Bischof Tebartz-van Elst*
Titel Das Lügen-Gebäude Armut oder Prunksucht – bei Papst Franziskus und dem Limburger Bischof entdecken d<strong>eu</strong>tsche Katholiken die zwei Gesichter des Klerus. Im Fall des Franz-Peter Tebartz-van Elst kann der Pontifex zeigen, wie ernst es ihm mit einer Reform der Kirche ist. SASCHA DITSCHER Kraftvoll läuten die Glocken von St. Georg, als Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst über den Limburger Domplatz auf seine n<strong>eu</strong>e, im Bau befindliche Residenz zugeht. In respektvollem Abstand begleiten ihn sein Privatchauff<strong>eu</strong>r und drei indische Nonnen. Es ist ein schöner Sommertag mit blauem Himmel. Vor der Baustelle wartet ein SPIEGEL-Redakt<strong>eu</strong>r, in der Hand einen kleinen Fotoapparat, der auch als Videokamera funktioniert und das folgende Gespräch aufzeichnet. So beginnt im Sommer 2012 eine Begegnung, die seit Monaten die Hamburger Staatsanwaltschaft beschäftigt. Schnell kommt die Rede auf den jüngsten Indien-Besuch von Tebartz-van Elst. Handwerker am Bau hatten von Edelsteinen berichtet, die der Bischof von dort für seine n<strong>eu</strong>e Privatkapelle mitgebracht habe. Tebartz-van Elst: Ich bin ausschließlich aus Gründen da gewesen, … weil wir dort auch den Ärmsten der Armen helfen wollen … SPIEGEL: Aber ich habe doch hier gesprochen mit den L<strong>eu</strong>ten, die Edelsteine einfassen, polieren und schleifen. Tebartz-van Elst: Also, es werden viele Märchen erzählt. Ich habe keine Edelsteine in Indien gekauft. Ich habe auch mit diesen Dingen nichts zu tun. … SPIEGEL: Aber erster Klasse sind Sie geflogen. Tebartz-van Elst: Business-Class sind wir geflogen … Dann empfiehlt sich der Bischof und entschwindet mit seinem Gefolge. Am vorigen Donnerstag verkündete die Hamburger Staatsanwaltschaft ihre Meinung zu dem Limburger Dialog. Sie beantragte einen Strafbefehl gegen Tebartzvan Elst. Wenn im Hamburger Amtsgericht nicht noch ein Wunder geschieht, wird er als erster Bischof, der von einem Strafgericht verurteilt wird, in die bundesd<strong>eu</strong>tsche Kirchengeschichte eingehen. * Bei der Segnung von Fahrz<strong>eu</strong>gen einer Oldtimer-Rallye im September 2010 in Limburg. Denn Tebartz-van Elst hatte an Eides statt versichert, er habe gegenüber dem SPIEGEL nicht behauptet, Business-Class geflogen zu sein – und gegen die Darstellung der Redaktion geklagt. Vorige Woche war das Video für die Staatsanwaltschaft offenbar Z<strong>eu</strong>gnis genug: Der Kirchenmann hatte nach ihrer Überz<strong>eu</strong>gung gelogen. „Du sollst nicht falsch Z<strong>eu</strong>gnis reden wider deinen Nächsten“, lautet das achte Gebot. Gelten für einen Bischof andere Gesetze? „Du sollst nicht stehlen“, heißt es außerdem im Alten Testament – doch in Limburg fühlen sich viele Gläubige betrogen, seit die wahren Kosten für die n<strong>eu</strong>e Bischofsresidenz bekanntwurden: rund 31 Millionen Euro. Selten hat ein Oberhirte aus der Provinz für mehr Aufsehen gesorgt als Franz- Peter Tebartz-van Elst. ARD und ZDF schalteten Sondersendungen wie nach einem Tsunami, Millionen Menschen diskutierten über die Doppelmoral, die die weltgrößte Religionsgemeinschaft wieder einmal mit der Frage nach der Glaubwürdigkeit ihrer Kurie konfrontierte. Die Kirche und das Geld: Ein alter Konflikt bricht in diesen Wochen n<strong>eu</strong> auf, und das hat nicht nur mit der Residenz des Bischofs zu tun. Seit Jorge Mario Bergoglio im Vatikan die Geschäfte führt, erleben d<strong>eu</strong>tsche Katholiken eine Kirche mit zwei Gesichtern. In Rom predigt Papst Franziskus Armut und Bescheidenheit und lebt dies mit beeindruckenden Gesten vor. Und in <strong>D<strong>eu</strong>tschland</strong> verkörpert Tebartz-van Elst die unter seinesgleichen noch immer verbreitete Prunksucht. Eine Kirche, zwei Weltbilder: auf der einen Seite eine alte, mächtige Amtskirche, die sich selbst genügt, auf Repräsentation setzt, die reine Lehre verteidigt und die Auseinandersetzung mit dem modernen, säkularen Leben sch<strong>eu</strong>t. Auf der anderen Seite geht es um Apostel-Nachfolger, die sich nicht hinter die Barockfassaden ihrer Bischofspalais zurückziehen, sondern an die Ränder der Gesellschaft gehen; zu den DER SPIEGEL 42/2013 65
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