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U - Das Magazin für Unternehmen des AMS Vorarlberg

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Herr Klien, seit wann gibt es die Webgears<br />

GmbH und wie kam es zu deren Gründung?<br />

Alexander Bitsche, Daniel Ender und ich kennen<br />

uns schon seit unserer HTL-Zeit. Wir haben<br />

alle drei zuvor bei Bachmann electronic gearbeitet.<br />

Was als Hobby begonnen hat, hat sich zu<br />

einer gemeinsamen Geschäftsidee entwickelt.<br />

Im Jänner 2010 haben wir dann den Schritt in<br />

die Selbstständigkeit gewagt. Wir betreuen und<br />

Webgears<br />

<strong>Das</strong> Hauptgeschäft <strong>des</strong> Götzner <strong>Unternehmen</strong>s ist der Aufbau<br />

von E-Commerce-Portalen. Partner sind die größten Onlineshops<br />

wie amazon, zalando oder Otto. Am Garnmarkt in Götzis beschäftigt<br />

das <strong>Unternehmen</strong> zwölf Mitarbeiter, vier arbeiten von<br />

zu Hause aus, drei Personen sind im Büro in Berlin beschäftigt.<br />

Von den insgesamt 19 Angestellten sind fünf Frauen.<br />

Interview<br />

Durchstarter<br />

<strong>Unternehmen</strong>sgründungsprogramm<br />

(UGP)<br />

<strong>Das</strong> Arbeitsmarktservice<br />

bietet mit dem UGP Unterstützung<br />

auf dem Weg<br />

von der Arbeitslosigkeit<br />

zur Selbstständigkeit. Der/<br />

die potentielle JungunternehmerIn<br />

kann eine Gründungsberatung<br />

bei einem<br />

Beratungsunternehmen,<br />

das mit dem <strong>AMS</strong> kooperiert,<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Darüber hinaus besteht die<br />

Möglichkeit, erforderliche<br />

Qualifikationen zu erwerben.<br />

Die Kosten für die<br />

<strong>Unternehmen</strong>sberatung und<br />

die Weiterqualifizierung<br />

trägt das <strong>AMS</strong>.<br />

.<br />

vertreiben Webseiten, entwickeln und vermarkten<br />

E-Commerce-Portale. Begonnen haben wir<br />

mit dem Schnäppchenblog „Preisjäger“. Er ist<br />

inzwischen der größte Schnäppchenblog in Österreich,<br />

auf dem wir pro Tag zehn ausgewählte<br />

Schnäppchen präsentieren. Dazu kam dann die<br />

Site Gutscheinsammler.de, eines der beliebtesten<br />

Gutscheinportale im deutschsprachigen Raum.<br />

Wir haben 50.000 User pro Tag.<br />

Wie war der Start und wie sehen Sie die Entwicklung<br />

<strong>des</strong> <strong>Unternehmen</strong>s?<br />

Aus einem sicheren Job in die Unsicherheit der<br />

Selbstständigkeit zu gehen, war nicht einfach. Ich<br />

habe als erster gekündigt, dann meine zwei Mitgründer<br />

jeweils ein halbes Jahr zeitversetzt. Wir<br />

hatten einen Topf, in die jeder eingezahlt hat. Anfangs<br />

waren wir bei Daniels Oma untergebracht,<br />

da wir uns kein eigenes Büro leisten konnten.<br />

Dann haben wir 2011 unsere erste Mitarbeiterin<br />

eingestellt. Für sie haben wir vom <strong>AMS</strong> die<br />

EPU-Förderung bekommen. <strong>Das</strong> hat geholfen.<br />

2012 kam dann der große Umschwung. Unsere<br />

Portale sind schnell gewachsen und wir haben<br />

unsere ersten Investoren an Land ziehen können.<br />

Dabei ging es in erster Linie nicht um finanzielle<br />

Unterstützung, sondern um eine enge Kooperation.<br />

Unsere Partner haben eigene große Portale,<br />

mit deren Hilfe wir noch schneller wachsen<br />

konnten. Alleine von August bis Dezember 2012<br />

haben wir acht neue Leute eingestellt, wobei der<br />

Älteste 32 Jahre ist. Diese Entwicklung war für<br />

uns absolut nicht vorhersehbar, jetzt haben wir<br />

seit einem Jahr unsere neuen Büros und müssen<br />

schon wieder umziehen, weil wir aus allen<br />

Nähten platzen. Für unser Büro in Berlin suchen<br />

wir derzeit einen Manager, der das aufbaut.<br />

Wir denken daran, noch zehn bis fünfzehn neue<br />

Arbeitskräfte einzustellen. Auch an Büros in<br />

Großbritannien, Frankreich, Polen ist gedacht.<br />

Wir expandieren kräftig.<br />

Welchen Herausforderungen sehen Sie sich<br />

im Personalbereich gegenüber?<br />

Es ist sehr schwer, die richtigen Leute zu finden.<br />

Von meinem Partner in Berlin weiß ich, dass es<br />

dort einfacher ist. Dort gibt es eine lebendige<br />

Start-Up-Szene, bei uns in <strong>Vorarlberg</strong> schaut es<br />

schon von der Ausbildung her anders aus. Jeden, der bei uns<br />

anfängt, bilden wir min<strong>des</strong>tens ein halbes Jahr lang selbst aus.<br />

Wir sind drei Geschäftsführer mit verschiedenen Spezialgebieten,<br />

die sich hervorragend ergänzen. Parallel dazu gibt es drei<br />

Teams, in denen eine offene Gesprächskultur herrscht. <strong>Das</strong><br />

Wichtigste ist die Selbstständigkeit der Mitarbeiter. Wir bauen<br />

sie auf und schauen, ob wir ihnen zukünftig Führungsverantwortung<br />

übertragen können.<br />

Wie sehen Sie die Unterstützungsangebote im Land für Gründer?<br />

Wir hatten viel Unterstützung, es war allerdings sehr kompliziert<br />

und zeitaufwändig, diese zu bekommen. Nachdem ich bei<br />

meinem früheren Arbeitgeber gekündigt hatte, konnte ich am<br />

<strong>Unternehmen</strong>sgründungsprogramm <strong>des</strong> <strong>AMS</strong> teilnehmen. <strong>Das</strong><br />

hat gut gepasst, die Beratung durch die Firma Merlin war sehr<br />

gut, und auch die EPU-Förderung für unsere erste Mitarbeiterin<br />

fand ich sehr nützlich. <strong>Das</strong> Modell könnte vielleicht noch etwas<br />

flexibler werden. Wir holen uns auch Hilfe von <strong>Unternehmen</strong>sberatern,<br />

die uns raten, „Webgears“ als Marke zu positionieren,<br />

um bekannter und glaubwürdiger zu werden. <strong>Das</strong> zieht dann<br />

auch wieder neue Mitarbeiter an.<br />

Haben Sie den Schritt in die Selbstständigkeit jemals bereut?<br />

Nein. Keiner von uns möchte wieder zurück in ein Angestelltenverhältnis.<br />

Wir sind sehr ehrgeizig und engagiert. Es muss<br />

einem aber schon klar sein, dass man enorm viel Zeit in die Firma<br />

stecken muss, da bleibt nicht viel Platz für´s Privatleben, vor<br />

allem in den Anfangsjahren. Wenn ich irgendwie Zeit erübrigen<br />

kann, verbringe ich sie mit meiner Familie. Andererseits beflügelt<br />

der Erfolg. Ich möchte jetzt noch fünf bis sieben Jahre volle<br />

Power geben, und hoffe, dass ich es mir dann etwas leichter<br />

machen kann. Jetzt kommt die „stärkste“ Jahreszeit. Von Mitte<br />

November bis Mitte Dezember ist bei uns die Hölle los, da sind<br />

alle am Shoppen. Wir sind bereit.<br />

Zur Person<br />

Tobias Klien<br />

Geschäftsführer der Webgears GmbH (gemeinsam mit Alexander<br />

Bitsche und Daniel Ender). Absolvierte die HTL Rankweil<br />

in Elektronik mit Schwerpunkt Informatik, arbeitete bis<br />

zur <strong>Unternehmen</strong>sgründung bei Bachmann electronic.<br />

Lieblingsseiten im Netz: facebook, amazon, Fachseiten.<br />

Entspannt sich am liebsten bei seiner Lebensgefährtin und<br />

ihrem gemeinsamen Kind, 9. Zukünftig freut er sich auf das<br />

neu erworbene Haus mit Garten.<br />

Vorbild als Unternehmer: Mark Zuckerberg<br />

Motto: Im Mittelpunkt steht immer der Nutzen für den Kunden.<br />

Die Konzentration auf´s schnelle Geld ist nicht zielführend,<br />

wenn es gilt, ein <strong>Unternehmen</strong> zu gründen und erfolgreich<br />

zu führen.<br />

3<br />

Fragen an:<br />

Mag. Christoph Mathis<br />

Abteilungsleiter <strong>des</strong> Gründer-Service<br />

der Wirtschaftskammer <strong>Vorarlberg</strong><br />

Wie sehen Sie die Situation von JungunternehmerInnen<br />

in <strong>Vorarlberg</strong>?<br />

Der Gründergeist in <strong>Vorarlberg</strong> ist ungebrochen. Jährlich<br />

setzen circa 1.000 Personen den Schritt in die<br />

Selbstständigkeit. Eine aktuelle Studie belegt: Je neu gegründetem<br />

<strong>Unternehmen</strong> entstehen 2013 in Österreich<br />

direkt 2,4 Arbeitsplätze. Gemeinsam mit Vorleistungsverflechtungen<br />

und Kaufkrafteffekten hängen sogar<br />

durchschnittlich 5,3 Jobs sowie rund 181.000 Euro an<br />

Wertschöpfung mit einem neu gegründeten <strong>Unternehmen</strong><br />

zusammen. Diese Zahlen zeigen klar die positiven<br />

Effekte der <strong>Unternehmen</strong>sgründungen sowie der Jungunternehmer<br />

für den heimischen Wirtschafts- und Lebensstandort.<br />

Welche Herausforderungen stellen sich bei<br />

<strong>Unternehmen</strong>sgründung?<br />

Die Vergangenheit zeigt, Gründungen finden in allen<br />

Phasen der Konjunktur statt. Die Chance, selbstständig<br />

etwas aufzubauen, ist daher immer gegeben, meist<br />

allerdings nicht mit den Einstellungen und Rezepturen<br />

von gestern. Die Chance junger <strong>Unternehmen</strong> ist es,<br />

die Branche, in der sie tätig sind, neu zu erfinden. Ein<br />

Tischler wird mehr zum Architekten und Designer, ein<br />

Gastronom zum Eventmanager. Kreativität und unternehmerische<br />

Eigenschaften sind gefragt. Fachliches<br />

Know-how, aber auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse,<br />

insbesondere modernes Marketing, sind gefordert.<br />

Die Herausforderungen sind daher vielfältig, eine gute<br />

Vorbereitung und Planung besonders wichtig.<br />

Wie sehen Sie das Förderangebot für JungunternehmerInnen<br />

in <strong>Vorarlberg</strong>?<br />

<strong>Das</strong> Gründerservice der Wirtschaftskammer bietet Gründungsinteressierten<br />

zahlreiche Serviceleistungen, und<br />

das überwiegend kostenlos. Von Infobroschüren und<br />

Merkblättern über Workshops, individuelle Gründungsberatungen,<br />

die Vermittlung von Experten, rechtlichen<br />

und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen bis hin zu<br />

kostenlosen Online-Tools und zur Gewerbeanmeldung<br />

wird ein bedarfsorientiertes Service geboten. Bei Investitionen<br />

gibt es Zuschüsse von Bund oder Land. Neugründer<br />

sind zudem von bestimmten Gebühren befreit.<br />

Es ist jedenfalls zu empfehlen, diese Angebote zu nutzen.<br />

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