PDF-Version herunterladen - Greenpeace
PDF-Version herunterladen - Greenpeace
PDF-Version herunterladen - Greenpeace
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Saubere Mode<br />
liegt Im Trend<br />
Fast zwei Jahre nach Beginn der Detox-Kampagne kann<br />
eine saubere Bilanz gezogen werden: Viele große Textilkonzerne<br />
wollen in Zukunft giftfrei produzieren. Der Umstieg der gesamten<br />
Modebranche ist nicht mehr weit.<br />
Von Claudia Sprinz<br />
Detox-Reports<br />
Ergebnis der <strong>Greenpeace</strong>-<br />
Untersuchungen: viel Gift<br />
in Markenkleidung.<br />
Giftige Garne<br />
Untersuchung von Damen-, Herren- und Kindertextilien<br />
von 20 Modemarken (Armani, Benetton,<br />
Blazek, C&A, Calvin Klein, Diesel, Esprit, GAP, H&M,<br />
Jack Jones, Levi’s, Mango, M&S, Metersbonwe, Only,<br />
Tommy Hilfiger, VANCL, Vero Moda, Victoria’s Secret<br />
und Zara) in 29 Ländern. Ergebnis: Alle Modemarken<br />
haben Produkte mit nachweisbaren NPE-Konzentrationen<br />
verkauft, rund zwei Drittel der<br />
untersuchten Textilien enthielten die Chemikalie<br />
NPE (Nonylphenolethoxylate). Sie kann sich im<br />
Abwasser in giftiges, langlebiges und hormonell<br />
wirksames Nonylphenol umwandeln.<br />
Der mexikanischen Kultur gilt Wasser als<br />
heilig, trotzdem sind mehr als 70 Prozent der<br />
Frischwasserreserven des mittelamerikanischen<br />
Landes verschmutzt. Ein großer Verursacher<br />
der miserablen Wasserqualität ist die<br />
Textilindustrie – mit mehr als 500.000 Beschäftigten<br />
die viertgrößte Branche des Landes.<br />
Lavamex und Kaltex sind zwei der größten<br />
Textilfabriken Mexikos und bedeutende<br />
Zulieferer von Konzernen wie beispielsweise<br />
Levi’s. <strong>Greenpeace</strong> hat bei einer Untersuchung<br />
der Abwässer beider Fabriken eine Vielzahl<br />
problematischer Chemikalien nachgewiesen.<br />
Vom Gesetz kann sich die auf sauberes<br />
Wasser angewiesene Bevölkerung allerdings<br />
keinen Schutz erwarten: Die mexikanische<br />
Textilindustrie ist nicht verpflichtet, die Öffentlichkeit<br />
über die Freisetzung gefährlicher<br />
Chemikalien zu informieren. „Wer Zugang zu<br />
diesen Informationen haben will, muss einen<br />
frustrierenden und komplizierten Behördenweg<br />
über sich ergehen lassen. In der Zwischenzeit<br />
sprudeln die Giftstoffe weiterhin<br />
Tag und Nacht aus den Abwasserrohren in<br />
die Flüsse“, sagt Pierre Terras, Chemieexperte<br />
von <strong>Greenpeace</strong> in Mexiko. Von „unantastbaren<br />
Unternehmen“ sprechen sogar schon<br />
Abgeordnete im mexikanischen Parlament,<br />
die eine Untersuchung über den San-Juan-<br />
Fluss vorgeschlagen hatten – erfolglos.<br />
Mexiko ist ein typisches Beispiel für ein<br />
Schwellenland mit einer großen Textilindustrie<br />
und sehr viel niedrigeren Umweltstandards<br />
als in Europa. Aber Umweltverschmutzung<br />
kennt keine Grenzen: Die durch industrielle<br />
Abwässer in die Flüsse des globalen Südens<br />
freigesetzten Chemikalien sind langlebig<br />
und verteilen sich über den gesamten Erdball.<br />
Sie können sogar im Blut arktischer Tiere<br />
nachgewiesen werden. <strong>Greenpeace</strong> hat daher<br />
bereits 2011 die Detox-Kampagne gestartet<br />
(act 03/2011), um auf die Freisetzung gefährlicher<br />
Chemikalien bei der Textilproduktion<br />
aufmerksam zu machen und die Modebranche<br />
zur Umstellung auf umwelt- und menschenverträgliche<br />
Substanzen zu motivieren.<br />
Fotos: © Olga Laris/GP, © Teresa Novotny/GP, © Ivan Castaneira/GP, © George Nikitin/GP<br />
Toxic Thread: Under Wraps (Mexiko)<br />
Im Abwasser von Lavamex fanden sich die<br />
Chemikalien NPE, TMDD, Benzotriazole, Tributylphospat<br />
(TBT) und Trichloranilin. Sie sind für<br />
Wasserorganismen giftig. In den Proben von Kaltex<br />
konnten TMDD, HMMM, Trichlorbenzol (TCB) sowie<br />
die Phthalate DEHP und DiBP nachgewiesen<br />
werden. Diese Substanzen sind giftig, die Phthalate<br />
fortpflanzungsschädigend.<br />
Putting Pollution on Parade (China)<br />
<strong>Greenpeace</strong>-Mitarbeiter haben in den<br />
Industriegebieten Binhai und Linjiang<br />
Abwasserproben genommen.<br />
Gefunden wurden: chlorierte Aniline (giftig für<br />
Wasserlebewesen und den menschlichen Organismus;<br />
einige Aniline sind krebserregend); Perfluoroktansäure<br />
(PFOA – hochgiftig und langlebig); TMDD;<br />
Nitrobenzol und Chlornitrobenzole (bei Tieren<br />
krebserregend, möglicherweise auch beim<br />
Menschen); N-Alkylaniline (für Wasserorganismen<br />
giftig); bromierte und chlorierte Aniline; bromierte<br />
und chlorierte Benzole.<br />
Webtipp: Alle Reports unter:<br />
www.greenpeace.at/detox<br />
Mexikos Flüsse sind stark verschmutzt,<br />
70 Prozent der Wasserreserven<br />
weisen eine miserable<br />
Qualität auf. Verunreinigt wird das<br />
Wasser vor allem durch Textilfabriken,<br />
die große Konzerne beliefern.<br />
Mexikanische Models (gr. B.) haben<br />
genug und fordern im Namen der<br />
<strong>Greenpeace</strong>-Kampagne saubere<br />
Kleidung ein. Auch in Wien (kl. B. l.)<br />
wurde vor einer Zara-Filiale gegen<br />
Detox-Kleidung protestiert.<br />
In mehreren Berichten (siehe Kasten) wurde<br />
seitdem nachgewiesen, dass nicht nur bei der<br />
Produktion gefährliche Chemikalien freigesetzt<br />
werden, sondern auch die Textilien<br />
selbst kontaminiert sind – und bei der ersten<br />
Wäsche die heimischen Gewässer verunreinigen.<br />
Die Kampagne entfachte den nötigen<br />
Sturm der Entrüstung: Weltweite Proteste<br />
von zehntausenden <strong>Greenpeace</strong>-Aktivisten<br />
und Konsumenten zeigten Wirkung. 15 globale<br />
Modekonzerne – von Puma, Nike und<br />
Adidas über H&M, C&A und Marks & Spencer<br />
bis hin zu Zara, Mango, Esprit, Benetton<br />
Levi’s, Uniqlo, Li Ning, Victoria’s Secret und<br />
zu guter Letzt G-Star – werden schrittweise<br />
bis 2020 ihre Produktionskette von gefährlichen<br />
Chemikalien säubern. Ein riesiger Erfolg!<br />
Denn allein hinter dem bei uns eher unbekannten<br />
Label Uniqlo verbirgt sich eine der<br />
zehn erfolgreichsten Modemarken der Welt.<br />
Mit seinem Mutterkonzern Fast Retailing<br />
Group, der sich ebenfalls zur giftfreien Mode<br />
bekannt hat, werden Textilien in über 2.000<br />
Geschäften weltweit sauber.<br />
<strong>Greenpeace</strong> kämpft für eine Modeindustrie,<br />
die der Verunreinigung der globalen Wasserwege<br />
durch giftige Chemikalien ein Ende<br />
setzt. Immer mehr modebegeisterte Konsumenten<br />
gelangen zur Überzeugung, dass die<br />
Bekleidung, die wir tragen, nicht die Umwelt<br />
zerstören und die Gesundheit der Menschen<br />
in den Herstellerländern gefährden darf!<br />
<strong>Greenpeace</strong> wird weiterhin hart daran arbeiten,<br />
die gesamte Branche zu „entgiften“ – und<br />
vielleicht gibt es schon diesen Modefrühling<br />
saubere Neuigkeiten vom Laufsteg . n<br />
6 act act 7