ie bsterreichische Frauenzeitschrift - IAP/TU Wien
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we t~<br />
<strong>ie</strong> <strong>bsterreichische</strong> <strong>Frauenzeitschrift</strong><br />
rau<br />
Famil<strong>ie</strong><br />
Fur d<strong>ie</strong> alten Eltern<br />
verantwortlich<br />
Star von gestern<br />
Trixi Schuba<br />
32,42<br />
Janner 2009
Weibliche<br />
~It der frau 1\2009
S<strong>ie</strong> suchen nach neuen Brustkrebsbehandlungen, lassen sich von der Natur zu innovativen<br />
technischen Losungen inspir<strong>ie</strong>ren, analys<strong>ie</strong>ren Med<strong>ie</strong>n, erforschen unser Zahlungsverhalten<br />
oder erarbeiten Bemessungsgrundlagen fUr naturnahe Flussregul<strong>ie</strong>rungen.<br />
FUnf junge osterreichische Wissenschafterinnen erzahlen von ihrer Arbeit, ihrem Leben<br />
und vom Frau-Sein in der Forschung. Text: Julia Kospach<br />
Von K<strong>ie</strong>selalgen lernen<br />
Ille Gebeshuber, 39, forscht ,Is Physikerin<br />
an den Schnittstellen von Biolog<strong>ie</strong> und Technik.<br />
»fch habe mir noch n<strong>ie</strong> von irgendwem was<br />
sagen lassen. So habe ich es bis jetzt immer gehalten<br />
und es ist immer ganz gut gegangen«, sagt<br />
me Gebeshuber gelassen. Wichtig ist ihr fUr ihre<br />
Forschung, .dass ich meine Freiheit und meinen<br />
Spail. habe«. Was zahlt, ist, dass d<strong>ie</strong> Mittel da sind<br />
und dass man international gut vernetzt ist, sagt<br />
d<strong>ie</strong> Experimentalphysikerin von der <strong>TU</strong> W<strong>ie</strong>n, d<strong>ie</strong><br />
sich im November habilit<strong>ie</strong>rte und mit Jahresbeginn<br />
eine Professur in Kuala Lumpur angenommen<br />
hat. Dass s<strong>ie</strong> eine Frau in der Mannerdomane<br />
Physik ist? Kein Problem. »Ich bin d<strong>ie</strong><br />
Vorzeigefrau h<strong>ie</strong>r, well ich auch d<strong>ie</strong> einzige Frau<br />
bin. Ich werde h<strong>ie</strong>r am Institut richtig gehatschelt.«<br />
Der Wechsel nach Malaysia? .fch bin halt<br />
unheimlich kreativ, das ist das, was s<strong>ie</strong> dort brauchen.•<br />
lhr Spezialgeb<strong>ie</strong>t? •Tribolog<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> Lehre<br />
von Reibung, Schm<strong>ie</strong>rung, Verschleiil. und Klebrigkeit.<br />
Da gibt es noch weniger Madels als in der<br />
Physik«, meint me Gebeshuber lachend und ihre<br />
dunkelroten Wuschellocken wippen.<br />
»Ich l<strong>ie</strong>be alles, was lebt«, sagt s<strong>ie</strong> und spricht<br />
von den Schnittstellen zwischen Biolog<strong>ie</strong> und<br />
Technik, d<strong>ie</strong> s<strong>ie</strong> so faszin<strong>ie</strong>ren, vom seltsamen<br />
Vogel Waldrapp, dessen schwarze Federn je nach<br />
Lichteinfall schillern w<strong>ie</strong> ein Olfleck aufAsphalt,<br />
vom komplexen Aufbau des Kohlweiil.lingflUgels,<br />
den kUnstlich nachzubauen Jahre dauern wUrde,<br />
und von 45 Mlllionen rahre alten, winzigen K<strong>ie</strong>selalgenkornern,<br />
deren Einzeltelle mit den raffin<strong>ie</strong>rtesten<br />
und vor allem haltbarsten Gelenksverbindungen<br />
zusammengefUgt sind, d<strong>ie</strong> man<br />
sich nur vorstellen kann.<br />
»Solche natUrlichen Systeme von Verbindungsstrukturen,<br />
d<strong>ie</strong> Jahrmillionen gehalten<br />
hoben, kuno man w<strong>ie</strong>der flir nanotechnische<br />
Maschinen verwenden. Derzeit haben wir Probleme,<br />
well man fUr d<strong>ie</strong> Einzeltelle von Maschinen,<br />
deren Durchmesser nur das Zwanzigstel<br />
eines Haares betragt, neue Verbindungsstrukturen<br />
braucht. D<strong>ie</strong> bisher bekannten funktion<strong>ie</strong>ren<br />
da nicht mehr." D<strong>ie</strong> fossllen K<strong>ie</strong>selalgen l<strong>ie</strong>fern<br />
dazu neue Ideen.<br />
me Gebeshuber erzahlt, s<strong>ie</strong> sei d<strong>ie</strong> Erste in ihrer<br />
Famil<strong>ie</strong>, d<strong>ie</strong> langer als bis 15 in d<strong>ie</strong> Schule gegangen<br />
ist. »AIs Kind habe ich nicht einmal<br />
gewusst, dass man als Wissenschafterin arbeiten<br />
kann,« Dos sei mit ein Grund, warum s<strong>ie</strong> sich so<br />
fUr d<strong>ie</strong> Offentlichkeitsarbeit der Uni einsetze,<br />
Ftihrungen durchs lnstitut mache und sich tiberhaupt<br />
zunehmend als Initiatorin sehe, als<br />
jemand, d<strong>ie</strong> neue Sachen und Projekte in d<strong>ie</strong> Welt<br />
setzt und moglichst v<strong>ie</strong>le Leute mit dem erreichen<br />
will, was s<strong>ie</strong> seiber tut. Eine der jtingsten Initiativen,<br />
an der s<strong>ie</strong> mail.geblich als Mitbegrtinderin<br />
beteiligt war, ist das Bionik-Zentrum, an dem selt<br />
runi 2008 dreiJ1ig Forscherlnnen aus allen acht<br />
Fakultaten der Technischen Universitat W<strong>ie</strong>n vertreten<br />
sind und Uber neue technische Wsungen<br />
und Innovationen nachdenken, d<strong>ie</strong> von der<br />
Natur inspir<strong>ie</strong>rt sind. »Bei einer Konferenz in<br />
Hannover habe ich eine Architektin von der <strong>TU</strong><br />
W<strong>ie</strong>n getroffen, d<strong>ie</strong> nach dem Modell von Mar<strong>ie</strong>nkaferflUgeln<br />
an auffaltbaren Mondstationen<br />
bastelt, also genauso w<strong>ie</strong> ich bionisch inspir<strong>ie</strong>rte<br />
Arbeit macht, ohne dass ich es wusste.« D<strong>ie</strong><br />
GrUndung des Bionik-Zentrums war d<strong>ie</strong> logische<br />
Konsequenz.<br />
»Ich Hebe alles, was lebt.«<br />
ll<strong>ie</strong> Gebeshuber sagt, s<strong>ie</strong> finde es wichtig, bei<br />
ihrer Arbeit das Ganze im Blick zu behalten. Technik<br />
urn der Technik willen sei ihr zu wenig.•Ich<br />
denke im Kontext, well mir der Kontext wichtig<br />
ist, und es ist mir ouch wichtig, doss mein Mann<br />
und meine Freundlnnen verstehen, was ich<br />
mache." fhre Arbeit mUsse Sinn haben und s<strong>ie</strong><br />
Uberlege sich auch deren Konsequenzen fUr d<strong>ie</strong><br />
Umwelt, d<strong>ie</strong> Menschen oder d<strong>ie</strong> Ressourcen der<br />
Erde. ~Ftir meine Arbeit wird keine einzige Spinne<br />
sterben«, sagt s<strong>ie</strong>. Undo .Auch ich habe nicht<br />
vor, mich fUr d<strong>ie</strong> Wissenschaft zu Tode zu arbeiten.<br />
Es ist mir eine groil.e Freude, aber es gibt<br />
auch v<strong>ie</strong>le andere schone Moglichkeiten, seine<br />
Zeit zu verbringen.• In ihrem Fall zum Beisp<strong>ie</strong>l d<strong>ie</strong><br />
Oper, das SammeJn von Edelsteinen, d<strong>ie</strong> Beschaftigung<br />
mit ihren zwei Graupapage<strong>ie</strong>n oder ihren<br />
Ratten. Ihr nachster Plan: »In Malaysia mache<br />
ich den HubschrauberfUhrerschein.« -><br />
welt der frau 1\2009 5