Kanzlerin Merkel HENNING SCHACHT
<strong>D<strong>eu</strong>tschland</strong> PARTEI EN Schwarz-roter Poker Öffentlich hält sich Kanzlerin Angela Merkel noch alle Bündnisoptionen offen. Doch hinter den Kulissen kämpfen Union und SPD erbittert um Inhalte und Posten. Eine entscheidende Frage dabei: Wer bekommt das Finanzministerium? Horst Seehofer hat es in der Diszi - plin der öffentlichen Rüge zur Meisterschaft gebracht. Unvergessen ist seine Suada auf den Wahlverlierer Norbert Röttgen, aber auch Markus Söder, der bayerische Finanzminister, weiß, wie es sich anfühlt, wenn der Chef vor großem Publikum Kopfnoten verteilt. Am vergangenen Donnerstag war Anton Hofreiter an der Reihe, der n<strong>eu</strong>e grüne Fraktionschef. Eigentlich waren die Grünen wohlgelaunt in das Sondierungsgespräch mit der Union gegangen. Hatte nicht Seehofer gleich nach der Wahl Verhandlungen mit den Grünen ausgeschlossen? Und sprach er nun jetzt, unmittelbar vor dem Gespräch, nicht ganz offen davon, dass Schwarz-Grün möglich sei? Aber als die Türen geschlossen waren, lernte Hofreiter wieder einen n<strong>eu</strong>en Seehofer kennen. Der schnauzte den Grünen an und warf ihm politische Naivität vor. Hofreiter wollte doch nur etwas Konkreteres zum Klimaschutz wissen. Dann erregte sich Seehofer, dass der Grüne mit seinem Nachbarn tuschelte. „Herr Hofreiter, es gehört dazu, dass man mal dem anderen zuhört.“ Hofreiters Vergehen bestand darin, dass er während Seehofers Vortrag kurz abgelenkt war. Sondierungswochen sind die Wochen der Taktiker, der Trickser und Fintenleger. Vor allem beim CSU-Chef sind die Rollenwechsel so rasant, dass sich die Frage stellt: Wie viele Seehofers gibt es eigentlich? Gewiss, Maskenspiel gehört zu jeder Koalitionsverhandlung, aber im Moment scheint es so, als würden die Beteiligten vor lauter Taktieren selbst den Überblick verlieren. Das gilt auch für die Kanzlerin. Merkel war einmal eine Frau mit dem Sinn für den richtigen Moment, ihr Wesen ist das Zögern, aber im entscheidenden Augenblick traf sie dann doch mutige Entscheidungen. Sie emanzipierte die Partei vom Übervater Helmut Kohl, sie hat letztlich dafür gesorgt, dass Griechenland im Euro bleibt. Der Reiz des Amts einer Kanzlerin liegt ja gerade darin, in der entscheidenden Stunde der Geschichte einen Schubs zu geben. Merkels Biografie hat viele Seiten, aber man kann ihren Aufstieg auch lesen als Schon am Wahlabend st<strong>eu</strong>erte Merkel auf die Große Koalition zu. Sie weiß um die Sehnsucht der Bürger. SPD-Chef Gabriel HC PLAMBECK Vorbereitung der Union auf Schwarz- Grün. Sie befreite die CDU vom Muff der Kohl-Jahre, sie förderte L<strong>eu</strong>te, die sich mit den Grünen immer schon besser verstanden als mit den alerten Anzug - trägern der FDP. Eigentlich wäre der große Moment jetzt da, allein – Merkel weiß ihn dieses Mal nicht zu nutzen. Stattdessen d<strong>eu</strong>ten alle Signale in eine andere Richtung: Merkel st<strong>eu</strong>ert auf eine Große Koalition zu und das bereits seit dem Wahlabend. Schon da ließ die Kanzlerin in kleiner Runde erstmals eine Präferenz für die Große Koalition erkennen. Sie tat das aus Furcht vor den Traditionalisten in der Union und aus Sorge vor dem Einspruch Seehofers. Und sie weiß auch um die Sehnsucht der Bürger nach einer Großen Koalition. Nun wird die Kanzlerin die Geister, die sie rief, nicht mehr los. In der vergangenen Woche bet<strong>eu</strong>erten selbst Merkels engste Mitarbeiter, dass Schwarz-Grün die interessantere Variante sei. Doch in den Stimmen lag ein Ton des Bedauerns. Denn die Chance scheint vertan. Seehofer macht derzeit wenig lieber, als Schwarz-Grün zu torpedieren, er sieht in der Ökopartei den Feind in Bayern, nicht den potentiellen Koalitionspartner in Berlin. Die grünen Realos wiederum sind zu schwach und zu zerstritten, um eine Regierungsbeteiligung durchzusetzen. Ihnen fehlt aber auch ein klares Si - gnal, dass Merkel wirklich will. Dass es am Dienstag ein zweites Sondierungsgespräch geben wird, verstehen die Grünen vor allem als Zeichen an die SPD, dass sie es mit ihren Forderungen nicht übertreiben soll. Schwarz-Rot, so viel lässt sich jetzt schon sagen, wäre eine Koalition auf kleinstem gemeinsamen Nenner. Aber das heißt nicht, dass Union und SPD harmonisch regieren werden, bereits jetzt mühen sich die Strategen beider Parteien, dem gemeinsamen Projekt eine Überschrift zu geben, eine Idee. Gewiss, die Chance von Schwarz-Rot liegt in der schieren Masse, im Bundestag werden die koalierenden Parteien über 504 Sitze verfügen, das ist eine komfortable Vier-Fünftel-Mehrheit. Wenn die Große Koalition in Berlin mit den Ländern an einem Strang zieht, dann könnten endlich Projekte durchgesetzt werden, die bisher an den widerstreitenden Inter - essen der d<strong>eu</strong>tschen Kleinstaaterei gescheitert sind: eine echte Föderalismus - reform zum Beispiel oder eine Entrümpelung der Bildungspolitik. Auch in der Euro-Krise wären die Mehrheiten im Parlament sicher. Doch der Preis ist hoch: Im Bundestag heißt der Oppositionsführer Gregor Gysi. Wer als Bürger eine Alternative zur Regierung sucht, landet zwangsläufig bei Kleinparteien oder Populisten. Und anders als im Jahr 2005 geht die SPD nicht selbstbewusst in diese Koalition, sie ist vor allem von der Angst getrieben, DER SPIEGEL 42/2013 21
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