Geschäftsbericht - Bildungswerk der Baden-Württembergischen ...
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GESCHÄFTSBERICHT 2012/2013<br />
Ihr Partner für Bildung und Qualifizierung<br />
www.biwe.de
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Bildungswerk</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong><br />
Wirtschaft e. V.<br />
Löffelstraße 22-24<br />
70597 Stuttgart<br />
www.biwe.de<br />
Gestaltung und Produktion<br />
BBQ Berufliche Bildung gGmbH<br />
Stuttgarter Straße 9/11<br />
70469 Stuttgart<br />
Druck<br />
Elser Druck GmbH<br />
Kißlingweg 35<br />
75417 Mühlacker<br />
Fotos<br />
fotolia/BBQ Berufliche Bildung gGmbH, <strong>Bildungswerk</strong> <strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
Würt tembergischen Wirtschaft e. V., Südwestmetall – Verband <strong>der</strong><br />
Metall- und Elektroindustrie <strong>Baden</strong>-Württemberg e. V., Klett MINT<br />
GmbH, Landesinitiative Frauen in MINT-Berufen, BDA/Christian<br />
Kruppa, wissenswerkstatt Friedrichshafen e. V., Peter Ferstl, Felsomat<br />
GmbH & Co. KG, Bäckerei Baier
Inhalt<br />
Vorwort<br />
Karl Schäuble, Vorsitzen<strong>der</strong> und Stefan Küpper, Geschäftsführer 5<br />
Ihr Partner<br />
Unser Profil 7<br />
Jubiläum: 50 Jahre Haus Steinheim 8<br />
Wir geben Impulse<br />
Veranstaltungen und Fachforen 2012/2013 11<br />
Im Fokus „Der Fachkräftemangel wird alle treffen” 16<br />
Unsere Kompetenzen<br />
Frühkindliche Bildung – För<strong>der</strong>ung von Beginn an 20<br />
Berufsorientierung – das <strong>Bildungswerk</strong> macht Schule 24<br />
Berufsvorbereitung und Ausbildung – aktiv in <strong>Baden</strong>-Württemberg und Europa 30<br />
Weiterbildung und Qualifizierung – die Chancenmacher des <strong>Bildungswerk</strong>s 36<br />
Personal- und Organisationsentwicklung – gefragter Partner <strong>der</strong> Unternehmen 40<br />
Personaldienstleistungen – Flexibilität als Trumpf 46<br />
Unser Netzwerk<br />
Unternehmensorgane 51<br />
Partner 52<br />
Aktiv vor Ort 53<br />
Zur besseren Lesbarkeit haben wir in <strong>der</strong> Regel auf die weibliche Schreibweise verzichtet.
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
am 08.10.2013 wurde mit vielen Ehrengästen <strong>der</strong> 50. Jahrestag<br />
<strong>der</strong> Gründung des Bildungszentrums Haus Steinheim gefeiert.<br />
Es ist ein Privileg für einen Bildungsträger, eine solche<br />
Einrichtung, die sich im Eigentum des Arbeitgeberverbandes<br />
Südwestmetall befindet, nutzen und bewirtschaften zu dürfen.<br />
Zwar ist das <strong>Bildungswerk</strong> mit seiner flächendeckenden<br />
Präsenz in <strong>Baden</strong>-Württemberg und einem breiten Angebot<br />
von Bildungs- und Personaldienstleistungen heute deutlich<br />
mehr als Haus Steinheim, doch ohne Haus Steinheim hätte<br />
das <strong>Bildungswerk</strong> ein an<strong>der</strong>es Gesicht. Das Bildungszentrum<br />
prägt das Profil des <strong>Bildungswerk</strong>s bis heute entscheidend<br />
mit.<br />
Vor allem bedeuten 50 Jahre Bildungszentrum Haus Steinheim<br />
eine Konstante in Zeiten großer Verän<strong>der</strong>ung. In <strong>der</strong> letzten<br />
Dekade wurden die beiden GmbH’s Apontis und BBQ gegründet,<br />
eine eigenständige Marke „Akademie für Personal- und<br />
Organisationsentwicklung“ entwickelt, neue Dienstleistungen<br />
in den Bereichen modulare Nachqualifizierung, Outplacement,<br />
Arbeitnehmerüberlassung, Auslandsrekrutierung, Be ratung<br />
und Organisationsentwicklung, HR-Produkte und Coaching<br />
geschaffen und die Zusammenarbeit mit den Agenturen für<br />
Arbeit ausgebaut.<br />
Das <strong>Bildungswerk</strong> bietet heute Beratung, Seminare, Projekte<br />
und Programme an für Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong> und Erzieherinnen,<br />
für Schüler und Lehrer, für Azubis und Ausbil<strong>der</strong>, für Studenten<br />
und Wissenschaftler, für Mitarbeiter, für Führungskräfte<br />
und für das Topmanagement. Ein Drittel unseres Umsatzes<br />
machen wir mit Unternehmen, ein gutes Viertel mit den Agenturen<br />
für Arbeit sowie jeweils rund ein Fünftel mit Verbandsprojekten<br />
sowie Projekten des Europäischen Strukturfonds.<br />
in die Betriebe und zu den Themen, die den Unternehmern<br />
auf den Nägeln brennen. Auch dies ist ein Privileg, zugleich<br />
aber auch eine Verpflichtung. Vertrauen und Glaubwürdigkeit<br />
sind wesentliche Elemente <strong>der</strong> Geschäftsgrundlage. Dass uns<br />
dieses Vertrauen durch unsere Kunden und Partner entgegen<br />
gebracht wird, dafür wollen wir uns herzlich bedanken.<br />
Der Dank geht zugleich auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des <strong>Bildungswerk</strong>s, die mit ihrer Kompetenz und<br />
ihrem Engagement die wesentlichen Garanten für den Erfolg<br />
des <strong>Bildungswerk</strong>s sind. Auch die Jahre 2012 und 2013 waren<br />
und sind erfolgreiche Jahre für das <strong>Bildungswerk</strong>. Das gilt sowohl<br />
für die betriebswirtschaftliche Seite als auch für die vielen<br />
neuen inhaltlichen Impulse, die wir in die Weiterbildungsund<br />
Qualifizierungslandschaft in <strong>Baden</strong>-Württemberg geben<br />
konnten. So hat sich beispielsweise das <strong>Bildungswerk</strong> zu einer<br />
treibenden Kraft innerhalb <strong>der</strong> Fachkräfte-Allianz <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
entwickelt – Initiativen und Angebote wie unsere<br />
Servicestelle Nachqualifizierung, das Programm „career-in-bw“<br />
o<strong>der</strong> das von uns administrierte Projekt familyNET zur Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf zählen mittlerweile zu Leuchttürmen<br />
<strong>der</strong> Allianz.<br />
Darauf sind wir stolz und ziehen zugleich daraus den Ansporn,<br />
auch weiterhin Taktgeber für alle Fragen <strong>der</strong> Weiterbildung,<br />
Qualifizierung und Fachkräftesicherung zu sein. Mehr dazu erfahren<br />
Sie im vorliegenden <strong>Geschäftsbericht</strong> 2012/2013, den<br />
wir Ihnen zur Lektüre empfehlen dürfen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Für die Zukunft wird es für das <strong>Bildungswerk</strong> darauf ankommen,<br />
die gesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen und den Bedarf<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft möglichst frühzeitig zu erkennen. Stichworte<br />
sind hierbei „Demografischer Wandel“, „Fachkräftesicherung“,<br />
„Lebenslanges Lernen“, und „ steigende Flexibilitätsanfor<strong>der</strong>ungen“.<br />
Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen werden<br />
Unterstützung brauchen, um diese Herausfor<strong>der</strong>ungen zu<br />
bewältigen. Genau hier liegt die Stärke des <strong>Bildungswerk</strong>s. Als<br />
Bildungsträger <strong>der</strong> Arbeitgeber, <strong>der</strong> fest in den Arbeitgeberstrukturen<br />
verankert ist, haben wir einen beson<strong>der</strong>en Zugang<br />
Karl Schäuble,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Stefan Küpper,<br />
Geschäftsführer<br />
5
DAS BILDUNGSWERK 2012<br />
Ihr Partner<br />
Das <strong>Bildungswerk</strong> ist den Interessen <strong>der</strong> baden-württembergischen Wirtschaft und ihrer<br />
Verbände verpflichtet. Mit <strong>der</strong> Akademie und den Tochtergesellschaften Apontis und BBQ<br />
verstehen wir uns als strategischer Bildungs- und Personaldienstleister. Wir pflegen eine<br />
wertschätzende Unternehmenskultur – <strong>der</strong> Mensch steht bei uns im Mittelpunkt. Wir vermitteln<br />
Bildungs- und Gesellschaftspolitik im Verständnis <strong>der</strong> sozialen Marktwirtschaft und<br />
übernehmen Verantwortung in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit sozialen, politischen, gesellschaftlichen<br />
und wissenschaftlichen Institutionen.<br />
31.446 qualifizierte Teilnehmer<br />
3.142 beteiligte Unternehmen<br />
519 Mitarbeiter<br />
46 Nie<strong>der</strong>lassungen<br />
3 Bildungszentren<br />
26 Mitglie<strong>der</strong><br />
6
Das <strong>Bildungswerk</strong> <strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong> Wirtschaft e. V. ist<br />
seit über 40 Jahren Partner für Unternehmen und ihre Verbände, für<br />
Schulen und Hochschulen, für Politik und Verwaltung. Mit <strong>der</strong> Akademie<br />
für Personal- und Organisationsentwicklung sowie den beiden<br />
Tochtergesellschaften Apontis GmbH und BBQ Berufliche<br />
Bildung gGmbH ist das <strong>Bildungswerk</strong> mit mehr als 500 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern in drei Bildungszentren und 46 Nie<strong>der</strong>lassungen<br />
in allen Regionen <strong>Baden</strong>-Württembergs aktiv.<br />
Unser Profil<br />
Wir geben Orientierung und entwickeln zukunftsorientierte<br />
Lösungsansätze für die verschiedenen Bildungs- und Lernbereiche.<br />
Unser Portfolio reicht von <strong>der</strong> Integration junger Menschen<br />
in Ausbildung über die Weiterbildung von Beschäftigten bis hin<br />
zu einem breit gefächerten Weiterbildungsangebot für Fachund<br />
Führungskräfte.<br />
Akademie im <strong>Bildungswerk</strong><br />
Die Akademie berät Unternehmen bei <strong>der</strong> betrieblichen Personalentwicklung,<br />
erarbeitet gemeinsam neue Strategien und<br />
begleitet bei <strong>der</strong> Umsetzung. Wir bieten Seminar- und Weiterbildungsangebote,<br />
Coachings und Trainings für Auszubildende,<br />
Fach- und Führungskräfte. Unsere Angebote in <strong>der</strong> Organisationsentwicklung<br />
unterstützen Unternehmen bei betrieblichen<br />
Verän<strong>der</strong>ungsprozessen.<br />
Apontis<br />
Apontis unterstützt Unternehmen bei Personalanpassungsprozessen,<br />
bei <strong>der</strong> Entwicklung von Flexibilisierungsmodellen sowie<br />
bei <strong>der</strong> Suche nach geeigneten Fachkräften. Arbeitnehmer begleiten<br />
wir beim Übergang in eine neue Beschäftigung. Unsere<br />
Dienstleistungen bieten wir in den Bereichen Outplacement und<br />
Transfermaßnahmen, Auswahl- und Einstellungsmanagement,<br />
Beratung sowie HR-Plattform und HR-Produkte an.<br />
BBQ<br />
BBQ för<strong>der</strong>t die frühkindliche Bildung und bietet Schülern gezielte<br />
Hilfen bei <strong>der</strong> Berufsorientierung und -vorbereitung.<br />
Junge Menschen und Erwachsene unterstützen wir beim Einstieg<br />
in Ausbildung und Beschäftigung. Arbeitsuchenden und<br />
Rehabilitanden ermöglichen wir durch Umschulung und Qualifizierung<br />
den Wie<strong>der</strong>einstieg ins Berufsleben. An- und ungelernten<br />
Beschäftigten bietet die betriebliche Nachqualifizierung<br />
einen Berufsabschluss auf Facharbeiterniveau. Betriebe profitieren<br />
von den Angeboten <strong>der</strong> Betrieblichen Sozialberatung (BSB)<br />
und <strong>der</strong> Ausbildungsbegleitung.<br />
Betriebsnahe Qualifizierung<br />
Mit und für die Unternehmen entwickeln wir bedarfsgerechte<br />
und praxisnahe Angebote zur Weiterbildung und Qualifizierung.<br />
Kompetente und engagierte Mitarbeitende<br />
Der Praxisbezug und die persönliche Begleitung sind wesentliche<br />
Merkmale unseres Unternehmens. Unsere engagierten Mitarbeiter<br />
bieten kompetente Beratung und zielgerichtete Hilfestellung.<br />
Die interne Personalentwicklung gewährleistet eine hohe<br />
Qualifikation und Kompetenz.<br />
Qualität ist uns wichtig<br />
Die Leistungsfähigkeit unserer Prozesse ist die Basis für einen<br />
hohen Qualitätsstandard. Dies wird dokumentiert durch die erfolgreiche<br />
Zertifizierung unseres Qualitätsmanagementsystems<br />
nach den internationalen Standards <strong>der</strong> DIN ISO 9001. Die Akademie,<br />
Apontis und BBQ sind darüber hinaus auch nach <strong>der</strong><br />
Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsför<strong>der</strong>ung<br />
(AZAV) <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit zertifiziert. Seit Juni 2011<br />
erfüllt BBQ auch die Anfor<strong>der</strong>ungen des internationalen Standards<br />
<strong>der</strong> DIN ISO 29990 „Lerndienstleistungen für die Aus- und Weiterbildungen<br />
– Grundlegende Anfor<strong>der</strong>ungen an Dienstleister“.<br />
Organisationsstruktur<br />
Vorstand: Karl Schäuble (Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />
Geschäftsführer: Stefan Küpper<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung: Dieter Schmidtke, Gerhard Selzer, Wolfgang Varges<br />
Geschäftsleitung: Dieter Schmidtke Geschäftsführung: Gerhard Selzer, Stefan Küpper Geschäftsführung: Wolfgang Varges, Stefan Küpper<br />
7
Jubiläumsveranstaltung in Haus Steinheim<br />
Jubiläum: 50 Jahre Haus Steinheim<br />
Das Bildungszentrum Haus Steinheim feierte am 08. Oktober 2013<br />
mit rund 230 Gästen aus Politik und Verwaltung, aus Verbänden<br />
und Unternehmen sowie aus Wissenschaft und Bildung seinen 50.<br />
Geburtstag. Haus Steinheim ist im Eigentum des Arbeitgeberverbands<br />
Südwestmetall und wird vom <strong>Bildungswerk</strong> betrieben.<br />
Anlässlich <strong>der</strong> Jubiläumsveranstaltung erklärte <strong>der</strong> Vorsitzende<br />
von Südwestmetall, Dr. Stefan Wolf, dass <strong>der</strong> Verband seit nunmehr<br />
50 Jahren zu diesem Standort stehe: „Damit ist das Bildungszentrum<br />
ein Symbol für das große Engagement <strong>der</strong><br />
Arbeitgeber in <strong>der</strong> betrieblichen Weiterbildung.“ „Die Unternehmen<br />
brauchen Bildungs- und Personaldienstleistungen, die von<br />
und mit den Arbeitgebern entwickelt werden“, so Wolf weiter.<br />
Die Bildungspolitik und Bildungsarbeit sei neben dem Kernbereich<br />
Tarifpolitik/Arbeitsrecht immer mehr zum zweiten Standbein<br />
des Verbands geworden.<br />
gut zu Gesicht steht.“ „Er habe es immer als ausgesprochene<br />
Stärke <strong>der</strong> regionalen Arbeitgeberverbände in Deutschland<br />
empfunden, dass wir die allgemeine Bildungspolitik und die<br />
eigene Bildungsarbeit als Einheit begreifen“, so Hundt weiter<br />
in seiner Rede. Das stelle die Nähe von Theorie und Praxis<br />
sicher.<br />
Raimund Becker, Vorstand Arbeitslosenversicherung <strong>der</strong> Bundesagentur<br />
für Arbeit, nannte es unseren gemeinsamen Gedanken,<br />
Menschen durch Bildung die Chance auf Teilhabe zu<br />
ermöglichen. Die dringendste Herausfor<strong>der</strong>ung sei die Sicherung<br />
<strong>der</strong> Fachkräfte. Dazu müsse man die inländischen Fachkräfte<br />
– Frauen, Ältere und Jugendliche ohne Abschluss –<br />
qualifizieren und eine kluge Zuwan<strong>der</strong>ungspolitik betreiben.<br />
Der stellvertretene Ministerpräsident und Minister für Finanzen<br />
und Wirtschaft des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg, Dr. Nils Schmid,<br />
sprach von einer echten Erfolgsgeschichte, die in Haus Steinheim<br />
seit 50 Jahren geschrieben werde. Das Bildungszentrum<br />
leiste dem Land wertvolle Dienste, „indem es viele Menschen individuell<br />
för<strong>der</strong>t und damit zugleich den gesamten Wirtschaftsstandort<br />
stärkt“.<br />
Carolin Lüdemann im Gespräch mit Dr. Peter Wilfert, ehemaliger stv. Hauptgeschäftsführer<br />
von Südwestmetall und Ernst Mutscheller, ehemaliger Geschäftsführer des<br />
<strong>Bildungswerk</strong>s<br />
Arbeitgeberpräsident Prof. Dr. Dieter Hundt zeigte sich „davon<br />
überzeugt, dass uns Arbeitgebern ein solcher Ort des Lernens<br />
und Arbeitens sowie des Dialogs und des Zusammenkommens<br />
In einer von Carolin Lüdemann mo<strong>der</strong>ierten Gesprächsrunde<br />
mit Zeitzeugen ließ <strong>der</strong> ehemalige stellvertretende Hauptgeschäftsführer<br />
von Südwestmetall, Dr. Peter Wilfert, die Anfänge<br />
8
Revue passieren. „Als ich Anfang 1960 als junger Rechtsassessor<br />
in den Verband Württembergisch-Badischer Metallindustrieller<br />
eintrat, war dieser in Deutschland führend in <strong>der</strong> Bildungsarbeit.<br />
Die Nachfrage <strong>der</strong> Firmen nach unseren Seminaren wuchs von<br />
Jahr zu Jahr.“ So beschloss <strong>der</strong> Verbandsvorstand den Bau einer<br />
zentralen Bildungsstätte. Unter dem Vorsitz des ehemaligen Verbandsvorsitzenden<br />
Carl Schäfer aus Ludwigsburg wurde eine<br />
Baukommission ins Leben gerufen und Wilfert mit <strong>der</strong> Leitung<br />
des Projekts betraut.<br />
„Das Haus war unser Vorzeigestück“, erinnerte sich Ernst Mutscheller,<br />
ehemaliger Geschäftsführer des <strong>Bildungswerk</strong>s. Gesellschaftspolitisch<br />
waren die 70-er eine Zeit gravieren<strong>der</strong><br />
Umwälzungen und haben zur Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
geführt. „Für mich war immer klar, dass wir in<br />
Steinheim beide Seiten zusammenbringen müssen. Deshalb<br />
habe ich dem Verband vorgeschlagen, neben den Industrie -<br />
meisterseminaren und den Mitarbeitergesprächen auch Seminare<br />
für Betriebsräte anzubieten“, so Mutscheller. Trotz einiger<br />
Skepsis bei den Verantwortlichen fanden 1972 die ersten Seminare<br />
für Betriebsräte in Haus Steinheim statt.<br />
Zum Abschluss <strong>der</strong> Veranstaltung nannte es <strong>der</strong> Vorsitzende des<br />
<strong>Bildungswerk</strong>s Karl Schäuble ein Privileg für einen Bildungsträger,<br />
eine solche Einrichtung wie das Bildungszentrum Haus<br />
Steinheim nutzen und bewirtschaften zu dürfen. „Vor allem ist<br />
dieses Haus eine Konstante in Zeiten großer Verän<strong>der</strong>ung. Für<br />
die Zukunft wird es für das <strong>Bildungswerk</strong> darauf ankommen, die<br />
gesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen und die Bedarfe <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
möglichst frühzeitig zu erkennen“, sagte Schäuble in seiner<br />
Rede.<br />
<strong>Bildungswerk</strong>-Geschäftsführer Stefan Küpper im Gespräch mit dem <strong>Bildungswerk</strong>-<br />
Vorsitzenden Karl Schäuble und Dr. Stefan Wolf, Vorsitzen<strong>der</strong> des Arbeitgeberverbands<br />
Südwestmetall<br />
Dr. Nils Schmid, stv. Ministerpräsident und Minister für Finanzen und Wirtschaft des<br />
Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Raimund Becker, Vorstand Arbeitslosenversicherung <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit<br />
Arbeitgeberpräsident Prof. Dr. Dieter Hundt und Dr. Ulrich Brocker, ehemaliger Haupt -<br />
geschäftsführer von Südwestmetall im Austausch<br />
9
AUF EINEN BLICK<br />
Wir geben Impulse<br />
Veranstaltungen und Fachforen 2012/2013<br />
3. und 4. MINT-Kongress „Schule und Wirtschaft“<br />
21. Forum Bundeswehr – Wirtschaft<br />
1. Reutlinger Unternehmerforum<br />
1. familyNET-Award 2013<br />
Jahrestagung SCHULEWIRTSCHAFT<br />
Kongress: Hochschulen und Wirtschaft<br />
Bildungskongress: Berufliche Bildung<br />
Spitzengespräch „Fachkräfte-Allianz“<br />
10
04. Oktober 2012 und 12. Juni 2013, Stuttgart<br />
3. und 4. MINT-Kongress „Schule und Wirtschaft“<br />
Schule und Wirtschaft gemeinsam für mehr MINT<br />
Rund 350 Teilnehmer haben aus ganz <strong>Baden</strong>-Württemberg im<br />
Oktober 2012 den 3. MINT-Kongress „Schule und Wirtschaft gemeinsam<br />
für mehr MINT“ mit dem Schwerpunktthema „Außerschulische<br />
Lernorte und Lernangebote“ besucht. In vier<br />
parallelen Foren präsentierten sich Science-Center, Schülerlabore<br />
und Museen. Außerdem wurden Projekte für einen praxisnahen<br />
MINT-Unterricht vorgestellt. Beim 4. MINT-Kongress im<br />
Juni 2013 stand das Thema „Mit MINT – Vielfalt in <strong>der</strong> Schule<br />
gestalten“ im Mittelpunkt. Vorträge, Foren und Zukunftswerkstätten<br />
luden zu Themen wie kognitive MINT-Effekte, geschlechtergerechter<br />
Unterricht, Comics im Chemieunterricht, Umgang<br />
mit Schülern mit Migrationshintergrund und Mehrsprachigkeit<br />
ein.<br />
Veranstaltet wurden die beiden Kongresse von <strong>der</strong> Klett MINT<br />
GmbH, dem Arbeitgeberverband Südwestmetall, <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
Region Stuttgart GmbH, dem <strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong><br />
Handwerkstag und den baden-württembergischen<br />
Ministerien für Kultus, Jugend und Sport, für Finanzen und Wirtschaft<br />
sowie für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Das <strong>Bildungswerk</strong><br />
stand den Veranstaltern beratend zur Seite und hat<br />
sie bei Konzept und Umsetzung unterstützt.<br />
Preisverleihung „MINT-freundliche Schule“<br />
Die Auszeichnung steht unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz.<br />
In den letzten drei Jahren wurden 108 Schulen<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg durch die Initiative ausgezeichnet.<br />
Die vom <strong>Bildungswerk</strong> im Auftrag <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
installierten Servicestellen SCHULEWIRTSCHAFT stehen<br />
interessierten Schulen beratend zur Seite.<br />
Die Partner <strong>der</strong> Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“<br />
Spitzengespräch Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“<br />
„Wir wollen mehr Frauen für MINT-Berufe gewinnen und ihre<br />
Perspektiven stärken. Dabei erzielen wir Fortschritte und erste<br />
Erfolge“, erklärte Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid am 03. Juli<br />
2013 anlässlich des 2. Bilanzgesprächs zum Bündnis „Frauen in<br />
MINT-Berufen“ in Mannheim. Der Wirtschaftsminister und Spitzenvertreter<br />
<strong>der</strong> 30 Partner zogen im John Deere Forum eine<br />
Zweijahresbilanz des 2011 gegründeten Bündnisses.<br />
Beim Spitzengespräch machte <strong>der</strong> Vizepräsident <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg und Vorsitzende des <strong>Bildungswerk</strong>s<br />
Karl-Schäuble deutlich, dass verlässliche und langfristig angelegte<br />
Unterstützungsstrukturen für eine nachhaltige MINT-<br />
För<strong>der</strong>ung unabdingbar sind. „Die junge Frauengeneration ist<br />
erstklassig ausgebildet. Sie überzeugt durch überdurchschnittliche<br />
Leistungen in den MINT-Fächern. Gemessen daran, münden<br />
zu wenige Frauen in diese Berufe ein. Wir wollen die alten<br />
Muster im Berufswahlverhalten von Mädchen und jungen<br />
Frauen aufbrechen. Hierzu benötigen wir einen langen Atem.“<br />
„MINT-freundliche“ Schulen ausgezeichnet<br />
Am 26. September 2013 wurden 40 beson<strong>der</strong>s engagierte Bildungseinrichtungen<br />
durch die Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
und die Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT<br />
als „MINT-freundliche“ Schulen ausgezeichnet. Gastgeber <strong>der</strong><br />
Veranstaltung war die Universität Stuttgart. Die Auszeichnung<br />
„MINT-freundliche Schule“ im Rahmen <strong>der</strong> Initiative „MINT Zukunft<br />
schaffen“ versteht sich als För<strong>der</strong>ung von Schulen mit<br />
einem erkennbaren, grundlegenden MINT-Schwerpunkt.<br />
11
13. November 2012, Steinheim<br />
21. Forum Bundeswehr – Wirtschaft<br />
20. November 2012, Reutlingen<br />
1. Reutlinger Unternehmerforum<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf stand im Mittelpunkt<br />
des 21. Forums Bundeswehr – Wirtschaft. Stéphane<br />
Beemelmans, Staatssekretär im Bundesministerium <strong>der</strong> Verteidigung,<br />
beleuchtete in seinem Vortag das Spannungsfeld Familie<br />
und Dienst und stellte Wege und Maßnahmen zur besseren<br />
Vereinbarkeit in <strong>der</strong> Bundeswehr vor. Einen Einblick in die beson<strong>der</strong>en<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen für die militärische Führung in <strong>der</strong><br />
Bundeswehr und Les forces armées françaises gaben Brigadegeneral<br />
und Kommandeur Gert-Johannes Hagemann und <strong>der</strong><br />
stellvertretende Kommandeur <strong>der</strong> Deutsch-Französischen Brigade<br />
Colonel Wallerand de Madre in Müllheim.<br />
Die Staatsschuldenkrise in Europa<br />
Gemeinsam mit <strong>der</strong> Südwestmetall-Bezirksgruppe Reutlingen<br />
veranstaltete das <strong>Bildungswerk</strong> im letzten Jahr das erste Reutlinger<br />
Unternehmerforum. Das Feedback <strong>der</strong> rund 40 Gäste zur<br />
Auftaktveranstaltung war durchweg positiv. Deshalb soll das<br />
Format nun regelmäßig angeboten werden – besetzt mit aktuellen<br />
Themen und hochkarätigen Referenten.<br />
Für die Auftaktveranstaltung mit dem Fokus „Die Staatsschuldenkrise<br />
in Europa und die Konsequenzen für die regionale<br />
Wirtschaft“ im Reutlinger Verbandshaus konnte die Wirtschaftsweise<br />
Prof. Dr. Claudia M. Buch gewonnen werden. Die Finanzmarktexpertin<br />
stellte zwei Themen in den Mittelpunkt ihres<br />
Vortrags: erstens die stabile Architektur für Europa und zweitens<br />
den Handlungsbedarf im Inland. Den wirtschaftspolitischen<br />
Handlungsbedarf in Deutschland sah die Professorin vor allem<br />
bei „<strong>der</strong> Energiewende sowie den Reformen im Gesundheitswesen<br />
und im Steuersystem“. Aber auch bereits umgesetzte o<strong>der</strong><br />
eingeleitete Reformen am Arbeitsmarkt und in <strong>der</strong> Alterssicherung<br />
gelte es zu sichern und auszubauen.<br />
Die Teilnehmer des Steinheimer Forums<br />
Ergänzt wurden die Vorträge mit den Beiträgen „Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf als kommunaler Standortvorteil“ von<br />
Thorsten Frei, Oberbürgermeister <strong>der</strong> Stadt Donaueschingen<br />
und „Familienfreundlichkeit und Flexibilisierung im Ausland und<br />
am Hauptquartier – Maßnahmen und Möglichkeiten eines Unternehmens“<br />
von Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Vorstands <strong>der</strong> Aesculap AG.<br />
Um die Schuldenkrise in Europa dauerhaft zu lösen, for<strong>der</strong>te<br />
Buch die Schaffung eines institutionellen Rahmens: „Europa benötigt<br />
eine Säule für fiskalische Stabilität, eine Säule für Finanzmarktstabilität<br />
sowie Mechanismen für das Krisenmanagement.“<br />
Langfristig plädierte sie für eine Bankenunion, die eine institutionalisierte<br />
Bankenaufsicht in Europa vorsieht.<br />
Im anschließenden Kamingespräch diskutierten die Teilnehmenden<br />
mit dem Innenminister des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Reinhold Gall über die Aspekte <strong>der</strong> inneren und äußeren Sicherheit<br />
und <strong>der</strong>en Bedeutung für die Wirtschaft. Das Forum wurde<br />
in Kooperation mit <strong>der</strong> Wehrbereichsleitung Süd, den Arbeitgebern<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall<br />
durchgeführt.<br />
1. Reutlinger Unternehmerforum: „Die Staatsschuldenkrise in Europa und die Konsequenzen<br />
für die regionale Wirtschaft“<br />
12
20. Februar 2013, Stuttgart<br />
1. familyNET-Award 2013<br />
Erste familienfreundliche Unternehmen ausgezeichnet<br />
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie steht auf <strong>der</strong> Agenda vieler<br />
Betriebe in <strong>Baden</strong>-Württemberg. Im Rahmen des landesweiten<br />
Projekts familyNET werden sie dabei durch das Ministerium für<br />
Finanzen und Wirtschaft aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />
sowie durch die Arbeitgeberverbände Südwestmetall und Chemie<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg unterstützt. Das Projekt wird vom <strong>Bildungswerk</strong><br />
umgesetzt. Erstmals wurden in Stuttgart Unternehmen von<br />
Finanz- und Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid und Arbeitgeberpräsident<br />
Professor Dr. Dieter Hundt vor rund 150 Gästen aus Politik<br />
und Wirtschaft mit dem familyNET-Award für beson<strong>der</strong>s<br />
familienfreundliche Projekte ausgezeichnet.<br />
Mit einem Son<strong>der</strong>preis wurde darüber hinaus <strong>der</strong> För<strong>der</strong>verein<br />
Kin<strong>der</strong>bunt aus Heilbronn bedacht. Insgesamt neun Betriebe und<br />
Institutionen aus Heilbronn und Umgebung haben sich unter<br />
dem Dach des Vereins zusammengeschlossen, um unter <strong>der</strong> Trägerschaft<br />
des Arbeiter-Samariter-Bunds in einer Art „Verbund-<br />
lösung“ eine gemeinsame Kin<strong>der</strong>tagesstätte zu betreiben.<br />
Kiesel & Partner<br />
Im Wettbewerb wurden die Aktivitäten <strong>der</strong> Unternehmen auf<br />
sechs verschiedenen Handlungsfel<strong>der</strong>n bewertet: Kin<strong>der</strong> -<br />
betreuung, Pflege von Angehörigen, Work-Life-Balance und<br />
betriebliches Gesundheitsmanagement, Mütter und Väter in<br />
Führungspositionen, Arbeitszeitgestaltung, Arbeitsorganisation<br />
und Arbeitsort sowie Elternzeit/Wie<strong>der</strong>einstieg in den Beruf. Die<br />
Jury setzte sich aus Vertretern <strong>der</strong> Wirtschaft sowie des Ministeriums<br />
für Finanzen und Wirtschaft zusammen.<br />
Die Preisträger<br />
Der familyNET-Award in <strong>der</strong> Kategorie 11 bis 50 Beschäftigte<br />
ging an die Rechtsanwalts- und Steuerberaterkanzlei Kiesel &<br />
Partner aus Aalen. Diese lasse „beispielhaft, nachahmenswert<br />
und in den eigenen Räumen Kleinkin<strong>der</strong> ab 5 Monaten von qualifizierten<br />
Tagesmüttern betreuen“, hieß es in <strong>der</strong> Begründung.<br />
Bei den Firmen mit 51 bis 250 Beschäftigten setzte sich die Volz-<br />
Gruppe aus Deilingen durch. Der Produzent für Rohrverschraubungen<br />
und Schlauchverbindungen betreibt seit 2005 eine<br />
betriebseigene Kin<strong>der</strong>tagesstätte mit durchgängiger Betreuung<br />
für Kin<strong>der</strong> von sechs Monaten bis zehn Jahren. Eine Hausaufgaben-<br />
und eine Ferienbetreuung runden das Angebot ab.<br />
Volz-Gruppe<br />
GP Grenzach<br />
familyNET-Award-Gewinner im Bereich mit 251 bis 500 Beschäftigten<br />
wurde das Pharmaunternehmen GP Grenzach aus Grenzach-Wyhlen.<br />
„Die familienbewusste Personalpolitik zeichnet sich<br />
in beson<strong>der</strong>em Maße durch Angebote in <strong>der</strong> Pflege von Angehörigen<br />
aus“, hieß es in <strong>der</strong> Laudatio. Von Informationsveranstaltungen<br />
für die Mitarbeiterschaft, über eine eigene Notfallmappe<br />
für pflegende Angehörige bis hin zu einer eigenen Familienbeauftragten<br />
reicht das Portfolio bei GP Grenzach.<br />
För<strong>der</strong>verein Kin<strong>der</strong>bunt<br />
13
18. und 19. April 2013, Steinheim<br />
Jahrestagung SCHULEWIRTSCHAFT<br />
06. Mai 2013, Stuttgart<br />
Kongress: Hochschulen und Wirtschaft<br />
Schulentwicklung und Bildungsplanreform 2015<br />
Bei <strong>der</strong> Jahrestagung <strong>der</strong> Landesarbeitsgemeinschaft SCHULE-<br />
WIRTSCHAFT im Bildungszentrum Haus Steinheim informierten<br />
sich die rund 60 Teilnehmer aus den lokalen Arbeitskreisen über<br />
aktuelle Themen <strong>der</strong> Bildungspolitik. Im Mittelpunkt stand die<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> Schulsysteme im Zeichen von regionaler<br />
Schulentwicklung und Bildungsplanreform 2015. Den Startimpuls<br />
setzte Marion von Wartenberg, Staatssekretärin im Ministerium<br />
für Kultus, Jugend und Sport <strong>Baden</strong>-Württemberg mit<br />
ihrem Fachvortrag zur Bedeutung <strong>der</strong> Bildungsplanreform für<br />
die Bereiche Berufs- und Studienorientierung, ökonomische Bildung<br />
und MINT-För<strong>der</strong>ung. Praxisbeispiele informierten über<br />
das Hamburger Modell <strong>der</strong> Jugendberufsagenturen, das Projekt<br />
„Selbständige Schule“ und über Möglichkeiten <strong>der</strong> Elternarbeit<br />
im Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT.<br />
Thomas Schenk, Vorsitzen<strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg, Dr. Hans Graf, Ehrenvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft,<br />
Ernst Baumann, Vorsitzen<strong>der</strong> Wirtschaft <strong>der</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft (v. l. n. r.)<br />
Partner für Innovation und Fachkräftesicherung<br />
Die Zusammenarbeit von Hochschule und Wirtschaft stand im<br />
Mittelpunkt <strong>der</strong> gemeinsamen Veranstaltung „Hochschulen und<br />
Wirtschaft – Partner für Innovation und Fachkräftesicherung“<br />
von Südwestmetall, den Arbeitgebern <strong>Baden</strong>-Württemberg und<br />
Hochschulrektorenkonferenz. Hier wurden gute Beispiele <strong>der</strong><br />
Zusammenarbeit vorgestellt sowie mit rund 150 Teilnehmern<br />
Erfolgsfaktoren und Probleme diskutiert. Die Veranstaltung war<br />
Ausweis <strong>der</strong> engen Verbindung von Hochschulen und den<br />
Arbeitgebern im Land. Vor allem das Thema <strong>der</strong> Forschungs- und<br />
Innovationskooperationen wird für die Arbeitgeber ein neuer<br />
Schwerpunkt werden. Ziel ist, gemeinsam mit dem Land und den<br />
Hochschulen Hemmnisse in <strong>der</strong> Zusammenarbeit zu beseitigen<br />
und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Der Vizepräsident<br />
<strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg und Vorsitzende des <strong>Bildungswerk</strong>s<br />
Karl Schäuble machte in seinem Statement deutlich,<br />
wo er heute die Hürden für eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
sieht: Erstens müssen die Kostenrechnung und das Controlling<br />
<strong>der</strong> Hochschulen an die in <strong>der</strong> Wirtschaft üblichen Standards herangeführt<br />
werden. Zweitens müssen Steuerungsinstrumente<br />
und Strukturen entwickelt werden, um fachübergreifende Forschungsprojekte<br />
annehmen, durchführen und professionell<br />
managen zu können. Drittens geht es um Nutzungsrechte für<br />
Labore sowie Verwertungs- und Patentrechte aus den Projekten.<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Höhepunkt für die Aktiven in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
waren die Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen <strong>der</strong><br />
Bundesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT in Berlin. Die<br />
Landearbeitsgemeinschaft nahm mit rund 40 Teilnehmern teil.<br />
JUNIOR-Schülerfirmen ausgezeichnet<br />
Zur SCHULEWIRTSCHAFT-Arbeit gehört auch die Unterstützung<br />
des Programms JUNIOR des Instituts <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft<br />
Köln. Bundesweit entwickeln Schüler kreative Geschäftsideen und<br />
gründen mit <strong>der</strong> JUNIOR-Schülerfirma für ein Jahr ihr eigenes Unternehmen.<br />
Am 16. Mai 2013 wurden zwei Schülerfirmen in <strong>der</strong><br />
Landesendrunde mit dem Titel „Bestes JUNIOR Unternehmen<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg 2013“ vom Arbeitgeberverband Südwestmetall,<br />
<strong>der</strong> Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT und den<br />
beiden baden-<strong>Württembergischen</strong> Ministerien für Finanzen und<br />
Wirtschaft sowie Kultus, Jugend und Sport ausgezeichnet. Jährlich<br />
präsentieren sich die Schülerfirmen zudem mit ihren Produkten<br />
und Dienstleistungen bei <strong>der</strong> JUNIOR-Messe in Sindelfingen.<br />
Der Vizepräsident <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg und Vorsitzende des <strong>Bildungswerk</strong>s<br />
Karl Schäuble bei seinem Vortrag<br />
Präsident <strong>der</strong> Hochschulrektorenkonferenz Prof. Dr. Horst Hippler in <strong>der</strong> Diskussion<br />
14
27. September 2013, Böblingen<br />
Bildungskongress: Berufliche Bildung<br />
14. Oktober 2013, Stuttgart<br />
Spitzengespräch „Fachkräfte-Allianz“<br />
Schulreform und regionale Schulentwicklung<br />
„Berufliche Bildung im Spannungsfeld von Schulreform und<br />
Schulentwicklung“ lautete das Motto des Bildungskongresses<br />
in Böblingen, <strong>der</strong> von den Arbeitgebern <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
und dem Berufsschullehrerverband (BLV) veranstaltet und vom<br />
<strong>Bildungswerk</strong> unterstützt wurde. Mehr als 200 Teilnehmer aus<br />
Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Schule und Verwaltung diskutierten<br />
Zukunftsfragen <strong>der</strong> beruflichen Bildung.<br />
Spitzenvertreter ziehen erste Zwischenbilanz<br />
Die Spitzenvertreter <strong>der</strong> Partner in <strong>der</strong> Fachkräfte-Allianz <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg haben eine erste Zwischenbilanz gezogen: „In<br />
allen zwölf Regionen des Landes sind Fachkräfte-Allianzen nach<br />
dem Vorbild <strong>der</strong> landesweiten Fachkräfte-Allianz entstanden.<br />
Damit haben wir das Thema Fachkräftesicherung landesweit auf<br />
<strong>der</strong> wirtschaftspolitischen Agenda verankert“, erklärte Wirtschaftsminister<br />
Dr. Nils Schmid, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> im Dezember<br />
2011 gegründeten Fachkräfte-Allianz. „Die Allianz habe auch<br />
einen Beitrag geleistet, dass die Beteiligung von Frauen, älteren<br />
Personen, hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund<br />
und internationalen Fachkräften am Arbeitsleben gestiegen sei“<br />
so Schmid weiter in seiner Ansprache.<br />
Marion von Wartenberg, Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und<br />
Sport <strong>Baden</strong>-Württemberg gab Impulse<br />
Die Impulsreferate hielten unter an<strong>der</strong>em Dr. Anja Mayer, Regierungsdirektorin<br />
im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg mit ihrer Prognose zu den „Schülerströmen<br />
und Auswirkungen auf die weiterführenden und beruflichen<br />
Schulen in <strong>Baden</strong>-Württemberg“ und Siegfried Lehmann,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> im Ausschuss für Kultus, Jugend und Sport im<br />
Landtag von <strong>Baden</strong>-Württemberg mit seinem Bericht zum<br />
Stand <strong>der</strong> Enquete-Empfehlungen in 2013.<br />
Nach einer Einführung durch die Staatssekretärin im Ministerium<br />
für Kultus, Jugend und Sport <strong>Baden</strong>-Württemberg, Marion<br />
von Wartenberg, zum Stellenwert <strong>der</strong> beruflichen Bildung<br />
im Spannungsfeld von Schulreform und regionaler Schul -<br />
entwicklung, diskutierten die Teilnehmer in drei Foren „die<br />
Profilbildung <strong>der</strong> Beruflichen Schulen in <strong>der</strong> Region“, die „Weiterentwicklung<br />
von Berufen und Berufsfel<strong>der</strong>n“ und „die zukünftigen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an ein Übergangssystem“.<br />
Eva Strobel, Vorsitzende <strong>der</strong> Regionaldirektion <strong>Baden</strong>-Württemberg; Prof. Dr. Dieter Hundt,<br />
Präsident <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg; Wirtschafts minister Dr. Nils Schmid und<br />
Nikolaus Landgraf, DGB-Landesvorsitzen<strong>der</strong> beim Spitzengespräch (v. l. n. r.)<br />
„Die Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg und das <strong>Bildungswerk</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong> Wirtschaft e. V. unterstützen die<br />
Fachkräfte-Allianz unter an<strong>der</strong>em durch den Aufbau des Beratungsnetzwerks<br />
familyNET für eine bessere Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf, die Servicestelle Nachqualifizierung und die<br />
Initiative „career-in-bw“ zur Rekrutierung ausländischer Fachkräfte“,<br />
so <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />
Prof. Dr. Dieter Hundt in seinem Statement. „Ein beson<strong>der</strong>es<br />
Augenmerk müssen wir auf die Reduzierung <strong>der</strong> zu hohen Zahl<br />
von rund 15 Prozent eines Jahrgangs ohne jede Berufsausbildung<br />
legen.“ Hierzu, so Hundt, bedürfe es gemeinsamer Anstrengungen<br />
<strong>der</strong> Allianzpartner für mehr Berufsorientierung<br />
und eine bessere Grundbildung an den Schulen, für eine Senkung<br />
<strong>der</strong> Abbruchquoten in Ausbildung und Studium sowie für<br />
flexible Modelle <strong>der</strong> Nach- und Teilqualifizierung.<br />
15
Im Fokus<br />
„Der Fachkräftemangel wird alle treffen“<br />
Johannes Krumme (l.) und Thorsten Würth (r.)<br />
sind bei den Arbeitgebern <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
und beim Arbeitgeberverband Südwestmetall<br />
zuständig für Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik.<br />
Im Interview erklären die beiden, warum<br />
<strong>der</strong> demografische Wandel die Arbeitgeber<br />
zum Handeln zwingt, und was die Verbände mit<br />
Unterstützung des <strong>Bildungswerk</strong>s tun, um dem<br />
Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken.<br />
Herr Würth, Herr Krumme, alle reden vom Fachkräftemangel.<br />
Aber mal ehrlich – wenn man sich umsieht in den Betrieben, hat<br />
man nicht das Gefühl, dass es denen beson<strong>der</strong>s schwer fällt, geeignetes<br />
Personal zu finden.<br />
Krumme: Es kommt darauf an, in welchen Betrieben Sie sich<br />
umsehen. Bäcker, Metzger o<strong>der</strong> Träger von Kin<strong>der</strong>gärten und<br />
Altenheimen spüren den Fachkräftemangel schon heute sehr<br />
schmerzhaft. In <strong>der</strong> Metall- und Elektroindustrie ist die Lage<br />
noch etwas entspannter. Dort sprechen wir momentan von<br />
punktuellen Fachkräfteengpässen. Aber wir dürfen uns nichts<br />
vormachen. Über kurz o<strong>der</strong> lang wird <strong>der</strong> Fachkräftemangel<br />
für alle zum Problem.<br />
Aber sagten Sie nicht eben, die Metall- und Elektroindustrie habe<br />
noch vergleichsweise wenig Schwierigkeiten, geeignetes Personal<br />
zu finden?<br />
Würth: Die Betonung liegt auf noch. Es macht keinen Sinn, Initiativen<br />
wie „career-in-bw“ erst dann zu starten, wenn <strong>der</strong><br />
letzte inländische Arbeitsuchende integriert ist. Wir müssen<br />
das eine tun, ohne das an<strong>der</strong>e zu lassen.<br />
Außerdem zielen wir mit „career-in-bw“ mittelfristig nicht nur<br />
auf die Metall- und Elektroindustrie. So ist eine Überlegung,<br />
über diese Plattform auch Pfleger und Erzieherinnen für<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg zu gewinnen.<br />
Sie haben die Metall- und Elektroindustrie angesprochen. Die will<br />
nun mit Hilfe des <strong>Bildungswerk</strong>s jungen Spaniern eine Ausbildung<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg schmackhaft machen.<br />
Würth: Ja, Südwestmetall will seinen Betrieben helfen, Azubis<br />
aus dem Ausland zu gewinnen und<br />
zugleich einen Beitrag zur Bekämpfung<br />
<strong>der</strong> Jugendarbeits -<br />
losigkeit in Südeuropa leisten. Das<br />
<strong>Bildungswerk</strong> hat das Projekt „career-in-bw“<br />
initiiert, mit dem Fachkräfte<br />
aus dem Ausland rekrutiert<br />
werden sollen. In Spanien z. B. gibt es gut qualifizierte Fachkräfte,<br />
die einen Arbeitsplatz suchen. Hier in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
gibt es Unternehmen, die solche Arbeitsplätze bieten.<br />
Das <strong>Bildungswerk</strong> bringt beide zusammen.<br />
„In Spanien z. B. gibt es gut qualifizierte<br />
Fachkräfte, die einen Arbeitsplatz suchen.<br />
Hier in <strong>Baden</strong>-Württemberg gibt<br />
es Unternehmen, die solche Arbeitsplätze<br />
bieten. Das <strong>Bildungswerk</strong> bringt<br />
beide zusammen“<br />
Übrigens geht das Engagement des <strong>Bildungswerk</strong>s im Ausland<br />
noch weiter. Zusammen mit <strong>der</strong> Universität und <strong>der</strong> Handelshochschule<br />
Leipzig wird beispielsweise hiesigen Firmen geholfen,<br />
die in Tunesien produzieren, dort nach deutschen<br />
Standards aus- und weiterzubilden.<br />
Krumme: Zudem wurde das Gemeinschaftsprojekt<br />
„Go.for.europe“<br />
von Verbänden, Kammern und Land<br />
für ausländische Auszubildende<br />
geöffnet. Seit 2006 vermittelt „Go.for.europe“ deutschen Azubis<br />
Praktikumsplätze im Ausland. Seit diesem Jahr funktioniert<br />
es auch an<strong>der</strong>s herum, u. a. <strong>Bildungswerk</strong>-Mitarbeiter helfen<br />
ausländischen Azubis, in <strong>Baden</strong>-Württemberg einen Betrieb zu<br />
finden, um hier für ein paar Wochen Erfahrungen zu sammeln.<br />
16
gen, Schülerinnen und Schülern bei dem Übergang von <strong>der</strong><br />
Schule in die Ausbildung zu unterstützen. Überall in <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg haben die Arbeitgeber Initiativen zur Berufsorientierung.<br />
Zum Beispiel im Rahmen des Landesprogramms<br />
„Ausbildungsbotschafter“.<br />
Was sind denn Ausbildungsbotschafter?<br />
Würth: Das sind Auszubildende im ersten o<strong>der</strong> zweiten Lehrjahr,<br />
die Schülerinnen und Schülern an Realschulen, Werkrealschulen<br />
und Gymnasien von ihrer Ausbildung erzählen. Als<br />
einer <strong>der</strong> Umsetzer bereitet das <strong>Bildungswerk</strong> die Azubis in<br />
eintägigen Präsentations-Trainings auf diese Aufgabe vor. Inzwischen<br />
haben Kammern und Verbände landesweit über<br />
3.000 Ausbildungsbotschafter im Einsatz.<br />
Was tun Sie denn, um die Potenziale des hiesigen Arbeitsmarkts<br />
besser auszuschöpfen?<br />
Würth: Die Arbeitgeber investieren in neue Zielgruppen. Zum<br />
Beispiel haben wir die Voraussetzungen dafür geschaffen,<br />
dass Betriebe an- und ungelernte Mitarbeiter zu Facharbeitern<br />
weiterentwickeln können. Das erhöht <strong>der</strong>en Chancen auf dem<br />
Arbeitsmarkt und ermöglicht ihren Betrieben, sie flexibler einzusetzen.<br />
Seit diesem Jahr müssen die Teilnehmer dafür nicht mehr 12<br />
bis14 Monate am Stück lernen, son<strong>der</strong>n können sechs einzelne<br />
Ausbildungsmodule von jeweils fünf bis sechs Wochen<br />
absolvieren. Wie viele und welche<br />
Module ein Teilnehmer wählt, entscheiden<br />
er und sein Betrieb. Wer<br />
alle sechs absolviert hat, kann sich<br />
zur Externen-Prüfung bei <strong>der</strong> IHK<br />
anmelden. Jedes Modul wird mit<br />
einer Zertifizierung vom <strong>Bildungswerk</strong> und dem jeweiligen<br />
Arbeitgeberverband abgeschlossen. Derzeit liegt <strong>der</strong> Fokus<br />
noch auf <strong>der</strong> M+E-Industrie, das Konzept soll aber auf an<strong>der</strong>e<br />
Branchen übertragen werden.<br />
Krumme: Betriebe und Verbände machen mit Unterstützung<br />
des <strong>Bildungswerk</strong>s auch immer mehr schulisch schwächere<br />
Jugendliche fit für eine Berufsausbildung. Beispielhafte Stichworte<br />
sind hier Programme und Projekte wie das Berufspraktische<br />
Jahr, <strong>der</strong> Tarifvertrag För<strong>der</strong>jahr in <strong>der</strong> M+E-Industrie<br />
o<strong>der</strong> das Projekt M+E-Einstieg. Es ist uns ein wichtiges Anlie-<br />
„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, Schülerinnen<br />
und Schülern bei dem Übergang<br />
von <strong>der</strong> Schule in die Ausbildung<br />
zu unterstützen.“<br />
Herr Krumme, Sie sind neben ihrer Arbeit bei den Arbeitgebern<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg auch noch Geschäftsführer <strong>der</strong> Landes -<br />
arbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT. Wie hilft Ihre<br />
Arbeitsgemeinschaft Schulen, die Fachkräfte von morgen heranzubilden?<br />
Krumme: Erstens geht es den Arbeitgebern nach wie vor<br />
darum, die MINT-Fächer an den Schulen zu för<strong>der</strong>n. Gute<br />
Kenntnisse in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und<br />
Technik verbessern die Jobchancen junger Menschen enorm.<br />
Trotzdem werden die MINT-Fächer an vielen Schulen immer<br />
noch unter Wert verkauft – in manchen Kin<strong>der</strong>gärten spielen<br />
sie überhaupt keine Rolle. Wir arbeiten seit Jahren und mit<br />
zunehmendem Erfolg daran, das zu än<strong>der</strong>n.<br />
Ähnliches gilt für das Fach Wirtschaft.<br />
Gemeinsam mit dem<br />
Kultusministerium und dem Fernstudienzentrum<br />
Karlsruhe hat<br />
SCHULEWIRTSCHAFT ein einjähriges<br />
Fortbildungsprogramm für Gymnasiallehrer<br />
entwickelt, die sich da fit machen wollen. Die<br />
meisten Wirtschaftslehrer kennen ihr Fach ja nur in <strong>der</strong> Theorie.<br />
Wir sorgen dafür, dass sie auch in die betriebliche Praxis<br />
hineinschnuppern. Daneben beinhaltet die Fortbildung<br />
Online-Trainings und zwei Präsenzphasen in unserem Bildungshaus<br />
in Steinheim.<br />
Drittens wollen die Arbeitgeber, dass alle Schülerinnen und<br />
Schüler bei <strong>der</strong> Berufswahl optimal unterstützt und beraten<br />
werden. In Betriebspraktika bekommen sie schon früh einen<br />
Blick in die Praxis. Der „Berufswahlkompass“ des Bildungs-<br />
17
werks beispielsweise kombiniert solche Praxisaufenthalte mit<br />
intensiver Beratung, mit Coachings und mit verschiedenen<br />
Seminarangeboten vom Bewerbertraining bis zum „Knigge im<br />
Beruf“.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft SCHULE-<br />
WIRTSCHAFT för<strong>der</strong>t ja nicht nur<br />
einzelne Fächer, Lehrer und Schüler.<br />
Sie beraten und unterstützen inzwischen<br />
ganze Schulen.<br />
Krumme: Schulen soll geholfen<br />
werden, selbständiger und damit besser zu werden. Bereits<br />
2002 hat SCHULEWIRTSCHAFT das Qualitätsmanagementsystem<br />
QZS entwickelt. Das ist ein Leitfaden für Schulen, die sich<br />
auf interne und externe Audits vorbereiten wollen. Während<br />
<strong>der</strong> Arbeit am QZS haben wir festgestellt, dass es auch in<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg große Qualitätsunterschiede gibt. Am<br />
besten schneiden die Schulen ab, die selbst die Initiative ergreifen.<br />
„Die Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
haben bereits 2011 gemeinsam mit <strong>der</strong><br />
Landesregierung und weiteren wichtigen<br />
Wirtschaftsorganisationen die<br />
Fachkräfte-Allianz <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
gegründet. “<br />
Württemberg gegründet. Im Rahmen dieser Allianz werden<br />
vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft regionale Koordinierungsstellen<br />
eingesetzt.<br />
Erst kürzlich hat das <strong>Bildungswerk</strong><br />
im Rahmen <strong>der</strong> Fachkräfte-Allianz<br />
eine regionale Koordinierungsstelle<br />
für die Region Bodensee<br />
Oberschwaben etabliert. Deren<br />
Auftrag besteht genau darin, alle<br />
Partner an einen Tisch zu bringen<br />
und dafür zu sorgen, dass sie ihre Ziele nicht aus den Augen<br />
verlieren. Aber Sie haben schon Recht – die Fachkräfte-Allianz<br />
ist nicht das einzige Bündnis, in dem wir aktiv sind. Die Arbeitgeber<br />
sind beispielsweise Partner im Ausbildungsbündnis, im<br />
Bündnis für lebenslanges Lernen o<strong>der</strong> im Demografie-Netzwerk.<br />
Die Kunst wird sein, die Vielzahl dieser Initiativen zu koordinieren.<br />
Ich denke, da ist das Land in <strong>der</strong> Pflicht.<br />
Inwiefern?<br />
Krumme: Zum Beispiel indem eine Schule ein Profil entwickelt,<br />
das sie von an<strong>der</strong>en Schulen unterscheidet. Um dieses Profil<br />
leben zu können, braucht es das passende Personal. Wie aber<br />
bekommt man als Schulleitung genau die Lehrkräfte, die man<br />
braucht? Wie integriert man Experten von außen in den Unterricht?<br />
Kurzum, wie kann eine Schule ihre Spielräume optimal<br />
nutzen? Solche und ähnliche Fragen beantworten wir<br />
<strong>der</strong>zeit in dem Pilotprojekt „Selbständige Schule“, an dem sich<br />
30 Schulen aus ganz <strong>Baden</strong>-Württemberg beteiligen.<br />
Neben <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT existiert<br />
übrigens mittlerweile auch eine Servicestelle HOCHSCHULE-<br />
WIRTSCHAFT des <strong>Bildungswerk</strong>s. Zwei Vollzeitkräfte ermitteln<br />
dort den Bedarf kleiner und mittlerer Unternehmen an wissenschaftlicher<br />
Weiterbildung. Gemeinsam mit den Hochschulen<br />
entwickeln sie dann Bildungskonzepte, die genau auf<br />
diesen Bedarf abgestimmt sind.<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Grafik 1:<br />
Bevölkerungsentwicklung im erwerbsfähigen Alter in <strong>Baden</strong>-W<br />
Nun sind Sie ja nicht die einzigen, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken.<br />
Der Bund, das Land, die Kammern, Kommunen und<br />
an<strong>der</strong>e Initiativen haben eigene Programme gestartet. Wie wird<br />
sichergestellt, dass all diese Rä<strong>der</strong> sinnvoll ineinan<strong>der</strong>greifen?<br />
Würth: Die Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg haben bereits<br />
2011 gemeinsam mit <strong>der</strong> Landesregierung und weiteren wichtigen<br />
Wirtschaftsorganisationen die Fachkräfte-Allianz <strong>Baden</strong>-<br />
1<br />
0<br />
1990 2000 2010 2020 2030 204<br />
Anzahl<br />
Anteil<br />
* B<br />
Quelle: Statistisches Landesamt <strong>Baden</strong>-Württemberg 2012<br />
18
Arbeitsmarktsituation in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
Trotz eines robusten Arbeitsmarktes in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
mehren sich die Anzeichen, dass – wenn nicht gegengesteuert<br />
wird – zukünftig nicht mehr ausreichend qualifizierte Fachkräfte<br />
zur Verfügung stehen werden.<br />
Beschäftigungsentwicklung<br />
Die Beschäftigungsentwicklung <strong>der</strong> letzten Jahre zeigt dabei<br />
sehr deutlich, dass die Entwicklung je nach Qualifikation sehr<br />
unterschiedlich ist. So ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Hochqualifizierten<br />
seit 2000 um ca. 40 % angestiegen. Der Anteil <strong>der</strong> Qualifizierten<br />
blieb konstant und die Zahl <strong>der</strong> Geringqualifizierten ist<br />
sogar gesunken.<br />
Steigende Beschäftigtenzahlen in <strong>der</strong> Vergangenheit führen<br />
zukünftig zu einer steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften.<br />
Zudem trägt <strong>der</strong> demografische Wandel dazu bei, dass die<br />
Zahl <strong>der</strong> Personen im erwerbsfähigen Alter in Zukunft sinken<br />
wird.<br />
Sollte sich dieser Trend fortsetzen, ist <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong> Fachkräftesicherung<br />
noch stärker auf den Bereich <strong>der</strong> Hochqualifizierten<br />
zu richten, ohne dabei den Blick auf die qualifizierten Fachkräfte<br />
zu verlieren (siehe Grafik 2).<br />
Bis zum Jahr 2040 wird <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Erwerbsbevölkerung an<br />
<strong>der</strong> Gesamtbevölkerung im Landesdurchschnitt gegenüber<br />
2010 um knapp 1,3 Mio. absinken. Dabei könnte <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />
50-jährigen und Älteren von heute rund 29 % bis 2020 auf 36 %<br />
ansteigen, was die Situation auf dem Arbeitsmarkt nochmal verschärfen<br />
dürfte (siehe Grafik 1).<br />
Grafik 2:<br />
ürttemberg<br />
Beschäftigungsentwicklung in Westdeutschland und <strong>Baden</strong>-Württemberg nach Qualifikation<br />
in % <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />
80<br />
70<br />
150 %<br />
478.000<br />
60<br />
130 %<br />
2.517.000<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 2050 2060<br />
evölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren<br />
110 %<br />
90 %<br />
70 %<br />
2.215.000<br />
12.435.000<br />
649,000<br />
3.257.000<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
Westdeutschland gering qualifiziert<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg gering qualifiziert<br />
Westdeutschland qualifiziert<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg qualifiziert<br />
Westdeutschland hoch qualifiziert<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg hoch qualifiziert<br />
Quelle: Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit; Dr. Wapler, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
19
UNSERE KOMPE TENZEN: FRÜHKINDLICHE BILDUNG<br />
För<strong>der</strong>ung von Beginn an<br />
TECHNOlino<br />
22.000 Kin<strong>der</strong> in 430 TECHNOlino-Kin<strong>der</strong>gärten seit 2006<br />
1.720 Erzieherinnen und Lehrkräfte haben seit 2006 an<br />
naturwissenschaftlich-technischen Fortbildungen<br />
teilgenommen<br />
TEA<br />
65 Fachschulen qualifizieren seit 2010 ihre Lehrkräfte<br />
zu Naturwissenschaft und Technik und werden die<br />
Zusatzqualifikation „Forschen und Experimentieren“<br />
anbieten<br />
Haus <strong>der</strong> kleinen Forscher<br />
40.200 Kin<strong>der</strong> in 804 Kin<strong>der</strong>gärten, Horten und Grundschulen<br />
seit 2010<br />
TeCbox<br />
781 TeCboxen wurden seit 2010 an 90 Grundschulen<br />
eingeführt<br />
TeClub<br />
1.200 Kin<strong>der</strong> werden 2012 und 2013 für Naturwissenschaft<br />
und Technik begeistert<br />
20
Mit bedarfsgerechten Angeboten in <strong>der</strong> frühkindlichen Bildung<br />
för<strong>der</strong>n wir Kin<strong>der</strong> beim Übergang vom Kin<strong>der</strong>garten in die<br />
Grundschule. In Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberverband<br />
Südwestmetall und dem Ministerium für Kultus, Jugend und<br />
Sport <strong>Baden</strong>-Württemberg engagieren wir uns in <strong>der</strong> Aus- und<br />
Weiterbildung von Erziehungskräften.<br />
För<strong>der</strong>ung von Naturwissenschaft und Technik<br />
Spielend lernen im Kin<strong>der</strong>garten<br />
TECHNOlino unterstützt Kin<strong>der</strong>gärten und ihr Fachpersonal<br />
und för<strong>der</strong>t den spielerischen Umgang mit Naturwissenschaft<br />
und Technik in <strong>der</strong> frühkindlichen Bildung. Damit TECHNOlino<br />
nachhaltig im Kin<strong>der</strong>garten verankert wird, erhalten die Einrichtungen<br />
mit <strong>der</strong> Einhaltung bestimmter Qualitätskriterien<br />
das Prädikat „Technikfreundlicher Kin<strong>der</strong>garten“.<br />
Der TeClub ermöglicht Kin<strong>der</strong>n im Alter von 7 bis 13 Jahren<br />
über den Unterrichtsstoff hinaus, sich regelmäßig mit Technik<br />
und Naturwissenschaft zu beschäftigen. Ziel ist, das Interesse<br />
<strong>der</strong> Schüler an Technik – aufbauend auf „TECHNOlino“ und<br />
dem „Haus <strong>der</strong> kleinen Forscher“ – weiter zu för<strong>der</strong>n.<br />
Aus- und Weiterbildung von Erziehungskräften<br />
Die TEA wird flächendeckend angeboten<br />
Damit naturwissenschaftliche Phänomene und das Experimentieren<br />
zu einem selbstverständlichen Bestandteil in<br />
Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen werden, engagieren sich <strong>der</strong> Arbeitgeberverband<br />
Südwestmetall und das Ministerium für<br />
Kultus, Jugend und Sport mit <strong>der</strong> Technik-ErzieherInnen-Akademie<br />
(TEA) in <strong>der</strong> Ausbildung von angehenden Erzieherinnen<br />
und Erziehern.<br />
Seit 2009 sind <strong>der</strong> Arbeitgeberverband Südwestmetall, das<br />
<strong>Bildungswerk</strong> und die bundesweit aktive Stiftung „Haus <strong>der</strong><br />
kleinen Forscher“ strategische Partner in <strong>der</strong> MINT-Frühför<strong>der</strong>ung<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg. 175 baden-württembergische<br />
Technolino-Kin<strong>der</strong>gärten haben seither die Auszeichnung<br />
zum „Haus <strong>der</strong> kleinen Forscher“ erhalten.<br />
Seit 2012 beteiligt sich <strong>der</strong> Arbeitgeberverband Südwest -<br />
metall auch an <strong>der</strong> Wissenswerkstatt Friedrichshafen. Die<br />
Wissenswerkstatt wurde vor drei Jahren von <strong>der</strong> ZF Friedrichshafen,<br />
<strong>der</strong> Zeppelin Stiftung und dem Verband Deutscher<br />
Ingenieure gegründet. Das Team <strong>der</strong> Wissenswerkstatt<br />
wurde mit dem Einstieg von Südwestmetall durch eine erfahrene<br />
Mitarbeiterin von <strong>der</strong> <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft BBQ<br />
verstärkt.<br />
Technikför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Grundschule<br />
Für die Grundschule wurde angepasst an die Bildungspläne ein<br />
Angebot zur Technikför<strong>der</strong>ung für die Klassen eins bis vier entwickelt.<br />
Die TeCbox knüpft an das erfolgreiche TECHNOlino-<br />
Konzept an. Sie umfasst ein übersichtliches, altersgerechtes<br />
und flexibles Angebot an technisch-naturwissenschaftlichen<br />
Lehrmitteln für Lehrerinnen und Lehrer. Die beiden Module<br />
„Energie“ und „Konstruktion: Mauern, Brücken, Türme“ wurden<br />
gemeinsam mit <strong>der</strong> Hochschule Heilbronn, dem Verein Faszination<br />
Technik e. V. und <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg<br />
entwickelt. Für das „Haus <strong>der</strong> kleinen Forscher“ führt<br />
Südwestmetall zwei Modellnetzwerke an Grundschulen durch.<br />
Die TEA ging im Schuljahr 2009/10 mit einer dreijährigen Modellphase<br />
an den Start. In enger Zusammenarbeit mit den drei<br />
TEA-Servicestellen des <strong>Bildungswerk</strong>s wurden mit sechs Pilotschulen<br />
die Inhalte für das neue Fach „Forschen und Experimentieren“<br />
entwickelt. Über zwei Schuljahre hinweg erleben<br />
die angehenden Erziehungskräfte naturwissenschaftliche<br />
Phänomene hautnah. Im ersten Schuljahr stehen die Themen<br />
Feuer, Luft, Licht und Magnetismus im Mittelpunkt. Im zweiten<br />
Schuljahr liegt <strong>der</strong> inhaltliche Schwerpunkt dann auf Physik<br />
und Technik.<br />
Im April 2012 haben das Ministerium für Kultus, Jugend und<br />
Sport und <strong>der</strong> Arbeitgeberverband Südwestmetall die Rahmenvereinbarung<br />
erneuert. Damit kann die Zusatzqualifikation<br />
„Forschen und Experimentieren“ ab dem Schuljahr 2012/<br />
2013 an allen 65 Fachschulen für Sozialpädagogik als Wahlpflichtfach<br />
o<strong>der</strong> AG flächendeckend angeboten werden. Die<br />
TEA-Servicestellen beraten und unterstützen die Fachschulen<br />
bei <strong>der</strong> Einrichtung des neuen Faches, stellen Materialien zur<br />
Verfügung und bieten Fortbildungen für die Lehrkräfte an.<br />
Bildungspartnerschaften mit Firmen ergänzen den Unterricht.<br />
21
Vor Ort<br />
Wenn Achtjährige Roboter programmieren<br />
Kin<strong>der</strong> in Süßen erleben Wissenschaft und<br />
Technik hautnah, von <strong>der</strong> Vorschule bis zum<br />
Gymnasium. In Friedrichshafen lockt die Wissenswerkstatt<br />
jedes Jahr mehr junge Besucher<br />
an. Zwei Beispiele, die zeigen wie das <strong>Bildungswerk</strong><br />
im Auftrag des Arbeitgeberverbands Südwestmetall<br />
mit Kommunen, Bildungsträgern<br />
und Betrieben kooperiert, um Kin<strong>der</strong> für Technik<br />
zu begeistern.<br />
Von außen sieht <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten Auenstraße in Süßen aus wie<br />
je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e. Doch drinnen lassen Frau Hesse und sechs Vorschulkin<strong>der</strong><br />
gerade einen Vulkan ausbrechen. Die Eruption ereignet<br />
sich im ersten Stock. Heike Hesse und die Kin<strong>der</strong> haben<br />
sie von langer Hand vorbereitet. Auf einem Tisch haben sie ein<br />
großes Marmeladenglas platziert. Über dem Deckel, in dem ein<br />
Loch klafft, ist mit rotem Klebeband ein Trichter aus Plastik<br />
fixiert. Dann hat je<strong>der</strong> noch ein paar Schippen Sand draufgeschaufelt.<br />
Fertig war <strong>der</strong> Vulkan.<br />
Fast. Vom Wichtigsten war noch<br />
nicht die Rede: Das Glas ist bis über<br />
die Hälfte gefüllt mit einem explosiven<br />
Gemisch aus weißem Pulver.<br />
„Wer weiß noch, wie die beiden Pulver heißen?“, fragt die Erzieherin.<br />
„Zitronensäure“, rufen drei fast gleichzeitig. Der Name<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Substanz ist Natron. Aber das ist den Kin<strong>der</strong>n jetzt<br />
egal. „Los, Wasser drauf! Und dann geht sie los, die Naturkatastrophe!“,<br />
jubelt ein Fünfjähriger – und dann schäumt, gurgelt<br />
und spukt <strong>der</strong> Vulkan fast fünf Minuten lang.<br />
So geht es in allen Süßener Kin<strong>der</strong>gärten zu. Alle sechs verfügen<br />
über eine Forscherecke. Dort stapeln sich Petrischalen, Pipetten,<br />
Magnete und an<strong>der</strong>e Laborutensilien. Und irgendwo dazwischen<br />
sitzt immer die gleiche Handpuppe – ein Wesen zwischen<br />
Kobold und Krähe: TECHNOlinchen, das Maskottchen des Projekts<br />
TECHNOlino. Neben <strong>der</strong> Ausrüstung stellt Südwestmetall<br />
einen Projektordner zur Verfügung. Darin sind fünf Erfahrungsbereiche<br />
mit den dazugehörigen Experimenten beschrieben:<br />
„TECHNOlino weckt das Interesse an<br />
Naturphänomenen und Technik nicht<br />
nur kurzfristig, son<strong>der</strong>n beflügelt es<br />
immer wie<strong>der</strong> neu.“<br />
Licht, Wasser, Luft, Magnetismus und Mathematik. Bevor die<br />
Kin<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Auenstraße in die Schule kommen, werden sie<br />
mehr als 30-mal gemeinsam experimen tiert haben.<br />
Für Ulrike Banzhaf von <strong>der</strong> <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft BBQ ist<br />
diese Permanenz das wichtigste Merkmal des Projekts: „Das<br />
eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Experiment gab es im Kin<strong>der</strong>garten auch<br />
vorher. Aber TECHNOlino weckt das Interesse an Naturphänomenen<br />
und Technik nicht nur kurzfristig,<br />
son<strong>der</strong>n beflügelt es immer<br />
wie<strong>der</strong> neu.“<br />
Um sich auf TECHNOlino vorzubereiten,<br />
durfte Heike Hesse gemeinsam mit an<strong>der</strong>en Erzieherinnen<br />
im Fehling-Lab <strong>der</strong> Universität Stuttgart einen<br />
Nachmittag lang selbst alle möglichen Experimente erproben.<br />
„Das war spitze“, sagt sie. Dabei sei sie zunächst gar nicht begeistert<br />
gewesen, dass ausgerechnet sie den Kin<strong>der</strong>n Naturphänomene<br />
beibringen sollte. „In <strong>der</strong> Schule hab ich das<br />
gehasst“, gibt sie zu. Doch <strong>der</strong> Nachmittag an <strong>der</strong> Uni hat alle<br />
Zweifel beseitigt. Bei einer zweiten Fortbildung lernten die<br />
Erzieherinnen, wie sie mit den Kin<strong>der</strong>n so beobachten und die<br />
Ergebnisse dokumentieren, dass <strong>der</strong> Erlebnis- und <strong>der</strong> Lern -<br />
effekt beson<strong>der</strong>s groß sind.<br />
Wie sie das TECHNOlino-Programm in den Kin<strong>der</strong>garten-Alltag<br />
integrieren, entscheiden die Erzieherinnen selbst. BBQ-Projektleiterinnen<br />
unterstützen dabei. In <strong>der</strong> Auenstraße treffen<br />
die Kin<strong>der</strong> TECHNOlinchen einmal die Woche. An<strong>der</strong>e Kitas<br />
22
haben die ZF Friedrichshafen AG, die Stadt Friedrichshafen<br />
und <strong>der</strong> Verein Deutscher Ingenieure 2009 die Wissenswerkstatt<br />
Friedrichshafen e. V. eingerichtet. Ziel <strong>der</strong> Wissenswerkstatt<br />
ist, Interesse für Technik zu wecken, indem durch<br />
praktisches „Tun“ Technik begreifbar wird. 2012 kamen rund<br />
4.400 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in die Werkstatt, um zu erfahren,<br />
wie z. B. <strong>der</strong> Strom in die Steckdose kommt o<strong>der</strong> warum<br />
ein Flugzeug fliegt. Bis zu dem Zeitpunkt als <strong>der</strong> Arbeitgeberverband<br />
Südwestmetall Anfang 2012 einstieg, war <strong>der</strong><br />
Schwerpunkt bei den 8 bis 18-Jährigen. Die Ingenieurin<br />
Monika Martin von BBQ hatte den Auftrag ein Konzept zu entwickeln,<br />
das auch Vorschulkin<strong>der</strong> und Schüler <strong>der</strong> 1. und 2.<br />
Klasse anspricht. Seit dem gehört Frau Martin zum Team <strong>der</strong><br />
Wissenswerkstatt.<br />
widmen jedem Erlebnisfeld eine Woche am Stück. Je<strong>der</strong> TECH-<br />
NOlino-Kin<strong>der</strong>garten kooperiert mit einem Unternehmen. Die<br />
Vorschüler <strong>der</strong> Auenstraße besuchen<br />
die Firma Carl Stahl, einen<br />
Hersteller von Seilen. Dort durften<br />
sie schon selbst Seile drehen und<br />
daraus Strickleitern knüpfen.<br />
Und noch einen Bonus genießen die Kin<strong>der</strong> in Süßen. Vier Mal<br />
im Jahr bekommen sie Besuch von Studenten <strong>der</strong> Hochschule<br />
Esslingen. Die angehenden Ingenieure ergänzen die fünf<br />
TECHNOlino-Erlebnisfel<strong>der</strong> um ein weiteres: Technik. Zusammen<br />
mit den Kin<strong>der</strong>n bauen sie ein Windrad und starten eine<br />
Rakete. Von Wasserdruck beschleunigt steigt sie bis zu 50<br />
Meter in den Himmel.<br />
Kin<strong>der</strong>gärten, die TECHNOlino einführen, dabei mit einer<br />
Firma kooperieren, mindestens einen Infoabend für die Eltern<br />
organisieren und ein Forscherfest ausrichten, verleiht Südwestmetall<br />
das Prädikat „Technikfreundlicher Kin<strong>der</strong>garten“.<br />
Längst prangt die mit dieser Auszeichnung verbundene Plakette<br />
an allen sechs Süßener Kitas. Seit 2010 nennt sich Süßen<br />
„Technikfreundliche Stadt“. In ganz <strong>Baden</strong>-Württemberg zählt<br />
Ulrike Banzhaf 430 technikfreundliche Kin<strong>der</strong>gärten. Rund<br />
1.500 Erzieherinnen und Lehrer haben seit Projektstart 2006<br />
die dazugehörige Fortbildung durchlaufen.<br />
Ortswechsel: Auch in Friedrichshafen begeistert Südwestmetall<br />
Kin<strong>der</strong> für Technik. In einem Gebäude am Stadtbahnhof<br />
„In <strong>der</strong> Schule fehlen uns die Mittel für<br />
so etwas. Das letzte Mal haben die<br />
Schüler einen kleinen Roboter gebaut<br />
und programmiert. Fantastisch!“<br />
An einem Freitagvormittag im Juli war die 3. Klasse <strong>der</strong> Grundschule<br />
Wilhelmsdorf zum Thema „Schwimmen und Sinken“ zu<br />
Gast. Zunächst haben die Kin<strong>der</strong> das Wasser in allen seinen<br />
möglichen Ausprägungen kennengelernt und bauten am<br />
Ende des Kurses aus Styropor,<br />
Holz, Kupferrohren und Teelichtern<br />
kleine Knatterboote, um so die<br />
Kraft des Dampfes durch praktische<br />
Anwendung zu erfahren. Die Klassenlehrerin<br />
kommt in diesem Schuljahr schon zum sechsten<br />
Mal mit ihren Schülern in die Wissenswerkstatt. „In <strong>der</strong> Schule<br />
fehlen uns die Mittel für so etwas. Das letzte Mal haben<br />
die Schüler einen kleinen Roboter gebaut und programmiert.<br />
Fantastisch!“, so die Lehrerin.<br />
„Unser Bestreben ist es, ergänzend zum Schulunterricht zu<br />
wirken. Uns ist es wichtig, dass die heranwachsende Generation<br />
unter „Technik“ etwas versteht, um sich in <strong>der</strong> „heißen“<br />
Phase <strong>der</strong> Berufsorientierung richtig zu entscheiden,“ so<br />
Robert Vöhringer, Geschäftsführer <strong>der</strong> Wissenswerkstatt.<br />
Da sind sie in Süßen schon einen Schritt weiter. Was dort mit<br />
TECHNOlino im Kin<strong>der</strong>garten beginnt, setzt Südwestmetall<br />
zusammen mit allen Schulen von <strong>der</strong> Grundschule bis zum<br />
Gymnasium fort. Je<strong>der</strong> Schüler findet in je<strong>der</strong> Jahrgangsstufe<br />
Angebote zu Naturwissenschaft und Technik. Die Pädagogische<br />
Hochschule Ludwigsburg evaluiert das Curriculum <strong>der</strong>zeit.<br />
Ende des Jahres soll ein Leitfaden vorliegen, mit dem sich<br />
das Süßener Konzept auf an<strong>der</strong>e Kommunen übertragen lässt.<br />
23
UNSERE KOMPE TENZEN: BERUFSORIENTIERUNG<br />
Das <strong>Bildungswerk</strong> macht Schule<br />
Servicestelle SCHULEWIRTSCHAFT<br />
10 Servicestellen in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Berufsorientierung<br />
18.000 Schüler werden 2012 und 2013 unterstützt<br />
Berufswahlkompass<br />
3.210 Schüler haben 2012 ihr Zertifikat erhalten,<br />
rund 4.000 werden es 2013 sein<br />
76 Schulen nahmen 2012/2013 am Projekt teil<br />
Ausbildung durch Praktikum<br />
593 Schüler wurden 2012 beraten und unterstützt,<br />
rund 500 werden es 2013 sein<br />
Berufseinstiegsbegleitung<br />
642 Schüler wurden 2012 unterstützt, rund 1.000<br />
werden es 2013 sein<br />
16 Projekte in 2012/2013<br />
TEaCH<br />
120 Informationsveranstaltungen wurden 2012/2013 in<br />
Göppingen, Stuttgart und Ulm durchgeführt<br />
42 Kooperationspartner<br />
Boys’Day Akademie<br />
2 Pilotprojekte in Heilbronn und Ludwigsburg<br />
29 Schüler nehmen 2013 an <strong>der</strong> Akademie teil<br />
Girls’Day Akademie<br />
289 Schülerinnen haben 2012 an einer Akademie teilgenommen,<br />
rund 400 werden es 2013 sein<br />
18 Akademien in Verantwortung des <strong>Bildungswerk</strong>s<br />
SIA/JIA/TECademy<br />
2.038 Schüler nahmen 2012 an einer Akademie teil,<br />
rund 1.500 werden es 2013 sein<br />
80 Akademien gibt es in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
MINToring<br />
40 Studierende haben 2012/2013 angehende Abi -<br />
turienten in Karlsruhe und Stuttgart unterstützt<br />
24
In Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Landesarbeitsgemeinschaft SCHULE-<br />
WIRTSCHAFT und <strong>der</strong> Initiative START 2000 Plus des Arbeit -<br />
geberverbands Südwestmetall setzen wir Impulse für ein<br />
leistungsfähiges Bildungssystem. Wir ermöglichen den Dialog<br />
und tragfähige Partnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen.<br />
Schülern bieten wir frühzeitig gezielte Unterstützung bei<br />
<strong>der</strong> Berufsorientierung und engagieren uns für einen verbesserten<br />
Einstieg in Ausbildung und Beruf.<br />
SCHULEWIRTSCHAFT<br />
Impulse geben<br />
SCHULEWIRTSCHAFT <strong>Baden</strong>-Württemberg setzt Impulse in<br />
<strong>der</strong> baden-württembergischen Bildungspolitik. Die Landes -<br />
arbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg vermittelt und betreut nachhaltige Bildungspartnerschaften<br />
zwischen Betrieben und Schulen und<br />
setzt das Berufswahlsiegel (BoriS) mit um. Am 19. Dezember<br />
2012 hat das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg den Startschuss für die Bildungsplanreform<br />
2015 gegeben. Gemeinsam mit den Arbeitgebern <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg wird SCHULEWIRTSCHAFT die Bildungsplanreform<br />
2015 begleiten und mit eigener Expertise unterstützen.<br />
Servicestellen för<strong>der</strong>n Zusammenarbeit<br />
Die vom <strong>Bildungswerk</strong> im Auftrag <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg installierten Servicestellen unterstützen Schulen,<br />
Unternehmen und die regionalen Arbeitskreise mit einem<br />
breiten Beratungsangebot. Sie informieren Schulen und Unternehmen<br />
über regionale und landesweite Schulprojekte, beraten<br />
bei Projekten und unterstützen beim Aufbau von<br />
Bildungspartnerschaften. Mit den Servicestellen wird die Kooperation<br />
von Schulen und Unternehmen landesweit geför<strong>der</strong>t<br />
und die ehrenamtliche Struktur des SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerks<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg gestärkt.<br />
Vertiefte Berufsorientierung<br />
Berufswahlkompass gibt Orientierung<br />
Um den Übergang von <strong>der</strong> Schule in die Ausbildung zu verbessern,<br />
haben die Regionaldirektion <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong><br />
Bundesagentur für Arbeit und <strong>der</strong> Arbeitgeberverband Südwestmetall<br />
im Rahmen einer landesweit einmaligen Kooperation<br />
auch im Geschäftsjahr 2012/2013 das <strong>Bildungswerk</strong> mit<br />
<strong>der</strong> Durchführung gemeinsamer Projekte zur vertieften Berufsorientierung<br />
beauftragt. Im Mittelpunkt steht <strong>der</strong> 2007<br />
vom <strong>Bildungswerk</strong> entwickelte Berufswahlkompass. Das Projekt<br />
unterstützt beim Übergang in den Beruf: Die Schüler werden<br />
individuell vorbereitet und beraten. Anhand einer<br />
Kompetenzanalyse und eines Berufsinteressentests werden<br />
ihre Stärken und Neigungen herausgearbeitet. Durch Betriebsbesichtigungen<br />
und Praktika können sie konkret Berufsfel<strong>der</strong><br />
erleben. Ein Bewerbertraining rundet das Programm ab. Im<br />
Berufswahlkompass Metall haben Schüler seit 2012 zudem die<br />
Möglichkeit, gewerblich-technische Ausbildungsberufe kennenzulernen.<br />
Die Projektleiter <strong>der</strong> <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft<br />
BBQ setzen das Konzept aktuell in 83 Schulen in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
um.<br />
Im Januar 2014 startet das neu entwickelte Pilotprojekt Berufswahlkompass<br />
Handwerk in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Kreishandwerkerschaft<br />
Calw. Das Projekt wird in enger Kooperation<br />
mit den Betrieben im Handwerk durchgeführt. Die Schüler erweitern<br />
durch Projektarbeit und das Kennenlernen betrieblicher<br />
Praxis gezielt ihr Berufswahlspektrum. Der Einstieg in<br />
Berufe im Handwerk wird erleichtert und Ausbildungsabbrüchen<br />
vorgebeugt. Finanziert wird das Projekt durch die Agentur<br />
für Arbeit, aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und<br />
durch Drittmittel.<br />
Berufsorientierung für Jungen<br />
Die vom <strong>Bildungswerk</strong> 2013 als Pilot gestartete Boys’Day Akademie<br />
will Jungen über den Zeitraum eines Jahres Einblicke<br />
in Sozial-, Pflege- und Erziehungsberufe geben. Die Boys’Day<br />
Akademie wird geför<strong>der</strong>t durch die Bundesagentur für Arbeit<br />
und durch das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familie, Frauen und Senioren <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Ausbildung durch Praktikum<br />
Das Projekt „Ausbildung durch Praktikum (ADP)“ wird im<br />
Projektverbund mit dem Staatlichen Schulamt Lörrach, <strong>der</strong><br />
In dustrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee und <strong>der</strong><br />
Kreishandwerkerschaft Lörrach durchgeführt. Das Projekt will<br />
Ausbildungschancen von Jugendlichen erhöhen und passende<br />
Nachwuchskräfte für die Unternehmen in <strong>der</strong> Region gewinnen.<br />
Begleitung beim Einstieg in den Beruf<br />
Die Berufseinstiegsbegleitung erhöht die Ausbildungschancen<br />
för<strong>der</strong>ungsbedürftiger junger Menschen. Berufseinstiegsbegleiter<br />
helfen Schülern beim Übergang in eine Berufsausbildung.<br />
Ziel ist es, Schüler <strong>der</strong> Vorabgangsklassen an allgemeinbilden-<br />
25
den Schulen bei <strong>der</strong> Erreichung ihres Schulabschlusses, <strong>der</strong><br />
Berufswahl und in <strong>der</strong> Anfangsphase <strong>der</strong> Ausbildung zu unterstützen.<br />
Die Berufseinstiegsbegleitung wird seit 2009 landesweit<br />
durch die Bundesagentur für Arbeit geför<strong>der</strong>t.<br />
Das Programm Berufseinstiegsbegleitung-Bildungsketten unterstützt<br />
als ein weiteres Angebot junge Menschen beim<br />
Übergang in Ausbildung. Es ist Teil <strong>der</strong> Initiative „Abschluss<br />
und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“<br />
des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />
(BMBF). Das <strong>Bildungswerk</strong> setzt die Berufseinstiegsbegleitung<br />
in 16 Projekten in <strong>Baden</strong>-Württemberg um.<br />
TEaCH – Türkische Eltern arbeiten an Chancen<br />
Das seit 2010 in den Klassen 7 bis 10 an allgemeinbildenden<br />
Schulen durchgeführte Projekt TEaCH – Türkische Eltern arbeiten<br />
an Chancen – erhöht die Ausbildungschancen türkischer<br />
Jugendlicher. TEaCH wird geför<strong>der</strong>t durch das Ministerium für<br />
Finanzen und Wirtschaft <strong>Baden</strong>-Württemberg aus Mitteln des<br />
Europäischen Sozialfonds, den Arbeitgeberverband Südwestmetall<br />
und die Stadt Ulm. Das Projekt arbeitet eng mit dem<br />
vom türkischen Generalkonsulat in Stuttgart initiierten Projekt<br />
„MAB-Meslek Altin Bileziktir“ (Beruf ist ein goldenes Armband)<br />
zusammen.<br />
Die Girls’Day Akademie bietet Schülerinnen an Realschulen<br />
und Gymnasien die Möglichkeit, sich einen Einblick in die Welt<br />
<strong>der</strong> Naturwissenschaft und Technik zu verschaffen. Schnuppervorlesungen,<br />
Betriebserkundungen und die Arbeit in<br />
einem technischen Projekt bringen den Mädchen den Beruf<br />
<strong>der</strong> Ingenieurin näher.<br />
Ziel von TEaCH ist es, türkischstämmige Eltern durch individuelle<br />
Beratung und Angebote über das deutsche Bildungssystem<br />
und die rund 350 Ausbildungsberufe zu informieren, so dass sie<br />
die Berufsorientierung ihrer Kin<strong>der</strong> unterstützen und ihnen den<br />
Einstieg in die Ausbildung erleichtern können. In Informationsveranstaltungen<br />
an Schulen und in den Stadtteilen werden türkischsprechende<br />
Lehrkräfte sowie regionale Partner wie <strong>der</strong><br />
Verein türkischer Elternbeiräte, Religionsgemeinschaften, Kulturvereine<br />
und Stadtteileinrichtungen als Multiplikatoren eingebunden.<br />
Eine enge Zusammenarbeit findet auch mit regionalen<br />
Unternehmen, <strong>der</strong> Agentur für Arbeit und den Kammern statt.<br />
MINT-För<strong>der</strong>ung<br />
Berufsorientierung für Mädchen<br />
Mit <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Agentur für Arbeit, dem Arbeitgeberverband<br />
Südwestmetall und dem <strong>Bildungswerk</strong> entwickelten Girls’Day<br />
Akademie wird das am Girls’Day geweckte Interesse an naturwissenschaftlichen<br />
o<strong>der</strong> technischen Berufen vertieft und die<br />
Schülerinnen werden in ihrer Berufs- und Studienwahl unterstützt.<br />
Die Projektidee wurde vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg aufgegriffen und för<strong>der</strong>t – finanziert<br />
durch den Europäischen Sozialfonds – weitere Akademien in<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg. Die Girls’Day Akademie wird mittlerweile<br />
auch in Bayern und Berlin nach den in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
festgelegten Qualitätsstandards angeboten.<br />
Technische Berufe und den Ingenieurberuf entdecken<br />
Die Schüler-Ingenieur-Akademie (SIA) ermöglicht Schülern<br />
<strong>der</strong> Oberstufe in Kooperation mit Gymnasium, Hochschule<br />
und Unternehmen den frühzeitigen vertieften Kontakt mit<br />
den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft,<br />
Technik). Über den Zeitraum eines Jahres werden projektorientierte<br />
Aufgabenstellungen aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Technik<br />
bearbeitet, um die technischen Kenntnisse zu vertiefen,<br />
Schlüsselqualifikationen zu stärken und das Interesse am<br />
Ingenieurberuf zu wecken.<br />
Mittlerweile existieren 58 SIA in ganz <strong>Baden</strong>-Württemberg. An<br />
vielen Gymnasien ist die SIA gleichzusetzen mit dem Technikunterricht<br />
in <strong>der</strong> Oberstufe. Auch an<strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong> wie<br />
26
Technikfreundliche Stadt – eine neue Form <strong>der</strong> Vernetzung<br />
Gemeinsam mit <strong>der</strong> Stadt Süßen und weiteren Partnern wird<br />
das Konzept „Technikfreundliche Stadt“ umgesetzt, mit dem<br />
ein durchgängiges Technik-Curriculum entwickelt und in die<br />
Praxis umgesetzt werden soll. In <strong>der</strong> Stadt Süßen werden unterschiedliche<br />
Technikprojekte vom Kin<strong>der</strong>garten über die<br />
Grundschule bis zur weiterführenden Schule systematisch<br />
vernetzt und aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt, um so eine „Technik-<br />
Bildungskette“ zu realisieren.<br />
Im Frühjahr 2014 wird ein Leitfaden zur Verfügung stehen, <strong>der</strong><br />
eine Übertragung des Konzepts für an<strong>der</strong>e Städte ermöglicht.<br />
Projektpartner sind <strong>der</strong> Arbeitgeberverband Südwestmetall,<br />
die Stadt Süßen, die Hochschule Esslingen, die Heldele Stiftung<br />
und die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg. Das<br />
<strong>Bildungswerk</strong> wurde 2010 vom Arbeitgeberverband Südwestmetall<br />
mit <strong>der</strong> Umsetzung beauftragt.<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen, Brandenburg und Thüringen haben das vom<br />
Arbeitgeberverband Südwestmetall getragene Konzept übernommen.<br />
Es hat sich auch in <strong>der</strong> Mittelstufe von Gymnasien<br />
in Form <strong>der</strong> Junior-Ingenieur-Akademie (JIA) etabliert. Die JIA<br />
geht ursprünglich auf eine Initiative mit <strong>der</strong> Deutsche-Telekom-Stiftung<br />
zurück.<br />
Gemeinsam mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und<br />
Sport wird die TECademy an Realschulen in allen Schulamtsbezirken<br />
<strong>Baden</strong>-Württembergs umgesetzt. Die Servicestelle<br />
des <strong>Bildungswerk</strong>s berät und unterstützt die TECademy-Schulen.<br />
Zusätzlich wird ein Praxishandbuch für die Lehrkräfte angeboten.<br />
MINToring<br />
Das För<strong>der</strong>programm MINToring ist Teil <strong>der</strong> MINToring-Initiative<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg und wird getragen von <strong>der</strong> Stiftung<br />
<strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall.<br />
Studierende <strong>der</strong> MINT-Fächer (Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaft, Technik) beraten als Mentoren<br />
Abiturienten, die Neugier und Interesse für naturwissenschaftlich-technische<br />
Themen mitbringen bei <strong>der</strong> Studienwahl sowie<br />
Studierende <strong>der</strong> ersten Semester. Studienabbrüche sollen so<br />
vermieden werden. MINToring wird bislang in Karlsruhe und<br />
Stuttgart durchgeführt, weitere Standorte in Esslingen, Furtwangen<br />
und Heilbronn sind für 2014 in Planung. Dabei soll<br />
<strong>der</strong> Schwerpunkt noch stärker auf die Arbeit mit den Hochschulen<br />
verlagert werden.<br />
27
Vor Ort<br />
Metallbearbeitung für Anfänger<br />
Betriebe <strong>der</strong> metallverarbeitenden Industrie<br />
brauchen talentierte und motivierte<br />
Auszubildende. Schüler tun sich oft schwer,<br />
den richtigen Beruf zu finden. Unter an<strong>der</strong>em<br />
läuft jetzt in Pforzheim ein Pilotprojekt,<br />
das die Probleme auf beiden Seiten löst:<br />
<strong>der</strong> „Berufswahlkompass Metall“.<br />
Jacqueline Leones Weg schien vorgezeichnet. Ihre Eltern<br />
führen ein italienisches Lokal in <strong>der</strong> Pforzheimer Oststadt.<br />
Jacqueline hilft ab und zu in <strong>der</strong> Küche und im Service. Natürlich<br />
könnte sie hier einsteigen nach ihrem Realschulabschluss.<br />
Doch sie hat an<strong>der</strong>e Pläne. „Ich will Industriemechanikerin<br />
werden“, sagt die 16-Jährige ohne den Hauch eines Zweifels.<br />
Jacquelines Eltern unterstützten diese Pläne von Anfang an.<br />
Die Frage war nur: Liegt ihrer Tochter ein Beruf in <strong>der</strong> Metallund<br />
Elektroindustrie tatsächlich – o<strong>der</strong> ist das nur eine fixe<br />
Idee?<br />
Helmut Knoch ist Ausbildungsleiter bei <strong>der</strong> Felsomat GmbH &<br />
Co. KG in Königsbach-Stein, etwa 30 Autominuten nordwestlich<br />
<strong>der</strong> Pizzeria <strong>der</strong> Familie Leone. In seiner Lehrwerkstatt<br />
formt Knoch junge Menschen zu Elektronikern für Automa -<br />
tisierungstechnik, Industriemechanikern, Mechatronikern<br />
sowie Zerspanungsmechanikern und zur Fachkraft für Lagerlogistik.<br />
„Das Wichtigste ist die Motivation“,<br />
sagt <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>. „Wir<br />
brauchen Azubis, die was leisten<br />
und was lernen wollen.“ Bisher sei<br />
es immer gelungen, geeignete Bewerber<br />
zu finden. Aber Fachkräftemangel ist auch bei Felsomat<br />
kein Fremdwort. „Wir müssen alles tun, um für die Besten<br />
attraktiv zu bleiben“, sagt Knoch.<br />
Die ehemalige Lehrerin Sandra-Simone Leicht von <strong>der</strong> <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft<br />
BBQ arbeitet im Auftrag des Arbeitgeberverbands<br />
Südwestmetall daran, Mittelständler wie die<br />
„Mir war ganz schön mulmig. Ich wusste<br />
ja nicht, was auf mich zukommt, und ob<br />
ich das überhaupt kann.“<br />
Felsomat GmbH & Co. KG und technikinteressierte Jugend -<br />
liche wie Jacqueline zusammenzubringen. Dazu hat Süd -<br />
westmetall Anfang 2012 den „Berufswahlkompass Metall“<br />
gestartet: 45 Achtklässler <strong>der</strong> Konrad-Adenauer-Realschule<br />
Pforzheim und <strong>der</strong> Straubenhardter Wilhelm-Ganzhorn Realschule<br />
durften bis Mitte <strong>der</strong> 9. Klasse neben <strong>der</strong> Schule in die<br />
Metall- und Elektrobranche hineinschnuppern.<br />
Für Jacqueline war das die Gelegenheit herauszufinden, ob sie<br />
auf dem richtigen Weg war. Nach einem Elternabend, an dem<br />
Sandra-Simone Leicht das Projekt präsentierte, waren auch<br />
Jacquelines Eltern überzeugt. Sie meldeten ihre Tochter an.<br />
Insgesamt bewarben sich 76 Jugendliche. Ihre Lehrer wählten<br />
jene 45 aus, die ihnen am geeignetsten erschienen.<br />
An einem Dienstag im April 2012 betrat Jacqueline zusammen<br />
mit drei weiteren Teilnehmern zum ersten Mal Helmut Knochs<br />
Lehrwerkstatt bei Felsomat & Co.<br />
KG. Zusammen mit zwei seiner<br />
Azubis hatte <strong>der</strong> Ausbildungsleiter<br />
ein Projekt vorbereitet: Die jungen<br />
Gäste sollten binnen drei Stunden<br />
eine Bil<strong>der</strong>leiter aus Metall herstellen, sägen, bohren, ein Gewinde<br />
schneiden – alles was dazugehört. Jacqueline Leone<br />
grinst, wenn sie an diesen ersten Praxistermin in <strong>der</strong> Werkhalle<br />
in Königsbach-Stein zurückdenkt: „Mir war ganz schön<br />
mulmig. Ich wusste ja nicht, was auf mich zukommt, und ob<br />
ich das überhaupt kann.“<br />
28
Ausbil<strong>der</strong> Helmut Knoch hat sich vor Projektstart zweimal mit<br />
den Ausbildungsleitern <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kooperationsfirmen getroffen,<br />
um geeignete Werkstücke festzulegen und die Praxistermine<br />
aufeinan<strong>der</strong> abzustimmen. „Der Aufwand war hoch,<br />
aber es hat sich gelohnt“, findet er. Erstens, weil die Jugend -<br />
lichen so einen facettenreichen Einblick in die Metall- und<br />
Elektroindustrie bekommen haben. Zweitens, weil Knoch und<br />
seine Ausbil<strong>der</strong>-Kollegen sich fachlich austauschen konnten.<br />
„Das war auch für mich persönlich ein echter Gewinn“, sagt er.<br />
Und drittens, weil sämtliche Teilnehmer bis in die Haarspitzen<br />
motiviert waren. Schließlich kamen sie freiwillig – in ihrer Freizeit.<br />
„Wir würden uns freuen, den einen o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e zum<br />
Bewerbungsgespräch wie<strong>der</strong>zusehen.“<br />
Unter <strong>der</strong> Anleitung von Nikolai Dittrich (19) und Sebastian<br />
Träger (22), beide Felsomat-Azubis im zweiten Lehrjahr, entstanden<br />
an diesem Nachmittag vier tadellose Bil<strong>der</strong>leitern. Bei<br />
einem folgenden Praxistermin bei <strong>der</strong> IMO Oberflächentechnik<br />
GmbH haben die Teilnehmer ihre Bil<strong>der</strong>leitern sowie weitere<br />
Werkstücke, die bei an<strong>der</strong>en Praxisterminen entstanden,<br />
dann noch vergoldet. Insgesamt haben Jacqueline und die<br />
an<strong>der</strong>en Teilnehmer mindestens sieben Betriebe von innen<br />
gesehen. Fast überall durften sie selbst Hand anlegen.<br />
Felsomat-Azubi Nikolai Dittrich<br />
findet das beachtlich: „Das ist voll<br />
die coole Sache. Bei uns gab es so<br />
was nicht. Wir hatten drei Monate<br />
vorm Abschluss einen Termin bei <strong>der</strong> Agentur für Arbeit. Und<br />
das war es auch schon in Sachen Berufsorientierung.“<br />
Nikolai und seinem Azubi-Kollegen Sebastian bot <strong>der</strong> „Berufswahlkompass<br />
Metall“ die Chance, sich als Lehrende zu versuchen.<br />
Bei einem weiteren Praxistermin haben die beiden mit<br />
den Schülern Kettenglie<strong>der</strong> aus Stahl gefertigt. Drei Tage<br />
Vorbereitung und zehn Test-Kettenglie<strong>der</strong> hat es die beiden<br />
gekostet, bis sie sicher waren, mit vier Teilnehmern vier Kettenglie<strong>der</strong><br />
an einem Nachmittag hinzukriegen. Die fertige<br />
Kette prangt inzwischen in einer Vitrine in den Räumen von<br />
BBQ in Pforzheim.<br />
„Der Aufwand war hoch, aber es hat<br />
sich gelohnt.“<br />
Begleitend zu den Praxisterminen in den Betrieben durchliefen<br />
die Berufswahlkompass-Teilnehmer eine Seminarreihe bei<br />
BBQ. Sandra-Simone Leicht erarbeitete mit jedem einzelnen<br />
ein persönliches Stärken-Schwächen-Profil und führte sie<br />
durch ein Planspiel zur Berufs- und Lebensplanung. Auf dem<br />
Programm standen zudem Themen wie „Knigge im Berufs -<br />
leben“, „Arbeitssicherheit“, „Die Berufsfel<strong>der</strong> in <strong>der</strong> metall -<br />
verarbeitenden Industrie“ und in Absprache mit <strong>der</strong><br />
Berufsberatung und den beteiligten Schulen eine „Bewerberwerkstatt“.<br />
Die Teilnehmer statteten dem Berufsinformationszentrum<br />
(BiZ) <strong>der</strong> Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim einen<br />
Besuch ab und absolvierten dort jeweils einen Berufswahltest.<br />
Leicht kümmerte sich nicht nur um ihre 45 Schützlinge. Sie<br />
hielt auch <strong>der</strong>en Eltern auf dem Laufenden, an drei Elternabenden<br />
und in individuellen<br />
Informationsgesprächen. „Für mich<br />
war es toll, die Fortschritte zu<br />
sehen. Beim ersten Praxistermin<br />
wirkten viele noch ungelenk und unsicher. Von Mal zu Mal<br />
verlor sich das.“ Einige Teilnehmer haben während des Programms<br />
für sich erkannt, dass die Metall- und Elektroberufe<br />
doch nicht das Richtige für sie sind. Für Leicht ist auch das ein<br />
Erfolg: „Es ist doch schon ein Riesenschritt, wenn ein junger<br />
Mensch begreift, was er nicht will.“<br />
2013 ging <strong>der</strong> „Berufswahlkompass Metall“ in die zweite<br />
Runde. Jacqueline hat an <strong>der</strong> Seite von Sandra-Simone Leicht<br />
bei den Achtklässlern ihrer Schule dafür geworben. Sie will<br />
immer noch Industriemechanikerin werden. Helmut Knoch<br />
fällt nichts ein, was dagegen spräche.<br />
29
UNSERE KOMPE TENZEN: BERUFSVORBEREITUNG UND AUSBILDUNG<br />
Aktiv in <strong>Baden</strong>-Württemberg und Europa<br />
Einstieg in den Beruf<br />
8.475 junge Menschen werden 2012 und 2013 unterstützt<br />
BPJ 21<br />
17.450 junge Menschen starteten seit 1984 erfolgreich in<br />
eine Ausbildung<br />
642 Teilnehmern ist 2012/2013 <strong>der</strong> Einstieg ins Berufsleben<br />
gelungen, die Vermittlungsquote beträgt 70 %<br />
M+E-Einstieg<br />
270 Unterstützungsplätze für benachteiligte o<strong>der</strong><br />
leistungsschwächere Jugendliche pro Jahr<br />
Go.for.europe<br />
1.000 Auszubildende absolvierten seit 2008 ein Praktikum<br />
in einem europäischen Partnerunternehmen<br />
LIWING<br />
27 Betriebe wurden 2012/2013 beraten<br />
Bleib dran! Ausbildungsabbruch vermeiden<br />
95 junge Menschen wurden 2012/2013 unterstützt<br />
BaE<br />
524 Ausbildungsplätze in 2012/2013<br />
50 % <strong>der</strong> Auszubildenden haben einen Migrationshintergrund<br />
M+E-Duale Ausbildung in <strong>Baden</strong>-Württemberg/<br />
M+E- formación profesional en <strong>Baden</strong>-Wurtemberg<br />
20 Teilnehmer aus Spanien sollen für eine Ausbildung<br />
gewonnen werden<br />
30
Gemeinsam mit unseren regionalen und überregionalen Partnern,<br />
den Unternehmen und <strong>der</strong> Initiative START 2000 Plus des<br />
Arbeitgeberverbands Südwestmetall engagieren wir uns für den<br />
qualifizierten Berufseinstieg junger Menschen. Wir bieten gezielte<br />
Unterstützung bei <strong>der</strong> Berufsvorbereitung und för<strong>der</strong>n den<br />
Einstieg in eine duale Berufsausbildung. Benachteiligten Jugendlichen<br />
eröffnen wir dadurch Wege in Ausbildung und Beschäftigung.<br />
Mit unseren europäischen Partnern engagieren wir uns für<br />
den transnationalen Erfahrungsaustausch und entwickeln<br />
gemeinsame Konzepte. Wir setzen uns für die Aus- und Weiterbildung<br />
ein und för<strong>der</strong>n interkulturelle Kompetenzen bei Mitarbeitern<br />
und Unternehmen.<br />
im BPJ 21 ein Vorbereitungsjahr für eine Ausbildung in <strong>der</strong><br />
M+E-Industrie absolvieren. 2013 wird das För<strong>der</strong>jahr neben<br />
den Pilotstandorten auch in Heidelberg, Pforzheim sowie <strong>der</strong><br />
Region Schwarzwald-Hegau angeboten.<br />
Berufsvorbereitung<br />
BPJ 21 för<strong>der</strong>t den Start ins Berufsleben<br />
Das Berufspraktische Jahr (BPJ 21) ist integraler Bestandteil<br />
des „Bündnisses zur Stärkung <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung und<br />
des Fachkräftenachwuchses“ von Landesregierung, Regionaldirektion,<br />
Wirtschaft und Kommunen in <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Ein Schwerpunkt des Bündnisses liegt auf <strong>der</strong> dauerhaften<br />
Integration benachteiligter Jugendlicher mit Ausbildungs -<br />
risiken. Landesweit stehen 816 Plätze zur Verfügung.<br />
Die erste Projektphase dient <strong>der</strong> Berufsorientierung und <strong>der</strong><br />
Unterstützung <strong>der</strong> Jugendlichen bei individuellen Problem -<br />
lagen. Durch ein betriebliches Langzeitpraktikum erhalten sie<br />
Einblicke in die duale Ausbildung und in Beschäftigung. Das<br />
Praktikum kann als Einstiegsqualifizierung (EQ) durchgeführt<br />
werden. Die sozialpädagogische Begleitung, ausbildungsbegleitende<br />
Hilfen (abH), überbetriebliche Seminare und verschiedene<br />
Qualifizierungsbausteine ergänzen das Lernen im<br />
Betrieb. Mit Ende des Praktikums organisiert die <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft<br />
BBQ den geregelten Übergang in Ausbildung<br />
o<strong>der</strong> Beschäftigung.<br />
Geför<strong>der</strong>t wird das BPJ 21 durch die Agenturen für Arbeit und<br />
die Jobcenter, das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familie, Frauen und Senioren <strong>Baden</strong>-Württemberg, den Europäischen<br />
Sozialfonds und den Arbeitgeberverband Südwestmetall.<br />
Für das Sozialpartnerprojekt „Chance M+E“ im Rahmen des<br />
Tarifvertrags „För<strong>der</strong>jahr“ <strong>der</strong> Metall- und Elektroindustrie bietet<br />
das BPJ 21 seit Herbst 2012 Plätze in Heilbronn und Stuttgart<br />
an. Jugendliche mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf können<br />
Berufsbildung in Europa<br />
Das europäische Projekt Viable ways (for career starters to integrate<br />
into the world of work) wird im Rahmen des Leonardoda-Vinci-Programms<br />
„Partnerschaften“ finanziert und durch<br />
das <strong>Bildungswerk</strong> in Kooperation mit drei weiteren europäischen<br />
Partnern aus England, Portugal und Ungarn durchgeführt.<br />
Viable ways bietet eine Plattform zum Austausch und zur Weiterentwicklung<br />
von erfolgreichen Konzepten <strong>der</strong> Berufsorientierung<br />
und -vorbereitung in Europa. In vier transnationalen<br />
Projektveranstaltungen wurden die verschiedenen Bildungssysteme<br />
und Programme <strong>der</strong> Berufsbildung <strong>der</strong> teilnehmenden<br />
Län<strong>der</strong> vorgestellt. 2013 sind zwei Handlungsleitfäden<br />
entstanden: Einer mit Best-Practice-Beispielen aus den teilnehmenden<br />
Län<strong>der</strong>n und ein weiterer, <strong>der</strong> die Mobilität von<br />
Jugendlichen in Europa erleichtern soll.<br />
31
Betriebliche Ausbildung<br />
Mit M+E-Einstieg den Fachkräftenachwuchs sichern<br />
Das Pilotprojekt M+E-Einstieg des Arbeitgeberverbands Südwestmetall<br />
zeigt neue Wege bei <strong>der</strong> Berufsintegration von Jugendlichen<br />
mit schwieriger persönlicher Ausgangslage auf.<br />
Das von den BBQ-Experten im <strong>Bildungswerk</strong> entwickelte Konzept<br />
verknüpft in einem modularen Konzept verschiedene<br />
För<strong>der</strong>bereiche in Schule, Berufsorientierung und Ausbildung<br />
und entwickelt so eine nachhaltige Bildungskette.<br />
M+E-Einstieg unterstützt Schüler in den Abgangsklassen <strong>der</strong><br />
Haupt- und Werkrealschulen bei <strong>der</strong> Berufsorientierung. Jugendliche,<br />
die keinen Ausbildungsplatz in einem Metallberuf<br />
gefunden haben, können durch die Teilnahme am einjährigen<br />
Grundausbildungslehrgang Metall mit sozialpädagogischer<br />
Begleitung mögliche Ausbildungsdefizite aufarbeiten. Das<br />
Projekt unterstützt die Unternehmen bei <strong>der</strong> passgenauen<br />
Besetzung noch freier Ausbildungsstellen. Die vermittelten<br />
Jugendlichen werden während des ersten betrieblichen Lehrjahrs<br />
individuell begleitet, so dass <strong>der</strong> Ausbildungserfolg auch<br />
für leistungsschwächere Jugendliche erreichbar wird.<br />
einen Beitrag zur Reduzierung <strong>der</strong> hohen Jugendarbeits -<br />
losigkeit in Spanien leisten und einen weiteren Akzent zur<br />
Sicherung <strong>der</strong> Fachkräftebasis in <strong>der</strong> M+E-Industrie in <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg setzen.<br />
Einstieg in Ausbildung für benachteiligte Jugendliche<br />
Das vom <strong>Bildungswerk</strong>-Unternehmen BBQ durchgeführte Projekt<br />
BaE – Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen<br />
<strong>der</strong> Agenturen für Arbeit ermöglicht benachteiligten<br />
jungen Menschen den Einstieg in eine Berufsaus bildung im<br />
dualen System. Im ersten Ausbildungsjahr übernimmt BBQ das<br />
Ausbildungsmanagement. Ziel im zweiten Jahr ist die Übernahme<br />
in ein reguläres Ausbildungsverhältnis.<br />
Individuelle Unterstützungsangebote, fachtheoretischer För<strong>der</strong>unterricht<br />
und die sozialpädagogische Begleitung er -<br />
höhen den Ausbildungserfolg. Beson<strong>der</strong>s Jugendliche mit<br />
Lernbeeinträchtigungen o<strong>der</strong> Migrationshintergrund profitieren<br />
von BaE. Die Ausbildung erfolgt in enger Kooperation mit<br />
den Unternehmen, den Berufsschulen und den zuständigen<br />
Kammern. 2012/2013 befinden sich 524 junge Menschen in<br />
einer Ausbildung.<br />
Qualifizierung spanischer Jugendlicher<br />
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hat 2013 das Pilotprojekt<br />
„M+E Duale Ausbildung in <strong>Baden</strong>-Württemberg“ für<br />
junge Spanier gestartet und die <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft<br />
BBQ mit <strong>der</strong> Umsetzung beauftragt. Damit will <strong>der</strong> Verband<br />
Das Konzept „M+E Duale Ausbildung in <strong>Baden</strong>-Württemberg“<br />
umfasst neben <strong>der</strong> gezielten sprachlichen und interkulturellen<br />
Vorbereitung <strong>der</strong> Jugendlichen auch ein begleitendes Beratungsangebot<br />
für Auszubildende und Ausbildungsbetriebe.<br />
Nach einer gezielten Orientierungs- und Praktikumsphase soll<br />
sich eine duale Berufsausbildung in Mitgliedsbetrieben von<br />
Südwestmetall anschließen. Außerdem wird beim Übergang in<br />
den Beruf, bei <strong>der</strong> Integration in den Betrieb o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rückkehr<br />
nach Spanien unterstützt. Zielgruppe sind junge Erwachsene<br />
über 18 Jahre mit einem dem deutschen Hauptschulabschluss<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> mittleren Reife vergleichbaren Schulabschluss o<strong>der</strong><br />
Studienabbrecher aus dem MINT-Bereich.<br />
Auslandspraktika für Auszubildende<br />
Das 2008 gestartete Programm Go.for.europe ermöglicht Auszubildenden<br />
einen Teil <strong>der</strong> Ausbildung in europäischen Partnerunternehmen<br />
zu absolvieren und seit 2011 auch Praktika<br />
für Auszubildende aus dem europäischen Ausland in deutschen<br />
Unternehmen. Die Servicestelle Go.for.europe bietet<br />
eine kontinuierliche Beratung für Unternehmen und Auszubildende.<br />
Sie unterstützt unter an<strong>der</strong>em bei <strong>der</strong> Suche nach<br />
einem ausländischen Partnerbetrieb und bei <strong>der</strong> Antragstellung<br />
für ein Stipendium für den Auslandsaufenthalt. Gemein-<br />
32
LIWING: Beratung und Schulung von Ausbil<strong>der</strong>n<br />
Das Projekt „LIWING – Leben in Würde: Integration nachhaltig<br />
gestalten“ wird von <strong>der</strong> <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft BBQ im<br />
Projektverbund mit vier Partnern unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung des<br />
Kreisjugendrings Esslingen e. V. an den Standorten Esslingen<br />
und Göppingen durchgeführt.<br />
same Träger <strong>der</strong> Servicestelle sind <strong>der</strong> Arbeitgeberverband<br />
Südwestmetall, <strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-Württembergische Industrie- und<br />
Handelskammertag und <strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-Württembergische Handwerkstag.<br />
Das Projekt wird geför<strong>der</strong>t vom Ministerium für<br />
Finanzen und Wirtschaft <strong>Baden</strong>-Württemberg aus Mitteln des<br />
Europäischen Sozialfonds. Das <strong>Bildungswerk</strong> unterstützt bei<br />
<strong>der</strong> Umsetzung und Verwaltung <strong>der</strong> Servicestelle.<br />
Auszeichnung<br />
Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmidt zeichnete den angehenden<br />
Zerspanungsmechaniker Ralf Amann als 1.000sten Teilnehmer<br />
im Projekt Go.for.europe aus. Der 19-jährige ist Auszubilden<strong>der</strong><br />
bei <strong>der</strong> Erwin Hal<strong>der</strong> AG aus Achstetten-Bronnen im Landkreis<br />
Biberach.<br />
Der Fachkräftemangel und die wachsende Heterogenität <strong>der</strong><br />
Auszubildenden stellen die Ausbildungsverantwortlichen in<br />
Betrieben vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen. Das Projekt sensibilisiert,<br />
berät und unterstützt Ausbil<strong>der</strong> im Umgang mit chancenarmen<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Geschulte<br />
Mentoren bieten Coaching und Trainings für Ausbildungsverantwortliche<br />
an. Sie unterstützen in schwierigen Situationen<br />
und för<strong>der</strong>n den Aufbau eines guten Verhältnisses zwischen<br />
Ausbil<strong>der</strong> und Auszubildenden. Eine weitere Aufgabe <strong>der</strong><br />
Mentoren ist die Organisation von För<strong>der</strong>unterricht, um die<br />
individuelle Beschäftigungsfähigkeit <strong>der</strong> jungen Menschen zu<br />
erhöhen. Fachvorträge zu aktuellen Themen runden das Angebot<br />
ab.<br />
LIWING wird im Rahmen des EU-Bundesprogramms XENOS<br />
„Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für<br />
Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds ge -<br />
för<strong>der</strong>t. XENOS verfolgt das Ziel, Diskriminierungen beim Zugang<br />
in Ausbildung und Arbeit abzubauen sowie kulturelle<br />
Vielfalt in <strong>der</strong> Arbeitswelt zu stärken.<br />
Service Ausbildung<br />
Für die Arbeitgeberverbände in <strong>Baden</strong>-Württemberg hat das<br />
Thema Fachkräftesicherung höchste Priorität. Im Jahr 2020<br />
werden in <strong>Baden</strong>-Württemberg 20 Prozent weniger Jugend -<br />
liche die Schule verlassen als heute. Gleichzeitig festigt sich<br />
<strong>der</strong> Trend zu höheren formalen Bildungsabschlüssen in beruflichen<br />
Vollzeitschulen und zu einer deutlich gestiegenen Studierenden-Quote.<br />
All dies wird zu einem Rückgang <strong>der</strong> Zahl<br />
von Ausbildungsplatzbewerbern führen.<br />
Als Partner <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände hat das <strong>Bildungswerk</strong><br />
gemeinsam mit Experten aus Unternehmen betriebliche<br />
Dienstleistungen entwickelt, die überzeugende Antworten<br />
auf die neuen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nachwuchsgewinnung<br />
geben. Service Ausbildung umfasst sämtliche Angebote des<br />
<strong>Bildungswerk</strong>verbunds aus BBQ, Apontis und Akademie im<br />
Bereich <strong>der</strong> Nachwuchssicherung und betrieblichen Ausbildung.<br />
33
Vor Ort<br />
„Wir können nur dem helfen, <strong>der</strong> sich helfen lässt“<br />
Je<strong>der</strong> fünfte Azubi bricht seine Ausbildung<br />
ab. Anette Mazar ist bei dem <strong>Bildungswerk</strong><br />
als Ausbildungsbegleiterin tätig und versucht<br />
im Rahmen des Projekts „Bleib dran!<br />
Ausbildungsabbruch vermeiden”, das zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Während eines Gesprächs in ihrem<br />
Karlsruher Büro stellt sich heraus, dass den<br />
Wackelkandidaten in vielen Fällen zu helfen<br />
ist.<br />
Frau Mazar, hat hier heute schon ein Auszubilden<strong>der</strong> gesessen,<br />
<strong>der</strong> Sie um Rat gebeten hat?<br />
Ja. Aber ich werde Ihnen nicht verraten, worum es ging.<br />
Warum nicht? Deswegen bin ich doch hier.<br />
Weil die Grundlage für meine Arbeit Vertrauen ist. Ich bin aus<br />
gutem Grund an meine Schweigepflicht gebunden. Für viele, die<br />
hier herkommen, ist es immens wichtig, dass nicht nach draußen<br />
dringt, was wir hier besprechen. Vor allem wollen viele vermeiden,<br />
dass ihr Betrieb mitkriegt, dass sie sich beraten lassen.<br />
mit ihrer Ausbildung nur am Rande zu tun haben. Wenn im<br />
Elternhaus Gewalt, Alkohol o<strong>der</strong> Drogen eine Rolle spielen, ist<br />
es schwer, in <strong>der</strong> Ausbildung zu funktionieren. Manche werden<br />
davon überwältigt, dass sich <strong>der</strong> erste Freund o<strong>der</strong> die<br />
erste Freundin von ihnen trennt. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e kämpfen mit<br />
psychischen o<strong>der</strong> gesundheitlichen Problemen o<strong>der</strong> mit<br />
Schulden. Und natürlich gibt es auch die Fälle, in denen ein<br />
Auszubilden<strong>der</strong> einfach mit seinem Ausbil<strong>der</strong> nicht klarkommt<br />
o<strong>der</strong> unter Prüfungsangst leidet. Wie schon gesagt,<br />
den typischen Fall gibt es nicht, je<strong>der</strong> ist einzigartig.<br />
Verstehe – dann lassen Sie mich allgemeiner fragen: Was sind die<br />
typischen Gründe dafür, eine Berufsausbildung abzubrechen?<br />
Im Jahr 2011 wurden in <strong>Baden</strong>-Württemberg rund 17.000 Ausbildungsverträge<br />
vorzeitig aufgelöst. Mehr als je<strong>der</strong> fünfte<br />
Auszubildende schafft es also nicht bis zum Abschluss. 70 Prozent<br />
<strong>der</strong> Abbrecher finden danach<br />
eine an<strong>der</strong>e schulische o<strong>der</strong> betriebliche<br />
Ausbildungsperspektive.<br />
Rund 30 Prozent aber bleiben<br />
ohne Ausbildung, mit all den nega -<br />
tiven Folgen für ihre berufliche und persönliche Zukunft. Das<br />
Projekt „Bleib dran! Ausbildungsabbruch vermeiden“ will hier<br />
gegensteuern. Finanziert wird das Ganze vom Ministerium für<br />
Finanzen und Wirtschaft aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />
sowie aus Eigenmitteln des <strong>Bildungswerk</strong>s.<br />
Die Gründe für Ausbildungsabbrüche sind so zahlreich wie die<br />
Fälle. Die meisten Betroffenen kämpfen mit Problemen, die<br />
„Wenn im Elternhaus Gewalt, Alkohol<br />
o<strong>der</strong> Drogen eine Rolle spielen, ist es<br />
schwer, in <strong>der</strong> Ausbildung zu funktionieren.“<br />
Wie finden Ihre Klienten eigentlich zu Ihnen? Wenn jemand entschlossen<br />
ist, seine Ausbildung hinzuschmeißen, wird er doch<br />
vorher niemanden um Rat fragen, den er nicht kennt.<br />
Wenn jemand wild entschlossen ist, ist es zu spät. Wir arbeiten<br />
präventiv. Wenn ein Azubi sich unwohl fühlt in seinem Betrieb<br />
o<strong>der</strong> merkt, dass er an <strong>der</strong> Berufsschule<br />
auf keinen grünen Zweig<br />
kommt, ist es eine gute Idee, sich<br />
bei uns zu melden.<br />
Und woher weiß er, dass es Sie gibt?<br />
Wir hier in Karlsruhe sind zu zweit zuständig für ein Gebiet,<br />
das etwa von Bruchsal bis Bühl reicht. In dieser Region haben<br />
wir Flyer an den Berufsschulen verteilt. Außerdem sind wir mit<br />
allen für das Thema Berufsausbildung relevanten Stellen vernetzt.<br />
Viele Betriebe kennen uns aus früheren Kooperationen.<br />
Ich begleite z. B. für den Arbeitgeberverband Südwestmetall<br />
seit zehn Jahren junge Menschen durch ihre Ausbildung.<br />
34
stark schwankte. Das Thema war für die junge Frau mit viel<br />
Scham- und Schuldgefühlen behaftet. Umso mehr entlastete<br />
es sie, es nicht mehr zu verdrängen, son<strong>der</strong>n mit jemandem<br />
darüber sprechen zu können.<br />
Ausbil<strong>der</strong>, die mich kennen, geben<br />
dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Sorgenkind<br />
dann schon mal den Tipp,<br />
sich bei mir zu melden. Schwierig<br />
wird es, wenn die Auszubildenden<br />
dazu gedrängt o<strong>der</strong> gar gezwungen werden. Die Motivation<br />
muss vom Betroffenen ausgehen. Wir können nur dem helfen,<br />
<strong>der</strong> sich helfen lassen will.<br />
Womit beginnen Sie Ihre Beratung?<br />
Am Anfang ist es wichtig, die Probleme beim Namen zu nennen.<br />
Die meisten kommen, weil sie fühlen, dass irgendetwas<br />
nicht stimmt, und dass sie Hilfe brauchen. Aber wo genau die<br />
Probleme liegen, können o<strong>der</strong> wollen manche zunächst nicht<br />
sagen. Einige Azubis schleppen ein ganzes Knäuel von Problemen<br />
mit sich herum. Die erste Aufgabe besteht darin, dieses<br />
Knäuel zu entwirren.<br />
Wie machen Sie das?<br />
Indem ich zuhöre. Manchmal dauert es länger, bis wir zu den<br />
Wurzeln des Problems vorstoßen. Ich erinnere mich an eine<br />
Auszubildende, die im Betrieb und in <strong>der</strong> Berufsschule extreme<br />
Leistungsschwankungen zeigte. Eine Weile habe ich sie<br />
beim Lernen begleitet. Nachhilfe – wenn Sie so wollen. Das ist<br />
nicht <strong>der</strong> Schwerpunkt unserer Arbeit, aber in Einzelfällen ist<br />
es sinnvoll, um eine Beziehung aufzubauen. Nach einer gewissen<br />
Zeit hatte die Auszubildende so viel Vertrauen gefasst,<br />
dass sie sich öffnen konnte. Sie hat mir von ihrer psychisch<br />
kranken Mutter erzählt, <strong>der</strong>en gesundheitlicher Zustand sehr<br />
„Erst heute hatte ich eine Ausbil<strong>der</strong>in<br />
am Telefon, die sich Tipps für den Umgang<br />
mit einem Azubi geholt hat. “<br />
Der erste Schritt besteht also darin, den Problemen auf den<br />
Grund zu gehen. Und dann? Wie sieht die Lösung aus?<br />
Das kommt auf den Fall an. Manchmal hat jemand nur eine<br />
rechtliche Frage. Den verweise ich dann an die zuständige<br />
Kammer und die Sache ist erledigt. Wenn die Schwierigkeiten<br />
in <strong>der</strong> Familie liegen, überlege ich, wie man für Entlastung sorgen<br />
kann. Die Einschaltung des Jugendamts kann hilfreich<br />
sein, um die Familie zu unterstützen. Dazu gehört auch, dass<br />
<strong>der</strong> Betroffene ein Bewusstsein entwickelt, dass er nicht für<br />
seine Eltern verantwortlich ist und auch nicht für die Geschwis -<br />
ter. Aber familiäre Loyalitäten wirken meist stark und das<br />
ist leichter gesagt als in die Tat umgesetzt. Auszuziehen<br />
ist manchmal eine Lösung. Dann<br />
prüfe ich die verschiedenen Möglichkeiten,<br />
das zu finanzieren.<br />
An<strong>der</strong>en Ratsuchenden vermittle<br />
ich eine Lernbegleitung durch die Agentur für Arbeit. Wie<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e unterstütze ich dabei, wie<strong>der</strong>kehrende Konflikte mit<br />
Vorgesetzen und Kollegen zu vermeiden. Wir analysieren<br />
dann, was schief läuft in <strong>der</strong> Kommunikation und wie <strong>der</strong> Betroffene<br />
beim nächsten Mal erfolgreicher kommunizieren<br />
kann.<br />
Meine Kollegen und ich sind pädagogisch und psychologisch<br />
ausgebildet. Unser Schwerpunkt liegt auf <strong>der</strong> psychosozialen<br />
Beratung. Übrigens beraten wir nicht nur Auszubildende, son<strong>der</strong>n<br />
auch Betriebe. Erst heute hatte ich eine Ausbil<strong>der</strong>in am<br />
Telefon, die sich Tipps für den Umgang mit einem Azubi geholt<br />
hat. Der junge Mann ist fachlich super, aber er hält sich<br />
an keine Regel.<br />
Ist ein Ausbildungsabbruch in Ihren Augen immer eine Nie<strong>der</strong>lage?<br />
Keineswegs. Ich habe selbst eine Lehre abgebrochen. Wenn<br />
jemand für sich erkannt hat, dass er in dem gewählten Beruf<br />
nicht glücklich wird, wäre es falsch, ihn zum Durchhalten zu<br />
drängen. An<strong>der</strong>erseits erfor<strong>der</strong>t je<strong>der</strong> Job eine gewisse Frustrationstoleranz.<br />
Zu viel zu tun, unangenehme Aufgaben, ungerechte<br />
Kollegen o<strong>der</strong> Chefs – damit müssen wir alle fertig<br />
werden. Davonzulaufen bringt da gar nichts.<br />
35
UNSERE KOMPE TENZEN: WEITERBILDUNG UND QUALIFIZIERUNG<br />
Die Chancenmacher des <strong>Bildungswerk</strong>s<br />
Weiterbildung und Qualifizierung<br />
3.000 Menschen werden 2012 und 2013 unterstützt<br />
Beruflicher Wie<strong>der</strong>einstieg für Erzieherinnen und Erzieher<br />
15 Plätze stehen 2013 zur Verfügung<br />
Betriebliche Nachqualifizierung<br />
102 Menschen nahmen 2012/2013 an einer Qualifizierung<br />
teil<br />
ESB<br />
121 schwerbehin<strong>der</strong>te Menschen wurden 2012 durch<br />
ESB unterstützt, rund 100 werden es 2013 sein<br />
BPF-Reha<br />
112 Teilnehmer nahmen 2012 an Projekten zur beruflichen<br />
Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung teil, rund 110 werden es<br />
2013 sein<br />
36
In Kooperation mit den Rentenversicherungsträgern, Berufsgenossenschaften<br />
und <strong>der</strong> Agentur für Arbeit setzen wir uns für die berufliche<br />
Weiterbildung, Qualifizierung und Umschulung von<br />
Arbeitsuchenden, Rehabilitanden und Beschäftigten ein. Mit <strong>der</strong><br />
Betrieblichen Sozialberatung (BSB) unterstützen wir Beschäftigte<br />
und entlasten Personalverantwortliche. Unsere Bildungsangebote<br />
bieten wir praxisorientiert in ganz <strong>Baden</strong>-Württemberg an und ermöglichen<br />
Höherqualifizierung, berufliche Neuorientierung o<strong>der</strong><br />
den Wie<strong>der</strong>einstieg in das Berufsleben.<br />
Beruflicher Wie<strong>der</strong>einstieg<br />
Qualifizierung von Erzieherinnen und Erziehern<br />
Seit 2013 greift für Kin<strong>der</strong> unter drei Jahren <strong>der</strong> Rechtsanspruch<br />
auf einen Betreuungsplatz. Für eine flächendeckende<br />
Umsetzung des Betreuungsanspruchs fehlt es jedoch zum Teil<br />
an gut ausgebildetem, qualifiziertem Personal. Gemeinsam mit<br />
dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
hat das <strong>Bildungswerk</strong> eine Nachqualifizierung für Erzieherinnen<br />
und Erzieher für den beruflichen Wie<strong>der</strong>einstieg<br />
entwickelt, die im Herbst 2013 an den Start gegangen ist.<br />
In einer zehnwöchigen Qualifizierung in Teilzeit werden die<br />
Fachkräfte auf die aktuellen Anfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Frühpädagogik<br />
vorbereitet. Die pädagogische Arbeit mit unter Dreijährigen,<br />
Erziehungspartnerschaften, Entwicklungs- und Bildungsdokumentation,<br />
Inklusion und Integration sowie das Qualitätsmanagement<br />
stehen dabei im Fokus <strong>der</strong> Qualifizierung.<br />
Berufliche Rehabilitation för<strong>der</strong>n<br />
In Kooperation mit den Agenturen für Arbeit bietet ESB – Berufliche<br />
Einglie<strong>der</strong>ung schwerbehin<strong>der</strong>ter Menschen – Rehabilitanden<br />
gezielte Unterstützung für den Wie<strong>der</strong>einstieg in<br />
das Berufsleben. Arbeitsuchende Menschen mit Schwerbehin<strong>der</strong>ung<br />
werden durch ein intensives Einzelcoaching und<br />
Bewerbungstraining sowie durch die Vermittlung persönlichkeitsorientierter<br />
und sozialkommunikativer Inhalte auf die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Erwerbslebens vorbereitet.<br />
In einem Erprobungspraktikum lernen die Teilnehmer ihren<br />
zukünftigen Arbeitsplatz praxisnah kennen. Unterstützungsangebote<br />
bei <strong>der</strong> Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz<br />
und eine individuelle Begleitung bis zu sechs Monate nach<br />
Arbeitsaufnahme erhöhen die Chancen <strong>der</strong> Integration in den<br />
ersten Arbeitsmarkt.<br />
Betriebliche Nachqualifizierung<br />
Fachkräfte im zweiten Anlauf<br />
Als Partner <strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>Baden</strong>-Württemberg bietet das <strong>Bildungswerk</strong><br />
für an- und ungelernte Beschäftigte das Konzept <strong>der</strong><br />
betrieblichen Nachqualifizierung an. Sie bietet die Möglichkeit,<br />
vorhandene Qualifizierungspotenziale auch auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />
An- und Ungelernten zu erschließen. Im Rahmen des För<strong>der</strong>programms<br />
WeGebAU <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit kann ein IHKgeprüfter<br />
Abschluss zum Maschinen- und Anlagenführer<br />
erworben werden. Die 12-monatige Qualifizierung orientiert<br />
sich am bestehenden Ausbildungsrahmenplan und findet praxisnah<br />
im Unternehmen statt. Individuelle Unterstützungs an -<br />
gebote, fachtheoretischer Unterricht und eine intensive<br />
Prüfungsvorbereitung sichern den Qualifizierungserfolg.<br />
Seit 2012 steht auch ein Modell zur modularen Nachqualifizierung<br />
zur Verfügung. Es wurde in enger Abstimmung mit <strong>der</strong><br />
Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
entwickelt. Anerkannte Facharbeiterberufe werden in<br />
mehrere Module geglie<strong>der</strong>t. Jedes Modul endet mit einem gemeinsamen<br />
Zertifikat des jeweiligen Arbeitgeberverbands und<br />
des <strong>Bildungswerk</strong>s. Sie werden in einem Qualifizierungspass<br />
dokumentiert und können für die Anmeldung zu einer Externenprüfung<br />
bei <strong>der</strong> zuständigen Kammer vorgelegt werden.<br />
Derzeit werden Nachqualifizierungen für die Berufe Maschinenund<br />
Anlagenführer und Industrieelektriker angeboten. Weitere<br />
Berufe und die Entwicklung bundesweiter Standards sind in<br />
Vorbereitung. Das Modell ist wesentlicher Bestandteil des Fachkräfte-Programms<br />
<strong>der</strong> Fachkräfte-Allianz <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Betriebliche Sozialberatung<br />
Unterstützung von Beschäftigten und Unternehmen<br />
Die Betriebliche Sozialberatung (BSB) <strong>der</strong> <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft<br />
BBQ unterstützt Personalverantwortliche und Beschäftigte<br />
im Unternehmen. Individuelle Probleme <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
im finanziellen, familiären o<strong>der</strong> gesundheitlichen Bereich können<br />
die Arbeitsqualität beeinflussen. Sie führen oft zu Schwierigkeiten<br />
und Konflikten am Arbeitsplatz und können erhöhte<br />
Fehlzeiten und damit verbundene Folgekosten verursachen. Individuelle<br />
Klärungs-, Entlastungs- und Vermittlungsgespräche<br />
durch die BBQ-Mitarbeiter sowie die bedarfsorientierte und gezielte<br />
Vermittlung zu regionalen Fachberatungsstellen verbessert<br />
nachhaltig die Arbeitsfähigkeit <strong>der</strong> Mitarbeiter und<br />
entlastet die Personalverantwortlichen.<br />
37
Vor Ort<br />
Wege zurück ins Berufsleben<br />
Chronische Schmerzen, ein Unfall o<strong>der</strong> eine<br />
Depression können einer beruflichen Laufbahn<br />
ganz schnell ein Ende bereiten. Der<br />
Weg zurück ist in den meisten Fällen ungleich<br />
länger. Die Spezialisten des <strong>Bildungswerk</strong>s<br />
für berufliche Rehabilitation<br />
begleiten Betroffene dabei – und kennen<br />
die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Abkürzung.<br />
Glatze, ein goldener Ring im linken Ohr, ein rotblon<strong>der</strong><br />
Schnauzbart, <strong>der</strong> an den Mundwinkeln senkrecht zum Kinn<br />
hinab sprießt – Gerald Burkhard, 51. Die Tätowierungen an<br />
den Unterarmen, die frisch gebügelte Jeans und seine kerzengerade,<br />
gut zwei Meter hohe Statur unterstreichen die imposante<br />
Erscheinung. Wenn er einem freundlich die Hand<br />
hinstreckt, weiß man noch nicht, dass die eigene gleich festsitzen<br />
wird wie in einem Schraubstock. Nichts deutet darauf<br />
hin, dass dieser Mann schwerbehin<strong>der</strong>t ist, zu 60 Prozent körperlich<br />
eingeschränkt, wie ein amtliches Papier bezeugt.<br />
leben von jetzt auf dann aus den Angeln heben: Die Mehlstauballergie,<br />
die dem Bäcker seine Arbeit unmöglich macht.<br />
Die Depression, die die Lehrerin aus <strong>der</strong> Bahn wirft. Der Motorradunfall,<br />
<strong>der</strong> den Mechatroniker in den Rollstuhl zwingt. Wer<br />
so etwas erlebt, tut sich in <strong>der</strong> Regel schwer, ins Berufsleben<br />
zurückzufinden. Zu den körperlichen o<strong>der</strong> psychischen Beschwerden<br />
treten dann auch noch finanzielle Sorgen. Die<br />
Projektleiterin Edeltraud Kunz bei <strong>der</strong> <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft<br />
BBQ in Ludwigsburg kennt solche Fälle. Auch Gerald<br />
Burkhardt hat den Weg zu ihr gefunden.<br />
Als er Ende zwanzig war, hat Gerald Burkhardt gut verdient.<br />
Für eine Stuttgarter Firma war er auf Montage, hat große Klimaanlagen<br />
und Heizungen gereinigt und in Stand gesetzt.<br />
„Wenn du so einen 40.000-Liter-Boiler lupfst, geht das ganz<br />
schön auf die Knochen“, versichert<br />
er lachend. Nach sechs Jahren<br />
haben seine Knochen nicht mehr<br />
mitgemacht. Ein Bandscheibenvorfall<br />
setzte Gerald Burkhardt<br />
außer Gefecht. Ausgerechnet in<br />
<strong>der</strong> Reha hat er sich gleich den<br />
zweiten eingehandelt. Operationen folgten, weitere Reha-Aufenthalte<br />
– und zwei weitere Bandscheibenvorfälle. Burkardts<br />
Wirbelsäule versteifte sich irreparabel, seine Montage-Tätigkeit<br />
konnte er vergessen.<br />
Rücken- und Schulterprobleme führen die Statistik an. Aber<br />
auch an<strong>der</strong>e individuelle Katastrophen können ein Berufs -<br />
„Rücken- und Schulterprobleme führen<br />
die Statistik an. Aber auch an<strong>der</strong>e individuelle<br />
Katastrophen können ein Berufsleben<br />
von jetzt auf dann aus den<br />
Angeln heben.“<br />
Fast acht Jahre nach seinem letzten Bandscheibenvorfall saß<br />
Gerald Burkhardt zum ersten Mal jemandem gegenüber, <strong>der</strong><br />
eine Idee hatte, wie ihm zu helfen sei. Eine Beraterin <strong>der</strong> Agentur<br />
für Arbeit hatte ihn an BBQ verwiesen. Edeltraud Kunz<br />
erläuterte ihm in ihrem Büro in<br />
Ludwigsburg, was sie mit ihm vorhatte:<br />
Zunächst würde er drei<br />
Monate die Schulbank drücken,<br />
fünf Tage die Woche von 8.00 bis<br />
15.30 Uhr. Danach würden sie ihm<br />
einen Praktikumsplatz besorgen.<br />
Und wenn alles glattlief, hätte er hinterher die Chance auf<br />
einen neuen Job. Burkhardt willigte ein. „Ich wollte unbedingt<br />
wie<strong>der</strong> arbeiten – was war mir wurstegal.“<br />
Am Beginn <strong>der</strong> dreimonatigen Seminarphase zur Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung<br />
in den Beruf steht die Kennenlernphase. Die 20<br />
Teilnehmer erzählen sich ihre Geschichten und lassen erst ein-<br />
38
Mitarbeiter zu finden, die Arbeitstage von zehn bis zwölf<br />
Stunden und häufige Nachtarbeit auf Dauer in Kauf nehmen.<br />
Unter Edeltraud Kunz’ Teilnehmern findet Meyer solche Bewerber.<br />
„Mir imponiert, dass die alle eine echte Lebenskrise<br />
bewältigt haben. Die sind ganz an<strong>der</strong>s motiviert als viele an<strong>der</strong>e<br />
Bewerber“, sagt er.<br />
Auch Gerald Burkhardt bekam seine Chance. Ein viertel Jahr<br />
dauerte sein Praktikum bei S.O.B. Er lernte die Messehallen auf<br />
den Fil<strong>der</strong>n in und auswendig kennen. Burkhardt erfuhr, wo<br />
im Hallenboden welches Kabel verläuft, und wie man kontrolliert,<br />
ob alle Verbindungen funktionieren. Er machte sich mit<br />
Sicherheitsvorschriften und neuen Kollegen vertraut. Er lernte<br />
die Abläufe bei <strong>der</strong> Zugangskontrolle am Haupttor kennen,<br />
absolvierte Standwachen bei Tag und bei Nacht – und spürte,<br />
dass <strong>der</strong> Objektschutz eine Tätigkeit war, die ihm lag.<br />
mal den Frust ab, <strong>der</strong> sich bis<br />
dahin angestaut hat. „Das war gar<br />
nicht mein Ding“, erinnert sich<br />
Burkhardt. „Ich bin keiner, <strong>der</strong> sein<br />
Leben vor an<strong>der</strong>en ausbreitet,<br />
schon gar nicht die dunklen Kapitel.“<br />
Zu seinem Glück standen<br />
auch an<strong>der</strong>e Themen auf dem Seminarprogramm, EDV-Schulungen<br />
etwa, Bewerbungstrainings, Konfliktbewältigungsstrategien<br />
und eine individuelle Berufswegeplanung für<br />
jeden Teilnehmer.<br />
„Es ist ja nicht alles schiefgelaufen.<br />
Wenn jemand drei Kin<strong>der</strong> groß gezogen<br />
hat, ist auch das eine Leistung. Nur lassen<br />
viele solche Dinge in ihrer persön -<br />
lichen Bilanz nicht gelten.“<br />
Seit vier Jahren ist Gerald Burkhardt<br />
fest angestellt. Am liebsten<br />
ist ihm die Nachtschicht. „Da hab<br />
ich meine Ruhe“, sagt er. Manche<br />
dieser Nächte vergehen wie im<br />
Flug. Etwa dann, wenn auf den Fil<strong>der</strong>n<br />
die Oldtimer-Messe „Motor<br />
Classics“ zu Gast ist. Dann gönnt sich Gerald Burkhardt das exklusive<br />
Vergnügen, sich früh um drei in einer Pause die alten<br />
Luxusschlitten ganz allein und aus <strong>der</strong> Nähe anzusehen.<br />
Edeltraud Kunz weiß aus Erfahrung, dass die drei Monate im<br />
Seminarraum für die Meisten eine harte Zeit sind. „Viele sind<br />
es nicht mehr gewohnt, morgens aufzustehen und einem Tagesplan<br />
zu folgen. Schmerzhaft ist zudem, sich einzugestehen,<br />
was man alles nicht mehr kann“, sagt sie. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
richten Kunz und ihre Kollegen im Laufe <strong>der</strong> drei Monate den<br />
Fokus ganz bewusst auf die individuellen Stärken ihrer Teilnehmer.<br />
„Es ist ja nicht alles schiefgelaufen. Wenn jemand drei Kin<strong>der</strong><br />
groß gezogen hat, ist auch das eine Leistung. Nur lassen<br />
viele solche Dinge in ihrer persönlichen Bilanz nicht gelten.“<br />
Gegen Ende von Gerald Burkardts Seminarphase rief Kunz bei<br />
Bernd Meyer an. Meyer ist Prokurist bei <strong>der</strong> S.O.B. Objektschutz<br />
GmbH, einer Sicherheitsfirma, die unter an<strong>der</strong>em die<br />
neue Stuttgarter Messe bewacht. Er hat schon den einen o<strong>der</strong><br />
die an<strong>der</strong>e aus dem Reha-Programm „BPF – Beruf-Praxis-Fortbildung”<br />
von BBQ eingestellt. Es sei nicht so leicht, verlässliche<br />
39
UNSERE KOMPE TENZEN: PERSONAL- UND ORGANISATIONSENT WICKLUNG<br />
Gefragter Partner <strong>der</strong> Unternehmen<br />
Offene und betriebliche Seminare<br />
18.019 Teilnehmer in 2012, voraussichtlich 17.000 in 2013<br />
1.593 Seminare in 2012, voraussichtlich 1.481 in 2013<br />
Organisationsentwicklung in Unternehmen<br />
2.885 Teilnehmer in 2012, voraussichtlich 2.300 in 2013<br />
287 Beratertage in 2012, voraussichtlich 440 in 2013<br />
familyNET<br />
12 flächendeckende Netzwerke mit über 1.000 Unternehmen,<br />
Städten und Gemeinden<br />
unternehmensWert: Mensch<br />
54 Beratungs-Schecks werden 2013 ausgestellt<br />
40
Unternehmen und ihre Mitarbeiter beraten wir in <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Personalentwicklung und begleiten bei betrieblichen Verän<strong>der</strong>ungsprozessen.<br />
Wir bieten individuelle Lösungen für Nachwuchs-,<br />
Fach- und Führungskräfte. Unsere Prozessbegleitung unterstützt<br />
bei <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung interner Strukturen und bei <strong>der</strong> Optimierung<br />
von Abläufen in Produktion, Vertrieb und Service. Wir för<strong>der</strong>n die<br />
Zusammenarbeit von Hochschule und Wirtschaft und setzen uns<br />
für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein.<br />
Personal- und Organisationsentwicklung<br />
Breites Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebot<br />
Das <strong>Bildungswerk</strong> unterstützt seit über 40 Jahren die betriebliche<br />
Personalentwicklung <strong>der</strong> Unternehmen mit einem breiten<br />
Dienstleistungsangebot. Einen wesentlichen Bestandteil<br />
bildet dabei das überbetriebliche Seminarprogramm <strong>der</strong> Akademie<br />
für Personal- und Organisationsentwicklung zur Weiterbildung<br />
und Qualifizierung von Nachwuchs-, Fach- und<br />
Führungskräften.<br />
Im Einzelcoaching stehen die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />
und die Verbesserung des sozialen Handelns im Mittelpunkt.<br />
Ziel ist die För<strong>der</strong>ung von Selbsterkenntnis und die<br />
Begleitung persönlichkeitsentwickeln<strong>der</strong> Prozesse. Im Teamcoaching<br />
wird an effektiven Techniken zur För<strong>der</strong>ung von<br />
Gruppenprozessen o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Lösung von Konflikten gearbeitet.<br />
Prozessbegleitung<br />
Gemeinsam mit dem Kundenunternehmen entwickeln die<br />
Prozessbegleiter des <strong>Bildungswerk</strong>s ein nachhaltiges Konzept,<br />
begleiten bei <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung von Strukturen und <strong>der</strong> Anpassung<br />
<strong>der</strong> Prozessabläufe. Unser Modell <strong>der</strong> Prozessbegleitung<br />
bietet beispielsweise Unterstützung bei <strong>der</strong> Prozessoptimierung<br />
von Abläufen in Produktion, Vertrieb und Service, <strong>der</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ung von Systemen und interner Strukturen innerhalb<br />
<strong>der</strong> Organisation.<br />
Die Seminare und Trainings richten sich an betriebliche Fachkräfte<br />
unterschiedlicher Bereiche: Vertriebs-, Einkaufs- und<br />
Servicemitarbeiter sind ebenso vertreten wie Mitarbeiter aus<br />
den Bereichen Personal, Produktion, Ausbildung und Assis -<br />
tenz. Zudem führt das <strong>Bildungswerk</strong> seit 1972 Seminare für<br />
Betriebsräte durch. 2013 wurden die zertifizierten Qualifizierungsprogramme<br />
im Bereich Führung, Einkauf und Produktion<br />
ausgebaut.<br />
Das Seminarangebot wird im engen Dialog mit den Unternehmen<br />
ständig weiterentwickelt. Neben den Inhalten bezieht<br />
sich das auch auf die methodische Vorgehensweise. E-Learning<br />
hat dort Einzug gehalten, wo es für den Lernprozess<br />
sinnvoll ist. Hohe Praxisanteile und <strong>der</strong> Erfahrungsaustausch<br />
zwischen den Teilnehmern bewirken eine hohe Übertragbarkeit<br />
<strong>der</strong> Inhalte in die betriebliche Praxis. Die Trainer verfügen<br />
über einen betrieblichen Hintergrund und sind in <strong>der</strong> Lage,<br />
Theorie und Praxis zum Nutzen <strong>der</strong> Teilnehmer zu verknüpfen.<br />
Individuelles Coaching und Training<br />
Unternehmensspezifische Fragestellungen bedürfen maßgeschnei<strong>der</strong>ter<br />
Lösungen. Das können spezielle Trainings für<br />
Fach- und Führungskräfte sein o<strong>der</strong> aber individuelle Coachings,<br />
mit denen ein persönlicher Entwicklungsprozess wirkungsvoll<br />
begleitet wird.<br />
41
Internationale Weiterbildungsmodelle<br />
BRIDGE – Beruf und Bildung in Tunesien<br />
Die Marktchancen in Schwellenlän<strong>der</strong>n werden häufig durch<br />
ein geringes Bildungsniveau gehemmt. 2013 wurde vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung das Projekt<br />
„BRIDGE – Beruf und Bildung: Export deutscher Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen“<br />
in Tunesien initiiert. Fe<strong>der</strong>führend<br />
wird BRIDGE durch die HHL – Handelshochschule <strong>der</strong><br />
Universität Leipzig in Kooperation mit dem <strong>Bildungswerk</strong> und<br />
<strong>der</strong> SKZ-ToP gGmbH in Würzburg durchgeführt. Als Transferpartner<br />
unterstützen die Marquardt GmbH, die Mediterranean<br />
School of Business (MSB) und das Ministère de la Formation<br />
Professionnelle et de l‘Emploi in Tunesien.<br />
An <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen kulturellen Aspekten, innova -<br />
tiven technischen Unterstützungsmethoden und <strong>der</strong> Entwicklung<br />
eines nachhaltigen Bildungsangebots leistet das Projekt<br />
BRIDGE einen wichtigen Beitrag zum bildungspolitischen Austausch<br />
und zur Intensivierung <strong>der</strong> wirtschaftlicher Beziehungen.<br />
Ziel ist die fundierte Konzipierung, Umsetzung und<br />
Evaluierung eines integrierten und bedarfs gerechten Modells<br />
für den Export deutscher Aus- und Weiterbildungsdienstleis -<br />
tungen nach Tunesien am Beispiel <strong>der</strong> dortigen Automotive-<br />
Zuliefererindustrie.<br />
Das <strong>Bildungswerk</strong> ist mit <strong>der</strong> Entwicklung und <strong>der</strong> Umsetzung<br />
von Bildungsmodulen für das mittlere Management beauftragt.<br />
Die enge Zusammenarbeit mit Unternehmenspartnern<br />
in Tunesien ermöglicht die Konzeption eines bedarfsgerechten<br />
Umsetzungskonzepts von Bildungsmodulen sowie die<br />
Vermittlung von Fach- und Methodenkompetenz für die effektive<br />
Planung, Koordination und Steuerung von Arbeitsprozessen.<br />
Um einen nachhaltigen Nutzen zu generieren, ist die<br />
Entwicklung eines Konzepts für die lokale Akkreditierung <strong>der</strong><br />
im Rahmen des Projekts entwickelten Bildungsmodule geplant.<br />
Hierbei ist beispielsweise die Überführung des entwickelten<br />
Bildungsangebots in berufsqualifizierende Programme von<br />
Interesse.<br />
Familie und Beruf<br />
familyNET: Neue Wege für familienbewusste Unternehmen<br />
Unternehmen Beratung und Coaching anzubieten, um sie individuell<br />
und betriebsspezifisch bei <strong>der</strong> Entwicklung und<br />
Einführung einer familienbewussten Personalpolitik zu unterstützen,<br />
ist Ziel des landesweiten Projekts familyNET.<br />
familyNET organisiert regionale Netzwerke mit Unternehmen,<br />
Kommunen und an<strong>der</strong>en Institutionen, um einen Erfahrungsaustausch<br />
zu gewährleisten. Veranstaltungen und Seminare bieten<br />
Personalverantwortlichen Informationen und Lösungsstrategien<br />
für eine familienbewusste Personalpolitik im Unternehmen.<br />
Erstmals wurden im Februar 2013 Unternehmen mit dem<br />
familyNET-Award für beson<strong>der</strong>s familienfreundliche Projekte<br />
ausgezeichnet. Im November 2013 erhalten die ersten Unternehmen<br />
das Prädikat „Familienbewusstes Unternehmen“. Das<br />
Prädikat wird in Kooperation mit dem Landesfamilienrat<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg vergeben. Flächendeckend stehen 12<br />
Servicestellen zur Verfügung.<br />
Betriebsnahe und qualitativ hochwertige Kin<strong>der</strong>betreuungsmöglichkeiten<br />
sind neben einer familienbewussten Personalpolitik<br />
notwendig, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie zu erreichen. Doch nicht nur Familien mit Kin<strong>der</strong>n<br />
sind auf familienfreundliche Maßnahmen angewiesen, son<strong>der</strong>n<br />
verstärkt auch Beschäftigte, die pflegebedürftige Angehörige<br />
betreuen.<br />
Kleine und mittlere Unternehmen verfügen häufig nicht über<br />
die personelle Ausstattung eines Großunternehmens. Ihnen<br />
können im Rahmen von familyNET individuelle Lösungen<br />
unter an<strong>der</strong>em hinsichtlich <strong>der</strong> Arbeitszeit, Arbeitsorganisation<br />
und <strong>der</strong> Organisation von Weiterbildung aufgezeigt und<br />
42
Nach erfolgreicher Etablierung steht nun Phase zwei des Projekts<br />
an: Die Regionalisierung <strong>der</strong> Kooperationen, um vor Ort<br />
Betriebe und Hochschulen zusammenzubringen und die Stärken<br />
in den Regionen zu nutzen. Ab Oktober 2013 kümmern<br />
sich daher zwei statt bisher ein Mitarbeiter des <strong>Bildungswerk</strong>s<br />
um diese Themen.<br />
Die Servicestelle arbeitet eng mit dem Ministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst <strong>Baden</strong>-Württemberg und<br />
dem Arbeitgeberverband Südwestmetall zusammen. Das ermöglicht<br />
eine institutionelle Anbindung sowohl an die Unternehmen<br />
als auch an die Hochschulen im Land.<br />
die Vernetzung mit an<strong>der</strong>en Unternehmen ermöglicht werden.<br />
familyNET wird von dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg aus Mitteln des Europäischen<br />
Sozialfonds und den Arbeitgeberverbänden Südwestmetall<br />
und Chemie geför<strong>der</strong>t. Das <strong>Bildungswerk</strong> setzt das Projekt landesweit<br />
um.<br />
Wissenschaftliche Weiterbildung<br />
Zusammenarbeit von Hochschule und Wirtschaft för<strong>der</strong>n<br />
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird lebenslanges<br />
Lernen qualifizierter Fachkräfte immer wichtiger<br />
für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Eine zentrale<br />
Rolle kommt in diesem Zusammenhang den Hochschulen<br />
zu. Zur besseren Abstimmung von Wissenschaft und<br />
Wirtschaft in Fragen <strong>der</strong> Weiterbildung wurde 2011 eine beim<br />
<strong>Bildungswerk</strong> angesiedelte Servicestelle HOCHSCHULEWIRT-<br />
SCHAFT eingerichtet. Sie unterstützt Betriebe in <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
mit Hochschulen und bei <strong>der</strong> Verknüpfung<br />
wissenschaftlicher Weiterbildungsangebote mit <strong>der</strong> Personalentwicklung<br />
im Unternehmen.<br />
Hauptzielgruppe <strong>der</strong> Servicestelle sind die Mitarbeiter kleiner<br />
und mittelständischer Unternehmen in <strong>der</strong> „Mitte <strong>der</strong> Karriere“,<br />
die in Funktionsbereiche hineingewachsen sind o<strong>der</strong> hineinwachsen<br />
sollen, die typischerweise Kompetenzen erfor<strong>der</strong>n, die<br />
an Hochschulen vermittelt werden. Dabei kann es sich sowohl<br />
um Beschäftigte mit als auch ohne Hochschulabschluss handeln.<br />
43
Vor Ort<br />
Top-Beratung zum unschlagbaren Preis<br />
Kleine und mittlere Unternehmen leisten<br />
sich meist keine eigene Personalentwicklung.<br />
Doch auch ihr Erfolg steht und fällt<br />
mit den Mitarbeitern. Deshalb schickt das<br />
<strong>Bildungswerk</strong> jetzt externe Personalberater<br />
in Bäckereien, Zahnarztpraxen und Produktionsbetriebe.<br />
80 Prozent <strong>der</strong> Kosten tragen<br />
<strong>der</strong> Bund und die EU.<br />
Wenn er nicht so schwäbisch bescheiden wäre, könnte Jochen<br />
Friedrich Baier mit Fug und Recht behaupten, einer <strong>der</strong> besten<br />
Bäcker <strong>der</strong> Republik zu sein. Die Ausbildung zum Konditor<br />
und danach auch noch die zum Bäcker hat er jeweils als<br />
Jahrgangsbester absolviert – Bester von ganz Deutschland<br />
wohlgemerkt. Er ist Weltmeister im Brotbacken und Gründungsmitglied<br />
<strong>der</strong> deutschen Bäckernationalmannschaft. Vor<br />
13 Jahren hat Baier den Familienbetrieb von seinen Eltern<br />
übernommen. Damals halfen sein Vater, seine Mutter, seine<br />
Frau und zehn Angestellte in <strong>der</strong> Backstube und im Verkauf<br />
mit. Heute führt Jochen Baier den Betrieb und die inzwischen<br />
70 Angestellten allein. „Wir haben uns prächtig entwickelt.<br />
Genau das ist unser Problem“, sagt er.<br />
Als das Bundesarbeitsministerium im Oktober 2012 das Projekt<br />
„unternehmensWert: Mensch“ ins Leben rief, um kleine<br />
und mittlere Unternehmen bei<br />
ihrer Personalstrategie zu unterstützen,<br />
war Jochen Baier unter<br />
den ersten, die sich meldeten.<br />
Bundesweit waren für dieses Projekt<br />
36 Erstberatungsstellen eingerichtet<br />
worden. Die für die Region<br />
Stuttgart leitet <strong>Bildungswerk</strong>-Mitarbeiterin<br />
Doris von <strong>der</strong> Weiden.<br />
Bei ihr rief Jochen Baier an und schil<strong>der</strong>te sein Problem: „Früher<br />
haben meine Eltern, meine Frau und ich beim Mittagessen<br />
zusammengesessen, alles Wichtige besprochen und es dann<br />
an unsere zehn Mitarbeiter weitergegeben. Alle wussten über<br />
„Früher haben meine Eltern, meine Frau<br />
und ich beim Mittagessen zusammengesessen,<br />
alles Wichtige besprochen<br />
und es dann an unsere zehn Mitarbeiter<br />
weitergegeben. Alle wussten über alles<br />
bescheid. Mit 70 Leuten funktioniert<br />
das nicht mehr.“<br />
alles Bescheid. Mit 70 Leuten funktioniert das nicht mehr.“ Der<br />
Bäcker Baier brauchte Hilfe bei <strong>der</strong> Personalführung und eine<br />
Strategie dafür, wie er seine Idee von <strong>der</strong> idealen Bäckerei in<br />
den Köpfen seiner Mitarbeiter verankern konnte.<br />
Viele kleine und mittlere Unternehmen haben ähnliche Personalprobleme<br />
– manche auch ganz an<strong>der</strong>e. Da will eine Friseurmeisterin<br />
ihre drei Angestellten noch besser motivieren. O<strong>der</strong><br />
ein Automobilzulieferer sucht nach einer Strategie, die Arbeitszeit<br />
für seine 150 Mitarbeiter flexibler zu gestalten. „Vom<br />
Metzger mit Familienbetrieb bis zum Straßenbauunternehmen<br />
mit fast 200 Mitarbeitern ist alles dabei“, erläutert Doris<br />
von <strong>der</strong> Weiden. Die Personalfachfrau hat 30 Jahre Erfahrung.<br />
Sie leitete die Personalabteilungen verschiedenster Unternehmen,<br />
organisierte Zeitarbeitsfirmen, führte eine Transfergesellschaft<br />
und berät freiberuflich als Headhunter und<br />
Personalentwicklerin. Doris von<br />
<strong>der</strong> Weiden spürt schnell, wo ihre<br />
Kunden <strong>der</strong> Schuh drückt.<br />
Mit Jochen Friedrich Baier traf sie<br />
sich zur Erstberatung in dessen<br />
Bäckerei im Herzen <strong>der</strong> Herrenberger<br />
Altstadt. In diesem kostenlosen<br />
Beratungsgespräch ging es<br />
darum herauszufinden, welchen konkreten Beratungsbedarf<br />
<strong>der</strong> Bäckermeister eigentlich hat. Das Programm „unternehmensWert:<br />
Mensch“ unterscheidet vier Handlungsfel<strong>der</strong>: strategisch<br />
ausgerichtete Personalführung, Verwirklichung von<br />
44
Zu Baiers Lieferkunden gehört ein Hotel, das er täglich mit<br />
großen Gastronomie-Hefezöpfen versorgt. Die Zöpfe passen<br />
in keine Transportkiste. Für alle an<strong>der</strong>en Kunden teilt Baier sie<br />
deshalb in zwei Hälften. Dieses eine Hotel aber will das nicht.<br />
Eigentlich müssten das in <strong>der</strong> Bäckerei Baier alle wissen. Trotzdem<br />
ruft ihn <strong>der</strong> Koch des Hotels immer wie<strong>der</strong> an, um sich<br />
darüber zu beschweren, dass einmal mehr zweigeteilte Zöpfe<br />
geliefert wurden. Baier verdreht die Augen, wenn er davon<br />
erzählt. „Das hört sich banal an, aber um solche Fragen geht<br />
es auch“, sagt er.<br />
Um Lösungen zu finden, hat ihm Doris von <strong>der</strong> Weiden Prof.<br />
Dr. Sabine Rein zur Seite gestellt. Rein ist Unternehmensberaterin<br />
und lehrt Dienstleistungsmanagement an <strong>der</strong> Hochschule<br />
für Technik in Stuttgart. Sie hat Jochen Baier schon<br />
früher beraten. Damals ging es darum, die Philosophie seines<br />
Unternehmens in Worte zu fassen und mehr Struktur in die Organisation<br />
und die Abläufe zu bringen. An diese Arbeit wollen<br />
Baier und Rein nun anknüpfen.<br />
Chancengleichheit & Diversity, För<strong>der</strong>ung von Gesundheit<br />
sowie Wissens- und Kompetenzvermittlung. Für Baier waren<br />
die Personalführung und die Wissensvermittlung, die Themen,<br />
bei denen er Unterstützung suchte.<br />
„Ich bin Friedrich VI.“, erklärt er. Friedrich I., sein Urururgroßvater,<br />
war <strong>der</strong> erste Bäcker Baier. 1835 verkaufte <strong>der</strong> in Herren -<br />
berg seine ersten Brezeln. Die Hälfte von dem, was Jochen<br />
Friedrich Baier über das Backen weiß, haben ihm seine Vorfahren<br />
mit auf den Weg gegeben. Die an<strong>der</strong>e Hälfte hat er sich<br />
während <strong>der</strong> Ausbildung und danach auf Reisen erworben:<br />
Baier arbeitete in <strong>der</strong> Schweiz, Dänemark, Italien, Frankreich<br />
und Japan. „Ich habe viel gesehen und will so einfach, traditionell<br />
und natürlich backen wie nur irgend möglich“, sagt er.<br />
Ihm steht seine Vision vom Backen und Verkaufen völlig klar vor<br />
Augen. Wie aber kann er diese Vision mit seinen 70 Angestellten<br />
teilen – so, dass sie sie gemeinsam zum Leben erwecken?<br />
Wie kann er es schaffen, dass all seine Leute, von denen die<br />
meisten in Teilzeit arbeiten, wirklich gern und mit Freude bei<br />
<strong>der</strong> Sache und beim Kunden sind? Und wie stellt er sicher,<br />
dass alle je<strong>der</strong>zeit wissen, was sie wissen müssen, um ihren<br />
Job möglichst gut zu machen?<br />
Sabine Rein gehört zu dem Pool von 1.600 Fachberatern, auf<br />
die von <strong>der</strong> Weiden und die an<strong>der</strong>en Beratungsstellenleiter im<br />
Rahmen von „unternehmensWert: Mensch“ zugreifen können.<br />
Alle Fachberater haben entwe<strong>der</strong> einen akademischen Abschluss<br />
o<strong>der</strong> eine abgeschlossene Berufsausbildung mit anschließend<br />
mindestens fünf Jahren beruflicher Tätigkeit und<br />
verfügen über wenigstens drei Jahre Erfahrung als Berater.<br />
Jochen Baier will die Möglichkeiten von „unternehmensWert:<br />
Mensch“ voll ausschöpfen. Er wird sich und sein Team insgesamt<br />
15 volle Tage lang von Sabine Rein begleiten lassen.<br />
Je<strong>der</strong> Beratungstag kostet bis zu 1.000 Euro. Die muss Baier<br />
erst einmal vorstrecken. Wenn das Projekt in spätestens neun<br />
Monaten – länger darf die Begleitung durch den Fachberater<br />
nicht dauern – abgeschlossen ist, wird Rein jeden Beratungstag<br />
dokumentiert haben. Dann bekommt Baier 80 Prozent seiner<br />
Ausgaben vom Bundesverwaltungsamt erstattet. Auf zwei<br />
Jahre verteilt werden für das Projekt insgesamt 14 Millionen<br />
Euro, 10 Millionen aus dem Europäischen Sozialfonds und 4<br />
Millionen aus Bundesmitteln bereitgestellt.<br />
45
UNSERE KOMPE TENZEN: PERSONALDIENSTLEISTUNGEN<br />
Flexibilität als Trumpf<br />
Transferdienstleistungen<br />
rund 1.200 Klienten<br />
70 % Vermittlungsquote<br />
HR-Plattform<br />
Vier Modelle für Unternehmen<br />
Praxisintegriertes Studienmodell<br />
Trainee-Modell<br />
Beratermodel<br />
Beschäftigungsmodelle für Fachkräfte und Berufserfahrene<br />
HR-Produkte<br />
Learning-Management-Systeme<br />
Blended Learning<br />
ProfileXT®<br />
biwecon<br />
Auswahl- und Einstellungsmanagement<br />
Initiative career-in-bw<br />
46
Als Partner <strong>der</strong> Landesvereinigung <strong>Baden</strong>-Württembergischer<br />
Arbeitgeberverbände und ihrer Mitgliedsverbände und -unternehmen<br />
bietet das <strong>Bildungswerk</strong> bedarfsgerechte Personaldienstleistungen<br />
an. Wir begleiten Unternehmen und Arbeitnehmer seit<br />
Jahren erfolgreich in unterschiedlichen Restrukturierungs -<br />
projekten.<br />
Outplacement- und Transferdienstleistungen<br />
Professionelles Trennungsmanagement zahlt sich aus<br />
Bei <strong>der</strong> Organisation von Personalrestrukturierungen haben<br />
sich für Unternehmen in den letzten Jahren Transfersozialpläne<br />
zunehmend als Mittel <strong>der</strong> Wahl erwiesen und reine<br />
Abfindungssozialpläne weitgehend abgelöst. Im Transfersozialplan<br />
ist <strong>der</strong> umfangreiche Katalog <strong>der</strong> Nachteilsausgleiche<br />
einschließlich <strong>der</strong> Transferleistungen für die von Arbeitslosigkeit<br />
bedrohten Beschäftigten beschrieben. Eine zentrale Rolle spielt<br />
die kompetente Begleitung <strong>der</strong> beruflichen Neuorientierung<br />
zur Erleichterung des Übergangs in eine neue Beschäftigung.<br />
Die <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft Apontis verfügt über eine<br />
langjährige Erfahrung im Beschäftigtentransfer und unterstützt<br />
die Betriebsparteien bei <strong>der</strong> sicheren Planung und<br />
verantwortungsbewussten Umsetzung betrieblicher Reorganisationen.<br />
In <strong>der</strong> Transferzeit haben die Mitarbeiter die Ge -<br />
legenheit, sich mit professioneller Hilfe beruflich neu zu<br />
orientieren und umfassende Beratungsleistungen, Qualifizierungen<br />
und Trainings in Anspruch zu nehmen. Der Schwerpunkt<br />
2012 und 2013 lag auf <strong>der</strong> Umsetzung von Transfergesellschaften<br />
nach den För<strong>der</strong>richtlinien <strong>der</strong> Agentur für<br />
Arbeit. Jedoch gewinnt das Instrument des Einzeloutplacements<br />
ebenfalls an Bedeutung. Durch die Kooperation mit<br />
den <strong>Bildungswerk</strong>-Partnern in Hessen (CONSULT Personaldienstleistungen<br />
GmbH) und Bayern (TRAIN Transfer und<br />
Integration GmbH) in einem Transferbund werden jahrelange<br />
Erfahrungen gebündelt und eine flächen deckende und bundesweite<br />
Projektumsetzung gewährleistet.<br />
HR-Plattform<br />
Flexible Beschäftigungsmöglichkeiten nutzen<br />
Die <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft Apontis bietet Speziallösungen<br />
<strong>der</strong> Arbeitnehmerüberlassung und unterstützt mit individuellen<br />
Angeboten den flexiblen Mitarbeitereinsatz für unterschiedliche<br />
Zielgruppen – vom Fachkräftenachwuchs bis hin<br />
zum pensionierten Experten: Praxisintegriertes Studienmodell,<br />
Trainee-Modell, Beratermodell und Beschäftigungsmodelle<br />
für Fachkräfte und Berufserfahrene. Die Anstellung bei<br />
Apontis erfolgt nach den rechtlichen Bestimmungen des<br />
Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes. Die Einsatzkonditionen<br />
einschließlich <strong>der</strong> Vergütung des Mitarbeitenden werden eng<br />
mit dem Unternehmen abgestimmt. In 2012 und 2013 wurden<br />
insbeson<strong>der</strong>e Beschäftigungsmodelle für Studierende in praxisintegrierten<br />
Studiengängen, Fachkräfte und Senior Experts<br />
umgesetzt.<br />
HR-Produkte<br />
Erprobte Instrumente unterstützen die Personalarbeit<br />
Zur Unterstützung <strong>der</strong> betrieblichen Personalarbeit bietet das<br />
<strong>Bildungswerk</strong> HR-Dienstleistungen in den Bereichen Learning-<br />
Management-Systeme und Blended Learning sowie die erprobten<br />
Instrumente ProfileXT® und biwecon an. biwecon<br />
unterstützt die Personalentwicklung und das Personalmanagement<br />
im Unternehmen. Personalentwicklungsmaßnahmen<br />
und Weiterbildung lassen sich so effektiver und bedarfsgerecht<br />
ermitteln, planen und durchführen. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an eine Stelle im Unternehmen sowie vorhandene Kompetenzen<br />
und Qualifikationen <strong>der</strong> Beschäftigten werden durch<br />
biwecon abgeglichen und entsprechende Empfehlungen für<br />
Personalentwicklungsmaßnahmen gegeben. Dazu können<br />
interne Maßnahmen o<strong>der</strong> externe Weiterbildungsangebote<br />
genutzt werden. biwecon wird bereits in sechs baden-württembergischen<br />
Unternehmen eingesetzt.<br />
Auswahl- und Einstellungsmanagement<br />
Kompetente Fachkräfte gewinnen<br />
Die Fachkräftesicherung entwickelt sich aufgrund des demografischen<br />
Wandels zu einem strategischen Kernthema für die<br />
Zukunft des Standorts Deutschland. Dies stellt Unternehmen<br />
vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen. Neben <strong>der</strong> konsequenten Erschließung<br />
aller inländischen Bildungs- und Erwerbspotenziale<br />
muss zur Absicherung des Fachkräftebedarfs auch die gezielte<br />
Anwerbung internationaler Fachkräfte angegangen werden.<br />
Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sind auf die Unterstützung<br />
externer Dienstleister angewiesen, haben sie<br />
doch kaum die Möglichkeit eigene Strukturen zu schaffen. Die<br />
Initiative career-in-bw des <strong>Bildungswerk</strong>s setzt genau hier an.<br />
Kooperationen mit Universitäten, Arbeitgebereinrichtungen<br />
und relevanten Kontaktstellen vor Ort verschaffen zielgenau<br />
den Zugang zu den benötigten Fachkräften.<br />
47
Vor Ort<br />
Wie spanische Schweißer den Weg ins Ländle finden<br />
„career-in-bw“ ist eine Initiative des <strong>Bildungswerk</strong>s.<br />
Es soll hiesige Firmen mit<br />
Fachkräften aus dem europäischen Ausland<br />
versorgen. Im spanischen Murcia hat<br />
Projektleiterin Anne Gudat die ersten Kandidaten<br />
gefunden.<br />
Anne Gudat von <strong>der</strong> <strong>Bildungswerk</strong>-Gesellschaft Apontis interessiert<br />
sich für Männer aus Spanien. Im Auftrag <strong>der</strong> Esslinger<br />
Rohrleitungsbau GmbH suchte die 31-Jährige seit Ende Juni<br />
nach iberischen Schweißern, die bereit waren für ein neues<br />
Leben in <strong>Baden</strong>-Württemberg. Fachlich versiert, flexibel und<br />
lernwillig mussten sie sein – obendrein kurzentschlossen.<br />
Am letzten Montag im Juli führte Geschäftsführer Helmut Erb<br />
gemeinsam mit Gudat in Murcia, Südspanien, zehn Bewerbungsgespräche.<br />
Tags darauf schweißten jene sieben Kandidaten,<br />
die Erb in die engere Wahl genommen hatte, unter<br />
seinen Augen zur Probe Rohre zusammen.<br />
Als Helmut Erb nach<br />
Hause flog, hatte er drei unterschriebene<br />
Vorverträge in <strong>der</strong> Tasche.<br />
Eine knappe Woche später<br />
begannen die neu gewonnen<br />
Fachkräfte einen vierwöchigen<br />
Deutschkurs in Murcia. Die drei Männer im Alter von 27, 32<br />
und 35 hatten Monate <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit hinter sich. Helmut<br />
Erb und Anne Gudat gaben ihnen eine neue Perspektive – weit<br />
weg in <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Erb und seine Schweißer sind das erste konkrete Projekt, das<br />
Anne Gudat im Rahmen von „career-in-bw“ auf den Weg gebracht<br />
hat. Seit April dieses Jahres ist sie Apontis-Mitarbeiterin.<br />
Als Gudat anfing, war <strong>der</strong> Boden schon bereitet: Es gab<br />
Werbematerial für das Projekt, die Internetseite www.careerin-bw.de<br />
war online und die Mitgliedsfirmen <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />
„Wir müssen die Kontakte nach Spanien<br />
erst knüpfen. Und die Betriebe hierzulande<br />
müssen erst merken, dass wir<br />
ihnen wirklich helfen können. Das<br />
braucht Zeit.“<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg informiert. Doch konkrete Anfragen<br />
baden-württembergischer Unternehmen blieben zunächst<br />
aus.<br />
Anne Gudat führt das darauf zurück, dass das Thema noch neu<br />
ist: „Wir müssen die Kontakte nach Spanien erst knüpfen. Und<br />
die Betriebe hierzulande müssen erst merken, dass wir ihnen<br />
wirklich helfen können. Das braucht Zeit.“ Zudem ist das Projekt<br />
bisher vor allem auf Unternehmen <strong>der</strong> Metall- und Elektroindustrie<br />
zugeschnitten. Dort, sagt Gudat, sei <strong>der</strong><br />
Leidensdruck bisher relativ gering. Noch finden die meisten<br />
Betriebe ihre Fachkräfte im eigenen<br />
Land. Schweißer allerdings, die<br />
bereit sind, bei Wind und Wetter<br />
draußen zu arbeiten, sind in <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg offenbar kaum noch<br />
zu finden.<br />
So kam es, dass Gudat im Juni Inka Erb am Telefon hatte, die<br />
ihr das Problem mit den fehlenden Schweißern schil<strong>der</strong>te. Sie<br />
hatte von <strong>der</strong> Agentur für Arbeit Esslingen von „career-in-bw“<br />
erfahren. Wenige Tage zuvor war Anne Gudat unter an<strong>der</strong>em<br />
Axel Köllner von <strong>der</strong> Agentur auf einer Personalmesse in Stuttgart<br />
begegnet. „So langsam greift unser Marketing“, zeigt sich<br />
die Projektleiterin erfreut.<br />
Anne Gudat hat International Business studiert, mit Schwerpunkt<br />
Touristik. Ihren Abschluss hat sie an <strong>der</strong> Universität von<br />
Newcastle in England erworben. Danach ging sie nach Madrid.<br />
48
In Gudats Büro bei Apontis in Mannheim steht ihr Patricia<br />
Weishaupt zur Seite. Weishaupt lebte ebenfalls mehrere Jahre<br />
in Madrid. Auch sie spricht fließend Spanisch. Sie pflegt die<br />
Datenbank <strong>der</strong> spanischen Bewerber und kümmert sich<br />
darum, dass ERB’s Schweißer und alle an<strong>der</strong>en Fachkräfte, die<br />
über „career-in-bw“ den Weg nach <strong>Baden</strong>-Württemberg finden,<br />
hier schnell und möglichst einfach Fuß fassen. Sie wird<br />
mit den Schweißern aus Murcia Esslingen besichtigen, sie auf<br />
Ämter und Behörden begleiten und gemeinsam mit den Verantwortlichen<br />
bei ERB dafür sorgen, dass sich die Neuesslinger<br />
so wohl wie möglich fühlen. Gudat: „Wir wollen bei ERB<br />
ein Mentorenprogramm etablieren, damit die neuen Mitarbeiter<br />
rasch Kontakte knüpfen und beruflich wie privat schnell<br />
Anschluss finden.“<br />
„Ich wollte einen Sommer lang mein Spanisch verbessern“, erzählt<br />
sie. Aus dem einen Sommer sind sechs Jahre geworden.<br />
Drei davon arbeitete Gudat, die einer Ingenieursfamilie entstammt,<br />
als Einkäuferin bei einer Firma, die Zementmühlen<br />
herstellt. Danach wechselte sie in die Parfumindustrie. Statt<br />
Komponenten für Zementmühlen kaufte sie jetzt Flacons, Zerstäuber<br />
und Ingredienzien für die Parfums dreier spanischer<br />
Modedesigner. Während ihrer letzten Zeit in Spanien verdiente<br />
Gudat ihr Geld als Beraterin in einer spanischen Consulting<br />
Firma, die nach Deutschland expandieren wollte.<br />
Mitte Juli hat Gudat zehn Tage in Spanien verbracht, teilweise<br />
in Begleitung von Patricia Weishaupt. Erste Station war Murcia,<br />
nahe Alicante im Süden des Landes gelegen. Bei diesem<br />
Besuch sollte Büroräume gesucht und die Qualität <strong>der</strong> vor Ort<br />
angebotenen Deutschkurse getestet werden. „Wir haben die<br />
mündliche und die schriftliche Prüfung einen Tag lang begleitet.<br />
Schließlich müssen wir wissen, mit welchen Qualifikationen<br />
wir die Bewerber an unsere Firmen vermitteln“, erklärt<br />
Anne Gudat.<br />
Weitere Stationen ihrer Reise waren Cartagena, Madrid, Segovia<br />
und Barcelona. Bei Kammern, Fachhochschulen, <strong>der</strong> Arbeitsverwaltung<br />
und <strong>Bildungswerk</strong>en fanden die Damen von<br />
Apontis interessierte Zuhörer und knüpften Kontakte, die in<br />
Zukunft wichtig sein werden. „Wenn wir wie<strong>der</strong> Bedarf haben,<br />
darf ich mich bei allen wie<strong>der</strong>melden“, sagt Anne Gudat, „mit<br />
dem Ziel Menschen zu finden, für die „career-in-bw“ ein Neuanfang<br />
sein könnte.“<br />
Dann erschütterte die Finanzkrise<br />
die iberische Halbinsel. Freunde<br />
und Bekannte verloren ihre Jobs.<br />
Gudat beschloss, nach Deutschland<br />
zurückzukehren. In Frankfurt<br />
heuerte sie bei einer internationalen<br />
Headhunting-Agentur an. Bis sie die Anzeige las, mit <strong>der</strong><br />
Apontis die Projektleiterstelle für „career-in-bw“ besetzen<br />
wollte. Gesucht war jemand, <strong>der</strong> spanisch spricht, sich in Spanien<br />
auskennt und <strong>der</strong> sowohl Erfahrungen im Rekrutieren als<br />
auch in <strong>der</strong> Industrie mitbringt – das passte.<br />
„Wir wollen bei ERB ein Mentorenprogramm<br />
etablieren, damit die neuen<br />
Mitarbeiter rasch Kontakte knüpfen<br />
und beruflich wie privat schnell Anschluss<br />
finden.“<br />
Die drei Schweißer aus Murcia<br />
haben ihren Deutschkurs Ende August<br />
beendet. Seit Mitte September<br />
arbeiten sie für die Esslinger<br />
Rohleitungsbau GmbH. Die ersten<br />
ein, zwei Monate verbringen die<br />
Männer als Wohngemeinschaft in einer firmeneigenen Wohnung<br />
auf dem Gelände von ERB in Esslingen. Während dieser<br />
Übergangszeit können sie an den Feierabenden und an den<br />
Wochenenden Esslingen und die Umgebung erkunden. „Die<br />
drei werden jetzt ganz in Ruhe entscheiden, wo und wie sie<br />
wohnen wollen“, sagt Anne Gudat.<br />
49
BILDUNGSWERK<br />
Unser Netzwerk<br />
Unternehmensorgane<br />
Partner<br />
Aktiv vor Ort<br />
50
Unternehmensorgane<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung, Gesamtvorstand, Vorstand im Sinne von § 26 BGB, Geschäftsführung<br />
Das <strong>Bildungswerk</strong> <strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong> Wirtschaft e. V. wird von 26 Verbänden und Unternehmen getragen.<br />
Gesamtvorstand<br />
Dipl.-Psych. Siegfried Czock<br />
Leiter Zentralstelle Aus- und Weiterbildung<br />
Robert Bosch GmbH<br />
Postfach 300220, 70442 Stuttgart<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Karl Schäuble<br />
(Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />
Geschäftsführer<br />
ILLIG Maschinenbau GmbH & Co. KG<br />
Robert-Bosch-Straße 10, 74081 Heilbronn<br />
RA Peer-Michael Dick<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Verband <strong>der</strong> Metall- und Elektroindustrie<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg e. V.,<br />
Südwestmetall<br />
Löffelstraße 22-24, 70597 Stuttgart<br />
RA Ursula Geller-Witt<br />
Geschäftsführerin<br />
VDGA Verband für Dienstleistung, Groß- und Außenhandel<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg e. V.<br />
Postfach 120751, 68058 Mannheim<br />
RA Michael Hafner<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Vereinigung Badischer Unternehmerverbände e. V.<br />
Holbeinstraße 16, 79100 Freiburg<br />
Dipl.-Ökonomin Christine Schnei<strong>der</strong><br />
(Stv. Vorsitzende)<br />
Verband <strong>der</strong> Südwestdeutschen<br />
Textil- und Bekleidungsindustrie, Südwesttextil e. V.<br />
Postfach 105022, 70044 Stuttgart<br />
RA Christian Hinnerk Wolff<br />
(Stv. Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />
Geschäftsführer<br />
Arbeitgeberverband Chemie <strong>Baden</strong>-Württemberg e. V.<br />
Markgrafenstraße 9, 76530 <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
Rechnungsprüfer<br />
RA Heinz Sprenger<br />
Stv. Hauptgeschäftsführer<br />
Industrieverband Steine und Erden <strong>Baden</strong>-Württemberg e. V.<br />
Postfach 1253, 73748 Ostfil<strong>der</strong>n<br />
RA Hans-Walter Janitz<br />
(Stv. Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Arbeitgeberverband <strong>der</strong> Ernährungsindustrie<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg e. V.<br />
Eduard-Pfeiffer-Straße 48, 70192 Stuttgart<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Patrick Krauth<br />
Geschäftsführer<br />
DHU-Arzneimittel GmbH & Co. KG<br />
Ottostraße 24, 76227 Karlsruhe<br />
Ass. Claus Munkwitz<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Handwerkskammer Region Stuttgart<br />
Postfach 102155, 70017 Stuttgart<br />
Dipl.-Volkswirt Wolfgang Wolf<br />
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
Landesverband <strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong> Industrie e. V.<br />
Gerhard-Koch-Straße 2-4, 73760 Ostfil<strong>der</strong>n<br />
Geschäftsführung<br />
Stefan Küpper<br />
Geschäftsführer<br />
Dieter Schmidtke<br />
Gerhard Selzer<br />
Wolfgang Varges<br />
(Bereichsgeschäftsführer)<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung<br />
51
Partner<br />
Erfolgreiche Arbeit lebt von <strong>der</strong> Unterstützung durch kompetente Partner, die sich den gleichen Zielen verpflichtet fühlen. Viele unserer<br />
Projekte und Programme wären ohne die Zusammenarbeit mit Partnern aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik nicht möglich.<br />
Wuppertaler Kreis e. V.<br />
Bundesverband betriebliche Weiterbildung<br />
Bundesagentur<br />
für Arbeit<br />
52
Aktiv vor Ort<br />
Wir verfügen über ein dezentral organisiertes Netzwerk mit drei Bildungszentren und 46 Nie<strong>der</strong>las sungen in ganz <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Das sichert unsere Leistungsfähigkeit bei <strong>der</strong> Umsetzung unserer Angebote in allen Regio nen des Landes.<br />
Aalen<br />
Hopfenstraße 22<br />
73430 Aalen<br />
Telefon 07361 5267-0<br />
Albstadt<br />
Schillerstraße 135<br />
72458 Albstadt<br />
Telefon 07431 58693<br />
Bad Säckingen<br />
Waldshuter Straße 28<br />
79713 Bad Säckingen<br />
Telefon 07761 55901-10<br />
Balingen<br />
Goethestraße 17-19<br />
72336 Balingen<br />
Telefon 07433 99747-0<br />
Steinachstraße 11<br />
72336 Balingen<br />
Telefon 07433 99747-0<br />
Wilhelm-Kraut-Straße 88<br />
72336 Balingen<br />
Telefon 07433 39164-19<br />
Böblingen<br />
Bahnhofstraße 1<br />
71034 Böblingen<br />
Telefon 07031 765115-15<br />
Bahnhofstraße 7<br />
71034 Böblingen<br />
Telefon 07031 765115-11<br />
Buchen<br />
Haagstraße 7<br />
74722 Buchen<br />
Telefon 06281 56226-1<br />
Calw<br />
Bischofstraße 4<br />
75365 Calw<br />
Telefon 07051 93297-0<br />
Crailsheim<br />
Haller Straße 20<br />
74564 Crailsheim<br />
Telefon 07951 95602-0<br />
Emmendingen<br />
Am Elzdamm 4<br />
79312 Emmendingen<br />
Telefon 07641 46887-0<br />
Esslingen<br />
Martinstraße 42-44<br />
73728 Esslingen<br />
Telefon 0711 310574-0<br />
Kollwitzstraße 7<br />
73728 Esslingen<br />
Telefon 0711 258586-11<br />
Freiburg<br />
Hildastraße 66<br />
79102 Freiburg<br />
Telefon 0761 887907-40<br />
Lorettostraße 2<br />
79100 Freiburg<br />
Telefon 0761 150773-0<br />
Freudenstadt<br />
Martin-Luther-Straße 5<br />
72250 Freudenstadt<br />
Telefon 07441 950-252<br />
Göppingen<br />
Davidstraße 41<br />
73033 Göppingen<br />
Telefon 07161 65861-40<br />
Heidelberg<br />
Kurfürsten-Anlage 3<br />
69115 Heidelberg<br />
Telefon 06221 89077-16<br />
Kurfürsten-Anlage 5<br />
69115 Heidelberg<br />
Telefon 06221 89077-0<br />
Heilbronn<br />
Bildungscampus 3<br />
74076 Heilbronn<br />
Telefon 07131 20391-71<br />
Karlsruhe<br />
Kriegsstraße 240<br />
76135 Karlsruhe<br />
Telefon 0721 62687-10<br />
Konstanz<br />
Stromeyersdorfstraße 1<br />
78467 Konstanz<br />
Telefon 07531 12292-51<br />
Lörrach<br />
Schwarzwaldstraße 1<br />
79539 Lörrach<br />
Telefon 07621 42207-11<br />
Ludwigsburg<br />
Schwieberdinger Straße 36<br />
71636 Ludwigsburg<br />
Telefon 07141 29899-32<br />
Mörikestraße 30/2<br />
71636 Ludwigsburg<br />
Telefon 07141 298976-0<br />
Mannheim<br />
Heinrich-Lanz-Straße 19-21<br />
68165 Mannheim<br />
Telefon 0621 40042-37<br />
Nagold<br />
Kreuzertalgasse 5<br />
72202 Nagold<br />
Telefon 07452 68091-30<br />
Offenburg<br />
Hauptstraße 15<br />
77652 Offenburg<br />
Telefon 0781 6390175<br />
Öhringen<br />
Hindenburgstraße 13<br />
74613 Öhringen<br />
Telefon 07941 98896-0<br />
Pforzheim<br />
Benckiserstraße 27<br />
75172 Pforzheim<br />
Telefon 07231 28097-36<br />
Rastatt<br />
Kaiserstraße 54/1<br />
76437 Rastatt<br />
Telefon 07222 774843-31<br />
Kaiserstraße 69/1<br />
76437 Rastatt<br />
Telefon 07222 408387-0<br />
Ravensburg<br />
Ulmer Straße 8<br />
88212 Ravensburg<br />
Telefon 0751 35905-60<br />
Reutlingen<br />
Unter den Linden 2<br />
72762 Reutlingen<br />
Telefon 07121 3864-0<br />
Rottweil<br />
Präsenzgasse 8<br />
78628 Rottweil<br />
Telefon 0741 94236-60<br />
Schwäbisch Hall<br />
Bahnhofstraße 22<br />
74523 Schwäbisch Hall<br />
Telefon 0791 9566997-13<br />
Sigmaringen<br />
In <strong>der</strong> Au 7/3<br />
72488 Sigmaringen<br />
Telefon 07571 7309-60<br />
Stuttgart<br />
Stuttgarter Straße 9/11<br />
70469 Stuttgart<br />
Telefon 0711 135340-0<br />
Burgenlandstraße 15<br />
70469 Stuttgart<br />
Telefon 0711 810797-0<br />
Löffelstraße 22-24<br />
70597 Stuttgart<br />
Telefon 0711 7682-0<br />
Tübingen<br />
Europaplatz 7<br />
72072 Tübingen<br />
Telefon 07071 96527-0<br />
Tuttlingen<br />
Stadtkirchstraße 17<br />
78532 Tuttlingen<br />
Telefon 07461 96631-10<br />
Ulm<br />
Hirschstraße 4<br />
89073 Ulm<br />
Telefon 0731 14068-0<br />
Villingen-Schwenningen<br />
Gerberstraße 53-55<br />
78050 Villingen-Schwenningen<br />
Telefon 07721 878645-0<br />
Waiblingen<br />
Schmidener Straße 1<br />
71332 Waiblingen<br />
Telefon 07151 56832-0<br />
53
Bildungszentren<br />
<strong>Bildungswerk</strong><br />
<strong>Bildungswerk</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong><br />
Wirtschaft e. V.<br />
Löffelstraße 22-24<br />
70597 Stuttgart<br />
www.biwe.de<br />
www.biwe-akademie.de<br />
Haus Bleibach<br />
<strong>Bildungswerk</strong> <strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong> Wirtschaft e. V.<br />
Silberwaldstraße 24, 79261 Gutach/Bleibach<br />
Tochtergesellschaften<br />
Apontis GmbH<br />
Stuttgarter Straße 9/11<br />
70469 Stuttgart<br />
www.biwe-apontis.de<br />
BBQ Berufliche Bildung gGmbH<br />
Stuttgarter Straße 9/11<br />
70469 Stuttgart<br />
www.biwe-bbq.de<br />
Haus Reutlingen<br />
<strong>Bildungswerk</strong> <strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong> Wirtschaft e. V.<br />
Schulstraße 23, 72764 Reutlingen<br />
Haus Steinheim<br />
<strong>Bildungswerk</strong> <strong>der</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong> Wirtschaft e. V.<br />
Postfach 152, 71707 Steinheim/Murr<br />
54
<strong>Bildungswerk</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württembergischen</strong><br />
Wirtschaft e. V.<br />
Löffelstraße 22-24<br />
70597 Stuttgart<br />
Telefon 0711 7682-0<br />
Telefax 0711 7682-210<br />
kontakt@biwe.de<br />
www.biwe.de