Aribert Büngers - Haufe Akademie
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INTERVIEW<br />
November 2010<br />
Lieferantenmanagement:<br />
Aus Lieferanten werden strategische Partner<br />
Ein professionelles Lieferantenmanagement ist heute unverzichtbar,<br />
denn die Anforderungen durch die stetige Internationalisierung, wachsenden<br />
Wettbewerbs- und Kostendruck sind facettenreich: So müssen<br />
Kosten und Beschaffungsrisiken eingedämmt und die Materialversorgung<br />
und Qualität gesichert werden. Das wirkungsvolle Managen der<br />
Lieferantenbasis stellt dabei einen zentralen Werttreiber im Unternehmen<br />
dar. Worauf es bei einem konsequenten Lieferantenmanagement<br />
wirklich ankommt, erläutert uns Professor <strong>Büngers</strong>.<br />
Prof. <strong>Aribert</strong> <strong>Büngers</strong><br />
Dozent an der FH Giessen-<br />
Friedberg, Referent der <strong>Haufe</strong><br />
<strong>Akademie</strong><br />
Professionelles Lieferantenmanagement – nur etwas für<br />
Großunternehmen? Wie bewerten Sie den heutigen Stellenwert<br />
eines konsequenten Lieferantenmanagements besonders<br />
in kleinen und mittelständischen Unternehmen?<br />
Komplexe Netzwerke globaler Supply Chains, rasante technologische<br />
Entwicklungen und stetig wachsende Kundenerwartungen<br />
erfordern eine immer höhere Effizienz entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette, um im Spannungsfeld zwischen<br />
Kosten- und Marktdruck immer noch wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben – und das tangiert alle Unternehmen. Das traditionelle<br />
Verständnis der Einkaufs- bzw. der Beschaffungsfunktionen<br />
(operative und dispositive Tätigkeiten wie Anfragestellung,<br />
Bestellwesen, Angebotsvergleiche, Preisverhandlungen)<br />
kann diesen rasanten Veränderungen nicht gerecht<br />
werden. Aus diesem Grund hat sich das Aufgabenfeld in den<br />
vergangenen Jahren sehr stark erweitert. Das gesamte Einkaufsmanagement,<br />
in dem das Lieferantenmanagement eine<br />
wichtige Funktion einnimmt, umfasst zunehmend strategische<br />
Überlegungen und ist auf effiziente Prozessorientierung und<br />
eine ganzheitliche Betrachtung der Supply Chain ausgerichtet.<br />
Diese Entwicklung trifft nicht nur für Großunternehmen zu,<br />
sondern in gleicher Weise auch für klein- und mittelständige<br />
Unternehmen.<br />
Welche Treiber sind ausschlaggebend für die zentrale<br />
Bedeutung des Lieferantenmanagements?<br />
Wesentliche Treiber sind einerseits der stetig steigende Kos tendruck<br />
in der Beschaffung und andererseits die hohen Qualitätsansprüche<br />
seitens der Kunden. Dieser Spagat zwischen<br />
Kos ten- und Marktdruck stellt eine enorme Herausforderung<br />
an jeden Lieferantenmanager dar. Weiterhin führen gestiegene<br />
Kundenansprüche immer häufiger zu zunehmenden Fertigungstiefen,<br />
waswiederum die Komplexität in der Fertigung<br />
und den Beschaffungsaufwand – und damit auch die Kosten<br />
– in die Höhe treibt. Aber auch wachsende Fremdbezugsvolumina,<br />
Beschaffungsrisiken wie Lieferanteninsolvenzen,<br />
die Entwicklung neuer Technologien und Internationalisierung<br />
der Beschaffungsmärkte erfordern, dass Kosten- und<br />
Leistungspotenziale der Lieferantenbasis konsequent und optimal<br />
ausgeschöpft werden. Denn: Lieferanten entwickeln sich<br />
zunehmend zu strategischen Partnern, sind Impulsgeber für<br />
neue Produktentwicklungen und können ihr umfangreiches<br />
Know-how für das beschaffende Unternehmen gewinnbringend<br />
einsetzen. Das wirkungsvolle Managen der Lieferantenbasis<br />
stellt daher einen zentraler Werttreiber im Beschaffungsprozess<br />
dar.<br />
Was macht einen erfolgreichen Lieferantenmanager aus?<br />
Welche Kompetenzen und Fähigkeiten muss er mitbringen?<br />
Die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines professionellen Lieferantenmanagers<br />
sind vielfältig. So sind Überzeugungs- und<br />
Entscheidungsfähigkeit sowie Durchsetzungsvermögen unabdingbar.<br />
Einerseits gegenüber den Lieferanten, andererseits<br />
gegenüber internen Funktionen wie Fertigung, Qualitätsmanagement,<br />
Entwicklung und Produktmanagement. Aber auch<br />
soziale Kompetenzen wie Konfliktfähigkeit und Kommunikationsstärke<br />
sind ausschlaggebend für nachhaltige und profitable<br />
Lieferatenbeziehungen. Besonders im Umgang mit internationalen<br />
Lieferanten ist die Sensibilität und das Verständnis<br />
für fremde Kulturen, beispielsweise von asiatischen,<br />
▼
INTERVIEW<br />
November 2010<br />
aber auch von scheinbar ähnlichen Kulturen wie die der USA,<br />
Kanada etc. ein wichtiger Erfolgsfaktor. Denn wie schnell können<br />
Verhandlungen oder Geschäftsbeziehungen „kippen“,<br />
wenn kein grundlegendes Verständnis darüber herrscht, wie<br />
der Verhandlungspartner „tickt“? Aber auch profunde Fachkompetenz<br />
ist ein Muss: Produkt- und Prozess-Know-how, das<br />
Wissen über Auswirkungen und Wirkungsweisen der gesamten<br />
Supply Chain: vom Bullwhip Effekt bis hin zum Collaborative<br />
Planning, Forecasting and Replenishment, das rechtssichere<br />
Gestalten von Verträgen und sicheres Verhandlungsgeschick<br />
gehören zum Kompetenzprofil eines Lieferantenmangers.<br />
Wie und wo lassen sich durch ein professionelles Lieferantenmanagement<br />
Kosten- und Leistungspotenziale für das<br />
Unternehmen ausschöpfen?<br />
Direkte Kostenpotenziale lassen sich z. B. aus gesunkenen Änderungskosten<br />
ausschöpfen. Ist ein Lieferant gut in die Prozesse<br />
des beschaffenden Unternehmens wie beispielsweise<br />
Entwicklungen, Abläufe und Qualitätssicherungen eingebunden,<br />
lassen sich Änderungskosten von vorne herein eindämmen<br />
oder vermeiden. Ebenso können Gewährleistungskosten<br />
reduziert und Ausfall- und Ausschusskosten gesenkt werden.<br />
Durch das effektive Managen der Lieferantenbasis können<br />
weiterhin Prozesskosten, z. B. durch das Vendor Managed<br />
Inventory, signifikant eingespart und Bestände optimal gesteuertund<br />
gesenkt werden. Auch Leistungspotenziale lassen<br />
sich gezielt und profitabel ausschöpfen: Beispielsweise wird die<br />
Versorgung des eigenen Unternehmens mit Zukaufkomponenten<br />
und -materialien durch ein effizient integriertes Lieferantenmanagement<br />
sichergestellt. Durch eine optimale Integration<br />
des Lieferanten in unternehmenseigene Prozesse können<br />
darüber hinaus Produkt- und Prozessqualität erhöht werden.<br />
Als ein wichtiges Instrument hierfür können KVP-Workshops<br />
(Kontinuierlicher Verbesserungs-Prozess-Workshop mit<br />
Lieferanten) genannt werden. Zu den Leistungspotenzialen<br />
und Synergie-Effekten gehören aber auch das Poolen gemeinsamer<br />
Ressourcen wie Know-How, z. B. im Rahmen gemeinsamer<br />
Entwicklungsprojekte. Somit lassen sich Wettbewerbspositionen<br />
weiter ausbauen und schneller neue innovative<br />
Produkte entwickeln.<br />
Auf was ist besonders bei der Implementierung eines Lieferantenmanagements<br />
zu achten? Welche Empfehlungen<br />
können Sie aus Ihrer Praxis aussprechen?<br />
• Auf bau von Organisations- und Ablaufstrukturen, die die<br />
fachbereichsübergreifenden strategischen und operativen<br />
Lieferantenmanagementprozesse ermöglichen.<br />
• Bereitschaft und Akzeptanz für Veränderungen im<br />
Unternehmen sowohl auf operativer als auch auf<br />
strategischer Ebene.<br />
• Schaffung einer Unternehmenskultur, die die neu<br />
implementierten Organisations- und Ablaufstrukturen<br />
verinnerlicht und akzeptiert.<br />
• Offene und auf Vertrauen basierende Partnerschaft<br />
mit den entsprechenden Lieferanten.<br />
Wie Sie Lieferanten professionell auswählen, bewerten und entwickeln, erfahren Sie im Seminar<br />
von Prof. <strong>Aribert</strong> <strong>Büngers</strong><br />
Professionelles Lieferantenmanagement<br />
www.haufe-akademie.de/8809<br />
Kontakt<br />
<strong>Haufe</strong> <strong>Akademie</strong> GmbH & Co. KG<br />
Lörracher Straße 9 · 79115 Freiburg<br />
E-Mail: service@haufe-akademie.de<br />
Telefon: 0761 898-4422<br />
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