Ausgabe 8-2013 - jot wd
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Feuerdrachen<br />
18. Jahrgang<br />
Nr. 8/<strong>2013</strong><br />
EVP: 1 Euro<br />
Ein 30 Meter hoher Feuertornado wirbelte kürzlich nahe<br />
Alice Springs durch das australische Outback; das Inferno<br />
dauerte knapp 40 Minuten. Solche Feuertornados<br />
entstehen, wenn heiße aufsteigende Luft auf ein Feuer am<br />
Boden trifft oder es selbst entzündet. Es ist dennoch eines<br />
der seltensten Naturphänomene. Daher war selbst der<br />
Naturfilmer Chris Tangey bass erstaunt, ein solches Spektakel<br />
zu erleben. Nach seinen Aufnahmen half er, die<br />
Feuergefahr auf einer nahe gelegenen Viehfarm zu bannen.<br />
In Deutschland sind solche Feuertornados selbst bei<br />
einer Hirtewelle, wie sie Ende August herrschte, so gut wie<br />
ausgeschlossen. Eingesandt von unserem Leser H.-P. Runge<br />
aus Alliston, Ontario/Kanada.<br />
Die Bürgerzeitung<br />
aus Marzahn-Hellersdorf<br />
Dudelsack-Hardrock<br />
Inhalt<br />
Künstler-Serie in <strong>jot</strong> w.d.:<br />
Viele Leser werden sich an<br />
Sänger und Musiker ihrer<br />
Jugendzeit in der DDR erinnern.<br />
<strong>jot</strong> w.d. berichtet, was<br />
aus ihnen geworden ist. Heute:<br />
Gerd Natschinski.<br />
Seite 3<br />
Farbe im Spiel:<br />
Platte muss eben nicht immer<br />
nur nach Platte aussehen.<br />
In Marzahn entdeckte<br />
<strong>jot</strong> w.d. überraschende<br />
Bilder, die ganz<br />
stark an das erbärmlich<br />
eingegangene Projekt „Europa-Viertel“<br />
erinnert.<br />
Seite 4<br />
Spezial TFF Rudolstadt:<br />
Seit mehreren Jahren begleitet<br />
<strong>jot</strong> w.d. Europas<br />
größtes Musik-Festival für<br />
Folk und Roots. In diesem<br />
Jahr waren nicht nur die<br />
Mahlsdorfer Tänzer, sondern<br />
auch der Berichterstatter<br />
überrascht. Leider<br />
nicht nur im positiven Sinn.<br />
Seite 6<br />
Urban ohne City:<br />
Ein höchst spannendes<br />
Projekt wird gerade an der<br />
Beilsteiner Straße verwirklicht.<br />
Im Alten Magerviehhof<br />
fand <strong>jot</strong> w.d. den Aufund<br />
Ausbau zu Räumen für<br />
Kunst, Kultur, Handwerk<br />
und urbanes Leben.<br />
Seite 12<br />
Im vergangenen Monat ist die Konzertsaison auf der Biesdorfer Parkbühne nun endlich richtig ins Rollen gekommen. Beim<br />
von Programmchef Fred Schöner „erfundenen“ Klassiker „Beatles treffen Stones“ war kein Platz mehr frei. Beim Themenabend<br />
„Metalalter“ ließen sich die Besucher u.a. von der hier gezeigten argentinischen Band Skiltron beeindrucken,<br />
die Hardrock mit Dudelsackklängen mixte. In diesem Monat stehen weitere musikalische Leckerbissen auf dem Programm.<br />
Am 10. August geben sich Uschi Brüning und Ernst-Ludwig Petrowski ein Stelldichein mit der Bluesband Engerling.<br />
Am 23. August spielt u.a. Randy Hansen Musik von Jimi Hendrix, am letzten Tag des Monats locken Soneros de Verdad aus<br />
Kuba, die Samba Kids und Cantalatino zu einer lateinamerikanischen Gartenparty. Beginn jeweils 18 Uhr, Eintritt zwischen<br />
11 und 22 Euro, Info und Bestellungen www.biesdorfer-parkbuehne.de, Tel. 99 87 481. Siehe Seite 14. Foto: Nachtmann<br />
Liebe Leser,<br />
haben auch Sie kürzlich die bedrükkende<br />
Fernseh-Reportage über das<br />
Gesundheitswesen in Deutschland<br />
gesehen? Stichwort Fließband-Operationen,<br />
Stichwort „blutige“ Entlassung.<br />
Da kann sich glücklich schätzen,<br />
wer einen „Arzt seines Vertrauens“<br />
hat, der sich nicht von Krankenhausmanagern<br />
belatschern, gar<br />
bestechen lässt, um mehr Einweisungen<br />
zu mehr Operationen vorzunehmen.<br />
Deutschland hat die weltweit höchsten<br />
Gesundheitskosten pro Patient.<br />
Mitnichten sind die Einwohner des<br />
Landes gesünder als Männer und<br />
Frauen, Kinder und Alte in anderen<br />
vergleichbaren westlichen Industriestaaten.<br />
Nimmt man die Zahl operativer<br />
Eingriffe und verordneter Medikamente,<br />
so müssten wir ein Volk<br />
dauerkranker spondylitisch-spastisch<br />
Gelähmter sein, die wahlwei-<br />
Das kranke<br />
System<br />
se in Depression oder Trunksucht oder<br />
gar beides verfallen, woraufhin sich Leiden<br />
an den Innereien aller Art einstellen,<br />
die wiederum in Krankenhäusern<br />
beschnippelt werden müssen. Die<br />
sportlichen Erfolge, gerade die breitensportlichen,<br />
werden uns nur vom Pharmaindustrie-Politik-Komplex<br />
vorgespiegelt,<br />
um uns um so kränker zu fühlen,<br />
was zu weiteren „Anwendungen“<br />
führen möge. Was Wunder, dass die<br />
Pharmaunternehmen neben den Energiemonopolisten<br />
und Finanzspekulanten<br />
die reichsten im Lande sind. Klar,<br />
wenn man Preise ohne jegliche Kontrolle<br />
diktieren kann.<br />
Ich gönne jedem Arzt sein Honorar,<br />
weil auch ich weiß, dass die Einkommen<br />
in der Ärzteschaft höchst ungerecht<br />
verteilt sind. Ich gönne jedem<br />
Bayeraktionär eine Dividende, denn<br />
ohne den Zufluss privaten Geldes<br />
(das meiste von Kleinspareren, teils<br />
über Umwege) könnten weder neue<br />
Medikamente noch Therapien entwickelt<br />
werden. Dennoch bin ich<br />
überzeugt, dass das Gesundheitswesen<br />
„entkapitalisiert“ werden muss,<br />
dass Kliniken nicht an ihrem „wirtschaftlichen<br />
Erfolg“ gemessen werden<br />
dürfen, dass Ärzte keine „Zielvorgaben“<br />
an durchzuführenden<br />
Operationen und dergleichen gemacht<br />
werden dürfen. Genauso müssen<br />
die Krankenversicherung reformiert<br />
und die „Kassenärztliche Vereinigung“<br />
als Milliardenvernichter<br />
unverzüglich abgeschafft werden.<br />
Ehe Sie nun aber erschreckt in eine<br />
Zukunft voller Leid und Krankheit<br />
schauen, wünsche ich Ihnen erst einmal<br />
viel Spaß mit dieser 204. <strong>Ausgabe</strong><br />
von <strong>jot</strong> w.d.<br />
Ihr Ralf Nachtmann
2 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Aktuell<br />
Bilder und Nachrichten des Monats<br />
Eine Zeitung ist kein Buch und <strong>jot</strong> w.d. kein 80-seitiges<br />
teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb<br />
ist es am Ende eines jeden Monats wieder so,<br />
dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert<br />
ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente<br />
haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren<br />
Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich<br />
dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement<br />
genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten<br />
aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch<br />
die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie<br />
erst machen das Leben vollkommen. Red.<br />
Schönheitskur<br />
Versenkt: Grundstein<br />
für den 10. Garten<br />
Zu Besuch: Zwei<br />
Damen von der Union<br />
Jugendclub U 5<br />
wird saniert<br />
Unlängst legten Umweltsenator<br />
Michael Müller, der stellvertretende<br />
britsche Botschafter Andrew<br />
Noble (2.v.r.), IGA-Geschäftsführer<br />
Christoph Schmidt und Bürgermeister<br />
Stefan Komoß den<br />
Grundstein für den Englischen<br />
Garten. „Englische Gärten sind<br />
weltweit bekannt und seit langer<br />
Zeit ein Exportschlager“, sagte<br />
Noble. „Sie sollen eine natürliche<br />
Landschaft widerspiegeln, sind<br />
aber in Wirklichkeit wahre Kunstwerke.“<br />
Entworfen wurde der<br />
sechs Hektar große Garten vom<br />
Büro Austin-Smith:Lord aus Manchester,<br />
die Eröffnung ist für das<br />
Frühjahr 2015 geplant.<br />
Bundesbildungsministerin Johanna<br />
Wanka (li.) hat am 1. Juli gemeinsam<br />
mit Monika Grütters<br />
aus dem Bundestag den Kinderund<br />
Jugendzirkus Cabuwazi besucht.<br />
Hierbei kam die Regierungsvertreterin<br />
anlässlich der<br />
Aktion „Zirkus macht stark“, die<br />
durch das Bildungsministerium<br />
gefördert wird, in den Genuss einer<br />
etwa 20-minütigen Vorstellung.<br />
Die Politikerinnen wurden<br />
von Uwe Heß, Vorstandsmitglied<br />
der Wohnungsgenossenschaft<br />
„Marzahner Tor“, die den Zirkus<br />
seit 2009 unterstützt, begleitet.<br />
Bei Cabuwazi üben fast 300 Kinder,<br />
zumeist aus dem Bezirk.<br />
Hellersdorf – Mit Unverständnis<br />
und Fassungslosigkeit hatten einige<br />
der Jugendlichen darauf reagiert,<br />
dass die beliebte Freizeiteinrichtung<br />
U 5 nicht längst wieder<br />
offen ist. Ein Wasserschaden<br />
hatte dazu geführt, dass der<br />
Jugendclub geschlossen werden<br />
musste. Am 29. Juli sollten die<br />
Bauarbeiten beginnen. Wie lange<br />
sie dauern, ist noch offen. „Unser<br />
Ziel ist es, den Club so rasch<br />
es geht mit Unterstützung der<br />
freien Träger im Stadtraum wieder<br />
öffnen zu können“, sagt Jugendstadträtin<br />
Juliane Witt. RN<br />
FrauenFitnessTag<br />
Marzahn – Die Frauen- und<br />
Gleichstellungsbeauftragte des<br />
Bezirks, Snezana Sever, lädt am<br />
17. August von 10 bis 17.30 Uhr<br />
zum 2. Frauenfitnesstag ins FFM<br />
ein. „Sie können die Sporthalle<br />
näher kennen lernen, die ab Oktober<br />
2014 ein vielfältiges Sportprogramm<br />
für Frauen nach Ihren<br />
Vorstellungen unterbreiten wird“,<br />
wirbt Sever um Teilnahme.<br />
Gemeinsam mit Hellersdorfer<br />
Kindern verschönerte die Mahlsdorfer<br />
Künstlerin Birgit Schöne<br />
u.a. die Zäune am Kunsthaus Flora<br />
und an der Jugendkunstschule.<br />
Dabei kamen vor allem bunte<br />
Fäden und Bänder zum Einsatz.<br />
Die Aktion ist Teil von Schönes<br />
Objekten im Bezirk.<br />
Schöner Leben ohne Nazis mit<br />
„Lesung gegen das Vergessen“<br />
Hellersdorf – In diesem Jahr findet<br />
der Aktionstag „Schöner leben<br />
ohne Nazis“ am 31. August<br />
ab 14 Uhr auf dem Alice-Salomon-Platz<br />
statt. Wie in den vergangenen<br />
Jahren wird es ein buntes<br />
Kulturprogramm geben, zu<br />
dem auch die „Lesung gegen das<br />
Vergessen“, zählt. Sie wird seit<br />
vergangenem Jahr vom Herausgeberverein<br />
von <strong>jot</strong> w.d. und der<br />
Seniorenvertretung bestritten.<br />
Darüber hinaus gibt es Info-Stände<br />
und Mitmach-Aktionen. RN<br />
Ja, ich möchte<br />
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Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt.<br />
Die nächste <strong>Ausgabe</strong> von <strong>jot</strong> w.d. erscheint am 5. September <strong>2013</strong><br />
Redaktionsschluss: 27. August <strong>2013</strong>, Anzeigenschluss: 29. August <strong>2013</strong><br />
IMPRESSUM<br />
<strong>jot</strong>.w.d.<br />
Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf<br />
Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V.<br />
Anerkannt gemeinnützige Körperschaft<br />
Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: redaktion@<strong>jot</strong>wede-online.de<br />
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Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos.<br />
Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein.<br />
Vereins- und Spendenkonto: Deutsche Bank, BLZ 10070024, Kontonummer 49 66 222 00
Leute<br />
Durch sein Fenster blickt<br />
man in die Ewigkeit<br />
Der Mahlsdorfer Künstler Heinrich List<br />
wurde vor 100 Jahren geboren<br />
Am 10. Juni dieses Jahres wäre<br />
der Maler und Gestalter Heinrich<br />
List 100 Jahre alt geworden. 30<br />
Jahre lebte und arbeitete er hier<br />
in Mahlsdorf und ist hier heimisch<br />
geworden. Davon zeugen<br />
eine ganze Reihe seiner Arbeiten.<br />
In den Kunstkalender Mahlsdorf<br />
2011 haben wir sein Ölgemälde<br />
„Pilgramer Straße 80“, ein Gartenstillleben,<br />
aufgenommen. Es<br />
gehört zu einer kleinen Reihe von<br />
Gemälden und Grafiken, auf denen<br />
der Künstler sein langjähriges<br />
Wohngrundstück abgebildet<br />
hat. Es zeigt eine Gartenecke eines<br />
tätigen Mahlsdorfer Siedlers,<br />
wie sie zu Lebzeiten des Malers<br />
auf vielen Grundstücken anzutreffen<br />
war.<br />
Er hat aber auch andere Themen<br />
der Region künstlerisch gestaltet,<br />
so den Hultschiner Damm am<br />
Gutspark, die Heidemühle, die<br />
Landschaft am Habermannsee,<br />
um nur einige zu nennen.<br />
Besonders hervorzuheben aber ist<br />
das gemeinsam mit der Mahlsdorfer<br />
Kunstglaserin Katharina<br />
Peschel gestaltete Altarfenster in<br />
der Kirchhofskapelle des Waldkirchhofes<br />
in der Rahnsdorfer<br />
Straße, eine stilisierte Jesusdarstellung,<br />
leuchtend in den Farben<br />
und symbolisierend den Geist einer<br />
christlichen Trauerfeier (Fotos:<br />
Kintscher). Heinrich List<br />
schuf dafür die künstlerische Vorlage.<br />
Alle diese Werke weisen ihn<br />
als einen sensiblen, ausdrucksstarken<br />
Künstler aus.<br />
Er ist aber leider nur wenigen<br />
bekannt. Geboren wurde er 1913<br />
in Gießen, hatte an der Kunsthochschule<br />
Karlsruhe Malerei<br />
und Grafik studiert und ist 1945<br />
als Soldat nach Berlin gekommen.<br />
Hier wurde er verwundet,<br />
was ihn allerdings vor längerer<br />
Gefangenschaft bewahrte. Noch<br />
1945 aus sowjetischer Gefangenschaft<br />
entlassen, blieb er in Berlin,<br />
heiratete eine Mahlsdorferin<br />
und nahm in Mahlsdorf seinen<br />
Wohnsitz. An der Pilgramer Straße<br />
baute er sich mit seiner jungen<br />
Frau ein Häuschen aus zum<br />
Wohnen und Arbeiten.<br />
Um den Lebensunterhalt der jungen<br />
Familie zu sichern, arbeitete<br />
er nun vorwiegend als Grafiker<br />
und Gestalter, entwarf Urkunden<br />
und war seit den 1950er Jahren<br />
an der Gestaltung von DDR-Messen,<br />
insbesondere an den sogenannten<br />
landwirtschaftlichen<br />
Lehr- und Leistungsschauen der<br />
DDR in Leipzig-Markkleeberg,<br />
der späteren „agra“, beteiligt.<br />
Weiterhin erfüllte er Aufträge im<br />
Rahmen der staatlich geförderten<br />
baugebundenen Kunst.<br />
Dabei spezialisierte er sich besonders<br />
auf die Glasmalerei sowie<br />
auf Emailarbeiten. Enge Zusammenarbeit<br />
verband ihn dabei<br />
mit der Mahlsdorfer<br />
Kunstglaserin<br />
Katharina<br />
Peschel. Gemeinsam<br />
schufen<br />
sie zum Beispiel<br />
die Glasfenster<br />
im Wappensaal<br />
des Roten<br />
Rathauses in<br />
Berlin. An Heinrich<br />
List erinnern<br />
uns auch<br />
heute noch außer<br />
dem Altarfenster<br />
in der Kirchhofskapelle,<br />
ein<br />
Kruzifix, Leuchter<br />
und eine<br />
Wandplatte im<br />
Gemeindesaal<br />
der Alten Pfarrkirche<br />
in Mahlsdorf,<br />
die er geschaffen<br />
hat.<br />
1975 ist er im<br />
Alter von nur 62<br />
gestorben und<br />
hat auf dem<br />
M a h l s d o r f e r<br />
Waldkirchhof<br />
seine letzte Ruhe<br />
gefunden.<br />
Harald<br />
Kintscher<br />
<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 3<br />
Musiklegenden des Ostens – <strong>jot</strong> w.d.-Serie, Teil 105<br />
In der Juli-<strong>Ausgabe</strong> 2004 begannen wir, Künstler<br />
vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer<br />
Leser – also in den 50er, 60er, 70er und<br />
80er Jahren – Schlagzeilen machten.<br />
Rund 70 Filmmusiken, 13 Musicals,<br />
Operetten und Ballette, mehr<br />
als 600 Schlager und Chansons<br />
und etliche Orchesterwerke<br />
schrieb der Erfolgskomponist. Am<br />
23. August wird er 85 Jahre alt.<br />
1928 wird der erfolgreichste Musical-<br />
und Filmkomponist der<br />
DDR in Chemnitz geboren. Er<br />
wuchs in Dresden in einem musikalischen<br />
Elternhaus auf. Seine<br />
Mutter war Opernsängerin. Schon<br />
als Zehnjähriger beginnt<br />
er zu komponieren und<br />
kleine Theaterstücke zu<br />
verfassen. 1945/46 studiert<br />
er an der Musikhochschule<br />
Dresden<br />
Komposition, doch auf<br />
Wunsch seines Vaters<br />
bricht er das Studium ab.<br />
Er soll Geld verdienen.<br />
Das sollte ihm im Laufe<br />
seines weiteren Lebens<br />
recht gut gelingen, zunächst<br />
bescheiden als<br />
Musiklehrer und Kantor.<br />
Klavier- und Kompositionsunterricht<br />
nimmt er privat in<br />
Chemnitz. 1948 geht er nach Leipzig.<br />
Dort übernimmt Natschinski<br />
mit gerade mal 20 Jahren die Leitung<br />
des Großen Unterhaltungsorchesters<br />
des Leipziger Rundfunks.<br />
Schon damals bringt er etliche<br />
eigene Kompositionen zur<br />
Aufführung. Zwischen 1950 und<br />
52 ist er Meisterschüler bei Hanns<br />
Eisler („Schreiben Sie Gebrauchsmusik,<br />
das ist eine Musik, die gebraucht<br />
wird!“), 1952 wird er für<br />
zwei Jahre Leiter des Großen<br />
Tanz- und Unterhaltungsorchesters<br />
des Berliner Rundfunks und<br />
zieht mit seiner Frau Ingeburg und<br />
Sohn Thomas schon bald nach<br />
Berlin. Ab Mitte der 50-er arbeitet<br />
Natschinski als freischaffender<br />
Komponist und Dirigent. Zu dieser<br />
Zeit schrieb er schon so manchen<br />
Hit für damals namhafte Interpreten<br />
wie Klaus Gross, Brigitte<br />
Rabald, Fred Frohberg („Zwei<br />
gute Freunde“), Sonja Siewert<br />
und Herbert Klein oder Bärbel<br />
Wachholz („Damals“) und Musik<br />
für viele DEFA-Filme.<br />
Mit Beginn der 60-er Jahre komponiert<br />
er zunehmend für das<br />
Musiktheater, schreibt auch sinfonische<br />
Werke. Als Dirigent am<br />
Berliner Metropoltheater gelingt<br />
ihm 1960 eine „DDR-Legende“ –<br />
die Operette „Messeschlager Gisela“,<br />
die in einem VEB, einem<br />
Volkseigenen Betrieb spielt (1998<br />
wird das Stück sogar an der<br />
Neuköllner Oper in Berlin wieder<br />
aufgeführt). Schon damals gehört<br />
In dieser Serie erschienen bisher:<br />
Brigitte Ahrens, Julia Axen, Franz Bartzsch, Arndt<br />
Bause, Olaf Berger, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Bibl,<br />
Holger Biege, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf<br />
Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt<br />
Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Hartmut<br />
Eichler, electra, IC Falkenberg, Ina-Maria<br />
Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer,<br />
Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja<br />
Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg,<br />
Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Peter<br />
Gotthardt, Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf,<br />
Gerd Natschinski<br />
Der Musical-König<br />
er im kleinen Land zu jenen, die<br />
Privilegien genießen. Nach der Premiere<br />
der Operette bekommt er mit<br />
seiner kleinen Familie eine noble<br />
7-Zimmer-Villa in Wendenschloss<br />
zugewiesen. Hier richtet er sich ein<br />
Studio ein, schreibt, ungestört von<br />
der Familie, in seinem Arbeitszimmer.<br />
„Wenn Vater arbeitete, schlichen<br />
wir Kinder auf leisen Sohlen<br />
durchs Haus“, erinnert sich Sohn<br />
Thomas noch heute. Ende der 60-<br />
er wird er Mitglied der Blockpartei<br />
LDPD, ist in den 70-er Jahren Mitglied<br />
der DDR-Volkskammer, erhält<br />
zahlreiche internationale Preise<br />
und drei Mal den Nationalpreis<br />
für Kunst und Literatur der DDR.<br />
Bis Ende vergangenen Jahres war<br />
Gerd Natschinski Präsident der<br />
Dramatiker Union.<br />
Mary Halfkath, Michael Hansen, Monika Hauff/<br />
Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Ruth Hohmann,<br />
Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter<br />
Janik, Uwe Jensen, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer,<br />
Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein,<br />
Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry<br />
Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger, Aurora<br />
Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus<br />
Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela<br />
May, Achim Mentzel, Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby<br />
Munk & Ingo Krähmer, Thomas Natschinski, Omega,<br />
Peter Paulick, Ines Paulke, Jenny Petra, Puhdys,<br />
Wie geht es den Publikumslieblingen von einst<br />
heute? <strong>jot</strong> w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen<br />
unsere Serie in dieser <strong>Ausgabe</strong> mit dem Komponisten<br />
Gerd Natschinski fort.<br />
Den internationalen Durchbruch<br />
schafft der Komponist 1964 mit<br />
dem Musical „Mein Freund Bunbury“,<br />
eines der meist gespielten<br />
deutschen Musicals überhaupt. Bisher<br />
erlebte es europaweit fast<br />
6000 Aufführungen in zehn Sprachen<br />
und 167 Inszenierungen.<br />
Zum 80. Geburtstag des Komponisten<br />
veranstaltete die Musikakademie<br />
Rheinsberg zu seinen Ehren<br />
eine große Musical-Gala unter<br />
dem Motto „Bunbury und seine<br />
Freunde gratulieren“. Großen<br />
Erfolg hatte auch sein Ballett<br />
„Hoffmanns Erzählungen“, das<br />
1986 an der Komischen Oper Premiere<br />
hatte. Zwischen<br />
1986 und 2000 war er<br />
Dirigent beim Westdeutschen<br />
Rundfunk in Köln.<br />
Bekannt ist Natschinski<br />
vor allem mit seinen<br />
Filmmusiken geworden,<br />
etwa für DEFA-Musikfilme<br />
wie „Meine Frau<br />
macht Musik“ (1958),<br />
„Revue um Mitternacht“<br />
(1962), „Reise ins Ehebett“<br />
(1966) und „Heißer<br />
Sommer“ (1968) –<br />
bis heute ein Kultfilm.<br />
Gerd Natschinski ist Vater<br />
von vier Kindern. In seiner ersten<br />
Ehe mit Ingeburg Natschinski<br />
wurden Thomas (1947) und Viola<br />
(1955) geboren. Thomas zählt<br />
zu den bekanntesten Rockmusikern<br />
der DDR und ist heute ein<br />
erfolgreicher Filmkomponist. Mit<br />
seiner zweiten Frau Gundula, ehemals<br />
Sängerin am Metropoltheater,<br />
hat der 85-Jährige ebenfalls<br />
zwei Kinder: Felix (31) und<br />
Lukas (18). Lukas, der mit fünf<br />
Klavier und mit neun Gitarre spielen<br />
lernte, ist mit seinen 18 Jahren<br />
schon ein bekannter Musiker.<br />
Er spielt u.a. in der „Berlin Swing<br />
Band“ und moderiert eine eigene<br />
Talkreihe „Lukas Natschinski und<br />
seine Gäste“. Im Herbst vergangenen<br />
Jahres hatte er dazu Mutter<br />
Gundula und Vater Gerd eingeladen<br />
und begleitete seine Mutter,<br />
die bekannte Filmhits ihres<br />
Mannes vortrug, musikalisch.<br />
1993 hatte Natschinski sich von<br />
Gundula scheiden lassen, lebte<br />
aber nie wirklich getrennt von ihr.<br />
2001 heiratete er sie noch einmal.<br />
Im kommenden Jahr – 50 Jahre<br />
nach seiner Premiere – steht sein<br />
Erfolgs-Musical „Mein Freund<br />
Bunbury“ wieder auf dem Programm<br />
der „Musikalischen Komödie<br />
Leipzig“. Aufführungen<br />
sind u.a. für Juni und Juli geplant.<br />
Ingeborg Dittmann<br />
Abb.: Gerd Natschinski früher<br />
und heute, Plakat des Metropoltheaters,<br />
Aufführung von „Messeschlager<br />
Gisela“. Fotos: Archiv<br />
James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack,<br />
Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, Christian<br />
Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera<br />
Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze,<br />
Hartmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herbert<br />
Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner<br />
Süß, Dina Straat, Theo-Schumann-Combo,<br />
Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz,<br />
Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen<br />
Walter, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg,<br />
Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang<br />
Ziegler.
4 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Großsiedlung<br />
1900 Unterschriften<br />
für eine<br />
„Halle für alle“<br />
Viele Bürgerinnen und Bürger<br />
waren am 16. Juni in den großen<br />
Saal im Freizeitforum Marzahn<br />
gekommen, um ihre Meinung<br />
über die Pläne des Bezirksbürgermeisters<br />
zu äußern.<br />
Fast alle Plätze waren besetzt,<br />
trotz des schönen Wetters. Es<br />
war schnell spürbar, dass viele<br />
Menschen aufgebracht sind.<br />
Lediglich informiert sollten sie<br />
werden, mit zu entscheiden gab<br />
es offenbar nichts mehr.<br />
Einige hatten sich bereits<br />
schriftlich an die BVV und das<br />
Bezirksamt gewandt und wurden<br />
ignoriert. Die Sprecherin<br />
unserer Bürgerinitiative, Frau<br />
Matthias, trug unseren Standpunkt<br />
vor und übergab BVV-<br />
Vorsteherin Kathrin Bernikas<br />
1900 Unterschriften für einen<br />
Einwohnerantrag. Diese müssen<br />
nun vom Bezirksamt geprüft<br />
werden, damit der Antrag<br />
in der Bezirksverordneten-Versammlung<br />
zur Abstimmung<br />
kommt. Wir hoffen, dass dies<br />
bereits im August passiert.<br />
Im Antrag heißt es: „Das Bezirksamt<br />
wird ersucht, dafür<br />
Sorge zu tragen, dass die Mehrzweckhalle<br />
im Freizeitforum<br />
Marzahn uneingeschränkt für<br />
alle Besucherinnen und Besucher<br />
des Hauses als Mehrzweckhalle<br />
und Sportstätte<br />
nutzbar bleibt. Sowohl Vereinsals<br />
auch ungebundener Sport<br />
sollen weiterhin möglich sein.“<br />
In der Diskussion wurde massiv<br />
Kritik an der Standortentscheidung<br />
für die Frauensporthalle<br />
geäußert, gegen ein solches<br />
Projekt an sich gab es nur<br />
wenig Widerstand. Bisher ist<br />
Bürgermeister Stefan Komoß<br />
darauf nicht eingegangen. Er<br />
beschränkt sich darauf, die verständliche<br />
Wut vieler Bürgerinnen<br />
und Bürger zu kritisieren<br />
und als „gesteuert“ abzutun.<br />
Wir fordern ernsthafte Gespräche<br />
mit unserer Bürgerinitiative<br />
und den Nutzerinnen und Nutzern<br />
des Hauses über die Zukunft<br />
der Mehrzweckhalle, einen<br />
wirklichen Kompromiss zur Nutzung<br />
der Halle und dass die Sorgen<br />
und Interessen der Bürgerinnen<br />
und Bürger nicht ignoriert<br />
werden. BI „Halle für alle“<br />
Abriss der Galerie M<br />
beschlossen<br />
Marzahn – Die Wohnungsbaugesellschaft<br />
degewo und das Bezirksamt<br />
haben weitere Gespräche<br />
über die Wiedereinrichtung<br />
einer Kunstgalerie und eines<br />
Bürgeramtes in einem Neubau<br />
am Standort Marzahner Promenade<br />
13 (ehemalige Galerie M)<br />
aufgenommen. Der Standort an<br />
der Marzahner Promenade ist<br />
„stadtentwicklungspolitisch von<br />
herausragender Bedeutung“,<br />
heißt es in einer Mitteilung. Er<br />
biete mit seiner ÖPNV-Anbindung<br />
beste Voraussetzungen für<br />
eine zukünftige Nutzung. Damit<br />
dürfte der Abriss des alten Galerie-Gebäudes<br />
nicht mehr zu<br />
verhindern sein. RN<br />
Im 5. Stock wohnt Albert Einstein<br />
Fassadenkunst überraschte Mieter und Passanten der Märkischen Karrees<br />
Marzahn – Ende Mai fielen die<br />
ersten Hüllen, sprich: Die Gerüste<br />
wurden zurückgebaut und gaben<br />
den Blick auf Hausansichten<br />
frei, wie sie in dieser Wohnanlage<br />
der Berlin-Brandenburgischen<br />
Wohnungsbaugenossenschaft<br />
(BBWBG) mit vier Höfen und gut<br />
1430 Wohnungen überhaupt nicht<br />
zu erwarten waren. Kahle, an die<br />
sechs Etagen senkrecht reichende<br />
graue Wände haben sich in<br />
gutbürgerliche, repräsentative<br />
Fassaden verwandelt, die sofort<br />
als Blickfang wirkten und bei den<br />
Leuten ein Lächeln auslösten<br />
oder von ihnen mit einem wohlwollenden<br />
Nicken „gegrüßt“ wurden.<br />
Noch immer kommt kaum<br />
jemand an den vier „Schäften“,<br />
wie sie die Genossenschaft nennt,<br />
vorbei, ohne beim Zwischenstopp<br />
den Blick schweifen zu lassen.<br />
Die Fassadenmalerei an der Märkischen<br />
Allee 334, 348, 362 und<br />
376 ist die Krönung eines Bauvorhabens<br />
der BBWBG, das nicht<br />
nur im Karree mit wachem, zuversichtlichem<br />
Interesse, sondern<br />
auch mit Skepsis und Zweifel<br />
begleitet wurde. Warum? Die genannten<br />
Adressen sind sogenannte<br />
Eckbauten, die aufgrund ihrer<br />
Konstruktion und ihres baulichen<br />
Zuschnitts im Gegensatz zu den<br />
anderen Aufgängen der sechsgeschossigen<br />
Häuser nicht mit<br />
einem Fahrstuhl an der Außenhaut<br />
nachgerüstet werden konnten.<br />
Gerade dort aber befinden<br />
sich die größten Wohnungen (vier<br />
und fünf Räume), die schon mit<br />
Fahrstuhl nicht einfach zu vermieten<br />
sind.<br />
Die BBWBG entschloss sich deshalb,<br />
auf ungewöhnliche Weise<br />
die Attraktivität der fraglichen<br />
Wohnungen zu erhöhen. Statt eines<br />
Fahrstuhls wurden Doppelbalkone<br />
(je zur Hälfte verglast<br />
bzw. offen) übereinander auf die<br />
Hellersdorf – Kaum zu glauben:<br />
Bereits zum 19. Mal lädt die<br />
Wohnungsbaugesellschaft Stadt<br />
und Land zum „Balkonkino“ auf<br />
den Cecilienplatz ein. Zur Eröffnung<br />
am 26. Juli heizte erst einmal<br />
die Partyband „Hot and Fire“<br />
mit Hits und Stimmungsliedern<br />
ein, ehe sich die vielen Zuschauer<br />
beim herausragenden Streifen<br />
„Ziemlich beste Freunde“ amüsierten.<br />
Dass es sich beim Balkon-Kino<br />
um eine Veranstaltung der Art<br />
„umsonst & draußen“ handelt, hat<br />
sich mittlerweile in ganz Berlin<br />
und sogar im Umland herumgesprochen.<br />
Nicht wenige Zuschauer<br />
kommen aus anderen Bezirken<br />
oder Nachbargemeinden. Viele<br />
bringen nicht nur ihren Klappstuhl<br />
mit, sondern auch Essen und<br />
Getränke in Picknickkörben bzw.<br />
Kühltaschen. Letztere sind bei<br />
Temperaturen um die 30 Grad<br />
selbst am Abend unverzichtbar.<br />
Ganz oben an der Märkischen Allee 376 schaut Einstein aus dem<br />
Fenster, an Nr. 348 zieren „französische Balkone“ die einst graue<br />
Fassade. Im Detail erinnern die Malereien an das einst mit großem<br />
Tamtam vorgestellte „Europa-Viertel“ im Hellersdorfer Karree (Tangermünder<br />
Straße), das dann jämmerlich einging und seither traurig<br />
seiner Verwirklichung harrt.<br />
Fotos: Preußing<br />
Außenwand montiert. Die Prokuristin<br />
der Genossenschaft, Jutta<br />
Zwick, erklärt: „Die vier Schäfte<br />
der neuen Anlage zeigen Balkone<br />
verschiedener Baustile. Durch<br />
die etwas andere Gestaltung wollen<br />
wir Diskussionen anregen und<br />
die Aufmerksamkeit auf diese<br />
neuen, einzigartigen Balkone lenken.“<br />
Die Einzigartigkeit besteht<br />
u.a. darin, dass diese Loggien<br />
sowohl aus den Wohnzimmern als<br />
auch aus den Schlafzimmern – als<br />
Beispiel – betreten werden können.<br />
Jutta Zwick verweist aber<br />
auch darauf, dass die bei der<br />
Montage entstandenen grauen<br />
Wände an der Nordseite einen<br />
Hintersinn haben: „So, wie jetzt<br />
die Balkone errichtet worden<br />
sind, besteht nach wie vor die<br />
Möglichkeit, in späteren Jahren<br />
auch vor diese Aufgänge noch einen<br />
Aufzug zu bauen. Bis dahin<br />
erfreuen sich hoffentlich viele an<br />
der interessanten Gestaltung,<br />
kommen über dieses Thema mit<br />
den Nachbarn ins Gespräch und<br />
vorbei fahrende oder spazierende<br />
Bürger nehmen unsere Häuser<br />
als etwas Besonderes wahr.“<br />
An der Märkischen Allee 376<br />
schaut Albert Einstein aus dem<br />
Fenster des imaginären 5. Stocks.<br />
Er hat gut lachen, denn in der ersten<br />
wirkt das Service-Team der<br />
BBWBG: „Was dieser inspiriert,<br />
wird von jenen hier serviert.“ Alles<br />
ist relativ.<br />
Unterdessen haben die Maler<br />
dem letzten Schaft einen passenden<br />
Anstrich gegeben. Die Firma<br />
GRACO wurde 2011 durch die<br />
Berliner Maler- und Lackierer-Innung<br />
im Wettbewerb um den<br />
Deutschen Fassadenpreis ausgezeichnet<br />
und vertritt den Anspruch,<br />
mit visuellen Konzepten<br />
Lebensräume aufzuwerten. Den<br />
praktischen Beleg für diese „urbane<br />
Lebensraumgestaltung“<br />
kann man an der Märkischen Allee<br />
begutachten. Ein entgegengesetztes<br />
Bild bietet sich dem Betrachter<br />
im Osten des Stadtteils.<br />
Seit 2010 erwarten die Mieter der<br />
DEGEWO-Wohnschlange an der<br />
Golliner und der Havemannstraße<br />
(Schorfheideviertel), dass die<br />
Balkonmodernisierung nach drei<br />
Jahren endlich erfolgreich vollzogen<br />
ist.<br />
Jetzt deutet sich an, was damit<br />
verbunden sein wird. Architekt<br />
Hühnlein von der Firma Statt-<br />
Reisen, der vor Jahren Wanderungen<br />
vom S-Bahnhof Marzahn zur<br />
Straßenbahnwendeschleife Ahrensfelde<br />
leitete, ließ zuweilen<br />
schmunzelnd wissen: „Der Architekt<br />
liebt die Farbe seines Materials.<br />
Und Beton ist nun mal<br />
grau.“ So gesehen könnte das<br />
Schorfheideviertel bald ein Dorado<br />
für einschlägige Architekten<br />
werden.<br />
T. Preußing<br />
Mit Klappstuhl und Picknickkorb<br />
Hellersdorfer und ihre Gäste amüsierten sich beim ersten Balkon-Kino des Jahres<br />
Marita, Peter und Mark sind gut ausgerüstet extra aus Adlershof zum<br />
Balkonkino auf den Cecilienplatz nach Hellersdorf gekommen. Für<br />
die drei ist es eine Premiere. Angelockt wurden sie „von der Verwandschaft“,<br />
die hier im Dreh wohnt.<br />
Foto: Nachtmann<br />
Doch auch wer ohne eigenen Proviant<br />
erscheint, muss weder hungern<br />
noch dürsten. Der Veranstalter<br />
hat dafür gesorgt, dass Bratwurst,<br />
Steak und Getränke zu<br />
sehr freundlichen Preisen (z.B.<br />
Bratwurst und Bier jeweils 1,50<br />
Euro) angeboten werden.<br />
Wer selbst noch keinen passenden<br />
Sitz hatte, konnte bei einer<br />
Verlosung einen von drei „Regie-<br />
Stühlen“ gewinnen.<br />
Im August gibt es noch drei Veranstaltungen.<br />
Am 2.8. übt Daniel<br />
Craig als James Bond den<br />
„Skyfall“ (Musik: Station 3), am<br />
9.8. sorgt die Komödie „Willkommen<br />
bei den Sch’tis“ für Lachsalven<br />
(Musik: Wilk and Friends),<br />
am 16.8. klingt die Saison mit der<br />
deutschen Komödie „What a<br />
Man“ mit Matthias Schweighöfer<br />
nach dem musikalischen Auftritt<br />
der Gruppe „Centric“ aus. Konzertbeginn<br />
19, Filmstart jeweils<br />
gegen 21 Uhr. R. Nachtmann
Kleinsiedlung<br />
Mahlsdorf – Mittels eines neuen<br />
Bebauungsplanes will das Bezirksamt<br />
die seit gut fünf Jahren geplante<br />
Errichtung eines riesigen Porta-<br />
Möbelmarktes an der Pilgramer Straße<br />
möglich machen. Dazu wird das<br />
bestehende (nicht abgeschlossene)<br />
B-Planverfahren beendet, um gleichzeitig<br />
ein neues in Gang zu setzten,<br />
das die planerisch umstrittene Maßnahme<br />
rechtlich absichert. Die Unterlagen<br />
liegen mittlerweile dem<br />
Ausschuss für Wirtschaft und Stadtentwicklung<br />
vor, der sie auf seiner<br />
nächsten öffentlichen Sitzung beraten<br />
will. Darin heißt es u.a.: „Wegen<br />
zwischenzeitlich veränderter privater,<br />
hier wirtschaftlicher, Interessen<br />
ist das auf dem damaligen städtebaulichen<br />
Leitbild aufbauende Planungsziel<br />
– zur Sicherung von Gewerbe<br />
und Wohnen – hinfällig ge-<br />
Mahlsdorf – Der Quasi Kunstverein<br />
präsentiert vom 9. August<br />
bis zum 20. September im Kunsthaus<br />
Flora, Florastraße 113, eine<br />
Ausstellung von Nico Grasselt.<br />
Die Vernissage findet am 9. August,<br />
19 Uhr, statt. Die Einführung<br />
übernimmt Ulrich Uffrecht,<br />
Alles für das Wohl des Volkes<br />
Ein weiterer Möbelhändler soll an der B1 angesiedelt werden<br />
worden. Inmitten des Plangebiets<br />
soll nunmehr ein großflächiger<br />
Möbelfachmarkt mit ca. 49.000 Quadratmetern<br />
Verkaufsfläche angesiedelt<br />
werden.“ Der neue B-Plan soll<br />
auch den Auswirkungen des Möbelfachmarkts<br />
auf Umwelt und Umgebung<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Bereits im Jahr 2008 trat Porta an<br />
das Bezirksamt mit der Absicht heran,<br />
an der Pilgramer Straße einen<br />
Möbelfachmarkt zu errichten. Zunächst<br />
mussten jedoch das von der<br />
Senatsverwaltung erstellte „Fachmarktkonzept<br />
Berlin“ und das Gutachten<br />
„Entwicklung des Einzelhandels<br />
am Straßenzug der B 1/5 zwischen<br />
Blumberger Damm und Stadtgrenze<br />
in Berlin Marzahn-Hellersdorf“<br />
der Baasner Stadtplaner GmbH<br />
abgewartet werden. Beides und auch<br />
das überarbeitete Zentrenkonzept des<br />
Risse und Spuren im Material<br />
Abstrakte Kunst von Nico Grasselt im Kunsthaus Flora<br />
den musikalischen Rahmen gestaltet<br />
Deidre Tunney aus Irland.<br />
2009 präsentierte der Künstler<br />
erstmalig seine abstrakte Kunst,<br />
seither kann er auf zahlreiche<br />
Ausstellungen und Kunstprojekte<br />
verweisen. Die Ausstellung im<br />
Kunsthaus gibt einen Überblick<br />
<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 5<br />
Bezirks liegen nun vor. In die Erarbeitung<br />
des neuen B-Plans sollen<br />
auch „die Bewältigung des Ausgleichs<br />
von Eingriffen in Natur und<br />
Landschaft ebenso wie die Bewältigung<br />
zu erwartender bodenrechtlicher<br />
Spannungen und Konflikte zu<br />
den an das Vorhabengrundstück angrenzenden<br />
Flächen“ berücksichtigt<br />
werden. Insbesondere die Bewohner<br />
der kleinen Siedlung „Apfelgarten“<br />
dürften mit Sorge auf den „Klopper“<br />
vor ihren Häusern sehen, ganz abgesehen<br />
vom massiven Pkw-Verkehr,<br />
der den jetzt schon erheblichen<br />
Lärmpegel auf der B 1/5 noch weiter<br />
in die Höhe schnellen lassen<br />
wird.<br />
Von Vorteil dürfte sich da erweisen,<br />
dass das Vorhaben zwingend einer<br />
Umweltverträglichkeitsprüfung zu<br />
unterziehen ist. Ganz abgesehen davon,<br />
dass „Planungsüberlegungen<br />
zur Entwicklung von großflächigen<br />
Handelsbetrieben zwischen Bahnaußenring<br />
und Stadtgrenze außerhalb<br />
der Zentren Biesdorf und Mahlsdorf<br />
zunächst den Ausschüssen für Stadtentwicklung<br />
und Umweltschutz und<br />
für Wirtschaft, Betriebe und Technologie<br />
zur Erörterung vorgelegt<br />
werden“ müssen, findet auch die gesetzlich<br />
vorgeschriebene Beteiligung<br />
der Öffentlichkeit statt. Auch dabei<br />
können Bedenken und Einwände<br />
vorgebracht werden. Interessenten<br />
finden die Unterlagen auf der<br />
Internetseite des Bezirksamts oder<br />
wenden sich an den Bezirksverordneten<br />
ihres Vertrauens. Der Ausschuss<br />
tagt am 13. August, 18 Uhr,<br />
im Alten Rathaus Marzahn, Helene-<br />
Weigel-Platz 8, Raum 2017.<br />
Ralf Nachtmann<br />
über fünf Jahre abstrakte Malerei<br />
und die unkonventionellen<br />
Kunstobjekte des Künstlers. Nico<br />
Grasselt nutzt spezielle Kratzund<br />
Gravurtechniken, so dass auf<br />
wieder verwerteten Holz- und<br />
anderen Oberflächen tiefe Einschnitte,<br />
Risse und Spuren entstehen,<br />
wie das abgebildete „Mehrteilige<br />
Ensemble“ zeigt. Verwendung<br />
finden Acryl-, Öl- und Lackfarben.<br />
Die Ausstellung kann<br />
Montag, 9-15 Uhr. Dienstag und<br />
Mittwoch 11-18 Uhr. Donnerstag/<br />
Freitag 9-16 Uhr besichtigt werden.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
Podiumsdiskussion<br />
vor der Wahl<br />
Mahlsdorf – Am 8. August, 19<br />
Uhr, lädt der Bürgerverein Mahlsdorf-Süd<br />
zu einer Podiumsdiskussion<br />
in die Kiekemal-Schule,<br />
Hultschiner Damm 129, ein. Thema:<br />
„Der demografische Wandel<br />
– Problem und Chance“. Als Gäste<br />
sind die Direktkandidaten des<br />
Wahlkreises 85 (Marzahn-<br />
Hellersdorf) eingeladen: Monika<br />
Grütters (CDU), Petra Pau (Die<br />
Linke), Iris Spranger (SPD), Stefan<br />
Ziller (Bündnis 90/Die Grünen),<br />
Tom Wesener (FDP), Björn<br />
Glienke (Die Piraten). Die Moderation<br />
übernimmt die Journalistin<br />
Petra Schwarz. I.D.<br />
Geburtstagsparty<br />
Mahlsdorf – Am 16. August,<br />
15 Uhr, lädt das Stadtteilzentrum<br />
Pestalozzi-Treff, Pestalozzistraße<br />
1 A, anlässlich seines<br />
9. Geburtstages zu einem großen<br />
Sommerfest ein. Mit buntem<br />
Programm, Musik, Kaffee<br />
und Kuchen und Grillwürstchen.<br />
Eintritt frei. I.D.<br />
Familiennachmittag<br />
im Schloss<br />
Biesdorf – Am 18. August, 14<br />
bis 18 Uhr, lädt Schloss Biesdorf,<br />
Alt-Biesdorf 55, wieder zum<br />
Familiennachmittag bei Kaffee<br />
und Kuchen ein. 14 Uhr beginnt<br />
eine Märchenlesestunde mit Ilona<br />
Pohl, im Kreativstudio kann<br />
gebastelt werden. Das Puppen-<br />
Musik-Theater mit Martin Lenz<br />
zeigt 16 Uhr „Hans im Glück“.<br />
Eintritt 4, Kinder 2,50 Euro. I.D.<br />
Grundwasserstand<br />
gesunken<br />
Kaulsdorf – Die Grundwasserstände<br />
lagen im vergangenen<br />
Jahr 20 bis 70 Zentimeter<br />
niedroiger als noch 2011. Das<br />
geht aus der Antwort der<br />
Senatsumweltverwaltung auf<br />
eine Anfrage des Abgeordneten<br />
Alexander J. Herrmann hervor.<br />
Pankow – Bei anderen mag die längste<br />
Buchreihe in der Hausbibliothek<br />
einem gewissen Konsalik vorbehalten<br />
sein – bei mir sind es die Schriften<br />
des Schriftstellers, Journalisten<br />
und Feuilletonisten Heinz Knobloch.<br />
Angefangen mit seinem Standardwerk<br />
„Vom Wesen des Feuilletons“<br />
(1961). Doch das ist auch das einzige<br />
„theoretische Werk“ von Kno -<br />
eine Erinnerung an meine Studentenzeit<br />
in Leipzig, als ich Heinz<br />
Knobloch persönlich kennen lernen<br />
durfte. Natürlich sind es all seine<br />
Feuilleton- und Geschichtenbände,<br />
etwa 50 an der Zahl, die uns viel von<br />
dem Menschen Heinz Knobloch erzählen,<br />
obwohl er in seinen mehr als<br />
1600 Feuilletons ja eher über die anderen<br />
reflektiert. Menschen wie Du<br />
und ich, Nachbarn. Oder über „Meine<br />
liebste Mathilde“ oder „Herr Moses<br />
in Berlin“, nur zwei Namen, die<br />
kaum einer kannte und die der Autor<br />
der Vergessenheit entriss.<br />
Von Kno, der vor mehr als 40 Jahren<br />
Späte Ehrung<br />
Gedenktafel für den Feuilletonisten Heinz Knobloch<br />
meine ersten Feuilletonversuche begutachtete,<br />
lernte ich, was es heißt,<br />
„auf Glatzen Locken zu drehen“, so<br />
ganz unangestrengt, wie beiläufig, Alltägliches<br />
zu erzählen. Geschichten, die<br />
„am Wegesrand“ liegen, man muss sie<br />
nur „Mit beiden Augen“ sehen. Und<br />
so aufschreiben, als erzählte man sie<br />
einem Nachbarn.<br />
Als ich las, dass die Historische Kommission<br />
zu Berlin am 24. Juli zur Enthüllung<br />
einer der rar gesäten „Berliner<br />
Gedenktafeln“ zu Ehren des<br />
Schriftstellers einlud, überlegte ich,<br />
was der Anlass sein könnte. Und ich<br />
erinnerte mich an meinen Artikel in der<br />
<strong>jot</strong> w.d. „Statt eines Nachrufes, zum<br />
Tod des Berliner Feuilletonisten“ – als<br />
wäre es erst gestern gewesen. Ich<br />
musste weit zurück blättern. Am 24.<br />
Juli <strong>2013</strong>, als die Gedenktafel an dem<br />
Haus in der Masurenallee 4, wo der<br />
Schriftsteller seit 1957 lebte, enthüllt<br />
wurde, war der 10. Todestag von Kno.<br />
In den großen Medien nahm kaum jemand<br />
Notiz davon. Lediglich zwei<br />
kleinere Notizen in der „Berliner Morgenpost“<br />
waren zu finden. Und Artikel<br />
im „Ossietzky“. Auch das Kulturradio<br />
erinnerte. Nun, Knos „Haus- und<br />
Magenblatt“, die „Wochenpost“, gibt<br />
es längst nicht mehr, „abgewickelt“<br />
kurz nach der Wende. Hier wurde er<br />
1957 Feuilletonchef. Zuvor war er für<br />
Rätsel, Denksport und Humor zuständig.<br />
Denksport, Humor – das passte<br />
zu ihm. 1000 Feuilletons hat er zwischen<br />
1968 und 1988 in der Wochenpost<br />
unter dem Titel „Mit beiden Augen“<br />
veröffentlicht, illustriert von<br />
Wolfgang Würfel. Nicht eine Woche<br />
ließ er in den 20 Jahren aus, erzählen<br />
ehemalige Kollegen. Sein Feuilleton<br />
las ich stets zuerst, wenn ich die<br />
„Wopo“ zur Hand nahm. Man kann die<br />
Beiträge übrigens heute noch nachlesen,<br />
im gleichnamigen Büchlein.<br />
Für Gedenktafeln, die an besondere<br />
Berliner Bürger erinnern, hat sich der<br />
Schriftsteller stets eingesetzt. Nun hat<br />
er selbst eine, aus weißem königlichpreußischem<br />
Marmor. Und die Grünanlage<br />
vor seinem Haus in Pankow<br />
heißt seit seinem 80. Geburtstag<br />
„Heinz Knobloch Park“, auch hier<br />
gibt es einen Gedenkstein mit seinem<br />
Namen und Konterfei. Mit seinem<br />
Ausruf „Misstraut den Grünanlagen!“<br />
aus „Herr Moses in Berlin“<br />
verwies Kno vor rund 35 Jahren auch<br />
auf das weitgehende Verschwinden<br />
der jüdischen Geschichte aus dem öffentlichen<br />
Raum. Zumindest auf diese<br />
Grünanlage an der Masurenallee<br />
trifft sein inzwischen fast geflügeltes<br />
Wort nicht zu. Die Erinnerung an<br />
Heinz Knobloch wird bleiben.<br />
Gemäß seinem Wunsch wurde Heinz<br />
Knobloch im Familiengrab in seiner<br />
Heimatstadt Dresden begraben. Das<br />
Programm für seine eigene Trauerfeier<br />
hatte er sorgsam bereits 1990<br />
zusammengestellt. Am Ende ein Zitat<br />
von Harry Rowohlt: „Nun wollen<br />
wir ein wenig weinen, und dann wieder<br />
frisch ans Werk!“ Das hätte auch<br />
von Kno stammen können.<br />
Ingeborg Dittmann
6 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> spezial: tff <strong>2013</strong><br />
Rudolstadt – Dass es Jahr für Jahr<br />
gelingt, selbst dauerhafte Beobachter<br />
des TFF zu überraschen, ist eines<br />
der Wunder von Europas größten<br />
Festival für Tanz, Roots und<br />
Weltmusik. Waren es im vergangenen<br />
Jahr etwa die vielfältigen Beiträge<br />
der (bei uns weitgehend unbekannten)<br />
Völker Chinas oder das<br />
unvergleichliche Gesangsquartett<br />
„Kraja“ auch Nordschweden (als<br />
ob die Engel selbst singen), so sind<br />
in diesem Jahr zunächst die „Blind<br />
Boys of Alabama“. Und da merkte<br />
man erst, dass es noch nie klassische<br />
Gospelmusik (Volksmusik im<br />
wahrsten Sinne) zu hören gab. Die<br />
sechs Herren aus dem tiefen Süden<br />
der USA brillierten mit vielstimmigem<br />
Satzgesang, wie er in Europa<br />
nur noch selten zu erleben ist. Zu<br />
viel Pop-Musik hat sich bei uns<br />
dreingemengt, zu viel „weiße“<br />
Unterhaltungskunst. Diese Burschen<br />
jedoch (alles ältere Herren),<br />
gaben nicht den „Onkel Tom“, sondern<br />
das „Vorbild“ für all die wütenden<br />
farbigen Amerikaner von<br />
James Brown bis Malcolm X.<br />
Ein weiterer staunenswerter Höhepunkt<br />
war der Auftritt der erst 28-<br />
jährigen Fado-Sängerin Carminho,<br />
die ein unvergleichliches Programm<br />
mit den Thüringer Symphonikern<br />
erarbeitet hatte. Diese<br />
junge Sängerin wird noch sehr viel<br />
von sich reden machen, bereits ihr<br />
Debut-Album erreichte in kürzester<br />
Zeit Platin-Status (250 000 verkaufte<br />
Tonträger). Bei ihrem Vortrag<br />
im Schlosshof der Heidecksburg<br />
herrschte teils atemlose<br />
gebannte Stille. Und falls der eine<br />
Der Klang brechender Herzen<br />
Das 23. Tanz- und Folkfest überraschte – doch es droht Beliebigkeit<br />
oder andere Zuschauer plötzlich ein<br />
eigenartiges Geräusch zu vernehmen<br />
glaubte, so war es keineswegs<br />
ein Lapsus der Tontechniker. Es<br />
war der Klang brechender Herzen.<br />
EINZIGARTIGE KULTUR<br />
liche noch arabische Vergleichsmuster<br />
hat) zu Gehör brachte und<br />
so Augen und Ohren auf eine der<br />
wenigen in Europa noch erhaltenen,<br />
dennoch unter dem kapitalistischen<br />
Diktat des Kulturimperialismus<br />
Noch außergewöhnlicher waren die<br />
„Tenore Gòine di Nuoro“, ein<br />
Männerquartett, das den ältesten<br />
Gesang der Insel Sardiniens (der in<br />
seiner Einzigartigkeit weder westaussterbenden<br />
Regional- und<br />
Volkskulturen lenkte. Diese womöglich<br />
überhaupt älteste Musik<br />
des Mittelmeerraumes war Teil des<br />
diesjährigen Länderschwerpunktes<br />
„Italien“, der zahlreiche künstlerische<br />
Angebote umfasste. Dies ist<br />
umso bemerkenswerter, als dass<br />
Musik aus Italien hierzulande zumeist<br />
nur als Schlager oder in der<br />
Großen Oper bekannt ist. Viel<br />
Freude im Publikum erzeugte auch<br />
das Quintett „I Liguriane“ aus der<br />
namensgebenden Provinz im Nordwesten<br />
des Landes, die kulturell<br />
durchaus auch als Bindeglied nach<br />
Südfrankreich verstanden werden<br />
kann. Die fünf Herren wussten die<br />
Leichtigkeit ihrer Musik mit flotten<br />
Sprüchen zu würzen. Dennoch<br />
stellte sich beim Zuhören irgendwann<br />
die Frage, ob dies jetzt noch<br />
Folk ist oder schon Ethno-Pop.<br />
Und hier offenbart sich auch ein<br />
Dilemma. Beim TFF handelt es<br />
sich um ein Festival „für Alle“, es<br />
kann (auch in seinem quantitativen<br />
Aufwuchs, der im vorigen Jahr nunmehr<br />
gestoppt wurde) den „Puristen“<br />
nur selektiv befriedigen. Die<br />
Volksmusik selbst entwickelt sich<br />
stetig weiter, insofern wäre der Ruf<br />
nach „reiner Ursprünglichkeit“ verfehlt.<br />
Das Festival selbst hingegen<br />
droht mittlerweile in Beliebigkeit<br />
abzugleiten. Das mag auch daran<br />
liegen, dass es in den 23 Jahren seiner<br />
Existenz keinerlei „frisches<br />
Blut“ fand. Wer aber Gruppen wie<br />
die „Jazzpolizei“ (ein kalauerndes<br />
Trio, das zwar für proletarische<br />
Heiterkeit zu sorgen weiß, das aber<br />
auch in jede „Krone der Volksmusik“<br />
oder zu Blödeleien eines Mario<br />
Barth passt) ins Programm<br />
nimmt, wer ein (durchaus gutes)<br />
Leonard-Cohen-Cover-Trio spielen<br />
lässt, diese beiden recht unterschiedlichen<br />
Beispiele mögen genügen,<br />
muss sich auch kritische<br />
Fragen gefallen lassen. Zumindest<br />
gab es in diesem Jahr (anders als<br />
2012, als wir monierten, dass nach<br />
Intervention des Geschäftsträgers<br />
der chinesischen Botschaft die Fahne<br />
Tibets klammheimlich wieder<br />
abgenommen wurde) keine patzigen<br />
Antworten.<br />
POLITBÜROSYNDROM?<br />
An dieser Stelle schrieben wir vor<br />
einigen Jahren unter dem Titel<br />
„Breiter, jünger, poppiger“ lobend<br />
über das TFF. Dass dies sich derart<br />
beschleunigen würde, konnten<br />
wir damals nicht ahnen. Festzuhalten<br />
ist aber, dass in Bereichen, in<br />
denen die Grenzen immer fließender<br />
werden, sich Größe eben erst<br />
durch Fähigkeit und Willen zu klarer<br />
Abgrenzung zeigt. Der Wunsch<br />
nach permanenter Innovation fördert<br />
die Tendenz zur Beliebigkeit.<br />
Unerklärlich, woher dieses<br />
„Politbürosyndrom“, der Drang<br />
zum Nachweis der eigenen Berechtigung,<br />
kommt. Sicher: Die Macher<br />
sind nunmehr länger an der Spitze<br />
als Ulbricht oder Adenauer, als Honecker<br />
oder Kohl. Jetzt aber besteht<br />
die Gefahr, dass sie ihr unvergleichliches<br />
Lebenswerk peu á peu zerstören.<br />
Und das nur, weil es an<br />
Konzentration, Gelassenheit, Mut<br />
zur Abgrenzung und zum Sortieren<br />
(auch räumlich) fehlt. Da mögen<br />
die Dickmänner dieser Welt schreiben,<br />
was sie wollen.<br />
Ralf Nachtmann<br />
Das nächste TFF findet vom 3.<br />
bis 5. Juli 2014 statt. Das „magische<br />
Instrument“ wird dann<br />
der Bass sein (in diesem Jahr die<br />
Flöte), als Land steht Tansania<br />
im Mittelpunkt. Infos und Karten<br />
www.tff-rudolstadt.de<br />
Abb.: Carmo Rebelo de Andrade, die<br />
sich als Sängerin Carminho nennt,<br />
zog die Zuhörer mit ausgezeichnetem<br />
Fado, begleitet von den Thüringer<br />
Symphonikern und drei eigenen Instrumentalisten,<br />
in ihren Bann (oben).<br />
Zum Tanz spielte u.a. der „Niederbayrische<br />
Musikantenstammtisch“ auf<br />
(Mitte links). Erneut wurden vier Weltmusikpreise<br />
„Ruth“ vergeben; einer<br />
ging an der Trio Lao Xao aus Dresden,<br />
das alte vietnamesische Lieder<br />
u.a. mit kammermusikalischen Klängen<br />
aufarbeitet (Mitte rechts).<br />
Unten v.l.n.r.: Mancher Einheimische<br />
und Gast nutzt die Gelegenheit, beim<br />
tff „öffentlich zu üben“ bzw. das Taschengeld<br />
aufzubessern. Die „Riesengeigerin“<br />
zog rund um den Marktplatz<br />
viele Blicke auf sich. Das Musik-Blödel-Trio<br />
„Jazzpolizei“ sorgte für<br />
Lachsalven im Publikum. der texanische<br />
Singe/Songwriter Keegan McInroe,<br />
der sowohl musikalisch als auch<br />
mit seinen Texten in der Tradition der<br />
amerikanischen Protestbewegung der<br />
1960-er Jahre steht, hätte mehr verdient<br />
als nur zwei kleine Auftritte im<br />
Rahmenprogramm.<br />
Fotos: Nachtmann
Blick zum Nachbarn<br />
Hoppegarten – Es gibt Geschichten,<br />
die so wohl nur der Sport<br />
schreiben kann. Ein 18-jähriger<br />
Amateurreiter lässt im hiesig<br />
höchstdotierten Galopp-Rennen<br />
alle gestandenen Profis um Längen<br />
hinter sich und erreitet für den<br />
Besitzer des Pferdes die Siegprämie<br />
von 175 000 Euro. So geschehen<br />
beim 123. Großen Preis von<br />
Berlin am 21. Juli auf der „Rennbahn<br />
im Grünen“, die gerade ihren<br />
145. Geburtstag feiert. Sicherlich:<br />
Beim Siegjockey Dennis<br />
Schiergen handelt es sich mitnichten<br />
um einen heurigen Hasen. Der<br />
Junge war bereits zwei Mal deutscher<br />
Amateur-Champion und<br />
kommt aus der „Pferde-Dynastie“<br />
Schiergen, der momentan sein<br />
Vater Peter als ehemaliger Weltklasse-Reiter<br />
und heutiger Weltklasse-Trainer<br />
vorsteht. Dennoch<br />
gab es ein großes „Hallo“, als der<br />
junge Mann, der garade sein Abitur<br />
machte, auf der Stute (!)<br />
Nymphea durchs Ziel galoppierte.<br />
Lübars/Reinickendorf – Zum „1.<br />
Mittelalter- und Handwerkerspektakel“<br />
wurde für den 6. und 7.<br />
Juli auf die Familienfarm Lübars,<br />
eine beliebte Kinderfreizeitstätte<br />
des Evangelischen Jugendfürsorgewerks<br />
(EJF), eingeladen. Die<br />
Einladungsflyer dafür machen auf<br />
der Rückseite allerdings Reklame<br />
für eine fragwürdige Veranstaltung.<br />
Beliebt sind sie, die Mittelalterspektakel.<br />
Und Spaß macht es<br />
auch, zu erleben,wie eine Welt<br />
ohne Handy, Internet, Computerspiele,<br />
Autos und Eisenbahnen<br />
funktioniert haben könnte. Allerlei<br />
sich wunderlich antiquiert gebendes<br />
Volk gibt oft wirklich das Gefühl<br />
einer Zeitreise in die Ära vor<br />
Martin Luther. „Der Veranstalter<br />
»Zum Germanen« genießt einen<br />
guten Ruf, erfolgreich ist er auch –<br />
das passt in unsere Familienfarm,<br />
das wird bestimmt ein schönes<br />
Fest“, sagte vorher dazu Ulf Scherpelz,<br />
Leiter der EJF-Landhöfe. Der<br />
Flyer in dem Lübarser Kinderbauernhof<br />
verspricht Markt, Lagerleben,<br />
Livemusik, Falken- und<br />
Feuershow und Zauberei.<br />
<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 7<br />
Spannung, Sport und tolle Hüte<br />
Erste Saisonhälfte der Rennbahn brachte gleich mehrere große Überraschungen<br />
Ein Überraschungssieger war Dennis Schiergen. Fotos: Nachtmann<br />
Mittelalter und die schwarze Sonne<br />
Eine Medaille und ihre zwei Seiten: Harmloses Musikfest rechtsextrem unterwandert?<br />
Einen Vorgeschmack bietet der Besuch<br />
im Germanen-Ladengeschäft<br />
an der Reinickendorfer Residenzstraße.<br />
Dort werden neben mittelalterlicher<br />
Kleidung auch „Odin<br />
statt Jesus“-Aufnäher feilgeboten,<br />
ebenso wie T-Shirts mit dem Aufdruck<br />
„Met statt Abendmahl“. Im<br />
Buchregal wartet ein Titel namens<br />
„Heidnisches Europa – Wiederbelebungsperspektiven“<br />
auf seine<br />
Käufer. Skandinavische Götterund<br />
Heldensagen sind in der bereitstehenden<br />
nordischen Edda-Sage<br />
zusammengefasst.<br />
Zu erwerben gibt es zudem ein Buch<br />
über Futhark, die Runensprache,<br />
das diese aus einer neuen Sicht<br />
zu erklären verspricht. Hakenartige<br />
Runen sind in der nationalistischen<br />
Szene beliebt, aber<br />
selbstverständlich können die Runen<br />
nichts für diesen späteren<br />
Missbrauch. Von der Wand lacht<br />
das Plakat einer Band „Heidevolk“.<br />
Als kleinteiliger Halsschmuck<br />
ist ein Thorshammer als<br />
Anhängsel im Angebot, oder ein<br />
Futhark-Schlüsselband.<br />
Kirchenfeindliche Werbung und<br />
Auch Maria Hermann und Tochter<br />
Patrizia nahmen am Hutwettbewerb<br />
beim Ladies Day teil.<br />
bei Rechtsextremen beliebte Erkennungszeichen<br />
bei einem Veranstalter<br />
in einer kirchlichen Immobilie<br />
wäre zunächst nichts als ein kircheninternes<br />
Problem, hätte der Flyer<br />
nicht noch eine Rückseite, ganzseitig<br />
bedruckt mit einer Anzeige. Die<br />
lädt ein zum Bernauer „Under The<br />
Black Sun Festival“, einem Festival<br />
der harten lauten Musikrichtung<br />
„Black Metal“. Black Metal dient<br />
als Genrebegriff für Rockbands mit<br />
satanischen Texten. In neuerer Zeit<br />
tauchen zudem Bands in der Szene<br />
auf, die in ihren Songs heidnische<br />
oder einfach antichristliche Inhalte<br />
Mehr als 10 000 Besucher<br />
lockten die insgesamt acht<br />
Rennen bei bestem Sommerwetter<br />
auf die Bahn,<br />
die mit einigen großformatigen<br />
Foto-Planen und vielen<br />
historischen Abbildungen<br />
im Programmheft auf<br />
ihr eigenes Jubiläum hinwies,<br />
das in einer Saison<br />
stattfindet, die bereits mehrere<br />
Überraschungen bot.<br />
Der erste Renntag am<br />
Ostersonntag fiel gleich<br />
mal dem Winterwetter zum<br />
Opfer. Am 5. Mai gab es<br />
ein echtes „Amazonenrennen“<br />
mit ausschließlich<br />
weiblichen Jockeys in der<br />
Rennserie „Ladies World<br />
Championship“, das die<br />
32-jährige Salima Taleei aus dem<br />
Sultanat Oman für sich entscheiden<br />
konnte. Taleei ist die weltweit<br />
erste arabische Profireiterin<br />
und lebt in Abu Dhabi. Das<br />
„Amazonenreiten“ wird von einem<br />
Mitglied der dortigen Herrscherfamilie<br />
veranstaltet und findet<br />
im Rahmen eines internationalen<br />
Rennfestivals für arabische<br />
Vollblüter statt.<br />
Nur zwei Wochen später glänzten<br />
viele Besucherinnen der Rennbahn<br />
mit meist ausgefallen, teils<br />
gewagten Hutkreationen, die von<br />
einer Jury aus Semi-Prominenten<br />
bewertet wurden. Allein zum Vorjahr<br />
hat sich die Teilnehmerinnenzahl<br />
bei diesem Bewerb auf<br />
930 nahezu verdoppelt. Im sportlichen<br />
Bereich sahen die 8800 Zuschauer<br />
einen packenden Schlusskampf<br />
im nunmehr 42. Oleander-<br />
Rennen, das über die Langdistanz<br />
von 3200 Metern ging. Vorjahressieger<br />
Altano unter Jockey Jozef<br />
Bojko hatte lange Zeit als abgeschlagen<br />
ausgesehen, ehe die beiden<br />
mit einem fulminanten<br />
Schlussspurt die Tribüne<br />
zum Kochen brachten.<br />
Der Renntag am 9. Juni jedoch<br />
fand überraschenderweise<br />
nicht so eine große<br />
Resonanz beim Publikum.<br />
Dabei wurde mit dem<br />
Stutenderby „Diana-Trial“<br />
eines der interessantesten<br />
Rennen der gesamten Saison<br />
geboten. Darüber hinaus<br />
hielt auch dieser Tag<br />
eine saftige Überraschung<br />
parat. Den Sprint über die<br />
Kurzstrecke von lediglich<br />
1000 Metern gewann völlig<br />
unerwartet der vier<br />
Jahre alte Hengst Dabbitse<br />
aus dem Hoppegartener<br />
Rennstall von Trainer<br />
Christian Zschache. Lag es am<br />
englischen Top-Jockey Harry<br />
Bentley, dass sich Sieg-Wetter<br />
über eine Quote von 185 für 10<br />
freuen konnten?<br />
Nun also ist die „längere Hälfte“<br />
verbreiten. Die „schwarze Sonne“<br />
aus übereinandergelegten Hakenkreuzen<br />
gilt zudem als Erkennungszeichen<br />
der rechtsextremen Szene,<br />
doch jene „Black Sun“ im Flyer unterscheidet<br />
sich davon deutlich. Veranstalter<br />
ist eine „Triple Six<br />
Concerts“-Agentur. An der selben<br />
Postadresse hat auch das<br />
Schallplattenlabel „Folter666“ seinen<br />
Sitz, das direkt zur Festivalseite<br />
im Internet verlinkt. Drei mal die<br />
sechs, also 666 lässt als Zahl aus der<br />
Endzeit-Prophezeihung des Johannes<br />
ja jedem Evangelikalen das Blut<br />
in den Adern gefrieren. Drei mal<br />
sechs ist auch 18, unter Rechtsextremen<br />
ein gerne genommenes<br />
Codewort für den ersten und achten<br />
Buchstaben des Alphabets,<br />
„A“ und „H“, für „Adolf Hitler“.<br />
All das kann natürlich Zufall sein.<br />
Aufgeschreckt hat Scherpelz den<br />
Veranstalter angeschrieben. Nach<br />
seiner Auskunft habe Triple Six<br />
Concerts geantwortet, alle Bands<br />
seien frei von rassistischen Inhalten.<br />
Glorifizierung nationalsozialistischen<br />
Gedankenguts würde<br />
geahndet.<br />
der Saison vorüber, noch drei<br />
Renntage stehen ins Haus. Am 11.<br />
August findet erstmalig der<br />
„Great Britain Race Day“ in Hoppegarten<br />
statt. Schirmherr Simon<br />
McDonald, der britische Botschafter,<br />
hofft, „dass viele Berliner<br />
sich für die spannenden Rennen<br />
mit britischem Flair begeistern“<br />
werden und verweist auf<br />
die beiden großen Leidenschaften<br />
seiner Landsleute – Pferderennen<br />
und eben Wetten. Am 7. September<br />
und am 3. Oktober wird die<br />
Saison komplettiert. Alle drei<br />
Renntage bieten Sprintstrecken<br />
zwischen 1200 und 1400 Metern<br />
auf gerader Bahn, am Schlusstag<br />
wird zum 23. Mal um den „Preis<br />
der Deutschen Einheit“ geritten.<br />
Dem Besitzer des Siegpferdes<br />
winken 85 000 Euro.<br />
Wie hoch der Preis der deutschen<br />
Einheit im übertragenen Sinne<br />
ist, erfahren wir knapp zwei Wochen<br />
zuvor – bei der Wahl zum<br />
Bundestag. R. Nachtmann<br />
Mit großen Postern zeigt die Rennbahn Bilder aus der Geschichte.<br />
So genau haben die dreifachen Sechser<br />
da offenbar nicht geschaut, denn<br />
gleich mehrere der 18 teilnehmenden<br />
Musikgruppen werden in einschlägigen<br />
Foren oder im<br />
Internetlexikon Wikipedia als eindeutig<br />
rechtsextrem verortet. „Das<br />
Festival ist bekannt dafür, dass da<br />
ab und zu braune Bands auftreten“,<br />
bemerkt Robert Lüdecke von der<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der<br />
antirassistischen Amadeu Antonio-<br />
Stiftung.<br />
„Wir können als Basis für Entscheidungen<br />
nicht irgendwelche möglicherweise<br />
fragwürdigen Internetrecherchen<br />
nehmen“, gibt Scherpelz<br />
zu bedenken. „Wir haben uns<br />
Stellungnahmen eingeholt, beim<br />
Landeskriminalamt und den Ordnungsämtern<br />
Pankow und Reinickendorf,<br />
wir haben uns CDs<br />
angehört, wir können da nicht<br />
Wikipedia und Google fragen“. Der<br />
Germane sei unverdächtig, und<br />
Triple Six hätten geantwortet. Vor<br />
diesem Hintergrund habe man sich<br />
entschieden, das Mittelalterspektakel<br />
wie geplant durchzuführen.<br />
Henson Stehling
8 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Kultur & Freizeit<br />
Tipps und Termine<br />
Musikalische<br />
„Pasta Italiana“<br />
Biesdorf – Italienische Arien, neapolitanische<br />
Lieder, Chansons und Pianomusik<br />
mit Jeanette Rasenberger (Gesang)<br />
und Andreas Wolter (Pianist, Komponist,<br />
Organist) sind am 4. August, 11<br />
Uhr, in Schloss Biesdorf zum Schlosskonzert<br />
zu hören. Eintritt 8, ermäßigt 6<br />
Euro. Am 19. August, 19 Uhr, ist an gleicher<br />
Stelle ein Vortrag zum Thema „Die<br />
ehemalige Heeresversuchsanstalt Peenemünde“<br />
(im Bild der Prüfstand VII mit<br />
Raketenabschussplatz vor seiner Zerstörung<br />
durch alliierte Bomber; Foto: Archiv)<br />
zu erleben. Eintritt 4 Euro.<br />
Zur „Plauderei am Kamin“ lädt das Haus<br />
am 21. August, 16 Uhr, ein. Moderator<br />
Detlef Bruns begrüßt die Sängerin Martha<br />
Pfaffeneder. Eintritt 4 Euro. Der Historiker<br />
Bernd Maether spricht am 28.<br />
August, 16 Uhr, über die Geschichte des<br />
Berliner Schlosses und das künftige<br />
Humboldt-Forum. Eintritt 3 Euro. I.D.<br />
Galeriefrühstück<br />
Lichtenberg – Der Maler der deutschen<br />
Frühromantik, Philipp Otto Runge, steht<br />
am 28. August, 10 Uhr, im Studio Bildende<br />
Kunst im Mittelpunkt eines Bilder-Vortrages<br />
von Jörg Bock. Eintritt<br />
5,50 Euro (inklusive Frühstück). John-<br />
Sieg-Straße 13, Tel. 553 22 76. I.D.<br />
Algerien im Salon<br />
Hohenschönhausen – Zum „Hohen Salon<br />
Algerien“ lädt der „Kulturring“ am 23.<br />
August, 19.30 Uhr, in das Humboldt-Haus,<br />
Warnitzer Straße 13 A, ein. Durch den<br />
musikalisch-literarischen Abend mit landestypischen<br />
Speisen führt Alina Martirosjan-Pätzold.<br />
Eintritt 15 Euro (inkl. Essen).<br />
Anmeldung Tel. 55 322 76. I.D.<br />
Vernissage im FFM<br />
Marzahn – Zum Fotostammtisch und der<br />
Personalausstellung von Lutz Liebe lädt<br />
die Gesellschaft für Fotografie am 20.<br />
August, 19 Uhr, ein. Eintritt frei. Am 24.<br />
August, 14 Uhr, eröffnet die Gesellschaft<br />
am gleichen Ort die Ausstellung „XXL-<br />
Inszenierungen“ von Kahen Grace, die bis<br />
zum 17. Oktober zu sehen sein wird. I.D.<br />
Dixieland im Café<br />
Mahlsdorf – Nicht nur mit leckerem Kuchen<br />
und Eis, sondern auch mit kulturellen<br />
Veranstaltungen hat sich das Café<br />
Jaenichen am Hultschiner Damm 21 bereits<br />
einen guten Namen gemacht (siehe<br />
<strong>jot</strong> w.d. 7/<strong>2013</strong>). Die 3. Lesung „Kunst<br />
und Kultur“, startet im Café Jaenichen,<br />
Seestraße/Ecke Hultschiner Damm am<br />
13. August, 19 Uhr. Im „Dixielandclub“<br />
ist das Green Onions Jazzensemble der<br />
Musikschule Marzahn-Hellersdorf zu<br />
Gast. Mit Jazz, Funk und Soul begleiten<br />
sie Autoren aus unserer Region. Info und<br />
Anmeldung Tel. 566 63 54. I.D.<br />
Das „Gespenst“ ist wieder da<br />
Spannender „Spuk“ mit Rolf Becker im FFM-Gewölbe von Marzahn<br />
Marzahn – Das Gesellschaftspolitische<br />
Forum Marzahn-Hellersdorf<br />
lädt am 24. August zu einer<br />
DenkMalTour „Marzahn unterm<br />
Hakenkreuz“ ein. Der Stadtspaziergang<br />
wird in Alt-Marzahn<br />
beginnen und am Parkfriedhof<br />
Marzahn enden.<br />
Im alten Dorf Marzahn hatte nahezu<br />
jeder Bauer Zwangsarbeiter<br />
beschäftigt. Bestattet wurden diese<br />
auf dem Parkfriedhof Marzahn,<br />
wo dann in den 1950er Jahren verschiedene<br />
Gedenksteine und -orte<br />
für die Opfer geschaffen wurden.<br />
DEFA-Geschichten<br />
Literarischer Kaffeeplausch in der Ehm-Welk-Bibliothek<br />
Hellersdorf – War die DEFA<br />
eine Aktiengesellschaft oder ein<br />
VEB? Warum musste die Filmgesellschaft<br />
nach fast einem<br />
halben Jahrhundert vor 20 Jahren<br />
aus dem Handelsregister<br />
gestrichen werden? Wieso waren<br />
die Kurzfilm-Sketche der<br />
„Stacheltier“- Reihe beliebter<br />
als die Hauptfilme? Was haben<br />
Agnes Kraus und Grete Weiser<br />
Marzahn – „Ein Gespenst geht<br />
um in Europa – das Gespenst<br />
des Kommunismus.“ Es ist 165<br />
Jahre her, dass dieser Satz erstmals<br />
die Welt ins Mark traf.<br />
Und noch in einer „Kleinen<br />
Geschichte der SPD“ von 1991<br />
behaupteten deren Autoren Susanne<br />
Miller und Heinrich Potthoff,<br />
dass das „Manifest der<br />
Kommunistischen Partei“ von<br />
Marx und Engels diesen Sachverhalt<br />
am Vorabend der 1848-<br />
er Revolution „drohend“ verkündete.<br />
Gleichzeitig gestehen<br />
sie aber dem „Manifest“ zu,<br />
„mehr als jedes andere Schriftstück<br />
der Neuzeit Geschichte<br />
gemacht (zu haben)“. Ein Urteil,<br />
dem die UNESCO in diesem<br />
Jahr mit der Aufnahme jener<br />
historischen Schrift in das<br />
Weltkulturerbe (wie auch „Das<br />
Kapital“ von Karl Marx) die<br />
Krone aufsetzte.<br />
Dass das schmale Heftchen mit<br />
dem explosiven Programm trotz<br />
allem nicht im Staub der Geschichte<br />
versinken würde,<br />
konnte unlängst in Hamburg<br />
beobachtet werden, als der<br />
Schauspieler und Synchronsprecher<br />
Rolf Becker (Foto:<br />
Burmester) das Kommunistische<br />
Manifest in seiner unverwechselbaren<br />
Manier öffentlich<br />
vortrug. Das Marzahner Urgestein,<br />
langjähriges Mitglied des<br />
Berliner Landeselternrates und<br />
Marzahn unterm Hakenkreuz<br />
Stadtspaziergang mit dem gesellschaftspolitischen Forum<br />
Auf der Höhe des heutigen S-<br />
Bahnhofes Raoul-Wallenberg-<br />
Straße befand sich eines der ersten<br />
NS-Zwangslager in Deutschland,<br />
das von den Nazis zynisch<br />
als „Zigeunerrastplatz Marzahn“<br />
(Aufnahme aus dem Jahr 1936,<br />
Foto: Archiv) bezeichnet<br />
wurde.<br />
Das Zwangslager<br />
entstand 1936 zur<br />
Vorbereitung der<br />
Olympischen<br />
Sommerspiele.<br />
Die in das Lager<br />
gemeinsam? Gab die DEFA-<br />
Synchronisation die Dialoge<br />
der Olsenbande korrekt wieder?<br />
Wer waren die besten<br />
DDR-Schauspieler aller Zeiten?<br />
Was machte „Ekel Alfred“<br />
mit Manfred Krug? – Auf diese<br />
und andere Fragen antwortet<br />
der Berliner Autor Frank-<br />
Burkhard Habel humorvoll und<br />
kompetent in seinen DEFA-<br />
Frank-Burkhard Habel erzählt DEFA-Geschichten. Foto: privat<br />
verschleppten Sinti und Roma<br />
aus Berlin und Umgebung litten<br />
dort unter elenden Verhältnissen.<br />
Die 1897 gegründete Werkzeugmaschinenfabrik<br />
Hasse &<br />
Wrede wurde im Zweiten Weltkrieg<br />
auf Betreiben des Oberkommandos<br />
des Heeres zur<br />
größten Spezial-Werkzeugmaschinenfabrik<br />
Europas<br />
ausgebaut.<br />
1941/42<br />
Büchern. Am 7. August, 15<br />
Uhr, können ihm die Besucher<br />
beim „Literarischen Kaffeeplausch“<br />
in der „Ehm-Welk-<br />
Bibliothek“, Alte Hellersdorfer<br />
Straße 125, ausfragen. Habel<br />
hat seit den siebziger Jahren in<br />
mehreren Berufen beim Film<br />
gearbeitet: als Aufnahmeleiter,<br />
Schauspieler, Verleiher, Publizist,<br />
Dramaturg und Kritiker.<br />
Er hat 1984 ein Studium der<br />
Film- und Fernsehwissenschaft<br />
an der Babelsberger<br />
Filmhochschule abgeschlossen,<br />
seither in Zeitungen und<br />
Zeitschriften veröffentlicht<br />
und mehr als ein Dutzend Bücher<br />
vorrangig zu Themen des<br />
frühen Stummfilms und zur<br />
Geschichte der DEFA geschrieben.<br />
Derzeit arbeitet Habel an<br />
der Erweiterung seines Standardwerks<br />
„Das große Lexikon<br />
der DEFA-Filme“ als Digitalbuch.<br />
Eintritt frei, Info und Anmeldung<br />
Tel. 99 89 526, www.stbmh.de.<br />
I.D.<br />
Links-Aktivist Herbert Rubisch<br />
war von dieser Lesung derart<br />
beindruckt, dass er weder Mühe<br />
noch Kosten scheute, um für<br />
Rolf Becker auch in Marzahn-<br />
Hellersdorf eine Lesebühne zu<br />
schaffen.<br />
Seit 2008 gehören „Manifest-<br />
Lesungen“ zum Repertoire des<br />
78-Jährigen, dessen Kinder<br />
Ben und Meret ebenfalls bekannte<br />
Schauspieler geworden<br />
sind. Er hatte nie ein Hehl daraus<br />
gemacht, dass zu seiner<br />
Schauspielerpersönlichkeit<br />
auch politisches Engagement<br />
gehöre, besonders in der Gewerkschaft<br />
und bei vielen<br />
Solidaritätsaktionen. Folglich<br />
ist eine Liste seiner Aktionen<br />
und Initiativen fast ebenso umfangreich<br />
wie die seiner Besetzungen<br />
im Film oder im Fernsehen.<br />
Das FFM ist für den in Schleswig-Holstein<br />
aufgewachsenen<br />
Mimen allerdings Neuland und<br />
als solches an sich eine Doppel-Premiere:<br />
Rolf Becker und<br />
das Weltkulturerbe „Manifest<br />
der Kommunistischen Partei“<br />
in Marzahn – am 9. August, 19<br />
Uhr (Einlass ab 18.45), Eintritt<br />
10 Euro. Veranstalter Herbert<br />
Rubisch weist die geneigte Leserschaft<br />
darauf hin, dass diese<br />
als Beitrag zur Begleichung<br />
der Veranstaltungskosten zu<br />
verstehen sind. T. Preußing<br />
bezog Hasse & Wrede ein neu errichtetes<br />
Werk in Marzahn. Auf<br />
dem Werksgelände an der Berliner<br />
Chaussee (heute Georg-Knorr-<br />
Straße) befanden sich zwei<br />
Zwangsarbeiterlager. Von den<br />
etwa 4000 Beschäftigten waren<br />
etwa ein Drittel Kriegsgefangene<br />
sowie Zwangsarbeiter.<br />
Treffpunkt 14 Uhr an der Straßenbahnstation<br />
Alt-Marzahn,<br />
Referenten sind Wolfgang<br />
Brauer, Vorsitzender des Heimatvereins<br />
und Kristian Ronneburg,<br />
Beitrag 2 Euro. RN<br />
Klein liest „Rita<br />
das Raubschaf“<br />
Hellersdorf – Am 28. August,<br />
10 Uhr, ist der Berliner Kinderbuchautor<br />
Martin Klein in<br />
der „Ehm-Welk-Bibliothek“ zu<br />
Gast und liest aus seinem Buch<br />
„Rita das Raubschaf“.<br />
Rita hat es<br />
satt, nur auf<br />
dem Deich<br />
herumzustehen.<br />
Viel lieber<br />
möchte<br />
sie ein richtiges<br />
Raubschaf<br />
werden<br />
und über alle<br />
Weltmeere segeln. Doch bevor<br />
sie sich ins Piratenleben stürzt<br />
und in See sticht, muss sie noch<br />
allerhand Abenteuer bestehen.<br />
Martin Klein wuchs im Ruhrgebiet<br />
auf und lebt seit seinem<br />
Studium schon viele Jahre in<br />
Berlin. Nach der Lesung besteht<br />
die Möglichkeit, Fragen<br />
zum Buch, zur Arbeit als<br />
Schriftsteller sowie zu neuen<br />
Vorhaben zu stellen. Info und<br />
Anmeldung Tel. 99 89 526. RN
Kultur & Freizeit<br />
Biesdorf – „Nur beim Bearbeiten<br />
von Stein entdeckt man den<br />
Geist der Materie“ – diesen<br />
Ausspruch des bedeutenden rumänisch-französischen<br />
Bildhauers<br />
Constantin Brancusi (1876-<br />
1957) muss der Bildhauer Karl-<br />
Günter Möpert schon als junger<br />
Mann gekannt und verinnerlicht<br />
haben. Denn der Mahlsdorfer<br />
hat „eine ganz besondere Neigung<br />
zum Stein“, wie seine Kollegen<br />
sagen. So war er auch vor<br />
nunmehr 33 Jahren Initiator der<br />
Bildhauersymposien in Reinhardtsdorf,<br />
Sächsische Schweiz,<br />
Hellersdorf – „Schaum<br />
der Tage“ – der Titel dieser<br />
nun schon 17. Ausstellung<br />
der Marzahn-<br />
Hellersdorfer Künstlerinitiative<br />
stammt von<br />
einem Roman des französischen<br />
Schriftstellers<br />
Boris Vian. Ähnlich wie<br />
der Roman bringt die<br />
Exposition scheinbar<br />
Zusammenhangloses<br />
zum großen Themenkreis<br />
Liebe, Wünsche,<br />
Zufälligkeiten und Unberechenbarkeiten<br />
des<br />
Lebens zusammen und lädt zur<br />
Auseinandersetzung ein. Malerei,<br />
Grafik, Fotografie, Film,<br />
Video, Textilkunst, Keramik, In-<br />
Der König spricht<br />
Hommage zum 80. Geburtstag von Karl-Günter Möpert<br />
bei dem sich regelmäßig Bildhauer<br />
des In- und Auslandes<br />
zum gemeinsamen Arbeiten und<br />
zum Erfahrungsaustausch in den<br />
dortigen Steinbrüchen treffen.<br />
Karl-Günter Möpert, 1933 in<br />
Dresden geboren, absolvierte<br />
beim Dresdner Zwinger eine<br />
Ausbildung als Steinbildhauer.<br />
Mit 21 kam er als Natursteinrestaurator<br />
nach Berlin. Seit<br />
1967 war er Mitglied des Verbandes<br />
Bildender Künstler der<br />
DDR.<br />
Seine Materialien: Bronze, Marmor<br />
und Sandstein, vorwiegend<br />
aus der Sächsischen<br />
Schweiz. Viele seiner<br />
Werke stehen im öffentlichen<br />
Raum in<br />
unmittelbarer Umgebung<br />
– etwa das<br />
„Mädchen“, „Pan“<br />
und der „Quellbrunnen“<br />
(Lichtenberg),<br />
die „Wäscherin“ in<br />
Köpenick, „Musik“<br />
in Weißensee, „Träumende“<br />
und das bekannte<br />
„Denkmal für<br />
Schaum der Tage<br />
Werke von 30 Künstlern in der „Pyramide“<br />
Zu den gezeigten spannenden<br />
Werken gehört auch das Bild<br />
„Wunderwelten“ von Stefanie<br />
Blueaquin. Foto: Archiv<br />
<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 9<br />
stallation, Bildhauerei,<br />
aber auch Lyrik und<br />
Prosa haben in der<br />
Schau ihren Platz. Unterschiedlichste<br />
künstlerische<br />
Handschriften<br />
und Sichtweisen von<br />
etwa 30 Künstlern aus<br />
unserem Bezirk und der<br />
Umgebung bieten dem<br />
Betrachter viele Denkanstöße.<br />
Seit 17 Jahren<br />
organisiert der Grafiker<br />
Andreas Poppmann<br />
Ausstellungen<br />
der Künstlerinitiative,<br />
zu der Autodidakten wie Profis<br />
zählen, unter ihnen Peter<br />
Wawerzinek, Gerd Adloff, Gregor<br />
Kunz, Inka Engmann oder<br />
die Erbauer Marzahns“ in Marzahn.<br />
Auch der kleine Brunnen<br />
vor dem Extra-Supermarkt am<br />
Bahnhof Mahlsdorf ist ein<br />
Möpert-Werk. Umgeben von<br />
Gemüseständen und Müll bleibt<br />
er leider dem Blick des Betrachters<br />
verborgen. Und seine<br />
Sandsteinwerke rund um den<br />
Körnersee fanden sogar Eingang<br />
als „Geheimtipp“ in die<br />
international verbreitete Tourismusbroschüre<br />
des Bezirks.<br />
Möperts künstlerischem Schaffen<br />
wird nun in einer Ausstellung<br />
in der Krankenhauskirche im<br />
Wuhlgarten, Brebacher<br />
Weg 15, gedacht.<br />
„Der König<br />
spricht“ ist eine<br />
Gemeinschaftsausstellung,<br />
an der<br />
auch Marguerite<br />
Blume-Cárdenas,<br />
Karin Gralki und<br />
Karin Tiefensee<br />
beteiligt sind. Zur<br />
Vernissage am 12.<br />
Juli in der bis zum<br />
letzten Platz gefüllten<br />
Krankenhauskirche sprach<br />
Ursula Feest über den Künstler,<br />
der selbst nicht anwesend sein<br />
konnte. Den fröhlichen musikalischen<br />
Rahmen gestaltete die<br />
hervorragende Bakshish Brass<br />
Band. Die Ausstellung ist noch<br />
bis zum 25. August zu sehen,<br />
Geöffnet ist täglich von 14 bis 17<br />
Uhr, der Eintritt ist frei.<br />
Inge Dittmann<br />
Möperts „Rittersporn“ aus der Serie<br />
„Hommage á Karl Blossfeld“ und<br />
Karin Tiefensee mit ihrem „Kater<br />
Kaspar“ und der „Pinocccia“.<br />
Fotos: Nachtmann<br />
Stefanie Blueaquin (die Künstlerin<br />
zeigt übrigens noch bis<br />
zum 8. September unter dem<br />
Titel „Großstadthelden“ Arbeiten<br />
im Kaminsaal von Schloss<br />
Biesdorf). Jeder Künstler hat für<br />
die Präsentation seiner Arbeiten<br />
zwei Quadratmeter zur Verfügung.<br />
Zur Vernissage am 28. Juli gab<br />
es eine musikalische Umrahmung<br />
von „MeToMy Wall“ aus<br />
Berlin, zur Finissage am 1.<br />
September, 17 Uhr, ist die 1987<br />
in Ost-Berlin gegründete Band<br />
„Herbst in Peking“ dabei. Geöffnet<br />
ist die „Pyramide“, Riesaer<br />
Straße 94, Montag bis Freitag<br />
von 10 bis 18 Uhr. Eintritt<br />
frei.<br />
I. Dittmann<br />
Schlösser und Burgen aus der Vogelperspektive<br />
Tipps und Termine<br />
Mittelalterliches<br />
im Kompass<br />
Hellersdorf – Im „Kompass“, Kummerower<br />
Ring 42, ist am 13. August, 14 Uhr,<br />
„Mittelalterliches“ mit Jochen Zunker<br />
(Gitarre, Gesang, Dudelsack) zu erleben.<br />
Eintritt 2 Euro, Kaffeegedeck 1,50 Euro,<br />
Anmeldung Tel. 90 293 44 33.<br />
Kiek mal rin<br />
Mahlsdorf – Mahlsdorf Süd ist seit einiger<br />
Zeit um eine kleine Galerie reicher<br />
– KIEK MAL RIN an der Kohlisstraße<br />
5 A. Am 8. August findet dort<br />
die Vernissage zur Ausstellung „Der<br />
richtige Rahmen“ – Werke von Gundula<br />
Hess, statt. Beginn 18.30 Uhr. Die<br />
Ausstellung ist bis zum 30. August zu<br />
besichtigen. Am 5. September folgt die<br />
Ausstellung „Aus meinen Skizzenbüchern“<br />
mit Zeichnungen von Michael<br />
Drewelow. Die Vernissage beginnt<br />
18.30 Uhr, bis 4. Oktober ist die Ausstellung<br />
zu sehen.<br />
I.D.<br />
Konzert mit Eva Kyselka<br />
Mahlsdorf – Unter dem Titel „Vom<br />
Glück des Alleinseins“ gibt Sängerin<br />
Eva Kyselka am 2. September ein Konzert<br />
im AWO-Stadtteiltreff, Hultschiner<br />
Damm 98. Beginn 14.30 Uhr, Eintritt<br />
2,50 Euro. Anmeldung Tel. 56 69 83 95.<br />
Sultans Fest in den Gärten<br />
Marzahn – Am 18. August, 14 Uhr, öffnet<br />
in den „Gärten der Welt“ eine märchenhafte<br />
Welt ihre Pforten. Kamele,<br />
Märchenerzähler, Tänzerinnen, Musikanten<br />
und andere Spielleute stellen beim<br />
Sultans-Fest ihre Künste zur Schau und<br />
verwandeln den Orientalischen Garten in<br />
ein faszinierendes Freiluft-Varieté. Eintritt<br />
6, ermäßigt 2,50 Euro, Jahreskartenbesitzer<br />
frei. I.D., Foto: Koppatsch<br />
Konzert und Lesung<br />
Hellersdorf – Noch bis 30.<br />
September zeigt die „Ehm-<br />
Welk-Bibliothek“, Alte Hellersdorfer<br />
Straße 125, die Ausstellung<br />
„Schlösser und Burgen<br />
Mitteleuropas aus der Vogelperspektive“.<br />
Die neue Exposition<br />
entführt die Besucher per<br />
Flugzeug über weite Gebiete<br />
der Mitte des Kontinents. Zu<br />
sehen sind spektakuläre Aufnahmen<br />
bekannter Burgen und<br />
Schlösser, wie zum Beispiel<br />
das Barockschloss Moritzburg<br />
in Sachsen oder das Residenzschloss<br />
Sondershausen in Thüringen,<br />
in dem zu Zeiten der<br />
DDR Bibliotheksfacharbeiter<br />
ausgebildet wurden.<br />
Der Fotograf Rainer Severin<br />
wurde in Thüringen geboren.<br />
So präsentiert sich Schloss Moritzburg normalerweise nur Vögeln.<br />
Er studierte nach einer Lehre<br />
als KFZ -Schlosser Maschinenbau<br />
und absolvierte an der<br />
Rostocker Universität ein Studium<br />
als Fachschullehrer. In<br />
einem mittelständischen Unternehmen<br />
war er als Betriebsleiter<br />
tätig. Nach diesem arbeitsreichen<br />
Leben kann er sich ausgiebig<br />
seinem Hobby der Fotografie<br />
widmen. Severin erhielt<br />
für sein fotografisches Schaffen<br />
zahlreiche Preise und Anerkennungen,<br />
u.a. zur Thüringer Landesfotoschau.<br />
2012 erschien ein<br />
Jahreskalender mit seinen Fotografien.<br />
Zu sehen während der Öffnungszeiten<br />
der Bibliothek.<br />
Mo, Di, Do, Fr 11 bis 19 Uhr,<br />
Mi 11-15 Uhr.<br />
Marzahn – Die Autorin Christine Dähn<br />
und der Musiker und Komponist Thomas<br />
Natschinski sind am 6. September<br />
in der Studiobühne des Freizeitforums<br />
Marzahn zu erleben. Christine liest aus<br />
ihrem Buch über Ute Freudenberg, Thomas<br />
spielt einige der bekanntesten Hits,<br />
darunter natürlich die „Jugendliebe“.<br />
Eintritt 15, ermäßigt 13 Euro, Beginn<br />
20 Uhr. I.D., Foto: Dittmann
10 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Jugend-Bildung-Sport<br />
Von Abba<br />
bis Brahms<br />
Hellersdorf – Am 12. August<br />
kommt das Jugendblasorchester<br />
Partenit von der Halbinsel<br />
Krim zu einem Gastkonzert ins<br />
Kulturforum an der Carola-<br />
Neher-Straße 1. Beginn 19 Uhr,<br />
der Eintritt ist frei, Spenden<br />
sind erbeten. Neben zahlreichen<br />
russischen und ukrainischen<br />
Liedern und Märschen<br />
gehören französische oder israelische<br />
Volksmelodien ebenso<br />
zum Repertoire der Brass-<br />
Band wie Johannes Brahms’<br />
Ungarischer Tanz Nr. 1 oder<br />
Stücke von ABBA und Boney<br />
M. An der Musikschule Partenit<br />
werden 240 Schüler von 30<br />
Musikpädagogen musikalisch<br />
und gesanglich ausgebildet. I.D.<br />
Möhring zum<br />
Gedenken<br />
Hellersdorf – Zum Schnellschachturnier<br />
für Amateure und<br />
Vereinsspieler lädt am 31. August<br />
die BSV 63 Chemie Weißensee<br />
ins Kulturforum, Carola-Neher-Straße<br />
1, ein.<br />
Das Günther-Möhring-Gedenkturnier<br />
<strong>2013</strong> beginnt 10 Uhr,<br />
Startgeld 15, Jugendliche 10<br />
Euro. Anmeldung per email:<br />
andreas.rehfeldt@gmx.de. I.D.<br />
Mario-Hoppe-<br />
Gedächtnis-Turnier<br />
Mahlsdorf – Am 10. August<br />
laden unsere treuen Leser Renate<br />
und Eberhard Fuchs sowie<br />
Familie zum nunmehr bereits<br />
32. Tischtennisturnier auf ihrem<br />
Grundstück an den Kaulsdorfer<br />
Seen ein. Gewidmet ist das Turnier<br />
auch in diesem Jahr ihrem<br />
verstorbenen Schwiegersohn,<br />
dem Fußballer Mario Hoppe.<br />
„Wir erwarten am 10. August ab<br />
13 Uhr zirka 20 Teilnehmer“,<br />
erzählen die Mahlsdorfer. Die<br />
Preise für die Besten liegen<br />
schon bereit. Wie immer ist zuschauen<br />
und anfeuern erlaubt,<br />
am Nebelsteig 8. I.D.<br />
Rock für Links<br />
umsonst & draußen<br />
Hellersdorf – In diesem Jahr<br />
organisiert die Linksjugend<br />
Marzahn-Hellersdorf gemeinsam<br />
mit dem Bezirksverband<br />
der Partei DIE LINKE zum ersten<br />
Mal seit 2008 wieder ein<br />
„Rock für Links“. Mit dem Festival<br />
am 17. August ab 12 Uhr<br />
im Jelena-Santic-Friedenspark<br />
wollen die Veranstalter den<br />
Besuchern eine gesellschaftskritische<br />
Perspektive vermitteln<br />
und dafür werben, sich für<br />
eine linke, emanzipatorische<br />
Politik einzusetzen.<br />
Junge, kreative Bands und<br />
DJanes sorgen für Unterhaltung.<br />
Ab 13 Uhr findet ein Kinderfest<br />
statt. Ab 17 Uhr spielen<br />
„Herzkasper David Friedrich“<br />
(Skapop), „Refpolk &<br />
Filou“ (Rap) und „44 Leningrad“<br />
(Russian Speedfolk).<br />
Info www.dielinke-marzahnhellersdorf.de.<br />
KR<br />
Statt Schüler Ziegen, Schafe und Eber<br />
Umweltprojekt beschäftigt sich mit vom Aussterben bedrohten Haustierarten<br />
Hellersdorf –<br />
Auf dem Gelände<br />
der ehemaligen<br />
Phönix-<br />
Grundschule<br />
am Oschatzer<br />
Ring 1 hört man<br />
neuerdings blökende<br />
Schafe<br />
oder meckernde<br />
Ziegen.<br />
Seit Schließung<br />
der Schule 2008 und deren<br />
Abriss war das Gelände, auf dem<br />
noch die ehemalige Turnhalle<br />
stand, verwahrlost. Im wahrsten<br />
Sinne des Wortes war Gras über<br />
die Vergangenheit gewachsen.<br />
Nun hat dort ein neues Umweltprojekt<br />
seinen Platz gefunden.<br />
Die Beschäftigungsagentur Ber-<br />
Hellersdorf – Etwas kurios war<br />
er schon, der Name „Naseweis in<br />
der lachenden Kiste“, doch dokumentierte<br />
er in den letzten Jahren<br />
den erfolgreichen Zusammenschluss<br />
der beiden ehemals getrennten<br />
Kindergärten „Naseweis“<br />
und „Lachende Kiste“ an<br />
der Walsheimer Straße. Mittlerweile<br />
ist das Team um die Leiterin<br />
Frau Stelzer perfekt zusammen<br />
gewachsen.<br />
Im Mittelpunkt<br />
der<br />
p ä d a g o g i -<br />
schen Arbeit<br />
steht auch die<br />
Ausprägung<br />
als „Bewegungsfreundliche<br />
Kita“.<br />
Das sollte nun<br />
auch nach au-<br />
Wollschwein Rudi und der Ziegenbock sind die „Stars“. Fotos: babb e.V.<br />
Instinktiv Kreativ<br />
Jugendliche gestalten Kita-Fassade neu<br />
ßen dokumentiert werden. Gemeinsam<br />
mit Künstlern der Initiative<br />
„Instinktiv Kreativ“ wurde<br />
die gesamte Fassade rund um den<br />
Kindergarten neu gestaltet.<br />
„Instinktiv Kreativ“ ist das Leitmotiv<br />
der Jugendlichen des Kreisjugendwerks<br />
der AWO Marzahn-<br />
Hellersdorf. Hier vereinen sich<br />
seit April 2010 die verschiedensten<br />
jungen Künstler und erschaffen<br />
sich zusammen<br />
neue Perspektiven<br />
in<br />
der kreativen<br />
Arbeit. Das<br />
Team um den<br />
Gründer und<br />
Leiter Philipp<br />
Beatsen war<br />
auch schon für<br />
die AOK tätig.<br />
R. Schubert<br />
lin-Brandenburg (BABB e.V.)<br />
züchtet auf dem Areal in Kooperation<br />
mit der Gesellschaft zur<br />
Förderung innovativen Denkens<br />
(Kreativ e.V.) vom Aussterben bedrohte<br />
Haustierarten. Zum Beispiel<br />
wohnen nun hier ein Thüringer<br />
Bergziegenbock, ein Roter<br />
Mangalitza Wollschweineber und<br />
Braune Bergschafe.<br />
In einem Teil der alten Turnhalle<br />
wurden Ställe gebaut, ein Carport<br />
dient als Unterstand. Geplant ist,<br />
die Tiere auch zur Pflege anderer<br />
Hellersdorf – Am 3. August <strong>2013</strong><br />
beginnen die neuen Kurse für das<br />
Herbstsemester <strong>2013</strong> in der Jugendkunstschule<br />
derArt, Kummerower<br />
Ring 44. Für Kinder und<br />
Jugendliche, auch für Erwachsene,<br />
gibt es verschiedene Mal- und<br />
Zeichenkurse, Theaterensemble<br />
und Musikkurse, in denen vom<br />
Anfänger bis zum Fortgeschrittenen<br />
jeder seinen Platz findet.<br />
D o n n e r s -<br />
tags sind<br />
15.30 Uhr<br />
im Malkurs<br />
„Junge Zeichen“<br />
und<br />
18 Uhr im<br />
Kurs für<br />
F o r t g e -<br />
schrittene<br />
Teilnehmer<br />
h e r z l i c h<br />
Grünflächen im Bezirk<br />
einzusetzen,<br />
etwa in der Hönower<br />
Weiherkette. Ein<br />
Teil der Turnhalle,<br />
so der Plan, soll zu<br />
einem Ausstellungsraum<br />
für Umweltprojekte<br />
umgebaut<br />
werden.<br />
Die Tiere können<br />
Montag bis Freitag<br />
zwischen 7 und 14 Uhr besichtigt<br />
werden. Gruppen können sich<br />
auch für andere Termine anmelden<br />
(Telefon 29 64 81 10 oder<br />
0172-320 40 72).<br />
Am 8. August, 15 Uhr, will Bürgermeister<br />
Stefan Komoß das<br />
Projekt offiziell eröffnen.<br />
Ingeborg Dittmann<br />
Über England in Arbeit oder Ausbildung<br />
Projekt „Integration durch Austausch“ hilft besonders benachteiligten Jugendlichen<br />
Marzahn-Hellersdorf – „Wege<br />
zum Erfolg mit IdA“ heißt ein ESFgefördertes<br />
Projekt des Vereins<br />
Kids & Co; IdA steht dabei für das<br />
Bundesprogramm Integration durch<br />
Austausch. Junge Menschen auf<br />
der Suche nach Ausbildung oder Arbeit<br />
– insbesondere auch junge<br />
Menschen mit Lernbeeinträchtigungen<br />
– haben die Chance, nach<br />
einem dreimonatigen intensiven<br />
Coachingprozess mit Praktikum<br />
und sprachlichem sowie interkulturellem<br />
Training an einem 8-<br />
wöchigen Auslandspraktikum in<br />
England teilzunehmen. Für viele<br />
der jungen Teilnehmenden war das<br />
der Einstieg in Arbeit. So berichtet<br />
der 23-jährige Petr: „Durch IdA bin<br />
ich selbstbewusster geworden,<br />
habe in einer Computer-Firma in<br />
Burnley Berufserfahrungen gesammelt,<br />
Englisch gelernt und dann in<br />
Berlin einen Ausbildungsplatz als<br />
Fachinformatiker für Systemintegration<br />
bekommen. Das England-<br />
Praktikum wurde in allen Betrieben<br />
ganz klar als Plus gewertet.“<br />
Das bestätigt auch Sven (24):<br />
„Nachdem ich in Burnley in einem<br />
Altenheim als Reinigungskraft gearbeitet<br />
hatte, wurde ich als<br />
Roomboy in einem Berliner Hotel<br />
eingestellt. Das Auslandspraktikum<br />
war ein wichtiges Argument für<br />
meinen Chef.“<br />
28 junge Menschen aus dem Bezirk<br />
haben bereits am IdA-Projekt<br />
teilgenommen, 19 von ihnen fanden<br />
anschließend einen Ausbildungs-<br />
oder Arbeitsplatz. „Das ist<br />
ein sehr gutes Ergebnis“, freut sich<br />
Vereinsvorsitzende Steffi Märker.<br />
„Vor allem weil die große Mehrheit<br />
der Jugendlichen bei Projektbeginn<br />
noch sehr viele Hürden zu<br />
bewältigen hatte, um eine Ausbildung<br />
anfangen zu können.“ Derzeit<br />
ist wieder eine Gruppe junger Menschen<br />
in England. Zu ihnen gehört<br />
auch Kathi (24), die von einer Ausbildung<br />
als Restaurantfachfrau<br />
träumt. „Ich hatte natürlich Ängste,<br />
ob ich in England alles verstehen<br />
werde“, meint sie. „Aber die Vorbereitungszeit<br />
bei KIDS & CO war<br />
gut. Wir haben viel über Land und<br />
Leute gelernt, die Sprache berufsbezogen<br />
geübt und mit jungen Engländern<br />
geredet, die beim Verein<br />
gerade ihr Praktikum gemacht haben“.<br />
Auch dass die Sozialpädagoginnen<br />
des Projekts mit nach England<br />
fahren und bei Bedarf jederzeit<br />
Unterstützung geben, erleichtert<br />
vielen Jugendlichen die Entscheidung.<br />
Wer wie Kathi, Sven oder Petr noch<br />
auf der Suche nach der passenden<br />
Ausbildung ist, kann sich jederzeit<br />
im Projekt melden. Teilnehmen<br />
können junge Menschen aus Berlin<br />
und Umgebung. Am 1. Oktober<br />
beginnt ein neuer Durchgang. Kosten<br />
entstehen nicht. Info http://<br />
kids-und-co.de/ida oder bei den Sozialpädagoginnen<br />
Stefanie Hutsch<br />
und Almut Müller, Tel 99 40 17 21.<br />
Kathi präsentiert ihr erstes „Full English<br />
Breakfast“. Auch das Kochen im<br />
Team gehört zu den praktischen Aktivitäten<br />
in Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt.<br />
Foto: Märker<br />
Malen oder Gitarre lernen<br />
Jugendkunstschule derArt hat noch freie Plätze<br />
willkommen. Mittwochs findet<br />
17.45 ein Zeichenkurs für die älteren<br />
Schüler statt, der auch dringend<br />
neue Jugendliche sucht.<br />
Der Theaterkurs freut sich ebenfalls<br />
über Nachwuchs im Alter<br />
von 10 bis 20 Jahren, der das<br />
Ensemble bereichert, besonders<br />
Jungs werden noch benötigt. Darüber<br />
hinaus ist Instrumentalunterricht<br />
für Klavier, Gitarre, E-Gitarre,<br />
E-Bass<br />
s o w i e<br />
Schlagzeug<br />
im Angebot;<br />
ebenso ein<br />
Kurs „Popgesang“.<br />
Anmeldung<br />
persönlich<br />
vor<br />
Ort oder Tel.<br />
561 30 61.<br />
PWS
Umwelt & Verkehr<br />
Bei schönstem Sommerwetter<br />
besuchte ich die IGS <strong>2013</strong> in<br />
Hamburg-Wilhelmsburg. Jener<br />
Elbinsel der Hansestadt, die bei<br />
der großen Sturmflut vor 50 Jahren<br />
komplett unterging und jetzt<br />
einen Entwicklungsschub bekommt<br />
mittels Internationaler<br />
Bauausstellung IBA und eben der<br />
Internationalen Gartenschau IGS.<br />
Durch die Lage zwischen den<br />
Elbarmen ist sie von Mooren geprägt,<br />
die durch sogenannte Wetter,<br />
breite Entwässerungsgräben,<br />
für Industrie und Kleingärten urbar<br />
gemacht wurden. Zugleich<br />
blieben auch natürliche Feuchtbiotope<br />
und Seen erhalten. Eine<br />
vom Menschen in weiten Teilen<br />
überformte Landschaft, die erstaunliche<br />
Nähe zum Wuhletal<br />
aufweist. Was die IGS unter diesen<br />
Voraussetzungen verändert<br />
hat, ist durchaus lehrreich für die<br />
IGA 2017 in Marzahn.<br />
Ich war zunächst erstaunt, inmitten<br />
des erwarteten sommerlichen<br />
Blütenmeers auf dem eingezäunten<br />
IGS-Gelände mehrere Kleingartenanlagen<br />
zu sehen, die in die<br />
Ausstellung einbezogen wurden.<br />
Ohne dass man den Eindruck hat,<br />
die Privatsphäre der Laubenpieper<br />
hinter Bäumen und Hecken<br />
sei gestört. Es wird weiter gegrillt,<br />
Radieschen, Erdbeeren,<br />
Kräuter und Mohrrüben gehören<br />
bekanntlich ohnehin zu einer IGS,<br />
die den Namen verdienen will.<br />
Ich wurde an die nach der Wende<br />
aufgegebenen Schaugärten der<br />
Marzahner Gartenschau erinnert.<br />
Interessant auch die gefühlte Akzeptanz<br />
der vorgefundenen Land-<br />
<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 11<br />
Von Hamburg lernen<br />
Die Internationale Gartenschau in der Hansestadt zeigt Möglichkeiten und Grenzen<br />
Mitten auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau in Hamburg<br />
befinden sich auch Kleingartenanlagen. Foto: Clauder<br />
schaft: Wetter und Teiche mit den<br />
Feuchtbiotopen wurden zum Bestandteil<br />
der IGS und bestenfalls<br />
an den Rändern in Nähe der Wege<br />
und an Ausgucken durch Blumenrabatten<br />
verändert. Ausnahme:<br />
Die im Haupteingangsbereich an<br />
der S-Bahn zentralgelegenen<br />
Wetter und Wasserflächen haben<br />
ihren ursprünglichen Charakter<br />
durch Cafeterassen und Spielplätze<br />
direkt am Ufer und IBA-Wohnungsneubau<br />
mitten im Wasser<br />
verloren und sind voll und ganz<br />
als Stadtentwicklungschance vermarktet.<br />
Ansonsten ist die gewählte Verkehrslösung<br />
einer elektrisch geräuscharm<br />
betriebenen Einschienen-Stelzenbahn<br />
„Monorail“ in<br />
der von Wasserflächen und einer<br />
Stadtautobahn durchzogenen<br />
Moorgegend sicherlich interessant.<br />
Der Rundkurs zur Besichtigung<br />
der IGS von oben wird gut<br />
angenommen, die Züge sind voll.<br />
Ob das Einrammen der Stelzen in<br />
14 m Tiefe und der komplette<br />
Rückbau der Monorail nach der<br />
wenige Sommermonate andauernden<br />
IGS sehr nachhaltig sind,<br />
darf bezweifelt werden. Herzliche<br />
Grüße an die künftige Seilbahn!<br />
Apropos Verkehrslösung: Aus<br />
Kostengründen fand die Verlegung<br />
der Stadtautobahn aus dem<br />
IGS-Gelände hin zu einer benachbarten<br />
Eisenbahntrasse noch<br />
nicht statt, eine moderne Schalldämmung<br />
an der viel befahrenen<br />
Bahnstrecke schützt die neu geschaffenen<br />
Spielplätze für Kinder<br />
und Erwachsene, die auch nach<br />
der IGS erhalten bleiben. Auf der<br />
Stadtautobahn wurde das Tempo<br />
im IGS-Bereich auf 50 gesenkt<br />
und Flüsterasphalt aufgebracht.<br />
Die S-Bahn hält direkt am Eingang<br />
zur IGS, Autofahrer müssen<br />
dagegen eine weite Strecke von<br />
den angebotenen Parkplätzen zu<br />
Fuß bis zur IGS zurücklegen. Für<br />
Menschen mit Behinderung sicher<br />
eine Zumutung, dass es näher<br />
dran keine Parkplätze gibt.<br />
Insgesamt eine interessante, für<br />
botanische Laien sehr aufklärende<br />
Ausstellung. Dort, wo heimatliche<br />
Gewächse im Mittelpunkt<br />
stehen, ist es meistens auch für das<br />
Auge sehr schön. Die „Gärten aus<br />
allen Kontinenten“ machten dagegen<br />
einen eher künstlich-bemühten<br />
Eindruck, hier kann Marzahn<br />
mit seinen bisherigen naturnäheren<br />
Anlagen mehr punkten.<br />
Übrigens hat Berlin nicht schlecht<br />
daran getan, aus Kostengründen<br />
sich die Internationale Bauausstellung<br />
IBA zu verkneifen: Die<br />
Hamburger IBA hat als Dreh- und<br />
Angelpunkt ein riesiges Experimentalgebäude<br />
aus Glas, Stahl<br />
und bunten Bändern gegenüber<br />
dem IGS-Haupteingang. Und was<br />
soll dort hinein? Natürlich die<br />
sich selbst in blühende Landschaften<br />
einnistende Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung und<br />
Umwelt. Ulrich Clauder<br />
Bio-Produkte per Abo<br />
Die „Grüne Abo-Kiste“ bietet eine Abwechslung zum Einkauf<br />
Ausbau der<br />
Landsberger Allee<br />
Marzahn – Seit Anfang Juli<br />
wird die Landsberger Allee<br />
stadteinwärts von der Eichner<br />
Chaussee bis zum Blumberger<br />
Damm ausgebaut. Dazu gehört<br />
auch die Herstellung des Gehund<br />
Radweges. Dieser wird<br />
eine Breite von ca. 5,10 Metern<br />
haben und entspricht damit den<br />
aktuellen technischen Anforderungen.<br />
Der vorhandene gesunde<br />
und vitale Bestand an<br />
Straßenbäumen wird mit weiteren<br />
Platanen ergänzt. Parallel<br />
zur Baumaßnahme führen<br />
die Berliner Wasserbetriebe<br />
(BWB) Kanalbauarbeiten aus.<br />
Die Bauarbeiten werden bis<br />
zum IV. Quartal 2014 andauern.<br />
In den Wintermonaten<br />
<strong>2013</strong>/2014 werden zwei Fahrspuren<br />
mit provisorischen Straßenbefestigungen<br />
stadteinwärts<br />
gewährleistet.<br />
Umweltpreis <strong>2013</strong><br />
Berlin – Der BUND Berlin<br />
zeichnet jährlich die besten Umwelt-Projekte<br />
mit dem Berliner<br />
Umweltpreis aus. Bis zum 31.<br />
August können sich Einzelpersonen,<br />
Initiativen und Unternehmen<br />
für die Kategorien „Kinder<br />
und Jugend“, „Umweltengagement“<br />
und „Wirtschaft und Innovation“<br />
bewerben oder vorgeschlagen<br />
werden. „Wir suchen<br />
und würdigen Vorbilder, die<br />
sich aktiv für Ökologie und Umweltschutz<br />
in der Stadt einsetzen<br />
und so die Lebensqualität<br />
in Berlin nachhaltig beeinflussen“,<br />
sagt Landesgeschäftsführer<br />
Andreas Jarfe. Info www.-<br />
berliner-umweltpreis.de<br />
Berlin – Die wachsende Nachfrage<br />
nach Bio-Produkten, regionalen<br />
Lebensmitteln sowie sozial und<br />
ökologisch verantwortlichem Konsum<br />
ist ein wachsender Trend deutscher<br />
Verbraucher. Auch legen immer<br />
mehr Menschen verstärkt Wert<br />
auf gesunde Ernährung und ihre<br />
körperliche Gesundheit, so dass<br />
nicht nur Bioläden und Reformhäuser<br />
Bio-Lebensmittel verkaufen,<br />
sondern auch große Supermärkte<br />
und Discounter mittlerweile darauf<br />
nicht mehr verzichten können.<br />
Wer aber keinen Bio-Laden in der<br />
Umgebung hat, in den obersten<br />
Stockwerken wohnt oder schlichtweg<br />
nicht die Zeit zum täglichen<br />
Einkaufen findet, kann sich als Alternative<br />
seine Bio-Produkte liefern<br />
lassen. Die sogenannte „Abo-Kiste“<br />
hat sich entsprechend diesem<br />
gegenwärtigen Trend entwickelt<br />
und ermöglicht es dem Verbraucher,<br />
frische und ökologisch erzeugte<br />
Produkte bis vor die Haus- oder<br />
Wohnungstür geliefert zu bekommen.<br />
Dabei kann der Name leicht<br />
in die Irre führen, da die Abo-Kiste<br />
nicht immer ein Abonnement ist.<br />
Zu jeder Zeit kann je nach Wunsch<br />
und Vorliebe bestellt werden, ohne<br />
dabei jegliche Verpflichtung einzu-<br />
gehen. Viele Verbraucher entscheiden<br />
sich jedoch häufig für eine regelmäßige<br />
Bio-Bestellung; sie sparen<br />
einerseits Zeit und sorgen andererseits<br />
für eine Abwechslung im<br />
eigenen Haushaltseinkauf.<br />
Das Konzept der „Grünen Abo-Kiste“<br />
weist ein beachtliches Wachstum<br />
auf, da es dem Wunsch vieler<br />
Kunden nach frischen und gesunden<br />
Lebensmitteln, kurzen Transportwegen<br />
und fairen Preisen entspricht.<br />
Professionelle Bestell- und<br />
Liefersysteme ermöglichen eine<br />
bedarfsgerechte Bestellung,<br />
so dass ausschließlich<br />
bestellte Produkte<br />
geerntet,<br />
verpackt und<br />
frisch geliefert<br />
werden. Dabei<br />
vergehen vom<br />
Zeitpunkt der<br />
Ernte bis zur Lieferung<br />
in der Regel<br />
maximal 24 Stunden<br />
und garantieren frische<br />
Lebensmittel. Besonders<br />
anfällige Produkte wie beispielsweise<br />
Erdbeeren werden<br />
sogar noch am Morgen der<br />
Lieferung frisch gepflückt und<br />
im Anschluss direkt bis vor die<br />
Haus- oder Wohnungstür, aber auch<br />
an den Arbeitsplatz geliefert.<br />
Viele Lieferantendienste haben<br />
sich als Direktvermarktungsweg<br />
von Bio-Erzeugern gegründet, so<br />
etwa der vom Ökodorf Brodowin.<br />
Andere Anbieter, die ihre Produkte<br />
nicht selbst erzeugen, haben feste<br />
Lieferbeziehungen mit Bio-Höfen<br />
ihrer Region. Bei diesen kann<br />
man auch Produkte,<br />
die<br />
D i e<br />
Lieferkisten<br />
der Bio-<br />
Anbieter sind mit frischen<br />
Produkten gefüllt.<br />
regional und in der Saison nicht erhältlich<br />
sind, beziehen. Sie werden<br />
über einen Naturkostgroßhandel<br />
zugekauft. Dabei können sie aber<br />
auch aus anderen Ländern kommen,<br />
um dem Kunden ganzjährig<br />
ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges<br />
Bio-Sortiment anzubieten.Wer<br />
auf solchen Produkten<br />
besteht, sollte aber bedenken, dass<br />
lange Transportwege den ökologischen<br />
Aspekt in Frage stellen.<br />
Je nach persönlichen Vorlieben und<br />
Geschmäckern hat der Verbraucher<br />
die Möglichkeit, zwischen verschiedenen<br />
Abo-Kisten zu wählen.<br />
Dabei kann von frischem<br />
Bio-Gemüse und Bio-Obst,<br />
Milchprodukten, Brotund<br />
Wurstwaren bis<br />
hin zu Nudeln oder<br />
verschiedensten Getränken<br />
die Kiste individuell<br />
zusammengestellt<br />
werden. Wer sich überraschen<br />
lassen will, nutzt die<br />
Möglichkeit einer saisonalen<br />
Gemüse- und/oder Obst-Abo-Kiste.<br />
Somit kommen neue Kochideen in<br />
die Küche. Und Lebensmittelsorten,<br />
die man sonst vielleicht nie<br />
im Supermarkt gekauft hätte, erweisen<br />
sich möglicherweise als<br />
neue Vorlieben. Bestellungen können<br />
je nach Anbieter einmalig oder<br />
als wöchentliches, 14-tägiges oder<br />
monatliches Abo vorgenommen<br />
werden. Jeder Betrieb verfolgt dabei<br />
unterschiedliche Bestell- und<br />
Zahlungsverfahren, Lieferzeiten<br />
und Kündigungsfristen. Brodowin<br />
beispielsweise betreibt auch Lieferstützpunkte<br />
(in unserer Region bei<br />
Frau Lindow in Ahrensfelde).<br />
Auch wenn das Konzept einfach<br />
und bequem sein mag, ist es trotzdem<br />
wichtig, eine mengengerechte<br />
Bestellung aufzugeben. Für eine<br />
einzelne Packung Eier sollte nicht<br />
auf einen Bio-Lieferservice zurückgegriffen<br />
werden. In diesem Fall ist<br />
es umweltschonender, seine Besorgungen<br />
im nächstgelegenem Supermarkt<br />
zu erledigen, denn auch dort<br />
ist oftmals ein breites Spektrum an<br />
biologisch erzeugten Lebensmitteln<br />
vorhanden. Johanna Sabeh<br />
Umweltbüro Lichtenberg<br />
Mehr Informationen zum Thema<br />
bietet u.a. die Internetseite der<br />
Fördergemeinschaft Ökologischer<br />
Landbau (FÖL) Berlin-Brandenburg<br />
www.bio-berlin-brandenburg.de,<br />
die auch einen Einkaufsführer<br />
beinhaltet.
12 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Wirtschaft & Soziales<br />
Infos zum<br />
Verbraucherschutz<br />
Hellersdorf – Der nächste<br />
Abend des Stadtteilverbundes<br />
Kaulsdorf-Nord mit Informationen<br />
zum Verbraucherschutz<br />
steht am 5. August, 18 Uhr, im<br />
Grünen Haus für Hellersdorf,<br />
Boizenburger Straße 52-54, unter<br />
dem Motto „Das Gehirn<br />
macht die Werbung“. Zum Thema<br />
Werbung und welchen<br />
Einfluss sie auf das Gehirn hat<br />
spricht Dr. Karin Rasmussen<br />
über Tricks der Werbewirtschaft<br />
und wie sich Kaufverhalten mit<br />
dem Alter ändert. Eintritt frei,<br />
Info Tel. 56 29 80 81. RN<br />
Guter Rat<br />
Hellersdorf – Das Stadtteilzentrum<br />
Hellersdorf-Süd im<br />
Haus KOMPASS, Kummerower<br />
Ring 42, hat zwei weitere<br />
Beratungs-Angebote ins Programm<br />
genommen. Jeden Mittwoch<br />
findet von 12 bis 14 Uhr<br />
eine kostenlose Beratung zu<br />
psychischen Problemen durch<br />
das Integrative Beratungszentrum<br />
e.V. statt. Ab September<br />
übernimmt der Verein Net-<br />
Computer Lernen jeden ersten<br />
und dritten Mittwoch im Monat<br />
von 10 bis 12 Uhr besonders<br />
für das Alter „50plus“ die<br />
Beratung zu Problemen mit PC,<br />
Smartphon und Tablet, ebenfalls<br />
kostenlos. Info und Anmeldung<br />
Tel. 56 49 74 01. RN<br />
Infopoints für<br />
Alleinerziehende<br />
Marzahn-Hellersdorf – Das<br />
Netzwerk Alleinerziehende<br />
Marzahn-Hellersdorf bietet mit<br />
seinen Infopoints Anlaufstellen<br />
an sowohl für alleinerziehende<br />
Mütter als auch für Väter. Sie<br />
sollen ihnen helfen, den Alltag<br />
allein zu meistern. Hier finden<br />
Mütter und Väter geschulte<br />
und offene Menschen, die sie<br />
in allen Lebenssituationen von<br />
„A wie Arbeit bis Z wie Zusammensein<br />
mit anderen Alleinerziehenden“<br />
unterstützen.<br />
Die elf Infostellen befinden<br />
sich mit Ausnahme des (noch)<br />
im Stadtteilzentrum im Schloss<br />
Biesdorf beheimateten in der<br />
Großsiedlung. Sie sind im Internet<br />
(www.netzwerk-alleinerziehende.net/seite/118052/<br />
infopoints_fuer_alleinerziehende.html)<br />
zu finden. RN<br />
Galeriebeirat<br />
einberufen<br />
Biesdorf – Am 1. Juli hat sich<br />
der in den Förderrichtlinien<br />
zum denkmalgerechten Wiederaufbau<br />
des Schlosses Biesdorf<br />
geforderte Galeriebeirat<br />
konstituiert. Der Kreis von<br />
Kunstwissenschaftlern und Experten<br />
wird sich der Umsetzung<br />
der Kooperationsvereinbarung<br />
mit dem Archiv Beeskow,<br />
der Umsetzung der kulturwissenschaftlichen<br />
Ziele und<br />
der Einbindung in die kulturtouristischen<br />
Gesamtkonzepte<br />
der Hauptstadt widmen. RN<br />
Es muss nicht Innenstadt sein<br />
Auf dem ehemaligen Magerviehhof in Friedrichsfelde Ost entsteht moderne Urbanität<br />
Marzahn – Angesichts der Brachen<br />
im Bezirk mag einem zuweilen<br />
Zarah Leander und ihr Lied<br />
„Ich weiß, es wird einmal ein<br />
Wunder geschehn“ oder der bekannte<br />
Bibelvers Matthäus 20.16<br />
in den Sinn kommen. Nun aber<br />
drängt sich im Blick auf einen<br />
Punkt im Bezirk eher das Lied der<br />
Sängerin Nena auf: „Wunder<br />
geschehn, ich hab’s gesehn“.<br />
Auf einem etwa 32 000 Quadratmeter<br />
großen Areal des ehemaligen<br />
Berliner Magerviehhofs in<br />
Friedrichsfelde Ost an der Beilsteiner<br />
Straße entsteht derzeit ein<br />
neuer „Ort für Kunst, Kultur, kooperatives<br />
Wirtschaften und Zukunftsentwicklung“.<br />
So jedenfalls<br />
versteht ihn Peter Kenzelmann,<br />
der als Geschäftsführer der<br />
„Kunstbaracken GmbH“ dort<br />
etwa vier Millionen Euro investiert.<br />
Neben einem großzügigen<br />
Außengelände, auf dem zwischen<br />
alten Bäumen ein Ort mit Kunstinstallation,<br />
Freiluftveranstaltungen,<br />
Nachbarschaftsgärten und<br />
vielem mehr entstehen soll, gibt<br />
es bereits unterschiedlichste Räume<br />
in Backsteinhäusern, lichtdurchflutete<br />
Fabrikhallen und die<br />
alte Börse selbst. Die zum großen<br />
Teil denkmalgeschützten<br />
Gebäude bieten auf mehr als 9000<br />
Quadratmeter Gestaltungsspielraum<br />
für Ateliers, Büros für Projekte<br />
und Start-Ups, Flächen für<br />
Marktplätze und Räume für<br />
Workshops und Veranstaltungen.<br />
„Bereits jetzt sind etwas mehr als<br />
die Hälfte der Flächen nutzbar“,<br />
sagt Kenzelmann, der das Gelände<br />
zu Jahresbeginn vom Besitzer<br />
der Gesamtflächen erwarb. Jener<br />
entwickelt im vorderen Teil des<br />
Areals Wohnbebauung mit vornehmlich<br />
Einfamilienhäusern.<br />
Beim Hauptgebäude, der alten<br />
Berlin – Mehr als 44 000 Betriebe<br />
wurden im vergangenen Jahr in<br />
Berlin gegründet. Alle 20 Stunden<br />
entsteht in der Hauptstadt derzeit<br />
ein neues Start-up-Unternehmen.<br />
Berlin gilt als Gründerhauptstadt<br />
Deutschlands. Die degewo sucht<br />
jetzt wieder die drei besten<br />
Geschäftsideen des Jahres. Die Sieger<br />
des degewo-Gründerpreises<br />
<strong>2013</strong> erhalten je einen Gewerberaum<br />
für ein Jahr mietfrei und für<br />
die Folgejahre stark vergünstigt.<br />
Bis zum 30. September (im Internet<br />
steht 15. Oktober!) können sich<br />
angehende Unternehmer bewerben.<br />
Anschließend entscheidet eine<br />
Jury aus Vertretern von IHK, des<br />
Handelsverbandes Berlin-Brandenburg,<br />
der Wirtschaft und der<br />
degewo über die<br />
Preisträger.<br />
„Gerade zum<br />
Start haben Existenzgründer<br />
den<br />
Kopf voll, um ihre<br />
Geschäftsidee erfolgreich<br />
auf den<br />
Weg zu bringen.<br />
In solche Gebäude soll noch mehr urbanes Leben einziehen.<br />
Ein Jahr mietfrei<br />
degewo-Gründerpreis <strong>2013</strong> ausgelobt<br />
Mit dem degewo-Gründerpreis ist<br />
ihnen die Sorge um den Standort<br />
der Unternehmung und die monatliche<br />
Miete für das erste Jahr genommen“,<br />
sagt degewo-Chef Frank<br />
Bielka. Bewerbungen sind für je<br />
einen Gewerberaum Wilmersdorfer<br />
Straße 152, (Charlottenburg, 225<br />
Quadratmeter), Drontheimer Straße<br />
21a, (Mitte, 85 qm) und Mehrower<br />
Allee 36 b, (Marzahn, 50 qm,<br />
Foto: Archiv) möglich. Die Räume<br />
können zum 1. Januar 2014 bezogen<br />
werden. Am Gründerpreis<br />
können alle teilnehmen, die eine<br />
clevere Geschäftsidee und ein ausgereiftes<br />
Konzept haben, jedoch<br />
noch auf der Suche nach einem<br />
passenden Raum sind. Teilnahmebedingungen<br />
und -formular im<br />
Internet, www.-<br />
degewo-gruenderpreis.de,<br />
weitere<br />
Info und<br />
Hinweise bei<br />
Hartwig Bruhn,<br />
email: hartwig.-<br />
bruhn@degewo.de.<br />
RN<br />
Hellersdorf – Am 17. August, 11<br />
Uhr, eröffnet Bürgermeister Stefan<br />
Komoß das diesjährige Mittelalterfest<br />
im schönen Garten des Hauses<br />
Sonneneck, Alt-Hellersdorf 29-<br />
31. Kinder, Jugendliche und Familien<br />
können sich auf ein mittelalterliches<br />
Fantasyfest freuen mit vielen<br />
Attraktionen zum Staunen, Mitmachen<br />
und Spaß haben. Mittelalterliches<br />
Handwerk vom Schmied<br />
bis zum Gewandschneider, Ritterschaukämpfe,<br />
Lanzenstechen, Bogenschießen,<br />
Mitmach-Aktionen<br />
für Kinder, Märchenzelt,<br />
Esel oder Ponyreiten,<br />
mittelalterliche<br />
Life-Musik, Tanz,<br />
Akrobatik, eine großartige<br />
Feuershow und<br />
mehr stehen auf dem<br />
Programm. Herold Eric<br />
begleitet Gäste mit viel<br />
Humor durch den Tag<br />
und macht mit mittelalterlichen<br />
Bräuchen bekannt.<br />
Und natürlich<br />
wird mit Schwein am<br />
Spieß und anderen Lek-<br />
Foto: Alte Börse<br />
Börse, wo dazumal das Vieh versteigert<br />
wurde, hat Kenzelmann<br />
bereits das Dach erneuert und einen<br />
Teil der Bausubstanz gesichert.<br />
„Momentan müssen wir<br />
uns vor allem um Erschließungsprobleme<br />
kümmern“, gibt er die<br />
aktuelle Kernaufgabe vor. Wasser-<br />
und Stromleitungen gilt es zu<br />
prüfen, funktionsfähige zu sichern.<br />
Hydranten müssen saniert<br />
oder neu errrichtet werden. Nicht<br />
zuletzt brauchen die Gebäude<br />
auch moderne Kommunikationseinrichtungen.<br />
Kenzelmann hofft,<br />
im kommenden Frühjahr die Sanierung<br />
abschließen zu können.<br />
Bereits jetzt bietet er Ateliers und<br />
Werkstatträume zur Miete an. Die<br />
Flächen liegen zwischen 36 und<br />
140 Quadratmeter, derzeit werden<br />
acht Euro Warmmiete verlangt.<br />
Das ist durchaus preiswert<br />
und hat schon einige interessante<br />
Künstler und Kunsthandwerker<br />
angelockt, unter ihnen die Designerin<br />
Anna Möbius, die Instrumentenbauer<br />
Benjamin Bär und<br />
Jordi Rubi, die Keramikerin Hjördis<br />
Schütz oder das „Berlin Farm<br />
Lab“, das sich an vielen Orten der<br />
Stadt um alternative Versorgung<br />
durch Stadtgärten bemüht.<br />
Kenzelmann wolle nicht vorrangig<br />
schnelles Geld mit dem Areal<br />
verdienen, versichert er. Vielmehr<br />
liegen ihm Themen rund um<br />
urbane Entwicklung, Zukunftsgestaltung,<br />
moderne Spiritualität,<br />
naturverbundene Lebensexperimente,<br />
Handwerk, Theater,<br />
Kunst, Bewegung – schlicht Lebensfreude<br />
und Lebensqualität<br />
am Herzen.<br />
Schon bald soll eine Fläche für<br />
„Urban Gardening“ zur Verfügung<br />
stehen. Im Zentrum wird ein<br />
(überdachter) Ort zur Begegnung<br />
entstehen, Café, Biergarten und<br />
eigene Brauerei sind bereits fest<br />
in Planung. Die Vision der Macher<br />
ist, das Gelände mit allen<br />
Beteiligten gemeinsam zu einer<br />
Art eigenen Stadt in der Stadt zu<br />
entwickeln. Man muss also nicht<br />
nach Prenzlauer Berg oder in die<br />
„MediaSpree“, um moderne alternative<br />
Stadtentwicklung zu erleben.<br />
Das alles gibt es in Marzahn.<br />
Nicht jedoch auf dem Gut<br />
Hellersdorf. R. Nachtmann<br />
Info http://alte-boerse-marzahn.de.<br />
Mittelalterfest<br />
Haus Sonneneck lädt Familien ein<br />
kerbissen auch für das leibliche<br />
Wohl gesorgt.<br />
Bereits zum dritten Mal wird die<br />
Veranstaltung von der Mittelalter-<br />
Fantasygruppe „Accubare mediaevaliter“<br />
ehrenamtlich organisiert.<br />
Seit Wochen werden in den berufsorientierenden<br />
Werkstätten des<br />
Hauses Kulissen gebaut und Kostüme<br />
für kleine Ritter und Burgfräulein<br />
gebastelt. „Unser Ziel ist<br />
es, auch Familien in Hellersdorf<br />
und Marzahn, denen es wirtschaftlich<br />
nicht so gut geht, einen schönen<br />
erlebnisreichen<br />
Tag zu gestalten“, sagt<br />
die aus Dallgow stammende<br />
Organisatorin<br />
Monique Zander-<br />
Scheel. „Für die Kinder<br />
soll es ein Höhepunkt<br />
zu Schuljahresbeginn<br />
sein. Und lernen<br />
über das Mittelalter<br />
kann man allerhand“.<br />
Der Eintritt ist<br />
frei. Alle Darsteller<br />
verzichten auf Gagen.<br />
RN, Foto: Kids&Co
Feuilleton<br />
Stille Wut<br />
Ein Buch über das verdrängte Leiden der „Wendegeneration“<br />
15 Jahre ist die Autorin, als die<br />
Mauer fällt. Ein Jahr jünger als<br />
Uwe Mundlos, dessen Werdegang<br />
als Mitglied des Zwickauer Mördertrios<br />
Sabine Rennefanz seit Jahren<br />
zu ergründen und zu verstehen<br />
versucht. Für ihren Essay „Uwe<br />
Mundlos und ich“ wurde die Redakteurin<br />
einer Berliner Tageszeitung<br />
sogar mit dem Deutschen<br />
Reporterpreis ausgezeichnet.<br />
Der Mauerfall, dessen Ankündigung<br />
durch Günter Schabowski sie<br />
wie viele andere im Sinne des Wortes<br />
verschlafen hat, ändert viel im<br />
Leben der Schülerin der Erweiterten<br />
Oberschule in Eisenhüttenstadt.<br />
Sie erlebt, wie der Staatsbürgerkundelehrer,<br />
der eben noch vor den<br />
Fragen der Schüler nach den Gründen<br />
der Flüchtlingswelle aus der<br />
DDR geflüchtet ist, zum Lehrer für<br />
Gesellschaftskunde mutiert. Thesen<br />
von Ludwig Erhardt über die<br />
Notwendigkeit einer gewissen Arbeitslosenquote<br />
gehen ihm ebenso<br />
problemlos über die Lippen wie<br />
einst die Begründungen für die<br />
Sieghaftigkeit des Sozialismus. Die<br />
Russischlehrerin erwirbt die<br />
Lehrberechtigung für Latein, weil<br />
fast niemand mehr die Sprache der<br />
einstigen Freunde erlernen will. In<br />
zwei Jahren hat die Schule, die zum<br />
Gymnasium umgewandelt wird,<br />
drei Direktoren. Schlimmer jedoch:<br />
Den Schülern wird erklärt, sie<br />
könnten zwar hier ihr Abitur machen,<br />
ob das aber im Westen anerkannt<br />
würde, sei nicht sicher.<br />
Auch in der Familie ändert sich vieles.<br />
Dem Vater wird während seines<br />
Urlaubs mitgeteilt, er brauche<br />
nicht in sein Verkehrs- und Tiefbaukombinat<br />
zurückzukehren, weil das<br />
gerade aufgelöst worden sei.<br />
<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 13<br />
(Vom Vater allerdings erzählt<br />
Rennefanz Unglaubliches. Als der<br />
eines Tages aus der Gewerkschaft<br />
ausgetreten sei, wäre das Dorfgespräch<br />
gewesen. Nicht nur eine<br />
Tante vom FDGB, sondern auch der<br />
Dorfpolizist, „ein Typ, der auf dem<br />
Moped in Uniform nach Hause<br />
fuhr, wenn er aus der Kneipe kam“,<br />
hätten ihn deshalb zu Hause aufgesucht.)<br />
Der Vater findet keine<br />
neue Arbeit. Über Jahre wird er sich<br />
von einer ABM-Maßnahme zur<br />
nächsten durchs Leben hangeln.<br />
Die Tochter hingegen hat Glück. Ihr<br />
Eisenhüttenstädter Abitur wird anerkannt;<br />
erst in Berlin und dann in<br />
Hamburg studiert sie Politikwissenschaften.<br />
Was ihr zunehmend<br />
auf die Nerven geht, sind die<br />
Meinungen ihrer Mitstudenten.<br />
Alles, was schlecht ist, stamme aus<br />
der DDR, meinen die. Immer wieder<br />
kommen die Fragen nach eventuellen<br />
Stasi-Verstrickungen ihrer<br />
Eltern, „weil doch fast alle bei der<br />
Stasi gewesen seien“.<br />
Während Uwe Mundlos in ähnlicher<br />
Situation Halt im Rechtsradikalismus<br />
sucht, landet Rennefanz<br />
in einer radikalen christlichen Sekte.<br />
In deren Auftrag geht sie sogar<br />
nach Russland, um die dortigen Bewohner<br />
zu missionieren. Jesus statt<br />
Wodka sollen die anbeten. Aber<br />
schon bald merkt die Missionarin,<br />
dass den Russen Jesus ziemlich<br />
fern ist. Wodka und Mercedes stehen<br />
an erster Stelle der Wunschliste.<br />
Das Scheitern der Mission und<br />
kurioserweise das abrupte Ende<br />
einer Beziehung helfen der Autorin,<br />
ins normale Leben zurück zu<br />
finden. Erst findet sie eine Anstellung<br />
bei einer Illustrierten, wechselt<br />
dann zu einer Tageszeitung.<br />
„Die stille Wut der Wendegeneration“<br />
nennt Sabine Rennefanz ihr<br />
Buch im Untertitel. Mir ist nicht<br />
klar geworden, gegen wen sich diese<br />
Wut richtet. Gegen diejenigen,<br />
die das Experiment DDR beendet<br />
haben? Oder gegen jene, die die<br />
DDR so lange erhalten haben?<br />
Oder gegen die, die angeblich genau<br />
wissen, wie wir gelebt haben,<br />
obwohl sie nie in der DDR waren?<br />
Hans Sandow<br />
Sabine Rennefanz: Eisenkinder,<br />
Luchterhand, 16,99 Euro.<br />
Erinnerung<br />
Von der Flucht bis zur Weltreise<br />
„Die Taube am blauen Himmel“ ruft<br />
dazu auf, eine Sprache zu erlernen:<br />
die Sprache des sich Verstehens und<br />
des Zusammenlebens. Wir alle sind<br />
aufgefordert, etwas für Gerechtigkeit<br />
zu tun, uns dafür einzusetzen,<br />
dass kriegerische Auseinandersetzungen<br />
von dieser Erde verbannt<br />
werden. Vertreiben wir den Hass.<br />
Die Erde braucht viele Botschafter.<br />
Botschafter des Friedens und der<br />
Gerechtigkeit.“<br />
Nicht gerade wenig, was sich Autor<br />
Horst Splettstößer mit seinem Buch<br />
vorgenommen hat. Offenbar, weil er<br />
einst im Zirkel Schreibender Arbeiter<br />
gehört hat, dass die Leser Bücher<br />
umso ernster nehmen, wenn sie<br />
möglichst dick sind und<br />
als Roman bezeichnet<br />
werden, nennt er „Die<br />
Taube am blauen Himmel“<br />
eben einen Roman.<br />
Doch genau das ist das<br />
Buch nicht, auch wenn<br />
sich der Autor und Held<br />
einen anderen Namen<br />
gibt, fortan Hans Arthur<br />
heißt. Auf 336 Seiten erzählt<br />
Splettstößer fast durchgehend<br />
chronologisch seine Lebensgeschichte<br />
bis fast zum heutigen Tag.<br />
Begonnen hat die 1934 in dem Dörfchen<br />
Pammin-Abbau in Hinterpommern,<br />
das die Einwohner nur<br />
Russland nennen. Erst viele Jahre<br />
später wird er den Ort bei einem<br />
Besuch im heutigen Polen wiedersehen.<br />
Da sind von den einst acht<br />
Bauernhöfen nur noch vier übrig<br />
geblieben. Im Winter 1945 fahren<br />
die Dorfbewohner für einige Tage<br />
in den Wald, um sich vor der anrükkenden<br />
Front in Sicherheit zu bringen.<br />
Für die Familie endet die Fahrt<br />
erst auf der Insel Rügen. Hier erhält<br />
der Vater durch die Bodenreform<br />
Land, baut sich eine neue Wirtschaft<br />
auf. Gleich nach dem Schulabschluss<br />
muss der Sohn einsteigen<br />
und dem Vater helfen, später gar den<br />
Hof übernehmen. Fast durch Zufall<br />
wird Hans Arthur erst Mitglied und<br />
später Funktionär der Demokratischen<br />
Bauernpartei (DBD). Noch<br />
auf Rügen hatte er zu den Gründern<br />
einer der ersten Landwirtschaftlichen<br />
Produktionsgenossenschaften<br />
gehört. In den folgenden Jahren übt<br />
Arthur, der inzwischen einen Abschluss<br />
als Diplomlandwirt<br />
erworben hat, die verschiedensten<br />
Berufe aus.<br />
So arbeitet er wieder in<br />
der Landwirtschaft, später<br />
als Leiter der Arbeitsökonomie<br />
in einem großen<br />
Berliner Betrieb und<br />
schließlich betreibt er mit<br />
seiner Frau eine eigene<br />
Gaststätte.<br />
Als überflüssig für das Buch empfinde<br />
ich die Schilderungen der<br />
Weltreisen, die er mit seiner Frau<br />
unternommen hat. Was soll uns das<br />
sagen, was die beiden in Neuseeland<br />
oder auf Hawaii gesehen haben?<br />
Höchstens, dass es gut ist,<br />
wenn man Tagebuch führt und sich<br />
auf diese Weise an vieles erinnern<br />
kann.<br />
Hans Sandow<br />
Horst Splettstößer: Die Taube am<br />
blauen Himmel, 17,50 Euro.<br />
Als Operndiva barfuss durch den Bühnensand<br />
Kabarettistin und <strong>jot</strong> w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke landet nach einer rauschenden<br />
Geburtstagsfeier im Wasser und kurt in der Toscana.<br />
Das Sommerloch gibt ja in diesem<br />
Jahr wirklich nicht viel her – oder<br />
wen interessieren die Abhörskandale,<br />
die noch nicht mal den<br />
Wahlkampf anzukurbeln vermögen?<br />
Das Lustigste dazu war eine Karikatur<br />
in der Berliner Zeitung: Zwei<br />
alte Stasi-Leute kommentieren die<br />
Überwachung durch die NSA ganz<br />
lakonisch: „Was waren wir doch für<br />
Stümper!“ Ganz im Gegensatz zu<br />
unseren Fußballmädels! Ein<br />
Sommermärchen – oder?<br />
Ja, der Sommer hat nun doch länger<br />
gedauert, als neulich von mir<br />
geunkt. In diesem Falle gebe ich<br />
gern zu, mich geirrt zu haben, denn<br />
Berlin ist so schön im Sommer.<br />
Früher hatte ich ja mal ein Grundstück<br />
auf dem Entenwall im<br />
Müggelsee, da kam man nur mit<br />
dem Boot hin. Unser Ruderboot<br />
Anka hatte sogar einen Motor. Ach,<br />
war das romantisch, wenn der mal<br />
ausfiel, da musste man wie ein venezianischer<br />
oder Spreewald-Gondoliere<br />
durch den See staken. Aber<br />
am Krossinsee war ich noch nie.<br />
Und nun, nachdem ich jahrelang<br />
auf dem Schleichweg über Wernsdorf<br />
und Neu-Zittau nach Erkner<br />
daran vorbei gefahren bin, habe ich<br />
an meinem „36.“ Geburtstag beschlossen,<br />
mich von der rauschenden<br />
Feier im Garten der „Oderhähne“<br />
genau auf diesem See zu<br />
erholen. Meine treuen Freunde aus<br />
Rudow, Rita und Micha, fanden das<br />
zwar wieder alles stressig: Kuchenreste<br />
einpacken, Kaffee in die<br />
Thermoskanne füllen, Sektflasche<br />
in die Kühltasche. Und die Plastikbecher<br />
nicht vergessen! Micha wurde<br />
auch noch verdonnert zu rudern,<br />
wo er doch in einem unserer Sketche<br />
mitspielen könnte: „Wenn ich<br />
im Urlaub bin, will ich mich so wenig<br />
wie möglich bewegen“, heißt<br />
es da. Aber dann waren die beiden<br />
doch überrascht, wie entspannend<br />
ein schnell gefasster und umgesetzter<br />
Entschluss sein kann. Man muss<br />
seine Wünsche einfach umsetzen,<br />
zumal sie oft gar nicht viel kosten.<br />
Apropos Kosten. Manchmal bringt<br />
mein Beruf selbst in meiner Kategorie<br />
Privilegien: Anfang Juli hatte<br />
André Holst vom mdr mich in<br />
seine Benefiz-Talkshow in Binz auf<br />
Rügen eingeladen. Lippi und Gerd<br />
Christian waren auch dabei sowie<br />
Bastian Semm – der sympathische<br />
neue Störtebeker-Darsteller nebst<br />
Familie Hick, die die Störtebeker-<br />
Festspiele aufgebaut hat und leitet.<br />
Prompt wurden auch wir eingeladen,<br />
die neue Inszenierung in<br />
Ralswieck anzuschauen. Das ist<br />
immer wieder ein Erlebnis, wenn<br />
denn das Wetter so ist, wie es eben<br />
den ganzen Juli über war.<br />
Ach ja, das würde ich gern noch<br />
machen in meinem Leben – eine<br />
sächsische Operndiva auf dem Weg<br />
zu einer Tournee durch die Hansestädte.<br />
Frau Hick meinte zwar: Wie,<br />
eine Operndiva im Mittelalter? Ja,<br />
warum denn nicht? Einen Vorläufer<br />
von Michelangelo gab es in<br />
Ralswieck doch auch schon mal,<br />
und das war sehr lustig.<br />
Allerdings fürchte ich, den physischen<br />
Anforderungen auf der Naturbühne<br />
doch nicht mehr gewachsen<br />
zu sein. Barfuss durch den Bühnensand,<br />
das ist die Härte, da habe ich<br />
Brad Pitt in „Troja“ bestaunt. Gemächlich<br />
spazieren, das ginge vielleicht,<br />
aber rennen? Und das mit<br />
meiner Nervenlähmung im rechten<br />
Bein, die ich seit Mai habe, weil<br />
ich eine Zerrung in Ischiasnervnähe<br />
selbst mit Elektro-Pads behandelt<br />
habe. Keine drei Minuten, sondern<br />
einfach viel zu lange. Solche<br />
Schmerzen hatte ich noch nie!<br />
Schlafen konnte ich danach nur auf<br />
den Knien vor dem Bett – seitdem<br />
ist mein rechtes Bein kürzer. Ich<br />
laufe, als hätte ich einen Hüftschaden,<br />
und besonders beim Steppen<br />
habe ich gemerkt, dass der Fuß<br />
nicht mehr so will, wie ich es will.<br />
Und der Arzt ist hilflos. Selbst verursachtes<br />
Leid – wie blöd man in<br />
seinem hohen Alter doch sein kann!<br />
Aber nun geht es ja erst mal zur<br />
Kur in die Toscana, wo ich mich<br />
auf die nächste mündliche Prüfung<br />
in Hagen im September vorbereiten<br />
werde. Von dort schreibe ich<br />
dann eine Urlaubskolumne. Bis<br />
dahin: Gesund bleiben!<br />
Eure Daggie
14 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Empfehlungen<br />
400. Kofferradio im<br />
Kriminaltheater<br />
Friedrichshain – Bald ist es soweit:<br />
Am 2. September präsentiert Moderator<br />
Siegfried „Siggi“ Trzoß ab 17<br />
Uhr das 400. „Kofferradio“, diesmal<br />
als Live-Aufzeichnung aus dem Berliner<br />
Kriminaltheater. Zur Krimi-<br />
Schlager-Jubiläumsparty hat Trzoß<br />
natürlich eine große Künstlerschar<br />
eingeladen. Dabei sind zum Beispiel<br />
Julia Axen, Dagmar Frederic, Ingrid<br />
Raack, Angelika Mann, Vera<br />
Schneidenbach, Lutz Jahoda, Gerd<br />
Christian, Hans-Jürgen Beyer, Ingo<br />
Graf, Heike & Vlady, Giso Weißbach,<br />
Mary Halfkath (Foto: Dittmann)<br />
und viele Überraschungsgäste.<br />
Wer beim 350. Kofferradio im vergangenen<br />
Herbst im Kulturforum<br />
Hellersdorf dabei war, wird sich gern<br />
an einen langen, doch sehr kurzweiligen<br />
und unterhaltsamen Nachmittag<br />
erinnern. Das Kulturforum war<br />
ausverkauft. Auch diesmal sind schon<br />
viele Karten verkauft. Deshalb ist es<br />
ratsam, sich mit der Kartenbestellung<br />
Die „Ping Pongs“ im Kofferradio<br />
Berlin – Jeden Sonnabend zwischen<br />
14 und 15 Uhr ist „Kofferradio“-Zeit<br />
für Fans von Hits und Raritäten aus<br />
dem Osten, vorgestellt von Moderator<br />
Siggi Trzoß. Zu empfangen ist die<br />
Sendung über Antenne (88,4 und<br />
90,7), Kabel (92,6) und das Internet<br />
www.alex-berlin. de, www. siggitrzoss.de.<br />
Die zweite Sommer-Schlager-Party<br />
geht am 3. August über den<br />
Sender (siehe <strong>jot</strong> w.d. 7/<strong>2013</strong>). Am<br />
10. August werden Ausschnitte der<br />
Premiere von „Hier liegt was in der<br />
Luft“ aus der Begegnungsstätte Judith<br />
Auer in Berlin-Lichtenberg gesendet.<br />
Zu Gast war die Sängerin<br />
Ingrid Raack, sie ist im Gespräch mit<br />
Siggi Trzoß zu erleben und natürlich<br />
einigen ihrer Hits – u.a. „Königin der<br />
Nacht“, „Kleiner Gitano“, „Morgens<br />
Fango, Abends Tango“ oder „Die<br />
Rose“. Neuveröffentlichungen von<br />
AMIGA und Rundfunk von 1963 erklingen<br />
am 17. August. Mary Halfkath<br />
besingt den „Alten Hut von Jerry<br />
Flynn“, Lutz Jahoda mischt den „Kartäuser<br />
Knickebein-Shake“, Richard<br />
Adam „Löscht alle Lichter aus“ und<br />
Irmgard Hase fordert „Nehmen Sie<br />
Vernunft an“. Auch Ruth Brandin,<br />
Günter Hapke, Sonja Siewert, Karla<br />
Schreiter und andere sind mit von der<br />
Partie. Am 24. August sind Sigurd<br />
Hilkenbach und Gitta Kraké von der<br />
legendären Gesangsgruppe „Die Ping<br />
Pongs“ im Studio an der Voltastraße<br />
zu Gast.<br />
Im Gespräch mit dem Moderator erinnern<br />
sie an Schlager, die vielleicht<br />
noch nicht vergessen sind – u.a. „Die<br />
zu beeilen: Tel. 47 99 74 88, www.-<br />
kriminaltheater.de. Das Theater im<br />
ehemaligen Umspannwerk Ost,<br />
Palisadenstraße 48, ist u.a. mit der<br />
U 5 (bis Weberwiese) zu erreichen.<br />
Ingeborg Dittmann<br />
Erinnerungen an die Sputniks?<br />
Freikarten gewinnen!<br />
Köpenick – Während des diesjährigen<br />
Köpenicker Sommers gaben die<br />
„Sputniks“ am 16. Juni ein umjubeltes<br />
Konzert in der Köpenicker Altstadt.<br />
1963 gegründet, zählt die Truppe<br />
um Bandchef Henry „Cottn“<br />
Kotowski zu den dienstältesten<br />
Rockbands des Landes.<br />
Die große Geburtstagsparty mit einem<br />
Konzert und anderen Highlights<br />
sowie vielen Gästen und Freunden,<br />
die mit der Geschichte der Band verwoben<br />
sind, soll am Freitag, dem 18.<br />
Oktober, in der großen Mehrzweckhalle<br />
des Freizeitforums Marzahn,<br />
Marzahner Promenade 55, steigen.<br />
Wer persönliche Erinnerungen an die<br />
„Sputniks“ aus den 60-er Jahren hat,<br />
kann uns diese gern per Post oder<br />
email mitteilen; <strong>jot</strong> w.d. verlost unter<br />
den Einsendern Freikarten für die<br />
Veranstaltung am 18. Oktober. I.D.<br />
alte Ballmelodie“, „Bei dir war es<br />
immer so schön“, „Die Mädchen mit<br />
dem treuen Blick“, „Schöner fremder<br />
Mann“ oder „Die Liebe ist ein<br />
seltsames Spiel“. Geburtstagskinder<br />
des Monats August stehen am 31.<br />
August im Mittelpunkt der Sendung.<br />
Die Titel wurden von den Hörern<br />
gewünscht – „Zum Teufel mit Napoleon“<br />
(Judith Szücs“), „Der alte Fischer“<br />
(Horst und Benno), „Du hast<br />
mich heut verliebt gemacht“ (Fred<br />
Frohberg), „War es nur ein Traum“<br />
(Willi Peetz), „Tango-Medley“ (Herbert<br />
Klein), „Ich hab die Liebe<br />
gesehn“ (Vicky Leandros) und viele<br />
andere. Am 7. September ist der Entertainer<br />
Bert Beel Live-Gast im Studio<br />
von „Alex Berlin“.<br />
Inge Dittmann<br />
Schlagersenior Herbert Klein wird<br />
am 26. August 93 Jahre alt. Auch<br />
wir gratulieren herzlich.<br />
Foto: Dittmann
direkt – Briefe & Antworten<br />
Versagen auf der ganzen Linie<br />
Bezirksamt hat die Problematik Flüchtlingsheim falsch angepackt<br />
Hellersdorf – Enttäuschung und Empörung<br />
sind nur allzu verständlich. „Was wir<br />
hier in eineinhalb Jahrzehnten mühsam<br />
aufgebaut haben, wurde in wenigen Minuten<br />
eingerissen“, sagt ein Vorstandsmitglied<br />
einer Wohnungsgenossenschaft.<br />
Die TAZ titelte „Pogromstimmung in<br />
Hellersdorf“, die Piraten sprechen von der<br />
„hässlichen Seite Hellersdorfs“, die Linke<br />
sieht sich „an der Seite von Menschen,<br />
die Hilfe suchen“ und wirbt nun für eine<br />
„Willkommenskultur“.<br />
Warum musste es erst so weit kommen?<br />
„Dumm oder faul?“, möchte man wie neulich<br />
erst in den „Abenteuern des Werner<br />
Holt“ wieder gelesen, fragen. Es wäre ein<br />
Leichtes gewesen, die etwa 3000 Anwohner<br />
im Umkreis noch VOR der öffentlichen<br />
Bürgerversammlung zu informieren. Das<br />
Bezirksamt lässt Zettel und Broschüren<br />
für allen möglichen – Verzeihung – Scheiß<br />
drucken, für ein paar hektogaphierte Blätter<br />
reicht’s nicht. Da hätte man die wichtigsten<br />
Fragen rund um die Problematik<br />
formulieren und die dazu gehörenden<br />
Antworten geben können. Da hätte man<br />
die Ansprechpartner für Fragen mitsamt<br />
Kontaktmöglichkeit aufführen können.<br />
Nichts dergleichen wurde getan. Sehenden<br />
Auges marschierte Bürgermeister<br />
Stefan Komoß ins Verderben, das ihn<br />
selbst nicht trifft.<br />
„Mit uns hat niemand vom Bezirk ge-<br />
sprochen“, wundert sich auch Ingo<br />
Malter, Geschäftsführer von Großvermieter<br />
Stadt und Land. Dabei leben die<br />
meisten Einwohner der Umgebung in<br />
Häusern der städtischeh Gesellschaft.<br />
Seine Hausmeister hätten sicher gern<br />
und rasch die Frage-Antwort-Schreiben<br />
an die Mieter verteilt.<br />
Denn die diffusen Ängste einiger Menschen<br />
im Dreh müssen durchaus ernst<br />
genommen werden. Das scheint bis jetzt<br />
nur ein Lippenbekenntnis zu sein. Denn<br />
eine der wenigen sinnvollen, gleichwohl<br />
wichtigen Fragen auf der mittlerweile in<br />
allen Medien bis hin zu illustrierten<br />
Klatschpostillen breitgetretenen „Einwohner-Versammlung“<br />
wurde daselbst<br />
eben nicht beantwortet. Eine Frau wollte<br />
einfach nur wissen, was die Menschen<br />
eigentlich den ganzen Tag machen werden?<br />
Sicher: Die Kleinen werden im Heim<br />
<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 15<br />
betreut, größere gehen zur Schule. Aber<br />
ein Flüchtlingsheim ist kein Gefängnis,<br />
man kann die Menschen nicht einschließen.<br />
Es werden also hie und da auch<br />
mal junge Männer in kleineren Gruppen<br />
auftauchen. Vielleicht auf einer Parkbank<br />
sitzen, Zigaretten rauchen, sich in fremder<br />
Sprache unterhalten, laut lachen und<br />
ganz sicher dann und wann besonders<br />
aufschauen, wenn hübsche Mädchen<br />
vorbei gehen. Womöglich gar pfeifen!<br />
Na und, mag man jetzt rufen, was ist<br />
schon dabei? Natürlich nichts. Dennoch<br />
kursieren Gerüchte, werden Horrormeldungen<br />
gezielt gestreut. Manches<br />
davon lässt sich in einer freien offenen<br />
Gesellschaft gar nicht verhindern. Dem<br />
aber auch noch Vorschub zu leisten, ist<br />
eine Schande, für die sich die Verantwortlichen<br />
noch werden rechtfertigen<br />
müssen. Hoffentlich. Ralf Nachtmann<br />
Gut 1000 Leute, darunter eine Handvoll Nazis, waren dabei. Foto: Nachtmann<br />
NPD-Wahlkampf: Asylbewerber<br />
gegen sozial Schwache ausgespielt<br />
Die Hellersdorfer Großsiedlung füllte wieder<br />
dank brauner Kameraden das Sommerloch<br />
mit Negativschlagzeilen. Die Informationsveranstaltung<br />
des Bezirksamtes inmitten der<br />
Ferien für interessierte Anwohner des künftigen<br />
Asylbewerberheimes in den Gebäuden<br />
des Max-Reinhardt-Gymnasiums mutierte<br />
mit 1000 Teilnehmern streckenweise zur gut<br />
besuchten Outdoor-Wahlkampfveranstaltung<br />
der NPD.<br />
Hatten die politisch Verantwortlichen die<br />
Brisanz der Entscheidung für eine Unterbringung<br />
der Hilfebedürftigen aus Syrien im<br />
Hellersdorfer sozialpolitischen Problemkiez<br />
falsch eingeschätzt oder die Mobilisierungsfähigkeit<br />
der NPD unterschätzt? Jedenfalls<br />
mussten Bürgermeister Komoß, die<br />
anwesenden Vertreter der Linkspartei, verantwortliche<br />
Polizeistellen und der für das<br />
Heim verantwortliche Chef des Landesamtes<br />
für Soziales und Gesundheit (Lageso)<br />
Feuerwehr spielen, um die Veranstaltung den<br />
Klauen der Rechten zu .entreißen. Was nicht<br />
so ganz gelang, wenn man sich das Presseecho<br />
ansieht oder sich selbst die Veranstaltung<br />
antat.<br />
Die verlogene und satt bekannte Argumentation<br />
der Rechtsextremen verfing erneut bei<br />
sozial benachteiligten Wutbürgern: Wer in<br />
Deutschland durch das soziale Netz zu fallen<br />
droht, soll dafür bitte schön nicht auch<br />
noch vor Ort erdulden müssen, wie den Asylbewerbern<br />
Zucker in den Hintern geblasen<br />
wird. Außen vor bleibt, dass das Geld für ein<br />
menschenwürdiges Dasein aller Kiezbewohner<br />
nicht von den noch schwächeren<br />
Flüchtlingen abgezogen werden darf, sondern<br />
ausreichend Umverteilungsmöglichkeiten<br />
im reichen Deutschland erschlossen<br />
werden können. Wenn die Politik der<br />
galoppierenden Umverteilung zu Gunsten<br />
von Finanzhaien und sinnlosen Prestigeobjekten<br />
endlich gestoppt wird.<br />
Es wird also mehr denn je darauf ankommen,<br />
dass die sozialen Netze in den Kiezen<br />
der Großsiedlung nicht weitere Löcher bekommen.<br />
Soziale Infrastruktur darf nicht wie<br />
in den vergangenen Jahren dort, wo sie am<br />
meisten gebraucht wird, ausgedünnt werden.<br />
Was jetzt Not tut, ist kein Wahlkampf<br />
gegen Asylbewerber, sondern ein nachhaltiges<br />
politisches Engagement für die finanzielle<br />
und personelle Stärkung der sozialen<br />
Hilfsangebote in Berlins Problemkiezen.<br />
Das Bekenntnis aller demokratischen Parteien<br />
der BVV für die Unterbringung von asylsuchenden<br />
Menschen in Not ist wichtig und<br />
richtig. Es muss aber dringlich ergänzt werden<br />
durch einen Forderungskatalog mit<br />
dringlichen Schritten zur deutlichen Stärkung<br />
der sozialen Infrastruktur in den Problembereichen<br />
der Großsiedlungen. Dafür muss<br />
sich die Bezirkspolitik mit dem Roten Rathaus<br />
und der Bundesregierung anlegen.<br />
Sonst machen das andere mit ganz anderen<br />
Zielen. Ulrich Clauder<br />
Kein Grund zum Misstrauen<br />
Dieser Tage fühlt ein „blaukreidiger“ Mitbürger<br />
sich bemüßigt, rings um die Carola- Neher-<br />
Straße auf Fahrbahnen und Gehwegen unter<br />
dem Schutzschirm der Anonymität seine Meinung<br />
über das dort geplante Flüchtlingsheim<br />
kundtun zu müssen: „Nein zum Heim!“, „Wir<br />
wollen unsere Ruhe!“ Offensichtlich ein jüngerer<br />
Mensch, der eher etwas nachplappert, was<br />
andere ihm eingeredet haben, als dass er sich<br />
eine vernünftige eigene Meinung gebildet hat.<br />
Auf solche Denkträgheit und Gedankenlosigkeit<br />
setzen vor allem Agitatoren rechtsextremer<br />
Ideologien, und wie man leider erleben<br />
musste, mit erschreckendem Erfolg.<br />
Wer noch selbst erlebt hat, wie englische und<br />
amerikanische Bomberverbände im Krieg Berlin<br />
und andere Großstädte systematisch kurz<br />
und klein bombten, kann gewiss die Todesangst<br />
verstehen, die Menschen aus Syrien,<br />
Afghanistan, Libyen oder dem Irak dazu treibt,<br />
ihre verwüstete Heimat zu verlassen und ein<br />
ungewisses Schicksal in der Fremde zu suchen.<br />
Warum begegnen so viele Mitbürger diesen<br />
und anderen Flüchtlingen mit so heftiger<br />
Ablehnung, ja Feindseligkeit? Ist Flucht vor dem<br />
Bürgermeister Stefan Komaß hatte am 9. Juli<br />
gleich zu Beginn der Veranstaltung klar gemacht,<br />
dass er keine „politische Auseinandersetzung“<br />
führen wolle. Er erwartete emotionslose Bürger<br />
und „technisch-organisatorische“ Fragen,<br />
welch’ eine Karikatur auf das wahre Leben. Diese<br />
bürokratische Einstimmung der Begegnung<br />
„Staat trifft Bürger“ kam nicht gut an, denn es<br />
ging den Anwohnern sehr wohl um politische<br />
Fragen, etwa: Welches Grundrecht steht „höher“,<br />
die Bewahrung der Bürger vor Arbeitsund<br />
Obdachlosigkeit, die ausreichende Ausstattung<br />
mit Kindergarten- und Schulplätzen (mit<br />
ausreichendem Lehrer- und Erzieherpersonal)<br />
oder das „Asylrecht“?<br />
Oder: Gilt in diesem Staat die unteilbare Humanität<br />
und Gewährleistung der Menschenwürde<br />
drohenden Hungertod oder vor rassistischer<br />
Diskriminierung, wie er besonders zahlreiche<br />
Afrikaner aber auch Balkanbewohner nach<br />
Europa und ins reiche Deutschland treibt, etwa<br />
ein Grund, sie mit Misstrauen zu empfangen?<br />
Als nach dem Kriegsende Millionen Deutsche<br />
aus den „Ostgebieten“ nach Restdeutschland<br />
umgesiedelt wurden, empfingen die Ortsansässigen<br />
ihre Landsleute mit dem gleichen Argwohn,<br />
der gleichen Feindseligkeit wegen „Ruhestörung“,<br />
mit mindestens dieser unbarmherzigen<br />
Gleichgültigkeit, die heute den Flüchtlingen<br />
aus dem Ausland widerfährt.<br />
Ich bin in der DDR aufgewachsen und alt geworden.<br />
Internationale Solidarität mit allen Erniedrigten<br />
und Unterdrückten gehörte und<br />
gehört für mich auch als Ausdruck dafür, dass<br />
wir die Lehren aus unserer Geschichte gezogen<br />
haben, zu den humanen Werten, die unser<br />
Denken und Handeln bestimmen. Ich werde<br />
unsere künftigen Nachbarn daher aufrichtig<br />
willkommen heißen und will das Meine beitragen,<br />
dass sie hier in Ruhe und Frieden mit<br />
uns zusammen leben können.<br />
Hans Kaiser, Carola-Neher-Straße<br />
Erst Waffen liefern,<br />
dann Flüchtlinge aufnehmen<br />
gegenüber jedermann oder werden „Zuwanderer<br />
materiell angelockt“?<br />
Es wären noch weitere Fragen zu stellen: Wieso<br />
liefert Deutschland erst „Heckler & Koch“ in<br />
östliche Länder, um Krisen so anzuheizen, dass<br />
dort zunehmend Menschen entwurzelt werden,<br />
die dann „barmherzig“ aufgenommen werden?<br />
Wieso werden keine internationalen Abkommen<br />
geschlossen, um zeitweilige Flüchtlinge in ihren<br />
Sprach- und Kulturkreisen zu halten? Wieso<br />
werden zuwandernde Menschen in Deutschland<br />
schon wieder in Lagern „erfasst“, die gar nicht<br />
groß genug sein können, damit es sich für Leute<br />
vom Schlage Penz (Geschäftsführer des Heimbetreibers<br />
PeWoBe, Red.) „rechnet“?<br />
Wieso werden Zuwandernde nicht nach ihren<br />
Fähigkeiten integriert? Dr. Hermann Wollner
Mähen oder nicht mähen,<br />
das ist hier die Frage<br />
<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong><br />
Letzte Seite<br />
Nix geheim!<br />
Danke, Geheimdienste!<br />
Die transatlantischen Verträge, die zum Vaterunser<br />
jedes Bekenntnisses zur freiheitlichdemokratischen<br />
Grundordnung gehören, haben<br />
es also in sich: Da steht ein bedingungsloses<br />
Ja zur engsten Zusammenarbeit aller<br />
Geheimdienste der beteiligten Länder, darunter<br />
nicht zuletzt der Bundesrepublik Deutschland<br />
und der Vereinigten Staaten von Amerika.<br />
Da sitzen wir ganz schön in der Klemme.<br />
Nichts empört den deutschen Durchschnittsbürger<br />
so wie einerseits der geringste Zweifel<br />
am unverbrüchlichen Bruderbund dieser<br />
beiden Länder und andererseits jegliche staatlich<br />
sanktionierte Schnüffelaktion in bislang<br />
privaten Angelegenheiten. Die NATO-Mitgliedschaft<br />
lässt soeben beide Empörungsgründe<br />
als siamesische Zwillinge erscheinen.<br />
Schier unlösbare Aufgaben kommen auf führende<br />
Politiker kurz vor der Wahl zu. Lediglich<br />
Angie wusste nun wirklich von gar nichts,<br />
denn die Bündnisvereinbarung der Agenten<br />
stammt aus ihrer FDJ-Zeit weit jenseits von<br />
Mauer und Stacheldraht!<br />
Und wer hat es verbockt mit der Beziehungskrise?<br />
Ein verkappter russischer Spion<br />
namens Sno<strong>wd</strong>en alias Yeti alias Schneemensch<br />
alias Väterchen Frost. Felix Edmundowitsch<br />
lässt grüßen. Keine anderen aktiven<br />
Geheimdienstleute hatten eine ähnlich große<br />
Öffentlichkeitspräsenz wie der nämliche<br />
Dsershinski und unser lieber Sno<strong>wd</strong>en! Putin<br />
zwar auch, aber erst lange nach seiner Dresdener<br />
KGB-Zeit, also erst als Spion im Ruhestand.<br />
Hätte nicht Sno<strong>wd</strong>en einfach wie in seinem<br />
Arbeitsvertrag festgelegt als Berufsschweiger<br />
weiter gut auskömmlich leben können?<br />
Das hat er nun<br />
davon: Grenzenlose<br />
Hatz und unendliche<br />
Dankbarkeit zugleich<br />
ihm gegenüber, nicht<br />
selten bei deutschen<br />
Regierungsmitgliedern<br />
beides in Personalunion.<br />
Noch ist unklar,<br />
wie ein gestählter<br />
Spion so etwas psychisch verkraftet. Er<br />
wird sich oft Agent-007-Filme ansehen müssen,<br />
um Hoffnung zu schöpfen!<br />
Klar wurde nur, dass das in strahlenden<br />
Farben euphorisch gefeierte World Wide<br />
Net eine riesige Angelpfütze ist, wo jeder<br />
professionelle Netzfischer im trüben Wasser<br />
seine Fischlein an Land zieht. Nix bleibt<br />
dort geheim dank der Geheimdienste.<br />
Der zunehmend verängstigte deutsche Michel<br />
Mailversender bekommt in dieser Lage eingebläut,<br />
doch kräftig in Sicherheitstechnik zu<br />
investieren. Schon gibt es auf dieser Basis<br />
einen enormen Arbeitskräftebedarf bei den<br />
Geheimdiensten. Die Verschlüsselung gehört<br />
schließlich zu ihren Kernkompetenzen und sie<br />
werden sich den Zusatzverdienst nicht entgehen<br />
lassen. Das senkt zumindest die Steuerlast<br />
für den notwendigen Ausbau der Spionage-Sektionen.<br />
Ach ja! Gern erinnere ich mich der längst verflossenen<br />
Zeiten, als der auf mich persönlich<br />
angesetzte österreichische k.u.k. Geheimagent<br />
Bretschneider mir einfach seinen Adler am<br />
Revers zeigte, um mich abzuführen!<br />
Euer Schwejk<br />
<strong>jot</strong> w.d.-Preisrätsel zum Schulstart<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Entdeckt am „Grenzübergang“ Jänschwalder/Kaulsdorfer Straße.<br />
Trinker an der<br />
trockenen Quelle<br />
Sozialarbeiter/innen in Marzahn Nord-<br />
West wären (von rühmlichen Ausnahmen<br />
abgesehen) an der Hochwasserfront<br />
besser aufgehoben. Was sie dem Stadtteil<br />
an Wasser abgraben, können weder<br />
Alte noch Neue Wuhle regenerieren. Das<br />
jüngste Beispiel fand sich kürzlich in einer<br />
Berliner Anzeigenzeitung.<br />
Monatelang standen die<br />
R E W E - K a u f h a l l e n -<br />
schließungen in der Diskussion,<br />
ohne dass sich<br />
nennenswerte Aktionen<br />
rührten.<br />
5<br />
Jetzt, nachdem vor einem<br />
Monat der Markt an der Flämingstraße<br />
geschlossen wurde, erkühnt<br />
sich Jennifer Hübner (22), Verordnete der<br />
BVV und Sozialarbeiterin im Jugendklub<br />
„Betonia“, zum Klageruf und zum<br />
Foto: Nachtmann<br />
Antrag in der BVV, der Bezirk möge die<br />
Hallenschließung rückgängig machen.<br />
Oder so. Und „Reporter Hurtig“ verleiht<br />
dieser profilneurotischen Eskapade zum<br />
Nachteil des Stadtteilimages noch „journalistische“<br />
Flügel. Stichwort: „Trinker“,<br />
für sie, so die Sozialarbeiterin, sei eine<br />
geschlossene Kaufhalle ein Sammelbekken,<br />
Treffpunkt, Saufort. Und das an einer<br />
trocken gelegten Quelle. Darauf<br />
muss man erst mal kommen.<br />
Warum macht man eigentlich<br />
im QuartiersManagement<br />
keine Anstalten,<br />
dem quartierzerstörenden<br />
Treiben Einhalt<br />
zu gebieten?<br />
Ein elendes Quartier ist wohl ein gesunder<br />
Nährboden, aus dem man seinen<br />
Nektar saugt.<br />
Pieter Läng<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
E A<br />
G A<br />
E S<br />
C H<br />
T M<br />
U P<br />
T Ü<br />
P L<br />
H O<br />
O<br />
Es sind Begriffe rund um den Schulanfang<br />
mit zehn Buchstaben folgender<br />
Bedeutung zu bilden: 1. sollen<br />
Eltern möglichst gesund in die<br />
Schule mitgeben, 2. gibt’s für Kinder<br />
zur Schuleinführung, 3. dahin<br />
gehen Kinder in der Freizeit, 4. soll<br />
erweitert werden, 5. wurde mit der<br />
Haupt- zur Sekundarschule vereinigt,<br />
6. Unterrichtsfach zur Historie,<br />
7. darauf schreiben Lehrer mit<br />
Kreide, 8. so werden Schulanfänger<br />
in Berlin genannt, 9. breiter<br />
Filzstift mit leuchtenden Farben,<br />
10. damit spielen eher Mädchen.<br />
Die Buchstaben in den markierten<br />
Feldern ergeben – neu sortiert –<br />
eine europaweite Wissensprüfung.<br />
Schicken Sie Ihre Lösung bis 28. August (Poststempel) an <strong>jot</strong> w.d., Müllerstr. 45,<br />
12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. eine Musik-CD.<br />
Auflösung des Preisrätsels aus <strong>jot</strong> w.d. 7/<strong>2013</strong>: 1. Rothenburg, 2. Sterneburg, 3.<br />
Goldlauter, 4. Rabenstein, 5. Bitterfeld, 6. Heidelberg, 7. Karlshorst, 8. Greifswald,<br />
9. Düsseldorf, 10. Burghausen. Das Lösungswort lautete: Allerorten.<br />
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!<br />
Asiatisches Essen aus Togo?<br />
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