Die Grippe vom Altertum bis zur Spanischen Grippe - infekt.ch
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Band 64, 2007<br />
Heft 11<br />
Therapeutis<strong>ch</strong>e<br />
Ums<strong>ch</strong>au<br />
len, dann ist es wohl besser, wenn wir uns ni<strong>ch</strong>t an<br />
den historis<strong>ch</strong>en Daten der <strong>Spanis<strong>ch</strong>en</strong> <strong>Grippe</strong> orientieren.<br />
Damals dauerte es einige Montate <strong>bis</strong> die<br />
ganze Welt erfasst war; 1957 waren es «nur» no<strong>ch</strong> 8<br />
Wo<strong>ch</strong>en. Vermutli<strong>ch</strong> sollten wir uns bei unseren Erwartungen<br />
eher auf Kant’s Vernunft berufen und die<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeit des s<strong>ch</strong>nellsten Haupttransportmittels<br />
Flugzeug einbeziehen.<br />
<strong>Die</strong> Spanis<strong>ch</strong>e <strong>Grippe</strong> war vermutli<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>werste<br />
Pandemie überhaupt. Ob es 20 oder 60 Millionen waren,<br />
die an der <strong>Grippe</strong> starben, bleibt ungewiss. Do<strong>ch</strong><br />
heute wissen wir dur<strong>ch</strong> Ausgrabungen im Permafrost<br />
von Lei<strong>ch</strong>en verstorbener Soldaten sehr viel über die<br />
Hintergründe der damaligen Pandemie. Aus den Lungen<br />
der verstorbenen Soldaten ließ si<strong>ch</strong> das Infuenzavirus<br />
mit seinem vollständigen Genom herleiten.<br />
Aus diesen Untersu<strong>ch</strong>ungen wissen wir au<strong>ch</strong>, dass<br />
das Virus der <strong>Spanis<strong>ch</strong>en</strong> <strong>Grippe</strong> 1918/19 ein Virus<br />
war, wel<strong>ch</strong>es si<strong>ch</strong> direkt <strong>vom</strong> Vogelvirus auf den Mens<strong>ch</strong>en<br />
adaptiert hat. <strong>Die</strong>se Siutation beoba<strong>ch</strong>ten wir<br />
<strong>zur</strong> Zeit wieder in Südostasien mit dem H5N1-Virus.<br />
Zwar gibt es na<strong>ch</strong> wie vor no<strong>ch</strong> keine Mens<strong>ch</strong>-zu-<br />
Mens<strong>ch</strong> Übertragungen, do<strong>ch</strong> diejenigen Mens<strong>ch</strong>en,<br />
wel<strong>ch</strong>e <strong>vom</strong> Geflügel infiziert wurden, trifft die Infektion<br />
trotz moderner Medizin mit einer hohen Mortalität<br />
von über 50%. Grund genug, si<strong>ch</strong> seriös auf eine<br />
nä<strong>ch</strong>ste Pandemie vorzubereiten.<br />
Literatur<br />
Stefan Winkler: Geißeln der Mens<strong>ch</strong>heit. Kulturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />
Seu<strong>ch</strong>en. Artemis & Winkler, 3. Auflage 2005.<br />
Korrespondenzadresse: Professor Dr. med. Pietro Vernazza, Leitender Arzt Infektiologie, Departement Innere Medizin,<br />
Kantonsspital St. Gallen, Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>erstraße 95, CH-9007 St. Gallen<br />
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