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KOMpass - Ausgabe 8 / 1. Quartal 2014

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Gleiche Löhne für<br />

gleiche Arbeit!<br />

Melike Tohumcu, Spitzenkandidatin KOMinterns für die AK-Wahl in<br />

Tirol, im Interview zu einem der gewerkschaftspolitischen Schwerpunkte<br />

von KOMintern.<br />

<strong>KOMpass</strong>: Eine der Hauptforderungen von KOMintern ist<br />

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Um welche Differenzen<br />

dreht es sich dabei?<br />

Melike: Die von uns angeprangerte Lohnungleichheit betrifft<br />

vor allem zweierlei: zum einen die Lohnschere zwischen Männern<br />

und Frauen und zum anderen die Lohndiskriminierung von<br />

MigrantInnen.<br />

Kannst Du uns das ein Stück näher umreißen?<br />

Frauen verdienen nach wie vor um 23,2% - fast ein Viertel! - weniger<br />

als Männer. In Tirol im Schnitt sogar um über ein Viertel<br />

weniger, nämlich über 27%. Das kann man auch daran ablesen,<br />

dass wir den letztjährigen „Equal Pay Day“, also den Tag ab dem<br />

Frauen statistisch gesehen bis Jahresende gratis arbeiten, in Tirol<br />

bereits am 27. September begehen mussten. Für ganz Österreich<br />

dann am 8. Oktober. Was eben heißt, dass wir Frauen die letzten<br />

drei Monate, und in Tirol noch ein bisschen länger, sozusagen<br />

unentgeltlich arbeiten. Oder andersrum, von da an noch bis Silvester<br />

arbeiten müssen um den Lohn den männliche Werktätige<br />

bereits verdient haben zu erreichen. Eine Differenz, die sich bei<br />

Vollzeitbeschäftigung, um es auch mal in Cash auszudrücken, im<br />

Schnitt auf 10.559,- Euro im Jahr beläuft!<br />

Und das in einem der reichsten Länder?<br />

Ja, und die österreichische Lohnschere zwischen uns und unseren<br />

männlichen Kollegen ist noch viel beschämender als gemeinhin<br />

bekannt. Bei diesem Lohnvergleich schneidet Österreich auch<br />

international besonders schlecht ab. Im letzten „Global Gender<br />

Gap Report“, der 136 Länder daraufhin untersucht und bewertet,<br />

belegt Österreich nur den 96. Platz.<br />

Eigentlich unfassbar.<br />

Das ist noch gar nicht mal alles. Und zeigt nur die durchschnittliche<br />

Lohndifferenz. Darüber hinaus gibt es Bereiche, in denen<br />

diese noch ausgeprägter ist. Etwa bei FacharbeiterInnen, wo der<br />

mittlere Stundenverdienst von Frauen überhaupt bei nur 64% jener<br />

unserer männlichen Kollegen liegt.<br />

Ja, und …<br />

Dazu kommt noch die jährliche Summe nicht bezahlter Überstunden!<br />

67 Mio., also gut 23% der etwas über 300 Mio. jährlichen<br />

Überstunden blieben 2012 zur Gänze unbezahlt. D.h., diese<br />

67 Mio. Stunden wurden weder durch Geld noch durch Zeitausgleich<br />

abgegolten. Das entspricht AK-Berechnungen zufolge einem<br />

zusätzlichen Lohnentgang von im Schnitt grob 2.000,- im<br />

Jahr für die davon Betroffenen. Und auch hier schauen gerade<br />

Frauen erneut am Meisten durch die Finger.<br />

Zudem dann noch der hohe Frauenanteil in atypischen<br />

Beschäftigungsverhältnissen.<br />

Exakt, 77% aller Teilzeit- und „Zwangs“teilzeit-Beschäftigten<br />

sind abermals Frauen.<br />

Du nanntest eingangs als zweite große Lohndiskriminierung<br />

jene von MigrantInnen.<br />

Genau. Das lässt sich auch sehr präzise an der doppelten Lohndiskriminierung<br />

migrantischer Arbeitnehmerinnen zeigen. Sie<br />

unterliegen zu ihrer Lohnschere als Frauen auch noch einer migrantischen<br />

Einkommensdiskriminierung und verdienen nochmals<br />

nur 3/4 dessen ihrer Kolleginnen. Sie sind zudem öfter<br />

atypisch beschäftigt als diese, fast vier Mal so häufig in Leiharbeit<br />

und doppelt so oft in befristeten Jobs. Aber auch hier gibt<br />

es wieder ganz besonders ausgeprägte Bereiche. Und Abstufungen<br />

nach der Herkunft. Frauen mit türkischer Staatsbürgerschaft<br />

etwa, verdienen als Arbeiterinnen und Angestellte 31,8%, beinahe<br />

ein Drittel, weniger als ihre Kolleginnen österreichischer<br />

Staatsbürgerschaft.<br />

Und wie schaut das bei MigrantInnen allgemein aus?<br />

Der Umstand der generellen migrantischen Lohndiskriminierung<br />

ist gleichfalls geradezu frappierend wie skandalös. So ver-<br />

6 <strong>KOMpass</strong>

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