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Aus Kiesgruben und Bruchlandschaft wurde ein Stadtwald - Husum ...

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Hanswerner Röhr<br />

<strong>Aus</strong> <strong>Kiesgruben</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Bruchlandschaft</strong><br />

<strong>wurde</strong> <strong>ein</strong> <strong>Stadtwald</strong><br />

<strong>Aus</strong>: Beiträge zur <strong>Husum</strong>er Stadtgeschichte, Heft 12, 2010<br />

Gesellschaft für <strong>Husum</strong>er Stadtgeschichte


⁄<br />

<strong>Aus</strong> <strong>Kiesgruben</strong> <strong>und</strong> <strong>Bruchlandschaft</strong><br />

<strong>wurde</strong> <strong>ein</strong> <strong>Stadtwald</strong><br />

Von Hanswerner Röhr<br />

Einige <strong>Husum</strong>er werden sich sicher noch an die „alten“ Mauseberge erinnern.<br />

Große <strong>Kiesgruben</strong>, Heide- <strong>und</strong> <strong>Bruchlandschaft</strong> bestimmten dort um 1950<br />

noch das Bild. Vor der vollständigen Aufforstung der Mauseberge hatte man<br />

<strong>ein</strong>e schöne <strong>Aus</strong>sicht von den Hügeln auf die Stadt.<br />

Mit dem Pferdefuhrwerk <strong>wurde</strong> der Kies für Baumaßnahmen oder zur Wegeausbesserung<br />

aus den Mausebergen geholt. Hier unterhielt auch das Jugendaufbauwerk<br />

Schleswig-Holst<strong>ein</strong> <strong>ein</strong> Jungenheim, das <strong>ein</strong>en Gemüsegarten zur<br />

eigenen Nutzung angelegt hatte, den die Jugendlichen in eigener Regie bewirtschafteten.<br />

Da der Ertrag nicht ausreichte, stellte das JAW am 8. Januar 1952<br />

<strong>ein</strong>en Antrag an die Stadt <strong>Husum</strong>, zusätzlich das Gartengr<strong>und</strong>stück, das an die<br />

Witwe Kaul verpachtet war, nutzen zu dürfen. Seitens der Stadt <strong>wurde</strong> dieses<br />

Die Mauseberge, rechts von Rödemis liegend. <strong>Aus</strong>schnitt aus: Johannes Mejer,<br />

„Newe Landesbeschreibung der Zwey Hertzogthümer Schleswich Vnd Holst<strong>ein</strong><br />

…“, 1652.<br />

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Das Jugendaufbauwerk in den Mausebergen im Jahre 1953. (Foto: KANF)<br />

Anliegen abgelehnt <strong>und</strong> dem JAW ersatzweise <strong>ein</strong> Stück Land bei der Graupenmühle<br />

angeboten. Einige weitere Flächen der Mauseberge waren verpachtet.<br />

Im Jahre 1953 begann man erste Anpflanzungen auf dem Gelände der Mauseberge<br />

vorzunehmen. An den Arbeiten beteiligten sich Jugendliche vom benachbarten<br />

Jugendaufbauwerk <strong>und</strong> <strong>ein</strong>ige <strong>Husum</strong>er Schulklassen. Der Weg<br />

von der Mildstedter Landstraße zum neu erbauten Stadion <strong>wurde</strong> ausgebaut.<br />

Das hatte zur Folge, dass von den städtischen Gremien 1955 beschlossen <strong>wurde</strong>,<br />

hier k<strong>ein</strong>e Flächen mehr zu verpachten, da das Gelände mit Mitteln der<br />

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holst<strong>ein</strong> durch den Forstverband des Amtes<br />

Mildstedt ganz aufgeforstet werden sollte. Eine <strong>Aus</strong>nahme bildeten anfangs<br />

noch die Reetflächen. So <strong>wurde</strong> Otto Klinck aus der Rödemisser Wilhelmstraße<br />

am 25. November 1955 für 30 Mark der Zuschlag erteilt, zwischen<br />

dem Bahnwärterhaus <strong>und</strong> der JAW-Baracke Reet schneiden zu dürfen. Damit<br />

war laut Vermerk der Stadt <strong>Husum</strong> vom 26. November 1956 dann auch<br />

Schluss, da die „Aufforstung des städtischen Geländes Mauseberge in vollem<br />

Gange“ war. Am 4. April 1957 teilte Revierförster Diedrichsen, der die Arbeiten<br />

leitete, der Stadt mit, dass die „Aufforstung der Mauseberge mit heutigem<br />

Datum fertig ist“.<br />

Der Antrag von W. Schröder aus <strong>Husum</strong>, Nordbahnhofstraße, vom 6. Mai<br />

1957, <strong>ein</strong>e Siedlung von <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb bis zwei Hektar Größe in diesem Gebiet<br />

bauen zu dürfen, musste folglich von der Stadt abgelehnt werden, da das zu<br />

„bebauende Gelände sich im Aufbauplan der Stadt befindet <strong>und</strong> als Grüngebiet<br />

ausgewiesen ist“. Eine von der Deutschen B<strong>und</strong>esbahn der Stadt überlassene<br />

Parzelle sollte ebenfalls aufgeforstet werden. Sollte der Forstverband es<br />

allerdings ablehnen, „könnte die Pestalozzischule diese Fläche als Schulwald<br />

nutzen“, heißt es in <strong>ein</strong>em Schreiben aus dem Bauamt. Dazu kam es aber<br />

nicht, denn im Zuge der Nachpflanzung im Frühjahr 1959 <strong>wurde</strong> auch diese<br />

Parzelle mit aufgeforstet.<br />

In das Gelände zwischen der Mildstedter Landstraße <strong>und</strong> der neuen Straße<br />

„Am Friesenstadion“ investierte die Stadt <strong>Husum</strong> neben viel Arbeit auch mit<br />

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In den Mausebergen sind die Fichten, Erlen, Lärchen <strong>und</strong> Kiefern so schön gewachsen,<br />

dass <strong>ein</strong> attraktiver Wald entstanden ist. (Foto: Hw.Röhr)<br />

40 000 DM <strong>ein</strong>e für damalige Zeit große Summe. Das Gelände erfreute die<br />

<strong>Husum</strong>er Bevölkerung anfangs allerdings wenig, da es von der Stadt aus k<strong>ein</strong>en<br />

direkten Weg in das neue Erholungsgebiet gab. Mit der Anpflanzung entstand<br />

zum ersten Mal so etwas wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er <strong>Stadtwald</strong>.<br />

In den Jahren 1963 <strong>und</strong> 1964 beschäftigte sich der Bauausschuss mit <strong>ein</strong>er<br />

künftigen Planung für dieses Gelände, nachdem die Bäume zu <strong>ein</strong>er gewissen<br />

Größe herangewachsen waren <strong>und</strong> man erkennen konnte, dass dort <strong>ein</strong> interessantes<br />

Naherholungsgebiet entstehen würde. Doch erst 1970 kam es tatsächlich<br />

zu weiteren Maßnahmen. Man legte 1 500 Meter Wege neu an. 1971 <strong>wurde</strong><br />

das Wegenetz um weitere 1 000 Meter auf dem insgesamt 17,5 ha großen<br />

Gelände erweitert, das im Vergleich mit dem Schlosspark, der nur fünf Hektar<br />

umfasst, über <strong>ein</strong>e stattliche Größe verfügt.<br />

Jetzt, nach über fünfzig Jahren, sind die damals angepflanzten Fichten,<br />

Erlen, Lärchen <strong>und</strong> Kiefern so schön gewachsen, dass <strong>ein</strong> attraktiver Wald entstanden<br />

ist. Die sehr unterschiedliche Geländestruktur, bei der sich Hügel <strong>und</strong><br />

kl<strong>ein</strong>e Täler abwechseln, macht dieses Gebiet in allen Jahreszeiten reizvoll<br />

<strong>und</strong> wird von Spaziergängern <strong>und</strong> Joggern gern genutzt.<br />

Quellen:<br />

Kreisarchiv NF (KANF), Findbuch Stadt <strong>Husum</strong> ab 1945, D2 3860, D2 5689<br />

<strong>Husum</strong>er Nachrichten, 2. August 1973<br />

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