störgeräusche bei motoren mit hohen druckgradienten - FVV
störgeräusche bei motoren mit hohen druckgradienten - FVV
störgeräusche bei motoren mit hohen druckgradienten - FVV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1 MOTIVATION<br />
2 VERSUCHSMOTOR UND AKUSTISCHER MOTORPRÜFSTAND<br />
3 MODELLAUFBAU UND VALIDIERUNG<br />
4 ERGEBNISSE<br />
5 ZUSAMMENFASSUNG<br />
1 MOTIVATION<br />
Moderne Verbrennungs<strong>motoren</strong> <strong>mit</strong> Direkteinspritzung weisen in<br />
bestimmten Betriebspunkten schnelle Umsatzraten, begleitet von<br />
<strong>hohen</strong> Druckgradienten, auf, wo<strong>bei</strong> eine Erhöhung des Druckgradienten<br />
generell eine höhere Anregung im System bewirkt. Hier<strong>bei</strong><br />
führen die Verbrennungsabläufe zu Störgeräuschen (zum Beispiel<br />
Dieselnageln), deren Ursachen bereits Gegenstand intensiver Forschung<br />
waren [1, 2]. Diese Untersuchungen haben bisher zu keiner<br />
signifikanten Verbesserung des Nagelgeräuschs durch detaillierte<br />
Bauteiloptimierung geführt. Mögliche Ursachen der Geräuschentwicklung<br />
sind Längsschwingungen des Pleuels, die ab einer<br />
bestimmten Höhe des Druckgradienten auftreten [3], sowie Kolbenbewegungen<br />
in Motorquer- und Motorlängsrichtung (Sekundärund<br />
Tertiärbewegung) [4]. Das Nagelgeräusch von Motoren <strong>mit</strong><br />
Selbstzündung ist da<strong>mit</strong> nicht ausschließlich in Abhängigkeit vom<br />
Einspritz- und Verbrennungsverlauf und da<strong>mit</strong> im Zielkonflikt <strong>mit</strong><br />
Verbrauch und Abgasemissionen zu sehen, sondern auch unter<br />
Einbeziehung der strukturdynamischen Interaktion des gesamten<br />
Laufzeugs, bestehend aus Kolben, Kolbenbolzen, Zylinder, Pleuel<br />
und Grundlagergasse [5]. Hier<strong>bei</strong> wird das Systemverhalten durch<br />
Nichtlinearitäten beeinflusst, die maßgeblich von den Lastübertragungsmechanismen<br />
in den Schmierfilmen zwischen den Strukturelementen<br />
bestimmt werden, <strong>bei</strong>spielhaft sind die tribologischen<br />
Kontaktpaarungen Kolben/Zylinder sowie die Pleuel- und<br />
Grundlager zu nennen [6].<br />
Aus physikalisch/mechanischer Sicht führt das Problem auf die<br />
Analyse der strukturdynamischen Eigenschaften eines hydrodynamisch<br />
geschmierten mehrkörperdynamischen Systems und deren<br />
Auswirkung auf Anregung und Weiterleitung in den inneren und<br />
äußeren Körperschallleitwegen. Die Komplexität des Problems<br />
wird hier<strong>bei</strong> bestimmt durch die elastischen Eigenschaften der<br />
Strukturelemente, deren Trägheitseffekte sowie durch die stark<br />
nichtlinearen Feder- und Dämpfungscharakteristiken an den Koppelstellen<br />
zwischen den Übertragungselementen. Neben Konstruktionsparametern<br />
und äußerer Anregung durch den Verbrennungsdruck<br />
sind in einer Systemanalyse auch fertigungs- und<br />
montagebedingte Randbedingungen wie Form-/Lagetoleranzen<br />
und Bauteilverzüge zu beachten. Von besonderer akustischer Relevanz<br />
<strong>bei</strong> gekoppelten Systemen ist das elastohydrodynamische<br />
Lastübertragungsverhalten, wenn sich periodisch Phasen <strong>mit</strong><br />
hoher hydrodynamischer Dämpfung – infolge vollständiger Trennung<br />
der Elemente – <strong>mit</strong> Phasen direkter Festkörperkontakte<br />
abwechseln. Hier<strong>bei</strong> wird die Lastübertragungscharakteristik partiell<br />
durch einen elastohydrodynamischen Schmierfilmdruck und<br />
partiell durch direkten Festkörperkontakt bestimmt.<br />
Als Versuchsträger diente ein Vierzylinder-Pkw-Dieselmotor <strong>mit</strong><br />
einem Hubraum von 2,2 l vom Typ OM646 von Daimler <strong>mit</strong> Abgasturboaufladung<br />
und Ladeluftkühlung. Es handelt sich um einen<br />
Motor <strong>mit</strong> einem Direkteinspritzsystem der zweiten Generation.<br />
Der maximale Einspritzdruck, <strong>mit</strong> dem der Kraftstoff über Magnetinjektoren<br />
in den Brennraum eingebracht wird, liegt <strong>bei</strong><br />
1600 bar. Für die Untersuchungen im befeuerten Betrieb wurde<br />
der Motor <strong>mit</strong> einem ETK-Steuergerät ausgestattet. Der Versuchsträger<br />
wurde für die schwingungstechnischen und akustischen<br />
Untersuchungen als Vollmotor auf einem reflexionsarmen Akustikmotorprüfstand<br />
aufgebaut. Die untere Grenzfrequenz des Prüfstandraums<br />
liegt <strong>bei</strong> 120 Hz, sodass sehr gute Bedingungen für<br />
alle akustischen Untersuchungen herrschen. Zur Bestimmung der<br />
Gaskräfte als primäre Anregungsquelle im Laufzeug wurde im<br />
Zylinder 3 eine Brennraumdruckindizierung durchgeführt. Die<br />
aufgenommenen Messwerte dienten zudem als Eingangsgröße für<br />
die Simulationsmodelle. Die Schwingungsmessung am Pleuel<br />
erfolgte über am Pleuelschaft applizierte Dehnmessstreifen<br />
(DMS). Dieses Messprinzip hat den Vorteil, dass kinematisch<br />
bedingte Beschleunigungen des Pleuels im Gegensatz zu einer<br />
Messung <strong>mit</strong> Beschleunigungsaufnehmern nicht <strong>mit</strong> gemessen<br />
werden und so eine detaillierte Analyse der auftretenden Schwingungen<br />
im Pleuel möglich ist. Darüber hinaus wurden Beschleunigungsaufnehmer<br />
an den Lagerdeckeln der Kurbelwellenhauptlager,<br />
den Motor- und Getriebelagern und der Deckebene angebracht<br />
sowie Nah- und Fernfeldmikrofone im Prüfstand positioniert. Zur<br />
Übertragung der DMS-Signale des Pleuelschafts wurde eine<br />
Schwingenkonstruktion entwickelt, die für eine sichere Führung<br />
der Kabel von den DMS zur Messelektronik sorgt, ❶. Da<strong>bei</strong> befindet<br />
sich ein Lagerpunkt auf einer zusätzlichen Trägerplatte an der<br />
Außenseite des Kurbelgehäuses, während die Ankopplung der<br />
Schwinge an das Pleuel nicht wie <strong>bei</strong> den meisten anderen Lösun-<br />
2 VERSUCHSMOTOR UND<br />
AKUSTISCHER MOTORPRÜFSTAND<br />
❶ Kabelführungsgetriebe in der Einbausituation<br />
12I2013 74. Jahrgang 1011