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Vertrauen im Coaching

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<strong>Vertrauen</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Coaching</strong><br />

Trust Tool<br />

Kit<br />

„A trusted coach by coaching trust.“


„<strong>Vertrauen</strong> bedeutet, den ersten Schritt<br />

zu tun, auch wenn du die Treppe<br />

noch nicht ganz sehen kannst.“<br />

[Martin Luther King Jr.]<br />

„Alles Reden ist sinnlos,<br />

wenn das <strong>Vertrauen</strong> fehlt.“<br />

[Franz Kafka]


Inhalt<br />

Auf einen Blick<br />

v Grußwort……………………………........................…….....3<br />

Warum dieses Booklet?<br />

v Bedienungsanleitung.......................................................4<br />

Wie dieses Booklet in die Hand zu nehmen ist<br />

v Doppelt hält besser..........................................................5<br />

Wer sollte wem vertrauen?<br />

v <strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit als Grundhaltung..............……...6<br />

Die Voraussetzung für einen erfolgreichen <strong>Coaching</strong>prozess<br />

v<br />

<strong>Vertrauen</strong>sfaktor `Kompetenz´………….....…........….....7<br />

„Werde ich als kompetenter Coach wahrgenommen?“<br />

v <strong>Vertrauen</strong>sfaktor `Wohlwollen´………................…….....9<br />

„Erkennt mein Coachee, dass ich es gut mit ihm meine?“<br />

v <strong>Vertrauen</strong>sfaktor `Integrität´………..................………..11<br />

„Werden meine Worte und Taten als glaubhaft wahrgenommen?“<br />

v Übungsteil…………….......…………….....…...…........…..13<br />

Reflexion eigener Werte und der <strong>Vertrauen</strong>sfaktoren<br />

v Transfer in den <strong>Coaching</strong>prozess....…................…......18<br />

Praxistest der <strong>Vertrauen</strong>swerkzeuge<br />

v First Aid Kit…..…....................................................………21<br />

Tipps und Tricks<br />

v Literaturverzeichnis…….....................….........………….23<br />

Zum Nachschlagen…<br />

2


Grußwort<br />

Warum dieses Booklet?<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung<br />

männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen<br />

in vorliegendem Booklet gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.<br />

Liebe Coaches,<br />

<strong>Vertrauen</strong> ist wahrscheinlich eines der Schlagwörter, das Sie in Ihrer bisherigen<br />

Ausbildung mit am häufigsten gehört haben. Dass <strong>Vertrauen</strong> in einer von Beratung<br />

geprägten Beziehung essentiell ist, dürfte wohl jedem Coach, Verkäufer, Bänker,<br />

Steuerberater, Arzt oder jedem Psychotherapeuten klar sein. Doch wenn <strong>Vertrauen</strong><br />

derart wichtig ist, wieso müssen dann viele Berater, bei der Generierung dessen, auf<br />

ihren Hausverstand zurückgreifen? Eine mögliche Antwort auf diese Frage ist, dass ihre<br />

langjährigen professionellen Ausbildungen <strong>Vertrauen</strong> zwar thematisieren, jedoch nicht<br />

als fixen Ausbildungsinhalt integrieren.<br />

Für erfahrene Coaches mag dies keine Hürde darstellen, da sie über die Jahre<br />

Strategien entwickelt und gefunden haben, <strong>Vertrauen</strong> <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong> aufzubauen.<br />

Angehende Coaches jedoch, werden in die Beratungswelt entlassen mit dem Wissen<br />

über die Wichtigkeit von <strong>Vertrauen</strong>, aber dem Unwissen über dessen Herstellung und<br />

Wiederaufbau während des <strong>Coaching</strong>prozesses. Diese Diskrepanz gilt es zu<br />

überwinden, indem den Coaches als Zusatz zu ihrer Ausbildung praxisnahe und<br />

theoretisch fundierte Tipps und Strategien vermittelt werden, um zu lernen wie man<br />

vertrauenswürdiger sein bzw. wirken kann.<br />

Diese Idee bildete die Basis für unser Trust Tool Kit, welches sowohl auf<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen der psychologischen Forschung, als auch den<br />

Praxiserfahrungen etablierter <strong>Coaching</strong>experten fußt. Das zugrundeliegende Ziel des<br />

Booklets ist es, eine vertrauenswürdige Grundhaltung zu vermitteln, um einen noch<br />

erfolgreicheren <strong>Coaching</strong>prozess zu ermöglichen. Des weiteren soll es Ihnen als<br />

Coaches vertiefende Blicke in die Theorie gewähren, zur Selbstreflexion anleiten und<br />

den Praxistransfer des Gelernten ermöglichen.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erfolg bei dem Einnehmen einer<br />

vertrauenswürdigen Grundhaltung.<br />

Julian Bilang BSc & Andreas Böhm BSc<br />

Abteilung für Sozial- &<br />

Wirtschaftspsychologie<br />

3


Bedienungsanleitung<br />

Zur sinnvollen Handhabung<br />

Wie Sie dieses Booklet in die Hand nehmen wollen, bleibt letztendlich Ihnen<br />

überlassen, jedoch ist es unser Anliegen, Ihnen einige hilfreiche Anregungen zur<br />

sinnvollen Verwendung dieses Booklets zu geben:<br />

v<br />

v<br />

v<br />

v<br />

v<br />

v<br />

v<br />

v<br />

Der theoretische Input auf den Seiten 5 bis 11 soll als Ergänzung und Vertiefung<br />

der <strong>im</strong> Training erarbeiteten Inhalte verstanden werden<br />

Vor dem Einstieg in den anschließenden Übungs- und Reflexionsteil ist es daher<br />

empfehlenswert, dass Sie Ihr vorhandenes theoretisches Wissen über<br />

<strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong> auffrischen und griffbereit haben<br />

Die Seiten 14 bis 18 sollen Ihnen dabei helfen, Ihre Verhaltensweisen,<br />

Einstellungen und persönlichen Wertvorstellungen <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong>kontext zu<br />

reflektieren<br />

Der darauf folgende Praxistransfer auf den Seiten 19 bis 21 hat den Zweck, Sie in<br />

in Ihrem nächsten <strong>Coaching</strong>prozess für das Thema <strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit zu<br />

sensibilisieren und Ihnen ein Reflexionstool zur Hand zu geben, dass es Ihnen<br />

ermöglicht Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zu Papier zu bringen<br />

Durch das prozessbegleitende Reflektieren der <strong>Vertrauen</strong>sbeziehung zwischen<br />

Ihnen und Ihrem Coachee, können Sie in folgenden Sitzungen bzw. in einem<br />

neuen <strong>Coaching</strong>prozess konkreten und aktiven Einfluss auf diese nehmen<br />

Die verwendeten Transfermethoden können Ihnen selbstverständlich auch über<br />

ihren nächsten <strong>Coaching</strong>prozess hinaus, in Ihrer weiteren <strong>Coaching</strong>karriere<br />

hilfreich sein<br />

Das First Aid Kit am Ende des Booklets soll Ihnen in kniffligen <strong>Coaching</strong>situationen<br />

zur Seite stehen und Ihnen konkrete Ratschläge aus Expertenhand geben<br />

Wer vom Thema <strong>Vertrauen</strong> <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong> nicht genug bekommen kann, dem<br />

seien unsere Literaturempfehlungen auf Seite 23 ans Herz gelegt<br />

Von nun an liegt es in Ihrer Hand. Viel Spaß mit Ihrem persönlichen Booklet!<br />

4


Doppelt hält besser<br />

Wer sollte wem vertrauen?<br />

Welche Rolle spielt MEIN COACHEE be<strong>im</strong> <strong>Vertrauen</strong>saufbau?<br />

VERTRAUEN DÜRFEN<br />

Damit die <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong> gesteckten<br />

Ziele erreicht werden<br />

können, muss der Coachee in<br />

gewisser Weise dazu bereit sein<br />

sich von einer „schwachen“ Seite<br />

zu zeigen und sich dem Coach<br />

anzuvertrauen. Damit dieser<br />

Schritt erleichtert wird, sollte eine<br />

vertrauensvolle Atmosphäre<br />

geschaffen werden.<br />

VERTRAUEN KÖNNEN<br />

Jeder Mensch besitzt eine<br />

individuelle, in der Persönlichkeit<br />

verankerte Neigung anderen<br />

Menschen zu vertrauen: diese<br />

best<strong>im</strong>mt, ob es ihnen generell<br />

leicht oder schwer fällt, sich<br />

anderen anzuvertrauen<br />

Welche Rolle spiele ICH ALS COACH be<strong>im</strong> <strong>Vertrauen</strong>saufbau?<br />

VERTRAUEN HABEN<br />

• In die Fähigkeit des Coachees<br />

die gesteckten Ziele eigenmächtig<br />

zu erreichen<br />

• In die eigenen Kompetenzen als<br />

Coach<br />

• In die Wirksamkeit und<br />

Nützlichkeit von <strong>Coaching</strong><br />

VERTRAUENSWÜRDIG SEIN<br />

• Die Art, wie ich mich als Coach<br />

präsentiere, verhalte und wie ich<br />

meinem Coachee gegenübertrete<br />

best<strong>im</strong>mt, ob ich von<br />

diesem als vertrauensvoll wahrgenommen<br />

werde<br />

• Dies ist eine Grundvoraussetzung<br />

für den <strong>Vertrauen</strong>saufbau und<br />

durch sie ALS COACH DIREKT<br />

BEEINFLUSSBAR<br />

5


<strong>Vertrauen</strong>swürdigkeit<br />

Mayer et al. (1995) 1<br />

VERTRAUENSWÜRDIGKEIT<br />

Kompetenz<br />

(Ability)<br />

• Fachexpertise<br />

• Prozesswissen<br />

• Bereichsspezifisches<br />

Wissen<br />

Wohlwollen<br />

(Benevolence)<br />

• Wertschätzung<br />

• Unterstützen, Fordern<br />

• Empathie<br />

Integrität<br />

(Integrity)<br />

• Echtheit, Kongruenz<br />

• Wertvorstellungen<br />

• Ethische/moralische<br />

Prinzipien<br />

• Coach fühlt sich als<br />

kompetenter Berater<br />

• Coachee vertraut auf<br />

die Kompetenzen des<br />

Coaches<br />

• Coach will Gutes für<br />

den Coachee tun<br />

• Coachee fühlt<br />

bedingungslose<br />

Akzeptanz<br />

• Coach handelt<br />

reflektiert und<br />

glaubwürdig<br />

• Coachee empfindet<br />

Coach als wahrhaftig<br />

GRUNDHALTUNG<br />

<strong>Vertrauen</strong>swürdig zu sein, bedeutet sich seiner eigenen (<strong>Coaching</strong>-)Kompetenzen<br />

bewusst zu sein, in diese zu vertrauen und dieses Selbstvertrauen authentisch<br />

auszustrahlen. Zudem sollte dem Coachee vermittelt werden, dass man ihm jederzeit<br />

unterstützend, ehrlich interessiert und wertschätzend zur Seite steht, ohne dabei die<br />

eigene Integrität und damit verbundene Wertvorstellungen aufzugeben.<br />

Auf den nächsten Seiten wird auf folgende, für die Grundhaltung relevante<br />

Leitfragen, unter Berücksichtigung sozialpsychologischer Konstrukte näher<br />

eingegangen: Wie kann ich meinen eigenen Fähigkeiten vertrauen? Wie kann ich<br />

mich transparent verhalten? Wie kann ich die Perspektive des anderen übernehmen?<br />

Wie kann ich den <strong>Coaching</strong>prozess fair gestalten? Wie kann ich in meiner<br />

<strong>Coaching</strong>rolle echt bleiben?<br />

6


<strong>Vertrauen</strong>sfaktor I<br />

Kompetenz<br />

Aus Sicht der Forschung<br />

Selbstwirksamkeit 2<br />

Dabei geht es um das <strong>Vertrauen</strong> in die eigene Kompetenz und<br />

das eigene Leistungsvermögen: Ist dieses <strong>Vertrauen</strong> hoch, so<br />

erwartet man, durch das eigene Handeln etwas bewirken und<br />

auch schwierige Situationen bewältigen zu können. Diese<br />

positive Erwartungshaltung beeinflusst dann wiederum das<br />

eigene Verhalten, welches sich durch mehr Zielstrebigkeit und<br />

Selbstvertrauen auszeichnet und auf diese Weise auch vom<br />

Interaktionspartner wahrgenommen wird.<br />

Informationale Gerechtigkeit 3<br />

Darunter versteht man die rechtzeitige, transparente und<br />

ehrliche Kommunikation von wichtigen Informationen, die mit<br />

einer Entscheidung oder Geschehnissen zusammenhängen, die<br />

andere Personen betreffen. Werden die weitergegebenen<br />

Informationen von der betroffenen Person als nicht ausreichend,<br />

unglaubwürdig oder irreführend wahrgenommen, so reagiert<br />

diese mit Widerstand und fehlender Akzeptanz.<br />

7


<strong>Vertrauen</strong>sfaktor I<br />

Kompetenz<br />

Aus Sicht der <strong>Coaching</strong>-Praxis<br />

Selbstwirksamkeit:<br />

Wie kann ich meinen eigenen Fähigkeiten vertrauen?<br />

Als ausgebildeter Coach sind Sie <strong>im</strong> Besitz spezifischer<br />

Fähigkeiten eines wissenschaftlich fundierten und in der Praxis<br />

bewährten Beratungskonzepts und besitzen zudem wichtiges<br />

und nicht alltägliches Expertenwissen. Um dies effektiv<br />

verinnerlichen zu können, ist es beispielsweise sinnvoll vor jeder<br />

<strong>Coaching</strong>sitzung in sich zu gehen und sich über die eigenen<br />

Fähigkeiten bewusst zu werden. Wenn Sie an den Erfolg Ihres<br />

Handelns glauben, dann wird auch Ihr Coachee davon<br />

profitieren können, da er dann jenen Gegenüber hat, den er als<br />

<strong>Vertrauen</strong>spartner braucht: einen kompetenten Coach.<br />

Informationale Gerechtigkeit:<br />

Wie kann ich mich transparent verhalten?<br />

Be<strong>im</strong> <strong>Coaching</strong> spielt die Passung zwischen Ihnen als Coach und<br />

dem Coachee eine wichtige Rolle: Indem Sie als Coach<br />

frühzeitig und transparent kommunizieren, was Sie von Ihrem<br />

Coachee erwarten, inwiefern Sie die angestrebten Ziele als<br />

realistisch erachten und offenlegen, wie Sie als Coach arbeiten<br />

und „ticken“, spielen Sie mit offenen Karten. Durch Zuhilfenahme<br />

dieses Skills erleichtern Sie dem Coachee die Entscheidung, sich<br />

auf den Prozess einzulassen und schaffen eine fruchtbare<br />

Ausgangsbasis für eine vertrauensvolle <strong>Coaching</strong>beziehung.<br />

8


<strong>Vertrauen</strong>sfaktor II<br />

Wohlwollen<br />

Aus Sicht der Forschung<br />

Perspektivenübernahme 4<br />

Darunter versteht man die Fähigkeit, sich gedanklich in die Rolle<br />

und Position eines anderen hinein zu versetzen, die Welt aus<br />

dessen Sicht zu sehen und auf seine Werthaltungen, Normen und<br />

Bedürfnisse einzugehen. Indem man sich vorstellt, wie man selbst<br />

sich in der Situation des Anderen fühlen würde oder wie sich die<br />

andere Person in ihrer eigenen Situation gerade fühlen möge,<br />

kann gegenseitiges Verständnis begünstigt und somit eine<br />

Brücke zwischen den zwei Lebenswelten geschlagen werden.<br />

Prozedurale Gerechtigkeit 5<br />

Werden <strong>im</strong> Laufe eines Prozesses, an dem zwei oder mehrere<br />

Menschen beteiligt sind, Entscheidungen getroffen, so werden<br />

diese (nur dann) als gerecht empfunden, wenn dabei die<br />

Interessen aller Betroffenen berücksichtigt wurden, klare Kriterien<br />

für die Entscheidungen vorlagen und öffentlich gemacht wurde,<br />

wie Entscheidungen zustande gekommen sind. Außerdem<br />

sollten bereits getroffene Entscheidungen durch beide Parteien<br />

korrigierbar sein, für den Fall, dass sich die zu Grunde liegenden<br />

Bedingungen geändert haben.<br />

9


<strong>Vertrauen</strong>sfaktor II<br />

Wohlwollen<br />

Aus Sicht der <strong>Coaching</strong>-Praxis<br />

Perspektivenübernahme:<br />

Wie kann ich die Perspektive des anderen übernehmen?<br />

In manchen Situationen stellt es für einen Coach eine<br />

Herausforderung dar, das Anliegen oder gewisse Bedürfnisse des<br />

Coachees sofort zu verstehen. Besonders in solchen Momenten<br />

kann es zu einem Gefühl der Unsicherheit kommen. Deshalb ist<br />

es wichtig, dass Sie sich situativ bewusst in die Lage des<br />

Coachees versetzen, dies kommunizieren und bei Bedarf<br />

nochmals explizit nachfragen. Dadurch bekommt Ihr Coachee<br />

das Gefühl verstanden zu werden, fühlt sich ernst genommen<br />

und kann sich Ihnen gegenüber öffnen.<br />

Prozedurale Gerechtigkeit:<br />

Wie kann ich den <strong>Coaching</strong>prozess fair gestalten?<br />

Gerade <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong> ist es wichtig, dass nur jene Themen und<br />

Inhalte bearbeitet werden, die für den Coachee seiner<br />

Einschätzung nach von hoher Relevanz sind und die er auch zu<br />

bearbeiten bereit ist. Deshalb sollten Sie die <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong>prozess<br />

anstehenden Entscheidungen für ihren Coachee <strong>im</strong>mer<br />

transparent, nachvollziehbar und vor allem mitbest<strong>im</strong>mbar<br />

gestalten. Sie sollten ihm zudem jederzeit das Gefühl geben,<br />

dass <strong>im</strong> Prozess aufkommende Themen und Wünsche<br />

kommuniziert werden dürfen.<br />

10


<strong>Vertrauen</strong>sfaktor III<br />

Integrität<br />

Aus Sicht der Forschung<br />

Authentizität & Kongruenz 6<br />

Als authentischer Mensch wird man dann wahrgenommen,<br />

wenn man anderen Menschen als `echte´ Person begegnet,<br />

die sich nicht hinter einer Maske bzw. Rolle zu verstecken<br />

versucht. Dies erfordert, dass man seine eigenen Werte,<br />

Normen und moralischen Vorstellungen kennt und <strong>im</strong> sozialen<br />

Kontext reflektiert. Außerdem ist es essentiell, dass man seine<br />

Gefühle, Impulse und Eindrücke bei der Interaktion mit<br />

anderen wahrn<strong>im</strong>mt, zulässt und akzeptiert. Hierbei ist es<br />

auch wichtig diese Wahrnehmung seinem Interaktionspartner,<br />

wenn nötig, offen zu kommunizieren, was der<br />

Entstehung von Unsicherheiten vorbeugen kann. Sein<br />

reflektiertes Selbstbild ermöglicht es dem Berater von seinem<br />

Klienten als kongruente Person wahrgenommen zu werden,<br />

indem Wertvorstellungen, beobachtbares und nicht beobachtbares<br />

Verhalten, sowie (non-)verbale Kommunikation<br />

ein übereinst<strong>im</strong>mendes, kongruentes Gesamtbild abgeben.<br />

Dies schafft Transparenz in einer Interaktion, was wiederrum<br />

eine elementare Voraussetzung für eine vertrauensvolle<br />

Beziehung ist.<br />

11


<strong>Vertrauen</strong>sfaktor III<br />

Integrität<br />

Aus Sicht der <strong>Coaching</strong>-Praxis<br />

Authentizität & Kongruenz<br />

Wie kann ich in meiner <strong>Coaching</strong>rolle echt bleiben?<br />

Auch wenn Sie <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong> per Definition eine Rolle,<br />

nämlich die eines professionellen Beraters, einnehmen, so ist<br />

es, um eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen zu können<br />

dennoch wichtig, dass Sie dem Coachee als Mensch mit<br />

transparenten Eigenschaften, Werten und moralischen<br />

Prinzipien gegenübertreten. Dies bedeutet auch, dass Sie<br />

sich mit in einer <strong>Coaching</strong>sitzung aufkommenden Gefühlen<br />

und Eindrücken auseinandersetzen und diese, wenn es dem<br />

Prozess zuträglich erscheint, auch kommunizieren sollten.<br />

Der Gesprächsfokus <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong> sollte zwar ganz klar auf<br />

die Belange Ihres Coachees gerichtet sein, jedoch sollten Sie<br />

sich als Coach darüber <strong>im</strong> Klaren sein, dass Sie zu jedem<br />

Zeitpunkt durch M<strong>im</strong>ik, Gestik und Tonfall Ihre Empfindungen<br />

preisgeben. Achten Sie deshalb darauf, keine Inkongruenzen<br />

in Ihrem verbalen und nonverbalen Verhalten entstehen zu<br />

lassen. Man merkt intuitiv oft sehr schnell, ob der Interaktionspartner<br />

das was er sagt auch wirklich meint oder ob er eine<br />

Rolle spielt. Dies könnte zur Folge haben, dass die<br />

Kommunikation <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong> ambivalent und widersprüchlich<br />

wird, was wiederum Unsicherheiten und Mistrauen<br />

auslösen könnten. Indem Sie sich nicht Verstellen und kein<br />

übertriebenes Impression-Management an den Tag legen<br />

werden gute Voraussetzungen für die Entwicklung von<br />

<strong>Vertrauen</strong> zwischen Ihnen und Ihrem Coachee geschaffen.<br />

12


Reflexion I<br />

Kompetenz<br />

„Was macht SIE persönlich zu einem kompetenten<br />

Coach?“<br />

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„Was macht Sie zu einem Experten in IHREM<br />

Fach?“<br />

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„Nennen Sie eine <strong>Coaching</strong>situation, in der<br />

Sie sich als SELBSTWIRKSAM erlebt haben!<br />

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13


Reflexion II<br />

Benevolenz<br />

„Erinnern Sie sich an Ihr letztes Gespräch:<br />

Welches Bedürfnis hatte Ihr Gegenüber und<br />

wie sind Sie darauf eingegangen?“<br />

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„Wie können Sie ehrliches Interesse Ihrem<br />

Gesprächspartner gegenüber kommunizieren,<br />

ohne dass es künstlich wirkt?“<br />

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„Wie haben Sie Ihrem letzten Coachee<br />

vermittelt, dass Sie ihn wertschätzen und<br />

akzeptieren?<br />

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14


Reflexion III<br />

Integrität<br />

„Beschreiben Sie sich und Ihr Verhalten,<br />

wenn Sie <strong>im</strong> Alltag authentisch sind!“<br />

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„In welchen Situationen fällt es Ihnen schwer,<br />

als Coach authentisch aufzutreten?“<br />

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„Wie könnten Sie diese Situationen erfolgreich<br />

meistern?<br />

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15


Werteübung I<br />

Welche Werte vertreten Sie?<br />

Überlegen Sie sich bitte die 5-10 Werte, die für Sie heute am<br />

wichtigsten sind und ordnen Sie diese nach Ihrer Wichtigkeit. Wo<br />

können Sie diese Werte aktuell ausleben (Bereiche: z.B. Arbeit,<br />

Freunde, Familie, Hobbys, etc.)?<br />

Meine wichtigsten<br />

Werte<br />

Wichtigkeit<br />

(1 = am wenigsten wichtig,<br />

10 am wichtigsten)<br />

Wo(bei) kann ich diese<br />

Werte leben?<br />

16


Werteübung II<br />

Was ist Ihnen als Coach wichtig?<br />

Wählen Sie bitte drei Ihrer zehn wichtigsten Werte aus, die für Sie in<br />

der Rolle als Coach die größte Relevanz besitzen und schreiben Sie<br />

auf, in wie fern Sie diese Werte <strong>im</strong> <strong>Coaching</strong>prozess ausleben<br />

können.<br />

1. ______________________________<br />

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2. ______________________________<br />

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3. ______________________________<br />

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17


Praxistransfer I<br />

<strong>Vertrauen</strong>sskala<br />

Für Ihren nächsten <strong>Coaching</strong>prozess:<br />

Auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 10 (sehr hoch), wie hoch<br />

schätzen Sie das <strong>Vertrauen</strong> innerhalb Ihrer <strong>Coaching</strong>beziehung<br />

ein? Bitte erläutere auch kurz Deine Einschätzung!<br />

1.Sitzung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 <br />

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2.Sitzung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 <br />

---------------------------------------<br />

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---------------------------------------<br />

---------------------------------------<br />

3.Sitzung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 <br />

---------------------------------------<br />

---------------------------------------<br />

---------------------------------------<br />

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4.Sitzung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 <br />

---------------------------------------<br />

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---------------------------------------<br />

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5.Sitzung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 <br />

---------------------------------------<br />

---------------------------------------<br />

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18


Praxistransfer II<br />

Aufbau & Erhalt von <strong>Vertrauen</strong> (1)<br />

Wie haben Sie es geschafft das <strong>Vertrauen</strong> zu Beginn des<br />

<strong>Coaching</strong>prozesses herzustellen?<br />

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Was waren Stolpersteine, die den <strong>Vertrauen</strong>saufbau<br />

erschwert haben und wie konnten Sie diese beseitigen?<br />

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19


Praxistransfer II<br />

Aufbau & Erhalt von <strong>Vertrauen</strong> (2)<br />

Wie haben Sie es geschafft das <strong>Vertrauen</strong> während des<br />

<strong>Coaching</strong>prozesses aufrechtzuerhalten?<br />

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Falls während des <strong>Coaching</strong>prozesses das <strong>Vertrauen</strong> verloren<br />

gegangen ist, wie haben Sie es geschafft dieses wiederherzustellen?<br />

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20


First Aid Kit<br />

Tipps und Tricks (1)<br />

Ich habe das Gefühl, dass<br />

mein Coachee eine Rolle<br />

spielt, was mir den Zugang zu<br />

ihm erschwert.<br />

Eine Rolle wird oft eingenommen,<br />

um den eignen Selbstwert zu<br />

schützen. Daher sollte der<br />

Coach explizit versuchen den<br />

Selbstwert seines Coachees zu<br />

stärken.<br />

Darf bzw. sollte ich als Coach<br />

persönliches von mir preisgeben,<br />

um vertrauenswürdig zu<br />

wirken?<br />

Ja, aber nur wenn der Fokus, trotz<br />

des Preisgebens persönlicher<br />

Erfahrungen be<strong>im</strong> Coachee<br />

bleibt und jene Information eine<br />

starke inhaltlich Relevanz besitzt.<br />

Wie kann ich als Coach die<br />

Beziehungsasymmetrie (Berater-<br />

Klient-Beziehung) überwinden<br />

und ein `Wir-Gefühl´ herstellen?<br />

Indem das vorhandene Interesse<br />

am Gegenüber und dessen Zielerreichung<br />

offen bekundet<br />

wird und man sich auf Augenhöhe<br />

von Mensch zu Mensch<br />

begegnet.<br />

(„Am Ende sind wir alle Mensch“)<br />

Was kann ich machen, wenn<br />

während des <strong>Coaching</strong>prozesses<br />

das <strong>Vertrauen</strong> bei mir<br />

oder meinem Coachee<br />

verlorengegangen ist?<br />

In beiden Fällen sollte dies direkt und<br />

ehrlich vom Coach angesprochen<br />

werden. Im Dialog sollte<br />

erörtert werden, ob, und wenn<br />

ja wie, eine Fortführung des<br />

<strong>Coaching</strong>prozesses sinnvoll erscheint.<br />

21


First Aid Kit<br />

Tipps und Tricks (2)<br />

Wie sehr sollte ich meinem<br />

Bauchgefühl vertrauen, auch<br />

wenn es der Berufspraxis<br />

widerspricht?<br />

Jedem Bauchgefühl sollte zumindest<br />

reflektiert nachgespürt werden,<br />

selbst wenn es erst nach einer<br />

<strong>Coaching</strong>sitzung geschieht.<br />

Fühlt man sich in seiner Intuition<br />

nicht sicher genug, kann man<br />

problemlos auf Bewährtes zurückgreifen.<br />

Was kann ich machen, wenn<br />

ich merke, dass mein Coachee<br />

und ich uns sehr unähnlich sind<br />

bzw. unterschiedliche<br />

Wertevorstellungen haben?<br />

Man kann der Unähnlichkeit mit<br />

Neugierde und Respekt begegnen:<br />

Warum tickt dieser Mensch<br />

so anders als ich? Sind die<br />

Wertvorstellungen in seinem<br />

Kontext vielleicht doch für mich<br />

nachvollziehbar?<br />

Mein Coachee hält Termine<br />

bzw. Abmachungen nicht<br />

ein. Wie kann ich ihm meinen<br />

Unmut darüber äußern, ohne<br />

dass das <strong>Vertrauen</strong> darunter<br />

leidet?<br />

Unmut darf durchaus offen kommuniziert<br />

werden. Es sollte hierbei an die<br />

Eigenverantwortlichkeit des<br />

Coachees für die Erreichung<br />

seiner Ziele appelliert werden,<br />

unter der Prämisse, dass man auch<br />

weiterhin dazu bereit ist ihn dabei zu<br />

unterstützen.<br />

Wie kann ich verhindern, dass<br />

die Beziehung zu meinem<br />

Coachee einen zu<br />

freundschaftlichen Charakter<br />

ann<strong>im</strong>mt?<br />

Es ist wichtig, sich nur bei jenen<br />

Gesprächsthemen aufzuhalten, die<br />

von direkter Relevanz für die<br />

Zielerreichung des Coachees<br />

sind. Dies gilt auch für die<br />

Preisgabe persönlicher Infos auf<br />

Seiten des Coaches.<br />

22


Literaturverzeichnis<br />

Zum Nachschlagen...<br />

v 1 Mayer, R. C., Davis, J. H., & Schoorman, F. D. (1995).<br />

An integrative model of organizational trust. Academy<br />

of management review, 20(3), 709-734.<br />

v<br />

2 Bandura, A. (1997). Self‐efficacy: The exercise of<br />

control. New York: Freeman.<br />

v<br />

3, 5 Colquitt, J. A., Conlon, D. E., Wesson, M. J., Porter,<br />

C. O., & Ng, K. Y. (2001). Justice at the millennium: a<br />

meta-analytic review of 25 years of organizational<br />

justice research. Journal of applied psychology, 86(3),<br />

425.<br />

v<br />

4 Batson, C. D., Early, S., & Salvarani, G. (1997).<br />

Perspective taking: Imagining how another feels versus<br />

<strong>im</strong>aging how you would feel. Personality and social<br />

psychology bulletin, 23(7), 751-758.<br />

v<br />

6 Gruber, R. (2008). Carl R. Rogers: Entwicklung der<br />

Persönlichkeit. In Einhundert Meisterwerke der<br />

Psychotherapie (pp. 175-177). Springer Vienna.<br />

23


Impressum:<br />

Universität Salzburg – Fachbereich Psychologie –<br />

Abteilung für Sozial- & Wirtschaftspsychologie –<br />

Julian.Bilang@stud.sbg.ac.at - Andreas.Boehm@stud.sbg.ac.at

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