Sozialisation von Welpen und Junghunden - hunde-wasserarbeit
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<strong>Sozialisation</strong> / Gr<strong>und</strong>ausbildung eines <strong>Welpen</strong> / Jungh<strong>und</strong>es<br />
Ein H<strong>und</strong> benötigt, genau wie der Mensch, Erziehung <strong>und</strong> die Vermittlung der Regeln / Werte seiner sozialen<br />
Gruppe. Natürlich wickelt so ein süßer Welpe mit seinen unschuldigen Knopfaugen jeden um den Finger, aber was<br />
„Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“.<br />
Viele H<strong>und</strong>ehalter verbinden mit der <strong>Welpen</strong>schule einen H<strong>und</strong>ekindergarten bzw. einen Bolzplatz mit vielem<br />
buntem H<strong>und</strong>espielzeug für einen „Haufen junger Wilder“. Das allein sollte eine <strong>Welpen</strong>schule aber nicht sein.<br />
Um die <strong>Sozialisation</strong> mit Artgenossen verschiedener Rassen zu ermöglichen sowie dem Mensch-H<strong>und</strong>-Team die<br />
Gr<strong>und</strong>kenntnisse <strong>und</strong> die Fortbildung zu vermitteln gibt es H<strong>und</strong>eschulen, die sich dies im Sinne des H<strong>und</strong>es zur<br />
Aufgabe gemacht haben.<br />
Damit der junge H<strong>und</strong> auch die rassespezifischen Unterschiede seiner Art in der Kommunikation frühzeitig<br />
spielerisch lernt, ist die ausführliche <strong>Sozialisation</strong> im <strong>Welpen</strong>alter sehr wichtig.<br />
Mit den Rudelgeschwistern, der Mutterhündin, sowie evt. anderen Rudelmitgliedern hat der Welpe bereits<br />
spielerisch den Einsatz der Kommunikationsgesten <strong>und</strong> Lauten seiner Rasse gelernt <strong>und</strong> trainiert. Die Leittiere im<br />
Rudel erziehen <strong>und</strong> sozialisieren den Nachwuchs.
Bei unterschiedlichen Rassen gibt es unterschiedliche Dialekte, wodurch nicht alle H<strong>und</strong>e alle Gesten in gleicher<br />
ausgeprägter Form einsetzen (Ausgabe 3 –Hündisch hat viele Dialekte).<br />
In der <strong>Welpen</strong>schule lernen beide Leinenenden des Mensch-H<strong>und</strong>-Teams den Umgang miteinander <strong>und</strong><br />
untereinander.<br />
Der Mensch sollte einiges über H<strong>und</strong>ehaltung, Sozialverhalten, Kommunikation der H<strong>und</strong>e <strong>und</strong> vor allem Vertrauen<br />
zu seinem <strong>Welpen</strong> lernen.<br />
Der Welpe lernt spielerisch die Kommunikation mit den Artgenossen sowie die Akzeptanz der Rangordnung, egal<br />
welcher Rasse. Außerdem soll er ein starkes Vertrauen zu seinem Rudelführer aufbauen, so dass er ihm angstfrei<br />
überall hin folgt. So zum Beispiel auch über wackelige <strong>und</strong> durchsichtige Untergründe wie Planken, Hängebrücken,<br />
Floße oder auch durch Tunnel, in Aufzüge oder ins Wasser.<br />
Weiterhin sollte der angstfreie Umgang mit fremden Personen, die Konfrontation mit fremden Geräuschen <strong>und</strong><br />
natürlich die angstfreie Leinenführigkeit im Straßenverkehr trainiert werden.<br />
Das Ziel eines erfolgreichen Besuchs der <strong>Welpen</strong>schule ist, dass das Mensch-H<strong>und</strong>-Team die Gr<strong>und</strong>kommandos<br />
„Sitz – Platz – Hier –Nein – Fuß – Aus“ <strong>und</strong> das Gehen an der Leine beherrscht.<br />
Eine <strong>Welpen</strong>- Jungh<strong>und</strong>gruppe sollte also keine reine Spiel- <strong>und</strong> Bolzgruppe sein.<br />
Im ersten Lebensjahr durchlebt der H<strong>und</strong> die Entwicklungsstufen vom Baby zum Teenie. Mit ca. 3 Monaten, also als<br />
Kleinkind, kommt der H<strong>und</strong> in einer wichtigen Lernphase der Entwicklung, in der Regel mit seinem neuen<br />
Rudelführer in die <strong>Welpen</strong>gruppe. In dieser Phase sollten also möglichst viele positive Erfahrungen vermittelt<br />
werden.<br />
Für ein erfolgreiches Team ist die Gr<strong>und</strong>lage eine gefestigte, gute Bindung zwischen H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Mensch. Diese sollte<br />
in der frühen Entwicklungsphase erreicht werden. Ist die Bindung nicht vorhanden, interessiert sich der Welpe<br />
/Jungh<strong>und</strong> nicht für die Kommandos seines Menschen.<br />
Der Welpe/Jungh<strong>und</strong>/H<strong>und</strong> muss also zuerst seine neue soziale Gruppe (Familie, Rudel, Haustiere) <strong>und</strong> sein neues<br />
Zuhause kennen lernen <strong>und</strong> sich daran gewöhnen. Eine gute Beziehung, in der eindeutig geklärt ist,<br />
wer der Rudelführer ist, bildet die Gr<strong>und</strong>voraussetzung für ein verkehrssicheres Mensch-H<strong>und</strong>-Team <strong>und</strong> ein<br />
stressfreies Zusammenleben.<br />
Bevor man mit seinem H<strong>und</strong>ekind in die Schule darf, müssen alle Gr<strong>und</strong>impfungen erfolgt sein. Dies ist wichtig,<br />
denn im Rahmen der positiven <strong>Sozialisation</strong> sollen keine unnötigen Risiken eingegangen werden.<br />
Wenn man dann mit der Gr<strong>und</strong>ausbildung beginnt, ist es wichtig den <strong>Welpen</strong> / Jungh<strong>und</strong> nicht zu überfordern <strong>und</strong><br />
seine Fortschritte nicht mit <strong>Welpen</strong> /Jungh<strong>und</strong>en anderer Rassen zu vergleichen.
Es gibt Rassen, die lernen schnell <strong>und</strong> fordern „Lernen & Arbeiten“ regelrecht ein (z.B. Australien Shepard) <strong>und</strong> es<br />
gibt Rassen, die sehr gemütlich oder auch unendlich stur sein können, aber nicht zwingend sind (z. B.<br />
Neuf<strong>und</strong>länder).<br />
Natürlich gilt für alle Rassen <strong>und</strong> ihre Leinenträger, dass sie die in der Schule vermittelten Kommandos Zuhause<br />
üben <strong>und</strong> <strong>von</strong> den Leinenträgern konsequent durchgesetzt werden. Hierbei ist immer zu bedenken, dass die<br />
Verständigung <strong>von</strong> beiden Leinenenden erlernt werden muss. Deshalb darf man für eine Aktion nicht mehrere<br />
Kommandos verwenden, wenn der Welpe/H<strong>und</strong> das gewünschte Kommando erfolgreich lernen soll.<br />
So ist auch in der Gr<strong>und</strong>ausbildung immer zu bedenken dass der kleine Welpe nicht nur körperlich sehr schnell<br />
wächst, sondern sich in seinem 1. Lebensjahr vom Baby zum Teenager entwickelt, was in einigen<br />
Entwicklungsstufen zu Rückschlägen in der Ausbildung führen kann. Es hat manchmal den Anschein, als ob der<br />
„Teenie“ seine <strong>Welpen</strong>schule komplett vergessen hat.<br />
Zum besseren Verständnis kann man die Entwicklungsstufen des heranwachsenden H<strong>und</strong>es mit den Altersstufen<br />
eines Kindes vergleichen.<br />
So entspricht ein 3 Monate alter Welpe einem Kleinkind <strong>von</strong> 3 Jahren, einem Jungh<strong>und</strong> <strong>von</strong> 6 Monaten einem<br />
10jährigen Kind <strong>und</strong> ein 1jähriger Jungh<strong>und</strong> einem Teenager.<br />
Wie ein Kind, so testet auch der Welpe/ Jungh<strong>und</strong> seine ihm gesetzten Grenzen aus <strong>und</strong> versucht sie zu erweitern.<br />
Jedes H<strong>und</strong>-Mensch-Team, egal welchen Alters, kann mit ein bisschen Ehrgeiz, Geduld <strong>und</strong> Training miteinander<br />
sehr viel lernen.<br />
Die erste Gr<strong>und</strong>übung, die vermittelt wird, ist das Gehen an der Leine <strong>und</strong> die Leinenführung. Zum Üben wählt man<br />
zur Vereinfachung für Welpe <strong>und</strong> Leinenträger einen geraden Weg.<br />
Der angeleinte Welpe geht an unserer linken Seite. Das äußerste Ende der Leine ist in unserer rechten Hand, damit<br />
wir unseren H<strong>und</strong> jederzeit mit der linken Hand Hilfestellung leisten <strong>und</strong> loben können.<br />
Beim Herumdrehen erfolgt die Wendung stets rechts herum. Hat man den jungen H<strong>und</strong> zum Gehen animiert, geht<br />
man stumm mit ihm hin <strong>und</strong> her, damit der Welpe sich an unserer Bewegung orientieren kann <strong>und</strong> seinem<br />
Leinenträger schnell <strong>von</strong> alleine folgt.<br />
Wenn der Welpe an der lockeren Leine an der Seite des Herrchens läuft, kann man nun das Stehen bleiben <strong>und</strong><br />
Hinsetzen in den Übungsrhythmus einfügen. Man verlangsamt den Schritt <strong>und</strong> hebt mit der linken Hand langsam die<br />
Leine an, sobald man steht hebt man den H<strong>und</strong> im Halsband leicht an, wobei er sich meist selbst setzt. Dabei sagt<br />
man ihm in einem ruhigen, bestimmten <strong>und</strong> gedehntem Ton „Siiiiiitz“.<br />
Wenn der Kleine sich nicht gleich setzt, wird die Leine <strong>von</strong> der rechten Hand übernommen <strong>und</strong> mit der linken Hand<br />
tippt man die Kuppe des <strong>Welpen</strong> an, bis er sich setzt. Natürlich folgt auch hier das ruhige, bestimmte <strong>und</strong> gedehnte<br />
„Siiiitz“.
Steht der Welpe /Jungh<strong>und</strong> auf, ohne dazu aufgefordert zu sein, sagt man ihm in einem ruhigen aber bestimmenden<br />
Ton „Nein“ <strong>und</strong> bringt ihn wieder in die Sitzposition. Die Übung löst man mit einem ruhig gesprochenem „Komm“<br />
wieder auf.<br />
Natürlich sollte man immer daran denken den H<strong>und</strong> ausgiebig zu loben. Ein Lob kann man zu Beginn mit einem<br />
kleinen Leckerli unterstützen.<br />
Diese Gr<strong>und</strong>übungen können bei jedem Spaziergang alltagsgetreu an der Haustür, am Straßenrand <strong>und</strong> auf dem<br />
gesamten Spaziergang geübt werden.<br />
Erst wenn der Welpe/Jungh<strong>und</strong> diese Übungen sicher ausübt, geht man dazu über mit dem <strong>Welpen</strong> das „Bleib“ zu<br />
üben. Hierzu tritt man vor den sitzenden <strong>Welpen</strong> <strong>und</strong> hält dem H<strong>und</strong> beim Sprechen eines ruhigen „Bleib“ die linke<br />
Handfläche vor den Kopf. Sollte der H<strong>und</strong> aufstehen, geht man wieder in die Ausgangsposition des Sitz an der<br />
linken Seite <strong>und</strong> beginnt die Übung <strong>von</strong> vorne. Es ist wichtig, dass diese Übung bei Fehlern immer <strong>von</strong> vorne<br />
begonnen wird, damit der Welpe die Zusammenhänge im Ganzen verinnerlicht.<br />
Weitere Übungen fügt man immer erst hinzu, wenn der Welpe / Jungh<strong>und</strong> / H<strong>und</strong> <strong>und</strong> sein Mensch die vorangehende<br />
Übung als Team beherrschen.<br />
Wichtig ist bei allen Übungen auch immer das ausgiebige Lob, dies kann ein Leckerli oder auch eine Schmuseeinheit<br />
sein, auf jeden Fall soll das Lob immer zur positiven Verstärkung eines Erfolgserlebnisses eingesetzt werden.<br />
Niemals schreien oder schimpfen, wenn eine Übung nicht gleich den gewünschten Erfolg bringt. Unser Teampartner<br />
H<strong>und</strong> soll schließlich freudig <strong>und</strong> nicht aus Angst mitarbeiten!<br />
©KS