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,<br />
Uber lünlzehn M e Ier beträgt der Ceteilenhub an einigen<br />
Cestaden de r Meere, wie zum Beispiel an der Küste<br />
Neuschottlands. Durch Staumauern, welche große Buchten<br />
mit engen Zugängen oder Flußmündungen abriegeln, ka nn<br />
das Gefälle 70 111' Stromerzeugung ausgenuht werden.<br />
Turbinen zwischen<br />
Ebbe und Flut<br />
Haben Gezeitenkraftwerke eine Zukunft?<br />
Seit lahrtausenden, seit die Menschheit die Meere als Schifffahrtswege<br />
und als Fanggründe entdeckt hat, fürchtet sie die<br />
stürmischen Wogen der See. Im Wechsel von Ebbe und Flut, in<br />
der Hebung der Wassermassen der Weltmeere sind gewaltige<br />
Naturkräfte im Spiel. Sich diese erstmals als Energiequelle<br />
dienstbar zu machen, blieb unserer Zeit vorbehalten. Bald<br />
werden die Turbinen der ersten Gezeitenkraftwerke laufen.<br />
sam umgehen wird, da sie für die chemi<br />
sche Industrie, wie bei der Produktion<br />
von Kunststoffen, unentbehrliche<br />
Rohstoffe hergeben.<br />
Die Ausnutzung der Sonnen-, der<br />
Windkraft und des Gezeitenhubs steht<br />
heule e rst am Anfang ihrer Entwicklung.<br />
Diese drei Energiequellen sind<br />
geographisch besonders eng gebunden.<br />
Nur in bestimmten Regionen können sie<br />
sich lohnen. Dort nämlich, wo der Wind<br />
das ganze J ahr über mit gleichmäßiger<br />
Stärke wehl, wo die Sonne standig unbarmherzig<br />
brennt und dort, wo der Gezeitenhub<br />
mehrere Meter betragt. llier<br />
allerdings werden Sonnen-, Wind- und<br />
Flutenergie außerordentlich billig und<br />
- im Unterschied zur Kohle, die sich<br />
verbraucht - nicht auszuschöpfen sein,<br />
bevor die Erde untergeht!<br />
Normalerweise mißt die Fluthöhe nur<br />
wenige Zentimeter bis zu zwei Metern.<br />
Doch im Kanal von Bristol be trägt der<br />
Gezeitenhub (Höhenunterschied zwischen<br />
Hoch- und Niedrigwasser) 12<br />
Meter, an der Küste Patagoniens 14 und<br />
bei Neuschottland 15,4 Meter. An diesen<br />
Küsten kann die Gezeitenkraft dort<br />
ausgenutzt werden, wo sich die Flut<br />
durch e ine na lürliche oder künstliche<br />
Enge in eine Bucht oder in eine Flußmündung<br />
drängt.<br />
Im September 1954 haben die Franzosen<br />
an der bretonischen Küste bei Sl.<br />
Michel mit den Erdarbeiten eines Gezeitenkraftwerkes<br />
begonnen. Bei einer<br />
durchschnitllichen Fluthöhe von 12 Metern<br />
läßt s ich dort bei Ebbe und bei Flut<br />
jeweils eine Fallhöhe von 5 Metern erreichen.<br />
In sechs aneinandergereihten<br />
Werken mit 26 Turbinen sollen zunächst<br />
jährlich ein halbe Milliarde<br />
Kilowattstunden Strom erzeugt werden.<br />
Dadurch werden 300000 Tonnen Steinkohle<br />
eingespart.<br />
In der Fundy Bai, an der Ostküste<br />
Amerikas, wo Kanada und die Vere<br />
inigte n Staaten aneinandergrenzen,<br />
wurde bisher d ie höchste Gezeitenhöhe<br />
festgestellt. Sie beträgt über 22 Meter.<br />
Daß sich hier ein Kraftwerk lohnt, liegt<br />
auf der Hand. So wurde auch be reits<br />
1948 mit den Vorbereitungen begonnneo.<br />
Heule wird etwa e in Drittel des<br />
Energiebedarfs der Welt du'reh<br />
Kohle (abnehmend). fa st ein Viertel<br />
durch Erdöl (im Anstieg), über ein Fünf·<br />
tel durch Erdgas (im raschen Anstieg)<br />
und nur ein Zehntel durch Wasserkraft<br />
gedeckt. Flutkraft, Wind- lind Sonnenkrdft<br />
sowie Erdwärme werden stetig<br />
besser genutzt, aber keinen hohen Anteil<br />
erringen. Die Atomkraftnutzung<br />
dürfte erst in einem Jahrzehnt rascher<br />
zunehmen." Diese Bilanz zieht K. Krüger<br />
in seinem ausgezeichneten Buch<br />
"Ingenieure bauen die Weil" (Safari<br />
Verlag, Berlin). Der Verfasser stellt bei<br />
der Erörterung der Frage, welche der<br />
verschiedenen Energiequellen eine Zukunft<br />
haben, jeweils die geographische<br />
Situation in Rechnung.<br />
Die Atomkraft, die in einigen Jahrzehnten<br />
wahrscheinlich den ersten<br />
Platz in unserer Energiewirtschaft einnehmen<br />
wird, ist von geographischen<br />
Bedingungen recht unabhängig, da der<br />
Transport des Brennstoffs, gemessen<br />
an seiner Ausbeute, kaum ins Gewicht<br />
fällt. Dagegen können Wasserkraftwerke<br />
nur an Flußläufen und Stauseen<br />
errichtet werden. Heute werden noch<br />
immer Milliarrlen für den Bau neuer<br />
Wasserkraftwerke ausgegeben, weil<br />
man der Uberzeugung ist, daß sich<br />
solche Werke, die zusä.tzlich für Bewässerung<br />
sorgen können, trotz Atomenergie<br />
imme r lohnen werden. Auch<br />
Kohle und Erdöl werden nicht aus dem<br />
Feld zu schlagen sein. Doch es wird die<br />
Zeit kommen, wo man mit ihnf'n spar-<br />
So l u nklionierl eIn Gezeil e n k rallwerk: Bei Flut strömt Wasser vom Meer her ~<br />
durch die oberen OHnungen ein (we iße durchgehe nde Pleile), treibt Turbinen und fließt<br />
durch die unteren Offnungen In e in Staubeckpn, das durch eine Mee resbucht gebildet<br />
wird. Das Sta ubecken füllt sich bis zur Fluthöhe. Kun: darauf, während de r Meeresspie gel<br />
bel Ebbe abgesunken Ist, strömt das \Vasser aus dem Becken zurück (gestrichelte prelle).<br />
'j:I"Möffi§ 20