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50 Jahre Valenztheorie und Dependenzgrammatik - KOBRA

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2<strong>50</strong><br />

ZGL 38.2010, 249–290<br />

3.4 Dependenz <strong>und</strong> Konstituenz<br />

4. Quo vadis Grammatiktheorie?<br />

5. Literatur<br />

0. Einordnung<br />

Der Begründer der modernen <strong>Dependenzgrammatik</strong> (DG) <strong>und</strong> der mit dieser forschungshistorisch<br />

stark verb<strong>und</strong>enen <strong>Valenztheorie</strong> (VT) ist der Franzose Lucien<br />

Tesnière (1893–1954), dessen Hauptwerk „Éléments de syntaxe structurale“ ( 3 1976)<br />

postum 1959 erschienen ist. Die moderne DG <strong>und</strong> VT sind somit <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> alt. Aus<br />

diesem Anlass möchten wir Bilanz ziehen. Einschränkend müssen wir jedoch<br />

sogleich bemerken, dass hier nur ein äußerst skizzenhafter Überblick dargeboten<br />

werden kann. Der Stand der Forschung wird in dem zweibändigen Handbuch<br />

„Dependenz <strong>und</strong> Valenz“ (= Handbuch 2003 <strong>und</strong> 2006) in insgesamt 121 Artikeln<br />

dokumentiert. 1<br />

Um die nachtesnièresche DG <strong>und</strong> VT zu positionieren, wird zuerst die<br />

größtenteils immer noch aktuelle Syntaxtheorie von Lucien Tesnière vorgestellt<br />

<strong>und</strong> auf aktuelle Forschungsfragen hin überprüft (Kapitel 1). Um den Theoriestand,<br />

kritische Punkte in der bisherigen Forschung <strong>und</strong> Perspektiven für die<br />

künftige Forschung zu skizzieren, behandeln wir in den folgenden Kapiteln zuerst<br />

die VT (Kapitel 2), dann die DG (Kapitel 3). Wir schließen mit der Frage nach<br />

der ‚Grammatiktheorie der Zukunft‘ (Kapitel 4).<br />

1. Tesnière <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>züge der <strong>Dependenzgrammatik</strong> <strong>und</strong> <strong>Valenztheorie</strong><br />

1.1 Tesnières strukturale Syntax<br />

Die „Éléments“ waren bereits in den 40er-<strong>Jahre</strong>n im Wesentlichen fertig. Ein<br />

kurzer Abriss erschien 1953 unter dem Titel „Esquisse d’une syntaxe structurale“.<br />

Es existiert eine fast um die Hälfte gekürzte Übersetzung der 670 Seiten umfassenden<br />

„Éléments“ ins Deutsche (Tesnière 1980). Erstaunlicherweise gibt es jedoch<br />

bis heute keine Übersetzung ins Englische, was die große Diskrepanz zwischen<br />

der kontinentaleuropäischen <strong>und</strong> der angloamerikanischen Rezeption <strong>und</strong><br />

Verbreitung von DG <strong>und</strong> VT miterklärt.<br />

Tesnières Theorie der strukturalen Syntax, die erst von seinen Nachfolgern<br />

<strong>Dependenzgrammatik</strong> getauft wurde, hat folgende gr<strong>und</strong>legende Eigenschaften:<br />

1. Sie ist typologisch-universal angelegt.<br />

_____________<br />

1 Dokumentiert wird der Stand der Forschung auch in Ágel/Fischer 2010. Allerdings steht hier –<br />

entsprechend der Zielsetzung des „Oxford Handbook of Linguistic Analysis“ – der theorievergleichende<br />

Aspekt im Vordergr<strong>und</strong>. Außerdem mussten DG <strong>und</strong> VT dem mit diesen Theorien weniger vertrauten<br />

angelsächsischen Publikum vorgestellt werden.<br />

Bereitgestellt von | Universitaetsbibliothek Kassel<br />

Angemeldet | 141.51.38.5<br />

Heruntergeladen am | 22.10.13 12:25

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