Donnerstag, 17 - HKV Heimat- und Kulturverein Ostertal e.V.
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<strong>Heimat</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kulturverein</strong> erinnerte mit Vortrag über Postgeschichte im <strong>Ostertal</strong> an das<br />
Jubiläum<br />
Anfang des Jahres 1889 ging im <strong>Ostertal</strong> ein Brief der Königlichen Oberpostdirektion Speyer ein, in<br />
dem eine große Neuerung angekündigt wurde: Niederkirchen erhält eine Postexpedition. So kam es<br />
dann auch bald:<br />
ab 1. Februar desselben Jahres hatte Niederkirchen im Anwesen Adam Zimmer (später Gasthaus zur<br />
alten Post) eine eigene Poststation. So kann der Ort im laufenden Jahr das 100. Jubiläum seiner<br />
Posteröffnung feiern.<br />
Da die Deutsche B<strong>und</strong>espost sich nicht in der Lage sieht, sich in diesem Jahr an einer Jubiläumsfeier<br />
zu beteiligen, will der <strong>Heimat</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kulturverein</strong> <strong>Ostertal</strong> wenigstens mit einer kleinen Veranstaltung<br />
dieses für die Bürger des mittleren <strong>Ostertal</strong>s doch recht wichtigen Datums gedenken. Der Verein lädt<br />
deshalb für Freitag, den 7. April 1989, 20 Uhr, zu einem Diavortrag ins Gasthaus Margaretenhof in<br />
Niederkirchen ein. +DQV.LUVFK wird über die Geschichte der Post im Osterta1 von den Anfängen bis<br />
in die neueste Zeit referieren. Alte Posthäuser werden zu sehen sein, wer Posthalter in den<br />
<strong>Ostertal</strong>orten war, wie Briefe <strong>und</strong> Pakete früher transportiert <strong>und</strong> zugestellt wurden, wie die<br />
Postkutsche von dem motorisierten Postauto abgelöst wurde: all das wird in dem Vortrag zu hören <strong>und</strong><br />
zu sehen sein. Alle Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger sind dazu herzlich eingeladen.<br />
„Was hier an Fakten <strong>und</strong> Einzelheiten über das Postwesen, an geschichtlichem Wissen um die Region<br />
<strong>Ostertal</strong> geboten wurde, ist ganz hervorragend", begeisterte sich der Leiter des Postamtes St.Wendel,<br />
Thome, nach dem Diavortrag, den der <strong>Heimat</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kulturverein</strong> <strong>Ostertal</strong> im Margarethenhof in<br />
Niederkirchen veranstaltet hatte. Anlaß war dazu das 100. Jubiläum der Errichtung einer Poststelle in<br />
Niederkirchen.<br />
Der Referent, Hans Kirsch, ging bei seinem Vortrag über die Geschichte der Post im <strong>Ostertal</strong> bis in die<br />
römische Zeit zurück, schilderte die Verkehrsverhältnisse im Mittelalter, berichtete von den Postlinien<br />
in herzoglich-zweybrückischer Zeit <strong>und</strong> kam dann zu den postalischen Verhältnissen im 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert. Zunächst begingen Angestellte des Kantons Kusel zu Fuß einmal in der Woche die<br />
Routen, wobei eine von Kusel über Selchenbach nach Herschweiler-Pettersheim, Rehweiler/Glan,<br />
Theisbergstegen <strong>und</strong> wieder zurück nach Kusel führte. Die Sendungen wurden beim Bürgermeisteramt<br />
abgegeben bzw. abgeholt Die Boten für Pakete hatten sich ,,mit Schubkarren zu versehen".<br />
Briefmarken gab es ab 1849, Briefkästen ab 1858.<br />
Im Jahr 1858 wurden auch die Kantonsboten von der bayerischen Post übernommen. Für diese Boten<br />
von Kusel ins <strong>Ostertal</strong> war damals eine ,,Gangzeit" von morgens 4.30 Uhr bis nachmittags <strong>17</strong>.15 Uhr<br />
vorgesehen, eine tägliche Arbeitszeit von fast 13 St<strong>und</strong>en also.<br />
Die erste Poststation in der <strong>Ostertal</strong>bürgermeisterei wurde dann 1872 in Selchenbach eingerichtet.<br />
Niederkirchen erhielt 1889 eine Postexpedition, <strong>und</strong> zwar in der Gastwirtschaft Adam Zimmer, die<br />
deshalb bis vor kurzem noch ,,zur alten Post" hieß. Weitere Posthäuser in dem Ort waren die Anwesen<br />
Cullmann (Hamperersch) <strong>und</strong> König, das alte Schulhaus oberhalb der Kirche, das Anwesen Renner<br />
(Bälersch) <strong>und</strong> heute das Haus Weyrich (Schneirarms). Posthalter in Niederkirchen waren<br />
nacheinander Adam Zimmer, Daniel Cullmann, Ludwig König, Otto Steibert, Maria König, Emilie<br />
König, Magda Kern, Helene Lang, August Renner, Reinhard Gerhart, Friedel Mertel Postzusteller<br />
(„Briefbott“) sind über 20 bekannt, sie mußten stets auch im Nachbarort Saal <strong>und</strong> - ab 1918 nach<br />
Marth mitbetreuen. In Hoof, Osterbrücken Bubach <strong>und</strong> Marth wurden im Jahr 1900 Poststellen<br />
eingerichtet, die Marther Post wurde 1918 aber wieder geschlossen.<br />
Kraftpost erhielt das <strong>Ostertal</strong> im Jahr 1919. Vorher waren die Ortschaften seit 1889 mit einer<br />
sogenannten Karriolpost (ein Fahrgast, von einem Pferd gezogen) <strong>und</strong> seit 1885 durch eine Pferde-<br />
Postkutschen-Linie mit der Amtsstadt Kusel verb<strong>und</strong>en. Bei den motorisierten Omnibussen ab 1919<br />
handelte es sich um solche der Marke Daimler-Benz mit 18 Sitzen, die eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 25 km/h fuhren <strong>und</strong> deren Ventile alle acht Tage neu eingeschliffen werden mußten. Sie waren
mit Vollgummireifen <strong>und</strong> Karbidlampen ausgestattet, das Führerhaus war völlig offen, weshalb die<br />
Fahrer im Winter Pelzmäntel, Pelzhandschuhe <strong>und</strong> Filzstiefel tragen mußten.<br />
1925 wurde in Niederkirchen „ an der Schwann“ eine 8QWHUVWHOOKDOOHfür die Omnibusse gebaut, die<br />
nach dem 2. Weltkrieg aber nicht mehr für diesen Zweck genutzt wurde. 1983 wurde das Gebäude<br />
abgerissen. Die Gebietsreform hat sich auf die Postverhältnisse so ausgewirkt, daß der Ortsname z.B.<br />
Niederkirchen nicht mehr erscheint, sondern nur noch „ St.Wendel 8“. Die zahlreichen Zuhörer <strong>und</strong><br />
Zuschauer des Dia-Vortrags sparten am Schluß nicht mit Beifall. Ortsvorsteher <strong>und</strong> Stadtratsmitglied<br />
Herbert Müller gab abschließend bekannt, daß die Stadt St.Wendel in diesem Jahr die Arbeit des<br />
<strong>Heimat</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kulturverein</strong>s mit einem Betrag von 1000 DM unterstützen wird.