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Zur Bedeutung von Strafe im Kontext struktureller Gewalt

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Männlichkeit wird über <strong>Gewalt</strong>ausübung hergestellt, während Weiblichkeit<br />

zum Teil über die Übertretung eines Verbotes eingeübt wird, das aber<br />

eigentlich zur späteren Frau gehört, z.B. sich mit Männern zu verabreden.<br />

Indem den Mädchen dies in jungen Jahren nicht erlaubt wird, wird ein<br />

Anreiz erst hergestellt.<br />

Eine andere Möglichkeit Männlichkeit zu demonstrieren bietet der Körper.<br />

Lothar Böhnisch (2001) geht, wie beschrieben, da<strong>von</strong> aus, dass <strong>im</strong><br />

neuen Konstrukt des „abstract workers“ das Geschlecht unerheblich wird,<br />

obwohl überproportional wenig Frauen <strong>im</strong> internationalen Management<br />

zu finden sind (vgl. Saskia Sassen 1998). Auch in der Kleidermode ist eine<br />

gewisse Angleichung der Geschlechter nicht zu übersehen. Ein so genanntes<br />

Business-Outfit für Frauen und Männer unterscheidet sich manchmal<br />

nur noch dadurch, dass Frauen Röcke tragen dürfen <strong>im</strong> vorherrschenden<br />

Farbton grau oder Nadelstreifen auf dunklem Grund. Der Autor der folgenden<br />

Erinnerungsszene beschäftigt sich nun aber mit dem Einzug eines<br />

weiblichen Accessoires in die Männermode:<br />

Der Ohrring: Im jugendlichen Alter <strong>von</strong> 14 Jahren hielt er sich oft <strong>im</strong> örtlichen<br />

Jugendhaus auf. Dort traf man/frau sich mit Freunden, nahm an den Freizeitangeboten<br />

teil oder war eben einfach da. Alle kannten sich untereinander, und so bekam<br />

man Kontakt zu den unterschiedlichsten Leuten. Alle sahen ein bisschen anders<br />

aus: da gab es Leute mit bunten, langen oder kurzen Haaren, Lederkleidung,<br />

Bärten etc. Alle hatten etwas Besonderes.<br />

Dem Jungen erschienen die verschiedenen Eigenarten irgendwie interessant, er<br />

kam dann aber oft zu der Auffassung, dass z.B. lange Haare <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Gesicht<br />

stören oder Lederkleidung <strong>im</strong> Sommer zu warm sei - oder so. Eine Modeerscheinung<br />

faszinierte ihn aber ungemein: ein Ohrring. - Das war’s! Ein kleiner Silberring<br />

am linken Ohr - so sagte er sich - wäre genau das Richtige für ihn. Es gab da<br />

nur ein Problem: die Eltern. Wie er aus Diskussionen zwischen seinem älteren<br />

Bruder und den Eltern erfahren hatte, lehnten sie das Tragen eines Ohrringes strikt<br />

ab. Dennoch wollte er einen haben und machte sich nach einer gewissen Zeit der<br />

Argumentationsvorbereitung auf, um den Diskurs mit den Eltern über das Tragen<br />

eines Ohrringes zu führen. Das Thema kam auf den Tisch, und die Wogen schlugen<br />

hoch. Den langen Diskussionsverlauf kann er nicht mehr rekonstruieren. ein<br />

Verbot mit der Begründung, „was würden die Nachbarn dazu sagen" und dem<br />

Nachdruck „mit Ohrring würde er das elterliche Haus nicht mehr betreten dürfen"<br />

schloss die hitzige Diskussion.<br />

Innerhalb der nächsten Wochen machte er sich um den Ohrring, den er so gerne<br />

hätte, und um die Einhaltung oder Nichteinhaltung des elterlichen Verbots Gedanken.<br />

Irgendwann ging er dann, den Zwiespalt in sich tragend, kurz entschlos-<br />

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