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Ausgabe 8-2013 - jot wd

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Feuerdrachen<br />

18. Jahrgang<br />

Nr. 8/<strong>2013</strong><br />

EVP: 1 Euro<br />

Ein 30 Meter hoher Feuertornado wirbelte kürzlich nahe<br />

Alice Springs durch das australische Outback; das Inferno<br />

dauerte knapp 40 Minuten. Solche Feuertornados<br />

entstehen, wenn heiße aufsteigende Luft auf ein Feuer am<br />

Boden trifft oder es selbst entzündet. Es ist dennoch eines<br />

der seltensten Naturphänomene. Daher war selbst der<br />

Naturfilmer Chris Tangey bass erstaunt, ein solches Spektakel<br />

zu erleben. Nach seinen Aufnahmen half er, die<br />

Feuergefahr auf einer nahe gelegenen Viehfarm zu bannen.<br />

In Deutschland sind solche Feuertornados selbst bei<br />

einer Hirtewelle, wie sie Ende August herrschte, so gut wie<br />

ausgeschlossen. Eingesandt von unserem Leser H.-P. Runge<br />

aus Alliston, Ontario/Kanada.<br />

Die Bürgerzeitung<br />

aus Marzahn-Hellersdorf<br />

Dudelsack-Hardrock<br />

Inhalt<br />

Künstler-Serie in <strong>jot</strong> w.d.:<br />

Viele Leser werden sich an<br />

Sänger und Musiker ihrer<br />

Jugendzeit in der DDR erinnern.<br />

<strong>jot</strong> w.d. berichtet, was<br />

aus ihnen geworden ist. Heute:<br />

Gerd Natschinski.<br />

Seite 3<br />

Farbe im Spiel:<br />

Platte muss eben nicht immer<br />

nur nach Platte aussehen.<br />

In Marzahn entdeckte<br />

<strong>jot</strong> w.d. überraschende<br />

Bilder, die ganz<br />

stark an das erbärmlich<br />

eingegangene Projekt „Europa-Viertel“<br />

erinnert.<br />

Seite 4<br />

Spezial TFF Rudolstadt:<br />

Seit mehreren Jahren begleitet<br />

<strong>jot</strong> w.d. Europas<br />

größtes Musik-Festival für<br />

Folk und Roots. In diesem<br />

Jahr waren nicht nur die<br />

Mahlsdorfer Tänzer, sondern<br />

auch der Berichterstatter<br />

überrascht. Leider<br />

nicht nur im positiven Sinn.<br />

Seite 6<br />

Urban ohne City:<br />

Ein höchst spannendes<br />

Projekt wird gerade an der<br />

Beilsteiner Straße verwirklicht.<br />

Im Alten Magerviehhof<br />

fand <strong>jot</strong> w.d. den Aufund<br />

Ausbau zu Räumen für<br />

Kunst, Kultur, Handwerk<br />

und urbanes Leben.<br />

Seite 12<br />

Im vergangenen Monat ist die Konzertsaison auf der Biesdorfer Parkbühne nun endlich richtig ins Rollen gekommen. Beim<br />

von Programmchef Fred Schöner „erfundenen“ Klassiker „Beatles treffen Stones“ war kein Platz mehr frei. Beim Themenabend<br />

„Metalalter“ ließen sich die Besucher u.a. von der hier gezeigten argentinischen Band Skiltron beeindrucken,<br />

die Hardrock mit Dudelsackklängen mixte. In diesem Monat stehen weitere musikalische Leckerbissen auf dem Programm.<br />

Am 10. August geben sich Uschi Brüning und Ernst-Ludwig Petrowski ein Stelldichein mit der Bluesband Engerling.<br />

Am 23. August spielt u.a. Randy Hansen Musik von Jimi Hendrix, am letzten Tag des Monats locken Soneros de Verdad aus<br />

Kuba, die Samba Kids und Cantalatino zu einer lateinamerikanischen Gartenparty. Beginn jeweils 18 Uhr, Eintritt zwischen<br />

11 und 22 Euro, Info und Bestellungen www.biesdorfer-parkbuehne.de, Tel. 99 87 481. Siehe Seite 14. Foto: Nachtmann<br />

Liebe Leser,<br />

haben auch Sie kürzlich die bedrükkende<br />

Fernseh-Reportage über das<br />

Gesundheitswesen in Deutschland<br />

gesehen? Stichwort Fließband-Operationen,<br />

Stichwort „blutige“ Entlassung.<br />

Da kann sich glücklich schätzen,<br />

wer einen „Arzt seines Vertrauens“<br />

hat, der sich nicht von Krankenhausmanagern<br />

belatschern, gar<br />

bestechen lässt, um mehr Einweisungen<br />

zu mehr Operationen vorzunehmen.<br />

Deutschland hat die weltweit höchsten<br />

Gesundheitskosten pro Patient.<br />

Mitnichten sind die Einwohner des<br />

Landes gesünder als Männer und<br />

Frauen, Kinder und Alte in anderen<br />

vergleichbaren westlichen Industriestaaten.<br />

Nimmt man die Zahl operativer<br />

Eingriffe und verordneter Medikamente,<br />

so müssten wir ein Volk<br />

dauerkranker spondylitisch-spastisch<br />

Gelähmter sein, die wahlwei-<br />

Das kranke<br />

System<br />

se in Depression oder Trunksucht oder<br />

gar beides verfallen, woraufhin sich Leiden<br />

an den Innereien aller Art einstellen,<br />

die wiederum in Krankenhäusern<br />

beschnippelt werden müssen. Die<br />

sportlichen Erfolge, gerade die breitensportlichen,<br />

werden uns nur vom Pharmaindustrie-Politik-Komplex<br />

vorgespiegelt,<br />

um uns um so kränker zu fühlen,<br />

was zu weiteren „Anwendungen“<br />

führen möge. Was Wunder, dass die<br />

Pharmaunternehmen neben den Energiemonopolisten<br />

und Finanzspekulanten<br />

die reichsten im Lande sind. Klar,<br />

wenn man Preise ohne jegliche Kontrolle<br />

diktieren kann.<br />

Ich gönne jedem Arzt sein Honorar,<br />

weil auch ich weiß, dass die Einkommen<br />

in der Ärzteschaft höchst ungerecht<br />

verteilt sind. Ich gönne jedem<br />

Bayeraktionär eine Dividende, denn<br />

ohne den Zufluss privaten Geldes<br />

(das meiste von Kleinspareren, teils<br />

über Umwege) könnten weder neue<br />

Medikamente noch Therapien entwickelt<br />

werden. Dennoch bin ich<br />

überzeugt, dass das Gesundheitswesen<br />

„entkapitalisiert“ werden muss,<br />

dass Kliniken nicht an ihrem „wirtschaftlichen<br />

Erfolg“ gemessen werden<br />

dürfen, dass Ärzte keine „Zielvorgaben“<br />

an durchzuführenden<br />

Operationen und dergleichen gemacht<br />

werden dürfen. Genauso müssen<br />

die Krankenversicherung reformiert<br />

und die „Kassenärztliche Vereinigung“<br />

als Milliardenvernichter<br />

unverzüglich abgeschafft werden.<br />

Ehe Sie nun aber erschreckt in eine<br />

Zukunft voller Leid und Krankheit<br />

schauen, wünsche ich Ihnen erst einmal<br />

viel Spaß mit dieser 204. <strong>Ausgabe</strong><br />

von <strong>jot</strong> w.d.<br />

Ihr Ralf Nachtmann


2 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Aktuell<br />

Bilder und Nachrichten des Monats<br />

Eine Zeitung ist kein Buch und <strong>jot</strong> w.d. kein 80-seitiges<br />

teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb<br />

ist es am Ende eines jeden Monats wieder so,<br />

dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert<br />

ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente<br />

haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren<br />

Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich<br />

dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement<br />

genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten<br />

aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch<br />

die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie<br />

erst machen das Leben vollkommen. Red.<br />

Schönheitskur<br />

Versenkt: Grundstein<br />

für den 10. Garten<br />

Zu Besuch: Zwei<br />

Damen von der Union<br />

Jugendclub U 5<br />

wird saniert<br />

Unlängst legten Umweltsenator<br />

Michael Müller, der stellvertretende<br />

britsche Botschafter Andrew<br />

Noble (2.v.r.), IGA-Geschäftsführer<br />

Christoph Schmidt und Bürgermeister<br />

Stefan Komoß den<br />

Grundstein für den Englischen<br />

Garten. „Englische Gärten sind<br />

weltweit bekannt und seit langer<br />

Zeit ein Exportschlager“, sagte<br />

Noble. „Sie sollen eine natürliche<br />

Landschaft widerspiegeln, sind<br />

aber in Wirklichkeit wahre Kunstwerke.“<br />

Entworfen wurde der<br />

sechs Hektar große Garten vom<br />

Büro Austin-Smith:Lord aus Manchester,<br />

die Eröffnung ist für das<br />

Frühjahr 2015 geplant.<br />

Bundesbildungsministerin Johanna<br />

Wanka (li.) hat am 1. Juli gemeinsam<br />

mit Monika Grütters<br />

aus dem Bundestag den Kinderund<br />

Jugendzirkus Cabuwazi besucht.<br />

Hierbei kam die Regierungsvertreterin<br />

anlässlich der<br />

Aktion „Zirkus macht stark“, die<br />

durch das Bildungsministerium<br />

gefördert wird, in den Genuss einer<br />

etwa 20-minütigen Vorstellung.<br />

Die Politikerinnen wurden<br />

von Uwe Heß, Vorstandsmitglied<br />

der Wohnungsgenossenschaft<br />

„Marzahner Tor“, die den Zirkus<br />

seit 2009 unterstützt, begleitet.<br />

Bei Cabuwazi üben fast 300 Kinder,<br />

zumeist aus dem Bezirk.<br />

Hellersdorf – Mit Unverständnis<br />

und Fassungslosigkeit hatten einige<br />

der Jugendlichen darauf reagiert,<br />

dass die beliebte Freizeiteinrichtung<br />

U 5 nicht längst wieder<br />

offen ist. Ein Wasserschaden<br />

hatte dazu geführt, dass der<br />

Jugendclub geschlossen werden<br />

musste. Am 29. Juli sollten die<br />

Bauarbeiten beginnen. Wie lange<br />

sie dauern, ist noch offen. „Unser<br />

Ziel ist es, den Club so rasch<br />

es geht mit Unterstützung der<br />

freien Träger im Stadtraum wieder<br />

öffnen zu können“, sagt Jugendstadträtin<br />

Juliane Witt. RN<br />

FrauenFitnessTag<br />

Marzahn – Die Frauen- und<br />

Gleichstellungsbeauftragte des<br />

Bezirks, Snezana Sever, lädt am<br />

17. August von 10 bis 17.30 Uhr<br />

zum 2. Frauenfitnesstag ins FFM<br />

ein. „Sie können die Sporthalle<br />

näher kennen lernen, die ab Oktober<br />

2014 ein vielfältiges Sportprogramm<br />

für Frauen nach Ihren<br />

Vorstellungen unterbreiten wird“,<br />

wirbt Sever um Teilnahme.<br />

Gemeinsam mit Hellersdorfer<br />

Kindern verschönerte die Mahlsdorfer<br />

Künstlerin Birgit Schöne<br />

u.a. die Zäune am Kunsthaus Flora<br />

und an der Jugendkunstschule.<br />

Dabei kamen vor allem bunte<br />

Fäden und Bänder zum Einsatz.<br />

Die Aktion ist Teil von Schönes<br />

Objekten im Bezirk.<br />

Schöner Leben ohne Nazis mit<br />

„Lesung gegen das Vergessen“<br />

Hellersdorf – In diesem Jahr findet<br />

der Aktionstag „Schöner leben<br />

ohne Nazis“ am 31. August<br />

ab 14 Uhr auf dem Alice-Salomon-Platz<br />

statt. Wie in den vergangenen<br />

Jahren wird es ein buntes<br />

Kulturprogramm geben, zu<br />

dem auch die „Lesung gegen das<br />

Vergessen“, zählt. Sie wird seit<br />

vergangenem Jahr vom Herausgeberverein<br />

von <strong>jot</strong> w.d. und der<br />

Seniorenvertretung bestritten.<br />

Darüber hinaus gibt es Info-Stände<br />

und Mitmach-Aktionen. RN<br />

Ja, ich möchte<br />

Aboschein<br />

Die Bürgerzeitung<br />

aus Marzahn-Hellersdorf<br />

jeden Monat erhalten und abonniere die<br />

Zeitung zum Jahrespreis von<br />

12 Euro incl. Zustellung,<br />

(außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro)<br />

Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein<br />

weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12.<br />

<strong>Ausgabe</strong> schriftlich gegenüber dem <strong>jot</strong> w.d.-Herausgeber kündige. Zur<br />

Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag<br />

überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung.<br />

Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen<br />

innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt).<br />

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<strong>jot</strong> w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 56 20 173<br />

email-Bestellung unter: bestell@<strong>jot</strong>wede-online.de<br />

<strong>jot</strong> w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf,<br />

Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür<br />

kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung<br />

genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ...<br />

So erreichen Sie die Redaktion:<br />

Post: <strong>jot</strong> w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin<br />

Tel.: 56 58 70 99, email: redaktion@<strong>jot</strong>wede-online.de<br />

Im Internet unter www.<strong>jot</strong>wede-online.de<br />

Anzeigenberatung: 0179-6987186<br />

Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173<br />

Spendenkonto: 496622200, BLZ 10070024, Deutsche Bank<br />

Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt.<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong> von <strong>jot</strong> w.d. erscheint am 5. September <strong>2013</strong><br />

Redaktionsschluss: 27. August <strong>2013</strong>, Anzeigenschluss: 29. August <strong>2013</strong><br />

IMPRESSUM<br />

<strong>jot</strong>.w.d.<br />

Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf<br />

Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V.<br />

Anerkannt gemeinnützige Körperschaft<br />

Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: redaktion@<strong>jot</strong>wede-online.de<br />

Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion)<br />

Ständige Autoren: S. Birkner, L. Schuchert, H. Sandow<br />

Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173<br />

Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de<br />

Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten<br />

Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 23. August, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen<br />

Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos.<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein.<br />

Vereins- und Spendenkonto: Deutsche Bank, BLZ 10070024, Kontonummer 49 66 222 00


Leute<br />

Durch sein Fenster blickt<br />

man in die Ewigkeit<br />

Der Mahlsdorfer Künstler Heinrich List<br />

wurde vor 100 Jahren geboren<br />

Am 10. Juni dieses Jahres wäre<br />

der Maler und Gestalter Heinrich<br />

List 100 Jahre alt geworden. 30<br />

Jahre lebte und arbeitete er hier<br />

in Mahlsdorf und ist hier heimisch<br />

geworden. Davon zeugen<br />

eine ganze Reihe seiner Arbeiten.<br />

In den Kunstkalender Mahlsdorf<br />

2011 haben wir sein Ölgemälde<br />

„Pilgramer Straße 80“, ein Gartenstillleben,<br />

aufgenommen. Es<br />

gehört zu einer kleinen Reihe von<br />

Gemälden und Grafiken, auf denen<br />

der Künstler sein langjähriges<br />

Wohngrundstück abgebildet<br />

hat. Es zeigt eine Gartenecke eines<br />

tätigen Mahlsdorfer Siedlers,<br />

wie sie zu Lebzeiten des Malers<br />

auf vielen Grundstücken anzutreffen<br />

war.<br />

Er hat aber auch andere Themen<br />

der Region künstlerisch gestaltet,<br />

so den Hultschiner Damm am<br />

Gutspark, die Heidemühle, die<br />

Landschaft am Habermannsee,<br />

um nur einige zu nennen.<br />

Besonders hervorzuheben aber ist<br />

das gemeinsam mit der Mahlsdorfer<br />

Kunstglaserin Katharina<br />

Peschel gestaltete Altarfenster in<br />

der Kirchhofskapelle des Waldkirchhofes<br />

in der Rahnsdorfer<br />

Straße, eine stilisierte Jesusdarstellung,<br />

leuchtend in den Farben<br />

und symbolisierend den Geist einer<br />

christlichen Trauerfeier (Fotos:<br />

Kintscher). Heinrich List<br />

schuf dafür die künstlerische Vorlage.<br />

Alle diese Werke weisen ihn<br />

als einen sensiblen, ausdrucksstarken<br />

Künstler aus.<br />

Er ist aber leider nur wenigen<br />

bekannt. Geboren wurde er 1913<br />

in Gießen, hatte an der Kunsthochschule<br />

Karlsruhe Malerei<br />

und Grafik studiert und ist 1945<br />

als Soldat nach Berlin gekommen.<br />

Hier wurde er verwundet,<br />

was ihn allerdings vor längerer<br />

Gefangenschaft bewahrte. Noch<br />

1945 aus sowjetischer Gefangenschaft<br />

entlassen, blieb er in Berlin,<br />

heiratete eine Mahlsdorferin<br />

und nahm in Mahlsdorf seinen<br />

Wohnsitz. An der Pilgramer Straße<br />

baute er sich mit seiner jungen<br />

Frau ein Häuschen aus zum<br />

Wohnen und Arbeiten.<br />

Um den Lebensunterhalt der jungen<br />

Familie zu sichern, arbeitete<br />

er nun vorwiegend als Grafiker<br />

und Gestalter, entwarf Urkunden<br />

und war seit den 1950er Jahren<br />

an der Gestaltung von DDR-Messen,<br />

insbesondere an den sogenannten<br />

landwirtschaftlichen<br />

Lehr- und Leistungsschauen der<br />

DDR in Leipzig-Markkleeberg,<br />

der späteren „agra“, beteiligt.<br />

Weiterhin erfüllte er Aufträge im<br />

Rahmen der staatlich geförderten<br />

baugebundenen Kunst.<br />

Dabei spezialisierte er sich besonders<br />

auf die Glasmalerei sowie<br />

auf Emailarbeiten. Enge Zusammenarbeit<br />

verband ihn dabei<br />

mit der Mahlsdorfer<br />

Kunstglaserin<br />

Katharina<br />

Peschel. Gemeinsam<br />

schufen<br />

sie zum Beispiel<br />

die Glasfenster<br />

im Wappensaal<br />

des Roten<br />

Rathauses in<br />

Berlin. An Heinrich<br />

List erinnern<br />

uns auch<br />

heute noch außer<br />

dem Altarfenster<br />

in der Kirchhofskapelle,<br />

ein<br />

Kruzifix, Leuchter<br />

und eine<br />

Wandplatte im<br />

Gemeindesaal<br />

der Alten Pfarrkirche<br />

in Mahlsdorf,<br />

die er geschaffen<br />

hat.<br />

1975 ist er im<br />

Alter von nur 62<br />

gestorben und<br />

hat auf dem<br />

M a h l s d o r f e r<br />

Waldkirchhof<br />

seine letzte Ruhe<br />

gefunden.<br />

Harald<br />

Kintscher<br />

<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 3<br />

Musiklegenden des Ostens – <strong>jot</strong> w.d.-Serie, Teil 105<br />

In der Juli-<strong>Ausgabe</strong> 2004 begannen wir, Künstler<br />

vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer<br />

Leser – also in den 50er, 60er, 70er und<br />

80er Jahren – Schlagzeilen machten.<br />

Rund 70 Filmmusiken, 13 Musicals,<br />

Operetten und Ballette, mehr<br />

als 600 Schlager und Chansons<br />

und etliche Orchesterwerke<br />

schrieb der Erfolgskomponist. Am<br />

23. August wird er 85 Jahre alt.<br />

1928 wird der erfolgreichste Musical-<br />

und Filmkomponist der<br />

DDR in Chemnitz geboren. Er<br />

wuchs in Dresden in einem musikalischen<br />

Elternhaus auf. Seine<br />

Mutter war Opernsängerin. Schon<br />

als Zehnjähriger beginnt<br />

er zu komponieren und<br />

kleine Theaterstücke zu<br />

verfassen. 1945/46 studiert<br />

er an der Musikhochschule<br />

Dresden<br />

Komposition, doch auf<br />

Wunsch seines Vaters<br />

bricht er das Studium ab.<br />

Er soll Geld verdienen.<br />

Das sollte ihm im Laufe<br />

seines weiteren Lebens<br />

recht gut gelingen, zunächst<br />

bescheiden als<br />

Musiklehrer und Kantor.<br />

Klavier- und Kompositionsunterricht<br />

nimmt er privat in<br />

Chemnitz. 1948 geht er nach Leipzig.<br />

Dort übernimmt Natschinski<br />

mit gerade mal 20 Jahren die Leitung<br />

des Großen Unterhaltungsorchesters<br />

des Leipziger Rundfunks.<br />

Schon damals bringt er etliche<br />

eigene Kompositionen zur<br />

Aufführung. Zwischen 1950 und<br />

52 ist er Meisterschüler bei Hanns<br />

Eisler („Schreiben Sie Gebrauchsmusik,<br />

das ist eine Musik, die gebraucht<br />

wird!“), 1952 wird er für<br />

zwei Jahre Leiter des Großen<br />

Tanz- und Unterhaltungsorchesters<br />

des Berliner Rundfunks und<br />

zieht mit seiner Frau Ingeburg und<br />

Sohn Thomas schon bald nach<br />

Berlin. Ab Mitte der 50-er arbeitet<br />

Natschinski als freischaffender<br />

Komponist und Dirigent. Zu dieser<br />

Zeit schrieb er schon so manchen<br />

Hit für damals namhafte Interpreten<br />

wie Klaus Gross, Brigitte<br />

Rabald, Fred Frohberg („Zwei<br />

gute Freunde“), Sonja Siewert<br />

und Herbert Klein oder Bärbel<br />

Wachholz („Damals“) und Musik<br />

für viele DEFA-Filme.<br />

Mit Beginn der 60-er Jahre komponiert<br />

er zunehmend für das<br />

Musiktheater, schreibt auch sinfonische<br />

Werke. Als Dirigent am<br />

Berliner Metropoltheater gelingt<br />

ihm 1960 eine „DDR-Legende“ –<br />

die Operette „Messeschlager Gisela“,<br />

die in einem VEB, einem<br />

Volkseigenen Betrieb spielt (1998<br />

wird das Stück sogar an der<br />

Neuköllner Oper in Berlin wieder<br />

aufgeführt). Schon damals gehört<br />

In dieser Serie erschienen bisher:<br />

Brigitte Ahrens, Julia Axen, Franz Bartzsch, Arndt<br />

Bause, Olaf Berger, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Bibl,<br />

Holger Biege, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf<br />

Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt<br />

Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Hartmut<br />

Eichler, electra, IC Falkenberg, Ina-Maria<br />

Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer,<br />

Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja<br />

Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg,<br />

Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Peter<br />

Gotthardt, Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf,<br />

Gerd Natschinski<br />

Der Musical-König<br />

er im kleinen Land zu jenen, die<br />

Privilegien genießen. Nach der Premiere<br />

der Operette bekommt er mit<br />

seiner kleinen Familie eine noble<br />

7-Zimmer-Villa in Wendenschloss<br />

zugewiesen. Hier richtet er sich ein<br />

Studio ein, schreibt, ungestört von<br />

der Familie, in seinem Arbeitszimmer.<br />

„Wenn Vater arbeitete, schlichen<br />

wir Kinder auf leisen Sohlen<br />

durchs Haus“, erinnert sich Sohn<br />

Thomas noch heute. Ende der 60-<br />

er wird er Mitglied der Blockpartei<br />

LDPD, ist in den 70-er Jahren Mitglied<br />

der DDR-Volkskammer, erhält<br />

zahlreiche internationale Preise<br />

und drei Mal den Nationalpreis<br />

für Kunst und Literatur der DDR.<br />

Bis Ende vergangenen Jahres war<br />

Gerd Natschinski Präsident der<br />

Dramatiker Union.<br />

Mary Halfkath, Michael Hansen, Monika Hauff/<br />

Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Ruth Hohmann,<br />

Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter<br />

Janik, Uwe Jensen, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer,<br />

Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein,<br />

Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry<br />

Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger, Aurora<br />

Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus<br />

Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela<br />

May, Achim Mentzel, Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby<br />

Munk & Ingo Krähmer, Thomas Natschinski, Omega,<br />

Peter Paulick, Ines Paulke, Jenny Petra, Puhdys,<br />

Wie geht es den Publikumslieblingen von einst<br />

heute? <strong>jot</strong> w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen<br />

unsere Serie in dieser <strong>Ausgabe</strong> mit dem Komponisten<br />

Gerd Natschinski fort.<br />

Den internationalen Durchbruch<br />

schafft der Komponist 1964 mit<br />

dem Musical „Mein Freund Bunbury“,<br />

eines der meist gespielten<br />

deutschen Musicals überhaupt. Bisher<br />

erlebte es europaweit fast<br />

6000 Aufführungen in zehn Sprachen<br />

und 167 Inszenierungen.<br />

Zum 80. Geburtstag des Komponisten<br />

veranstaltete die Musikakademie<br />

Rheinsberg zu seinen Ehren<br />

eine große Musical-Gala unter<br />

dem Motto „Bunbury und seine<br />

Freunde gratulieren“. Großen<br />

Erfolg hatte auch sein Ballett<br />

„Hoffmanns Erzählungen“, das<br />

1986 an der Komischen Oper Premiere<br />

hatte. Zwischen<br />

1986 und 2000 war er<br />

Dirigent beim Westdeutschen<br />

Rundfunk in Köln.<br />

Bekannt ist Natschinski<br />

vor allem mit seinen<br />

Filmmusiken geworden,<br />

etwa für DEFA-Musikfilme<br />

wie „Meine Frau<br />

macht Musik“ (1958),<br />

„Revue um Mitternacht“<br />

(1962), „Reise ins Ehebett“<br />

(1966) und „Heißer<br />

Sommer“ (1968) –<br />

bis heute ein Kultfilm.<br />

Gerd Natschinski ist Vater<br />

von vier Kindern. In seiner ersten<br />

Ehe mit Ingeburg Natschinski<br />

wurden Thomas (1947) und Viola<br />

(1955) geboren. Thomas zählt<br />

zu den bekanntesten Rockmusikern<br />

der DDR und ist heute ein<br />

erfolgreicher Filmkomponist. Mit<br />

seiner zweiten Frau Gundula, ehemals<br />

Sängerin am Metropoltheater,<br />

hat der 85-Jährige ebenfalls<br />

zwei Kinder: Felix (31) und<br />

Lukas (18). Lukas, der mit fünf<br />

Klavier und mit neun Gitarre spielen<br />

lernte, ist mit seinen 18 Jahren<br />

schon ein bekannter Musiker.<br />

Er spielt u.a. in der „Berlin Swing<br />

Band“ und moderiert eine eigene<br />

Talkreihe „Lukas Natschinski und<br />

seine Gäste“. Im Herbst vergangenen<br />

Jahres hatte er dazu Mutter<br />

Gundula und Vater Gerd eingeladen<br />

und begleitete seine Mutter,<br />

die bekannte Filmhits ihres<br />

Mannes vortrug, musikalisch.<br />

1993 hatte Natschinski sich von<br />

Gundula scheiden lassen, lebte<br />

aber nie wirklich getrennt von ihr.<br />

2001 heiratete er sie noch einmal.<br />

Im kommenden Jahr – 50 Jahre<br />

nach seiner Premiere – steht sein<br />

Erfolgs-Musical „Mein Freund<br />

Bunbury“ wieder auf dem Programm<br />

der „Musikalischen Komödie<br />

Leipzig“. Aufführungen<br />

sind u.a. für Juni und Juli geplant.<br />

Ingeborg Dittmann<br />

Abb.: Gerd Natschinski früher<br />

und heute, Plakat des Metropoltheaters,<br />

Aufführung von „Messeschlager<br />

Gisela“. Fotos: Archiv<br />

James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack,<br />

Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, Christian<br />

Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera<br />

Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze,<br />

Hartmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herbert<br />

Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner<br />

Süß, Dina Straat, Theo-Schumann-Combo,<br />

Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz,<br />

Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen<br />

Walter, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg,<br />

Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang<br />

Ziegler.


4 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Großsiedlung<br />

1900 Unterschriften<br />

für eine<br />

„Halle für alle“<br />

Viele Bürgerinnen und Bürger<br />

waren am 16. Juni in den großen<br />

Saal im Freizeitforum Marzahn<br />

gekommen, um ihre Meinung<br />

über die Pläne des Bezirksbürgermeisters<br />

zu äußern.<br />

Fast alle Plätze waren besetzt,<br />

trotz des schönen Wetters. Es<br />

war schnell spürbar, dass viele<br />

Menschen aufgebracht sind.<br />

Lediglich informiert sollten sie<br />

werden, mit zu entscheiden gab<br />

es offenbar nichts mehr.<br />

Einige hatten sich bereits<br />

schriftlich an die BVV und das<br />

Bezirksamt gewandt und wurden<br />

ignoriert. Die Sprecherin<br />

unserer Bürgerinitiative, Frau<br />

Matthias, trug unseren Standpunkt<br />

vor und übergab BVV-<br />

Vorsteherin Kathrin Bernikas<br />

1900 Unterschriften für einen<br />

Einwohnerantrag. Diese müssen<br />

nun vom Bezirksamt geprüft<br />

werden, damit der Antrag<br />

in der Bezirksverordneten-Versammlung<br />

zur Abstimmung<br />

kommt. Wir hoffen, dass dies<br />

bereits im August passiert.<br />

Im Antrag heißt es: „Das Bezirksamt<br />

wird ersucht, dafür<br />

Sorge zu tragen, dass die Mehrzweckhalle<br />

im Freizeitforum<br />

Marzahn uneingeschränkt für<br />

alle Besucherinnen und Besucher<br />

des Hauses als Mehrzweckhalle<br />

und Sportstätte<br />

nutzbar bleibt. Sowohl Vereinsals<br />

auch ungebundener Sport<br />

sollen weiterhin möglich sein.“<br />

In der Diskussion wurde massiv<br />

Kritik an der Standortentscheidung<br />

für die Frauensporthalle<br />

geäußert, gegen ein solches<br />

Projekt an sich gab es nur<br />

wenig Widerstand. Bisher ist<br />

Bürgermeister Stefan Komoß<br />

darauf nicht eingegangen. Er<br />

beschränkt sich darauf, die verständliche<br />

Wut vieler Bürgerinnen<br />

und Bürger zu kritisieren<br />

und als „gesteuert“ abzutun.<br />

Wir fordern ernsthafte Gespräche<br />

mit unserer Bürgerinitiative<br />

und den Nutzerinnen und Nutzern<br />

des Hauses über die Zukunft<br />

der Mehrzweckhalle, einen<br />

wirklichen Kompromiss zur Nutzung<br />

der Halle und dass die Sorgen<br />

und Interessen der Bürgerinnen<br />

und Bürger nicht ignoriert<br />

werden. BI „Halle für alle“<br />

Abriss der Galerie M<br />

beschlossen<br />

Marzahn – Die Wohnungsbaugesellschaft<br />

degewo und das Bezirksamt<br />

haben weitere Gespräche<br />

über die Wiedereinrichtung<br />

einer Kunstgalerie und eines<br />

Bürgeramtes in einem Neubau<br />

am Standort Marzahner Promenade<br />

13 (ehemalige Galerie M)<br />

aufgenommen. Der Standort an<br />

der Marzahner Promenade ist<br />

„stadtentwicklungspolitisch von<br />

herausragender Bedeutung“,<br />

heißt es in einer Mitteilung. Er<br />

biete mit seiner ÖPNV-Anbindung<br />

beste Voraussetzungen für<br />

eine zukünftige Nutzung. Damit<br />

dürfte der Abriss des alten Galerie-Gebäudes<br />

nicht mehr zu<br />

verhindern sein. RN<br />

Im 5. Stock wohnt Albert Einstein<br />

Fassadenkunst überraschte Mieter und Passanten der Märkischen Karrees<br />

Marzahn – Ende Mai fielen die<br />

ersten Hüllen, sprich: Die Gerüste<br />

wurden zurückgebaut und gaben<br />

den Blick auf Hausansichten<br />

frei, wie sie in dieser Wohnanlage<br />

der Berlin-Brandenburgischen<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

(BBWBG) mit vier Höfen und gut<br />

1430 Wohnungen überhaupt nicht<br />

zu erwarten waren. Kahle, an die<br />

sechs Etagen senkrecht reichende<br />

graue Wände haben sich in<br />

gutbürgerliche, repräsentative<br />

Fassaden verwandelt, die sofort<br />

als Blickfang wirkten und bei den<br />

Leuten ein Lächeln auslösten<br />

oder von ihnen mit einem wohlwollenden<br />

Nicken „gegrüßt“ wurden.<br />

Noch immer kommt kaum<br />

jemand an den vier „Schäften“,<br />

wie sie die Genossenschaft nennt,<br />

vorbei, ohne beim Zwischenstopp<br />

den Blick schweifen zu lassen.<br />

Die Fassadenmalerei an der Märkischen<br />

Allee 334, 348, 362 und<br />

376 ist die Krönung eines Bauvorhabens<br />

der BBWBG, das nicht<br />

nur im Karree mit wachem, zuversichtlichem<br />

Interesse, sondern<br />

auch mit Skepsis und Zweifel<br />

begleitet wurde. Warum? Die genannten<br />

Adressen sind sogenannte<br />

Eckbauten, die aufgrund ihrer<br />

Konstruktion und ihres baulichen<br />

Zuschnitts im Gegensatz zu den<br />

anderen Aufgängen der sechsgeschossigen<br />

Häuser nicht mit<br />

einem Fahrstuhl an der Außenhaut<br />

nachgerüstet werden konnten.<br />

Gerade dort aber befinden<br />

sich die größten Wohnungen (vier<br />

und fünf Räume), die schon mit<br />

Fahrstuhl nicht einfach zu vermieten<br />

sind.<br />

Die BBWBG entschloss sich deshalb,<br />

auf ungewöhnliche Weise<br />

die Attraktivität der fraglichen<br />

Wohnungen zu erhöhen. Statt eines<br />

Fahrstuhls wurden Doppelbalkone<br />

(je zur Hälfte verglast<br />

bzw. offen) übereinander auf die<br />

Hellersdorf – Kaum zu glauben:<br />

Bereits zum 19. Mal lädt die<br />

Wohnungsbaugesellschaft Stadt<br />

und Land zum „Balkonkino“ auf<br />

den Cecilienplatz ein. Zur Eröffnung<br />

am 26. Juli heizte erst einmal<br />

die Partyband „Hot and Fire“<br />

mit Hits und Stimmungsliedern<br />

ein, ehe sich die vielen Zuschauer<br />

beim herausragenden Streifen<br />

„Ziemlich beste Freunde“ amüsierten.<br />

Dass es sich beim Balkon-Kino<br />

um eine Veranstaltung der Art<br />

„umsonst & draußen“ handelt, hat<br />

sich mittlerweile in ganz Berlin<br />

und sogar im Umland herumgesprochen.<br />

Nicht wenige Zuschauer<br />

kommen aus anderen Bezirken<br />

oder Nachbargemeinden. Viele<br />

bringen nicht nur ihren Klappstuhl<br />

mit, sondern auch Essen und<br />

Getränke in Picknickkörben bzw.<br />

Kühltaschen. Letztere sind bei<br />

Temperaturen um die 30 Grad<br />

selbst am Abend unverzichtbar.<br />

Ganz oben an der Märkischen Allee 376 schaut Einstein aus dem<br />

Fenster, an Nr. 348 zieren „französische Balkone“ die einst graue<br />

Fassade. Im Detail erinnern die Malereien an das einst mit großem<br />

Tamtam vorgestellte „Europa-Viertel“ im Hellersdorfer Karree (Tangermünder<br />

Straße), das dann jämmerlich einging und seither traurig<br />

seiner Verwirklichung harrt.<br />

Fotos: Preußing<br />

Außenwand montiert. Die Prokuristin<br />

der Genossenschaft, Jutta<br />

Zwick, erklärt: „Die vier Schäfte<br />

der neuen Anlage zeigen Balkone<br />

verschiedener Baustile. Durch<br />

die etwas andere Gestaltung wollen<br />

wir Diskussionen anregen und<br />

die Aufmerksamkeit auf diese<br />

neuen, einzigartigen Balkone lenken.“<br />

Die Einzigartigkeit besteht<br />

u.a. darin, dass diese Loggien<br />

sowohl aus den Wohnzimmern als<br />

auch aus den Schlafzimmern – als<br />

Beispiel – betreten werden können.<br />

Jutta Zwick verweist aber<br />

auch darauf, dass die bei der<br />

Montage entstandenen grauen<br />

Wände an der Nordseite einen<br />

Hintersinn haben: „So, wie jetzt<br />

die Balkone errichtet worden<br />

sind, besteht nach wie vor die<br />

Möglichkeit, in späteren Jahren<br />

auch vor diese Aufgänge noch einen<br />

Aufzug zu bauen. Bis dahin<br />

erfreuen sich hoffentlich viele an<br />

der interessanten Gestaltung,<br />

kommen über dieses Thema mit<br />

den Nachbarn ins Gespräch und<br />

vorbei fahrende oder spazierende<br />

Bürger nehmen unsere Häuser<br />

als etwas Besonderes wahr.“<br />

An der Märkischen Allee 376<br />

schaut Albert Einstein aus dem<br />

Fenster des imaginären 5. Stocks.<br />

Er hat gut lachen, denn in der ersten<br />

wirkt das Service-Team der<br />

BBWBG: „Was dieser inspiriert,<br />

wird von jenen hier serviert.“ Alles<br />

ist relativ.<br />

Unterdessen haben die Maler<br />

dem letzten Schaft einen passenden<br />

Anstrich gegeben. Die Firma<br />

GRACO wurde 2011 durch die<br />

Berliner Maler- und Lackierer-Innung<br />

im Wettbewerb um den<br />

Deutschen Fassadenpreis ausgezeichnet<br />

und vertritt den Anspruch,<br />

mit visuellen Konzepten<br />

Lebensräume aufzuwerten. Den<br />

praktischen Beleg für diese „urbane<br />

Lebensraumgestaltung“<br />

kann man an der Märkischen Allee<br />

begutachten. Ein entgegengesetztes<br />

Bild bietet sich dem Betrachter<br />

im Osten des Stadtteils.<br />

Seit 2010 erwarten die Mieter der<br />

DEGEWO-Wohnschlange an der<br />

Golliner und der Havemannstraße<br />

(Schorfheideviertel), dass die<br />

Balkonmodernisierung nach drei<br />

Jahren endlich erfolgreich vollzogen<br />

ist.<br />

Jetzt deutet sich an, was damit<br />

verbunden sein wird. Architekt<br />

Hühnlein von der Firma Statt-<br />

Reisen, der vor Jahren Wanderungen<br />

vom S-Bahnhof Marzahn zur<br />

Straßenbahnwendeschleife Ahrensfelde<br />

leitete, ließ zuweilen<br />

schmunzelnd wissen: „Der Architekt<br />

liebt die Farbe seines Materials.<br />

Und Beton ist nun mal<br />

grau.“ So gesehen könnte das<br />

Schorfheideviertel bald ein Dorado<br />

für einschlägige Architekten<br />

werden.<br />

T. Preußing<br />

Mit Klappstuhl und Picknickkorb<br />

Hellersdorfer und ihre Gäste amüsierten sich beim ersten Balkon-Kino des Jahres<br />

Marita, Peter und Mark sind gut ausgerüstet extra aus Adlershof zum<br />

Balkonkino auf den Cecilienplatz nach Hellersdorf gekommen. Für<br />

die drei ist es eine Premiere. Angelockt wurden sie „von der Verwandschaft“,<br />

die hier im Dreh wohnt.<br />

Foto: Nachtmann<br />

Doch auch wer ohne eigenen Proviant<br />

erscheint, muss weder hungern<br />

noch dürsten. Der Veranstalter<br />

hat dafür gesorgt, dass Bratwurst,<br />

Steak und Getränke zu<br />

sehr freundlichen Preisen (z.B.<br />

Bratwurst und Bier jeweils 1,50<br />

Euro) angeboten werden.<br />

Wer selbst noch keinen passenden<br />

Sitz hatte, konnte bei einer<br />

Verlosung einen von drei „Regie-<br />

Stühlen“ gewinnen.<br />

Im August gibt es noch drei Veranstaltungen.<br />

Am 2.8. übt Daniel<br />

Craig als James Bond den<br />

„Skyfall“ (Musik: Station 3), am<br />

9.8. sorgt die Komödie „Willkommen<br />

bei den Sch’tis“ für Lachsalven<br />

(Musik: Wilk and Friends),<br />

am 16.8. klingt die Saison mit der<br />

deutschen Komödie „What a<br />

Man“ mit Matthias Schweighöfer<br />

nach dem musikalischen Auftritt<br />

der Gruppe „Centric“ aus. Konzertbeginn<br />

19, Filmstart jeweils<br />

gegen 21 Uhr. R. Nachtmann


Kleinsiedlung<br />

Mahlsdorf – Mittels eines neuen<br />

Bebauungsplanes will das Bezirksamt<br />

die seit gut fünf Jahren geplante<br />

Errichtung eines riesigen Porta-<br />

Möbelmarktes an der Pilgramer Straße<br />

möglich machen. Dazu wird das<br />

bestehende (nicht abgeschlossene)<br />

B-Planverfahren beendet, um gleichzeitig<br />

ein neues in Gang zu setzten,<br />

das die planerisch umstrittene Maßnahme<br />

rechtlich absichert. Die Unterlagen<br />

liegen mittlerweile dem<br />

Ausschuss für Wirtschaft und Stadtentwicklung<br />

vor, der sie auf seiner<br />

nächsten öffentlichen Sitzung beraten<br />

will. Darin heißt es u.a.: „Wegen<br />

zwischenzeitlich veränderter privater,<br />

hier wirtschaftlicher, Interessen<br />

ist das auf dem damaligen städtebaulichen<br />

Leitbild aufbauende Planungsziel<br />

– zur Sicherung von Gewerbe<br />

und Wohnen – hinfällig ge-<br />

Mahlsdorf – Der Quasi Kunstverein<br />

präsentiert vom 9. August<br />

bis zum 20. September im Kunsthaus<br />

Flora, Florastraße 113, eine<br />

Ausstellung von Nico Grasselt.<br />

Die Vernissage findet am 9. August,<br />

19 Uhr, statt. Die Einführung<br />

übernimmt Ulrich Uffrecht,<br />

Alles für das Wohl des Volkes<br />

Ein weiterer Möbelhändler soll an der B1 angesiedelt werden<br />

worden. Inmitten des Plangebiets<br />

soll nunmehr ein großflächiger<br />

Möbelfachmarkt mit ca. 49.000 Quadratmetern<br />

Verkaufsfläche angesiedelt<br />

werden.“ Der neue B-Plan soll<br />

auch den Auswirkungen des Möbelfachmarkts<br />

auf Umwelt und Umgebung<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Bereits im Jahr 2008 trat Porta an<br />

das Bezirksamt mit der Absicht heran,<br />

an der Pilgramer Straße einen<br />

Möbelfachmarkt zu errichten. Zunächst<br />

mussten jedoch das von der<br />

Senatsverwaltung erstellte „Fachmarktkonzept<br />

Berlin“ und das Gutachten<br />

„Entwicklung des Einzelhandels<br />

am Straßenzug der B 1/5 zwischen<br />

Blumberger Damm und Stadtgrenze<br />

in Berlin Marzahn-Hellersdorf“<br />

der Baasner Stadtplaner GmbH<br />

abgewartet werden. Beides und auch<br />

das überarbeitete Zentrenkonzept des<br />

Risse und Spuren im Material<br />

Abstrakte Kunst von Nico Grasselt im Kunsthaus Flora<br />

den musikalischen Rahmen gestaltet<br />

Deidre Tunney aus Irland.<br />

2009 präsentierte der Künstler<br />

erstmalig seine abstrakte Kunst,<br />

seither kann er auf zahlreiche<br />

Ausstellungen und Kunstprojekte<br />

verweisen. Die Ausstellung im<br />

Kunsthaus gibt einen Überblick<br />

<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 5<br />

Bezirks liegen nun vor. In die Erarbeitung<br />

des neuen B-Plans sollen<br />

auch „die Bewältigung des Ausgleichs<br />

von Eingriffen in Natur und<br />

Landschaft ebenso wie die Bewältigung<br />

zu erwartender bodenrechtlicher<br />

Spannungen und Konflikte zu<br />

den an das Vorhabengrundstück angrenzenden<br />

Flächen“ berücksichtigt<br />

werden. Insbesondere die Bewohner<br />

der kleinen Siedlung „Apfelgarten“<br />

dürften mit Sorge auf den „Klopper“<br />

vor ihren Häusern sehen, ganz abgesehen<br />

vom massiven Pkw-Verkehr,<br />

der den jetzt schon erheblichen<br />

Lärmpegel auf der B 1/5 noch weiter<br />

in die Höhe schnellen lassen<br />

wird.<br />

Von Vorteil dürfte sich da erweisen,<br />

dass das Vorhaben zwingend einer<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung zu<br />

unterziehen ist. Ganz abgesehen davon,<br />

dass „Planungsüberlegungen<br />

zur Entwicklung von großflächigen<br />

Handelsbetrieben zwischen Bahnaußenring<br />

und Stadtgrenze außerhalb<br />

der Zentren Biesdorf und Mahlsdorf<br />

zunächst den Ausschüssen für Stadtentwicklung<br />

und Umweltschutz und<br />

für Wirtschaft, Betriebe und Technologie<br />

zur Erörterung vorgelegt<br />

werden“ müssen, findet auch die gesetzlich<br />

vorgeschriebene Beteiligung<br />

der Öffentlichkeit statt. Auch dabei<br />

können Bedenken und Einwände<br />

vorgebracht werden. Interessenten<br />

finden die Unterlagen auf der<br />

Internetseite des Bezirksamts oder<br />

wenden sich an den Bezirksverordneten<br />

ihres Vertrauens. Der Ausschuss<br />

tagt am 13. August, 18 Uhr,<br />

im Alten Rathaus Marzahn, Helene-<br />

Weigel-Platz 8, Raum 2017.<br />

Ralf Nachtmann<br />

über fünf Jahre abstrakte Malerei<br />

und die unkonventionellen<br />

Kunstobjekte des Künstlers. Nico<br />

Grasselt nutzt spezielle Kratzund<br />

Gravurtechniken, so dass auf<br />

wieder verwerteten Holz- und<br />

anderen Oberflächen tiefe Einschnitte,<br />

Risse und Spuren entstehen,<br />

wie das abgebildete „Mehrteilige<br />

Ensemble“ zeigt. Verwendung<br />

finden Acryl-, Öl- und Lackfarben.<br />

Die Ausstellung kann<br />

Montag, 9-15 Uhr. Dienstag und<br />

Mittwoch 11-18 Uhr. Donnerstag/<br />

Freitag 9-16 Uhr besichtigt werden.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

Podiumsdiskussion<br />

vor der Wahl<br />

Mahlsdorf – Am 8. August, 19<br />

Uhr, lädt der Bürgerverein Mahlsdorf-Süd<br />

zu einer Podiumsdiskussion<br />

in die Kiekemal-Schule,<br />

Hultschiner Damm 129, ein. Thema:<br />

„Der demografische Wandel<br />

– Problem und Chance“. Als Gäste<br />

sind die Direktkandidaten des<br />

Wahlkreises 85 (Marzahn-<br />

Hellersdorf) eingeladen: Monika<br />

Grütters (CDU), Petra Pau (Die<br />

Linke), Iris Spranger (SPD), Stefan<br />

Ziller (Bündnis 90/Die Grünen),<br />

Tom Wesener (FDP), Björn<br />

Glienke (Die Piraten). Die Moderation<br />

übernimmt die Journalistin<br />

Petra Schwarz. I.D.<br />

Geburtstagsparty<br />

Mahlsdorf – Am 16. August,<br />

15 Uhr, lädt das Stadtteilzentrum<br />

Pestalozzi-Treff, Pestalozzistraße<br />

1 A, anlässlich seines<br />

9. Geburtstages zu einem großen<br />

Sommerfest ein. Mit buntem<br />

Programm, Musik, Kaffee<br />

und Kuchen und Grillwürstchen.<br />

Eintritt frei. I.D.<br />

Familiennachmittag<br />

im Schloss<br />

Biesdorf – Am 18. August, 14<br />

bis 18 Uhr, lädt Schloss Biesdorf,<br />

Alt-Biesdorf 55, wieder zum<br />

Familiennachmittag bei Kaffee<br />

und Kuchen ein. 14 Uhr beginnt<br />

eine Märchenlesestunde mit Ilona<br />

Pohl, im Kreativstudio kann<br />

gebastelt werden. Das Puppen-<br />

Musik-Theater mit Martin Lenz<br />

zeigt 16 Uhr „Hans im Glück“.<br />

Eintritt 4, Kinder 2,50 Euro. I.D.<br />

Grundwasserstand<br />

gesunken<br />

Kaulsdorf – Die Grundwasserstände<br />

lagen im vergangenen<br />

Jahr 20 bis 70 Zentimeter<br />

niedroiger als noch 2011. Das<br />

geht aus der Antwort der<br />

Senatsumweltverwaltung auf<br />

eine Anfrage des Abgeordneten<br />

Alexander J. Herrmann hervor.<br />

Pankow – Bei anderen mag die längste<br />

Buchreihe in der Hausbibliothek<br />

einem gewissen Konsalik vorbehalten<br />

sein – bei mir sind es die Schriften<br />

des Schriftstellers, Journalisten<br />

und Feuilletonisten Heinz Knobloch.<br />

Angefangen mit seinem Standardwerk<br />

„Vom Wesen des Feuilletons“<br />

(1961). Doch das ist auch das einzige<br />

„theoretische Werk“ von Kno -<br />

eine Erinnerung an meine Studentenzeit<br />

in Leipzig, als ich Heinz<br />

Knobloch persönlich kennen lernen<br />

durfte. Natürlich sind es all seine<br />

Feuilleton- und Geschichtenbände,<br />

etwa 50 an der Zahl, die uns viel von<br />

dem Menschen Heinz Knobloch erzählen,<br />

obwohl er in seinen mehr als<br />

1600 Feuilletons ja eher über die anderen<br />

reflektiert. Menschen wie Du<br />

und ich, Nachbarn. Oder über „Meine<br />

liebste Mathilde“ oder „Herr Moses<br />

in Berlin“, nur zwei Namen, die<br />

kaum einer kannte und die der Autor<br />

der Vergessenheit entriss.<br />

Von Kno, der vor mehr als 40 Jahren<br />

Späte Ehrung<br />

Gedenktafel für den Feuilletonisten Heinz Knobloch<br />

meine ersten Feuilletonversuche begutachtete,<br />

lernte ich, was es heißt,<br />

„auf Glatzen Locken zu drehen“, so<br />

ganz unangestrengt, wie beiläufig, Alltägliches<br />

zu erzählen. Geschichten, die<br />

„am Wegesrand“ liegen, man muss sie<br />

nur „Mit beiden Augen“ sehen. Und<br />

so aufschreiben, als erzählte man sie<br />

einem Nachbarn.<br />

Als ich las, dass die Historische Kommission<br />

zu Berlin am 24. Juli zur Enthüllung<br />

einer der rar gesäten „Berliner<br />

Gedenktafeln“ zu Ehren des<br />

Schriftstellers einlud, überlegte ich,<br />

was der Anlass sein könnte. Und ich<br />

erinnerte mich an meinen Artikel in der<br />

<strong>jot</strong> w.d. „Statt eines Nachrufes, zum<br />

Tod des Berliner Feuilletonisten“ – als<br />

wäre es erst gestern gewesen. Ich<br />

musste weit zurück blättern. Am 24.<br />

Juli <strong>2013</strong>, als die Gedenktafel an dem<br />

Haus in der Masurenallee 4, wo der<br />

Schriftsteller seit 1957 lebte, enthüllt<br />

wurde, war der 10. Todestag von Kno.<br />

In den großen Medien nahm kaum jemand<br />

Notiz davon. Lediglich zwei<br />

kleinere Notizen in der „Berliner Morgenpost“<br />

waren zu finden. Und Artikel<br />

im „Ossietzky“. Auch das Kulturradio<br />

erinnerte. Nun, Knos „Haus- und<br />

Magenblatt“, die „Wochenpost“, gibt<br />

es längst nicht mehr, „abgewickelt“<br />

kurz nach der Wende. Hier wurde er<br />

1957 Feuilletonchef. Zuvor war er für<br />

Rätsel, Denksport und Humor zuständig.<br />

Denksport, Humor – das passte<br />

zu ihm. 1000 Feuilletons hat er zwischen<br />

1968 und 1988 in der Wochenpost<br />

unter dem Titel „Mit beiden Augen“<br />

veröffentlicht, illustriert von<br />

Wolfgang Würfel. Nicht eine Woche<br />

ließ er in den 20 Jahren aus, erzählen<br />

ehemalige Kollegen. Sein Feuilleton<br />

las ich stets zuerst, wenn ich die<br />

„Wopo“ zur Hand nahm. Man kann die<br />

Beiträge übrigens heute noch nachlesen,<br />

im gleichnamigen Büchlein.<br />

Für Gedenktafeln, die an besondere<br />

Berliner Bürger erinnern, hat sich der<br />

Schriftsteller stets eingesetzt. Nun hat<br />

er selbst eine, aus weißem königlichpreußischem<br />

Marmor. Und die Grünanlage<br />

vor seinem Haus in Pankow<br />

heißt seit seinem 80. Geburtstag<br />

„Heinz Knobloch Park“, auch hier<br />

gibt es einen Gedenkstein mit seinem<br />

Namen und Konterfei. Mit seinem<br />

Ausruf „Misstraut den Grünanlagen!“<br />

aus „Herr Moses in Berlin“<br />

verwies Kno vor rund 35 Jahren auch<br />

auf das weitgehende Verschwinden<br />

der jüdischen Geschichte aus dem öffentlichen<br />

Raum. Zumindest auf diese<br />

Grünanlage an der Masurenallee<br />

trifft sein inzwischen fast geflügeltes<br />

Wort nicht zu. Die Erinnerung an<br />

Heinz Knobloch wird bleiben.<br />

Gemäß seinem Wunsch wurde Heinz<br />

Knobloch im Familiengrab in seiner<br />

Heimatstadt Dresden begraben. Das<br />

Programm für seine eigene Trauerfeier<br />

hatte er sorgsam bereits 1990<br />

zusammengestellt. Am Ende ein Zitat<br />

von Harry Rowohlt: „Nun wollen<br />

wir ein wenig weinen, und dann wieder<br />

frisch ans Werk!“ Das hätte auch<br />

von Kno stammen können.<br />

Ingeborg Dittmann


6 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> spezial: tff <strong>2013</strong><br />

Rudolstadt – Dass es Jahr für Jahr<br />

gelingt, selbst dauerhafte Beobachter<br />

des TFF zu überraschen, ist eines<br />

der Wunder von Europas größten<br />

Festival für Tanz, Roots und<br />

Weltmusik. Waren es im vergangenen<br />

Jahr etwa die vielfältigen Beiträge<br />

der (bei uns weitgehend unbekannten)<br />

Völker Chinas oder das<br />

unvergleichliche Gesangsquartett<br />

„Kraja“ auch Nordschweden (als<br />

ob die Engel selbst singen), so sind<br />

in diesem Jahr zunächst die „Blind<br />

Boys of Alabama“. Und da merkte<br />

man erst, dass es noch nie klassische<br />

Gospelmusik (Volksmusik im<br />

wahrsten Sinne) zu hören gab. Die<br />

sechs Herren aus dem tiefen Süden<br />

der USA brillierten mit vielstimmigem<br />

Satzgesang, wie er in Europa<br />

nur noch selten zu erleben ist. Zu<br />

viel Pop-Musik hat sich bei uns<br />

dreingemengt, zu viel „weiße“<br />

Unterhaltungskunst. Diese Burschen<br />

jedoch (alles ältere Herren),<br />

gaben nicht den „Onkel Tom“, sondern<br />

das „Vorbild“ für all die wütenden<br />

farbigen Amerikaner von<br />

James Brown bis Malcolm X.<br />

Ein weiterer staunenswerter Höhepunkt<br />

war der Auftritt der erst 28-<br />

jährigen Fado-Sängerin Carminho,<br />

die ein unvergleichliches Programm<br />

mit den Thüringer Symphonikern<br />

erarbeitet hatte. Diese<br />

junge Sängerin wird noch sehr viel<br />

von sich reden machen, bereits ihr<br />

Debut-Album erreichte in kürzester<br />

Zeit Platin-Status (250 000 verkaufte<br />

Tonträger). Bei ihrem Vortrag<br />

im Schlosshof der Heidecksburg<br />

herrschte teils atemlose<br />

gebannte Stille. Und falls der eine<br />

Der Klang brechender Herzen<br />

Das 23. Tanz- und Folkfest überraschte – doch es droht Beliebigkeit<br />

oder andere Zuschauer plötzlich ein<br />

eigenartiges Geräusch zu vernehmen<br />

glaubte, so war es keineswegs<br />

ein Lapsus der Tontechniker. Es<br />

war der Klang brechender Herzen.<br />

EINZIGARTIGE KULTUR<br />

liche noch arabische Vergleichsmuster<br />

hat) zu Gehör brachte und<br />

so Augen und Ohren auf eine der<br />

wenigen in Europa noch erhaltenen,<br />

dennoch unter dem kapitalistischen<br />

Diktat des Kulturimperialismus<br />

Noch außergewöhnlicher waren die<br />

„Tenore Gòine di Nuoro“, ein<br />

Männerquartett, das den ältesten<br />

Gesang der Insel Sardiniens (der in<br />

seiner Einzigartigkeit weder westaussterbenden<br />

Regional- und<br />

Volkskulturen lenkte. Diese womöglich<br />

überhaupt älteste Musik<br />

des Mittelmeerraumes war Teil des<br />

diesjährigen Länderschwerpunktes<br />

„Italien“, der zahlreiche künstlerische<br />

Angebote umfasste. Dies ist<br />

umso bemerkenswerter, als dass<br />

Musik aus Italien hierzulande zumeist<br />

nur als Schlager oder in der<br />

Großen Oper bekannt ist. Viel<br />

Freude im Publikum erzeugte auch<br />

das Quintett „I Liguriane“ aus der<br />

namensgebenden Provinz im Nordwesten<br />

des Landes, die kulturell<br />

durchaus auch als Bindeglied nach<br />

Südfrankreich verstanden werden<br />

kann. Die fünf Herren wussten die<br />

Leichtigkeit ihrer Musik mit flotten<br />

Sprüchen zu würzen. Dennoch<br />

stellte sich beim Zuhören irgendwann<br />

die Frage, ob dies jetzt noch<br />

Folk ist oder schon Ethno-Pop.<br />

Und hier offenbart sich auch ein<br />

Dilemma. Beim TFF handelt es<br />

sich um ein Festival „für Alle“, es<br />

kann (auch in seinem quantitativen<br />

Aufwuchs, der im vorigen Jahr nunmehr<br />

gestoppt wurde) den „Puristen“<br />

nur selektiv befriedigen. Die<br />

Volksmusik selbst entwickelt sich<br />

stetig weiter, insofern wäre der Ruf<br />

nach „reiner Ursprünglichkeit“ verfehlt.<br />

Das Festival selbst hingegen<br />

droht mittlerweile in Beliebigkeit<br />

abzugleiten. Das mag auch daran<br />

liegen, dass es in den 23 Jahren seiner<br />

Existenz keinerlei „frisches<br />

Blut“ fand. Wer aber Gruppen wie<br />

die „Jazzpolizei“ (ein kalauerndes<br />

Trio, das zwar für proletarische<br />

Heiterkeit zu sorgen weiß, das aber<br />

auch in jede „Krone der Volksmusik“<br />

oder zu Blödeleien eines Mario<br />

Barth passt) ins Programm<br />

nimmt, wer ein (durchaus gutes)<br />

Leonard-Cohen-Cover-Trio spielen<br />

lässt, diese beiden recht unterschiedlichen<br />

Beispiele mögen genügen,<br />

muss sich auch kritische<br />

Fragen gefallen lassen. Zumindest<br />

gab es in diesem Jahr (anders als<br />

2012, als wir monierten, dass nach<br />

Intervention des Geschäftsträgers<br />

der chinesischen Botschaft die Fahne<br />

Tibets klammheimlich wieder<br />

abgenommen wurde) keine patzigen<br />

Antworten.<br />

POLITBÜROSYNDROM?<br />

An dieser Stelle schrieben wir vor<br />

einigen Jahren unter dem Titel<br />

„Breiter, jünger, poppiger“ lobend<br />

über das TFF. Dass dies sich derart<br />

beschleunigen würde, konnten<br />

wir damals nicht ahnen. Festzuhalten<br />

ist aber, dass in Bereichen, in<br />

denen die Grenzen immer fließender<br />

werden, sich Größe eben erst<br />

durch Fähigkeit und Willen zu klarer<br />

Abgrenzung zeigt. Der Wunsch<br />

nach permanenter Innovation fördert<br />

die Tendenz zur Beliebigkeit.<br />

Unerklärlich, woher dieses<br />

„Politbürosyndrom“, der Drang<br />

zum Nachweis der eigenen Berechtigung,<br />

kommt. Sicher: Die Macher<br />

sind nunmehr länger an der Spitze<br />

als Ulbricht oder Adenauer, als Honecker<br />

oder Kohl. Jetzt aber besteht<br />

die Gefahr, dass sie ihr unvergleichliches<br />

Lebenswerk peu á peu zerstören.<br />

Und das nur, weil es an<br />

Konzentration, Gelassenheit, Mut<br />

zur Abgrenzung und zum Sortieren<br />

(auch räumlich) fehlt. Da mögen<br />

die Dickmänner dieser Welt schreiben,<br />

was sie wollen.<br />

Ralf Nachtmann<br />

Das nächste TFF findet vom 3.<br />

bis 5. Juli 2014 statt. Das „magische<br />

Instrument“ wird dann<br />

der Bass sein (in diesem Jahr die<br />

Flöte), als Land steht Tansania<br />

im Mittelpunkt. Infos und Karten<br />

www.tff-rudolstadt.de<br />

Abb.: Carmo Rebelo de Andrade, die<br />

sich als Sängerin Carminho nennt,<br />

zog die Zuhörer mit ausgezeichnetem<br />

Fado, begleitet von den Thüringer<br />

Symphonikern und drei eigenen Instrumentalisten,<br />

in ihren Bann (oben).<br />

Zum Tanz spielte u.a. der „Niederbayrische<br />

Musikantenstammtisch“ auf<br />

(Mitte links). Erneut wurden vier Weltmusikpreise<br />

„Ruth“ vergeben; einer<br />

ging an der Trio Lao Xao aus Dresden,<br />

das alte vietnamesische Lieder<br />

u.a. mit kammermusikalischen Klängen<br />

aufarbeitet (Mitte rechts).<br />

Unten v.l.n.r.: Mancher Einheimische<br />

und Gast nutzt die Gelegenheit, beim<br />

tff „öffentlich zu üben“ bzw. das Taschengeld<br />

aufzubessern. Die „Riesengeigerin“<br />

zog rund um den Marktplatz<br />

viele Blicke auf sich. Das Musik-Blödel-Trio<br />

„Jazzpolizei“ sorgte für<br />

Lachsalven im Publikum. der texanische<br />

Singe/Songwriter Keegan McInroe,<br />

der sowohl musikalisch als auch<br />

mit seinen Texten in der Tradition der<br />

amerikanischen Protestbewegung der<br />

1960-er Jahre steht, hätte mehr verdient<br />

als nur zwei kleine Auftritte im<br />

Rahmenprogramm.<br />

Fotos: Nachtmann


Blick zum Nachbarn<br />

Hoppegarten – Es gibt Geschichten,<br />

die so wohl nur der Sport<br />

schreiben kann. Ein 18-jähriger<br />

Amateurreiter lässt im hiesig<br />

höchstdotierten Galopp-Rennen<br />

alle gestandenen Profis um Längen<br />

hinter sich und erreitet für den<br />

Besitzer des Pferdes die Siegprämie<br />

von 175 000 Euro. So geschehen<br />

beim 123. Großen Preis von<br />

Berlin am 21. Juli auf der „Rennbahn<br />

im Grünen“, die gerade ihren<br />

145. Geburtstag feiert. Sicherlich:<br />

Beim Siegjockey Dennis<br />

Schiergen handelt es sich mitnichten<br />

um einen heurigen Hasen. Der<br />

Junge war bereits zwei Mal deutscher<br />

Amateur-Champion und<br />

kommt aus der „Pferde-Dynastie“<br />

Schiergen, der momentan sein<br />

Vater Peter als ehemaliger Weltklasse-Reiter<br />

und heutiger Weltklasse-Trainer<br />

vorsteht. Dennoch<br />

gab es ein großes „Hallo“, als der<br />

junge Mann, der garade sein Abitur<br />

machte, auf der Stute (!)<br />

Nymphea durchs Ziel galoppierte.<br />

Lübars/Reinickendorf – Zum „1.<br />

Mittelalter- und Handwerkerspektakel“<br />

wurde für den 6. und 7.<br />

Juli auf die Familienfarm Lübars,<br />

eine beliebte Kinderfreizeitstätte<br />

des Evangelischen Jugendfürsorgewerks<br />

(EJF), eingeladen. Die<br />

Einladungsflyer dafür machen auf<br />

der Rückseite allerdings Reklame<br />

für eine fragwürdige Veranstaltung.<br />

Beliebt sind sie, die Mittelalterspektakel.<br />

Und Spaß macht es<br />

auch, zu erleben,wie eine Welt<br />

ohne Handy, Internet, Computerspiele,<br />

Autos und Eisenbahnen<br />

funktioniert haben könnte. Allerlei<br />

sich wunderlich antiquiert gebendes<br />

Volk gibt oft wirklich das Gefühl<br />

einer Zeitreise in die Ära vor<br />

Martin Luther. „Der Veranstalter<br />

»Zum Germanen« genießt einen<br />

guten Ruf, erfolgreich ist er auch –<br />

das passt in unsere Familienfarm,<br />

das wird bestimmt ein schönes<br />

Fest“, sagte vorher dazu Ulf Scherpelz,<br />

Leiter der EJF-Landhöfe. Der<br />

Flyer in dem Lübarser Kinderbauernhof<br />

verspricht Markt, Lagerleben,<br />

Livemusik, Falken- und<br />

Feuershow und Zauberei.<br />

<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 7<br />

Spannung, Sport und tolle Hüte<br />

Erste Saisonhälfte der Rennbahn brachte gleich mehrere große Überraschungen<br />

Ein Überraschungssieger war Dennis Schiergen. Fotos: Nachtmann<br />

Mittelalter und die schwarze Sonne<br />

Eine Medaille und ihre zwei Seiten: Harmloses Musikfest rechtsextrem unterwandert?<br />

Einen Vorgeschmack bietet der Besuch<br />

im Germanen-Ladengeschäft<br />

an der Reinickendorfer Residenzstraße.<br />

Dort werden neben mittelalterlicher<br />

Kleidung auch „Odin<br />

statt Jesus“-Aufnäher feilgeboten,<br />

ebenso wie T-Shirts mit dem Aufdruck<br />

„Met statt Abendmahl“. Im<br />

Buchregal wartet ein Titel namens<br />

„Heidnisches Europa – Wiederbelebungsperspektiven“<br />

auf seine<br />

Käufer. Skandinavische Götterund<br />

Heldensagen sind in der bereitstehenden<br />

nordischen Edda-Sage<br />

zusammengefasst.<br />

Zu erwerben gibt es zudem ein Buch<br />

über Futhark, die Runensprache,<br />

das diese aus einer neuen Sicht<br />

zu erklären verspricht. Hakenartige<br />

Runen sind in der nationalistischen<br />

Szene beliebt, aber<br />

selbstverständlich können die Runen<br />

nichts für diesen späteren<br />

Missbrauch. Von der Wand lacht<br />

das Plakat einer Band „Heidevolk“.<br />

Als kleinteiliger Halsschmuck<br />

ist ein Thorshammer als<br />

Anhängsel im Angebot, oder ein<br />

Futhark-Schlüsselband.<br />

Kirchenfeindliche Werbung und<br />

Auch Maria Hermann und Tochter<br />

Patrizia nahmen am Hutwettbewerb<br />

beim Ladies Day teil.<br />

bei Rechtsextremen beliebte Erkennungszeichen<br />

bei einem Veranstalter<br />

in einer kirchlichen Immobilie<br />

wäre zunächst nichts als ein kircheninternes<br />

Problem, hätte der Flyer<br />

nicht noch eine Rückseite, ganzseitig<br />

bedruckt mit einer Anzeige. Die<br />

lädt ein zum Bernauer „Under The<br />

Black Sun Festival“, einem Festival<br />

der harten lauten Musikrichtung<br />

„Black Metal“. Black Metal dient<br />

als Genrebegriff für Rockbands mit<br />

satanischen Texten. In neuerer Zeit<br />

tauchen zudem Bands in der Szene<br />

auf, die in ihren Songs heidnische<br />

oder einfach antichristliche Inhalte<br />

Mehr als 10 000 Besucher<br />

lockten die insgesamt acht<br />

Rennen bei bestem Sommerwetter<br />

auf die Bahn,<br />

die mit einigen großformatigen<br />

Foto-Planen und vielen<br />

historischen Abbildungen<br />

im Programmheft auf<br />

ihr eigenes Jubiläum hinwies,<br />

das in einer Saison<br />

stattfindet, die bereits mehrere<br />

Überraschungen bot.<br />

Der erste Renntag am<br />

Ostersonntag fiel gleich<br />

mal dem Winterwetter zum<br />

Opfer. Am 5. Mai gab es<br />

ein echtes „Amazonenrennen“<br />

mit ausschließlich<br />

weiblichen Jockeys in der<br />

Rennserie „Ladies World<br />

Championship“, das die<br />

32-jährige Salima Taleei aus dem<br />

Sultanat Oman für sich entscheiden<br />

konnte. Taleei ist die weltweit<br />

erste arabische Profireiterin<br />

und lebt in Abu Dhabi. Das<br />

„Amazonenreiten“ wird von einem<br />

Mitglied der dortigen Herrscherfamilie<br />

veranstaltet und findet<br />

im Rahmen eines internationalen<br />

Rennfestivals für arabische<br />

Vollblüter statt.<br />

Nur zwei Wochen später glänzten<br />

viele Besucherinnen der Rennbahn<br />

mit meist ausgefallen, teils<br />

gewagten Hutkreationen, die von<br />

einer Jury aus Semi-Prominenten<br />

bewertet wurden. Allein zum Vorjahr<br />

hat sich die Teilnehmerinnenzahl<br />

bei diesem Bewerb auf<br />

930 nahezu verdoppelt. Im sportlichen<br />

Bereich sahen die 8800 Zuschauer<br />

einen packenden Schlusskampf<br />

im nunmehr 42. Oleander-<br />

Rennen, das über die Langdistanz<br />

von 3200 Metern ging. Vorjahressieger<br />

Altano unter Jockey Jozef<br />

Bojko hatte lange Zeit als abgeschlagen<br />

ausgesehen, ehe die beiden<br />

mit einem fulminanten<br />

Schlussspurt die Tribüne<br />

zum Kochen brachten.<br />

Der Renntag am 9. Juni jedoch<br />

fand überraschenderweise<br />

nicht so eine große<br />

Resonanz beim Publikum.<br />

Dabei wurde mit dem<br />

Stutenderby „Diana-Trial“<br />

eines der interessantesten<br />

Rennen der gesamten Saison<br />

geboten. Darüber hinaus<br />

hielt auch dieser Tag<br />

eine saftige Überraschung<br />

parat. Den Sprint über die<br />

Kurzstrecke von lediglich<br />

1000 Metern gewann völlig<br />

unerwartet der vier<br />

Jahre alte Hengst Dabbitse<br />

aus dem Hoppegartener<br />

Rennstall von Trainer<br />

Christian Zschache. Lag es am<br />

englischen Top-Jockey Harry<br />

Bentley, dass sich Sieg-Wetter<br />

über eine Quote von 185 für 10<br />

freuen konnten?<br />

Nun also ist die „längere Hälfte“<br />

verbreiten. Die „schwarze Sonne“<br />

aus übereinandergelegten Hakenkreuzen<br />

gilt zudem als Erkennungszeichen<br />

der rechtsextremen Szene,<br />

doch jene „Black Sun“ im Flyer unterscheidet<br />

sich davon deutlich. Veranstalter<br />

ist eine „Triple Six<br />

Concerts“-Agentur. An der selben<br />

Postadresse hat auch das<br />

Schallplattenlabel „Folter666“ seinen<br />

Sitz, das direkt zur Festivalseite<br />

im Internet verlinkt. Drei mal die<br />

sechs, also 666 lässt als Zahl aus der<br />

Endzeit-Prophezeihung des Johannes<br />

ja jedem Evangelikalen das Blut<br />

in den Adern gefrieren. Drei mal<br />

sechs ist auch 18, unter Rechtsextremen<br />

ein gerne genommenes<br />

Codewort für den ersten und achten<br />

Buchstaben des Alphabets,<br />

„A“ und „H“, für „Adolf Hitler“.<br />

All das kann natürlich Zufall sein.<br />

Aufgeschreckt hat Scherpelz den<br />

Veranstalter angeschrieben. Nach<br />

seiner Auskunft habe Triple Six<br />

Concerts geantwortet, alle Bands<br />

seien frei von rassistischen Inhalten.<br />

Glorifizierung nationalsozialistischen<br />

Gedankenguts würde<br />

geahndet.<br />

der Saison vorüber, noch drei<br />

Renntage stehen ins Haus. Am 11.<br />

August findet erstmalig der<br />

„Great Britain Race Day“ in Hoppegarten<br />

statt. Schirmherr Simon<br />

McDonald, der britische Botschafter,<br />

hofft, „dass viele Berliner<br />

sich für die spannenden Rennen<br />

mit britischem Flair begeistern“<br />

werden und verweist auf<br />

die beiden großen Leidenschaften<br />

seiner Landsleute – Pferderennen<br />

und eben Wetten. Am 7. September<br />

und am 3. Oktober wird die<br />

Saison komplettiert. Alle drei<br />

Renntage bieten Sprintstrecken<br />

zwischen 1200 und 1400 Metern<br />

auf gerader Bahn, am Schlusstag<br />

wird zum 23. Mal um den „Preis<br />

der Deutschen Einheit“ geritten.<br />

Dem Besitzer des Siegpferdes<br />

winken 85 000 Euro.<br />

Wie hoch der Preis der deutschen<br />

Einheit im übertragenen Sinne<br />

ist, erfahren wir knapp zwei Wochen<br />

zuvor – bei der Wahl zum<br />

Bundestag. R. Nachtmann<br />

Mit großen Postern zeigt die Rennbahn Bilder aus der Geschichte.<br />

So genau haben die dreifachen Sechser<br />

da offenbar nicht geschaut, denn<br />

gleich mehrere der 18 teilnehmenden<br />

Musikgruppen werden in einschlägigen<br />

Foren oder im<br />

Internetlexikon Wikipedia als eindeutig<br />

rechtsextrem verortet. „Das<br />

Festival ist bekannt dafür, dass da<br />

ab und zu braune Bands auftreten“,<br />

bemerkt Robert Lüdecke von der<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der<br />

antirassistischen Amadeu Antonio-<br />

Stiftung.<br />

„Wir können als Basis für Entscheidungen<br />

nicht irgendwelche möglicherweise<br />

fragwürdigen Internetrecherchen<br />

nehmen“, gibt Scherpelz<br />

zu bedenken. „Wir haben uns<br />

Stellungnahmen eingeholt, beim<br />

Landeskriminalamt und den Ordnungsämtern<br />

Pankow und Reinickendorf,<br />

wir haben uns CDs<br />

angehört, wir können da nicht<br />

Wikipedia und Google fragen“. Der<br />

Germane sei unverdächtig, und<br />

Triple Six hätten geantwortet. Vor<br />

diesem Hintergrund habe man sich<br />

entschieden, das Mittelalterspektakel<br />

wie geplant durchzuführen.<br />

Henson Stehling


8 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Kultur & Freizeit<br />

Tipps und Termine<br />

Musikalische<br />

„Pasta Italiana“<br />

Biesdorf – Italienische Arien, neapolitanische<br />

Lieder, Chansons und Pianomusik<br />

mit Jeanette Rasenberger (Gesang)<br />

und Andreas Wolter (Pianist, Komponist,<br />

Organist) sind am 4. August, 11<br />

Uhr, in Schloss Biesdorf zum Schlosskonzert<br />

zu hören. Eintritt 8, ermäßigt 6<br />

Euro. Am 19. August, 19 Uhr, ist an gleicher<br />

Stelle ein Vortrag zum Thema „Die<br />

ehemalige Heeresversuchsanstalt Peenemünde“<br />

(im Bild der Prüfstand VII mit<br />

Raketenabschussplatz vor seiner Zerstörung<br />

durch alliierte Bomber; Foto: Archiv)<br />

zu erleben. Eintritt 4 Euro.<br />

Zur „Plauderei am Kamin“ lädt das Haus<br />

am 21. August, 16 Uhr, ein. Moderator<br />

Detlef Bruns begrüßt die Sängerin Martha<br />

Pfaffeneder. Eintritt 4 Euro. Der Historiker<br />

Bernd Maether spricht am 28.<br />

August, 16 Uhr, über die Geschichte des<br />

Berliner Schlosses und das künftige<br />

Humboldt-Forum. Eintritt 3 Euro. I.D.<br />

Galeriefrühstück<br />

Lichtenberg – Der Maler der deutschen<br />

Frühromantik, Philipp Otto Runge, steht<br />

am 28. August, 10 Uhr, im Studio Bildende<br />

Kunst im Mittelpunkt eines Bilder-Vortrages<br />

von Jörg Bock. Eintritt<br />

5,50 Euro (inklusive Frühstück). John-<br />

Sieg-Straße 13, Tel. 553 22 76. I.D.<br />

Algerien im Salon<br />

Hohenschönhausen – Zum „Hohen Salon<br />

Algerien“ lädt der „Kulturring“ am 23.<br />

August, 19.30 Uhr, in das Humboldt-Haus,<br />

Warnitzer Straße 13 A, ein. Durch den<br />

musikalisch-literarischen Abend mit landestypischen<br />

Speisen führt Alina Martirosjan-Pätzold.<br />

Eintritt 15 Euro (inkl. Essen).<br />

Anmeldung Tel. 55 322 76. I.D.<br />

Vernissage im FFM<br />

Marzahn – Zum Fotostammtisch und der<br />

Personalausstellung von Lutz Liebe lädt<br />

die Gesellschaft für Fotografie am 20.<br />

August, 19 Uhr, ein. Eintritt frei. Am 24.<br />

August, 14 Uhr, eröffnet die Gesellschaft<br />

am gleichen Ort die Ausstellung „XXL-<br />

Inszenierungen“ von Kahen Grace, die bis<br />

zum 17. Oktober zu sehen sein wird. I.D.<br />

Dixieland im Café<br />

Mahlsdorf – Nicht nur mit leckerem Kuchen<br />

und Eis, sondern auch mit kulturellen<br />

Veranstaltungen hat sich das Café<br />

Jaenichen am Hultschiner Damm 21 bereits<br />

einen guten Namen gemacht (siehe<br />

<strong>jot</strong> w.d. 7/<strong>2013</strong>). Die 3. Lesung „Kunst<br />

und Kultur“, startet im Café Jaenichen,<br />

Seestraße/Ecke Hultschiner Damm am<br />

13. August, 19 Uhr. Im „Dixielandclub“<br />

ist das Green Onions Jazzensemble der<br />

Musikschule Marzahn-Hellersdorf zu<br />

Gast. Mit Jazz, Funk und Soul begleiten<br />

sie Autoren aus unserer Region. Info und<br />

Anmeldung Tel. 566 63 54. I.D.<br />

Das „Gespenst“ ist wieder da<br />

Spannender „Spuk“ mit Rolf Becker im FFM-Gewölbe von Marzahn<br />

Marzahn – Das Gesellschaftspolitische<br />

Forum Marzahn-Hellersdorf<br />

lädt am 24. August zu einer<br />

DenkMalTour „Marzahn unterm<br />

Hakenkreuz“ ein. Der Stadtspaziergang<br />

wird in Alt-Marzahn<br />

beginnen und am Parkfriedhof<br />

Marzahn enden.<br />

Im alten Dorf Marzahn hatte nahezu<br />

jeder Bauer Zwangsarbeiter<br />

beschäftigt. Bestattet wurden diese<br />

auf dem Parkfriedhof Marzahn,<br />

wo dann in den 1950er Jahren verschiedene<br />

Gedenksteine und -orte<br />

für die Opfer geschaffen wurden.<br />

DEFA-Geschichten<br />

Literarischer Kaffeeplausch in der Ehm-Welk-Bibliothek<br />

Hellersdorf – War die DEFA<br />

eine Aktiengesellschaft oder ein<br />

VEB? Warum musste die Filmgesellschaft<br />

nach fast einem<br />

halben Jahrhundert vor 20 Jahren<br />

aus dem Handelsregister<br />

gestrichen werden? Wieso waren<br />

die Kurzfilm-Sketche der<br />

„Stacheltier“- Reihe beliebter<br />

als die Hauptfilme? Was haben<br />

Agnes Kraus und Grete Weiser<br />

Marzahn – „Ein Gespenst geht<br />

um in Europa – das Gespenst<br />

des Kommunismus.“ Es ist 165<br />

Jahre her, dass dieser Satz erstmals<br />

die Welt ins Mark traf.<br />

Und noch in einer „Kleinen<br />

Geschichte der SPD“ von 1991<br />

behaupteten deren Autoren Susanne<br />

Miller und Heinrich Potthoff,<br />

dass das „Manifest der<br />

Kommunistischen Partei“ von<br />

Marx und Engels diesen Sachverhalt<br />

am Vorabend der 1848-<br />

er Revolution „drohend“ verkündete.<br />

Gleichzeitig gestehen<br />

sie aber dem „Manifest“ zu,<br />

„mehr als jedes andere Schriftstück<br />

der Neuzeit Geschichte<br />

gemacht (zu haben)“. Ein Urteil,<br />

dem die UNESCO in diesem<br />

Jahr mit der Aufnahme jener<br />

historischen Schrift in das<br />

Weltkulturerbe (wie auch „Das<br />

Kapital“ von Karl Marx) die<br />

Krone aufsetzte.<br />

Dass das schmale Heftchen mit<br />

dem explosiven Programm trotz<br />

allem nicht im Staub der Geschichte<br />

versinken würde,<br />

konnte unlängst in Hamburg<br />

beobachtet werden, als der<br />

Schauspieler und Synchronsprecher<br />

Rolf Becker (Foto:<br />

Burmester) das Kommunistische<br />

Manifest in seiner unverwechselbaren<br />

Manier öffentlich<br />

vortrug. Das Marzahner Urgestein,<br />

langjähriges Mitglied des<br />

Berliner Landeselternrates und<br />

Marzahn unterm Hakenkreuz<br />

Stadtspaziergang mit dem gesellschaftspolitischen Forum<br />

Auf der Höhe des heutigen S-<br />

Bahnhofes Raoul-Wallenberg-<br />

Straße befand sich eines der ersten<br />

NS-Zwangslager in Deutschland,<br />

das von den Nazis zynisch<br />

als „Zigeunerrastplatz Marzahn“<br />

(Aufnahme aus dem Jahr 1936,<br />

Foto: Archiv) bezeichnet<br />

wurde.<br />

Das Zwangslager<br />

entstand 1936 zur<br />

Vorbereitung der<br />

Olympischen<br />

Sommerspiele.<br />

Die in das Lager<br />

gemeinsam? Gab die DEFA-<br />

Synchronisation die Dialoge<br />

der Olsenbande korrekt wieder?<br />

Wer waren die besten<br />

DDR-Schauspieler aller Zeiten?<br />

Was machte „Ekel Alfred“<br />

mit Manfred Krug? – Auf diese<br />

und andere Fragen antwortet<br />

der Berliner Autor Frank-<br />

Burkhard Habel humorvoll und<br />

kompetent in seinen DEFA-<br />

Frank-Burkhard Habel erzählt DEFA-Geschichten. Foto: privat<br />

verschleppten Sinti und Roma<br />

aus Berlin und Umgebung litten<br />

dort unter elenden Verhältnissen.<br />

Die 1897 gegründete Werkzeugmaschinenfabrik<br />

Hasse &<br />

Wrede wurde im Zweiten Weltkrieg<br />

auf Betreiben des Oberkommandos<br />

des Heeres zur<br />

größten Spezial-Werkzeugmaschinenfabrik<br />

Europas<br />

ausgebaut.<br />

1941/42<br />

Büchern. Am 7. August, 15<br />

Uhr, können ihm die Besucher<br />

beim „Literarischen Kaffeeplausch“<br />

in der „Ehm-Welk-<br />

Bibliothek“, Alte Hellersdorfer<br />

Straße 125, ausfragen. Habel<br />

hat seit den siebziger Jahren in<br />

mehreren Berufen beim Film<br />

gearbeitet: als Aufnahmeleiter,<br />

Schauspieler, Verleiher, Publizist,<br />

Dramaturg und Kritiker.<br />

Er hat 1984 ein Studium der<br />

Film- und Fernsehwissenschaft<br />

an der Babelsberger<br />

Filmhochschule abgeschlossen,<br />

seither in Zeitungen und<br />

Zeitschriften veröffentlicht<br />

und mehr als ein Dutzend Bücher<br />

vorrangig zu Themen des<br />

frühen Stummfilms und zur<br />

Geschichte der DEFA geschrieben.<br />

Derzeit arbeitet Habel an<br />

der Erweiterung seines Standardwerks<br />

„Das große Lexikon<br />

der DEFA-Filme“ als Digitalbuch.<br />

Eintritt frei, Info und Anmeldung<br />

Tel. 99 89 526, www.stbmh.de.<br />

I.D.<br />

Links-Aktivist Herbert Rubisch<br />

war von dieser Lesung derart<br />

beindruckt, dass er weder Mühe<br />

noch Kosten scheute, um für<br />

Rolf Becker auch in Marzahn-<br />

Hellersdorf eine Lesebühne zu<br />

schaffen.<br />

Seit 2008 gehören „Manifest-<br />

Lesungen“ zum Repertoire des<br />

78-Jährigen, dessen Kinder<br />

Ben und Meret ebenfalls bekannte<br />

Schauspieler geworden<br />

sind. Er hatte nie ein Hehl daraus<br />

gemacht, dass zu seiner<br />

Schauspielerpersönlichkeit<br />

auch politisches Engagement<br />

gehöre, besonders in der Gewerkschaft<br />

und bei vielen<br />

Solidaritätsaktionen. Folglich<br />

ist eine Liste seiner Aktionen<br />

und Initiativen fast ebenso umfangreich<br />

wie die seiner Besetzungen<br />

im Film oder im Fernsehen.<br />

Das FFM ist für den in Schleswig-Holstein<br />

aufgewachsenen<br />

Mimen allerdings Neuland und<br />

als solches an sich eine Doppel-Premiere:<br />

Rolf Becker und<br />

das Weltkulturerbe „Manifest<br />

der Kommunistischen Partei“<br />

in Marzahn – am 9. August, 19<br />

Uhr (Einlass ab 18.45), Eintritt<br />

10 Euro. Veranstalter Herbert<br />

Rubisch weist die geneigte Leserschaft<br />

darauf hin, dass diese<br />

als Beitrag zur Begleichung<br />

der Veranstaltungskosten zu<br />

verstehen sind. T. Preußing<br />

bezog Hasse & Wrede ein neu errichtetes<br />

Werk in Marzahn. Auf<br />

dem Werksgelände an der Berliner<br />

Chaussee (heute Georg-Knorr-<br />

Straße) befanden sich zwei<br />

Zwangsarbeiterlager. Von den<br />

etwa 4000 Beschäftigten waren<br />

etwa ein Drittel Kriegsgefangene<br />

sowie Zwangsarbeiter.<br />

Treffpunkt 14 Uhr an der Straßenbahnstation<br />

Alt-Marzahn,<br />

Referenten sind Wolfgang<br />

Brauer, Vorsitzender des Heimatvereins<br />

und Kristian Ronneburg,<br />

Beitrag 2 Euro. RN<br />

Klein liest „Rita<br />

das Raubschaf“<br />

Hellersdorf – Am 28. August,<br />

10 Uhr, ist der Berliner Kinderbuchautor<br />

Martin Klein in<br />

der „Ehm-Welk-Bibliothek“ zu<br />

Gast und liest aus seinem Buch<br />

„Rita das Raubschaf“.<br />

Rita hat es<br />

satt, nur auf<br />

dem Deich<br />

herumzustehen.<br />

Viel lieber<br />

möchte<br />

sie ein richtiges<br />

Raubschaf<br />

werden<br />

und über alle<br />

Weltmeere segeln. Doch bevor<br />

sie sich ins Piratenleben stürzt<br />

und in See sticht, muss sie noch<br />

allerhand Abenteuer bestehen.<br />

Martin Klein wuchs im Ruhrgebiet<br />

auf und lebt seit seinem<br />

Studium schon viele Jahre in<br />

Berlin. Nach der Lesung besteht<br />

die Möglichkeit, Fragen<br />

zum Buch, zur Arbeit als<br />

Schriftsteller sowie zu neuen<br />

Vorhaben zu stellen. Info und<br />

Anmeldung Tel. 99 89 526. RN


Kultur & Freizeit<br />

Biesdorf – „Nur beim Bearbeiten<br />

von Stein entdeckt man den<br />

Geist der Materie“ – diesen<br />

Ausspruch des bedeutenden rumänisch-französischen<br />

Bildhauers<br />

Constantin Brancusi (1876-<br />

1957) muss der Bildhauer Karl-<br />

Günter Möpert schon als junger<br />

Mann gekannt und verinnerlicht<br />

haben. Denn der Mahlsdorfer<br />

hat „eine ganz besondere Neigung<br />

zum Stein“, wie seine Kollegen<br />

sagen. So war er auch vor<br />

nunmehr 33 Jahren Initiator der<br />

Bildhauersymposien in Reinhardtsdorf,<br />

Sächsische Schweiz,<br />

Hellersdorf – „Schaum<br />

der Tage“ – der Titel dieser<br />

nun schon 17. Ausstellung<br />

der Marzahn-<br />

Hellersdorfer Künstlerinitiative<br />

stammt von<br />

einem Roman des französischen<br />

Schriftstellers<br />

Boris Vian. Ähnlich wie<br />

der Roman bringt die<br />

Exposition scheinbar<br />

Zusammenhangloses<br />

zum großen Themenkreis<br />

Liebe, Wünsche,<br />

Zufälligkeiten und Unberechenbarkeiten<br />

des<br />

Lebens zusammen und lädt zur<br />

Auseinandersetzung ein. Malerei,<br />

Grafik, Fotografie, Film,<br />

Video, Textilkunst, Keramik, In-<br />

Der König spricht<br />

Hommage zum 80. Geburtstag von Karl-Günter Möpert<br />

bei dem sich regelmäßig Bildhauer<br />

des In- und Auslandes<br />

zum gemeinsamen Arbeiten und<br />

zum Erfahrungsaustausch in den<br />

dortigen Steinbrüchen treffen.<br />

Karl-Günter Möpert, 1933 in<br />

Dresden geboren, absolvierte<br />

beim Dresdner Zwinger eine<br />

Ausbildung als Steinbildhauer.<br />

Mit 21 kam er als Natursteinrestaurator<br />

nach Berlin. Seit<br />

1967 war er Mitglied des Verbandes<br />

Bildender Künstler der<br />

DDR.<br />

Seine Materialien: Bronze, Marmor<br />

und Sandstein, vorwiegend<br />

aus der Sächsischen<br />

Schweiz. Viele seiner<br />

Werke stehen im öffentlichen<br />

Raum in<br />

unmittelbarer Umgebung<br />

– etwa das<br />

„Mädchen“, „Pan“<br />

und der „Quellbrunnen“<br />

(Lichtenberg),<br />

die „Wäscherin“ in<br />

Köpenick, „Musik“<br />

in Weißensee, „Träumende“<br />

und das bekannte<br />

„Denkmal für<br />

Schaum der Tage<br />

Werke von 30 Künstlern in der „Pyramide“<br />

Zu den gezeigten spannenden<br />

Werken gehört auch das Bild<br />

„Wunderwelten“ von Stefanie<br />

Blueaquin. Foto: Archiv<br />

<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 9<br />

stallation, Bildhauerei,<br />

aber auch Lyrik und<br />

Prosa haben in der<br />

Schau ihren Platz. Unterschiedlichste<br />

künstlerische<br />

Handschriften<br />

und Sichtweisen von<br />

etwa 30 Künstlern aus<br />

unserem Bezirk und der<br />

Umgebung bieten dem<br />

Betrachter viele Denkanstöße.<br />

Seit 17 Jahren<br />

organisiert der Grafiker<br />

Andreas Poppmann<br />

Ausstellungen<br />

der Künstlerinitiative,<br />

zu der Autodidakten wie Profis<br />

zählen, unter ihnen Peter<br />

Wawerzinek, Gerd Adloff, Gregor<br />

Kunz, Inka Engmann oder<br />

die Erbauer Marzahns“ in Marzahn.<br />

Auch der kleine Brunnen<br />

vor dem Extra-Supermarkt am<br />

Bahnhof Mahlsdorf ist ein<br />

Möpert-Werk. Umgeben von<br />

Gemüseständen und Müll bleibt<br />

er leider dem Blick des Betrachters<br />

verborgen. Und seine<br />

Sandsteinwerke rund um den<br />

Körnersee fanden sogar Eingang<br />

als „Geheimtipp“ in die<br />

international verbreitete Tourismusbroschüre<br />

des Bezirks.<br />

Möperts künstlerischem Schaffen<br />

wird nun in einer Ausstellung<br />

in der Krankenhauskirche im<br />

Wuhlgarten, Brebacher<br />

Weg 15, gedacht.<br />

„Der König<br />

spricht“ ist eine<br />

Gemeinschaftsausstellung,<br />

an der<br />

auch Marguerite<br />

Blume-Cárdenas,<br />

Karin Gralki und<br />

Karin Tiefensee<br />

beteiligt sind. Zur<br />

Vernissage am 12.<br />

Juli in der bis zum<br />

letzten Platz gefüllten<br />

Krankenhauskirche sprach<br />

Ursula Feest über den Künstler,<br />

der selbst nicht anwesend sein<br />

konnte. Den fröhlichen musikalischen<br />

Rahmen gestaltete die<br />

hervorragende Bakshish Brass<br />

Band. Die Ausstellung ist noch<br />

bis zum 25. August zu sehen,<br />

Geöffnet ist täglich von 14 bis 17<br />

Uhr, der Eintritt ist frei.<br />

Inge Dittmann<br />

Möperts „Rittersporn“ aus der Serie<br />

„Hommage á Karl Blossfeld“ und<br />

Karin Tiefensee mit ihrem „Kater<br />

Kaspar“ und der „Pinocccia“.<br />

Fotos: Nachtmann<br />

Stefanie Blueaquin (die Künstlerin<br />

zeigt übrigens noch bis<br />

zum 8. September unter dem<br />

Titel „Großstadthelden“ Arbeiten<br />

im Kaminsaal von Schloss<br />

Biesdorf). Jeder Künstler hat für<br />

die Präsentation seiner Arbeiten<br />

zwei Quadratmeter zur Verfügung.<br />

Zur Vernissage am 28. Juli gab<br />

es eine musikalische Umrahmung<br />

von „MeToMy Wall“ aus<br />

Berlin, zur Finissage am 1.<br />

September, 17 Uhr, ist die 1987<br />

in Ost-Berlin gegründete Band<br />

„Herbst in Peking“ dabei. Geöffnet<br />

ist die „Pyramide“, Riesaer<br />

Straße 94, Montag bis Freitag<br />

von 10 bis 18 Uhr. Eintritt<br />

frei.<br />

I. Dittmann<br />

Schlösser und Burgen aus der Vogelperspektive<br />

Tipps und Termine<br />

Mittelalterliches<br />

im Kompass<br />

Hellersdorf – Im „Kompass“, Kummerower<br />

Ring 42, ist am 13. August, 14 Uhr,<br />

„Mittelalterliches“ mit Jochen Zunker<br />

(Gitarre, Gesang, Dudelsack) zu erleben.<br />

Eintritt 2 Euro, Kaffeegedeck 1,50 Euro,<br />

Anmeldung Tel. 90 293 44 33.<br />

Kiek mal rin<br />

Mahlsdorf – Mahlsdorf Süd ist seit einiger<br />

Zeit um eine kleine Galerie reicher<br />

– KIEK MAL RIN an der Kohlisstraße<br />

5 A. Am 8. August findet dort<br />

die Vernissage zur Ausstellung „Der<br />

richtige Rahmen“ – Werke von Gundula<br />

Hess, statt. Beginn 18.30 Uhr. Die<br />

Ausstellung ist bis zum 30. August zu<br />

besichtigen. Am 5. September folgt die<br />

Ausstellung „Aus meinen Skizzenbüchern“<br />

mit Zeichnungen von Michael<br />

Drewelow. Die Vernissage beginnt<br />

18.30 Uhr, bis 4. Oktober ist die Ausstellung<br />

zu sehen.<br />

I.D.<br />

Konzert mit Eva Kyselka<br />

Mahlsdorf – Unter dem Titel „Vom<br />

Glück des Alleinseins“ gibt Sängerin<br />

Eva Kyselka am 2. September ein Konzert<br />

im AWO-Stadtteiltreff, Hultschiner<br />

Damm 98. Beginn 14.30 Uhr, Eintritt<br />

2,50 Euro. Anmeldung Tel. 56 69 83 95.<br />

Sultans Fest in den Gärten<br />

Marzahn – Am 18. August, 14 Uhr, öffnet<br />

in den „Gärten der Welt“ eine märchenhafte<br />

Welt ihre Pforten. Kamele,<br />

Märchenerzähler, Tänzerinnen, Musikanten<br />

und andere Spielleute stellen beim<br />

Sultans-Fest ihre Künste zur Schau und<br />

verwandeln den Orientalischen Garten in<br />

ein faszinierendes Freiluft-Varieté. Eintritt<br />

6, ermäßigt 2,50 Euro, Jahreskartenbesitzer<br />

frei. I.D., Foto: Koppatsch<br />

Konzert und Lesung<br />

Hellersdorf – Noch bis 30.<br />

September zeigt die „Ehm-<br />

Welk-Bibliothek“, Alte Hellersdorfer<br />

Straße 125, die Ausstellung<br />

„Schlösser und Burgen<br />

Mitteleuropas aus der Vogelperspektive“.<br />

Die neue Exposition<br />

entführt die Besucher per<br />

Flugzeug über weite Gebiete<br />

der Mitte des Kontinents. Zu<br />

sehen sind spektakuläre Aufnahmen<br />

bekannter Burgen und<br />

Schlösser, wie zum Beispiel<br />

das Barockschloss Moritzburg<br />

in Sachsen oder das Residenzschloss<br />

Sondershausen in Thüringen,<br />

in dem zu Zeiten der<br />

DDR Bibliotheksfacharbeiter<br />

ausgebildet wurden.<br />

Der Fotograf Rainer Severin<br />

wurde in Thüringen geboren.<br />

So präsentiert sich Schloss Moritzburg normalerweise nur Vögeln.<br />

Er studierte nach einer Lehre<br />

als KFZ -Schlosser Maschinenbau<br />

und absolvierte an der<br />

Rostocker Universität ein Studium<br />

als Fachschullehrer. In<br />

einem mittelständischen Unternehmen<br />

war er als Betriebsleiter<br />

tätig. Nach diesem arbeitsreichen<br />

Leben kann er sich ausgiebig<br />

seinem Hobby der Fotografie<br />

widmen. Severin erhielt<br />

für sein fotografisches Schaffen<br />

zahlreiche Preise und Anerkennungen,<br />

u.a. zur Thüringer Landesfotoschau.<br />

2012 erschien ein<br />

Jahreskalender mit seinen Fotografien.<br />

Zu sehen während der Öffnungszeiten<br />

der Bibliothek.<br />

Mo, Di, Do, Fr 11 bis 19 Uhr,<br />

Mi 11-15 Uhr.<br />

Marzahn – Die Autorin Christine Dähn<br />

und der Musiker und Komponist Thomas<br />

Natschinski sind am 6. September<br />

in der Studiobühne des Freizeitforums<br />

Marzahn zu erleben. Christine liest aus<br />

ihrem Buch über Ute Freudenberg, Thomas<br />

spielt einige der bekanntesten Hits,<br />

darunter natürlich die „Jugendliebe“.<br />

Eintritt 15, ermäßigt 13 Euro, Beginn<br />

20 Uhr. I.D., Foto: Dittmann


10 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Jugend-Bildung-Sport<br />

Von Abba<br />

bis Brahms<br />

Hellersdorf – Am 12. August<br />

kommt das Jugendblasorchester<br />

Partenit von der Halbinsel<br />

Krim zu einem Gastkonzert ins<br />

Kulturforum an der Carola-<br />

Neher-Straße 1. Beginn 19 Uhr,<br />

der Eintritt ist frei, Spenden<br />

sind erbeten. Neben zahlreichen<br />

russischen und ukrainischen<br />

Liedern und Märschen<br />

gehören französische oder israelische<br />

Volksmelodien ebenso<br />

zum Repertoire der Brass-<br />

Band wie Johannes Brahms’<br />

Ungarischer Tanz Nr. 1 oder<br />

Stücke von ABBA und Boney<br />

M. An der Musikschule Partenit<br />

werden 240 Schüler von 30<br />

Musikpädagogen musikalisch<br />

und gesanglich ausgebildet. I.D.<br />

Möhring zum<br />

Gedenken<br />

Hellersdorf – Zum Schnellschachturnier<br />

für Amateure und<br />

Vereinsspieler lädt am 31. August<br />

die BSV 63 Chemie Weißensee<br />

ins Kulturforum, Carola-Neher-Straße<br />

1, ein.<br />

Das Günther-Möhring-Gedenkturnier<br />

<strong>2013</strong> beginnt 10 Uhr,<br />

Startgeld 15, Jugendliche 10<br />

Euro. Anmeldung per email:<br />

andreas.rehfeldt@gmx.de. I.D.<br />

Mario-Hoppe-<br />

Gedächtnis-Turnier<br />

Mahlsdorf – Am 10. August<br />

laden unsere treuen Leser Renate<br />

und Eberhard Fuchs sowie<br />

Familie zum nunmehr bereits<br />

32. Tischtennisturnier auf ihrem<br />

Grundstück an den Kaulsdorfer<br />

Seen ein. Gewidmet ist das Turnier<br />

auch in diesem Jahr ihrem<br />

verstorbenen Schwiegersohn,<br />

dem Fußballer Mario Hoppe.<br />

„Wir erwarten am 10. August ab<br />

13 Uhr zirka 20 Teilnehmer“,<br />

erzählen die Mahlsdorfer. Die<br />

Preise für die Besten liegen<br />

schon bereit. Wie immer ist zuschauen<br />

und anfeuern erlaubt,<br />

am Nebelsteig 8. I.D.<br />

Rock für Links<br />

umsonst & draußen<br />

Hellersdorf – In diesem Jahr<br />

organisiert die Linksjugend<br />

Marzahn-Hellersdorf gemeinsam<br />

mit dem Bezirksverband<br />

der Partei DIE LINKE zum ersten<br />

Mal seit 2008 wieder ein<br />

„Rock für Links“. Mit dem Festival<br />

am 17. August ab 12 Uhr<br />

im Jelena-Santic-Friedenspark<br />

wollen die Veranstalter den<br />

Besuchern eine gesellschaftskritische<br />

Perspektive vermitteln<br />

und dafür werben, sich für<br />

eine linke, emanzipatorische<br />

Politik einzusetzen.<br />

Junge, kreative Bands und<br />

DJanes sorgen für Unterhaltung.<br />

Ab 13 Uhr findet ein Kinderfest<br />

statt. Ab 17 Uhr spielen<br />

„Herzkasper David Friedrich“<br />

(Skapop), „Refpolk &<br />

Filou“ (Rap) und „44 Leningrad“<br />

(Russian Speedfolk).<br />

Info www.dielinke-marzahnhellersdorf.de.<br />

KR<br />

Statt Schüler Ziegen, Schafe und Eber<br />

Umweltprojekt beschäftigt sich mit vom Aussterben bedrohten Haustierarten<br />

Hellersdorf –<br />

Auf dem Gelände<br />

der ehemaligen<br />

Phönix-<br />

Grundschule<br />

am Oschatzer<br />

Ring 1 hört man<br />

neuerdings blökende<br />

Schafe<br />

oder meckernde<br />

Ziegen.<br />

Seit Schließung<br />

der Schule 2008 und deren<br />

Abriss war das Gelände, auf dem<br />

noch die ehemalige Turnhalle<br />

stand, verwahrlost. Im wahrsten<br />

Sinne des Wortes war Gras über<br />

die Vergangenheit gewachsen.<br />

Nun hat dort ein neues Umweltprojekt<br />

seinen Platz gefunden.<br />

Die Beschäftigungsagentur Ber-<br />

Hellersdorf – Etwas kurios war<br />

er schon, der Name „Naseweis in<br />

der lachenden Kiste“, doch dokumentierte<br />

er in den letzten Jahren<br />

den erfolgreichen Zusammenschluss<br />

der beiden ehemals getrennten<br />

Kindergärten „Naseweis“<br />

und „Lachende Kiste“ an<br />

der Walsheimer Straße. Mittlerweile<br />

ist das Team um die Leiterin<br />

Frau Stelzer perfekt zusammen<br />

gewachsen.<br />

Im Mittelpunkt<br />

der<br />

p ä d a g o g i -<br />

schen Arbeit<br />

steht auch die<br />

Ausprägung<br />

als „Bewegungsfreundliche<br />

Kita“.<br />

Das sollte nun<br />

auch nach au-<br />

Wollschwein Rudi und der Ziegenbock sind die „Stars“. Fotos: babb e.V.<br />

Instinktiv Kreativ<br />

Jugendliche gestalten Kita-Fassade neu<br />

ßen dokumentiert werden. Gemeinsam<br />

mit Künstlern der Initiative<br />

„Instinktiv Kreativ“ wurde<br />

die gesamte Fassade rund um den<br />

Kindergarten neu gestaltet.<br />

„Instinktiv Kreativ“ ist das Leitmotiv<br />

der Jugendlichen des Kreisjugendwerks<br />

der AWO Marzahn-<br />

Hellersdorf. Hier vereinen sich<br />

seit April 2010 die verschiedensten<br />

jungen Künstler und erschaffen<br />

sich zusammen<br />

neue Perspektiven<br />

in<br />

der kreativen<br />

Arbeit. Das<br />

Team um den<br />

Gründer und<br />

Leiter Philipp<br />

Beatsen war<br />

auch schon für<br />

die AOK tätig.<br />

R. Schubert<br />

lin-Brandenburg (BABB e.V.)<br />

züchtet auf dem Areal in Kooperation<br />

mit der Gesellschaft zur<br />

Förderung innovativen Denkens<br />

(Kreativ e.V.) vom Aussterben bedrohte<br />

Haustierarten. Zum Beispiel<br />

wohnen nun hier ein Thüringer<br />

Bergziegenbock, ein Roter<br />

Mangalitza Wollschweineber und<br />

Braune Bergschafe.<br />

In einem Teil der alten Turnhalle<br />

wurden Ställe gebaut, ein Carport<br />

dient als Unterstand. Geplant ist,<br />

die Tiere auch zur Pflege anderer<br />

Hellersdorf – Am 3. August <strong>2013</strong><br />

beginnen die neuen Kurse für das<br />

Herbstsemester <strong>2013</strong> in der Jugendkunstschule<br />

derArt, Kummerower<br />

Ring 44. Für Kinder und<br />

Jugendliche, auch für Erwachsene,<br />

gibt es verschiedene Mal- und<br />

Zeichenkurse, Theaterensemble<br />

und Musikkurse, in denen vom<br />

Anfänger bis zum Fortgeschrittenen<br />

jeder seinen Platz findet.<br />

D o n n e r s -<br />

tags sind<br />

15.30 Uhr<br />

im Malkurs<br />

„Junge Zeichen“<br />

und<br />

18 Uhr im<br />

Kurs für<br />

F o r t g e -<br />

schrittene<br />

Teilnehmer<br />

h e r z l i c h<br />

Grünflächen im Bezirk<br />

einzusetzen,<br />

etwa in der Hönower<br />

Weiherkette. Ein<br />

Teil der Turnhalle,<br />

so der Plan, soll zu<br />

einem Ausstellungsraum<br />

für Umweltprojekte<br />

umgebaut<br />

werden.<br />

Die Tiere können<br />

Montag bis Freitag<br />

zwischen 7 und 14 Uhr besichtigt<br />

werden. Gruppen können sich<br />

auch für andere Termine anmelden<br />

(Telefon 29 64 81 10 oder<br />

0172-320 40 72).<br />

Am 8. August, 15 Uhr, will Bürgermeister<br />

Stefan Komoß das<br />

Projekt offiziell eröffnen.<br />

Ingeborg Dittmann<br />

Über England in Arbeit oder Ausbildung<br />

Projekt „Integration durch Austausch“ hilft besonders benachteiligten Jugendlichen<br />

Marzahn-Hellersdorf – „Wege<br />

zum Erfolg mit IdA“ heißt ein ESFgefördertes<br />

Projekt des Vereins<br />

Kids & Co; IdA steht dabei für das<br />

Bundesprogramm Integration durch<br />

Austausch. Junge Menschen auf<br />

der Suche nach Ausbildung oder Arbeit<br />

– insbesondere auch junge<br />

Menschen mit Lernbeeinträchtigungen<br />

– haben die Chance, nach<br />

einem dreimonatigen intensiven<br />

Coachingprozess mit Praktikum<br />

und sprachlichem sowie interkulturellem<br />

Training an einem 8-<br />

wöchigen Auslandspraktikum in<br />

England teilzunehmen. Für viele<br />

der jungen Teilnehmenden war das<br />

der Einstieg in Arbeit. So berichtet<br />

der 23-jährige Petr: „Durch IdA bin<br />

ich selbstbewusster geworden,<br />

habe in einer Computer-Firma in<br />

Burnley Berufserfahrungen gesammelt,<br />

Englisch gelernt und dann in<br />

Berlin einen Ausbildungsplatz als<br />

Fachinformatiker für Systemintegration<br />

bekommen. Das England-<br />

Praktikum wurde in allen Betrieben<br />

ganz klar als Plus gewertet.“<br />

Das bestätigt auch Sven (24):<br />

„Nachdem ich in Burnley in einem<br />

Altenheim als Reinigungskraft gearbeitet<br />

hatte, wurde ich als<br />

Roomboy in einem Berliner Hotel<br />

eingestellt. Das Auslandspraktikum<br />

war ein wichtiges Argument für<br />

meinen Chef.“<br />

28 junge Menschen aus dem Bezirk<br />

haben bereits am IdA-Projekt<br />

teilgenommen, 19 von ihnen fanden<br />

anschließend einen Ausbildungs-<br />

oder Arbeitsplatz. „Das ist<br />

ein sehr gutes Ergebnis“, freut sich<br />

Vereinsvorsitzende Steffi Märker.<br />

„Vor allem weil die große Mehrheit<br />

der Jugendlichen bei Projektbeginn<br />

noch sehr viele Hürden zu<br />

bewältigen hatte, um eine Ausbildung<br />

anfangen zu können.“ Derzeit<br />

ist wieder eine Gruppe junger Menschen<br />

in England. Zu ihnen gehört<br />

auch Kathi (24), die von einer Ausbildung<br />

als Restaurantfachfrau<br />

träumt. „Ich hatte natürlich Ängste,<br />

ob ich in England alles verstehen<br />

werde“, meint sie. „Aber die Vorbereitungszeit<br />

bei KIDS & CO war<br />

gut. Wir haben viel über Land und<br />

Leute gelernt, die Sprache berufsbezogen<br />

geübt und mit jungen Engländern<br />

geredet, die beim Verein<br />

gerade ihr Praktikum gemacht haben“.<br />

Auch dass die Sozialpädagoginnen<br />

des Projekts mit nach England<br />

fahren und bei Bedarf jederzeit<br />

Unterstützung geben, erleichtert<br />

vielen Jugendlichen die Entscheidung.<br />

Wer wie Kathi, Sven oder Petr noch<br />

auf der Suche nach der passenden<br />

Ausbildung ist, kann sich jederzeit<br />

im Projekt melden. Teilnehmen<br />

können junge Menschen aus Berlin<br />

und Umgebung. Am 1. Oktober<br />

beginnt ein neuer Durchgang. Kosten<br />

entstehen nicht. Info http://<br />

kids-und-co.de/ida oder bei den Sozialpädagoginnen<br />

Stefanie Hutsch<br />

und Almut Müller, Tel 99 40 17 21.<br />

Kathi präsentiert ihr erstes „Full English<br />

Breakfast“. Auch das Kochen im<br />

Team gehört zu den praktischen Aktivitäten<br />

in Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt.<br />

Foto: Märker<br />

Malen oder Gitarre lernen<br />

Jugendkunstschule derArt hat noch freie Plätze<br />

willkommen. Mittwochs findet<br />

17.45 ein Zeichenkurs für die älteren<br />

Schüler statt, der auch dringend<br />

neue Jugendliche sucht.<br />

Der Theaterkurs freut sich ebenfalls<br />

über Nachwuchs im Alter<br />

von 10 bis 20 Jahren, der das<br />

Ensemble bereichert, besonders<br />

Jungs werden noch benötigt. Darüber<br />

hinaus ist Instrumentalunterricht<br />

für Klavier, Gitarre, E-Gitarre,<br />

E-Bass<br />

s o w i e<br />

Schlagzeug<br />

im Angebot;<br />

ebenso ein<br />

Kurs „Popgesang“.<br />

Anmeldung<br />

persönlich<br />

vor<br />

Ort oder Tel.<br />

561 30 61.<br />

PWS


Umwelt & Verkehr<br />

Bei schönstem Sommerwetter<br />

besuchte ich die IGS <strong>2013</strong> in<br />

Hamburg-Wilhelmsburg. Jener<br />

Elbinsel der Hansestadt, die bei<br />

der großen Sturmflut vor 50 Jahren<br />

komplett unterging und jetzt<br />

einen Entwicklungsschub bekommt<br />

mittels Internationaler<br />

Bauausstellung IBA und eben der<br />

Internationalen Gartenschau IGS.<br />

Durch die Lage zwischen den<br />

Elbarmen ist sie von Mooren geprägt,<br />

die durch sogenannte Wetter,<br />

breite Entwässerungsgräben,<br />

für Industrie und Kleingärten urbar<br />

gemacht wurden. Zugleich<br />

blieben auch natürliche Feuchtbiotope<br />

und Seen erhalten. Eine<br />

vom Menschen in weiten Teilen<br />

überformte Landschaft, die erstaunliche<br />

Nähe zum Wuhletal<br />

aufweist. Was die IGS unter diesen<br />

Voraussetzungen verändert<br />

hat, ist durchaus lehrreich für die<br />

IGA 2017 in Marzahn.<br />

Ich war zunächst erstaunt, inmitten<br />

des erwarteten sommerlichen<br />

Blütenmeers auf dem eingezäunten<br />

IGS-Gelände mehrere Kleingartenanlagen<br />

zu sehen, die in die<br />

Ausstellung einbezogen wurden.<br />

Ohne dass man den Eindruck hat,<br />

die Privatsphäre der Laubenpieper<br />

hinter Bäumen und Hecken<br />

sei gestört. Es wird weiter gegrillt,<br />

Radieschen, Erdbeeren,<br />

Kräuter und Mohrrüben gehören<br />

bekanntlich ohnehin zu einer IGS,<br />

die den Namen verdienen will.<br />

Ich wurde an die nach der Wende<br />

aufgegebenen Schaugärten der<br />

Marzahner Gartenschau erinnert.<br />

Interessant auch die gefühlte Akzeptanz<br />

der vorgefundenen Land-<br />

<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 11<br />

Von Hamburg lernen<br />

Die Internationale Gartenschau in der Hansestadt zeigt Möglichkeiten und Grenzen<br />

Mitten auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau in Hamburg<br />

befinden sich auch Kleingartenanlagen. Foto: Clauder<br />

schaft: Wetter und Teiche mit den<br />

Feuchtbiotopen wurden zum Bestandteil<br />

der IGS und bestenfalls<br />

an den Rändern in Nähe der Wege<br />

und an Ausgucken durch Blumenrabatten<br />

verändert. Ausnahme:<br />

Die im Haupteingangsbereich an<br />

der S-Bahn zentralgelegenen<br />

Wetter und Wasserflächen haben<br />

ihren ursprünglichen Charakter<br />

durch Cafeterassen und Spielplätze<br />

direkt am Ufer und IBA-Wohnungsneubau<br />

mitten im Wasser<br />

verloren und sind voll und ganz<br />

als Stadtentwicklungschance vermarktet.<br />

Ansonsten ist die gewählte Verkehrslösung<br />

einer elektrisch geräuscharm<br />

betriebenen Einschienen-Stelzenbahn<br />

„Monorail“ in<br />

der von Wasserflächen und einer<br />

Stadtautobahn durchzogenen<br />

Moorgegend sicherlich interessant.<br />

Der Rundkurs zur Besichtigung<br />

der IGS von oben wird gut<br />

angenommen, die Züge sind voll.<br />

Ob das Einrammen der Stelzen in<br />

14 m Tiefe und der komplette<br />

Rückbau der Monorail nach der<br />

wenige Sommermonate andauernden<br />

IGS sehr nachhaltig sind,<br />

darf bezweifelt werden. Herzliche<br />

Grüße an die künftige Seilbahn!<br />

Apropos Verkehrslösung: Aus<br />

Kostengründen fand die Verlegung<br />

der Stadtautobahn aus dem<br />

IGS-Gelände hin zu einer benachbarten<br />

Eisenbahntrasse noch<br />

nicht statt, eine moderne Schalldämmung<br />

an der viel befahrenen<br />

Bahnstrecke schützt die neu geschaffenen<br />

Spielplätze für Kinder<br />

und Erwachsene, die auch nach<br />

der IGS erhalten bleiben. Auf der<br />

Stadtautobahn wurde das Tempo<br />

im IGS-Bereich auf 50 gesenkt<br />

und Flüsterasphalt aufgebracht.<br />

Die S-Bahn hält direkt am Eingang<br />

zur IGS, Autofahrer müssen<br />

dagegen eine weite Strecke von<br />

den angebotenen Parkplätzen zu<br />

Fuß bis zur IGS zurücklegen. Für<br />

Menschen mit Behinderung sicher<br />

eine Zumutung, dass es näher<br />

dran keine Parkplätze gibt.<br />

Insgesamt eine interessante, für<br />

botanische Laien sehr aufklärende<br />

Ausstellung. Dort, wo heimatliche<br />

Gewächse im Mittelpunkt<br />

stehen, ist es meistens auch für das<br />

Auge sehr schön. Die „Gärten aus<br />

allen Kontinenten“ machten dagegen<br />

einen eher künstlich-bemühten<br />

Eindruck, hier kann Marzahn<br />

mit seinen bisherigen naturnäheren<br />

Anlagen mehr punkten.<br />

Übrigens hat Berlin nicht schlecht<br />

daran getan, aus Kostengründen<br />

sich die Internationale Bauausstellung<br />

IBA zu verkneifen: Die<br />

Hamburger IBA hat als Dreh- und<br />

Angelpunkt ein riesiges Experimentalgebäude<br />

aus Glas, Stahl<br />

und bunten Bändern gegenüber<br />

dem IGS-Haupteingang. Und was<br />

soll dort hinein? Natürlich die<br />

sich selbst in blühende Landschaften<br />

einnistende Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung und<br />

Umwelt. Ulrich Clauder<br />

Bio-Produkte per Abo<br />

Die „Grüne Abo-Kiste“ bietet eine Abwechslung zum Einkauf<br />

Ausbau der<br />

Landsberger Allee<br />

Marzahn – Seit Anfang Juli<br />

wird die Landsberger Allee<br />

stadteinwärts von der Eichner<br />

Chaussee bis zum Blumberger<br />

Damm ausgebaut. Dazu gehört<br />

auch die Herstellung des Gehund<br />

Radweges. Dieser wird<br />

eine Breite von ca. 5,10 Metern<br />

haben und entspricht damit den<br />

aktuellen technischen Anforderungen.<br />

Der vorhandene gesunde<br />

und vitale Bestand an<br />

Straßenbäumen wird mit weiteren<br />

Platanen ergänzt. Parallel<br />

zur Baumaßnahme führen<br />

die Berliner Wasserbetriebe<br />

(BWB) Kanalbauarbeiten aus.<br />

Die Bauarbeiten werden bis<br />

zum IV. Quartal 2014 andauern.<br />

In den Wintermonaten<br />

<strong>2013</strong>/2014 werden zwei Fahrspuren<br />

mit provisorischen Straßenbefestigungen<br />

stadteinwärts<br />

gewährleistet.<br />

Umweltpreis <strong>2013</strong><br />

Berlin – Der BUND Berlin<br />

zeichnet jährlich die besten Umwelt-Projekte<br />

mit dem Berliner<br />

Umweltpreis aus. Bis zum 31.<br />

August können sich Einzelpersonen,<br />

Initiativen und Unternehmen<br />

für die Kategorien „Kinder<br />

und Jugend“, „Umweltengagement“<br />

und „Wirtschaft und Innovation“<br />

bewerben oder vorgeschlagen<br />

werden. „Wir suchen<br />

und würdigen Vorbilder, die<br />

sich aktiv für Ökologie und Umweltschutz<br />

in der Stadt einsetzen<br />

und so die Lebensqualität<br />

in Berlin nachhaltig beeinflussen“,<br />

sagt Landesgeschäftsführer<br />

Andreas Jarfe. Info www.-<br />

berliner-umweltpreis.de<br />

Berlin – Die wachsende Nachfrage<br />

nach Bio-Produkten, regionalen<br />

Lebensmitteln sowie sozial und<br />

ökologisch verantwortlichem Konsum<br />

ist ein wachsender Trend deutscher<br />

Verbraucher. Auch legen immer<br />

mehr Menschen verstärkt Wert<br />

auf gesunde Ernährung und ihre<br />

körperliche Gesundheit, so dass<br />

nicht nur Bioläden und Reformhäuser<br />

Bio-Lebensmittel verkaufen,<br />

sondern auch große Supermärkte<br />

und Discounter mittlerweile darauf<br />

nicht mehr verzichten können.<br />

Wer aber keinen Bio-Laden in der<br />

Umgebung hat, in den obersten<br />

Stockwerken wohnt oder schlichtweg<br />

nicht die Zeit zum täglichen<br />

Einkaufen findet, kann sich als Alternative<br />

seine Bio-Produkte liefern<br />

lassen. Die sogenannte „Abo-Kiste“<br />

hat sich entsprechend diesem<br />

gegenwärtigen Trend entwickelt<br />

und ermöglicht es dem Verbraucher,<br />

frische und ökologisch erzeugte<br />

Produkte bis vor die Haus- oder<br />

Wohnungstür geliefert zu bekommen.<br />

Dabei kann der Name leicht<br />

in die Irre führen, da die Abo-Kiste<br />

nicht immer ein Abonnement ist.<br />

Zu jeder Zeit kann je nach Wunsch<br />

und Vorliebe bestellt werden, ohne<br />

dabei jegliche Verpflichtung einzu-<br />

gehen. Viele Verbraucher entscheiden<br />

sich jedoch häufig für eine regelmäßige<br />

Bio-Bestellung; sie sparen<br />

einerseits Zeit und sorgen andererseits<br />

für eine Abwechslung im<br />

eigenen Haushaltseinkauf.<br />

Das Konzept der „Grünen Abo-Kiste“<br />

weist ein beachtliches Wachstum<br />

auf, da es dem Wunsch vieler<br />

Kunden nach frischen und gesunden<br />

Lebensmitteln, kurzen Transportwegen<br />

und fairen Preisen entspricht.<br />

Professionelle Bestell- und<br />

Liefersysteme ermöglichen eine<br />

bedarfsgerechte Bestellung,<br />

so dass ausschließlich<br />

bestellte Produkte<br />

geerntet,<br />

verpackt und<br />

frisch geliefert<br />

werden. Dabei<br />

vergehen vom<br />

Zeitpunkt der<br />

Ernte bis zur Lieferung<br />

in der Regel<br />

maximal 24 Stunden<br />

und garantieren frische<br />

Lebensmittel. Besonders<br />

anfällige Produkte wie beispielsweise<br />

Erdbeeren werden<br />

sogar noch am Morgen der<br />

Lieferung frisch gepflückt und<br />

im Anschluss direkt bis vor die<br />

Haus- oder Wohnungstür, aber auch<br />

an den Arbeitsplatz geliefert.<br />

Viele Lieferantendienste haben<br />

sich als Direktvermarktungsweg<br />

von Bio-Erzeugern gegründet, so<br />

etwa der vom Ökodorf Brodowin.<br />

Andere Anbieter, die ihre Produkte<br />

nicht selbst erzeugen, haben feste<br />

Lieferbeziehungen mit Bio-Höfen<br />

ihrer Region. Bei diesen kann<br />

man auch Produkte,<br />

die<br />

D i e<br />

Lieferkisten<br />

der Bio-<br />

Anbieter sind mit frischen<br />

Produkten gefüllt.<br />

regional und in der Saison nicht erhältlich<br />

sind, beziehen. Sie werden<br />

über einen Naturkostgroßhandel<br />

zugekauft. Dabei können sie aber<br />

auch aus anderen Ländern kommen,<br />

um dem Kunden ganzjährig<br />

ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges<br />

Bio-Sortiment anzubieten.Wer<br />

auf solchen Produkten<br />

besteht, sollte aber bedenken, dass<br />

lange Transportwege den ökologischen<br />

Aspekt in Frage stellen.<br />

Je nach persönlichen Vorlieben und<br />

Geschmäckern hat der Verbraucher<br />

die Möglichkeit, zwischen verschiedenen<br />

Abo-Kisten zu wählen.<br />

Dabei kann von frischem<br />

Bio-Gemüse und Bio-Obst,<br />

Milchprodukten, Brotund<br />

Wurstwaren bis<br />

hin zu Nudeln oder<br />

verschiedensten Getränken<br />

die Kiste individuell<br />

zusammengestellt<br />

werden. Wer sich überraschen<br />

lassen will, nutzt die<br />

Möglichkeit einer saisonalen<br />

Gemüse- und/oder Obst-Abo-Kiste.<br />

Somit kommen neue Kochideen in<br />

die Küche. Und Lebensmittelsorten,<br />

die man sonst vielleicht nie<br />

im Supermarkt gekauft hätte, erweisen<br />

sich möglicherweise als<br />

neue Vorlieben. Bestellungen können<br />

je nach Anbieter einmalig oder<br />

als wöchentliches, 14-tägiges oder<br />

monatliches Abo vorgenommen<br />

werden. Jeder Betrieb verfolgt dabei<br />

unterschiedliche Bestell- und<br />

Zahlungsverfahren, Lieferzeiten<br />

und Kündigungsfristen. Brodowin<br />

beispielsweise betreibt auch Lieferstützpunkte<br />

(in unserer Region bei<br />

Frau Lindow in Ahrensfelde).<br />

Auch wenn das Konzept einfach<br />

und bequem sein mag, ist es trotzdem<br />

wichtig, eine mengengerechte<br />

Bestellung aufzugeben. Für eine<br />

einzelne Packung Eier sollte nicht<br />

auf einen Bio-Lieferservice zurückgegriffen<br />

werden. In diesem Fall ist<br />

es umweltschonender, seine Besorgungen<br />

im nächstgelegenem Supermarkt<br />

zu erledigen, denn auch dort<br />

ist oftmals ein breites Spektrum an<br />

biologisch erzeugten Lebensmitteln<br />

vorhanden. Johanna Sabeh<br />

Umweltbüro Lichtenberg<br />

Mehr Informationen zum Thema<br />

bietet u.a. die Internetseite der<br />

Fördergemeinschaft Ökologischer<br />

Landbau (FÖL) Berlin-Brandenburg<br />

www.bio-berlin-brandenburg.de,<br />

die auch einen Einkaufsführer<br />

beinhaltet.


12 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Wirtschaft & Soziales<br />

Infos zum<br />

Verbraucherschutz<br />

Hellersdorf – Der nächste<br />

Abend des Stadtteilverbundes<br />

Kaulsdorf-Nord mit Informationen<br />

zum Verbraucherschutz<br />

steht am 5. August, 18 Uhr, im<br />

Grünen Haus für Hellersdorf,<br />

Boizenburger Straße 52-54, unter<br />

dem Motto „Das Gehirn<br />

macht die Werbung“. Zum Thema<br />

Werbung und welchen<br />

Einfluss sie auf das Gehirn hat<br />

spricht Dr. Karin Rasmussen<br />

über Tricks der Werbewirtschaft<br />

und wie sich Kaufverhalten mit<br />

dem Alter ändert. Eintritt frei,<br />

Info Tel. 56 29 80 81. RN<br />

Guter Rat<br />

Hellersdorf – Das Stadtteilzentrum<br />

Hellersdorf-Süd im<br />

Haus KOMPASS, Kummerower<br />

Ring 42, hat zwei weitere<br />

Beratungs-Angebote ins Programm<br />

genommen. Jeden Mittwoch<br />

findet von 12 bis 14 Uhr<br />

eine kostenlose Beratung zu<br />

psychischen Problemen durch<br />

das Integrative Beratungszentrum<br />

e.V. statt. Ab September<br />

übernimmt der Verein Net-<br />

Computer Lernen jeden ersten<br />

und dritten Mittwoch im Monat<br />

von 10 bis 12 Uhr besonders<br />

für das Alter „50plus“ die<br />

Beratung zu Problemen mit PC,<br />

Smartphon und Tablet, ebenfalls<br />

kostenlos. Info und Anmeldung<br />

Tel. 56 49 74 01. RN<br />

Infopoints für<br />

Alleinerziehende<br />

Marzahn-Hellersdorf – Das<br />

Netzwerk Alleinerziehende<br />

Marzahn-Hellersdorf bietet mit<br />

seinen Infopoints Anlaufstellen<br />

an sowohl für alleinerziehende<br />

Mütter als auch für Väter. Sie<br />

sollen ihnen helfen, den Alltag<br />

allein zu meistern. Hier finden<br />

Mütter und Väter geschulte<br />

und offene Menschen, die sie<br />

in allen Lebenssituationen von<br />

„A wie Arbeit bis Z wie Zusammensein<br />

mit anderen Alleinerziehenden“<br />

unterstützen.<br />

Die elf Infostellen befinden<br />

sich mit Ausnahme des (noch)<br />

im Stadtteilzentrum im Schloss<br />

Biesdorf beheimateten in der<br />

Großsiedlung. Sie sind im Internet<br />

(www.netzwerk-alleinerziehende.net/seite/118052/<br />

infopoints_fuer_alleinerziehende.html)<br />

zu finden. RN<br />

Galeriebeirat<br />

einberufen<br />

Biesdorf – Am 1. Juli hat sich<br />

der in den Förderrichtlinien<br />

zum denkmalgerechten Wiederaufbau<br />

des Schlosses Biesdorf<br />

geforderte Galeriebeirat<br />

konstituiert. Der Kreis von<br />

Kunstwissenschaftlern und Experten<br />

wird sich der Umsetzung<br />

der Kooperationsvereinbarung<br />

mit dem Archiv Beeskow,<br />

der Umsetzung der kulturwissenschaftlichen<br />

Ziele und<br />

der Einbindung in die kulturtouristischen<br />

Gesamtkonzepte<br />

der Hauptstadt widmen. RN<br />

Es muss nicht Innenstadt sein<br />

Auf dem ehemaligen Magerviehhof in Friedrichsfelde Ost entsteht moderne Urbanität<br />

Marzahn – Angesichts der Brachen<br />

im Bezirk mag einem zuweilen<br />

Zarah Leander und ihr Lied<br />

„Ich weiß, es wird einmal ein<br />

Wunder geschehn“ oder der bekannte<br />

Bibelvers Matthäus 20.16<br />

in den Sinn kommen. Nun aber<br />

drängt sich im Blick auf einen<br />

Punkt im Bezirk eher das Lied der<br />

Sängerin Nena auf: „Wunder<br />

geschehn, ich hab’s gesehn“.<br />

Auf einem etwa 32 000 Quadratmeter<br />

großen Areal des ehemaligen<br />

Berliner Magerviehhofs in<br />

Friedrichsfelde Ost an der Beilsteiner<br />

Straße entsteht derzeit ein<br />

neuer „Ort für Kunst, Kultur, kooperatives<br />

Wirtschaften und Zukunftsentwicklung“.<br />

So jedenfalls<br />

versteht ihn Peter Kenzelmann,<br />

der als Geschäftsführer der<br />

„Kunstbaracken GmbH“ dort<br />

etwa vier Millionen Euro investiert.<br />

Neben einem großzügigen<br />

Außengelände, auf dem zwischen<br />

alten Bäumen ein Ort mit Kunstinstallation,<br />

Freiluftveranstaltungen,<br />

Nachbarschaftsgärten und<br />

vielem mehr entstehen soll, gibt<br />

es bereits unterschiedlichste Räume<br />

in Backsteinhäusern, lichtdurchflutete<br />

Fabrikhallen und die<br />

alte Börse selbst. Die zum großen<br />

Teil denkmalgeschützten<br />

Gebäude bieten auf mehr als 9000<br />

Quadratmeter Gestaltungsspielraum<br />

für Ateliers, Büros für Projekte<br />

und Start-Ups, Flächen für<br />

Marktplätze und Räume für<br />

Workshops und Veranstaltungen.<br />

„Bereits jetzt sind etwas mehr als<br />

die Hälfte der Flächen nutzbar“,<br />

sagt Kenzelmann, der das Gelände<br />

zu Jahresbeginn vom Besitzer<br />

der Gesamtflächen erwarb. Jener<br />

entwickelt im vorderen Teil des<br />

Areals Wohnbebauung mit vornehmlich<br />

Einfamilienhäusern.<br />

Beim Hauptgebäude, der alten<br />

Berlin – Mehr als 44 000 Betriebe<br />

wurden im vergangenen Jahr in<br />

Berlin gegründet. Alle 20 Stunden<br />

entsteht in der Hauptstadt derzeit<br />

ein neues Start-up-Unternehmen.<br />

Berlin gilt als Gründerhauptstadt<br />

Deutschlands. Die degewo sucht<br />

jetzt wieder die drei besten<br />

Geschäftsideen des Jahres. Die Sieger<br />

des degewo-Gründerpreises<br />

<strong>2013</strong> erhalten je einen Gewerberaum<br />

für ein Jahr mietfrei und für<br />

die Folgejahre stark vergünstigt.<br />

Bis zum 30. September (im Internet<br />

steht 15. Oktober!) können sich<br />

angehende Unternehmer bewerben.<br />

Anschließend entscheidet eine<br />

Jury aus Vertretern von IHK, des<br />

Handelsverbandes Berlin-Brandenburg,<br />

der Wirtschaft und der<br />

degewo über die<br />

Preisträger.<br />

„Gerade zum<br />

Start haben Existenzgründer<br />

den<br />

Kopf voll, um ihre<br />

Geschäftsidee erfolgreich<br />

auf den<br />

Weg zu bringen.<br />

In solche Gebäude soll noch mehr urbanes Leben einziehen.<br />

Ein Jahr mietfrei<br />

degewo-Gründerpreis <strong>2013</strong> ausgelobt<br />

Mit dem degewo-Gründerpreis ist<br />

ihnen die Sorge um den Standort<br />

der Unternehmung und die monatliche<br />

Miete für das erste Jahr genommen“,<br />

sagt degewo-Chef Frank<br />

Bielka. Bewerbungen sind für je<br />

einen Gewerberaum Wilmersdorfer<br />

Straße 152, (Charlottenburg, 225<br />

Quadratmeter), Drontheimer Straße<br />

21a, (Mitte, 85 qm) und Mehrower<br />

Allee 36 b, (Marzahn, 50 qm,<br />

Foto: Archiv) möglich. Die Räume<br />

können zum 1. Januar 2014 bezogen<br />

werden. Am Gründerpreis<br />

können alle teilnehmen, die eine<br />

clevere Geschäftsidee und ein ausgereiftes<br />

Konzept haben, jedoch<br />

noch auf der Suche nach einem<br />

passenden Raum sind. Teilnahmebedingungen<br />

und -formular im<br />

Internet, www.-<br />

degewo-gruenderpreis.de,<br />

weitere<br />

Info und<br />

Hinweise bei<br />

Hartwig Bruhn,<br />

email: hartwig.-<br />

bruhn@degewo.de.<br />

RN<br />

Hellersdorf – Am 17. August, 11<br />

Uhr, eröffnet Bürgermeister Stefan<br />

Komoß das diesjährige Mittelalterfest<br />

im schönen Garten des Hauses<br />

Sonneneck, Alt-Hellersdorf 29-<br />

31. Kinder, Jugendliche und Familien<br />

können sich auf ein mittelalterliches<br />

Fantasyfest freuen mit vielen<br />

Attraktionen zum Staunen, Mitmachen<br />

und Spaß haben. Mittelalterliches<br />

Handwerk vom Schmied<br />

bis zum Gewandschneider, Ritterschaukämpfe,<br />

Lanzenstechen, Bogenschießen,<br />

Mitmach-Aktionen<br />

für Kinder, Märchenzelt,<br />

Esel oder Ponyreiten,<br />

mittelalterliche<br />

Life-Musik, Tanz,<br />

Akrobatik, eine großartige<br />

Feuershow und<br />

mehr stehen auf dem<br />

Programm. Herold Eric<br />

begleitet Gäste mit viel<br />

Humor durch den Tag<br />

und macht mit mittelalterlichen<br />

Bräuchen bekannt.<br />

Und natürlich<br />

wird mit Schwein am<br />

Spieß und anderen Lek-<br />

Foto: Alte Börse<br />

Börse, wo dazumal das Vieh versteigert<br />

wurde, hat Kenzelmann<br />

bereits das Dach erneuert und einen<br />

Teil der Bausubstanz gesichert.<br />

„Momentan müssen wir<br />

uns vor allem um Erschließungsprobleme<br />

kümmern“, gibt er die<br />

aktuelle Kernaufgabe vor. Wasser-<br />

und Stromleitungen gilt es zu<br />

prüfen, funktionsfähige zu sichern.<br />

Hydranten müssen saniert<br />

oder neu errrichtet werden. Nicht<br />

zuletzt brauchen die Gebäude<br />

auch moderne Kommunikationseinrichtungen.<br />

Kenzelmann hofft,<br />

im kommenden Frühjahr die Sanierung<br />

abschließen zu können.<br />

Bereits jetzt bietet er Ateliers und<br />

Werkstatträume zur Miete an. Die<br />

Flächen liegen zwischen 36 und<br />

140 Quadratmeter, derzeit werden<br />

acht Euro Warmmiete verlangt.<br />

Das ist durchaus preiswert<br />

und hat schon einige interessante<br />

Künstler und Kunsthandwerker<br />

angelockt, unter ihnen die Designerin<br />

Anna Möbius, die Instrumentenbauer<br />

Benjamin Bär und<br />

Jordi Rubi, die Keramikerin Hjördis<br />

Schütz oder das „Berlin Farm<br />

Lab“, das sich an vielen Orten der<br />

Stadt um alternative Versorgung<br />

durch Stadtgärten bemüht.<br />

Kenzelmann wolle nicht vorrangig<br />

schnelles Geld mit dem Areal<br />

verdienen, versichert er. Vielmehr<br />

liegen ihm Themen rund um<br />

urbane Entwicklung, Zukunftsgestaltung,<br />

moderne Spiritualität,<br />

naturverbundene Lebensexperimente,<br />

Handwerk, Theater,<br />

Kunst, Bewegung – schlicht Lebensfreude<br />

und Lebensqualität<br />

am Herzen.<br />

Schon bald soll eine Fläche für<br />

„Urban Gardening“ zur Verfügung<br />

stehen. Im Zentrum wird ein<br />

(überdachter) Ort zur Begegnung<br />

entstehen, Café, Biergarten und<br />

eigene Brauerei sind bereits fest<br />

in Planung. Die Vision der Macher<br />

ist, das Gelände mit allen<br />

Beteiligten gemeinsam zu einer<br />

Art eigenen Stadt in der Stadt zu<br />

entwickeln. Man muss also nicht<br />

nach Prenzlauer Berg oder in die<br />

„MediaSpree“, um moderne alternative<br />

Stadtentwicklung zu erleben.<br />

Das alles gibt es in Marzahn.<br />

Nicht jedoch auf dem Gut<br />

Hellersdorf. R. Nachtmann<br />

Info http://alte-boerse-marzahn.de.<br />

Mittelalterfest<br />

Haus Sonneneck lädt Familien ein<br />

kerbissen auch für das leibliche<br />

Wohl gesorgt.<br />

Bereits zum dritten Mal wird die<br />

Veranstaltung von der Mittelalter-<br />

Fantasygruppe „Accubare mediaevaliter“<br />

ehrenamtlich organisiert.<br />

Seit Wochen werden in den berufsorientierenden<br />

Werkstätten des<br />

Hauses Kulissen gebaut und Kostüme<br />

für kleine Ritter und Burgfräulein<br />

gebastelt. „Unser Ziel ist<br />

es, auch Familien in Hellersdorf<br />

und Marzahn, denen es wirtschaftlich<br />

nicht so gut geht, einen schönen<br />

erlebnisreichen<br />

Tag zu gestalten“, sagt<br />

die aus Dallgow stammende<br />

Organisatorin<br />

Monique Zander-<br />

Scheel. „Für die Kinder<br />

soll es ein Höhepunkt<br />

zu Schuljahresbeginn<br />

sein. Und lernen<br />

über das Mittelalter<br />

kann man allerhand“.<br />

Der Eintritt ist<br />

frei. Alle Darsteller<br />

verzichten auf Gagen.<br />

RN, Foto: Kids&Co


Feuilleton<br />

Stille Wut<br />

Ein Buch über das verdrängte Leiden der „Wendegeneration“<br />

15 Jahre ist die Autorin, als die<br />

Mauer fällt. Ein Jahr jünger als<br />

Uwe Mundlos, dessen Werdegang<br />

als Mitglied des Zwickauer Mördertrios<br />

Sabine Rennefanz seit Jahren<br />

zu ergründen und zu verstehen<br />

versucht. Für ihren Essay „Uwe<br />

Mundlos und ich“ wurde die Redakteurin<br />

einer Berliner Tageszeitung<br />

sogar mit dem Deutschen<br />

Reporterpreis ausgezeichnet.<br />

Der Mauerfall, dessen Ankündigung<br />

durch Günter Schabowski sie<br />

wie viele andere im Sinne des Wortes<br />

verschlafen hat, ändert viel im<br />

Leben der Schülerin der Erweiterten<br />

Oberschule in Eisenhüttenstadt.<br />

Sie erlebt, wie der Staatsbürgerkundelehrer,<br />

der eben noch vor den<br />

Fragen der Schüler nach den Gründen<br />

der Flüchtlingswelle aus der<br />

DDR geflüchtet ist, zum Lehrer für<br />

Gesellschaftskunde mutiert. Thesen<br />

von Ludwig Erhardt über die<br />

Notwendigkeit einer gewissen Arbeitslosenquote<br />

gehen ihm ebenso<br />

problemlos über die Lippen wie<br />

einst die Begründungen für die<br />

Sieghaftigkeit des Sozialismus. Die<br />

Russischlehrerin erwirbt die<br />

Lehrberechtigung für Latein, weil<br />

fast niemand mehr die Sprache der<br />

einstigen Freunde erlernen will. In<br />

zwei Jahren hat die Schule, die zum<br />

Gymnasium umgewandelt wird,<br />

drei Direktoren. Schlimmer jedoch:<br />

Den Schülern wird erklärt, sie<br />

könnten zwar hier ihr Abitur machen,<br />

ob das aber im Westen anerkannt<br />

würde, sei nicht sicher.<br />

Auch in der Familie ändert sich vieles.<br />

Dem Vater wird während seines<br />

Urlaubs mitgeteilt, er brauche<br />

nicht in sein Verkehrs- und Tiefbaukombinat<br />

zurückzukehren, weil das<br />

gerade aufgelöst worden sei.<br />

<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 13<br />

(Vom Vater allerdings erzählt<br />

Rennefanz Unglaubliches. Als der<br />

eines Tages aus der Gewerkschaft<br />

ausgetreten sei, wäre das Dorfgespräch<br />

gewesen. Nicht nur eine<br />

Tante vom FDGB, sondern auch der<br />

Dorfpolizist, „ein Typ, der auf dem<br />

Moped in Uniform nach Hause<br />

fuhr, wenn er aus der Kneipe kam“,<br />

hätten ihn deshalb zu Hause aufgesucht.)<br />

Der Vater findet keine<br />

neue Arbeit. Über Jahre wird er sich<br />

von einer ABM-Maßnahme zur<br />

nächsten durchs Leben hangeln.<br />

Die Tochter hingegen hat Glück. Ihr<br />

Eisenhüttenstädter Abitur wird anerkannt;<br />

erst in Berlin und dann in<br />

Hamburg studiert sie Politikwissenschaften.<br />

Was ihr zunehmend<br />

auf die Nerven geht, sind die<br />

Meinungen ihrer Mitstudenten.<br />

Alles, was schlecht ist, stamme aus<br />

der DDR, meinen die. Immer wieder<br />

kommen die Fragen nach eventuellen<br />

Stasi-Verstrickungen ihrer<br />

Eltern, „weil doch fast alle bei der<br />

Stasi gewesen seien“.<br />

Während Uwe Mundlos in ähnlicher<br />

Situation Halt im Rechtsradikalismus<br />

sucht, landet Rennefanz<br />

in einer radikalen christlichen Sekte.<br />

In deren Auftrag geht sie sogar<br />

nach Russland, um die dortigen Bewohner<br />

zu missionieren. Jesus statt<br />

Wodka sollen die anbeten. Aber<br />

schon bald merkt die Missionarin,<br />

dass den Russen Jesus ziemlich<br />

fern ist. Wodka und Mercedes stehen<br />

an erster Stelle der Wunschliste.<br />

Das Scheitern der Mission und<br />

kurioserweise das abrupte Ende<br />

einer Beziehung helfen der Autorin,<br />

ins normale Leben zurück zu<br />

finden. Erst findet sie eine Anstellung<br />

bei einer Illustrierten, wechselt<br />

dann zu einer Tageszeitung.<br />

„Die stille Wut der Wendegeneration“<br />

nennt Sabine Rennefanz ihr<br />

Buch im Untertitel. Mir ist nicht<br />

klar geworden, gegen wen sich diese<br />

Wut richtet. Gegen diejenigen,<br />

die das Experiment DDR beendet<br />

haben? Oder gegen jene, die die<br />

DDR so lange erhalten haben?<br />

Oder gegen die, die angeblich genau<br />

wissen, wie wir gelebt haben,<br />

obwohl sie nie in der DDR waren?<br />

Hans Sandow<br />

Sabine Rennefanz: Eisenkinder,<br />

Luchterhand, 16,99 Euro.<br />

Erinnerung<br />

Von der Flucht bis zur Weltreise<br />

„Die Taube am blauen Himmel“ ruft<br />

dazu auf, eine Sprache zu erlernen:<br />

die Sprache des sich Verstehens und<br />

des Zusammenlebens. Wir alle sind<br />

aufgefordert, etwas für Gerechtigkeit<br />

zu tun, uns dafür einzusetzen,<br />

dass kriegerische Auseinandersetzungen<br />

von dieser Erde verbannt<br />

werden. Vertreiben wir den Hass.<br />

Die Erde braucht viele Botschafter.<br />

Botschafter des Friedens und der<br />

Gerechtigkeit.“<br />

Nicht gerade wenig, was sich Autor<br />

Horst Splettstößer mit seinem Buch<br />

vorgenommen hat. Offenbar, weil er<br />

einst im Zirkel Schreibender Arbeiter<br />

gehört hat, dass die Leser Bücher<br />

umso ernster nehmen, wenn sie<br />

möglichst dick sind und<br />

als Roman bezeichnet<br />

werden, nennt er „Die<br />

Taube am blauen Himmel“<br />

eben einen Roman.<br />

Doch genau das ist das<br />

Buch nicht, auch wenn<br />

sich der Autor und Held<br />

einen anderen Namen<br />

gibt, fortan Hans Arthur<br />

heißt. Auf 336 Seiten erzählt<br />

Splettstößer fast durchgehend<br />

chronologisch seine Lebensgeschichte<br />

bis fast zum heutigen Tag.<br />

Begonnen hat die 1934 in dem Dörfchen<br />

Pammin-Abbau in Hinterpommern,<br />

das die Einwohner nur<br />

Russland nennen. Erst viele Jahre<br />

später wird er den Ort bei einem<br />

Besuch im heutigen Polen wiedersehen.<br />

Da sind von den einst acht<br />

Bauernhöfen nur noch vier übrig<br />

geblieben. Im Winter 1945 fahren<br />

die Dorfbewohner für einige Tage<br />

in den Wald, um sich vor der anrükkenden<br />

Front in Sicherheit zu bringen.<br />

Für die Familie endet die Fahrt<br />

erst auf der Insel Rügen. Hier erhält<br />

der Vater durch die Bodenreform<br />

Land, baut sich eine neue Wirtschaft<br />

auf. Gleich nach dem Schulabschluss<br />

muss der Sohn einsteigen<br />

und dem Vater helfen, später gar den<br />

Hof übernehmen. Fast durch Zufall<br />

wird Hans Arthur erst Mitglied und<br />

später Funktionär der Demokratischen<br />

Bauernpartei (DBD). Noch<br />

auf Rügen hatte er zu den Gründern<br />

einer der ersten Landwirtschaftlichen<br />

Produktionsgenossenschaften<br />

gehört. In den folgenden Jahren übt<br />

Arthur, der inzwischen einen Abschluss<br />

als Diplomlandwirt<br />

erworben hat, die verschiedensten<br />

Berufe aus.<br />

So arbeitet er wieder in<br />

der Landwirtschaft, später<br />

als Leiter der Arbeitsökonomie<br />

in einem großen<br />

Berliner Betrieb und<br />

schließlich betreibt er mit<br />

seiner Frau eine eigene<br />

Gaststätte.<br />

Als überflüssig für das Buch empfinde<br />

ich die Schilderungen der<br />

Weltreisen, die er mit seiner Frau<br />

unternommen hat. Was soll uns das<br />

sagen, was die beiden in Neuseeland<br />

oder auf Hawaii gesehen haben?<br />

Höchstens, dass es gut ist,<br />

wenn man Tagebuch führt und sich<br />

auf diese Weise an vieles erinnern<br />

kann.<br />

Hans Sandow<br />

Horst Splettstößer: Die Taube am<br />

blauen Himmel, 17,50 Euro.<br />

Als Operndiva barfuss durch den Bühnensand<br />

Kabarettistin und <strong>jot</strong> w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke landet nach einer rauschenden<br />

Geburtstagsfeier im Wasser und kurt in der Toscana.<br />

Das Sommerloch gibt ja in diesem<br />

Jahr wirklich nicht viel her – oder<br />

wen interessieren die Abhörskandale,<br />

die noch nicht mal den<br />

Wahlkampf anzukurbeln vermögen?<br />

Das Lustigste dazu war eine Karikatur<br />

in der Berliner Zeitung: Zwei<br />

alte Stasi-Leute kommentieren die<br />

Überwachung durch die NSA ganz<br />

lakonisch: „Was waren wir doch für<br />

Stümper!“ Ganz im Gegensatz zu<br />

unseren Fußballmädels! Ein<br />

Sommermärchen – oder?<br />

Ja, der Sommer hat nun doch länger<br />

gedauert, als neulich von mir<br />

geunkt. In diesem Falle gebe ich<br />

gern zu, mich geirrt zu haben, denn<br />

Berlin ist so schön im Sommer.<br />

Früher hatte ich ja mal ein Grundstück<br />

auf dem Entenwall im<br />

Müggelsee, da kam man nur mit<br />

dem Boot hin. Unser Ruderboot<br />

Anka hatte sogar einen Motor. Ach,<br />

war das romantisch, wenn der mal<br />

ausfiel, da musste man wie ein venezianischer<br />

oder Spreewald-Gondoliere<br />

durch den See staken. Aber<br />

am Krossinsee war ich noch nie.<br />

Und nun, nachdem ich jahrelang<br />

auf dem Schleichweg über Wernsdorf<br />

und Neu-Zittau nach Erkner<br />

daran vorbei gefahren bin, habe ich<br />

an meinem „36.“ Geburtstag beschlossen,<br />

mich von der rauschenden<br />

Feier im Garten der „Oderhähne“<br />

genau auf diesem See zu<br />

erholen. Meine treuen Freunde aus<br />

Rudow, Rita und Micha, fanden das<br />

zwar wieder alles stressig: Kuchenreste<br />

einpacken, Kaffee in die<br />

Thermoskanne füllen, Sektflasche<br />

in die Kühltasche. Und die Plastikbecher<br />

nicht vergessen! Micha wurde<br />

auch noch verdonnert zu rudern,<br />

wo er doch in einem unserer Sketche<br />

mitspielen könnte: „Wenn ich<br />

im Urlaub bin, will ich mich so wenig<br />

wie möglich bewegen“, heißt<br />

es da. Aber dann waren die beiden<br />

doch überrascht, wie entspannend<br />

ein schnell gefasster und umgesetzter<br />

Entschluss sein kann. Man muss<br />

seine Wünsche einfach umsetzen,<br />

zumal sie oft gar nicht viel kosten.<br />

Apropos Kosten. Manchmal bringt<br />

mein Beruf selbst in meiner Kategorie<br />

Privilegien: Anfang Juli hatte<br />

André Holst vom mdr mich in<br />

seine Benefiz-Talkshow in Binz auf<br />

Rügen eingeladen. Lippi und Gerd<br />

Christian waren auch dabei sowie<br />

Bastian Semm – der sympathische<br />

neue Störtebeker-Darsteller nebst<br />

Familie Hick, die die Störtebeker-<br />

Festspiele aufgebaut hat und leitet.<br />

Prompt wurden auch wir eingeladen,<br />

die neue Inszenierung in<br />

Ralswieck anzuschauen. Das ist<br />

immer wieder ein Erlebnis, wenn<br />

denn das Wetter so ist, wie es eben<br />

den ganzen Juli über war.<br />

Ach ja, das würde ich gern noch<br />

machen in meinem Leben – eine<br />

sächsische Operndiva auf dem Weg<br />

zu einer Tournee durch die Hansestädte.<br />

Frau Hick meinte zwar: Wie,<br />

eine Operndiva im Mittelalter? Ja,<br />

warum denn nicht? Einen Vorläufer<br />

von Michelangelo gab es in<br />

Ralswieck doch auch schon mal,<br />

und das war sehr lustig.<br />

Allerdings fürchte ich, den physischen<br />

Anforderungen auf der Naturbühne<br />

doch nicht mehr gewachsen<br />

zu sein. Barfuss durch den Bühnensand,<br />

das ist die Härte, da habe ich<br />

Brad Pitt in „Troja“ bestaunt. Gemächlich<br />

spazieren, das ginge vielleicht,<br />

aber rennen? Und das mit<br />

meiner Nervenlähmung im rechten<br />

Bein, die ich seit Mai habe, weil<br />

ich eine Zerrung in Ischiasnervnähe<br />

selbst mit Elektro-Pads behandelt<br />

habe. Keine drei Minuten, sondern<br />

einfach viel zu lange. Solche<br />

Schmerzen hatte ich noch nie!<br />

Schlafen konnte ich danach nur auf<br />

den Knien vor dem Bett – seitdem<br />

ist mein rechtes Bein kürzer. Ich<br />

laufe, als hätte ich einen Hüftschaden,<br />

und besonders beim Steppen<br />

habe ich gemerkt, dass der Fuß<br />

nicht mehr so will, wie ich es will.<br />

Und der Arzt ist hilflos. Selbst verursachtes<br />

Leid – wie blöd man in<br />

seinem hohen Alter doch sein kann!<br />

Aber nun geht es ja erst mal zur<br />

Kur in die Toscana, wo ich mich<br />

auf die nächste mündliche Prüfung<br />

in Hagen im September vorbereiten<br />

werde. Von dort schreibe ich<br />

dann eine Urlaubskolumne. Bis<br />

dahin: Gesund bleiben!<br />

Eure Daggie


14 <strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> Empfehlungen<br />

400. Kofferradio im<br />

Kriminaltheater<br />

Friedrichshain – Bald ist es soweit:<br />

Am 2. September präsentiert Moderator<br />

Siegfried „Siggi“ Trzoß ab 17<br />

Uhr das 400. „Kofferradio“, diesmal<br />

als Live-Aufzeichnung aus dem Berliner<br />

Kriminaltheater. Zur Krimi-<br />

Schlager-Jubiläumsparty hat Trzoß<br />

natürlich eine große Künstlerschar<br />

eingeladen. Dabei sind zum Beispiel<br />

Julia Axen, Dagmar Frederic, Ingrid<br />

Raack, Angelika Mann, Vera<br />

Schneidenbach, Lutz Jahoda, Gerd<br />

Christian, Hans-Jürgen Beyer, Ingo<br />

Graf, Heike & Vlady, Giso Weißbach,<br />

Mary Halfkath (Foto: Dittmann)<br />

und viele Überraschungsgäste.<br />

Wer beim 350. Kofferradio im vergangenen<br />

Herbst im Kulturforum<br />

Hellersdorf dabei war, wird sich gern<br />

an einen langen, doch sehr kurzweiligen<br />

und unterhaltsamen Nachmittag<br />

erinnern. Das Kulturforum war<br />

ausverkauft. Auch diesmal sind schon<br />

viele Karten verkauft. Deshalb ist es<br />

ratsam, sich mit der Kartenbestellung<br />

Die „Ping Pongs“ im Kofferradio<br />

Berlin – Jeden Sonnabend zwischen<br />

14 und 15 Uhr ist „Kofferradio“-Zeit<br />

für Fans von Hits und Raritäten aus<br />

dem Osten, vorgestellt von Moderator<br />

Siggi Trzoß. Zu empfangen ist die<br />

Sendung über Antenne (88,4 und<br />

90,7), Kabel (92,6) und das Internet<br />

www.alex-berlin. de, www. siggitrzoss.de.<br />

Die zweite Sommer-Schlager-Party<br />

geht am 3. August über den<br />

Sender (siehe <strong>jot</strong> w.d. 7/<strong>2013</strong>). Am<br />

10. August werden Ausschnitte der<br />

Premiere von „Hier liegt was in der<br />

Luft“ aus der Begegnungsstätte Judith<br />

Auer in Berlin-Lichtenberg gesendet.<br />

Zu Gast war die Sängerin<br />

Ingrid Raack, sie ist im Gespräch mit<br />

Siggi Trzoß zu erleben und natürlich<br />

einigen ihrer Hits – u.a. „Königin der<br />

Nacht“, „Kleiner Gitano“, „Morgens<br />

Fango, Abends Tango“ oder „Die<br />

Rose“. Neuveröffentlichungen von<br />

AMIGA und Rundfunk von 1963 erklingen<br />

am 17. August. Mary Halfkath<br />

besingt den „Alten Hut von Jerry<br />

Flynn“, Lutz Jahoda mischt den „Kartäuser<br />

Knickebein-Shake“, Richard<br />

Adam „Löscht alle Lichter aus“ und<br />

Irmgard Hase fordert „Nehmen Sie<br />

Vernunft an“. Auch Ruth Brandin,<br />

Günter Hapke, Sonja Siewert, Karla<br />

Schreiter und andere sind mit von der<br />

Partie. Am 24. August sind Sigurd<br />

Hilkenbach und Gitta Kraké von der<br />

legendären Gesangsgruppe „Die Ping<br />

Pongs“ im Studio an der Voltastraße<br />

zu Gast.<br />

Im Gespräch mit dem Moderator erinnern<br />

sie an Schlager, die vielleicht<br />

noch nicht vergessen sind – u.a. „Die<br />

zu beeilen: Tel. 47 99 74 88, www.-<br />

kriminaltheater.de. Das Theater im<br />

ehemaligen Umspannwerk Ost,<br />

Palisadenstraße 48, ist u.a. mit der<br />

U 5 (bis Weberwiese) zu erreichen.<br />

Ingeborg Dittmann<br />

Erinnerungen an die Sputniks?<br />

Freikarten gewinnen!<br />

Köpenick – Während des diesjährigen<br />

Köpenicker Sommers gaben die<br />

„Sputniks“ am 16. Juni ein umjubeltes<br />

Konzert in der Köpenicker Altstadt.<br />

1963 gegründet, zählt die Truppe<br />

um Bandchef Henry „Cottn“<br />

Kotowski zu den dienstältesten<br />

Rockbands des Landes.<br />

Die große Geburtstagsparty mit einem<br />

Konzert und anderen Highlights<br />

sowie vielen Gästen und Freunden,<br />

die mit der Geschichte der Band verwoben<br />

sind, soll am Freitag, dem 18.<br />

Oktober, in der großen Mehrzweckhalle<br />

des Freizeitforums Marzahn,<br />

Marzahner Promenade 55, steigen.<br />

Wer persönliche Erinnerungen an die<br />

„Sputniks“ aus den 60-er Jahren hat,<br />

kann uns diese gern per Post oder<br />

email mitteilen; <strong>jot</strong> w.d. verlost unter<br />

den Einsendern Freikarten für die<br />

Veranstaltung am 18. Oktober. I.D.<br />

alte Ballmelodie“, „Bei dir war es<br />

immer so schön“, „Die Mädchen mit<br />

dem treuen Blick“, „Schöner fremder<br />

Mann“ oder „Die Liebe ist ein<br />

seltsames Spiel“. Geburtstagskinder<br />

des Monats August stehen am 31.<br />

August im Mittelpunkt der Sendung.<br />

Die Titel wurden von den Hörern<br />

gewünscht – „Zum Teufel mit Napoleon“<br />

(Judith Szücs“), „Der alte Fischer“<br />

(Horst und Benno), „Du hast<br />

mich heut verliebt gemacht“ (Fred<br />

Frohberg), „War es nur ein Traum“<br />

(Willi Peetz), „Tango-Medley“ (Herbert<br />

Klein), „Ich hab die Liebe<br />

gesehn“ (Vicky Leandros) und viele<br />

andere. Am 7. September ist der Entertainer<br />

Bert Beel Live-Gast im Studio<br />

von „Alex Berlin“.<br />

Inge Dittmann<br />

Schlagersenior Herbert Klein wird<br />

am 26. August 93 Jahre alt. Auch<br />

wir gratulieren herzlich.<br />

Foto: Dittmann


direkt – Briefe & Antworten<br />

Versagen auf der ganzen Linie<br />

Bezirksamt hat die Problematik Flüchtlingsheim falsch angepackt<br />

Hellersdorf – Enttäuschung und Empörung<br />

sind nur allzu verständlich. „Was wir<br />

hier in eineinhalb Jahrzehnten mühsam<br />

aufgebaut haben, wurde in wenigen Minuten<br />

eingerissen“, sagt ein Vorstandsmitglied<br />

einer Wohnungsgenossenschaft.<br />

Die TAZ titelte „Pogromstimmung in<br />

Hellersdorf“, die Piraten sprechen von der<br />

„hässlichen Seite Hellersdorfs“, die Linke<br />

sieht sich „an der Seite von Menschen,<br />

die Hilfe suchen“ und wirbt nun für eine<br />

„Willkommenskultur“.<br />

Warum musste es erst so weit kommen?<br />

„Dumm oder faul?“, möchte man wie neulich<br />

erst in den „Abenteuern des Werner<br />

Holt“ wieder gelesen, fragen. Es wäre ein<br />

Leichtes gewesen, die etwa 3000 Anwohner<br />

im Umkreis noch VOR der öffentlichen<br />

Bürgerversammlung zu informieren. Das<br />

Bezirksamt lässt Zettel und Broschüren<br />

für allen möglichen – Verzeihung – Scheiß<br />

drucken, für ein paar hektogaphierte Blätter<br />

reicht’s nicht. Da hätte man die wichtigsten<br />

Fragen rund um die Problematik<br />

formulieren und die dazu gehörenden<br />

Antworten geben können. Da hätte man<br />

die Ansprechpartner für Fragen mitsamt<br />

Kontaktmöglichkeit aufführen können.<br />

Nichts dergleichen wurde getan. Sehenden<br />

Auges marschierte Bürgermeister<br />

Stefan Komoß ins Verderben, das ihn<br />

selbst nicht trifft.<br />

„Mit uns hat niemand vom Bezirk ge-<br />

sprochen“, wundert sich auch Ingo<br />

Malter, Geschäftsführer von Großvermieter<br />

Stadt und Land. Dabei leben die<br />

meisten Einwohner der Umgebung in<br />

Häusern der städtischeh Gesellschaft.<br />

Seine Hausmeister hätten sicher gern<br />

und rasch die Frage-Antwort-Schreiben<br />

an die Mieter verteilt.<br />

Denn die diffusen Ängste einiger Menschen<br />

im Dreh müssen durchaus ernst<br />

genommen werden. Das scheint bis jetzt<br />

nur ein Lippenbekenntnis zu sein. Denn<br />

eine der wenigen sinnvollen, gleichwohl<br />

wichtigen Fragen auf der mittlerweile in<br />

allen Medien bis hin zu illustrierten<br />

Klatschpostillen breitgetretenen „Einwohner-Versammlung“<br />

wurde daselbst<br />

eben nicht beantwortet. Eine Frau wollte<br />

einfach nur wissen, was die Menschen<br />

eigentlich den ganzen Tag machen werden?<br />

Sicher: Die Kleinen werden im Heim<br />

<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong> 15<br />

betreut, größere gehen zur Schule. Aber<br />

ein Flüchtlingsheim ist kein Gefängnis,<br />

man kann die Menschen nicht einschließen.<br />

Es werden also hie und da auch<br />

mal junge Männer in kleineren Gruppen<br />

auftauchen. Vielleicht auf einer Parkbank<br />

sitzen, Zigaretten rauchen, sich in fremder<br />

Sprache unterhalten, laut lachen und<br />

ganz sicher dann und wann besonders<br />

aufschauen, wenn hübsche Mädchen<br />

vorbei gehen. Womöglich gar pfeifen!<br />

Na und, mag man jetzt rufen, was ist<br />

schon dabei? Natürlich nichts. Dennoch<br />

kursieren Gerüchte, werden Horrormeldungen<br />

gezielt gestreut. Manches<br />

davon lässt sich in einer freien offenen<br />

Gesellschaft gar nicht verhindern. Dem<br />

aber auch noch Vorschub zu leisten, ist<br />

eine Schande, für die sich die Verantwortlichen<br />

noch werden rechtfertigen<br />

müssen. Hoffentlich. Ralf Nachtmann<br />

Gut 1000 Leute, darunter eine Handvoll Nazis, waren dabei. Foto: Nachtmann<br />

NPD-Wahlkampf: Asylbewerber<br />

gegen sozial Schwache ausgespielt<br />

Die Hellersdorfer Großsiedlung füllte wieder<br />

dank brauner Kameraden das Sommerloch<br />

mit Negativschlagzeilen. Die Informationsveranstaltung<br />

des Bezirksamtes inmitten der<br />

Ferien für interessierte Anwohner des künftigen<br />

Asylbewerberheimes in den Gebäuden<br />

des Max-Reinhardt-Gymnasiums mutierte<br />

mit 1000 Teilnehmern streckenweise zur gut<br />

besuchten Outdoor-Wahlkampfveranstaltung<br />

der NPD.<br />

Hatten die politisch Verantwortlichen die<br />

Brisanz der Entscheidung für eine Unterbringung<br />

der Hilfebedürftigen aus Syrien im<br />

Hellersdorfer sozialpolitischen Problemkiez<br />

falsch eingeschätzt oder die Mobilisierungsfähigkeit<br />

der NPD unterschätzt? Jedenfalls<br />

mussten Bürgermeister Komoß, die<br />

anwesenden Vertreter der Linkspartei, verantwortliche<br />

Polizeistellen und der für das<br />

Heim verantwortliche Chef des Landesamtes<br />

für Soziales und Gesundheit (Lageso)<br />

Feuerwehr spielen, um die Veranstaltung den<br />

Klauen der Rechten zu .entreißen. Was nicht<br />

so ganz gelang, wenn man sich das Presseecho<br />

ansieht oder sich selbst die Veranstaltung<br />

antat.<br />

Die verlogene und satt bekannte Argumentation<br />

der Rechtsextremen verfing erneut bei<br />

sozial benachteiligten Wutbürgern: Wer in<br />

Deutschland durch das soziale Netz zu fallen<br />

droht, soll dafür bitte schön nicht auch<br />

noch vor Ort erdulden müssen, wie den Asylbewerbern<br />

Zucker in den Hintern geblasen<br />

wird. Außen vor bleibt, dass das Geld für ein<br />

menschenwürdiges Dasein aller Kiezbewohner<br />

nicht von den noch schwächeren<br />

Flüchtlingen abgezogen werden darf, sondern<br />

ausreichend Umverteilungsmöglichkeiten<br />

im reichen Deutschland erschlossen<br />

werden können. Wenn die Politik der<br />

galoppierenden Umverteilung zu Gunsten<br />

von Finanzhaien und sinnlosen Prestigeobjekten<br />

endlich gestoppt wird.<br />

Es wird also mehr denn je darauf ankommen,<br />

dass die sozialen Netze in den Kiezen<br />

der Großsiedlung nicht weitere Löcher bekommen.<br />

Soziale Infrastruktur darf nicht wie<br />

in den vergangenen Jahren dort, wo sie am<br />

meisten gebraucht wird, ausgedünnt werden.<br />

Was jetzt Not tut, ist kein Wahlkampf<br />

gegen Asylbewerber, sondern ein nachhaltiges<br />

politisches Engagement für die finanzielle<br />

und personelle Stärkung der sozialen<br />

Hilfsangebote in Berlins Problemkiezen.<br />

Das Bekenntnis aller demokratischen Parteien<br />

der BVV für die Unterbringung von asylsuchenden<br />

Menschen in Not ist wichtig und<br />

richtig. Es muss aber dringlich ergänzt werden<br />

durch einen Forderungskatalog mit<br />

dringlichen Schritten zur deutlichen Stärkung<br />

der sozialen Infrastruktur in den Problembereichen<br />

der Großsiedlungen. Dafür muss<br />

sich die Bezirkspolitik mit dem Roten Rathaus<br />

und der Bundesregierung anlegen.<br />

Sonst machen das andere mit ganz anderen<br />

Zielen. Ulrich Clauder<br />

Kein Grund zum Misstrauen<br />

Dieser Tage fühlt ein „blaukreidiger“ Mitbürger<br />

sich bemüßigt, rings um die Carola- Neher-<br />

Straße auf Fahrbahnen und Gehwegen unter<br />

dem Schutzschirm der Anonymität seine Meinung<br />

über das dort geplante Flüchtlingsheim<br />

kundtun zu müssen: „Nein zum Heim!“, „Wir<br />

wollen unsere Ruhe!“ Offensichtlich ein jüngerer<br />

Mensch, der eher etwas nachplappert, was<br />

andere ihm eingeredet haben, als dass er sich<br />

eine vernünftige eigene Meinung gebildet hat.<br />

Auf solche Denkträgheit und Gedankenlosigkeit<br />

setzen vor allem Agitatoren rechtsextremer<br />

Ideologien, und wie man leider erleben<br />

musste, mit erschreckendem Erfolg.<br />

Wer noch selbst erlebt hat, wie englische und<br />

amerikanische Bomberverbände im Krieg Berlin<br />

und andere Großstädte systematisch kurz<br />

und klein bombten, kann gewiss die Todesangst<br />

verstehen, die Menschen aus Syrien,<br />

Afghanistan, Libyen oder dem Irak dazu treibt,<br />

ihre verwüstete Heimat zu verlassen und ein<br />

ungewisses Schicksal in der Fremde zu suchen.<br />

Warum begegnen so viele Mitbürger diesen<br />

und anderen Flüchtlingen mit so heftiger<br />

Ablehnung, ja Feindseligkeit? Ist Flucht vor dem<br />

Bürgermeister Stefan Komaß hatte am 9. Juli<br />

gleich zu Beginn der Veranstaltung klar gemacht,<br />

dass er keine „politische Auseinandersetzung“<br />

führen wolle. Er erwartete emotionslose Bürger<br />

und „technisch-organisatorische“ Fragen,<br />

welch’ eine Karikatur auf das wahre Leben. Diese<br />

bürokratische Einstimmung der Begegnung<br />

„Staat trifft Bürger“ kam nicht gut an, denn es<br />

ging den Anwohnern sehr wohl um politische<br />

Fragen, etwa: Welches Grundrecht steht „höher“,<br />

die Bewahrung der Bürger vor Arbeitsund<br />

Obdachlosigkeit, die ausreichende Ausstattung<br />

mit Kindergarten- und Schulplätzen (mit<br />

ausreichendem Lehrer- und Erzieherpersonal)<br />

oder das „Asylrecht“?<br />

Oder: Gilt in diesem Staat die unteilbare Humanität<br />

und Gewährleistung der Menschenwürde<br />

drohenden Hungertod oder vor rassistischer<br />

Diskriminierung, wie er besonders zahlreiche<br />

Afrikaner aber auch Balkanbewohner nach<br />

Europa und ins reiche Deutschland treibt, etwa<br />

ein Grund, sie mit Misstrauen zu empfangen?<br />

Als nach dem Kriegsende Millionen Deutsche<br />

aus den „Ostgebieten“ nach Restdeutschland<br />

umgesiedelt wurden, empfingen die Ortsansässigen<br />

ihre Landsleute mit dem gleichen Argwohn,<br />

der gleichen Feindseligkeit wegen „Ruhestörung“,<br />

mit mindestens dieser unbarmherzigen<br />

Gleichgültigkeit, die heute den Flüchtlingen<br />

aus dem Ausland widerfährt.<br />

Ich bin in der DDR aufgewachsen und alt geworden.<br />

Internationale Solidarität mit allen Erniedrigten<br />

und Unterdrückten gehörte und<br />

gehört für mich auch als Ausdruck dafür, dass<br />

wir die Lehren aus unserer Geschichte gezogen<br />

haben, zu den humanen Werten, die unser<br />

Denken und Handeln bestimmen. Ich werde<br />

unsere künftigen Nachbarn daher aufrichtig<br />

willkommen heißen und will das Meine beitragen,<br />

dass sie hier in Ruhe und Frieden mit<br />

uns zusammen leben können.<br />

Hans Kaiser, Carola-Neher-Straße<br />

Erst Waffen liefern,<br />

dann Flüchtlinge aufnehmen<br />

gegenüber jedermann oder werden „Zuwanderer<br />

materiell angelockt“?<br />

Es wären noch weitere Fragen zu stellen: Wieso<br />

liefert Deutschland erst „Heckler & Koch“ in<br />

östliche Länder, um Krisen so anzuheizen, dass<br />

dort zunehmend Menschen entwurzelt werden,<br />

die dann „barmherzig“ aufgenommen werden?<br />

Wieso werden keine internationalen Abkommen<br />

geschlossen, um zeitweilige Flüchtlinge in ihren<br />

Sprach- und Kulturkreisen zu halten? Wieso<br />

werden zuwandernde Menschen in Deutschland<br />

schon wieder in Lagern „erfasst“, die gar nicht<br />

groß genug sein können, damit es sich für Leute<br />

vom Schlage Penz (Geschäftsführer des Heimbetreibers<br />

PeWoBe, Red.) „rechnet“?<br />

Wieso werden Zuwandernde nicht nach ihren<br />

Fähigkeiten integriert? Dr. Hermann Wollner


Mähen oder nicht mähen,<br />

das ist hier die Frage<br />

<strong>jot</strong> w.d. 8/<strong>2013</strong><br />

Letzte Seite<br />

Nix geheim!<br />

Danke, Geheimdienste!<br />

Die transatlantischen Verträge, die zum Vaterunser<br />

jedes Bekenntnisses zur freiheitlichdemokratischen<br />

Grundordnung gehören, haben<br />

es also in sich: Da steht ein bedingungsloses<br />

Ja zur engsten Zusammenarbeit aller<br />

Geheimdienste der beteiligten Länder, darunter<br />

nicht zuletzt der Bundesrepublik Deutschland<br />

und der Vereinigten Staaten von Amerika.<br />

Da sitzen wir ganz schön in der Klemme.<br />

Nichts empört den deutschen Durchschnittsbürger<br />

so wie einerseits der geringste Zweifel<br />

am unverbrüchlichen Bruderbund dieser<br />

beiden Länder und andererseits jegliche staatlich<br />

sanktionierte Schnüffelaktion in bislang<br />

privaten Angelegenheiten. Die NATO-Mitgliedschaft<br />

lässt soeben beide Empörungsgründe<br />

als siamesische Zwillinge erscheinen.<br />

Schier unlösbare Aufgaben kommen auf führende<br />

Politiker kurz vor der Wahl zu. Lediglich<br />

Angie wusste nun wirklich von gar nichts,<br />

denn die Bündnisvereinbarung der Agenten<br />

stammt aus ihrer FDJ-Zeit weit jenseits von<br />

Mauer und Stacheldraht!<br />

Und wer hat es verbockt mit der Beziehungskrise?<br />

Ein verkappter russischer Spion<br />

namens Sno<strong>wd</strong>en alias Yeti alias Schneemensch<br />

alias Väterchen Frost. Felix Edmundowitsch<br />

lässt grüßen. Keine anderen aktiven<br />

Geheimdienstleute hatten eine ähnlich große<br />

Öffentlichkeitspräsenz wie der nämliche<br />

Dsershinski und unser lieber Sno<strong>wd</strong>en! Putin<br />

zwar auch, aber erst lange nach seiner Dresdener<br />

KGB-Zeit, also erst als Spion im Ruhestand.<br />

Hätte nicht Sno<strong>wd</strong>en einfach wie in seinem<br />

Arbeitsvertrag festgelegt als Berufsschweiger<br />

weiter gut auskömmlich leben können?<br />

Das hat er nun<br />

davon: Grenzenlose<br />

Hatz und unendliche<br />

Dankbarkeit zugleich<br />

ihm gegenüber, nicht<br />

selten bei deutschen<br />

Regierungsmitgliedern<br />

beides in Personalunion.<br />

Noch ist unklar,<br />

wie ein gestählter<br />

Spion so etwas psychisch verkraftet. Er<br />

wird sich oft Agent-007-Filme ansehen müssen,<br />

um Hoffnung zu schöpfen!<br />

Klar wurde nur, dass das in strahlenden<br />

Farben euphorisch gefeierte World Wide<br />

Net eine riesige Angelpfütze ist, wo jeder<br />

professionelle Netzfischer im trüben Wasser<br />

seine Fischlein an Land zieht. Nix bleibt<br />

dort geheim dank der Geheimdienste.<br />

Der zunehmend verängstigte deutsche Michel<br />

Mailversender bekommt in dieser Lage eingebläut,<br />

doch kräftig in Sicherheitstechnik zu<br />

investieren. Schon gibt es auf dieser Basis<br />

einen enormen Arbeitskräftebedarf bei den<br />

Geheimdiensten. Die Verschlüsselung gehört<br />

schließlich zu ihren Kernkompetenzen und sie<br />

werden sich den Zusatzverdienst nicht entgehen<br />

lassen. Das senkt zumindest die Steuerlast<br />

für den notwendigen Ausbau der Spionage-Sektionen.<br />

Ach ja! Gern erinnere ich mich der längst verflossenen<br />

Zeiten, als der auf mich persönlich<br />

angesetzte österreichische k.u.k. Geheimagent<br />

Bretschneider mir einfach seinen Adler am<br />

Revers zeigte, um mich abzuführen!<br />

Euer Schwejk<br />

<strong>jot</strong> w.d.-Preisrätsel zum Schulstart<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Entdeckt am „Grenzübergang“ Jänschwalder/Kaulsdorfer Straße.<br />

Trinker an der<br />

trockenen Quelle<br />

Sozialarbeiter/innen in Marzahn Nord-<br />

West wären (von rühmlichen Ausnahmen<br />

abgesehen) an der Hochwasserfront<br />

besser aufgehoben. Was sie dem Stadtteil<br />

an Wasser abgraben, können weder<br />

Alte noch Neue Wuhle regenerieren. Das<br />

jüngste Beispiel fand sich kürzlich in einer<br />

Berliner Anzeigenzeitung.<br />

Monatelang standen die<br />

R E W E - K a u f h a l l e n -<br />

schließungen in der Diskussion,<br />

ohne dass sich<br />

nennenswerte Aktionen<br />

rührten.<br />

5<br />

Jetzt, nachdem vor einem<br />

Monat der Markt an der Flämingstraße<br />

geschlossen wurde, erkühnt<br />

sich Jennifer Hübner (22), Verordnete der<br />

BVV und Sozialarbeiterin im Jugendklub<br />

„Betonia“, zum Klageruf und zum<br />

Foto: Nachtmann<br />

Antrag in der BVV, der Bezirk möge die<br />

Hallenschließung rückgängig machen.<br />

Oder so. Und „Reporter Hurtig“ verleiht<br />

dieser profilneurotischen Eskapade zum<br />

Nachteil des Stadtteilimages noch „journalistische“<br />

Flügel. Stichwort: „Trinker“,<br />

für sie, so die Sozialarbeiterin, sei eine<br />

geschlossene Kaufhalle ein Sammelbekken,<br />

Treffpunkt, Saufort. Und das an einer<br />

trocken gelegten Quelle. Darauf<br />

muss man erst mal kommen.<br />

Warum macht man eigentlich<br />

im QuartiersManagement<br />

keine Anstalten,<br />

dem quartierzerstörenden<br />

Treiben Einhalt<br />

zu gebieten?<br />

Ein elendes Quartier ist wohl ein gesunder<br />

Nährboden, aus dem man seinen<br />

Nektar saugt.<br />

Pieter Läng<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

E A<br />

G A<br />

E S<br />

C H<br />

T M<br />

U P<br />

T Ü<br />

P L<br />

H O<br />

O<br />

Es sind Begriffe rund um den Schulanfang<br />

mit zehn Buchstaben folgender<br />

Bedeutung zu bilden: 1. sollen<br />

Eltern möglichst gesund in die<br />

Schule mitgeben, 2. gibt’s für Kinder<br />

zur Schuleinführung, 3. dahin<br />

gehen Kinder in der Freizeit, 4. soll<br />

erweitert werden, 5. wurde mit der<br />

Haupt- zur Sekundarschule vereinigt,<br />

6. Unterrichtsfach zur Historie,<br />

7. darauf schreiben Lehrer mit<br />

Kreide, 8. so werden Schulanfänger<br />

in Berlin genannt, 9. breiter<br />

Filzstift mit leuchtenden Farben,<br />

10. damit spielen eher Mädchen.<br />

Die Buchstaben in den markierten<br />

Feldern ergeben – neu sortiert –<br />

eine europaweite Wissensprüfung.<br />

Schicken Sie Ihre Lösung bis 28. August (Poststempel) an <strong>jot</strong> w.d., Müllerstr. 45,<br />

12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. eine Musik-CD.<br />

Auflösung des Preisrätsels aus <strong>jot</strong> w.d. 7/<strong>2013</strong>: 1. Rothenburg, 2. Sterneburg, 3.<br />

Goldlauter, 4. Rabenstein, 5. Bitterfeld, 6. Heidelberg, 7. Karlshorst, 8. Greifswald,<br />

9. Düsseldorf, 10. Burghausen. Das Lösungswort lautete: Allerorten.<br />

Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!<br />

Asiatisches Essen aus Togo?<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

T

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