Preisstrukturanalyse - Haufe Akademie
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Beitrag<br />
So kalkulieren Ihre Lieferanten:<br />
Mit der <strong>Preisstrukturanalyse</strong> Einkaufspreise<br />
systematisch optimieren<br />
„Ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir so viel Einsparpotenzial mithilfe der <strong>Preisstrukturanalyse</strong><br />
heben können. Die Bedeutung des einzelnen Einkäufers bei Beschaffungsentscheidungen<br />
ist mithilfe dieses Einkaufshebels massiv gestiegen!“ (Zitat eines Einkaufsleiters<br />
eines mittelständischen Werkzeugmaschinenherstellers).<br />
Klassischerweise vergleicht der Einkäufer seine Leistung anhand<br />
eines Angebotsvergleichs. Mit dem Ziel, den Preis bei dem<br />
günstigsten Lieferanten weiter zu reduzieren, führt er anschließend<br />
seine Preisverhandlung. Die äußerst durchschaubare<br />
Standardargumentation läuft in der Regel auf eine etwas<br />
„plumpe Androhung“ hinaus, dass es ja noch weitere Anbieter<br />
gebe, denen man den Auftrag geben könne. Kein Wunder, dass<br />
der Einkäufer so allenfalls 2-3 % Rabatt oder minimal verbesserte<br />
Skontobedingungen herausholt. Da braucht es eigentlich<br />
keinen Einkauf, denn solche Effekte werden in der Regel bereits<br />
durch die Fachabteilung – und ohne Unterstützung des Einkaufs<br />
– realisiert. Mit diesem Vorgehen verschenkt der Einkauf<br />
bares Geld.<br />
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Um Einkaufspreise effektiv zu optimieren, kommt der professionelle<br />
Einkäufer nicht um die Aufgabe herum, detailliert über<br />
die Herstellkosten des Lieferanten informiert zu sein. Schließlich<br />
geht es um satte Einsparpotenziale von bis zu 30 %. Die Mühe<br />
lohnt sich also.<br />
Die Lösung: die Preisstruktur-/Herstellkostenanalyse<br />
Unter einer Preisstruktur- und Herstellkostenanalyse versteht<br />
man das Kalkulieren der Lieferantenleistung – egal, ob es um<br />
einfache Materialien, komplexe Baugruppen oder Investitionen<br />
geht. Indem Preis- und Kostenstrukturen besser durchleuchtet<br />
werden, deckt der Einkäufer Einkaufspotenziale gezielter auf.<br />
Mithilfe der Analyse wird u. a. eruiert:<br />
• warum ein Lieferant einen höheren Materialeinsatz als<br />
andere Lieferanten benötigt,<br />
• wie unterschiedliche Stundensätze zustande kommen,<br />
obwohl die Lieferanten, von denen Angebote eingeholt<br />
wurden, aus der gleichen Region stammen,<br />
• ob und wie die Leistungen bei lohnintensiven Arbeiten im<br />
Ausland oder einer anderen Region günstiger beschafft<br />
werden können und<br />
• wie und warum ein Lieferant mehr Marge/Gewinn einkalkuliert<br />
als andere Lieferanten.<br />
So kommen Sie an Preis- und Kostenstrukturinformationen<br />
Ihrer Lieferanten<br />
Grundsätzlich liegt es nicht im Interesse von Lieferanten mit<br />
offenen Kalkulationen zu arbeiten. Wer lässt sich schon gerne in<br />
die eigenen Karten schauen? Mit etwas Geschick und einigen<br />
Tricks kommen Sie dennoch an wertvolle Informationen, mit denen<br />
Sie die Herstellkostenkalkulationen für Lieferantenleistungen<br />
nachrechnen und mit Marktinformationen anreichern können:<br />
1. Fragen Sie einen anderen Lieferanten rein nach dem Dienstleistungsanteil,<br />
wie z. B. Lohnfertigung, Maschinenzeiten und<br />
Rüstzeiten an. So können Sie den Materialanteil vom Dienstleis<br />
tungsanteil trennen.<br />
2. Besorgen Sie sich Brancheninformationen zu Zuschlägen wie<br />
Materialgemeinkosten oder gängigen Rohmargen. Innerhalb<br />
der Unternehmen einer Branche sind die Kostenstrukturen<br />
meist sehr ähnlich. Weicht ein Lieferant von diesen Durchschnittswerten<br />
ab, haben Sie ein weiteres Verhandlungsargument.<br />
▼
Beitrag<br />
3. Führen Sie ein Audit durch und lassen Sie sich zeigen, wie der<br />
Erstellungsprozess des Produktes läuft. Stellen Sie gezielt<br />
Fragen nach tatsächlichen Aufwänden! Identifizieren Sie<br />
Schwachstellen und optimieren Sie diese gemeinsam mit Ihrem<br />
Lieferanten. Wenn Sie den Prozess kennen, ist es leichter,<br />
die Kosten des Lieferanten nachzurechnen bzw. mit anderen<br />
Anbietern zu vergleichen.<br />
Es geht bei der <strong>Preisstrukturanalyse</strong> nicht darum, bis auf den<br />
Cent zu erforschen, wie sich die einzelnen Kostenbestandteile<br />
zusammensetzen. Mitunter ist schon die Kenntnis über die prozentualen<br />
Kostenbestandteile als Verhandlungsargument sehr<br />
effektiv. Punkten Sie also mit schlagkräftigen Argumenten in Ihrer<br />
nächsten Preisverhandlung und hebeln Sie damit „falsche“<br />
Verhandlungsargumente Ihres Lieferanten aus. Im Vergleich zu<br />
einer „normalen“ Preisverhandlung werden Sie bei einer herstellkostenbasierten<br />
Verhandlung einen deutlichen Unterschied<br />
erleben und Ihren Wertbeitrag steigern.<br />
Nutzen der Preisstruktur-/Kostenherstellanalyse<br />
Es ist keine Seltenheit, Einsparungen von über 10 Prozent zu realisieren.<br />
In einzelnen Fällen können sogar Einsparungen von<br />
über 30 Prozent erreicht werden, wenn die Erkenntnisse der<br />
<strong>Preisstrukturanalyse</strong> mit einer Wertanalyse kombiniert werden.<br />
Die Wertanalyse eruiert dabei technische Optimierungsmöglichkeiten<br />
einzelner Funktionen des eingekauften Objektes (dies<br />
geschieht in Zusammenarbeit mit dem Einkauf, der Technik/Entwicklung<br />
und dem Lieferanten).<br />
Mithilfe der <strong>Preisstrukturanalyse</strong> sind Sie als professioneller<br />
Einkäufer bestens auf Ihre Verhandlungen vorbereitet und verfügen<br />
über gewinnbringende Argumente, mit denen Sie Ihre<br />
Preise systematisch senken können.<br />
Autor:<br />
Steffen Eschinger<br />
Trainer der <strong>Haufe</strong> <strong>Akademie</strong>, Diplom- Betriebswirt,<br />
MBA, Unternehmensberater für<br />
strategisches Beschaffungsmanagement<br />
und Einkaufscontrolling.<br />
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