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PDF Version - Pferde Rhein-Main

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3<br />

AKTUELLES<br />

IN MEMORIAM<br />

JEAN-CLAUDE DYSLI<br />

Am 15.12.2013 ist Jean-<br />

Claude Dysli überraschend<br />

an Herzversagen gestorben.<br />

Bis zuletzt war er bei guter<br />

Gesundheit und konnte auf<br />

seinen geliebten <strong>Pferde</strong>n reiten.<br />

Er folgt seinem Partner<br />

nach, dem Hengst Okie Isma<br />

Dad, der vor einer Woche<br />

am 08.12.2013 starb. Die<br />

Seelen von Jean-Claude<br />

Dysli und Okie Isma Dad<br />

waren auf Erden miteinander<br />

verbunden und sind es nun<br />

in der Ewigkeit. Wir bedauern<br />

den Tod von Jean-<br />

Claude Dysli zutiefst, und<br />

sind unendlich dankbar für<br />

jede einzelne Minute, die wir<br />

mit diesem außergewöhnlichen<br />

Menschen verbringen<br />

durften. Unsere Gedanken<br />

sind bei seiner Frau Olga<br />

Dysli und seinen Kindern,<br />

Amalia, Kenzie, Raphael und<br />

Jean-Jaque. Jean-Claude<br />

Dysli hat die letzten zwei<br />

Jahre seines Lebens, all<br />

seine Kraft und Energie und<br />

sein unendliches Wissen<br />

rund um die <strong>Pferde</strong>, in seine<br />

neu gegründete JCD Riding<br />

Academy gesteckt. Er gab<br />

Kurse auf seiner Finca El Legado<br />

in Andalusien, um den<br />

Reitern seine spezielle,<br />

sanfte Art im Umgang mit<br />

<strong>Pferde</strong>n nahezubringen. “El<br />

Legado” bedeutet auf<br />

Deutsch “das Vermächtnis”.<br />

Er wollte im Rahmen der<br />

JCD Riding Academy seine<br />

Philosophie weitergeben,<br />

dass wirkliches Reiten, das<br />

Verschmelzen von Pferd und<br />

Reiter, nur funktioniert, wenn<br />

die bedingungslose Liebe<br />

zum Pferd vorhanden ist.<br />

Zwei Tage vor seinem Tod<br />

schrieb er das Vorwort für<br />

den kommenden Weihnachts-Newsletter:<br />

“Als<br />

1972 und 1973 die ersten<br />

beiden Equitana stattfanden,<br />

damals noch unter dem Patronat<br />

von Wolf Kröber,<br />

stellte ich, von Kalifornien<br />

kommend, das Western-Reiten<br />

dem europäischen Publikum<br />

erstmals vor. Ich hatte<br />

zwei Quarter Horses im "Gepäck",<br />

die ich in der Hackamore<br />

vorgestellt habe, eine<br />

damals völlig unbekannte<br />

Zäumung. Der Erfolg war<br />

umwerfend, da man zum ersten<br />

Mal gerittene <strong>Pferde</strong><br />

ohne Gebiss im Maul sehen<br />

konnte und die dazu noch<br />

relativ hohe Manöver (Zweierwechsel,<br />

direkte und inverse<br />

Pirouetten, hohe Tempoveränderungen<br />

und elegante<br />

Sliding Stopps) zeigen<br />

konnten. Diese Vorführungen<br />

von mir waren der eigentliche<br />

Startschuss zum<br />

Interesse am Western-Reiten,<br />

das bis heute ungebrochen<br />

ist. Aber was ist nun inzwischen<br />

seit 1972, also seit<br />

40 Jahren, mit dieser herrlichen<br />

und schonenden Art<br />

<strong>Pferde</strong> zu reiten passiert?<br />

Das Gegenteil von dem, was<br />

ich damals versucht habe,<br />

als Botschaft mit in die Reiterei<br />

zu bringen, nämlich<br />

schonende Ausbildung und<br />

keine Abrichtung, dem Pferd<br />

seine Individualität zu lassen<br />

und es nicht zu versklaven,<br />

die Anlehnung auf ein Minimum<br />

zu beschränken mit<br />

dem Ziel zum losen Zügel<br />

hin und nicht zur Rollkur...“<br />

Aufgewachsen auf einem<br />

Hof in der französischen<br />

Schweiz lernte Jean-Claude<br />

Dysli dort bereits den einfühlsamen<br />

Umgang mit Pfer-<br />

den von seinem Großvater.<br />

Nach dem Abitur kam er zur<br />

Schweizer Kavallerie – keine<br />

gute Zeit, denn hier mussten<br />

Pferd und Reiter einfach nur<br />

funktionieren. Erst bei seiner<br />

Begegnung mit Fredy Knie<br />

sen. verstand er vollkommen,<br />

was es bedeutet, ein<br />

Pferd zu lieben und respektvoll<br />

mit ihm umzugehen.<br />

Nach einem Bauingenieur-<br />

Studium an der ETH in Zürich<br />

zog es Jean-Claude<br />

Dysli 1960 nach Amerika, wo<br />

er sein Studium mit dem Master<br />

of Science in Berkeley<br />

abschloss. Zur Feier des<br />

Tages ging der reitverrückte<br />

junge Mann abends in den<br />

Cow Palace in San Francisco.<br />

Fasziniert von der<br />

Leichtigkeit, Lässigkeit und<br />

Eleganz dieser Westernreiter<br />

bewarb er sich um einen Job<br />

bei den Brüdern George und<br />

Harry Rose, die zu den bedeutendsten<br />

Trainern von<br />

Western Horses zählten.<br />

Seine bisherige Karriere und<br />

den für ihn vorgesehene Lebensweg<br />

ließ er spontan hinter<br />

sich. Vier Jahre lernte er<br />

bei George und Harry Rose<br />

das ganze Alphabet des Westernreitens,<br />

wurde zum Trainer<br />

ausgebildet und mit der<br />

Zucht der Quarter Horses<br />

vertraut. Im Anschluss arbeitete<br />

er als Cowboy, gewann<br />

bei Turnieren begehrte<br />

Preise und wurde dadurch<br />

über die Grenzen Kaliforniens<br />

hinaus bekannt. Einige<br />

seiner Erfolge, waren erste<br />

Preise in Cutting und Working<br />

Cowhorse am Cow-Palace<br />

in San Francisco und in<br />

Santa Barbara und der Prestigepreis<br />

des „Best<br />

Cowhorse of Nevada“, den<br />

er gleich zweimal gewann. Er<br />

lernte in dieser Zeit auch die<br />

Legenden Ray Hunt und<br />

Tom Dorrance kennen, der<br />

Beginn einer langjährigen<br />

Freundschaft. Diese besonderen<br />

Horsemen prägten<br />

Jean-Claude Dysli nachhaltig,<br />

so dass er sein Leben<br />

und die <strong>Pferde</strong>ausbildung<br />

u.a. nach deren Philosophie<br />

ausrichtete. Jean-Claude<br />

Dysli hatte sich in den Kopf<br />

gesetzt, Westernreiten in<br />

Europa einzuführen, und<br />

damit alles andere als eine<br />

einfache Aufgabe gestellt.<br />

Die Vorführungen des<br />

"Cowboys" wurden von den<br />

Europäern eher als Zirkusnummern<br />

gesehen und nicht<br />

als ernsthafte Reiterei. Immerhin<br />

gab man ihm die<br />

Chance, an einer Großveranstaltung<br />

in Basel vor der versammelten<br />

Crème de la<br />

Crème des Schweizer <strong>Pferde</strong>sports<br />

sein Können zu zeigen.<br />

Zuerst ritt er seinen<br />

Hengst in der klassisch-kalifornischen<br />

Zäumung auf<br />

Kandare in einer traditionellen<br />

kalifornischen Dressur,<br />

danach zeigte er ein europäisches<br />

M-Dressurprogramm<br />

in der gebisslosen<br />

klassischen Hackamore und<br />

schließlich als Working Cow<br />

Horse ohne jede Zäumung.<br />

Das Einzigartige dabei war,<br />

dass er all diese Übungen<br />

mit demselben Pferd vorführte!<br />

Nach dieser einmaligen<br />

Darbietung wurde er<br />

nicht mehr belächelt, sondern<br />

ernst genommen.<br />

Ein Jahr später gab er seinen<br />

ersten Western-Reitkurs in<br />

der Schweiz. 1973, als Wolf<br />

Kröber ihn erstmals zur<br />

Equitana einlud, brachte er<br />

ein Dutzend weitere, durchwegs<br />

erstklassige Quarter<br />

Horses von Kalifornien nach<br />

Europa. So konnte er auf der<br />

Equitana einem großen Publikum<br />

das Westernreiten<br />

präsentieren und das Fundament<br />

der europäischen Westernreitweise<br />

legen. Jean-<br />

Claude Dysli war von seiner<br />

Sache überzeugt und konnte<br />

andere davon überzeugen.<br />

Welchen einzigartigen Siegeszug<br />

die von ihm nach<br />

Europa gebrachte Reitweise<br />

viele Jahre später haben<br />

sollte, davon hatte Jean-<br />

Claude Dysli anfangs keine<br />

Vorstellung. Und wer die<br />

Möglichkeit hatte, ihm mal<br />

zuzuschauen, wenn er im<br />

RoundPen Bodenarbeit mit<br />

einem Jungpferd machte, im<br />

riesigen Sandviereck einen<br />

Reiner ausbildete oder am<br />

Rind arbeitete – kam kaum<br />

auf den Gedanken, einen<br />

ehemaligen Hauptmann der<br />

Schweizer Kavallerie vor<br />

sich zu haben. Und er<br />

konnte es bis zu seinem letzten<br />

Tag nicht lassen! Unermüdlich<br />

arbeitete er mit seinen<br />

<strong>Pferde</strong>n und seinen<br />

Schülern und bemühte sich,<br />

sein Wissen weiterzugeben<br />

in der Hoffnung, den einen<br />

oder anderen <strong>Pferde</strong>freund<br />

ein Stück weiter zu bringen.<br />

Und rief man ihn "Cowboy",<br />

ging ihm ein leichtes Lächeln<br />

übers Gesicht. Jean-Claude<br />

Dysli war ein <strong>Pferde</strong>mann<br />

durch und durch und wird es<br />

in unseren Herzen immer<br />

bleiben! Jean-Claude Dysli<br />

war einer der ganz Großen,<br />

eine Legende des Westernreitsports.<br />

Die JCD Riding<br />

Academy wird sein Vermächtnis<br />

weitertragen und in<br />

seiner Philosophie Reiter<br />

ausbilden.<br />

JCD Riding Academy

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