Gelöbnis an historischer Stätte - Bundeswehr
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D 8512<br />
49. Jahrg<strong>an</strong>g Nr. 27 Montag, 15. Juli 2013<br />
NAChRiChtEN<br />
poLitiK<br />
Ägypten am Abgrund<br />
Putsch oder notwendiger Machtwechsel?<br />
Nach der Entmachtung<br />
Mursis steht Ägypten am R<strong>an</strong>de<br />
des Bürgerkriegs. Seite 4<br />
<strong>Gelöbnis</strong> <strong>an</strong> <strong>historischer</strong> <strong>Stätte</strong><br />
Das Zeremoniell am 20. Juli dient auch dem Gedenken <strong>an</strong> den Miltärischen Widerst<strong>an</strong>d.<br />
EiNsAtz<br />
Taff und erfolgreich<br />
Nach zwei olympischen Medaillen<br />
will sich Stabsunteroffizier (FA)<br />
Tina Dietze dieses Jahr den Weltmeistertitel<br />
holen. Seiten 6/7<br />
MiLitÄRGEsChiChtE<br />
160 Jahre Jade-Vertrag<br />
Der vor 160 Jahren zwischen Preußen<br />
und Oldenburg geschlossene<br />
Jade-Vertrag ist die Geburtsstunde<br />
von Wilhelmshaven. Seite 9<br />
spoRt<br />
Eisenmänner in Aktion<br />
14 Triathleten des Heeres gehen<br />
bei der Ironm<strong>an</strong>-EM in Fr<strong>an</strong>kfurt<br />
<strong>an</strong> den Start. Acht bleiben unter<br />
zehn Stunden. Seite 10<br />
DiE BuNDEswEhR iM iNtERNEt<br />
Homepage der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />
www.bundeswehr.de<br />
Bundesministerium<br />
der Verteidigung<br />
Das Ministerium im Internet:<br />
www.bmvg.de<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf YouTube:<br />
www.youtube.com/bundeswehr<br />
Aufmarsch des Ehrenzuges: Am 20. Juli werden etwa 500 Rekruten vor dem Reichstagsgebäude die <strong>Gelöbnis</strong>formel sprechen.<br />
Berlin. Am 69. Jahrestag des<br />
Attentats auf Adolf Hitler werden<br />
am 20. Juli wieder etwa 500<br />
junge Soldaten im Rahmen eines<br />
feierlichen Appells ihr <strong>Gelöbnis</strong><br />
vor dem Berliner Reichstagsgebäude<br />
ablegen. Im Beisein von<br />
Verteidigungsminister Thomas<br />
de Maizière werden die Freiwillig<br />
Wehrdienstleistenden aus<br />
verschiedenen Verbänden und<br />
St<strong>an</strong>dorten der <strong>Bundeswehr</strong> vor<br />
ihren Angehörigen und Freunden,<br />
vor ihren Vorgesetzten, Kameraden<br />
und vor der Öffentlichkeit geloben,<br />
„der Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d<br />
treu zu dienen und das Recht und<br />
die Freiheit des deutschen Volkes<br />
tapfer zu verteidigen”.<br />
Die <strong>Bundeswehr</strong> betont mit diesem<br />
Zeremoniell am 20. Juli die<br />
besondere Bedeutung des militärischen<br />
Widerst<strong>an</strong>ds für das<br />
eigene Traditionsverständnis als<br />
wichtigen Teil der Inneren Führung.<br />
Die <strong>Gelöbnis</strong><strong>an</strong>sprache hält<br />
in diesem Jahr Bundespräsident<br />
Joachim Gauck. Auch Verteidigungsminister<br />
de Maizière wird<br />
sich mit einer Ansprache <strong>an</strong> die<br />
jungen Rekruten wenden.<br />
In Berlin haben Rekruten erstmals<br />
im Jahr 1999 ihr <strong>Gelöbnis</strong><br />
vor der historischen Kulisse<br />
des Bendlerblocks abgelegt. In<br />
Folge f<strong>an</strong>d das Zeremoniell<br />
d<strong>an</strong>n mehrfach hinterein<strong>an</strong>der<br />
vor dem Reichstagsgebäude<br />
statt.<br />
Nächste Generation beauftragt<br />
Die damit gewählte Örtlichkeit<br />
versinnbildlicht die Nähe<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> zum Parlament,<br />
das unter <strong>an</strong>derem auch über die<br />
Ausl<strong>an</strong>dseinsätze der Truppe<br />
abstimmt und beschließt. Zwischenzeitlich<br />
finden die <strong>Gelöbnis</strong>se<br />
am 20. Juli jährlich wechselnd<br />
entweder am Reichstag<br />
oder am Bendlerblock statt. So<br />
k<strong>an</strong>n die wichtige Traditionslinie<br />
des 20. Juli <strong>an</strong> <strong>historischer</strong><br />
<strong>Stätte</strong> gewürdigt werden. (eb)<br />
<strong>Bundeswehr</strong> will drei neue Satelliten zur weltweiten radargestützten Aufklärung beschaffen.<br />
Bienert/IMZ/Archiv<br />
<strong>Bundeswehr</strong> auf Twitter:<br />
www.twitter.com/bundeswehrrss<br />
<strong>Bundeswehr</strong>-Fotos auf flickr:<br />
www.flickr.com/photos/<br />
augustinfotos<br />
www.wirdienendeutschl<strong>an</strong>d.de<br />
Koblenz. Satelliten als Träger von<br />
optischen oder Radarsensoren<br />
können jederzeit ohne Verletzung<br />
von Hoheitsrechten aufklären. Sie<br />
sind damit besonders geeignet,<br />
ohne eskalierende Wirkung Informationen<br />
zur Krisenfrüherkennung,<br />
Krisenvorsorge und zum<br />
wirksamen Krisenm<strong>an</strong>agement<br />
zu gewinnen. Dabei haben Radargegenüber<br />
optischen Satelliten den<br />
Vorteil, dass sie unabhängig von<br />
Tageszeit und Wetter aufklären<br />
können.<br />
Das Bundesamt für Ausrüstung,<br />
Informationstechnik und<br />
Nutzung der <strong>Bundeswehr</strong> in<br />
satellitenaufklärung im All: das<br />
system „sAR-Lupe“.<br />
Koblenz hat vor Kurzem einen<br />
Vertrag unterzeichnet über die<br />
Entwicklung und den Bau des<br />
satellitengestützten Radar-Aufklärungssystems<br />
„SARah“.<br />
OHB-Systems<br />
Hauptauftragnehmer ist die OHB<br />
Systems, das Gesamtvertragsvolumen<br />
liegt bei etwa 816 Millionen<br />
Euro.<br />
Die <strong>Bundeswehr</strong> verfügt mit<br />
dem System „SAR-Lupe“ seit<br />
2008 zwar über Fähigkeiten<br />
in der weltweiten satellitengestützten<br />
Radar-Aufklärung. Doch<br />
wird der Vertrag über den Betrieb<br />
von „SAR-Lupe“ im November<br />
2017 enden. Damit die Aufklärungsfähigkeiten<br />
aber auch in<br />
Zukunft erhalten bleiben, soll nun<br />
das Nachfolgesystem „SARah“<br />
mit noch besserer Leistung realisiert<br />
werden. Die Starts der neuen<br />
Satelliten sind für Ende 2018 und<br />
Anf<strong>an</strong>g 2019 vorgesehen.<br />
„SARah“ wird aus drei Satelliten<br />
und zwei Bodenstationen<br />
bestehen. Davon basieren zwei<br />
Satelliten auf einer Weiterentwicklung<br />
der Reflektortechnologie<br />
des gegenwärtigen Systems<br />
„SAR-Lupe“. Beim dritten<br />
Satelliten h<strong>an</strong>delt es sich um eine<br />
Weiterentwicklung der bereits<br />
im All bewährten Phased-Array-<br />
Technologie der Firma Astrium.<br />
Durch den Verbund dieser beiden<br />
Radar-Technologien ergeben sich<br />
für das Gesamtsystem wesentliche<br />
Leistungsverbesserungen. (leh)
2 aktuell intern 15. Juli 2013<br />
iMPreSSUM<br />
ZitAt<br />
eDitOriAL<br />
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<strong>Bundeswehr</strong> aktuell<br />
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Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale<br />
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und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.<br />
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers<br />
wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung<br />
der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit<br />
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail<br />
werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt,<br />
außerdem behält sich die Redaktion das<br />
Recht auf Kürzung vor.<br />
„Yes, yes, yes, we c<strong>an</strong>.“<br />
Formel-1-Weltmeister Sebasti<strong>an</strong> Vettel nach seinem ersten Heimsieg<br />
am vorverg<strong>an</strong>genen Sonntag auf dem Nürburgring.<br />
KALenDerBLAtt<br />
Vor 5 Jahren: Am 21. Juli 2008 wird der frühere bosnische<br />
Serbenführer Radov<strong>an</strong> Karadžic in Belgrad aufgrund eines internationalen<br />
Haftbefehls festgenommen und wenige Tage später <strong>an</strong><br />
den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien<br />
nach Den Haag überstellt.<br />
Vor 75 Jahren: Am 18. Juli 1938 l<strong>an</strong>det der Flugpionier Douglas<br />
Corrig<strong>an</strong> auf seinem Flug von New York nach Kalifornien aufgrund<br />
eines „Navigationsfehlers“ stattdessen in Irl<strong>an</strong>d. Er erhält für diesen<br />
Atl<strong>an</strong>tikflug den Spitznamen „Wrong Way“.<br />
Vor 75 Jahren: Am 21. Juli 1938 wird der Friedensvertrag zur<br />
Beendigung des Chacokrieges geschlossen. Dadurch verliert Bolivien<br />
fast ein Drittel seines Staatsgebietes, behält aber seine Ölfelder am<br />
Fuß der Anden, während Paraguay sein Staatsgebiet fast verdoppelt.<br />
Vor 95 Jahren: In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 wird der<br />
letzte russische Zar Nikolaus II. mit seiner gesamten Familie und vier<br />
Bediensteten in Jekaterinburg ermordet.<br />
Vor 100 Jahren: Am 15. Juli 1913 durchfährt der erste fahrpl<strong>an</strong>mäßige<br />
Zug den rund 15 Kilometer l<strong>an</strong>gen Lötschbergtunnel. Die Simplon-Bahn<br />
verbindet somit die Stadt Bern in der Schweiz mit Italien.<br />
Die Bauzeit des Tunnels betrug fast sieben Jahre.<br />
Vor 760 Jahren: Am 17. Juli 1253 gründen auf der Lippebrücke<br />
bei Werne die vier Städte Dortmund, Soest, Münster und Lippstadt<br />
den so gen<strong>an</strong>nten „Werner Bund“. Dieser westfälische Städtebund<br />
wird zu einem Vorläufer der Städteh<strong>an</strong>se.<br />
(eb)<br />
Am kommenden Samstag wird<br />
auch bei dem Feierlichen <strong>Gelöbnis</strong><br />
am Reichstag wieder jener<br />
Männer um Oberst Claus Schenk<br />
Graf von Stauffenberg gedacht<br />
werden, die 1944 den Aufst<strong>an</strong>d<br />
gegen die nationalsozialistische<br />
Gewaltherrschaft wagten und<br />
dabei ihr Leben opferten.<br />
Zu der Ver<strong>an</strong>staltung werden<br />
hochr<strong>an</strong>gige Vertreter von<br />
Politik, Gesellschaft und Militär<br />
erwartet. Mit Bundespräsident<br />
Joachim Gauck hat sich der<br />
höchste Repräsent<strong>an</strong>t der Bundesrepublik<br />
<strong>an</strong>gesagt. Das zeigt<br />
die enorme Wertschätzung, die<br />
der traditionellen Würdigung des<br />
militärischen Widerst<strong>an</strong>des heute<br />
inner- und außerhalb der <strong>Bundeswehr</strong><br />
entgegengebracht wird.<br />
Es ist kein Zufall, dass das<br />
Gedenken <strong>an</strong> Stauffenberg und<br />
seine Kameraden regelmäßig mit<br />
dem Feierlichen <strong>Gelöbnis</strong> junger<br />
Soldaten verbunden wird – doch<br />
eine Selbstverständlichkeit ist es<br />
auch nicht. Die <strong>Bundeswehr</strong> versteht<br />
sich als demokratische Parlamentsarmee<br />
aus mündigen Bürgern.<br />
Die Verschwörer des 20. Juli<br />
aber – viele stammten aus alten<br />
Soldatenfamilien – sind gewiss<br />
keine geborenen Demokraten<br />
gewesen.<br />
Viele hatten jahrel<strong>an</strong>g mehr<br />
oder weniger intensiv mit dem<br />
Nationalsoz<br />
i a l i s m u s<br />
sympathisiert<br />
und Hitlers<br />
Vernichtungskrieg<br />
durch ihren<br />
militärischen<br />
Sachverst<strong>an</strong>d<br />
unterstützt. Die Einsicht in die<br />
Notwendigkeit eines Aufst<strong>an</strong>des<br />
gegen Hitler kam vielen der<br />
Männer spät.<br />
Dennoch haben sie sich schließlich<br />
aus militärischer Ver<strong>an</strong>twortung,<br />
aus politischer oder<br />
ethischer Überzeugung gegen<br />
das NS-Regime gewendet. Es ist<br />
ihr bleibendes Verdienst, unter<br />
höchstem Risiko für das eigene<br />
Leben für ein freies Deutschl<strong>an</strong>d<br />
und die Wiederherstellung des<br />
Rechts eingetreten zu sein.<br />
Der Versuch der Verschwörer,<br />
das Regime von innen heraus zu<br />
zerstören, den Krieg zu beenden<br />
und so Menschenleben zu retten,<br />
zeugt von persönlichem Anst<strong>an</strong>d,<br />
Mut und Patriotismus im besten<br />
Sinne. Das qualifiziert die Männer<br />
des 20. Juli zu Vorbildern für<br />
unsere Soldaten und lässt sie Teil<br />
des Traditionsverständnisses der<br />
<strong>Bundeswehr</strong> sein.<br />
Markus Tiedke<br />
Redakteur Politik<br />
BiLD Der WOCHe<br />
Gelungene Demonstration: eine Drohne des typs X-47B startet verg<strong>an</strong>gene Woche vom Deck des US-Flugzeugträgers „George H. W. Bush“, der moment<strong>an</strong> im Atl<strong>an</strong>tik kreuzt.<br />
Später gel<strong>an</strong>g auch die erste L<strong>an</strong>dung des unbem<strong>an</strong>nten Flugzeugs auf See.<br />
U.S. Navy
15. Juli 2013 minisTerium / HinTerGrunD aktuell 3<br />
Pfeiler der Neuausrichtung<br />
Konzeption der <strong>Bundeswehr</strong> fungiert als Grundsatzweisung und Fundament der Pl<strong>an</strong>ung.<br />
Gespräche im<br />
Kaukasus<br />
Berlin. Der Erlass der Konzeption<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> (KdB) durch<br />
Verteidigungsminister Thomas de<br />
Maizière am 1. Juli stellt einen<br />
weiteren Meilenstein der Neuausrichtung<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> dar.<br />
Aufgrund der zentralen Bedeutung<br />
der KdB war deren Erstellung<br />
unter Federführung der<br />
Abteilung Pl<strong>an</strong>ung eine gemeinschaftliche<br />
Arbeit, die Zuarbeit<br />
aus allen Abteilungen und Ebenen<br />
des Ministeriums erforderte.<br />
Drei Kernpunkte sind bei den<br />
konzeptionellen Arbeiten Richtschnur<br />
gewesen: Die Einsatzorientierung<br />
ist leitendes Prinzip<br />
in allen Aufgabenbereichen.<br />
Die Aufgaben der <strong>Bundeswehr</strong><br />
werden g<strong>an</strong>zheitlich betrachtet,<br />
alle militärischen und zivilen<br />
Bereiche werden in einem bundeswehrgemeinsamen<br />
Ansatz<br />
umfasst und schließlich muss<br />
die Anpassungsfähigkeit jederzeit<br />
gewährleistet sein.<br />
Entsprechend skizziert die<br />
KdB die getroffenen Entscheidungen<br />
zur Neuausrichtung, Verteidigungspolitische<br />
Richtlinien<br />
(VPR) und weitere politische<br />
Vorgaben für die <strong>Bundeswehr</strong> in<br />
einem g<strong>an</strong>zheitlichen Ansatz. Das<br />
Papier führt aus, wie die <strong>Bundeswehr</strong><br />
ihren in den VPR festgelegten<br />
Auftrag erfüllt. Die KdB dient<br />
einem gemeinsamen, einheitlichen<br />
Verständnis aller Angehörigen<br />
der <strong>Bundeswehr</strong> über die<br />
zukünftige Ausrichtung. Darüber<br />
hinaus trägt die Konzeption als<br />
offenes Dokument dazu bei, die<br />
Neuausrichtung der interessierten<br />
Öffentlichkeit zu vermitteln.<br />
Damit ist die KdB zugleich die<br />
l<strong>an</strong>gfristige Grundsatzweisung<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>, Dachdokument<br />
der Gesamtkonzeption der militärischen<br />
Verteidigung Deutschl<strong>an</strong>ds<br />
sowie verbindliches Fundament<br />
Stollberg/<strong>Bundeswehr</strong><br />
und alleiniger Ausg<strong>an</strong>gspunkt<br />
für alle weiteren konzeptionellen<br />
Arbeiten und für die Pl<strong>an</strong>ung in<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>. Entscheidende<br />
Produkte und bedarfsbegründende<br />
Unterlagen bauen darauf auf. Ein<br />
solcher Anspruch gebietet es freilich,<br />
sich auf die großen Linien<br />
zu beschränken. Details bleiben<br />
ebenengerecht nachgeordneten<br />
konzeptionellen Dokumenten<br />
vorbehalten.<br />
Das Papier setzt den Rahmen,<br />
innerhalb dessen sich die Gesamtorg<strong>an</strong>isation<br />
<strong>Bundeswehr</strong> weiterentwickeln<br />
und im Sinne einer<br />
l<strong>an</strong>gfristigen Sicherheitsvorsorge<br />
als lernende Org<strong>an</strong>isation fortlaufend<br />
<strong>an</strong> wechselnde Herausforderungen<br />
<strong>an</strong>passen k<strong>an</strong>n. Sie<br />
wird künftig durch eine begrenzte<br />
Anzahl von Teilkonzeptionen<br />
ausdifferenziert. Die Ebene der<br />
Einzelkonzeptionen wird entfallen,<br />
weil nahezu alle Aufgaben<br />
streitkräfte- und bundeswehrgemeinsam<br />
zu erfüllen sind.<br />
Die gestraffte konzeptionelle<br />
Dokumentenhierarchie mit nur<br />
zwei Ebenen (Konzeption und<br />
Teilkonzeptionen) ist übersichtlicher<br />
und fördert die Anpassungsfähigkeit<br />
in der konzeptionellen<br />
Grundlagenarbeit. Im Sinne der<br />
Einsatzorientierung wird die neue<br />
konzeptionelle Dokumentenhierarchie<br />
mit der Dokumentenl<strong>an</strong>dschaft<br />
Einsatz verknüpft und so die<br />
Verbindung zwischen Konzeption<br />
und Operation hergestellt.<br />
Somit gewährleistet das konzeptionelle<br />
Fundament Raum<br />
für Anpassungen, um der zu<br />
erwartenden Dynamik des sicherheitspolitischen<br />
Umfeldes auf<br />
absehbare Zeit Rechnung tragen<br />
zu können.<br />
(eb)<br />
Die KdB k<strong>an</strong>n im Intr<strong>an</strong>et aufgerufen<br />
werden.<br />
Neues Steuergesetz in Kraft getreten<br />
Freiwillig Wehrdienstleistende müssen sich zum 1. J<strong>an</strong>uar 2014 auf Mehrbelastungen einstellen.<br />
Berlin. Das „Gesetz zur Umsetzung<br />
der Amtshilferichtlinie<br />
sowie zur Änderung steuerlicher<br />
Vorschriften vom 26. Juni<br />
2013“ ist in Kraft getreten. Es<br />
ändert ab dem 1. J<strong>an</strong>uar 2014<br />
unter <strong>an</strong>derem die Vorschriften<br />
des Einkommensteuergesetzes zur<br />
Besteuerung der Geld- und Sachbezüge<br />
des Wehrsoldgesetzes.<br />
Soldaten, die derzeit Freiwilligen<br />
Wehrdienst leisten oder noch<br />
vor dem 1. J<strong>an</strong>uar 2014 beginnen,<br />
sind nicht betroffen. Sie erhalten<br />
die Leistungen auch über den<br />
Jahreswechsel hinaus steuerfrei.<br />
Wer den Freiwilligen Wehrdienst<br />
ab dem 1. J<strong>an</strong>uar 2014 <strong>an</strong>tritt,<br />
fällt unter die Bestimmungen des<br />
Gesetzes. Durch Grundfreibetrag<br />
und diverse Pauschalen werden<br />
die Bezüge weitgehend verschont.<br />
Die Auswirkungen hängen aber<br />
von individuellen Umständen ab<br />
(Familienst<strong>an</strong>d, Entfernung vom<br />
Dienstort, In<strong>an</strong>spruchnahme von<br />
Familienheimfahrten) und können<br />
daher nicht pauschal vorhergesagt<br />
werden. Voraussichtlich wird<br />
sich die steuerliche Mehrbelastung<br />
auf maximal 30 Euro monatlich<br />
belaufen.<br />
<strong>Bundeswehr</strong><br />
Die Be<strong>an</strong>tragung eines Lohnsteuerjahresausgleiches<br />
nach<br />
Ablauf eines Kalenderjahres<br />
empfiehlt sich für jeden Freiwilligen<br />
Wehrdienst Leistenden, der<br />
von steuerlichen Abzügen betroffen<br />
war. Die Geld- und Sachbezüge<br />
von Reservisten bleiben<br />
weiterhin unverändert steuerfrei.<br />
Die Neufassung der Einkommensteuervorschriften<br />
für den<br />
Freiwilligen Wehrdienst ist eine<br />
Folge der Änderung des Wehrpflichtgesetzes<br />
durch das Wehrrechtsänderungsgesetz<br />
2011,<br />
wodurch die verpflichtende Einberufung<br />
zum Grundwehrdienst<br />
ab dem 1. Juli 2011 ausgesetzt<br />
und durch den Freiwilligen Wehrdienst<br />
mit einer Dauer von bis zu<br />
23 Monaten ersetzt wurde.<br />
In der Gesetzesbegründung des<br />
Wehrrechtsänderungsgesetzes<br />
2011 war ein Prüfauftrag ver<strong>an</strong>kert,<br />
der eine Überprüfung<br />
der bisher gewährten steuerrechtlichen<br />
Privilegierung der<br />
Bezüge des Freiwilligen Wehrdienstes<br />
vorsieht. (eb)<br />
Weitere Informationen und<br />
Nachweise unter www.bmvg.de<br />
Calw. Der Parlamentarische staatssekretär Christi<strong>an</strong> schmidt<br />
(mitte) hat am verg<strong>an</strong>genen mittwoch gemeinsam mit seinem<br />
staatssekretärskollegen vom Bundesarbeitsministerium, H<strong>an</strong>s-<br />
Joachim Fuchtel (r.), eine sicherheitsspolitische Ver<strong>an</strong>staltung<br />
moderiert. in seinem Vortrag in der Graf-Zeppelin-Kaserne, wo<br />
auch die soldaten des Komm<strong>an</strong>do spezialkräfte (KsK) stationiert<br />
sind, skizzierte schmidt unter <strong>an</strong>derem den aktuellen st<strong>an</strong>d der<br />
neuausrichtung der <strong>Bundeswehr</strong> und die noch <strong>an</strong>stehenden<br />
Herausforderungen. „in einem wenig vorhersehbaren sicherheitspolitischen<br />
umfeld sollte es der Anspruch Deutschl<strong>an</strong>ds sein,<br />
möglichst viele geeignete politische – und darunter fallen auch<br />
militärische – H<strong>an</strong>dlungsoptionen zu haben. mit der Übernahme<br />
von sicherheits- und verteidigungspolitischer Ver<strong>an</strong>twortung in<br />
europa und in der Welt, sei die neuausrichtung zwingend gewesen,<br />
so schmidt. Weitere Themen der Diskussion, <strong>an</strong> der auch<br />
der Komm<strong>an</strong>deur KsK, Oberst Dag Baer (l.), teilnahm, betrafen<br />
die nachwuchsgewinnung und die Auswirkungen des demografischen<br />
W<strong>an</strong>dels in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
(eb)<br />
Tiflis. Der Parlamentarische<br />
Staatssekretär Thomas Kossendey<br />
(r.) ist vorverg<strong>an</strong>gene Woche<br />
mit dem georgischen Verteidigungsminister<br />
Irakli Alass<strong>an</strong>ia (l.)<br />
zusammengetroffen. In der<br />
georgischen Hauptstadt sprachen<br />
die beiden Politiker unter<br />
<strong>an</strong>derem über den künftigen<br />
militärischen Beitrag <strong>an</strong> einer<br />
möglichen Post-ISAF-Mission.<br />
Georgien hat <strong>an</strong>gekündigt, sich<br />
mit einem größeren Kontingent<br />
beteiligen zu wollen. (tsh)<br />
Controller tauschen<br />
Erfahrungen aus<br />
Bonn. Die leitenden Controller<br />
des Verteidigungsministeriums<br />
(BMVg) und der höheren Komm<strong>an</strong>dobehörden<br />
haben sich vor<br />
Kurzem zu einem ersten Erfahrungsaustausch<br />
nach Einnahme<br />
der neuen Strukturen getroffen.<br />
Bei dem zweitägigen Informationsaustausch<br />
informierten sich die<br />
Controller in mehreren Vorträgen,<br />
unter <strong>an</strong>derem durch den Abteilungsleiter<br />
Haushalt und Controlling<br />
des BMVg, Ministerialdirektor<br />
Paul J<strong>an</strong>sen, über den<br />
jeweiligen Sachst<strong>an</strong>d der Implementierung<br />
des neuen Controllings.<br />
Hierbei st<strong>an</strong>d das strategische Zielsystem<br />
im Mittelpunkt. Aufgrund<br />
der positiven Reson<strong>an</strong>z wird die<br />
Konferenz künftig jährlich<br />
durchgeführt werden. (eb)<br />
Generalinspekteur<br />
spricht mit Bürgern<br />
Beckum. Der Generalinspekteur<br />
der <strong>Bundeswehr</strong>, General<br />
Volker Wieker, hat kürzlich rund<br />
350 Zuhörern in Beckum Einblick<br />
in die Themenfelder Neuausrichtung,<br />
Einsätze der <strong>Bundeswehr</strong><br />
und aktuelle Herausforderungen<br />
gegeben. Nach dem<br />
Vortrag Wiekers nutzte das Publikum<br />
die Gelegenheit, sich aus<br />
erster H<strong>an</strong>d zu Themen wie der<br />
Nachwuchsgewinnung oder dem<br />
Einsatz von Drohnen zu informieren.<br />
Hierbei machte der Generalinspekteur<br />
deutlich, dass m<strong>an</strong>che<br />
Diskussion <strong>an</strong> den Realitäten der<br />
Truppe vorbeilaufe. So seien die<br />
meisten Drohnen Kleinfluggeräte,<br />
die allein zum taktischen<br />
Überwachen von Räumen dienen.<br />
Der Verlust solch kleiner<br />
Aufklärungsgeräte sei akzeptabel,<br />
wenn dadurch auch nur ein Todesfall<br />
oder eine Verwundung vermieden<br />
werden könnten. (eb)<br />
Bienert/IMZ
4 aktuell politik / Hintergrund 15. Juli 2013<br />
Uboot-Basis in Gefahr<br />
london. Das für September<br />
2014 <strong>an</strong>gekündigte Referendum<br />
zur schottischen Unabhängigkeit<br />
lässt die britische Marine um<br />
ihre wichtigste Basis für Atom-<br />
Uboote b<strong>an</strong>gen. Das berichtete<br />
der britische Guardi<strong>an</strong> Ende verg<strong>an</strong>gener<br />
Woche. Die Fasl<strong>an</strong>e-<br />
Marinebasis befindet sich etwa<br />
65 Kilometer westlich von Glasgow<br />
in einem schottischen Fjord<br />
und beherbergt einen großen Teil<br />
der britischen Atom-Uboot-<br />
Flotte. Viele Schotten würden<br />
wohl gerne auf die Basis verzichten.<br />
Ohne den Stützpunkt könne<br />
der Betrieb der Flotte kaum aufrechterhalten<br />
werden, hieß es aus<br />
Marine-Kreisen. Ein Rückbau des<br />
Stützpunktes und Wiederaufbau<br />
auf britischem Gebiet wären aber<br />
sehr teuer. Diskutiert wird deshalb<br />
auch, Fasl<strong>an</strong>e mit Einverständnis<br />
der Schotten als britisches Gebiet<br />
auszuweisen.<br />
(eb)<br />
Vorwurf <strong>an</strong> Rebellen<br />
new York. Russl<strong>an</strong>d hat nach<br />
eigenen Angaben Beweise für<br />
einen Chemiewaffeneinsatz durch<br />
die syrischen Rebellen. Diese<br />
hätten das Nervengas Sarin hergestellt<br />
und es im März bei einem<br />
Angriff in Aleppo eingesetzt,<br />
sagte der russische UN-Botschafter<br />
Witali Tschurkin am Dienstag<br />
voriger Woche in New York. Bei<br />
dem Angriff, für den die Rebellen<br />
die Regierung ver<strong>an</strong>twortlich<br />
machen, wurden laut Tschurkin<br />
26 Menschen getötet. Tschurkin<br />
übergab einen Bericht über den<br />
Vorfall <strong>an</strong> UN-Generalsekretär<br />
B<strong>an</strong> Ki Moon. Nach Angaben der<br />
russischen Experten weisen verschiedene<br />
technische Details <strong>an</strong><br />
sichergestellten Raketenfragmenten<br />
darauf hin, dass das Giftgas<br />
mit einer Bashair-3 Rakete aus<br />
Rebellen-Produktion verschossen<br />
worden war. (cfm/ut)<br />
Bomber vor Gericht<br />
Boston. Knapp drei Monate nach<br />
dem Anschlag auf den Boston-<br />
Marathon ist der überlebende<br />
mutmaßliche Attentäter Dschochar<br />
Zarnajew am Mittwoch verg<strong>an</strong>gener<br />
Woche vor Gericht<br />
erschienen und hat sich für nicht<br />
schuldig erklärt. Zarnajew wird<br />
unter <strong>an</strong>derem vierfacher Mord<br />
und der Gebrauch einer Massenvernichtungswaffe<br />
vorgeworfen.<br />
Bei einer Verurteilung droht ihm<br />
die Todesstrafe. Zarnajew soll<br />
gemeinsam mit seinem älteren<br />
Bruder Tamerl<strong>an</strong> am 15. April<br />
zwei Bomben im Bereich des<br />
Zieleinlaufs des Marathons gelegt<br />
haben. Bei dem Anschlag wurden<br />
drei Menschen getötet und mehr<br />
als 260 verletzt. Auf ihrer Flucht<br />
sollen die Brüder einen Polizisten<br />
erschossen haben. (hcy/gt)<br />
Die zweite Revolution<br />
Ägypten im Aufruhr – Im Jahr Zwei nach Mubarak steht das L<strong>an</strong>d am R<strong>an</strong>de des Bürgerkriegs.<br />
von Markus Tiedke<br />
kairo. Die Situation in Ägypten<br />
gerät zusehends außer Kontrolle.<br />
Blutige Krawalle sind<br />
<strong>an</strong> der Tagesordnung, die Zahl<br />
der Toten und Verletzten steigt<br />
und immer häufiger macht das<br />
Wort vom drohenden Bürgerkrieg<br />
die Runde. Seit das Militär<br />
des L<strong>an</strong>des Anf<strong>an</strong>g Juli Präsident<br />
Mohammed Mursi ab- und<br />
<strong>an</strong> einem unbek<strong>an</strong>nten Ort festsetzte,<br />
demonstrieren Anhänger<br />
der Muslimbrüder gegen diesen<br />
„illegitimen Akt“. Sie beharren<br />
auf der Wiedereinsetzung ihres<br />
gewählten Präsidenten.<br />
Unterdessen gehen Zehntausende<br />
weiter für das auf die Straße,<br />
was sie ihre „Zweite Revolution“<br />
nach dem Sturz des Mubarak-<br />
Regimes nennen. Die Opposition<br />
hatte mit tagel<strong>an</strong>gen, l<strong>an</strong>desweiten<br />
Demonstrationen letztlich<br />
den Ausschlag für das Eingreifen<br />
der Armee gegeben. Oppositionellen<br />
Kräften in Ägypten ist vor<br />
allem die neue, religiös geprägte<br />
Verfassung und die damit einher<br />
gehende Islamisierung des<br />
L<strong>an</strong>des ein Dorn im Auge. Der<br />
politische Arm der Muslimbruderschaft,<br />
die islamistische Partei<br />
für Freiheit und Gerechtigkeit<br />
und die salafistische Nur-<br />
Partei hatten diese Verfassung<br />
im verg<strong>an</strong>genen Jahr durchgesetzt.<br />
Aber auch die siechende<br />
Wirtschaft und die Diskriminierung<br />
der christlichen Minderheit<br />
haben die Unzufriedenheit mit<br />
Mursi gesteigert.<br />
Überg<strong>an</strong>gspräsident Adli<br />
M<strong>an</strong>sur kündigte am Dienstag<br />
voriger Woche eine Überarbeitung<br />
der Verfassung und baldige<br />
Wut der Straße: Mursi-Sympathis<strong>an</strong>ten bei einer demonstration.<br />
Neuwahlen <strong>an</strong>. Die modifizierte<br />
Verfassung soll den Ägyptern<br />
binnen weniger Monate zur<br />
Abstimmung vorgelegt werden.<br />
Die von der Macht verjagten Muslimbrüder<br />
haben dieses Konzept<br />
ebenso abgelehnt, wie eine Mitarbeit<br />
in der Überg<strong>an</strong>gsregierung.<br />
Die Bruderschaft setzt offenbar<br />
auf Konfrontation. L<strong>an</strong>desweit<br />
werden Anhänger mobilisiert,<br />
die häufig aus den Elendsvierteln<br />
<strong>an</strong> der urb<strong>an</strong>en Peripherie oder<br />
aus dem ländlichen Raum stammen.<br />
Diesen Menschen hatte die<br />
Muslimbruderschaft über Jahrzehnte<br />
Unterstützung im Alltag<br />
gewährt, das d<strong>an</strong>ken sie ihr heute<br />
mit Loyalität und rücksichtsloser<br />
Entschlossenheit. So führen<br />
etliche Mursi-Unterstützer bei<br />
ihren Protestaufzügen demonstrativ<br />
Leichentücher mit sich.<br />
Die gegenwärtige Lage verleitet<br />
dazu, den Konflikt allein<br />
zwischen islamistischen Mursi-<br />
Unterstützern und laizistisch denkenden,<br />
prowestlichen Städtern<br />
zu verorten. Doch das wäre zu<br />
einfach. Tatsächlich haben beide<br />
Lager vor zwei Jahren gemeinsam<br />
das Regime Mubaraks gestürzt.<br />
Und auch die Rolle des Militärs<br />
darf nicht eindimensional<br />
betrachtet werden. L<strong>an</strong>gzeitherrscher<br />
Mubarak war selbst Offizier<br />
und stützte seine Herrschaft auf<br />
die Streitkräfte. Und diese sind<br />
auch heute auf vielfältige Weise<br />
in der Wirtschaft des L<strong>an</strong>des<br />
aktiv – nicht zuletzt im ökonomisch<br />
wichtigen Tourismus. Diese<br />
Pfründe will die Militärführung<br />
nicht preisgeben.<br />
Mubarak stürzte 2011 vor<br />
allem, weil seine Armee ihn<br />
schließlich als Belastung empf<strong>an</strong>d<br />
und sich weigerte, gegen<br />
die Demonstr<strong>an</strong>ten vorzugehen.<br />
Mursi und den Muslimbrüdern<br />
wurde jetzt vorgeworfen, Ägypten<br />
politisch und ökonomisch zu<br />
dpa/pa<br />
ruinieren. Auch das rief wieder<br />
das Militär auf den Pl<strong>an</strong>. Staatsrechtlich<br />
betrachtet war die Entmachtung<br />
Mursis ein lupenreiner<br />
Putsch. Wenn diese Bezeichnung<br />
international dennoch vermieden<br />
wird, hat das unter <strong>an</strong>derem damit<br />
zu tun, dass der Staatsstreich von<br />
einem Großteil der Bevölkerung<br />
herbeigesehnt wurde.<br />
Die Armeeführung hat erklärtermaßen<br />
kein gesteigertes<br />
Interesse dar<strong>an</strong>, dauerhaft die<br />
Staatsgewalt zu übernehmen.<br />
Die Ankündigung von Neuwahlen<br />
ist also folgerichtig und<br />
begrüßenswert. Doch wie werden<br />
die Generäle reagieren, wenn<br />
sich die einflussreichen Islamisten<br />
weigern, <strong>an</strong> den Wahlen teilzunehmen<br />
und ihre Anhänger zum<br />
Boykott aufrufen? Was geschieht,<br />
wenn die Gewalt zwischen den<br />
verfeindeten politischen Lagern<br />
weiter eskaliert und sich wirklich<br />
zum Bürgerkrieg ausweitet? D<strong>an</strong>n<br />
könnte das Militär in die prekäre<br />
Lage geraten, die vollziehende<br />
Macht behalten zu müssen, um<br />
ein Abgleiten ins innerstaatliche<br />
Chaos zu verhindern.<br />
Die ägyptische Armee mag<br />
modern ausgestattet sein, doch<br />
für die Kontrolle großer Städte<br />
oder die Aufst<strong>an</strong>dsbekämpfung ist<br />
sie nicht gerüstet. Hinzu kommt,<br />
dass die Streitkräfte personell<br />
von Wehrpflichtigen getragen<br />
werden. Die aber stehen nicht<br />
außerhalb der Gesellschaft, sie<br />
repräsentieren ihren – auch welt<strong>an</strong>schaulichen<br />
– Querschnitt. Das<br />
weiß auch die ägyptische Generalität<br />
und besteht deshalb auf<br />
einer politischen Lösung unter<br />
Einbeziehung aller politischen<br />
Bewegungen.<br />
Kosovo-Serben wollen Selbständigkeit<br />
Sezessions-Bestrebungen der serbischen Minderheit gefährden Normalisierungsabkommen.<br />
pristina/Belgrad. Die serbische<br />
Minderheit im Kosovo hat sich<br />
Ende vorverg<strong>an</strong>gener Woche für<br />
selbständig erklärt und damit das<br />
von der EU vermittelte Normalisierungsabkommen<br />
zwischen Belgrad<br />
und Pristina infrage gestellt.<br />
Die Abgeordneten aus den vier<br />
serbischen Gemeinden im Norden<br />
des L<strong>an</strong>des hatten in Zvec<strong>an</strong><br />
ein separates Parlament gegründet.<br />
Zum Parlamentspräsidenten<br />
wählten sie den Ratspräsidenten<br />
der Gemeinde Leposavic, Slavko<br />
Stev<strong>an</strong>ovic. „Unsere Hauptstadt<br />
ist Belgrad und unsere Republik<br />
Serbien“, begründeten mehrere<br />
Redner den Schritt der Minderheit:<br />
„Wir wollen keinen <strong>an</strong>deren<br />
Staat und keine <strong>an</strong>dere Staats<strong>an</strong>gehörigkeit<br />
als die serbische.“<br />
protest in pristina: Serben provozieren die kosovarische polizei.<br />
Die Kosovo-Serben verweigern<br />
ihre Integration in<br />
das fast nur noch von Alb<strong>an</strong>ern<br />
bewohnte Kosovo, wie es<br />
das von der EU durchgesetzte<br />
Abkommen zwischen Serbien<br />
und dem Kosovo vorsieht. Sie<br />
wollen auch die für den 3. November<br />
vorgesehene Kommunalwahl<br />
boykottieren, die ein<br />
Kernstück des Normalisierungsvertrages<br />
ist.<br />
dpa/pa<br />
Das Kosovo ist seit Jahrhunderten<br />
mit verschiedenen serbischen<br />
Staatsgebieten verbunden<br />
gewesen. Seit 1912 gehörte es zu<br />
großen Teilen zu Serbien, später<br />
– mit kriegsbedingten Unterbrechungen<br />
– zu Jugoslawien. In<br />
Folge des Kosovokrieges 1999<br />
erl<strong>an</strong>gte das Kosovo eine quasi<br />
eigenständige Verwaltung, 2008<br />
erklärte es sich für unabhängig.<br />
Wenige Tage nach der sezessionistischen<br />
Ankündigung kam<br />
es <strong>an</strong> der Grenze zu Serbien zu<br />
einem Schusswechsel mit serbischen<br />
Polizisten, bei dem sechs<br />
Kosovoalb<strong>an</strong>er verletzt wurden.<br />
Ein politischer Hintergrund liegt<br />
wohl nicht vor. Die Männer waren<br />
beim illegalen Holzeinschlag<br />
überrascht worden. (ey/mat)
15. Juli 2013 einsatz aktuell 5<br />
Eine Ch<strong>an</strong>ce auf Frieden<br />
EU-Ausbildungsmission für Somalia zeigt erste Ergebnisse – Soldaten im Einsatz bewährt.<br />
Links-zwo-Drei-Vier: eine Gruppe somalischer soldaten der eU-ausbildungsmission beim Formaldienst im Camp Bih<strong>an</strong>ga.<br />
Lehamnn/bundeswehr<br />
Task Force übergeben<br />
Kunduz. „Sehr ungern“ hat<br />
Oberst Thomas Schmidt (r.) kürzlich<br />
„zum letzten Mal“ die von<br />
ihm befehligte Partnering <strong>an</strong>d<br />
Advisory Task Force (PATF)<br />
Kunduz <strong>an</strong> den Komm<strong>an</strong>deur<br />
des Regionalkomm<strong>an</strong>dos Nord,<br />
Generalmajor Jörg Vollmer (M.)<br />
gemeldet. Für Schmidt hieß es<br />
Abschied nehmen, von seinen<br />
Soldaten aber auch von Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>.<br />
Denn er übergab das<br />
Komm<strong>an</strong>do <strong>an</strong> seinen Nachfolger<br />
Oberst Jochen Schneider (l.),<br />
stellvertretender Komm<strong>an</strong>deur<br />
der P<strong>an</strong>zerbrigade 12. Die PATF<br />
Kunduz berät und unterstützt die<br />
2. ANA-Brigade des 209. Korps.<br />
„Fallschirmjäger und P<strong>an</strong>zergrenadiere<br />
haben zusammen Tag für<br />
Tag ihre Frau und ihren M<strong>an</strong>n<br />
gest<strong>an</strong>den. Sie waren dabei<br />
immer zum Äußersten bereit –<br />
zum Kampf“, so Schmidt.<br />
von Robert Lehm<strong>an</strong>n<br />
Bih<strong>an</strong>ga. Warlords, Milizen und<br />
die islamistische milit<strong>an</strong>te Bewegung<br />
al-Shabaad hatten in der<br />
Verg<strong>an</strong>genheit das weitgehend<br />
zerstörte Somalia unter sich aufgeteilt.<br />
Doch nun keimt Hoffnung<br />
im vom Krieg gezeichneten<br />
L<strong>an</strong>d am Horn von Afrika auf.<br />
Die durch die Europäische Trainingsmission<br />
in Ug<strong>an</strong>da (EUTM<br />
Somalia) ausgebildeten somalischen<br />
Soldaten haben sich im<br />
Einsatz bewährt und tragen zur<br />
Verbesserung der Lage vor Ort<br />
bei. Wurden in der Verg<strong>an</strong>genheit<br />
vor allem militärische Grundfertigkeiten<br />
vermittelt, werden die<br />
somalischen Soldaten derzeit in<br />
Zivil-Militärischer Zusammenarbeit,<br />
im Militärpolizeiwesen und<br />
Nachgefragt<br />
Warr<strong>an</strong>t Officer 1st Class Sh<strong>an</strong>kar<br />
Mukthar Mo‘ alim (Foto) aus Mogadischu<br />
ist bereits zum zweiten Mal in<br />
Ug<strong>an</strong>da und wird zum Komp<strong>an</strong>ieführer<br />
ausgebildet. Mit www.bundeswehr.de<br />
sprach der 33-Jährige über sein bisheriges<br />
Leben.<br />
zu militärischen Vorgesetzten<br />
ausgebildet. Aufgeteilt in drei<br />
Gruppen erhalten vor allem<br />
Offiziere und Unteroffiziere eine<br />
entsprechende Ausbildung. Die<br />
Frauen und Männer gehören zum<br />
125 Soldaten zählenden Kontingent<br />
der Somali Armed Forces<br />
(SAF), die von rund 40 Ausbildern<br />
und Unterstützungspersonal,<br />
davon derzeit elf <strong>Bundeswehr</strong>soldaten,<br />
ausgebildet werden.<br />
Auf der Orts- und Häuserkampf<strong>an</strong>lage<br />
gibt ein portugiesischer<br />
Unteroffizier dem<br />
als Komp<strong>an</strong>iechef eingesetzten<br />
somalischen Soldaten klare Komm<strong>an</strong>dos.<br />
Dabei geht es auch schon<br />
mal lautstark und etwas ruppiger<br />
zu. Die somalische Gruppe<br />
stürmt das Gebäude, sichert dabei<br />
jeden Raum. „Dik, dik“, was auf<br />
Was haben Sie vor der Ausbildung in<br />
Ug<strong>an</strong>da gemacht?<br />
Seit meiner Geburt habe ich in Mogadischu gelebt. Um zu überleben,<br />
habe ich hin und wieder als Maler gearbeitet. Aber es war<br />
immer mein Traum, im Militär zu dienen.<br />
Wie beschreiben Sie Somalia?<br />
Somalia ist ein gescheiterter Staat. Viel zu l<strong>an</strong>ge haben wir<br />
zugesehen, wie unser L<strong>an</strong>d von den Milizen und der al-Shabaab<br />
zu Grunde gerichtet wurde. Doch inzwischen haben wir Hoffnung<br />
auf Stabilität.<br />
Was erwarten Sie von der Ausbildung hier in Ug<strong>an</strong>da?<br />
Ich möchte mein Wissen vertiefen. Das Training, das ich hier<br />
erhalte, wird mir in Somalia helfen, meine Männer zu führen.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />
Ich wünsche mir, dass die Menschen nach Somalia zurückkehren,<br />
um das L<strong>an</strong>d weiter aufzubauen.<br />
(rl)<br />
Lehamnn/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Suaheli „schnell, schnell“ bedeutet,<br />
ruft der Komp<strong>an</strong>iechef seiner<br />
in das Gebäude stürmenden<br />
Truppe zu. Dabei vernachlässigt<br />
er die Sicherung der ihm <strong>an</strong>vertrauten<br />
Soldaten, die noch vor<br />
dem Gebäude sind. Der Ausbilder<br />
unterbricht die Übung. Nachdem<br />
sich alle gesammelt haben, tritt<br />
der portugiesische Ausbilder vor<br />
die Gruppe und erklärt den Soldaten,<br />
was ihm aufgefallen ist. Die<br />
somalischen Soldaten lauschen<br />
interessiert. Sie haben Respekt<br />
vor dem großgewachsenen Ausbilder<br />
aus dem Süden Europas.<br />
Immerhin werden sie schon bald<br />
die hier gelernten Fähigkeiten<br />
in Somalia <strong>an</strong>wenden müssen.<br />
Und das ist d<strong>an</strong>n schließlich keine<br />
Übung mehr. Also alles wieder<br />
von vorn. Leutn<strong>an</strong>t Abdul aus<br />
Mogadischu nimmt es mit einem<br />
Lächeln hin. „Im Militär lernt<br />
m<strong>an</strong> halt ein Leben l<strong>an</strong>g.“<br />
Einen gänzlich <strong>an</strong>deren Ansatz<br />
verfolgt die Gruppe bei der Zivil-<br />
Militärischen Zusammenarbeit.<br />
In einem spart<strong>an</strong>isch eingerichteten<br />
Raum unterrichtet Hauptm<strong>an</strong>n<br />
Wolfg<strong>an</strong>g Z. die zweite<br />
Gruppe. Die somalischen Soldaten<br />
grübeln über einer von Z.<br />
vorgegebenen Lage. Wer sind<br />
die lokalen Entscheidungsträger?<br />
Welche Ethnien leben im Einsatzgebiet?<br />
Welche Org<strong>an</strong>isationen<br />
arbeiten hier? Wie ist es<br />
um Infrastruktur, Bildung und<br />
Gesundheit der Bevölkerung<br />
bestellt? Wo lauern vielleicht<br />
latente Konflikte? „Im Einsatz<br />
hat CIMIC eine enorme Bedeutung<br />
als Schnittstelle zwischen<br />
Militär und Bevölkerung“, betont<br />
Z. Dieser Umst<strong>an</strong>d ist auch der<br />
somalischen Regierung bewusst.<br />
Und so sollen die hier ausgebildeten<br />
Soldaten nach der Rückkehr<br />
den Kern eines CIMIC-Bataillons<br />
bilden.<br />
Eine weitere Gruppe somalischer<br />
Soldaten in Ug<strong>an</strong>da soll<br />
nach ihrer Rückkehr die Militärpolizei<br />
aufbauen. Sie sind<br />
gerade dabei, einen Checkpoint<br />
zur Personen- und Verkehrskontrolle<br />
aufzubauen. Schon weit vor<br />
dem Kontrollpunkt werden die<br />
Fahrzeuge aufgefordert zu stoppen<br />
und die Insassen <strong>an</strong>gewiesen,<br />
l<strong>an</strong>gsam auszusteigen. Mit dem<br />
Megafon ruft der Militärpolizist<br />
den Insassen zu, die Taschen zu<br />
leeren. Anschließend sollen sie<br />
ihr T-Shirt lüften und sich umdrehen,<br />
damit er erkennen k<strong>an</strong>n ob<br />
sie eventuell eine Bombe am<br />
Körper tragen. Nun nähern sich<br />
zwei Soldaten. Während einer<br />
von ihnen die Insassen genauer<br />
untersucht, behält der zweite sie<br />
mit finsterer Miene und Waffe<br />
im Anschlag im Blick.<br />
Nachdem auch das Fahrzeug<br />
überprüft wurde, beendet Major<br />
Nicoletta die Übung. Der italienische<br />
Carabinieri ist zufrieden<br />
mit dem, was er gesehen<br />
hat. „Ich war schon im Irak<br />
und Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> und habe dort<br />
Militärpolizisten ausgebildet.<br />
Aber die Frauen und Männer<br />
aus Somalia, die hier ihr Training<br />
erhalten, sind mit Abst<strong>an</strong>d<br />
viel motivierter.“<br />
Begonnen hatte EUTM Somalia<br />
als ein so gen<strong>an</strong>ntes Quick<br />
Fixed Project. Mit dem wenigen<br />
europäischen Personal und<br />
Material wurden trotzdem oder<br />
gerade deshalb in kürzester Zeit<br />
über 25 Prozent der SAF (Somalia<br />
Armed Forces) ausgebildet.<br />
Und die haben großen Einfluss<br />
auf die Geschehnisse am Horn<br />
von Afrika. Auch der irische<br />
Brigadegeneral Gerald Aherne<br />
stimmt dem zu. „Der Trend zeigt<br />
aufwärts. Wir haben einen Stein<br />
ins Wasser geworfen, nun breiten<br />
sich die Wellen aus“, so der derzeitige<br />
Missionskomm<strong>an</strong>deur.<br />
„Zwei Generationen von Somaliern<br />
kennen nichts <strong>an</strong>deres als<br />
Krieg. Jetzt besteht erstmals eine<br />
einzigartige Ch<strong>an</strong>ce auf Frieden<br />
in Somalia“, so Aherne.<br />
M<strong>an</strong>cher Soldat scheine hin<br />
und wieder zu zweifeln, ob der<br />
Einsatz die Opfer wert gewesen<br />
sei. „Führen Sie sich bitte vor<br />
Augen, was Sie beim Wiederkommen<br />
vorgefunden haben<br />
und wie sich die Sicherheitslage<br />
im Vergleich zu damals<br />
verbessert hat“, entgegnete er.<br />
Denn viele der <strong>an</strong>getretenen<br />
Soldaten waren bereits 2010 in<br />
Kunduz im Einsatz. Schmidt ist<br />
künftig in Deutschl<strong>an</strong>d wieder<br />
als Stellvertretender Komm<strong>an</strong>deur<br />
der Luftl<strong>an</strong>debrigade 26 in<br />
Saarlouis eingesetzt. (kdz)<br />
Für den Einsatz...<br />
• wurde die Software „FNT<br />
Comm<strong>an</strong>d“ beschafft. Das<br />
Produkt unterstützt durch eine<br />
systemübergreifende Dokumentation<br />
das Bearbeiten<br />
von Anfragen und Störungen.<br />
Neben der bestehenden Systemüberwachung<br />
ist hiermit<br />
eine Übersicht der Informationstechnik<br />
für das „Regional<br />
Afgh<strong>an</strong> Misson Network<br />
Operation Center“ (RAMNOC)<br />
verfügbar.<br />
(eb)<br />
FNT<br />
Walter/Bundeswewhr
6 aktuell bundeswehr aktuell 7<br />
Mit voller Kraft den Titeln entgegen<br />
Nach zwei olympischen Medaillen in London verg<strong>an</strong>genes Jahr will sich Stabsunteroffizier (FA) Tina Dietze dieses Jahr auch den Weltmeistertitel holen – aktuell hat die erfolgreiche Rennk<strong>an</strong>utin einen Tag im Trainigslager in Kienbaum begleitet.<br />
von Martin Gärtner (Text) &<br />
Gerrit Burow (Fotos)<br />
Kienbaum. Aufgereiht in Reih<br />
und Glied stehen sie auf dem Steg<br />
und leuchten in den Farben, pink,<br />
lila oder blau – die Farben der<br />
Badeschuhe deuten schon <strong>an</strong>,<br />
dass hier die K<strong>an</strong>utinnen trainieren.<br />
Auf dem Wasser ist <strong>an</strong> diesem<br />
Dienstagmorgen eine Menge los.<br />
Rund 20 K<strong>an</strong>uten fahren ihre Trainingseinheiten<br />
auf dem Liebenberger<br />
See am Sportleistungszentrum<br />
Kienbaum rund 60 Kilometer östlich<br />
von Berlin. Unter ihnen ist<br />
auch Stabsunteroffizier (FA) Tina<br />
Dietze. Die 25-Jährige steigt leicht<br />
geschafft und nahezu pitschnass<br />
aus dem Wasser. Sie ist eines der<br />
jungen Talente im K<strong>an</strong>usport und<br />
k<strong>an</strong>n schon jetzt große Erfolge<br />
Die Boote<br />
Die Renn-K<strong>an</strong>us bestehen<br />
aus ultraleichtem Verbundstoff.<br />
Die Einer-Kajaks dürfen<br />
dabei nicht weniger als<br />
zwölf Kilogramm wiegen.<br />
Bei den Zweiern sind es 18 und<br />
bei den Vierern 30 Kilogramm.<br />
„Angeliefert werden die Einer<br />
mit einem Gewicht von rund<br />
zehn Kilogramm“, erklärt<br />
Dietze. Das restliche Gewicht<br />
würden die Athleten selber<br />
mit kleinen Gewichten <strong>an</strong>bringen,<br />
um das K<strong>an</strong>u perfekt auf<br />
sie abzustimmen. So können<br />
kleine Schieflagen oder individuelle<br />
Einstellungen ausgeglichen<br />
werden. Auch die Länge<br />
der Boote ist vorgeschrieben:<br />
Während der Einer maximal<br />
5,20 Meter l<strong>an</strong>g sein darf sind<br />
es beim Zweier 6,50 und beim<br />
Vierer elf Meter. (mag)<br />
vorweisen. Zu ihren größten<br />
gehören zweifelsohne die Olympia-<br />
Goldmedaille im Kajak-Zweier<br />
über 500 Meter zusammen mit<br />
Fr<strong>an</strong>ziska Weber und das Olympia-Silber<br />
mit dem Kajak-Vierer.<br />
Steile Karriere<br />
Der Weg zum K<strong>an</strong>usport wurde<br />
der Olympia-Siegerin quasi in<br />
die Wiege gelegt, denn sowohl<br />
ihre Cousine, als auch ihre acht<br />
Jahre ältere Schwester waren<br />
Renn-K<strong>an</strong>uten. Zeitweise war die<br />
gesamte Familie Dietze mit bei<br />
den Wettkämpfen und so wurde<br />
die damals Fünfjährige einfach<br />
mal mit ins K<strong>an</strong>u gesetzt. „Meine<br />
Cousine war auch später meine<br />
Trainerin“, erzählt Dietze und<br />
fügt schmunzelnd hinzu: „Sie<br />
meinte mal, ich hätte zuerst das<br />
Paddeln und d<strong>an</strong>n erst das Laufen<br />
gelernt.“ Ihren ersten Mitgliedsausweis<br />
im Verein bekam Dietze<br />
mit fünf, mit sieben Jahren fuhr<br />
sie d<strong>an</strong>n aktiv bei der Sportgemeinschaft<br />
Leipziger Verkehrsbetriebe.<br />
Mit Ende der vierten<br />
Klasse wechselte die K<strong>an</strong>utin<br />
d<strong>an</strong>n auf ein Sportgymnasium<br />
und konnte sich auch innerhalb<br />
des Schulsportes auf das K<strong>an</strong>ufahren<br />
konzentrieren. „Viermal<br />
die Woche habe ich d<strong>an</strong>n intensiv<br />
trainiert“, betont die Sportsoldatin.<br />
Probleme mit der Schule<br />
hätte sie aber nie gehabt.<br />
Kurz vor dem Ende des Abiturs<br />
kam d<strong>an</strong>n allerdings derber<br />
Rückschlag: „Als ich eines Morgens<br />
aufwachte, habe ich verschwommen<br />
gesehen und hatte<br />
Schwindelgefühle“, erklärt<br />
Dietze. Als sie später in die Notaufnahme<br />
gefahren wurde, stellten<br />
die Ärzte die erschreckende<br />
Diagnose: Schlag<strong>an</strong>fall. Ausgelöst<br />
durch ein kleines Loch im<br />
Herzen. Doch statt sich in Selbstmitleid<br />
zu baden, entschied sich<br />
die damals 17-Jährige für eine<br />
rasche Herz-OP und konnte schon<br />
drei Monate später wieder l<strong>an</strong>gsam<br />
mit dem Sport beginnen. „Ich<br />
hatte super viel Glück gehabt“,<br />
sagt sie gelassen.<br />
Nach ihrer ersten K<strong>an</strong>u-Einheit<br />
– meistens im Bereich Grundlagenausdauer<br />
– trainieren die<br />
K<strong>an</strong>uten im Kraftraum. „Heute<br />
steht Rücken und Bauch auf dem<br />
Programm“, erklärt Dietze. Die<br />
vier Athletinnen – Dietze, ihre<br />
Kajak-Doppelpartnerin Weber,<br />
Unteroffizier (FA) Verena H<strong>an</strong>tl<br />
und das K<strong>an</strong>u-Urgestein Hauptfeldwebel<br />
Katrin Wagner-Augustin<br />
– trainieren dabei H<strong>an</strong>d in<br />
H<strong>an</strong>d und unterstützen sich<br />
gegenseitig. Die Stimmung ist<br />
betont gelassen. „Beim Krafttraining<br />
kommt es darauf <strong>an</strong>,<br />
die wichtigsten Muskelgruppen<br />
zu stärken, d<strong>an</strong>ach aber keinen<br />
Muskelkater zu bekommen“ weiß<br />
Wagner-Augustin. Und so ist<br />
auch das ein oder <strong>an</strong>dere Späßchen<br />
mit den Kugelstoßern der<br />
Sportfördergruppe, die neben<strong>an</strong><br />
trainieren, mit drin.<br />
Vielseitiges Training<br />
Dass sie später einmal mit<br />
Wagner-Augustin trainieren<br />
würde, hätte sich Dietze früher<br />
nicht erträumt. „Die Erfolge von<br />
Katrin oder Ronald Rauhe haben<br />
mich schon beeindruckt. Die<br />
wollte ich natürlich auch gern<br />
einfahren.“ Als sie 2009 in die<br />
Nationalm<strong>an</strong>nschaft kam, sei<br />
sie superfreundlich aufgenommen<br />
worden. Niem<strong>an</strong>d hier hätte<br />
Starallüren. Nachdem die gebürtige<br />
Leipzigerin ihr Abitur in der<br />
Tasche hatte, bewarb sie sich als<br />
Sportsoldatin und wurde prompt<br />
„Train as you fight“: um im wettkampf volle Leistung zu bringen, trainiert die Olympia-siegerin von London 2012 dreimal am Tag. dabei spielt Kraftsport, Ausdauer und Technik eine rolle.<br />
genommen. Ihre Grundausbildung<br />
hatte die sympathische<br />
K<strong>an</strong>utin in Nienburg. „Vor allem<br />
der Zusammenhalt unterein<strong>an</strong>der<br />
hat mich sehr beeindruckt“,<br />
gesteht sie.<br />
Nach dem Mittagessen steht<br />
für die Sportler erstmal Entsp<strong>an</strong>nung<br />
auf dem Pl<strong>an</strong>. Viele Athleten<br />
würden diese Zeit auch zum<br />
Mittagschlaf nutzen, weiß Dietze<br />
– wer viel trainiert, braucht eben<br />
auch viel Ruhe. Genauso wie der<br />
Tag der Athleten exakt durchstrukturiert<br />
ist, orientiert sich<br />
auch das Training <strong>an</strong> der Jahreszeit.<br />
„Im Herbst beginnt das Ausdauertraining“,<br />
erklärt die Olympia-Siegerin<br />
von London. Neben<br />
Joggen und Schwimmen stünden<br />
d<strong>an</strong>n vor allem l<strong>an</strong>ge Paddeleinheiten<br />
auf dem Pl<strong>an</strong>. Im Winter<br />
weichen die K<strong>an</strong>uten d<strong>an</strong>n<br />
auf Alternativsportarten wie<br />
Ski-L<strong>an</strong>glauf aus, bevor Mitte<br />
Februar die ersten Trainingslager<br />
in Florida und später d<strong>an</strong>n im<br />
Mittelmeerraum <strong>an</strong>stehen. Die<br />
beeindruckendste Strecke liegt<br />
für Dietze in Melbourne/Florida.<br />
„Dort paddelt m<strong>an</strong> in einer<br />
Bucht zusammen mit Delfinen“,<br />
schwärmt sie und fügt mit strahlenden<br />
Augen hinzu: „Das ist wie<br />
eine Therapie“. Ab April beginnt<br />
das Training für die Wettkämpfe.<br />
D<strong>an</strong>n werde vor allem Wert auf<br />
Schnellkraft gelegt.<br />
„Zusätzlich zum Training führen<br />
wir regelmäßig Leistungs-diagnostiken<br />
und Laktattests durch“,<br />
weiß Kay Vesely. Der 37-Jährige<br />
ist Dietzes Heimtrainer und gleichzeitig<br />
als Bundestrainer für die<br />
C<strong>an</strong>adier-Fahrer tätig. Früher ist<br />
er selber C<strong>an</strong>adier gefahren. Das<br />
Training richte sich aber auch<br />
etwas auf den jeweiligen Sportler<br />
aus, weiß er. „Jeder hat schließlich<br />
individuelle Stärken – Tina<br />
ist zum Beispiel ein Wettkampftyp“.<br />
Neben Vesely wird Dietze<br />
vom Bundestrainer der Kajak-<br />
Frauen Jochen Zühlke und dem<br />
Chefbundestrainer Reiner Kießler<br />
betreut. Besonders freue es sie<br />
aber, dass Vesely dabei ist, sagt<br />
die Sportsoldatin. „Kay kennt<br />
mich schon l<strong>an</strong>ge und k<strong>an</strong>n mir<br />
noch hier und da Tipps oder Ratschläge<br />
geben“. Der Trainer wird<br />
so zum Mentor, Freund und persönlicher<br />
Berater.<br />
Gegen 15 Uhr – mittlerweile<br />
bricht auch ab und zu die<br />
Sonne durch die Wolkendecke<br />
– ruft Bundestrainer Zühlke<br />
seine „Mädels“ zusammen. Er<br />
bespricht das Training. Auf dem<br />
Pl<strong>an</strong> stehen kurze Sprints. Dietze<br />
wird im Kajak-Zweier mit Weber<br />
fahren. Die 24-jährige Potsdamerin<br />
sitzt vorn im Boot. „Ich gebe<br />
zwar die Schlagfrequenz vor, aber<br />
Tina k<strong>an</strong>n von hinten kurze Komm<strong>an</strong>dos<br />
geben“, betont Weber.<br />
So können Schlagfrequenz und<br />
Geschwindigkeit auch im Rennen<br />
<strong>an</strong>gepasst werden. Doch die<br />
beiden verstehen sich nicht nur<br />
im Boot. „Wir sind gute Freunde<br />
und reden über fast alles mitein<strong>an</strong>der“,<br />
fügt sie hinzu. Und dass<br />
die beiden super harmonieren,<br />
zeigten sie verg<strong>an</strong>genes Jahr, als<br />
sie in London über 500 Meter<br />
die Goldmedaille holten. „Der<br />
Pressetrouble in der Zeit war echt<br />
enorm“, weiß Dietze. „Wir sind<br />
nach Olympia von einem Termin<br />
zum nächsten gefahren.“<br />
Ausgleich vom Sport<br />
Der Tag der K<strong>an</strong>uten endet<br />
recht früh. „Gerade wenn wir im<br />
Trainingslager sind, versuchen<br />
wir früh ins Bett zu gehen“,<br />
erklärt Dietze. Und so sitzen<br />
die Athleten beim Spieleabend<br />
zusammen, gehen zusammen<br />
ins Kino und reden über „Gott<br />
und die Welt“. Nur auf ausgeschweifte<br />
Partys und viel Alkohol<br />
verzichten sie. Da die K<strong>an</strong>uten<br />
viel Zeit zusammen verbringen,<br />
freut sich Dietze auch, wenn sie<br />
mal wieder zu Hause in Leipzig<br />
ist. „Meine Familie und mein<br />
Lebensgefährte sind mein Ausgleich<br />
zum Sport“, erklärt sie.<br />
Gerade mit ihrem Freund versucht<br />
sie das sonst fast omnipräsente<br />
Thema Sport zu vermeiden, um<br />
„auch mal abzuschalten“. Dies ist<br />
auch nötig, denn schon bald geht<br />
es wieder zum nächsten Wettkampf.<br />
Der diesjährige Saisonhöhepunkt<br />
der K<strong>an</strong>uten wird<br />
die Heim-WM in Duisburg im<br />
August sein – auf dass sie viele<br />
Medaillen erfahren.<br />
Sportfördergruppe<br />
Die Sportfördergruppe Fr<strong>an</strong>kfurt/Oder<br />
unterstützt mit<br />
ihrem siebenköpfigen Team<br />
derzeit 57 Sportsoldaten. Ziel<br />
der Sportfördergruppe ist es,<br />
den Spitzensportlern in einem<br />
sozial abgesicherten Umfeld<br />
ausreichend Zeit zu geben, sich<br />
uneingeschränkt dem Training<br />
zu widmen und sich somit<br />
optimal auf Wettkämpfe vorbereiten<br />
zu können. Die Sportler<br />
trainieren aber nicht alle in<br />
der Stadt <strong>an</strong> der polnischen<br />
Grenze, sondern sind über das<br />
gesamte Bundesl<strong>an</strong>d Br<strong>an</strong>denburg<br />
verteilt (aktuell 27/12).<br />
Die Athleten zeigen ihre sportlichen<br />
Höchstleistungen in den<br />
Sportarten Leichtathletik,<br />
Radsport, Schießen, Rudern,<br />
Boxen und dem K<strong>an</strong>urennsport.<br />
(mag)<br />
rundum fit: Im Kraftraum stärken die K<strong>an</strong>uten alle Muskelgruppen. selbst ist die Frau: Auch eine Olympia-siegerin muss ihr Paddelboot noch selber tragen. Alle herhören: bundestrainer Jochen Zühlke (r.) weist seine „Mädels“ in das Training ein. Vollgas: Kajak-routinier Katrin wagner-Augustin in ihrem element.
8 aktuell bundeswehr 15. Juli 2013<br />
Taktisches Fliegen<br />
Gesenhoff/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Multinational ausbilden<br />
Das Heeresfliegerausbildungszentrum „Tiger“ in Le Luc feiert sein zehnjähriges Bestehen.<br />
eindhoven/Zaragossa. Das<br />
Europe<strong>an</strong> Air Tr<strong>an</strong>sport Training<br />
(EATT) hat kürzlich wieder<br />
in Sp<strong>an</strong>ien stattgefunden – insgesamt<br />
acht Nationen mit verschiedenen<br />
Flugzeugtypen waren<br />
auf dem Flugplatz Zaragossa<br />
vor Ort. Bei der vom Europäischen<br />
Lufttr<strong>an</strong>sportkomm<strong>an</strong>do<br />
(EATC) in Eindhoven durchgeführten<br />
Übung trainierten die<br />
Tr<strong>an</strong>sportflugzeugbesatzungen<br />
den taktischen Flug unter realistischen<br />
Einsatzbedingungen.<br />
Das aufwendige Übungsszenario<br />
beinhaltete aber auch das Absetzen<br />
von Fallschirmjägern und von<br />
Lasten. Neben den Tr<strong>an</strong>sportflugzeugen<br />
wie beispielsweise<br />
der C-160 „Tr<strong>an</strong>sall“ der Luftwaffe,<br />
waren auch Frühwarn-,<br />
T<strong>an</strong>k- und Kampfflugzeuge eingebunden.<br />
(eb)<br />
Jubiläumswettkampf<br />
Mönchengladbach. Bereits<br />
zum 30. Mal hat vor Kurzem<br />
der Internationale Mönchengladbacher<br />
Militärwettkampf<br />
(IMM) stattgefunden. An dem<br />
Wettkampf des L<strong>an</strong>deskomm<strong>an</strong>dos<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
und der Kreisgruppe Niederrhein<br />
des Reservistenverb<strong>an</strong>des<br />
nahmen bei der Jubiläumsauflage<br />
41 M<strong>an</strong>nschaften aus neun<br />
Nationen teil. Das Ziel, Brücken<br />
bauen über Grenzen, sei wieder<br />
einmal erreicht worden, bil<strong>an</strong>zierte<br />
Oberstleutn<strong>an</strong>t der Reserve<br />
Markus Guhl vom Org<strong>an</strong>isationsstab.<br />
Von Erste-Hilfe-Tests über<br />
Orientierungsläufe bis zur Schwindel<br />
erregenden Hindernisbahn<br />
reichte die Aufgabenpalette für<br />
die Teilnehmer. Das Siegerteam,<br />
eine Gruppe aktiver Soldaten<br />
aus Bayern, führte Hauptm<strong>an</strong>n<br />
Carolin Werth – sie war bereits<br />
zum zweite Mal erfolgreich. (eb)<br />
Hilfe für Flutopfer<br />
berchtesgaden/berlin. Die<br />
Soldaten der Gebirgsjägerbrigade<br />
23 haben rund 9500 Euro für<br />
die Hochwasserhilfe gesammelt.<br />
Die „Aktionsgemeinschaft<br />
Hochwasser“ konnte bereits mehrere<br />
<strong>Bundeswehr</strong><strong>an</strong>gehörige und<br />
ihre Familien mit 21 000 Euro<br />
unterstützten.<br />
(eb)<br />
Herold/<strong>Bundeswehr</strong><br />
An „seinem“ hubschrauber: Fluggerätemech<strong>an</strong>iker hauptfeldwebel bernhard Popp (l.). der „Tiger“ bei einem Gefechtsschießen (r.)<br />
von Bernd Schwendel<br />
Le C<strong>an</strong>net des Maures. Zwei<br />
Nationen – ein Waffensystem: der<br />
Kampfhubschrauber „Tiger“. Die<br />
Heeresflieger aus Deutschl<strong>an</strong>d<br />
und Fr<strong>an</strong>kreich nutzen diesen<br />
modernen europäischen Kampfhubschrauber.<br />
Was liegt da näher,<br />
als auch die Ausbildung zusammen,<br />
<strong>an</strong> einem gemeinsamen<br />
St<strong>an</strong>dort, durchzuführen? Die<br />
Antwort auf diese Frage ist das<br />
Deutsch-Fr<strong>an</strong>zösische Heeresfliegerausbildungszentrum<br />
„Tiger“<br />
in Le Luc. Die binationale Ausbildungsinstitution<br />
für Kampfhubschrauberbesatzungen<br />
hat<br />
kürzlich ihr zehnjähriges Bestehen<br />
gefeiert.<br />
Hauptfeldwebel Bernard Popp<br />
ist Fluggerätemech<strong>an</strong>iker am<br />
„Tiger“ und seit vier Jahren in<br />
Le Luc stationiert. Er wartet den<br />
Kampfhubschrauber „Tiger“.<br />
Dazu gehört unter <strong>an</strong>derem die<br />
400-Flugstunden-Kontrolle.<br />
Dafür wird der Hubschrauber<br />
bis auf die Grundzelle zerlegt.<br />
Die Triebwerke, die Rotoren, die<br />
Antriebs- und Getriebewellen,<br />
das Cockpit – alles wird abgebaut<br />
und kontrolliert. Popp lebt nach<br />
<strong>an</strong>fänglicher Fernbeziehung seit<br />
etwa einem Jahr mit seiner Familie<br />
in der Provence. „Meine Frau<br />
und ich fühlen uns hier sehr wohl.<br />
Wir sind auch in der Gemeinde<br />
voll integriert und würden sehr<br />
gerne noch länger hier am St<strong>an</strong>dort<br />
bleiben.“ Dienstlich wie privat<br />
sei m<strong>an</strong> sehr gut aufgenommen<br />
worden, so Popp.<br />
Gleiches unterstreicht Stabsgefreiter<br />
Paul Wotnik. Als<br />
S3-Stabsdienstsoldat und Fahrer<br />
des Komm<strong>an</strong>deurs ist er seit<br />
2010 in Le Luc eingesetzt. Dabei<br />
ist er für das Verteilen von Befehlen<br />
zuständig, kümmert sich um<br />
den Postverkehr und bearbeitet<br />
den E-Mail-Briefkasten dieser<br />
Stabsabteilung. Zu Außenterminen<br />
fährt er als Kraftfahrer den<br />
Komm<strong>an</strong>deur. „Ich lebe hier mit<br />
meiner Frau und meinen zwei Kindern.<br />
Meine Tochter geht bereits<br />
hier zur Schule. Bei der Auswahl<br />
haben wir uns bewusst für eine<br />
Schule entschieden, <strong>an</strong> der nur<br />
fr<strong>an</strong>zösisch gesprochen wird.“<br />
So wachsen seine Kinder dreisprachig<br />
auf, denn Wotnik hat<br />
polnische Wurzeln. Auf die<br />
Frage, ob er seinen jungen Kameraden<br />
empfehlen k<strong>an</strong>n einen Teil<br />
ihrer Dienstzeit in Le Luc zu<br />
absolvieren sagt Wotnik spürbar<br />
begeistert: „Wer offen für<br />
die Welt ist, der ist hier richtig,<br />
dem k<strong>an</strong>n ich eine solche Ausl<strong>an</strong>dsverwendung<br />
nur empfehlen.<br />
Le Luc ist super!“<br />
Dafür, dass die zukünftigen<br />
Besatzungen des Kampfhubschraubers<br />
„Tiger“ eine bestmögliche<br />
Ausbildung erhalten, sorgt<br />
Hauptm<strong>an</strong>n Christi<strong>an</strong> D<strong>an</strong>ner<br />
mit seinen <strong>an</strong>deren Fluglehrer-<br />
Kameraden. D<strong>an</strong>ner ist seit 2006<br />
in Le Luc und besitzt seit 2007<br />
die Fluglehrer-Berechtigung auf<br />
diesem komplexen Luftfahrzeug.<br />
„Der Umstieg von der BO-105 auf<br />
den Kampfhubschrauber ‚Tiger‘<br />
lässt sich etwa vergleichen mit<br />
dem Umstieg von einem VW-<br />
Käfer auf ein modernes Fahrzeug“,<br />
sagt D<strong>an</strong>ner. Der „Tiger“<br />
biete viele Systeme, die den Piloten<br />
unterstützen. Dar<strong>an</strong> müsse<br />
m<strong>an</strong> sich als Pilot gewöhnen –<br />
„ein deutlich <strong>an</strong>deres Kaliber<br />
im Vergleich zu bisherigen Hubschraubertypen<br />
in der <strong>Bundeswehr</strong>“,<br />
so der Hauptm<strong>an</strong>n weiter.<br />
Barheier/<strong>Bundeswehr</strong><br />
Auch D<strong>an</strong>ner lebt mit seiner<br />
Familie am St<strong>an</strong>dort Le Luc.<br />
Anf<strong>an</strong>gs sei die Lebensweise eine<br />
große Umstellung gewesen. Die<br />
Lebensart der Fr<strong>an</strong>zosen sei etwas<br />
ruhiger als in Deutschl<strong>an</strong>d. Wenn<br />
m<strong>an</strong> zum Beispiel im Supermarkt<br />
<strong>an</strong> die Kasse gehe, sollte m<strong>an</strong><br />
möglichst nicht gestresst sein.<br />
Im Gegensatz zu den Deutschen<br />
pflegen die Fr<strong>an</strong>zosen die Konversation<br />
und unterhalten sich<br />
dabei auch schon mal eine Weile<br />
mit der Kassiererin. „Der privat<br />
etwas ruhigere Lebensstil ist<br />
aber auch ein guter Ausgleich<br />
zum <strong>an</strong>spruchsvollen dienstlichen<br />
Alltag“, betont D<strong>an</strong>ner.<br />
Das Ausbildungszentrum steht<br />
nicht nur im Blickpunkt der<br />
deutsch-fr<strong>an</strong>zösischen Zusammenarbeit,<br />
sondern stößt auch<br />
bei weiteren Nationen auf großes<br />
Interesse. So können seit 2006<br />
auch sp<strong>an</strong>ische und australische<br />
Piloten auf dem „Tiger“ ausgebildet<br />
werden. „Diese Ausweitung<br />
auf <strong>an</strong>dere Nationen sollten<br />
wir fördern und vor<strong>an</strong>bringen“,<br />
sagt General Olivier de La Motte,<br />
General der fr<strong>an</strong>zösischen Heeresflieger.<br />
Mit einem feierlichen Appell auf dem ulmer Münsterplatz<br />
hat der Inspekteur der streitkräftebasis, Vizeadmiral<br />
M<strong>an</strong>fred nielson, zum 1. Juli das Multinationale<br />
Komm<strong>an</strong>do Operative Führung in dienst gestellt. es sei<br />
eine zukunftsweisende Antwort auf die stets komplexer<br />
werdenden herausforderungen von einsätzen und<br />
dem Zw<strong>an</strong>g zur effizienteren nutzung vorh<strong>an</strong>dener militärischer<br />
Mittel, sagte nielson über dieses „Leuchtturmprojekt“<br />
der bundeswehr. das Komm<strong>an</strong>do soll im<br />
Auftrag der europäischen union oder den Vereinten<br />
nation zukünftig vermehrt auch Krisen- und hilfseinsätze<br />
der nATO in aller welt führen. dazu ist es aufgrund<br />
der hochmobilen Gefechtsst<strong>an</strong>d- und modernen<br />
IT-Ausstattung jederzeit und schnell verlegbar. dem in<br />
der ulmer wilhelmsburgkaserne beheimateten neuen<br />
Komm<strong>an</strong>do gehören 800 soldaten und zivile Mitarbeiter<br />
aus zunächst 18 nationen <strong>an</strong>, denen noch weitere<br />
folgen sollen.<br />
(chs)<br />
Schwendel/<strong>Bundeswehr</strong> (2)
15. Juli 2013 Innere Führung / MIlItärgeschIchte aktuell 9<br />
Die Geburtsstunde von Wilhelmshaven<br />
Vor 160 Jahren schließen Oldenburg und Preußen den Jadevertrag – Preußen als Schutzmacht mit Flottenstation <strong>an</strong> der Nordsee.<br />
von Hajo Neum<strong>an</strong>n und André<br />
J<strong>an</strong>ßen, Stiftung Deutsches<br />
Marinemuseum in Wilhelmshaven<br />
geschichte. Das Großherzogtum<br />
Oldenburg und das<br />
Königreich Preußen haben<br />
vor 160 Jahren den Jade-Vertrag<br />
geschlossen. Dieser ermöglichte<br />
den Bau eines preußischen<br />
Kriegshafens auf oldenburgischem<br />
Gebiet und führte letztlich zur<br />
Gründung Wilhelmshavens. Das<br />
Jadegebiet war nicht zufällig in<br />
den Blick geraten: Sein natürliches<br />
tiefes Fahrwasser bietet ideale<br />
Voraussetzungen für den<br />
Schiffsverkehr, weshalb die<br />
Geschichte der Schifffahrt im<br />
Jadegebiet bis weit in das Mittelalter<br />
zurückreicht.<br />
Mit dem Aufstieg zur Großmacht<br />
wuchs der Wunsch „aus<br />
der Enge der heimischen Ostsee<br />
vor[zu]stoßen“, wie Edgar<br />
Grundig es 1957 in seiner Chronik<br />
der Stadt Wilhelmshaven<br />
umschrieb. Doch besaß Preußen<br />
<strong>an</strong> der Nordsee gar kein Territorium<br />
mehr. Von 1807 bis zum<br />
Wiener Kongress 1815 war das<br />
Jadegebiet unter fr<strong>an</strong>zösischer<br />
Verwaltung gewesen, <strong>an</strong>schließend<br />
wurde es Oldenburg zugesprochen.<br />
Den Nordseehafen Emden hatte<br />
Preußen, ebenfalls beim Wiener<br />
Kongress, <strong>an</strong> das Königreich H<strong>an</strong>nover<br />
abgetreten, das Oldenburg<br />
zu allen Seiten umschloss. Die<br />
Ausg<strong>an</strong>gslage war ungünstig.<br />
Schon <strong>an</strong> der<br />
Marine des Paulskirchenparlaments,<br />
der<br />
Reichsflotte von 1848<br />
(aktuell 22/13, S. 9),<br />
hatte Preußen sich<br />
umfassend beteiligt<br />
und deren Fin<strong>an</strong>zierung<br />
auch nach dem<br />
Scheitern der bürgerlichen<br />
Revolution fortgesetzt.<br />
Als die Flotte<br />
1852 schließlich aufgelöst<br />
wurde, erwarb<br />
Preußen einige Schiffe<br />
des Kontingents und<br />
nahm sie in die königlich-preußische<br />
Marine<br />
auf. Doch es fehlte ein<br />
Nordseehafen.<br />
Dass m<strong>an</strong> sich für<br />
das Jadegebiet interessierte,<br />
geht nicht<br />
zuletzt auf die Bemühungen<br />
Oldenburgs<br />
zurück, das seit April<br />
1848 vehement für<br />
den St<strong>an</strong>dort warb.<br />
Dahinter verbarg sich<br />
der Wunsch, sich der „Umklammerung“<br />
des Hauses H<strong>an</strong>nover<br />
zu entziehen. Bis zur Auflösung<br />
der Reichsflotte hatte Oldenburg<br />
immerhin erreicht, dass die Jade<br />
einen gewissen Bek<strong>an</strong>ntheitsgrad<br />
hatte und fort<strong>an</strong> als möglicher<br />
St<strong>an</strong>dort eines Stützpunktes <strong>an</strong><br />
der Nordseeküste gleichberechtigt<br />
neben Emden oder der Elbmündung<br />
gen<strong>an</strong>nt wurde. M<strong>an</strong><br />
Das Original-gedenkblatt ist im Museum zu sehen.<br />
Stiftung Deutsches Marinemuseum<br />
hoffte, so auch zu einem Eisenbahn<strong>an</strong>schluss<br />
zu kommen, der<br />
fin<strong>an</strong>ziell für Oldenburg nicht zu<br />
realisieren war.<br />
Prinz Adalbert von Preußen,<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nter Marine-Sachverständiger<br />
und ein Vetter des preußischen<br />
Königs, ließ sich von den<br />
Vorteilen des Jadegebietes überzeugen.<br />
Am 4. Mai 1852 empfahl<br />
er dem preußischen Kriegsminister<br />
dort den Bau eines einfachen<br />
Tidehafens sowie<br />
einiger hölzerner Schuppen.<br />
Da das Projekt auch<br />
in Preußen umstritten war,<br />
mag Adalbert es bewusst<br />
bescheiden skizziert haben.<br />
Zwei Jahrzehnte später<br />
wurde es die größte Baustelle<br />
Europas.<br />
Doch gab es auch außenpolitische<br />
Erwägungen:<br />
Das Königreich H<strong>an</strong>nover<br />
hatte kein Interesse <strong>an</strong><br />
einem preußischen Hafen<br />
<strong>an</strong> der Nordseeküste, weswegen<br />
die Verh<strong>an</strong>dlungen<br />
zwischen Oldenburg und<br />
Preußen geheim bleiben<br />
mussten. Um ein späteres<br />
Zerwürfnis mit H<strong>an</strong>nover<br />
zu vermeiden, wurde der<br />
nun folgende Jade-Vertrag<br />
so gefasst, dass er<br />
den H<strong>an</strong>dels- und Küstenschutz<br />
betonte, Preußen<br />
also quasi die Rolle einer<br />
Schutzmacht Oldenburgs<br />
<strong>an</strong>nahm. Erst in Artikel 3<br />
des Dokuments wurde Preußen<br />
zu diesem Zweck die Einrichtung<br />
einer Flottenstation am Jadebusen<br />
gestattet, für deren Bau und<br />
Unterhalt es selbst aufkommen<br />
musste. Artikel 24 enthielt eine<br />
Konzession zum Bau einer<br />
Eisenbahnstrecke, ein Zusatzvertrag<br />
regelte die Geldentschädigung,<br />
die Preußen <strong>an</strong><br />
Oldenburg für das Gebiet<br />
Eigene Auffassung konsequent vertreten<br />
zahlte, welches etwa 310 Hektar<br />
umfasste. Ein H<strong>an</strong>delshafen und<br />
eine Stadt waren zunächst nicht<br />
gestattet. Am 27. August 1853<br />
waren die Verträge ratifiziert.<br />
1854 wurde das Gebiet der<br />
preußischen Admiralität zur Verwaltung<br />
übertragen und durch<br />
Zukäufe erweitert. 1869 erhielt<br />
das Gebiet schließlich den Namen<br />
Wilhelmshaven, nach dem preußischen<br />
König und späteren<br />
Kaiser Wilhelm I. Unter dessen<br />
Enkel, Kaiser Wilhelm II.,<br />
erlebte das inzwischen zur Großstadt<br />
gewordene Wilhelmshaven<br />
einen enormen Aufschwung, 1914<br />
beherbergte es die zweitgrößte<br />
Schlachtflotte der Welt. Zweimal<br />
wurden diese maritimen Großmachtträume<br />
der Stadt zum Verhängnis:<br />
1918 meuterten hier die<br />
Matrosen, nach 1945 wurde die<br />
Kriegsmarinewerft demontiert<br />
und ihre Reste zerstört.<br />
Heute ist Wilhelmshaven<br />
sowohl größter deutscher Marinestützpunkt<br />
als auch größter<br />
<strong>Bundeswehr</strong>st<strong>an</strong>dort. Zudem ist<br />
die Stadt bemüht, auch von der<br />
zivilen Schifffahrt zu profitieren.<br />
Eben durch jene geografische<br />
Besonderheit, die das Jadegebiet<br />
dafür empfehlen: das natürliche,<br />
tiefe Fahrwasser.<br />
Mehr zum Deutschen Marinemuseum<br />
in Wilhelmshaven<br />
unter www.marinemuseum.de.<br />
„Eine deutsche Geschichte“: H<strong>an</strong>s Magnus Enzensbergers literarische Biografie über den ehemaligen Chef der Heeresleitung.<br />
von Fr<strong>an</strong>k G<strong>an</strong>seuer<br />
geschichte und literatur.<br />
General Kurt von Hammerstein-<br />
Equord ist vor 70 Jahren gestorben.<br />
Am 3. Februar jährte sich<br />
zum 80. Mal der Tag, <strong>an</strong> dem<br />
Adolf Hitler, wenige Tage nach<br />
seiner Ernennung zum Reichsk<strong>an</strong>zler,<br />
in den Diensträumen<br />
des Bendler-Blocks im Anschluss<br />
<strong>an</strong> ein Abendessen vor den Spitzen<br />
der Reichswehrführung die<br />
Schwerpunkte seiner zukünftigen<br />
Politik darlegte: An zentraler<br />
Stelle die „Ausweitung<br />
des Lebensraumes des deutschen<br />
Volkes“ nach Osten.<br />
Für den Gastgeber des Abendessens,<br />
den Chef der Heeresleitung,<br />
eben jenen General von<br />
Hammerstein, ist dieser Vortrag<br />
Hitlers ein wesentlicher<br />
Beweggrund zu seiner letztendlichen<br />
Entscheidung, unter diesen<br />
Voraussetzungen den Dienst in<br />
der Reichswehr zu quittieren. Im<br />
Dezember 1933 reicht er sein Entlassungsgesuch<br />
ein, am 31. J<strong>an</strong>uar<br />
1934 wird er aus dem Dienst<br />
verabschiedet. Mit Kriegsbeginn<br />
wird er für wenige Wochen<br />
wieder reaktiviert. In der Folgezeit<br />
treffen sich d<strong>an</strong>n in seinem<br />
Haus in Berlin-Dahlem Angehörige<br />
des Widerst<strong>an</strong>des, unter<br />
ihnen Carl Friedrich Goerdeler<br />
und General Ludwig Beck.<br />
Die Rede Hitlers vor der<br />
Reichswehrführung ist aber<br />
nicht nur die Initialzündung für<br />
Hammersteins Entschluss, aus<br />
der Reichswehr vorzeitig auszuscheiden.<br />
Sie ist es auch für das<br />
Buch „Hammerstein oder Der<br />
Eigensinn“ des deutschen Schriftstellers<br />
H<strong>an</strong>s Magnus Enzensberger,<br />
der am 11. November 1929 in<br />
Kaufbeuren geboren wurde.<br />
In Form einer Verschränkung<br />
von Dokumentarischem und<br />
Kommentiertem, von fotografischem<br />
Material, großenteils aus<br />
den Privatarchiven der Familie<br />
Hammerstein und von schriftlichen<br />
und mündlichen Quellen,<br />
In seinem Dienstzimmer:<br />
general Kurt von hammerstein.<br />
erzählt der Autor nicht nur das<br />
Leben dieses „konservativen<br />
Rebells“, sondern auch das dessen<br />
nicht weniger „eigensinniger“<br />
Familie: Ehefrau Maria und die<br />
sieben Kinder. Einige, so der<br />
Autor, geraten „in das Gravitationsfeld<br />
des Kommunismus“ oder,<br />
wie Sohn Ludwig von Hammerstein,<br />
schließen sich dem Widerst<strong>an</strong>dskreis<br />
um Stauffenberg <strong>an</strong>.<br />
Pahl/Bundesarchiv<br />
In diesem Kontext sei der von<br />
Enzensberger packend in den Text<br />
eingewobene Bericht erwähnt<br />
über die vor Ort im Bendler-<br />
Block erlebten Vorgänge am<br />
20. Juli 1944.<br />
So wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Hammersteins<br />
ein Familienp<strong>an</strong>orama aufgeblättert,<br />
<strong>an</strong> dem mit Weimarer<br />
Republik, „Drittem Reich“,<br />
Widerst<strong>an</strong>d und Kaltem Krieg<br />
ein g<strong>an</strong>zes Zeitalter wie in einem<br />
Brennglas aufscheint: „eine deutsche<br />
Geschichte“, wie der Untertitel<br />
des Buches doppelsinnig<br />
lautet. Es sei kein Rom<strong>an</strong>, den er<br />
geschrieben habe, betont Enzensberger,<br />
ebenso wenig eine wissenschaftliche<br />
Abh<strong>an</strong>dlung, sondern<br />
eher eine „literarische Biografie“,<br />
mit Referenz <strong>an</strong> alle Historiker,<br />
denen der Autor zu D<strong>an</strong>k verpflichtet<br />
ist, auf deren Territorium<br />
er aber nicht „wildern“ möchte.<br />
So ist das Buch eben nicht nur<br />
eine facetten- und erkenntnisreiche<br />
Geschichtserzählung,<br />
sondern auch „ein unglaublich<br />
sp<strong>an</strong>nendes Buch“ wie die Fr<strong>an</strong>kfurter<br />
Allgemeine Sonntagszeitung<br />
in ihrer Rezension schrieb oder<br />
wie es der Focus formulierte: ein<br />
„zeitgeschichtlicher Krimi“. Eine<br />
wissenschaftliche Biografie zu<br />
Kurt von Hammerstein steht derweil<br />
noch aus.<br />
Von Hammerstein stirbt nach<br />
schwerer Kr<strong>an</strong>kheit am 24. April<br />
1943. Seine Familie lehnt ein<br />
Begräbnis mit militärischen<br />
Ehren auf dem Invalidenfriedhof<br />
in Berlin ab. Nach einer Trauerfeier<br />
in der Dahlemer Dorfkirche<br />
wird er auf dem Familienfriedhof<br />
in Steinhorst beigesetzt.<br />
Die Schleife auf dem Kr<strong>an</strong>z, den<br />
Hitler geschickt hatte, wird von<br />
den Angehörigen auf dem Weg<br />
zur Trauerfeier in der U-Bahn<br />
„vergessen“.<br />
„Hammerstein oder Der Eigensinn.<br />
Eine deutsche Geschichte“;<br />
Suhrkamp Verlag; Fr<strong>an</strong>kfurt/<br />
Main 2008; 375 Seiten; 9,95<br />
Euro; ISBN 978-3-518-41960-1.
10 aktuell sport 15. Juli 2013<br />
Sportsoldaten holen<br />
zahlreiche Titel<br />
Bei den Deutschen Meisterschaften<br />
haben sich am vorverg<strong>an</strong>genen<br />
Wochenende in Ulm die<br />
besten Leichtathleten gemessen.<br />
Mit dabei waren auch mehrere<br />
Sportsoldaten.<br />
Kugelstoßen. Stabsunteroffizier<br />
(FA) Christina Schw<strong>an</strong>itz<br />
erzielte beim Kugelstoßen den<br />
ersten Platz mit 19,76 Meter.<br />
Platz Zwei ging <strong>an</strong> Stabsunteroffizier<br />
(FA) Josephine Terlecki.<br />
Bronze holte Hauptgefreiter<br />
Lena Urb<strong>an</strong>iak. Hauptbootsm<strong>an</strong>n<br />
Ralf Bartel holte sich bei<br />
den Männern Bronze.<br />
Hammerwurf. Hauptfeldwebel<br />
Markus Esser gew<strong>an</strong>n<br />
beim Hammerwerfen mit 76,41<br />
Metern seinen siebten deutschen<br />
Meistertitel. Der 33-Jährige hatte<br />
beim Einwerfen sogar die 78<br />
Metermarke erreicht, im Wettbewerb<br />
sollte ihm dies jedoch<br />
nicht mehr gelingen.<br />
Weitsprung. Platz Eins ging<br />
<strong>an</strong> Unteroffizier (FA) Sosthéne<br />
Taroum Moguenara. Die 23-jährige<br />
Weitspringerin sicherte sich<br />
beim zweiten Versuch mit 6,69<br />
Metern den ersehnten Titel der<br />
ihr ein Jahr zuvor in Wattenscheid<br />
noch vergönnt war. Platz Zwei ging<br />
<strong>an</strong> Unteroffizier (FA) Mel<strong>an</strong>ie<br />
Bauschke. Bei den Männern<br />
siegte Obergefreiter Camara Alyn<br />
mit einer Weite von 8,15 Metern<br />
und sicherte sich damit seinen<br />
ersten Titel. Platz Zwei ging <strong>an</strong><br />
Obermaat Sebasti<strong>an</strong> Bayer.<br />
staffel. Hauptgefreiter Aleixo<br />
Platini Menga und Obergefreiter<br />
Erewa Robin haben zusammen<br />
mit Niklas Rothes und Sebasti<strong>an</strong><br />
Ernst in der 4 mal 100-Meter-<br />
Staffel den zweiten Platz geholt.<br />
Mit einer Zeit von 39.41 Sekunden<br />
lagen sie nur 33 Hundertstel<br />
hinter der siegreichen Staffel um<br />
Unteroffizier (FA) Erik Balnuweit,<br />
Martin Keller, Roy Schmidt<br />
und Kevin Straßburger. Bei den<br />
Frauen holte Stabsunteroffizier<br />
(FA) Cathleen Tschirch mit ihrem<br />
Team Platz Zwei.<br />
5000 Meter. Oberfeldwebel<br />
Sabrina Mockenhaupt sicherte<br />
sich mit einer Saisonbestzeit<br />
von 15:32:73 Minuten über die<br />
5000-Meter-Dist<strong>an</strong>z den Titel.<br />
sprint. Stabsunteroffizier (FA)<br />
Juli<strong>an</strong> Reus erkämpfte sich<br />
sowohl über 100 Meter, als auch<br />
über 200 Meter Platz Eins. Mit<br />
20:36 Sekunden verbesserte er<br />
seine eigene Bestzeit.<br />
Diskus. Stabsunteroffizier (FA)<br />
Robert Harting schleuderte den<br />
Diskus auf 67,95 Meter und<br />
gew<strong>an</strong>n erneut den Titel. (eb)<br />
„Eisenmänner“ in Fr<strong>an</strong>kfurt<br />
14 Triathleten des Heeres gehen bei der Ironm<strong>an</strong>-EM <strong>an</strong> den Start – acht bleiben unter zehn Stunden.<br />
Aus dem Wasser aufs rad: stabsfeldwebel Uwe Gradler in der Wechselzone.<br />
Fr<strong>an</strong>kfurt. Unter dem Motto<br />
„Der längste Tag des Jahres“<br />
sind am vorverg<strong>an</strong>genen Sonntag<br />
Hunderte Triathleten <strong>an</strong> den<br />
Start der Ironm<strong>an</strong> Europameisterschaft<br />
in Fr<strong>an</strong>kfurt am Main<br />
geg<strong>an</strong>gen. Unter den 2700 Triathlen<br />
aus 55 Nationen waren in diesem<br />
Jahr auch wieder 14 Sportler<br />
der Heeresauswahlm<strong>an</strong>nschaft<br />
Triathlon am Start.<br />
Die 3800 Meter l<strong>an</strong>ge<br />
Schwimmdisziplin absolvierten<br />
die Athleten im L<strong>an</strong>gener Waldsee<br />
rund 15 Kilometer südlich<br />
von Fr<strong>an</strong>kfurt. Die Strecke sei<br />
sehr <strong>an</strong>genehm gewesen, betonte<br />
Leutn<strong>an</strong>t Max Peters gegenüber<br />
aktuell. „Im Wasser gab es kaum<br />
Tritte oder Fäuste wie in <strong>an</strong>deren<br />
Wettkämpfen“. Das Profifeld mit<br />
etwas über hundert Atlethen und<br />
knapp zweihundert „Agegroupern“<br />
startete um 6.45 Uhr. Bei<br />
„Agegroupern“ h<strong>an</strong>delt es sich<br />
um Athleten, die sich in verg<strong>an</strong>genen<br />
Rennen erfolgreich bewährt<br />
haben und nun in einem neuen<br />
Altersklassen-R<strong>an</strong>king starten.<br />
Den frühen Morgenstunden<br />
zum Trotz waren Tausende<br />
Zuschauer <strong>an</strong> den See gereist,<br />
um das Spektakel live zu verfolgen<br />
und die Sportler <strong>an</strong>zufeuern.<br />
Nach etwas mehr als 54 Minuten<br />
stieg Hauptm<strong>an</strong>n Fr<strong>an</strong>k Haller<br />
rund acht Minuten hinter dem<br />
Führenden aus dem Wasser und<br />
wechselte als erster des Heeresteams<br />
aufs Fahrrad.<br />
Nun folgte eine 180 Kilometer<br />
l<strong>an</strong>ge Radstrecke, die die<br />
„Eisenmänner“ auf einer Schleife<br />
durch den Main-Kinzig-Kreis<br />
und den Wetterau-Kreis Richtung<br />
Fr<strong>an</strong>kfurter Innenstadt<br />
führte. Und auch hier feuerten<br />
zahlreiche Zuschauer die Athleten<br />
<strong>an</strong>. Ein besonderer Höhepunkt<br />
sei „The Hell” gewesen,<br />
sagt Peters. An der 500 Meter<br />
l<strong>an</strong>gen Steigung auf Kopfsteinpflaster<br />
im historischen Ortskern<br />
von Maintal-Hochstadt wurden<br />
die Triathleten wie bei der Tourde-Fr<strong>an</strong>ce<br />
in einem engen Spalier<br />
von Zuschauern nach oben<br />
gepeitscht. „Die Stimmung war<br />
am überkochen“, beschrieb der<br />
Leutn<strong>an</strong>t die Situation.<br />
privat<br />
Nach 5:57 Stunden ging er<br />
d<strong>an</strong>n mit Magenkrämpfen auf<br />
die abschließende Marathon Laufstrecke,<br />
die in vier Runden entl<strong>an</strong>g<br />
des Mains verlief: trotz vieler<br />
enger Kurven und Brücken gilt<br />
die Strecke vor der Fr<strong>an</strong>kfurter<br />
Skyline als sehr schnell.<br />
Mit einer Zeit von 7:59:58 Stunden<br />
lief der Sp<strong>an</strong>ier Eneko Ll<strong>an</strong>os<br />
als Erster durchs Ziel. Vor J<strong>an</strong><br />
Raphael aus Deutschl<strong>an</strong>d und Bas<br />
Diederen aus den Niederl<strong>an</strong>den.<br />
Camilla Pedersen kam als erste<br />
Frau mit einer Zeit von 8:56:01<br />
Stunden ins Ziel.<br />
Und auch die Sportler der Heeresauswahl<br />
konnten mit ihren<br />
Ergebnissen zufrieden sein.<br />
Hauptfeldwebel Jens Homrighausen<br />
belegte mit einer Zeit von<br />
9:14:18 Stunden den achten Platz<br />
in seiner Altersklasse und wurde<br />
79. im Gesamtklassement. Major<br />
Kai Beinke zeigte mit 9:23:08 die<br />
zweitbeste Leistung im Team vor<br />
Hauptfeldwebel Oliver Spurzem<br />
und Stabsfeldwebel Uwe Gradler.<br />
Mit Haller, Hauptfeldwebel Sven<br />
Oehler, Stabsfeldwebel Michael<br />
Krüger und Peters blieben insgesamt<br />
acht Starter unter der Zehn-<br />
Stunden-Marke. Die einzige<br />
„Eisenfrau“ im Team, Hauptfeldwebel<br />
D<strong>an</strong>iela Hafner, erkämpfte<br />
sich mit einer Zeit von 10:52:50<br />
Stunden in ihrer Altersklasse<br />
Platz Zehn.<br />
„Der Wind auf der letzten<br />
Runde war g<strong>an</strong>z schön hart, aber<br />
das ist mir heute ziemlich egal“,<br />
betonte Homrighausen im Ziel.<br />
Das einzige was zähle, „ist die<br />
Qualifikation für die Weltmeisterschaft<br />
auf Hawaii“. (eb)<br />
Punktgenaues L<strong>an</strong>den auf Flößen<br />
Bei der CISM in Zürich warteten auf die Fallschirmspringer ungewöhnliche L<strong>an</strong>deplätze.<br />
Zürich. Die Fallschirmspringer<br />
der Sportfördergruppe Altenstadt<br />
haben am vorverg<strong>an</strong>genen<br />
Wochenende bei der internationalen<br />
Militärmeisterschaft CISM<br />
in Zürich insgesamt fünf Medaillen<br />
ersprungen.<br />
Eine Besonderheit des Wettkampfes<br />
waren die L<strong>an</strong>deplätze:<br />
Die Springer mussten beispielsweise<br />
<strong>an</strong> Seezungen, auf Flößen<br />
des Züricher Sees oder in der<br />
Innenstadt von Luzern l<strong>an</strong>den.<br />
Von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> entbr<strong>an</strong>nte ein<br />
Zweikampf zwischen dem polnischen<br />
Nationalteam und der<br />
deutschen M<strong>an</strong>nschaft. So waren<br />
beide Teams am Ende des ersten<br />
Tages gleich auf. Am zweiten<br />
Tag konnten sich die polnischen<br />
Springer einen kleinen Vorsprung<br />
erarbeiten. Doch die Sportsoldatensoldaten<br />
kämpften bis zum<br />
Ungewöhnlich: Die Fallschirmspringer l<strong>an</strong>deten auch auf Flößen.<br />
Schluss und übernahmen am dritten<br />
Tag die Führung. Der vierte<br />
Wettkampftag musste aufgrund<br />
schlechter Wetterbedingungen<br />
abgesagt werden und so hatten sie<br />
auch den Gesamtsieg in der Tasche<br />
– mit einer Gesamtabweichung<br />
von 41 Zentimetern vor Polen.<br />
Bronze ging <strong>an</strong> ein Militärteam<br />
aus der Schweiz.<br />
<strong>Bundeswehr</strong><br />
In den Einzelwertungen holte<br />
sich Hauptfeldwebel Stef<strong>an</strong><br />
Wiesner mit einem Start-Ziel-<br />
Sieg die zweite Goldmedaille<br />
für das deutsche Team. Gleich<br />
zu Beginn setzte er sich vom<br />
Rest des Teilnehmerfeldes ab<br />
und gew<strong>an</strong>n souverän mit sieben<br />
Zentimetern Abweichung aus<br />
acht Runden vor zwei Fallschirmspringern<br />
aus Polen.<br />
In der Juniorenwertung konnten<br />
drei weitere Sportsoldaten das<br />
Podest erklimmen. Gold ging hier<br />
<strong>an</strong> Stabsunteroffizier (FA) Christi<strong>an</strong><br />
Kautzm<strong>an</strong>n mit insgesamt<br />
16 Zentimetern Abweichung vor<br />
seinen beiden Teamkollegen Feldwebel<br />
Raphael Lautenbacher, mit<br />
17 Zentimetern Abweichung und<br />
Oberfeldwebel Elischa Weber, mit<br />
nur zwei weiteren Zentimetern<br />
Abweichung.<br />
(eb)
15. Juli 2013 Vermischtes aktuell 11<br />
Begehrter Titel Weltkulturerbe<br />
Der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe hat es geschafft – er gehört nun der UNESCO-Liste <strong>an</strong>.<br />
Neue Jahrbücher<br />
Buch. Der „FlottenKalender<br />
2014“ und der „FliegerKalender<br />
2014“ sind seit kurzem im H<strong>an</strong>del<br />
erhältlich. Die Jahrbücher beinhalten<br />
fachkundige Texte und<br />
zahlreiche Fotos.<br />
Themen<br />
des aktuellen<br />
„FlottenKalenders“<br />
sind die<br />
Schnellboote<br />
der Volksmarine<br />
der DDR,<br />
der Marineschiffbau<br />
in<br />
Hamburg bis 1945, die Idee eines<br />
emissionsfreien Feederschiffes<br />
des Germ<strong>an</strong>ischen Lloyd und die<br />
Ostasiatischen Kreuzergeschwader<br />
der Kaiserlichen Marine.<br />
Peter Pletschacher (Hrsg.):<br />
„Flottenkalender“; Köhler-<br />
Verlag; ISBN 978-3-7822-1080-5.<br />
Beeindruckendes Bauwerk mit technisch vollkommener Wasserarchitektur: der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe.<br />
Kassel. Seit Ende Juni ist<br />
Deutschl<strong>an</strong>d um ein Weltkulturerbe<br />
reicher: Der Kasseler<br />
Bergpark Wilhelmshöhe steht<br />
nun ebenfalls auf der Welterbeliste<br />
der UNESCO. Das gab<br />
die Kulturorg<strong>an</strong>isation der Vereinten<br />
Nationen während ihrer<br />
Jahrestagung in Kambodschas<br />
Hauptstadt Phnom Penh bek<strong>an</strong>nt.<br />
Ankl<strong>an</strong>g bei den Experten f<strong>an</strong>d<br />
die ab 1696 erschaffene Kasseler<br />
Anlage vor allem wegen ihrer<br />
berühmten Wasserspiele, dem<br />
Denkmal des Herkules und dem<br />
Schloss Wilhelmshöhe. Der Bergpark<br />
ist bereits die 38. Weltkulturerbestätte<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Die Entscheidung löste in der<br />
Stadt Jubel aus. Kassels Oberbürgermeister<br />
Bertram Hilgen sagte:<br />
„Das ist der Ritterschlag.“ Die<br />
Anlage mit den Wasserspielen sei<br />
ein „hervorragendes Beispiel aus<br />
der Ära des europäischen Absolutismus“,<br />
würdigten die Experten<br />
des Welterbekomitees. Die Herkulesfigur<br />
des Parks sei technisch<br />
und künstlerisch die <strong>an</strong>spruchsvollste<br />
Großskulptur der Frühen<br />
Neuzeit. An keinem <strong>an</strong>deren Ort<br />
der Welt sei zuvor eine am H<strong>an</strong>g<br />
gelegene Parkarchitektur mit<br />
vergleichbaren Ausmaßen und<br />
einer technisch so vollkommenen<br />
Wasserarchitektur ausgestattet<br />
worden wie in Kassel seit 1691<br />
unter L<strong>an</strong>dgraf Karl.<br />
Der 560 Hektar große im Stil<br />
eines englischen L<strong>an</strong>dschaftsgartens<br />
<strong>an</strong>gelegte Bergpark<br />
Wilhelmshöhe mit seinen Wasser-<br />
künsten zählt zu den größten<br />
Anlagen dieser Art weltweit. Das<br />
zu Beginn des 18. Jahrhunderts<br />
<strong>an</strong>gelegte Herkules-Bauwerk mit<br />
seinen vorgelagerten Kaskaden<br />
gilt zudem als Wahrzeichen Kassels.<br />
Der Parkbesuch soll auch<br />
zukünftig kostenlos bleiben.<br />
Die Weltkulturerbe-Liste<br />
umfasst insgesamt 981 <strong>Stätte</strong>n<br />
in mehr als 150 Ländern.<br />
In Deutschl<strong>an</strong>d gehören unter<br />
<strong>an</strong>derem der Aachener Dom, die<br />
Museumsinsel in Berlin und die<br />
Zeche Zollverein in Essen dazu.<br />
Die Aufnahme ist jedoch nicht<br />
nur als Auszeichnung zu verstehen,<br />
sondern beinhaltet gleichzeitig<br />
Forderungen, diese <strong>Stätte</strong>n<br />
zu pflegen und inst<strong>an</strong>d zu halten.<br />
Werden die von der UNESCO<br />
gestellten Auflagen nicht erfüllt,<br />
droht der Entzug des Titels. So<br />
war es zum Beispiel Dresden<br />
2009 erg<strong>an</strong>gen: Nach dem Bau<br />
einer neuen Brücke durch das Elbtal<br />
wurde die Stadt von der Weltkulturerbe-Liste<br />
gestrichen.<br />
An dem Antrag habe sein<br />
Team vier Jahre l<strong>an</strong>g gearbeitet,<br />
sagte Gerd Weiß, Präsident<br />
des Hessischen L<strong>an</strong>desamtes für<br />
Denkmalpflege. Dieser habe 280<br />
Textseiten und 200 Bilder umfasst.<br />
Dabei sei ein Schwerpunkt auf die<br />
Wasserkünste des Parks mit seinem<br />
Dreikl<strong>an</strong>g aus Kunst, Natur<br />
und Technik gelegt worden. Mit<br />
der Aufnahme in die Liste sei Kassel<br />
nun nicht mehr nur documenta-<br />
Stadt, die alle fünf Jahre die<br />
Kunstszene <strong>an</strong>ziehe. (lin/ng)<br />
mhk<br />
Die aeronautische<br />
Them<br />
e n p a l e t t e<br />
des Jahrbuches<br />
der Luftund<br />
Raumfahrt<br />
deckt sowohl<br />
neueste Entwicklungen<br />
in<br />
der zivilen und militärischen<br />
Luftfahrt, als auch Höhepunkte<br />
aus der Luftfahrtgeschichte ab.<br />
Themen der aktuellen Ausgabe<br />
sind unter <strong>an</strong>derem der neue<br />
„Airbus“ A350XWB, sowie der<br />
„Airbus“ A-400M. (eb)<br />
H<strong>an</strong>s Jürgen Witthöft (Hrsg):<br />
„Fliegerkalender“; Mittler-Verlag;<br />
ISBN 978-3-8132-0944-0.<br />
aktuell verlost je zwei Exemplare<br />
der Jahrbücher. Einfach<br />
bis zum 21. Juli eine E-Mail mit<br />
Post<strong>an</strong>schrift und dem Betreff<br />
„Flieger“ oder „Flotte“ senden<br />
<strong>an</strong> aktuell@bundeswehr.de.<br />
Knallharter Cop – fünfte Auflage<br />
DVD/Blu-ray. John<br />
McCl<strong>an</strong>e ist zurück! In<br />
„Stirb L<strong>an</strong>gsam – Ein<br />
guter Tag zum Sterben“<br />
schlüpft Bruce Willis<br />
wieder in seine Paraderolle<br />
als New Yorker Polizist,<br />
der zufällig immer<br />
zur falschen Zeit am falschen<br />
Ort ist. Dieses Mal<br />
ist der knallharte Cop in<br />
Moskau, um seinen Sohn<br />
Jack (Jai Courtney), der<br />
ihm über die Jahre fremd<br />
geworden ist, und den Russen Komarov (Sebasti<strong>an</strong> Koch)<br />
zu retten, denen die russische Unterwelt im Nacken sitzt.<br />
Zusammen kämpfen McCl<strong>an</strong>e und sein Sohn gegen die<br />
Zeit, um einen gefährlichen Machtwechsel in Russl<strong>an</strong>d<br />
zu verhindern und stellen dabei fest, dass sie im Doppelpack<br />
unschlagbar sind.<br />
(eb)<br />
Biografie einer Legende<br />
DVD/Blu-ray. Der<br />
hochkarätig besetzte<br />
Film „Hitchcock“ zeigt<br />
die Entstehung eines der<br />
berühmtesten Werke der<br />
Horror-Legende Alfred<br />
Hitchcock: Als Hitchcock<br />
(Anthony Hopkins)<br />
das Buch „Psycho“ in die<br />
Hände fällt, ist er überzeugt,<br />
einen gr<strong>an</strong>diosen<br />
Filmstoff entdeckt zu<br />
haben, doch die Filmbr<strong>an</strong>che<br />
ist skeptisch. Er<br />
beschließt, das Projekt dennoch zu wagen und den Film<br />
aus eigener Tasche zu fin<strong>an</strong>zieren. Es folgt die turbulente<br />
Geschichte um die Produktion von „Psycho“, mit<br />
ungeduldigen Studiobossen, einem Buch-Protagonisten,<br />
der Hitchcock bis nach Hause verfolgt und der Liebesgeschichte<br />
zwischen Alfred und seiner Frau Alma. (eb)<br />
In der Midlife-Crisis<br />
DVD/Blu-ray.Hochzeit,<br />
Kinder, Happy End!<br />
Doch was kommt d<strong>an</strong>n?<br />
Comedy-Ausnahmetalent<br />
Judd Apatow („Beim ersten<br />
Mal“, „Jungfrau (40),<br />
männlich, sucht...“) wirft<br />
einen ungefilterten und<br />
urkomischen Blick auf<br />
das Familienleben: Pete<br />
(Paul Rudd) und Debbie<br />
(Leslie M<strong>an</strong>n) kämpfen<br />
nicht nur mit dem Ehealltag,<br />
sondern stehen auch<br />
kurz vor dem 40. Geburtstag! Während sie sich mit pubertierenden<br />
Töchtern, nervigen Großeltern, Geldproblemen<br />
und geschönten Geburtsdaten herumschlagen, müssen sie<br />
herausfinden, was sie mit dem Rest ihres Lebens <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen<br />
wollen. Auch wenn die Story ein wenig lahmt, ist der Film<br />
wegen seines Humors empfehlenswert.<br />
(eb)
12 aktuell vermischtes 15. Juli 2013<br />
Ausgewählte<br />
Medienbeiträge<br />
20. Juli, 18:00 Uhr, ZDF:<br />
Im Beisein von Bundespräsident<br />
Joachim Gauck werden am kommenden<br />
Samstag, den 20. Juli,<br />
etwa 500 Soldaten im Rahmen<br />
eines feierlichen Appells auf dem<br />
Platz der Republik ihren Eid<br />
leisten (S. 1). Mit diesem Zeremoniell<br />
vor dem Reichstagsgebäude<br />
unterstreicht die <strong>Bundeswehr</strong><br />
sowohl ihre Ver<strong>an</strong>kerung in der<br />
Demokratie wie auch die Bedeutung<br />
des militärischen Widerst<strong>an</strong>ds<br />
gegen Hitler für das eigene<br />
Traditionsverständnis.<br />
Youtube-video der Woche:<br />
Bevor das erste Lufttr<strong>an</strong>sportflugzeug<br />
des neuen Typs „Airbus“<br />
A-400M <strong>an</strong> das Lufttr<strong>an</strong>sportgeschwader<br />
62 in Wunstorf<br />
ausgeliefert werden k<strong>an</strong>n,<br />
müssen zunächst infrastrukturelle<br />
Anpassungen durchgeführt werden.<br />
Denn auch die Ausbildung<br />
am neuen Flugzeug soll zukünftig<br />
in Wunstorf stattfinden.<br />
Während die Bauarbeiten und<br />
der Ausbau der Ausbildungseinrichtungen<br />
auf der Großbaustelle<br />
kontinuierlich vor<strong>an</strong>gehen,<br />
wird parallel dazu weiter mit der<br />
„Tr<strong>an</strong>sall“ geflogen. (eb)<br />
Der Beitrag „Neue Heimat<br />
A-400M“ unter www.youtube.<br />
com/bundeswehr.<br />
Tierische Rettungsaktion<br />
Stabsgefreiter Oliver Heidenreich rettet mit einem Kameraden zwei Rehkitze vor dem Ertrinken.<br />
torgau. Das Hochwasser ist<br />
zwar vorüber, doch hat es in<br />
mehreren Regionen Deutschl<strong>an</strong>ds<br />
große Schäden <strong>an</strong>gerichtet.<br />
Mit den Folgen werden viele<br />
Betroffene – auch fin<strong>an</strong>ziell – noch<br />
l<strong>an</strong>ge kämpfen müssen. Die Soldaten,<br />
die mitgeholfen haben die<br />
Fluten einzudämmen, sind längst<br />
schon wieder in ihrem Alltagsdienst<br />
gefordert. Der ein oder<br />
<strong>an</strong>dere wird sich <strong>an</strong> so m<strong>an</strong>ches<br />
Erlebnis aber auch gerne zurückerinnern.<br />
So hat die Bevölkerung<br />
die Soldaten während des Einsatzes<br />
beispielsweise mit selbstgebackenem<br />
Kuchen versorgt.<br />
Stabsgefreiter Oliver Heidenreich<br />
(Foto l.) hat ebenfalls etwas<br />
besonderes erlebt. Anf<strong>an</strong>g Juni<br />
war er mit seinen Kameraden der<br />
4. Komp<strong>an</strong>ie des Fernmeldebataillon<br />
701 aus Fr<strong>an</strong>kenberg fast<br />
zwei Wochen bei Torgau im Hochwassereinsatz.<br />
Bei hohen Temperaturen<br />
befüllten sie S<strong>an</strong>dsäcke,<br />
tr<strong>an</strong>sportierten diese zu<br />
den Deichen und verbauten sie<br />
dort. Für Heidenreich, der bereits<br />
2009 im Kosovo war, nicht der<br />
erste, aber dennoch „ein aufregender<br />
Einsatz“. Als die Soldaten in<br />
der Nähe der Ortschaft Seydewitz<br />
einen Damm verstärkten, haben<br />
sie Schreie vernommen, die von<br />
einem überfluteten Feld gekommen<br />
seien, erzählt der 24-Jährige.<br />
Heidenreich und Hauptgefreiter<br />
Andreas Hartig machten<br />
sich sogleich auf die Suche<br />
und f<strong>an</strong>den zwei Rehkitze, die in<br />
der überfluteten Wiese zu ertrinken<br />
drohten. Mit einem beherzten<br />
Griff zogen sie die Tiere aus<br />
dem Sumpf und brachten sie ins<br />
Trockene: „Es war ein unbeschreiblich<br />
schönes Gefühl, das<br />
Kitz auf dem Arm zu tragen“,<br />
erinnert sich Heidenreich <strong>an</strong> die<br />
Aktion gerne zurück.<br />
Da das Muttertier nicht aufzufinden<br />
war und die Feuerwehr die<br />
Tiere nicht aufnehmen konnten,<br />
ließen sie die Kitze auf einem trockenen<br />
Feld wieder frei – schließlich<br />
wartete ihr nächster Einsatz<br />
am Deich.<br />
(mag)<br />
<strong>Bundeswehr</strong><br />
Was treibt Sie <strong>an</strong>?<br />
Der Ged<strong>an</strong>ke, irgendw<strong>an</strong>n eine eigene Familie zu haben.<br />
Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />
Wenn ich auf einen Schlag meine Familie und meine Bek<strong>an</strong>nten<br />
verlieren würde.<br />
Welches Lied singen oder hören Sie gern?<br />
Zurzeit „Impossible“ von James Arthur.<br />
Was ist Ihre größte Errungenschaft?<br />
Mein Einsatz 2009 im Kosovo.<br />
Wie können Sie am besten entsp<strong>an</strong>nen?<br />
In der Badew<strong>an</strong>ne mit Musik.<br />
Was ist Ihr wertvollster Besitz?<br />
Meine Familie und meine Freunde.<br />
Welche Charaktereigenschaften schätzen Sie <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren<br />
Menschen am meisten?<br />
Ehrlichkeit und Pünktlichkeit.<br />
Mit wem würden Sie gern einen Monat l<strong>an</strong>g tauschen?<br />
Mit Keinem, mein Leben ist perfekt.<br />
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />
Meiner Freundin k<strong>an</strong>n ich nichts abschlagen.<br />
Wo möchten Sie am liebsten leben?<br />
Wo ich mich wohl fühle: bei meiner Familie und Freunden.<br />
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />
Leute, die Anderen in schweren Zeiten helfen.<br />
Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />
Lebe jeden Tag, als wäre es dein Letzter.