas anderer Form, mit ihrer Umwelt in Kontakt<br />
treten. Nicht elektromagnetische Wellen, sondern Duftstoffe<br />
sind es, die zahlreiche Pflanzenarten aussenden, wenn sie sich<br />
bedroht fühlen. Die Limabohne etwa ruft bei Raubmilbenbefall<br />
per Duft Spinnmilben herbei, die sich dann der Räuber<br />
annehmen. Diese Signale hören auch andere Pflanzen ab und<br />
schützen sich (z. B. durch die Produktion von Bitterstoffen)<br />
vorsorglich gegen die Schädlinge. Bei weiteren 25 Pflanzenarten<br />
wurde inzwischen ein ähnliches Verhalten nachgewiesen.<br />
Aber auch die Kommunikation mit der Pflanze mittels Messung<br />
ihrer Energieströme (wie sie Backster als erster erdacht hatte)<br />
ist inzwischen gesellschaftlich anerkannt. Ein Schüler aus<br />
Norderstedt hat auf diese Weise ein Naturkatastrophen-<br />
Frühwarnsystem gebastelt, dessen Effizienz der „Jugend<br />
forscht“-Wettbewerb mit einem zweiten Preis honorierte. Denn<br />
Pflanzen sind einfach feinfühliger als wir und so kann die<br />
siegreiche „Peperomia“ ein Wärmegewitter bis zu sechs Stunden<br />
vorher voraussagen.<br />
Wenn dem nun wirklich so ist und die Pflanzen auf so viele<br />
Reize reagieren, vielleicht sogar eine „Persönlichkeit“ ausbilden,<br />
wie der IBM-Chemiker Marcel Vogel behauptet, dann ist es<br />
wirklich nicht nett, wie wir mit ihnen umgehen. Massenhaltung<br />
in überfüllten Schränken, chemische Keulen zur Wachstumsstimulation<br />
und ständige Beschneiderei sind wohl nicht ganz<br />
die feine englische Art. Und zahlreiche Grower berichten, dass<br />
liebevolle Pflege und das besagte „gut Zureden“ oft wesentlich<br />
bessere Ergebnisse bringen, als die Gewaltmethoden. Vielleicht<br />
wird es tatsächlich Zeit umzudenken. Nicht nur unter Cannabis-<br />
Growern, sondern in der kompletten Landwirtschaft. Denn<br />
irgendwie sind wir ja doch eins mit den Pflanzen. Ein<br />
Ökosystem.<br />
Martin Schwarzbeck
„Kein Wille geschieht, kein Wunsch geht in Erfüllung“<br />
Zinobas erstes Werk<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
cool tour<br />
11<br />
Schon mit der Debütsingle „Hinterm Licht“ zeigten die neuen<br />
Rocker von FourMusic, was sie drauf haben. Am 1. März<br />
erscheint nun ihr erstes Album, das wie gemacht scheint für<br />
alle Kiffrocker.<br />
„Zinoba machen keinen Zinnober.“ verkündete<br />
FourMusic lautstark, als sie die neue CD ihrer ersten<br />
Rockband in unsere Redaktion schickten. Und<br />
irgendwie stimmt das auch, denn schon Songtitel<br />
wie „Seid was ihr scheint“, „Der Hype“ oder „Du<br />
kannst tun was du willst“ zeigen, dass es die<br />
drei Jungs ehrlich, echt und im besten Sinne<br />
merkwürdig meinen. Wenn man sich die<br />
Lieder einmal genauer anhört, merkt man,<br />
dass es sich nicht um irgendeinen Rock<br />
handelt. Nein, hier wartet ein kräftiger,<br />
krachiger, warmer und wabernder Groove<br />
auf euch, der in eure Hüften geht und dazu<br />
noch eine Ladung Blues beinhaltet.<br />
Hinter Zinoba stecken Jan Plewka (Gesang), Stephan<br />
„Stoppel“" Eggert (Schlagzeug) – beide bisher eher als<br />
„Selig“ bekannt – und Marco Schmedtje (Gitarre).<br />
Seit Februar 20<strong>03</strong> werkelten sie nun an dieser<br />
neuen Platte und können nun mit Stolz auf ihr<br />
erstes Werk blicken. Zwar scheinen die Jungs<br />
noch ein bisschen Nachhilfe im Bereich<br />
Sexismus zu benötigen, denn laut Jan und<br />
#8<br />
Marion<br />
Caspers-Merk<br />
3,2%<br />
Marco war eine Vorgabe der Platte, „Frauen sollen dazu<br />
tanzen!“, jedoch schadete dies dem Ergebnis nicht im<br />
Geringsten, denn auch Männer können zu dieser Platte ihre<br />
Hüften schwingen.<br />
Das Video zu ihrer ersten Singleauskopplung „Hinterm Licht“<br />
wurde übrigens von dem bewährten „Selig“-Regisseur René<br />
Eller in Rio aufgezeichnet. Monatelang ließen sich die Jungs<br />
Bärte wachsen, um schließlich „wie Taliban neben lauter nackten<br />
Brasilianerinnen herumzuspringen“.<br />
Im besten Sinne merkwürdig eben.<br />
Werner Graf<br />
Bringt endlich den König um!<br />
Es gibt eine Menge von Gründen, die dafür sprechen einen solchen<br />
Schritt zu gehen. Er setzt uns immer den gleichen Fraß vor und<br />
meint zu wissen, nach was uns im Leben dürstet. Er kontrolliert,<br />
welche Drogen wir konsumieren dürfen, wie viel wir arbeiten<br />
sollten und auch noch welche Musik uns zu Ohren kommt.<br />
Dieser verdammte König ist vielseitig und geschickt in seinem<br />
Auftreten. Mal erscheint er uns in Form eines Gesetzes, sagt<br />
uns was genau verboten ist und was nicht, mal bestimmt er<br />
die Musik im Radio oder tritt in einer Art medialer Dauerberieselung<br />
auf, die uns sagt das schöne Leben wäre jetzt vorbei<br />
und wir sollten uns mit Krieg, Sozialabbau und schlechtem<br />
Wetter gefälligst abfinden. Wie soll nun aber einem solch<br />
vielfältigen Herrscher über unsere Bedürfnisse entgegengetreten<br />
werden? Können wir ihn einfach umbringen?<br />
Das Hanf Journal hat sich zum Auftrag gemacht, des Königs<br />
Sinn von Gerechtigkeit in Sachen Drogenpolitik anzugreifen.<br />
Denen Gehör zu schaffen die von ihm verfolgt werden, nur<br />
weil sie geneigt sind gewisse Kräuter in ihren Tabak (oder auch<br />
pur; Anm. der Red.) zu drehen. Doch umbringen lässt sich dieser<br />
König nicht so einfach, denn wie die Wächter der Matrix fühlt<br />
er sich nicht an einen Körper gebunden und steckt in einer<br />
Menge von ihnen. Das Hanf Journal versteht sich ja auch nicht<br />
als lobbyistische Terrorgruppe, sondern setzt darauf, durch<br />
gezielte kleine Stiche, deren Effektivität auf Regelmäßigkeit<br />
beruhen, die herrschende königliche Meinung ins Schwanken<br />
zu bringen.<br />
An einer anderen Stelle unseres Alltags läuft nach Meinung<br />
des Königs und seiner Wächter etwas nicht mehr so, wie es<br />
laufen sollte. Trotz Dauerberieselung via Radio und der Musiksender<br />
stimmt irgendetwas mit dem Konsum von Musik nicht<br />
mehr. Zumindest melden die Wächter der Musikindustrie, sie<br />
würden nicht mehr soviel verkaufen und das könne so nicht<br />
einfach hingenommen werden. Die ganze Sache habe sogar<br />
verheerende Folgen auf die weitere Musikproduktion, wenn<br />
es so weiter geht, würde sie eingehen und bald gäbe es dann<br />
gar keine Musik mehr (remember: copy kills music). Der König<br />
Musik drohe also gestürzt zu werden. Versteht sich von selbst,<br />
dass plötzlich eine Menge weiterer Wächter aufwachen und<br />
in Aktionismus verfallen. Verzweifelt wird nach dem perfekten<br />
Kopierschutz für CDs gesucht, Gesetze werden verabschiedet<br />
und mal wieder werden Tausende vergnügter Menschen<br />
kriminalisiert. König Musikindustrie ist ordentlich sauer, seine<br />
bisherigen Herrschaftsmechanismen funktionieren nicht mehr<br />
zufrieden stellend. Nun ist er viel am Jammern und zuckt<br />
nervös. Ein Teil der Musikszene verfällt mit ihm in Melancholie,<br />
wünscht sich die vermeintlich goldenen Zeiten ohne Internet-<br />
Tauschbörsen zurück und nützt die neuen Möglichkeiten des<br />
Internet höchstens als plumpe Werbeplattform für ihre Werke.<br />
Sie schafft es nicht weiterzudenken. Doch die Kämpfe gegen<br />
das Entsetzen des Königs finden sich auch in diesem Bereich<br />
und haben einige äußerst spannende Projekte zu Folge. Von<br />
einer neuen Musikkultur, die Mix-CDs und Remixes unbekannter<br />
DJs über das Netz tauscht, bis hin zu den Experimentalisten<br />
„Einstürzende Neubauten“ (die ihren kompletten<br />
Produktionsablauf ins Netz verlagerten) finden sich einiges in<br />
den tiefen Weiten des Internets.<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
So z. B. das Projekt „Klare Ansage“, das es sich zum Auftrag<br />
gemacht hat, dem Geheule der Musikindustrie entgegenzutreten.<br />
Unter http://www.klareansage.de/ werden seit Januar<br />
dieses Jahres diverse HipHop Acts exklusiv präsentiert und<br />
Nachrichten aus dem Kampf Musikindustrie vs. Tauschbörsen<br />
veröffentlicht. Mittlerweile sind acht Künstler der deutschen<br />
HipHop-Szene auf den Seiten vertreten und regelmäßig werden<br />
es mehr. Jede Gruppe wird mit einem exklusiven Song, dem<br />
dazugehörigen Video und einem Interview präsentiert. Alles<br />
kann in guter Qualität auf den heimischen Rechner geladen<br />
werden (in Breitband- oder Modemversion versteht sich). Dazu<br />
kommen auch noch eine ausführliche Bandbiographie und<br />
eine komplette Übersicht der bisherigen Veröffentlichungen.<br />
So entsteht ein umfangreiches Paket zu jeder Band, das von<br />
keinem Musikmagazin, egal ob im Print-, Radio- oder Fernsehbereich,<br />
so umfangreich geboten wird. Im Forumsbereich der<br />
Seite wird kräftig über die Entwicklungen des Music-Bizz<br />
diskutiert und nach neuen Ideen für das Internet-Zeitalter<br />
gesucht. Das bisherige Highlight unter den acht Acts des<br />
HipHop-Untergrund ist neben dem Video des Frankfurter<br />
Rappers Winster – er rappt nackt! Wo gibt’s so etwas in der so<br />
auf dürftig bekleidete Frauen fixierten HipHop-Welt sonst? –<br />
ist eindeutig der Kollabo-Track von Millionadi und Jesen von<br />
„Nimzwai“. Die Düsseldorfer liefern einen amtlichen Song,<br />
der mit einem großartig düsteren Beat und klaren Lyrics beweist<br />
was fernab vom Mainstream orientiertem Gejaule noch zu<br />
kicken ist. Der Titel ist übrigens „Königsmord“.<br />
Dem König Paroli bieten könnt ihr unter folgenden Seiten:<br />
http://www.neubauten.org/<br />
http://www.privatkopie.net/<br />
http://www.rapstation.com/<br />
des weiteren interessant:<br />
http://www.klareansage.de/<br />
Christian Schlicht
12<br />
cool tour<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
#7<br />
Angela Merkel<br />
4,6%<br />
Zwei Minuten zu spät erscheine ich zum Interviewtermin bei<br />
Four Music, doch Martin Welzer alias DJ Friction hängt genauso<br />
relaxt auf der Couch wie die ganzen goldenen Schallplatten an<br />
der Wand. So werden erstmal Pizza, Nudeln und Salat beim<br />
Italiener bestellt, man schnappt sich eine Cola und gesellt sich<br />
in den Nebenraum. Eine gute halbe Stunde bleibt mir Zeit, einen<br />
Einblick in die DJ-Figur Friction und sein neues Album zu<br />
bekommen. Viel zu kurz, da der Mann ein sehr angenehmer<br />
Gesprächspartner ist, der darüber hinaus auch viel Interessantes<br />
zu erzählen hat. Zuallererst möchte ich natürlich wissen, was<br />
es mit dem neuen Albumtitel auf sich hat, da ich damit in erster<br />
Linie Africa Bambaataa’s Kult-Projekt „The Soul Sonic Force“<br />
assoziiere.<br />
„Ich wollte einen Begriff finden, der das Warme und Alte, also<br />
„Soul“, mit dem Modernen und Elektronischen, für was dieser<br />
futuristische Ausdruck „Sonic“ steht, verbindet. Und das<br />
beschreibt genau das, was man auf dem Album zu hören<br />
bekommt.“ - Doch bevor wir weiter über sein neuestes Werk<br />
sprechen, will ich die Uhr etwas zurückdrehen und ein bisschen<br />
die Vergangenheit aufarbeiten. So erzählt mir Martin etwas<br />
von der musikalischen Entstehungsgeschichte in Stuttgart, das<br />
bis Anfang der Neunziger ja ein ziemlich unbeschriebenes Blatt<br />
auf der Landkarte Deutschlands war. Erst zum Jahreswechsel<br />
1995/96 wurde mit Four Music eine Plattform geschaffen, die<br />
es Künstlern wie Friction ermöglichte sich zu verwirklichen.<br />
Doch wie kam Friction eigentlich zur Musik? Anfang der Achtziger<br />
hörte er die ersten Platten von Kurtis Blow, Grandmaster<br />
Flash und natürlich „Rappers Delight“. „Wildstyle“ lief als<br />
Dokumentationsfilm im deutschen Fernsehen und die so<br />
genannten vier Säulen - Graffiti, Breakdance, MCing & DJing<br />
- hinterließen bei ihm einen tiefen Eindruck. „Ich bin immer<br />
mehr dahintergekommen, dass mich am meisten die Musik<br />
interessiert, die von Afro-Amerikanern gemacht wird. Ich habe<br />
festgestellt, dass alles was ich gehört habe, „Blackmusic“ war.“<br />
Bewusst angefangen Platten zu sammeln hat DJ Friction 1985,<br />
als Disco und Garage gerade zu House fusionierten. Doch dann<br />
wandte sich Friction immer mehr dem Mixing von HipHop-<br />
Platten zu. Die Eintrittskarte in Stuttgarter Clubs löste er sich<br />
quasi mit seinem Musikverständnis und viel Fleiß, als er 1990<br />
die Baden-Württembergische DMC-Meisterschaft gewann. Von<br />
Michi Beck („Die Fantastischen Vier“) übernahm er einen<br />
regelmäßigen HipHop-Abend in einem der damals bekanntesten<br />
Clubs der Landeshauptstadt, welcher in der Nacht auch<br />
der erste Treffpunkt der Leute wurde, die sich später inklusive<br />
Friction zur „Kolchose“ zusammenschlossen.<br />
Wenn der Soul ganz sonic wird<br />
Neben drei HipHop-Tracks stehen die anderen Stücke überwiegend<br />
im schnellen Disco-Electro-Funk und rootigem House-<br />
Kontext. „Nasty U“ ist durch seine Breakbeats und den souligen<br />
Gesang von Fetsum einer meiner absoluten Lieblingstracks.<br />
„Visions Of A Lady“ dagegen ist ein organisches Downtempo-<br />
Stück zum Relaxen und Träumen. „The Way You Dance“ kommt<br />
wieder sehr funky daher und groovt mit warmen Bassläufen,<br />
Vocoderstimmen und einem 1A-Electro-Boogie-Vibe. Wayne<br />
Martin lässt seine tiefe Bluesstimme sowohl auf dem schnellen,<br />
Jestofunk-artigen „It Ain’t Nothin’“ als auch auf dem melancholischen<br />
Stück „What You Need“ vibrieren. Mein „Soul<br />
Sonic“-Highlight ist „Sweetest Thang“, ein Oberklopfer von<br />
Friction & Özlem, die mich mit ihrer Stimme ins Jahr 1984<br />
beamt, als Shannon ihr unvergessliches „Let The Music Play“<br />
sang.<br />
„Wenn ich versuchen müsste, meinen aktuellen DJ-Stil zu<br />
beschreiben, würde ich sagen, dass es ein Mix-Up aus 70s-/80s-<br />
Disco-Funk-Nummern ist, mit neuen und frischen Retro-Sachen<br />
kombiniert, die sich auf diesen Background beziehen und<br />
modernen elektronischen Stücken, die in diesen Zusammenhang<br />
reinpassen, und ein geringer Anteil an R’n’B & HipHop. Sprich,<br />
mein Set hat sich verlagert auf up-tempo-lastigen und clubbigen<br />
Sound.“ - Wer sich von dieser Aussage live überzeugen will<br />
und nicht genug vom Album, das am 1. März erscheint,<br />
bekommt, geht am 5. März ins Berliner „Watergate“, wenn<br />
Friction gemeinsam mit DJ Thomilla an den Turntables den<br />
Laden auseinander nimmt. Ich jedenfalls werde dort sein!<br />
www.djfriction.com<br />
www.fourmusic.com<br />
Interview & Text : Roland Grieshammer<br />
Kurz darauf wurde ihm von seinem Partner und MC, mit dem<br />
er die Formation Raw Diamenz gründete, der Name „Friction“<br />
verpasst. Und „Friction“, englisch für Reibung, könnte für sein<br />
Schaffen als DJ und Produzent kaum besser gewählt sein.<br />
Nachdem er sämtliche Stuttgarter mit Beats versorgte, experimentierte<br />
er selbst auch mit anderen Stilen. So erschien im<br />
Jungle-Jahr 1995 auf East West „I feel Good“ von James Brown<br />
im Breakbeat-Gewand, was auch auf britischen Dancefloors<br />
einschlug. Und zusammen mit Don Philippe (Freundeskreis)<br />
und Thommy Wittinger entstand 1998 unter dem Projektnamen<br />
„DJ FK“ die astreine Electro-Nummer „Rock the most“ (Four<br />
Music).<br />
Nach zwei Studio-LPs, einem Live-Album und zwei goldenen<br />
Schallplatten mit „Freundeskreis“ veröffentlichte DJ Friction<br />
im Jahre 2000 mit dem puren HipHop-Album „Science Friction“<br />
(East West) sein Solo-Debüt. Auf seinem zweiten Long Player<br />
gelang es ihm 2002, ein Album voller eigenständiger Tracks zu<br />
produzieren, die weit über das übliche Instrumtental-Beats-<br />
Schema hinaus gingen. Hier wurden Elemente der letzten 25<br />
Jahre DJ-Culture durch Electro-Funk, Big Beats und Uptempo-<br />
Breaks in einen frischen und modernen Kontext gebracht. Da<br />
das Album von Reibung und Spannung lebte, lag es nahe, das<br />
Album „Friction“ (Four Music) zu betiteln.<br />
Das aktuelle Album „Soul Sonic“ hat dagegen wieder mehr<br />
einen souligen Background, wobei die Stimmen „nur“ als<br />
Ergänzung dienen und seine Songs ausschmücken. „Ich denke,<br />
dass eine LP mit fast ausschließlich Songs für den Hörer<br />
zugänglicher ist, als eine Anhäufung von DJ-Tools, die zwar<br />
ein paar andere DJs cool finden, aber der Rest damit nichts<br />
groß anfangen kann.“ - So wurden aus ganz Deutschland<br />
Rapper, Sänger und Sängerinnen ins Studio geladen. Und<br />
neben dem wohl schon bekannten MC Ty bringen sich auch<br />
Manu von Manumatei, der die erste gecoverte Single „Could<br />
Heaven Ever Be Like This“ (im Original 1977 von Idris<br />
Muhammad) singt, die Stuttgarter Sänger Anthony und Fetsum,<br />
die Hamburgerin Öslem, die Münchner Reggaekünstler<br />
Jahcoustix und Caramello, der 60-jährige Berliner Bluessänger<br />
Wayne Martin, der Stuttgarter Rapper Pi Suave und Freestyle<br />
von den Arsonists mit Gesang und Raps im Sinne des<br />
Sounddesigners Friction mit ein.<br />
Jetzt ist es raus 97,4% der Hanf Journal Leser kiffen
cool tour<br />
13<br />
TEIL VIII: PSYCHOAKTIVA<br />
Kokain und Crack<br />
Dieses mal geht es um Kokain und das Kokain-<br />
Produkt Crack. Zu gern wird die freie Kokainbase<br />
als eigenständige Substanz hingestellt, und das<br />
obwohl es Crack pharmakologisch gesehen eigentlich<br />
gar nicht gibt. Viele Party-User nutzen Koks –<br />
die wenigsten haben sich schon an Crack getraut.<br />
Gut so.<br />
Kokain gehört zur Stoffklasse der Cocaalkaloide<br />
und wird aus dem Cocastrauch Erythroxylum coca<br />
gewonnen. Kokain hat die chemische Bezeichnung<br />
(-)-Methyl-[3b-benzoyloxy-2b(1aH,5aH)-tropancarboxylat],<br />
3b-Benzoyloxy-2b-Tropancarbonsäuremethylester<br />
und andere. Kokain wird unter den<br />
Namen Autobahn, C, Candy, Cocaina, Cocainum,<br />
Coke, Coca, Charlie, Erythroxylin, Koks, Methylbenzylekgonin,<br />
Mama Coca, Peach, Schnee, Sniff,<br />
Snow und Snowwhite verkauft (Auswahl).<br />
Die wertvolle Substanz ist eng mit den Tropanalkaloiden<br />
der Nachtschattengewächse (Atropin,<br />
Scopolamin, Hyoscyamin u.a.) verwandt und hat<br />
die Summenformel C17H21NO4.<br />
Crack hingegen ist kein eigenständiges Pharmakon<br />
und trägt deshalb keine chemische Bezeichnung.<br />
Der Stoff wird als Base, Baseball, Freebase, Rocks,<br />
Roxanne, Supercoke und so weiter unter die Leute<br />
gebracht. Crack ist Freebase-Kokain, also um einen<br />
alkalischen Zusatz (z. B. Natron; Natriumbicarbonat)<br />
bereichertes Kokainhydrochlorid.<br />
Wirkung und Dosierung:<br />
Kokain wirkt gefäßverengend. Es setzt an den<br />
Synapsen die körpereigenen Transmitter Noradrenalin,<br />
Dopamin und Serotonin frei und bewirkt<br />
auf diese Weise eine Stimulation. Die Wiederaufnahme<br />
von Noradrenalin und Dopamin wird<br />
gehemmt.<br />
Crack raucht man in einer kleinen Purpfeife. Durch<br />
die Aufnahme über die Lungen und wegen seiner<br />
hohen Fettlöslichkeit wirkt Crack schneller als<br />
Kokain.<br />
Es ist schwer, einen Kokainrausch von einem Methamphetaminrausch<br />
zu unterscheiden. Maßgeblicher<br />
Unterschied ist die Wirkdauer, welche beim Kokain<br />
nach spätestens einer halben Stunde das Ende erreicht<br />
hat. Der Kokainkonsument wird schwitzen<br />
und unruhig, sein Blutdruck steigt und das Herz<br />
schlägt schneller. Im Fall eines Dauergebrauchs<br />
verändert sich die Persönlichkeitsstruktur unter<br />
Umständen derart, dass der User zu hoffnungsloser<br />
Selbstüberschätzung und Freundschaft zerstörender<br />
Arroganz neigt. Bei einer Überdosierung kann mit<br />
einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt, mit Krampfanfällen<br />
und Epilepsien und sogar Nierenversagen<br />
gerechnet werden. Kokain wird zwei bis vier Tage<br />
nach dem letztem Konsum im Blut und Urin<br />
nachgewiesen.<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
In der Regel werden – je nach Verschnitt – 20 bis<br />
100 mg Kokain pro Linie konsumiert. Crack wird<br />
geraucht. Eine durchschnittliche Einzeldosis liegt<br />
zwischen 0,05 und 0,1 Gramm.<br />
Kokain und Crack können gerade im Zusammenspiel<br />
mit anderen Drogen gefährliche Wechselwirkungen<br />
entfalten. Besonders gefährlich sind<br />
Mischungen wie die berüchtigten Frisco-Speedballs<br />
(eine Mixtur aus Kokain und Heroin), welche auf<br />
der einen Seite das Nervensystem stimuliert und<br />
aufputscht und auf der anderen Seite selbiges<br />
dämpft. Das kann zu fatalem Kreislaufversagen<br />
führen. Kokain und Crack dürfen keinesfalls mit<br />
MAO-Hemmern kombiniert werden, da dies<br />
lebensgefährliche Notfallsituationen auslösen kann.<br />
Geschichte und medizinische Verwendung<br />
Popularisiert durch Siegmund Freud, wurde<br />
Kokain, das Hauptalkaloid des Coca-Strauches<br />
Erythroxylum coca, in Form von Cocainum hydrochloricum<br />
schon 1884 vom Wiener Augenarzt Karl<br />
Koller als erstes wirklich bedeutendes Lokalanästhetikum<br />
verwendet. Aufgrund der (je nach Applikationsform)<br />
sich entfaltenden psychoaktiven<br />
Nebenwirkungen des Kokains, die einen Gebrauch<br />
der Substanz als Rauschmittel zur Folge hatten<br />
sowie seines stark suchterzeugenden Potenzials<br />
wurde das Alkaloid 19<strong>04</strong> erstmals durch das synthetische,<br />
vom Kokain abgeleitete Derivat Procain<br />
ersetzt. Auch den darauffolgend synthetisierten<br />
Kokainabkömmlingen blieben die anästhetischen,<br />
nicht aber die abhängigkeitsbildenden Eigenschaften<br />
erhalten. Viele von diesen finden wir auch heute<br />
noch sowohl in der Pharmakopöe der modernen<br />
Schulmedizin als auch in einigen freien Präparaten.<br />
Die Kokainderivate werden generell unterteilt in<br />
Ester (z. B. Procain, Benzocain, Tetracain, Chloroprocain)<br />
und Amide (z. B. Bupivacain, Etidocain,<br />
Lidocain, Mepivacain, Prilocain) sowie speziell in<br />
nicht-basische (z. B. Benzocain), p-Aminobenzoesäure-Ester<br />
und -Amide (z. B. Cinchocain, Oxybuprocain,<br />
Procain, Proxymetacain, Tetracain), Anilin-<br />
Amide (z. B. Articain, Bupivacain, Lidocain,<br />
Mepivacain, Ropivacain) und Verschiedene (z. B.<br />
Oxetacain).<br />
Dabei werden die Pharmaka für die unterschiedlichsten<br />
Zwecke verwendet: originär als Lokalanästhetikum<br />
in der Zahnheilkunde, Augenheilkunde,<br />
Notfallmedizin (Lidocain-Präparate bei<br />
Herzstillstand und Reanimation) und anderen<br />
medizinischen Disziplinen (auch bei Operationen<br />
und zur Schmerztherapie), gegen Halsschmerzen<br />
und Rachenentzündung (Lidazon®), gegen<br />
Hämorrhoiden (Procto-Glyvenol®), Angina,<br />
Zahnfleischentzündung, Schluckbeschwerden u. a.<br />
(Sangerol®-Spray), gegen Migräne und andere<br />
Schmerzen, Ischias und Magenleiden (Anaestalgin®),<br />
als Wund- und Heilgel (Tonex®), als<br />
Oberflächenanästhetikum (Emla®-Pflaster), aber<br />
auch für alltägliche Belange, z. B. als Sonnencreme<br />
(Solarcain®; s. u.) oder als Liebesmittel (Happy<br />
Love®; zur Aktverlängerung).<br />
Markus Berger<br />
Psychoaktiva<br />
lsd, psilocybin, dmt, meskalin, dom, 2c-b, mda,tropeine, ibogain, harmanalkaloide, isoxazole, ketamin, salvia divinorum, pcp, Amphetamin und Methamph<br />
Koffein, Cocain, Ephedrin, myristicin, safrol, mdma, ghb, mdea, bdb, opiate, heroin, methadon, fentanyle, valium, rohypnol, barbiturate<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
#6<br />
Otto Schily<br />
4,9%<br />
To Wong Foo, Thanks<br />
for Everything!<br />
Zwei extrovertierte NewYorker Drag-Queens gewinnen<br />
überraschend einen Contest, der sie zur Endausscheidung nach<br />
Hollywood befördert. Doch Anstelle das Flugticket einzulösen<br />
kaufen sich Vida Boheme (Patrick Swayze) und die auf<br />
hautengen 70s-Look abonnierte Noxeema Jackson (Wesley<br />
Snipes) einen 67er Cadillac-Cabriolet, denn schließlich haben<br />
sie sich entschlossen Chi Chi Rodriguez (John Leguizamo) von<br />
einem Mann in Frauenkleidern zu einer Drag-Queen mit Stil<br />
und Ehrenkodex zu verwandeln. Auf den Trip nach Hollywood<br />
passiert jedoch Unerwartetes. In einem kleinen Kaff gibt das<br />
Auto den Geist auf und so stranden die drei Großstadtmänner<br />
in der Provinz und treffen auf einen für sie ungewohnten<br />
Konservatismus.<br />
Im gottverlassenes Nest Snydersville im Mittleren Westen bricht<br />
mit der Präsenz der drei Drags helle Aufregung aus.<br />
Drehbuchnovize Douglas Carter Beane legt seinem Trinen-Trio<br />
clever-coole Dialoge in die tiefrot geschminkten Münder und<br />
lässt sie in kleinen Episoden ihr gutes Herz unter Beweis stellen:<br />
Sie erteilen einem gewalttätigen Ehemann und anderen Rüpeln<br />
handfeste Lektionen und bringen farbenfrohen Esprit und Elan<br />
in das triste Leben der Dorffrauen. Ergo: Die Provinzler werden<br />
um liberale Lichtjahre nach vorne gebeamt.<br />
Gerade die verschämte Zurückhaltung macht aus „To Wong<br />
Foo . . .“ eine amüsante Mainstream-Familienkomödie mit<br />
leisen melodramatischen Untertönen. Allen, die noch wenig<br />
Kontakt mit Drag-Queens hatten, sei dieser Film sehr ans Herz<br />
gelegt, denn schließlich beschreibt er die Offenheit und die<br />
Lebenslust mit welcher diese Drags durchs Leben wandern.<br />
Und ein bisschen mehr Offenheit und Liberalität ist wohl auch<br />
in manch einer Provinz in Deutschland noch sehr gefragt.<br />
Teo Nanacatl
14<br />
cool tour<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
Eure Message an die Menschheit<br />
Was Hanf Journal-Leser zu sagen haben<br />
Oh, oh, morgen wird gedruckt und schau da, auf Seite 14 ist<br />
noch eine kleine Ecke frei. 2000 Zeichen und kein Thema in<br />
Sicht. Was machen wir nur, was soll dahin? Da tönt es aus einer<br />
Ecke: Schreib doch was über mich! Eine Ode an den Grafiker<br />
– na, klar, da lass ich mich nicht zweimal bitten, denn immerhin<br />
haben wir beide noch eine Rechnung offen, seit er mich in einer<br />
Artikelsignatur als Martin „mach den Balken breiter“<br />
Schwarzbeck betitelt hat.<br />
So, dann schreib ich also einen Artikel über ML, den renitentesten<br />
Grafiker der Welt. Der ML (sprich Emmel) und wir, die<br />
Redaktion, das ist ein ewiger Kampf. Da kommen die wahrscheinlich<br />
besten Ideen der Welt, geniale Projekte und visionäre<br />
Utopien und der ML, der sagt einfach „nö“. Einfach so und<br />
dann ist das Ding gegessen. So ist das nämlich, wenn man der<br />
Mensch ist, der das Hanf Journal als letzter in der Hand hat,<br />
bevor es in den Druck geht. Da kann man schon mal einfach<br />
so „nö“ sagen. Aber ich will ja nicht lästern, insgesamt funktioniert<br />
das ja immer ganz gut mit uns und dem ML. Sieht man<br />
ja am Ergebnis, ne? Außerdem ist unser sehr verehrter Grafiker<br />
ja auch eine unerlässliche Instanz im Produktions-prozess.<br />
Nicht nur, dass er die vielen hübschen bunten Bildchen ins<br />
Hanf Journal reinschiebt, nein, er ist auch noch unsere Verbindung<br />
zur Realität. Wenn Werner und ich mal wieder total<br />
abgehen und uns in wirren Gedankenkonstruktionen und<br />
idiotischen Ideen verfangen, kann so ein „nö“ vom ML schon<br />
ganz hilfreich sein. Wer sollte das denn sonst sagen? Liest ja<br />
sonst keiner das Hanf Journal bevor’s gedruckt wird. Das soll<br />
jetzt allerdings auch nicht heißen, das der ML das Hanf Journal<br />
lesen würde, ne. Der interessiert sich eher für andere Sachen.<br />
Am Wochenende verkleidet er sich zum Beispiel gern als<br />
rappender, lispelnder Zwerg und tötet andere Durchies mit<br />
Pappschwertern, aber das ist eine andere Geschichte und soll<br />
ein andermal erzählt werden.<br />
Keiner haut so schön auf die Kacke wie du, ML!<br />
#5<br />
Daniel Küblböck<br />
7,2%<br />
Ode an einen Grafiker<br />
Martin „mach den Balken breiter“ Schwarzbeck<br />
Welch ein Andrang! In der letzten und vorletzten Ausgabe<br />
hatten wir euch ja aufgefordert, uns eure Message an die<br />
Menschheit zukommen zu lassen. Die beste sollte auf die<br />
Titelseite. Da ist es ja dann absolut nachzuvollziehen, dass sich<br />
so viele drum gerissen haben. Nun, die beste steht ja jetzt auch<br />
schon fest und wer ein aufmerksamer Hanf Journal-Leser ist,<br />
der sollte sie auch schon gesehen haben. Die unserer Meinung<br />
nach einprägsamste, durchdachteste und weltverbesserungsmäßig<br />
aufrührerischste Message ist:<br />
„Hallooooo . . .<br />
. . . denken? Hirn?“<br />
Tut uns Leid, aber an soviel authentischer Bekifftheit kamen<br />
wir nicht vorbei.<br />
Na ja, jetzt kann man natürlich nicht davon ausgehen, das solch<br />
authentische Meinungsäußerungen repräsentativ für unsere<br />
Leserschaft sind. Nein, es gab auch durchaus absolut sinnvolle<br />
Messages, auch wenn so manche durch den Hauch von Flower-<br />
Power der sie umwehte, ein wenig ins Kitschige abzurutschen<br />
drohte. Frieden, Liebe und Toleranz waren die zentralen Themen<br />
der meisten Messages. Das freut uns natürlich, dass wir eine<br />
so harmoniebegeisterte Leserschaft haben, aber unsere Lieblinge<br />
mussten diese Themen wenigstens mit etwas Ironie anpacken<br />
um es in die Auswahl zu schaffen.<br />
Und weil uns so viele witzige und einfallsreiche Sprüche,<br />
Imperative und Gedichte erreicht haben, haben wir uns überlegt,<br />
euch die besten wieder zurückzuschenken. Also: erfreut euch<br />
an euren Werken. Und wenn euer Spruch nicht dabei ist, bedenkt:<br />
Die Auswahl ist natürlich absolut subjektiv – aber so<br />
sind wir halt, ihr kennt uns doch.<br />
Mein persönlicher Liebling, der (das muss ich dann doch zugeben)<br />
nicht in der ganzen Redaktion auf helle Begeisterung stieß, ist<br />
ein kleines Gedicht. Der Verfasser war vermutlich ähnlich<br />
bekifft wie der des Siegerspruchs:<br />
„Ich esse mittags meinen Brei,<br />
’ne Stunde später bin ich schon wieder high.<br />
Ich hab Spaß dran, warum auch nicht,<br />
alles was ich seh’ ist nur noch buntes Licht.“<br />
Das ist wahre Poesie, oder?<br />
Aber wie gesagt, auch einige harmonische Weltverbesserungssprüche<br />
haben den harten Wettbewerb überstanden. So hat<br />
zum Beispiel<br />
„Ein Herz für Cannabis“<br />
viele Freunde bei uns gefunden, ob es allerdings als Autoaufkleber<br />
taugt bleibt zu bezweifeln. Der schönste Hippiespruch,<br />
weil dermaßen überzogen, war:<br />
„Ewige Blumenkraft! . . . und immer auf dem<br />
Regenbogen tanzen“<br />
Wir gratulieren dem Verfasser, möchten aber anmerken, dass<br />
wir empfehlen sich mit den Drogen etwas zurückzuhalten. Als<br />
letzten aus der Rubrik der Friede-Freude-Eierkuchen-Sprüche<br />
haben wir, aufgrund seiner adretten Schlichtheit noch<br />
„habt euch lieb“<br />
gewählt.<br />
Aber es gab natürlich auch die andere Seite: Rebellion, Selbstzerstörung,<br />
Rock’n’Roll – die bösen Sprüche halt. Die Favoriten<br />
hier sind:<br />
„Rauschgift, Rock und Rebellion“<br />
und das kurze und knackige<br />
„fuck you world“<br />
Bei Nummer Drei gibt es sogar eine richtige Moral:<br />
„Kotzt eure Probleme aus anstatt sie zu<br />
betäuben“<br />
Drogenpolitisch absolut korrekt und dennoch polemisch –<br />
super!<br />
Dann gibt es da noch die eher sinnentleerten Sachen, mit denen<br />
sich aber trotzdem jeder identifizieren kann:<br />
„Endlich Feierabend“<br />
„Wer spinnt hat mehr vom Leben“<br />
„Na, habt ihr alle Spaß?“<br />
Da kommt man sich doch vor wie im Kasperletheater.<br />
Ja, und zu guter Letzt will ich euch noch die wirklich sinnvollen<br />
Messages vorstellen, die, aus denen man beinah was lernen<br />
kann. So zum Beispiel:<br />
„Erst wenn wir alles verloren haben, haben<br />
wir die Freiheit alles zu tun“<br />
Irgendwie kam mir der bekannt vor, vielleicht aus Fight Club,<br />
aber auf alle Fälle hat er Sinn. Ähnlich philosophisch ist auch:<br />
„Verändert nicht eure Denkweise – es ist die<br />
Wirklichkeit, die nicht richtig funktioniert“<br />
„Wenn Wahlen was ändern würden, wären<br />
sie schon verboten“<br />
Steckt schon ein Fünkchen Wahrheit drin, ne?<br />
Schön fanden wir auch die moderne Abwandlung von legalize<br />
it:<br />
„legalize me“<br />
Und entlassen würde ich euch gerne mit dem absoluten<br />
Überknaller, dem Spruch auf den die Welt seit Jahren gewartet<br />
hat und dessen Befolgung ich nur jedem anraten kann (bedenkt,<br />
den Scheiß habt ihr euch ausgedacht!):<br />
Esst mehr Obst!<br />
In diesem Sinne:<br />
yoshi
Auf folgenden Seiten findet ihr Texte und Artikel, die in den jeweiligen Regionalteilen Berlin, Austria, Pot oder Seedwest erschienen sind.<br />
Kiffer im Sportstudio<br />
ueberregional<br />
15<br />
das Sportstudio. Total verqualmt und die Stehtische überladen<br />
mit Bier. Naja, es kommt nicht jeder rein.<br />
In diesem VIP-Bereich ist alles kostenlos. Später nach dem<br />
Hauptkampf wird dort ein riesiges Buffet aufgebaut. Ich habe<br />
nach einem Aschenbecher gefragt und einen bekommen, mit<br />
zwei nagelneuen Feuerzeugen. Was für ein Service! Aber Long-<br />
Papers hatten sie keine da.<br />
Am 17. Januar verteidigte Regina<br />
Halmich erneut ihren Titel und das ZDF freute<br />
sich über hohe Einschaltquoten: 5,37 Millionen Zuschauer,<br />
was einem Marktanteil von 19,9 Prozent entspricht. Das<br />
Sportstudio sendete live aus Karlsruhe. Und ich war leicht breit und live dabei . . .<br />
Es laufen Kellner mit Häppchen und Sekt rum und einen<br />
Kaviarstand gibt es auch. Die Gewinnerin des Kampfes wird,<br />
umringt von einem Bienenschwarm von Fotografen, einmal<br />
im VIP-Bereich herumgescheucht und an einigen Ständen wie<br />
dem Kaviarstand, wird kurz zum Posen halt gemacht. Foto-<br />
Shooting mit Werbeeinblendung. Na tolle Show . . . aber<br />
immerhin: vier neue Feuerzeuge<br />
Zurück auf unseren Plätzen, schauen wir uns den Halmich-<br />
Fight an. Ich fotografiere und durch den Sucher sehe ich den<br />
glücklichen neuen Weltmeister im Halbschwergewicht, Erdei.<br />
Seine Freundin hat direkt vor mir gesessen und neben ihr war<br />
noch ein Platz frei . . .<br />
Ich war wirklich gespannt. Das Bild von Gladiatoren im Kolosseum<br />
ist mir die ganze Zeit im Kopf herum gespukt. Die heutigen<br />
Gladiatoren kommen aus Box-Ställen. Was Menschen<br />
nicht so alles für Geld machen . . . „Brot und Spiele“ sag ich da<br />
nur. Natürlich kann das Kolosseum nicht mit der mickrigen<br />
5.000-Leute-reinquetsch-dm-Arena verglichen werden – aber<br />
so weit weg liegt wohl mein Vergleich auch wieder nicht.<br />
geht, nämlich um Ruhm und Ehre für das Vaterland! Und davor<br />
müssen wir uns alle erheben, aus Respekt! Ähm, na alle?<br />
Ich dann doch nicht. Ich bin Kiffer und klar im Kopf! Ich bleibe<br />
sitzen und werde merkwürdig angeschaut. Ich frage, als sie<br />
wieder sitzen, welches Land überhaupt zu Flagge und Nationalhymne<br />
gehört? Womit ich erstaunte Gesichter erntete und<br />
einige kleinlaute Kommentare. Doch hihi . . . keiner hat die<br />
ungarische Flagge gekannt.<br />
Bemerkt hat ihn erst einmal niemand. Denn er kam alleine,<br />
ohne Bodyguards und Fotografen im Schlepptau. Alleine sind<br />
Celebritys kaum zu erkennen. So ganz ohne Boxhandschuhe<br />
sieht er eigentlich aus wie ein Kiffer. Vielleicht ist er auch einer<br />
und ich ärgere mich, weil ein so sympathischer Mensch nach<br />
dem Kampf nicht einmal einen Joint rauchen darf, um sich zu<br />
entspannen, da Cannabis seit Januar auf der Dopingliste steht.<br />
Vor dem Eingang ein bisschen Security, ich sollte mein Gras-<br />
Messerchen abgeben und auch noch einen Euro für die Aufbewahrung<br />
bezahlen. Ich war noch gar nicht richtig in Fahrt,<br />
von wegen Grundsatzdiskussion wegen erzwungener Gebühren,<br />
da durfte ich auch schon mein Taschenmesser mitnehmen.<br />
In der Vorhalle fanden sich sechs Stände zur alkoholischen<br />
Massenabfertigung mit Bier in Plastikbechern. Und in der<br />
Arena sitzen in den ersten Reihen natürlich nur irgendwelche<br />
Funktionäre. In der zweiten Reihe, die VIP-Kartenbesitzer und<br />
für alle anderen, die nicht nur das gespannte, ruhige Casino-<br />
Flair spüren und trotzdem etwas sehen wollten, wurden über<br />
den „Seilen“ ein riesiger Monitore aufgehängt. Einige hatten<br />
auch Ferngläser dabei. Es waren sogar ein paar Boxfans anwesend,<br />
aber die waren eher eine Minderheit, da sie mehrmals<br />
erfolglos eine Welle zu starten versuchten. Die meisten Besucher<br />
der Veranstaltung waren Geschäftemacher aller legaler und<br />
illegaler Schattierungen, einschließlich mitgebrachter „Klischee-<br />
Bunnies“.<br />
Außer der Weltmeisterschaft im Fliegengewicht der Frauen<br />
standen noch weitere Kämpfe an. Doch wer genau sich da nun<br />
die Fresse polieren sollte, konnte mir niemand sagen. Für die<br />
Leute um mich herum war das alles nur Fun – und Frauenboxen<br />
nahm sowieso niemand ernst, auch die anwesenden Frauen<br />
nicht. Aus Fun standen sie anscheinend auch schweigend und<br />
aufrecht da, während die Nationalhymnen mahnten, dass es<br />
hier um mehr als nur den endgültigen Sieg über den Gegner<br />
Den nächsten Vorkampf, Regina wurde vom ZDF schließlich<br />
zum Hauptakt des Abends gekürt, bestreitet Michalczewski-<br />
Bezwinger Gonzales aus Mexiko gegen den Ungarn Erdei. Es<br />
geht um den WBO-Titel (World Boxing Organization) im Halbschwergewicht.<br />
Und schnell wird mir klar, die hauen sich<br />
richtig. Das muss verdammt weh tun. Warum machen die das?<br />
Geld kommt jedenfalls sehr viel – vor allem durch Bier-Werbung<br />
– wieder rein.<br />
Aber muss es denn wie überall bei Sport-Events Alkoholwerbung<br />
sein? Mal sehen was die Bundeszentrale für Gesundheitliche<br />
Aufklärung (BzgA) dazu sagt: „Sport und Alkohol: was<br />
scheinbar nicht zusammenpasst, ist längst untrennbar miteinander<br />
verbunden. Man sieht es in der Werbung: kaum ein<br />
Sportereignis, das nicht von großen Brauereien zu Werbeauftritten<br />
genutzt wird. Deshalb kann es nicht darum gehen, den<br />
Alkohol aus dem Vereinsalltag zu verbannen. Wo Erwachsene<br />
. . . trinken, kann auch vom abstinenten Sportler Toleranz erwartet<br />
werden.“ Zitat aus der Broschüre „Kinder stark machen<br />
im Sportverein“, na dann Prost!<br />
Immer, wenn es richtig klatscht, geht eine Welle der Begeisterung<br />
durch die Menge und alles schaut gebannt auf die Grossaufnahmen<br />
in den Bildschirmen um das Blut zu sehen. Ich finde<br />
das alles ziemlich schrecklich. Aber die Menschen um mich<br />
herum haben ihren Spaß. Ist für sie ein hipper Ort zum Rumhängen.<br />
Wir gehen uns in die VIP-Lounge stärken und entdecken,<br />
gleich nach der VIP-Security (die sind sogar freundlich)<br />
Nicht weil Cannabis leistungssteigernd wirke, sondern wegen<br />
der Vorbildfunktion der Sportler, so wird argumentiert. Also<br />
werden wir Kiffer im Sport ganz klar diskriminiert. Der nachgewiesene<br />
Konsum hat schon einige Sportler um ihre<br />
wohlverdienten Medaillen gebracht.<br />
Infos: http://www.boxingpress.de<br />
Mangas<br />
Unterstützen Sie deshalb die politische<br />
Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
Email: buz@ hanfverband.de<br />
Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />
Lettestraße 3<br />
1<strong>04</strong>37 Berlin<br />
mehr Infos unter www.hanfverband.de
16<br />
ueberregional<br />
Cannabis-User gibt es viele: Von denen, die gelegentlich mal<br />
(passiv) geraucht, aber nicht inhaliert haben sollen, über die<br />
Fraktion der Hardcore-Kiffer, die sich jeden Tag mindestens<br />
ihre zehn Bongs reißen, bis hin zu denen, die Cannabis in seinem<br />
Facettenreichtum sinnvoll und bewusst für sich anzuwenden<br />
wissen.<br />
Zu Letzteren zählen zwei vom Schicksal gepeinigte<br />
und von Behörden bedrängte Brüder, wohnhaft in<br />
einer kleinen Eineinhalb-Zimmer-Wohnung in<br />
einem ruhigen Vorort einer kleinen Großstadt.<br />
Schon beim Passieren des Ortseingangs-schildes<br />
bekommt man den Eindruck, dass sich hier<br />
Katz und Maus gute Nacht sagen, man den<br />
Nachbarn noch persönlich kennt und jener<br />
nicht lediglich ein weiterer gesichtsloser<br />
Körper inmitten der anonymen Großstadt<br />
ist. Die Gegend wirkt insgesamt entspannt,<br />
„normal“ und könnte prinzipiell jeder<br />
Vorort in Deutschland sein.<br />
Wer würde auf die Idee kommen, dass es<br />
ausgerechnet hier Menschen gibt, die<br />
aufgrund unglücklicher Schicksale in ihren<br />
Lebensläufen, logisch inkonsequenter Gesetze<br />
und irrationaler Verhaltensweisen<br />
exekutiver Beamter von harmlosen Kiffern<br />
zu gemeingefährlichen Kriminellen werden<br />
können? Nun, gerade der Blickwinkel der<br />
(un)breiten Öffentlichkeit kann diese<br />
Tendenz begünstigen.<br />
Der Text ist ein anregender Impuls für<br />
Menschen in ähnlichen Lebens-lagen,<br />
Ungerechtigkeiten nicht über sich<br />
ergehen zu lassen, sondern genau<br />
umgekehrt, jene nach Außen, in den<br />
öffentlichen Fokus bzw. Diskurs zu<br />
tragen.<br />
Die zwei Betroffenen, um die<br />
es sich in diesem Artikel<br />
handelt, werden angeklagt<br />
Marihuana angebaut zu<br />
haben.<br />
Da wäre einmal „Cheech“ (Name geändert), Frührentner,<br />
Baujahr ’68 mit einer täglichen Medikation von: L-<br />
Polamidon Lösung 10 ml (Levormethadon 50 mg), MST<br />
Ratarddragees (Morphinhemisulfat 200-300 mg), Diazepam<br />
Tabl. (40-50 mg) und einer Vielzahl anderer Chemokeulen bei<br />
unerträglichen Schmerzschüben (Bedarfsmedikation),<br />
die aus Platzgründen nicht alle im Einzelnen<br />
aufgezählt werden können. Bei 1 bis 2<br />
Gramm Gras täglich lässt sich die<br />
aufgeführte Medikation fast halbieren.<br />
Die Bedarfsmedikation lässt sich mit<br />
THC beinahe gänzlich ausschließen.<br />
Angefangen von Alka-Seltzer mit sieben Jahren, über Rohypnol<br />
(Schlafmittel mit starkem Suchteffekt) war er mit 16 bereits voll<br />
drauf. Morgens Schmerzmittel, abends Schlafmittel. Die Psychopharmaka<br />
nehmen seitdem einen hohen Stellenwert in seinem<br />
Leben ein, da er sich dank jener nun wieder einigermaßen den<br />
alltäglichen Dingen im Leben widmen kann. Er nehme konstant<br />
selektierte Mittel ein, die ihn auf einem Level halten, der<br />
lebenswert ist.<br />
„Chong“ will von der Pharmaindustrie unabhängig sein.<br />
Deswegen ist er auf selbstangebautes THC umgestiegen. Warum<br />
er nicht die legale Volksdroge Nummer eins zu Hilfe nehme,<br />
will ich wissen. „Alkohol in Kombination mit Medikamenten,<br />
steht in jeder Packungsbeilage: unter Vorbehalt.“ Diese legale<br />
Methode fällt also flach. Was bleibt also übrig, als auf THC<br />
zurückzugreifen, welches selbstproduziert um ein Vielfaches<br />
günstiger als die benötigten Medikamente ist?<br />
„Cannabis hat mir in meinem Leben mehr<br />
geholfen, als bisher angenommen. Was mir<br />
Schaden zugefügt hat, waren die ständigen<br />
Uppers und Downers in der Vergangenheit“<br />
erzählt mir einer der beiden. Deshalb geht’s<br />
im Sommer nach Essen. Auf der<br />
www.pottdemo.de am 26. Juni wird es<br />
Redebeiträge von Tillmann Holzer<br />
(Vorstandvorsitzender des VfD), Dr. Franjo<br />
Grotenhermen (NOVA-Institut und IACM)<br />
und von einem der polytoxikophilen<br />
Brüder als Betroffenen geben, der seine<br />
Leiden schildern will.<br />
Beide wollen damit ein<br />
Zeichen in Richtung<br />
Legalisierung setzen.<br />
Allerdings fordern sie<br />
eine vernünftige und<br />
nicht eine totale<br />
Legalisierung von<br />
Cannabis. „Es gibt<br />
genug von denen,<br />
die es damit übertreiben,<br />
nicht klarkommen<br />
oder<br />
auch zu jung<br />
damit anfangen.<br />
Darum geht es<br />
uns nicht!<br />
Kiffer wie du und ich<br />
Die Leidens-Geschichte zweier polytoxikophiler Brüder<br />
Zumindest hätte man, laut Berichten der lokalen Presse, eine<br />
„ganze Plantage“ in der Wohnung gefunden, die nicht einmal<br />
eine Größe von 30 Quadratmeter aufweist. Von „Plantage“<br />
kann also keine Rede sein. Zudem berichteten die lokalen<br />
Medien nicht über den tatsächlichen THC-Gehalt der Pflanzen.<br />
Das hätte auch keine Schlagzeile gebracht, da die verkümmerten<br />
„Bonsai-Pflänzchen“ von Milben befallen waren. Stattdessen<br />
war die dramatische Rede von ca. 200 Pflanzen.<br />
In einem solchen Falle ist es nur selbstverständlich, wenn unser<br />
„Freund und Helfer“, die Polizei, die Wohnung stürmt, Handgelenke<br />
mit engen Handschellen quetscht und mit der Pistole<br />
um Ruhe bittet. Natürlich in Zivil und ohne auch nur ein Wort<br />
darüber zu verlieren, worum es eigentlich geht, geschweige<br />
denn die Rechte vorzulesen. Bücher, teure Fachliteratur sowie<br />
diverse Küchenartikel (Kaffeemühle), dürfen da selbstverständlich<br />
auch ohne weiteres beschlagnahmt werden. Sadistische<br />
Verhaltensweisen, wie Erniedrigung, Sprücheklopfen, Aufziehen<br />
und mehrmaliges Eindringen in die Privatsphäre der zwei<br />
Geschwister werden dabei nicht als Schikane, sondern unter<br />
dem Begriff „Polizeipsychologie“ oder „Raucherpolizei“<br />
subsummiert.<br />
Doch warum, frage ich mich als seriöser und rasender Reporter,<br />
nimmt man diese Risiken auf sich, wenn doch bekannt ist, dass<br />
der Anbau von Marihuana in Deutschland mit radikal-repressiven<br />
Maßnahmen sanktioniert wird, selbst wenn man den<br />
Status „Frührentner“ innehätte?<br />
Die Antwort(en): Selbstversorgung und „Polytoxikophilie“<br />
(=Drogenmischkonsumenten).<br />
„Chong“ (Name ebenfalls geändert), Baujahr ’69 ist<br />
angewiesen auf flüssiges Codein, hat ein äußerst unangenehmes<br />
Leiden im Genital-Bereich und wurde trotz operativ entfernter<br />
Milz beim Bund auf „T2“ gestuft. Auf dem Lande groß<br />
geworden kannte er zunächst nichts anderes, als sich mit<br />
Alkohol ins Koma zu saufen.<br />
Man braucht kein Fachexperte zu sein um zu erkennen, dass<br />
es sich bei diesen Opiaten um Schmerzhemmer und Symptomblocker<br />
handelt. „Wir sind Morphinisten“ äußert sich einer der<br />
beiden, als es mir einen Moment lang die Sprache verschlägt.<br />
Dann erblicke ich einen Haufen mit Aktenordnern und Unmengen<br />
von Papier. Ein ganzer Kubikmeter, mindestens zehn<br />
DIN A4-Ordner, voll mit Krankenakten.<br />
Zuvor befolgten sie ärztlich verordnete Medikationen bzw.<br />
starteten diverse substanzinduzierte Selbstexperimente aller<br />
Art. Beide haben erst mit ca. 20 Jahren das erste Mal gekifft.<br />
„Wir sind quasi Spätzünder.“ sagen sie. Sie entdeckten die<br />
Wirkung des THC erst, nachdem sie harte Drogen zu sich<br />
genommen haben und eben nicht davor. Von der Einstiegsdroge<br />
Cannabis kann also keine Rede sein. Doch nach dem ersten<br />
Joint wurde alles anders. Cheech und Chong schafften sich<br />
Literatur an und machten sich Gedanken darüber, wie und wo<br />
was wirkte. Seitdem lesen sie die Beipackzettel aufmerksamer<br />
und widmen sich vermehrt ihren humoristischen und kreativen<br />
Seiten.<br />
„Cheech“ nimmt seit fast zwei Jahrzehnten Opioide (Opiate)<br />
zu sich, weil er seit seiner Kindheit am ganzen Körper an<br />
chronischen Schmerzschüben und Schlafstörungen leidet. Hinzu<br />
kamen im Laufe der Jahre diverse OPs in und an sämtlichen<br />
Körperöffnungen.<br />
Wir sind nicht dafür, dass Cannabis freigegeben wird für 14-<br />
Jährige.“ Nachvollziehbar, da man argumentieren könnte, dass<br />
in einem solchen Alter die Psyche eines jungen Menschen noch<br />
nicht ausgereift und willensstark genug ist. In einem solchen<br />
Alter wird möglicherweise nur geringfügig bewusst über den<br />
Gebrauch des grünen Krauts zwecks kontrollierter und gezielter<br />
Anwendung reflektiert. „ Ein Alter von 21 wäre realistischer.<br />
Die Pubertätsphase muss ausgeklungen sein. Andererseits<br />
muss es Obergrenzen geben, damit die Leute nicht (zu) bekifft<br />
durch die Gegend fahren.“ Man soll ja auch nicht durch die<br />
Gegend „fliegen“, sondern am Straßenverkehr teilnehmen, mit<br />
einem möglichst nüchternen Sinn für die Realität. „Substanzaufklärung<br />
ist da besonders wichtig. Unsere Eltern hatten mit<br />
[illegalisierten - Anm. d. Red.] Drogen überhaupt nichts zu<br />
tun. Deswegen haben wir keine Ahnung von der Materie<br />
gehabt.“<br />
Deshalb der Appell an alle ähnlich betroffenen Kiffer: Habt<br />
Mut und outet euch! Ihr seid nicht alleine!! Fälle wie „Cheech<br />
und Chong“ sind nur ein Beispiel von vielen auf der Spitze<br />
des deutschen Hanfbergs.<br />
Jedoch sind viele aufgrund der Angst vor repressiven<br />
Maßnahmen seitens der Exekutive, der Staatsanwaltschaft und<br />
der Deutschen Drogenpolitik, stark eingeschüchtert. Aber es<br />
gibt Möglichkeiten selber etwas zu bewegen und sich nicht<br />
nur wie ein Verbrecher behandeln zu lassen.<br />
Schreibt beispielsweise Briefe mit eurer Leidens-Geschichte an<br />
die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marion Caspers-<br />
Merk (siehe auch Seite 06) poststelle@bmg.bund.de, denn jede<br />
Meinung zählt!<br />
Schreibt an redktion.pot@hanfjournal.de wenn ihr ein<br />
Sprachrohr sucht, einen progressiven Einfluss auf das BtMG<br />
und das öffentliche Bild von Cannabis auszuüben.<br />
Adam Zawadzki<br />
Wanted<br />
Gesucht:<br />
Ziel:<br />
Methode:<br />
Wo:<br />
Belohnung:<br />
Trend- und szeneläden ohne Hanf Journale<br />
zukünftige Auslage des Hanf Journals<br />
Anzeigen (beim Hanf Journal, auf keinen<br />
Fall bei der Polizei)<br />
zentrale@hanfjournal.de<br />
kleine Geschenke (z.B.: Drehmaschiene,<br />
Grinder, CDs, ...)<br />
Das Hanf Journal sucht Head- und Growshops die noch keine Hanf Journale auslegen. Kennt ihr einen Shop der<br />
das noch nicht tut, dann gibt uns die Adresse und wir kümmern uns darum das ihr auch in diesem Shop Hanf<br />
Journale bekommt. Für fachdienliche Hinweise warten kifferfreundliche Belohnungen.
Druffe Redakteure<br />
ueberregional<br />
17<br />
Ein Zustandsbericht zur Lage der Nation<br />
Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Bericht über das neue<br />
Herbal Extasy von Al’s Headshop, der Großstadtsurvivor, der<br />
Berliner Newsflash und der Hanf Journal-Clubtest stehen. Aber<br />
wie das Leben manchmal so spielt, ist es ja – vor allem so kurz<br />
vor Druckschluss – schon komisch, so viel auf so wenig Platz<br />
zu hauen. Und so dachten wir, wir gehen<br />
erstmal in den Al’s Headshop, holen<br />
uns die Herbals, schmeißen die ein,<br />
feiern wilde Partys, fügen dies alles<br />
zusammen mit ein bisschen<br />
Dummgeschwätz der Großstadtsurvivor<br />
und fertig ist der<br />
sagenhafteste Artikel des Hanf<br />
Journals, auf den ihr<br />
schon soooo lange<br />
gewartet habt.<br />
Die Location: Georg von Rauch Haus<br />
Alt – Ehrwürdig – Besetzt<br />
Go! Also erstmal zum Al und uns mit einem kleinen Sortiment<br />
aus seiner riesigen Auswahl pseudolegaler Drogen versorgt.<br />
Zum Glück liegt dieses Paradies eines jeden Psychonauten ja<br />
direkt bei uns um die Ecke. Hier wird man auch regelmäßig<br />
kompetent beraten: „Also ich würd’ erstmal die hier nehmen,<br />
die knallen besser und dann erst die andern.“ So ließen wir<br />
uns die neuen Herbals „Eclipse“ und „Herbal XTC Tatanka“<br />
aufschwätzen. Das hieß wohl dann, dass wir wieder das ganze<br />
Wochenende arbeiten mussten, schließlich müssen wir die ja<br />
ausprobieren, bevor wir drüber schreiben können. Fehlt quasi<br />
nur noch die Party, auf der wir notgedrungen diese neuen<br />
pflanzlichen Extasy-Verschnitte ausprobieren konnten. Doch<br />
für solch feierfreudiges Publikum wie unsereins sollte auch<br />
dieses Problem lösbar sein. Schließlich war auch mal wieder<br />
Sonics in der Stadt. Für alle Unwissenden: Sonics ist der<br />
Zusammenschluss aller deutschen Partydrogenverbände wie<br />
eve&rave, eclipse, drugscouts oder alice project. Und wenn die<br />
schon mal hier feiern, dürfen wir natürlich nicht fehlen.<br />
Auf dem Treffen der führenden europäischen Drogenaktivisten<br />
Europas in einem der nobelsten Hotels der Hauptstadt wurden<br />
Themen und Impulse zu den Themen „safer-sniefen“, „saferclubbing“<br />
und einem „cybertribe-oa“ besprochen. Nähere Infos<br />
folgen demnächst auf www.sonicsnetz.de. Nach dem „Seminar“<br />
ging’s zur (in)offiziellen After-Party. Denn wer miteinander<br />
redet, muss au miteinander feiern könne!<br />
Also nichts wie ins „Rauchhaus“, die erste Kapsel schlucken<br />
und los geht’s. Blöderweise haben wir erst danach auf die Uhr<br />
geguckt: 23 Uhr und noch keiner da – ups! Na wenigstens<br />
kannten wir viele der verstrahlten Drogenlobbyisten und so<br />
wurde es nicht ganz langweilig. Das legendäre „Rauchhaus“<br />
überzeugte vor allem durch sein alternatives Besatzerimage.<br />
Natürlich wurden alte Erinnerungen an „Ton Steine Scherben“,<br />
die schon vor Jahrzehnten dieses Haus besangen, wach. Und<br />
so standen wir staunend, huldigend und allmählich schon ein<br />
bissi druff vor den Fußstapfen<br />
der ersten<br />
großen Punkband<br />
Deutschlands. Na, um<br />
mal ehrlich zu sein, die<br />
anderen erzählten uns<br />
mehr davon – wir<br />
Techno-Kulturbanausen<br />
hätten es am End’ gar<br />
nicht mal gemerkt – all<br />
den Flair.<br />
So, da standen wir also. Zum Glück füllte sich die Tanzfläche<br />
relativ bald und der DJ ließ sich sogar hin und wieder dazu<br />
herab, kein Goa-Trance zu spielen. Wie gesagt hin und wieder.<br />
Aber wir sind da ja relativ kompatibel (wirklich?). Um den<br />
langsam eskalierenden Bierkonsum auszugleichen, musste<br />
dann relativ schnell die erste Packung Herbals ihr Leben lassen.<br />
Und, alter Schwede, die funktionieren tatsächlich, wie wir bald<br />
gegenseitig an unseren irren Augen erkennen konnten. Es ist<br />
zwar nicht ganz so psychoaktiv wie die illegale Variante – aber<br />
Energie hat man davon wie ein Bär während der Balzzeit, der<br />
Hummeln im Arsch hat!<br />
Kaum vorstellbar, aber dennoch hin und wieder Realität, zerriss<br />
es die Hanf JournalRRedaktion an diesem Abend zeitweise in<br />
zwei Lager – wir wurden quasi getrennt. Der eine verschwand<br />
ins „Icon“ um sich mit Getrommle und Gebasse die Ohren zu<br />
belästigen und der andere blieb hinter der Bar, wo auch sonst?<br />
Ein paar Schrecksekunden (oder waren es Stunden – wir lieben<br />
diese Herbals) später traf man sich dann aber doch wieder im<br />
„Watergate“ um zusammen mit der Grafikabteilung und der<br />
Pot-Redaktion dem Sonnenaufgang durch die wohl geilsten<br />
Glasfenster Berlins zu huldigen.<br />
Und was so ein echter Hanf Journal-Mitarbeiter ist, der geht<br />
natürlich nicht gleich nach Sonnenaufgang wieder. Nein, erstmal<br />
wird ordentlich geschwitzt, geschwätzt und gechillt. Eine<br />
weitere Packung Herbals später knickte der Kampfgeist der<br />
Grafikabteilung als erstes ein. Was will man auch erwarten bei<br />
so vielen bunten Bildern. Aber auch der Rest vom Hanf Journal<br />
(sprich die Redaktion und die Pot-Redaktion) schafften es nicht<br />
die Party in die Knie zu zwingen. Es geschah eher andersrum.<br />
So sickerten wir dann in den Mittagsstunden alle nach Hause<br />
(wessen Zuhause das auch immer war) zur traditionellen After-<br />
Hour.<br />
Aber es hat sich mal wieder gelohnt. Dank Tatanka, dank<br />
„Rauchhaus“, dank sonics, dank „Watergate“, dank an alle die<br />
mit uns gefeiert haben! War Spaß!<br />
Das Material:<br />
Herbal XTC von Tantanka (s. Bild)<br />
Was Spannendes – was zum Spielen – und<br />
Schokolade (fast)<br />
Name: Eclipse oder Herbal XTC<br />
Inhalt: Sida Cordifolia, Pyridoxine HCL, Gingo,<br />
Biloba, Guerana, L-Glutamine, Spirulina, GutaKola,<br />
L-Tyrosine<br />
Erhältlich bei: Al’s Headshop<br />
www.als-head-shop.de<br />
Kava Kava - Hawaianische Naturdroge:<br />
Da wir alle in einem Zeitalter der Veränderungen leben, interessiert<br />
es den einen oder anderen sicherlich brennend, was sich<br />
in Sachen „Naturdrogen“ auf unserem Planeten so alles<br />
herumtummelt?? Oder nicht?<br />
Nun zuallererst stelle ich mal die Behauptung in<br />
den Raum, dass viele Leser und Leserinnen hin<br />
und wieder kleine Verunsicherungen, Ängste oder<br />
auch ein wenig Schlaflosigkeit im alltäglichen Leben<br />
quälen. Sei es wegen des stressigen Berufsleben, zu wenig<br />
Sport oder gar wenig Sex, Sorgen und anderem.<br />
Hin und wieder scheint es, als stehen wir unseren ureigenen<br />
Ängsten gegenüber. Und da ich nicht zu den morgendlichen<br />
Meditierenden oder abentlichen Yoga-Gehern zähle,<br />
machte mir ein alter und sehr lieber Freund ein<br />
Angebot: Kava Kava aus Hawaii. Direkt und<br />
unverfälscht.<br />
Ich zähle ja zu den abenteuerlichen Mädchen und risikofreudig<br />
bin ich auch, und meine Neugier trieb mich in Richtung<br />
„Greg“, der Freund, der mir seine geheimnisvolle Box aus<br />
Hawaii zeigte.<br />
Ich muss zugeben, zuallererst verwirrte mich das Ganze<br />
schon ein wenig. Die Auswahl war zu groß: Kava-Paste,<br />
Kava-Wurzelpulver oder dieses schamanische „Kava<br />
– for you dreams“ – stellt einen tiefen Schlaf<br />
zur Verfügung und man entspannt sich.<br />
Was ist am besten, wo sollte ich anfangen? Und<br />
da ich das nicht wusste folgte ich Gregs Rat und fing mit der<br />
Kava-Honig-Paste an, die mir nach der Einnahme sofort die<br />
Spitze meiner Zunge betäubte. Nach einer Weile fühlte ich<br />
dieses unglaublich euphorische „ich-könnte-Bäume-ausreißen-<br />
Gefühl“. Es verbreitete sich in meinem ganzen Körper, vielleicht<br />
ein bisschen mehr in meinem untersten fraulichen Körperteil<br />
. . . ein fantastisches Gefühl. Ich spürte, dass dieser Abend noch<br />
sehr lustig werden würde – ich alleine mit einem verrückten<br />
Strasbourger und dieser Box aus Hawaii – samt schamanischen<br />
Inhalt. Doch woher stammt das, und wie kann man das Kava<br />
Kava-Pulver optimal einsetzen?<br />
... oder nur europäischer Kick?<br />
Weil sich aber sicherlich viele Interessenten<br />
und Verbraucher schon informiert haben,<br />
dass der Gebrauch der Pflanze zu Leberschäden<br />
führen kann, habe ich ein anderes<br />
sehr interessantes Mittel gefunden, das<br />
frei erhältlich ist und ebenfalls Kava Kava<br />
enthält. Wer unter Konzentrationsstörungen<br />
und nervlichen Belastungen leidet<br />
oder sich disharmoniert fühlt, mit Veränderungen<br />
schlecht zurecht kommt oder<br />
Erwartungsängste, bezogen auf Prüfungen,<br />
Vorstellungen oder Vorträge,<br />
soziale Auseinandersetzungen etc. dann<br />
schaut mal auf die „Pekana“-Webpage<br />
schauen. „Psy-Stabil“ hilft da auch, auf<br />
pflanzlicher Ebene versteht sich. Die<br />
Inhaltsstoffe der Spezialität sind so<br />
abgestimmt, dass eine heitere Gelassenheit<br />
bei klarem Gedankenfluss auftritt, welche<br />
ermöglicht, den Tagesanforderungen<br />
uneingeschränkt gewachsen zu sein.<br />
Dieser Bericht ist mein Beitrag für mehr<br />
Verständnis und Toleranz gegenüber den<br />
vielen wunderbaren Pflanzen dieser Welt<br />
– und seien wir doch ehrlich: Ob Marihuana<br />
oder Kava Kava, vergleichbar<br />
mit den in Europa legalen<br />
Drogen, Alkohol oder Zigaretten<br />
sind die doch ein Wahnsinn?<br />
Wahrscheinlich ist vor allem das<br />
Fehlen einer Orientierung hinsichtlich<br />
der grundlegenden<br />
Prämissen in der Drogenpolitik<br />
für die aktuell verworren<br />
scheinende Situation verantwortlich.<br />
Elisabeth Trksak<br />
Die ursprünglich vermutlich in Neuguinea beheimatete Pflanze<br />
wurde im pazifischen Raum kultiviert und verbreitet, da sie<br />
für die Einwohner Polynesiens im religiösem, gesellschaftlichen<br />
und politischem Leben eine bedeutende Rolle spielt. (Und für<br />
mich. Eindeutig, was von solch schöner Insel stammt, kann<br />
nur gut sein!)<br />
Kava Kava ist ein zwei bis drei Meter hoch wachsender Strauch<br />
mit großen, herzförmigen Blättern (siehe Bilder). Medizinisch<br />
verwendet wird der fleischige Wurzelstock, der bis zu zehn<br />
Kilogramm schwer werden kann.<br />
Den vor allem im Wurzelstock vorkommenden Kava-Pyronen<br />
Kavain, Methysticin, Yangonin und anderen Inhaltstoffen wird<br />
eine angstlösende, beruhigende, krampflösende und schmerzstillende<br />
Wirkung zugeschrieben. Die Schlafqualität soll gebessert<br />
werden. Der genaue Wirkmechanismus ist jedoch noch<br />
unbekannt. Zubereitungen aus dem Kava-Wurzelstock werden<br />
zur kurzfristigen Behandlung nervös-ängstlicher Unruhezustände<br />
angewandt. (Ich möchte noch eine aphrodisierende<br />
Wirkung hinzufügen, die ich eindeutig spürte – oder vielleicht<br />
bin ich von Natur aus so . . . na so . . . ok, lassen wir das lieber).
18<br />
anderswo<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
#4<br />
Gerhard Schröder<br />
10,4%<br />
Barcelona vs. Madrid 3:0<br />
Die Katalanen haben’s nicht leicht. Vom Rest Spaniens<br />
„Polacos“ (= Polen) genannt, weil sie so anders seien – so<br />
„europäisch“, „sauber“ und „fleißig“ – kämpfen sie unermüdlich<br />
um die Unabhängigkeit, und trotzdem mögen sie nicht einmal<br />
ihre Mitstreiter in diesem Punkt, die Basken, so richtig – weil<br />
die ihnen den Erfolg, den sie dabei haben, neiden; ganz ohne<br />
Bomben und Terrororganisation, dafür mit der Wirtschaftsmacht,<br />
die den Basken fehlt.<br />
Auch in Punkto Hanf sind die Katalanen „anders“ als die<br />
übrigen Spanier: schon vor zwei Jahren konnten Frauen der<br />
Barceloner Brustkrebs-Selbsthilfegruppe „Agata“ im Rahmen<br />
einer im staatlichen Fernsehen ausgestrahlten Dokumentation<br />
unbehelligt über ihre (durchwegs positiven) Erfahrungen mit<br />
Hanf als Linderungsmittel berichten, und auch über ihre Zusammenarbeit<br />
mit dem ältesten Hanfverein Spaniens, der<br />
ARSEC Barcelona, von dem sie das Gras erhielten. Und das<br />
alles, obwohl der Handel mit Hanf offiziell verboten und Hanf<br />
als Medizin noch alles andere als zugelassen ist. Nun legte die<br />
autonome Regierung Kataloniens noch ein Schäuferl nach und<br />
verkündete im Januar – sehr zum Missfallen der Zentralregierung<br />
in Madrid – Hanf für die medizinische Forschung<br />
freizugeben. Und es ist wohl auch kein Zufall, dass die Redaktion<br />
der größten spanischen Hanf-Zeitschrift „El Cáñamo“<br />
ihren Sitz ausgerechnet in der katalanischen Hauptstadt hat.<br />
Es fragt sich allerdings, wie lange noch. Denn von der Madrilener<br />
Hochebene weht den marijuan@s ein eisiger Wind entgegen.<br />
Bereits vergangenen Herbst verkündete Innenminister<br />
Acebes eine Expertenkommission einberufen zu wollen, um<br />
auf legalem Wege mit Hanfläden, -vereinen und -medien<br />
Schluss zu machen. Seine Begründung dieses Angriffs gegen<br />
die Meinungsfreiheit: Der Anstieg der jugendlichen Hanf-<br />
Konsumenten aufgrund dieser Institutionen, die die Werbetrommel<br />
für Hanf rühren würden (Hanf Journal berichtete).<br />
Dass etwa die „Cáñamo“ nur an Menschen über 18 Jahren<br />
verkauft werden darf und ihre Leser laut einer unlängst durchgeführten<br />
Umfrage ein Durchschnittsalter von 25,5 Jahren<br />
aufweisen, scheint dabei nicht weiter zu interessieren.<br />
Bei dem Mitte Dezember vom „Plan Nacional Sobre Drogas“<br />
(PNSD) – quasi die spanische DEA – einberufenen Kongress<br />
„Cannabis – Mythos und Realität“ waren oben angeführte<br />
gefährliche Institutionen konsequenterweise gleich von vorneherein<br />
ausgeschlossen. Ganz im Einklang mit dem Innenministerium<br />
– das ganz zufälligerweise auch der Geldgeber<br />
des PNSD ist – wurden jenige welche im Zuge der Präsentation<br />
der Studie „Strategien und Organisation der pro-cannabischen<br />
Kultur“ gleich auch als Verantwortliche für den Anstieg an<br />
Hanf-Konsumenten in den vergangenen Jahren entlarvt. Zitat:<br />
„Die Bewegung kämpft nicht mehr nur für die Legalisierung<br />
dieser Substanz, sondern versucht vielmehr den Hanf-Konsum<br />
als soziale Notwendigkeit und somit die absolute Normalisierung<br />
dieses Verhaltens zu vermitteln.“ Warum fällt denen<br />
sowas nie in Verbindung mit Alkohol- und Zigarettenwerbungen<br />
auf?<br />
Die Strategie der Regierung ist altbekannt und simpel:<br />
Irgendjemand muss schuld sein, und das sind bestimmt nicht<br />
wir! Schon gar nicht einen Monat vor den nächsten Wahlen .<br />
. . Die Antwort ist mindestens ebenso alt und mindestens<br />
genauso öd: Repression, mehr Repression, und wenn das auch<br />
nicht hilft, noch mehr Repression! Alarmierend die Aussage<br />
dazu beim Kongress: „Man sollte doch beginnen, von einer<br />
rein negativen Interpretation des Begriffs „Repression“ abzusehen.<br />
Angewandt auf schädliche Substanzen oder Realitäten<br />
wehren wir uns so gegen soziale oder natürliche Übel.“ Zeilen<br />
eines Brecht-Gedichts drängen sich auf: „Zuerst kamen sie<br />
wegen . . .“. Es scheint beinahe, Franco sei schon zu lange tot.<br />
Abenteuerlich auch die mit Steuergeldern bezahlten Anti-<br />
Drogen-Kampagnen, so etwa der letzte Slogan der PNSD: „Das<br />
Rauchen von Joints multipliziert die schädlichen Effekte des<br />
Tabaks.“ Na, soweit kommt´s noch, dass etwas legalisiert wird,<br />
dass unsere geliebten Tschik schädlicher macht! Pfui Teufel!<br />
Dem stehen die Plakate des 1988 gegründeten „Vereins Hilfe<br />
gegen Drogenabhängigkeit“ (FAD) um nichts nach. Unter dem<br />
Titel „JedeR ist verantwortlich. Die Erziehung ist alles.“ prangen<br />
Sätze wie: „Wenn du die Macht hast, sie glauben zu lassen,<br />
wenn sie nicht schlafen käme ein Mann mit einem Sack und<br />
würde sie mitnehmen . . .“ oder „Wenn du die Macht hast, sie<br />
glauben zu lassen, dass das Quadrat der Hypotenuse gleich<br />
der Summe der Quadrate der Schenkel ist, . . . stell dir vor,<br />
welche Macht du hast.“ Well . . . Erziehung mit Autoritätshörigkeit<br />
und Macht über Schutzbefohlene zu vermischen ist<br />
eine Sache; ein Kindermärchen mit dem mathematischen Satz<br />
des Pythagoras gleichzustellen, die andere. Angesichts so viel<br />
Blödheit kann man wirklich nur mehr den Kopf schütteln. Man<br />
fragt sich zwangsläufig, welche Substanz erwachsene, wahlberechtigte<br />
Menschen so beeinflussen kann, damit so was dabei<br />
rauskommt.<br />
Und die Blödheit scheint immer noch kein Ende zu nehmen:<br />
Als weitere Begründung seines geplanten Vorgehens warf<br />
Acebes in die Schlacht, dass heutzutage die Konzentration von<br />
THC viel höher sei als früher und Hanf damit heute noch<br />
gefährlicher und addiktiver. Der Verdacht drängt sich auf, dass<br />
dieses Argument der engen Freundschaft Bush – Aznar<br />
entspringt, wird es vom Weißen Haus doch schon seit gut 20<br />
Jahren immer wieder bemüht. Konzentriertere Substanz ergibt<br />
geringere notwendige Mengen ergibt weniger Rauchen für<br />
gleichen Effekt, was gesundheitlich eindeutig positiv wäre –<br />
erscheint eigentlich logisch, aber Logik ist hier ja nicht gefragt.<br />
Ebenso wenig scheint bis zu den Verantwortlichen durchgedrungen<br />
zu sein, was denn da eigentlich genau geraucht wird.<br />
Wie anders ist es zu erklären, dass sich beim PNSD-Kongress<br />
kein geringerer als der Präsident der Spanischen Gesellschaft<br />
zur Erforschung der Cannabinoide (SEIC) selbstpersönlich in<br />
Ausführungen über den hohen Gehalt an karzinogenen<br />
Substanzen in den Hanfblättern erging, ohne die Blüten auch<br />
nur zu erwähnen, wo sie in weit geringeren Konzentrationen<br />
enthalten sind. Bei so viel Wissenschaftlichkeit ist es gar nicht<br />
mehr so verwunderlich, dass den Jugendlichen auch noch<br />
daraus ein Strick gedreht wird, dass sie richtig liegen: denn<br />
die Zahl derer, die Hanf als weniger schädlich als Tabak<br />
einstufen, steigt ebenso – unabhängige Studien bestätigen dies<br />
ja auch laufend. Aber es kann einfach nicht sein, was nicht sein<br />
darf.<br />
Die „Cáñamo“ hat in ihrem letzten Editorial alle Leser dazu<br />
aufgefordert, am 14. März wählen zu gehen, um zu verhindern,<br />
dass Aznars Partei, die PP, die Mehrheit durch eine geringe<br />
Wahlbeteiligung erreicht. Die Ära des „Bigote“ (=Schnauzbart),<br />
wie Aznar hier genannt wird, ist dann zwar ohnehin vorbei,<br />
aber keiner weiß, was von dieser Seite nachkommt – Acebes<br />
und Konsorten lassen Schlimmes befürchten. Es bleibt<br />
abzuwarten, ob eine der bisher liberalsten Bastionen Europas<br />
in Uncle Sam´s Moralmühle zerquetscht wird.<br />
Claudia Grehslehner
Blue Moon<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
fun+action<br />
19<br />
Februar 20<strong>04</strong>. In Nürnberg treffen sich all diejenigen, die ihr<br />
Geld mit Spielen verdienen. Mehr als 2000 Aussteller offerierten<br />
auf 160.000 Quadratmetern Fläche eine Million<br />
Produkte, davon rund 60.000 Neuheiten und Weiterentwicklungen.<br />
Ebenfalls neu war der InnovationsAward 20<strong>04</strong>, der<br />
schon vor der offiziellen Eröffnung der Spielwarenmesse von<br />
Spiele-Vertreibern vergeben wurde. In zehn Kategorien von<br />
Fun bis Trend wurden die zukünftigen Verkaufsschlager<br />
ausgemacht. Der Sieger in der Sparte „Erlebnis“ hat den Weg<br />
in diese Ausgabe gefunden: „Blue Moon” von Kosmos. Drei<br />
weitere in eigenen Welten angesiedelte Spiele kommen dazu:<br />
„Die Rückkehr der Helden”, „Herr der Ringe Risiko” nebst<br />
Erweiterung und „Fantasy Pub”.<br />
Blue Moon<br />
Autor: Rainer Knizia<br />
Illustratoren: F. Vowinkel, J. Matson<br />
Verlag: Kosmos<br />
Spieler: 2<br />
Alter: ab 12<br />
Dauer: 30 Min.<br />
Preis: Basisspiel: 14,95,<br />
Völker-Sets: je 6,95<br />
Blue Moon<br />
Acht Illustratoren gestalten acht Völker, die die Welt Blue Moon<br />
bewohnen. Die Hoax und die Vulca erhält man zusammen mit<br />
drei Drachen und einem Spielplan mit dem Kauf des Basis-<br />
Sets „Blue Moon“. Die restlichen sechs Völker gibt es peu a<br />
peu einzeln zu erwerben. Verkaufstechnisch bestimmt ein<br />
Renner.<br />
Die Welt von „Blue Moon“ ist zerstört, die Völker entzweit.<br />
Um wieder Ordnung zu schaffen, schließen sich die Übriggebliebenen<br />
entweder dem einen oder anderen Thronfolger an<br />
und kämpfen gegeneinander. Die Charaktere auf den Karten<br />
haben eine bestimmte Stärke und oft auch Sonderfähigkeiten.<br />
Unterstützer oder Verstärkung werten die eigenen Charakter<br />
auf oder schwächen die gegnerischen. Gekämpft wird entweder<br />
im Element Feuer oder Erde. Die beiden Kontrahenten legen<br />
solange Karten aus, bis sich einer der beiden zurückziehen<br />
muss oder will. Dabei wird die Stärke miteinander verglichen.<br />
Erreicht der aktuelle Spieler nicht mindestens die Stärke des<br />
Gegners, muss er sich zurückziehen und hat den Kampf<br />
verloren. Der Gewinner erhält einen Drachen. Sobald einer der<br />
beiden keine Karten mehr hat, endet das Spiel und der mit den<br />
meisten Drachen . . .<br />
Da ein Duell nicht länger als 30 Minuten dauert, kommt es mit<br />
Sicherheit zum nächsten Kräftevergleich. Noch spannender<br />
wird das Spiel, sobald man mehr als ein Volk besitzt und sein<br />
Kartendeck bestehend aus 30 Karten selbst zusammenstellt.<br />
Rückkehr der Helden<br />
Rückkehr der Helden<br />
Autor: Lutz Stepponat<br />
Verlag: Pegasus Press<br />
Spieler: 1 bis 4<br />
Alter: ab 10<br />
Dauer: etwa 90 Min.<br />
Preis: 30 bis 40 (dann deluxe)<br />
Irgendwo zwischen Himmel und Erde versuchen bis zu vier<br />
Helden den Namenlosen zu besiegen. Die Welt setzt sich aus<br />
16 Einzelkarten zusammen. Bevor die Auserwählten wie Krieger,<br />
Zauberer oder Zwerg dem Namenlosen gegenüber treten<br />
können, brauchen sie einen Edelstein, den sie als Belohnung<br />
für das Erfüllen ihrer persönlichen Queste bekommen. Unterwegs<br />
lauern nicht nur Gefahren, sondern auch kleine Aufträge,<br />
die Geld und Erfahrung bringen. Rollenspieltypisch muss man<br />
sowohl seine Ausrüstung als auch seine Fähigkeiten (Magie,<br />
Fernkampf oder Nahkampf) entwickeln, sonst hat man gegen<br />
den Namenlosen keine Chance. Das Besondere an dem Spiel<br />
ist, dass aus sechs Namenlosen einer blind gezogen wird. So<br />
Herr der Ringe Risiko<br />
+ Erweiterung<br />
Verlag: Parker/Hasbro<br />
Spieler: 2 bis 4<br />
Alter: ab 10<br />
Dauer: mind 120 Min.<br />
Preis: 50 bis 60<br />
einschließlich Erweiterung<br />
ist es ein kleines Lotteriespiel, ob man einem mächtigen Zauberer<br />
oder Nahkämpfer gegenübersteht. Und wenn da die entsprechenden<br />
Erfahrungen fehlen, hat man keine Chance.<br />
„Rückkehr der Helden“ ist ein einfaches, durch die veränderliche<br />
Karte kurzweiliges Fantasy-Rollenspiel. Auch für die<br />
kleinen Geschwister geeignet.<br />
Herr der Ringe Risiko plus<br />
Gondor- & Mordor-Erweiterung<br />
Diese Variante des bekannten Strategie-Klassikers spielt in<br />
Mittelerde mit dem Ring als Rundenmarker. Zwei bis vier<br />
Spieler versuchen auf der dunklen oder der hellen Seite<br />
möglichst viele Regionen von Mittelerde zu erobern. Sobald<br />
der Ring den Schicksalsberg erreicht, ist das Spiel vorbei und<br />
es gewinnt, wer die meisten Regionen hält.<br />
Auf einer schönen Karte kämpfen Schwarze Reiter, Ents, Adler,<br />
Höhlentrolle nebst Menschen, Orks und Elfen um die Macht<br />
in Mittelerde. Um das Ganze etwas spannender zu gestalten<br />
haben Festungen wie Minas Tirith und Helms Klamm eine<br />
bessere Verteidigung. An besonderen Orten wie Bree oder<br />
Wetterspitze können Questen von den Heerführern gelöst<br />
werden, die mit zusätzlichen Einheiten belohnt werden.<br />
Anders als im Original „Risiko“ ist die Spielzeit durch den<br />
Ring begrenzt, Flüsse und Gebirge schränken die Bewegung<br />
ein, Ereigniskarten beeinflussen den Spielverlauf. Wer ein<br />
überschaubares Spiel der Weltherrschaftsvariante vorzieht, ist<br />
mit dem „Herr der Ringe Risiko“ gut bedient. Frech ist, das<br />
Spiel in zwei Teilen rauszubringen, obwohl im Erweiterungspack<br />
ein zusätzliches Spiel („Die Belagerung von Minas Thirit“)<br />
mitgeliefert wird.<br />
Fantasy Pub<br />
Fantasy Pub #3<br />
Dieter Bohlen<br />
14,1%<br />
Fantasy Pub<br />
Autor: Emanuele Ornella<br />
Verlag: Mind The Move<br />
Spieler: 2 bis 5<br />
Alter: ab 10<br />
Dauer: etwa 60 Min.<br />
Preis: 9,45 (www.playme.de)<br />
Ein Pub mit Tresen und ein paar Tischen. Alles voll besetzt,<br />
der kleine Hobbit wartet an der Theke auf einen freien Platz,<br />
ein bisschen Geld hat er auch einstecken. Da steht ein Ork auf,<br />
lässt ein Geldstück zurück und schwankt an einen anderen<br />
Tisch. Nichts wie hin, denkt der Hobbit und schon lässt er sich<br />
auf dem frei gewordenen Platz bei einem Krieger und ’nem<br />
Zwerg nieder. Schnell steckt er das Geldstück ein. Einen Haken<br />
hat der Sitzplatz des Hobbits: Er muss einen ausgeben und<br />
zwar dem Zwerg, der wiederum bezahlt dem Krieger ein Bier.<br />
Nur der Hobbit kriegt langsam ne trockene Kehle.<br />
Ob und an welchem Tisch sich die Mitspieler niederlassen<br />
können, entscheiden die Würfel. Wie viel Geld man zur Verfügung<br />
hat, ebenfalls. Sobald man die Hälfte seines Geldes<br />
versoffen hat, kann man versuchen über den Tresen die Kneipe<br />
zu verlassen. Ist man nach acht Bier aber zu betrunken oder<br />
hat kein Geld mehr um einen auszugeben kommt der Türsteher<br />
und schmeißt einen raus und alle Biermarker sind weg. Es hat<br />
der gewonnen, der die meisten Biere in Form von Biermarkern<br />
intus hat. Unter www.mindthemove.com gibt es noch ’ne<br />
Barmann-Variante.<br />
die Maulhalde<br />
Berlins<br />
optisch<br />
schönste<br />
Wortband<br />
Formel Heinz<br />
Aus dem Leben eines Schräggeborenen<br />
Diese nette kleine Erzählung ist eine Hommage an die<br />
Umwelt, ein Pamphlet im Namen unserer Brüder und<br />
Schwestern mit Fell, Federn, Schuppen (nein, nicht du!),<br />
Hufen, Mähne und dem ganzen anderen unnützen Kram.<br />
Formel Heinz fungiert in dieser Geschichte als der<br />
motorisierte Antichrist und ist dabei doch die primitivste<br />
Menschform, die man sich vorstellen kann. Außer den<br />
niedersten Trieben in punkto Überleben, Sex und<br />
Nahrungsaufnahme verfügte er zwar über Rudimente<br />
an Verständigungsriten, aber sie einzusetzen lag jenseits<br />
seines Vermögens.<br />
Er war so etwas von durchschnittlich, dass er selbst bei<br />
optimalen Lichtverhältnissen auf seiner „hübscheren“<br />
Gesichtshälfte so deplaziert wirkte wie Pansen in<br />
Obstsalat.<br />
Ein paar seiner Bekannten nannten ihn Formel Heinz,<br />
denn er war passionierter Raser mit 250 PS unter dem<br />
pickligen Arsch und einer Weltanschauung, die wie<br />
heiße Kotze in einem Kessel Abschaum brodelte.<br />
Etliche Fleischklumpen links und rechts der Autobahn<br />
säumten seinen Weg, denn Kadaver-Racing zählte zu<br />
seinen Hobbys und nur wenn sich in den Rillen seiner<br />
Continental-Reifen nach einer halbstündigen Fahrt die<br />
Überreste von mindestens drei Tierarten befanden,<br />
verspürte er etwas wie Genugtuung und eine Art Sinn<br />
in seinem Leben. Vielleicht lag es daran, dass er noch<br />
nie seine Zunge in einer unbezahlten Muschi versenken<br />
konnte, vielleicht an seinem Unvermögen,<br />
zwischenmenschliche Beziehungen auf einer Art<br />
Sympathie aufzubauen.<br />
Ich persönlich habe mehr zermatschte als lebende Igel<br />
in meinem Leben gesehen und mache – vielleicht nur<br />
ein wenig unberechtigt – Individuen wie Formel Heinz<br />
dafür verantwortlich.<br />
Ich fahre auch Auto, so ist es nicht, aber mir tun selbst<br />
die abgeklatschten Käfer auf der Frontscheibe leid.<br />
Er kollidierte an einem Samstag im September letzten<br />
Jahres mit einem Tanklaster kurz vor Bremen und<br />
hinterließ der Welt noch eine kleine Naturkatastrophe.<br />
Danke, Formel Heinz, danke im Namen meines<br />
ungeborenen Kindes, das sicherlich nicht gern einmal<br />
einen echten Fuchs gesehen hätte und dem es egal ist,<br />
dass die letzte aller Rauchschwalben an deinem<br />
Kühlerrost ihre Ewigkeit gefunden hat.<br />
Er wurde auf dem Schrottplatz begraben und statt<br />
Weihwasser kippten sie Öl auf seine Reste.<br />
Ich war nicht da, ich stand im Stau und hörte Trio.<br />
Möge die Gerechtigkeit siegen!<br />
Kerstin und Veit
20<br />
fun+action<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
Hanf Journal im Land der Wohnwagen:<br />
Abraxas @ Amsterdam<br />
Abraxas - Der Rabe auf dem Besen<br />
#2<br />
Edmund Stoiber<br />
17,3%<br />
Abraxas Amsterdam<br />
Jonge Roelensteeg 12-14<br />
1012 DV Amsterdam<br />
Tel. +31 20-6 25 57 63<br />
www.abraxas.tv<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Sonntag<br />
10:00 bis 1:00 Uhr<br />
So, jetzt sind wir also aus dem Gröbsten raus. Wir können,<br />
ohne groß das Gesicht zu verziehen, in einer Runde mit einem<br />
Haufen Raucher sitzen und haben auch schon die ersten Anschisse<br />
fürs „Raucher belehren“ eingefangen. Es ist tatsächlich<br />
auch schon vorgekommen, dass wir uns unterbewusst in die<br />
Nichtraucherecke gestellt haben und den Rauch am Nachbartisch<br />
total widerlich empfanden – grass was?<br />
Hanf Journal hört auf zu rauchen<br />
Genau – und so wären wir auch schon beim Thema: Gras!<br />
Grass ist zuallererst mal, wie wenig wir plötzlich kiffen, wenn<br />
all die „bevor ich jetzt ne beschissene Kippe rauch, rauch ich<br />
doch lieber ’nen Joint, der kickt wenigstens“-Joints wegfallen.<br />
Wir müssen uns nun quasi schon zwingen, denn rein berufsbedingt<br />
kommt ja gar kein Gras auf keinen Fall in die Tüte,<br />
dann wäre sie ja auch leer – und wer will schon nur Papers<br />
rauchen? Also pur, doch wie stellt man das denn nun sinnvoll<br />
an?<br />
In unserer Redaktion taten sich dabei tiefe ideologische Gräben<br />
auf! Purjoint oder Pfeife? Knaster oder Vaporizer? Purbong<br />
oder Essen? Und um euch nicht gänzlich in die Irre zu führen<br />
und diesem Beitrag doch mal wieder einen tieferen Sinn zu<br />
geben, hier die ultimative Pur-Kiff-Möglichkeiten-Tabelle:<br />
Der Purjoint: Nostalgie pur<br />
Ist natürlich ideal für unterwegs, nichts sonst lässt sich so unauffällig<br />
rauchen. Anders als gewöhnliche Joints hat er nämlich<br />
auch eher die Form einer Zigarette. Außerdem hat er den<br />
Nostalgiebonus – wer sein ganzes Leben lang (unser Leben<br />
begann mit 15) Joints geraucht hat, will es natürlich auch nicht<br />
missen sich einen Glimmstängel in den Mund zu stopfen.<br />
Einziger Nachteil: ein funktionierendes Feuerzeug sollte ständig<br />
zur Seite stehen.<br />
Aber wie kifft man trotzdem weiter?<br />
20. Februar (Beginn 19. Dezember) = 64 nikotinfreie Tage<br />
Das ist aber leider nur die eine Seite der Medaille, denn als neu<br />
gewordener Purkiffer stellt sich schon die Frage: Warum soll<br />
ich meinem Joint überhaupt etwas anderes beimischen? Und<br />
hier haben wir einen wirklichen Grund gefunden: Wenn man<br />
mit anderen Junkies (wir reden hier von Nikotin) einen Joint<br />
rauchen will. Meist erntet man nämlich ziemlich verstörte<br />
Gesichter, wenn man das Gras in seiner nackten Schönheit<br />
genießen will. Da muss dann ein Kompromiss her: Knaster.<br />
Purbong: Schieß dich ab<br />
Die Purbong ist wohl mit Abstand die effektivste Methode<br />
THC in seinen Körper zu pumpen. Ein Topf und du bist erst<br />
mal eine lange Zeit platt. Was sehr angenehm zu erwähnen ist,<br />
ist der Fakt, dass der nervende Tabakflash der immer gleich<br />
nach dem Rauchen folgt, verschwindet. Man zieht – spürt nix<br />
– wartet ein bis zwei Minuten und – huiiiiii . . . Größter Nachteil<br />
an einer Bong ist eindeutig Ulli, die uns, gemeinsam mit ihrem<br />
Hund, nun schon die zweite Bong zerstört hat – tragisch was?<br />
Der Vaporizer: Rauche deine Lunge sauber<br />
Prinzipiell wäre dies wohl die sinnigste Art und Weise, es endlich<br />
zu schaffen mit dem Rauchen aufzuhören, denn schließlich<br />
ist es ja nur noch Luft. Aber leider leider sieht die Realität düster<br />
aus – denn noch sind wir nicht so weit – der Rauch hat uns<br />
in seinem Bann.<br />
Das am Dam liegende „Abraxas“ ist mit seiner<br />
leuchtenden Neonreklame sehr leicht zu finden. Und<br />
wenn ihr einen Raben seht, der auf einem Besen fliegt,<br />
dann seid auch ihr angekommen. Das ist nämlich das<br />
Logo dieses gemütlichen Coffeeshops. Wir sind gegen<br />
15:30 Uhr im „Abraxas“, treffen uns hier mit Timmy<br />
und trinken erstmal eine heiße Schokolade. Auf<br />
insgesamt drei Etagen kann man in diesem Coffeeshop<br />
seine Innendeko bewundern und das angeblich beste<br />
Gras von Amsterdam genießen. Besonders positiv ist<br />
auch das sehr freundliche und hilfsbereite Personal.<br />
Viele leckere Sorten Gras (besonders das „white widow“<br />
solltet ihr dort mal probieren), gute Musik, nettes<br />
Design und angenehme Relaxmöglichkeiten laden zu<br />
einem Stop in diesem Shop ein.<br />
Seit 1992/93 existiert dieser Coffeeshop, der im Jahre<br />
2001 den High Times Cup gewann. Das Gras im<br />
„Abraxas“ glänzt durch eine enorme Vielfalt zu guten<br />
Preisen, die seit der Einführung des Euro auch nochmal<br />
ein bisschen heruntergegangen sind. Timmy erzählt<br />
uns, dass man auf jeden Fall den Kauf von Drogen<br />
außerhalb der ganzen Shops vermeiden sollte. Die<br />
weichen Drogen sind ja in Holland quasi legalisiert,<br />
und so gibt es auch keinen Schwarzmarkt mehr. Die<br />
auf den Straßen frei verkauften Drogen sind daher<br />
entweder verunreinigt, gestreckt oder überteuert.<br />
Außerdem versuchen die Straßenhändler oft, die<br />
potenziellen Kunden in einsame Nebenstraßen zu<br />
locken, um sie dort in aller Ruhe ausrauben zu können.<br />
Die Purpfeife: Die rationale Wahl<br />
Die Purpfeife ist der erste Schritt weg vom wirklichen Rauchen.<br />
Man entsagt den glimmenden Stängeln und steck sich stattdessen<br />
nur hin und wieder ein Metal-/Glas- oder Holzgerät<br />
in den Mund. Dank der anscheinend gesteigerten Effektivität<br />
des Kiffens muss man auch viel weniger rauchen, was wieder<br />
ein Schritt hin zum wirklichen Nichtrauchertum ist. Ein unschlagbarer<br />
Vorteil der Pfeife ist zu Schluss noch das Stopfen.<br />
Bis die einen überhaupt erst mal ihr Paper für den Joint gefunden<br />
haben, ist der erste Topf der Pfeife schon geraucht.<br />
Der Knasterjoint: Gegen die Vereinsamung<br />
Zuallererst mal ein Lob an dieser Stelle. Die neuen Knaster-<br />
Rauchmischungen haben uns echt überzeugt. Sie sind viel<br />
besser als wir vermuteten und lassen sich auch wirklich rauchen.<br />
Das Essen: Die Endlösung<br />
Siehe Vaporizer<br />
Derzeit hoffen wir noch, euch nächstes Mal doch die Vorteile<br />
des Vaporizers und des Essens aufzeigen zu können. Sollte<br />
dies nicht der Fall sein, kommen halt ein paar Anekdoten aus<br />
dem Leben zweier Nichtraucher.<br />
P. S.: Zwar weigern sich immer noch große Teile der Hanf<br />
Journal-Besatzung mit dem Rauchen aufzuhören, aber immerhin<br />
sind wir nun schon zu dritt.<br />
P.P.S.: Störts euch wenn ich beim Essen rauche? (die Grafik)<br />
Die Redaktion<br />
Die THC-Gebäcke im „Abraxas“ sind einfach nur lecker<br />
und mit den Brownies, Muffins und auch Space Shakes<br />
mit vielen Geschmacksrichtungen hat man so seinen<br />
Spaß. Im Chillroom direkt neben der Bar kann man<br />
nicht nur wundervolle Produkte kaufen, sondern auch<br />
prima relaxen, und wenn man erstmal auf dem großen<br />
arabischen Sofa sitzt oder liegt, hat man die Möglichkeit,<br />
spacige Videos zu schauen. Die Wand ist mit Sternchen<br />
dekoriert, die einem das Gefühl geben, man sei direkt<br />
ins All gebeamt worden.<br />
Mit dem ersten Getränk stehen jedem Kunden 20<br />
Minuten Internet gratis zur Verfügung (sofern man es<br />
nutzt). Natürlich kann man im „Abraxas“ auch Spiele<br />
- wie beispielsweise Backgammon - spielen und den<br />
in Amsterdam immer wieder üblichen Photo Player<br />
gibt’s hier auch. Außerdem finden im „Abraxas“ allerlei<br />
Veranstaltungen statt, wenn DJs ihren neuesten Sound<br />
auflegen oder auch mal einen ganz speziellen Live Act<br />
wagen. Und bevor ihr das nächste Mal nach Amsterdam<br />
fahrt, checkt doch mal die superanimierte Internet-<br />
Seite, die wirklich äußerst gelungen ist und flashige<br />
Einblicke in diesen wunderschönen Coffeeshop<br />
gewährt.<br />
Unsere nächste Station ist die Pollinator Company, und<br />
darüber erzähle ich euch etwas in der April-Ausgabe<br />
eures Hanf Journals.<br />
Tour: Dirk Rehahn & Roland Grieshammer<br />
Text: Roland Grieshammer
fun+action<br />
21<br />
Die Hanfberatung im Hanf Journal<br />
>>Erste Hilfe für Kiffer<br />
Das Eckthema<br />
Würg-kotz-würg<br />
Zwar dauert es nun schon zehn Jahre, dass die Politiker<br />
sich einmal mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes<br />
beschäftigen, dem wollen wir uns aber nicht<br />
anschließen. Wir bleiben am Ball und beantworten daher<br />
eure Fragen sofort und auf der Stelle. Und so ist es auch<br />
in diesem Monat nicht anders zu erwarten gewesen,<br />
dass an dieser Stelle hier Kascha R. eure Fragen beant-<br />
.wortet. Wenn ihr also auch schnelle Hilfe braucht wendet<br />
euch an hanfberatung@hanfjournal.de - jedem, der gerne<br />
mehr als zehn Jahre wartet, sei die Adresse<br />
schroeder@bundeskanzler.de empfohlen.<br />
Janine (14) aus Berlin fragt:<br />
„Hallo Kascha,<br />
ich bin zwar keine Kifferin, aber ich interessiere mich<br />
trotzdem für Hanf. Ich habe gehört, dass das Öl und<br />
auch der Stoff, den man daraus machen kann gut sind<br />
für die Haut und so? Ich habe mir jetzt auch einen<br />
Rucksack aus Hanf gekauft. Wird man von dem Öl<br />
eigentlich auch high? Ich habe mich noch nicht getraut<br />
es zu probieren, das gibt es aber hier im Bioladen zu<br />
kaufen. Ich hoffe du kannst meine Fragen beantworten,<br />
auch wenn es mal nicht mit Kiffen zu tun hat?“<br />
Kascha hat eine Antwort:<br />
„Hallo Janine,<br />
da hast du schon mal richtig gehört. Stoff, der aus Hanffasern<br />
hergestellt ist, ist mehr als doppelt so reißfest wie<br />
Baumwolle und kann bis zu vier Mal so viel Wasser<br />
aufnehmen. Außerdem muss Hanf beim Anbau nicht<br />
so massiv chemisch behandelt werden wie Baumwolle<br />
und ist daher in der Regel auch besser hautverträglich.<br />
Hanf reguliert Feuchtigkeit und Atmung besser als<br />
Baumwollstoff und ist daher besonders auch für Socken,<br />
Schuhe und Unterwäsche super geeignet, ist aber auch<br />
sehr robust. Die erste Jeans war aus Hanfstoff hergestellt.<br />
Das Logo einer bekannten US-amerikanischen Jeansfirma<br />
zeigt eine Jeanshose, die zwischen zwei Pferde gespannt<br />
ist. Eine Baumwolljeans würde hier reißen, eine<br />
Hanfjeans nicht. An deinem Rucksack wirst du auch<br />
lange Freude haben.<br />
Keine Sorge, von dem Öl wird man nicht high. Das wird<br />
aus den Samen gepresst, die keinen Wirkstoff enthalten.<br />
Außerdem werden hierzulande sowieso nur sehr wirkstoffarme<br />
(unter 0,2 Prozent THC) Sorten angepflanzt. Dafür enthält das<br />
Öl eine bemerkenswerte Mischung aus essenziellen Fettsäuren<br />
wie der Gamma-Linolensäure, die bei Neurodermitis sehr<br />
hilfreich und in keinem anderen Speiseöl enthalten ist. Das Öl<br />
schmeckt leicht nussig und ist zwar zum Braten nicht so gut<br />
geeignet, macht sich aber zum Beispiel interessant in Salaten.“<br />
Roland (28) aus Dresden fragt:<br />
„High Kascha,<br />
ich habe eine kleine Firma und überlege, meine Drucksachen<br />
(Briefe, etc.) auf Hanfpapier umzustellen. Nun möchte ich wissen,<br />
ob das (neben meiner persönlichen Freude, auf Hanfpapier<br />
zu drucken) auch weitere Voreile bietet? Ist Hanfpapier besser<br />
oder schlechter als Holzpapier? Und vor allem: Was kostet der<br />
Spaß?“<br />
#1<br />
George W. Bush<br />
22,8%<br />
Kascha antwortet:<br />
„Hallo Roland,<br />
erst einmal gratuliere ich zu deiner Überlegung.<br />
Ökologisch ist es durchaus sinnvoll, auf Hanfpapier<br />
umzusteigen. Aus einem Hektar Hanf kann jährlich<br />
mehr als vier Mal so viel Papier hergestellt werden wie<br />
aus einem Hektar Wald. Hanf muss bei der<br />
Zelluloseherstellung wesentlich weniger chemisch<br />
behandelt werden als Holz (weil Hanf weniger Lignin<br />
enthält) und hält daher auch wesentlich länger. Hätte<br />
Gutenberg seine Bibel 1453 nicht auf Hanf-, sondern<br />
auf Holzpapier gedruckt, wäre davon schon seit fast<br />
300 Jahren nichts mehr übrig. Aufgrund der sehr langen<br />
Faserlänge gibt es allerdings so gut wie kein reines<br />
Hanfpapier, meist besteht es aus 80 Prozent Hanf und<br />
20 Prozent Recyclingpapier oder ähnlichen Mischungen.<br />
Hauptsächlich wird Hanfpapier zur Zeit zur Herstellung<br />
von Papers verwendet. Hanfpapier ist auch meist nicht<br />
ganz so weiß wie industrielles Holzpapier, überdauert<br />
aber dafür mehrere Jahrhunderte. Der Preis ist leider<br />
durch die geringen Absätze deutlich höher als der von<br />
Holzpapier. Je mehr die Nachfrage steigt, desto besser<br />
wird das allerdings sicherlich werden.“<br />
Kristin (17) aus Aachen fragt:<br />
„Hallo Kascha,<br />
wie ist das nun eigentlich mit dem Verkauf von<br />
Haschisch in Apotheken? Soll das eingeführt werden?<br />
Meine Mutter hat eine Apotheke und hat irgendwie<br />
Angst davor. Auch wenn ich ihr schon gesagt habe,<br />
dass das Unsinn ist, glaubt sie, dass „Junkies“ dann<br />
ihre Apotheke überfallen würden um an ihr „Hasch“<br />
zu kommen. Ist es nicht auch ein bisschen widersinnig,<br />
Cannabis in Apotheken zu verkaufen? Gibt es dafür<br />
irgendwelche Gründe oder irgendwelche Erfahrungen?“<br />
Kascha antwortet:<br />
„Hi Kristin,<br />
auch wenn es immer wieder diskutiert wird gibt es zur<br />
Zeit keinen Plan, Cannabis in Apotheken zu verkaufen.<br />
Die zur Zeit diskutierten Modelle sind a) Einstufung<br />
als Ordnungswidrigkeit (wie in England), dann würde<br />
es aber auch nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich sein,<br />
oder b) Verkauf in Fachgeschäften (wie in Holland oder<br />
der Schweiz). Da Apotheken dazu da sind, Heilmittel<br />
zu verkaufen, ist es auch sinnvoller, dort medizinische<br />
Cannabis-Präparate (z. B. THC-Tinkturen oder wie zur<br />
Zeit üblich synthetisches THC) zu verkaufen - auf Rezept<br />
natürlich.<br />
Im 19. Jahrhundert gab es mal ein Gesetz, dass regelte,<br />
dass Cannabis nur in Apotheken verkauft werden darf.<br />
Dieses Gesetz umfasste übrigens auch Kokain und<br />
Kamillentinktur und sah keine Beschränkungen vor.<br />
Man hätte also auch zwei Kilogramm kaufen können,<br />
aber eben nur in der Apotheke. Damals war Cannabis<br />
hier allerdings auch hauptsächlich als Heilmittel (z. B.<br />
gegen Hühneraugen und Kopfschmerzen) gebräuchlich.<br />
In den 1990er-Jahren sollte es in Schleswig-Holstein<br />
einen Modellversuch zur Abgabe von Cannabis in<br />
Apotheken geben. Dazu ist es aber nicht gekommen.<br />
Das hätte auch ähnlich wenig Sinn wie der Verkauf von<br />
Kaffee oder Bier in Apotheken. Der große „Sturm auf<br />
die Apotheke“, wie ihn einige Apotheker fürchten, ist<br />
aber sicherlich nicht zu erwarten. Kiffer sind keine<br />
Junkies, es gibt so gut wie keine Beschaffungskriminalität<br />
und die Wahrscheinlichkeit, dass durch kontrollierte<br />
Abgabe so etwas entsteht, ist sehr gering.“
22<br />
fun+action<br />
19.–21.3.20<strong>04</strong><br />
Bern (CH): Cannatrade<br />
Eine der international wichtigsten Hanfmessen öffnet<br />
auch im Jahre 20<strong>04</strong> in Bern wieder ihre Tore.<br />
www.cannatrade.ch<br />
31. <strong>03</strong>. 20<strong>04</strong><br />
Erscheinungstag des neuen Hanf Journal<br />
www.hanfjournal.de<br />
01.-08. Mai 20<strong>04</strong><br />
Million Marihuana March<br />
Die größte weltweite Legalisierungsaktion, mit Demos in<br />
über 116 Städten. Ist eure Stadt auch schon mit dabei?<br />
Nein, na dann liegt es wohl an euch aktiv zu werden.<br />
13. Juni 20<strong>04</strong><br />
Europawahl<br />
In der Wahlkabine deines Vertrauens<br />
26. Juni 20<strong>04</strong><br />
Pott-Demo in Essen<br />
www.pottdemo.de<br />
Termine<br />
In eigener Sache<br />
High,<br />
nun wie immer, hier der Abgesang auf das aktuelle<br />
Hanf Journal. Viel ist mal wieder passiert. Es war<br />
eine Messe in Barcelona, eine Demo in Passau und<br />
die Sonne scheint wieder in unser Büro, toll was?<br />
Für die nächsten Monate stehen uns mal wieder<br />
spannende Themen ins Haus. Denn schließlich<br />
wird mit der April-Ausgabe auch eine<br />
Sonderausgabe zum Thema Growing erscheinen.<br />
Einmal die kompakte Version rund ums Growen<br />
und Blühenlassen – für alle Hobbygärtner.<br />
Neben all den wachsenden Pflanzen rückt auch<br />
der MMM immer näher – und wir hoffen dass ihr<br />
alle mitmacht. Wer sich dazu entscheidet, sollte<br />
uns unbedingt den Termin rechtzeitig mitteilen,<br />
damit wir auch für eure Demo Werbung machen<br />
können.<br />
Zum Schluss noch mal danke für die überwältigende<br />
Teilnahme an unserer Umfrage. Wir hatten<br />
ja erst schon so ein bissi gezittert, dass keiner<br />
mitmachen würde – aber nun habt ihr uns eines<br />
Besseren belehrt – wir sind stolz auf euch. Und<br />
weil wir ja so stolz sind, haben wir doch mal mit<br />
Abstand das coolste Gewinnspiel aller Kifferzeiten<br />
für euch aus der Taufe gehoben: Eine Bong zum<br />
Selbermalen – unglaublich aber wahr. Na einfach<br />
nur das beste für euch.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint am 31. März 20<strong>04</strong><br />
und bringt euch dann sicher wieder auf Trab . . .<br />
. . . und bis dahin macht einfach highter weiter!<br />
Euer<br />
Werner Graf
Druffe Redakteure<br />
berlin<br />
15<br />
Ein Zustandsbericht zur Lage der Nation<br />
Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Bericht über das neue<br />
Herbal Extasy von Al’s Headshop, der Großstadtsurvivor, der<br />
Berliner Newsflash und der Hanf Journal-Clubtest stehen. Aber<br />
wie das Leben manchmal so spielt, ist es ja – vor allem so kurz<br />
vor Druckschluss – schon komisch, so viel auf so wenig Platz<br />
zu hauen. Und so dachten wir, wir gehen<br />
erstmal in den Al’s Headshop, holen<br />
uns die Herbals, schmeißen die ein,<br />
feiern wilde Partys, fügen dies alles<br />
zusammen mit ein bisschen<br />
Dummgeschwätz der Großstadtsurvivor<br />
und fertig ist der<br />
sagenhafteste Artikel des Hanf<br />
Journals, auf den ihr<br />
schon soooo lange<br />
gewartet habt.<br />
Die Location: Georg von Rauch Haus<br />
Alt – Ehrwürdig – Besetzt<br />
Go! Also erstmal zum Al und uns mit einem kleinen Sortiment<br />
aus seiner riesigen Auswahl pseudolegaler Drogen versorgt.<br />
Zum Glück liegt dieses Paradies eines jeden Psychonauten ja<br />
direkt bei uns um die Ecke. Hier wird man auch regelmäßig<br />
kompetent beraten: „Also ich würd’ erstmal die hier nehmen,<br />
die knallen besser und dann erst die andern.“ So ließen wir<br />
uns die neuen Herbals „Eclipse“ und „Herbal XTC Tatanka“<br />
aufschwätzen. Das hieß wohl dann, dass wir wieder das ganze<br />
Wochenende arbeiten mussten, schließlich müssen wir die ja<br />
ausprobieren, bevor wir drüber schreiben können. Fehlt quasi<br />
nur noch die Party, auf der wir notgedrungen diese neuen<br />
pflanzlichen Extasy-Verschnitte ausprobieren konnten. Doch<br />
für solch feierfreudiges Publikum wie unsereins sollte auch<br />
dieses Problem lösbar sein. Schließlich war auch mal wieder<br />
Sonics in der Stadt. Für alle Unwissenden: Sonics ist der<br />
Zusammenschluss aller deutschen Partydrogenverbände wie<br />
eve&rave, eclipse, drugscouts oder alice project. Und wenn die<br />
schon mal hier feiern, dürfen wir natürlich nicht fehlen.<br />
Auf dem Treffen der führenden europäischen Drogenaktivisten<br />
Europas in einem der nobelsten Hotels der Hauptstadt wurden<br />
Themen und Impulse zu den Themen „safer-sniefen“, „saferclubbing“<br />
und einem „cybertribe-oa“ besprochen. Nähere Infos<br />
folgen demnächst auf www.sonicsnetz.de. Nach dem „Seminar“<br />
ging’s zur (in)offiziellen After-Party. Denn wer miteinander<br />
redet, muss au miteinander feiern könne!<br />
Also nichts wie ins „Rauchhaus“, die erste Kapsel schlucken<br />
und los geht’s. Blöderweise haben wir erst danach auf die Uhr<br />
geguckt: 23 Uhr und noch keiner da – ups! Na wenigstens<br />
kannten wir viele der verstrahlten Drogenlobbyisten und so<br />
wurde es nicht ganz langweilig. Das legendäre „Rauchhaus“<br />
überzeugte vor allem durch sein alternatives Besatzerimage.<br />
Natürlich wurden alte Erinnerungen an „Ton Steine Scherben“,<br />
die schon vor Jahrzehnten dieses Haus besangen, wach. Und<br />
so standen wir staunend, huldigend und allmählich schon ein<br />
bissi druff vor den Fußstapfen<br />
der ersten<br />
großen Punkband<br />
Deutschlands. Na, um<br />
mal ehrlich zu sein, die<br />
anderen erzählten uns<br />
mehr davon – wir<br />
Techno-Kulturbanausen<br />
hätten es am End’ gar<br />
nicht mal gemerkt – all<br />
den Flair.<br />
So, da standen wir also. Zum Glück füllte sich die Tanzfläche<br />
relativ bald und der DJ ließ sich sogar hin und wieder dazu<br />
herab, kein Goa-Trance zu spielen. Wie gesagt hin und wieder.<br />
Aber wir sind da ja relativ kompatibel (wirklich?). Um den<br />
langsam eskalierenden Bierkonsum auszugleichen, musste<br />
dann relativ schnell die erste Packung Herbals ihr Leben lassen.<br />
Und, alter Schwede, die funktionieren tatsächlich, wie wir bald<br />
gegenseitig an unseren irren Augen erkennen konnten. Es ist<br />
zwar nicht ganz so psychoaktiv wie die illegale Variante – aber<br />
Energie hat man davon wie ein Bär während der Balzzeit, der<br />
Hummeln im Arsch hat!<br />
Kaum vorstellbar, aber dennoch hin und wieder Realität, zerriss<br />
es die Hanf JournalRRedaktion an diesem Abend zeitweise in<br />
zwei Lager – wir wurden quasi getrennt. Der eine verschwand<br />
ins „Icon“ um sich mit Getrommle und Gebasse die Ohren zu<br />
belästigen und der andere blieb hinter der Bar, wo auch sonst?<br />
Ein paar Schrecksekunden (oder waren es Stunden – wir lieben<br />
diese Herbals) später traf man sich dann aber doch wieder im<br />
„Watergate“ um zusammen mit der Grafikabteilung und der<br />
Pot-Redaktion dem Sonnenaufgang durch die wohl geilsten<br />
Glasfenster Berlins zu huldigen.<br />
Und was so ein echter Hanf Journal-Mitarbeiter ist, der geht<br />
natürlich nicht gleich nach Sonnenaufgang wieder. Nein, erstmal<br />
wird ordentlich geschwitzt, geschwätzt und gechillt. Eine<br />
weitere Packung Herbals später knickte der Kampfgeist der<br />
Grafikabteilung als erstes ein. Was will man auch erwarten bei<br />
so vielen bunten Bildern. Aber auch der Rest vom Hanf Journal<br />
(sprich die Redaktion und die Pot-Redaktion) schafften es nicht<br />
die Party in die Knie zu zwingen. Es geschah eher andersrum.<br />
So sickerten wir dann in den Mittagsstunden alle nach Hause<br />
(wessen Zuhause das auch immer war) zur traditionellen After-<br />
Hour.<br />
Aber es hat sich mal wieder gelohnt. Dank Tatanka, dank<br />
„Rauchhaus“, dank sonics, dank „Watergate“, dank an alle die<br />
mit uns gefeiert haben! War Spaß!<br />
Das Material:<br />
Herbal XTC von Tantanka (s. Bild)<br />
Was Spannendes – was zum Spielen – und<br />
Schokolade (fast)<br />
Name: Eclipse oder Herbal XTC<br />
Inhalt: Sida Cordifolia, Pyridoxine HCL, Gingo,<br />
Biloba, Guerana, L-Glutamine, Spirulina, GutaKola,<br />
L-Tyrosine<br />
Erhältlich bei: Al’s Headshop<br />
www.als-head-shop.de
erlin<br />
17<br />
TERMINE<br />
The Real McKenzies<br />
Date: <strong>04</strong>. März 20<strong>04</strong><br />
Location: SO 36<br />
Entry: 11 Euro<br />
Der fette Freitag<br />
Date: 05. März 20<strong>04</strong><br />
Location: Casino<br />
Entry: 6 Euro<br />
LOSTPROPHETS<br />
Date: 06. März 20<strong>04</strong><br />
Location: Knaak<br />
Entry: 14 Euro<br />
Das SO 36 ist ja bekannt für seine wilden Partys.<br />
Sei es der Ellectric Ballroom, das Gayhain oder auch<br />
seine vielen verschiedenen Konzerte. Am vierten<br />
März scheint es nun mal wieder für alle Punkrocker<br />
wild zu werden. The Real McKenzies werden die<br />
altehrwürdigen Hallen des SOs rocken und dabei<br />
werden wohl nur wenige Augen trocken bleiben.<br />
Den Sound dieser Vancouver-Truppe lässt sich wohl<br />
am besten mit einer Mischung aus Sex Pistols und<br />
der schottischen Folklegende Robbie Burns beschreiben.<br />
Der Bandgründer und Leadsänger wurde<br />
schon zu Kindestagen von seinen Eltern gezwungen<br />
schottische Musik zu singen. „Eine schottische<br />
Punkband zu gründen, war dann die beste Möglichkeit<br />
sich zu revanchieren.“ erklärt Paul McKenzie<br />
dazu.<br />
Seit 1994 tourt die Gruppe nun schon durch die<br />
Lande und sie haben dabei schon manche schräge<br />
Location erlebt. Ins SO36 passen sie wohl wie die<br />
Faust aufs Auge – rock’n’roll und viel Spaß!<br />
www.realmckenzies.com<br />
Streu einen Samen<br />
Date: sollte schon bald sein<br />
Location: auf Erde<br />
Entry: je nach Samenwahl!<br />
Sphärische TechnoBreaks und alles, was Spaß<br />
macht. Das wird man zumindest an diesem Freitag<br />
im Casino um die Ohren bekommen. Bei den DJs<br />
geben sich Sven Dohse, Gianni Vitiello und Aroma<br />
Aka Discopiml die Klinke in die Hand.<br />
Das Casino überzeugte gerade im letzten Sommer<br />
durch angenehme Partys vor ihren Türen. Jeden<br />
Sonntag konnte man mit Sonnenschein und guter<br />
Laune das Wochenende ausklingen lassen. Diesen<br />
Freitag wollen sie aber lieber ins Wochenende<br />
starten. Sie selber beschreiben dieses Event als<br />
„Fett,Fett,Fett,Fett,Fett,Fett,Fett,Fett,Fett!!!!!!!!!!!!“<br />
– Na dann bleibt wohl nicht mehr viel zu sagen.<br />
Und am 13. März kommt dann auch noch Boris ins<br />
Casino – für alle Fans der elektronischen Musik<br />
auch ein Termin zum Vormerken.<br />
www.casino-bln.com<br />
Monster Magnet<br />
Date: 18. März 20<strong>04</strong><br />
Location: Columbia Halle<br />
Entry: 23 Euro<br />
2001 war ein gutes Jahr für Ian Watkins (Gesang),<br />
Mike Lewis (Gitarre), Lee Gaze (Gitarre), Stuart<br />
Richardson (Bass), Mike Chiplin (Schlagzeug) und<br />
Jamie Oliver (Gesang/Turntables/Sampler). Nicht<br />
nur, dass die sechs Waliser zu den besten britischen<br />
Newcomern des Jahres gekürt wurden und dass<br />
sie in Großbritannien über 140.000 Exemplare ihres<br />
Debütalbums „The Fake Sound Of Progress“ verkauften.<br />
Die LostProphets erfüllten sich außerdem<br />
den Traum, mit den ganz Großen ihres Genres um<br />
die Welt zu touren. Linkin Park, The Used und<br />
Glassjaw sind nur einige der Namen, mit denen<br />
die Band die Bühne teilte. Mit ihrem neuen, zweiten<br />
Album „Start Something“ müssen die LostProphets<br />
keinen Vergleich mehr scheuen. Die Platte stellt<br />
nicht nur eine Optimierung ihrer Stärken dar,<br />
sondern auch den künstlerisch so wichtigen,<br />
nächsten Schritt. „Wir haben das Beste aus dem<br />
letzten Album kombiniert mit neuen Ideen und<br />
unser ganz eigenes Ding daraus gebastelt“, erklärt<br />
Sänger Ian.<br />
www.lostprophets.com<br />
Kraftwerk<br />
Date: 25. März 20<strong>04</strong><br />
Location: Tempodrom<br />
Entry: 36,50 Euro<br />
Berlin ist trist und grau. Eine Großstadt versumpft<br />
in ihrer wintergewollten Depressionsstimmung.<br />
Doch das muss nicht mehr länger so sein, denn<br />
erstens kommt bald der Sommer und damit die<br />
Sonnenstrahlen wieder zurück und zweitens<br />
sprießen damit wieder all die Pflanzen aus dem<br />
Boden, die wir ja alle so gerne mögen.<br />
Wer nun seine Stadt verschönern will, sollte sich<br />
nach draußen begeben und Samen der verschiedensten<br />
Blumen streuen. Natürlich wäre gerade Hanf<br />
ein blühendes Signal für all die Prohibitionisten –<br />
denn wir sind schließlich überall – aber auch andere<br />
Blumen werden immer wieder gerne gesehen.<br />
Gegen Tristes und Einheitsbrei für bunte Straßen,<br />
Parks und Plätze. Jede Abwechslung erfreut das<br />
Herz und jeder Samen wird einmal aufgehen und<br />
zeigen wie grün unsere Hauptstadt sein kann. Und<br />
ihr könnt sagen „Ich hab Berlin bunter gemacht!“<br />
Das ist doch schon mal was.<br />
Monster Magnet rocken und das ganz gewaltig.<br />
Die vier Jungs aus New Jersey beweisen wie Heavy<br />
Music im neuen Jahrhundert klingt und klingen<br />
muss. Uns erwartet ein majestätischer Höllenritt<br />
mit typischen, fetten Monster Magnet-Riffs, viel<br />
Power und kristallklaren Vocals. Begleitet werden<br />
sie von hochexplosivem Punk’n’Roll aus Skandinavien,<br />
die auf den Namen GLUECIFER & THE<br />
QUILL hören.<br />
Monster Magnet gründete sich Anfang der Neunziger.<br />
Damals erschien eine kleine aber feine EP bei<br />
Glitterhouse Records unter dem damaligen Arbeitstitel<br />
„Monster Magnet“. Das erste Projekt der vier<br />
Jungs aus New Jersey, die ihre Inspiration vornehmlich<br />
der halluzinogenen Chemie verdanken, was<br />
wiederum am deutlichsten der Gitarrenarbeit des<br />
John McBain zu entnehmen ist. Vor allem dank<br />
seinen Syd Barrett-getränkten Psychedelia-Ausflügen<br />
gilt der erste „wahre“ Band-Longplayer<br />
„Spine Of God“ bis heute für zahlreiche Fans als<br />
beste Werk der Gruppe.<br />
www.monstermagnet.net<br />
Im Sommer 20<strong>03</strong> haben Kraftwerk ihr Album „Tour<br />
de France Soundtracks“ veröffentlicht und landeten<br />
damit auf Anhieb auf Platz 1 der erfolgreichen<br />
Media Control Charts, was Kraftwerk ihren bislang<br />
größten Charterfolg hierzulande bescherte. Ihre<br />
spektakuläre Live-Performance bei den MTV<br />
Europe Music Awards im schottischen Edinburgh<br />
machte international Schlagzeilen.<br />
Auf ihrer Welttournee starteten die Jungs vom<br />
Kraftwerk in Helsinki (Finnland) und werden über<br />
34 Konzerte in Europa und Japan veranstalten. Am<br />
25. März werden zwei Konzerte im Tempodrom<br />
stattfinden, das erste ist bereits ausverkauft – also<br />
wer noch Kraftwerk lauschen will, muss sich<br />
beeilen.<br />
Zur Tournee erscheint Anfang 20<strong>04</strong> die neue Single<br />
„Aéro Dynamik“ mit speziellen Remix-Versionen.<br />
www.tempodrom.de<br />
www.kraftwerk.com<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren
Newssplit<br />
Filmausstatter belieferte Koch mit<br />
Cannabis<br />
Weil sie mehr als 60 Kilogramm Marihuana und<br />
Cannabis nach Wien geschmuggelt hatten,<br />
wurden ein vegetarischer Koch und ein Filmausstatter<br />
zu eineinhalb und zwei Jahren Haft<br />
verurteilt. Im Fall einer erfolgreichen Therapie<br />
müssen sie die Strafe nicht verbüßen. Der vorbestrafte<br />
Filmausstatter hatte 1998 eine „Geschäftsbeziehung“<br />
mit einem holländischen<br />
Drogenhändler begonnen. Mehrere Lieferungen<br />
nahm er entgegen, drei Kilogramm schaffte er<br />
selbst in die Bundeshauptstadt. Später bediente<br />
er sich des Postwegs. Den Großteil des<br />
Cannabnis überließ er zum Weiterverkauf dem<br />
Koch.Die Sache flog im September 20<strong>03</strong> auf, als<br />
bei einer Hausdurchsuchung in der Unterkunft<br />
des Filmausstatters eine Marihuana-Plantage<br />
mit 110 Pflanzen entdeckt wurde.<br />
Erst Schüsse stoppten den<br />
Drogenlenker<br />
Ein Autofahrer, der wohl unter Drogeneinfluss<br />
stand, hat Kärnten in Atem gehalten. Erst eine<br />
Straßensperre und Schüsse in die Reifen<br />
zwangen ihn nach wilder Verfolgungsjagd zur<br />
Aufgabe. Gegen Mittag war die Gendarmerie<br />
in Ferlach von mehreren Passanten alarmiert<br />
worden, dass in der Stadt ein Auto unterwegs<br />
sei, bei dem ein Bein aus dem Seitenfenster<br />
hängt.<br />
Mehrere Streifen und der Hubschrauber machten<br />
sich auf die Suche. Inzwischen war der Mann<br />
nach Feistritz / Rosenthal gefahren. Durch<br />
waghalsige Überholmanöver versuchte er sich<br />
der Verfolgung zu entziehen. Mit einem Lkw<br />
wurde eine Straßensperre errichtet. Doch der<br />
Amokfahrer gab Vollgas. Dabei beschädigte er<br />
zwei Dienstfahrzeuge. „Daher blieb den Beamten<br />
nicht anderes übrig, als Schüsse in die<br />
Reifen abzugeben“, sagte Bezirkskommandant<br />
Major Hannes Türk. Als er festgenommen<br />
wurde, schlug der Mann um sich. Ein Gendarm<br />
wurde verletzt.<br />
Beim Amokfahrer handelt es sich um einen 45-<br />
jährigen Klagenfurter ohne Führerschein. Im<br />
Fahrzeug wurde Cannabis gefunden.<br />
Hanfplantage hinter falscher Wand<br />
Einen Zufallstreffer landeten die Gendarmen<br />
vom Posten Lans. Eigentlich waren sie zu einer<br />
Familienstreitigkeit ausgerückt – doch bis zu<br />
ihrer Ankunft war schon Gras über die Angelegenheit<br />
gewachsen. Im wahrsten Sinne des<br />
Wortes – denn in der Wohnung des Angreifers<br />
stießen die Beamten auf eine riesige Cannabis-<br />
Plantage.<br />
Schwarzer Afghane des Rechtsstaats<br />
Kiffen, nicht Auto fahren und trotzdem bestraft werden?<br />
nicht mit dem Auto gefahren sind. Die Droge führe nämlich<br />
zu einer generellen Beeinträchtigung, sagt zumindest der<br />
Münchner Psychologe Werner Kannheiser in seinem Gutachten<br />
für den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof.Kritiker, darunter<br />
die Herausgeber, sehen darin freilich eine verfassungswidrige<br />
Ungleichbehandlung. Man stelle sich, so die frühere Drogenbeauftragte<br />
Christa Nickels, nur vor, wenn jedem, der eine<br />
Flasche Wein zu Fuß nach Hause trägt, der Führerschein entzogen<br />
würde. Die Regelung diene einfach dazu, einen Strafrechtsersatz<br />
dafür zu schaffen, dass der Konsum von „geringen<br />
Mengen“ seit 1994 straffrei gestellt worden ist.<br />
Die beiden Herausgeber konfrontieren das bis heute rechtswirksame<br />
Gutachten des Münchner Professors mit den Ergebnissen<br />
der neuesten Studien und schaffen so eine Grundlage für die<br />
anstehende Debatte, die auch die in den USA bereits gängigen<br />
Drogenscreenings beim Einstellungsgespräch umfasst. In 19<br />
Beiträgen referieren 13 Autoren den neuesten Stand der Cannabis-Forschung,<br />
wobei naturgemäß auch die traditionelle Gegenüberstellung<br />
von Cannabis und Alkohol – das stärkste Argument<br />
für eine Liberalisierung – nicht fehlt.<br />
Das Buch kann allen empfohlen werden, die sehen wollen, wie<br />
politische Debatten auch geführt werden können. Hierzulande,<br />
wo Fachwissen eher als Hinderungsgrund für die Teilnahme<br />
gilt, ist das Thema ja auch im Gespräch. Im Gespräch?<br />
Unlängst haben ÖVP und FPÖ im steirischen Landtag beschlossen,<br />
Drogentests bei der Führerscheinprüfung einzuführen.<br />
Beide Parteien legten eigenständige Anträge vor. Die FPÖ war<br />
empört, denn für solche Dinge fühlt sie sich zuständig. Die<br />
Frage, ob es sinnvoll, mit Persönlichkeitsrechten vereinbar,<br />
dem Gleichheits-grundsatz entsprechend sei, wurde dann<br />
folgerichtig gar nicht erst gestellt. (Der Standard, Printausgabe,<br />
Wolfgang Weisgram).<br />
austria<br />
An manchen, den nachdenklichen Tagen, frisst einen geradezu der Neid. Oder die Scham – oder<br />
beides. Tage sind dies, an denen der Österreicher zur Kenntnis nehmen muss, wie sehr das<br />
Land, das er bewohnt, doch österreichisch ist. Wochen hindurch hat er sich zugedröhnt<br />
mit all dem Schwachsinn, aus dem hier das öffentliche Leben besteht. Und dann genügt<br />
zuweilen ein ganz kleiner, peripherer, oft geradezu lächerlicher Anlass, um inne zu<br />
werden, wie gestraft der Österreicher ist mit seinem Österreich.<br />
Ein solcher Anlass kann zum Beispiel ein flüchtiger Seitenblick in einer Buchhandlung<br />
sein. Der pure Zufall führt einen zu „Cannabis, Straßenverkehr und Arbeitswelt":<br />
ein Titel, so abseitig, dass einem ganz warm werden kann ums Herz.<br />
Das Kraut ist ja – na ja: schon – eine Art Jugenderinnerung. Wolfgang Ambross’<br />
Gesang vom Schwarzen Afghanen trägt einen in die Zeit vorm axialen Bösen<br />
zurück. Einer der beiden Autoren, Michael Karus, ein Diplomphysiologe,<br />
sieht aus wie einer der beiden ZZ Tops. Man könnte schwören, ihn einst in<br />
der Nähe von Tetuán kennen gelernt und ein paar Worte über den Roten<br />
Libanesen mit ihm gewechselt zu haben.<br />
Das Buch, das er und sein Kollege vom „nova-Institut für Ökologie und Innovation“<br />
vorgelegt haben, bringt einen aber rasch ins Gegenwärtige zurück. Denn<br />
es ist, wissenschaftlich untermauert und penibel recherchiert, ein Beitrag zu einer<br />
politischen Debatte in Deutschland.<br />
Ein schlichtes, ein – ohne Anführungszeichen – nüchternes Thema: Nach der<br />
1998 beschlossenen „Fahrerlaubnisver-ordnung“ kann Haschisch- und Marihuana-<br />
Konsumenten auch dann der Führerschein abgenommen werden, wenn sie gar<br />
Elisabeth Trksak<br />
15<br />
In seinem versteckten Gewächshaus hatte ein<br />
Aldranser seit mindestens vier Jahren mit viel<br />
Liebe und großem technischen Aufwand Hanf-<br />
Stauden gezüchtet. Erfolgreich: „Wir gehen<br />
davon aus, dass er insgesamt etwa 1.200 Gramm<br />
Cannabis von wirklich guter Qualität geerntet<br />
hat“, berichtet Ermittler Markus Seywald. „Uns<br />
ist gleich seltsam vorgekommen, dass der Mann<br />
uns auf keinen Fall in seine Wohnung lassen<br />
wollte“, schildert er weiter. Die Gendarmen<br />
bestanden deshalb auf einen Blick ins Innere<br />
des Heims. Und mussten nicht lange nach dem<br />
Grund der Besucherscheue suchen.<br />
Auf einem Tisch lagen noch die Überreste vom<br />
letzten Joint, den sich der Aldranser gerade<br />
gedreht hatte. Doch konnte das bisschen Suchtgift<br />
für den intensiven süßlichen Geruch verantwortlich<br />
sein, der sich durch die gesamte Wohnung<br />
zog? Hinter einer falschen Wand verbarg<br />
sich ein Paradies für Hanf-Fans. In 30 Töpfen<br />
wucherten prachtvolle Gewächse – dank des<br />
Einsatzes von Wärmelampen und Luftfeuchtigkeitsspendern.<br />
Der Aldranser und einige<br />
Freunde, mit denen er den Ertrag geteilt hatte,<br />
wurden angezeigt.<br />
supergünstige<br />
Stecklinge
16<br />
austria<br />
Kava Kava - Hawaianische Naturdroge:<br />
Da wir alle in einem Zeitalter der Veränderungen leben, interessiert<br />
es den einen oder anderen sicherlich brennend, was sich<br />
in Sachen „Naturdrogen“ auf unserem Planeten so alles<br />
herumtummelt?? Oder nicht?<br />
Nun zuallererst stelle ich mal die Behauptung in<br />
den Raum, dass viele Leser und Leserinnen hin<br />
und wieder kleine Verunsicherungen, Ängste oder<br />
auch ein wenig Schlaflosigkeit im alltäglichen Leben<br />
quälen. Sei es wegen des stressigen Berufsleben, zu wenig<br />
Sport oder gar wenig Sex, Sorgen und anderem.<br />
Hin und wieder scheint es, als stehen wir unseren ureigenen<br />
Ängsten gegenüber. Und da ich nicht zu den morgendlichen<br />
Meditierenden oder abentlichen Yoga-Gehern zähle,<br />
machte mir ein alter und sehr lieber Freund ein<br />
Angebot: Kava Kava aus Hawaii. Direkt und<br />
unverfälscht.<br />
Ich zähle ja zu den abenteuerlichen Mädchen und risikofreudig<br />
bin ich auch, und meine Neugier trieb mich in Richtung<br />
„Greg“, der Freund, der mir seine geheimnisvolle Box aus<br />
Hawaii zeigte.<br />
Ich muss zugeben, zuallererst verwirrte mich das Ganze<br />
schon ein wenig. Die Auswahl war zu groß: Kava-Paste,<br />
Kava-Wurzelpulver oder dieses schamanische „Kava<br />
– for you dreams“ – stellt einen tiefen Schlaf<br />
zur Verfügung und man entspannt sich.<br />
Was ist am besten, wo sollte ich anfangen? Und<br />
da ich das nicht wusste folgte ich Gregs Rat und fing mit der<br />
Kava-Honig-Paste an, die mir nach der Einnahme sofort die<br />
Spitze meiner Zunge betäubte. Nach einer Weile fühlte ich<br />
dieses unglaublich euphorische „ich-könnte-Bäume-ausreißen-<br />
Gefühl“. Es verbreitete sich in meinem ganzen Körper, vielleicht<br />
ein bisschen mehr in meinem untersten fraulichen Körperteil<br />
. . . ein fantastisches Gefühl. Ich spürte, dass dieser Abend noch<br />
sehr lustig werden würde – ich alleine mit einem verrückten<br />
Strasbourger und dieser Box aus Hawaii – samt schamanischen<br />
Inhalt. Doch woher stammt das, und wie kann man das Kava<br />
Kava-Pulver optimal einsetzen?<br />
... oder nur europäischer Kick?<br />
Weil sich aber sicherlich viele Interessenten<br />
und Verbraucher schon informiert haben,<br />
dass der Gebrauch der Pflanze zu Leberschäden<br />
führen kann, habe ich ein anderes<br />
sehr interessantes Mittel gefunden, das<br />
frei erhältlich ist und ebenfalls Kava Kava<br />
enthält. Wer unter Konzentrationsstörungen<br />
und nervlichen Belastungen leidet<br />
oder sich disharmoniert fühlt, mit Veränderungen<br />
schlecht zurecht kommt oder<br />
Erwartungsängste, bezogen auf Prüfungen,<br />
Vorstellungen oder Vorträge,<br />
soziale Auseinandersetzungen etc. dann<br />
schaut mal auf die „Pekana“-Webpage<br />
schauen. „Psy-Stabil“ hilft da auch, auf<br />
pflanzlicher Ebene versteht sich. Die<br />
Inhaltsstoffe der Spezialität sind so<br />
abgestimmt, dass eine heitere Gelassenheit<br />
bei klarem Gedankenfluss auftritt, welche<br />
ermöglicht, den Tagesanforderungen<br />
uneingeschränkt gewachsen zu sein.<br />
Dieser Bericht ist mein Beitrag für mehr<br />
Verständnis und Toleranz gegenüber den<br />
vielen wunderbaren Pflanzen dieser Welt<br />
– und seien wir doch ehrlich: Ob Marihuana<br />
oder Kava Kava, vergleichbar<br />
mit den in Europa legalen<br />
Drogen, Alkohol oder Zigaretten<br />
sind die doch ein Wahnsinn?<br />
Wahrscheinlich ist vor allem das<br />
Fehlen einer Orientierung hinsichtlich<br />
der grundlegenden<br />
Prämissen in der Drogenpolitik<br />
für die aktuell verworren<br />
scheinende Situation verantwortlich.<br />
Elisabeth Trksak<br />
Die ursprünglich vermutlich in Neuguinea beheimatete Pflanze<br />
wurde im pazifischen Raum kultiviert und verbreitet, da sie<br />
für die Einwohner Polynesiens im religiösem, gesellschaftlichen<br />
und politischem Leben eine bedeutende Rolle spielt. (Und für<br />
mich. Eindeutig, was von solch schöner Insel stammt, kann<br />
nur gut sein!)<br />
Kava Kava ist ein zwei bis drei Meter hoch wachsender Strauch<br />
mit großen, herzförmigen Blättern (siehe Bilder). Medizinisch<br />
verwendet wird der fleischige Wurzelstock, der bis zu zehn<br />
Kilogramm schwer werden kann.<br />
Den vor allem im Wurzelstock vorkommenden Kava-Pyronen<br />
Kavain, Methysticin, Yangonin und anderen Inhaltstoffen wird<br />
eine angstlösende, beruhigende, krampflösende und schmerzstillende<br />
Wirkung zugeschrieben. Die Schlafqualität soll gebessert<br />
werden. Der genaue Wirkmechanismus ist jedoch noch<br />
unbekannt. Zubereitungen aus dem Kava-Wurzelstock werden<br />
zur kurzfristigen Behandlung nervös-ängstlicher Unruhezustände<br />
angewandt. (Ich möchte noch eine aphrodisierende<br />
Wirkung hinzufügen, die ich eindeutig spürte – oder vielleicht<br />
bin ich von Natur aus so . . . na so . . . ok, lassen wir das lieber).
austria<br />
17<br />
Auch im März gibt’s wieder jede Menge Tipps von mir, see ya . . .<br />
TERMINE<br />
Bunfire Squad: 1st Caribbean Vibes<br />
Wann: <strong>04</strong>.<strong>03</strong>., 22 Uhr<br />
Wo: Electric Hotel,<br />
Lehargasse 7, 4.Stock, 1060<br />
Wien<br />
The Globe<br />
Wann: 06.<strong>03</strong>., 22 Uhr<br />
Wo: 6850 Dornbirn, mehr auf<br />
der Homepage<br />
Fop - Forms of Plasticity<br />
Wann: 07.<strong>03</strong>., 12–14 Uhr<br />
Entry: free<br />
Wo: Rathaus Wien, 1010<br />
Wien<br />
Am 2. November 20<strong>03</strong> eröffnete der legendäre Soul<br />
& Funk Club Soulsugar seine Pforten in einer brandneuen<br />
Location in der Nähe des Naschmarkts in<br />
Wien. Die Location beteht aus zwei Floors, wobei<br />
einer als Chill Out Area gedacht ist und der andere<br />
mit einer großen Galerie ausgestattet ist. Das<br />
„Electric Hotel“ hat seinen Namen nicht ohne Grund<br />
erhalten.<br />
Kilometerlange Kabel ziehen sich durch das ganze<br />
Haus. Das Gebäude wurde 1898 als erstes K&K-<br />
Fernmeldezentrum errichtet und dient heute noch<br />
als Schaltzentrale der Telekom. Für mehr als 105<br />
Jahre blieben die Räume im Verborgenen und werden<br />
jetzt erstmals seit 105 Jahren der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht.<br />
A night full of Reggae and Dancehallmusic.<br />
Special Guest - Jah Power Sound: I-Lik Chalwa,<br />
O$$ Bo$$ hosted by Lady Bk, Rashizzl, I Man Do,<br />
Mc Fireman &Friends<br />
Heiße Rythmen. Idealer Ort um mal so richtig eng<br />
zu tanzen . . . feel the Vibe – Baby!<br />
www.electrichotel.at<br />
DJ Friction & DJ Thomilla<br />
Wann: 18.<strong>03</strong>.20<strong>04</strong>, 22 Uhr<br />
Wo: WUK 1090 Wien<br />
Eintritt: 13 Euro, VVK 10<br />
Euro<br />
The Globe ist in erster Linie ein World-Music-Dance-<br />
Event mit extravagantem, jedoch durchaus tanzbarem<br />
Sound aus aller Welt.<br />
Zu hören sind orientalisch-westliche Mixes als auch<br />
südamerikanisch-afrikanische Klänge, welche durch<br />
deftigen Funksound und moderne Beats jeder Generation<br />
ein Tanzerlebnis der Sonderklasse garantieren.<br />
Untermalt wird der Abend mit visuellen Effekten,<br />
die mittels Datenbeamer auf eine Großleinwand<br />
projiziert werden, um nicht nur akustisch<br />
eine Weltreise erleben zu können. Der Spielbodensaal<br />
wird in orientalisches Flair eingetaucht, welcher<br />
mit Kerzenschein und Räucherstäbchen sowie indischen<br />
Tüchern an 1000undeineNacht erinnern.<br />
Als Überraschungshäppchen sind die kurzen Live-<br />
Gigs zu sehen, welche der Veranstaltung auch noch<br />
etwas Konzertcharakter verleihen.<br />
FOP steht schlicht für „Forms of Plasticity“. Aufgefallen<br />
waren FOP länger schon als „hervorragend<br />
improvisierende“ (Christian Bakonyi, Jazz. zeit)<br />
Live-Band im Rahmen der „Midnight Sessions“<br />
des Wiener Jazzclubs Porgy & Bess. Prominente<br />
Gäste wie etwa der international geachtete<br />
Saxophonist Wolfgang Puschnig, die DJs Bionic Kid<br />
und Zuzee von den Wiener HipHop/ Breakbeat-<br />
Heroen „Waxolutionists“ oder der Geiger Andi<br />
Schreiber fühlten sich im groovebetonten<br />
Klangkorsett des Quartetts rasch heimisch. Die<br />
FOP-Formel, mächtige Beat-Muster mit melodischen<br />
Trompetenlinien, fettem Bass und agilen Funk-<br />
Gitarrenriffs zu kombinieren und so der Assoziationsgabe<br />
der Gäste mit Spielfreude und Verve auf<br />
die Sprünge zu helfen, wurde auch im Studio<br />
beibehalten. Und sogar verfestigt. Hier täuschen<br />
keine Computernerds Virtuosität vor. Hier wagen<br />
im Herzen und an Jahren junge Musiker eine sanfte<br />
Kollision zwischen Kunst und Kommerz, zwischen<br />
Historie und Zukunftsperspektive. FOP formen,<br />
wuchten und biegen das Musikmaterial mit<br />
verblüffender Geschmeidigkeit.<br />
www.fop.at<br />
Die Body Movin’ Club-Tour führt die beiden DJs<br />
Friction (siehe Seite 12) und Thomilla (Turntablerocker)<br />
in trauter Zweisamkeit durch etliche Clubs<br />
im deutschsprachigen Raum und beide haben sie<br />
ihre neuen Werke im Gepäck.<br />
Beide bringen sie also ein neues Album raus und<br />
zwar gleichzeitig am 1. März 20<strong>04</strong>!<br />
DJ FRICTION: SOULSONIC (Four Music/Promo<br />
Musicnet)<br />
DJ THOMILLA: THOMILLA FREEZE (Polydor)<br />
The return of Alleinunterhalter – Mambo Kurt spielt<br />
mit seiner Hammondorgel, DJ NUD und DJ Endphase<br />
aus Graz und DJ Fantomas sorgen für die<br />
besten Schlager.<br />
Seit Menschengedenken versuchen Künstler die<br />
Liebe dingfest zu machen. Sie in ihrer Größe zu<br />
erfassen und zu transportieren. Ein Genre gibt sich<br />
dabei besonders viel Mühe und hat sich dem großen<br />
Gefühl Liebe voller Inbrunst verschrieben: der<br />
deutschsprachige Schlager. Kaum eine Musikrichtung<br />
hat zugegebenermaßen so viele entbehrliche<br />
Platten produziert, aber auch kaum eine, die derart<br />
viele Diamanten hervorgebracht hat. Drei DJs haben<br />
jahrelang danach gesucht. DJ NUD und DJ Endphase<br />
aus Graz und DJ Fantomas aus dem Wiener<br />
Tanzcafé Jenseits. Die besten Schlager aus vergangenen<br />
Jahrzehnten hören Sie bei der Eröffnung der<br />
neuen Saison im Grazer Schauspielhaus. Wie etwa<br />
Karel Gott, der Rolling Stones-Songs auf Deutsch<br />
interpretiert oder Schlagerhits aus den 60er-Jahren<br />
der DDR.<br />
www.festspielhaus.at
Newsflash:<br />
Banana Joe goes Koka-inoe<br />
Die Bonner Bananenkisten sind scheinbar keine<br />
Transporteinheiten der gewöhnlichen Art. Wie ein<br />
ansässiger 59-jähriger Früchtehändler aus Siegburg<br />
bewies, kann man solcherlei Warenverpackungen<br />
auch für andere Dinge benutzen.<br />
Die Staatsanwaltschaft wirft jenem Früchtehändler<br />
vor, per Gütertransport massenweise Kokain aus<br />
Südamerika eingeschmuggelt zu haben. Versteckt<br />
hat jener das edle Pülverchen angeblich in den<br />
Kisten, in denen sich eigentlich nur Bananen<br />
befinden sollten. Insgesamt wird Banana Joe die<br />
Einfuhr von 1,3 Tonnen reinsten Kokains vorgeworfen.<br />
Der Wert: 26 Millionen Dollar.<br />
Der könnte glatt mein Dealer sein<br />
Dass der Drogengebrauch ein Phänomen ist,<br />
welcher quer durch alle Berufs- und Sozialschichten<br />
verläuft, ist zwar nichts wirklich Neues mehr.<br />
Allerdings sollte es manch einem schon zu denken<br />
geben, wenn ein User seinen Stuff bei einem Dealer<br />
kauft, der eigentlich sogar sein Sohn sein könnte.<br />
So hat die nordrhein-westfälische Polizei in relativer<br />
Nähe zum niederländischen Grenzbereich eine dort<br />
kräftig agierende Vertickerbande hochgenommen.<br />
Ihr primäres Wirkungsfeld war die Ecke Düren und<br />
Bochum. Und jetzt kommt’s: Chef dieser „Drogenbande“<br />
war ein 20-Jähriger, der hätte der Sohn von<br />
mach einem Kunden sein können.<br />
Party-Review:<br />
Earthbound-Goa-Party am 7.2.20<strong>04</strong> in Ostbevern<br />
Leider hätten die Leser der Februar-Ausgabe nicht an dieser<br />
prachtvollen Festivität partizipieren können, selbst wenn sie<br />
es gewollt hätten. Wie bekannt hat sich der Erscheinungstermin<br />
aufgrund aktueller Anlässe um eine Woche nach hinten verschoben.<br />
Deshalb konnte dieses Party-Date nicht mehr rechtzeitig<br />
die potenziellen Empfänger erreichen.<br />
Als kleine Wiedergutmachung<br />
folgt eine weitere Folge aus der<br />
Reihe „subjektive Erlebnisberichte<br />
eines kleinen Aliens“.<br />
Erst des Sonntag-Morgens, nach<br />
einer laaaangen und äußerst<br />
erfrischenden Regenerationsphase<br />
und dem darauf folgendem<br />
gesundem und ausgewogenem<br />
Frühstück, ging das<br />
kleine Alien los mit einigen anderen<br />
Artgenossen in Richtung<br />
Hauptbahnhof. Da draußen<br />
ganz ekelhafte äußere Wetter-<br />
Konditionen herrschten (es war<br />
voll windig und nasskalt),<br />
beschlossen das Alien und<br />
weitere Leidensgenossen diesem<br />
Missstand mit diversen Kräuterelexieren<br />
Abhilfe zu verschaffen.<br />
Eine Basis dafür hatten sie ja<br />
bereits mit dem Ritual der<br />
gemeinsamen Nahrungsaufnahme<br />
geschaffen. Während der<br />
Hinreise gab es einige aufregende<br />
Erlebnisse mit einer kapitalistisch<br />
konditionierten Kontrolleinheit,<br />
begrifflich bezeichnet mit den Buchstaben „Schaffner“.<br />
Am Trance-Port „Earthbound“ angekommen galt es erst einmal<br />
viele große und kleine „HALLOS“ und viele „BOOAS“ von<br />
sich zu geben. Die Veranstaltung war zwar nicht so gut besucht<br />
wie die vorherige (die Veranstalter haben sogar Miese gemacht),<br />
aber trotz des stürmischen Wetters war die Stimmung richtig<br />
schön und familiär.<br />
Pot<br />
15<br />
Kubische Fäden-Konstrukte, von ihren Schöpfern liebevoll<br />
installiert und als „Polaris-Deko“ betitelt, generierten in Kombination<br />
mit einer fein abgestimmten Be- bzw. Ausleuchtung<br />
und den phantasievollen UV-Gemälden von Yvonne eine äußerst<br />
atmosphärische Tanzlocation.<br />
Datt ganze Dingen lief bis 18<br />
Uhr Sonntag abends. Dann<br />
waren die Kräuterelexiere alle<br />
alle, ebenso auch die Kraftreservern<br />
der noch verbliebenen<br />
und ebenfalls die Nerven der<br />
Nachbarn am Ende.<br />
Interessant war es für das kleine<br />
Alien zu beobachten, wie viele<br />
verschiedene DJs und wie viele<br />
andere interstellare Gäste von<br />
diesem Event angezogen wurden.<br />
Erstere gibt es ja mittlerweile<br />
wie Sand am Meer.<br />
Deshalb seien an dieser Stelle<br />
exemplarisch die DJs Roberdo,<br />
Sash (hat nix mit Bailando zu<br />
tun), Raphael und Buddhas<br />
Source erwähnt. Und sogar das<br />
kleine Alien durfte mal für ein,<br />
zwei Stündchen hinter die<br />
Turnies und mal so richtig Lärm<br />
machen. Zu seiner Überraschung<br />
haben sogar Taxifahrer<br />
und vermeintliche Zivilbeamte<br />
der deutschen Schutzwacht,<br />
Gäste aus Wuppertal oder gar<br />
dem 400 Kilometer entfernten<br />
Sachsen-Anhalt mit UV-aktiver Präsenz geglänzt und mit ihren<br />
Hüften geschwooft. Und alle, wirklich alle, hatten ihren Spaß<br />
dabei.. =)<br />
Einziges Manko:<br />
Etwas kühl ist es im Chill schon gewesen, trotz Pilzheizung.<br />
Alles in allem eine tolle Party und die nächste wartet schon<br />
am <strong>03</strong>.<strong>04</strong>.20<strong>04</strong> auf euch!<br />
Das Alien<br />
Platten-Review:<br />
OpenMindSound aus Münster - ein neues Label erklingt seinen Weg<br />
Eigentlich gibt es den „OpenMindSound“ bereits seit ungefähr<br />
1997. Für ein „richtiges“ Label (heißt offiziell angemeldet) steht<br />
der Name allerdings erst seit Anfang diesen Jahres. Aus diesem<br />
Grund gab es auch vor einigen Wochen den passenden Deckel<br />
zum Topf, nämlich eine OpenMindSound-Release-Party im<br />
Gleis 22 zu Münster. Dort konnte man sich erste kleine Tanzund<br />
Hörproben der anstehenden Neuveröffentlichungen zu<br />
Gemüte führen. Das Publikum bedankte sich mit deftig<br />
dampfendem Abgefeier und mit dem Bild einer mit dem Hintern<br />
wackelnden Meute.<br />
Der Name „OpenMindSound“ ist bei dem Label Programm.<br />
Das Soundspektrum lässt anhand von ästhetischen Emotionen<br />
am leichtesten so umschreiben: (Atmo)sphärisch, chillig,<br />
mystisch, fröhlich und bewegend. Ein weiteres Merkmal: Geil<br />
gemasterte Stücke und/oder Songs, die nahezu auf jedem<br />
Abspielgerät fett klingen. Schwierig wird es mit der Umschreibung,<br />
wenn man mit der Aufzählung von Musicstyle-Begriffen<br />
fortfährt. Anhand derer vermag man möglicherweise eindeutig<br />
eingrenzende Klangklassifikationen oder gar musikalische<br />
Unterstützen Sie deshalb die politische<br />
Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />
Trennlinien vorzunehmen. Dieses „Einzäumen“ würde allerdings<br />
dem Soundspektrum bzw. dem Klangkosmos dieses<br />
Labels nicht gerecht werden.<br />
Außerdem versuchen doch grade die Leser des Hanf Journals<br />
„open-minded“ zu bleiben, eben nicht in konservatives<br />
Schubladendenken zu verfallen, sondern sich stattdessen<br />
progressiver Bewusstseinsentwicklung zu widmen, nicht wahr?!<br />
Am ehesten würden die Worte „gediegener Allroundsound“<br />
den unbeschreibbaren Sound des Labels treffen. Doch was<br />
damit gemeint ist, können vielleicht folgende zwei Beispiele<br />
konkret veranschaulichen.<br />
Da wäre zum einen die Compilation „Imaginations“ (MSCD-<br />
02). Jene enthält zehn sehr abwechslungsreiche Stücke, die von<br />
Acid-Jazz, kombiniert mit spacigen Synthi-Sounds, über<br />
instrumentellen Elektropop und experimentelle Klangcollagen<br />
den akustischen Rezipienten bis hin zum Reggea-Dub leiten.<br />
Manch einer würde sogar das Wort „ambient“ wählen. Doch<br />
wie ihr merkt, liebe Leser, führen diese „Worteleien“ eher zu<br />
Konfusion anstatt zu inter-subjektiven Klarheit oder auch nur<br />
Nachvollziehbarkeit des OpenMindSoundsvon vielen Künstlern,<br />
die in Münster bereits einen Namen haben, wie z. B.<br />
Waktuloopa (alias Heinzel; von diversen Chill-Floors bestens<br />
bekannt) oder Cydata. Bleibt nur festzuhalten, dass musikalisch<br />
eine sehr beachtliche Bandbreite erschlossen wird. Hier wird<br />
nicht ausschließlich mit Software und Computern gearbeitet,<br />
sondern erhalten ebenfalls unaufdringliche Vocals und tribalistische<br />
Instrumente ihren gebührenden Stellenwert.<br />
Als kleines Bonbon ist der elfte Track als Video hörbar<br />
und könnte unter Umständen für einen krassen Gedanken-<br />
Fläsh-Kick sorgen. . .<br />
Das dritte Release kommt von „The Osmotic Effect“ und<br />
lautet „Food for the Spirit“ (MSCD-<strong>03</strong>). Seicht plätschernd<br />
führt es den Hörer an kosmisch geistigen, non-esoterischen<br />
Sphären vorbei hin zu rhythmischen, sich ergänzenden<br />
Klanggebilden. Dabei darf der pilzig klingende Offbeat<br />
natürlich nicht fehlen. Doch auch groovige Ambient- und<br />
Downbeat-Elemente kom-men nicht zu kurz, sondern<br />
entfalten nach Drücken des Play-Buttons auf deinem CD-<br />
Player ihre volle Blüte.<br />
Das alles erlebt der Hörer sehr dezent und nicht zu<br />
aufdringlich. Das Debüt-Album von „The Osmostic Effect“<br />
kann man locker von Anfang bis Ende durchlaufen lassen,<br />
ohne genervt oder gelangweilt zu sein und, das ist hier<br />
die hohe Kunst, ohne dass es ins andere Extrem von<br />
eindonnernden Soundstürmen umschlägt.<br />
Der Mensch, der sich hinter diesen teils psychedelisch<br />
anmuten-den Songstrukturen verbirgt, heißt mit<br />
bürgerlichem Namen Alex Ranft. Ein sympathischer und<br />
durchaus talentierter auf-strebender junger Mann, der sich<br />
nur ungern in festgefahrene Strukturen und Kategorien<br />
einzwängen lässt.<br />
www.mindsoundrecords.com<br />
www.openmindflash.org<br />
www.waktuloopa.de<br />
Email: buz@ hanfverband.de<br />
Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />
Lettestraße 3<br />
1<strong>04</strong>37 Berlin<br />
mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />
Gewinnen<br />
Gewinnen<br />
Gewinnen<br />
Quadratisch, praktisch, gut<br />
– ist nicht nur die neue<br />
Compilation von OpenMind-<br />
Sound, nein auch das Hanf<br />
Journal! Und da wir zwar<br />
nicht sportlich, aber dennoch<br />
toll sind verlosen wir<br />
auch gleich noch fünf<br />
brandneue „Imaginations“-CDs, das zweite Release von<br />
OpenMindSound.<br />
Mitmachen kann jeder der eine Mail an gewinnen@<br />
hanfjournal.de mit dem Betreff „Open your Mind for eletronic<br />
Sound“ sendet und akzeptiert, dass wir den Rechtsweg<br />
nicht akzeptieren – so is das.<br />
Also viel Glück
16<br />
Pot<br />
Cannabis-User gibt es viele: Von denen, die gelegentlich mal<br />
(passiv) geraucht, aber nicht inhaliert haben sollen, über die<br />
Fraktion der Hardcore-Kiffer, die sich jeden Tag mindestens<br />
ihre zehn Bongs reißen, bis hin zu denen, die Cannabis in seinem<br />
Facettenreichtum sinnvoll und bewusst für sich anzuwenden<br />
wissen.<br />
Zu Letzteren zählen zwei vom Schicksal gepeinigte<br />
und von Behörden bedrängte Brüder, wohnhaft in<br />
einer kleinen Eineinhalb-Zimmer-Wohnung in<br />
einem ruhigen Vorort einer kleinen Großstadt.<br />
Schon beim Passieren des Ortseingangs-schildes<br />
bekommt man den Eindruck, dass sich hier<br />
Katz und Maus gute Nacht sagen, man den<br />
Nachbarn noch persönlich kennt und jener<br />
nicht lediglich ein weiterer gesichtsloser<br />
Körper inmitten der anonymen Großstadt<br />
ist. Die Gegend wirkt insgesamt entspannt,<br />
„normal“ und könnte prinzipiell jeder<br />
Vorort in Deutschland sein.<br />
Wer würde auf die Idee kommen, dass es<br />
ausgerechnet hier Menschen gibt, die<br />
aufgrund unglücklicher Schicksale in ihren<br />
Lebensläufen, logisch inkonsequenter Gesetze<br />
und irrationaler Verhaltensweisen<br />
exekutiver Beamter von harmlosen Kiffern<br />
zu gemeingefährlichen Kriminellen werden<br />
können? Nun, gerade der Blickwinkel der<br />
(un)breiten Öffentlichkeit kann diese<br />
Tendenz begünstigen.<br />
Der Text ist ein anregender Impuls für<br />
Menschen in ähnlichen Lebens-lagen,<br />
Ungerechtigkeiten nicht über sich<br />
ergehen zu lassen, sondern genau<br />
umgekehrt, jene nach Außen, in den<br />
öffentlichen Fokus bzw. Diskurs zu<br />
tragen.<br />
Die zwei Betroffenen, um die<br />
es sich in diesem Artikel<br />
handelt, werden angeklagt<br />
Marihuana angebaut zu<br />
haben.<br />
Da wäre einmal „Cheech“ (Name geändert), Frührentner,<br />
Baujahr ’68 mit einer täglichen Medikation von: L-<br />
Polamidon Lösung 10 ml (Levormethadon 50 mg), MST<br />
Ratarddragees (Morphinhemisulfat 200-300 mg), Diazepam<br />
Tabl. (40-50 mg) und einer Vielzahl anderer Chemokeulen bei<br />
unerträglichen Schmerzschüben (Bedarfsmedikation),<br />
die aus Platzgründen nicht alle im Einzelnen<br />
aufgezählt werden können. Bei 1 bis 2<br />
Gramm Gras täglich lässt sich die<br />
aufgeführte Medikation fast halbieren.<br />
Die Bedarfsmedikation lässt sich mit<br />
THC beinahe gänzlich ausschließen.<br />
Angefangen von Alka-Seltzer mit sieben Jahren, über Rohypnol<br />
(Schlafmittel mit starkem Suchteffekt) war er mit 16 bereits voll<br />
drauf. Morgens Schmerzmittel, abends Schlafmittel. Die Psychopharmaka<br />
nehmen seitdem einen hohen Stellenwert in seinem<br />
Leben ein, da er sich dank jener nun wieder einigermaßen den<br />
alltäglichen Dingen im Leben widmen kann. Er nehme konstant<br />
selektierte Mittel ein, die ihn auf einem Level halten, der<br />
lebenswert ist.<br />
„Chong“ will von der Pharmaindustrie unabhängig sein.<br />
Deswegen ist er auf selbstangebautes THC umgestiegen. Warum<br />
er nicht die legale Volksdroge Nummer eins zu Hilfe nehme,<br />
will ich wissen. „Alkohol in Kombination mit Medikamenten,<br />
steht in jeder Packungsbeilage: unter Vorbehalt.“ Diese legale<br />
Methode fällt also flach. Was bleibt also übrig, als auf THC<br />
zurückzugreifen, welches selbstproduziert um ein Vielfaches<br />
günstiger als die benötigten Medikamente ist?<br />
„Cannabis hat mir in meinem Leben mehr<br />
geholfen, als bisher angenommen. Was mir<br />
Schaden zugefügt hat, waren die ständigen<br />
Uppers und Downers in der Vergangenheit“<br />
erzählt mir einer der beiden. Deshalb geht’s<br />
im Sommer nach Essen. Auf der<br />
www.pottdemo.de am 26. Juni wird es<br />
Redebeiträge von Tillmann Holzer<br />
(Vorstandvorsitzender des VfD), Dr. Franjo<br />
Grotenhermen (NOVA-Institut und IACM)<br />
und von einem der polytoxikophilen<br />
Brüder als Betroffenen geben, der seine<br />
Leiden schildern will.<br />
Beide wollen damit ein<br />
Zeichen in Richtung<br />
Legalisierung setzen.<br />
Allerdings fordern sie<br />
eine vernünftige und<br />
nicht eine totale<br />
Legalisierung von<br />
Cannabis. „Es gibt<br />
genug von denen,<br />
die es damit übertreiben,<br />
nicht klarkommen<br />
oder<br />
auch zu jung<br />
damit anfangen.<br />
Darum geht es<br />
uns nicht!<br />
Kiffer wie du und ich<br />
Die Leidens-Geschichte zweier polytoxikophiler Brüder<br />
Zumindest hätte man, laut Berichten der lokalen Presse, eine<br />
„ganze Plantage“ in der Wohnung gefunden, die nicht einmal<br />
eine Größe von 30 Quadratmeter aufweist. Von „Plantage“<br />
kann also keine Rede sein. Zudem berichteten die lokalen<br />
Medien nicht über den tatsächlichen THC-Gehalt der Pflanzen.<br />
Das hätte auch keine Schlagzeile gebracht, da die verkümmerten<br />
„Bonsai-Pflänzchen“ von Milben befallen waren. Stattdessen<br />
war die dramatische Rede von ca. 200 Pflanzen.<br />
In einem solchen Falle ist es nur selbstverständlich, wenn unser<br />
„Freund und Helfer“, die Polizei, die Wohnung stürmt, Handgelenke<br />
mit engen Handschellen quetscht und mit der Pistole<br />
um Ruhe bittet. Natürlich in Zivil und ohne auch nur ein Wort<br />
darüber zu verlieren, worum es eigentlich geht, geschweige<br />
denn die Rechte vorzulesen. Bücher, teure Fachliteratur sowie<br />
diverse Küchenartikel (Kaffeemühle), dürfen da selbstverständlich<br />
auch ohne weiteres beschlagnahmt werden. Sadistische<br />
Verhaltensweisen, wie Erniedrigung, Sprücheklopfen, Aufziehen<br />
und mehrmaliges Eindringen in die Privatsphäre der zwei<br />
Geschwister werden dabei nicht als Schikane, sondern unter<br />
dem Begriff „Polizeipsychologie“ oder „Raucherpolizei“<br />
subsummiert.<br />
Doch warum, frage ich mich als seriöser und rasender Reporter,<br />
nimmt man diese Risiken auf sich, wenn doch bekannt ist, dass<br />
der Anbau von Marihuana in Deutschland mit radikal-repressiven<br />
Maßnahmen sanktioniert wird, selbst wenn man den<br />
Status „Frührentner“ innehätte?<br />
Die Antwort(en): Selbstversorgung und „Polytoxikophilie“<br />
(=Drogenmischkonsumenten).<br />
„Chong“ (Name ebenfalls geändert), Baujahr ’69 ist<br />
angewiesen auf flüssiges Codein, hat ein äußerst unangenehmes<br />
Leiden im Genital-Bereich und wurde trotz operativ entfernter<br />
Milz beim Bund auf „T2“ gestuft. Auf dem Lande groß<br />
geworden kannte er zunächst nichts anderes, als sich mit<br />
Alkohol ins Koma zu saufen.<br />
Man braucht kein Fachexperte zu sein um zu erkennen, dass<br />
es sich bei diesen Opiaten um Schmerzhemmer und Symptomblocker<br />
handelt. „Wir sind Morphinisten“ äußert sich einer der<br />
beiden, als es mir einen Moment lang die Sprache verschlägt.<br />
Dann erblicke ich einen Haufen mit Aktenordnern und Unmengen<br />
von Papier. Ein ganzer Kubikmeter, mindestens zehn<br />
DIN A4-Ordner, voll mit Krankenakten.<br />
Zuvor befolgten sie ärztlich verordnete Medikationen bzw.<br />
starteten diverse substanzinduzierte Selbstexperimente aller<br />
Art. Beide haben erst mit ca. 20 Jahren das erste Mal gekifft.<br />
„Wir sind quasi Spätzünder.“ sagen sie. Sie entdeckten die<br />
Wirkung des THC erst, nachdem sie harte Drogen zu sich<br />
genommen haben und eben nicht davor. Von der Einstiegsdroge<br />
Cannabis kann also keine Rede sein. Doch nach dem ersten<br />
Joint wurde alles anders. Cheech und Chong schafften sich<br />
Literatur an und machten sich Gedanken darüber, wie und wo<br />
was wirkte. Seitdem lesen sie die Beipackzettel aufmerksamer<br />
und widmen sich vermehrt ihren humoristischen und kreativen<br />
Seiten.<br />
„Cheech“ nimmt seit fast zwei Jahrzehnten Opioide (Opiate)<br />
zu sich, weil er seit seiner Kindheit am ganzen Körper an<br />
chronischen Schmerzschüben und Schlafstörungen leidet. Hinzu<br />
kamen im Laufe der Jahre diverse OPs in und an sämtlichen<br />
Körperöffnungen.<br />
Wir sind nicht dafür, dass Cannabis freigegeben wird für 14-<br />
Jährige.“ Nachvollziehbar, da man argumentieren könnte, dass<br />
in einem solchen Alter die Psyche eines jungen Menschen noch<br />
nicht ausgereift und willensstark genug ist. In einem solchen<br />
Alter wird möglicherweise nur geringfügig bewusst über den<br />
Gebrauch des grünen Krauts zwecks kontrollierter und gezielter<br />
Anwendung reflektiert. „ Ein Alter von 21 wäre realistischer.<br />
Die Pubertätsphase muss ausgeklungen sein. Andererseits<br />
muss es Obergrenzen geben, damit die Leute nicht (zu) bekifft<br />
durch die Gegend fahren.“ Man soll ja auch nicht durch die<br />
Gegend „fliegen“, sondern am Straßenverkehr teilnehmen, mit<br />
einem möglichst nüchternen Sinn für die Realität. „Substanzaufklärung<br />
ist da besonders wichtig. Unsere Eltern hatten mit<br />
[illegalisierten - Anm. d. Red.] Drogen überhaupt nichts zu<br />
tun. Deswegen haben wir keine Ahnung von der Materie<br />
gehabt.“<br />
Deshalb der Appell an alle ähnlich betroffenen Kiffer: Habt<br />
Mut und outet euch! Ihr seid nicht alleine!! Fälle wie „Cheech<br />
und Chong“ sind nur ein Beispiel von vielen auf der Spitze<br />
des deutschen Hanfbergs.<br />
Jedoch sind viele aufgrund der Angst vor repressiven<br />
Maßnahmen seitens der Exekutive, der Staatsanwaltschaft und<br />
der Deutschen Drogenpolitik, stark eingeschüchtert. Aber es<br />
gibt Möglichkeiten selber etwas zu bewegen und sich nicht<br />
nur wie ein Verbrecher behandeln zu lassen.<br />
Schreibt beispielsweise Briefe mit eurer Leidens-Geschichte an<br />
die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marion Caspers-<br />
Merk (siehe auch Seite 06) poststelle@bmg.bund.de, denn jede<br />
Meinung zählt!<br />
Schreibt an redktion.pot@hanfjournal.de wenn ihr ein<br />
Sprachrohr sucht, einen progressiven Einfluss auf das BtMG<br />
und das öffentliche Bild von Cannabis auszuüben.<br />
Adam Zawadzki<br />
Wanted<br />
Gesucht:<br />
Ziel:<br />
Methode:<br />
Wo:<br />
Belohnung:<br />
Trend- und szeneläden ohne Hanf Journale<br />
zukünftige Auslage des Hanf Journals<br />
Anzeigen (beim Hanf Journal, auf keinen<br />
Fall bei der Polizei)<br />
zentrale@hanfjournal.de<br />
kleine Geschenke (z.B.: Drehmaschiene,<br />
Grinder, CDs, ...)<br />
Das Hanf Journal sucht Head- und Growshops die noch keine Hanf Journale auslegen. Kennt ihr einen Shop der<br />
das noch nicht tut, dann gibt uns die Adresse und wir kümmern uns darum das ihr auch in diesem Shop Hanf<br />
Journale bekommt. Für fachdienliche Hinweise warten kifferfreundliche Belohnungen.
Pot<br />
17<br />
Servus erst einmal an all die von kulturellen Verzückungsbonbons nicht genug bekommenden Feierwesen. Hier vor Ort spricht das EKG zu<br />
euch. Zum ersten Mal. Dokumentiert und nur für euch mit satter Druckerschwärze gebannt und in Farbe illustriert.<br />
Ihr werdet euch zu Recht die Frage stellen, wo denn das ALIEN, welches für gewöhnlich auf dieser Seite sein Acid verspritzt, abgeblieben ist.<br />
Tja, ich verrate nur soviel: Interplanetare Rekrutierung und ein leicht destruider Hang haben selbigen Harlekin in ferne Gefilde verschlagen.(Oder<br />
anders ausgedrückt: Vom Winde verweht.) Dass infolgedessen seine irdischen Aktivitäten kürzer treten, sollte euch nicht bitter stimmen. „ES<br />
be back!“ Ein kunterbuntes Potpourri im Sinne allgemeiner Horizonterweiterung steht diesen Monat auf dem Programm. Da sollte für jeden<br />
was dabei sein. Letzten Monat wurde Goethe erwähnt, und mit einem meiner Lieblingsdichter geht’s weiter: „Leben, wie ein Baum / einzeln<br />
und frei / und wie ein Wald / so brüderlich / das ist unsere Sehnsucht.“ (Nazim Hikmet) Die Essenz dieser Worte des Meisters: Genießt und lasst<br />
euch durchfluten vom Leben und zieht euer Ding durch, aber vergesst nicht, dass ihr nicht allein seid auf Mutter Erde.<br />
Gemeinsam für Toleranz und Menschlichkeit!<br />
Wir bestimmen, was morgen abgeht!!<br />
Seelenbrände können gelöscht werden unter: redaktion.pot@hanfjournal.de<br />
TERMINE<br />
„Goa makes the Party go round“. Ein weiteres Event<br />
des erfolgreichen Konzepts elektronisch geeichter<br />
Trancemusik. Gerade richtig um sich mal so richtig<br />
die wild wütenden Dämonen aus dem Leib zu<br />
vertreiben. Um dies zu gewährleisten, sind auf dem<br />
Mainfloor folgende Acts angekündigt: Sally<br />
Doolally, Kai Mathesdorf, Buggi und S. Borg. Des<br />
Weiteren „live in Concert“ Waktu Loopa feath. Sven<br />
Helbig, das erste Mal mit beatlastiger und tanzbarer<br />
Musik, Gourme Funk und der „Godfather of Chill“<br />
Master Toshi himself, exklusiv aus der Psychoslovakei<br />
angereist, werden einem gehörig einheizen.<br />
In teuronischen Zeiten sind solche nicht ausschließlich<br />
auf Kommerz abzielenden Partys ein willkommener<br />
Zeitvertreib. Der Eindruck, der sich beim<br />
mehrmaligen Besuch dieser Party bestätigte, war,<br />
dass bombastische Bässe einen aus den Latschen<br />
donnerten und man mit unter anderem netten,<br />
kommunikationsfreudigen Wesen munter drauflos<br />
schnacken konnte.<br />
Also alles in allem eine einfach nur mit allen Sinnen<br />
zu genießende Veranstaltung, die unter einem<br />
günstigen Stern steht. Zu erwarten ist das Äußerste,<br />
das heißt, jeder wird nach Strich und Faden von<br />
abgehobenem Hammersound umgarnt werden.<br />
www.tuvalu-party.de, Hotline: 0170 5 27 44 71<br />
TUVALU<br />
Date: 12.<strong>03</strong>.20<strong>04</strong><br />
Start: ab 23. Uhr<br />
Entry: 10 €<br />
Location: Azucar & Floor IV<br />
Grevenerstr. 89–91<br />
Münster<br />
Techno ist Techno ist Techno . . . Wer sich getreu<br />
dieser Formel die stylische Party entgehen lässt, ist<br />
selbst schuld. Im noch nicht mal einem halben Jahr<br />
existierenden Impuls-Club geben sich einige Größen<br />
der Szene ein Stelldichein der Extraklasse. Aus<br />
diesem Anlass gastiert an diesem Abend einer der<br />
Besten vom Ostdeutschen Label Kanzleramt. Auf<br />
zwei Areas wird typisches Clubfeeling geboten,<br />
chillige Einrichtung in Retro-Atmosphäre verleiten<br />
einen sein Haupt hier niederzulegen bzw. zu „schütteln“.<br />
Minimal-progressiver Techno von Könner<br />
Johannes Heil (live), NX 7<strong>04</strong>, Rene Iwer und Konpress<br />
stellt eine ordentliche Palette an anspruchsvollen<br />
DJs dar. Liebhaber gepflegt-intelligenten<br />
Technos (no Schranzsessions) sind hier besten<br />
aufgehoben.<br />
Was tun, wenn einem der Beat in die Glieder fährt<br />
und man zu einem riesigen Hörorgan mutiert und<br />
der Begriff des „Ruhens“ die Party über aus dem<br />
Vokabular gestrichen wird?<br />
Leichter kann die Antwort nicht ausfallen: Nicht<br />
großartig grübeln. Es geschehen lassen.<br />
www.impuls-club.net<br />
Johannes Heil – live @ Impuls<br />
Date: 19.<strong>03</strong>.20<strong>04</strong><br />
Start: ab 23 Uhr<br />
Location: Impuls-Club<br />
Schlosswall 1–9 (unter der<br />
Stadthalle)<br />
Osnabrück<br />
IRIE VIBES 2 - REGGAE-DANCEHALL-DUB<br />
Date: 19.<strong>03</strong>.20<strong>04</strong><br />
Start: Open 22 Uhr<br />
Location: Werk Null<br />
Lehnstr. 1<br />
Bückeburg<br />
Ob Schunkeln, Abspannen oder angeregtes Liming<br />
(sich viel und intensiv unterhalten im Karibik-<br />
Slang), hier auf der im Underground operierenden<br />
Party ist alles drin. Zum Soundsystem, wo die DJs<br />
De Vit, Mr. Röhrig und Psychoman (ungewöhnlicher<br />
Reggae DJ-Name) das Sagen haben und den<br />
Taktstock in Form von Sunshinecoolness-Stimmung<br />
unter die Meute mischen werden. Der auf einer<br />
Reggaeparty für typische Ausgelassenheit sorgende<br />
Sound wird einen sicherlich mitnehmen und auf<br />
der Schaumkrone der höchsten Welle für genügend<br />
Spaß garantieren. An der Cocktailbar kann man<br />
sich genauso an den kreolischen, leckeren Drinks<br />
erlaben, als ob man unter der prall hernieder sinkenden<br />
Sonne sich auf einer Hängematte müde räkelnd<br />
dem Alltagsstress entflieht, das angeschlagene Gemüt<br />
besänftigt und den lieben Sorgen im Schatten<br />
großblättriger Palmen für eine geraume Zeit ein<br />
lebensbejahendes Adios! verkündet.<br />
Was bleibt da noch zu sagen, angesichts der Tatsache,<br />
dass ihr vor Sabber triefend und kläffend<br />
hin zu Party solltet. Denn wo sonst kann man für<br />
beinahe lau die oben beschriebene Atmosphäre in<br />
der Noch-Vorfrühlingszeit zur Neige erhalten.<br />
Goethes Faust<br />
Date: 20./26./27.<strong>03</strong>.20<strong>04</strong><br />
Start: 20 Uhr<br />
Entry: 12 €/ 10 € ermäßigt<br />
Location: Freilichtbühne<br />
Porta, Drabertstraße, Minden<br />
Der Klassiker schlechthin, der nicht vieler Worte<br />
bedarf. Die Geschichte eines Allroundwissenschaftlers,<br />
der an die Grenzen des Wissens stößt,<br />
getrieben von nimmer zu stillendem Begier und<br />
Neugierde. Seine verzweifelte Selbstpeinigung, als<br />
der Gehörnte höchstpersönlich ihm die Ehre eines<br />
Besuches abstattet und ihm das Angebot seines<br />
Lebens unterbreitet . . . . Der Plot dürfte hinlänglich<br />
bekannt sein. Doch durch eine Neuinszenierung<br />
dieses Gutes deutscher Klassik wird die Vergangenheit<br />
stets aktualisiert und damit in unmittelbare<br />
Nähe auch Theaterscheuer versetzt.<br />
Das Theater als Ursprung des Schauspiels und der<br />
Darstellung menschlicher Tragödien und Lebensläufe<br />
hat ein starkes Schrumpfen der Besucherzahlen<br />
zu beklagen. Ewig gleicher Hollywood-<br />
Kram ohne Tiefgang ist daran Schuld, dass die<br />
Bezeichnung „Kultur“ auf primitiver Tour durch<br />
den Kakao gezogen wird. Wie ein subtiler Hohn<br />
schlägt diese Entwicklung einem das Wasser ins<br />
Gesicht. Hiermit sei jedoch genug über das westliche<br />
Abendländle abgelästert.<br />
Regie führt Marcus Hamann in diesem Evergreen<br />
des deutschen Theaters, dessen Besuch kulturelle<br />
Bereicherung und Einsichten in die Abgründe der<br />
menschlichen Seele offenbart.<br />
Von den Götterpflanzen zum Teufelskraut<br />
Psychoaktive Pflanzen und Pilze erleben bei jungen<br />
Menschen unter Namen wie „Herbals“ oder „Bio-<br />
Drogen“ ein ungeahntes Comeback. Dr. phil.<br />
Christian Rätsch, Referent der Reihe „Sucht hat<br />
immer eine Geschichte“ fungiert als Multiplikator<br />
bewusster Drogenaufklärung. Er, studierter Altamerikanistiker,<br />
Ethnopharmakologe und Ethnobotaniker,<br />
ist anerkannter Experte und Autor zahlreicher<br />
Bücher, wie z. B. „Weihnachtsbaum und<br />
Blütenwunder". Im Mittelpunkt wird er über Herkunft,<br />
Geschichte und Gegenwart dieser psychedelischen<br />
Naturprodukte referieren. Fern vom Verteufelungswahn<br />
solcher Stoffe in den Medien und des<br />
gesellschaftlich straighten Kurses, was den Gebrauch<br />
und den daraus resultierenden Konsequenzen<br />
für den Konsumenten angeht, schlägt Rätsch<br />
vor einen objektiv wissenschaftlichen Standpunkt<br />
einzunehmen. Die in der Natur der Sache vorhandene<br />
Nüchternheit wird dafür Sorge tragen, dass<br />
vorhandene Vorurteile und Stereotypen nach und<br />
nach abgebaut werden und mal endlich einen Blick<br />
zu haben, was es wirklich mit „Mescalito“ und Co.<br />
auf und in sich hat. Nun denn, wer wissen will,<br />
was das biologische Wesen dieser Kräuter ausmacht,<br />
und sich nicht länger an leerem Geschwafel darüber<br />
aufhalten will, der sollte unbedingt diese höchst<br />
informative Veranstaltung wahrnehmen!<br />
www.eve-rave.de<br />
Date: 24.<strong>03</strong>.20<strong>04</strong><br />
Start: 16.30–18.30 Uhr<br />
Entry: kost nix<br />
Location: Drogenhilfe der<br />
Stadt Münster<br />
Schorlemerstr.8<br />
Wat is dat denn? Eine berechtigte Frage, die dazu<br />
drängt, sie zu klären. In einem großen Zelt in der<br />
Innenstadt wird allen interessierten Leuten ein<br />
multimedialer Einblick in die Lebenswelt von<br />
Techno-PartybesucherInnen, den so genannten<br />
„Ravern“ oder „Techno-Kids“ geboten. Es wird<br />
eine Simulation der Partywelt geben, unterstützt<br />
mit dem dazu gehörigen Drumherum. Flashige<br />
Lichteffekte, kreative Deko(Deko = Gestaltung) und<br />
was natürlich nicht fehlen darf in der Aufzählung,<br />
die basslastige, dem ungeschulten Ohr dumpf vor<br />
sich hin schallernd vorkommende, genre-typische<br />
Monotonie aufweisende, ganz und gar elektronische<br />
Tanzmusik . Jetzt können sich auch Mama und<br />
Papa ein Bild und ein auf Eigenerfahrung zurückweisendes<br />
Urteil machen, indem sie selbst in die<br />
Welt ihrer Kinder und deren Feierhobbys abtauchen.<br />
Somit sollen sie sensibilisiert werden für eventuelle<br />
Unstimmigkeiten und Verständnisprobleme innerhalb<br />
ihrer Kreise. Eine an und für sich fruchtbare<br />
Idee, die den immer weiter schwindenden Dialogmangel<br />
zwischen den Generationen ermöglichen<br />
und bestehende Schwellen abbauen helfen soll. In<br />
diesem Rahmen soll ebenso von Perspektiven der<br />
Szene(n)/ Kultur(en) die Rede sein, genauso wie<br />
auch der Fokus auf Gefährdungspotenziale gerichtet<br />
wird, um eine wertfreie Vorstellung von dessen<br />
Mechanismen und Folgen zu schärfen.<br />
www.eve-rave.de<br />
Techno-Tent<br />
Date: 27.<strong>03</strong>.20<strong>04</strong><br />
Start: 10–14 Uhr<br />
Entry: kost au nix!<br />
Location: Zelt vor dem<br />
Stadthaus I Klemensstr. 10<br />
Münster<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren
Kiffer im Sportstudio<br />
Seed west<br />
15<br />
das Sportstudio. Total verqualmt und die Stehtische überladen<br />
mit Bier. Naja, es kommt nicht jeder rein.<br />
In diesem VIP-Bereich ist alles kostenlos. Später nach dem<br />
Hauptkampf wird dort ein riesiges Buffet aufgebaut. Ich habe<br />
nach einem Aschenbecher gefragt und einen bekommen, mit<br />
zwei nagelneuen Feuerzeugen. Was für ein Service! Aber Long-<br />
Papers hatten sie keine da.<br />
Am 17. Januar verteidigte Regina<br />
Halmich erneut ihren Titel und das ZDF freute<br />
sich über hohe Einschaltquoten: 5,37 Millionen Zuschauer,<br />
was einem Marktanteil von 19,9 Prozent entspricht. Das<br />
Sportstudio sendete live aus Karlsruhe. Und ich war leicht breit und live dabei . . .<br />
Es laufen Kellner mit Häppchen und Sekt rum und einen<br />
Kaviarstand gibt es auch. Die Gewinnerin des Kampfes wird,<br />
umringt von einem Bienenschwarm von Fotografen, einmal<br />
im VIP-Bereich herumgescheucht und an einigen Ständen wie<br />
dem Kaviarstand, wird kurz zum Posen halt gemacht. Foto-<br />
Shooting mit Werbeeinblendung. Na tolle Show . . . aber<br />
immerhin: vier neue Feuerzeuge<br />
Zurück auf unseren Plätzen, schauen wir uns den Halmich-<br />
Fight an. Ich fotografiere und durch den Sucher sehe ich den<br />
glücklichen neuen Weltmeister im Halbschwergewicht, Erdei.<br />
Seine Freundin hat direkt vor mir gesessen und neben ihr war<br />
noch ein Platz frei . . .<br />
Ich war wirklich gespannt. Das Bild von Gladiatoren im Kolosseum<br />
ist mir die ganze Zeit im Kopf herum gespukt. Die heutigen<br />
Gladiatoren kommen aus Box-Ställen. Was Menschen<br />
nicht so alles für Geld machen . . . „Brot und Spiele“ sag ich da<br />
nur. Natürlich kann das Kolosseum nicht mit der mickrigen<br />
5.000-Leute-reinquetsch-dm-Arena verglichen werden – aber<br />
so weit weg liegt wohl mein Vergleich auch wieder nicht.<br />
geht, nämlich um Ruhm und Ehre für das Vaterland! Und davor<br />
müssen wir uns alle erheben, aus Respekt! Ähm, na alle?<br />
Ich dann doch nicht. Ich bin Kiffer und klar im Kopf! Ich bleibe<br />
sitzen und werde merkwürdig angeschaut. Ich frage, als sie<br />
wieder sitzen, welches Land überhaupt zu Flagge und Nationalhymne<br />
gehört? Womit ich erstaunte Gesichter erntete und<br />
einige kleinlaute Kommentare. Doch hihi . . . keiner hat die<br />
ungarische Flagge gekannt.<br />
Bemerkt hat ihn erst einmal niemand. Denn er kam alleine,<br />
ohne Bodyguards und Fotografen im Schlepptau. Alleine sind<br />
Celebritys kaum zu erkennen. So ganz ohne Boxhandschuhe<br />
sieht er eigentlich aus wie ein Kiffer. Vielleicht ist er auch einer<br />
und ich ärgere mich, weil ein so sympathischer Mensch nach<br />
dem Kampf nicht einmal einen Joint rauchen darf, um sich zu<br />
entspannen, da Cannabis seit Januar auf der Dopingliste steht.<br />
Vor dem Eingang ein bisschen Security, ich sollte mein Gras-<br />
Messerchen abgeben und auch noch einen Euro für die Aufbewahrung<br />
bezahlen. Ich war noch gar nicht richtig in Fahrt,<br />
von wegen Grundsatzdiskussion wegen erzwungener Gebühren,<br />
da durfte ich auch schon mein Taschenmesser mitnehmen.<br />
In der Vorhalle fanden sich sechs Stände zur alkoholischen<br />
Massenabfertigung mit Bier in Plastikbechern. Und in der<br />
Arena sitzen in den ersten Reihen natürlich nur irgendwelche<br />
Funktionäre. In der zweiten Reihe, die VIP-Kartenbesitzer und<br />
für alle anderen, die nicht nur das gespannte, ruhige Casino-<br />
Flair spüren und trotzdem etwas sehen wollten, wurden über<br />
den „Seilen“ ein riesiger Monitore aufgehängt. Einige hatten<br />
auch Ferngläser dabei. Es waren sogar ein paar Boxfans anwesend,<br />
aber die waren eher eine Minderheit, da sie mehrmals<br />
erfolglos eine Welle zu starten versuchten. Die meisten Besucher<br />
der Veranstaltung waren Geschäftemacher aller legaler und<br />
illegaler Schattierungen, einschließlich mitgebrachter „Klischee-<br />
Bunnies“.<br />
Außer der Weltmeisterschaft im Fliegengewicht der Frauen<br />
standen noch weitere Kämpfe an. Doch wer genau sich da nun<br />
die Fresse polieren sollte, konnte mir niemand sagen. Für die<br />
Leute um mich herum war das alles nur Fun – und Frauenboxen<br />
nahm sowieso niemand ernst, auch die anwesenden Frauen<br />
nicht. Aus Fun standen sie anscheinend auch schweigend und<br />
aufrecht da, während die Nationalhymnen mahnten, dass es<br />
hier um mehr als nur den endgültigen Sieg über den Gegner<br />
Den nächsten Vorkampf, Regina wurde vom ZDF schließlich<br />
zum Hauptakt des Abends gekürt, bestreitet Michalczewski-<br />
Bezwinger Gonzales aus Mexiko gegen den Ungarn Erdei. Es<br />
geht um den WBO-Titel (World Boxing Organization) im Halbschwergewicht.<br />
Und schnell wird mir klar, die hauen sich<br />
richtig. Das muss verdammt weh tun. Warum machen die das?<br />
Geld kommt jedenfalls sehr viel – vor allem durch Bier-Werbung<br />
– wieder rein.<br />
Aber muss es denn wie überall bei Sport-Events Alkoholwerbung<br />
sein? Mal sehen was die Bundeszentrale für Gesundheitliche<br />
Aufklärung (BzgA) dazu sagt: „Sport und Alkohol: was<br />
scheinbar nicht zusammenpasst, ist längst untrennbar miteinander<br />
verbunden. Man sieht es in der Werbung: kaum ein<br />
Sportereignis, das nicht von großen Brauereien zu Werbeauftritten<br />
genutzt wird. Deshalb kann es nicht darum gehen, den<br />
Alkohol aus dem Vereinsalltag zu verbannen. Wo Erwachsene<br />
. . . trinken, kann auch vom abstinenten Sportler Toleranz erwartet<br />
werden.“ Zitat aus der Broschüre „Kinder stark machen<br />
im Sportverein“, na dann Prost!<br />
Immer, wenn es richtig klatscht, geht eine Welle der Begeisterung<br />
durch die Menge und alles schaut gebannt auf die Grossaufnahmen<br />
in den Bildschirmen um das Blut zu sehen. Ich finde<br />
das alles ziemlich schrecklich. Aber die Menschen um mich<br />
herum haben ihren Spaß. Ist für sie ein hipper Ort zum Rumhängen.<br />
Wir gehen uns in die VIP-Lounge stärken und entdecken,<br />
gleich nach der VIP-Security (die sind sogar freundlich)<br />
Nicht weil Cannabis leistungssteigernd wirke, sondern wegen<br />
der Vorbildfunktion der Sportler, so wird argumentiert. Also<br />
werden wir Kiffer im Sport ganz klar diskriminiert. Der nachgewiesene<br />
Konsum hat schon einige Sportler um ihre<br />
wohlverdienten Medaillen gebracht.<br />
Infos: http://www.boxingpress.de<br />
Mangas<br />
Unterstützen Sie deshalb die politische<br />
Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
Email: buz@ hanfverband.de<br />
Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />
Lettestraße 3<br />
1<strong>04</strong>37 Berlin<br />
mehr Infos unter www.hanfverband.de
16<br />
Seed west<br />
Cannabis – grenzenlos strafbar?<br />
Wie bekifft darf man hinterm Steuer sitzen? Eine Frage, die<br />
Gemüter hochkochen lassen kann, auch bei den Grünen. Am<br />
Freitag, dem 06.02.20<strong>04</strong>, fand daher eine Podiumsdiskussion<br />
zur Grenzwertfestlegung von Cannabis im Straßenverkehr im<br />
Mainzer „schick & schön“ statt. Die Grünen und die Grüne<br />
Jugend von Rheinland-Pfalz hatten hochkarätige Fachleute<br />
eingeladen: Theo Pütz vom Bundesnetzwerk Drogenpolitik<br />
(BND), Prof. Dr. Günter Berghaus vom Institut für<br />
Rechtsmedizin an der Universität Köln und Michael Hettenbach,<br />
ein Rechtsanwalt, diskutierten vor circa 65 Zuschauern und<br />
beantworteten anschließend viele persönliche Fragen zu<br />
Cannabis und Führerschein.<br />
Wie wir aufmerksamen Hanf Journal-Leser wissen, gibt es im<br />
Gegensatz zur 0.5 Promille-Grenze beim Alkohol- Konsum bei<br />
Cannabis nur eine Grenze, und das ist die Genauigkeit des<br />
Nachweisverfahrens. THC wird auf eine andere Weise als<br />
beispielsweise Alkohol abgebaut. Alkohol wird linear abgebaut.<br />
Cannabis baut sich zunächst auch linear ab, doch dann setzt<br />
die zweite Phase ein. Der Abbau ist einer radioaktiven<br />
Halbwertszeit nicht unähnlich, das heißt aktives THC kann im<br />
Blut nachgewiesen werden, obwohl die psychoaktive Wirkung<br />
längst nicht mehr vorhanden ist. Wir Kiffer sind also die<br />
Gelackmeierten, egal ob wir den letzten Joint vor vier, acht<br />
oder zwölf Stunden geraucht haben. Und das, obwohl wir in<br />
den Statistiken meist besser abschneiden, wenn es um die<br />
Unfallverursachung geht.<br />
Prof. Dr. Berghaus scherzhaft: „Man kann sagen, dass wer unter<br />
Cannabis-Einfluss fährt, sicherer fährt . . . Es gab schon Fälle,<br />
wo einer bei grüner Ampel vorsichtshalber stehen geblieben<br />
ist.“ Als problematisch bezeichnete er, dass die Verkehrsgesetzgebung<br />
als Repressionsinstrument der Prohibition<br />
missbraucht werde. Es habe fast den Anschein, dass der<br />
Grenzwert nach dem Steuerertrag ermittelt werde, daher bei<br />
Cannabis Null und bei zugelassenen Medikamenten gar kein<br />
Grenzwert. Er bedauerte, dass Forschung zu Cannabis aufgrund<br />
des Betäubungsmittelgesetzes nicht möglich ist und<br />
Forschungsergebnisse wie die Kleiber-Studie ignoriert werden.<br />
Rechtsanwalt Hettenbach kritisierte: „Der Führerscheinentzug<br />
hat gravierende finanzielle Folgen, bei einem Durchschnittsfall<br />
entstehen rund 6.000 Euro an Kosten, und bei dieser Berechnung<br />
wurde die Zerstörung des Lebenslaufs, einhergehend mit dem<br />
Verlust der Arbeitsstelle, nicht mit einbezogen.“ Und „Ich habe<br />
jegliche Hoffnung auf Veränderung durch die Politik<br />
aufgegeben.“ Abgesehen von seiner normalen Anwaltstätigkeit<br />
betreibt er die Seite www.jurathek.de. In dem Forum der Seite<br />
gibt es kostenlose und kompetente Tipps zu rechtlichen Fragen.<br />
Theo Pütz vom Bundesnetzwerk Drogenpolitik der Grünen<br />
bezeichnete die Praxis der umgekehrten Beweislast als<br />
skandalös. Ein verdächtigter, potenzieller Kiffer müsse im Zweifelsfall seine Unschuld<br />
mit teuren Untersuchungen wie Urintests, Blutproben und Reaktionstests bis hin zur<br />
MPU beweisen und alles selber bezahlen. Bereits an dieser finanziellen Hürde<br />
scheiterten einige unschuldige Cannabis-Konsumenten, die nie bekifft Auto gefahren<br />
sind. Theo Pütz: „Urin und Schweißtests sind freiwillig. Eine Blutprobe darf erst nach<br />
Konkretisierung eines Anfangsverdachts angeordnet werden. Die Polizisten immer<br />
nach der rechtlichen Grundlage fragen!“ Konsumenten wüssten meist nicht, dass<br />
durch die Blutprobe nur der aktuelle Rauschzustand nachgewiesen werden könne.<br />
Bei den freiwilligen, aber sehr ungenauen Schnelltest (Fehlerquote bis zu zehn Prozent)<br />
könnte jedoch der am letzten Wochenende gerauchte Joint zum Führerscheinverhängnis<br />
werden. Er forderte: „Die Betroffenen sollen sich organisieren. Ihr seid gefordert!“<br />
Infos: www.jurathek.de, www.bndrogenpolitik.de<br />
Sokratis Zacharopoulos<br />
Götz Widmann: „Die Amis in ihrem Prohibitionswahn . . .“<br />
Am 17.01.20<strong>04</strong> rockte Götz Widmann während seiner „Extrem<br />
Liedermaching“-Tour den Darmstädter Studentinnenkeller im<br />
Schloss. Leider mussten etwa 50 Leute wegen Überfüllung der<br />
Location heimgeschickt werden. Kleiner Trost: ihm machte der<br />
Auftritt Spaß, ergo er kommt wieder . . .<br />
Zuerst wärmte Mike Godyla alias der „Bassmann“ mit<br />
intelligent-witzigen Liedtexten, zu reiner Bassbegleitung,<br />
das Publikum auf (Anm. d. Red. Hört euch<br />
doch mal seine mp3 auf der Homepage an). Dann gab<br />
Götz Widmann alte und neue Lieder zum besten.<br />
Nicht, dass er alle selber gesungen hätte . . . Nein!<br />
Zum Beispiel beim „Landkommunenhippiesong“<br />
oder dem „Esel“ waren seine Fans<br />
so textfest, dass er nur noch begleitend<br />
auf der Gitarre spielen musste. Da<br />
hat’s sich dann halt einer mal leicht<br />
gemacht.<br />
In der Konzertpause forderte Götz<br />
Widmann das Publikum auf, sich<br />
an der Selbstbezichtigungsaktion<br />
„Zeig-Dich“ zu beteiligen und<br />
ließ, mit Unterstützung der<br />
Hanf-Initiative, Vordrucke<br />
austeilen.<br />
Deutschlands bekannteste<br />
Aktion will mit 100.000<br />
Selbstbezichtigungen die<br />
Gerichte lahm legen und<br />
sie so zum Handeln<br />
zwingen.<br />
Obwohl sich bereits 14.500 Kiffer beteiligt haben, ist „Zeig-<br />
Dich“ unter Hanfaktivisten umstritten. Knackpunkt der<br />
Diskussion ist, dass auf den Zetteln „regelmäßiger“ Cannabis-<br />
Konsum angekreuzt werden kann und damit die Gefahr besteht<br />
nach aktueller Rechtslage den Führerschein zu<br />
verlieren.<br />
Götz Widmann ebenso wie Mike<br />
Godyla, der übrigens im Alkohol-Entzug<br />
arbeitet, haben<br />
jedenfalls schon beide mitgemacht.<br />
An eine baldige Legalisierung<br />
von Hanf glauben<br />
sie nicht.<br />
Götz Widmann, wie er uns Backstage erklärte: „Die Amis in<br />
ihrem Prohibitionswahn, dass kann noch lange dauern . . .“<br />
Gegen Ende, sang er eines seiner Lieder zur Gitarrenbegleitung<br />
von Tobiman, einem Darmstädter, der ihn in einer E-Mail um<br />
die Erfüllung dieses Fan-Wunsches gebeten hatte. Vor dem<br />
Konzert übten beide etwa fünf Minuten lang. Und es funktionierte<br />
unglaublicherweise auf Anhieb.<br />
Schließlich gab der Barde aus Bonn noch so lange Zugaben,<br />
bis er schweißgebadet und mittlerweile etwas heiser die Gitarre<br />
strecken musste. Die Stimmung war einfach zu gut um<br />
aufzuhören.<br />
Infos: www.GoetzWidmann.de, www.mikegodyla.de,<br />
www.zeig-dich.de<br />
Mangas<br />
Wanted<br />
Gesucht:<br />
Ziel:<br />
Methode:<br />
Wo:<br />
Belohnung:<br />
Plattenläden ohne Hanf Journale<br />
zukünftige Auslage des Hanf Journals<br />
Anzeigen (beim Hanf Journal, auf keinen<br />
Fall bei der Polizei)<br />
zentrale@hanfjournal.de<br />
kleine Geschenke (z.B.: Drehmaschiene,<br />
Grinder, CDs, ...)<br />
Das Hanf Journal sucht Head- und Growshops die noch keine Hanf Journale auslegen. Kennt ihr einen Shop der<br />
das noch nicht tut, dann gibt uns die Adresse und wir kümmern uns darum das ihr auch in diesem Shop Hanf<br />
Journale bekommt. Für fachdienliche Hinweise warten kifferfreundliche Belohnungen.
Seed west<br />
17<br />
Randbemerkung: Der hessische Innenminister Bouffier will, nachdem er bereits massenhaft<br />
Kameras in ganz Hessen zur Überwachung von öffentlichen Plätzen installieren ließ, die totale<br />
Videoüberwachung der Autobahnen! Die Kameras, welche genutzt werden sollen, sind die selben,<br />
die bereits für das kommende Mautsystem installiert worden sind. Weitere Innenminister werden<br />
nachziehen! Das ergibt ganz neue Möglichkeiten bei der Negativen Rasterfahndung. Oder auch<br />
wunderschöne Bewegungsprofile bei dem Verdacht auf Handel und Verstoß gegen das BtmG!<br />
Denkt bitte auf eurer Heimfahrt von einem dieser Events mal darüber nach, ob diese Fahrt<br />
demnächst vielleicht als „Verkaufsfahrt“ vor Gericht gegen dich verwendet werden könnte . . .<br />
Hast du eine Idee, was wir dagegen unternehmen könnten? Dann poste bitte ins Forum von<br />
www.hanfjournal.de<br />
TERMINE<br />
Podiumsdiskussion über Cannabis<br />
Zwischen Druff-sein und Drogenmündigkeit<br />
genug für alle! Europaweiter Aktionstag<br />
Date: 30.<strong>03</strong>., 20 Uhr<br />
Location: Netanya-Saal der<br />
Stadt Gießen; Brandplatz 2<br />
(Altes Schloss)<br />
Entry: 0,0 Euro<br />
ein Vortrag von Wolfgang Sterneck<br />
Date: 17.<strong>03</strong>., 14:15 Uhr<br />
Location: Fachhochschule,<br />
Gebäude 10, Kleistraße,<br />
Frankfurt<br />
Entry: 0,0 Euro<br />
Date: <strong>03</strong>.<strong>04</strong>.<br />
Location: Berlin, Köln,<br />
Stuttgart<br />
Entry: 0,0 Euro<br />
Thema: Aktueller Forschungsstand – Veränderungen<br />
für die Beratungspraxis?<br />
Auf dem Podium: Dr. Franjo Grothenhermen,<br />
Internationale Arbeitsgemeinschaft Cannabis als<br />
Medizin (IACM) – Prof. Dr. Frank Löhrer, Medizinischer<br />
Leiter der Fachklinik am Waldsee, Autor<br />
von „Cannabis – das unterschätzte Kraut“ – Jo<br />
Biermanski (Grüne Hilfe, Öffentlichkeitsreferent)<br />
– Ronald Meyer, Leiter der stationären Selbsthilfeeinrichtung<br />
Fleckenbühl, ehemals Synanon – Eric<br />
Knögel, Betreiber des Hanfladens „Around the<br />
world“ in Wetzlar - Heinz Schönemann, Leiter der<br />
stationären Jugendhilfeeinrichtung „Regenbogenhaus“,<br />
Odenwald. Moderation: Dr. Bernd<br />
Hündersen, Geschäftsführer des „Gießener<br />
Suchthilfezentrums für Stadt und Kreis“ – Kontakt:<br />
Dr. Bernd Huendersen, Gartfeld 2, 35390 Gießen,<br />
Fon: 06 41-3 20 15, Fax: 06 41-38 98 38, E-Mail:<br />
Bernd.Huendersen@drogenberatung-giessen.de<br />
www.gruene-hilfe.de, www.acmed.org<br />
Immer wieder erzählen einzelne Musikströmungen<br />
und damit verbundene Jugendkulturen von der<br />
Suche nach neuen Entfaltungsmöglichkeiten. In<br />
der Regel setzt jedoch nach einer anfänglichen<br />
Phase der Rebellion und der kreativen Gestaltung<br />
ein Prozess der Vermarktung und der Vereinnahmung<br />
durch die Industrie ein. Im soziokulturellen<br />
Teil des Vortrages wird die Entstehungsgeschichte<br />
der Techno-Kultur beschrieben, wobei den Entwicklungen<br />
des Mainstreams die politischen Ansätze<br />
einzelner Underground-Strömungen gegenübergestellt<br />
werden. Zur Illustration werden charakteristische<br />
Musikstücke vorgespielt. Im zweiten Teil<br />
werden Aspekte sozialer Arbeit in der Szene<br />
diskutiert, wobei insbesondere die Drogenproblematik<br />
einen Schwerpunkt bildet. Am Beispiel von<br />
Gruppen wie Alice und Eve&Rave werden alternative<br />
Wege der Aufklärung und der Basisorganisation<br />
aufgezeigt und in den Kontext drogenpolitischer<br />
Entwicklungen gestellt.<br />
www.alice-project.de, www.eve-rave.ch,<br />
www.sterneck.net<br />
In Deutschland mobilisiert ein breites Bündnis aus<br />
sozialpolitischen Initiativen, globalisierungskritischer<br />
Bewegung und Gewerkschaften zu drei<br />
Großdemonstrationen in Berlin, Köln und Stuttgart.<br />
Unter dem Motto „Genug für alle!“ hat der bundesweite<br />
Koordinierungskreis von Attac einen Aufruf<br />
für diese Demonstrationen sowie für dezentrale<br />
Aktionen am 2. April verabschiedet, um gegen den<br />
sozialen Kahlschlag zu protestieren, der sich in<br />
Hartz-Gesetzen, Agenda 2010 sowie Steuer- und<br />
Rentenreform niederschlägt. „Die neoliberale Politik<br />
ist international2, heißt es im Attac-Aufruf. Durch<br />
Steuergeschenke an Unternehmen und Reiche seien<br />
die öffentlichen Kassen geleert worden.<br />
„VerliererInnen sind Kinder, Auszubildende, Alte,<br />
Kranke, Erwerbslose, MigrantInnen – alle diejenigen,<br />
die ihre Arbeitskraft nicht gewinnbringend<br />
zu Markte tragen können und angewiesen sind auf<br />
öffentliche Gesundheits-, Sozial und Bildungssysteme.“<br />
Das müssen wir Kiffer natürlich unterstützen.<br />
www.attac.de<br />
Kurzfilm.de<br />
Location: www.kurzfilm.de<br />
Entry: online<br />
Hans Söllner - Oiwei I<br />
Date: <strong>04</strong>.<strong>04</strong>., 20 Uhr<br />
Location: Batschkapp<br />
Frankfurt<br />
Entry: noch nicht bekannt<br />
Eko Fresh & Valezka L.O.V.E. Club Tour<br />
Date: 30.<strong>03</strong>., 20 Uhr<br />
Location: Frankfurter Hof<br />
in Mainz<br />
Entry: 17,30 Euro<br />
Hier könnt ihr zurzeit 23 Kurzfilme kostenlos online<br />
ansehen. Aber nur mit DSL macht es wirklich Spaß.<br />
Filmschaffende liefern den Stoff, aus dem die<br />
Träume sind. Hier sind die Kurzfilmkreativen zu<br />
finden. Menschen, die ihre Werke zeigen wollen.<br />
Im Forum gilt: Reden ist Silber, Schweigen ist<br />
Schrott! Wir haben die Kurzfilme für euch auf<br />
Kiffertauglichkeit getestet! Hier unsere drei<br />
Favoriten: „Der Flieger“ Ein uninspirierter<br />
Schriftsteller wirft ein beschriebenes Blatt Papier<br />
achtlos weg. Dieses erwacht jedoch zum Leben und<br />
beschließt, seiner Bestimmung zu folgen. In<br />
„Spülfilm“ geht es nicht nur um das Spülen. Es<br />
wird auch gezeigt, warum das manche von uns<br />
Kiffern lassen sollten! In „Heimkehr“ bricht jemand<br />
nach Amsterdam auf, ein Road-Movie, in dem ohne<br />
Vorwärtskommen einiges in Bewegung gerät. Ach,<br />
am besten salziges Popcorn, Eistee mit Waldbeerenaroma,<br />
Grinder, Papers und Filter auf den Wohnzimmertisch<br />
stellen und ein paar Freunde zum chilligen<br />
Kurzfilmspaß einladen.<br />
www.kurzfilm.de<br />
Der Söllner-Hans ist einer, der seinen Weg geht -<br />
auch wenn es ihm viele nicht leicht machen. Seit<br />
Jahren wird er deswegendenunziert, bespitzelt und<br />
vor Gerichte gezerrt und das nur, weil er die Leute<br />
zum Nachdenken bringt. Und davor haben DIE<br />
eine Scheißangst, wo sie doch davon leben dass<br />
alle paar Jahre gerade in Bayern so wenig<br />
nachgedacht wird.<br />
Aber wie hat schon der Chief gesungen: “Get Up<br />
Stand Up Don’t Give Up The Fight”. Hans Söllner:<br />
„Ein Lied ist einfach eine fertige Sache, wie ein Teil<br />
von meinem Leben, das kann ich auch nicht ändern<br />
und wenn ich da die Melodie habe, die Harmonien,<br />
da werde ich weicher als allein. Ein Lied ist einfach<br />
fertig gebaut wie ein Haus, und wenn ich solo<br />
auftrete, steht nicht mal der Rohbau. Ich bin halt<br />
wie ich bin, mal bin ich trauriger, mal wütender,<br />
das ist mein Puls.“ Wir werden euch in der Mai-<br />
Ausgabe mehr vom unbeugsamen bayerischen<br />
Löwen und seinem hanfigen Gebrüll berichten.<br />
www.Soellner-Hans.de<br />
Über mangelndes Selbstvertrauen kann er sich nicht<br />
beklagen: „Deutschland sucht keinen, wir haben<br />
einen Super-Star!“; der heißt Eko Fresh, mit bürgerlichem<br />
Namen Ekrem Bora, ist knappe zwanzig<br />
Jahre alt und wird bereits für den deutschen<br />
Eminem gehalten. Kool Savas, Eko Fresh’s Mentor<br />
und Labelchef, hat den Newcomer in seinen eigenen<br />
Projekten mit eingebunden und von Beginn an<br />
gefördert. Inzwischen ist Eko Fresh nicht mehr von<br />
Kool Savas Seite wegzudenken, sei es auf der erfolgreichen<br />
Single „Haus und Boot“ oder dem Top-Ten-<br />
Album „Der beste Tag meines Lebens“. Um sich<br />
alleine in den deutschen HipHop-Stallungen zu<br />
behaupten, hat Eko Fresh nun sein Album „König<br />
von Deutschland“ aufgenommen. Ekos Reimstrategie<br />
dazu würde lauten: „Wer sein Talent nicht<br />
erkennt, hat die Zukunft verpennt . . .“. Auf seiner<br />
Homepage könnt ihr schon mal in seine Songs<br />
reinhören.<br />
www.ekofresh.de<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren