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Verabschiedung Helmut Friedel - Ein Rückblick von ... - Lenbachhaus

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<strong>Verabschiedung</strong> <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> - <strong>Ein</strong> Rückblick<br />

<strong>von</strong> Irene Netta, 5.12.2013<br />

Nach der glanzvollen Eröffnung des sanierten <strong>Lenbachhaus</strong>es im Mai 2013 wird <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong><br />

zum Ende des Jahres nach langjähriger Direktorentätigkeit das Amt an seinen Nachfolger Matthias<br />

Mühling abgeben.<br />

<strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> blickt auf insgesamt 36 Jahre Tätigkeit für das <strong>Lenbachhaus</strong> zurück, denn bereits<br />

1977 begann er als Kurator unter Armin Zweite hier zu arbeiten, bevor er 1990 als dessen<br />

Nachfolger die Leitung des Museums übernahm. In diesem langen Zeitraum ist viel geschehen,<br />

das große Engagement <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s hat dem <strong>Lenbachhaus</strong> durch den Ausbau seiner<br />

Sammlung, die zahlreichen Ausstellungen, Publikationen und wissenschaftlichen Tätigkeiten über<br />

die Grenzen Deutschlands hinaus zu großem Ansehen und internationaler Aufmerksamkeit<br />

verholfen. Das ließ sich auch an den stetig steigenden Besucherzahlen ablesen, die das Haus<br />

spätestens mit den beiden großen Ausstellungen zu Franz Marc (2005/06) und Wassily Kandinsky<br />

(2008/09) an seine absoluten Kapazitätsgrenzen brachte und schließlich den Beschluss der Stadt<br />

München herbeiführte, das Museum einer Generalsanierung zu unterziehen und damit den<br />

heutigen Anforderungen an eine solche Institution anzupassen. Das <strong>Lenbachhaus</strong> hat sich unter<br />

der langjährigen Aufsicht <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s also auch baulich vielfach verändert, hat den Kunstbau<br />

hinzugewonnen und schließlich mit der Generalsanierung durch Foster + Partner noch einmal ein<br />

ganz neues architektonisches Erscheinungsbild innen und außen erhalten.<br />

Die Kulturpolitik Münchens und die damit eng verbundenen Aufgaben und Sammlungstätigkeiten<br />

des <strong>Lenbachhaus</strong>es standen 1977 noch unter ganz anderen Vorzeichen als heute. Nach den<br />

umfangreichen Schenkungen Gabriele Münters 1957 und Bernhard Köhlers 1965 <strong>von</strong> zahlreichen<br />

Werke der Künstler des Blauen Reiter und der Eröffnung des eigens dafür geschaffenen Anbaus<br />

1972, bemühte sich Armin Zweite seit seinem Amtsantritt als Direktor des <strong>Lenbachhaus</strong>es 1974 in<br />

den folgenden Jahren um die Öffnung des Museums für junge internationale Kunst. Die bis dahin<br />

fast ausschließlich auf das lokale Kunstgeschehen konzentrierte Städtische Galerie dafür zu<br />

öffnen, war keine leichte Aufgabe. Die große Sammlung des Blauen Reiter aber hatte neue<br />

Maßstäbe gesetzt, der ausschließlich lokale Bezug der Städtischen Galerie war nicht länger<br />

aufrechtzuerhalten. Der Blick sollte sich nun über die Grenzen Münchens und Süddeutschlands<br />

hinaus in die ganze Welt richten, ohne dabei den Rückbezug auf die eigene Geschichte und die<br />

Position als Städtische Galerie Münchens aus den Augen zu verlieren. Es sollten nicht mehr<br />

ausschließlich Münchener Künstler gefördert werden, sondern in München ansässige Künstler.<br />

Somit verlagerte sich der Schwerpunkt <strong>von</strong> einer Münchener Schule zu einer Kunst, die in<br />

München stattfand. Um diesem Anspruch genügen zu können, wurde in den 70er Jahren das<br />

Ausstellungswesen deutlich ausgebaut. Die Räume im Erdgeschoss des Nordflügels blieben<br />

Sonderausstellungen vorbehalten, in denen ein verdichtetes Ausstellungsprogramm realisiert


werden konnte. Es entstand ein Forum für aktuelle Positionen der Kunst in München, das zugleich<br />

einen Dialog zur ständigen Sammlung des Hauses aufnehmen sollte. Das auf diese Weise in den<br />

70er Jahren sich entwickelnde umfangreiche und vielfältige Ausstellungsprogramm schloss<br />

zunehmend die klassische Moderne und die internationale Gegenwartskunst mit ein, was damals<br />

eine nicht zu unterschätzende Pionierleistung im Museumswesen darstellte. <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>, den<br />

Armin Zweite 1977 ans Haus holte, nahm diese Herausforderung an. Seine erste eigene<br />

Ausstellung im <strong>Lenbachhaus</strong> Anfang 1978 galt den Gemälden und Zeichnungen <strong>von</strong> Rupprecht<br />

Geiger.<br />

Als zusätzlichen Ausstellungsraum übernahm das <strong>Lenbachhaus</strong> 1971 das sogenannte<br />

Kunstforum in der Unterführung Maximilianstrasse und Altstadtring. Dieser große, schlichte,<br />

architektonisch vom Charakter einer Fußgänger-Unterführung bestimmte Raum ermöglichte noch<br />

mal eine ganz andere Form der Präsentation junger zeitgenössischer Künstler und stellte damit<br />

eine wichtige Ergänzung zu den historisch geprägten Räumlichkeiten des <strong>Lenbachhaus</strong>es dar.<br />

Über 100 Ausstellungen wurden dort unter der Regie des <strong>Lenbachhaus</strong>es bis 1995 gezeigt. Da<strong>von</strong><br />

hatte <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> zwischen 1978 und 1990 insgesamt 92 Präsentationen allein kuratiert und<br />

realisiert. Das Kunstforum hatte durch die Arbeiten <strong>von</strong> Blinky Palermo (1972) und <strong>von</strong> Joseph<br />

Beuys („zeige deine Wunde“ 1976) – organisiert <strong>von</strong> der Galerie Schellmann und Klüser – eine<br />

besondere Qualität angenommen. Der unwirtliche Ort sollte mit den vielen Installationen, die unter<br />

<strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s Regie folgten, ein bestimmtes Format erhalten, zu dem sich die unterschiedlichen<br />

Positionen bewegen und ausrichten konnten. Das Kunstforum bot auf diese Weise hervorragende<br />

Möglichkeiten, in kleinen, wohl überlegten Schritten die zeitgenössische internationale Kunst ins<br />

städtische Bewusstsein zu rücken und neben Blinky Palermo und Joseph Beuys zahlreiche<br />

zeitgenössische Künstler wie Franz Bernhard, Kurt Benning, Alfried Hagedorn, Bernd Zimmer,<br />

Franz Erhard Walther, Rudolf Herz, Beate Passow, Matthias Wähner, Siegfried Kaden, Roni Horn,<br />

Richard Artschwager, Dieter Villinger und viele andere mit internationalen Künstlern wie Keiji<br />

Uematsu, Chihiro Shimotani, Kazuo Katase, Robin Beers, Tim Wheeler, Urs Lüthi, Carl Andre oder<br />

Ian Mckeever zu konfrontieren bzw. einen Dialog in Gang zu setzen, sie ins Gespräch zu bringen.<br />

In den 80er Jahren folgte diesem Ausstellungskonzept auch die Ankaufspolitik und ermöglichte<br />

Erwerbungen <strong>von</strong> Künstlern wie Günter Fruhtrunk, Gerhard Richter, ARAKAWA, Nikolaus Lang,<br />

Ernst Geitlinger, Ugo Dossi, Rainer Wittenborn, Andy Warhol, Michael Heizer, Rupprecht Geiger,<br />

Ernst Hermanns, Rolf Cavael, aber auch Eduardo Arroyo, Bruno Gironcoli, Fabrizio Plessi u.a.. Sie<br />

alle waren zuvor in Ausstellungen im <strong>Lenbachhaus</strong> vorgestellt worden. Dabei ging es <strong>von</strong> Anfang<br />

an nicht darum, enzyklopädisch zu sammeln. Armin Zweite vertrat vielmehr die Auffassung, dass<br />

sich der Sinngehalt eines Kunstwerks vor allem aus dem Werkzusammenhang erschließt, weshalb<br />

nach Möglichkeit eine Vielzahl bzw. ganze Werkgruppen eines Künstlers erworben wurden und bis<br />

heute die jeweilige künstlerische Entwicklung weiterverfolgt wird. Das heißt, obgleich neue<br />

Künstlernamen den Sammlungsbestand der Lenbachgalerie erweitern, erscheinen bis heute auch


immer wieder alt bekannte Namen bei den Neuerwerbungen. Dieses Museumskonzept übernahm<br />

ab 1990 auch <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> und baute die Verknüpfung <strong>von</strong> Sammlung und Ausstellungen weiter<br />

aus. Unter seinem <strong>Ein</strong>fluss wurde außerdem schon früh ein neuer Schwerpunkt auf die<br />

italienische Gegenwartskunst gesetzt. Neben <strong>Ein</strong>zelausstellungen zu Giuseppe Spagnulo,<br />

Fabrizio Plessi, Paolo Parisi u.a. konzipierte <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> 1984 die umfassende Präsentation<br />

Der Traum des Orpheus. Mythologie in der italienischen Gegenwartskunst 1967-1984. Im zehn<br />

Jahre später hinzu gewonnenen Kunstbau folgten dann weitere große Ausstellungen zu<br />

Michelangelo Pistoletto, Alberto Burri, Marco Gastini und Enzo Cucchi.<br />

Während seiner Kuratorentätigkeit förderte <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> zudem schon sehr früh die als<br />

Ausdrucksmittel in der bildenden Kunst neu entdeckten Medien wie die Videokunst, die<br />

Performance und die Land Art. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre wurden auf seine<br />

Initiative hin zahlreiche Videoarbeiten internationaler junger Künstler im <strong>Lenbachhaus</strong> gezeigt, wie<br />

z.B. Nam June Paik, Bill Viola, Jenny Holzer, David van Tiegham, John Sandborn, Dara Birnbaum,<br />

Jane Brettschneider, oder auch Rebecca Horn, Wolf Vostell, Friederike Pezold, Valie Export und<br />

viele andere. <strong>Ein</strong>ige da<strong>von</strong> standen in unmittelbarer Verbindung mit Performances, die im<br />

<strong>Lenbachhaus</strong> selbst veranstaltet worden waren. Dazu zählen auch einige Arbeiten der beiden<br />

österreichischen Künstler Hermann Nitsch und Arnulf Rainer. Im Februar 1979 fanden schließlich<br />

eine ganze Reihe <strong>von</strong> Performance-Veranstaltungen im <strong>Lenbachhaus</strong> statt, an denen Arnulf Rainer<br />

und Dieter Roth, Jürgen Klauke, Peter Weibel, Jana Heimsohn, Jochen Gerz, Valie Export, Herbert<br />

Achternbusch u.a. beteiligt waren. Sie fanden damals großen Zulauf und wurden in der Presse als<br />

das europäische Performance-Ereignis schlechthin bezeichnet. Es folgten im Laufe der 80er Jahre<br />

zahlreiche Ankäufe <strong>von</strong> Videoarbeiten <strong>von</strong> Ulrike Rosenbach, Dan Graham, Klaus vom Bruch,<br />

Marcel Odenbach, Ulay & Abramovic, Bruce Naumann, Bill Viola, Nam June Paik, um nur einige zu<br />

nennen. Darüber hinaus zeigte das <strong>Lenbachhaus</strong> <strong>von</strong> 1985 bis 1997 anlässlich der Verleihung des<br />

Marler Video-Kunst-Preises alljährlich eine Ausstellung zur deutschen Videokunst.<br />

1979/1980 konnten zudem Arbeiten des amerikanischen Künstlers Michael Heizer erworben<br />

werden, die eines der ersten und umfangreichsten Land Art-Projekte in Europa dokumentieren,<br />

das 1969 <strong>von</strong> Heizer in München Neuperlach umgesetzt worden war. Auch hier verbanden sich auf<br />

ganz eigene Weise internationale und zugleich auf München bezogene Kunst.<br />

Im Sommer 1990 trat <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> die Nachfolge <strong>von</strong> Armin Zweite als Direktor der<br />

Städtischen Galerie an. <strong>Ein</strong>e erste entscheidende Veränderung im Sammlungsbereich unter seiner<br />

Leitung erfolgte 1992 und betraf die Neugestaltung der Ausstellungsräume für den Blauen<br />

Reiter mit farbigen Wänden. Diese <strong>von</strong> <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> initiierte Maßnahme rief damals heftige<br />

Kontroversen hervor, die zum Teil bis heute anhalten. Ausgangspunkt für die neue Farbgestaltung<br />

waren für ihn vorausgegangene Beobachtungen an den in diesen Räumen ausgestellten


Kunstwerken. »Vor dem bis dahin hellen weißen Hintergrund hat die Malerei«, so <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> in<br />

seinem Vorwort für den Jahresbericht des <strong>Lenbachhaus</strong>es 1990-1993, »meines Erachtens enorm<br />

an farblich sinnlicher Präsenz verloren. Die Gemälde erschienen geradezu körperlos. Bei der<br />

Farbfindung gab es keine historische Referenz, auf die wir uns unmittelbar beziehen konnten,<br />

respektive wollten. Wir hatten die Fotografien Gabriele Münters <strong>von</strong> der ersten Ausstellung des<br />

Blauen Reiters in der Galerie Thannhauser 1911 vor Augen. In diesen schwarz/weiß Aufnahmen<br />

erkennen wir deutlich, dass wohl Papierbahnen dunkler Färbung bewusst als Hintergrundfolie für<br />

diese Arbeiten eingesetzt wurden. Von diesem Punkt aus konnten wir annehmen, dass eine<br />

Weißtünchung mit Sicherheit nicht den Intentionen der Künstler dieser Zeit entsprach. Da sich<br />

unsere Sammlung im Wesentlichen aber auf die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg konzentriert,<br />

konnten wir die Vorlage der Thannhauser-Ausstellung und somit eine durchgehende, einheitliche<br />

Gestaltung als sinnvoll zugrunde legen. Insofern keine historische Rekonstruktion betrieben<br />

werden konnte und wollte, waren natürlich auch die Ergebnisse farbiger Wandgestaltung in der<br />

aktuellen Kunst richtungsweisend.« Die Sammlung des Blauen Reiter wird seitdem auf, allerdings<br />

immer wieder wechselnden farbigen Wänden präsentiert, was bis heute sehr unterschiedliche<br />

Reaktionen bei den Besuchern auslöst, aber allenthalben imitiert und auch ohne den historischen<br />

Kontext kopiert wird. <strong>Ein</strong>e historische wissenschaftliche Untersuchung des Themas unternahm<br />

Marion Ackermann, Kuratorin am <strong>Lenbachhaus</strong> <strong>von</strong> 1997 bis Ende 2003, in dem 2003 erschienen<br />

Buch Farbige Wände. Zur Gestaltung des Ausstellungsraumes <strong>von</strong> 1880 bis 1930.<br />

Bevor das <strong>Lenbachhaus</strong> 2009 für vier Jahre anlässlich der Generalsanierung schließen musste,<br />

wagte <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> in dem Zusammenhang ein weiteres Experiment: Er ließ für die letzten zwei<br />

bis drei Jahre vor der Schließung vier Ausstellungsräume der Blauen Reiter-Sammlung <strong>von</strong> jungen<br />

zeitgenössischen Künstlern gestalten und somit in direkten Dialog mit Wassily Kandinsky, Franz<br />

Marc, August Macke und Alexej Jawlensky treten. Für die Neugestaltung wurde zunächst die<br />

Hängung der Ausstellungsräume im Jahr 2006 neu gruppiert, so dass die Säle des Blauen Reiter<br />

nun jeweils einer Künstlerin oder einem Künstler gewidmet waren, während die Jahre zuvor eine<br />

stärker chronologische, teilweise durchmischte Hängung gezeigt worden war. Dann waren vier<br />

Künstlerinnen und Künstler eingeladen worden, mit denen bereits <strong>Ein</strong>zelausstellungen im<br />

<strong>Lenbachhaus</strong> veranstaltet worden waren und deren Werke wesentlich zum Bestand der Sammlung<br />

des <strong>Lenbachhaus</strong>es gehören, um sich jeweils mit einem Künstler des Blauen Reiter und seinem<br />

Raum auseinander zu setzen: Franz Ackermann, Thomas Demand, Katharina Grosse und Olafur<br />

Eliasson. Dabei ging es um die Klarheit der eigenen künstlerischen Position und ihrer<br />

Ausdrucksmöglichkeiten, aber auch um den Respekt gegenüber der Kunst dieser Protagonisten<br />

der Moderne. Es handelte sich also nicht um eine Frage des Geschmacks und des Stils, sondern<br />

allein um eine Verstärkung und Klärung beider Positionen. Franz Ackermann entschied sich für<br />

den Raum mit den Gemälden <strong>von</strong> Franz Marc, Thomas Demand wählte August Macke, Katharina<br />

Grosse hatte sich Alexej Jawlensky als Gegenspieler ausgewählt und Olafur Eliasson eröffnete mit<br />

einer Lichtsteuerung im Kandinsky-Raum erneut die Diskussion über den weißen<br />

Ausstellungsraum, den White Cube.


Im 2013 schließlich neu eröffneten <strong>Lenbachhaus</strong> setzt sich diese Diskussion weiter fort. Wieder<br />

finden sich die Arbeiten der Künstler des Blauen Reiter in den neuen Ausstellungsräumen auf<br />

farbigen Wänden präsentiert, diesmal jedoch mit weit mehr Nuancen nicht nur in der farblichen<br />

Gestaltung, sondern auch hinsichtlich der jeweils sehr facettenreichen materiellen Umsetzung.<br />

<strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> hat damit noch einmal sehr eindrucksvoll und überzeugend seine Auffassung<br />

formuliert, dass farbige und unterschiedlich strukturierte Wände die Ausdruckskraft der darauf<br />

gehängten Bilder steigern.<br />

Nach der Umgestaltung der Räume des Blauen Reiter mit farbigen Wänden wurde im Bereich der<br />

ständigen Ausstellung Ende 1996 eine vollständige Renovierung der historischen<br />

Lenbachräume vorgenommen. Die Renovierungsmaßnahmen galten vor allem der Erhaltung<br />

brüchig gewordener Dekorationen, insbesondere der reich dekorierten Decken, der Klimatisierung<br />

der Räume, der Erneuerung der Wandbespannungen sowie der Restaurierung der<br />

<strong>Ein</strong>richtungsgegenstände. Nachdem der historischen Bedeutung der ehemaligen<br />

Repräsentationsräume Lenbachs im ersten Stock zuvor jahrelang nur wenig Rechnung getragen<br />

worden war und die Räume auch für andere Zwecke und Ausstellungen wie Mondo Cane mit<br />

Arbeiten <strong>von</strong> Gerhard Merz mit genutzt worden waren, sind sie seit den umfassenden<br />

Renovierungsarbeiten ausschließlich der Kunst Franz <strong>von</strong> Lenbachs und der <strong>von</strong> ihm<br />

ausgewählten Ausstattung gewidmet: »Bei der Wiederherstellung der Räume Lenbachs haben wir<br />

versucht, anhand historischer Aufnahmen diese Säle in seinem Dekorationsstil wieder<br />

einzurichten. Der ganz besondere Umgang Lenbachs mit seinen eigenen Bildern im<br />

Zusammenklang mit Kunstwerken aus unterschiedlichsten Epochen erlaubt heute wieder einen<br />

guten <strong>Ein</strong>blick in seinen Lebensstil und seine künstlerische Vorstellungswelt. Insbesondere in<br />

einem Haus, das sich dem Aufbruch der Moderne mit seiner Sammlung der Bilder des Blauen<br />

Reiters widmet, kann dieses Ambiente aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts eine<br />

Vorstellung vermitteln, wogegen diese jungen Künstler opponierten.«(Zitat <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>, Vorwort<br />

Jahresbericht <strong>Lenbachhaus</strong> 1994-1998, München 1999, S.6) An diesen Überlegungen hat <strong>Helmut</strong><br />

<strong>Friedel</strong> auch nach der Generalsanierung des Museums festgehalten.<br />

Zwei Jahre später erfolgte 1998/1999 unter Aufsicht <strong>von</strong> <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> als Vorsitzender der<br />

Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung außerdem die vollständige Renovierung des<br />

Münter-Hauses in Murnau, die ebenfalls dringend erforderlich war, um das gesamte Haus als<br />

Museum und Gedenkstätte für die Zukunft zu erhalten. Es gelang, das ursprüngliche Aussehen<br />

des sogenannten Russenhauses im Äußeren wie auch in der Inneneinrichtung der Räume wieder<br />

herzustellen und damit heutigen Besuchern <strong>Ein</strong>blick in die Welt <strong>von</strong> Gabriele Münter und Wassily<br />

Kandinsky in Murnau aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu geben. Beide renovierten<br />

historischen Orte, die Villa Franz <strong>von</strong> Lenbachs und das Haus <strong>von</strong> Gabriele Münter und Wassily<br />

Kandinsky, machen die Gegensätze zweier Epochen anschaulich erfahrbar und zeigen, was es<br />

bedeutete, innerhalb weniger Jahre das 19. Jahrhundert gänzlich zu überwinden und eine


grundsätzliche Erneuerung der Kunst zu erreichen, wie es Wassily Kandinsky und seinem Kreis<br />

gelungen ist.<br />

<strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> konnte 1994 einen großen Ausstellungsraum für das <strong>Lenbachhaus</strong>, den so<br />

genannten Kunstbau, hinzugewinnen. Der Errichtung dieser zusätzlichen, unterirdisch gelegenen<br />

Ausstellungshalle am Königsplatz waren langjährige Vorbereitungen und Planungen noch während<br />

der Amtszeit <strong>von</strong> Armin Zweite vorausgegangen. Am 10. April 1994 schließlich konnte er <strong>von</strong><br />

<strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> mit der Ausstellung der für diesen ungewöhnlichen und großen Raum entworfenen<br />

Installation Ohne Titel (For Ksenija) des amerikanischen Künstlers Dan Flavin eröffnet werden. Der<br />

Kunstbau war ursprünglich ein ungenutzter Hohlraum zwischen der U-Bahn-Station Königsplatz<br />

und der Straße, der beim Bau der U-Bahn-Strecke <strong>von</strong> der Stadtmitte zum Olympiazentrum<br />

entstanden war. Der Architekt Uwe Kiessler gestaltete diesen Zwischenraum zu einem schlichten<br />

und großzügigen Ausstellungsraum um, der im Grundriss genau der darunter befindlichen U-Bahn-<br />

Station entspricht. Dabei handelt es sich um einen längsgestreckten Raum <strong>von</strong> ca. 110 x 14<br />

Metern Länge und etwa 5 Metern Höhe. Der Raum wird in Längsrichtung durch eine Stützenfolge<br />

<strong>von</strong> 18 Pfeilern in zwei Schiffe geteilt. Das Besondere des Kunstbaus aber ist seine leichte<br />

Krümmung, die sich, wiederum technisch bedingt, aus der Anlage der Linienführung der U-Bahn<br />

ergibt. Diese folgt einem Kreisbogen <strong>von</strong> ungefähr 1,5 km Durchmesser, das bedeutet, der Raum<br />

hat eine Krümmung <strong>von</strong> etwa 120 cm.<br />

Damit hatte die Städtische Galerie im <strong>Lenbachhaus</strong> in unmittelbarer Nachbarschaft eine zweite<br />

große Ausstellungshalle erhalten. Neben der historischen Villa Lenbachs und ihrer dem<br />

ausgehenden 19. Jahrhundert verpflichteten Architektur mit kabinettartigen Ausstellungsräumen<br />

stand nun zusätzlich ein großer durchgehender Raum internationalen Zuschnitts zur Verfügung.<br />

Dieser erst ermöglichte es dem <strong>Lenbachhaus</strong>, den zunehmenden räumlichen Ansprüchen<br />

zeitgenössischer Kunst gerecht zu werden, aber auch das mit der Ankaufspolitik eng verknüpfte<br />

Ausstellungswesen entschieden auszubauen. Insgesamt 66 umgangreiche Ausstellungen haben<br />

unter der Leitung <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s in den letzten 20 Jahren zwischen 1994 und Ende 2013 im<br />

Kunstbau stattgefunden, darunter zahlreiche Präsentationen zeitgenössischer Kunst <strong>von</strong> Dan<br />

Flavin, Chuck Close, Jenny Holzer, Jeff Wall, Harald Klingelhöller, Rupprecht Geiger, Per Kirkeby,<br />

Gerhard Richter, On Kawara, Rosmarie Trockel, James Coleman, David Claerbout, Cerith Wyn<br />

Evans, Angela Bulloch/Tom Burr, Erwin Wurm und vielen anderen, als auch historischer Kunst wie<br />

etwa <strong>von</strong> Gabriel <strong>von</strong> Max, Paula Modersohn-Becker, Egon Schiele, Piet Mondrian, Marcel<br />

Duchamp oder Picasso in München sowie Themenausstellungen wie Tanzania, Der Kampf der<br />

Geschlechter, Mit dem Auge des Kindes - Kinderzeichnung und moderne Kunst, Pygmalions<br />

Werkstatt, Der Blaue Reiter und das neue Bild, Schattenrisse, Die verletzte Diva – Hysterie,<br />

Körper, Technik in der Kunst des 20. Jahrhunderts, Bühne des Lebens – Rhetorik des Gefühls,<br />

Gärten – Inspiration, Ordnung, Glück, … um nur einige zu nennen.<br />

Zwei Großprojekte müssen zwischen diesen Ausstellungen gesondert hervorgehoben werden:<br />

Franz Marc (2005/06) und Wassily Kandinsky (2008/09). Beide erforderten ein besonders hohes


Maß an Organisation, Vorbereitung und Pressearbeit, waren aber beide mit jeweils ca. 400.000<br />

Besuchern ein besonders großer Publikumserfolg. Aufgrund des Besucherandrangs wurden für<br />

beide Veranstaltungen zwei Pavillons auf dem Platz zwischen dem <strong>Lenbachhaus</strong> und dem<br />

Kunstbau aufgestellt, um dort den Museumsshop und den Ticket-Verkauf unterzubringen.<br />

Ende 2001 konnte das <strong>Lenbachhaus</strong> einen weiteren Schauplatz für Präsentationen<br />

zeitgenössischer Kunst hinzugewinnen, den sogenannten Museumsplatz. Zwischen der<br />

historischen Lenbach-Villa mit ihrem Erweiterungsbau an der Südseite an der Brienner Strasse<br />

gelegen und dem Kunstbau auf der anderen Straßenseite entstanden durch die Umgestaltung der<br />

Straßenführung auf dem westlichen Vorplatz der Propyläen zwei große Platzflächen, die für die<br />

Präsentation <strong>von</strong> Kunst im Außenraum genutzt werden konnten. Sie boten eine geeignete<br />

Plattform für wechselnde künstlerische Projekte <strong>von</strong> unterschiedlicher Dauer, die auf die<br />

städtebaulichen, architektonischen und sozialen Merkmale des stark frequentierten Platzes<br />

reagieren und den vom Autoverkehr dominierten Ort beleben sollten. Dabei wurden ausschließlich<br />

temporäre Installationen gezeigt, die keine Assoziationen an denkmalähnliche Skulpturen und<br />

dauerhafte Aufstellung aufkommen ließen. Die vornehmlich <strong>von</strong> jungen Künstlern entworfenen<br />

Skulpturen waren vielmehr Gegenpositionen zu den mächtigen Baudenkmälern Leo <strong>von</strong> Klenzes<br />

auf dem benachbarten Königsplatz. Das Programm für den Museumsplatz eröffnete das<br />

<strong>Lenbachhaus</strong> im Sommer 2002 mit dem interaktiven, sensorisch auf Passanten reagierenden<br />

Wasserpavillon Raum in Bewegung/Bewegung im Raum des dänischen Künstlers Jeppe Hein. Es<br />

folgten Installationen <strong>von</strong> Michael Sailstorfer, Winter/Hörbelt, Isa Genzken oder Benjamin<br />

Bergmann. Jede der Arbeiten nahm auf sehr unterschiedliche Weise Bezug auf die örtlichen<br />

Gegebenheiten, veränderte deren Wahrnehmung oder reagierte auf die konkrete<br />

Verkehrssituation.<br />

Während der gepflasterte Platz für diese wechselnden Ausstellungen ausreichend Raum bot,<br />

konnten auf den Grünflächen Skulpturen aus der Sammlung des <strong>Lenbachhaus</strong>es <strong>von</strong> Max Ernst,<br />

Fritz König, Nikolaus Gerhardt und Raimund Kummer aufgestellt werden. Außerdem erhielten die<br />

Leuchtstelen <strong>von</strong> Dan Flavin, die vom Künstler als Verbindungslinie zwischen <strong>Lenbachhaus</strong> und<br />

Kunstbau konzipiert wurden, durch die Neuordnung des Platzes eine deutlich erkennbare Funktion<br />

und Wirkung, die bei der früheren Gestaltung des Platzes und dessen Verkehrsführung nicht<br />

gegeben war. Während der Generalsanierung des <strong>Lenbachhaus</strong>es wurde der Museumsplatz als<br />

Ausstellungsort allerdings wieder aufgegeben und zu einem repräsentativen Vorplatz umgestaltet,<br />

über den seit Wiedereröffnung im Mai 2013 der Hauptzugang zum Museum erfolgt. Die Stelen <strong>von</strong><br />

Dan Flavin haben durch diese erneute Umgestaltung in ihrer leuchtenden Wirkung deutlich<br />

gewonnen und leiten die Besucher über den dadurch klar erkennbaren Weg <strong>von</strong> einem<br />

Museumsgebäude zum anderen und zurück.<br />

Zwischen Juni 2005 und Januar 2011 betreute das wissenschaftliche Team des <strong>Lenbachhaus</strong>es<br />

unter <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> außerdem den Ausstellungsraum KUBUS im Petuelpark. Dieser war Teil des


Kunstprojekts Petuelpark, das entwickelt wurde, um die ungewöhnliche Parkanlage auf dem<br />

damals neu entstandenen Tunnel des Petuelrings für die Anwohnerinnen und Anwohner attraktiv<br />

zu machen. Das Konzept wurde <strong>von</strong> dem Münchner Künstler Stephan Huber entwickelt und sieht<br />

vor, dass sich im Petuelpark unterschiedliche künstlerische <strong>Ein</strong>zelpositionen zu einem komplexen<br />

Gesamtbild addieren. <strong>Ein</strong> Café bildet das Herzstück des Parks und ist Treffpunkt für die Bewohner,<br />

aber auch Ort der Begegnung mit Kunst und Künstlern. Dort wurden temporäre Kunstaktivitäten<br />

unter dem Titel Montags bei Petula Park durchgeführt. Das Programm dafür verantwortete<br />

Stephan Huber, Veranstalter war die Städtische Galerie im <strong>Lenbachhaus</strong>, die in Ergänzung auch<br />

den Ausstellungsraum im Untergeschoss, der so genannte KUBUS, betreute. Der KUBUS wurde<br />

als regelmäßiger, rechteckiger Galerieraum konzipiert und setzt sich auf diese Weise bewusst mit<br />

den architektonischen Traditionen und den Präsentationskonventionen des White Cube<br />

auseinander. <strong>Ein</strong> Anliegen des Ausstellungskonzeptes war deshalb der ortsspezifische Bezug der<br />

Präsentationen im KUBUS. Diese sollten nach Möglichkeit eigens für den Raum entwickelt werden<br />

und bewusst auf dessen Architektur Bezug nehmen. Insgesamt wurden 16 Ausstellungen für den<br />

KUBUS vom <strong>Lenbachhaus</strong> gemeinsam mit den jeweils ausgewählten Künstlern geplant und<br />

realisiert, darunter Olafur Eliasson, Stephan Huber, Liam Gillck, Jenny Holzer, Dan Flavin u.a..<br />

In direkter Verbindung mit dem Ausstellungsprogramm im <strong>Lenbachhaus</strong>, im Kunstbau und auch<br />

auf dem Museumsplatz standen unter der Leitung <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s in den 90er Jahren bis heute<br />

zahlreiche Neuerwerbungen. Die enge Wechselbeziehung zwischen der Sammlung des Hauses<br />

und dem Ausstellungswesen sollte sich zunehmend bestimmend auf die Entscheidungsfindung bei<br />

Neuerwerbungen auswirken, das heißt die Ausstellung wurde zum Instrument der Sammlung<br />

sowie umgekehrt, die Sammlung zum Ausgangspunkt der Ausstellungsplanung. Im Bereich der<br />

internationalen zeitgenössischen Kunst konnten bedeutende Arbeiten und zum Teil ganze<br />

Werkgruppen <strong>von</strong> Ellsworth Kelly, Jeff Wall, Robert Morris, Sean Scully, Enzo Cucchi,<br />

Michelangelo Pistoletto, Maurizio Nannucci, Ken Lum, Tony Cragg, Christian Boltanski, On<br />

Kawara, Matt Mullican, Per Kirkeby, James Coleman, Dan Graham, Erwin Wurm, Olafur Eliasson<br />

oder Ilya Kabakov, wie auch <strong>von</strong> Pia Stadtbäumer, Harald Klingelhöller, Stephan Balkenhol,<br />

Katharina Sieverding, Thomas Demand, Franz Gertsch, Isa Genzken und Anselm Kiefer angekauft<br />

werden, um nur einige Namen zu nennen. Besonderes Gewicht hatte die Erwerbung des Atlas <strong>von</strong><br />

Gerhard Richter 1996, der bis heute vom Künstler immer wieder durch weitere Bilder, Fotografien<br />

und Collagen ergänzt wurde und inzwischen einen Umfang <strong>von</strong> über 800 Tafeln hat. Von ebenfalls<br />

herausragender Bedeutung war der anlässlich der Wiedereröffnung des sanierten <strong>Lenbachhaus</strong>es<br />

gelungene Ankauf der Installation vor dem Aufbruch aus Lager I (1970/80) <strong>von</strong> Joseph Beuys. Er<br />

war mit Hilfe zahlreicher privater Spenden und finanzieller Unterstützung der Gabriele Münter- und<br />

Johannes Eichner-Stiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Siemens Kunst-Stiftung und der<br />

Landesstelle nichtstaatlicher Museen in Bayern möglich geworden und markiert einen weiteren<br />

wichtigen Meilenstein in der Sammlungsgeschichte des <strong>Lenbachhaus</strong>es, der darüber hinaus die<br />

großzügige Schenkung <strong>von</strong> Lothar Schirmer <strong>von</strong> weiteren 15 Beuys-Plastiken aus verschiedenen


Werkphasen des Künstlers folgte. Damit ist die Kunst <strong>von</strong> Joseph Beuys zu einem weiteren<br />

Sammungsschwerpunkt des <strong>Lenbachhaus</strong>es herangewachsen, dem im neu eingerichteten<br />

<strong>Lenbachhaus</strong> der ganze erste Stock des Südflügels gewidmet ist.<br />

Unter der Leitung <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s wurden aber auch die Positionen der in München lebenden<br />

Künstler in besonderer Weise berücksichtigt, indem Werke <strong>von</strong> Jerry Zeniuk, Urs Lüthi, Angelika<br />

Bader, Dietmar Tanterl, Peter Vogt, Sabine Groß, Olaf Metzel, Stephan Huber, Alf Lechner, Beate<br />

Passow, Nikolaus Gerhart, Alfons Lachauer, Franka Kaßner und Albert Hien und vielen anderen in<br />

die Sammlung aufgenommen wurden.<br />

Für den Sammlungsbereich Blauer Reiter seien als wichtigste Erwerbungen der Zubovsky-Platz<br />

(1916) <strong>von</strong> Wassily Kandinsky, das große Gemälde Im Zimmer (Frau in Weiß) <strong>von</strong> 1913 <strong>von</strong><br />

Gabriele Münter, gemeinsam erworben mit der Ernst <strong>von</strong> Siemens-Kunststiftung, Welke Blumen<br />

(1910) und Eiserne Brücke (1911) <strong>von</strong> Alexander Kanoldt, Via della Galluzza (1907) <strong>von</strong> Pierre<br />

Girieud, Häuser mit Turm (1911) <strong>von</strong> Albert Bloch, eine Komposition (1908) <strong>von</strong> Adolf Hölzel, eine<br />

Zeichnung <strong>von</strong> Mossej Kogan und eine Lithographie <strong>von</strong> Franz Marc genannt.<br />

Der Sammlungsbestand der Kunst des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts konnte um Werke<br />

<strong>von</strong> Max Joseph Wagenbauer, Moritz <strong>von</strong> Schwind, Wilhelm Gail, Hans Thoma, Wilhelm Leibl,<br />

Lovis Corinth, Ernst Kaiser oder Gustav Seitz ergänzt werden. Für den Bereich der Neuen<br />

Sachlichkeit sei vor allem das Gemälde U-Boot-Krieg/Verlorene Erde (1938/39-1960) <strong>von</strong> Franz<br />

Radziwill erwähnt,das mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder erworben werden konnte.<br />

Darüber hinaus kamen Arbeiten u.a. <strong>von</strong> Karl Hofer, Josef Scharl und Georg Schrimpf hinzu.<br />

Weitere Neuerwerbungen ermöglichte der unter <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s Leitung 1993 gegründete<br />

Förderverein <strong>Lenbachhaus</strong> e.V. . Bis heute konnten mit seiner Hilfe insgesamt 24 Kunstwerke<br />

zum Beispiel <strong>von</strong> Dan Flavin, Lucio Fontana, Vera Lutter, Norbert Kricke, Cerith Wyn Evans, Keith<br />

Sonnier, Gerhard Richter, Michael Wesely für die Sammlung des <strong>Lenbachhaus</strong>es angekauft<br />

werden. Zusätzliche Unterstützung erfährt das <strong>Lenbachhaus</strong> <strong>von</strong> der 1992 anlässlich des 100-<br />

jährigen Bestehens der Deutschen Bank Filiale München ins Leben gerufenen Jubiläumsstiftung<br />

der Deutschen Bank zugunsten des <strong>Lenbachhaus</strong>es in München. Sie ermöglichte seitdem u.a.<br />

den Erwerb <strong>von</strong> Skulpturen <strong>von</strong> Ulrich Rückriem, Raimund Kummer, Per Kirkeby und Isa Genzken<br />

und half bei den Ankäufen der Werke <strong>von</strong> Anselm Kiefer. Zudem unterstützte sie die Umsetzung<br />

der ersten beiden Installationen <strong>von</strong> Jeppe Hein und Michael Sailstorfer auf dem Museumsplatz.<br />

Mit der finanziellen Hilfe der Ernst <strong>von</strong> Siemens-Kunststiftung konnten darüber hinaus die<br />

beiden Bilder Flusslandschaft,1774 <strong>von</strong> Ferdinand <strong>von</strong> Kobell und Bildnis der Frau des Künstlers,<br />

1901 <strong>von</strong> Oskar Zwintscher in die Sammlung des <strong>Lenbachhaus</strong>es aufgenommen werden. Es<br />

halfen aber auch zahlreiche größere und kleinere Schenkungen <strong>von</strong> Künstlern, Galeristen,<br />

Privatpersonen und Stiftungen der Städtischen Galerie im <strong>Lenbachhaus</strong> über die ihr zur Verfügung<br />

stehenden Mittel hinaus, große Sammlungslücken zu schließen. So schenkte der Münchener<br />

Künstler Rupprecht Geiger (1908-2009) anlässlich seines 90. Geburtstages am 26. Januar 1998<br />

dem <strong>Lenbachhaus</strong> zehn seiner wichtigsten frühen Bilder aus den 50er und 60er Jahren. Nachdem


Rupprecht Geiger im Jahr 2009 im hohen Alter <strong>von</strong> über 100 Jahren verstorben war, erhielt das<br />

<strong>Lenbachhaus</strong> darüber hinaus eine große Anzahl <strong>von</strong> Druckgraphiken sowie ein frühes Aquarell aus<br />

dem Nachlass des Künstlers. Neben der Rauminstallation Neues Rot für Gorbatschow verfügt das<br />

<strong>Lenbachhaus</strong> damit über eine sehr umfangreiche Sammlung des für München bedeutenden<br />

Malers. Rupprecht Geiger, der die Farbe als das Wesentliche seiner Malerei bezeichnet, zählte<br />

nach dem Krieg zu den jungen Kräften in München, die in dem durch das Dritte Reich und den<br />

Krieg zerstörten Deutschland mit einer abstrakten Farbfeldmalerei an der Kunst Wassily<br />

Kandinskys und Paul Klees wieder anzuknüpfen suchten. Gemeinsam mit Willi Baumeister, Fritz<br />

Winter, Rolf Cavael u.a., die ebenfalls in der Sammlung des <strong>Lenbachhaus</strong>es vertreten sind,<br />

gründete Rupprecht Geiger 1949 die Künstlergruppe ZEN ´49, die in einem eigenen Manifest ihre<br />

Positionen gegen eine gegenständliche Kunst klar formulierten.<br />

Es folgte im Jahr 2000 die Schenkung <strong>von</strong> sieben Gemälden und zehn Zeichnungen des Malers<br />

Hans Hofmann (1880–1966) aus unterschiedlichen Epochen durch die Hans und Maria Hofmann<br />

Stiftung aus New York. Hans Hofmann hatte in München und Paris studiert und 1915 in München<br />

eine eigene Kunstschule gegründet. Ausgangspunkt für seine Malerei bildeten, ebenso wie später<br />

bei Rupprecht Geiger, die Kunsttheorien Wassily Kandinskys.<br />

Darüber hinaus kam ein bedeutendes Konvolut an Bildern <strong>von</strong> Adriaan Korteweg durch eine<br />

Schenkung aus Privatbesitz in die Sammlung des <strong>Lenbachhaus</strong>es. Zwei wichtige frühe Gemälde<br />

<strong>von</strong> Georgia O`Keeffe stiftete die Georgia O`Keeffe Foundation in Abiquiu, New Mexico.<br />

Von Dezember 1999 bis zum Frühjahr 2013 betreute <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> im Namen des<br />

<strong>Lenbachhaus</strong>es und im Auftrag der Erben den Nachlass des 1982 verstorbenen Künstlers Günter<br />

Fruhtrunk. Schon in den 70er Jahren gehörte er zu den ersten Künstlern, die im <strong>Lenbachhaus</strong><br />

ausgestellt und in die noch junge Kunstsammlung zeitgenössischer Positionen aufgenommen<br />

wurden. Fruhtrunk zählte in den 60er, 70er und beginnenden 80er Jahren zu den bedeutendsten<br />

Malern in München und war als Akademieprofessor <strong>von</strong> größtem <strong>Ein</strong>fluss für eine ganze<br />

Generation <strong>von</strong> Malern. Der Nachlass verwahrte in erster Linie die hinterlassenen Gemälde,<br />

Zeichnungen, Aquarelle und Druckgraphiken des Malers. Der Schwerpunkt der<br />

Nachlassverwaltung lag in der wissenschaftlichen, konservatorischen und restauratorischen<br />

Betreuung. Im Zuge der Auflösung des Nachlasses Anfang 2013 erhielt das <strong>Lenbachhaus</strong> als Dank<br />

für das Engagement <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s das umfangreiche Konvolut Z mit über 40<br />

außergewöhnlichen Papierarbeiten des Künstlers sowie 16 mehrfarbige Serigrafien als<br />

großzügige Schenkung überreicht. Sie sind eine wichtige Ergänzung zu den seit den 1970er<br />

Jahren nach und nach in den Sammlungsbestand aufgenommenen 12 Gemälden.<br />

Nicht zuletzt ist es darüber hinaus <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s Engagement zu verdanken, dass die private<br />

KiCo Stiftung in den letzten Jahren zahlreiche große Arbeiten und Installationen zeitgenössischer<br />

Künstler für das <strong>Lenbachhaus</strong> erworben hat und das Haus auch zukünftig unterstützen wird. Die<br />

KiCo-Stiftung wurde im Dezember 2009 <strong>von</strong> einem Sammlerehepaar ins Leben gerufen, das


schon vor gut 15 Jahren begonnen hat, junge zeitgenössische Kunst zu sammeln und dabei <strong>von</strong><br />

Anfang an die kontinuierliche Zusammenarbeit mit öffentlichen Museen gesucht hat. Die<br />

erworbenen Werke sollten nicht in eine eigene Privatsammlung aufgenommen werden, sondern<br />

auf Dauer einem Museum zur Verfügung stehen und regelmäßig der Öffentlichkeit gezeigt werden.<br />

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Bonner<br />

Kunstmuseum und seit Ende der 1990er Jahre auch mit der Städtischen Galerie im <strong>Lenbachhaus</strong><br />

München. Die Auswahl und Entscheidungen für den Ankauf <strong>von</strong> Kunstwerken werden im direkten<br />

Dialog mit den Direktoren und Kuratoren des Bonner Kunstmuseums und des <strong>Lenbachhaus</strong>es<br />

getroffen, wobei immer auch auf eine sinnvolle und denkbare Erweiterung der jeweiligen<br />

Kunstsammlungen beider Institutionen Rücksicht genommen wird. Bei der Auswahl<br />

zeitgenössischer Positionen konzentriert sich die Sammlung KiCo auf solche, die sich mit der<br />

Auflösung des Gegenständlichen in Licht und Farbe auseinandersetzen. Zudem werden nicht nur<br />

einzelne Arbeiten ausgewählt, sondern vollständige Werkgruppen oder die Konzeption ganzer<br />

Räume, die einen detaillierten <strong>Ein</strong>blick in das Werk eines Künstlers geben sollen. Damit stehen die<br />

Intentionen des Sammlerehepaares dem Sammlungskonzept des <strong>Lenbachhaus</strong>es sehr nahe. Für<br />

das <strong>Lenbachhaus</strong> wurden bisher bereits fast 30 große und auch mehrteilige Kunstwerke und<br />

Installationen erworben, darunter der Zyklus Yellowcake mit insgesamt neun Embassy-<br />

Fotoarbeiten <strong>von</strong> Thomas Demand, dem im neu eingerichteten <strong>Lenbachhaus</strong> ein eigener Raum<br />

gewidmet ist, sowie die für den Kunstbau geschaffene Lichtinstallation Sonne statt Regen <strong>von</strong><br />

Olafur Eliasson.<br />

Auch für den Sammlungsbereich der Kunst des 19. Jahrhunderts konnte <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> eine für<br />

die Städtischen Galerie im <strong>Lenbachhaus</strong> wichtige Kooperation der mit der Christoph Heilmann<br />

Stiftung, München vereinbaren. Im Jahr 2012 wurden dabei rund hundert Werke der Stiftung dem<br />

<strong>Lenbachhaus</strong> überlassen. <strong>Ein</strong>e erste Auswahl wird seit der Wiedereröffnung des <strong>Lenbachhaus</strong>es<br />

im Mai 2013 im Rahmen der neuen Sammlungspräsentation vorgestellt. Nirgendwo sonst in<br />

Deutschland entwickelte sich seit 1800 die Landschaftsmalerei so reich und frei wie in München<br />

und gab Impulse für die Moderne. Mit der dauerhaften Aufnahme der Christoph Heilmann Stiftung<br />

in den Bestand des <strong>Lenbachhaus</strong>es ist ein wesentlicher, neuer Akzent gesetzt. Es ergeben sich<br />

zwischen den beiden Sammlungskomplexen vielfältige Beziehungen, die zu einem vertieften<br />

Verständnis dieser für die Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts in München so wesentlichen<br />

Kunst beitragen können. Neben der Münchner Schule wird neu auch die Dresdner Romantik sowie<br />

die Berliner und Düsseldorfer Schule in charakteristischen <strong>Ein</strong>zelbeispielen gezeigt.<br />

<strong>Ein</strong> ebenfalls sehr wichtiges Verdienst <strong>von</strong> <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> ist die Förderung zahlreicher<br />

Forschungsprojekte sowie die Erschließung des eigenen Sammlungsbestands in zahlreichen<br />

Bestandskatalogen ebenso wie in einer umfassenden Datenbank. Während die Sammlung des<br />

Blauen Reiter im <strong>Lenbachhaus</strong> bereits unter Hans Konrad Roethel bis heute immer wieder in


verschiedenen, zum Teil auch monographischen Bestandskatalogen erfasst, bearbeitet und<br />

publiziert wurde, galt den übrigen Sammlungsbereichen in der Städtischen Galerie bis zu <strong>Helmut</strong><br />

<strong>Friedel</strong>s Amtsantritt weniger intensive Aufmerksamkeit. Nur insgesamt vier Kataloge mit<br />

Sammlungsübersichten und Neuerwerbungen der Städtischen Galerie im <strong>Lenbachhaus</strong> waren bis<br />

1990 erschienen, daneben 1954 und 1980 Publikationen zu Franz <strong>von</strong> Lenbach. <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong><br />

ließ dann nach und nach erst Aquarelle und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts in zwei Bänden<br />

wissenschaftlich erschließen (1993 und 1997), es folgte eine Bestandsübersicht der figürlichen<br />

Plastik im <strong>Lenbachhaus</strong> 1830-1980 und als größeres Projekt die Erarbeitung eines<br />

Bestandskatalog der Kunst nach '45, der 1999 unter dem Titel Das Gedächtnis öffnet seine Tore.<br />

Die Kunst der Gegenwart im <strong>Lenbachhaus</strong> zusammen mit einer umfassenden Ausstellung, die<br />

über das gesamte <strong>Lenbachhaus</strong> und den Kunstbau verteilt war, vorgestellt wurde. Kurz darauf<br />

konnte der Bestand an Zeichnungen <strong>von</strong> Thomas Theodor Heine im <strong>Lenbachhaus</strong> herausgegeben<br />

und in einer Ausstellung präsentiert werden, ebenso wie 2003 die Zeichnungen <strong>von</strong> Johann Georg<br />

<strong>von</strong> Dillis (1759-1841) aus dem Nachlass des Historischen Vereins Oberbayern, die als<br />

Dauerleihgabe im <strong>Lenbachhaus</strong> aufbewahrt werden. Neun Jahre später erschien schließlich der<br />

ebenfalls überfällige Bestandskatalog Vom Spätmittelalter bis zur Neuen Sachlichkeit. Die<br />

Gemälde im <strong>Lenbachhaus</strong> München. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Städtischen Galerie<br />

im <strong>Lenbachhaus</strong> wurde außerdem 2004 ein Rückblick der Sammlungs- und<br />

Ausstellungsgeschichte verfasst und als hauseigene Publikation unter dem Titel 75 Jahre<br />

<strong>Lenbachhaus</strong> und Kunstbau vorgelegt. Zusätzlich zu diesen Publikationen bemühte sich <strong>Helmut</strong><br />

<strong>Friedel</strong> seit 1996 immer wieder durch kleinere Sonderausstellungen innerhalb des Hauses, die<br />

eigene Sammlung unter bestimmten Themen wie zum Beispiel Serielle Strukturen, Amerikanische<br />

Kunst im <strong>Lenbachhaus</strong>, Fotografie im <strong>Lenbachhaus</strong> neu zur Diskussion zu stellen und neben den<br />

zahlreichen Sonderausstellungen als gleichwertig hervorzuheben. Anlässlich der Wiedereröffnung<br />

des <strong>Lenbachhaus</strong>es 2013 erschienen noch einmal drei aktuelle Sammlungskataloge: zum Blauen<br />

Reiter, zur Gegenwartskunst einschließlich der KiCo-Stiftung und zur Sammlung <strong>von</strong> Werken <strong>von</strong><br />

Joseph Beuys im <strong>Lenbachhaus</strong> zusammen mit der neu hinzu gewonnenen Schenkung <strong>von</strong> Lothar<br />

Schirmer. Auf besonderen Wunsch <strong>von</strong> <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> wurde außerdem erstmals ein<br />

sogenanntes Hausbuch herausgegeben, dass Auskunft zur Geschichte, zur Sammlung und zum<br />

neu eröffneten <strong>Lenbachhaus</strong> und seiner Architektur gibt.<br />

<strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> unterstützte aber auch maßgeblich die wissenschaftliche Bearbeitung und<br />

Publikation <strong>von</strong> Werkverzeichnissen zu einzelnen Künstlern, die im <strong>Lenbachhaus</strong> mit großen<br />

Werkkomplexen vertreten sind. So entstanden mit fachlicher Unterstützung des <strong>Lenbachhaus</strong>es<br />

und insbesondere <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s Werkverzeichnisse zu den Skulpturen <strong>von</strong> Per Kirkeby (1998),<br />

Noryuki Haraguchi (2001), zu den Gemälden und Objekten <strong>von</strong> Rupprecht Geiger (2003) oder zum<br />

Atlas <strong>von</strong> Gerhard Richter (1997 und 2006).<br />

Zum Blauen Reiter erschienen 1999 ein Verzeichnis des lithographischen Werks <strong>von</strong> Alfred Kubin,<br />

2004 das Werkverzeichnis der Gemälde und der Aquarelle, Gouachen und Zeichnungen sowie der


Skizzenbücher und der Druckgraphik <strong>von</strong> Franz Marc in drei Bänden und schließlich in<br />

Zusammenarbeit mit der Societé Kandinsky in Paris das Verzeichnis Kandinsky. Drawings /<br />

Werkverzeichnis der Zeichnungen bearbeitet <strong>von</strong> Vivian Endicott Barnett (2006/07), ebenfalls in<br />

zwei Bänden.<br />

Als Vorsitzender der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung gab <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> im Jahr<br />

2000 das Verzeichnis des druckgraphischen Werks <strong>von</strong> Gabriele Münter heraus und 2007 die<br />

umfangreiche wissenschaftliche Publikation Wassily Kandinsky. Gesammelte Schriften 1889 –<br />

1916, bearbeitet <strong>von</strong> Jessica Boissell. Im selben Jahr erschien im Zusammenhang mit einer<br />

umfangreichen Ausstellung der Katalog des druckgraphischen Werks Gabriele Münters,<br />

herausgegeben <strong>von</strong> <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> im Auftrag der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-<br />

Stiftung. Es folgte die digitale Erschließung und wissenschaftliche Bearbeitung der in der Gabriele<br />

Münter- und Johannes Eichner-Stiftung aufbewahrten Photographien Gabriele Münters, die 2007<br />

in einer zweibändigen Publikation <strong>von</strong> <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> herausgegeben wurde: Die Reise nach<br />

Amerika. Photographien 1899-1900 (Bd. 1) und Die Jahre mit Kandinsky. Photographien 1902-<br />

1914 (Bd. 2). Derzeit noch in Bearbeitung befindet sich darüber hinaus das Werkverzeichnis der<br />

Gemälde <strong>von</strong> Gabriele Münter.<br />

Abschließend lässt sich festhalten, dass das <strong>Lenbachhaus</strong> unter der Leitung <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>s<br />

deutlich an Größe, nationaler und internationaler Bedeutung gewonnen hat, der<br />

Sammlungsbestand vor allem im Bereich der zeitgenössischen Kunst enorm erweitert werden<br />

konnte und das Haus in München neben den Staatlichen Kunstsammlungen und im gesamten<br />

Kunstareal weiterhin seinen eigenen festen Platz verteidigen konnte. Höhepunkt und krönender<br />

Abschluss seiner langjährigen Tätigkeit bilden zweifellos die Generalsanierung und<br />

Wiedereröffnung des Museums. Die langen Jahre der Planung, Vorbereitung, Überlegungen und<br />

Diskussionen in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro <strong>von</strong> Norman Foster sowie dem<br />

Baureferat der Stadt München haben schließlich zu einem sehr gelungenen und weltweit<br />

anerkannten Ergebnis geführt. Außerdem hat sich <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> sehr dafür eingesetzt in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Münchner Künstler Dietmar Tanterl, der Firma OSRAM und dem<br />

Baureferat eine auf LEDs basierende Beleuchtung für das gesamte Museum zu entwickeln und<br />

technisch umzusetzen. Licht gehört zu den zentralen Themen eines Museums und auch hier ist<br />

dem <strong>Lenbachhaus</strong> eine vorbildliche Lösung gelungen. Für die Kunst am Bau des neuen Museums<br />

setzte sich <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong> ebenfalls schon früh mit namhaften zeitgenössischen Künstlern<br />

zusammen, um auch hier markante künstlerische Akzente zu setzen, die einerseits im <strong>Ein</strong>klang mit<br />

der historischen ebenso wie der <strong>von</strong> Foster + Partner neu entwickelten Architektur stehen, zugleich<br />

aber auch einen inneren Bezug zu der spezifischen Kunstsammlung und der Geschichte des<br />

<strong>Lenbachhaus</strong>es herstellen sollten. So entwickelte Thomas Demand für den neuen Zugang des<br />

<strong>Lenbachhaus</strong>es eine bereits aus der Ferne sichtbare Schriftskulptur LENBACHHAUS, deren


einzelnen, plastisch geformten Buchstaben sich <strong>von</strong> einer Antiquaschrift in der Grundfläche nach<br />

vorne zu einer Groteskeschrift verjüngen. Beide Schriftebenen der Metallplastik verbinden<br />

keilförmige Stege. Während die Antiquaschrift 1929 bei der Eröffnung der Städtischen Galerie im<br />

<strong>Lenbachhaus</strong> als Typographie verwendet wurde, entspricht die Groteske dem heutigen<br />

Schriftgebrauch. Für das neu entstandene Atrium schuf der dänische Künstler Olafur Eliasson<br />

2011/2012 eine grandiose Lichtskulptur aus poliertem Metall und farbigem Glas mit dem Titel<br />

Wirbelwerk. Sie reicht <strong>von</strong> der Decke bis dicht über die Köpfe der Besucher herab. Durch die<br />

Lampen im Innern strahlt die Skulptur als Leuchte und projiziert farbige Lichtbilder auf die<br />

umliegenden Wände. Damit gestaltet sie nicht nur sehr eindrucksvoll das große <strong>Ein</strong>gangsfoyer,<br />

sondern greift zugleich Bezug das zentrale, in der Sammlung des <strong>Lenbachhaus</strong>es in vielfältiger<br />

Weise immer wieder behandelte Thema <strong>von</strong> Licht und Farbe auf.<br />

Das neue <strong>Lenbachhaus</strong> wurde sofort vor allem <strong>von</strong> den Münchnern angenommen, ist stets sehr<br />

gut besucht und erfreut sich allgemeiner großer Beliebtheit. Auf diese Weise äußert die ganze<br />

Stadt ihr Lob und ihren Dank an den nun sich in den verdienten Ruhestand verabschiedenden<br />

Direktor <strong>Helmut</strong> <strong>Friedel</strong>.

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