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Magazin 195819

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,<br />

Uber lünlzehn M e Ier beträgt der Ceteilenhub an einigen<br />

Cestaden de r Meere, wie zum Beispiel an der Küste<br />

Neuschottlands. Durch Staumauern, welche große Buchten<br />

mit engen Zugängen oder Flußmündungen abriegeln, ka nn<br />

das Gefälle 70 111' Stromerzeugung ausgenuht werden.<br />

Turbinen zwischen<br />

Ebbe und Flut<br />

Haben Gezeitenkraftwerke eine Zukunft?<br />

Seit lahrtausenden, seit die Menschheit die Meere als Schifffahrtswege<br />

und als Fanggründe entdeckt hat, fürchtet sie die<br />

stürmischen Wogen der See. Im Wechsel von Ebbe und Flut, in<br />

der Hebung der Wassermassen der Weltmeere sind gewaltige<br />

Naturkräfte im Spiel. Sich diese erstmals als Energiequelle<br />

dienstbar zu machen, blieb unserer Zeit vorbehalten. Bald<br />

werden die Turbinen der ersten Gezeitenkraftwerke laufen.<br />

sam umgehen wird, da sie für die chemi<br />

sche Industrie, wie bei der Produktion<br />

von Kunststoffen, unentbehrliche<br />

Rohstoffe hergeben.<br />

Die Ausnutzung der Sonnen-, der<br />

Windkraft und des Gezeitenhubs steht<br />

heule e rst am Anfang ihrer Entwicklung.<br />

Diese drei Energiequellen sind<br />

geographisch besonders eng gebunden.<br />

Nur in bestimmten Regionen können sie<br />

sich lohnen. Dort nämlich, wo der Wind<br />

das ganze J ahr über mit gleichmäßiger<br />

Stärke wehl, wo die Sonne standig unbarmherzig<br />

brennt und dort, wo der Gezeitenhub<br />

mehrere Meter betragt. llier<br />

allerdings werden Sonnen-, Wind- und<br />

Flutenergie außerordentlich billig und<br />

- im Unterschied zur Kohle, die sich<br />

verbraucht - nicht auszuschöpfen sein,<br />

bevor die Erde untergeht!<br />

Normalerweise mißt die Fluthöhe nur<br />

wenige Zentimeter bis zu zwei Metern.<br />

Doch im Kanal von Bristol be trägt der<br />

Gezeitenhub (Höhenunterschied zwischen<br />

Hoch- und Niedrigwasser) 12<br />

Meter, an der Küste Patagoniens 14 und<br />

bei Neuschottland 15,4 Meter. An diesen<br />

Küsten kann die Gezeitenkraft dort<br />

ausgenutzt werden, wo sich die Flut<br />

durch e ine na lürliche oder künstliche<br />

Enge in eine Bucht oder in eine Flußmündung<br />

drängt.<br />

Im September 1954 haben die Franzosen<br />

an der bretonischen Küste bei Sl.<br />

Michel mit den Erdarbeiten eines Gezeitenkraftwerkes<br />

begonnen. Bei einer<br />

durchschnitllichen Fluthöhe von 12 Metern<br />

läßt s ich dort bei Ebbe und bei Flut<br />

jeweils eine Fallhöhe von 5 Metern erreichen.<br />

In sechs aneinandergereihten<br />

Werken mit 26 Turbinen sollen zunächst<br />

jährlich ein halbe Milliarde<br />

Kilowattstunden Strom erzeugt werden.<br />

Dadurch werden 300000 Tonnen Steinkohle<br />

eingespart.<br />

In der Fundy Bai, an der Ostküste<br />

Amerikas, wo Kanada und die Vere<br />

inigte n Staaten aneinandergrenzen,<br />

wurde bisher d ie höchste Gezeitenhöhe<br />

festgestellt. Sie beträgt über 22 Meter.<br />

Daß sich hier ein Kraftwerk lohnt, liegt<br />

auf der Hand. So wurde auch be reits<br />

1948 mit den Vorbereitungen begonnneo.<br />

Heule wird etwa e in Drittel des<br />

Energiebedarfs der Welt du'reh<br />

Kohle (abnehmend). fa st ein Viertel<br />

durch Erdöl (im Anstieg), über ein Fünf·<br />

tel durch Erdgas (im raschen Anstieg)<br />

und nur ein Zehntel durch Wasserkraft<br />

gedeckt. Flutkraft, Wind- lind Sonnenkrdft<br />

sowie Erdwärme werden stetig<br />

besser genutzt, aber keinen hohen Anteil<br />

erringen. Die Atomkraftnutzung<br />

dürfte erst in einem Jahrzehnt rascher<br />

zunehmen." Diese Bilanz zieht K. Krüger<br />

in seinem ausgezeichneten Buch<br />

"Ingenieure bauen die Weil" (Safari<br />

Verlag, Berlin). Der Verfasser stellt bei<br />

der Erörterung der Frage, welche der<br />

verschiedenen Energiequellen eine Zukunft<br />

haben, jeweils die geographische<br />

Situation in Rechnung.<br />

Die Atomkraft, die in einigen Jahrzehnten<br />

wahrscheinlich den ersten<br />

Platz in unserer Energiewirtschaft einnehmen<br />

wird, ist von geographischen<br />

Bedingungen recht unabhängig, da der<br />

Transport des Brennstoffs, gemessen<br />

an seiner Ausbeute, kaum ins Gewicht<br />

fällt. Dagegen können Wasserkraftwerke<br />

nur an Flußläufen und Stauseen<br />

errichtet werden. Heute werden noch<br />

immer Milliarrlen für den Bau neuer<br />

Wasserkraftwerke ausgegeben, weil<br />

man der Uberzeugung ist, daß sich<br />

solche Werke, die zusä.tzlich für Bewässerung<br />

sorgen können, trotz Atomenergie<br />

imme r lohnen werden. Auch<br />

Kohle und Erdöl werden nicht aus dem<br />

Feld zu schlagen sein. Doch es wird die<br />

Zeit kommen, wo man mit ihnf'n spar-<br />

So l u nklionierl eIn Gezeil e n k rallwerk: Bei Flut strömt Wasser vom Meer her ~<br />

durch die oberen OHnungen ein (we iße durchgehe nde Pleile), treibt Turbinen und fließt<br />

durch die unteren Offnungen In e in Staubeckpn, das durch eine Mee resbucht gebildet<br />

wird. Das Sta ubecken füllt sich bis zur Fluthöhe. Kun: darauf, während de r Meeresspie gel<br />

bel Ebbe abgesunken Ist, strömt das \Vasser aus dem Becken zurück (gestrichelte prelle).<br />

'j:I"Möffi§ 20

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