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Buchbesprechung<br />
Von Julia Hagmeyer<br />
„Krebsbücher“ findet die Ich-Erzählerin<br />
Hazel „doof“. John Greens „Das Schicksal<br />
ist ein mieser Verräter“ ist kein Krebsbuch,<br />
oder wenn doch, dann nicht nur. Es befasst<br />
sich mit den zentralen Fragen um Leben<br />
und Sterben, mit der Liebe und dem<br />
Leiden. Die sechzehnjährige Hazel ist unheilbar<br />
an Krebs erkrankt, ihre Lungenmetastasen<br />
werden von einem modernen Medikament<br />
in Schach gehalten, doch keiner<br />
weiß, wie lange. Sie führt ein zurückgezogenes<br />
Leben mit ihren Eltern, liest viel und<br />
sieht „Americas Next Topmodel“. Freundschaften<br />
führt sie oberflächlich, da Hazel,<br />
die sich als tickende Bombe empfindet,<br />
nicht möchte, dass nach ihrem Tod mehr<br />
Menschen als unbedingt nötig leiden.<br />
Bis eines Tages Augustus Waters in ihr<br />
Leben tritt. Sie lernt ihn in der Selbsthilfegruppe<br />
für Jugendliche mit Krebs kennen<br />
und wenig ist mehr wie zuvor. Gus ist poetisch,<br />
sarkastisch, ironisch und direkt, wie<br />
eine Faust aufs Auge. Er ist Hazels vitales<br />
Gegenstück.<br />
Augustus gilt nach einem Osteosarkom,<br />
das ihn ein Bein kostete, als fast geheilt.<br />
Augustus wirbt direkt und unverhohlen<br />
um Hazel und sie kann dem wenig entgegensetzen.<br />
Beide lesen die Bücher, die den<br />
anderen inspirieren, sehen Filme, reflektieren<br />
das Leben. Augustus erfüllt Hazel<br />
sogar ihren größten Wunsch: Die beiden<br />
fliegen nach Amsterdam, um Peter Van<br />
Houten, den Autor von Hazels Lieblingsbuch,<br />
kennen zu lernen. Dort erleben die<br />
beiden einen verrückten Mix aus echtem<br />
Leben und Traumwelt, trinken Champagner,<br />
werden von Van Houten enttäuscht,<br />
der sich als frustrierter Alkoholiker entpuppt<br />
und küssen sich zum ersten Mal im<br />
Anne-Frank-Haus.<br />
Mitten in dieser Idylle wird klar, dass Augustus<br />
Krebs zurückgekehrt ist. Sein Körper<br />
ist von Metastasen durchsetzt und seine<br />
Kräfte nehmen rapide ab. Plötzlich und<br />
für Hazel unerwartet, ist sie die Gesündere<br />
von beiden. Er, der Sinnbild des Lebens<br />
war, wird vor ihr sterben und lies es sich<br />
dennoch vorher nicht nehmen, sein Leben<br />
mit ihr zu teilen.<br />
„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist<br />
luftig leicht zu lesen und doch tief und<br />
lebensklug. Ein Buch, das eindrücklich<br />
schildert, wie der Krebs alle Lebensbereiche<br />
einnimmt. Aber auch, dass das Leben<br />
mit Krebs Leben ist – nicht nur Krankheit,<br />
sondern auch Höhepunkte und<br />
Freuden.<br />
Hazels Beziehung zu ihren Eltern wird in<br />
allen Facetten geschildert. Der Ausnahmezustand,<br />
in dem sich ihre Eltern durch ihre<br />
Krankheit befinden, kommt vor allem<br />
in Amsterdam heraus, als Hazel mit Gus<br />
essen geht:<br />
„Man könnte sich wundern über die verdrehte<br />
Welt: Eine Mutter schickt ihre<br />
sechzehnjährige Töchter allein mit einem<br />
siebzehnjährigen Kerl in eine fremde<br />
Stadt hinaus, die berühmt für ihre lockere<br />
Moral ist. Aber das war eine Nebenwirkung<br />
des Sterbens.“ Im Alltag changiert<br />
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