Download als PDF-Datei - Haus Schlesien
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BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 3 / 2013<br />
STAN WYS und Dr. Łagiewski im Gespräch über Breslau <strong>als</strong> Kulturstadt,<br />
unterstützt von der Praktikantin des DIZ, Natalia Kuczera.<br />
Ausstellung<br />
Bau eines Theatermuseums sowie eines<br />
Modell-Stadtviertels WUWA 2 in<br />
Breslau-Neukirch 1) .<br />
Neben dem großen Finanzierungsaufwand<br />
für diese Bauten spielen<br />
die Künstler und kreativen Bürger<br />
eine wichtige Rolle. In Breslau wirken<br />
seit vielen Jahren Künstler, deren<br />
Ruhm über die Grenzen Niederschlesiens<br />
hinausreicht. Einer von ihnen<br />
ist Stanisław Wysocki, dessen Ausstellung<br />
wir heute hier eröffnen. Er<br />
wohnt und arbeitet in der Stadt Breslau,<br />
stellt aber in öffentlichen Galerien<br />
und Ausstellungen seine Skulpturen<br />
weltweit aus. Seine Skulpturen<br />
sind ein Markenzeichen für Kunst aus<br />
Breslau geworden, was auch für seine<br />
Künstlerkollegen gilt. Wirtschaftswissenschaftler<br />
weisen seit langem<br />
darauf hin, dass eine Stadt, die ein<br />
reiches kulturelles Angebot aufweist,<br />
für Investoren und den Tourismus besonders<br />
attraktiv ist. Die Entwicklung<br />
der Bedeutung von Breslau <strong>als</strong> Kulturstadt<br />
ist von großer Wichtigkeit für<br />
ihre Bürger und die gesamte Region.<br />
Als Hauptstadt Niederschlesiens hat<br />
sie die Verpflichtung, neue Standards<br />
zu setzen und eine Antriebskraft zu<br />
sein. Die in der Nähe zweier ausländischer<br />
Grenzen liegende Stadt Breslau<br />
kann die Brücke zwischen polnischer,<br />
deutscher und tschechischer<br />
Kultur sein.<br />
Poelzig Leiter der Breslauer Kunstakademie.<br />
Er brach die starre didaktische<br />
Struktur der alten Akademie<br />
auf, indem er neue Hochschullehrer<br />
herbeiholte, so neben anderen den<br />
Bayern Theodor von Gosen und den<br />
Polen Friedrich Pautsch. Innerhalb<br />
weniger Jahre wurde die Staatliche<br />
Akademie für Kunst- und Kunstgewerbe<br />
Breslau zu einer der wichtigsten<br />
Kunsthochschulen in Deutschland.<br />
Sie wurde mit dem Dessauer<br />
„Bauhaus“ verglichen und das „Bauhaus<br />
vor dem Bauhaus“ genannt. Die<br />
Arbeiten ihrer Lehrer, Schüler und<br />
Absolventen beeinflussten das künstlerische<br />
Leben der Stadt in hohem<br />
Maße und schufen ein neues Erscheinungsbild<br />
der Stadt. Auch heute noch<br />
wirken die künstlerischen Kräfte der<br />
Vorgänger nach und gestalten die kulturelle<br />
Entwicklung der Stadt.<br />
Der US-Amerikaner Richard Florida,<br />
Wirtschaftswissenschaftler und Stadtplaner,<br />
hat den Begriff „kreatives Kapital“<br />
geprägt. Kreatives Kapital ist<br />
nach ihm ein Teil des Entwicklungspotenti<strong>als</strong><br />
für eine Gemeinschaft, den<br />
kreative Menschen durch ihre Arbeiten<br />
beitragen. Es sind Künstler und<br />
Gestalter aus den verschiedensten<br />
Bereichen wie der Architektur, dem<br />
Design und dem Kunststil. So eine<br />
Situation besteht heutzutage in der<br />
Stadt Breslau. Seit 1989 baut Breslau<br />
seine internationale Bedeutung durch<br />
Investitionen im kulturellen Bereich<br />
ständig aus. Weltbekannt sind die<br />
„Wratislavia Cantans“, das Film-Festival<br />
„Nowe Horyzonty“, die „WRO-<br />
ART“ und das internationale Theater-<br />
Festival „DIALOG“. Sie ziehen jedes<br />
Jahr viele Liebhaber verschiedener<br />
Kunstbereiche sowie Kunstkritiker<br />
und Kunstmanager in die niederschlesische<br />
Hauptstadt. Künstler<br />
kommen aus dem Ausland und ermöglichen<br />
den Austausch von Erfahrungen<br />
zwischen polnischen und anderen<br />
ausländischen Vertretern. Dank<br />
diesem praktischen Austausch wächst<br />
ständig das kreative Kapital der Stadt<br />
und macht sie durch ihr Potential zu<br />
einer Kulturmetropole.<br />
Die Stadtverwaltung wurde zur<br />
Schaffung neuer Objekte gedrängt,<br />
die die Kultur popularisieren. Im Jahr<br />
2009 wurde die Restauration und Modernisierung<br />
des alten preußischen<br />
Königsschlosses abgeschlossen, das<br />
nun ein modernes Ausstellungzentrum<br />
der Stadt bildet. Der Bau des<br />
Nationalen Musikforums und des<br />
neuen Gebäudes des Capitoltheaters<br />
wurden fertig gestellt. In den Plänen<br />
bis zum Jahre 2016 befinden sich der<br />
Die Vergangenheit lehrt uns, dass<br />
Städte mit starker kultureller Ausstrahlung<br />
die Entwicklung von verschiedenen<br />
Bereichen des Gemeinwesens<br />
förderten und ihren Namen<br />
verewigten, so wie es etwa Paris,<br />
Florenz und Antwerpen für uns heute<br />
sind. Wenn ich die Entwicklung<br />
der Stadtkultur Breslau sehe, glaube<br />
ich, dass das auch für die Hauptstadt<br />
Niederschlesiens in Zukunft passieren<br />
kann. Die Wahl von Breslau zu<br />
einer Europäischen Kulturhauptstadt<br />
2016 sowie <strong>als</strong> Ort des Internationalen<br />
Kultur-Kongresses, der schon<br />
2012 stattgefunden hat, bestätigt die<br />
Annahme, dass Breslau den Namen<br />
Kulturmetropole verdient hat.<br />
1)<br />
Die „Wohnung und Werkraum Ausstellung Breslau 1929“ (WUWA) sollte am Rande des Scheitniger Parks eine Mustersiedlung nach dem<br />
Vorbild der Stuttgarter Weißenhofsiedlung mit modernen Formen und Materialien schaffen. Sie wurde von der schlesischen Abteilung des<br />
Deutschen Werkbundes unter maßgeblicher Beteiligung der Breslauer Kunstakademie veranstaltet. Die weitgehend erhaltene Siedlung steht<br />
seit 1980 unter Denkm<strong>als</strong>chutz.<br />
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