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Gelöbnis an historischer Stätte - Bundeswehr

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D 8512<br />

49. Jahrg<strong>an</strong>g Nr. 27 Montag, 15. Juli 2013<br />

NAChRiChtEN<br />

poLitiK<br />

Ägypten am Abgrund<br />

Putsch oder notwendiger Machtwechsel?<br />

Nach der Entmachtung<br />

Mursis steht Ägypten am R<strong>an</strong>de<br />

des Bürgerkriegs. Seite 4<br />

<strong>Gelöbnis</strong> <strong>an</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Stätte</strong><br />

Das Zeremoniell am 20. Juli dient auch dem Gedenken <strong>an</strong> den Miltärischen Widerst<strong>an</strong>d.<br />

EiNsAtz<br />

Taff und erfolgreich<br />

Nach zwei olympischen Medaillen<br />

will sich Stabsunteroffizier (FA)<br />

Tina Dietze dieses Jahr den Weltmeistertitel<br />

holen. Seiten 6/7<br />

MiLitÄRGEsChiChtE<br />

160 Jahre Jade-Vertrag<br />

Der vor 160 Jahren zwischen Preußen<br />

und Oldenburg geschlossene<br />

Jade-Vertrag ist die Geburtsstunde<br />

von Wilhelmshaven. Seite 9<br />

spoRt<br />

Eisenmänner in Aktion<br />

14 Triathleten des Heeres gehen<br />

bei der Ironm<strong>an</strong>-EM in Fr<strong>an</strong>kfurt<br />

<strong>an</strong> den Start. Acht bleiben unter<br />

zehn Stunden. Seite 10<br />

DiE BuNDEswEhR iM iNtERNEt<br />

Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

www.bundeswehr.de<br />

Bundesministerium<br />

der Verteidigung<br />

Das Ministerium im Internet:<br />

www.bmvg.de<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />

www.youtube.com/bundeswehr<br />

Aufmarsch des Ehrenzuges: Am 20. Juli werden etwa 500 Rekruten vor dem Reichstagsgebäude die <strong>Gelöbnis</strong>formel sprechen.<br />

Berlin. Am 69. Jahrestag des<br />

Attentats auf Adolf Hitler werden<br />

am 20. Juli wieder etwa 500<br />

junge Soldaten im Rahmen eines<br />

feierlichen Appells ihr <strong>Gelöbnis</strong><br />

vor dem Berliner Reichstagsgebäude<br />

ablegen. Im Beisein von<br />

Verteidigungsminister Thomas<br />

de Maizière werden die Freiwillig<br />

Wehrdienstleistenden aus<br />

verschiedenen Verbänden und<br />

St<strong>an</strong>dorten der <strong>Bundeswehr</strong> vor<br />

ihren Angehörigen und Freunden,<br />

vor ihren Vorgesetzten, Kameraden<br />

und vor der Öffentlichkeit geloben,<br />

„der Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d<br />

treu zu dienen und das Recht und<br />

die Freiheit des deutschen Volkes<br />

tapfer zu verteidigen”.<br />

Die <strong>Bundeswehr</strong> betont mit diesem<br />

Zeremoniell am 20. Juli die<br />

besondere Bedeutung des militärischen<br />

Widerst<strong>an</strong>ds für das<br />

eigene Traditionsverständnis als<br />

wichtigen Teil der Inneren Führung.<br />

Die <strong>Gelöbnis</strong><strong>an</strong>sprache hält<br />

in diesem Jahr Bundespräsident<br />

Joachim Gauck. Auch Verteidigungsminister<br />

de Maizière wird<br />

sich mit einer Ansprache <strong>an</strong> die<br />

jungen Rekruten wenden.<br />

In Berlin haben Rekruten erstmals<br />

im Jahr 1999 ihr <strong>Gelöbnis</strong><br />

vor der historischen Kulisse<br />

des Bendlerblocks abgelegt. In<br />

Folge f<strong>an</strong>d das Zeremoniell<br />

d<strong>an</strong>n mehrfach hinterein<strong>an</strong>der<br />

vor dem Reichstagsgebäude<br />

statt.<br />

Nächste Generation beauftragt<br />

Die damit gewählte Örtlichkeit<br />

versinnbildlicht die Nähe<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> zum Parlament,<br />

das unter <strong>an</strong>derem auch über die<br />

Ausl<strong>an</strong>dseinsätze der Truppe<br />

abstimmt und beschließt. Zwischenzeitlich<br />

finden die <strong>Gelöbnis</strong>se<br />

am 20. Juli jährlich wechselnd<br />

entweder am Reichstag<br />

oder am Bendlerblock statt. So<br />

k<strong>an</strong>n die wichtige Traditionslinie<br />

des 20. Juli <strong>an</strong> <strong>historischer</strong><br />

<strong>Stätte</strong> gewürdigt werden. (eb)<br />

<strong>Bundeswehr</strong> will drei neue Satelliten zur weltweiten radargestützten Aufklärung beschaffen.<br />

Bienert/IMZ/Archiv<br />

<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />

www.twitter.com/bundeswehrrss<br />

<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />

www.flickr.com/photos/<br />

augustinfotos<br />

www.wirdienendeutschl<strong>an</strong>d.de<br />

Koblenz. Satelliten als Träger von<br />

optischen oder Radarsensoren<br />

können jederzeit ohne Verletzung<br />

von Hoheitsrechten aufklären. Sie<br />

sind damit besonders geeignet,<br />

ohne eskalierende Wirkung Informationen<br />

zur Krisenfrüherkennung,<br />

Krisenvorsorge und zum<br />

wirksamen Krisenm<strong>an</strong>agement<br />

zu gewinnen. Dabei haben Radargegenüber<br />

optischen Satelliten den<br />

Vorteil, dass sie unabhängig von<br />

Tageszeit und Wetter aufklären<br />

können.<br />

Das Bundesamt für Ausrüstung,<br />

Informationstechnik und<br />

Nutzung der <strong>Bundeswehr</strong> in<br />

satellitenaufklärung im All: das<br />

system „sAR-Lupe“.<br />

Koblenz hat vor Kurzem einen<br />

Vertrag unterzeichnet über die<br />

Entwicklung und den Bau des<br />

satellitengestützten Radar-Aufklärungssystems<br />

„SARah“.<br />

OHB-Systems<br />

Hauptauftragnehmer ist die OHB<br />

Systems, das Gesamtvertragsvolumen<br />

liegt bei etwa 816 Millionen<br />

Euro.<br />

Die <strong>Bundeswehr</strong> verfügt mit<br />

dem System „SAR-Lupe“ seit<br />

2008 zwar über Fähigkeiten<br />

in der weltweiten satellitengestützten<br />

Radar-Aufklärung. Doch<br />

wird der Vertrag über den Betrieb<br />

von „SAR-Lupe“ im November<br />

2017 enden. Damit die Aufklärungsfähigkeiten<br />

aber auch in<br />

Zukunft erhalten bleiben, soll nun<br />

das Nachfolgesystem „SARah“<br />

mit noch besserer Leistung realisiert<br />

werden. Die Starts der neuen<br />

Satelliten sind für Ende 2018 und<br />

Anf<strong>an</strong>g 2019 vorgesehen.<br />

„SARah“ wird aus drei Satelliten<br />

und zwei Bodenstationen<br />

bestehen. Davon basieren zwei<br />

Satelliten auf einer Weiterentwicklung<br />

der Reflektortechnologie<br />

des gegenwärtigen Systems<br />

„SAR-Lupe“. Beim dritten<br />

Satelliten h<strong>an</strong>delt es sich um eine<br />

Weiterentwicklung der bereits<br />

im All bewährten Phased-Array-<br />

Technologie der Firma Astrium.<br />

Durch den Verbund dieser beiden<br />

Radar-Technologien ergeben sich<br />

für das Gesamtsystem wesentliche<br />

Leistungsverbesserungen. (leh)


2 aktuell intern 15. Juli 2013<br />

iMPreSSUM<br />

ZitAt<br />

eDitOriAL<br />

Herausgeber und ver<strong>an</strong>twortlich für den Inhalt:<br />

Bundesministerium der Verteidigung<br />

Presse- und Informationsstab<br />

Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin<br />

Redaktions<strong>an</strong>schrift:<br />

<strong>Bundeswehr</strong> aktuell<br />

Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin<br />

Telefon: (0 30) 67 94 - App<br />

Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00<br />

E-Mail: aktuell@bundeswehr.de<br />

Chefredakteur:<br />

Oberstleutn<strong>an</strong>t Fr<strong>an</strong>k Pflüger (fpf, App: 20 39)<br />

Stellvertreter und Redakteur Streitkräfte:<br />

Major Torsten S<strong>an</strong>dfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 38)<br />

Redakteur Politik:<br />

Markus Tiedke (mat, App: 20 55)<br />

Sport und Vermischtes:<br />

Hauptm<strong>an</strong>n Martin Gärtner (mag, App: 20 40)<br />

Chef vom Dienst:<br />

N.N.<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Eva Pfaender (ep, App: 20 37)<br />

Leutn<strong>an</strong>t Dennis Abendroth (dab, App: 20 40)<br />

aktuell als E-Paper und im pdf-Format:<br />

Auf www.bundeswehr.de abrufbar<br />

Satz:<br />

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz<br />

und Dienstleistungen der <strong>Bundeswehr</strong>,<br />

DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn<br />

Intr<strong>an</strong>et: http://zentraldruckerei.iud<br />

Druck:<br />

Axel Springer AG, Druckhaus Sp<strong>an</strong>dau<br />

Brunsbütteler Damm 156 – 172, 13581 Berlin<br />

Erscheinungsweise:<br />

Wöchentlich montags<br />

Auflage:<br />

52 000 Exemplare<br />

Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> – Info-Service<br />

Alte Heerstraße 90, 53757 S<strong>an</strong>kt Augustin<br />

Telefon: (0 22 41) 15 34 26, BwFw: 34 71<br />

E-Mail: Medienvertrieb@bundeswehr.org<br />

ISSN: 1618-9086<br />

Für unverl<strong>an</strong>gt einges<strong>an</strong>dte M<strong>an</strong>uskripte, Filme, Fotos<br />

und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />

Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />

wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />

der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />

werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />

außerdem behält sich die Redaktion das<br />

Recht auf Kürzung vor.<br />

„Yes, yes, yes, we c<strong>an</strong>.“<br />

Formel-1-Weltmeister Sebasti<strong>an</strong> Vettel nach seinem ersten Heimsieg<br />

am vorverg<strong>an</strong>genen Sonntag auf dem Nürburgring.<br />

KALenDerBLAtt<br />

Vor 5 Jahren: Am 21. Juli 2008 wird der frühere bosnische<br />

Serbenführer Radov<strong>an</strong> Karadžic in Belgrad aufgrund eines internationalen<br />

Haftbefehls festgenommen und wenige Tage später <strong>an</strong><br />

den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien<br />

nach Den Haag überstellt.<br />

Vor 75 Jahren: Am 18. Juli 1938 l<strong>an</strong>det der Flugpionier Douglas<br />

Corrig<strong>an</strong> auf seinem Flug von New York nach Kalifornien aufgrund<br />

eines „Navigationsfehlers“ stattdessen in Irl<strong>an</strong>d. Er erhält für diesen<br />

Atl<strong>an</strong>tikflug den Spitznamen „Wrong Way“.<br />

Vor 75 Jahren: Am 21. Juli 1938 wird der Friedensvertrag zur<br />

Beendigung des Chacokrieges geschlossen. Dadurch verliert Bolivien<br />

fast ein Drittel seines Staatsgebietes, behält aber seine Ölfelder am<br />

Fuß der Anden, während Paraguay sein Staatsgebiet fast verdoppelt.<br />

Vor 95 Jahren: In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 wird der<br />

letzte russische Zar Nikolaus II. mit seiner gesamten Familie und vier<br />

Bediensteten in Jekaterinburg ermordet.<br />

Vor 100 Jahren: Am 15. Juli 1913 durchfährt der erste fahrpl<strong>an</strong>mäßige<br />

Zug den rund 15 Kilometer l<strong>an</strong>gen Lötschbergtunnel. Die Simplon-Bahn<br />

verbindet somit die Stadt Bern in der Schweiz mit Italien.<br />

Die Bauzeit des Tunnels betrug fast sieben Jahre.<br />

Vor 760 Jahren: Am 17. Juli 1253 gründen auf der Lippebrücke<br />

bei Werne die vier Städte Dortmund, Soest, Münster und Lippstadt<br />

den so gen<strong>an</strong>nten „Werner Bund“. Dieser westfälische Städtebund<br />

wird zu einem Vorläufer der Städteh<strong>an</strong>se.<br />

(eb)<br />

Am kommenden Samstag wird<br />

auch bei dem Feierlichen <strong>Gelöbnis</strong><br />

am Reichstag wieder jener<br />

Männer um Oberst Claus Schenk<br />

Graf von Stauffenberg gedacht<br />

werden, die 1944 den Aufst<strong>an</strong>d<br />

gegen die nationalsozialistische<br />

Gewaltherrschaft wagten und<br />

dabei ihr Leben opferten.<br />

Zu der Ver<strong>an</strong>staltung werden<br />

hochr<strong>an</strong>gige Vertreter von<br />

Politik, Gesellschaft und Militär<br />

erwartet. Mit Bundespräsident<br />

Joachim Gauck hat sich der<br />

höchste Repräsent<strong>an</strong>t der Bundesrepublik<br />

<strong>an</strong>gesagt. Das zeigt<br />

die enorme Wertschätzung, die<br />

der traditionellen Würdigung des<br />

militärischen Widerst<strong>an</strong>des heute<br />

inner- und außerhalb der <strong>Bundeswehr</strong><br />

entgegengebracht wird.<br />

Es ist kein Zufall, dass das<br />

Gedenken <strong>an</strong> Stauffenberg und<br />

seine Kameraden regelmäßig mit<br />

dem Feierlichen <strong>Gelöbnis</strong> junger<br />

Soldaten verbunden wird – doch<br />

eine Selbstverständlichkeit ist es<br />

auch nicht. Die <strong>Bundeswehr</strong> versteht<br />

sich als demokratische Parlamentsarmee<br />

aus mündigen Bürgern.<br />

Die Verschwörer des 20. Juli<br />

aber – viele stammten aus alten<br />

Soldatenfamilien – sind gewiss<br />

keine geborenen Demokraten<br />

gewesen.<br />

Viele hatten jahrel<strong>an</strong>g mehr<br />

oder weniger intensiv mit dem<br />

Nationalsoz<br />

i a l i s m u s<br />

sympathisiert<br />

und Hitlers<br />

Vernichtungskrieg<br />

durch ihren<br />

militärischen<br />

Sachverst<strong>an</strong>d<br />

unterstützt. Die Einsicht in die<br />

Notwendigkeit eines Aufst<strong>an</strong>des<br />

gegen Hitler kam vielen der<br />

Männer spät.<br />

Dennoch haben sie sich schließlich<br />

aus militärischer Ver<strong>an</strong>twortung,<br />

aus politischer oder<br />

ethischer Überzeugung gegen<br />

das NS-Regime gewendet. Es ist<br />

ihr bleibendes Verdienst, unter<br />

höchstem Risiko für das eigene<br />

Leben für ein freies Deutschl<strong>an</strong>d<br />

und die Wiederherstellung des<br />

Rechts eingetreten zu sein.<br />

Der Versuch der Verschwörer,<br />

das Regime von innen heraus zu<br />

zerstören, den Krieg zu beenden<br />

und so Menschenleben zu retten,<br />

zeugt von persönlichem Anst<strong>an</strong>d,<br />

Mut und Patriotismus im besten<br />

Sinne. Das qualifiziert die Männer<br />

des 20. Juli zu Vorbildern für<br />

unsere Soldaten und lässt sie Teil<br />

des Traditionsverständnisses der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> sein.<br />

Markus Tiedke<br />

Redakteur Politik<br />

BiLD Der WOCHe<br />

Gelungene Demonstration: eine Drohne des typs X-47B startet verg<strong>an</strong>gene Woche vom Deck des US-Flugzeugträgers „George H. W. Bush“, der moment<strong>an</strong> im Atl<strong>an</strong>tik kreuzt.<br />

Später gel<strong>an</strong>g auch die erste L<strong>an</strong>dung des unbem<strong>an</strong>nten Flugzeugs auf See.<br />

U.S. Navy


15. Juli 2013 minisTerium / HinTerGrunD aktuell 3<br />

Pfeiler der Neuausrichtung<br />

Konzeption der <strong>Bundeswehr</strong> fungiert als Grundsatzweisung und Fundament der Pl<strong>an</strong>ung.<br />

Gespräche im<br />

Kaukasus<br />

Berlin. Der Erlass der Konzeption<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> (KdB) durch<br />

Verteidigungsminister Thomas de<br />

Maizière am 1. Juli stellt einen<br />

weiteren Meilenstein der Neuausrichtung<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> dar.<br />

Aufgrund der zentralen Bedeutung<br />

der KdB war deren Erstellung<br />

unter Federführung der<br />

Abteilung Pl<strong>an</strong>ung eine gemeinschaftliche<br />

Arbeit, die Zuarbeit<br />

aus allen Abteilungen und Ebenen<br />

des Ministeriums erforderte.<br />

Drei Kernpunkte sind bei den<br />

konzeptionellen Arbeiten Richtschnur<br />

gewesen: Die Einsatzorientierung<br />

ist leitendes Prinzip<br />

in allen Aufgabenbereichen.<br />

Die Aufgaben der <strong>Bundeswehr</strong><br />

werden g<strong>an</strong>zheitlich betrachtet,<br />

alle militärischen und zivilen<br />

Bereiche werden in einem bundeswehrgemeinsamen<br />

Ansatz<br />

umfasst und schließlich muss<br />

die Anpassungsfähigkeit jederzeit<br />

gewährleistet sein.<br />

Entsprechend skizziert die<br />

KdB die getroffenen Entscheidungen<br />

zur Neuausrichtung, Verteidigungspolitische<br />

Richtlinien<br />

(VPR) und weitere politische<br />

Vorgaben für die <strong>Bundeswehr</strong> in<br />

einem g<strong>an</strong>zheitlichen Ansatz. Das<br />

Papier führt aus, wie die <strong>Bundeswehr</strong><br />

ihren in den VPR festgelegten<br />

Auftrag erfüllt. Die KdB dient<br />

einem gemeinsamen, einheitlichen<br />

Verständnis aller Angehörigen<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> über die<br />

zukünftige Ausrichtung. Darüber<br />

hinaus trägt die Konzeption als<br />

offenes Dokument dazu bei, die<br />

Neuausrichtung der interessierten<br />

Öffentlichkeit zu vermitteln.<br />

Damit ist die KdB zugleich die<br />

l<strong>an</strong>gfristige Grundsatzweisung<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>, Dachdokument<br />

der Gesamtkonzeption der militärischen<br />

Verteidigung Deutschl<strong>an</strong>ds<br />

sowie verbindliches Fundament<br />

Stollberg/<strong>Bundeswehr</strong><br />

und alleiniger Ausg<strong>an</strong>gspunkt<br />

für alle weiteren konzeptionellen<br />

Arbeiten und für die Pl<strong>an</strong>ung in<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>. Entscheidende<br />

Produkte und bedarfsbegründende<br />

Unterlagen bauen darauf auf. Ein<br />

solcher Anspruch gebietet es freilich,<br />

sich auf die großen Linien<br />

zu beschränken. Details bleiben<br />

ebenengerecht nachgeordneten<br />

konzeptionellen Dokumenten<br />

vorbehalten.<br />

Das Papier setzt den Rahmen,<br />

innerhalb dessen sich die Gesamtorg<strong>an</strong>isation<br />

<strong>Bundeswehr</strong> weiterentwickeln<br />

und im Sinne einer<br />

l<strong>an</strong>gfristigen Sicherheitsvorsorge<br />

als lernende Org<strong>an</strong>isation fortlaufend<br />

<strong>an</strong> wechselnde Herausforderungen<br />

<strong>an</strong>passen k<strong>an</strong>n. Sie<br />

wird künftig durch eine begrenzte<br />

Anzahl von Teilkonzeptionen<br />

ausdifferenziert. Die Ebene der<br />

Einzelkonzeptionen wird entfallen,<br />

weil nahezu alle Aufgaben<br />

streitkräfte- und bundeswehrgemeinsam<br />

zu erfüllen sind.<br />

Die gestraffte konzeptionelle<br />

Dokumentenhierarchie mit nur<br />

zwei Ebenen (Konzeption und<br />

Teilkonzeptionen) ist übersichtlicher<br />

und fördert die Anpassungsfähigkeit<br />

in der konzeptionellen<br />

Grundlagenarbeit. Im Sinne der<br />

Einsatzorientierung wird die neue<br />

konzeptionelle Dokumentenhierarchie<br />

mit der Dokumentenl<strong>an</strong>dschaft<br />

Einsatz verknüpft und so die<br />

Verbindung zwischen Konzeption<br />

und Operation hergestellt.<br />

Somit gewährleistet das konzeptionelle<br />

Fundament Raum<br />

für Anpassungen, um der zu<br />

erwartenden Dynamik des sicherheitspolitischen<br />

Umfeldes auf<br />

absehbare Zeit Rechnung tragen<br />

zu können.<br />

(eb)<br />

Die KdB k<strong>an</strong>n im Intr<strong>an</strong>et aufgerufen<br />

werden.<br />

Neues Steuergesetz in Kraft getreten<br />

Freiwillig Wehrdienstleistende müssen sich zum 1. J<strong>an</strong>uar 2014 auf Mehrbelastungen einstellen.<br />

Berlin. Das „Gesetz zur Umsetzung<br />

der Amtshilferichtlinie<br />

sowie zur Änderung steuerlicher<br />

Vorschriften vom 26. Juni<br />

2013“ ist in Kraft getreten. Es<br />

ändert ab dem 1. J<strong>an</strong>uar 2014<br />

unter <strong>an</strong>derem die Vorschriften<br />

des Einkommensteuergesetzes zur<br />

Besteuerung der Geld- und Sachbezüge<br />

des Wehrsoldgesetzes.<br />

Soldaten, die derzeit Freiwilligen<br />

Wehrdienst leisten oder noch<br />

vor dem 1. J<strong>an</strong>uar 2014 beginnen,<br />

sind nicht betroffen. Sie erhalten<br />

die Leistungen auch über den<br />

Jahreswechsel hinaus steuerfrei.<br />

Wer den Freiwilligen Wehrdienst<br />

ab dem 1. J<strong>an</strong>uar 2014 <strong>an</strong>tritt,<br />

fällt unter die Bestimmungen des<br />

Gesetzes. Durch Grundfreibetrag<br />

und diverse Pauschalen werden<br />

die Bezüge weitgehend verschont.<br />

Die Auswirkungen hängen aber<br />

von individuellen Umständen ab<br />

(Familienst<strong>an</strong>d, Entfernung vom<br />

Dienstort, In<strong>an</strong>spruchnahme von<br />

Familienheimfahrten) und können<br />

daher nicht pauschal vorhergesagt<br />

werden. Voraussichtlich wird<br />

sich die steuerliche Mehrbelastung<br />

auf maximal 30 Euro monatlich<br />

belaufen.<br />

<strong>Bundeswehr</strong><br />

Die Be<strong>an</strong>tragung eines Lohnsteuerjahresausgleiches<br />

nach<br />

Ablauf eines Kalenderjahres<br />

empfiehlt sich für jeden Freiwilligen<br />

Wehrdienst Leistenden, der<br />

von steuerlichen Abzügen betroffen<br />

war. Die Geld- und Sachbezüge<br />

von Reservisten bleiben<br />

weiterhin unverändert steuerfrei.<br />

Die Neufassung der Einkommensteuervorschriften<br />

für den<br />

Freiwilligen Wehrdienst ist eine<br />

Folge der Änderung des Wehrpflichtgesetzes<br />

durch das Wehrrechtsänderungsgesetz<br />

2011,<br />

wodurch die verpflichtende Einberufung<br />

zum Grundwehrdienst<br />

ab dem 1. Juli 2011 ausgesetzt<br />

und durch den Freiwilligen Wehrdienst<br />

mit einer Dauer von bis zu<br />

23 Monaten ersetzt wurde.<br />

In der Gesetzesbegründung des<br />

Wehrrechtsänderungsgesetzes<br />

2011 war ein Prüfauftrag ver<strong>an</strong>kert,<br />

der eine Überprüfung<br />

der bisher gewährten steuerrechtlichen<br />

Privilegierung der<br />

Bezüge des Freiwilligen Wehrdienstes<br />

vorsieht. (eb)<br />

Weitere Informationen und<br />

Nachweise unter www.bmvg.de<br />

Calw. Der Parlamentarische staatssekretär Christi<strong>an</strong> schmidt<br />

(mitte) hat am verg<strong>an</strong>genen mittwoch gemeinsam mit seinem<br />

staatssekretärskollegen vom Bundesarbeitsministerium, H<strong>an</strong>s-<br />

Joachim Fuchtel (r.), eine sicherheitsspolitische Ver<strong>an</strong>staltung<br />

moderiert. in seinem Vortrag in der Graf-Zeppelin-Kaserne, wo<br />

auch die soldaten des Komm<strong>an</strong>do spezialkräfte (KsK) stationiert<br />

sind, skizzierte schmidt unter <strong>an</strong>derem den aktuellen st<strong>an</strong>d der<br />

neuausrichtung der <strong>Bundeswehr</strong> und die noch <strong>an</strong>stehenden<br />

Herausforderungen. „in einem wenig vorhersehbaren sicherheitspolitischen<br />

umfeld sollte es der Anspruch Deutschl<strong>an</strong>ds sein,<br />

möglichst viele geeignete politische – und darunter fallen auch<br />

militärische – H<strong>an</strong>dlungsoptionen zu haben. mit der Übernahme<br />

von sicherheits- und verteidigungspolitischer Ver<strong>an</strong>twortung in<br />

europa und in der Welt, sei die neuausrichtung zwingend gewesen,<br />

so schmidt. Weitere Themen der Diskussion, <strong>an</strong> der auch<br />

der Komm<strong>an</strong>deur KsK, Oberst Dag Baer (l.), teilnahm, betrafen<br />

die nachwuchsgewinnung und die Auswirkungen des demografischen<br />

W<strong>an</strong>dels in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

(eb)<br />

Tiflis. Der Parlamentarische<br />

Staatssekretär Thomas Kossendey<br />

(r.) ist vorverg<strong>an</strong>gene Woche<br />

mit dem georgischen Verteidigungsminister<br />

Irakli Alass<strong>an</strong>ia (l.)<br />

zusammengetroffen. In der<br />

georgischen Hauptstadt sprachen<br />

die beiden Politiker unter<br />

<strong>an</strong>derem über den künftigen<br />

militärischen Beitrag <strong>an</strong> einer<br />

möglichen Post-ISAF-Mission.<br />

Georgien hat <strong>an</strong>gekündigt, sich<br />

mit einem größeren Kontingent<br />

beteiligen zu wollen. (tsh)<br />

Controller tauschen<br />

Erfahrungen aus<br />

Bonn. Die leitenden Controller<br />

des Verteidigungsministeriums<br />

(BMVg) und der höheren Komm<strong>an</strong>dobehörden<br />

haben sich vor<br />

Kurzem zu einem ersten Erfahrungsaustausch<br />

nach Einnahme<br />

der neuen Strukturen getroffen.<br />

Bei dem zweitägigen Informationsaustausch<br />

informierten sich die<br />

Controller in mehreren Vorträgen,<br />

unter <strong>an</strong>derem durch den Abteilungsleiter<br />

Haushalt und Controlling<br />

des BMVg, Ministerialdirektor<br />

Paul J<strong>an</strong>sen, über den<br />

jeweiligen Sachst<strong>an</strong>d der Implementierung<br />

des neuen Controllings.<br />

Hierbei st<strong>an</strong>d das strategische Zielsystem<br />

im Mittelpunkt. Aufgrund<br />

der positiven Reson<strong>an</strong>z wird die<br />

Konferenz künftig jährlich<br />

durchgeführt werden. (eb)<br />

Generalinspekteur<br />

spricht mit Bürgern<br />

Beckum. Der Generalinspekteur<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>, General<br />

Volker Wieker, hat kürzlich rund<br />

350 Zuhörern in Beckum Einblick<br />

in die Themenfelder Neuausrichtung,<br />

Einsätze der <strong>Bundeswehr</strong><br />

und aktuelle Herausforderungen<br />

gegeben. Nach dem<br />

Vortrag Wiekers nutzte das Publikum<br />

die Gelegenheit, sich aus<br />

erster H<strong>an</strong>d zu Themen wie der<br />

Nachwuchsgewinnung oder dem<br />

Einsatz von Drohnen zu informieren.<br />

Hierbei machte der Generalinspekteur<br />

deutlich, dass m<strong>an</strong>che<br />

Diskussion <strong>an</strong> den Realitäten der<br />

Truppe vorbeilaufe. So seien die<br />

meisten Drohnen Kleinfluggeräte,<br />

die allein zum taktischen<br />

Überwachen von Räumen dienen.<br />

Der Verlust solch kleiner<br />

Aufklärungsgeräte sei akzeptabel,<br />

wenn dadurch auch nur ein Todesfall<br />

oder eine Verwundung vermieden<br />

werden könnten. (eb)<br />

Bienert/IMZ


4 aktuell politik / Hintergrund 15. Juli 2013<br />

Uboot-Basis in Gefahr<br />

london. Das für September<br />

2014 <strong>an</strong>gekündigte Referendum<br />

zur schottischen Unabhängigkeit<br />

lässt die britische Marine um<br />

ihre wichtigste Basis für Atom-<br />

Uboote b<strong>an</strong>gen. Das berichtete<br />

der britische Guardi<strong>an</strong> Ende verg<strong>an</strong>gener<br />

Woche. Die Fasl<strong>an</strong>e-<br />

Marinebasis befindet sich etwa<br />

65 Kilometer westlich von Glasgow<br />

in einem schottischen Fjord<br />

und beherbergt einen großen Teil<br />

der britischen Atom-Uboot-<br />

Flotte. Viele Schotten würden<br />

wohl gerne auf die Basis verzichten.<br />

Ohne den Stützpunkt könne<br />

der Betrieb der Flotte kaum aufrechterhalten<br />

werden, hieß es aus<br />

Marine-Kreisen. Ein Rückbau des<br />

Stützpunktes und Wiederaufbau<br />

auf britischem Gebiet wären aber<br />

sehr teuer. Diskutiert wird deshalb<br />

auch, Fasl<strong>an</strong>e mit Einverständnis<br />

der Schotten als britisches Gebiet<br />

auszuweisen.<br />

(eb)<br />

Vorwurf <strong>an</strong> Rebellen<br />

new York. Russl<strong>an</strong>d hat nach<br />

eigenen Angaben Beweise für<br />

einen Chemiewaffeneinsatz durch<br />

die syrischen Rebellen. Diese<br />

hätten das Nervengas Sarin hergestellt<br />

und es im März bei einem<br />

Angriff in Aleppo eingesetzt,<br />

sagte der russische UN-Botschafter<br />

Witali Tschurkin am Dienstag<br />

voriger Woche in New York. Bei<br />

dem Angriff, für den die Rebellen<br />

die Regierung ver<strong>an</strong>twortlich<br />

machen, wurden laut Tschurkin<br />

26 Menschen getötet. Tschurkin<br />

übergab einen Bericht über den<br />

Vorfall <strong>an</strong> UN-Generalsekretär<br />

B<strong>an</strong> Ki Moon. Nach Angaben der<br />

russischen Experten weisen verschiedene<br />

technische Details <strong>an</strong><br />

sichergestellten Raketenfragmenten<br />

darauf hin, dass das Giftgas<br />

mit einer Bashair-3 Rakete aus<br />

Rebellen-Produktion verschossen<br />

worden war. (cfm/ut)<br />

Bomber vor Gericht<br />

Boston. Knapp drei Monate nach<br />

dem Anschlag auf den Boston-<br />

Marathon ist der überlebende<br />

mutmaßliche Attentäter Dschochar<br />

Zarnajew am Mittwoch verg<strong>an</strong>gener<br />

Woche vor Gericht<br />

erschienen und hat sich für nicht<br />

schuldig erklärt. Zarnajew wird<br />

unter <strong>an</strong>derem vierfacher Mord<br />

und der Gebrauch einer Massenvernichtungswaffe<br />

vorgeworfen.<br />

Bei einer Verurteilung droht ihm<br />

die Todesstrafe. Zarnajew soll<br />

gemeinsam mit seinem älteren<br />

Bruder Tamerl<strong>an</strong> am 15. April<br />

zwei Bomben im Bereich des<br />

Zieleinlaufs des Marathons gelegt<br />

haben. Bei dem Anschlag wurden<br />

drei Menschen getötet und mehr<br />

als 260 verletzt. Auf ihrer Flucht<br />

sollen die Brüder einen Polizisten<br />

erschossen haben. (hcy/gt)<br />

Die zweite Revolution<br />

Ägypten im Aufruhr – Im Jahr Zwei nach Mubarak steht das L<strong>an</strong>d am R<strong>an</strong>de des Bürgerkriegs.<br />

von Markus Tiedke<br />

kairo. Die Situation in Ägypten<br />

gerät zusehends außer Kontrolle.<br />

Blutige Krawalle sind<br />

<strong>an</strong> der Tagesordnung, die Zahl<br />

der Toten und Verletzten steigt<br />

und immer häufiger macht das<br />

Wort vom drohenden Bürgerkrieg<br />

die Runde. Seit das Militär<br />

des L<strong>an</strong>des Anf<strong>an</strong>g Juli Präsident<br />

Mohammed Mursi ab- und<br />

<strong>an</strong> einem unbek<strong>an</strong>nten Ort festsetzte,<br />

demonstrieren Anhänger<br />

der Muslimbrüder gegen diesen<br />

„illegitimen Akt“. Sie beharren<br />

auf der Wiedereinsetzung ihres<br />

gewählten Präsidenten.<br />

Unterdessen gehen Zehntausende<br />

weiter für das auf die Straße,<br />

was sie ihre „Zweite Revolution“<br />

nach dem Sturz des Mubarak-<br />

Regimes nennen. Die Opposition<br />

hatte mit tagel<strong>an</strong>gen, l<strong>an</strong>desweiten<br />

Demonstrationen letztlich<br />

den Ausschlag für das Eingreifen<br />

der Armee gegeben. Oppositionellen<br />

Kräften in Ägypten ist vor<br />

allem die neue, religiös geprägte<br />

Verfassung und die damit einher<br />

gehende Islamisierung des<br />

L<strong>an</strong>des ein Dorn im Auge. Der<br />

politische Arm der Muslimbruderschaft,<br />

die islamistische Partei<br />

für Freiheit und Gerechtigkeit<br />

und die salafistische Nur-<br />

Partei hatten diese Verfassung<br />

im verg<strong>an</strong>genen Jahr durchgesetzt.<br />

Aber auch die siechende<br />

Wirtschaft und die Diskriminierung<br />

der christlichen Minderheit<br />

haben die Unzufriedenheit mit<br />

Mursi gesteigert.<br />

Überg<strong>an</strong>gspräsident Adli<br />

M<strong>an</strong>sur kündigte am Dienstag<br />

voriger Woche eine Überarbeitung<br />

der Verfassung und baldige<br />

Wut der Straße: Mursi-Sympathis<strong>an</strong>ten bei einer demonstration.<br />

Neuwahlen <strong>an</strong>. Die modifizierte<br />

Verfassung soll den Ägyptern<br />

binnen weniger Monate zur<br />

Abstimmung vorgelegt werden.<br />

Die von der Macht verjagten Muslimbrüder<br />

haben dieses Konzept<br />

ebenso abgelehnt, wie eine Mitarbeit<br />

in der Überg<strong>an</strong>gsregierung.<br />

Die Bruderschaft setzt offenbar<br />

auf Konfrontation. L<strong>an</strong>desweit<br />

werden Anhänger mobilisiert,<br />

die häufig aus den Elendsvierteln<br />

<strong>an</strong> der urb<strong>an</strong>en Peripherie oder<br />

aus dem ländlichen Raum stammen.<br />

Diesen Menschen hatte die<br />

Muslimbruderschaft über Jahrzehnte<br />

Unterstützung im Alltag<br />

gewährt, das d<strong>an</strong>ken sie ihr heute<br />

mit Loyalität und rücksichtsloser<br />

Entschlossenheit. So führen<br />

etliche Mursi-Unterstützer bei<br />

ihren Protestaufzügen demonstrativ<br />

Leichentücher mit sich.<br />

Die gegenwärtige Lage verleitet<br />

dazu, den Konflikt allein<br />

zwischen islamistischen Mursi-<br />

Unterstützern und laizistisch denkenden,<br />

prowestlichen Städtern<br />

zu verorten. Doch das wäre zu<br />

einfach. Tatsächlich haben beide<br />

Lager vor zwei Jahren gemeinsam<br />

das Regime Mubaraks gestürzt.<br />

Und auch die Rolle des Militärs<br />

darf nicht eindimensional<br />

betrachtet werden. L<strong>an</strong>gzeitherrscher<br />

Mubarak war selbst Offizier<br />

und stützte seine Herrschaft auf<br />

die Streitkräfte. Und diese sind<br />

auch heute auf vielfältige Weise<br />

in der Wirtschaft des L<strong>an</strong>des<br />

aktiv – nicht zuletzt im ökonomisch<br />

wichtigen Tourismus. Diese<br />

Pfründe will die Militärführung<br />

nicht preisgeben.<br />

Mubarak stürzte 2011 vor<br />

allem, weil seine Armee ihn<br />

schließlich als Belastung empf<strong>an</strong>d<br />

und sich weigerte, gegen<br />

die Demonstr<strong>an</strong>ten vorzugehen.<br />

Mursi und den Muslimbrüdern<br />

wurde jetzt vorgeworfen, Ägypten<br />

politisch und ökonomisch zu<br />

dpa/pa<br />

ruinieren. Auch das rief wieder<br />

das Militär auf den Pl<strong>an</strong>. Staatsrechtlich<br />

betrachtet war die Entmachtung<br />

Mursis ein lupenreiner<br />

Putsch. Wenn diese Bezeichnung<br />

international dennoch vermieden<br />

wird, hat das unter <strong>an</strong>derem damit<br />

zu tun, dass der Staatsstreich von<br />

einem Großteil der Bevölkerung<br />

herbeigesehnt wurde.<br />

Die Armeeführung hat erklärtermaßen<br />

kein gesteigertes<br />

Interesse dar<strong>an</strong>, dauerhaft die<br />

Staatsgewalt zu übernehmen.<br />

Die Ankündigung von Neuwahlen<br />

ist also folgerichtig und<br />

begrüßenswert. Doch wie werden<br />

die Generäle reagieren, wenn<br />

sich die einflussreichen Islamisten<br />

weigern, <strong>an</strong> den Wahlen teilzunehmen<br />

und ihre Anhänger zum<br />

Boykott aufrufen? Was geschieht,<br />

wenn die Gewalt zwischen den<br />

verfeindeten politischen Lagern<br />

weiter eskaliert und sich wirklich<br />

zum Bürgerkrieg ausweitet? D<strong>an</strong>n<br />

könnte das Militär in die prekäre<br />

Lage geraten, die vollziehende<br />

Macht behalten zu müssen, um<br />

ein Abgleiten ins innerstaatliche<br />

Chaos zu verhindern.<br />

Die ägyptische Armee mag<br />

modern ausgestattet sein, doch<br />

für die Kontrolle großer Städte<br />

oder die Aufst<strong>an</strong>dsbekämpfung ist<br />

sie nicht gerüstet. Hinzu kommt,<br />

dass die Streitkräfte personell<br />

von Wehrpflichtigen getragen<br />

werden. Die aber stehen nicht<br />

außerhalb der Gesellschaft, sie<br />

repräsentieren ihren – auch welt<strong>an</strong>schaulichen<br />

– Querschnitt. Das<br />

weiß auch die ägyptische Generalität<br />

und besteht deshalb auf<br />

einer politischen Lösung unter<br />

Einbeziehung aller politischen<br />

Bewegungen.<br />

Kosovo-Serben wollen Selbständigkeit<br />

Sezessions-Bestrebungen der serbischen Minderheit gefährden Normalisierungsabkommen.<br />

pristina/Belgrad. Die serbische<br />

Minderheit im Kosovo hat sich<br />

Ende vorverg<strong>an</strong>gener Woche für<br />

selbständig erklärt und damit das<br />

von der EU vermittelte Normalisierungsabkommen<br />

zwischen Belgrad<br />

und Pristina infrage gestellt.<br />

Die Abgeordneten aus den vier<br />

serbischen Gemeinden im Norden<br />

des L<strong>an</strong>des hatten in Zvec<strong>an</strong><br />

ein separates Parlament gegründet.<br />

Zum Parlamentspräsidenten<br />

wählten sie den Ratspräsidenten<br />

der Gemeinde Leposavic, Slavko<br />

Stev<strong>an</strong>ovic. „Unsere Hauptstadt<br />

ist Belgrad und unsere Republik<br />

Serbien“, begründeten mehrere<br />

Redner den Schritt der Minderheit:<br />

„Wir wollen keinen <strong>an</strong>deren<br />

Staat und keine <strong>an</strong>dere Staats<strong>an</strong>gehörigkeit<br />

als die serbische.“<br />

protest in pristina: Serben provozieren die kosovarische polizei.<br />

Die Kosovo-Serben verweigern<br />

ihre Integration in<br />

das fast nur noch von Alb<strong>an</strong>ern<br />

bewohnte Kosovo, wie es<br />

das von der EU durchgesetzte<br />

Abkommen zwischen Serbien<br />

und dem Kosovo vorsieht. Sie<br />

wollen auch die für den 3. November<br />

vorgesehene Kommunalwahl<br />

boykottieren, die ein<br />

Kernstück des Normalisierungsvertrages<br />

ist.<br />

dpa/pa<br />

Das Kosovo ist seit Jahrhunderten<br />

mit verschiedenen serbischen<br />

Staatsgebieten verbunden<br />

gewesen. Seit 1912 gehörte es zu<br />

großen Teilen zu Serbien, später<br />

– mit kriegsbedingten Unterbrechungen<br />

– zu Jugoslawien. In<br />

Folge des Kosovokrieges 1999<br />

erl<strong>an</strong>gte das Kosovo eine quasi<br />

eigenständige Verwaltung, 2008<br />

erklärte es sich für unabhängig.<br />

Wenige Tage nach der sezessionistischen<br />

Ankündigung kam<br />

es <strong>an</strong> der Grenze zu Serbien zu<br />

einem Schusswechsel mit serbischen<br />

Polizisten, bei dem sechs<br />

Kosovoalb<strong>an</strong>er verletzt wurden.<br />

Ein politischer Hintergrund liegt<br />

wohl nicht vor. Die Männer waren<br />

beim illegalen Holzeinschlag<br />

überrascht worden. (ey/mat)


15. Juli 2013 einsatz aktuell 5<br />

Eine Ch<strong>an</strong>ce auf Frieden<br />

EU-Ausbildungsmission für Somalia zeigt erste Ergebnisse – Soldaten im Einsatz bewährt.<br />

Links-zwo-Drei-Vier: eine Gruppe somalischer soldaten der eU-ausbildungsmission beim Formaldienst im Camp Bih<strong>an</strong>ga.<br />

Lehamnn/bundeswehr<br />

Task Force übergeben<br />

Kunduz. „Sehr ungern“ hat<br />

Oberst Thomas Schmidt (r.) kürzlich<br />

„zum letzten Mal“ die von<br />

ihm befehligte Partnering <strong>an</strong>d<br />

Advisory Task Force (PATF)<br />

Kunduz <strong>an</strong> den Komm<strong>an</strong>deur<br />

des Regionalkomm<strong>an</strong>dos Nord,<br />

Generalmajor Jörg Vollmer (M.)<br />

gemeldet. Für Schmidt hieß es<br />

Abschied nehmen, von seinen<br />

Soldaten aber auch von Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>.<br />

Denn er übergab das<br />

Komm<strong>an</strong>do <strong>an</strong> seinen Nachfolger<br />

Oberst Jochen Schneider (l.),<br />

stellvertretender Komm<strong>an</strong>deur<br />

der P<strong>an</strong>zerbrigade 12. Die PATF<br />

Kunduz berät und unterstützt die<br />

2. ANA-Brigade des 209. Korps.<br />

„Fallschirmjäger und P<strong>an</strong>zergrenadiere<br />

haben zusammen Tag für<br />

Tag ihre Frau und ihren M<strong>an</strong>n<br />

gest<strong>an</strong>den. Sie waren dabei<br />

immer zum Äußersten bereit –<br />

zum Kampf“, so Schmidt.<br />

von Robert Lehm<strong>an</strong>n<br />

Bih<strong>an</strong>ga. Warlords, Milizen und<br />

die islamistische milit<strong>an</strong>te Bewegung<br />

al-Shabaad hatten in der<br />

Verg<strong>an</strong>genheit das weitgehend<br />

zerstörte Somalia unter sich aufgeteilt.<br />

Doch nun keimt Hoffnung<br />

im vom Krieg gezeichneten<br />

L<strong>an</strong>d am Horn von Afrika auf.<br />

Die durch die Europäische Trainingsmission<br />

in Ug<strong>an</strong>da (EUTM<br />

Somalia) ausgebildeten somalischen<br />

Soldaten haben sich im<br />

Einsatz bewährt und tragen zur<br />

Verbesserung der Lage vor Ort<br />

bei. Wurden in der Verg<strong>an</strong>genheit<br />

vor allem militärische Grundfertigkeiten<br />

vermittelt, werden die<br />

somalischen Soldaten derzeit in<br />

Zivil-Militärischer Zusammenarbeit,<br />

im Militärpolizeiwesen und<br />

Nachgefragt<br />

Warr<strong>an</strong>t Officer 1st Class Sh<strong>an</strong>kar<br />

Mukthar Mo‘ alim (Foto) aus Mogadischu<br />

ist bereits zum zweiten Mal in<br />

Ug<strong>an</strong>da und wird zum Komp<strong>an</strong>ieführer<br />

ausgebildet. Mit www.bundeswehr.de<br />

sprach der 33-Jährige über sein bisheriges<br />

Leben.<br />

zu militärischen Vorgesetzten<br />

ausgebildet. Aufgeteilt in drei<br />

Gruppen erhalten vor allem<br />

Offiziere und Unteroffiziere eine<br />

entsprechende Ausbildung. Die<br />

Frauen und Männer gehören zum<br />

125 Soldaten zählenden Kontingent<br />

der Somali Armed Forces<br />

(SAF), die von rund 40 Ausbildern<br />

und Unterstützungspersonal,<br />

davon derzeit elf <strong>Bundeswehr</strong>soldaten,<br />

ausgebildet werden.<br />

Auf der Orts- und Häuserkampf<strong>an</strong>lage<br />

gibt ein portugiesischer<br />

Unteroffizier dem<br />

als Komp<strong>an</strong>iechef eingesetzten<br />

somalischen Soldaten klare Komm<strong>an</strong>dos.<br />

Dabei geht es auch schon<br />

mal lautstark und etwas ruppiger<br />

zu. Die somalische Gruppe<br />

stürmt das Gebäude, sichert dabei<br />

jeden Raum. „Dik, dik“, was auf<br />

Was haben Sie vor der Ausbildung in<br />

Ug<strong>an</strong>da gemacht?<br />

Seit meiner Geburt habe ich in Mogadischu gelebt. Um zu überleben,<br />

habe ich hin und wieder als Maler gearbeitet. Aber es war<br />

immer mein Traum, im Militär zu dienen.<br />

Wie beschreiben Sie Somalia?<br />

Somalia ist ein gescheiterter Staat. Viel zu l<strong>an</strong>ge haben wir<br />

zugesehen, wie unser L<strong>an</strong>d von den Milizen und der al-Shabaab<br />

zu Grunde gerichtet wurde. Doch inzwischen haben wir Hoffnung<br />

auf Stabilität.<br />

Was erwarten Sie von der Ausbildung hier in Ug<strong>an</strong>da?<br />

Ich möchte mein Wissen vertiefen. Das Training, das ich hier<br />

erhalte, wird mir in Somalia helfen, meine Männer zu führen.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />

Ich wünsche mir, dass die Menschen nach Somalia zurückkehren,<br />

um das L<strong>an</strong>d weiter aufzubauen.<br />

(rl)<br />

Lehamnn/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Suaheli „schnell, schnell“ bedeutet,<br />

ruft der Komp<strong>an</strong>iechef seiner<br />

in das Gebäude stürmenden<br />

Truppe zu. Dabei vernachlässigt<br />

er die Sicherung der ihm <strong>an</strong>vertrauten<br />

Soldaten, die noch vor<br />

dem Gebäude sind. Der Ausbilder<br />

unterbricht die Übung. Nachdem<br />

sich alle gesammelt haben, tritt<br />

der portugiesische Ausbilder vor<br />

die Gruppe und erklärt den Soldaten,<br />

was ihm aufgefallen ist. Die<br />

somalischen Soldaten lauschen<br />

interessiert. Sie haben Respekt<br />

vor dem großgewachsenen Ausbilder<br />

aus dem Süden Europas.<br />

Immerhin werden sie schon bald<br />

die hier gelernten Fähigkeiten<br />

in Somalia <strong>an</strong>wenden müssen.<br />

Und das ist d<strong>an</strong>n schließlich keine<br />

Übung mehr. Also alles wieder<br />

von vorn. Leutn<strong>an</strong>t Abdul aus<br />

Mogadischu nimmt es mit einem<br />

Lächeln hin. „Im Militär lernt<br />

m<strong>an</strong> halt ein Leben l<strong>an</strong>g.“<br />

Einen gänzlich <strong>an</strong>deren Ansatz<br />

verfolgt die Gruppe bei der Zivil-<br />

Militärischen Zusammenarbeit.<br />

In einem spart<strong>an</strong>isch eingerichteten<br />

Raum unterrichtet Hauptm<strong>an</strong>n<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Z. die zweite<br />

Gruppe. Die somalischen Soldaten<br />

grübeln über einer von Z.<br />

vorgegebenen Lage. Wer sind<br />

die lokalen Entscheidungsträger?<br />

Welche Ethnien leben im Einsatzgebiet?<br />

Welche Org<strong>an</strong>isationen<br />

arbeiten hier? Wie ist es<br />

um Infrastruktur, Bildung und<br />

Gesundheit der Bevölkerung<br />

bestellt? Wo lauern vielleicht<br />

latente Konflikte? „Im Einsatz<br />

hat CIMIC eine enorme Bedeutung<br />

als Schnittstelle zwischen<br />

Militär und Bevölkerung“, betont<br />

Z. Dieser Umst<strong>an</strong>d ist auch der<br />

somalischen Regierung bewusst.<br />

Und so sollen die hier ausgebildeten<br />

Soldaten nach der Rückkehr<br />

den Kern eines CIMIC-Bataillons<br />

bilden.<br />

Eine weitere Gruppe somalischer<br />

Soldaten in Ug<strong>an</strong>da soll<br />

nach ihrer Rückkehr die Militärpolizei<br />

aufbauen. Sie sind<br />

gerade dabei, einen Checkpoint<br />

zur Personen- und Verkehrskontrolle<br />

aufzubauen. Schon weit vor<br />

dem Kontrollpunkt werden die<br />

Fahrzeuge aufgefordert zu stoppen<br />

und die Insassen <strong>an</strong>gewiesen,<br />

l<strong>an</strong>gsam auszusteigen. Mit dem<br />

Megafon ruft der Militärpolizist<br />

den Insassen zu, die Taschen zu<br />

leeren. Anschließend sollen sie<br />

ihr T-Shirt lüften und sich umdrehen,<br />

damit er erkennen k<strong>an</strong>n ob<br />

sie eventuell eine Bombe am<br />

Körper tragen. Nun nähern sich<br />

zwei Soldaten. Während einer<br />

von ihnen die Insassen genauer<br />

untersucht, behält der zweite sie<br />

mit finsterer Miene und Waffe<br />

im Anschlag im Blick.<br />

Nachdem auch das Fahrzeug<br />

überprüft wurde, beendet Major<br />

Nicoletta die Übung. Der italienische<br />

Carabinieri ist zufrieden<br />

mit dem, was er gesehen<br />

hat. „Ich war schon im Irak<br />

und Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> und habe dort<br />

Militärpolizisten ausgebildet.<br />

Aber die Frauen und Männer<br />

aus Somalia, die hier ihr Training<br />

erhalten, sind mit Abst<strong>an</strong>d<br />

viel motivierter.“<br />

Begonnen hatte EUTM Somalia<br />

als ein so gen<strong>an</strong>ntes Quick<br />

Fixed Project. Mit dem wenigen<br />

europäischen Personal und<br />

Material wurden trotzdem oder<br />

gerade deshalb in kürzester Zeit<br />

über 25 Prozent der SAF (Somalia<br />

Armed Forces) ausgebildet.<br />

Und die haben großen Einfluss<br />

auf die Geschehnisse am Horn<br />

von Afrika. Auch der irische<br />

Brigadegeneral Gerald Aherne<br />

stimmt dem zu. „Der Trend zeigt<br />

aufwärts. Wir haben einen Stein<br />

ins Wasser geworfen, nun breiten<br />

sich die Wellen aus“, so der derzeitige<br />

Missionskomm<strong>an</strong>deur.<br />

„Zwei Generationen von Somaliern<br />

kennen nichts <strong>an</strong>deres als<br />

Krieg. Jetzt besteht erstmals eine<br />

einzigartige Ch<strong>an</strong>ce auf Frieden<br />

in Somalia“, so Aherne.<br />

M<strong>an</strong>cher Soldat scheine hin<br />

und wieder zu zweifeln, ob der<br />

Einsatz die Opfer wert gewesen<br />

sei. „Führen Sie sich bitte vor<br />

Augen, was Sie beim Wiederkommen<br />

vorgefunden haben<br />

und wie sich die Sicherheitslage<br />

im Vergleich zu damals<br />

verbessert hat“, entgegnete er.<br />

Denn viele der <strong>an</strong>getretenen<br />

Soldaten waren bereits 2010 in<br />

Kunduz im Einsatz. Schmidt ist<br />

künftig in Deutschl<strong>an</strong>d wieder<br />

als Stellvertretender Komm<strong>an</strong>deur<br />

der Luftl<strong>an</strong>debrigade 26 in<br />

Saarlouis eingesetzt. (kdz)<br />

Für den Einsatz...<br />

• wurde die Software „FNT<br />

Comm<strong>an</strong>d“ beschafft. Das<br />

Produkt unterstützt durch eine<br />

systemübergreifende Dokumentation<br />

das Bearbeiten<br />

von Anfragen und Störungen.<br />

Neben der bestehenden Systemüberwachung<br />

ist hiermit<br />

eine Übersicht der Informationstechnik<br />

für das „Regional<br />

Afgh<strong>an</strong> Misson Network<br />

Operation Center“ (RAMNOC)<br />

verfügbar.<br />

(eb)<br />

FNT<br />

Walter/Bundeswewhr


6 aktuell bundeswehr aktuell 7<br />

Mit voller Kraft den Titeln entgegen<br />

Nach zwei olympischen Medaillen in London verg<strong>an</strong>genes Jahr will sich Stabsunteroffizier (FA) Tina Dietze dieses Jahr auch den Weltmeistertitel holen – aktuell hat die erfolgreiche Rennk<strong>an</strong>utin einen Tag im Trainigslager in Kienbaum begleitet.<br />

von Martin Gärtner (Text) &<br />

Gerrit Burow (Fotos)<br />

Kienbaum. Aufgereiht in Reih<br />

und Glied stehen sie auf dem Steg<br />

und leuchten in den Farben, pink,<br />

lila oder blau – die Farben der<br />

Badeschuhe deuten schon <strong>an</strong>,<br />

dass hier die K<strong>an</strong>utinnen trainieren.<br />

Auf dem Wasser ist <strong>an</strong> diesem<br />

Dienstagmorgen eine Menge los.<br />

Rund 20 K<strong>an</strong>uten fahren ihre Trainingseinheiten<br />

auf dem Liebenberger<br />

See am Sportleistungszentrum<br />

Kienbaum rund 60 Kilometer östlich<br />

von Berlin. Unter ihnen ist<br />

auch Stabsunteroffizier (FA) Tina<br />

Dietze. Die 25-Jährige steigt leicht<br />

geschafft und nahezu pitschnass<br />

aus dem Wasser. Sie ist eines der<br />

jungen Talente im K<strong>an</strong>usport und<br />

k<strong>an</strong>n schon jetzt große Erfolge<br />

Die Boote<br />

Die Renn-K<strong>an</strong>us bestehen<br />

aus ultraleichtem Verbundstoff.<br />

Die Einer-Kajaks dürfen<br />

dabei nicht weniger als<br />

zwölf Kilogramm wiegen.<br />

Bei den Zweiern sind es 18 und<br />

bei den Vierern 30 Kilogramm.<br />

„Angeliefert werden die Einer<br />

mit einem Gewicht von rund<br />

zehn Kilogramm“, erklärt<br />

Dietze. Das restliche Gewicht<br />

würden die Athleten selber<br />

mit kleinen Gewichten <strong>an</strong>bringen,<br />

um das K<strong>an</strong>u perfekt auf<br />

sie abzustimmen. So können<br />

kleine Schieflagen oder individuelle<br />

Einstellungen ausgeglichen<br />

werden. Auch die Länge<br />

der Boote ist vorgeschrieben:<br />

Während der Einer maximal<br />

5,20 Meter l<strong>an</strong>g sein darf sind<br />

es beim Zweier 6,50 und beim<br />

Vierer elf Meter. (mag)<br />

vorweisen. Zu ihren größten<br />

gehören zweifelsohne die Olympia-<br />

Goldmedaille im Kajak-Zweier<br />

über 500 Meter zusammen mit<br />

Fr<strong>an</strong>ziska Weber und das Olympia-Silber<br />

mit dem Kajak-Vierer.<br />

Steile Karriere<br />

Der Weg zum K<strong>an</strong>usport wurde<br />

der Olympia-Siegerin quasi in<br />

die Wiege gelegt, denn sowohl<br />

ihre Cousine, als auch ihre acht<br />

Jahre ältere Schwester waren<br />

Renn-K<strong>an</strong>uten. Zeitweise war die<br />

gesamte Familie Dietze mit bei<br />

den Wettkämpfen und so wurde<br />

die damals Fünfjährige einfach<br />

mal mit ins K<strong>an</strong>u gesetzt. „Meine<br />

Cousine war auch später meine<br />

Trainerin“, erzählt Dietze und<br />

fügt schmunzelnd hinzu: „Sie<br />

meinte mal, ich hätte zuerst das<br />

Paddeln und d<strong>an</strong>n erst das Laufen<br />

gelernt.“ Ihren ersten Mitgliedsausweis<br />

im Verein bekam Dietze<br />

mit fünf, mit sieben Jahren fuhr<br />

sie d<strong>an</strong>n aktiv bei der Sportgemeinschaft<br />

Leipziger Verkehrsbetriebe.<br />

Mit Ende der vierten<br />

Klasse wechselte die K<strong>an</strong>utin<br />

d<strong>an</strong>n auf ein Sportgymnasium<br />

und konnte sich auch innerhalb<br />

des Schulsportes auf das K<strong>an</strong>ufahren<br />

konzentrieren. „Viermal<br />

die Woche habe ich d<strong>an</strong>n intensiv<br />

trainiert“, betont die Sportsoldatin.<br />

Probleme mit der Schule<br />

hätte sie aber nie gehabt.<br />

Kurz vor dem Ende des Abiturs<br />

kam d<strong>an</strong>n allerdings derber<br />

Rückschlag: „Als ich eines Morgens<br />

aufwachte, habe ich verschwommen<br />

gesehen und hatte<br />

Schwindelgefühle“, erklärt<br />

Dietze. Als sie später in die Notaufnahme<br />

gefahren wurde, stellten<br />

die Ärzte die erschreckende<br />

Diagnose: Schlag<strong>an</strong>fall. Ausgelöst<br />

durch ein kleines Loch im<br />

Herzen. Doch statt sich in Selbstmitleid<br />

zu baden, entschied sich<br />

die damals 17-Jährige für eine<br />

rasche Herz-OP und konnte schon<br />

drei Monate später wieder l<strong>an</strong>gsam<br />

mit dem Sport beginnen. „Ich<br />

hatte super viel Glück gehabt“,<br />

sagt sie gelassen.<br />

Nach ihrer ersten K<strong>an</strong>u-Einheit<br />

– meistens im Bereich Grundlagenausdauer<br />

– trainieren die<br />

K<strong>an</strong>uten im Kraftraum. „Heute<br />

steht Rücken und Bauch auf dem<br />

Programm“, erklärt Dietze. Die<br />

vier Athletinnen – Dietze, ihre<br />

Kajak-Doppelpartnerin Weber,<br />

Unteroffizier (FA) Verena H<strong>an</strong>tl<br />

und das K<strong>an</strong>u-Urgestein Hauptfeldwebel<br />

Katrin Wagner-Augustin<br />

– trainieren dabei H<strong>an</strong>d in<br />

H<strong>an</strong>d und unterstützen sich<br />

gegenseitig. Die Stimmung ist<br />

betont gelassen. „Beim Krafttraining<br />

kommt es darauf <strong>an</strong>,<br />

die wichtigsten Muskelgruppen<br />

zu stärken, d<strong>an</strong>ach aber keinen<br />

Muskelkater zu bekommen“ weiß<br />

Wagner-Augustin. Und so ist<br />

auch das ein oder <strong>an</strong>dere Späßchen<br />

mit den Kugelstoßern der<br />

Sportfördergruppe, die neben<strong>an</strong><br />

trainieren, mit drin.<br />

Vielseitiges Training<br />

Dass sie später einmal mit<br />

Wagner-Augustin trainieren<br />

würde, hätte sich Dietze früher<br />

nicht erträumt. „Die Erfolge von<br />

Katrin oder Ronald Rauhe haben<br />

mich schon beeindruckt. Die<br />

wollte ich natürlich auch gern<br />

einfahren.“ Als sie 2009 in die<br />

Nationalm<strong>an</strong>nschaft kam, sei<br />

sie superfreundlich aufgenommen<br />

worden. Niem<strong>an</strong>d hier hätte<br />

Starallüren. Nachdem die gebürtige<br />

Leipzigerin ihr Abitur in der<br />

Tasche hatte, bewarb sie sich als<br />

Sportsoldatin und wurde prompt<br />

„Train as you fight“: um im wettkampf volle Leistung zu bringen, trainiert die Olympia-siegerin von London 2012 dreimal am Tag. dabei spielt Kraftsport, Ausdauer und Technik eine rolle.<br />

genommen. Ihre Grundausbildung<br />

hatte die sympathische<br />

K<strong>an</strong>utin in Nienburg. „Vor allem<br />

der Zusammenhalt unterein<strong>an</strong>der<br />

hat mich sehr beeindruckt“,<br />

gesteht sie.<br />

Nach dem Mittagessen steht<br />

für die Sportler erstmal Entsp<strong>an</strong>nung<br />

auf dem Pl<strong>an</strong>. Viele Athleten<br />

würden diese Zeit auch zum<br />

Mittagschlaf nutzen, weiß Dietze<br />

– wer viel trainiert, braucht eben<br />

auch viel Ruhe. Genauso wie der<br />

Tag der Athleten exakt durchstrukturiert<br />

ist, orientiert sich<br />

auch das Training <strong>an</strong> der Jahreszeit.<br />

„Im Herbst beginnt das Ausdauertraining“,<br />

erklärt die Olympia-Siegerin<br />

von London. Neben<br />

Joggen und Schwimmen stünden<br />

d<strong>an</strong>n vor allem l<strong>an</strong>ge Paddeleinheiten<br />

auf dem Pl<strong>an</strong>. Im Winter<br />

weichen die K<strong>an</strong>uten d<strong>an</strong>n<br />

auf Alternativsportarten wie<br />

Ski-L<strong>an</strong>glauf aus, bevor Mitte<br />

Februar die ersten Trainingslager<br />

in Florida und später d<strong>an</strong>n im<br />

Mittelmeerraum <strong>an</strong>stehen. Die<br />

beeindruckendste Strecke liegt<br />

für Dietze in Melbourne/Florida.<br />

„Dort paddelt m<strong>an</strong> in einer<br />

Bucht zusammen mit Delfinen“,<br />

schwärmt sie und fügt mit strahlenden<br />

Augen hinzu: „Das ist wie<br />

eine Therapie“. Ab April beginnt<br />

das Training für die Wettkämpfe.<br />

D<strong>an</strong>n werde vor allem Wert auf<br />

Schnellkraft gelegt.<br />

„Zusätzlich zum Training führen<br />

wir regelmäßig Leistungs-diagnostiken<br />

und Laktattests durch“,<br />

weiß Kay Vesely. Der 37-Jährige<br />

ist Dietzes Heimtrainer und gleichzeitig<br />

als Bundestrainer für die<br />

C<strong>an</strong>adier-Fahrer tätig. Früher ist<br />

er selber C<strong>an</strong>adier gefahren. Das<br />

Training richte sich aber auch<br />

etwas auf den jeweiligen Sportler<br />

aus, weiß er. „Jeder hat schließlich<br />

individuelle Stärken – Tina<br />

ist zum Beispiel ein Wettkampftyp“.<br />

Neben Vesely wird Dietze<br />

vom Bundestrainer der Kajak-<br />

Frauen Jochen Zühlke und dem<br />

Chefbundestrainer Reiner Kießler<br />

betreut. Besonders freue es sie<br />

aber, dass Vesely dabei ist, sagt<br />

die Sportsoldatin. „Kay kennt<br />

mich schon l<strong>an</strong>ge und k<strong>an</strong>n mir<br />

noch hier und da Tipps oder Ratschläge<br />

geben“. Der Trainer wird<br />

so zum Mentor, Freund und persönlicher<br />

Berater.<br />

Gegen 15 Uhr – mittlerweile<br />

bricht auch ab und zu die<br />

Sonne durch die Wolkendecke<br />

– ruft Bundestrainer Zühlke<br />

seine „Mädels“ zusammen. Er<br />

bespricht das Training. Auf dem<br />

Pl<strong>an</strong> stehen kurze Sprints. Dietze<br />

wird im Kajak-Zweier mit Weber<br />

fahren. Die 24-jährige Potsdamerin<br />

sitzt vorn im Boot. „Ich gebe<br />

zwar die Schlagfrequenz vor, aber<br />

Tina k<strong>an</strong>n von hinten kurze Komm<strong>an</strong>dos<br />

geben“, betont Weber.<br />

So können Schlagfrequenz und<br />

Geschwindigkeit auch im Rennen<br />

<strong>an</strong>gepasst werden. Doch die<br />

beiden verstehen sich nicht nur<br />

im Boot. „Wir sind gute Freunde<br />

und reden über fast alles mitein<strong>an</strong>der“,<br />

fügt sie hinzu. Und dass<br />

die beiden super harmonieren,<br />

zeigten sie verg<strong>an</strong>genes Jahr, als<br />

sie in London über 500 Meter<br />

die Goldmedaille holten. „Der<br />

Pressetrouble in der Zeit war echt<br />

enorm“, weiß Dietze. „Wir sind<br />

nach Olympia von einem Termin<br />

zum nächsten gefahren.“<br />

Ausgleich vom Sport<br />

Der Tag der K<strong>an</strong>uten endet<br />

recht früh. „Gerade wenn wir im<br />

Trainingslager sind, versuchen<br />

wir früh ins Bett zu gehen“,<br />

erklärt Dietze. Und so sitzen<br />

die Athleten beim Spieleabend<br />

zusammen, gehen zusammen<br />

ins Kino und reden über „Gott<br />

und die Welt“. Nur auf ausgeschweifte<br />

Partys und viel Alkohol<br />

verzichten sie. Da die K<strong>an</strong>uten<br />

viel Zeit zusammen verbringen,<br />

freut sich Dietze auch, wenn sie<br />

mal wieder zu Hause in Leipzig<br />

ist. „Meine Familie und mein<br />

Lebensgefährte sind mein Ausgleich<br />

zum Sport“, erklärt sie.<br />

Gerade mit ihrem Freund versucht<br />

sie das sonst fast omnipräsente<br />

Thema Sport zu vermeiden, um<br />

„auch mal abzuschalten“. Dies ist<br />

auch nötig, denn schon bald geht<br />

es wieder zum nächsten Wettkampf.<br />

Der diesjährige Saisonhöhepunkt<br />

der K<strong>an</strong>uten wird<br />

die Heim-WM in Duisburg im<br />

August sein – auf dass sie viele<br />

Medaillen erfahren.<br />

Sportfördergruppe<br />

Die Sportfördergruppe Fr<strong>an</strong>kfurt/Oder<br />

unterstützt mit<br />

ihrem siebenköpfigen Team<br />

derzeit 57 Sportsoldaten. Ziel<br />

der Sportfördergruppe ist es,<br />

den Spitzensportlern in einem<br />

sozial abgesicherten Umfeld<br />

ausreichend Zeit zu geben, sich<br />

uneingeschränkt dem Training<br />

zu widmen und sich somit<br />

optimal auf Wettkämpfe vorbereiten<br />

zu können. Die Sportler<br />

trainieren aber nicht alle in<br />

der Stadt <strong>an</strong> der polnischen<br />

Grenze, sondern sind über das<br />

gesamte Bundesl<strong>an</strong>d Br<strong>an</strong>denburg<br />

verteilt (aktuell 27/12).<br />

Die Athleten zeigen ihre sportlichen<br />

Höchstleistungen in den<br />

Sportarten Leichtathletik,<br />

Radsport, Schießen, Rudern,<br />

Boxen und dem K<strong>an</strong>urennsport.<br />

(mag)<br />

rundum fit: Im Kraftraum stärken die K<strong>an</strong>uten alle Muskelgruppen. selbst ist die Frau: Auch eine Olympia-siegerin muss ihr Paddelboot noch selber tragen. Alle herhören: bundestrainer Jochen Zühlke (r.) weist seine „Mädels“ in das Training ein. Vollgas: Kajak-routinier Katrin wagner-Augustin in ihrem element.


8 aktuell bundeswehr 15. Juli 2013<br />

Taktisches Fliegen<br />

Gesenhoff/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Multinational ausbilden<br />

Das Heeresfliegerausbildungszentrum „Tiger“ in Le Luc feiert sein zehnjähriges Bestehen.<br />

eindhoven/Zaragossa. Das<br />

Europe<strong>an</strong> Air Tr<strong>an</strong>sport Training<br />

(EATT) hat kürzlich wieder<br />

in Sp<strong>an</strong>ien stattgefunden – insgesamt<br />

acht Nationen mit verschiedenen<br />

Flugzeugtypen waren<br />

auf dem Flugplatz Zaragossa<br />

vor Ort. Bei der vom Europäischen<br />

Lufttr<strong>an</strong>sportkomm<strong>an</strong>do<br />

(EATC) in Eindhoven durchgeführten<br />

Übung trainierten die<br />

Tr<strong>an</strong>sportflugzeugbesatzungen<br />

den taktischen Flug unter realistischen<br />

Einsatzbedingungen.<br />

Das aufwendige Übungsszenario<br />

beinhaltete aber auch das Absetzen<br />

von Fallschirmjägern und von<br />

Lasten. Neben den Tr<strong>an</strong>sportflugzeugen<br />

wie beispielsweise<br />

der C-160 „Tr<strong>an</strong>sall“ der Luftwaffe,<br />

waren auch Frühwarn-,<br />

T<strong>an</strong>k- und Kampfflugzeuge eingebunden.<br />

(eb)<br />

Jubiläumswettkampf<br />

Mönchengladbach. Bereits<br />

zum 30. Mal hat vor Kurzem<br />

der Internationale Mönchengladbacher<br />

Militärwettkampf<br />

(IMM) stattgefunden. An dem<br />

Wettkampf des L<strong>an</strong>deskomm<strong>an</strong>dos<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

und der Kreisgruppe Niederrhein<br />

des Reservistenverb<strong>an</strong>des<br />

nahmen bei der Jubiläumsauflage<br />

41 M<strong>an</strong>nschaften aus neun<br />

Nationen teil. Das Ziel, Brücken<br />

bauen über Grenzen, sei wieder<br />

einmal erreicht worden, bil<strong>an</strong>zierte<br />

Oberstleutn<strong>an</strong>t der Reserve<br />

Markus Guhl vom Org<strong>an</strong>isationsstab.<br />

Von Erste-Hilfe-Tests über<br />

Orientierungsläufe bis zur Schwindel<br />

erregenden Hindernisbahn<br />

reichte die Aufgabenpalette für<br />

die Teilnehmer. Das Siegerteam,<br />

eine Gruppe aktiver Soldaten<br />

aus Bayern, führte Hauptm<strong>an</strong>n<br />

Carolin Werth – sie war bereits<br />

zum zweite Mal erfolgreich. (eb)<br />

Hilfe für Flutopfer<br />

berchtesgaden/berlin. Die<br />

Soldaten der Gebirgsjägerbrigade<br />

23 haben rund 9500 Euro für<br />

die Hochwasserhilfe gesammelt.<br />

Die „Aktionsgemeinschaft<br />

Hochwasser“ konnte bereits mehrere<br />

<strong>Bundeswehr</strong><strong>an</strong>gehörige und<br />

ihre Familien mit 21 000 Euro<br />

unterstützten.<br />

(eb)<br />

Herold/<strong>Bundeswehr</strong><br />

An „seinem“ hubschrauber: Fluggerätemech<strong>an</strong>iker hauptfeldwebel bernhard Popp (l.). der „Tiger“ bei einem Gefechtsschießen (r.)<br />

von Bernd Schwendel<br />

Le C<strong>an</strong>net des Maures. Zwei<br />

Nationen – ein Waffensystem: der<br />

Kampfhubschrauber „Tiger“. Die<br />

Heeresflieger aus Deutschl<strong>an</strong>d<br />

und Fr<strong>an</strong>kreich nutzen diesen<br />

modernen europäischen Kampfhubschrauber.<br />

Was liegt da näher,<br />

als auch die Ausbildung zusammen,<br />

<strong>an</strong> einem gemeinsamen<br />

St<strong>an</strong>dort, durchzuführen? Die<br />

Antwort auf diese Frage ist das<br />

Deutsch-Fr<strong>an</strong>zösische Heeresfliegerausbildungszentrum<br />

„Tiger“<br />

in Le Luc. Die binationale Ausbildungsinstitution<br />

für Kampfhubschrauberbesatzungen<br />

hat<br />

kürzlich ihr zehnjähriges Bestehen<br />

gefeiert.<br />

Hauptfeldwebel Bernard Popp<br />

ist Fluggerätemech<strong>an</strong>iker am<br />

„Tiger“ und seit vier Jahren in<br />

Le Luc stationiert. Er wartet den<br />

Kampfhubschrauber „Tiger“.<br />

Dazu gehört unter <strong>an</strong>derem die<br />

400-Flugstunden-Kontrolle.<br />

Dafür wird der Hubschrauber<br />

bis auf die Grundzelle zerlegt.<br />

Die Triebwerke, die Rotoren, die<br />

Antriebs- und Getriebewellen,<br />

das Cockpit – alles wird abgebaut<br />

und kontrolliert. Popp lebt nach<br />

<strong>an</strong>fänglicher Fernbeziehung seit<br />

etwa einem Jahr mit seiner Familie<br />

in der Provence. „Meine Frau<br />

und ich fühlen uns hier sehr wohl.<br />

Wir sind auch in der Gemeinde<br />

voll integriert und würden sehr<br />

gerne noch länger hier am St<strong>an</strong>dort<br />

bleiben.“ Dienstlich wie privat<br />

sei m<strong>an</strong> sehr gut aufgenommen<br />

worden, so Popp.<br />

Gleiches unterstreicht Stabsgefreiter<br />

Paul Wotnik. Als<br />

S3-Stabsdienstsoldat und Fahrer<br />

des Komm<strong>an</strong>deurs ist er seit<br />

2010 in Le Luc eingesetzt. Dabei<br />

ist er für das Verteilen von Befehlen<br />

zuständig, kümmert sich um<br />

den Postverkehr und bearbeitet<br />

den E-Mail-Briefkasten dieser<br />

Stabsabteilung. Zu Außenterminen<br />

fährt er als Kraftfahrer den<br />

Komm<strong>an</strong>deur. „Ich lebe hier mit<br />

meiner Frau und meinen zwei Kindern.<br />

Meine Tochter geht bereits<br />

hier zur Schule. Bei der Auswahl<br />

haben wir uns bewusst für eine<br />

Schule entschieden, <strong>an</strong> der nur<br />

fr<strong>an</strong>zösisch gesprochen wird.“<br />

So wachsen seine Kinder dreisprachig<br />

auf, denn Wotnik hat<br />

polnische Wurzeln. Auf die<br />

Frage, ob er seinen jungen Kameraden<br />

empfehlen k<strong>an</strong>n einen Teil<br />

ihrer Dienstzeit in Le Luc zu<br />

absolvieren sagt Wotnik spürbar<br />

begeistert: „Wer offen für<br />

die Welt ist, der ist hier richtig,<br />

dem k<strong>an</strong>n ich eine solche Ausl<strong>an</strong>dsverwendung<br />

nur empfehlen.<br />

Le Luc ist super!“<br />

Dafür, dass die zukünftigen<br />

Besatzungen des Kampfhubschraubers<br />

„Tiger“ eine bestmögliche<br />

Ausbildung erhalten, sorgt<br />

Hauptm<strong>an</strong>n Christi<strong>an</strong> D<strong>an</strong>ner<br />

mit seinen <strong>an</strong>deren Fluglehrer-<br />

Kameraden. D<strong>an</strong>ner ist seit 2006<br />

in Le Luc und besitzt seit 2007<br />

die Fluglehrer-Berechtigung auf<br />

diesem komplexen Luftfahrzeug.<br />

„Der Umstieg von der BO-105 auf<br />

den Kampfhubschrauber ‚Tiger‘<br />

lässt sich etwa vergleichen mit<br />

dem Umstieg von einem VW-<br />

Käfer auf ein modernes Fahrzeug“,<br />

sagt D<strong>an</strong>ner. Der „Tiger“<br />

biete viele Systeme, die den Piloten<br />

unterstützen. Dar<strong>an</strong> müsse<br />

m<strong>an</strong> sich als Pilot gewöhnen –<br />

„ein deutlich <strong>an</strong>deres Kaliber<br />

im Vergleich zu bisherigen Hubschraubertypen<br />

in der <strong>Bundeswehr</strong>“,<br />

so der Hauptm<strong>an</strong>n weiter.<br />

Barheier/<strong>Bundeswehr</strong><br />

Auch D<strong>an</strong>ner lebt mit seiner<br />

Familie am St<strong>an</strong>dort Le Luc.<br />

Anf<strong>an</strong>gs sei die Lebensweise eine<br />

große Umstellung gewesen. Die<br />

Lebensart der Fr<strong>an</strong>zosen sei etwas<br />

ruhiger als in Deutschl<strong>an</strong>d. Wenn<br />

m<strong>an</strong> zum Beispiel im Supermarkt<br />

<strong>an</strong> die Kasse gehe, sollte m<strong>an</strong><br />

möglichst nicht gestresst sein.<br />

Im Gegensatz zu den Deutschen<br />

pflegen die Fr<strong>an</strong>zosen die Konversation<br />

und unterhalten sich<br />

dabei auch schon mal eine Weile<br />

mit der Kassiererin. „Der privat<br />

etwas ruhigere Lebensstil ist<br />

aber auch ein guter Ausgleich<br />

zum <strong>an</strong>spruchsvollen dienstlichen<br />

Alltag“, betont D<strong>an</strong>ner.<br />

Das Ausbildungszentrum steht<br />

nicht nur im Blickpunkt der<br />

deutsch-fr<strong>an</strong>zösischen Zusammenarbeit,<br />

sondern stößt auch<br />

bei weiteren Nationen auf großes<br />

Interesse. So können seit 2006<br />

auch sp<strong>an</strong>ische und australische<br />

Piloten auf dem „Tiger“ ausgebildet<br />

werden. „Diese Ausweitung<br />

auf <strong>an</strong>dere Nationen sollten<br />

wir fördern und vor<strong>an</strong>bringen“,<br />

sagt General Olivier de La Motte,<br />

General der fr<strong>an</strong>zösischen Heeresflieger.<br />

Mit einem feierlichen Appell auf dem ulmer Münsterplatz<br />

hat der Inspekteur der streitkräftebasis, Vizeadmiral<br />

M<strong>an</strong>fred nielson, zum 1. Juli das Multinationale<br />

Komm<strong>an</strong>do Operative Führung in dienst gestellt. es sei<br />

eine zukunftsweisende Antwort auf die stets komplexer<br />

werdenden herausforderungen von einsätzen und<br />

dem Zw<strong>an</strong>g zur effizienteren nutzung vorh<strong>an</strong>dener militärischer<br />

Mittel, sagte nielson über dieses „Leuchtturmprojekt“<br />

der bundeswehr. das Komm<strong>an</strong>do soll im<br />

Auftrag der europäischen union oder den Vereinten<br />

nation zukünftig vermehrt auch Krisen- und hilfseinsätze<br />

der nATO in aller welt führen. dazu ist es aufgrund<br />

der hochmobilen Gefechtsst<strong>an</strong>d- und modernen<br />

IT-Ausstattung jederzeit und schnell verlegbar. dem in<br />

der ulmer wilhelmsburgkaserne beheimateten neuen<br />

Komm<strong>an</strong>do gehören 800 soldaten und zivile Mitarbeiter<br />

aus zunächst 18 nationen <strong>an</strong>, denen noch weitere<br />

folgen sollen.<br />

(chs)<br />

Schwendel/<strong>Bundeswehr</strong> (2)


15. Juli 2013 Innere Führung / MIlItärgeschIchte aktuell 9<br />

Die Geburtsstunde von Wilhelmshaven<br />

Vor 160 Jahren schließen Oldenburg und Preußen den Jadevertrag – Preußen als Schutzmacht mit Flottenstation <strong>an</strong> der Nordsee.<br />

von Hajo Neum<strong>an</strong>n und André<br />

J<strong>an</strong>ßen, Stiftung Deutsches<br />

Marinemuseum in Wilhelmshaven<br />

geschichte. Das Großherzogtum<br />

Oldenburg und das<br />

Königreich Preußen haben<br />

vor 160 Jahren den Jade-Vertrag<br />

geschlossen. Dieser ermöglichte<br />

den Bau eines preußischen<br />

Kriegshafens auf oldenburgischem<br />

Gebiet und führte letztlich zur<br />

Gründung Wilhelmshavens. Das<br />

Jadegebiet war nicht zufällig in<br />

den Blick geraten: Sein natürliches<br />

tiefes Fahrwasser bietet ideale<br />

Voraussetzungen für den<br />

Schiffsverkehr, weshalb die<br />

Geschichte der Schifffahrt im<br />

Jadegebiet bis weit in das Mittelalter<br />

zurückreicht.<br />

Mit dem Aufstieg zur Großmacht<br />

wuchs der Wunsch „aus<br />

der Enge der heimischen Ostsee<br />

vor[zu]stoßen“, wie Edgar<br />

Grundig es 1957 in seiner Chronik<br />

der Stadt Wilhelmshaven<br />

umschrieb. Doch besaß Preußen<br />

<strong>an</strong> der Nordsee gar kein Territorium<br />

mehr. Von 1807 bis zum<br />

Wiener Kongress 1815 war das<br />

Jadegebiet unter fr<strong>an</strong>zösischer<br />

Verwaltung gewesen, <strong>an</strong>schließend<br />

wurde es Oldenburg zugesprochen.<br />

Den Nordseehafen Emden hatte<br />

Preußen, ebenfalls beim Wiener<br />

Kongress, <strong>an</strong> das Königreich H<strong>an</strong>nover<br />

abgetreten, das Oldenburg<br />

zu allen Seiten umschloss. Die<br />

Ausg<strong>an</strong>gslage war ungünstig.<br />

Schon <strong>an</strong> der<br />

Marine des Paulskirchenparlaments,<br />

der<br />

Reichsflotte von 1848<br />

(aktuell 22/13, S. 9),<br />

hatte Preußen sich<br />

umfassend beteiligt<br />

und deren Fin<strong>an</strong>zierung<br />

auch nach dem<br />

Scheitern der bürgerlichen<br />

Revolution fortgesetzt.<br />

Als die Flotte<br />

1852 schließlich aufgelöst<br />

wurde, erwarb<br />

Preußen einige Schiffe<br />

des Kontingents und<br />

nahm sie in die königlich-preußische<br />

Marine<br />

auf. Doch es fehlte ein<br />

Nordseehafen.<br />

Dass m<strong>an</strong> sich für<br />

das Jadegebiet interessierte,<br />

geht nicht<br />

zuletzt auf die Bemühungen<br />

Oldenburgs<br />

zurück, das seit April<br />

1848 vehement für<br />

den St<strong>an</strong>dort warb.<br />

Dahinter verbarg sich<br />

der Wunsch, sich der „Umklammerung“<br />

des Hauses H<strong>an</strong>nover<br />

zu entziehen. Bis zur Auflösung<br />

der Reichsflotte hatte Oldenburg<br />

immerhin erreicht, dass die Jade<br />

einen gewissen Bek<strong>an</strong>ntheitsgrad<br />

hatte und fort<strong>an</strong> als möglicher<br />

St<strong>an</strong>dort eines Stützpunktes <strong>an</strong><br />

der Nordseeküste gleichberechtigt<br />

neben Emden oder der Elbmündung<br />

gen<strong>an</strong>nt wurde. M<strong>an</strong><br />

Das Original-gedenkblatt ist im Museum zu sehen.<br />

Stiftung Deutsches Marinemuseum<br />

hoffte, so auch zu einem Eisenbahn<strong>an</strong>schluss<br />

zu kommen, der<br />

fin<strong>an</strong>ziell für Oldenburg nicht zu<br />

realisieren war.<br />

Prinz Adalbert von Preußen,<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nter Marine-Sachverständiger<br />

und ein Vetter des preußischen<br />

Königs, ließ sich von den<br />

Vorteilen des Jadegebietes überzeugen.<br />

Am 4. Mai 1852 empfahl<br />

er dem preußischen Kriegsminister<br />

dort den Bau eines einfachen<br />

Tidehafens sowie<br />

einiger hölzerner Schuppen.<br />

Da das Projekt auch<br />

in Preußen umstritten war,<br />

mag Adalbert es bewusst<br />

bescheiden skizziert haben.<br />

Zwei Jahrzehnte später<br />

wurde es die größte Baustelle<br />

Europas.<br />

Doch gab es auch außenpolitische<br />

Erwägungen:<br />

Das Königreich H<strong>an</strong>nover<br />

hatte kein Interesse <strong>an</strong><br />

einem preußischen Hafen<br />

<strong>an</strong> der Nordseeküste, weswegen<br />

die Verh<strong>an</strong>dlungen<br />

zwischen Oldenburg und<br />

Preußen geheim bleiben<br />

mussten. Um ein späteres<br />

Zerwürfnis mit H<strong>an</strong>nover<br />

zu vermeiden, wurde der<br />

nun folgende Jade-Vertrag<br />

so gefasst, dass er<br />

den H<strong>an</strong>dels- und Küstenschutz<br />

betonte, Preußen<br />

also quasi die Rolle einer<br />

Schutzmacht Oldenburgs<br />

<strong>an</strong>nahm. Erst in Artikel 3<br />

des Dokuments wurde Preußen<br />

zu diesem Zweck die Einrichtung<br />

einer Flottenstation am Jadebusen<br />

gestattet, für deren Bau und<br />

Unterhalt es selbst aufkommen<br />

musste. Artikel 24 enthielt eine<br />

Konzession zum Bau einer<br />

Eisenbahnstrecke, ein Zusatzvertrag<br />

regelte die Geldentschädigung,<br />

die Preußen <strong>an</strong><br />

Oldenburg für das Gebiet<br />

Eigene Auffassung konsequent vertreten<br />

zahlte, welches etwa 310 Hektar<br />

umfasste. Ein H<strong>an</strong>delshafen und<br />

eine Stadt waren zunächst nicht<br />

gestattet. Am 27. August 1853<br />

waren die Verträge ratifiziert.<br />

1854 wurde das Gebiet der<br />

preußischen Admiralität zur Verwaltung<br />

übertragen und durch<br />

Zukäufe erweitert. 1869 erhielt<br />

das Gebiet schließlich den Namen<br />

Wilhelmshaven, nach dem preußischen<br />

König und späteren<br />

Kaiser Wilhelm I. Unter dessen<br />

Enkel, Kaiser Wilhelm II.,<br />

erlebte das inzwischen zur Großstadt<br />

gewordene Wilhelmshaven<br />

einen enormen Aufschwung, 1914<br />

beherbergte es die zweitgrößte<br />

Schlachtflotte der Welt. Zweimal<br />

wurden diese maritimen Großmachtträume<br />

der Stadt zum Verhängnis:<br />

1918 meuterten hier die<br />

Matrosen, nach 1945 wurde die<br />

Kriegsmarinewerft demontiert<br />

und ihre Reste zerstört.<br />

Heute ist Wilhelmshaven<br />

sowohl größter deutscher Marinestützpunkt<br />

als auch größter<br />

<strong>Bundeswehr</strong>st<strong>an</strong>dort. Zudem ist<br />

die Stadt bemüht, auch von der<br />

zivilen Schifffahrt zu profitieren.<br />

Eben durch jene geografische<br />

Besonderheit, die das Jadegebiet<br />

dafür empfehlen: das natürliche,<br />

tiefe Fahrwasser.<br />

Mehr zum Deutschen Marinemuseum<br />

in Wilhelmshaven<br />

unter www.marinemuseum.de.<br />

„Eine deutsche Geschichte“: H<strong>an</strong>s Magnus Enzensbergers literarische Biografie über den ehemaligen Chef der Heeresleitung.<br />

von Fr<strong>an</strong>k G<strong>an</strong>seuer<br />

geschichte und literatur.<br />

General Kurt von Hammerstein-<br />

Equord ist vor 70 Jahren gestorben.<br />

Am 3. Februar jährte sich<br />

zum 80. Mal der Tag, <strong>an</strong> dem<br />

Adolf Hitler, wenige Tage nach<br />

seiner Ernennung zum Reichsk<strong>an</strong>zler,<br />

in den Diensträumen<br />

des Bendler-Blocks im Anschluss<br />

<strong>an</strong> ein Abendessen vor den Spitzen<br />

der Reichswehrführung die<br />

Schwerpunkte seiner zukünftigen<br />

Politik darlegte: An zentraler<br />

Stelle die „Ausweitung<br />

des Lebensraumes des deutschen<br />

Volkes“ nach Osten.<br />

Für den Gastgeber des Abendessens,<br />

den Chef der Heeresleitung,<br />

eben jenen General von<br />

Hammerstein, ist dieser Vortrag<br />

Hitlers ein wesentlicher<br />

Beweggrund zu seiner letztendlichen<br />

Entscheidung, unter diesen<br />

Voraussetzungen den Dienst in<br />

der Reichswehr zu quittieren. Im<br />

Dezember 1933 reicht er sein Entlassungsgesuch<br />

ein, am 31. J<strong>an</strong>uar<br />

1934 wird er aus dem Dienst<br />

verabschiedet. Mit Kriegsbeginn<br />

wird er für wenige Wochen<br />

wieder reaktiviert. In der Folgezeit<br />

treffen sich d<strong>an</strong>n in seinem<br />

Haus in Berlin-Dahlem Angehörige<br />

des Widerst<strong>an</strong>des, unter<br />

ihnen Carl Friedrich Goerdeler<br />

und General Ludwig Beck.<br />

Die Rede Hitlers vor der<br />

Reichswehrführung ist aber<br />

nicht nur die Initialzündung für<br />

Hammersteins Entschluss, aus<br />

der Reichswehr vorzeitig auszuscheiden.<br />

Sie ist es auch für das<br />

Buch „Hammerstein oder Der<br />

Eigensinn“ des deutschen Schriftstellers<br />

H<strong>an</strong>s Magnus Enzensberger,<br />

der am 11. November 1929 in<br />

Kaufbeuren geboren wurde.<br />

In Form einer Verschränkung<br />

von Dokumentarischem und<br />

Kommentiertem, von fotografischem<br />

Material, großenteils aus<br />

den Privatarchiven der Familie<br />

Hammerstein und von schriftlichen<br />

und mündlichen Quellen,<br />

In seinem Dienstzimmer:<br />

general Kurt von hammerstein.<br />

erzählt der Autor nicht nur das<br />

Leben dieses „konservativen<br />

Rebells“, sondern auch das dessen<br />

nicht weniger „eigensinniger“<br />

Familie: Ehefrau Maria und die<br />

sieben Kinder. Einige, so der<br />

Autor, geraten „in das Gravitationsfeld<br />

des Kommunismus“ oder,<br />

wie Sohn Ludwig von Hammerstein,<br />

schließen sich dem Widerst<strong>an</strong>dskreis<br />

um Stauffenberg <strong>an</strong>.<br />

Pahl/Bundesarchiv<br />

In diesem Kontext sei der von<br />

Enzensberger packend in den Text<br />

eingewobene Bericht erwähnt<br />

über die vor Ort im Bendler-<br />

Block erlebten Vorgänge am<br />

20. Juli 1944.<br />

So wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Hammersteins<br />

ein Familienp<strong>an</strong>orama aufgeblättert,<br />

<strong>an</strong> dem mit Weimarer<br />

Republik, „Drittem Reich“,<br />

Widerst<strong>an</strong>d und Kaltem Krieg<br />

ein g<strong>an</strong>zes Zeitalter wie in einem<br />

Brennglas aufscheint: „eine deutsche<br />

Geschichte“, wie der Untertitel<br />

des Buches doppelsinnig<br />

lautet. Es sei kein Rom<strong>an</strong>, den er<br />

geschrieben habe, betont Enzensberger,<br />

ebenso wenig eine wissenschaftliche<br />

Abh<strong>an</strong>dlung, sondern<br />

eher eine „literarische Biografie“,<br />

mit Referenz <strong>an</strong> alle Historiker,<br />

denen der Autor zu D<strong>an</strong>k verpflichtet<br />

ist, auf deren Territorium<br />

er aber nicht „wildern“ möchte.<br />

So ist das Buch eben nicht nur<br />

eine facetten- und erkenntnisreiche<br />

Geschichtserzählung,<br />

sondern auch „ein unglaublich<br />

sp<strong>an</strong>nendes Buch“ wie die Fr<strong>an</strong>kfurter<br />

Allgemeine Sonntagszeitung<br />

in ihrer Rezension schrieb oder<br />

wie es der Focus formulierte: ein<br />

„zeitgeschichtlicher Krimi“. Eine<br />

wissenschaftliche Biografie zu<br />

Kurt von Hammerstein steht derweil<br />

noch aus.<br />

Von Hammerstein stirbt nach<br />

schwerer Kr<strong>an</strong>kheit am 24. April<br />

1943. Seine Familie lehnt ein<br />

Begräbnis mit militärischen<br />

Ehren auf dem Invalidenfriedhof<br />

in Berlin ab. Nach einer Trauerfeier<br />

in der Dahlemer Dorfkirche<br />

wird er auf dem Familienfriedhof<br />

in Steinhorst beigesetzt.<br />

Die Schleife auf dem Kr<strong>an</strong>z, den<br />

Hitler geschickt hatte, wird von<br />

den Angehörigen auf dem Weg<br />

zur Trauerfeier in der U-Bahn<br />

„vergessen“.<br />

„Hammerstein oder Der Eigensinn.<br />

Eine deutsche Geschichte“;<br />

Suhrkamp Verlag; Fr<strong>an</strong>kfurt/<br />

Main 2008; 375 Seiten; 9,95<br />

Euro; ISBN 978-3-518-41960-1.


10 aktuell sport 15. Juli 2013<br />

Sportsoldaten holen<br />

zahlreiche Titel<br />

Bei den Deutschen Meisterschaften<br />

haben sich am vorverg<strong>an</strong>genen<br />

Wochenende in Ulm die<br />

besten Leichtathleten gemessen.<br />

Mit dabei waren auch mehrere<br />

Sportsoldaten.<br />

Kugelstoßen. Stabsunteroffizier<br />

(FA) Christina Schw<strong>an</strong>itz<br />

erzielte beim Kugelstoßen den<br />

ersten Platz mit 19,76 Meter.<br />

Platz Zwei ging <strong>an</strong> Stabsunteroffizier<br />

(FA) Josephine Terlecki.<br />

Bronze holte Hauptgefreiter<br />

Lena Urb<strong>an</strong>iak. Hauptbootsm<strong>an</strong>n<br />

Ralf Bartel holte sich bei<br />

den Männern Bronze.<br />

Hammerwurf. Hauptfeldwebel<br />

Markus Esser gew<strong>an</strong>n<br />

beim Hammerwerfen mit 76,41<br />

Metern seinen siebten deutschen<br />

Meistertitel. Der 33-Jährige hatte<br />

beim Einwerfen sogar die 78<br />

Metermarke erreicht, im Wettbewerb<br />

sollte ihm dies jedoch<br />

nicht mehr gelingen.<br />

Weitsprung. Platz Eins ging<br />

<strong>an</strong> Unteroffizier (FA) Sosthéne<br />

Taroum Moguenara. Die 23-jährige<br />

Weitspringerin sicherte sich<br />

beim zweiten Versuch mit 6,69<br />

Metern den ersehnten Titel der<br />

ihr ein Jahr zuvor in Wattenscheid<br />

noch vergönnt war. Platz Zwei ging<br />

<strong>an</strong> Unteroffizier (FA) Mel<strong>an</strong>ie<br />

Bauschke. Bei den Männern<br />

siegte Obergefreiter Camara Alyn<br />

mit einer Weite von 8,15 Metern<br />

und sicherte sich damit seinen<br />

ersten Titel. Platz Zwei ging <strong>an</strong><br />

Obermaat Sebasti<strong>an</strong> Bayer.<br />

staffel. Hauptgefreiter Aleixo<br />

Platini Menga und Obergefreiter<br />

Erewa Robin haben zusammen<br />

mit Niklas Rothes und Sebasti<strong>an</strong><br />

Ernst in der 4 mal 100-Meter-<br />

Staffel den zweiten Platz geholt.<br />

Mit einer Zeit von 39.41 Sekunden<br />

lagen sie nur 33 Hundertstel<br />

hinter der siegreichen Staffel um<br />

Unteroffizier (FA) Erik Balnuweit,<br />

Martin Keller, Roy Schmidt<br />

und Kevin Straßburger. Bei den<br />

Frauen holte Stabsunteroffizier<br />

(FA) Cathleen Tschirch mit ihrem<br />

Team Platz Zwei.<br />

5000 Meter. Oberfeldwebel<br />

Sabrina Mockenhaupt sicherte<br />

sich mit einer Saisonbestzeit<br />

von 15:32:73 Minuten über die<br />

5000-Meter-Dist<strong>an</strong>z den Titel.<br />

sprint. Stabsunteroffizier (FA)<br />

Juli<strong>an</strong> Reus erkämpfte sich<br />

sowohl über 100 Meter, als auch<br />

über 200 Meter Platz Eins. Mit<br />

20:36 Sekunden verbesserte er<br />

seine eigene Bestzeit.<br />

Diskus. Stabsunteroffizier (FA)<br />

Robert Harting schleuderte den<br />

Diskus auf 67,95 Meter und<br />

gew<strong>an</strong>n erneut den Titel. (eb)<br />

„Eisenmänner“ in Fr<strong>an</strong>kfurt<br />

14 Triathleten des Heeres gehen bei der Ironm<strong>an</strong>-EM <strong>an</strong> den Start – acht bleiben unter zehn Stunden.<br />

Aus dem Wasser aufs rad: stabsfeldwebel Uwe Gradler in der Wechselzone.<br />

Fr<strong>an</strong>kfurt. Unter dem Motto<br />

„Der längste Tag des Jahres“<br />

sind am vorverg<strong>an</strong>genen Sonntag<br />

Hunderte Triathleten <strong>an</strong> den<br />

Start der Ironm<strong>an</strong> Europameisterschaft<br />

in Fr<strong>an</strong>kfurt am Main<br />

geg<strong>an</strong>gen. Unter den 2700 Triathlen<br />

aus 55 Nationen waren in diesem<br />

Jahr auch wieder 14 Sportler<br />

der Heeresauswahlm<strong>an</strong>nschaft<br />

Triathlon am Start.<br />

Die 3800 Meter l<strong>an</strong>ge<br />

Schwimmdisziplin absolvierten<br />

die Athleten im L<strong>an</strong>gener Waldsee<br />

rund 15 Kilometer südlich<br />

von Fr<strong>an</strong>kfurt. Die Strecke sei<br />

sehr <strong>an</strong>genehm gewesen, betonte<br />

Leutn<strong>an</strong>t Max Peters gegenüber<br />

aktuell. „Im Wasser gab es kaum<br />

Tritte oder Fäuste wie in <strong>an</strong>deren<br />

Wettkämpfen“. Das Profifeld mit<br />

etwas über hundert Atlethen und<br />

knapp zweihundert „Agegroupern“<br />

startete um 6.45 Uhr. Bei<br />

„Agegroupern“ h<strong>an</strong>delt es sich<br />

um Athleten, die sich in verg<strong>an</strong>genen<br />

Rennen erfolgreich bewährt<br />

haben und nun in einem neuen<br />

Altersklassen-R<strong>an</strong>king starten.<br />

Den frühen Morgenstunden<br />

zum Trotz waren Tausende<br />

Zuschauer <strong>an</strong> den See gereist,<br />

um das Spektakel live zu verfolgen<br />

und die Sportler <strong>an</strong>zufeuern.<br />

Nach etwas mehr als 54 Minuten<br />

stieg Hauptm<strong>an</strong>n Fr<strong>an</strong>k Haller<br />

rund acht Minuten hinter dem<br />

Führenden aus dem Wasser und<br />

wechselte als erster des Heeresteams<br />

aufs Fahrrad.<br />

Nun folgte eine 180 Kilometer<br />

l<strong>an</strong>ge Radstrecke, die die<br />

„Eisenmänner“ auf einer Schleife<br />

durch den Main-Kinzig-Kreis<br />

und den Wetterau-Kreis Richtung<br />

Fr<strong>an</strong>kfurter Innenstadt<br />

führte. Und auch hier feuerten<br />

zahlreiche Zuschauer die Athleten<br />

<strong>an</strong>. Ein besonderer Höhepunkt<br />

sei „The Hell” gewesen,<br />

sagt Peters. An der 500 Meter<br />

l<strong>an</strong>gen Steigung auf Kopfsteinpflaster<br />

im historischen Ortskern<br />

von Maintal-Hochstadt wurden<br />

die Triathleten wie bei der Tourde-Fr<strong>an</strong>ce<br />

in einem engen Spalier<br />

von Zuschauern nach oben<br />

gepeitscht. „Die Stimmung war<br />

am überkochen“, beschrieb der<br />

Leutn<strong>an</strong>t die Situation.<br />

privat<br />

Nach 5:57 Stunden ging er<br />

d<strong>an</strong>n mit Magenkrämpfen auf<br />

die abschließende Marathon Laufstrecke,<br />

die in vier Runden entl<strong>an</strong>g<br />

des Mains verlief: trotz vieler<br />

enger Kurven und Brücken gilt<br />

die Strecke vor der Fr<strong>an</strong>kfurter<br />

Skyline als sehr schnell.<br />

Mit einer Zeit von 7:59:58 Stunden<br />

lief der Sp<strong>an</strong>ier Eneko Ll<strong>an</strong>os<br />

als Erster durchs Ziel. Vor J<strong>an</strong><br />

Raphael aus Deutschl<strong>an</strong>d und Bas<br />

Diederen aus den Niederl<strong>an</strong>den.<br />

Camilla Pedersen kam als erste<br />

Frau mit einer Zeit von 8:56:01<br />

Stunden ins Ziel.<br />

Und auch die Sportler der Heeresauswahl<br />

konnten mit ihren<br />

Ergebnissen zufrieden sein.<br />

Hauptfeldwebel Jens Homrighausen<br />

belegte mit einer Zeit von<br />

9:14:18 Stunden den achten Platz<br />

in seiner Altersklasse und wurde<br />

79. im Gesamtklassement. Major<br />

Kai Beinke zeigte mit 9:23:08 die<br />

zweitbeste Leistung im Team vor<br />

Hauptfeldwebel Oliver Spurzem<br />

und Stabsfeldwebel Uwe Gradler.<br />

Mit Haller, Hauptfeldwebel Sven<br />

Oehler, Stabsfeldwebel Michael<br />

Krüger und Peters blieben insgesamt<br />

acht Starter unter der Zehn-<br />

Stunden-Marke. Die einzige<br />

„Eisenfrau“ im Team, Hauptfeldwebel<br />

D<strong>an</strong>iela Hafner, erkämpfte<br />

sich mit einer Zeit von 10:52:50<br />

Stunden in ihrer Altersklasse<br />

Platz Zehn.<br />

„Der Wind auf der letzten<br />

Runde war g<strong>an</strong>z schön hart, aber<br />

das ist mir heute ziemlich egal“,<br />

betonte Homrighausen im Ziel.<br />

Das einzige was zähle, „ist die<br />

Qualifikation für die Weltmeisterschaft<br />

auf Hawaii“. (eb)<br />

Punktgenaues L<strong>an</strong>den auf Flößen<br />

Bei der CISM in Zürich warteten auf die Fallschirmspringer ungewöhnliche L<strong>an</strong>deplätze.<br />

Zürich. Die Fallschirmspringer<br />

der Sportfördergruppe Altenstadt<br />

haben am vorverg<strong>an</strong>genen<br />

Wochenende bei der internationalen<br />

Militärmeisterschaft CISM<br />

in Zürich insgesamt fünf Medaillen<br />

ersprungen.<br />

Eine Besonderheit des Wettkampfes<br />

waren die L<strong>an</strong>deplätze:<br />

Die Springer mussten beispielsweise<br />

<strong>an</strong> Seezungen, auf Flößen<br />

des Züricher Sees oder in der<br />

Innenstadt von Luzern l<strong>an</strong>den.<br />

Von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> entbr<strong>an</strong>nte ein<br />

Zweikampf zwischen dem polnischen<br />

Nationalteam und der<br />

deutschen M<strong>an</strong>nschaft. So waren<br />

beide Teams am Ende des ersten<br />

Tages gleich auf. Am zweiten<br />

Tag konnten sich die polnischen<br />

Springer einen kleinen Vorsprung<br />

erarbeiten. Doch die Sportsoldatensoldaten<br />

kämpften bis zum<br />

Ungewöhnlich: Die Fallschirmspringer l<strong>an</strong>deten auch auf Flößen.<br />

Schluss und übernahmen am dritten<br />

Tag die Führung. Der vierte<br />

Wettkampftag musste aufgrund<br />

schlechter Wetterbedingungen<br />

abgesagt werden und so hatten sie<br />

auch den Gesamtsieg in der Tasche<br />

– mit einer Gesamtabweichung<br />

von 41 Zentimetern vor Polen.<br />

Bronze ging <strong>an</strong> ein Militärteam<br />

aus der Schweiz.<br />

<strong>Bundeswehr</strong><br />

In den Einzelwertungen holte<br />

sich Hauptfeldwebel Stef<strong>an</strong><br />

Wiesner mit einem Start-Ziel-<br />

Sieg die zweite Goldmedaille<br />

für das deutsche Team. Gleich<br />

zu Beginn setzte er sich vom<br />

Rest des Teilnehmerfeldes ab<br />

und gew<strong>an</strong>n souverän mit sieben<br />

Zentimetern Abweichung aus<br />

acht Runden vor zwei Fallschirmspringern<br />

aus Polen.<br />

In der Juniorenwertung konnten<br />

drei weitere Sportsoldaten das<br />

Podest erklimmen. Gold ging hier<br />

<strong>an</strong> Stabsunteroffizier (FA) Christi<strong>an</strong><br />

Kautzm<strong>an</strong>n mit insgesamt<br />

16 Zentimetern Abweichung vor<br />

seinen beiden Teamkollegen Feldwebel<br />

Raphael Lautenbacher, mit<br />

17 Zentimetern Abweichung und<br />

Oberfeldwebel Elischa Weber, mit<br />

nur zwei weiteren Zentimetern<br />

Abweichung.<br />

(eb)


15. Juli 2013 Vermischtes aktuell 11<br />

Begehrter Titel Weltkulturerbe<br />

Der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe hat es geschafft – er gehört nun der UNESCO-Liste <strong>an</strong>.<br />

Neue Jahrbücher<br />

Buch. Der „FlottenKalender<br />

2014“ und der „FliegerKalender<br />

2014“ sind seit kurzem im H<strong>an</strong>del<br />

erhältlich. Die Jahrbücher beinhalten<br />

fachkundige Texte und<br />

zahlreiche Fotos.<br />

Themen<br />

des aktuellen<br />

„FlottenKalenders“<br />

sind die<br />

Schnellboote<br />

der Volksmarine<br />

der DDR,<br />

der Marineschiffbau<br />

in<br />

Hamburg bis 1945, die Idee eines<br />

emissionsfreien Feederschiffes<br />

des Germ<strong>an</strong>ischen Lloyd und die<br />

Ostasiatischen Kreuzergeschwader<br />

der Kaiserlichen Marine.<br />

Peter Pletschacher (Hrsg.):<br />

„Flottenkalender“; Köhler-<br />

Verlag; ISBN 978-3-7822-1080-5.<br />

Beeindruckendes Bauwerk mit technisch vollkommener Wasserarchitektur: der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe.<br />

Kassel. Seit Ende Juni ist<br />

Deutschl<strong>an</strong>d um ein Weltkulturerbe<br />

reicher: Der Kasseler<br />

Bergpark Wilhelmshöhe steht<br />

nun ebenfalls auf der Welterbeliste<br />

der UNESCO. Das gab<br />

die Kulturorg<strong>an</strong>isation der Vereinten<br />

Nationen während ihrer<br />

Jahrestagung in Kambodschas<br />

Hauptstadt Phnom Penh bek<strong>an</strong>nt.<br />

Ankl<strong>an</strong>g bei den Experten f<strong>an</strong>d<br />

die ab 1696 erschaffene Kasseler<br />

Anlage vor allem wegen ihrer<br />

berühmten Wasserspiele, dem<br />

Denkmal des Herkules und dem<br />

Schloss Wilhelmshöhe. Der Bergpark<br />

ist bereits die 38. Weltkulturerbestätte<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Die Entscheidung löste in der<br />

Stadt Jubel aus. Kassels Oberbürgermeister<br />

Bertram Hilgen sagte:<br />

„Das ist der Ritterschlag.“ Die<br />

Anlage mit den Wasserspielen sei<br />

ein „hervorragendes Beispiel aus<br />

der Ära des europäischen Absolutismus“,<br />

würdigten die Experten<br />

des Welterbekomitees. Die Herkulesfigur<br />

des Parks sei technisch<br />

und künstlerisch die <strong>an</strong>spruchsvollste<br />

Großskulptur der Frühen<br />

Neuzeit. An keinem <strong>an</strong>deren Ort<br />

der Welt sei zuvor eine am H<strong>an</strong>g<br />

gelegene Parkarchitektur mit<br />

vergleichbaren Ausmaßen und<br />

einer technisch so vollkommenen<br />

Wasserarchitektur ausgestattet<br />

worden wie in Kassel seit 1691<br />

unter L<strong>an</strong>dgraf Karl.<br />

Der 560 Hektar große im Stil<br />

eines englischen L<strong>an</strong>dschaftsgartens<br />

<strong>an</strong>gelegte Bergpark<br />

Wilhelmshöhe mit seinen Wasser-<br />

künsten zählt zu den größten<br />

Anlagen dieser Art weltweit. Das<br />

zu Beginn des 18. Jahrhunderts<br />

<strong>an</strong>gelegte Herkules-Bauwerk mit<br />

seinen vorgelagerten Kaskaden<br />

gilt zudem als Wahrzeichen Kassels.<br />

Der Parkbesuch soll auch<br />

zukünftig kostenlos bleiben.<br />

Die Weltkulturerbe-Liste<br />

umfasst insgesamt 981 <strong>Stätte</strong>n<br />

in mehr als 150 Ländern.<br />

In Deutschl<strong>an</strong>d gehören unter<br />

<strong>an</strong>derem der Aachener Dom, die<br />

Museumsinsel in Berlin und die<br />

Zeche Zollverein in Essen dazu.<br />

Die Aufnahme ist jedoch nicht<br />

nur als Auszeichnung zu verstehen,<br />

sondern beinhaltet gleichzeitig<br />

Forderungen, diese <strong>Stätte</strong>n<br />

zu pflegen und inst<strong>an</strong>d zu halten.<br />

Werden die von der UNESCO<br />

gestellten Auflagen nicht erfüllt,<br />

droht der Entzug des Titels. So<br />

war es zum Beispiel Dresden<br />

2009 erg<strong>an</strong>gen: Nach dem Bau<br />

einer neuen Brücke durch das Elbtal<br />

wurde die Stadt von der Weltkulturerbe-Liste<br />

gestrichen.<br />

An dem Antrag habe sein<br />

Team vier Jahre l<strong>an</strong>g gearbeitet,<br />

sagte Gerd Weiß, Präsident<br />

des Hessischen L<strong>an</strong>desamtes für<br />

Denkmalpflege. Dieser habe 280<br />

Textseiten und 200 Bilder umfasst.<br />

Dabei sei ein Schwerpunkt auf die<br />

Wasserkünste des Parks mit seinem<br />

Dreikl<strong>an</strong>g aus Kunst, Natur<br />

und Technik gelegt worden. Mit<br />

der Aufnahme in die Liste sei Kassel<br />

nun nicht mehr nur documenta-<br />

Stadt, die alle fünf Jahre die<br />

Kunstszene <strong>an</strong>ziehe. (lin/ng)<br />

mhk<br />

Die aeronautische<br />

Them<br />

e n p a l e t t e<br />

des Jahrbuches<br />

der Luftund<br />

Raumfahrt<br />

deckt sowohl<br />

neueste Entwicklungen<br />

in<br />

der zivilen und militärischen<br />

Luftfahrt, als auch Höhepunkte<br />

aus der Luftfahrtgeschichte ab.<br />

Themen der aktuellen Ausgabe<br />

sind unter <strong>an</strong>derem der neue<br />

„Airbus“ A350XWB, sowie der<br />

„Airbus“ A-400M. (eb)<br />

H<strong>an</strong>s Jürgen Witthöft (Hrsg):<br />

„Fliegerkalender“; Mittler-Verlag;<br />

ISBN 978-3-8132-0944-0.<br />

aktuell verlost je zwei Exemplare<br />

der Jahrbücher. Einfach<br />

bis zum 21. Juli eine E-Mail mit<br />

Post<strong>an</strong>schrift und dem Betreff<br />

„Flieger“ oder „Flotte“ senden<br />

<strong>an</strong> aktuell@bundeswehr.de.<br />

Knallharter Cop – fünfte Auflage<br />

DVD/Blu-ray. John<br />

McCl<strong>an</strong>e ist zurück! In<br />

„Stirb L<strong>an</strong>gsam – Ein<br />

guter Tag zum Sterben“<br />

schlüpft Bruce Willis<br />

wieder in seine Paraderolle<br />

als New Yorker Polizist,<br />

der zufällig immer<br />

zur falschen Zeit am falschen<br />

Ort ist. Dieses Mal<br />

ist der knallharte Cop in<br />

Moskau, um seinen Sohn<br />

Jack (Jai Courtney), der<br />

ihm über die Jahre fremd<br />

geworden ist, und den Russen Komarov (Sebasti<strong>an</strong> Koch)<br />

zu retten, denen die russische Unterwelt im Nacken sitzt.<br />

Zusammen kämpfen McCl<strong>an</strong>e und sein Sohn gegen die<br />

Zeit, um einen gefährlichen Machtwechsel in Russl<strong>an</strong>d<br />

zu verhindern und stellen dabei fest, dass sie im Doppelpack<br />

unschlagbar sind.<br />

(eb)<br />

Biografie einer Legende<br />

DVD/Blu-ray. Der<br />

hochkarätig besetzte<br />

Film „Hitchcock“ zeigt<br />

die Entstehung eines der<br />

berühmtesten Werke der<br />

Horror-Legende Alfred<br />

Hitchcock: Als Hitchcock<br />

(Anthony Hopkins)<br />

das Buch „Psycho“ in die<br />

Hände fällt, ist er überzeugt,<br />

einen gr<strong>an</strong>diosen<br />

Filmstoff entdeckt zu<br />

haben, doch die Filmbr<strong>an</strong>che<br />

ist skeptisch. Er<br />

beschließt, das Projekt dennoch zu wagen und den Film<br />

aus eigener Tasche zu fin<strong>an</strong>zieren. Es folgt die turbulente<br />

Geschichte um die Produktion von „Psycho“, mit<br />

ungeduldigen Studiobossen, einem Buch-Protagonisten,<br />

der Hitchcock bis nach Hause verfolgt und der Liebesgeschichte<br />

zwischen Alfred und seiner Frau Alma. (eb)<br />

In der Midlife-Crisis<br />

DVD/Blu-ray.Hochzeit,<br />

Kinder, Happy End!<br />

Doch was kommt d<strong>an</strong>n?<br />

Comedy-Ausnahmetalent<br />

Judd Apatow („Beim ersten<br />

Mal“, „Jungfrau (40),<br />

männlich, sucht...“) wirft<br />

einen ungefilterten und<br />

urkomischen Blick auf<br />

das Familienleben: Pete<br />

(Paul Rudd) und Debbie<br />

(Leslie M<strong>an</strong>n) kämpfen<br />

nicht nur mit dem Ehealltag,<br />

sondern stehen auch<br />

kurz vor dem 40. Geburtstag! Während sie sich mit pubertierenden<br />

Töchtern, nervigen Großeltern, Geldproblemen<br />

und geschönten Geburtsdaten herumschlagen, müssen sie<br />

herausfinden, was sie mit dem Rest ihres Lebens <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen<br />

wollen. Auch wenn die Story ein wenig lahmt, ist der Film<br />

wegen seines Humors empfehlenswert.<br />

(eb)


12 aktuell vermischtes 15. Juli 2013<br />

Ausgewählte<br />

Medienbeiträge<br />

20. Juli, 18:00 Uhr, ZDF:<br />

Im Beisein von Bundespräsident<br />

Joachim Gauck werden am kommenden<br />

Samstag, den 20. Juli,<br />

etwa 500 Soldaten im Rahmen<br />

eines feierlichen Appells auf dem<br />

Platz der Republik ihren Eid<br />

leisten (S. 1). Mit diesem Zeremoniell<br />

vor dem Reichstagsgebäude<br />

unterstreicht die <strong>Bundeswehr</strong><br />

sowohl ihre Ver<strong>an</strong>kerung in der<br />

Demokratie wie auch die Bedeutung<br />

des militärischen Widerst<strong>an</strong>ds<br />

gegen Hitler für das eigene<br />

Traditionsverständnis.<br />

Youtube-video der Woche:<br />

Bevor das erste Lufttr<strong>an</strong>sportflugzeug<br />

des neuen Typs „Airbus“<br />

A-400M <strong>an</strong> das Lufttr<strong>an</strong>sportgeschwader<br />

62 in Wunstorf<br />

ausgeliefert werden k<strong>an</strong>n,<br />

müssen zunächst infrastrukturelle<br />

Anpassungen durchgeführt werden.<br />

Denn auch die Ausbildung<br />

am neuen Flugzeug soll zukünftig<br />

in Wunstorf stattfinden.<br />

Während die Bauarbeiten und<br />

der Ausbau der Ausbildungseinrichtungen<br />

auf der Großbaustelle<br />

kontinuierlich vor<strong>an</strong>gehen,<br />

wird parallel dazu weiter mit der<br />

„Tr<strong>an</strong>sall“ geflogen. (eb)<br />

Der Beitrag „Neue Heimat<br />

A-400M“ unter www.youtube.<br />

com/bundeswehr.<br />

Tierische Rettungsaktion<br />

Stabsgefreiter Oliver Heidenreich rettet mit einem Kameraden zwei Rehkitze vor dem Ertrinken.<br />

torgau. Das Hochwasser ist<br />

zwar vorüber, doch hat es in<br />

mehreren Regionen Deutschl<strong>an</strong>ds<br />

große Schäden <strong>an</strong>gerichtet.<br />

Mit den Folgen werden viele<br />

Betroffene – auch fin<strong>an</strong>ziell – noch<br />

l<strong>an</strong>ge kämpfen müssen. Die Soldaten,<br />

die mitgeholfen haben die<br />

Fluten einzudämmen, sind längst<br />

schon wieder in ihrem Alltagsdienst<br />

gefordert. Der ein oder<br />

<strong>an</strong>dere wird sich <strong>an</strong> so m<strong>an</strong>ches<br />

Erlebnis aber auch gerne zurückerinnern.<br />

So hat die Bevölkerung<br />

die Soldaten während des Einsatzes<br />

beispielsweise mit selbstgebackenem<br />

Kuchen versorgt.<br />

Stabsgefreiter Oliver Heidenreich<br />

(Foto l.) hat ebenfalls etwas<br />

besonderes erlebt. Anf<strong>an</strong>g Juni<br />

war er mit seinen Kameraden der<br />

4. Komp<strong>an</strong>ie des Fernmeldebataillon<br />

701 aus Fr<strong>an</strong>kenberg fast<br />

zwei Wochen bei Torgau im Hochwassereinsatz.<br />

Bei hohen Temperaturen<br />

befüllten sie S<strong>an</strong>dsäcke,<br />

tr<strong>an</strong>sportierten diese zu<br />

den Deichen und verbauten sie<br />

dort. Für Heidenreich, der bereits<br />

2009 im Kosovo war, nicht der<br />

erste, aber dennoch „ein aufregender<br />

Einsatz“. Als die Soldaten in<br />

der Nähe der Ortschaft Seydewitz<br />

einen Damm verstärkten, haben<br />

sie Schreie vernommen, die von<br />

einem überfluteten Feld gekommen<br />

seien, erzählt der 24-Jährige.<br />

Heidenreich und Hauptgefreiter<br />

Andreas Hartig machten<br />

sich sogleich auf die Suche<br />

und f<strong>an</strong>den zwei Rehkitze, die in<br />

der überfluteten Wiese zu ertrinken<br />

drohten. Mit einem beherzten<br />

Griff zogen sie die Tiere aus<br />

dem Sumpf und brachten sie ins<br />

Trockene: „Es war ein unbeschreiblich<br />

schönes Gefühl, das<br />

Kitz auf dem Arm zu tragen“,<br />

erinnert sich Heidenreich <strong>an</strong> die<br />

Aktion gerne zurück.<br />

Da das Muttertier nicht aufzufinden<br />

war und die Feuerwehr die<br />

Tiere nicht aufnehmen konnten,<br />

ließen sie die Kitze auf einem trockenen<br />

Feld wieder frei – schließlich<br />

wartete ihr nächster Einsatz<br />

am Deich.<br />

(mag)<br />

<strong>Bundeswehr</strong><br />

Was treibt Sie <strong>an</strong>?<br />

Der Ged<strong>an</strong>ke, irgendw<strong>an</strong>n eine eigene Familie zu haben.<br />

Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />

Wenn ich auf einen Schlag meine Familie und meine Bek<strong>an</strong>nten<br />

verlieren würde.<br />

Welches Lied singen oder hören Sie gern?<br />

Zurzeit „Impossible“ von James Arthur.<br />

Was ist Ihre größte Errungenschaft?<br />

Mein Einsatz 2009 im Kosovo.<br />

Wie können Sie am besten entsp<strong>an</strong>nen?<br />

In der Badew<strong>an</strong>ne mit Musik.<br />

Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />

Meine Familie und meine Freunde.<br />

Welche Charaktereigenschaften schätzen Sie <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren<br />

Menschen am meisten?<br />

Ehrlichkeit und Pünktlichkeit.<br />

Mit wem würden Sie gern einen Monat l<strong>an</strong>g tauschen?<br />

Mit Keinem, mein Leben ist perfekt.<br />

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />

Meiner Freundin k<strong>an</strong>n ich nichts abschlagen.<br />

Wo möchten Sie am liebsten leben?<br />

Wo ich mich wohl fühle: bei meiner Familie und Freunden.<br />

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />

Leute, die Anderen in schweren Zeiten helfen.<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

Lebe jeden Tag, als wäre es dein Letzter.

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