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Anforderungen an Netzwerkarbeit - Demenz-Service NRW

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<strong>Anforderungen</strong> <strong>an</strong> <strong>Netzwerkarbeit</strong><br />

Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n<br />

Katholische Hochschule <strong>NRW</strong> Abt. Münster,<br />

KDA, Münster, 7. Mai 2013


Netzwerke<br />

Wozu Netzwerke?<br />

• Eigenschaften und Besonderheiten<br />

• Eigenschaften von Netzwerken<br />

• Ein idealtypisches Netzwerk<br />

• <strong>Anforderungen</strong> <strong>an</strong> <strong>Netzwerkarbeit</strong><br />

• Netzwerkmoderation<br />

• Aufbau eines Netzwerkes<br />

• Netzwerksteuerung<br />

• Interprofessionalität gestalten<br />

• Der Netzwerker – Kompetenzen<br />

<strong>Netzwerkarbeit</strong> – ein Zukunftskonzept?<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


denkt<br />

Wenn jeder <strong>an</strong> sich selbst denkt,<br />

ist <strong>an</strong> alle gedacht ???<br />

ist <strong>an</strong> alle gedacht


Wozu Netzwerke?<br />

• Ausdifferenzierte Kostenträger- und Leistungs<strong>an</strong>bieterzuständigkeiten<br />

-> Gesamtsteuerung<br />

• Adressatenorientierung ist nur mehrdimensional,<br />

multiprofessionell, einrichtungsübergreifend umsetzbar <br />

Domin<strong>an</strong>z ökonomischer, betriebswirtschaftlicher<br />

Relev<strong>an</strong>zkriterien, Lobbygruppen<br />

-> ethische Anbindung: AdressatInnenorientierung,<br />

Beratung aus einer H<strong>an</strong>d<br />

• Gesetzliche Grundlagen: integrierte Versorgung, Marktöffnung<br />

(Pflegestützpunkte, §140a-d SGB V)<br />

-> Effektivität und Effizienz durch Vernetzung<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Grundlage: Eigenschaften Netzwerke<br />

• Im Grundsatz freiwilliger Zusammenschluss häufig<br />

unterschiedlicher Träger, Einrichtungen, Professionen,<br />

(Selbsthilfe-)Gruppen, ehrenamtliche Helfer, um den Adressaten<br />

zu helfen (Case M<strong>an</strong>agement)<br />

• vom erneuten Versuch des<br />

Turmbaus zu Babel:<br />

unterschiedliche Kulturen, Normalitätsverständnisse,<br />

Anthropologien, Hierarchien, Zuständigkeiten, Voraussetzungen,<br />

Perspektiven … treffen aufein<strong>an</strong>der – interinstitutionell,<br />

interprofessionell<br />

• Klare Struktur ist das „A und O“: Zusammenarbeit über alle<br />

Hierarchieebenen notwendig (Koordination)<br />

• Unterschiedlicher Verbindlichkeitsgrad sinnvoll (auch innerhalb<br />

eines Netzwerkes) – Prozesse gestalten (Kooperation)<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Grundlagen: Eigenschaften Netzwerke<br />

Weiche Faktoren kennzeichnen Netzwerke<br />

• Freiwilligkeit ( > Arbeitskreise): Wertschöpfung,<br />

M<strong>an</strong>gelerlebnisse<br />

• Gegenseitiges Vertrauen, , Verbindlichkeiten<br />

• Bal<strong>an</strong>ce von Eigennutz und Gemeinschaftsziel,<br />

von Eigensinn und Kontrolle<br />

• Gemeinsame Ziele müssen erarbeitet werden<br />

• Ergebnisorientierung steht im Vordergrund<br />

Netzwerke zeichnen sich dadurch aus, dass es ein<br />

„verbindendes Drittes“ gibt,<br />

was h<strong>an</strong>dlungsleitend ist<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Idealtypisches Netzwerk<br />

-> gemeinsames Ziel; Zielcontrolling<br />

• Alle wissen um Zusammenarbeit im Netz<br />

• Adressatenorientierung, effektiv und effizient<br />

-> Tr<strong>an</strong>sparente Struktur (Koordination)<br />

• „Bausteine“, die integriert zusammen arbeiten<br />

• Vertragliche Regelungen oder Kontrakte<br />

• Arbeitsinstrumente geklärt, Netzwerkpflege, tr<strong>an</strong>sparente<br />

Gremienstruktur<br />

• Zuständigkeiten und Kompetenzen sind bek<strong>an</strong>nt und<br />

verteilt<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Idealtypisches Netzwerk<br />

-> typische Prozessverläufe (Kooperation)<br />

• formal vergleichbare St<strong>an</strong>dardisierungen<br />

• Schnittstellen intersubjektiv geregelt<br />

• Einzelleistungen sind tr<strong>an</strong>sparent und aufein<strong>an</strong>der<br />

abgestimmt<br />

• Daten nach datenrechtlicher Klärung zugänglich<br />

• Gemeinsamer Zugriff auf Ressourcen<br />

• geregeltes Informationssystem<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Netzwerkmodelle (Netzwerkdichte)<br />

Kontinuum<br />

• Hoch st<strong>an</strong>dardisiert, vertraglich geregelte Netzwerke, CM<br />

autorisiert<br />

• Vereinbarungen, St<strong>an</strong>dardisierungen<br />

im Netz<br />

• Vereinbarungen, St<strong>an</strong>dardisierungen bilateral<br />

• Routinierte Zusammenarbeit<br />

bilateral<br />

• Lockere, sporadische, unst<strong>an</strong>dardisierte Kontakte<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


<strong>Netzwerkarbeit</strong> ist (fast) unmöglich und<br />

zugleich gefragt<br />

• Netzwerke sind qua Definition<br />

immer fragil<br />

• sie müssen stets gepflegt werden<br />

• unterschiedliche Interessen<br />

treffen aufein<strong>an</strong>der<br />

• Fragen von Macht, Steuerung<br />

und Geld stehen häufig drohend im Hintergrund<br />

Und gerade deswegen hat <strong>Netzwerkarbeit</strong> Konjunktur<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


hindernde Bedingungen<br />

• (verstecktes) Konkurrenzdenken<br />

• keine klare Aufgabenteilung<br />

• keine gegenseitige Leistungstr<strong>an</strong>sparenz<br />

• fehlende Kooperationseinsicht<br />

• unbedingte KundInnenbindung<br />

• fehlender unmittelbarer Nutzeneffekt<br />

• (nicht ausgesprochene) schlechte Meinung über den Partner<br />

• fachlich<br />

• persönlich<br />

• misslingende Kommunikation<br />

• unterschiedliche Fachsprache, Nichtverstehen<br />

• vornehmliches Erreichen der Leitungsebene<br />

• fehlende Energie für Kooperation<br />

• Zeitm<strong>an</strong>gel<br />

• keine Abrechnungsmöglichkeiten<br />

• fehlende pragmatische, technische Instrumente<br />

• Datenschutz, Schweigepflicht<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Ideen zur Netzwerkmoderation<br />

An der (eigenen) Grundhaltung arbeiten<br />

• Wahrhaftig sein: Bilder - Ged<strong>an</strong>ken – Worte – H<strong>an</strong>del;<br />

authentisch sein mit „Kopf, Herz und H<strong>an</strong>d“<br />

• eigene Wahrnehmungsgrundlagen erkennen (selektive<br />

Wahrnehmung; Konstruktionismus)<br />

• Wertschätzung <strong>an</strong>statt Unverständnis; Verstehen wollen:<br />

Gleichsam einfühlend Verstehen; hinter die Oberflächen der<br />

Positionen und des Verhaltens schauen<br />

• Die „Professionspole“ aufrecht erhalten (Gleichgewicht in Führung)<br />

und in Entwicklung bringen<br />

• von den Positionen zu den Interessen<br />

• <strong>an</strong>tizipierend Nutzen stiften<br />

• Vom trennenden zum verbindenden Denken<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Ideen zur Netzwerkmoderation<br />

• Ziele gemeinsam erarbeiten;<br />

im Zentrum: Adressatenorientierung<br />

(Fromm: Mittel Mittel und<br />

Zweck Zweck sein lassen)<br />

• Verh<strong>an</strong>deln<br />

• Nutzen und Gewinn müssen für alle<br />

erkennbar sein<br />

• dem <strong>an</strong>deren Raum lassen und sich seinen<br />

Raum nehmen: klar sein bzgl. der eigenen<br />

Ziele, Voraussetzungen, Stellung, Bedingungen („jeder möchte gewinnen“)<br />

• Reziprozität herstellen<br />

• Emotionale Anschlussfähigkeiten<br />

• Die Gesamtgruppe im Blick haben: Gruppendynamik<br />

• Konflikte aufdecken, nicht zudecken<br />

mit Perspektivvielfalt bewusst umgehen; Geduld<br />

• Visualisieren hilft<br />

• Moderations- und Mediationstechniken<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Aspekte der Netzwerk-“steuerung“<br />

„Motor sein“<br />

Kultur<br />

Mitglieder<br />

Ziele, Inhalte<br />

Struktur<br />

Leitung, Rollen<br />

Schritte<br />

Prozesse<br />

Mehrheit schafft Kultur;<br />

Partizipation ist zentraler Schlüssel;<br />

Tr<strong>an</strong>sparenz macht Beteiligung möglich<br />

Zuständigkeiten, Rollen, Gremien<br />

Netzwerkkonzept<br />

Org<strong>an</strong>isatorische Elemente:<br />

Rhythmus: Anzahl und Häufigkeit<br />

Initialphase<br />

Analysephase<br />

(Projekt-)Pl<strong>an</strong>ung<br />

Programm-Implementierung<br />

Controlling Evaluation<br />

Methoden<br />

dauerhafte Ressourcen<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n in Anlehnung <strong>an</strong> Löcherbach


Voraussetzungen vernetzter Arbeit<br />

• Die einzelnen Dienste arbeiten formal vergleichbar<br />

• St<strong>an</strong>dardisierungsgrad der Arbeit (Assessment, Hilfepl<strong>an</strong>,<br />

Controlling …)<br />

• Die Schnittstellen sind st<strong>an</strong>dardisiert<br />

• Welche Informationen braucht wer von wem?<br />

• St<strong>an</strong>dardisierte Instrumente<br />

• Klärung der datenrechtlichen Voraussetzungen?<br />

• Screening sowie Assessment und Hilfepl<strong>an</strong>struktur sind<br />

entwickelt<br />

• St<strong>an</strong>dardisierung der Arbeitsschritte (Care M<strong>an</strong>agement)<br />

• Kommunikationsstrukturen sind st<strong>an</strong>dardisiert<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Aufbau eines interinstitutionellen<br />

Netzwerkes<br />

• Aufbau als Projekt begreifen: Projektm<strong>an</strong>agement<br />

• über die Struktur,<br />

die Kultur berücksichtigend,<br />

die Prozesse gestaltend<br />

• Von oben nach unten<br />

• Von innen nach außen<br />

• Von leicht nach schwer<br />

• Gleiche Hierarchieebenen in AGs<br />

• Vom System zum Netzwerk und von der Addition zur<br />

Integration<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


„Es ist nicht leicht, aber es geht“:<br />

Interprofessionalität<br />

• hindernd<br />

•Status, Reputation<br />

•Macht: Steuerung<br />

•Unterschiedliche Fachsprache<br />

•Unterschiedliche Ver<strong>an</strong>twortung, Aufgaben<br />

• hilfreich<br />

•Haltung, Bewusstseinsarbeit<br />

•Gezieltes Einüben; Trainieren<br />

•Klare Zuständigkeiten, Führung bestimmen<br />

•Die Schwierigkeiten (s.o.) offen <strong>an</strong>sprechen<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Interprofessionalität<br />

-> Paradigmenwechsel notwendig<br />

• Von einem selektiven, teilenden, rationalen<br />

Bewusstsein zu einem integrierenden, die<br />

Professionsunterschiede wahrenden, zusammen<br />

denkenden<br />

• Von einem herrschaftlichen, ignorierenden<br />

Bewusstsein zu einem „macht“voll führenden<br />

• Von einem pragmatischen zu einem<br />

nachhaltigen, übergreifenden, die Prozesse<br />

bis <strong>an</strong>s Ende denkenden<br />

• Von einem professionsspezifischen zu einem<br />

adressatenbezogenen Denken<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Methodenkenntnisse<br />

… aus Erwachsenenbildung, Sozial- und Qualitätsm<strong>an</strong>agement sowie<br />

Betriebswirtschaft (Beispielbereiche)<br />

• Kommunikation, Gesprächsführung, Verh<strong>an</strong>deln<br />

• Rollenspielmethoden, Großgruppenverfahren<br />

• lernende Org<strong>an</strong>isation<br />

• Gestaltung einer Unternehmensphilosophie<br />

• Projektm<strong>an</strong>agement, Innovationsm<strong>an</strong>agement<br />

• Personalm<strong>an</strong>agement<br />

• Aufbau- und Ablauforg<strong>an</strong>isation<br />

• Qualitätssicherung; Entwicklung st<strong>an</strong>dardisierter Instrumente<br />

• Marketing und Fundraising<br />

• „Neue Steuerung“, Budgetierung und Prozesskostenrechnung<br />

• Interprofessionelles Wissen, <strong>an</strong>tizipierend Nutzen stiften können<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


<strong>Netzwerkarbeit</strong> – ein Zukunftskonzept?<br />

• <strong>Netzwerkarbeit</strong> setzt eine veränderte Grundhaltung voraus:<br />

Ressourcenorientierung, Wertschätzung, integrierte, nicht additive<br />

Arbeit<br />

• Von der Professionalisierung der eigenen Arbeit bis zur integrierten<br />

Zusammenarbeit<br />

• Es gibt gemeinsame Ziele und klare Strukturen<br />

• Sicherstellung notwendiger Ressourcen<br />

• <strong>Netzwerkarbeit</strong> muss gezielt initiiert und gepflegt werden – sie<br />

funktioniert nicht einfach so<br />

• Adressatenorientierung als fachliche und ethische Grundlage:<br />

ggf. trägerübergreifende Netzwerke<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Was zu beachten ist …<br />

„Sollten Sie <strong>an</strong> diesem Punkt der Meinung sein, das<br />

G<strong>an</strong>ze sei doch viel zu umfassend, viel zu kompliziert<br />

und zu aufwändig oder <strong>an</strong>strengend, so möchten wir<br />

Ihnen (dringend) raten, auf die Einführung<br />

des eines CaseNetzwerkes<br />

M<strong>an</strong>agements zu verzichten – kommt doch<br />

die Durchführung halbherziger, uninspirierter,<br />

ungenügend fundierter und dadurch letztendlich zum<br />

Scheitern verurteilter Verände-rungsprozesse in jeder<br />

Hinsicht teurer zu stehen als solche, die gewissenhaft<br />

vorbereitet und von allen Beteiligten mitgetragen<br />

werden“<br />

(Riet/Wouters, 2002, S. 260)<br />

©Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n


Herzlichen D<strong>an</strong>k für Ihre<br />

Aufmerksamkeit!<br />

Prof. Dr. H.S. Mennem<strong>an</strong>n<br />

KatHO <strong>NRW</strong>, Abteilung Münster<br />

Piusallee 89<br />

48147 Münster<br />

h.mennem<strong>an</strong>n@katho-nrw.de

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