Aus dem Inhalt - GiB Hannover
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Kindertagesstätte<br />
25 Jahre Kita „Elfriede Westphal“ „Elfriede Westphal“<br />
Weniger ist hier mehr<br />
Seit rund 15 Jahren arbeitet die Kita spielzeugreduziert<br />
Janina braucht kein teures Plastik,<br />
um ihre Fantasie ins Rollen<br />
zu bringen. Es reicht ein Stock,<br />
und der kann alles sein, ein<br />
Schiff, ein Tier oder sonst etwas.<br />
Egal welche Rolle der Stock<br />
spielt, das Mädchen zieht ihre<br />
Mitspieler sofort in den Bann.<br />
Heike Plinke fasziniert das immer<br />
wieder zu sehen, wie hochfantasievoll<br />
und ausdauernd sie<br />
mit etwas spielt und wie ihre<br />
Mitspieler dabei mitgehen.<br />
Janina ist ein Integrationskind,<br />
das künftig eine Regelschule als<br />
inklusives Kind besuchen wird. „Sie<br />
hat sich ihren Platz in der Regelwelt<br />
selbst genommen und sie zieht das<br />
nicht in Zweifel. „Hier bin ich“,<br />
strahlt sie aus und in allen Gesichtern<br />
geht die Sonne auf“, sagt die<br />
Einrichtungsleitung der Kita „Elfriede<br />
Westphal“. Der blonde Lockenkopf<br />
zeigt immer wieder, dass<br />
es in der kindlichen Welt nicht auf<br />
Knopfdruck blitzen, blinken, piepen<br />
und plappern muss, damit ein<br />
Kind Fantasie und Lebensfreude<br />
entwickelt.<br />
Der Job eines Kindes ist spielen.<br />
Über das Spielen erobert sich ein<br />
Kind die Welt. Dieser Job kann für<br />
ein Kind anstrengend sein. Es hat<br />
schon früh die Qual der Wahl, und<br />
die fängt im eigenen Kinderzimmer<br />
an, das in vielen Elternhäusern<br />
mitunter einem gut sortierten Spielzeugladen<br />
gleicht.<br />
Die Misburger Kita setzt bewusst<br />
einen anderen Akzent mit ihrer Pädagogik.<br />
Die Spielzeugreduktion<br />
ist fester Bestandteil der Kita-Konzeption.<br />
Sie verfolgt das Ziel, eine<br />
Reizüberflutung zu verhindern und<br />
die Eigeninitiative der Kinder anzuregen.<br />
Eine Überschaubarkeit der Materialien<br />
hilft ihnen, sich leichter und<br />
besser zu orientieren. „Ein Kind im<br />
spielzeugüberfüllten Kinderzimmer<br />
spielt nicht, es geht in die Küche<br />
und räumt die Schränke aus“, beschreibt<br />
Heike Plinke eine mögliche<br />
kindliche Reaktion auf ein überdimensioniertes<br />
Angebot.<br />
Reduktion bedeutet nicht gähnende<br />
Leere oder Mangel an Spielzeug<br />
in der Kita. Nur: Materialien<br />
und Spiel- angebote sind nicht immer<br />
für die Kinder verfügbar, zu<br />
bestimmten Zeiten werden sie gezielt<br />
und über einen bestimmten<br />
Zeitraum angeboten. Auf diese<br />
Weise können Spiele, Angebote und<br />
Materialien von den Kindern intensiv<br />
wahrgenommen, erlernt, er- und<br />
belebt werden und bleiben interessant,<br />
da sie nicht immer verfügbar<br />
sind. Heike Plinke sieht den Schwerpunkt<br />
auf den elementaren Dingen.<br />
„Kinder dürfen hier auch im Regen<br />
spielen und erleben dabei, wie Regen<br />
sich anfühlt“, sagt die Einrichtungsleiterin.<br />
Die Erzieherinnen und Heilerziehungspflegerinnen<br />
haben im<br />
täglichen Spiel die Rolle der Beobachterin,<br />
lassen auch <strong>Aus</strong>einandersetzungen<br />
zu und intervenieren<br />
nicht gleich, wenn sich im Miteinander<br />
Reibungspunkte zeigen. Das<br />
Spiel ist für sie eine Chance, mögliche<br />
Schwächen einzelner Kinder zu<br />
entdecken. Im Spiel offenbaren sich<br />
eventuelle Defizite, beispielsweise<br />
Heike Plinke, Einrichtungsleitung der<br />
Kindertagesstätte „Elfriede Westphal“ und<br />
der Kindertagesstätte Regenbogen.<br />
in der Motorik oder in der Sprache.<br />
Tendenziell haben immer mehr der<br />
Drei- bis Sechsjährigen besonders<br />
im Bereich Ergotherapie und Logopädie<br />
einen Unterstützungsbedarf.<br />
„Es geht für uns darum, diese Beobachtung<br />
den Eltern verständlich<br />
zu machen und sie als Fachleute für<br />
ihre eigenen Kinder zu sensibilisieren<br />
für den eventuellen Therapiebedarf<br />
ihres Nachwuchses.<br />
Über allem steht die Frage: Was<br />
machen wir gemeinsam damit?“<br />
Gerade die betroffenen Eltern tun<br />
sich mitunter schwer, dies zu akzeptieren.<br />
Doch: „Kinder mit Auffälligkeiten<br />
sind keine schlechten Kinder,<br />
sie sind nur anders und das ist Inklusion.“<br />
reu<br />
<strong>Aus</strong>gabe 2/2013 • Seite 27