50 Jahre Valenztheorie und Dependenzgrammatik - KOBRA
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ZGL 38.2010, 249–290<br />
• Stellt man die konkrete morphologische Markierung der syntagmatischen Relationen<br />
in den Mittelpunkt, ist bezüglich Kasus <strong>und</strong> Genus das Determinans,<br />
bezüglich Numerus das Substantiv der Kopf.<br />
• Würde man schließlich die Art der Bestimmung der jeweiligen Kategorie zugr<strong>und</strong>e<br />
legen, müsste man der internen Bestimmung (Genusrelation) höchste<br />
Kopfrelevanz zusprechen. Innerhalb der externen Bestimmungen würde dann<br />
die Bestimmung durch Rektion (Kasusrelation) höher rangieren als die freie<br />
Wahl nach Mitteilungsabsicht (Numerusrelation). Entsprechend hätte man keine<br />
Dichotomie (+/– Kopf), sondern eine Dreiteilung von maximaler über mittlere<br />
bis hin zu minimaler Köpfigkeit.<br />
Wir haben drei mögliche Begründungen von Dependenz aufgeführt. Keine der<br />
drei definiert einen vollständigen Dependenzbaum im Sinne einer reinen DG: D1<br />
führt zu Interdependenzen, D2 <strong>und</strong> D3 lassen Elemente isoliert, D3 ist ein Bündel<br />
von im Prinzip unabhängigen Relationen R1–R3. In der Praxis arbeiten <strong>Dependenzgrammatik</strong>er<br />
meist mit multirelationalen Dependenzbegriffen.<br />
3.4 Dependenz <strong>und</strong> Konstituenz<br />
Dependenz <strong>und</strong> Konstituenz wurden zunächst als konkurrierende Darstellungsmittel<br />
aufgefasst. Gaifman (1965) zeigte, dass die beiden Darstellungsmittel<br />
„schwach äquivalent“ sind: Die von einer projektiven <strong>Dependenzgrammatik</strong> generierten<br />
Ketten lassen sich auch von einer Phrasenstrukturgrammatik erzeugen.<br />
Auch wenn man die begrenzte Vergleichsbasis außer Acht lässt, bedeutet dies<br />
nicht, dass Dependenz <strong>und</strong> Konstituenz dasselbe sagen. Wir werden zeigen, dass<br />
das Gegenteil der Fall ist. Unsere Darstellung stützt sich auf Engel (1994: 23ff.)<br />
<strong>und</strong> Matthews (1981: 71ff., 2007: 112ff.) (s. auch Fischer 1997: 13ff., Uzonyi 2003).<br />
Dependenz <strong>und</strong> Konstituenz basieren auf Konnexionen (geregeltem Miteinandervorkommen).<br />
Konstituenz stellt dar, dass durch Konnexionen verb<strong>und</strong>ene Elemente<br />
ein größeres Ganzes bilden:<br />
(48) (Konstituenz)<br />
A B C<br />
Dependenz zeigt die Konnexionen direkt:<br />
(49) A (Dependenz)<br />
B<br />
C<br />
Die erste gr<strong>und</strong>sätzliche Kritik der DG an Konstituenz ist, dass die Konnexionen<br />
nicht direkt gezeigt werden, sondern vermittelt über die Konstituente, deren Teil<br />
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Heruntergeladen am | 22.10.13 12:25