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Strategische Steuerung der Sozial- und Jugendhilfe in Zeiten des ...

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Bayerischer Landkreistag<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong><br />

<strong>des</strong> demografischen<br />

Wandels<br />

Dokumentation<br />

<strong>der</strong> 44. Landrätetagung<br />

am 17./18.10.2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld,<br />

Landkreis Bamberg<br />

Bayerischer Landkreistag<br />

Kard<strong>in</strong>al-Döpfner-Straße 8<br />

80333 München<br />

Telefon +49 (0) 89/286615-0<br />

Telefax +49 (0) 89/282821<br />

<strong>in</strong>fo@bay-landkreistag.de<br />

www.bay-landkreistag.de


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2 <strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

3 Tagungsbericht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

4 Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen<br />

Entwicklung für das Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen . . . . . . . . . . . 23<br />

5 Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik: Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

6 Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser, auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich . . . . . 50<br />

7 Arbeitsgruppe 1:<br />

Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

8 Arbeitsgruppe 2:<br />

Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

9 Arbeitsgruppe 3:<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge . . . . . . . . . . . . . 97<br />

Impressum:<br />

Herausgeber:<br />

Bayerischer Landkreistag<br />

Kard<strong>in</strong>al-Döpfner-Straße 8<br />

80333 München<br />

Telefon (089) 286615-0<br />

Telefax (089) 282821<br />

<strong>in</strong>fo@bay-landkreistag.de<br />

www.bay-landkreistag.de<br />

Für den Inhalt verantwortlich:<br />

Johannes Reile<br />

Geschäftsführen<strong>des</strong> Präsidialmitglied<br />

<strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags<br />

Herstellung:<br />

Sebastian Weiss OHG<br />

Werftstraße 11<br />

94469 Deggendorf<br />

2


Vorwort<br />

Vorwort<br />

Dr. Jakob Kreidl, Präsident <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags<br />

Seit Jahren steigen die <strong>Sozial</strong>ausgaben <strong>der</strong> Kommunen <strong>in</strong> Deutschland unaufhörlich.<br />

Die f<strong>in</strong>anziellen Belastungen liegen zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fallzahlsteigerung,<br />

zum an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> neuen B<strong>und</strong>esgesetzen, die die Lösung gesamtgesellschaftlicher<br />

Problemlagen wie z. B. den Schutz vor Altersarmut auf die Kommunen abwälzen.<br />

Auch wenn <strong>in</strong> jüngster Zeit B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> Kosten für<br />

die Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> dem <strong>in</strong> Aussicht<br />

gestellten B<strong>und</strong>esleistungsgesetz für E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe erste Schritte <strong>der</strong> Abhilfe<br />

unternommen bzw. angekündigt haben, s<strong>in</strong>d die von den kommunalen Spitzenverbänden<br />

erarbeiteten E<strong>in</strong>zelvorschläge aus dem Jahr 2005 auf B<strong>und</strong>esebene im<br />

Sand verlaufen. Hohe <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>ausgaben schlagen sich nicht nur <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er nachlassenden Investitionstätigkeit <strong>der</strong> Kommunen nie<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n reduzieren<br />

auch <strong>der</strong>en Handlungs- <strong>und</strong> Gestaltungsspielräume bei <strong>der</strong> Bekämpfung<br />

<strong>der</strong> negativen Folgen <strong>des</strong> demografischen Wandels.<br />

S<strong>in</strong>d die Regionen <strong>in</strong> Bayern unterschiedlich von Ab- <strong>und</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Menschen betroffen, gilt die Verschiebung<br />

<strong>der</strong> Altersschichtung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft für alle gleich. Immer weniger K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden geboren, immer mehr<br />

Menschen freuen sich über e<strong>in</strong>e höhere Lebenserwartung. Gesamtwirtschaftlich betrachtet wird sich das Verhältnis<br />

von Erwerbstätigen zu Transferleistungsempfängern <strong>in</strong> den nächsten Jahrzehnten dramatisch verschlechtern. In den<br />

von Abwan<strong>der</strong>ung betroffenen Regionen s<strong>in</strong>d die Auswirkungen dieser Entwicklung schon heute spürbar. In etwa<br />

zehn Jahren werden auch die heutigen Zuzugsregionen betroffen se<strong>in</strong>.<br />

Die negativen Folgen <strong>des</strong> demografischen Wandels betreffen die Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die <strong>in</strong> ihnen lebenden Menschen<br />

unmittelbar. Nur e<strong>in</strong>e demografieorientierte <strong>und</strong> aktive Familienpolitik kann dem Wandel entgegenwirken. Im kreisangehörigen<br />

Raum sollten diese Maßnahmen s<strong>in</strong>nvollerweise vom Landkreis geplant <strong>und</strong> entwickelt werden; gelebt<br />

werden müssen sie aber auf Geme<strong>in</strong>deebene. Mittelfristiges Ziel muss es se<strong>in</strong>, junge Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region <strong>in</strong> die<br />

Lage zu versetzen, Eltern se<strong>in</strong> zu können <strong>und</strong> zu wollen. Dies setzt neben ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong><br />

Bildung vor allem e<strong>in</strong>e familienunterstützende Infrastruktur <strong>und</strong> Dienstleistungen voraus. Passgenaue Angebote vor<br />

Ort müssen zielgerichtet geplant <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziert werden. Sofern die Kommunen sich zu e<strong>in</strong>er aktiven Familienpolitik<br />

verpflichten, werden sie nicht nur für e<strong>in</strong>e bessere F<strong>in</strong>anzausstattung kämpfen, son<strong>der</strong>n auch eigene <strong>Steuerung</strong>spotenziale<br />

heben müssen. Da die f<strong>in</strong>anzpolitischen For<strong>der</strong>ungen seit geraumer Zeit ausformuliert <strong>und</strong> gegenüber <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>regierung erhoben s<strong>in</strong>d, hat die diesjährige Klausurtagung <strong>der</strong> bayerischen Landräte den Fokus<br />

auf die strategische <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> gerichtet.<br />

Welche Lösungsansätze die bayerischen Landräte <strong>in</strong> den Arbeitsgruppen 1 (ab Seite 45), 2 (ab Seite 60) <strong>und</strong> 3 (ab<br />

Seite 73) entwickelt haben, aber auch die strategischen Vorüberlegungen (ab Seite 4), <strong>der</strong> Tagungsbericht (ab Seite 20)<br />

<strong>und</strong> die Hauptbeiträge <strong>der</strong> Fachreferenten, werden <strong>in</strong> dieser Broschüre gut lesbar zusammengefasst.<br />

3


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Jungse<strong>in</strong> <strong>und</strong> Altwerden im ländlichen Raum<br />

Neubetrachtung nach fünf Jahren<br />

o<strong>der</strong><br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Der Bayerische Landkreistag hatte sich im Rahmen <strong>des</strong> Landrätesem<strong>in</strong>ars am 16. <strong>und</strong> 17. Oktober 2007 <strong>in</strong> Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />

unter <strong>der</strong> Überschrift „Jungse<strong>in</strong> <strong>und</strong> Altwerden im ländlichen Raum“ schwerpunktmäßig mit den Leistungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> als Zukunftsaufgaben <strong>der</strong> bayerischen Landkreise ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt. Auslöser waren se<strong>in</strong>erzeit<br />

die sich immer deutlicher abzeichnende Bevölkerungsentwicklung im ländlichen Raum sowie gewandelte Lebens-,<br />

Erwerbs- <strong>und</strong> Familienbiografien wie auch verän<strong>der</strong>te Werthaltungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung, die e<strong>in</strong>e Anpassung<br />

<strong>der</strong> Leistungsgewährung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> notwendig ersche<strong>in</strong>en ließen. Die Landräte hatten se<strong>in</strong>erzeit<br />

e<strong>in</strong>en umfangreichen For<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Eckpunktekatalog erarbeitet, <strong>der</strong> <strong>in</strong> die politische Diskussion auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />

Lan<strong>des</strong>ebene e<strong>in</strong>gebracht wurde. Nach fünf Jahren soll das Thema „Jungse<strong>in</strong> <strong>und</strong> Altwerden im ländlichen Raum“<br />

erneut e<strong>in</strong>er vertieften Betrachtung unterzogen werden. Dabei gilt es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e neue Entwicklungen zu berücksichtigen,<br />

aber auch das se<strong>in</strong>erzeit angedachte Konzept für e<strong>in</strong>e strategische <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> zu<br />

entwickeln.<br />

1. Weitere Verschlimmerung <strong>der</strong> Ausgangslage<br />

Dass sich die demografische Entwicklung <strong>in</strong> den vergangenen fünf Jahren nicht verbessert hat, wird u. a. daran erkennbar,<br />

dass die Überalterung <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> die fortschreitende Urbanisierung als Dauerthemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespolitik<br />

angekommen s<strong>in</strong>d. Das Gutachten <strong>des</strong> Zukunftsrats Bayern <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen öffentliche Wahrnehmung, aber auch Demografieberichte<br />

e<strong>in</strong>zelner Landkreise (z. B. Landkreis Regen vom März 2011) <strong>und</strong> Strategiekonzepte ganzer Regionen (z.<br />

B. „Aufbruch jetzt! Nie<strong>der</strong>bayern“ vom Juli 2011) lassen erkennen, wie dramatisch <strong>der</strong> Problem- <strong>und</strong> Handlungsdruck<br />

im ländlichen Raum mittlerweile auch von <strong>der</strong> Politik gesehen wird.<br />

Für städtische Verdichtungsgebiete <strong>und</strong> ländliche Räume weitgehend e<strong>in</strong>heitlich s<strong>in</strong>d die Entwicklungen <strong>der</strong> abnehmenden<br />

Geburtenrate bei permanent steigen<strong>der</strong> Lebenserwartung sowie <strong>des</strong> zunehmenden Bedarfs an Integrationsleistungen<br />

für Menschen mit E<strong>in</strong>schränkungen jeglicher Art. Was „die Stadt“ vom „Land“ unterscheidet, ist <strong>der</strong> permanent<br />

positive Wan<strong>der</strong>ungssaldo, also die Sogwirkung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Leistungszentren bzw. die Entleerung <strong>der</strong><br />

ländlichen Räume. E<strong>in</strong>en gegenseitigen Verstärkungseffekt erlangen die genannten Entwicklungen dadurch, dass sich<br />

gerade jüngere, besser ausgebildete Menschen als mobil erweisen, mit dramatischen Konsequenzen für die ländlichen<br />

Räume, denen <strong>in</strong> den nächsten Jahrzehnten ganze Generationen von zukünftigen Eltern ausfallen werden.<br />

Bayern steht bei dieser Problembeschreibung ke<strong>in</strong>eswegs alle<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n nähert sich vielmehr e<strong>in</strong>er Entwicklung an,<br />

die bereits seit zwei Jahrzehnten symptomatisch für die östlichen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> ist. Ähnlich wie dort darf jedoch nicht<br />

<strong>der</strong> falsche Schluss gezogen werden, dass diese Entwicklung schicksalsergeben h<strong>in</strong>genommen werden muss, son<strong>der</strong>n<br />

dass e<strong>in</strong> Umsteuern durch e<strong>in</strong>e aktive <strong>und</strong> aktivierende Politik möglich ist. Beson<strong>der</strong>s erkennbar wird dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> b<strong>und</strong>esweiten<br />

Perspektive an zwei Beispielen von ehemals agrar<strong>in</strong>dustriell geprägten ländlichen Räumen im Nordwesten,<br />

<strong>der</strong> Euregio-Region sowie dem Oldenburger Münsterland („Silicon Valley <strong>der</strong> Agrartechnologie“). In beiden zwischen<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen gelegenen Regionen ist es gelungen, durch e<strong>in</strong>e kluge Clusterpolitik e<strong>in</strong>en<br />

sich selbst verstärkenden Zuzugstrend anzustoßen. Entgegen <strong>der</strong> landläufigen Me<strong>in</strong>ung, dass die Menschen den Arbeitsplätzen<br />

folgen würden, müsste man richtigerweise formulieren: Die Menschen folgen Innovationen.<br />

4


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Abbildung 1: Bevölkerungsprognose Bayern bis 2030<br />

Quelle: Lan<strong>des</strong>amt für Statistik <strong>und</strong> Datenverarbeitung (2011): Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern: Gesammelte Ergebnisse<br />

für alle kreisfreien Städte <strong>und</strong> Landkreise bis 2030 sowie Lan<strong>des</strong>- <strong>und</strong> Bezirksergebnisse, S. 14<br />

Die Trends <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung Bayerns s<strong>in</strong>d spätestens seit dem Gutachten <strong>des</strong> Zukunftsrats 1 weith<strong>in</strong><br />

bekannt. Alles sche<strong>in</strong>t nach dem Großraum München zu streben (vgl. Abbildung 1). Die Wachstumsprognosen <strong>der</strong><br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt sowie <strong>der</strong> umliegenden Landkreise für die kommenden 20 Jahre liegen z. T. im zweistelligen Prozentbereich.<br />

Selbst die weiteren Oberzentren Augsburg <strong>und</strong> Nürnberg mit ihren umliegenden Regionen entwickeln<br />

sich auf deutlich ger<strong>in</strong>gerem Niveau. E<strong>in</strong>igermaßen stabil bleiben daneben alle<strong>in</strong> noch die Regionen entlang <strong>der</strong><br />

überregionalen Autobahnen (A 3, A 6, A 8 sowie A 9). Beson<strong>der</strong>s negativ s<strong>in</strong>d die Perspektiven für das nördliche Unterfranken,<br />

das nördliche Oberfranken, den gesamten Bayerischen Wald sowie Teile von Westmittelfranken <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

nördlichen Schwabens.<br />

1<br />

Bericht <strong>des</strong> Zukunftsrates <strong>der</strong> Bayerischen Staatsregierung, Dezember 2010.<br />

5


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Abbildung 2: Entwicklungspotenziale <strong>der</strong> Regionen <strong>in</strong> Bayern<br />

Quelle: Zukunftsrat Bayern, Dezember 2010, S. 52.<br />

Die Schlussfolgerung <strong>des</strong> Zukunftsrats Bayern aus den von ihm getroffenen Modellannahmen, die raumplanerische<br />

Weiterentwicklung Bayerns auf die bestehenden Leistungszentren <strong>und</strong> <strong>der</strong>en angrenzende ländliche Räume zu konzentrieren<br />

<strong>und</strong> peripher gelegene Regionen (nördliches Oberfranken, südöstliches Nie<strong>der</strong>bayern) auf benachbarte<br />

regionale Zusammenhänge (nach Thür<strong>in</strong>gen/Sachsen bzw. Oberösterreich) zu verweisen (vgl. Abbildung 2), wurde <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik außerordentlich strittig diskutiert. Dabei hat <strong>der</strong> Zukunftsrat <strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong> von<br />

ihm gewählten Modellrahmens nur Entwicklungen beschrieben, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumordnungspolitik längst bekannt s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Schlussfolgerungen bereits Realität s<strong>in</strong>d, wenn man den Aufbau <strong>der</strong> Euregio Egrensis <strong>in</strong> Nordostbayern<br />

sowie <strong>der</strong> Europaregion Donau-Moldau <strong>in</strong> Südostbayern betrachtet. Än<strong>der</strong>t man den Fokus <strong>des</strong> Zukunftsrats Bayern<br />

von <strong>der</strong> Betonung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerbsfähigkeit Bayerns auf die Betonung <strong>der</strong> Gleichwertigkeit <strong>der</strong><br />

Lebensverhältnisse <strong>in</strong>nerhalb Bayerns, muss man jedoch als Gegenthese formulieren: Nicht Starke durch zusätzliche<br />

6


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

För<strong>der</strong>ung weiter stärken, son<strong>der</strong>n Schwache för<strong>der</strong>n, um e<strong>in</strong> Innovationspotenzial zu schaffen, das für die Initiierung<br />

e<strong>in</strong>es eigendynamischen Multiplikatoreffekts notwendig ist.<br />

Das Problem für den ländlichen Raum besteht dar<strong>in</strong>, dass junge, gut ausgebildete Menschen zum Studium <strong>und</strong> zur<br />

Ausbildung <strong>in</strong> die Zentren abwan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unzureichenden Maße später zurück kehren. Junge Menschen aus<br />

an<strong>der</strong>en Regionen o<strong>der</strong> aus dem Ausland können wegen <strong>der</strong> nicht vorhandenen regionalen Aff<strong>in</strong>ität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Standortkonkurrenz<br />

gegenüber den Leistungszentren kaum o<strong>der</strong> nur unter erheblichem Aufwand angelockt werden. Daraus<br />

entsteht e<strong>in</strong> Ungleichgewicht von Angebot <strong>und</strong> Nachfrage auf dem Fachkräfte- <strong>und</strong> Ausbildungsmarkt, das zu e<strong>in</strong>em<br />

Teufelskreislauf nach unten führt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e zusätzliche Abwan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>novativer Betriebe aus dem ländlichen Raum<br />

zur Folge hat. Wissenschaftlich umschrieben wird dieser Teufelskreislauf mit dem Begriff <strong>der</strong> Peripherisierung von<br />

Regionen, 2 die vier Entwicklungsstufen umfasst. Die (a) Abwan<strong>der</strong>ung von Menschen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von qualifizierten<br />

<strong>und</strong> jungen, führt zur (b) Abschottung <strong>der</strong> Region, da mangels Zuwan<strong>der</strong>ung Innovationskraft <strong>und</strong> Wachstumsimpulse<br />

fehlen; die nachlassende Kraft, selbst Anstöße zur Abwendung <strong>der</strong> Entwicklung geben zu können, führt zur stärkeren<br />

(c) Abhängigkeit von För<strong>der</strong>mitteln übergeordneter Ebenen, die <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> permanenten For<strong>der</strong>ung nach<br />

Unterstützung schließlich e<strong>in</strong>e (d) Stigmatisierung zur Folge hat. Ist die Stufe <strong>der</strong> Stigmatisierung erst erreicht, besteht<br />

nach den heutigen För<strong>der</strong>regularien kaum noch die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e Trendumkehr herbeizuführen. Dem <strong>der</strong>zeit<br />

geltenden För<strong>der</strong>recht ist immanent, dass die För<strong>der</strong>er ihren Mittele<strong>in</strong>satz mit e<strong>in</strong>em <strong>Steuerung</strong>sanspruch verb<strong>in</strong>den,<br />

<strong>der</strong> die Innovationskraft <strong>und</strong> Eigenverantwortlichkeit vor Ort eher beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t als stärkt.<br />

Raumplanerisch gilt es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e über Forschungs- <strong>und</strong> Wissenschaftsbetriebe <strong>und</strong> –e<strong>in</strong>richtungen den Wissenstransfer<br />

<strong>in</strong> den ländlichen Raum zu transportieren, um das für die Ansiedlung von Arbeitsplätzen notwendige<br />

Innovationspotenzial zu schaffen. E<strong>in</strong>e Ergänzung um Wirtschaftscluster sowie die Betonung <strong>der</strong> herausragenden<br />

Standortqualität <strong>des</strong> ländlichen Raums „kurze Wege zwischen Arbeitsplatz, Natur <strong>und</strong> Familie“ ersche<strong>in</strong>en wesentlich<br />

zukunftsträchtiger als die re<strong>in</strong>e Konzentration auf touristische Angebote sowie die Subventionierung bestehen<strong>der</strong>,<br />

u. U. nicht mehr zukunftsfähiger Arbeitsplätze.<br />

2. <strong>Sozial</strong>politische Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Die Bevölkerungsentwicklung <strong>und</strong> die Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen s<strong>in</strong>d mit Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> zwei Dimensionen<br />

verb<strong>und</strong>en. In <strong>der</strong> wirtschaftspolitischen Dimension geht es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um die Bereitstellung <strong>der</strong> notwendigen<br />

Infrastruktur, die Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen, die Kopplung von Bildung, Ausbildung <strong>und</strong> dauerhaften<br />

Beschäftigungsverhältnissen sowie die Initiierung von Multiplikatoreffekten; <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialpolitischen Dimension<br />

stehen dagegen <strong>der</strong> Ausbau e<strong>in</strong>es bedarfsgerechten Systems <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung <strong>und</strong> –bildung sowie von familienunterstützenden<br />

Diensten, die Neuausrichtung <strong>der</strong> Altenpflege, die Intensivierung <strong>der</strong> Integrationspolitik sowie die<br />

Sicherung <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung im Mittelpunkt (sog. „weiche Standortfaktoren“). Die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

haben <strong>in</strong> beiden Dimensionen unterschiedliche Zielsetzungen. Muss beispielsweise die Infrastruktur <strong>in</strong> Ballungsräumen<br />

eher quantitativ ausgebaut werden, ist <strong>in</strong> ländlichen Regionen eher e<strong>in</strong>e qualitative Weiterentwicklung gefor<strong>der</strong>t<br />

(z. T. auch e<strong>in</strong> Rückbau), um die nachlassenden Skaleneffekte auffangen zu können. Nur auf diese Weise können auch<br />

soziale Dienstleistungen bei abnehmen<strong>der</strong> Bevölkerungszahl zu vertretbaren Kosten angeboten werden.<br />

Aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> öffentlichen <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>träger geht es letztlich um das übergeordnete Thema <strong>der</strong><br />

Vermeidung von Armut bzw. sozialer Bedürftigkeit <strong>in</strong> allen Lebenslagen. Zwar ist <strong>der</strong> Armutsbegriff außerordentlich<br />

schillernd <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Def<strong>in</strong>ition umstritten – entsprechend unterschiedlich s<strong>in</strong>d die Ergebnisse empirischer<br />

Datenauswertungen zu den Fragen, wer als arm gilt <strong>und</strong> welche Konsequenzen damit verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d –, jedoch ist<br />

weitgehend anerkannt, dass es e<strong>in</strong>e Gesellschaftsschicht gibt, die von strukturell verfestigter Armut betroffen ist. 3<br />

2 Vgl. etwa Beißwenger, Sab<strong>in</strong>e/Weck, Sab<strong>in</strong>e (2011): Zwischen Abkopplung <strong>und</strong> Erneuerung - Umgang mit Peripherisierung <strong>in</strong> Mittelstädten, ILS-Trends,<br />

Ausgabe 3/2011, hrsg. v. ILS - Institut für Lan<strong>des</strong>- <strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung gGmbH, Dortm<strong>und</strong>; Bernt, Matthias/Weck, Sab<strong>in</strong>e (2012): Peripherisierung,<br />

Schrumpfung <strong>und</strong> Governance: Handlungsansätze <strong>der</strong> Stadtpolitik <strong>in</strong> sechs deutschen Mittelstädten. In: Michael Haus <strong>und</strong> Sab<strong>in</strong>e Kuhlmann (Hrsg.):<br />

Lokale Politik <strong>und</strong> Verwaltung im Zeichen <strong>der</strong> Krise? Wiesbaden, S. 256-273.<br />

3 Vgl. dazu etwa die Beiträge <strong>in</strong>: Aus Politik <strong>und</strong> Zeitgeschichte (APuZ), Nr. 51-52/2010.<br />

7


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Ebenfalls weitgehend anerkannt ist das statistische Ergebnis, dass e<strong>in</strong> Abstieg aus wohlhaben<strong>der</strong>en Gesellschaftsschichten<br />

<strong>in</strong> Armut quantitativ häufiger <strong>und</strong> statistisch wahrsche<strong>in</strong>licher ist als e<strong>in</strong> Aufstieg <strong>in</strong> <strong>der</strong> umgekehrten Richtung.<br />

Insofern verwun<strong>der</strong>t es nicht, wenn die Armutsberichterstattung <strong>in</strong> Deutschland seit geraumer Zeit trotz <strong>der</strong> positiven<br />

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (z. B. höchste Erwerbstätigenquote seit 20 Jahren 4 ) e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen, aber kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Aufwuchs <strong>der</strong> Armutsschicht feststellt (vgl. Abbildung 3). 5<br />

Armut <strong>und</strong> prekäre Familiensituationen stellen für die Betroffenen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel selbst Belastungsfaktoren dar o<strong>der</strong><br />

stehen mit diesen <strong>in</strong> engem Zusammenhang. Trotz <strong>der</strong> positiven volkswirtschaftlichen Gesamtlage muss daher von<br />

e<strong>in</strong>em schleichenden Aufwuchs von sozialen Gefährdungspotenzialen ausgegangen werden, von dem wenn auch nicht<br />

sprunghaft, aber doch zunehmend immer mehr Menschen, auch <strong>in</strong> Bayern betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Abbildung 3: Trendentwicklung von Armut, Prekarität <strong>und</strong> Wohlstand<br />

Quelle: Olaf Groh-Samberg (2010): Armut verfestigt sich – e<strong>in</strong> missachteter Trend, <strong>in</strong>: Aus Politik <strong>und</strong> Zeitgeschichte (APuZ, Nr. 51-52/2010),<br />

S. 9-15 (14).<br />

Für die steuerf<strong>in</strong>anzierte <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> entscheidend ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die Bedeutung <strong>des</strong> Teufelskreises<br />

<strong>der</strong> Vererbung von sozialer Bedürftigkeit. Der Ablauf dieses Teufelskreises lässt sich anhand <strong>der</strong> Faktoren<br />

beschreiben, die e<strong>in</strong>en sozialen Leistungsbezug im statistischen S<strong>in</strong>ne wahrsche<strong>in</strong>licher machen (vgl. Abbildung 4).<br />

Die Abbildung verdeutlicht nicht nur die Abfolge <strong>der</strong> armutsbegünstigenden E<strong>in</strong>flussfaktoren, son<strong>der</strong>n auch die kommunalen<br />

Beratungs-, Hilfs- <strong>und</strong> Unterstützungsleistungen, die für die jeweilige Bedarfslage zur Verfügung stehen.<br />

4<br />

Vgl. Pressemitteilung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung vom 2. Mai 2012, Erwerbstätigkeit auf Höchststand (www.b<strong>und</strong>esregierung.de, letzter Zugriff: 14. September<br />

2012); Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>ordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen (StMAS, 2012): Dritter Bericht <strong>der</strong> Staatsregierung zur sozialen Lage<br />

<strong>in</strong> Bayern (3. <strong>Sozial</strong>bericht), S. 73-85.<br />

5<br />

Vgl. StMAS 2012: 3. <strong>Sozial</strong>bericht, S. 205-210.<br />

8


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Diese meist im Bedarfsfall nachlaufenden Leistungen reichen jedoch häufig nicht aus, um den Teufelskreislauf <strong>der</strong><br />

Vererbung von sozialer Bedürftigkeit zu durchbrechen.<br />

Dieser Teufelskreislauf nimmt <strong>in</strong> vielen Fällen se<strong>in</strong>en Ausgangspunkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gestörten Mutter-K<strong>in</strong>d-B<strong>in</strong>dung. 6 Wie<br />

Gehirn-, B<strong>in</strong>dungs- <strong>und</strong> Resilienzforschung zeigen, haben frühk<strong>in</strong>dliche Belastungsfaktoren erhebliche negative Auswirkungen<br />

auf die spätere Entwicklung <strong>des</strong> Menschen. 7 Diese können therapiert <strong>und</strong> abgemil<strong>der</strong>t werden, können<br />

sich aber auch <strong>in</strong> späteren Entwicklungsphasen noch verstärken, wenn sie unbehandelt bleiben. Letztendlich dürfte<br />

im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> statistischen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit gelten, dass die Chancen auf Abwendung <strong>der</strong> Belastungsfaktoren umso<br />

ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d, je später mit e<strong>in</strong>er Therapie begonnen wird. In vielen Fällen werden bestehende <strong>und</strong> verfestigte prekäre<br />

<strong>und</strong> bildungsferne Familienverhältnisse 8 letztlich an die nächste Generation weitergegeben. 9<br />

Abbildung 4: Teufelskreislauf <strong>der</strong> Vererbung sozialer Bedürftigkeit<br />

Beruf: prekäre, häufig<br />

wechselnde Tätigkeiten;<br />

ke<strong>in</strong> Aufstieg, ke<strong>in</strong>e<br />

soziale Absicherung<br />

schlechter/fehlen<strong>der</strong><br />

Schulabschluss<br />

erschwert Übergang<br />

Schule-Beruf<br />

Hauptschule: wechselseitige<br />

Verstärkung<br />

von Bildungsdefiziten<br />

<strong>und</strong> psychosozialen<br />

Störungen<br />

arbeitsweltorientierte<br />

Jugendsozialarbeit;<br />

Schülercoach<strong>in</strong>g<br />

Jugendsozialarbeit<br />

an Schulen,<br />

Jugendarbeit<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung für<br />

Arbeitsuchende;<br />

sozial flankierende<br />

Leistungen<br />

frühk<strong>in</strong>dliche Bildung<br />

<strong>und</strong> Erziehung durch<br />

<strong>Jugendhilfe</strong><br />

Gr<strong>und</strong>schule: Bildungsdefizite<br />

führen zu Überfor<strong>der</strong>ung<br />

von K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Eltern<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten: Verhaltensauffällig-<br />

keiten, Entwicklungsverzögerungen<br />

Krankenhäuser;<br />

Ges<strong>und</strong>heitsämter<br />

Psych.-soz. Beratungsstellen,<br />

Gewalt-/Suchtprävention,<br />

Betreuungen<br />

präventive<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>:<br />

Familienhebammen,<br />

Beratung<br />

statistischer Zusammenhang<br />

zwischen prekärer Lebenssituation<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

hohe Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

<strong>der</strong> Fortsetzung<br />

prekärer,<br />

bildungsferner<br />

Familienverhältnisse<br />

bei hoher Fertilität!<br />

prekäre, bildungsferne<br />

Familiensituation<br />

gestörtes B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />

zwischen Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

© Bayerischer Landkreistag - Dr. Klaus Schulenburg 11 /19<br />

6<br />

Als mögliche Ursachen seien folgende Belastungsfaktoren beispielhaft erwähnt: schwierige Scheidungssituation, Alle<strong>in</strong>erziehungssituation <strong>der</strong> Mutter, psychosoziale<br />

Probleme e<strong>in</strong>es o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Partner, Gewalt, Drogenkonsum, unbewältigte bzw. nicht zu bewältigende Funktionse<strong>in</strong>schränkungen (Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung), ökonomische Überfor<strong>der</strong>ung (Work<strong>in</strong>g-Poor-Status) o<strong>der</strong> bestehen<strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>leistungsbezug. Vgl. dazu auch die statistischen Daten <strong>in</strong>:<br />

StMAS 2012: 3. <strong>Sozial</strong>bericht.<br />

7<br />

Vgl. etwa Karl He<strong>in</strong>z Brisch (20122), B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> frühe Störungen <strong>der</strong> Entwicklung, Stuttgart.<br />

8<br />

Dies soll nicht ausschließen, dass es auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en, höheren Gesellschaftsschichten zur Vernachlässigung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen (sog. „gehobene<br />

Vernachlässigung“) o<strong>der</strong> gar zu K<strong>in</strong><strong>des</strong>wohlgefährdungen kommt. Die Häufigkeit bzw. Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit im statistischen S<strong>in</strong>ne ist jedoch ger<strong>in</strong>ger.<br />

9<br />

Diese Argumentation verkennt nicht, dass die <strong>der</strong>zeitigen Kostensteigerungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> auch <strong>in</strong> nicht-prekären Familienverhältnissen feststellbar s<strong>in</strong>d<br />

(vgl. vorhergehende Fußnote). Diese Entwicklung f<strong>in</strong>det aber außerhalb <strong>des</strong> beschriebenen Teufelskreislaufs statt <strong>und</strong> ist im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> gesamtgesellschaftlichen<br />

Verstärkungswirkung zu vernachlässigen.<br />

9


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung ist, dass e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> gesamtgesellschaftlichen Geburtenrate <strong>in</strong> eben diesen Familienverhältnissen<br />

stattf<strong>in</strong>det. Dabei s<strong>in</strong>d die Auswirkungen <strong>und</strong> Folgen armer <strong>und</strong> bildungsferner bzw. prekärer Familienverhältnisse<br />

nicht nur als <strong>in</strong>dividuelle Erfahrung schwer zu ertragen, son<strong>der</strong>n auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive<br />

nicht akzeptabel. Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Startchancen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> solchen Familienverhältnissen machen e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren<br />

Bildungsabschluss wahrsche<strong>in</strong>lich – <strong>in</strong> Deutschland verließen trotz aller Bemühungen <strong>in</strong> den vergangenen Jahren auch<br />

2009 im Durchschnitt 6,6 % aller Schüler die Schule ohne Hauptschulabschluss! 10 –, was wie<strong>der</strong>um Brüche <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Erwerbsbiografie auf niedrigem Niveau begünstigt. Dies führt zu e<strong>in</strong>er höheren Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>der</strong> lebenslangen<br />

Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen <strong>und</strong> endet häufiger <strong>in</strong> Altersarmut. Begleitet werden diese Symptome<br />

von e<strong>in</strong>er statistisch nachweisbaren Vermehrung von Ges<strong>und</strong>heitsproblemen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er höheren Suizidgefahr. 11<br />

Insgesamt führt <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen dem Teufelskreislauf <strong>der</strong> Vererbung von sozialer Bedürftigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

höheren Fertilität zu e<strong>in</strong>em schleichenden Aufwuchs „abgehängter Gesellschaftsschichten“ (vgl. oben Abbildung 3);<br />

<strong>der</strong> steuerf<strong>in</strong>anzierte <strong>Sozial</strong>staat sitzt somit auf e<strong>in</strong>er tickenden Bombe.<br />

Diese Entwicklungen dürften auch e<strong>in</strong>en wesentlichen Erklärungsbeitrag zu e<strong>in</strong>em weit verbreiteten Missverständnis<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit liefern. Vielfach wird gerätselt, warum trotz zurückgehen<strong>der</strong> Geburtenrate seit mehreren Jahren<br />

wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> deutlicher Aufwuchs an Ausgaben <strong>der</strong> öffentlichen <strong>Jugendhilfe</strong> zu verzeichnen ist. Richtig ist zwar, dass die<br />

Zahl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zurückgeht <strong>und</strong> damit weniger Schulklassen <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenplätze benötigt werden, jedoch verschieben<br />

sich <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>er werdenden Gruppe <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen die Problemlagen <strong>und</strong> es ist e<strong>in</strong>e<br />

größere Spreizung zwischen „Normal- <strong>und</strong> Problemk<strong>in</strong><strong>der</strong>n“ festzustellen. Die zunehmende Mobilität <strong>der</strong> Familien,<br />

die Verkomplizierung <strong>und</strong> Verwissenschaftlichung vieler Lebensbereiche sowie <strong>der</strong> zunehmende Leistungsdruck schaffen<br />

völlig an<strong>der</strong>e Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für das Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n als noch vor zwanzig o<strong>der</strong> dreißig Jahren.<br />

H<strong>in</strong>zu kommen nachlassende Erziehungsbereitschaft <strong>und</strong> –fähigkeit vieler Eltern, was die gesellschaftliche Basis<strong>in</strong>stitution<br />

<strong>des</strong> <strong>Sozial</strong>staats, die Familie, zunehmend <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Leistungsfähigkeit schwächt.<br />

Zwar ist die Erkenntnis <strong>des</strong> Zusammenhangs zwischen Bildungschancen <strong>und</strong> sozialer Bedürftigkeit zwischenzeitlich<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik angekommen, jedoch haben B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>des</strong> Bildungs- <strong>und</strong> Teilhabepakets<br />

für bedürftige K<strong>in</strong><strong>der</strong> Anfang 2011 (BGBl. I, S. 453) strukturell die falschen Schlüsse gezogen. Statt diejenigen<br />

gesellschaftlichen Leistungssysteme, die für Bildungs- <strong>und</strong> Teilhabechancen vorrangig zuständig s<strong>in</strong>d (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das<br />

Schulsystem), stärker <strong>in</strong> die Pflicht zu nehmen, wurde e<strong>in</strong>e sozialstaatliche Lösung gewählt, <strong>der</strong>en Zielgenauigkeit <strong>und</strong><br />

Wirksamkeit <strong>in</strong> Zweifel gezogen werden müssen <strong>und</strong> die mit e<strong>in</strong>em erheblichen Verwaltungsmehraufwand verb<strong>und</strong>en<br />

ist.<br />

Diese hier nur knapp zu referierenden Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Entwicklung von Armutslagen erhalten e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Brisanz, wenn man sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> mittleren Zukunftsperspektive zusätzlich unter demografischen Aspekten betrachtet. In<br />

<strong>der</strong> Abbildung 5 ist die Entwicklung <strong>des</strong> sog. Versorgungsquotienten 12 anhand <strong>der</strong> Bevölkerungsprognose für Bayern<br />

bis 2060 dargestellt. Dieser Indikator veranschaulicht das quantitative Verhältnis zwischen Transferleistungsempfängern<br />

<strong>und</strong> denjenigen, die diese Transferleistungen erwirtschaften. Beträgt dieses Verhältnis <strong>der</strong>zeit noch etwa e<strong>in</strong>s zu<br />

zwei, wird es sich <strong>in</strong> den nächsten zwanzig Jahren dramatisch verschlechtern <strong>und</strong> <strong>in</strong> fünfzig Jahren bei knapp e<strong>in</strong>s zu<br />

e<strong>in</strong>s liegen, d. h. e<strong>in</strong> Erwerbstätiger <strong>in</strong> <strong>der</strong> hauptproduktiven Lebensphase <strong>der</strong> zwischen 21- <strong>und</strong> 65-Jährigen muss<br />

dann die Transferleistungen für die unter 21 bzw. über 65 Jahre alten Menschen erwirtschaften. Die Dramatik die-<br />

10<br />

Nach <strong>der</strong> amtlichen Statistik verließen <strong>in</strong> Bayern im Jahr 2009 <strong>in</strong>sgesamt 8.187 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler die Schule ohne Hauptschulabschluss. Das entspricht<br />

e<strong>in</strong>er Quote von durchschnittlich 5,92%, wobei die Werte für e<strong>in</strong>zelne kreisfreie Städte <strong>und</strong> Landkreise zwischen 2,39% <strong>und</strong> 10,35% schwanken. Im<br />

Vorjahr 2008 lag die Gesamtzahl noch bei 9.043 Abgängern ohne Schulabschluss (6,34%). Die Daten s<strong>in</strong>d abrufbar unter www.regionalstatistik.de / Bildung<br />

<strong>und</strong> Kultur / Absolventen allgeme<strong>in</strong> bilden<strong>der</strong> Schulen (Statistik Nr. 192-71-4). Die Zahl <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler ohne Hauptschulabschluss müssen<br />

als grober, aber gleichwohl wichtiger Indikator angesehen werden, da e<strong>in</strong>erseits Anschlussqualifizierungen <strong>der</strong> jungen Menschen nicht berücksichtigt s<strong>in</strong>d,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber Abschlüsse auf För<strong>der</strong>schulen unberücksichtigt bleiben.<br />

11<br />

Vgl. etwa Informationsdienst <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>zentrale für Ges<strong>und</strong>heit <strong>in</strong> Bayern e.V., LZG Informationen, Son<strong>der</strong>heft 1/2008 (abrufbar im Internet unter: www.<br />

lzg-bayern.de/ LZG Publikationen).<br />

12<br />

Der sog. Versorgungsquotient (VQ) ist e<strong>in</strong>e wichtige Kennzahl zur E<strong>in</strong>schätzung sozialpolitischer Verän<strong>der</strong>ungen. Er br<strong>in</strong>gt zum Ausdruck, wie viele unter<br />

21-Jährige plus über 65-Jährige auf jeweils 100 E<strong>in</strong>wohner/<strong>in</strong>nen im Alter von 21 bis unter 65 Jahren kommen. Er vermittelt so gewissermaßen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck<br />

davon, wie viele Jüngere <strong>und</strong> Ältere von jeweils 100 Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ökonomisch beson<strong>der</strong>s „produktiven“ Lebensphase mit versorgt werden müssen<br />

(Kommunalverband für Jugend <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es Baden-Württemberg (2011): K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> im demografischen Wandel – Zusammenfassung zentraler<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Berichterstattung 2010, Stuttgart, Verfasser: Dr. Ulrich Bürger, S. 9).<br />

10


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

ser Entwicklung resultiert aus <strong>der</strong> Tatsache, dass <strong>der</strong> demografische Wandel angesichts <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Geburtenrate <strong>in</strong><br />

Deutschland <strong>und</strong> selbst bei e<strong>in</strong>er deutlich stärkeren Zuwan<strong>der</strong>ung aus dem Ausland nicht aufzuhalten ist, da bereits<br />

zwei Generationen potenzieller Eltern <strong>in</strong> zu hohem Maße ausfallen.<br />

Abbildung 5: Entwicklung <strong>des</strong> Versorgungsquotienten <strong>in</strong> Bayern bis 2060<br />

Quelle: Dr. Ulrich Bürger, Vortrag bei <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>tagung „Kommunale Jugendpolitik 2012“ <strong>des</strong> Bayerischen Jugendr<strong>in</strong>gs mit den kommunalen<br />

Spitzenverbänden am 3. Juli 2012 <strong>in</strong> Beilngries. Vgl. H<strong>in</strong>weis <strong>in</strong> Fußnote 12.<br />

Die Entwicklung könnte allenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Wellenbewegung umgestaltet werden, sofern heute Voraussetzungen geschaffen<br />

werden, damit die heutigen jungen Menschen wie<strong>der</strong> bereit <strong>und</strong> befähigt werden, <strong>in</strong> zehn bis zwanzig Jahren<br />

Eltern werden zu wollen. In gleicher Weise müssten noch wesentlich größere Anstrengungen unternommen werden,<br />

um e<strong>in</strong>e zusätzliche Verschlechterung <strong>des</strong> Versorgungsquotienten zu vermeiden. Dies gilt sowohl demografisch als<br />

auch faktisch, <strong>in</strong>dem <strong>der</strong> oben skizzierte Teufelskreislauf <strong>der</strong> Vererbung sozialer Bedürftigkeit durchbrochen wird. Je<strong>der</strong><br />

junge Mensch, <strong>der</strong> nicht <strong>in</strong> die Lage versetzt wird, als vollwertiges Mitglied <strong>der</strong> Gesellschaft e<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit<br />

nachzugehen, <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> 21- bis 65-Jährigen Transferleistungen bezieht, belastet das demografisch<br />

schlechte Verhältnis zwischen Transferleistungsempfängern zu –bereitstellern doppelt. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

sollte die Debatte um die Frage, ob im Bildungssystem weiter stärker auf e<strong>in</strong>e Elitenför<strong>der</strong>ung gesetzt wird als auf e<strong>in</strong>e<br />

stärkere För<strong>der</strong>ung sozial benachteiligter, bildungsferner K<strong>in</strong><strong>der</strong>, beendet werden, denn für K<strong>in</strong><strong>der</strong> dürfte das Gleiche<br />

gelten wie <strong>in</strong> Bezug auf die För<strong>der</strong>ung von städtischen <strong>und</strong> ländlichen Regionen (vgl. oben unter 1.): Man sollte nicht<br />

diejenigen zusätzlich för<strong>der</strong>n, die sich selbst aus eigener Kraft helfen können, son<strong>der</strong>n diejenigen, die auf fremde Hilfe<br />

angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />

Den sozialpolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung, <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenwan<strong>der</strong>ung sowie <strong>der</strong> Vererbung<br />

sozialer Bedürftigkeit können sich die <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>träger nur stellen, wenn (1) die staatlichen Ebenen<br />

zukunftsfähige Reformen <strong>des</strong> <strong>Sozial</strong>leistungsrechts sowie <strong>in</strong> benachbarten Gesellschaftsbereichen angehen, (2) die<br />

11


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

kommunalen <strong>Sozial</strong>ausgaben ausreichen <strong>und</strong> verlässlich ref<strong>in</strong>anziert werden <strong>und</strong> (3) die vorhandenen Planungs- <strong>und</strong><br />

<strong>Steuerung</strong>spotenziale gehoben werden. Zu den ersten beiden genannten Punkten haben die kommunalen Spitzenverbände<br />

auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>ebene wie<strong>der</strong>holt zahlreiche For<strong>der</strong>ungen erarbeitet, die von <strong>der</strong> wegweisenden<br />

vollständigen Übernahme <strong>der</strong> Kosten für die Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung durch den B<strong>und</strong><br />

ab dem Jahr 2014 abgesehen bislang weitgehend unberücksichtigt blieben. Da diese For<strong>der</strong>ungen allgeme<strong>in</strong> bekannt<br />

s<strong>in</strong>d, konzentrieren sich die weiteren Ausführungen auf den dritten Punkt <strong>und</strong> damit auf die Frage, was die <strong>Sozial</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong>träger aus eigener Kraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d zu leisten, um den sozialpolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Zukunft zu begegnen.<br />

3. <strong>Steuerung</strong>spotenziale <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

Die <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> als <strong>der</strong> mit großem Abstand kosten<strong>in</strong>tensivste Aufgabenbereich <strong>in</strong> kommunaler Verantwortung<br />

weist verschiedene Potenziale auf, <strong>in</strong> denen die Aufgabenträger e<strong>in</strong>e aktive Rolle <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong><br />

e<strong>in</strong>nehmen können. Hierzu gehören <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e: 13<br />

- die <strong>in</strong>tegrierte <strong>Sozial</strong>berichtserstattung/-planung,<br />

- die sozialraumorientierte Leistungsbereitstellung,<br />

- die zielgruppenorientierte Anpassung <strong>der</strong> Struktur <strong>des</strong> Leistungsangebots,<br />

- die Personalbemessung <strong>in</strong> den Fachämtern,<br />

- die Prozesssteuerung <strong>der</strong> Fallbearbeitung sowie<br />

- die Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> Kontrolle von Qualitätsstandards.<br />

Diese verschiedenen <strong>Steuerung</strong>spotenziale stehen aus fachlicher Sicht untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> engem Zusammenhang bzw.<br />

bauen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf.<br />

3.1 Integrierte <strong>Sozial</strong>berichterstattung/-planung<br />

Die Verwaltung <strong>in</strong> Deutschland betreibt zahllose allgeme<strong>in</strong>e Planungen (z. B. Raumordnungsplanung) <strong>und</strong> Fachplanungen<br />

(z. B. Verkehrswegeplanung, Krankenhausplanung). Auch im Bereich <strong>der</strong> kommunalen <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

gibt es verschiedene gesetzlich vorgeschriebene Fachplanungen, etwa die <strong>Jugendhilfe</strong>planung nach § 80 SGB<br />

VIII o<strong>der</strong> das seniorenpolitische Gesamtkonzept nach Art. 69 AGSG, das die frühere Pflegebedarfsplanung abgelöst<br />

hat. Während Großstädte daneben häufig auch <strong>Sozial</strong>- o<strong>der</strong> Armutsberichte erarbeiten o<strong>der</strong> bereits e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte<br />

<strong>Sozial</strong>berichterstattung/-planung betreiben, waren vergleichbare Ansätze im ländlichen Raum <strong>in</strong> Bayern bislang noch<br />

selten. Erst mit <strong>der</strong> sich immer dramatischer abzeichnenden Bevölkerungsentwicklung beg<strong>in</strong>nen nun vermehrt Landkreise<br />

entsprechende Analysen <strong>der</strong> demografischen Entwicklung anzustellen.<br />

Für e<strong>in</strong>e strategische <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> bildet e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte <strong>Sozial</strong>berichterstattung bzw. <strong>Sozial</strong>raumanalyse<br />

mit e<strong>in</strong>er demografischen Ausrichtung die Gr<strong>und</strong>lage. Mit „<strong>in</strong>tegriert“ ist dabei geme<strong>in</strong>t, dass die<br />

verschiedenen Ansätze e<strong>in</strong>er <strong>Sozial</strong>berichterstattung, wie sie für die <strong>Jugendhilfe</strong>planung o<strong>der</strong> das seniorenpolitische Gesamtkonzept<br />

bereits angestellt werden, vere<strong>in</strong>heitlicht <strong>und</strong> ergänzt werden um weitere für den <strong>Sozial</strong>bereich relevante<br />

Teilplanungen. Berücksichtigung f<strong>in</strong>den sollten etwa Aspekte die Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung, <strong>der</strong> Wohnraumversorgung,<br />

<strong>des</strong> Verkehrswesens sowie <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung. Konkret veranschaulichen lassen sich diese Zusammenhänge<br />

am Beispiel <strong>der</strong> Umsetzung <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>satzes „ambulant vor stationär“. Die Ausweitung <strong>und</strong> Dezentralisierung <strong>des</strong><br />

ambulanten Leistungsangebots etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altenpflege o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenbetreuung setzt entsprechende Wohnraumkapazitäten,<br />

Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur sowie Nahversorgungs- <strong>und</strong> mediz<strong>in</strong>ische Versorgungsstrukturen voraus. Diese<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen müssen daher bei e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten <strong>Sozial</strong>berichterstattung/-planung berücksichtigt werden.<br />

13<br />

Im weiteren S<strong>in</strong>ne können auch viele Aspekte <strong>der</strong> Verwaltungsmo<strong>der</strong>nisierung genannt werden (z. B. Berichtswesen <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g, produktorientiertes<br />

Haushaltswesen, dezentrale Budgetverantwortung, Mitarbeiterführung), die jedoch aufgr<strong>und</strong> ihres Querschnittbezugs hier außer Acht bleiben.<br />

12


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Nach den e<strong>in</strong>schlägigen Empfehlungen zur Erstellung von e<strong>in</strong>er <strong>Sozial</strong>berichterstattung/-planung 14 sollte an das Lebenslagenkonzept<br />

angeknüpft werden, da damit s<strong>in</strong>nvolle Schwerpunktsetzungen <strong>und</strong> Abgrenzungen möglich s<strong>in</strong>d.<br />

Als wesentliche Elemente e<strong>in</strong>er solchen Planung auf Landkreisebene können genannt werden:<br />

- Ermittlung <strong>und</strong> Darstellung <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>struktur <strong>in</strong> den kreisangehörigen Geme<strong>in</strong>den, <strong>der</strong> vorhandenen sozialen<br />

Bedarfe <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Lebenslagen (z. B. K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung, Bildung, Armut, Altenpflege, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung) <strong>und</strong><br />

mittelfristige Projektion <strong>in</strong> die Zukunft anhand <strong>der</strong> zu erwartenden demografischen Entwicklung sowie<br />

- Ermittlung <strong>und</strong> Darstellung <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> vorhandenen E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Dienste sowie <strong>der</strong> zur Befriedigung<br />

<strong>der</strong> Bedarfe vorgehaltenen Leistungen <strong>und</strong> Vorhaben.<br />

Der Aufwand für die Ermittlung <strong>und</strong> Aufarbeitung entsprechenden Datenmaterials ist nicht unerheblich, sofern die<br />

Berichterstattung über die Datenlage <strong>der</strong> amtlichen <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>statistik h<strong>in</strong>ausgehen soll. Insofern verwun<strong>der</strong>t<br />

es nicht, wenn sich zahlreiche kommunale Träger <strong>des</strong> Sachverstands von externen Beratungs<strong>in</strong>stituten bedienen.<br />

Mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligen Auftragsvergabe zur Erarbeitung etwa e<strong>in</strong>er <strong>Sozial</strong>raumanalyse ist es aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht<br />

getan, wenn die <strong>Sozial</strong>berichterstattung die Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e strategische Aufgabensteuerung darstellen soll. Dieser<br />

Anspruch kann erst erfüllt werden, wenn strategische Ziele erarbeitet <strong>und</strong> mit Maßnahmen h<strong>in</strong>terlegt werden, <strong>der</strong>en<br />

Wirksamkeit zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt überprüft wird. Die <strong>Sozial</strong>planung muss als kont<strong>in</strong>uierlicher politischer<br />

Prozess verstanden werden, <strong>der</strong> <strong>in</strong> die Gremien <strong>der</strong> kreisangehörigen Geme<strong>in</strong>den h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragen wird, was ausreichende<br />

personelle Planungskapazitäten auf Kreisebene voraussetzt. Mit <strong>der</strong> Zusammenführung <strong>der</strong> Ergebnisse auf<br />

Landkreisebene können Schnittstellen <strong>und</strong> Synergien aufgedeckt <strong>und</strong> nutzbar gemacht werden bzw. drohende Lücken<br />

identifiziert <strong>und</strong> geschlossen werden.<br />

In die <strong>in</strong>tegrierte <strong>Sozial</strong>berichterstattung/-planung s<strong>in</strong>d auch die Träger <strong>der</strong> freien Wohlfahrtsverbände <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Akteure e<strong>in</strong>zubeziehen. Dies entspricht dem Subsidiaritätsgedanken <strong>und</strong> dem Partizipationsgebot, wie es etwa für die<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>planung gesetzlich vorgeschrieben ist (§ 80 Abs. 3 SGB VIII).<br />

3.2 <strong>Sozial</strong>raumorientierte Leistungsbereitstellung<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte <strong>Sozial</strong>planung ermöglicht neben e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong><strong>des</strong>charfen Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung von demografierelevanten<br />

Maßnahmen auch e<strong>in</strong>e Identifizierung <strong>und</strong> Abgrenzung von <strong>Sozial</strong>räumen <strong>in</strong> den Landkreisen. Anhand<br />

ausgewählter entscheidungsrelevanter <strong>Sozial</strong><strong>in</strong>dikatoren können <strong>in</strong> vielen Landkreisen mehrere kreisangehörige<br />

Geme<strong>in</strong>den zu relativ homogenen <strong>Sozial</strong>räumen zusammengefasst werden, die als quasi Zwischenebene zwischen<br />

Landkreis <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelner Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>e Bündelung <strong>und</strong> unterschiedliche Schwerpunktsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bereitstellung<br />

sozialer Dienstleistungen ermöglichen. Die Dezentralisierung <strong>der</strong> sozialen Arbeit <strong>und</strong> gleichzeitige Bündelung über<br />

verschiedene Aufgabenzuständigkeiten h<strong>in</strong>weg vor Ort schafft zusätzliche Möglichkeiten, die Wege für die Menschen<br />

kurz zu halten <strong>und</strong> das Innovationspotenzial <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den zu stärken. Voraussetzung dafür ist e<strong>in</strong>e permanente<br />

Rückb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> dezentralen <strong>Sozial</strong>arbeit Tätigen mit dem Landratsamt, um e<strong>in</strong>er Verselbständigung vorzubeugen.<br />

E<strong>in</strong>e Dezentralisierung <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>arbeit <strong>in</strong> mehreren <strong>Sozial</strong>räumen schafft auch die Möglichkeit, Maßnahmen<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Landkreises den unterschiedlichen Verhältnissen anzupassen, zu erproben, später zu evaluieren <strong>und</strong><br />

ggf. nachzusteuern (Controll<strong>in</strong>g). Gel<strong>in</strong>gt darüber h<strong>in</strong>aus im Zusammenwirken mit den kreisangehörigen Geme<strong>in</strong>den<br />

e<strong>in</strong>e positive Verankerung <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>arbeit vor Ort, kann die Wirksamkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Mittel erheblich gesteigert<br />

werden.<br />

14<br />

Zur Methodik <strong>und</strong> Datenauswahl vgl. B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend (2005): Entwicklung e<strong>in</strong>es lebenslagen- <strong>und</strong> haushaltsbezogenen<br />

Datenmodulsystems zur Qualifizierung von kommunalen Armuts- <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>berichterstattungsvorhaben - ELHDAMO -, Projektverantwortliche:<br />

Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe (Universität Gießen).<br />

13


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

3.3 Zielgruppenorientierte Anpassung <strong>der</strong> Struktur <strong>des</strong> Leistungsangebots<br />

Der Bestand <strong>und</strong> die Trägerschaft von E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> haben sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vergangenheit meist historisch entwickelt <strong>und</strong> waren nicht selten von Zufällen <strong>und</strong> Ad-hoc-Vorhaben gekennzeichnet.<br />

Auch stellt sich häufig die Frage, ob sämtliche Leistungsangebote aufgr<strong>und</strong> ihres natürlichen Beharrungsvermögens aktuell<br />

nach ihrem Umfang <strong>und</strong> ihrer Art bedarfsgerecht s<strong>in</strong>d. Um die für die Befriedigung <strong>der</strong> bestehenden Bedarfslagen<br />

notwendigen Leistungen vorhalten zu können, müssen entsprechende planerische Gr<strong>und</strong>lagen erarbeitet werden (vgl.<br />

oben 3.1). Zur Anpassung <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Struktur <strong>des</strong> Leistungsangebots müssen zunächst die relevanten Zielgruppen<br />

<strong>in</strong> den Leistungsbereichen identifiziert werden (Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>/mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Heimen/mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, Alle<strong>in</strong>erziehende, verarmte Haushalte, Familien mit Pflegesituation etc.).<br />

Anschließend geht es um die fachliche Vorbereitung <strong>und</strong> politische Entscheidung, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem Maße das Leistungsangebot<br />

umgebaut werden soll. Leitgedanken s<strong>in</strong>d dabei die Befriedigung <strong>der</strong> Bedarfe zu vertretbaren Kosten,<br />

die präventive Wirkung von Maßnahmen im niedrigschwelligen Bereich o<strong>der</strong> außerhalb <strong>des</strong> eigentlichen Systems <strong>der</strong><br />

<strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> (z. B. Schule, Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung, Vere<strong>in</strong>swesen) <strong>und</strong> die Reichweite <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>satzes „ambulant<br />

vor stationär“. E<strong>in</strong> exemplarisches Beispiel anhand <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> veranschaulicht Abbildung 6.<br />

Abbildung 6: Zielgruppenorientierte Ausrichtung <strong>des</strong> Leistungsangebots<br />

Quelle: Gerhard Pfre<strong>und</strong>schuh, Vortrag beim Landrätesem<strong>in</strong>ar 2007 <strong>in</strong> Bad Kiss<strong>in</strong>gen.<br />

Parallel zur zielgruppenorientierten <strong>Steuerung</strong> <strong>des</strong> Leistungsangebots ist die Trägerschaft <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Dienste <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen zu h<strong>in</strong>terfragen. Gerade unter <strong>Steuerung</strong>sgesichtspunkten <strong>und</strong> unter <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

<strong>des</strong> Subsidiaritätsgedankens ist immer wie<strong>der</strong> die Frage zu diskutieren, ob die gegenwärtige Struktur selbst<br />

erbrachter <strong>und</strong> vergebener Leistungen das Optimum darstellt.<br />

14


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

3.4 Personalbemessung <strong>in</strong> den Fachämtern<br />

Die Träger <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> s<strong>in</strong>d kraft Gesetzes dazu verpflichtet, bei <strong>der</strong> Durchführung ihrer Aufgaben<br />

qualifiziertes Fachpersonal e<strong>in</strong>zusetzen (§ 6 SGB XII bzw. § 79 Abs. 3 SGB VIII). Die Träger <strong>der</strong> öffentlichen <strong>Jugendhilfe</strong><br />

s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong>aus gehalten, für e<strong>in</strong>e dem Bedarf entsprechende Zahl von Fachkräften zu sorgen (§ 79 Abs. 3 2.<br />

Halbsatz VIII). In <strong>der</strong> Praxis stellt sich allerd<strong>in</strong>gs regelmäßig die Frage, wie diese gesetzlichen Vorgaben quantifiziert<br />

werden können. Häufig kommen dabei die Fachämter zu an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>schätzungen als die Querschnittsämter, die für<br />

die notwendige Ressourcenbereitstellung zu sorgen haben. In <strong>der</strong> Vergangenheit wurde dieser – aus organisationstheoretischen<br />

Überlegungen s<strong>in</strong>nvolle – Konflikt eher auf <strong>der</strong> Basis von Vermutungen <strong>und</strong> groben Schätzungen ausgetragen.<br />

Abbildung 7: Zerlegung e<strong>in</strong>er Fachaufgabe <strong>des</strong> Jugendamts <strong>in</strong> Teilprozesse<br />

Quelle: Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt, Bayerischer Landkreistag,<br />

INSO: Entwurf zur Auflage <strong>des</strong> PeB-Handbuchs 2013.<br />

15


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Um hier e<strong>in</strong>e für beide Seiten verlässliche Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage zu entwickeln, haben sich das Bayerische Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bayerische Landkreistag 2009 – unter Mitwirkung <strong>der</strong> Stadt Nürnberg – entschlossen, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Projekt zur Erarbeitung e<strong>in</strong>es Konzeptes zur Personalbemessung bei den örtlichen Trägern <strong>der</strong> öffentlichen<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> durchzuführen. Das Konzept baut auf dem arbeitswissenschaftlichen Ansatz auf, die Durchführung von<br />

e<strong>in</strong>zelnen Fachaufgaben <strong>in</strong> abgrenzbare Teilprozesse zu zerlegen. Anschließend wird <strong>der</strong> Zeitaufwand für die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Teilprozesse durch Selbstdokumentation <strong>der</strong> Mitarbeiter ermittelt, um e<strong>in</strong>en Vergleich über verschiedene Aufgaben<br />

<strong>und</strong> zwischen verschiedenen Ämtern zu ermöglichen. Die Aufteilung <strong>der</strong> Durchführung e<strong>in</strong>er Fachaufgabe im Jugendamt<br />

<strong>in</strong> verschiedene Teilprozesse wird <strong>in</strong> Abbildung 7 veranschaulicht.<br />

Das 2010 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Auflage vorgelegte Handbuch, <strong>des</strong>sen Werte noch auf Daten von drei beispielhaft ausgewählten<br />

Jugendämtern beruhten, wurde zwischenzeitlich <strong>in</strong> mehr als 20 Landkreisen evaluiert <strong>und</strong> stellt damit e<strong>in</strong>e belastbare<br />

Gr<strong>und</strong>lage zur Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern dar, <strong>der</strong>en wesentliche Erkenntnisse durchaus auf an<strong>der</strong>e<br />

Fachämter übertragen werden können. Abbildung 8 verdeutlicht e<strong>in</strong>ige wichtige Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong><br />

Daten <strong>der</strong> Jugendämter am Beispiel <strong>des</strong> <strong>Sozial</strong>dienstes. Alle<strong>in</strong> die Unterschiede bei den System- <strong>und</strong> Rüstzeiten machen<br />

deutlich, dass auch Faktoren für die Personalbedarfsbemessung (Größe <strong>und</strong> Organisation <strong>des</strong> Amtes, Schnittstellen<br />

mit an<strong>der</strong>en Fachämtern) wichtig s<strong>in</strong>d, die außerhalb <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Fachkräfte liegen <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> Organisationsoptimierung zugänglich s<strong>in</strong>d.<br />

Abbildung 8: System- <strong>und</strong> Rüstzeitunterschiede<br />

Quelle: INSO Essen.<br />

Wichtig ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die Feststellung, dass e<strong>in</strong> gesteigerter <strong>Steuerung</strong>sanspruch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong> personalseitig nicht ger<strong>in</strong>gere, son<strong>der</strong>n höhere Kosten verursacht. Mit dieser Erkenntnis muss <strong>der</strong> vielfach<br />

verbreiteten Auffassung entgegen getreten werden, dass am eigenen Personal am leichtesten gespart ist. Zwar werden<br />

16


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

mit eigenem Personal auch f<strong>in</strong>anzielle Verpflichtungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft e<strong>in</strong>gegangen, jedoch belaufen sich die Personalausgaben<br />

im Regelfall nur auf e<strong>in</strong>en Bruchteil aller Ausgaben im <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>bereich. Das <strong>Steuerung</strong>sbzw.<br />

E<strong>in</strong>sparpotenzial ist auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Leistungsausgaben wesentlich höher, das jedoch nur mit dem notwendigen<br />

Fachpersonal gehoben werden kann.<br />

3.5 Prozesssteuerung <strong>der</strong> Fallbearbeitung<br />

Die Darstellung von Geschäftsprozessen ermöglicht nicht nur e<strong>in</strong>e Personalbedarfsbemessung, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Behördenorganisation, die über die Querschnittsperspektive (Verwaltungsmo<strong>der</strong>nisierung, neues<br />

<strong>Steuerung</strong>smodell) h<strong>in</strong>aus fachliche Aspekte stärker <strong>in</strong> den Blick nimmt. Zwar beruht die Prozessoptimierung wie <strong>in</strong><br />

jedem an<strong>der</strong>en Fachgebiet so auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> im Wesentlichen auf Erkenntnissen <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Organisationslehre, 15 jedoch müssen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen aus den <strong>Sozial</strong>gesetzbüchern beson<strong>der</strong>e Aspekte Berücksichtigung<br />

f<strong>in</strong>den (z. B. Betroffenenbeteiligung, Subsidiaritätsgedanke, <strong>Sozial</strong>datenschutz), die den Gestaltungsspielraum<br />

e<strong>in</strong>engen.<br />

Anhand <strong>der</strong> fachlichen Analyse von Geschäftsprozessen können Schnittstellen <strong>und</strong> Überschneidungen zwischen e<strong>in</strong>zelnen<br />

Sachgebieten bei <strong>der</strong> Fallbearbeitung leichter aufgedeckt <strong>und</strong> optimiert werden. Nach Struktur <strong>und</strong> Aufgabenstellung<br />

kann beispielsweise für e<strong>in</strong>zelne Fachämter abgewogen werden, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Falle<strong>in</strong>gangsmanagement<br />

notwendig <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvoll ist <strong>und</strong> nach welchen Kriterien die Arbeitsteilung (z. B. regional, funktional)<br />

vorgenommen wird. Auch die Taktung <strong>und</strong> Dauer von Teambesprechungen (z. B. Hilfeplangespräch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>)<br />

kann genauer <strong>in</strong> den Blick genommen werden. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist dabei die Prozesssteuerung im<br />

Verhältnis zu externen Akteuren wie an<strong>der</strong>en Sachgebieten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Leistungsanbietern.<br />

3.6 Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> Kontrolle von Qualitätsstandards<br />

Die vorgenannten Instrumentarien zur Hebung <strong>der</strong> <strong>Steuerung</strong>spotenziale <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> bleiben wirkungslos,<br />

wenn für die strategische Ausrichtung <strong>des</strong> Verwaltungshandelns die politischen Vorgaben fehlen. Für die<br />

demografisch ausgerichtete <strong>Sozial</strong>planung bedarf es geme<strong>in</strong>dlicher bzw. kreispolitischer Leitbil<strong>der</strong>, die ausgehend von<br />

den aktuellen Gegebenheiten <strong>und</strong> unter Berücksichtigung <strong>der</strong> zu erwartenden Entwicklung für das tägliche Verwaltungshandeln<br />

konkretisierbare Zukunftsideen vorgeben. Wie unter 3.1 angesprochen, sollten die Ergebnisse e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten<br />

<strong>Sozial</strong>berichterstattung/-planung <strong>in</strong> den Gremien <strong>der</strong> kreisangehörigen Geme<strong>in</strong>den zur Diskussion gestellt<br />

werden. Ähnlich wie bei Kreisentwicklungsprogrammen o<strong>der</strong> seniorenpolitischen Gesamtkonzepten können bei <strong>der</strong><br />

Entwicklung von Leitbil<strong>der</strong>n auch die Bürger im Rahmen von themenfeldstrukturierten Arbeitsgruppen unmittelbar<br />

<strong>in</strong> die Diskussion e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden, um <strong>der</strong>en Sachverstand zu nutzen <strong>und</strong> den Partizipationsgedanken zu för<strong>der</strong>n.<br />

Angesichts <strong>des</strong> umgekehrt proportionalen Verhältnisses von Reichweite <strong>und</strong> Realisierungschancen von Planungszielen<br />

sollten Zukunftsvorstellungen gr<strong>und</strong>sätzlich realistisch bleiben. Dies gilt <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise für die Kommunalpolitik,<br />

die bei <strong>der</strong> Ressourcenausstattung <strong>und</strong> dem Gestaltungsspielraum stärker von übergeordneten Ebenen abhängig<br />

ist.<br />

Aus <strong>der</strong> planerischen Vorwegnahme zukünftiger Entwicklungen für das Geme<strong>in</strong>wesen s<strong>in</strong>d die unter Beachtung <strong>der</strong><br />

gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen notwendigen fachlichen Qualitätsstandards für die <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> abzuleiten. Hier<br />

gilt es <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise darauf zu achten, welche zukünftigen Mehrausgaben durch e<strong>in</strong> höheres Qualitätsniveau<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwart vermieden werden können. Der ewige Streit um die Frage, ob die „Präventionsrendite“ nur zu<br />

Mehrausgaben geführt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge jedoch ke<strong>in</strong>e Absenkung <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>ausgaben ermöglicht habe,<br />

15<br />

Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d Gr<strong>und</strong>lagen wie Standardisierung von Verfahren, Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> Anwendung von Methoden, Teambildung, Schleifen <strong>der</strong> Rückkopplung/<br />

<strong>Steuerung</strong>.<br />

17


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

o<strong>der</strong> ob ohne Prävention das aktuelle Ausgabenniveau nicht noch höher wäre, kann nur beantwortet werden, wenn<br />

entsprechende Maßnahmen nicht nur e<strong>in</strong>geführt, son<strong>der</strong>n zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt <strong>in</strong> ihren Wirkungen sowie<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>des</strong> Kosten-Nutzen-Verhältnisses auch überprüft werden. Dies setzt e<strong>in</strong> zentrales <strong>und</strong> dezentrales Controll<strong>in</strong>g-<br />

<strong>und</strong> Berichtswesen im Landratsamt bzw. <strong>in</strong> den Fachämtern voraus. Anhand steuerungsrelevanter Kennzahlen<br />

können Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong> eigenen Referenzrahmens aufgezeigt <strong>und</strong> Vergleiche zu an<strong>der</strong>en Aufgabenträgern<br />

angestellt werden. Die damit geschaffene Transparenz ermöglicht e<strong>in</strong>e wesentlich weitergehende Ursachenanalyse<br />

als Voraussetzung zur Organisationsentwicklung <strong>und</strong> Optimierung <strong>des</strong> Aufgabenvollzugs.<br />

Zwischenzeitlich hat <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esgesetzgeber <strong>in</strong> § 79 a SGB VIII solche Def<strong>in</strong>itionen <strong>und</strong> Überprüfungen von Qualitätsstandards<br />

für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> verpflichtend e<strong>in</strong>geführt. Für Bayern kann <strong>in</strong>soweit darauf verwiesen<br />

werden, dass das dafür notwendige Instrumentarium im Wesentlichen bereits vorhanden ist:<br />

- Mit <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>berichterstattung <strong>in</strong> Bayern (JUBB) wird vom Bayerischen Lan<strong>des</strong>jugendamt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher<br />

Rahmen für vergleichbare Daten zur Verfügung gestellt, aus dem – ggf. durch weitere Daten vor Ort ergänzt –<br />

steuerungsrelevante Kennzahlen abgeleitet werden können.<br />

- Das PeB-Konzept versetzt die örtlichen Träger <strong>der</strong> öffentlichen <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> die Lage, nahezu alle Fachaufgaben<br />

im Jugendamt prozesshaft abzubilden, den Personalbedarf zu eruieren, die notwendige Qualitätsdiskussion zu<br />

führen <strong>und</strong> somit die Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e laufende Qualitätsüberprüfung zu schaffen.<br />

- Die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Landratsämtern bereits vorhandenen zentralen <strong>und</strong> dezentralen Controll<strong>in</strong>ge<strong>in</strong>heiten arbeiten die<br />

steuerungsrelevanten Kennzahlen auf <strong>und</strong> können daraus Empfehlungen für die <strong>in</strong>terne <strong>Steuerung</strong> <strong>und</strong> politische<br />

Entscheidung ableiten.<br />

4. <strong>Sozial</strong>planung als Bestandteil <strong>der</strong> mittelfristigen F<strong>in</strong>anzplanung<br />

Wenn bei bayerischen Landkreisen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Bezirksumlage mehr als zwei Drittel, teilweise sogar<br />

drei Viertel aller Ausgaben <strong>des</strong> Verwaltungshaushalts durch die Kosten für die <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d,<br />

liegt es auf <strong>der</strong> Hand, die mittelfristige F<strong>in</strong>anzplanung <strong>der</strong> Landkreise um die Ergebnisse e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten <strong>Sozial</strong>planung<br />

zu ergänzen. Auf diese Weise könnten die mittel- <strong>und</strong> langfristigen Vorausschätzungen verbessert <strong>und</strong> die Effekte<br />

e<strong>in</strong>er verbesserten <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> transparent gemacht <strong>und</strong> e<strong>in</strong>kalkuliert werden. Schließlich<br />

könnte auch besser unterschieden werden zwischen dem eigenverantwortlich steuerbaren Potenzial an kommunalpolitischem<br />

Gestaltungsspielraum <strong>und</strong> den als unverän<strong>der</strong>bar anzusehenden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Damit würde die<br />

F<strong>in</strong>anzplanung <strong>der</strong> Landkreise auch anschlussfähig gegenüber unter- <strong>und</strong> übergeordneten Planungen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den<br />

bzw. <strong>der</strong> Bezirke.<br />

Angesichts <strong>der</strong> im Bereich <strong>der</strong> kommunalen <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> geb<strong>und</strong>enen F<strong>in</strong>anzvolum<strong>in</strong>a <strong>und</strong> <strong>der</strong> aufgezeigten<br />

<strong>Steuerung</strong>spotenziale erstaunt die Erkenntnis, dass <strong>der</strong> Dauerkonflikt zwischen Querschnitts<strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>politik<br />

auch auf kommunaler Ebene stark ausgeprägt ist. Die Notwendigkeit <strong>des</strong> permanenten Ausgleichs zwischen sozialpolitischen<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzpolitischer Realisierbarkeit führt hier wie auf übergeordneten Ebenen zu e<strong>in</strong>er<br />

ausgeprägten Neigung zur Ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>reihung von E<strong>in</strong>zelaktionen <strong>und</strong> Teilreformen. Dabei wird <strong>der</strong> Problemdruck<br />

<strong>in</strong> den nächsten Jahren nicht ger<strong>in</strong>ger, son<strong>der</strong>n aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels dramatisch steigen. Umso<br />

wichtiger ersche<strong>in</strong>t die Gründung e<strong>in</strong>er Allianz zwischen <strong>Sozial</strong>-, F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>gfachleuten mit <strong>der</strong> Aufgabe,<br />

die Planbarkeit <strong>und</strong> strategische <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> weiteren Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> auf Landkreisebene<br />

im Zusammenwirken mit den kreisangehörigen Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Angriff zu nehmen. Nur so können die mit Blick auf<br />

den demografischen Wandel so dr<strong>in</strong>gend benötigten Synergien genutzt werden <strong>und</strong> die Effizienz <strong>des</strong> E<strong>in</strong>satzes „<strong>des</strong><br />

Steuereuros“ gesteigert werden.<br />

18


<strong>Strategische</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

5. Zusammenfassung<br />

Die unzureichende F<strong>in</strong>anzsituation <strong>der</strong> Kommunen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> häufig gesetzlich geb<strong>und</strong>enen <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>ausgaben<br />

reduziert ihre Handlungs- <strong>und</strong> Gestaltungsspielräume bei <strong>der</strong> Bekämpfung <strong>der</strong> negativen Folgen <strong>des</strong><br />

demografischen Wandels. S<strong>in</strong>d die Regionen <strong>in</strong> Bayern unterschiedlich von Ab- <strong>und</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Menschen<br />

betroffen, gilt die Verschiebung <strong>der</strong> Altersschichtung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft für alle <strong>in</strong> gleicher Weise. Immer weniger<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden geboren, immer mehr Menschen freuen sich über e<strong>in</strong>e höhere Lebenserwartung. Gesamtwirtschaftlich<br />

betrachtet wird sich das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen <strong>und</strong> Transferleistungsempfängern <strong>in</strong> den nächsten Jahrzehnten<br />

dramatisch verschlechtern. In den von Abwan<strong>der</strong>ung betroffenen Regionen s<strong>in</strong>d die Auswirkungen dieser<br />

Entwicklung schon heute spürbar. In etwa zehn Jahren werden auch die heutigen Zuzugsregionen betroffen se<strong>in</strong>. Diese<br />

Entwicklung ist unaufhaltsam, selbst bei gesteigerter Zuwan<strong>der</strong>ung.<br />

Die negativen Folgen <strong>des</strong> demografischen Wandels betreffen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die <strong>in</strong> ihnen lebenden<br />

Menschen unmittelbar. Nur mit e<strong>in</strong>er demografieorientierten, aktiven Familienpolitik können Gegenmaßnahmen<br />

entwickelt <strong>und</strong> erprobt werden. Geplant <strong>und</strong> entwickelt werden diese Maßnahmen im kreisangehörigen Raum<br />

s<strong>in</strong>nvollerweise vom Landkreis. Durchgeführt <strong>und</strong> gelebt werden müssen diese Maßnahmen auf Geme<strong>in</strong>deebene.<br />

Mittelfristiges Ziel muss es se<strong>in</strong>, junge Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region <strong>in</strong> die Lage zu versetzen, Eltern se<strong>in</strong> zu können <strong>und</strong><br />

zu wollen. Dies setzt neben ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Bildung vor allem familienunterstützende Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen voraus. Die Entwicklung passgenauer Angebote vor Ort muss zielgerichtet geplant<br />

<strong>und</strong> ausf<strong>in</strong>anziert werden. Sofern die Kommunen sich zu e<strong>in</strong>er aktiven Familienpolitik verpflichten, werden sie nicht<br />

nur für e<strong>in</strong>e bessere F<strong>in</strong>anzausstattung kämpfen, son<strong>der</strong>n auch eigene <strong>Steuerung</strong>spotenziale heben müssen. Da die<br />

f<strong>in</strong>anzpolitischen For<strong>der</strong>ungen seit geraumer Zeit ausformuliert <strong>und</strong> gegenüber <strong>der</strong> B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>regierung<br />

erhoben s<strong>in</strong>d, muss <strong>der</strong> Fokus auf <strong>der</strong> strategischen <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> liegen. Nur wenn <strong>der</strong><br />

Nachweis erbracht werden kann, dass „<strong>der</strong> Steuereuro“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> effizient e<strong>in</strong>gesetzt wird <strong>und</strong> die<br />

Kommunen die weiteren Fallzahl- <strong>und</strong> Kostensteigerungen nicht zu verantworten haben, kann <strong>der</strong> politische Druck<br />

zu notwendigen Reformmaßnahmen erhöht werden.<br />

Dr. Klaus Schulenburg<br />

Bayerischer Landkreistag<br />

19


Tagungsbericht<br />

Tagungsbericht<br />

Die Landräte <strong>der</strong> 71 bayerischen Landkreise haben sich <strong>in</strong> ihrer 44. Landrätetagung am 17. <strong>und</strong> 18. Oktober 2012 <strong>in</strong><br />

Schlüsselfeld, Landkreis Bamberg, mit den Ursachen für die steigenden Ausgaben für <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> sowie<br />

den Auswirkungen <strong>des</strong> demografischen Wandels ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt.<br />

Im e<strong>in</strong>führenden Hauptvortrag erläuterte Privatdozent Dr. Karl He<strong>in</strong>z Brisch, Leiter <strong>der</strong> Abteilung für Pädiatrische<br />

Psychosomatik <strong>und</strong> Psychotherapie am Dr. von Haunerschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>spital, München, die Bedeutung <strong>der</strong> sicheren<br />

B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen. Verschiedene Forschungsrichtungen<br />

bestätigen wie<strong>der</strong>holt die herausragende Bedeutung <strong>des</strong> Verlaufs <strong>der</strong> Schwangerschaft <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

positiven Mutter-K<strong>in</strong>d-B<strong>in</strong>dung für die spätere Entwicklung <strong>des</strong> Menschen. Selbst- <strong>und</strong> fremdverschuldete Stressfaktoren<br />

im familiären Umfeld vor <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Geburt reduzieren die Chancen für e<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gen<strong>des</strong> Aufwachsen junger<br />

Menschen drastisch. Dem Erkennen <strong>und</strong> Abmil<strong>der</strong>n möglicher Belastungsfaktoren komme aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />

präventiven <strong>Jugendhilfe</strong> unter den Vorzeichen <strong>des</strong> demografischen Wandels große Bedeutung zu. Neben an<strong>der</strong>en Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

müssten dazu <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e werdende Mütter <strong>in</strong> die Lage versetzt werden, ihr K<strong>in</strong>d anzunehmen<br />

<strong>und</strong> mit ihm verantwortungsbewusst umzugehen. Als Beispiele für entsprechende Präventionsmaßnahmen können<br />

die am Haunerschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>spital entwickelten Programme SAFE (Sichere Ausbildung für Eltern) zur Stärkung <strong>der</strong><br />

Erziehungskompetenz von Eltern sowie BASE Babywatch<strong>in</strong>g (Baby-Beobachtung im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

gegen Aggression <strong>und</strong> Angst zur För<strong>der</strong>ung von Sensitivität <strong>und</strong> Empathie) angesehen werden.<br />

Im zweiten Hauptvortrag arbeitete Dr. Ulrich Bürger, Lan<strong>des</strong>jugendamt Baden-Württemberg, se<strong>in</strong>e Thesen zum kritischen<br />

Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik mit <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien heraus. Die<br />

Überalterung <strong>der</strong> Gesellschaft ist nicht mehr aufzuhalten. S<strong>in</strong>d die Auswirkungen <strong>der</strong> zu niedrigen Geburtenraten <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> längeren Lebenserwartung <strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> Abwan<strong>der</strong>ungsgebieten heute schon sichtbar, werden davon <strong>in</strong> wenigen<br />

Jahren auch die meisten bisherigen Zuzugsregionen massiv betroffen se<strong>in</strong>. Das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen <strong>und</strong><br />

Transferleistungsbeziehern wird sich <strong>in</strong> den kommenden zehn Jahren dramatisch verschlechtern. Sollen junge Menschen<br />

aus volkswirtschaftlicher Sicht als Transferleistungsempfänger nicht zur doppelten demografischen Belastung werden,<br />

müsse <strong>in</strong> <strong>der</strong> nächsten Dekade alles daran gesetzt werden, sie zur vollwertigen Erwerbsfähigkeit zu führen. Langfristig<br />

müssen parallel dazu die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Familien vor Ort zu verbessert werden, damit die Bereitschaft <strong>und</strong><br />

die Befähigung junger Menschen, selbst Verantwortung als Eltern übernehmen zu wollen, gestärkt werden. Gefor<strong>der</strong>t<br />

sei daher nicht nur e<strong>in</strong>e aktive<br />

kommunale Familienpolitik,<br />

wie sie <strong>in</strong> Ansätzen schon betrieben<br />

wird, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong><br />

aktives Lobby<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Kommunen<br />

für Familien <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

gegenüber den Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

dem B<strong>und</strong>. Die demografische<br />

Zukunft liege <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den,<br />

die sich zur Verstärkung<br />

ihrer Maßnahmen Instrumente<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>terkommunalen<br />

Zusammenarbeit sowie <strong>der</strong><br />

Unterstützung <strong>der</strong> Landkreise<br />

bedienen müssten.<br />

Prof. Dr. Hans-Günter Henneke referiert über Schuldenbremse <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>staat.<br />

Als e<strong>in</strong> geeignetes Instrument<br />

zur <strong>in</strong>terkommunalen Zusammenarbeit<br />

stellte Dr. Jürgen<br />

20


Tagungsbericht<br />

Gros, Genossenschaftsverband<br />

Bayern, die Genossenschaftsidee<br />

<strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

im <strong>Sozial</strong>bereich vor. In<br />

Bayern gebe es bereits 50 Genossenschaften,<br />

<strong>in</strong> denen sich<br />

E<strong>in</strong>zelne o<strong>der</strong> Institutionen<br />

zur Verfolgung e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen<br />

(sozialen) Ziels zusammengef<strong>und</strong>en<br />

haben, etwa zur<br />

Organisation von Seniorenwohnen,<br />

zur Sicherstellung<br />

<strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung<br />

bzw. <strong>der</strong> <strong>in</strong>frastrukturellen<br />

Nahraumversorgung o<strong>der</strong> zur<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung. Die Vorteile<br />

<strong>des</strong> Genossenschaftsmodells<br />

liegen u. a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

Präsident Dr. Jakob Kreidl (Mitte) <strong>und</strong> <strong>der</strong> gastgebende Landrat Dr. Günther Denzler, Bamberg, mit dem<br />

<strong>Sozial</strong>referenten <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags Dr. Klaus Schulenburg (l<strong>in</strong>ks) bei <strong>der</strong> Pressekonferenz.<br />

<strong>der</strong> Verknüpfung öffentlicher <strong>und</strong> privatwirtschaftlicher Interessen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vernetzung unterschiedlichster Akteure<br />

sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Flexibilität <strong>der</strong> satzungsmäßigen Ausgestaltung. Mit <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> Zweckbestimmung im Genossenschaftsgesetz<br />

2006 um soziale <strong>und</strong> kulturelle Belange wurden auch für die Kommunen völlig neue Möglichkeiten<br />

geschaffen, Genossenschaften selbst e<strong>in</strong>zugehen o<strong>der</strong> solche <strong>in</strong> ihrem Zuständigkeitsbereich zu <strong>in</strong>itiieren.<br />

Staatsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Christ<strong>in</strong>e Ha<strong>der</strong>thauer, Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>ordnung, Familie <strong>und</strong><br />

Frauen, erläuterte <strong>in</strong> ihrem Vortrag unter <strong>der</strong> Überschrift „Solidarität braucht Subsidiarität“ die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>politik<br />

<strong>der</strong> Bayerischen Staatsregierung. Beson<strong>der</strong>en Wert legte sie auf die Feststellung, dass im S<strong>in</strong>ne gelebter Subsidiarität<br />

Eltern <strong>und</strong> Familien wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Lage versetzt werden müssten, ihre zentrale Rolle für die Gesellschaft ausfüllen<br />

zu können. In diesem Zusammenhang warnte sie vor e<strong>in</strong>er immer weiter gehenden Substituierung nachlassen<strong>der</strong> Elternkompetenzen<br />

durch professionelle Dienste, die auf lange Sicht volkswirtschaftlich nicht f<strong>in</strong>anzierbar sei. Es müsse<br />

vielmehr darum gehen, über präventive Maßnahmen möglichst frühzeitig Eltern <strong>in</strong> ihren Erziehungskompetenzen zu<br />

stärken. Der Freistaat beabsichtige daher, neben <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Familienstützpunkten u. a. Geburtsvorbereitungskurse<br />

über den re<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Fokus auf die Nie<strong>der</strong>kunft h<strong>in</strong>aus um Informationen zum späteren verantwortungsbewussten<br />

Umgang mit dem K<strong>in</strong>d zu erweitern. Neben dem gel<strong>in</strong>genden Start <strong>in</strong>s Leben müsse angesichts <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Entwicklung die K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung qualitativ gesteigert <strong>und</strong> das Angebot flexibilisiert werden, <strong>in</strong>dem<br />

etwa die Tagespflege gestärkt wird. Jede Ebene im Staatsaufbau müsse ihren spezifischen Beitrag zur Bewältigung<br />

<strong>der</strong> Auswirkungen <strong>des</strong> demografischen Wandels leisten. Für die Kommunen gehe es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie darum, maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />

Konzepte für örtliche Projekte zu entwickeln. Um sie dazu <strong>in</strong> die Lage zu versetzen, müsse die f<strong>in</strong>anzielle<br />

Entlastung <strong>der</strong> Kommunen durch den B<strong>und</strong> wie im Rahmen <strong>der</strong> Kostenübernahme bei <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter<br />

<strong>und</strong> bei Erwerbsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung zw<strong>in</strong>gend fortgesetzt werden, <strong>in</strong>dem für die E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe e<strong>in</strong> B<strong>und</strong>esleistungsgesetz<br />

geschaffen wird.<br />

Prof. Dr. Hans-Günter Henneke, Hauptgeschäftsführer <strong>des</strong> Deutschen Landkreistags, formulierte schließlich zum<br />

Thema „Schuldenbremse <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>staat“ e<strong>in</strong>ige Leitgedanken für die anstehende politische Diskussion. Trotz <strong>der</strong> mit<br />

<strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>alismusreform II 2009 <strong>in</strong>s Gr<strong>und</strong>gesetz e<strong>in</strong>geführten Schuldenbremse (Art. 109, 115 <strong>und</strong> 143d GG) haben<br />

bereits e<strong>in</strong>ige Län<strong>der</strong> (u. a. Nie<strong>der</strong>sachsen <strong>und</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen) politische Entscheidungen getroffen, die <strong>der</strong>zeit<br />

noch geltenden Ausnahmeregelungen zur Kreditermächtigung ausnutzen zu wollen. Wenn die Regelungen <strong>der</strong> Schuldenbremse<br />

im Gr<strong>und</strong>gesetz ab 2020 vollständig greifen, stellt sich angesichts <strong>des</strong> demografischen Wandels die Frage,<br />

wie damit das weitere Ausgreifen <strong>des</strong> <strong>Sozial</strong>staats vere<strong>in</strong>bar se<strong>in</strong> soll. Letztlich werde sich die Politik mit <strong>der</strong> Frage<br />

beschäftigen müssen, ob die bisherigen Standards <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>itionen von sozialen Bedarfslagen zukunftsfest s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong><br />

„weiter wie bisher“ könne es ke<strong>in</strong>esfalls geben. Der Riester-Gedanke <strong>des</strong> Ansparens von freien E<strong>in</strong>nahmen für die Zukunft<br />

müsse auf die Staatsf<strong>in</strong>anzen übertragen werden. Wenn <strong>der</strong> demografische Wandel vor Ort gestaltet werden soll,<br />

21


Tagungsbericht<br />

müssten die Kommunen f<strong>in</strong>anziell dazu <strong>in</strong> die Lage versetzt<br />

werden. Dazu müsste aber nicht nur auf <strong>der</strong> Ausgabenseite<br />

Entlastung geschaffen werden; auch die kommunalen E<strong>in</strong>nahmen<br />

müssten verbessert werden.<br />

Die Tagung bot den Landräten neben fachlichen Anregungen<br />

aus den Vorträgen auch die Möglichkeit, sich im Rahmen<br />

von Arbeitsgruppen mit bestehenden Instrumenten<br />

<strong>der</strong> strategischen <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> zu<br />

befassen. Anhand von Praxisbeispielen wurden die <strong>in</strong>tegrierte<br />

<strong>Sozial</strong>planung, die sozialräumliche Organisation <strong>der</strong><br />

Leistungsgewährung, die Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

sowie <strong>der</strong> fachlich unterlegte Kennzahlenvergleich<br />

als Gr<strong>und</strong>lage für das steuerungsrelevante Controll<strong>in</strong>g<br />

vorgestellt <strong>und</strong> beraten. Aus den Erfahrungsberichten<br />

wurde deutlich, dass zahlreiche Landkreise bereits e<strong>in</strong>zelne<br />

Instrumente e<strong>in</strong>setzen. Alle Instrumente im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

strategischen Managementkreislaufs gleichzeitig zu realisieren,<br />

scheitert jedoch nicht alle<strong>in</strong> an den beschränkten Ressourcen.<br />

Vielmehr müssen erst nach <strong>und</strong> nach Erfahrungen<br />

auf e<strong>in</strong>zelnen Gebieten gesammelt werden, um Politik <strong>und</strong><br />

Verwaltung vor Ort nicht zu überfor<strong>der</strong>n. Angesichts <strong>der</strong><br />

bereits laufenden <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> den nächsten Jahren voraussichtlich<br />

<strong>in</strong>tensivierenden Diskussion über den „effizienten“<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>des</strong> Steuereuros <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> werden<br />

die Landkreise jedoch nicht umh<strong>in</strong> können, ihr Engagement<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich zu verstärken.<br />

<strong>Sozial</strong>m<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Christ<strong>in</strong>e Ha<strong>der</strong>thauer wird von Dr. Jakob Kreidl,<br />

dem Präsidenten <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags, als Ehrengast empfangen.<br />

Der Präsident <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags, Landrat Dr.<br />

Jakob Kreidl, Miesbach, <strong>und</strong> <strong>der</strong> gastgebende Landrat, Dr.<br />

Günther Denzler, Bamberg, betonten bei <strong>der</strong> abschließenden<br />

Pressekonferenz die Notwendigkeit <strong>der</strong> Unterstützung<br />

von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Freistaat Bayern. E<strong>in</strong>e aktive kommunale<br />

Familienpolitik zur Begegnung <strong>der</strong> Auswirkungen <strong>des</strong> demografischen<br />

Wandels setze f<strong>in</strong>anzielle <strong>und</strong> konzeptionelle<br />

Handlungsspielräume voraus, die die übergeordneten staatlichen<br />

Ebenen gewähren müssten.<br />

22


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für<br />

das Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Jugendlichen<br />

Karl He<strong>in</strong>z Brisch<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> Polikl<strong>in</strong>ik<br />

im Dr. von Haunerschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>spital<br />

Abteilung Pädiatrische Psychosomatik <strong>und</strong> Psychotherapie<br />

Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München<br />

PD Dr. Karl He<strong>in</strong>z Brisch unterstreicht die überragende Bedeutung e<strong>in</strong>er sicheren B<strong>in</strong>dung für<br />

frühk<strong>in</strong>dliche Entwicklung.<br />

23


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Übersicht<br />

• B<strong>in</strong>dungsentwicklung<br />

• B<strong>in</strong>dungsqualitäten<br />

• Vorteile e<strong>in</strong>er sicheren B<strong>in</strong>dung<br />

• B<strong>in</strong>dungsstörungen<br />

• Vorbeugung von B<strong>in</strong>dungsproblemen<br />

Überlebenswichtige Bedürfnisse<br />

1.<br />

Physiologische<br />

2. 3.<br />

Bedürfnisse<br />

B<strong>in</strong>dung<br />

Exploration<br />

6.<br />

Sensorische<br />

Stimulation<br />

Beziehung<br />

5.<br />

Selbstwirksamkeit<br />

4.<br />

Vermeidung von<br />

negativen Reizen<br />

24


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

John Bowlby<br />

"B<strong>in</strong>dung ist das gefühlsgetragene Band,<br />

das e<strong>in</strong>e Person zu e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

spezifischen Person anknüpft <strong>und</strong> das sie<br />

über Raum <strong>und</strong> Zeit mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>det."<br />

B<strong>in</strong>dung zum Überleben <strong>und</strong> zur<br />

Entwicklung<br />

• B<strong>in</strong>dung ist für das Leben so gr<strong>und</strong>legend<br />

wie Luft zum Atmen <strong>und</strong> Ernährung<br />

• Die emotionale B<strong>in</strong>dung sichert das<br />

Überleben <strong>und</strong> die Entwicklung <strong>des</strong><br />

Säugl<strong>in</strong>gs – <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es jeden Menschen<br />

25


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

B<strong>in</strong>dungstheorie<br />

• E<strong>in</strong> Säugl<strong>in</strong>g entwickelt im Laufe <strong>des</strong> ersten<br />

Lebensjahres e<strong>in</strong>e spezifische emotionale<br />

B<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong>e Hauptb<strong>in</strong>dungsperson<br />

• Die emotionale B<strong>in</strong>dung sichert das<br />

Überleben <strong>des</strong> Säugl<strong>in</strong>gs<br />

• Die B<strong>in</strong>dungsperson ist <strong>der</strong><br />

„sichere emotionale Hafen“<br />

für den Säugl<strong>in</strong>g<br />

B<strong>in</strong>dungstheorie<br />

• Die Haupt-B<strong>in</strong>dungsperson muss nicht die<br />

leibliche Mutter/Vater se<strong>in</strong><br />

• Emotionale B<strong>in</strong>dung <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> an die<br />

B<strong>in</strong>dungsperson entsteht NICHT durch<br />

genetische Verwandtschaft<br />

• In <strong>der</strong> wiss. f<strong>und</strong>ierten B<strong>in</strong>dungstheorie gibt<br />

es ke<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dung durch "Blutsbande"<br />

26


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Hierarchie <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungspersonen<br />

(B<strong>in</strong>dungspyramide)<br />

• Hauptb<strong>in</strong>dungsperson<br />

– wird bei größtem Stress aufgesucht<br />

– kann am besten beruhigen<br />

• Nachgeordnete B<strong>in</strong>dungspersonen<br />

– können bei kle<strong>in</strong>erem Stress trösten<br />

– werden als Ersatz für Hauptb<strong>in</strong>dungsperson<br />

akzeptiert, wenn diese nicht verfügbar ist<br />

„B<strong>in</strong>dungs - Erk<strong>und</strong>ungs - Wippe“<br />

B<strong>in</strong>dung<br />

Erk<strong>und</strong>ung<br />

Erk<strong>und</strong>ung<br />

aktiviert<br />

B<strong>in</strong>dung<br />

beruhigt<br />

B<strong>in</strong>dung<br />

aktiviert<br />

Erk<strong>und</strong>ung<br />

gestoppt<br />

27


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Fe<strong>in</strong>fühligkeit<br />

• Die Pflegeperson mit <strong>der</strong> größten<br />

Fe<strong>in</strong>fühligkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion wird die<br />

Hauptb<strong>in</strong>dungsperson für den Säugl<strong>in</strong>g<br />

• Große Fe<strong>in</strong>fühligkeit för<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e sichere<br />

B<strong>in</strong>dungsentwicklung<br />

• Die B<strong>in</strong>dungsperson muss nicht die<br />

leibliche Mutter se<strong>in</strong><br />

• Verhalten<br />

• Sprache<br />

• Rhythmus<br />

• Blickkontakt<br />

• Berührung<br />

Fe<strong>in</strong>fühligkeit II<br />

28


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

B<strong>in</strong>dungsqualitäten<br />

• Schutzfaktor B<strong>in</strong>dung<br />

– Sichere B<strong>in</strong>dung (ca. 55-60%)<br />

• Risikofaktor B<strong>in</strong>dung<br />

– Unsichere B<strong>in</strong>dungen<br />

• Vermeidend (ca. 15-20%)<br />

• Ambivalent (ca. 5-10%)<br />

• Beg<strong>in</strong>nende Psychopathologie <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dung<br />

– Desorganisiert (ca. 5-10%)<br />

• Manifeste frühe Psychopathologie <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dung<br />

– B<strong>in</strong>dungsstörung (ca. 3-5%)<br />

Ursachen <strong>der</strong> <strong>des</strong>organisierten<br />

B<strong>in</strong>dung<br />

• Ungelöstes Trauma <strong>der</strong> Eltern<br />

• Auffälligkeiten <strong>der</strong> Pflegeperson <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Interaktion mit dem K<strong>in</strong>d<br />

– Angstmachen<strong>des</strong> Verhalten<br />

– Ängstliches Verhalten<br />

– Hilfloses Verhalten<br />

• In e<strong>in</strong>zelnen Episoden Wie<strong>der</strong>holung <strong>des</strong><br />

Traumas mit eigenem K<strong>in</strong>d (Gewalt)<br />

29


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Verhalten <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> bei<br />

<strong>des</strong>organisierter B<strong>in</strong>dung I<br />

• Wi<strong>der</strong>sprüchliches, nicht voraussagbares <strong>und</strong><br />

rasch wechseln<strong>des</strong> Verhalten zwischen<br />

Nähesuche, Vermeidung, Ignorieren <strong>der</strong><br />

B<strong>in</strong>dungsperson<br />

• Stereotype motorische Verhaltensweisen<br />

• "Unterwasser-Bewegungen" (verlangsamte<br />

Motorik)<br />

• Wie<strong>der</strong>holt für e<strong>in</strong>ige bis viele Sek<strong>und</strong>en wie im<br />

Halbschlaf o<strong>der</strong> Tagtraum („Trance“, dissoziativer<br />

Zustand)<br />

B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> psychische<br />

Entwicklung<br />

• Sichere B<strong>in</strong>dung<br />

SCHUTZ<br />

• Un-sichere B<strong>in</strong>dung<br />

RISIKO<br />

30


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Folgen <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungsentwicklung<br />

(1)<br />

• Sichere B<strong>in</strong>dung<br />

– Schutzfaktor bei Belastungen<br />

– Mehr Bewältigungsmöglichkeiten<br />

– Sich Hilfe holen<br />

– Mehr geme<strong>in</strong>schaftliches Verhalten<br />

– Mehr Beziehungen<br />

– Mehr Kreativität<br />

– Mehr Flexibilität <strong>und</strong> Ausdauer<br />

– Mehr Gedächtnisleistungen <strong>und</strong> Lernen<br />

– Bessere Sprachentwicklung<br />

– Sehr gute Empathiefähigeit<br />

B<strong>in</strong>dung<br />

zwischen den Generationen<br />

• Zusammenhang zwischen<br />

B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Eltern <strong>und</strong> <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong><br />

– sichere Eltern mit sicheren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

• Mutter-K<strong>in</strong>d ca. 75%<br />

• Vater-K<strong>in</strong>d ca. 65%<br />

– unsichere Eltern mit unsicheren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

– traumatisierte Eltern mit <strong>des</strong>organisierten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

31


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Ursachen von B<strong>in</strong>dungsstörungen<br />

• Viele unverarbeitete Traumatisierungen von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n durch B<strong>in</strong>dungspersonen<br />

– Massive Vernachlässigung<br />

– Sexuelle Gewalt<br />

– Körperliche Gewalt<br />

– Emotionale Gewalt<br />

– Gewalt durch Worte (Kränkungen, Demütigungen)<br />

– Häufig wechselnde Bezugssysteme<br />

– Multiple Verluste von Bezugspersonen<br />

– K<strong>in</strong>d wird Zeuge von Gewalt<br />

Säugl<strong>in</strong>g ist Auslöser („Trigger“)<br />

für Trauma-Er<strong>in</strong>nerung<br />

• B<strong>in</strong>dungspersonen werden durch Verhalten<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> an eigenes Trauma er<strong>in</strong>nert<br />

• Trigger im Verhalten <strong>des</strong> Säugl<strong>in</strong>gs,<br />

K<strong>in</strong><strong>des</strong>, Jugendlichen<br />

– B<strong>in</strong>dungswünsche, Nähe<br />

– We<strong>in</strong>en, Kummer, Schmerz, Bedürftigkeit<br />

– Ablösung, Abgrenzung<br />

32


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Re-Inszenierung <strong>des</strong> Traumas<br />

• In <strong>der</strong> Interaktion mit dem Säugl<strong>in</strong>g<br />

– Zurückweisung <strong>der</strong> Nähewünsche -Vermeidung<br />

– Gewalt<br />

– Abrupte Handlungsabbrüche<br />

– Überstimulation (sexuell-sensorisch)<br />

• In <strong>der</strong> affektiven Kommunikation<br />

– Übertragung <strong>der</strong> Trauma-Affekte<br />

• Panik, Wut, Scham, Erregung<br />

B<strong>in</strong>dungsstörungen<br />

• ohne B<strong>in</strong>dung<br />

• Promiskuität<br />

• Übererregung<br />

• Hemmung<br />

• Aggression<br />

• Unfall-Risiko<br />

• Rollenwechsel<br />

• Sucht<br />

• Psychosomatik<br />

33


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

SAFE ®<br />

SICHERE AUSBILDUNG<br />

FÜR ELTERN<br />

www.safe-programm.de<br />

Ziele <strong>der</strong> primären Prävention<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> psychischen Ges<strong>und</strong>heit von Eltern<br />

<strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

• Entwicklung von sicherem B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />

• Sensibilisierung <strong>der</strong> Eltern für die Signale <strong>und</strong><br />

emotionalen Bedürfnisse ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

• E<strong>in</strong>übung von fe<strong>in</strong>fühligem Interaktionsverhalten<br />

• Verarbeitung von elterlichen Traumatisierungen<br />

• Durchbrechung von „Teufelskreisen“<br />

34


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Zielgruppen<br />

• Werdende Väter <strong>und</strong> Mütter<br />

– Erstgebärende<br />

– Mehrgebärende<br />

– Paare <strong>und</strong> Alle<strong>in</strong>erziehende<br />

– Motivation für emotionale Entwicklung ihres<br />

K<strong>in</strong><strong>des</strong><br />

Module<br />

• Elterngruppen vor <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Geburt<br />

• Fe<strong>in</strong>fühligkeitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• Hotl<strong>in</strong>e<br />

• Individuelle Beratung bis Traumatherapie<br />

35


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

SAFE - Mentor-<br />

Multiplikatoren<br />

• Weiterbildung zur SAFE-Gruppenleitung für Menschen,<br />

die mit Schwangeren, Eltern <strong>und</strong> Säugl<strong>in</strong>gen arbeiten<br />

– Schwangerschaftsberater<strong>in</strong>nen<br />

– Hebammen <strong>und</strong> Stillberater<strong>in</strong>nen<br />

– Krankenschwestern<br />

– ErzieherInnen<br />

– Geburtshelfer<br />

– Psychologen<br />

– K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzte<br />

– K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapeuten<br />

– Sprachheilpädagogen <strong>und</strong> Sprachtherapeuten<br />

– Und an<strong>der</strong>e<br />

Was ist beson<strong>der</strong>s an SAFE?<br />

• Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

• Nutzung <strong>des</strong> Gruppeneffektes<br />

• Fortführung bis Ende <strong>des</strong> 1. Lebensjahres<br />

• Komb<strong>in</strong>ation von Gruppe <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelberatung<br />

• Hotl<strong>in</strong>e bietet Sicherheit im Alltag<br />

• Vorbeugende <strong>in</strong>dividuelle Beratung <strong>und</strong> Hilfe<br />

durchbricht „Teufelskreis“<br />

• SAFE wendet sich an ALLE Eltern<br />

36


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

SAFE-Spezialkurse (1)<br />

• SAFE nach <strong>der</strong> Geburt<br />

• Fremdbetreuung/Krippe<br />

• Eltern mit Mehrfachbelastungen<br />

• Pflege- /Adoptiveltern<br />

• Eltern von frühgeborenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

• Psychisch kranke Eltern<br />

• Drogenabhängige Eltern (Substitution)<br />

SAFE-Spezialkurse (2)<br />

•Kiga<br />

• Schule<br />

• Jugendliche/<strong>Jugendhilfe</strong><br />

• Mutter-K<strong>in</strong>d-Heim<br />

37


Bedeutung <strong>der</strong> sicheren B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Entwicklung für das<br />

Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

B.A.S.E.<br />

®<br />

Babywatch<strong>in</strong>g<br />

Baby-Beobachtung<br />

im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule<br />

Vorbeugung von aggressiven <strong>und</strong><br />

ängstlichen Verhaltensstörungen<br />

www.base-babywatch<strong>in</strong>g.de<br />

Zusammenfassung<br />

• E<strong>in</strong>e sichere B<strong>in</strong>dung ist e<strong>in</strong> gutes F<strong>und</strong>ament für<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />

• E<strong>in</strong>e sichere B<strong>in</strong>dung ist die Voraussetzung für<br />

gute Bildung<br />

• För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er sicheren<br />

B<strong>in</strong>dung durch<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> SAFE-Gruppen<br />

• Prävention von Verhaltensstörungen durch<br />

BASE-Babywatch<strong>in</strong>g.<br />

38


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Dr. Ulrich Bürger<br />

„Kommunalpolitik im kritischen Jahrzehnt“<br />

Bayern im demografischen Wandel <strong>und</strong> Auswirkungen<br />

auf die Kommunale K<strong>in</strong><strong>der</strong>- Jugend- <strong>und</strong> Familienpolitik<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung<br />

<strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

Kontakt zum Referenten: ulrich.buerger@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Dr. Ulrich Bürger erläutert das kritische Jahrzehnt für die Kommunalpolitik.<br />

39


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Dr. Ulrich Bürger<br />

„Kommunalpolitik im kritischen Jahrzehnt“<br />

Bayern im demografischen Wandel<br />

<strong>und</strong> Auswirkungen auf die Kommunale<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- Jugend- <strong>und</strong> Familienpolitik<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

„Kommunalpolitik im kritischen Jahrzehnt“<br />

Bayern im demografischen Wandel <strong>und</strong> Auswirkungen<br />

auf die Kommunale K<strong>in</strong><strong>der</strong>- Jugend- <strong>und</strong> Familienpolitik<br />

Thematische Aspekte<br />

1. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Handlungsbedarfe für junge Menschen <strong>und</strong> Familien<br />

2. Die erwartete Entwicklung <strong>der</strong> Alterspopulation <strong>der</strong> 0- bis 18-Jährigen <strong>in</strong><br />

Bayern bis zum Jahr 2025 <strong>und</strong> regionale Disparitäten im Vergleich <strong>der</strong><br />

Landkreise <strong>in</strong> Bayern<br />

3. Abschließende Thesen zum strategischen Umgang mit dem Thema<br />

demografischer Wandel <strong>in</strong> jugendhilfe- <strong>und</strong> kommunalpolitischer<br />

Perspektive<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

40


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

„Kommunalpolitik im kritischen Jahrzehnt“<br />

Bayern im demografischen Wandel <strong>und</strong> Auswirkungen<br />

auf die Kommunale K<strong>in</strong><strong>der</strong>- Jugend- <strong>und</strong> Familienpolitik<br />

1. Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zu den langfristig<br />

erwarteten Verän<strong>der</strong>ungen im Bevölkerungsaufbau<br />

Bayerns aus dem Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Handlungsbedarfe<br />

für junge Menschen <strong>und</strong> Familien<br />

Datenquelle hier: Eigene Berechnungen auf Basis <strong>der</strong> 12. koord<strong>in</strong>ierten<br />

Bevölkerungsvorausrechnung <strong>des</strong> Statistische n B<strong>und</strong>esamts von 2009<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Handlungsbedarfe für junge Menschen <strong>und</strong> Familien<br />

-> Bayern auf dem Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e alternde Gesellschaft<br />

12,52 Mio. 11,62 Mio.<br />

- 7 %<br />

100%<br />

90%<br />

19,5%<br />

21,8%<br />

26,8%<br />

30,1%<br />

31,3%<br />

32,7%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

61,1%<br />

60,8%<br />

56,0%<br />

53,3%<br />

53,1%<br />

51,6%<br />

65- u älter<br />

20- u 65<br />

unter 20<br />

30%<br />

20%<br />

19,4%<br />

10%<br />

17,4%<br />

17,2%<br />

16,6%<br />

15,6%<br />

15,7%<br />

- 25 %<br />

0%<br />

2,42 Mio.<br />

1,82 Mio.<br />

2008 2020 2030 2040 2050 2060<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

41


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickw<strong>in</strong>kel<br />

<strong>der</strong> Handlungsbedarfe für junge Menschen <strong>und</strong> Familien<br />

-> Bayern auf dem Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e alternde Gesellschaft<br />

Folgerungen aus dem Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

‣Angesichts dieser Entwicklungsdynamik werden K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Familien<br />

mehr denn je auf die Unterstützung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung durch e<strong>in</strong>e breite<br />

bürgerschaftliche <strong>und</strong> (kommunal-) politische Lobby angewiesen se<strong>in</strong>,<br />

die ihren Belangen im Aushandeln mit den berechtigten Interessen<br />

an<strong>der</strong>er Gruppierungen nachdrücklich Geltung verschafft<br />

‣E<strong>in</strong>e solche Stärkung <strong>der</strong> Interessen von Familien <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n dient<br />

dabei allerd<strong>in</strong>gs nicht nur <strong>der</strong> Unterstützung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> jungen<br />

Menschen, son<strong>der</strong>n sie ist zugleich auch unabweisbare Konsequenz<br />

angesichts absehbarer volkswirtschaftlicher <strong>und</strong> sozialpolitischer<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen im demografischen Wandel<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns<br />

-> Volkswirtschaftliche <strong>und</strong> sozialpolitische Aspekte <strong>in</strong> ihren<br />

Konsequenzen für die Unterstützung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

100%<br />

90%<br />

19,5%<br />

21,8%<br />

26,8%<br />

30,1%<br />

31,3%<br />

32,7%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

61,1%<br />

60,8%<br />

56,0%<br />

53,3%<br />

53,1%<br />

51,6%<br />

65- u älter<br />

20- u 65<br />

unter 20<br />

30%<br />

20%<br />

19,4%<br />

10%<br />

17,4%<br />

17,2%<br />

16,6%<br />

15,6%<br />

15,7%<br />

0%<br />

2008 2020 2030 2040 2050 2060<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

42


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns<br />

-> Volkswirtschaftliche <strong>und</strong> sozialpolitische Aspekte <strong>in</strong> ihren<br />

Konsequenzen für die Unterstützung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Folgerungen aus dem Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

‣Es bedarf deutlicher Verbesserungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie <strong>und</strong><br />

Berufstätigkeit für Väter <strong>und</strong> Mütter, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Gestalt e<strong>in</strong>er<br />

bedarfsgerechten Ausgestaltung von Angeboten <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung (wobei die Fragen <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie <strong>und</strong><br />

Beruf im Übrigen zunehmend auch Aspekte <strong>der</strong> Pflege älterer Angehöriger<br />

betreffen werden)<br />

‣Die Anstrengungen zu e<strong>in</strong>er frühzeitigen, umfassenden <strong>und</strong> breiten<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Bildung aller jungen Menschen müssen dr<strong>in</strong>gend<br />

<strong>in</strong>tensiviert werden, um morgen nicht - partiell - vor unzureichend<br />

gebildeten, <strong>in</strong>tegrierten <strong>und</strong> damit ohne reelle Chancen auf<br />

gesellschaftliche Teilhabe ausgestatteten jungen Menschen zu stehen<br />

‣Diese Herausfor<strong>der</strong>ung gew<strong>in</strong>nt zusätzlich dadurch an Bedeutung, dass<br />

zukünftig <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die <strong>in</strong> bildungsferneren Familien <strong>und</strong> die <strong>in</strong><br />

Familien mit e<strong>in</strong>em Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> aufwachsen, zunehmen wird<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem<br />

Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Handlungsbedarfe für junge Menschen <strong>und</strong> Familien<br />

-> Neujustierungen im generationenübergreifenden Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

100%<br />

90%<br />

19,5%<br />

21,8%<br />

26,8%<br />

30,1%<br />

31,3%<br />

32,7%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

61,1%<br />

Auszug aus dem Koalitionsvertrag<br />

60,8%<br />

zwischen CDU, CSU <strong>und</strong> FDP Oktober 2009:<br />

56,0%<br />

53,3%<br />

„K<strong>in</strong><strong>der</strong>lärm darf ke<strong>in</strong>en Anlass für<br />

53,1%<br />

gerichtliche Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen geben.<br />

Wir werden die Gesetzeslage<br />

entsprechend än<strong>der</strong>n.“<br />

51,6%<br />

65- u älter<br />

20- u 65<br />

unter 20<br />

30%<br />

20%<br />

19,4%<br />

10%<br />

17,4%<br />

17,2%<br />

16,6%<br />

15,6%<br />

15,7%<br />

0%<br />

2008 2020 2030 2040 2050 2060<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

43


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem<br />

Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Handlungsbedarfe für junge Menschen <strong>und</strong> Familien<br />

-> Neujustierungen im generationenübergreifenden Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

Folgerungen aus dem Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

‣Um die anstehenden Herausfor<strong>der</strong>ungen gel<strong>in</strong>gend zu bewältigen, bedarf es<br />

auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Kommunen e<strong>in</strong>es frühzeitigen E<strong>in</strong>stiegs <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam<br />

getragene Gestaltungsprozesse e<strong>in</strong>es zukunftsfähigen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

sozialen Kultur, die generationenübergreifend denkt <strong>und</strong> handelt <strong>und</strong> die<br />

dar<strong>in</strong> angelegten Chancen nutzt<br />

‣In diesen Prozessen muss K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Familienfre<strong>und</strong>lichkeit als<br />

Gr<strong>und</strong>haltung <strong>und</strong> als Leitl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> sozialen<br />

Infrastruktur als e<strong>in</strong> zentraler Gr<strong>und</strong>satz gelten, <strong>der</strong> im Übrigen als Standort<strong>und</strong><br />

Zukunftsfaktor auch ganz entscheidend die Entwicklungsperspektiven<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Städte <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den – im Ergebnis aber auch die <strong>des</strong><br />

jeweiligen Stadt- bzw. Landkreises – mit bee<strong>in</strong>flussen wird<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

Zur Dr<strong>in</strong>glichkeit <strong>der</strong> Handlungserfor<strong>der</strong>nisse für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Familien im demografischen Wandel (VQ = Versorgungsquotient)<br />

Der Zeitraum bis 2020 als das „Kritische Jahrzehnt“ noch e<strong>in</strong>maliger Chancen<br />

zukunftssichern<strong>der</strong> Investitionen <strong>in</strong> die nachwachsende Generation<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

19,5%<br />

VQ<br />

64<br />

61,1%<br />

21,8%<br />

VQ<br />

65<br />

60,8%<br />

26,8%<br />

VQ<br />

79<br />

56,0%<br />

30,1%<br />

VQ<br />

87<br />

53,3%<br />

31,3%<br />

VQ<br />

88<br />

53,1%<br />

32,7%<br />

VQ<br />

94<br />

51,6%<br />

65- u älter<br />

20- u 65<br />

unter 20<br />

20%<br />

19,4%<br />

10%<br />

17,4%<br />

17,2%<br />

16,6%<br />

15,6%<br />

15,7%<br />

0%<br />

2008 2020 2030 2040 2050 2060<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

44


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Gr<strong>und</strong>legende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem<br />

Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> Handlungsbedarfe für junge Menschen <strong>und</strong> Familien<br />

Letztlich liegt e<strong>in</strong>e Qu<strong>in</strong>tessenz <strong>der</strong> Analysen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Paradox:<br />

Entgegen e<strong>in</strong>er auf den ersten Blick plausiblen Annahme erfor<strong>der</strong>t <strong>der</strong><br />

demografische Wandel <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Rückgang <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> jungen Menschen nicht weniger, son<strong>der</strong>n mehr<br />

Engagement <strong>und</strong> mehr Investitionen <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Familien.<br />

Die Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> die Ernsthaftigkeit, mit <strong>der</strong> dieser<br />

Sachverhalt zur Kenntnis genommen <strong>und</strong> <strong>in</strong> konkretes Handeln<br />

umgesetzt wird, wird wesentlich über die Zukunftschancen <strong>der</strong><br />

Städte <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den, damit aber auch die <strong>des</strong> jeweiligen Kreises<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> entscheiden !<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

„Kommunalpolitik im kritischen Jahrzehnt“<br />

Bayern im demografischen Wandel <strong>und</strong> Auswirkungen<br />

auf die Kommunale K<strong>in</strong><strong>der</strong>- Jugend- <strong>und</strong> Familienpolitik<br />

2. Die erwartete Entwicklung <strong>der</strong> Alterspopulation <strong>der</strong><br />

0- bis 18-Jährigen <strong>in</strong> Bayern bis zum Jahr 2025 <strong>und</strong><br />

regionale Disparitäten im Vergleich <strong>der</strong> Landkreise<br />

<strong>in</strong> Bayern<br />

Datenquelle hier: Eigene Berechnungen auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Regionalisierten<br />

Bevölkerungsvorausrechnung für Bayern bis 2030 <strong>des</strong> Bayerischen<br />

Lan<strong>des</strong>amts für Statistik <strong>und</strong> Datenverarbeitung vom November 2011<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

45


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Die voraussichtliche Entwicklung <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> 0- bis 18-<br />

Jährigen <strong>in</strong> Bayern bis zum Jahr 2025 unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenaltersstruktur<br />

2010 2015 2020 2025<br />

absolut Basis absolut % absolut % absolut %<br />

0- u 3 319.200 100 316.100 99 317.300 99 309.800 97<br />

3- u 6 325.200 100 318.700 98 319.600 98 316.900 97<br />

6- u 10 456.800 100 433.800 95 426.500 93 427.900 94<br />

10- u 16 768.600 100 698.600 91 661.500 86 650.000 85<br />

16- 18 411.800 100 394.600 96 354.300 86 339.700 83<br />

0- 18 2.281.600 100 2.161.800 95 2.079.200 91 2.044.300 90<br />

Dies s<strong>in</strong>d die<br />

Geburtenjahrgänge<br />

2007 bis 2009 !<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

M ünchen LK<br />

Ebersberg<br />

Fürstenfeldb.<br />

Dachau<br />

Berchtesg.L.<br />

Freis<strong>in</strong>g<br />

Neu-Ulm<br />

Erlangen-H.<br />

Erd<strong>in</strong>g<br />

Fürth LK<br />

Starnberg<br />

Bad Tölz-W.<br />

Eichstätt<br />

Pfaffenhofen<br />

Neuburg-S.<br />

M iesbach<br />

Regensburg LK<br />

Landsberg a.L.<br />

Kelheim<br />

Rosenheim LK<br />

Traunste<strong>in</strong><br />

Landshut<br />

Altött<strong>in</strong>g<br />

Würzburg LK<br />

Günzburg<br />

Deggendorf<br />

Aichach-F.<br />

Weilheim-S.<br />

Augsburg LK<br />

M ühldorf a.I.<br />

L<strong>in</strong>dau<br />

Ostallgäu<br />

D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g-L.<br />

Bamberg LK<br />

Nürnberger L. LK<br />

Roth<br />

Aschaffenb. LK<br />

Forchheim<br />

Straub<strong>in</strong>g-B. LK<br />

Donau-Ries<br />

Oberallgäu<br />

Passau LK<br />

Rottal-Inn<br />

Unterallgäu<br />

Garmisch-P.<br />

Kitz<strong>in</strong>gen<br />

Schwandorf<br />

Ansbach LK<br />

Neumarkt/Opf.<br />

Amberg-S. LK<br />

Weißenburg-G.<br />

Neustadt/A.-BW<br />

Cham<br />

Dill<strong>in</strong>gen a.d.D.<br />

Bayreuth LK<br />

M iltenberg<br />

Schwe<strong>in</strong>furt LK<br />

Rhön-Grabfeld<br />

Haßberge<br />

Neuenstadt/W.<br />

Regen<br />

M a<strong>in</strong>-Spessart<br />

Freyung-G.<br />

Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />

Kulmbach<br />

Lichtenfels<br />

Coburg LK<br />

Tirschenreuth<br />

Wunsiedel/F.<br />

Kronach<br />

Hof LK<br />

-30,8<br />

Regionale Disparitäten<br />

im demografischen Wandel plus 8,3 %<br />

-29,1<br />

-22,8<br />

-23,0<br />

-23,1<br />

-23,6<br />

-23,9<br />

-24,1<br />

-24,3<br />

-24,5<br />

-24,7<br />

-25,1<br />

-25,6<br />

-26,2<br />

-26,8<br />

-27,0<br />

-27,4<br />

-12,1-12,3<br />

-12,6<br />

-12,7<br />

-13,1<br />

-13,9<br />

-14,0<br />

-14,4<br />

-14,5<br />

-14,9<br />

-15,3<br />

-15,6<br />

-16,1<br />

-16,2<br />

-16,4<br />

-17,0<br />

-17,0<br />

-17,2<br />

-17,3<br />

-17,5<br />

-17,6<br />

-17,6<br />

-17,9<br />

-18,1<br />

-18,3<br />

-18,3<br />

-19,4<br />

-19,4<br />

-19,6<br />

-19,7<br />

-19,9<br />

-20,4<br />

-20,6<br />

-20,6<br />

-20,7<br />

-20,8<br />

-21,1<br />

-21,3<br />

-21,4<br />

m<strong>in</strong>us 30,8 %<br />

-9,9<br />

-10,0<br />

-10,8<br />

-11,4<br />

-7,1<br />

-7,4<br />

-7,6<br />

-3,0<br />

-3,6<br />

-3,7<br />

-4,6<br />

-4,9<br />

-5,9 -5,0<br />

-35,0 -30,0 -25,0 -20,0 -15,0 -10,0 -5,0 0,0 5,0 10,0<br />

8,3<br />

Erwartete<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Altersgruppe <strong>der</strong><br />

0- bis 18-Jährigen<br />

von 2010 bis 2025<br />

<strong>in</strong> den<br />

Landkreisen Bayerns<br />

<strong>in</strong> Prozent<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

46


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

M ünchen LK<br />

Ebersberg<br />

Starnberg<br />

Fürstenfeldb.<br />

Freis<strong>in</strong>g<br />

Dachau<br />

Erd<strong>in</strong>g<br />

Bad Tölz-W.<br />

Neu-Ulm<br />

Fürth LK<br />

M iesbach<br />

Erlangen-H.<br />

Berchtesg.L.<br />

Landsberg a.L.<br />

Landshut<br />

Kelheim<br />

Pfaffenhofen<br />

Eichstätt<br />

Neuburg-S.<br />

Rosenheim LK<br />

Regensburg LK<br />

Aichach-F.<br />

L<strong>in</strong>dau<br />

Traunste<strong>in</strong><br />

Günzburg<br />

Straub<strong>in</strong>g-B. LK<br />

M ühldorf a.I.<br />

Donau-Ries<br />

Altött<strong>in</strong>g<br />

Weilheim-S.<br />

Nürnberger L. LK<br />

Würzburg LK<br />

Deggendorf<br />

Garmisch-P.<br />

Oberallgäu<br />

Ostallgäu<br />

Augsburg LK<br />

Unterallgäu<br />

Aschaffenb. LK<br />

D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g-L.<br />

Passau LK<br />

Bamberg LK<br />

Rottal-Inn<br />

Roth<br />

Amberg-S. LK<br />

Kulmbach<br />

Weißenburg-G.<br />

Neumarkt/Opf.<br />

Forchheim<br />

Kitz<strong>in</strong>gen<br />

M iltenberg<br />

Ansbach LK<br />

Cham<br />

Schwandorf<br />

Bayreuth LK<br />

Dill<strong>in</strong>gen a.d.D.<br />

Neustadt/A.-BW<br />

Regen<br />

Rhön-Grabfeld<br />

Freyung-G.<br />

Kronach<br />

Neuenstadt/W.<br />

Coburg LK<br />

Wunsiedel/F.<br />

Lichtenfels<br />

M a<strong>in</strong>-Spessart<br />

Schwe<strong>in</strong>furt LK<br />

Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />

Haßberge<br />

Hof LK<br />

Tirschenreuth<br />

-36,8<br />

-37,5<br />

-39,3 -38,2<br />

Regionale Disparitäten<br />

im demografischen Wandel<br />

-34,4<br />

-34,5<br />

-34,8<br />

-35,1<br />

-35,5<br />

-36,0<br />

-36,0<br />

-36,2<br />

-36,4<br />

-31,4<br />

-31,6<br />

-32,4<br />

-32,4<br />

-33,3<br />

-30,0<br />

-30,2<br />

-30,3<br />

-30,6<br />

-31,0<br />

-31,1<br />

-27,8<br />

-27,9<br />

-28,3<br />

-28,9<br />

-29,2<br />

-29,4<br />

-25,5<br />

-26,4<br />

-26,9<br />

-27,0<br />

-27,3<br />

-27,3<br />

-24,6<br />

-25,0<br />

-25,0<br />

-25,0<br />

-25,5<br />

-23,1<br />

-23,4<br />

-23,7<br />

-24,0<br />

m<strong>in</strong>us 39,3 %<br />

-22,2<br />

-22,9<br />

-21,2<br />

-21,3<br />

-21,4<br />

-21,7<br />

-20,6<br />

-20,7<br />

-18,5<br />

-19,0 -19,0<br />

-19,1<br />

-15,2<br />

-15,6<br />

-16,7<br />

-8,5<br />

-12,2 -10,9<br />

-12,7<br />

-12,8<br />

-12,9<br />

-40,0 -30,0 -20,0 -10,0 0,0 10,0 20,0<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

-7,3<br />

-2,3<br />

-2,4<br />

-3,1<br />

plus 16,3 %<br />

16,3<br />

Erwartete<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Altersgruppe <strong>der</strong><br />

16- bis 18-Jährigen<br />

von 2010 bis 2025<br />

<strong>in</strong> den<br />

Landkreisen Bayerns<br />

<strong>in</strong> Prozent<br />

„Kommunalpolitik im kritischen Jahrzehnt“<br />

Bayern im demografischen Wandel <strong>und</strong> Auswirkungen<br />

auf die Kommunale K<strong>in</strong><strong>der</strong>- Jugend- <strong>und</strong> Familienpolitik<br />

3. Abschließende Thesen zum strategischen Umgang<br />

mit dem Thema demografischer Wandel <strong>in</strong><br />

jugendhilfe- <strong>und</strong> kommunalpolitischer Perspektive<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

47


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Abschließende Thesen zum strategischen Umgang<br />

mit dem Thema demografischer Wandel <strong>in</strong><br />

jugendhilfe- <strong>und</strong> kommunalpolitischer Perspektive<br />

These zur Ausgangslage:<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> hat die Bedeutung <strong>des</strong> demografischen<br />

Wandels unter fachplanerischen <strong>und</strong> fachpolitischen Aspekten<br />

<strong>und</strong> damit auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en strategischen Dimensionen für die<br />

Vertretung <strong>der</strong> Belange <strong>der</strong> junger Menschen <strong>und</strong> ihrer Familien<br />

bisher weitgehend unterschätzt<br />

Folgerungen:<br />

Es bedarf e<strong>in</strong>es offensiven Aufgreifens <strong>der</strong> Thematik auf <strong>der</strong><br />

Ebene <strong>der</strong> Städte <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den, <strong>der</strong> Kreise <strong>und</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>in</strong><br />

Gestalt regionalspezifischer Datenaufbereitungen <strong>und</strong><br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Analysen, im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Thesen vom „Paradox <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> im demografischen Wandel“ <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

„Kritischen Jahrzehnts“ sowie darauf bezogener Folgerungen für<br />

e<strong>in</strong>e tatsächlich zukunftsträchtige Politik für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Familien<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

Abschließende Thesen zum strategischen Umgang<br />

mit dem Thema demografischer Wandel <strong>in</strong><br />

jugendhilfe- <strong>und</strong> kommunalpolitischer Perspektive<br />

Folgerungen:<br />

Der demografische Wandel muss als e<strong>in</strong> unverzichtbares<br />

Querschnittsthema kommunaler Entwicklungsperspektiven<br />

begriffen werden – gerade auch aus dem Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong>planung unter Berücksichtigung <strong>der</strong> jeweils<br />

spezifischen örtlichen Ausgangslagen <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ener<br />

Handlungserfor<strong>der</strong>nisse<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im ländlicheren Raum/<strong>in</strong> Anhängigkeit von<br />

regionalen Dynamiken dürften Geme<strong>in</strong>degrenzen übergreifende<br />

Kooperationen erheblich an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen<br />

-> tendenzieller Bedeutungszuwachs <strong>der</strong> Ebene Landkreis<br />

gegenüber/mit den kreisangehörigen Städten <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den<br />

Ausrichtung <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Praxisfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong> im Blick auf die spezifischen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Handlungsbedarfe im demografischen Wandel mit dem Ziel<br />

e<strong>in</strong>es demografie-orientierten Ressourcene<strong>in</strong>satzes<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

48


Das kritische Jahrzehnt <strong>der</strong> Kommunalpolitik:<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Familien<br />

Investitionen <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Investitionen <strong>in</strong> die Zukunft !<br />

-> Programmatische Konsequenz zur<br />

Bewältigung <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

Landtag von Baden-Württemberg:<br />

Bericht <strong>und</strong> Empfehlungen <strong>der</strong> Enquetekommission „Demografischer Wandel –<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen an die Lan<strong>des</strong>politik“ (2005):<br />

„Gleichwohl führt ke<strong>in</strong> Weg an <strong>der</strong> elementaren rationalen Erkenntnis vorbei,<br />

dass die mittel- <strong>und</strong> langfristige Zukunftsfähigkeit e<strong>in</strong>er Gesellschaft nur mittels<br />

e<strong>in</strong>er ausreichenden Zahl von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gesichert werden kann. … In diesem<br />

Zusammenhang ist es pr<strong>in</strong>zipiell legitim <strong>und</strong> angesichts <strong>der</strong> erheblichen<br />

Tragweite <strong>der</strong> demografischen Herausfor<strong>der</strong>ungen geboten, <strong>der</strong><br />

gesamtgesellschaftlichen Bedeutung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Steuer- <strong>und</strong><br />

Transfersystem konsequent <strong>und</strong> durchgängig Rechnung zu tragen, auch wenn<br />

dies zu <strong>in</strong>nergesellschaftlichen Umverteilungsprozessen führt. K<strong>in</strong><strong>der</strong> stellen<br />

nämlich für alle Menschen – unabhängig davon, ob sie selbst K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben<br />

o<strong>der</strong> nicht – e<strong>in</strong>e zentrale Zukunfts<strong>in</strong>vestition dar.“<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzlichen Ausführungen basieren <strong>in</strong> weiten Teilen auf dem Bericht<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> im demografischen Wandel –<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Perspektiven <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong><br />

Unterstützung von jungen Menschen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Familien <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg – Berichterstattung 2010<br />

Dieser Bericht sowie e<strong>in</strong>e dazu verfasste Kurzbroschüre mit <strong>der</strong><br />

Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse stehen als kostenloser<br />

Download unter<br />

www.kvjs.de/jugend/jugendhilfeplanung/demografischer-wandel.html<br />

zur Verfügung.<br />

_______________________________________<br />

Kontakt zum Referenten: ulrich.buerger@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

Dr. Jürgen Gros<br />

Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht<br />

geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

Dr. Jürgen Gros zum Vortrag bei <strong>der</strong> 44. Landrätetagung<br />

<strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags am 18.10. 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld<br />

Dr. Jürgen Gros erklärt den Genossenschaftsgedanken im <strong>Sozial</strong>bereich.<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong> nicht schafft, geht<br />

geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich.<br />

Dr. Jürgen Gros<br />

Schlüsselfeld, 18.10.2012<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Genossenschaften <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

– passt das zusammen?<br />

2. Mit <strong>der</strong> Zeit gehen <strong>und</strong> Bereitschaft zur Selbsthilfe beför<strong>der</strong>n!<br />

3. Mit Genossenschaften Vorsorge treffen!<br />

4. Und er hat noch immer recht!<br />

5. Wer steht Interessenten zur Seite?<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

1. Genossenschaften <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

- passt das zusammen?<br />

sozial = das Geme<strong>in</strong>wohl betreffend, <strong>der</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>heit nutzend, die Gesellschaft<br />

betreffend.<br />

Genossenschaft =<br />

Gesellschaften von nicht geschlossener<br />

Mitglie<strong>der</strong>zahl, <strong>der</strong>en Zweck darauf gerichtet<br />

ist, den Erwerb o<strong>der</strong> die Wirtschaft ihrer<br />

Mitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en soziale o<strong>der</strong> kulturelle<br />

Belange durch geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Geschäftsbetrieb zu för<strong>der</strong>n.<br />

(Genossenschaftsgesetz § 1,1)<br />

1. Genossenschaften <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

– passt das zusammen?<br />

„Genossenschaften <strong>und</strong> Kooperativen als<br />

zukunftsfähige Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bürgergesellschaft“<br />

(Zukunftsrat <strong>der</strong> Bayerischen Staatsregierung 2010)<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

1. Genossenschaften <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

- passt das zusammen?<br />

Drei Typen von <strong>Sozial</strong>genossenschaften:<br />

Kooperation von Betroffenen auf <strong>der</strong> Basis von Selbsthilfe<br />

Solidarische Kooperation auf <strong>der</strong> Basis ehrenamtlichen<br />

Engagements<br />

Kooperation zur Erbr<strong>in</strong>gung von Leistungen, die (gesellschaftlich)<br />

gewünscht, aber vom Markt nicht (adäquat) zur Verfügung gestellt<br />

werden<br />

1. Genossenschaften <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

– passt das zusammen?<br />

„Genossenschaften s<strong>in</strong>d immer das, was menschliche<br />

E<strong>in</strong>sicht, geistige Kraft <strong>und</strong> persönlicher<br />

Mut aus ihnen macht.“<br />

(Friedrich-Wilhelm Raiffeisen)<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

1. Genossenschaften <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

– passt das zusammen?<br />

In Bayern ist bereits e<strong>in</strong>iges entstanden …<br />

…<br />

26 Genossenschaften im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Pflegebereich<br />

- Palliativbereich<br />

- Seniorenwohnen<br />

- Krankenhausnetzwerke<br />

- Bereitschaftsdienste von Ärzten<br />

1. Genossenschaften <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

– passt das zusammen?<br />

…<br />

24 Genossenschaften r<strong>und</strong> um Erhalt <strong>und</strong> Schaffung<br />

sozialer/gesellschaftlicher Infrastruktur<br />

- K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

- <strong>Jugendhilfe</strong><br />

- altersgerechtes Wohnen<br />

- Nahraumversorgung<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

1. Genossenschaften <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

– passt das zusammen?<br />

2. Mit <strong>der</strong> Zeit gehen <strong>und</strong> Bereitschaft zur<br />

Selbsthilfe beför<strong>der</strong>n!<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> demografischen Wandels kommt <strong>in</strong> den<br />

Köpfen <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger allmählich an.<br />

Persönliche Betroffenheit wird zunehmend erkannt. Es steigt die<br />

Bereitschaft<br />

- sich selbst im Verb<strong>und</strong> mit an<strong>der</strong>en zu helfen,<br />

- Verantwortung für das soziale Umfeld zu übernehmen,<br />

- abseits traditierter Organisationswege Neues <strong>in</strong><br />

selbstverwalteter Unabhängigkeit zu etablieren.<br />

Menschen fangen an zu verstehen: Staat wird <strong>und</strong> kann nicht<br />

alles regeln <strong>und</strong> lösen.<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

2. Mit <strong>der</strong> Zeit gehen <strong>und</strong> Bereitschaft zur<br />

Selbsthilfe beför<strong>der</strong>n!<br />

Gründungsmotive von Genossenschaften spiegeln diesen<br />

gesellschaftlichen Bef<strong>und</strong>:<br />

privatwirtschaftliche Ausrichtung <strong>und</strong> tragfähige<br />

Geschäftsmodelle<br />

hohe Solidarisierung mit dem jeweiligen Projekt <strong>und</strong><br />

hohe emotionale B<strong>in</strong>dung<br />

lokale bzw. regionale Verortung<br />

Erbr<strong>in</strong>gung von Leistungen, die unmittelbar ankommen<br />

2. Mit <strong>der</strong> Zeit gehen <strong>und</strong> Bereitschaft zur<br />

Selbsthilfe beför<strong>der</strong>n!<br />

Reflex auf Unzufriedenheit mit e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen<br />

Entwicklung<br />

Besetzung von organisationsfreien Räumen o<strong>der</strong> solchen mit<br />

(zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t gefühltem) Gesellschaftsversagen<br />

perspektivegebend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitalter allgeme<strong>in</strong>er<br />

Unzufriedenheit<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

2. Mit <strong>der</strong> Zeit gehen <strong>und</strong> Bereitschaft zur<br />

Selbsthilfe beför<strong>der</strong>n!<br />

Praxiserkenntnis:<br />

Netzwerkbildung erfolgt auf drei Ebenen. Zwischen<br />

- Privatpersonen<br />

- Privatpersonen <strong>und</strong> etablierten Organisationen<br />

- Privatpersonen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> etablierten Organisationen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Institutionen <strong>der</strong> öffentlichen Hand/Kommunen<br />

2. Mit <strong>der</strong> Zeit gehen <strong>und</strong> Bereitschaft zur<br />

Selbsthilfe beför<strong>der</strong>n!<br />

Praxiserkenntnis:<br />

Genossenschaften s<strong>in</strong>d die (unternehmerische) Organisation<br />

gleichgerichteter Interessen. Diese verb<strong>in</strong>den. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> ganz<br />

wesentlicher Kitt. Erfolg durch mitglie<strong>der</strong>orientierte Kräftebündelung<br />

wird möglich <strong>und</strong> hilft, das zu realisieren, was <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Akteur<br />

für sich im gleichen Maße nicht zu erreichen vermag.<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

3. Mit Genossenschaften Vorsorge treffen!<br />

Handlungsfel<strong>der</strong><br />

Attraktivität<br />

Familienpolitik<br />

F<strong>in</strong>anzen<br />

Infrastrukturen<br />

Kommunen<br />

Ärztliche<br />

Versorgung<br />

Bürgerschaftliches<br />

Engagement<br />

Pflege<br />

3. Mit Genossenschaften Vorsorge treffen!<br />

Genossenschaftliches Netzwerk<br />

Akteure im<br />

<strong>Sozial</strong>bereich<br />

weitere<br />

Akteure<br />

<strong>Sozial</strong>e<br />

Netzwerk eG<br />

Kommunen<br />

Betroffene<br />

Generationszusammenhalt<br />

Seniorenpolitik<br />

Jugendpolitik<br />

<strong>Sozial</strong>verbände<br />

Bürger<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

3. Mit Genossenschaften Vorsorge treffen!<br />

Demografischer Wandel ist gestaltbar. Genossenschaften können<br />

dabei helfen.<br />

Netzwerkbildung nach Möglichkeit frühzeitig beför<strong>der</strong>n.<br />

Nicht nur Nahraumverwalter se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n sich als<br />

Lebensraummanager begreifen.<br />

Genossenschaften besitzen Intergenerationenfähigkeit <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<br />

langlebig.<br />

3. Mit Genossenschaften Vorsorge treffen!<br />

Praxiserkenntnis:<br />

Die Genossenschaft ist im Vergleich zu an<strong>der</strong>en<br />

Rechtsformen ke<strong>in</strong>eswegs die zw<strong>in</strong>gend bessere.<br />

Sie kann gleichwohl bei spezifischen Zielsetzungen<br />

<strong>und</strong> speziellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen die durchaus<br />

klügste Unternehmensvariante se<strong>in</strong>.<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

3. Mit Genossenschaften Vorsorge treffen!<br />

Vorteile zugunsten e<strong>in</strong>er Genossenschaft s<strong>in</strong>d u. a. gegeben,<br />

- wenn es um den Aufbau von Kooperationsnetzwerken<br />

geht, <strong>in</strong> denen je<strong>des</strong> Mitglied e<strong>in</strong>e Stimme hat,<br />

- e<strong>in</strong>e regionale Kräftebündelung <strong>und</strong> Ausrichtung <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht,<br />

- e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Beziehung zwischen öffentlicher<br />

Hand <strong>und</strong> privaten Wirtschaftsakteuren beabsichtigt ist,<br />

3. Mit Genossenschaften Vorsorge treffen!<br />

- das öffentliche Interesse an <strong>der</strong> Übernahme o<strong>der</strong><br />

Fortführung e<strong>in</strong>er Leistung besteht, die staatsseitig nicht<br />

(mehr) erbracht werden kann,<br />

- ke<strong>in</strong> festes Stammkapital gewünscht respektive<br />

gefor<strong>der</strong>t ist o<strong>der</strong> Sache<strong>in</strong>lagen angestrebt werden,<br />

- kapitalgetriebene Interessen von Investoren nicht<br />

gewünscht s<strong>in</strong>d.<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

3. Mit Genossenschaften Vorsorge treffen!<br />

Praxiserkenntnis:<br />

Die Genossenschaft ist von ihren Gr<strong>und</strong>strukturen her e<strong>in</strong><br />

Unternehmen <strong>des</strong> Maßhaltens – was Unternehmensausrichtung,<br />

regionales Geschäftsfeld <strong>und</strong> Gew<strong>in</strong>norientierung angeht.<br />

4. Und er hat noch immer recht!<br />

„Alle<strong>in</strong> darüber kann ke<strong>in</strong> Zweifel se<strong>in</strong>, dass die soziale Frage<br />

niemals von e<strong>in</strong>zelnen, spekulierenden Köpfen auf dem<br />

Studienzimmer durch die Erf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er neuen Theorie gelöst<br />

werden wird. Vielmehr gehört die geme<strong>in</strong>same Arbeit ganzer<br />

Generationen, das praktische Erfassen von allen Seiten dazu,<br />

die Lösung allmählich anzubahnen.“<br />

(Hermann Schule-Delitzsch)<br />

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Was e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht schafft, geht geme<strong>in</strong>sam besser - auch im <strong>Sozial</strong>en?<br />

Die Genossenschaftsidee <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten im <strong>Sozial</strong>bereich<br />

5. Wer steht Interessenten zur Seite?<br />

GVB-Ansprechpartner <strong>in</strong> den Regionen:<br />

Mittelfranken<br />

Friedrich Blaser, Roland Streng, Theaterstraße 26, 97070 Würzburg<br />

Tel.: 0931 50113 E-Mail: rd.franken@gv-bayern.de<br />

Nie<strong>der</strong>bayern<br />

Gerhard Hornauer, Dreikronengasse 2, 93047 Regensburg<br />

Tel.: 0941 54082 E-Mail: ghornauer@gv-bayern.de<br />

Oberfranken<br />

Friedrich Blaser, Roland Streng, Theaterstraße 26, 97070 Würzburg<br />

Tel.: 0931 50113 E-Mail: rd.franken@gv-bayern.de<br />

GVB-Genossenschaftsgründung:<br />

Bayern<br />

Wolfdieter von Trotha<br />

Genossenschaftsverband Bayern e. V.<br />

Türkenstraße 22-24, 80333 München<br />

Tel.: 089 2868-3571<br />

Fax: 089 2868-3575<br />

E-Mail: gruendungsberatung@gv-bayern.de<br />

www.gv-bayern.de -> Genossenschaften gründen<br />

Oberbayern<br />

Anton Kandler, Türkenstraße 22-24, 80333 München<br />

Tel: 089/2868-3890 E-Mail: akandler@gv-bayern.de<br />

Oberpfalz<br />

Gerhard Hornauer, Dreikronengasse 2, 93047 Regensburg<br />

Tel.: 0941 54082 E-Mail: ghornauer@gv-bayern.de<br />

Schwaben<br />

Peter Ferner, Am H<strong>in</strong>teren Perlachberg 1 c, 86150 Augsburg<br />

Tel.: 0821 35005 E-Mail: pferner@gv-bayern.de<br />

Unterfranken<br />

Friedrich Blaser, Roland Streng, Theaterstraße 26, 97070 Würzburg<br />

Tel.: 0931 50113 E-Mail: rd.franken@gv-bayern.de<br />

Dr. Jürgen Gros<br />

Bereichsdirektor<br />

Vorstandsstab <strong>und</strong> Kommunikation<br />

Genossenschaftsverband Bayern e.V.<br />

Türkenstraße 22-24, 80333 München<br />

Tel.: 089 / 2868 - 3402<br />

Fax: 089 / 2868 - 3405<br />

E-Mail: jgros@gv-bayern.de<br />

www.gv-bayern.de<br />

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Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Bericht aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe 1:<br />

Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Die Arbeitsgruppe 1 befasste sich mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrierten <strong>Sozial</strong>planung <strong>in</strong> Landkreisen sowie <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation <strong>des</strong> <strong>Sozial</strong>dienstes. Die Landkreise Coburg – vertreten durch Landrat Michael Busch <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stabsstelle für Landkreisentwicklung, Mart<strong>in</strong>a Berger – <strong>und</strong> Bad Tölz-Wolfratshausen – vertreten durch<br />

Landrat Josef Nie<strong>der</strong>maier, Abteilungsleiter Daniel Waidelich sowie Jugendamtsleiter Ulrich Re<strong>in</strong>er – berichteten von<br />

ihren jeweiligen Erfahrungen bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> weitreichenden Konzeptionen.<br />

Der Landkreis Coburg hatte sich bereits im Jahr 2000 aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> überproportionalen Steigerungen <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>ausgaben<br />

auf den Weg gemacht, die Leistungsgewährung im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>Sozial</strong>dienst stärker vor Ort zu bündeln<br />

<strong>und</strong> damit näher an die Leistungsberechtigten zu br<strong>in</strong>gen. Nach <strong>der</strong> planerischen Abgrenzung von acht <strong>Sozial</strong>räumen<br />

konnten mit <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> kreisangehörigen Geme<strong>in</strong>den acht <strong>Sozial</strong>raumbüros errichtet werden, <strong>in</strong> denen<br />

die <strong>Sozial</strong>arbeiter zuständigkeitsübergreifend, aber rückgeb<strong>und</strong>en an das Landratsamt vor Ort tätig s<strong>in</strong>d. Im Ergebnis<br />

konnten die Leistungen vom stationären zum ambulanten Angebot umgesteuert, ehrenamtliche Unterstützung aktiviert<br />

<strong>und</strong> kreative Lösungen vor Ort entwickelt werden. Die <strong>Sozial</strong>raumorientierung hat sich im Landkreis Coburg<br />

vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> demografischen Entwicklung zur umfassenden Handlungsmaxime im <strong>Sozial</strong>bereich entwickelt.<br />

Die Steigerungen <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>ausgaben waren auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen <strong>der</strong> Auslöser, die Planungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> die Leistungsgewährung im <strong>Sozial</strong>bereich anzupassen. Mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrierten <strong>Sozial</strong>planung wird<br />

<strong>der</strong> Versuch unternommen, die verschiedenen Fachplanungen auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Landkreise ergänzt um e<strong>in</strong>e demografische<br />

Komponente zu bündeln, um Synergien zu nutzen <strong>und</strong> Schnittstellen aufzudecken. Der Landkreis hat dazu e<strong>in</strong><br />

Modellprojekt auf den Weg gebracht, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er umfassenden Konzeption für den Landkreisbereich Pilotcharakter<br />

hat. Die <strong>Sozial</strong>raumorientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> hatte zum Ziel, <strong>in</strong> vier abgrenzbaren <strong>Sozial</strong>räumen präventive<br />

Netzwerke zu etablieren, die im Wesentlichen von den Trägern <strong>der</strong> freien Wohlfahrtspflege getragen werden. Statt<br />

Leiter von <strong>Sozial</strong>raumbüros wurden Regionalleiter e<strong>in</strong>gerichtet, die geme<strong>in</strong>sam mit den Vere<strong>in</strong>barungspartnern <strong>der</strong><br />

freien Wohlfahrtspflege die Bewirtschaftung e<strong>in</strong>es regionalen Budgets verantworten. Mit <strong>der</strong> Verlagerung <strong>der</strong> Budgetverantwortung<br />

<strong>in</strong> die <strong>Sozial</strong>räume konnte neben e<strong>in</strong>er erhöhten Kostentransparenz <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e Umsteuerung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Leistungsgewährung ausgelöst werden.<br />

Die an <strong>der</strong> Arbeitsgruppe teilnehmenden Landräte nahmen die Präsentation <strong>der</strong> beiden Praxisbeispiele zustimmend<br />

zu Kenntnis. Angesichts <strong>der</strong> demografischen Entwicklung müssten die planerischen <strong>und</strong> organisatorischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> den Landkreisen weiterentwickelt werden. Dabei komme es zum e<strong>in</strong>en auf die Unterstützung seitens<br />

<strong>der</strong> kreisangehörigen Geme<strong>in</strong>den an; zum an<strong>der</strong>en müsse je<strong>der</strong> Landkreis <strong>in</strong> Abhängigkeit se<strong>in</strong>er örtlichen Strukturen<br />

se<strong>in</strong>en eigenen Weg f<strong>in</strong>den.<br />

Berichterstatter: Dr. Klaus Schulenburg<br />

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Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

nah am Menschen – nah am Umfeld<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

Lauter ><br />

Bad Rodach<br />

Mee<strong>der</strong><br />

Neustadt<br />

b. Coburg<br />

< Rodach<br />

Dörfles-<br />

Esbach<br />


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Struktur <strong>des</strong> Jugendamtes vor<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Jugendamtsleiter/<strong>in</strong><br />

Kommunale Jugendarbeit<br />

Erzieherischer K<strong>in</strong><strong>der</strong><strong>und</strong><br />

Jugendschutz<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>planung<br />

(2 VZ)<br />

Allgeme<strong>in</strong>er <strong>Sozial</strong>dienst<br />

Büro im Landratsamt, Lkr. <strong>in</strong><br />

Bezirke e<strong>in</strong>geteilt<br />

(5 VZ)<br />

Pflegek<strong>in</strong><strong>der</strong>wesen <strong>und</strong><br />

Adoptionsvermittlung<br />

(1 VZ besetzt mit 2x 0,5)<br />

Wirtschaftliche<br />

<strong>Jugendhilfe</strong><br />

- Beistandschaft, Pflegschaft,<br />

Vorm<strong>und</strong>schaft<br />

- Wirtschaftliche Hilfen<br />

- K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

- Unterhaltsvorschuss (UVG)<br />

- Buchhaltung<br />

- Betreuungen<br />

(8 VZ)<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

2000<br />

Dramatische Kostensteigerungen <strong>in</strong> den Vorjahren<br />

Juli 2000: Haushalt <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> aufgebraucht<br />

Politik artikuliert, quer durch alle Fraktionen, dr<strong>in</strong>genden<br />

Handlungsbedarf<br />

Schaffung e<strong>in</strong>er <strong>Sozial</strong>planungsstelle (ab Okt.2000)<br />

Sparkommission aus Fraktionen <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>planung<br />

Politischer Auftrag an die <strong>Sozial</strong>planung zur Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

Oktober 2000: Entwicklung <strong>des</strong> Konzeptes zur<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Oktober 2000: Beschluss <strong>des</strong> JHA das Konzept<br />

umzusetzen – e<strong>in</strong>stimmig<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

65


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Ausgangslage <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong> soll e<strong>in</strong>en breitgefächerten Katalog von<br />

Unterstützungsleistungen zur Verfügung stellen, gleichzeitig aber<br />

dazu beitragen die Ausgabenseite <strong>der</strong> kommunalen Haushalte nicht<br />

überzustrapazieren<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> erreicht die Menschen <strong>und</strong> ihre Probleme zum Teil gar<br />

nicht, zum Teil eher zufällig <strong>und</strong> verspätet<br />

Der angebotene Hilfekatalog <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> ist starr <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Struktur <strong>und</strong> relativ festgelegt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Ausprägungsformen<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>karrieren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel durch e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Beziehungsabbrüchen durch den Durchlauf verschiedener<br />

Hilfeformen gekennzeichnet – die erreichten / erreichbaren Erfolge<br />

halten sich <strong>in</strong> engen Grenzen<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung als Chance<br />

Lebensweltbezug<br />

Hilfen sollen möglichst im sozialen Umfeld angesiedelt se<strong>in</strong> <strong>und</strong> über<br />

flexible Konstruktionen Bezugspersonen im Wohnquartier anbieten<br />

können<br />

Flexibilisierung<br />

ständige Neuentwicklung passgenauer Hilfen, die den sich än<strong>der</strong>nden<br />

Lebens- <strong>und</strong> Bedarfslagen gerecht werden können<br />

Beziehung statt Maßnahme<br />

Entwicklung von Hilfen die situativ auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er tragenden<br />

Beziehung unterstützend wirken, unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Ressourcen<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

saubere Kalkulation <strong>der</strong> Hilfen <strong>und</strong> seriöse Darstellung <strong>der</strong> Qualität<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

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Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Kernpunkte <strong>der</strong> Neustrukturierung<br />

- <strong>in</strong>tern -<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

E<strong>in</strong>führung von Aufgabenbereichsleitungen (<strong>in</strong>cl.<br />

Controll<strong>in</strong>gfunktion)<br />

Gezielte Personalauswahl bei Neue<strong>in</strong>stellungen<br />

Vertrauensarbeitszeit<br />

Gezielte Fortbildung, Supervision <strong>und</strong> Praxisberatung <strong>in</strong><br />

Koppelung mit e<strong>in</strong>em unterstützenden <strong>und</strong> anleitenden<br />

Führungsstil<br />

Methodenmix aus <strong>in</strong>ternem Qualitätsmanagement <strong>und</strong> externer<br />

E<strong>in</strong>schätzung von Fachleuten <strong>und</strong> Leistungsempfängern<br />

Dienstort für die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>des</strong> <strong>Sozial</strong>dienstes werden die<br />

<strong>Sozial</strong>raumbüros <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

Bildung von <strong>Sozial</strong>räumen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en personelle Ausstattung<br />

In je<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de Geme<strong>in</strong>dejugendpfleger /<br />

Geme<strong>in</strong>wesenarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

8 <strong>Sozial</strong>raumbüros <strong>in</strong> den Städten / Geme<strong>in</strong>den vor Ort<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

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Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientiertes Arbeiten<br />

am Beispiel<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong> seit 1996 im Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

tätig<br />

Hat den kompletten Prozess <strong>der</strong> Umstrukturierung<br />

miterlebt<br />

Ist im <strong>Sozial</strong>raum Seßlach/Itzgr<strong>und</strong>/Großheirath<br />

e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> hat ihr Büro <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Seßlach im<br />

Bürgerhaus, das auch die Jugendpflege <strong>und</strong> die<br />

Bücherei beherbergt<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

Kernpunkte <strong>der</strong> Neustrukturierung<br />

- <strong>Jugendhilfe</strong>ausschuss -<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>ausschuss<br />

Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung aller im Kreistag<br />

vertretenen Fraktionen<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>planung<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />

Fachgruppenleitungen<br />

Starkes pol. Gewicht als<br />

Fachausschuss<br />

<br />

<br />

Regelmäßige Teilnahme <strong>des</strong><br />

Ausschussvorsitzenden bei<br />

Dienstbesprechungen<br />

Regelmäßige Zielabsprachen<br />

von Jugendamtsleitung <strong>und</strong><br />

Ausschussvorsitzendem<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

68


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Kernpunkte <strong>der</strong> Neustrukturierung<br />

- extern -<br />

<br />

<br />

<br />

Run<strong>der</strong> Tisch mit allen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> tätigen freien Trägern<br />

Bek<strong>und</strong>ung <strong>des</strong> landkreisseitigen Interesses geme<strong>in</strong>sam mit den<br />

Trägern neue Wege zu gehen<br />

Auslaufen lassen bzw. Kündigung <strong>der</strong> bisherigen Verträge <strong>und</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barungen mit freien Trägern<br />

Neuverhandlung mit den Leistungserbr<strong>in</strong>gern unter <strong>der</strong> Prämisse<br />

sozialraumorientierten Handelns / Abschluss von<br />

Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

Effekt:<br />

<br />

<br />

Viele Träger haben sich neu positioniert, e<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d nicht mehr für<br />

uns tätig, neue Träger s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>zugekommen<br />

Neue Kreativität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung von Hilfeformen (z.B.<br />

Heilpädagogisch-therapeutische Ambulanz statt Heilpädagogische Tagesstätte)<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

Struktur <strong>des</strong> Jugendamtes nach<br />

Umstrukturierung<br />

Leiter/<strong>in</strong> <strong>des</strong> Amtes für<br />

Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

Servicebüro<br />

Aufgabenbereichsleitung<br />

Präventive <strong>Jugendhilfe</strong><br />

Aufgabenbereichsleitung<br />

<strong>Sozial</strong>e Dienste<br />

Aufgabenbereichsleitung<br />

wirtschaftliche <strong>Jugendhilfe</strong><br />

Kommunale Jugendarbeit<br />

Jugendsozialarbeit<br />

Erzieherischer K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendschutz<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erziehung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Familie<br />

(2 VZ)<br />

Allgeme<strong>in</strong>er <strong>Sozial</strong>dienst<br />

ausgelagert <strong>in</strong> die <strong>Sozial</strong>räume vor<br />

Ort<br />

(7,5 VZ = +2,5)<br />

Pflegek<strong>in</strong><strong>der</strong>wesen <strong>und</strong><br />

Adoptionsvermittlungsstelle<br />

(1 VZ besetzt mit 2x 0,5)<br />

Wirtschaftliche <strong>Jugendhilfe</strong> ab<br />

2002 umstrukturiert nach<br />

<strong>Sozial</strong>räumen<br />

(8 VZ)<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

69


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Was hat sich von 2000 bis 2012<br />

getan?<br />

Breiter politischer Konsens, dass dieses Herangehen das Richtige ist – auch wenn<br />

die <strong>Jugendhilfe</strong> nach wie vor hohe Kosten verursacht<br />

<strong>Sozial</strong>raumbüros fest etabliert <strong>und</strong> aus <strong>der</strong> örtlichen Struktur nicht mehr<br />

wegzudenken<br />

Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen alle mit Engagement an Bord – die S<strong>in</strong>nhaftigkeit wird seit langem<br />

nicht mehr <strong>in</strong> Frage gestellt, son<strong>der</strong>n erkannt <strong>und</strong> das Arbeiten <strong>in</strong> dieser Form<br />

geschätzt<br />

Neue Leistungsanbieter – auch viele „Privatpersonen“ die für uns tätig s<strong>in</strong>d; das Feld<br />

passt sich den Bedarfen <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> an<br />

Es werden beständig bedarfsgerechte Hilfeformen neu entwickelt – von <strong>der</strong> HPTA bis<br />

zur Familienkonferenz; ke<strong>in</strong>e „alten Zöpfe“ mehr<br />

Immense Qualitätssteigerung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong> Hilfegewährung auch durch<br />

die E<strong>in</strong>führung von neuen Verfahrensstandards (bsp. <strong>Sozial</strong>raumteams, versch.<br />

Formen kollegialer Beratung)<br />

Kostenbewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>sb. im Bereich <strong>der</strong> stat. Hilfen hat sich klar<br />

erhöht<br />

Stagnation <strong>der</strong> stationären Hilfen auf nahezu gleichbleibendem Niveau seit 2000 (!)<br />

bei deutlichem Anstieg ambulanter Hilfen<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

Struktur <strong>des</strong> Jugendamtes 2012<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>planung<br />

/ Jugendschutz<br />

Leiter/<strong>in</strong> <strong>des</strong> Amtes für<br />

Jugend, Familie <strong>und</strong> Senioren<br />

Servicebüro<br />

Aufgabenbereichsleitung<br />

Jugend/sozial/arbeit<br />

Aufgabenbereichsleitung<br />

<strong>Sozial</strong>e Dienste<br />

Aufgabenbereichsleitung<br />

wirtschaftliche <strong>Jugendhilfe</strong><br />

Aufgabenbereichsleitung<br />

Senioren<br />

Kommunale<br />

Jugendarbeit<br />

(2 VZ)<br />

Jugendsozialarbeit an<br />

Schulen (JaS)<br />

(1,5 VZ an drei Schulen)<br />

Allgeme<strong>in</strong>er<br />

<strong>Sozial</strong>dienst<br />

ausgelagert <strong>in</strong> den<br />

<strong>Sozial</strong>räumen vor Ort<br />

(10,25 VZ = +2,75)<br />

Pflegek<strong>in</strong><strong>der</strong>fachdienst<br />

<strong>und</strong> Adoptionsvermittlungsstelle<br />

(1,5 VZ = +0,5)<br />

Koord<strong>in</strong>ieren<strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutz (KoKi)<br />

(1 VZ = +1)<br />

Wirtschaftliche<br />

<strong>Jugendhilfe</strong><br />

umstrukturiert nach<br />

<strong>Sozial</strong>räumen<br />

- Beistandschaft /<br />

Pflegschaft /<br />

Vorm<strong>und</strong>schaft (3 VZ)<br />

- Wirtschaftliche <strong>Jugendhilfe</strong><br />

(1,1 VZ)<br />

- K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

(1,5 VZ)<br />

- Unterhaltsvorschuss<br />

(UVG)<br />

(2,0 VZ)<br />

- Buchhaltung (0,75 VZ)<br />

(Gesamt 8,35 VZ = +0,35)<br />

Altenhilfeplanung /<br />

seniorenpolítisches<br />

Gesamtkonzept (1 VZ)<br />

Gesetzliche<br />

Betreuungen<br />

(1 VZ)<br />

FQA Fachstelle für<br />

Pflege- <strong>und</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tene<strong>in</strong>richtungen<br />

(1VZ)<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

70


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Nachlese zur<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung ist ke<strong>in</strong> Sparmodell…<br />

…aber sie rechnet sich nachweislich!<br />

In <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels können wir es uns schlichtweg nicht leisten,<br />

Potenziale verkümmern zu lassen – je<strong>des</strong> K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> je<strong>der</strong> Jugendliche ist wichtig –<br />

sowohl für se<strong>in</strong>e eigene Zukunft, aber auch für unser aller Zukunft. Die <strong>Jugendhilfe</strong><br />

kann hier Entscheiden<strong>des</strong> leisten.<br />

Bürgerschaftliches Engagement wird zur immer wichtigeren Ressource. Durch<br />

sozialraumorientiertes Arbeiten wird das vorhandene Engagement von Bürger<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Bürgern zur Geltung gebracht <strong>und</strong> gleichzeitig neues Engagement gehoben.<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung stärkt auch den Zusammenhalt <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Dörfern, da<br />

es auch darum geht füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zustehen <strong>und</strong> sich zu helfen.<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung ist im Landkreis Coburg zur übergreifenden<br />

Handlungsmaxime – weit über die <strong>Jugendhilfe</strong> h<strong>in</strong>aus - geworden. Sie f<strong>in</strong>det auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Altenhilfe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsprävention sowie <strong>in</strong> eigentlich allen Bereichen, die<br />

das Zusammenleben betreffen, E<strong>in</strong>gang.<br />

Zur Landrätetagung <strong>des</strong> Bay. Landkreistags am 17.Oktober 2012<br />

Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong><br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

im Landkreis<br />

Bad Tölz – Wolfratshausen<br />

44. Landrätetagung <strong>des</strong> Bayerischen Lankreistags 17./18. Oktober 2012 <strong>in</strong> Schlüsselfeld, Landkreis Bamberg<br />

71


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Demographische Entwicklung<br />

Bevölkerung im<br />

Landkreis Bad<br />

Tölz-<br />

Wolfratshausen<br />

2030 im Vergleich<br />

zu Anfang 2010<br />

Alter / Geburtsjahr<br />

100/1910<br />

95/1915<br />

90/1920<br />

85/1925<br />

80/1930<br />

75/1935<br />

70/1940<br />

65/1945<br />

60/1950<br />

55/1955<br />

50/1960<br />

45/1965<br />

40/1970<br />

35/1975<br />

30/1980<br />

25/1985<br />

20/1990<br />

15/1995<br />

10/2000<br />

5/2005<br />

0/2010<br />

1.2501.000<br />

750 500 250<br />

0 250 500 750 1.0001.250<br />

Männer 2030 Frauen 2030<br />

Männer 2009 Frauen 2009<br />

Quelle: AfA/SAGS 2011<br />

Demographische Entwicklung<br />

Altersgruppen<br />

2009 2024<br />

Mit<br />

Wan<strong>der</strong>ung<br />

Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> %<br />

Ohne<br />

Wan<strong>der</strong>ung<br />

Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> %<br />

0-24 J. 31.705 28.597 -9,8 26.078 -17,7<br />

25-50 J. 42.063 36.154 -14,0 32.831 -21,9<br />

50-65 J. 22.021 30.448 +38,3 28.059 +28,7<br />

65-79 J. 17.812 19.875 +11,6 19.344 +8,6<br />

80 J. plus 5.484 10.375 +89,2 10.249 +86,9<br />

Insgesamt 119.085 125.449 +5,3 116.561<br />

-2,1<br />

Quelle: SAGS/AfA, 2011<br />

72


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Demografie<br />

im Verhältnis<br />

weniger<br />

E<strong>in</strong>nahmen<br />

mehr<br />

Hilfeempfänger<br />

= mehr<br />

Klienten<br />

pro Klient /<br />

K<strong>und</strong>e<br />

mehr Ausgaben<br />

komplexere<br />

Dienstleistungen<br />

höherer<br />

Arbeitsaufwand<br />

Unsere Ziele<br />

1. In Anbetracht <strong>der</strong> jeweiligen F<strong>in</strong>anzlage das Gewährleisten e<strong>in</strong>er<br />

Ressourcenbereitstellung für die Bürger <strong>in</strong> unserem Landkreis <strong>in</strong><br />

höchstmöglicher Qualität <strong>und</strong> Quantität<br />

2. Die kont<strong>in</strong>uierliche Erhaltung (<strong>und</strong> Verbesserung?) <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

unserer Bürger <strong>und</strong> Bürger<strong>in</strong>nen<br />

3. Das Herstellen <strong>und</strong> Aufrechterhalten e<strong>in</strong>er flächendeckenden,<br />

gleichwertigen <strong>und</strong> regional ausgewogenen Versorgung<br />

(=Chancengleichheit)<br />

4. Deshalb: „Müssen wir alle Überlegungen <strong>und</strong> Planungen, die für unsere<br />

Bürger <strong>in</strong> sozialer H<strong>in</strong>sicht wichtig s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e zeitlich ausreichende,<br />

ganzheitliche <strong>und</strong> örtliche Planung zusammenfassen“.<br />

73


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Integrierte <strong>Sozial</strong>planung …<br />

… bedeutet verstärktes Agieren.<br />

… bedeutet erhöhte <strong>Steuerung</strong>.<br />

… bedeutet mit den vorhandenen<br />

Mitteln besser auskommen.<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Modellprojekt<br />

Integrierte <strong>Sozial</strong>planung Bad Tölz - Wolfratshausen<br />

E<strong>in</strong> vom Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>ordnung,<br />

Familie <strong>und</strong> Frauen geför<strong>der</strong>tes<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Modellprojekt<br />

Stabsstelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteilung für <strong>Sozial</strong>e Angelegenheiten, 50%:<br />

<strong>Sozial</strong>manager, <strong>Sozial</strong>arbeiter, langjährige Leitung von Nonprofit<br />

Organisationen<br />

Wissenschaftliche Begleitung durch Katholische Stiftungsfachhochschule<br />

München<br />

74


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

<strong>Sozial</strong>planung = <strong>Steuerung</strong> ?<br />

Gew<strong>in</strong>n<br />

• Planungsverantwortung über alle Abteilungen <strong>und</strong> Fachplanungen<br />

(= Erkennen <strong>und</strong> Nutzen von Geme<strong>in</strong>samkeiten)<br />

• <strong>Sozial</strong>controll<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hand (= Ausgabensteuerung <strong>des</strong> größten<br />

Kostenfaktors von unabhängiger Stelle)<br />

• Abbau von fachlichen Grenzen („über den Tellerrand schauen, kritisch<br />

h<strong>in</strong>terfragen, s<strong>in</strong>nvolles Neues e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>n“)<br />

• Fachkompetenz Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe im Hause (UN - BRK, Inklusion)<br />

• kompetenter Ansprechpartner zum Thema „Demografie“<br />

• Reduzierung externer Kosten (Beratung, Datenerhebung)<br />

E<strong>in</strong> Teilaspekt<br />

Zukunft für K<strong>in</strong><strong>der</strong> - K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Zukunft<br />

Regional <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>sam<br />

MNPM Prozess & Instrumente<br />

Inhalt<br />

<strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

75


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Die Kostenpyramide<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>kosten<br />

massiver Kostenaufwand für<br />

wenige Fälle<br />

mittlerer<br />

Kostenaufwand<br />

für zunehmende<br />

Fallanzahl<br />

Ger<strong>in</strong>ger Kostenaufwand<br />

für die Mehrzahl von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n/Jugendlichen/Familien<br />

76


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Präventive Netzwerke<br />

• Gezielter Aufbau <strong>und</strong> Ausbau präventiver<br />

Netzwerke<br />

• Aufteilung <strong>des</strong> Landkreises durch<br />

Kreistagsbeschluss <strong>in</strong> vier <strong>Sozial</strong>räume (Süd,<br />

Mitte, Nord <strong>und</strong> Loisachtal)<br />

• Kooperation mit Partnern, die geme<strong>in</strong>sam mit<br />

uns den Aufbau <strong>und</strong> Ausbau dieser Netzwerke<br />

betreiben:<br />

Träger <strong>der</strong> freien <strong>Jugendhilfe</strong><br />

Trägeraufteilung<br />

77


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Neue Struktur <strong>des</strong> Amtes für<br />

Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

• Anstatt e<strong>in</strong>es Leiters <strong>des</strong> <strong>Sozial</strong>en Dienstes vier<br />

Regionalleiter-Stellen<br />

• Für jeden <strong>Sozial</strong>raum e<strong>in</strong> Regionalleiter<br />

• An Stelle <strong>der</strong> zentralen E<strong>in</strong>heit im Landratsamt<br />

zusätzlich drei Außenstellen<br />

Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />

im Regionalteam<br />

• E<strong>in</strong> Regionalteam / <strong>Sozial</strong>raum / Woche<br />

• 50 x im Jahr x 4 <strong>Sozial</strong>räume = 200<br />

Regionalteams<br />

• Die Freien Träger s<strong>in</strong>d mite<strong>in</strong>bezogen<br />

• Ziel: weg von <strong>der</strong> Defizitorientierung h<strong>in</strong><br />

zur Ressourcenorientierung<br />

78


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Regionalteam<br />

Regionalleiter<br />

Fe<strong>der</strong>führen<strong>der</strong><br />

Träger<br />

Kooperationspartner<br />

Vertreter<br />

<strong>Sozial</strong>er Dienst<br />

Fallbetreuen<strong>der</strong> MA<br />

Freier Träger<br />

Jugendsozialarbeiter<br />

an <strong>der</strong> Schule<br />

Vertreter<br />

WiHi<br />

MA<br />

Jugendarbeit<br />

MA Erziehungsberatungsstelle<br />

Kernteam<br />

Sonstige<br />

Flexible Teilnehmer<br />

Controll<strong>in</strong>g:<br />

Virtuelle Budgets für jeden <strong>Sozial</strong>raum<br />

Stand_30_09_2012 Nord Mitte Süd Loisachtal Gesamt<br />

Begleiteter Umgang 564 0 1.384 0 1.948<br />

§ 19 Mutter-K<strong>in</strong>d-Heim 491 0 0 8.929 9.420<br />

Erziehungsbeistandschaft 52.833 70.480 114.361 49.207 286.881<br />

<strong>Sozial</strong>pädagogische Familienhilfe 116.197 200.881 164.571 104.787 586.436<br />

Heilpädagogische Tagesstätte 88.613 107.995 120.962 15.541 333.110<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> Pflegefamilie 118.035 126.555 141.678 56.010 442.277<br />

Heim M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige 426.209 729.308 441.079 52.387 1.648.983<br />

Heim Volljährige<br />

232.180 192.088 118.026 34.233 576.526<br />

Intensive sozialpäd. E<strong>in</strong>zelfallhilfe 0 11.675 0 0 11.675<br />

Ambulante E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe § 35a 56.271 60.552 49.347 7.474 173.645<br />

gesamt 1.091.392 1.499.535 1.151.407 328.568 4.070.902<br />

Prognose Jahresende 1.439.452 1.982.505 1.516.319 430.623 5.368.898<br />

Ansatz 2012 1.573.420 2.134.032 1.412.407 379.141 5.499.000<br />

79


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Ausgaben<br />

brutto 2009 – 2012<br />

8.700.000,00 €<br />

8.600.000,00 €<br />

8.500.000,00 €<br />

8.400.000,00 €<br />

8.300.000,00 €<br />

8.200.000,00 €<br />

8.100.000,00 €<br />

8.000.000,00 €<br />

7.900.000,00 €<br />

7.800.000,00 €<br />

7.700.000,00 €<br />

IST 2009 IST 2010 IST 2011 Prognose<br />

2012<br />

PLAN 2013<br />

10.000.000,00 €<br />

9.000.000,00 €<br />

8.000.000,00 €<br />

7.000.000,00 €<br />

6.000.000,00 €<br />

5.000.000,00 €<br />

4.000.000,00 €<br />

3.000.000,00 €<br />

2.000.000,00 €<br />

1.000.000,00 €<br />

- €<br />

IST 2009 IST 2010 IST 2011 Prognose<br />

2012<br />

PLAN 2013<br />

IST 2009 IST 2010 IST 2011 Prognose 2012 PLAN 2013<br />

Ausgaben (blau) 8.624.387 € 8.037.215 € 8.173.069 € 8.320.000 € 8.580.006 €<br />

E<strong>in</strong>nahmen (gelb) 1.926.947 € 2.337.582 € 1.866.358 € 1.730.000 € 1.645.760 €<br />

Nettoausgaben (rosa) 6.697.440 € 5.699.633 € 6.306.711 € 6.590.000 € 6.934.246 €<br />

80


Arbeitsgruppe 1: Integrierte <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>raumorientierung<br />

Das Verhältnis <strong>der</strong><br />

Hilfearten än<strong>der</strong>t sich<br />

Produktkosten (Nettoaufwand)<br />

2008 2009 2010 2011<br />

Stationäre Hilfen / Vollzeitpflege<br />

Vater/Mutter-K<strong>in</strong>d-Maßn., Heimerz., Pflegek<strong>in</strong><strong>der</strong>, Inobhutnahmen 3.885.067 € 3.360.565 € 2.499.701 € 2.897.949 €<br />

Anteil an Summe Zwecke<strong>in</strong>zelkosten 57% 50% 44% 46%<br />

Teilstationäre Hilfen<br />

Stütz-/För<strong>der</strong>klasse, Tagesgruppen 715.217 € 769.114 € 637.532 € 603.364 €<br />

Anteil an Summe Zwecke<strong>in</strong>zelkosten 10% 12% 11% 10%<br />

Ambulante Hilfen<br />

<strong>in</strong>cl. <strong>Sozial</strong>pädag. Familienhilfe <strong>und</strong> Erziehungsbeist., ISE 1.055.938 € 1.415.389 € 1.322.078 € 1.466.019 €<br />

Anteil an Summe Zwecke<strong>in</strong>zelkosten 15% 21% 23% 23%<br />

Betreuungs- <strong>und</strong> Bildungsmaßnahmen<br />

Tagespflege, Tagese<strong>in</strong>richtungen 551.899 € 403.860 € 464.321 € 453.425 €<br />

Anteil an Summe Zwecke<strong>in</strong>zelkosten 8% 6% 8% 7%<br />

Präventionskosten<br />

Jugendarbeit, -schutz, -sozialarbeit, Sportförd., <strong>Sozial</strong>raum, Erz.Ber. 646.082 € 735.758 € 770.578 € 870.153 €<br />

Anteil an Summe Zwecke<strong>in</strong>zelkosten 9% 11% 14% 14%<br />

Soll-Stand:<br />

Die Kostenpyramide steht wie<strong>der</strong> richtig<br />

81


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Bericht aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe 2:<br />

Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Die Arbeitsgruppe 2 befasste sich mit <strong>der</strong> Personalbemessung <strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> auf <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage von Qualitätsstandards.<br />

Stefanie Krüger vom Bayerischen Lan<strong>des</strong>jugendamt stellte hierzu das Projekt „Personalbemessung <strong>der</strong> Jugendämter <strong>in</strong><br />

Bayern (PeB)“ vor. Mit Stand September 2012 wurde bereits <strong>in</strong> 35 Jugendämtern <strong>in</strong> Bayern die Personalsituation auf<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von PeB untersucht. Im Rahmen von PeB wird auf transparenter Gr<strong>und</strong>lage die Fragestellung geklärt,<br />

mit welcher def<strong>in</strong>ierten Qualität die gesetzlichen Aufgaben im Jugendamt erfüllt werden <strong>und</strong> welches Personal hierfür<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist. Dadurch, dass durch PeB die Qualität <strong>und</strong> Quantität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> sichtbar gemacht wird, ist<br />

PeB dazu geeignet, die <strong>in</strong> § 79a SGB VIII gesetzlich normierte Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

sicherzustellen.<br />

Von Peter Tomaschko wurde die Vorgehensweise <strong>des</strong> Bayerischen Kommunalen Prüfungsverban<strong>des</strong> (BKPV) bei Organisationsuntersuchungen<br />

vorgestellt. Vom BKPV wird dabei die Geschäftsverteilung <strong>und</strong> zur Geschäftsprozessoptimierung<br />

die Ablauforganisation untersucht. Der Personalbedarf wird auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Auftragszeiten<br />

anhand von Kern- <strong>und</strong> Teilprozessen berechnet. Bei den Jugendämtern werden dabei die Bemessungsgr<strong>und</strong>lagen von<br />

PeB verwendet. Neben <strong>der</strong> Stellenbemessung nimmt <strong>der</strong> BKPV auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> wahrgenommenen Aufgaben<br />

auch Stellenbewertungen vor.<br />

Marco Szlapka vom Institut für <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> Organisationsentwicklung e.V. stellte Möglichkeiten zur <strong>Steuerung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> vor. Hierzu gilt es die Informationen auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>berichterstattung <strong>in</strong> Bayern<br />

(JUBB), die im Rahmen von PeB ermittelten Zahlen <strong>und</strong> Vergleiche sowie die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>statistik dargestellten<br />

„Wirkungen“ so zu verb<strong>in</strong>den, dass diese steuernd verwendet werden können. Als Beispiel nannte Marco Szlapka<br />

die Heimerziehung (§ 34 SGB VIII). Der Erfolg solcher Maßnahmen kann danach überprüft werden, <strong>in</strong>wieweit es<br />

gel<strong>in</strong>gt, dass im Anschluss an e<strong>in</strong>e stationäre Heimunterbr<strong>in</strong>gung ke<strong>in</strong>e ambulanten Hilfen mehr erfor<strong>der</strong>lich wurden.<br />

Entsprechend dem Gr<strong>und</strong>satz ambulant vor stationär kann geprüft werden, wie häufig vor e<strong>in</strong>er stationären Hilfe<br />

ambulante Maßnahmen durchgeführt wurden. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Beratung nach § 16 SGB VIII ist beispielsweise dann<br />

erfolgreich, wenn <strong>in</strong> den nachfolgenden beiden Jahren ke<strong>in</strong>e Erziehungshilfe nach § 27 SGB VIII erfor<strong>der</strong>lich wurde.<br />

Zur <strong>Steuerung</strong> ist <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Prüfung erfor<strong>der</strong>lich, ob <strong>der</strong> gewünschte Erfolg e<strong>in</strong>getreten ist. Wenn ne<strong>in</strong>, dann stellt<br />

sich die Frage nach den Konsequenzen, die sich daraus ergeben.<br />

Neben <strong>der</strong> klientenbezogenen <strong>Steuerung</strong> kann auch die Untersuchung <strong>des</strong> Systembezugs erfolgen. Wird dabei festgestellt,<br />

dass zu viele Besprechungen erfolgen, können diese e<strong>in</strong>geschränkt werden. Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> <strong>Steuerung</strong><br />

auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von Auftragszeiten wurde von Marco Szlapka darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass sich bei Teilzeitkräften<br />

e<strong>in</strong> höherer prozentualer Anteil an System- <strong>und</strong> Rüstzeiten <strong>und</strong> damit weniger Klientenzeit ergibt. Es stellt sich daher<br />

die Frage, für welche Aufgaben Teilzeitkräfte am effektivsten e<strong>in</strong>gesetzt werden können.<br />

Die Kosten für PeB werden von Marco Szlapka je nach Intensität auf 10 – 20.000 € beziffert. Die Untersuchungsdauer<br />

beträgt dabei zwischen e<strong>in</strong>em halben <strong>und</strong> maximal e<strong>in</strong>em Jahr.<br />

82


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er Abfrage zeigten sich die anwesenden Landräte, <strong>der</strong>en Jugendämter an PeB teilgenommen haben,<br />

mit dem zugr<strong>und</strong>eliegenden Verfahren zufrieden bis sehr zufrieden. Teilweise wurde <strong>der</strong> anlässlich <strong>der</strong> Untersuchung<br />

festgestellte erhebliche Personalbedarf kritisch gesehen. Von Marco Szlapka wurde <strong>in</strong> diesem Zusammenhang darauf<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, dass im Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen von Jugendämtern Überbesetzungen<br />

festgestellt wurden. Die sich ergebenden Personalmehrungen h<strong>in</strong>gen häufig damit zusammen, dass für <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren neu h<strong>in</strong>zugekommene gesetzliche Aufgaben zum Untersuchungszeitpunkt ke<strong>in</strong>e bzw. unzureichende Personalmehrungen<br />

erfolgt waren. Ferner zieht <strong>der</strong> ermittelte Personalbedarf ke<strong>in</strong>e zw<strong>in</strong>gende Verpflichtung zu Personalmehrungen<br />

nach sich. Um den Personalbedarf zu verr<strong>in</strong>gern, können beispielsweise Standards <strong>in</strong> Arbeitsbereichen<br />

abgesenkt werden.<br />

Berichterstatter: Michael Sturm<br />

83


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Bayerischer Landkreistag<br />

Landrätetagung am 17. <strong>und</strong> 18. Oktober 2012<br />

Personalbemessung <strong>und</strong> <strong>Steuerung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von<br />

Qualitätsstandards<br />

„Personalbemessung <strong>der</strong> Jugendämter <strong>in</strong> Bayern - PeB“<br />

Stefanie Krüger,<br />

Peter Tomaschko,<br />

Marco Szlapka<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Personalbemessung <strong>der</strong> Jugendämter <strong>in</strong> Bayern (PeB)<br />

PeB-Standorte (1. R<strong>und</strong>e):<br />

1. Stadt Nürnberg<br />

2. Landkreis Fürstenfeldbruck<br />

3. Landkreis Neumarkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberpfalz<br />

25<br />

6<br />

5<br />

28<br />

Stand: September 2012<br />

PeB-Standorte (2. R<strong>und</strong>e):<br />

4. Stadt Ingolstadt<br />

24<br />

5. Stadt Hof<br />

6. Landkreis Hof<br />

17. Landkreis Neuburg<br />

7. Landkreis Cham<br />

Schrobenhausen<br />

8. Landkreis Landshut<br />

18. Landkreis Dachau<br />

9. Landkreis Regen<br />

19. Landkreis Donau-Ries<br />

10. Landkreis Freis<strong>in</strong>g<br />

20. Landkreis Augsburg<br />

11. Landkreis Ebersberg<br />

21. Landkreis Nürnberger Land<br />

12. Landkreis München<br />

22. Landkreis Erlangen-Höchstadt<br />

13. Landkreis Landsberg am Lech 23. Landkreis Schwe<strong>in</strong>furt<br />

14. Landkreis L<strong>in</strong>dau (Bodensee) 24. Landkreis Würzburg<br />

15. Landkreis Dill<strong>in</strong>gen an <strong>der</strong> Donau 25. Landkreis Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />

16. Landkreis Aichach-Friedberg<br />

Standorte außerhalb von PeB:<br />

26. Landkreis Günzburg<br />

27. Landkreis Traunste<strong>in</strong><br />

28. Landkreis Wunsiedel i. Fichtel.<br />

31. Stadt Fürth<br />

32. Landkreis Fürth<br />

33. Stadt Rosenheim<br />

14<br />

29. Landkreis Schwandorf<br />

30. Landkreis Altött<strong>in</strong>g<br />

34. Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm<br />

35. Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen<br />

23<br />

26<br />

31<br />

3<br />

20<br />

22<br />

32<br />

19<br />

1<br />

16<br />

17<br />

2<br />

21<br />

4<br />

18<br />

3<br />

13 12<br />

36. …<br />

37. …<br />

38. …<br />

10<br />

11<br />

29<br />

35 36<br />

34<br />

8<br />

33<br />

7<br />

27<br />

30<br />

9<br />

84


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

B<strong>und</strong>esk<strong>in</strong><strong>der</strong>schutzgesetz – BKiSchG<br />

§ 79a SGB VIII<br />

Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

(1) Um die Aufgaben <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> nach § 2 zu erfüllen, haben<br />

die Träger <strong>der</strong> öffentlichen <strong>Jugendhilfe</strong> Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Maßstäbe für die<br />

Bewertung <strong>der</strong> Qualität sowie geeignete Maßnahmen zu ihrer Gewährleistung<br />

für<br />

1. die Gewährung <strong>und</strong> Erbr<strong>in</strong>gung von Leistungen<br />

2. die Erfüllung an<strong>der</strong>er Aufgaben<br />

3. den Prozess <strong>der</strong> Gefährdungse<strong>in</strong>schätzung nach § 8a<br />

4. die Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Institutionen<br />

zu entwickeln, anzuwenden <strong>und</strong> regelmäßig zu überprüfen.<br />

Dazu zählen auch Qualitätsmerkmale für die Sicherung <strong>der</strong> Rechte von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> ihren Schutz vor Gewalt. Die Träger <strong>der</strong><br />

öffentlichen <strong>Jugendhilfe</strong> orientieren sich dabei an den fachlichen Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> nach § 85 Absatz 2 zuständigen Behörden <strong>und</strong> an bereits angewandten<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>und</strong> Maßstäben für die Bewertung <strong>der</strong> Qualität sowie Maßnahmen<br />

zu ihrer Gewährleistung.<br />

Quantität <strong>und</strong> Qualität<br />

Leistungen <strong>der</strong> <strong>Sozial</strong>en Dienste<br />

Leistungsbereiche<br />

SGB VIII<br />

Arbeitsprozesse<br />

Def<strong>in</strong>ierte<br />

Qualität<br />

Aktivitäten<br />

Erfor<strong>der</strong>liche<br />

Ressourcen<br />

Standards<br />

Qualität<br />

Ressourcen<br />

85


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Rechtliche, fachliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Beschreibung<br />

von Arbeitsprozessen<br />

Zugang<br />

über an<strong>der</strong>es JA<br />

Zugang<br />

über „Falle<strong>in</strong>gang“,<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em „an<strong>der</strong>en<br />

KP/TP“<br />

Teilprozess 1b:<br />

Fallübergabe<br />

durch an<strong>der</strong>es JA<br />

Meldung KWG<br />

Gewichtige<br />

Anhaltspunkte<br />

Statistik<br />

24 St<strong>und</strong>en<br />

Ende<br />

Entscheidung<br />

KP § 16<br />

Beratungsangebot<br />

Teilprozess 2:<br />

Teilprozess 1a:<br />

Gefährdungserste<strong>in</strong>schätzung<br />

Vorortabschätzung<br />

KP § 42<br />

Inobhutnahme<br />

Ende<br />

Entscheidung<br />

5<br />

KP §§ 50/1666<br />

Familiengericht<br />

Rechtliche, fachliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Beschreibung<br />

von Arbeitsprozessen<br />

Teilprozess 1a<br />

Ziel / Ergebnis<br />

Aktivitäten<br />

Prozessbeteiligte<br />

Instrumente /<br />

Dokumente<br />

Gefährdungserste<strong>in</strong>schätzung<br />

Der H<strong>in</strong>weis ist dah<strong>in</strong>gehend bewertet, ob gegenwärtig Anhaltspunkte<br />

für e<strong>in</strong>e mögliche Gefährdungssituation <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> vorliegen.<br />

Sofortige Bearbeitung von Anliegen, H<strong>in</strong>weisen <strong>und</strong> Mitteilungen:<br />

• schriftliche Dokumentation <strong>der</strong> Informationen<br />

• erste Bewertung <strong>der</strong> Informationen<br />

• Prüfung, ob die Familie bereits bekannt ist<br />

• Klärung <strong>der</strong> Zuständigkeit, ggf. direkte Weitergabe an die zuständige<br />

Fachkraft (o<strong>der</strong> das zuständige Jugendamt)<br />

• Erörterung <strong>des</strong> Sachverhaltes mit e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Fachkraft <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />

Leitung <strong>und</strong> Dokumentation <strong>des</strong> Ergebnisses<br />

• Mitteilende Person<br />

• Leitung (kollegiale Reflexion)<br />

• „Meldung K<strong>in</strong><strong>des</strong>wohlgefährdung“ „Gewichtige Anhaltspunkte“<br />

• „B<strong>und</strong>esstatistik KWG“ Fallakte elektronische Fallakte<br />

Zeit<br />

Gespräch mit<br />

Mitteilende<br />

Person<br />

Dokumentation<br />

Gewichtige<br />

Anhaltspunkte<br />

Vorortabschätzung<br />

Datenabgleich<br />

Kurzgespräche<br />

(z.B.<br />

Kita, Schule)<br />

Beratung mit<br />

Leitung<br />

Zeitbedarf 20 m<strong>in</strong> 20 m<strong>in</strong> 10 m<strong>in</strong> 15 m<strong>in</strong> 15 m<strong>in</strong><br />

Häufigkeit 1 Gespräch 1 x 1 x 1 x 1 x<br />

86


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Berechnung von Arbeitszeiten (Klientenzeit)<br />

Kernprozess:<br />

"§8a"<br />

Dauer <strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>uten<br />

Faktor<br />

Zeitvolumen <strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>uten pro<br />

Tätigkeit<br />

Gespräche 20 1 20<br />

Dokumentation 20 1 20<br />

Adm<strong>in</strong>istration 10 1 10<br />

Kurzgespräche 15 1 15<br />

Koll. Reflexion 15 1 15<br />

Fahrzeiten 0<br />

0<br />

0<br />

1800<br />

Zeitvolumen <strong>in</strong> M<strong>in</strong>uten pro e<strong>in</strong>zelner TP 80<br />

Anzahl <strong>der</strong> TP 120<br />

Zeitvolumen <strong>in</strong> St<strong>und</strong>en <strong>in</strong>sgesamt 160<br />

Bestandteile <strong>der</strong> Arbeitszeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

Ausführungszeit<br />

Verteilzeit<br />

Rüstzeit<br />

Klientenzeit<br />

TP 1: Gefährdungserste<strong>in</strong>schätzung<br />

Systemzeit<br />

=100%<br />

87


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

„Qualität <strong>und</strong> Quantität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> wird sichtbar“<br />

Arbeitsprozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> lassen sich beschreiben <strong>und</strong> damit<br />

auch vergleichen<br />

Arbeitsabläufe <strong>und</strong> Standards s<strong>in</strong>d rechtlich, fachlich <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />

zu beurteilen <strong>und</strong> transparent<br />

Gewünschte <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>liche Qualität lässt sich durch Leitung<br />

def<strong>in</strong>ieren<br />

Notwendige Arbeitszeiten können berechnet <strong>und</strong> Handlungsbedarfe<br />

rechtzeitig erkannt werden<br />

Leitung kann Qualität <strong>und</strong> Quantität steuern<br />

Politik erhält transparente Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage h<strong>in</strong>sichtlich<br />

fachlicher Qualität <strong>und</strong> notwendiger Ressourcen<br />

Organisationsuntersuchungen durch den<br />

Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband<br />

Ordnungsgemäße Aufgabenerfüllung<br />

Nachvollziehbare Berechnung <strong>des</strong> hierfür notwendigen<br />

Personalbedarfs<br />

Unklare Zuständigkeiten beseitigen<br />

Schwächen <strong>und</strong> Stärken transparent werden lassen<br />

Sachgerechte Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Basis für<br />

künftige Verwaltungsentwicklung<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Abläufe, Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

88


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Geschäftsverteilung<br />

S<strong>in</strong>d die Aufgaben nach sachlichen Gesichtspunkten<br />

zugeordnet?<br />

Gibt es mehrfache Zuständigkeiten?<br />

S<strong>in</strong>d problematische Schnittstellen vorhanden?<br />

Sollten Aufgaben zweckmäßigerweise e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Organisationse<strong>in</strong>heit zugeordnet werden?<br />

Berücksichtigung örtlicher Beson<strong>der</strong>heiten<br />

Berücksichtigung Bürgerfre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> räumliche<br />

Verhältnisse<br />

Ablauforganisation - Geschäftsprozessoptimierung<br />

Wie werden die Aufgaben erledigt?<br />

Welche Hilfsmittel werden e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

Welche Aufgaben könnten besser EDV-gestützt erledigt<br />

werden?<br />

Werden vorhandene EDV-Verfahren umfassend genutzt?<br />

S<strong>in</strong>d die Zuständigkeiten <strong>und</strong> Befugnisse für e<strong>in</strong>e optimale<br />

Aufgabenerledigung ausreichend?<br />

89


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Ablauforganisation im Kreisjugendamt<br />

Beispiel: Kernprozess §§ 27 ff. SGB VIII - Hilfen zur Erziehung<br />

13<br />

Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

Beispiel: Kernprozess §§ 27 ff. SGB VIII - Hilfen zur Erziehung<br />

14<br />

90


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Berechnung von erfor<strong>der</strong>lichen Auftragszeiten auf<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von Kern- <strong>und</strong> Teilprozessen<br />

(Personalbedarf)<br />

Teilprozess 5.1:<br />

Klärung<br />

<br />

4 Gespräche<br />

Dokumentation<br />

Adm<strong>in</strong>istration<br />

Koll. Reflexion (50%)<br />

530 M<strong>in</strong>.<br />

x<br />

Häufigkeit<br />

<strong>des</strong> Teilprozesses<br />

=<br />

Teilprozess 5.2:<br />

Bewilligungsteam<br />

Teilprozess 5.3:<br />

Kontakt mit<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

Team<br />

Dokumentation<br />

Adm<strong>in</strong>istration<br />

<br />

80 M<strong>in</strong>.<br />

<br />

2 Gespräche<br />

Dokumentation<br />

Adm<strong>in</strong>istration<br />

240 M<strong>in</strong>.<br />

x<br />

x<br />

Häufigkeit<br />

<strong>des</strong> Teilprozesses<br />

Häufigkeit<br />

<strong>des</strong> Teilprozesses<br />

=<br />

=<br />

Zeitbedarf<br />

für<br />

den<br />

Kernprozess<br />

Teilprozess 5.4:<br />

1. Hilfeplangespräch<br />

(HPG)<br />

<br />

Gespräche<br />

Dokumentation<br />

Adm<strong>in</strong>istration<br />

Koll. Reflexion (50%)<br />

178 M<strong>in</strong>.<br />

x<br />

Häufigkeit<br />

<strong>des</strong> Teilprozesses<br />

=<br />

Stellenbemessung <strong>und</strong> Stellenbewertung<br />

Stellenbemessung <strong>Sozial</strong>dienst<br />

Zeitbedarf für …<br />

St<strong>und</strong>en im Jahr (FK)<br />

St<strong>und</strong>en im Jahr<br />

(VZÄ)<br />

Klientenzeit 8.844 8.844 79,1%<br />

Fahrzeiten 300 300 2,7%<br />

Rüstzeit 623 548 4,9%<br />

Systemzeit 1.110 1.002 9,0%<br />

Verteilzeit 498 492 4,4%<br />

100%<br />

11.374 11.186<br />

Stellenbewertung<br />

WiHi<br />

Aufgabenbereich St<strong>und</strong>en Anteil %<br />

Leistungsgewährung 643,97 17,03<br />

Zahlbarmachung 641,75 16,97<br />

Ref<strong>in</strong>anzierung 872,92 23,08<br />

Kostenerstattung 100,33 2,65<br />

Sonstige Aufgaben 271,63 7,18<br />

Prosoz Adm<strong>in</strong>istration 389,00 10,29<br />

Haushalt 91,00 2,41<br />

Rüstzeit 267,00 7,06<br />

Systemzeit 360,00 9,52<br />

Verteilzeit 144,53 3,82<br />

Gesamt 3782,13 100,00<br />

91


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

<strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

Ergebnisse & Wirkungen<br />

Was wollen wir erreichen?<br />

Programme, Leistungen<br />

Was wollen wir tun?<br />

Ressourcen<br />

Was wenden wir auf?<br />

Prozesse & Strukturen<br />

Wie wollen wir etwas tun?<br />

<strong>Steuerung</strong> mit Hilfe von PeB <strong>und</strong> JuBB<br />

(JuBB = <strong>Jugendhilfe</strong>berichterstattung <strong>in</strong> Bayern)<br />

JuBB Zahlen<br />

für das Jugendamt<br />

<strong>und</strong> für Vergleiche<br />

PeB Zahlen<br />

für das Jugendamt<br />

<strong>und</strong> für Vergleiche<br />

Lan<strong>des</strong>statistik<br />

(„Wirkungen“)<br />

Fallzahlen<br />

Alter<br />

Klientenzeit<br />

Auftragszeit<br />

Zeit pro Fall<br />

Anregung zur<br />

Hilfe<br />

Gesamtkosten<br />

Kosten pro Fall<br />

Personalbedarf<br />

Personalkosten<br />

Gr<strong>und</strong> für die<br />

Hilfe<br />

Laufzeit<br />

Anteil a. Leistungen<br />

Jugende<strong>in</strong>wohnerwert<br />

Standards<br />

Informationen zur<br />

Beendigung<br />

Nachfolgende<br />

Hilfen<br />

92


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Merkmale zur <strong>Steuerung</strong> von Erziehungshilfen<br />

Heimerziehung<br />

§ 34 SGB VIII<br />

mittlere<br />

Bearbeitungszeit<br />

Kosten pro Fall Laufzeit Personalkosten<br />

vorangegangene<br />

Hilfen<br />

Begründung<br />

<strong>der</strong> Hilfe<br />

Ende <strong>der</strong> Hilfe<br />

Anschlusshilfen<br />

<strong>Steuerung</strong> <strong>des</strong> Produktes Heimerziehung<br />

Zielfel<strong>der</strong> Prozessebene Ziele<br />

Erwartungen<br />

Ergebnisse,<br />

Wirkungen Was<br />

wollen wir erreichen?<br />

Heimerziehung /<br />

Betreutes Wohnen<br />

(<strong>in</strong>kl. junge Volljährige)<br />

Der junge Mensch erhält<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />

För<strong>der</strong>ung außerhalb<br />

se<strong>in</strong>es Familiensystems.<br />

Ziele s<strong>in</strong>d die Rückkehr<br />

<strong>in</strong> die Herkunftsfamilie,<br />

die Integration <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Familie, die<br />

selbständige<br />

Lebensführung.<br />

Indikatoren<br />

Schlüsselzahlen<br />

In 80 % <strong>der</strong> Hilfen wird<br />

das Ziel erreicht (Ziel<br />

im Hilfeplan). In 20%<br />

<strong>der</strong> Hilfen gel<strong>in</strong>gt die<br />

Rückkehr <strong>in</strong> die<br />

Herkunftsfamilie, <strong>in</strong><br />

20% die Integration <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Familie<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> 40% die<br />

Verselbständigung.<br />

Leistungen,<br />

Programme Was wollen<br />

wir tun?<br />

Heimerziehung /<br />

Betreutes Wohnen<br />

(<strong>in</strong>kl. junge Volljährige)<br />

Junge Menschen<br />

erhalten entsprechend<br />

ihres För<strong>der</strong>bedarfes die<br />

geeignete Hilfe.<br />

Anzahl <strong>der</strong> jungen<br />

Menschen nach Alter<br />

<strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungsart<br />

(Heimerziehung <strong>und</strong><br />

betreutes Wohnen) -<br />

Fallzahlen<br />

Anteil <strong>der</strong><br />

Heimerziehung<br />

gemessen an <strong>der</strong><br />

Anzahl aller HzE<br />

Anteil <strong>der</strong><br />

Heimerziehung<br />

gemessen an <strong>der</strong><br />

Anzahl EW-Wert 0-21<br />

Prozesse, Strukturen<br />

Wie wollen wir es tun?<br />

Heimerziehung /<br />

Betreutes Wohnen<br />

(<strong>in</strong>kl. junge Volljährige)<br />

Der junge Mensch wird<br />

so geför<strong>der</strong>t, dass <strong>der</strong><br />

Hilfeerfolg zeitnah<br />

realisiert werden kann.<br />

Dabei stehen ambulante<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> teilstationäre<br />

Hilfen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

In 80% <strong>der</strong> stationären<br />

Hilfen gab es e<strong>in</strong>e<br />

vorangegangene<br />

ambulante o<strong>der</strong><br />

teilstationäre Hilfe.<br />

Die durchschnittliche<br />

Hilfedauer liegt bei 12<br />

Monaten.<br />

93


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

<strong>Steuerung</strong> auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>gung für den Bürger<br />

Ablauforganisation <strong>in</strong> den Kernprozessen ….<br />

Trennungs<strong>und</strong><br />

Scheidungsberatung<br />

(§ 17/18)<br />

Mitwirkung<br />

Familiengericht<br />

(§ 50)<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Beratung<br />

(§ 16)<br />

Erziehungshilfe<br />

(§ 27 )<br />

TP 1<br />

TP 1<br />

TP 1<br />

TP 1<br />

TP 2<br />

TP 2<br />

TP 2<br />

TP 2<br />

TP 3 TP 3<br />

TP 2<br />

TP 3<br />

TP 4<br />

TP 3<br />

TP 3<br />

Bestandteile <strong>der</strong> Arbeitszeit (Beispiel: <strong>Sozial</strong>dienst)<br />

Auftragszeit = Netto-Jahresarbeitszeit (VZÄ)<br />

Ausführungszeit<br />

Rüstzeit<br />

Klientenbezug<br />

Systembezug<br />

Verteilzeit<br />

5% bis<br />

8%<br />

70% bis 80%<br />

10% bis<br />

20%<br />

5%<br />

=100%<br />

© INSO 22<br />

94


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

<strong>Steuerung</strong> auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von Auftragszeiten<br />

Teilprozess 5.1:<br />

Klärung<br />

<br />

4 Gespräche<br />

Dokumentation<br />

Adm<strong>in</strong>istration<br />

Koll. Reflexion (50%)<br />

530 M<strong>in</strong>.<br />

x<br />

Häufigkeit<br />

<strong>des</strong> Teilprozesses<br />

=<br />

Teilprozess 5.2:<br />

Bewilligungsteam<br />

Teilprozess 5.3:<br />

Kontakt mit<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

Team<br />

Dokumentation<br />

Adm<strong>in</strong>istration<br />

<br />

80 M<strong>in</strong>.<br />

<br />

2 Gespräche<br />

Dokumentation<br />

Adm<strong>in</strong>istration<br />

240 M<strong>in</strong>.<br />

x<br />

x<br />

Häufigkeit<br />

<strong>des</strong> Teilprozesses<br />

Häufigkeit<br />

<strong>des</strong> Teilprozesses<br />

=<br />

=<br />

Zeitbedarf<br />

für<br />

den<br />

Kernprozess<br />

Teilprozess 5.4:<br />

1. Hilfeplangespräch<br />

(HPG)<br />

<br />

Gespräche<br />

Dokumentation<br />

Adm<strong>in</strong>istration<br />

Koll. Reflexion (50%)<br />

178 M<strong>in</strong>.<br />

x<br />

Häufigkeit<br />

<strong>des</strong> Teilprozesses<br />

=<br />

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Stefanie Krüger,<br />

Zentrum Bayern Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es, Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Peter Tomaschko,<br />

Bayerischer Kommunaler Prüfungsverband<br />

Marco Szlapka,<br />

Institut für <strong>Sozial</strong>planung <strong>und</strong> Organisationsentwicklung e.V.<br />

95


Arbeitsgruppe 2: Personalbemessung <strong>in</strong> den Jugendämtern<br />

Ergebnisse <strong>in</strong> den Landratsämtern vor Ort<br />

Beschreibung <strong>der</strong> Ablauforganisation sowie <strong>der</strong><br />

Fachlichen Standards (Qualitätshandbuch)<br />

Fortschreibungsfähiges Konzept <strong>der</strong> Ermittlung<br />

von Auftragszeiten (Personalbemessung)<br />

Mittlere Bearbeitungszeiten für die Anpassung bei<br />

neuen Aufgaben <strong>und</strong> Standards (Ressourcensteuerung)<br />

Ressourcenorientierte Gr<strong>und</strong>lagen für das<br />

Controll<strong>in</strong>g (Qualitative <strong>und</strong> Quantitative <strong>Steuerung</strong>)<br />

96


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong><br />

Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

In Arbeitsgruppe 3 wurden die <strong>Jugendhilfe</strong>berichterstattung <strong>in</strong> Bayern (JUBB) durch Hans Re<strong>in</strong>fel<strong>der</strong>, Bayerisches<br />

Lan<strong>des</strong>jugendamt, sowie die Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen aus <strong>der</strong> Sicht <strong>des</strong> Controll<strong>in</strong>gs durch<br />

Brigitte Keller, Landkreis Ebersberg, vorgestellt.<br />

JUBB hat die Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>und</strong> Aufbereitung von planungsrelevanten Daten für die örtlichen Träger <strong>der</strong> öffentlichen<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> zum Ziel. Darüber h<strong>in</strong>aus werden durch JUBB fachlich s<strong>in</strong>nvolle Vergleiche ermöglicht. So wurden<br />

etwa auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> JUBB-Daten bereits die Jugendämter <strong>in</strong> den schwäbischen Landkreisen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen.<br />

Derzeit beteiligen sich 68% <strong>der</strong> Jugendämter an JUBB (davon 58 Landkreise). Die Zukunft von JUBB sieht das<br />

Lan<strong>des</strong>jugendamt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dar<strong>in</strong>, dass es als Teil <strong>des</strong> Qualitätsentwicklungsprozesses nach § 79a SGB VIII <strong>in</strong> den<br />

strategischen Managementprozess <strong>der</strong> Jugendämter <strong>in</strong>tegriert wird.<br />

Im Landkreis Ebersberg wird seit 2012 auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> JUBB-Daten strategisch gesteuert. Wesentliche Elemente s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong> Kontrakt, <strong>in</strong> dem die strategischen Ziele <strong>und</strong> Strategien <strong>des</strong> Jugendamts vere<strong>in</strong>bart werden, sowie die enge Zusammenarbeit<br />

zwischen dem dezentralen Controll<strong>in</strong>g im Jugendamt <strong>und</strong> dem zentralen Controll<strong>in</strong>g <strong>des</strong> Landratsamts,<br />

um die Wirksamkeit <strong>der</strong> ergriffenen Maßnahmen zu überprüfen <strong>und</strong> diese Informationen den Führungskräften als<br />

Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage zur Verfügung zu stellen. Für die strategische <strong>Steuerung</strong> wäre es hilfreich, die eigenen Kennzahlen<br />

mit den Kennzahlen an<strong>der</strong>er Landkreise vergleichen zu können. Hierbei kann auch auf die Erfahrungen aus den<br />

<strong>in</strong>terkommunalen Vergleichen <strong>des</strong> Innovationsr<strong>in</strong>gs <strong>des</strong> Bayerischen Landkreistags zurückgegriffen werden.<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeitsgruppe 3 „<strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge“:<br />

- E<strong>in</strong>e strategische <strong>Steuerung</strong> <strong>der</strong> Jugendämter ist gerade <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong> <strong>des</strong> demografischen Wandels s<strong>in</strong>nvoll. Soweit<br />

datenschutzrechtliche Vorschriften e<strong>in</strong>e strategische <strong>Steuerung</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, sollten diese kritisch überprüft werden.<br />

- Die Durchführung von <strong>in</strong>terkommunalen Vergleichen zwischen den Jugendämtern zur Unterstützung <strong>der</strong> strategischen<br />

<strong>Steuerung</strong> wird befürwortet. Der Landkreistag soll geme<strong>in</strong>sam mit dem Lan<strong>des</strong>jugendamt e<strong>in</strong>e Lösung<br />

erarbeiten, die es allen <strong>in</strong>teressierten Landkreisen ermöglicht, an entsprechenden <strong>in</strong>terkommunalen Vergleichen<br />

teilzunehmen.<br />

Berichterstatter: Klaus Geiger<br />

97


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches<br />

Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Hans Re<strong>in</strong>fel<strong>der</strong><br />

17.10.2012<br />

22.01.2013<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

JuBB<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>berichterstattung<br />

Bayern<br />

98


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

<strong>der</strong>zeit ausgewiesene Daten <strong>der</strong><br />

Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

99


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Zusätzlich ausgewiesen…<br />

<strong>Sozial</strong>strukturdaten, z.B.:<br />

• AL-Quote <strong>der</strong> unter 25-Jährigen<br />

• AL-Quote im Rechtskreis <strong>des</strong> SGB III<br />

• <strong>Sozial</strong>geld nach SGB II bei unter 15-<br />

Jährigen<br />

• Inanspruchnahme von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung<br />

• Frauenerwerbstätigenquote<br />

• Anteil Schulabgänger<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Zusätzlich ausgewiesen…<br />

Demografische Gr<strong>und</strong>daten, z.B.:<br />

• Altersaufbau<br />

• Bevölkerungsentwicklung<br />

(<strong>in</strong>kl. M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige)<br />

• Anteil <strong>der</strong> EW mit ausländischer<br />

Staatsbürgerschaft<br />

• Verhältnis <strong>der</strong> 0- unter 18-Jährigen zum<br />

Rest <strong>der</strong> Bevölkerung (Jugendquotient)<br />

100


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

JuBB ermöglicht fachlich s<strong>in</strong>nvolle Vergleiche<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Vergleich von zwei Landkreisen anhand<br />

JuBB am Beispiel <strong>des</strong> § 33 (Pflege)<br />

Fallzahlen<br />

Inanspruchnahme je<br />

1.000 EW <strong>der</strong> 0 bis<br />

unter 21-Jährigen<br />

Anteil an den HzE<br />

<strong>in</strong>sgesamt<br />

51 <strong>und</strong> 22 2,1 <strong>und</strong> 1,24 19,3% <strong>und</strong> 6,9%<br />

101


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Jugendquotient <strong>der</strong> unter 18- Jährigen <strong>in</strong> Bayern<br />

(Stand: 31.12.2010)<br />

< 0,15 (2)<br />

< 0,18 (10)<br />

< 0,21 (35)<br />

< 0,24 (45)<br />

>= 0,24 (4)<br />

Resultat:<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Arbeit<br />

<strong>des</strong> Jugendamtes:<br />

Jugendquotient (unter 18-Jährige)<br />

<strong>in</strong> Bayern: 0,21<br />

Bsp.:<br />

„junger“ Landkreis<br />

vs.<br />

„alter “Landkreis<br />

Auslösen<br />

verschiedener<br />

Ansprüche an das<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>system<br />

Vergleichbarkeit…<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Jugendämter s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e homogene Gruppe<br />

<strong>und</strong> daher nicht per sé<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichbar<br />

JuBB-Lösung: Clusterbildung<br />

nach e<strong>in</strong>em relevanten Satz von zehn<br />

soziodemographischen Variablen<br />

Landkreise: 7 Cluster<br />

Kreisfreie Städte: 4 Cluster<br />

102


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Cluster<strong>in</strong>g: herangezogene Variablen zur Berechnung<br />

Bevölkerung <strong>und</strong> Demographie:<br />

1. Bevölkerung <strong>der</strong> 0 bis unter 21 - Jährige n<br />

2. Verhältnis <strong>der</strong> 0 bis unter 21 - Jährigen<br />

zum Rest <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

3. Bevölkerungsstand<br />

4. Auslän<strong>der</strong>anteil an <strong>der</strong><br />

Gesamtbevölkerung<br />

Familien- <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>struktur:<br />

1. Arbeitslosenquote Jahresdurchschnitt<br />

2. Empfänger <strong>Sozial</strong>geld bezogen auf je<br />

1000 <strong>der</strong> bis unter 15 - Jährigen<br />

3. Verhältnis E<strong>in</strong>personenhaushalte zu<br />

Haushalten mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

4. Frauenerwerbstätigenquote<br />

5. Anteil Schulabgänger ohne Abschluss<br />

6. Verhältnis Ehelösungen zu<br />

Eheschließungen<br />

Struktur <strong>der</strong> Landkreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte wird relativ gut abgebildet<br />

7 Lkr.-Cluster 4 Stadt-Cluster<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Vergleichbarkeit…<br />

Jugendämter können sich <strong>in</strong>tern zum<br />

Vergleich zusammen schließen …d.h.<br />

ohne Beteiligung <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>jugendamtes<br />

„Schwabenvergleich“ im Auftrag <strong>der</strong><br />

Landräte unter fachlicher Begleitung<br />

<strong>des</strong> Bayerischen Lan<strong>des</strong>jugendamts<br />

103


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Schwabenvergleich…Umgang<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Schwabenvergleich: Beispiel Al-Quote<br />

104


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Schwabenvergleich…Beispiel 1<br />

Verweildauer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heimerziehung <strong>in</strong> Tagen<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Schwabenvergleich…Beispiel 2<br />

Kostenübersicht „Re<strong>in</strong>e Ausgaben“ Heimerziehung (§§ 34, 35a stationär)<br />

105


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Schwabenvergleich …<br />

Empfohlene Fragestellungen<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

• Wie erfolgt die Art <strong>und</strong> Höhe <strong>der</strong><br />

Leistungsgewährung im Abgleich mit an<strong>der</strong>en<br />

Cluster-Landkreisen?<br />

• Ist die Belegpraxis von E<strong>in</strong>richtungen historisch<br />

gewachsen o<strong>der</strong> wird fallspezifisch nach e<strong>in</strong>em<br />

geeigneten Platz gesucht?<br />

• Welchen E<strong>in</strong>fluss hat die Trägerlandschaft vor Ort<br />

auf die Hilfegewährungs– <strong>und</strong> Belegungspraxis<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Zukunft von JuBB…<br />

Erweiterung <strong>der</strong> Datengr<strong>und</strong>lage mit dem<br />

Ziel, alle relevanten Daten für e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>planung zu erfassen<br />

Zusammenführung mit PeB<br />

(Personalbemessung <strong>der</strong> Jugendämter <strong>in</strong><br />

Bayern)<br />

Teil <strong>des</strong> Qualitätsentwicklungsprozesses<br />

nach § 79a SGB VIII<br />

106


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Zukunft von JuBB…<br />

JuBB als fester Teil <strong>des</strong><br />

Managementkreislaufes <strong>des</strong><br />

Jugendamtes<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

JuBB <strong>und</strong> PEB als<br />

Datengr<strong>und</strong>lage<br />

(Fallzahlen,<br />

Kosten,<br />

Personal…)<br />

107


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Voraussetzung<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

• JuBB wird als Aufgabe <strong>des</strong> JA‘s ver<strong>in</strong>nerlicht,<br />

gefor<strong>der</strong>t <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t<br />

• JuBB ist den politischen Entscheidungsträgern<br />

<strong>und</strong> dem JHA zugänglich<br />

• JuBB erfährt Unterstützung <strong>der</strong> politischen<br />

Entscheidungsträger<br />

• JuBB wird nicht alle<strong>in</strong>e aus Gründen <strong>der</strong><br />

Kostenreduktion betrieben<br />

• JuBB wird als Qualitätsentwicklungs<strong>in</strong>strument<br />

gesehen<br />

Ansprechpartner<br />

JuBBerater<br />

im Bayerischen Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Zentrum Bayern<br />

Familie <strong>und</strong> <strong>Sozial</strong>es<br />

Bayerisches Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Grit Hradetzky<br />

(grit.hradetzky@zbfs-blja.bayern.de, 089-1261-2269)<br />

Hans Re<strong>in</strong>fel<strong>der</strong><br />

(hans.re<strong>in</strong>fel<strong>der</strong>@zbfs-blja.bayern.de, 089-1261-2281)<br />

108


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Landrätetagung am 17./18.10.2012:<br />

<strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong><br />

Innovationsr<strong>in</strong>g /<br />

Vergleichsr<strong>in</strong>ge:<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Sicht<br />

<strong>des</strong> Controll<strong>in</strong>gs am Praxisbeispiel<br />

Landkreis Ebersberg<br />

©Brigitte Keller Folie 1<br />

Ausgangssituation im Ebersberger<br />

Jugendamt<br />

In den letzten 10 Jahren wurden Organisationsmodelle<br />

angewandt, mit e<strong>in</strong>er Dreiteilung <strong>und</strong> Zweiteilung <strong>des</strong><br />

Jugendamtes.<br />

Diese Modelle s<strong>in</strong>d gescheitert, 2011 kehrte EBE zur <strong>Steuerung</strong><br />

EINES Jugendamtes mit e<strong>in</strong>er Jugendamtsleitung zurück.<br />

Bisher ist das Budget <strong>des</strong> Ebersberger Jugendamtes steigend<br />

<strong>und</strong> schwer steuerbar.<br />

Von 2005 bis 2012 stiegen die Nettoaufwendungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong> um fast 25 % auf 10,4 Mio Euro. Das ist e<strong>in</strong> Viertel<br />

aller Produktkosten <strong>des</strong> Landkreises.<br />

Gleichzeitig stieg <strong>der</strong> Personale<strong>in</strong>satz von 37 VZ-Kräften auf 42<br />

VZ-Kräfte an, die Personalkosten stiegen um 40 % auf über 2,4<br />

Mio Euro.<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 2<br />

109


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Handlungsdruck ist hoch….<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> erprobt <strong>der</strong> Landkreis Ebersberg<br />

laufend weitere Verfahren, <strong>Jugendhilfe</strong> transparenter <strong>und</strong> für die<br />

Politik steuerbar zu machen.<br />

2011 wurden hierzu mehrere Gutachten <strong>in</strong> Auftrag gegeben, die<br />

nun Schritt für Schritt umgesetzt werden.<br />

2011 bis 2013 liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt auf <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong><br />

<strong>Steuerung</strong> durch das Jugendamt selbst <strong>und</strong> die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen für die Politik.<br />

Dezentrales <strong>und</strong> zentrales Controll<strong>in</strong>g müssen dabei eng<br />

zusammenarbeiten.<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 3<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> kostet sehr viel Geld…..<br />

S<strong>in</strong>d wir sicher, dass das, was wir tun, richtig ist?<br />

Zur Beantwortung dieser Frage MÜSSEN wir strategisch<br />

steuern<br />

Nachfolgend werden 2 <strong>Steuerung</strong>sansätze vorgestellt.<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 4<br />

110


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

1. <strong>Steuerung</strong>sansatz:<br />

Balanced Scorecard im Jugendamt –<br />

BSC fit gemacht für die Praxis<br />

<strong>Strategische</strong>s Management<br />

Zielfeld „Ergebnisse/ Wirkungen“<br />

„Was wollen wir erreichen?“<br />

Zielfeld „Produkte“<br />

„Was müssen wir tun?“<br />

Zielfeld „Ressourcen“<br />

„Was müssen wir e<strong>in</strong>setzen?<br />

Zielfeld „Prozesse / Strukturen“<br />

„Wie müssen wir es tun?“<br />

Kontrakt mit dem Jugendamt<br />

<strong>Strategische</strong> Ziele <strong>und</strong> Strategien<br />

<strong>des</strong> Jugendamtes<br />

Produktorientierter Haushalt<br />

Zusammenfassung <strong>der</strong> strategischen<br />

Ziele<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 5<br />

1. Schritt: - Ziele <strong>und</strong> Erwartungen<br />

Bereich: Allgeme<strong>in</strong>e För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erziehung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie ASD (§ 16 SGB VIII –<br />

Beson<strong>der</strong>heit EBE: wir stellen unsere eigene Beratung <strong>und</strong> Betreuung dar).<br />

Zielfeld „Ergebnisse/ Wirkungen“<br />

„Was wollen wir erreichen?“<br />

1 2<br />

Zielfeld „Produkte“<br />

„Was müssen wir tun?“<br />

Auftragsklärung aus Sicht <strong>des</strong><br />

Bürgers / Bedarfsfeststellung aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Fachkraft / Verweis auf<br />

eigene Ressourcen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Unterstützungsmöglichkeiten<br />

Zielfeld „Ressourcen“<br />

„Was müssen wir e<strong>in</strong>setzen?<br />

4<br />

Bei allen Anfragen von Familien<br />

wird <strong>der</strong>en Unterstützungsbedarf<br />

festgestellt<br />

Zielfeld „Prozesse / Strukturen“<br />

„Wie müssen wir es tun?“<br />

3<br />

Personelle Ausstattung auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong> PeB*) –<br />

Personalkosten angepasst an<br />

Jahresarbeitsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Fallzahlen<br />

*) PeB = Personalbemessungsprozess beim<br />

allgeme<strong>in</strong>en <strong>Sozial</strong>dienst<br />

Alle Anfragen werden zeitnah<br />

bearbeitet <strong>und</strong> geprüft, ob<br />

gewichtige Anhaltspunkte bezogen<br />

auf e<strong>in</strong>e akute<br />

K<strong>in</strong><strong>des</strong>wohlgefährdung vorliegen<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 6<br />

111


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

2. Schritt: - Indikatoren, Schlüsselzahlen –<br />

ASD - § 16 SGB VIII<br />

1 2<br />

Zielfeld „Ergebnisse/ Wirkungen“ Zielfeld „Produkte“<br />

„Was wollen wir erreichen?“<br />

„Was müssen wir tun?“<br />

In 30 % <strong>der</strong> Familien (aktuelles IST:<br />

32 %) konnte die Beratung mit<br />

Verweis auf die eigenen<br />

Ressourcen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Hilfsmöglichkeiten außerhalb <strong>der</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong> abgeschlossen werden.<br />

Zielfeld „Ressourcen“<br />

„Was müssen wir e<strong>in</strong>setzen?<br />

4<br />

In 100 % aller Anfragen erfolgt e<strong>in</strong>e<br />

Auftrags- <strong>und</strong> Bedarfsklärung<br />

(Fallzahl, Falle<strong>in</strong>gang)<br />

Zielfeld „Prozesse / Strukturen“<br />

„Wie müssen wir es tun?“<br />

3<br />

Nettojahresarbeitsst<strong>und</strong>en<br />

Klientenzeit<br />

In 100 % <strong>der</strong> Fälle erfolgt <strong>der</strong><br />

Erstkontakt <strong>in</strong>nerhalb von 1 Woche.<br />

In 100 % <strong>der</strong> Fälle wird überprüft,<br />

ob e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>des</strong>wohlgefährdung<br />

vorliegt.<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 7<br />

Wirkung dieser klaren strategischen<br />

Ausrichtung<br />

Es ist zu erkennen, dass 3 Kontakte ausreichen, um 30 % <strong>der</strong><br />

Fälle abzuschließen.<br />

In dem Umfang, <strong>in</strong> dem es gel<strong>in</strong>gt, diesen %Satz zu<br />

steigern, wird die pädagogische Arbeit im Jugendamt<br />

entlastet <strong>und</strong> es entsteht im Jugendamt ke<strong>in</strong> Fall, damit<br />

auch ke<strong>in</strong>e Kosten.<br />

Bereitschaft zur<br />

Transparenz ist<br />

Voraussetzung<br />

für <strong>Steuerung</strong><br />

Problem: Ebersberg verfügt <strong>der</strong>zeit über ke<strong>in</strong>en „Benchmark“ –<br />

wir wissen nicht, ob 30 % „gut“ o<strong>der</strong> „schlecht“ s<strong>in</strong>d…..<br />

..damit ist es auch schwer, den optimalen Personale<strong>in</strong>satz zu<br />

ermitteln um kosten<strong>in</strong>tensive Hilfen zu vermeiden.<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 8<br />

112


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Quelle zum Nachlesen<br />

Auf die beschriebene Art <strong>und</strong> Weise werden – erstmals im<br />

Haushalt 2012 <strong>in</strong>sg. 7 Produkte gesteuert.<br />

http://www.lraebe.de/Landratsamt.aspx?view=/kxp<br />

/orgdata/default&OrgID=05B61B65-<br />

3BB6-4BC3-8A5F-8859423D1022<br />

Das Jugendamt wird ab 2012 mit BSC<br />

gesteuert – im Internet zum Download<br />

Haushalt 2012 – ab Seite 59<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 9<br />

2. <strong>Steuerung</strong>sansatz:<br />

Wie müssen wir unsere Daten aufbereiten?<br />

‣ JUBB wertet nur rückblickend <strong>in</strong> „Jahren“ aus - das ist zu<br />

wenig, denn Personen haben „Karrieren“, vorangegangene<br />

Maßnahmen werden nur unvollständig dargestellt, damit<br />

bleibt folgende Frage unbeantwortet:<br />

„Welche Maßnahme unterstützt den Klienten am<br />

effektivsten?“<br />

Seit September 2012 haben wir <strong>in</strong> OK JUG e<strong>in</strong>e „Eigenentwicklung“<br />

im E<strong>in</strong>satz, jetzt können z.B. folgende Fragen beantwortet werden:<br />

-Was folgt auf die Erziehungsbeistandschaft?<br />

-Wurde die Hilfe tatsächlich beendet o<strong>der</strong> war lediglich die E<strong>in</strong>leitung<br />

e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Maßnahme notwendig?<br />

Diese Frage beantworten zu können, ist für alle Hilfearten wichtig, um<br />

die Effizienz <strong>der</strong> <strong>in</strong>stallierten Maßnahme beurteilen zu können.<br />

Es ist technisch möglich, jeden Fall auszuwerten, unabhängig<br />

davon, wie lange er <strong>in</strong> welcher Hilfe war.<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 10<br />

113


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Beispiel (1)<br />

Auswertung von § 34 Heimerziehung im Zeitraum 1.1.12 bis<br />

13.9.12:<br />

Man sieht, dass dieser Klient seit 2000 Hilfen erhält <strong>und</strong> auch,<br />

wie lange welche Hilfe gewährt wurde. Durch systematische<br />

Auswertungen erhält man e<strong>in</strong> Bild <strong>des</strong> „Erfolgs“ <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Hilfearten.<br />

Bei <strong>der</strong> letzten Hilfegewährung fällt sofort <strong>der</strong> lange<br />

Bewilligungszeitraum auf – 4 (!) Jahre!<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 11<br />

Beispiel (2)<br />

Auswertung „Beendigung <strong>der</strong> Maßnahmen § 30 SGB VIII<br />

(Erziehungsbeistand) zwischen 01/2012 <strong>und</strong> 09/2012 <strong>und</strong> was<br />

folgt auf die Beendigung?<br />

Diese Auswertung zeigt den Erfolg e<strong>in</strong>er Maßnahme auf <strong>und</strong><br />

beantwortet mehrere Fragen:<br />

- In wie viel % <strong>der</strong> Fälle folgt auf die EB ke<strong>in</strong>e Hilfe mehr?<br />

- In wie viel % <strong>der</strong> Fälle müssen weitere SGB VIII Hilfen<br />

aufgesetzt werden?<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 12<br />

114


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Neue Auswertemöglichkeiten <strong>in</strong> OK JUG<br />

Die beschriebenen Beispiele s<strong>in</strong>d für alle Hilfearten möglich,<br />

damit kann (endlich) <strong>der</strong> „Erfolg“ e<strong>in</strong>zelner <strong>in</strong>stallierte r Hilfen<br />

dargestellt werden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs werden damit die Leistungserbr<strong>in</strong>ger (Jugendamt<br />

selbst aber auch die Träger) transparenter.<br />

Folge: Maßnahmen, die teuer s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> nicht aus <strong>der</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong> herausführen, müssen überprüft werden.<br />

Landräte müssen diese Transparenz aber auch wollen<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 13<br />

Voraussetzungen für diese <strong>Steuerung</strong><br />

Technisch:<br />

Jasper-Modul für OK.JUG – Kosten e<strong>in</strong>malig 1.500 €,<br />

monatlich 66 €<br />

iReport, Oracle SQL Datenbank <strong>und</strong> Zugriffsrechte darauf<br />

Persönlich:<br />

Sem<strong>in</strong>ar <strong>der</strong> AKDB „Erstellen von e<strong>in</strong>fachen Auswertungen<br />

mit JasperReports <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Integration <strong>in</strong> OK.JUG jug31<br />

Sehr gute SQL-Kenntnisse<br />

Gr<strong>und</strong>legende JAVA-Kenntnisse<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 14<br />

115


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

JUBB <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g<br />

JUBB liefert den Landratsämtern das Datengerüst.<br />

Für e<strong>in</strong>e steuerungsrelevante Nutzung auf Kreisebene<br />

wertet <strong>der</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g die Daten an<strong>der</strong>s aus.<br />

Nutzen entfalten beide Instrumente erst wirklich, wenn<br />

auf Kreisebene Bereitschaft für den Datenaustausch<br />

entsteht – das Benchmark<strong>in</strong>g.<br />

Dabei geht es nicht darum, das „schlechteste<br />

Jugendamt“ zu identifizieren – verglichen wird <strong>der</strong> sog.<br />

„Best Practise“ <strong>und</strong> <strong>der</strong> Median.<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 15<br />

Was brauchen Landräte zur <strong>Steuerung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>?<br />

‣ Dezentrales Controll<strong>in</strong>g im Jugendamt, angesiedelt<br />

unmittelbar bei <strong>der</strong> Jugendamtsleitung (z.B. Stabsstelle)<br />

‣ EDV-Fachwissen im <strong>Jugendhilfe</strong>verfahren<br />

‣ Das Lan<strong>des</strong>jugendamt muss die Clustervergleiche zur<br />

Verfügung stellen, um Vergleiche <strong>der</strong> LK zu för<strong>der</strong>n (so wie<br />

dies <strong>der</strong> Innor<strong>in</strong>g macht). Praxis ist, dass Controller nur<br />

schwer an Informationen an<strong>der</strong>er Landkreise<br />

herankommen <strong>und</strong> oft auch e<strong>in</strong> „Nichtöffentlichkeitsvermerk“<br />

erfolgt – das br<strong>in</strong>gt die Diskussion aber nicht<br />

voran – wir brauchen Öffentlichkeit!<br />

‣ Das Wichtigste: Landräte müssen Benchmark<strong>in</strong>g zulassen!<br />

©Brigitte Keller<br />

Folie 16<br />

116


Arbeitsgruppe 3: <strong>Jugendhilfe</strong>berichtswesen <strong>und</strong> Innovationsr<strong>in</strong>g/Vergleichsr<strong>in</strong>ge<br />

Vielen Dank für Ihre<br />

Aufmerksamkeit!<br />

brigitte.keller@lra-ebe.de<br />

Ich freue mich auf e<strong>in</strong>e<br />

spannende Diskussion<br />

©Brigitte Keller Folie 17<br />

117


Der Bayerische Landkreistag ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> vier kommunalen<br />

Spitzenverbände <strong>in</strong> Bayern.<br />

Neben dem Bayerischen Landkreistag s<strong>in</strong>d dies <strong>der</strong> Bayerische Geme<strong>in</strong>detag, <strong>der</strong> Bayerische Städtetag <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verband <strong>der</strong> bayerischen<br />

Bezirke. Die 71 bayerischen Landkreise haben sich freiwillig zu diesem kommunalen Spitzenverband zusammengeschlossen,<br />

<strong>der</strong> gleichzeitig e<strong>in</strong>e Körperschaft <strong>des</strong> öffentlichen Rechts mit Dienstherreneigenschaft ist. Wesentliches Ziel <strong>des</strong> Bayerischen<br />

Landkreistags ist es, die kommunale Selbstverwaltung auf <strong>der</strong> Kreisebene zu sichern <strong>und</strong> zu stärken: Nach außen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

gegenüber dem Gesetzgeber <strong>und</strong> den M<strong>in</strong>isterien, werden die geme<strong>in</strong>samen Interessen <strong>der</strong> bayerischen Landkreise vertreten, nach<br />

<strong>in</strong>nen werden die Mitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong>formiert <strong>und</strong> beraten.<br />

Bayerischer Landkreistag<br />

Kard<strong>in</strong>al-Döpfner-Straße 8 - 80333 München<br />

Telefon: +49 (0) 89/286615-0 - Telefax: +49 (0) 89/282821<br />

<strong>in</strong>fo@bay-landkreistag.de - www.bay-landkreistag.de<br />

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