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"Hier waren wir. Spuren jüdischen Lebens in Polen und der Ukraine"

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19<br />

Es ist somit ke<strong>in</strong> Zufall, dass Tadeusz Rolke sich für diese Objekte<br />

entschied; denn sie symbolisieren das Ende e<strong>in</strong>er Epoche <strong>in</strong> diesen<br />

Gebieten o<strong>der</strong> eigentlich das Ende e<strong>in</strong>er Epoche überhaupt.<br />

Sicherlich gibt es auch heute noch, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Israel <strong>und</strong><br />

den USA, Anhänger e<strong>in</strong>zelner großer Zaddikim aus jenen polnischen<br />

<strong>und</strong> ukra<strong>in</strong>ischen Gebieten. In den meisten Fällen entstanden<br />

diese Höfe <strong>der</strong> Zaddikim im 18. o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Hälfte<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Am bekanntesten <strong>und</strong> zahlreichsten s<strong>in</strong>d wohl die Anhänger des<br />

Rabbi von Lubawicze, genauer ihrer Dynastie, <strong>der</strong> Schneurons,<br />

welche die chassidische Chabad-Bewegung schufen.<br />

Bis heute gibt es auch noch Anhänger des Zaddik von Bobowa,<br />

des Rabbis aus Belz <strong>und</strong> des Rabbis aus Czortków, des Zaddik<br />

Eli Melech aus Leżajsk <strong>und</strong> des Zaddik Izach Maier aus Góra<br />

Kalwaria, den die Juden den Ger nennen. Am Todestag o<strong>der</strong> Geburtstag<br />

des Grün<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>er solchen Dynastie o<strong>der</strong> des letzten<br />

Zaddik versammeln sich ihre Anhänger an den Gräbern, um zu<br />

beten. Sehr oft s<strong>in</strong>d es junge Leute, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Familien die religiöse<br />

Zugehörigkeit vererbt <strong>wir</strong>d. In e<strong>in</strong>igen Gebieten wurden solche<br />

Besuche erst nach dem Zerfall <strong>der</strong> Sowjetunion möglich,<br />

woraus u.a. auch Tadeusz Rolke Nutzen zog.<br />

Ich sehe <strong>in</strong> Tadeusz Rolkes Fotografien wesentlich mehr als die<br />

für die Historiker <strong>und</strong> Wächter <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung an die Verbrechen<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts notwendige künstlerisch sublimierte wertvolle<br />

Dokumentation dessen, was beständig e<strong>in</strong>em weiteren Verfall<br />

unterliegt – auch wenn <strong>wir</strong> positive Beispiele anführen können<br />

wie den Fall <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausstellung gezeigten Ru<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Synagoge<br />

von Rymanów, die vor Kurzem restauriert wurde.<br />

Für mich enthalten se<strong>in</strong>e Fotografien e<strong>in</strong>e Mission <strong>und</strong> zugleich<br />

e<strong>in</strong> riesiges Potential, um darüber aufzuklären, was <strong>der</strong> Holocaust

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