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Der Kongress tanzt - in diesem Sommer Tango. - Die IFLA in ...

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478 • Bibliothek <strong>IFLA</strong>-Weltkongress Buenos Aires 2004<br />

<strong>IFLA</strong>-Weltkongress Buenos Aires 2004<br />

Vom 22. bis zum 27. August blicken die Bibliothekare der Welt nach Buenos Aires. Dort f<strong>in</strong>det der<br />

70. <strong>IFLA</strong>-Weltkongress unter dem Motto »Bibliotheken: Werkzeuge für Bildung und Entwicklung« statt.<br />

<strong>Die</strong> Veranstalter erwarten mehr als 3 000 Kollegen aus allen Kont<strong>in</strong>enten und hoffen, dass von der ersten<br />

<strong>IFLA</strong>-Großveranstaltung <strong>in</strong> Südamerika e<strong>in</strong> Signal ausgeht: für die Stärkung der Bibliotheken auch <strong>in</strong><br />

weniger entwickelten Ländern und für e<strong>in</strong>e bessere Zusammenarbeit zwischen Arm und Reich auf dem<br />

Wissens- und Informationssektor. Mit den speziellen Problemen des Berufsstandes <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika befassen<br />

sich <strong>in</strong> Deutschland seit langem engagierte Bibliothekare. Über ihre Arbeit, über Austauschprogramme<br />

mit Late<strong>in</strong>amerika und über wichtige Aspekte des bevorstehenden Weltkongresses <strong>in</strong> der<br />

argent<strong>in</strong>ischen Hauptstadt berichtet BuB im Folgenden.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>tanzt</strong> – <strong>in</strong> <strong>diesem</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>Tango</strong><br />

Viele politische Themen <strong>in</strong> Buenos Aires/<br />

Reger Austausch mit Kollegen aus Late<strong>in</strong>amerika<br />

Bernd Schleh<br />

Nicht nur für die deutschen Bibliothekare,<br />

aber nach den Erfahrungen des Leipziger<br />

Bibliothekskongresses gerade für<br />

jene, wird es e<strong>in</strong> Vergnügen se<strong>in</strong>: <strong>Die</strong> Eröffnungsfeier<br />

des 70. <strong>IFLA</strong>-Weltkongresses<br />

am 23. August im Teatro Colón <strong>in</strong><br />

Buenos Aires. Das im italienischen Neo-<br />

Renaissancestil errichtete Gebäude gilt<br />

als e<strong>in</strong>es der schönsten Bauwerke der argent<strong>in</strong>ischen<br />

Hauptstadt. <strong>Der</strong> prächtig<br />

ausgeschmückte Konzertsaal, an dessen<br />

Decke e<strong>in</strong> Kronleuchter mit 700 Lichtern<br />

schwebt, bietet mehr als 3 000 Besuchern<br />

Platz. Wo sonst argent<strong>in</strong>ische<br />

Musikliebhaber <strong>in</strong>ternationalen Opernund<br />

Operettenstars lauschen, dürfen sich<br />

die Bibliothekare aus aller Welt auf den<br />

ersten <strong>Kongress</strong>-Höhepunkt freuen.<br />

Ke<strong>in</strong>e Frage, das Ambiente stimmt.<br />

Und auch auf den Hauptredner der Eröffnungsfeier<br />

darf man gespannt se<strong>in</strong>. <strong>Der</strong><br />

argent<strong>in</strong>ische Journalist, Autor und Literaturwissenschaftler<br />

Tomás Eloy Martínez<br />

gilt als ausgewiesener Kenner der Geschichte<br />

und Literatur se<strong>in</strong>es Heimatlandes.<br />

Aufgrund se<strong>in</strong>er kritischen Haltung<br />

war er mehrmals gezwungen, Argent<strong>in</strong>ien<br />

zu verlassen und im Exil zu leben. Martínez<br />

unterrichtete an zahlreichen Hochschulen<br />

<strong>in</strong> Amerika und Europa, unter<br />

anderem auch an der Freien Universität<br />

Berl<strong>in</strong>; heute ist er Direktor für Late<strong>in</strong>amerikanische<br />

Studien an der Rutgers<br />

Universität im US-amerikanischen New<br />

Jersey. Wie andere herausragende Veranstaltungen<br />

des <strong>Kongress</strong>es wird die Eröffnungsfeier<br />

simultan <strong>in</strong> sechs Sprachen,<br />

darunter auch Deutsch, übersetzt.<br />

Profaner geht es dann an den übrigen<br />

<strong>Kongress</strong>tagen bis zum 27. August zu,<br />

zum<strong>in</strong>dest was die Räumlichkeiten betrifft.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Kongress</strong> wird überwiegend<br />

<strong>in</strong> den modernen Veranstaltungssälen des<br />

Hilton-Hotels abgehalten. Dort ist auch<br />

die Firmenausstellung untergebracht, die<br />

bereits e<strong>in</strong>en Tag früher, am 26. August,<br />

schließt.<br />

Inhaltlich will der erste <strong>IFLA</strong>-<strong>Kongress</strong>,<br />

der <strong>in</strong> Südamerika stattf<strong>in</strong>det, neue<br />

Akzente setzen. Bereits das Motto »Bibliotheken:<br />

Werkzeuge für Bildung und<br />

Entwicklung« lässt erkennen, dass die politische<br />

Bedeutung der Bibliotheksarbeit<br />

stärker im Vordergrund steht als bei bisherigen<br />

<strong>Kongress</strong>en. <strong>Die</strong> Vorsitzende des<br />

argent<strong>in</strong>ischen Organisationskomitees,<br />

Ana María Peruchena Zimmermann, sagte<br />

gegenüber BuB: »Alle Themen des<br />

<strong>Kongress</strong>es s<strong>in</strong>d von Bedeutung, am<br />

wichtigsten für uns wird aber die Diskussion<br />

über die künftige Rolle der Bibliotheken<br />

für die wirtschaftliche und so-<br />

<strong>Die</strong> Metropole Buenos Aires ist über 200 Quadratkilometer groß und zählt rund elf Millionen<br />

E<strong>in</strong>wohner, das ist fast e<strong>in</strong> Drittel der gesamten argent<strong>in</strong>ischen Bevölkerung.<br />

(Fotos: Ute Wendel / Wendy-Pampa-Tours.de)<br />

BuB 56 (2004) 7/8


<strong>IFLA</strong>-Weltkongress Buenos Aires 2004<br />

Bibliothek •<br />

479<br />

Argent<strong>in</strong>ien erstreckt sich über e<strong>in</strong>e Länge von 3 800 Kilometern. Im Norden des Landes<br />

liegt die dünn besiedelte Prov<strong>in</strong>z Salta. Hier s<strong>in</strong>d Ausläufer der Anden zu sehen.<br />

zialen Entwicklung Late<strong>in</strong>amerikas se<strong>in</strong>.<br />

Dabei geht es um nichts weniger als die<br />

Demokratisierung des Zugangs zu Information<br />

und Wissen <strong>in</strong> unserer Weltregion,<br />

um die dr<strong>in</strong>gend notwendige Alphabetisierung,<br />

um die Erhaltung der eigenen<br />

Kultur und um die Schaffung von<br />

Bibliotheken <strong>in</strong> <strong>in</strong>digenen und multikulturellen<br />

Geme<strong>in</strong>schaften.« Information<br />

und Wissen, so Peruchena Zimmermann<br />

weiter, seien elementare Grundlagen für<br />

Bildung und Entwicklung und unbed<strong>in</strong>gte<br />

Voraussetzung für e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

der Lebensumstände der Menschen,<br />

die bisher noch ke<strong>in</strong>en angemessenen<br />

Grad an wirtschaftlicher und sozialer<br />

Entwicklung erreicht haben.<br />

Tombola für guten Zweck<br />

<strong>Der</strong> politische Charakter des <strong>Kongress</strong>es<br />

lässt sich ebenfalls am Veranstaltungsprogramm<br />

ablesen: »Erfahrungen aus den<br />

Jahren der Diktatur und Auswirkung auf<br />

Bibliotheken«, »Informationskompetenz<br />

<strong>in</strong> Entwicklungsländern« oder »<strong>Die</strong> Rolle<br />

der Bibliothek für die Bewahrung der<br />

kulturellen Identität der e<strong>in</strong>heimischen<br />

Bevölkerung« s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige der zahlreichen<br />

Themen, die sich mit der Situation<br />

von Bibliotheken und Informationse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> Entwicklungsländern und<br />

mit der Zusammenarbeit zwischen Arm<br />

und Reich auf dem Gebiet des Informationswesens<br />

befassen.<br />

Late<strong>in</strong>amerika ist e<strong>in</strong>e der ärmsten Regionen<br />

der Welt. Peruchena Zimmermann<br />

hofft, dass die Arbeit der dortigen<br />

Bibliotheken durch den <strong>Kongress</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Schub bekommt und damit auch die<br />

dr<strong>in</strong>gend notwendige Kooperation über<br />

Ländergrenzen h<strong>in</strong>weg verbessert wird.<br />

Schlechte Zeiten für Bücher<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sieht die Organisationschef<strong>in</strong><br />

zwei weitere Vorteile der Großveranstaltung:<br />

»Wir werden uns mit dem <strong>in</strong>ternationalen<br />

<strong>Kongress</strong> <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong><br />

der Regierung zurückbr<strong>in</strong>gen und damit<br />

erreichen, dass die Bedeutung der Bibliotheken<br />

als Informationsvermittler neu<br />

überdacht wird. Außerdem ist der <strong>Kongress</strong><br />

e<strong>in</strong>e hervorragende Gelegenheit für<br />

Bibliothekare aus ganz Late<strong>in</strong>amerika,<br />

vor allem aber aus Argent<strong>in</strong>ien, um sich<br />

auf den neuesten Stand des bibliothekarischen<br />

Wissens und der bibliothekarischen<br />

Forschung zu br<strong>in</strong>gen.«<br />

Selbstverständlich gibt es wie bei bisherigen<br />

<strong>IFLA</strong>-Treffen auch e<strong>in</strong> riesiges<br />

Angebot an hochkarätig besetzten Fortbildungsveranstaltungen<br />

zu den eher traditionellen<br />

Fachthemen, von aktuellen<br />

Standardisierungsfragen über neueste Aspekte<br />

bei der Langzeitarchivierung bis<br />

h<strong>in</strong> zur Rolle der Bibliothek als moderne<br />

Bildungsre<strong>in</strong>richtung (siehe hierzu auch<br />

das Interview mit <strong>IFLA</strong>-Präsident<strong>in</strong> Kay<br />

Raseroka auf den Seiten 482 bis 484).<br />

Organisiert wird der <strong>Kongress</strong> von der<br />

»Asociación de Bibliotecarios Graduados<br />

de la República Argent<strong>in</strong>a (ABGRA)«, e<strong>in</strong>er<br />

Berufsorganisation, die 1953 gegründet<br />

wurde und alle Bibliothekare des<br />

Landes vertritt. ABGRA ist seit 1962<br />

Mitglied der <strong>IFLA</strong>. Unterstützung bei<br />

der Organisation der Großveranstaltung<br />

erhält ABGRA von den großen Bibliotheken<br />

des Landes, vor allem von der Nationalbibliothek<br />

und von der <strong>Kongress</strong>-<br />

<strong>Die</strong> jüngste argent<strong>in</strong>ische Wirtschaftskrise<br />

hat auch die Buchbranche<br />

hart getroffen. Nach Angaben<br />

der Presseabteilung der Frankfurter<br />

Buchmesse war die Anzahl der Neuveröffentlichungen<br />

und der Nachdrucke<br />

argent<strong>in</strong>ischer Verlage im Jahr<br />

2002 gegenüber dem Vorjahr um fast<br />

e<strong>in</strong> Viertel zurückgegangen. <strong>Die</strong> Anzahl<br />

verkaufter Bücher hatte sich im<br />

selben Zeitraum sogar halbiert. Gut<br />

200 Buchhandlungen im Land mussten<br />

im Jahr 2002 dichtmachen.<br />

<strong>Der</strong>zeit entspannt sich die Situation<br />

auf dem Buchmarkt leicht. Es<br />

werden wieder mehr Titel gedruckt<br />

und verkauft. Dabei wirkt »Harry<br />

Potter« auch am Rio de la Plata als<br />

Zugpferd: Band 5 g<strong>in</strong>g dort mehr als<br />

110 000 Mal über die Ladentheke.<br />

Als Reaktion auf die beherrschende<br />

Stellung der Großverlage, die ausschließlich<br />

an hohen Auflagen <strong>in</strong>teressiert<br />

s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien,<br />

so <strong>in</strong>formiert die Frankfurter Buchmesse<br />

weiter, immer mehr kle<strong>in</strong>e Verlage<br />

mit klaren Programmschwerpunkten<br />

gegründet. <strong>Der</strong> Aufwärtstrend<br />

auf dem Buchmarkt zeigte sich<br />

auch bei der diesjährigen Buchmesse<br />

<strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien, die nach der Ausstellung<br />

im mexikanischen Guadalajara<br />

die wichtigste <strong>in</strong> ganz Late<strong>in</strong>amerika<br />

ist. Auf der 30. Feria Internacional<br />

del Libro wurden mehr als e<strong>in</strong>e Million<br />

Besucher gezählt. <strong>Die</strong> Feria ist <strong>in</strong><br />

Argent<strong>in</strong>ien die Kulturveranstaltung<br />

schlechth<strong>in</strong>. Das unterstreichen die<br />

mehr als 1 000 Lesungen, Buchvorstellungen<br />

und Diskussionen im<br />

Rahmenprogramm.<br />

Auch deutsche Verlage stellten bei<br />

der Feria aus. Unter der Organisation<br />

der Frankfurter Buchmesse präsentierten<br />

162 deutsche Unternehmen<br />

über 800 Titel. Wie bereits im<br />

Vorjahr wurden die Bücher an e<strong>in</strong>em<br />

deutsch-französischen Geme<strong>in</strong>schaftsstand<br />

ausgestellt. <strong>Die</strong> argent<strong>in</strong>ische<br />

Buchmesse dauerte vom 13. April bis<br />

zum 9. Mai, <strong>in</strong>sgesamt zeigten rund<br />

1 400 Aussteller auf 35 500 Quadratmetern<br />

ihre neuesten Verlagsprodukte.<br />

slh<br />

BuB 56 (2004) 7/8


480<br />

• Bibliothek <strong>IFLA</strong>-Weltkongress Buenos Aires 2004<br />

Imposant: <strong>Die</strong> Iguazú-Wasserfälle an der Grenze zu Brasilien stürzen über 70 Meter <strong>in</strong> die<br />

Tiefe.<br />

bibliothek (siehe Beitrag auf Seite 485).<br />

E<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d aber auch e<strong>in</strong>ige der<br />

rund 2 000 Öffentlichen Bibliotheken,<br />

die es <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien gibt, sowie die<br />

»Fundación El Libro«, e<strong>in</strong>e Stiftung, die<br />

unter anderem die Buchmesse <strong>in</strong> Buenos<br />

Aires (siehe Kasten auf Seite 479) auf die<br />

Be<strong>in</strong>e stellt.<br />

Zu den üblichen Schwierigkeiten, die<br />

mit der Organisation e<strong>in</strong>er Großveranstaltung<br />

wie dem <strong>IFLA</strong>-Weltkongress<br />

verbunden s<strong>in</strong>d, gesellte sich im Falle<br />

von Buenos Aires e<strong>in</strong> ganz besonderes<br />

Problem: die radikale Abwertung der<br />

argent<strong>in</strong>ischen Währung. Als die argent<strong>in</strong>ischen<br />

Bibliothekare im Jahr 1999<br />

den Zuschlag für die Ausrichtung des<br />

Weltkongresses 2004 erhalten hatten, betrug<br />

das Austauschverhältnis zwischen<br />

US-Dollar und Peso 1:1. Wenig später<br />

schlitterte die argent<strong>in</strong>ische Wirtschaft<br />

e<strong>in</strong>mal mehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e tiefe Krise. Bereits<br />

im Jahr 2001 lag die Relation zwischen<br />

Dollar und Peso bei 1:3. Worüber sich<br />

ausländische <strong>Kongress</strong>teilnehmer freuen<br />

können – ihre Reise und ihr Aufenthalt<br />

<strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien hat sich dadurch kräftig<br />

verbilligt –, ist für die argent<strong>in</strong>ischen<br />

Kollegen e<strong>in</strong>e Katastrophe. Ihr E<strong>in</strong>kommen<br />

ist, <strong>in</strong> US-Dollar gerechnet, <strong>in</strong>nerhalb<br />

weniger Monate auf e<strong>in</strong> Drittel<br />

geschrumpft. Peruchena Zimmermann<br />

bestätigt: »Für die Organisation des<br />

<strong>Kongress</strong>es ist das e<strong>in</strong> dramatisches Problem.«<br />

Trotz f<strong>in</strong>anzieller Schwierigkeiten setzen<br />

die Verantwortlichen <strong>in</strong> Buenos Aires<br />

auch <strong>in</strong> <strong>diesem</strong> Jahr auf bewährte Programmteile<br />

von vergangenen <strong>IFLA</strong>-<strong>Kongress</strong>en.<br />

So gibt es die Posterausstellung,<br />

<strong>in</strong> der Bibliothekare aus verschiedenen<br />

Teilnehmerländern <strong>in</strong>teressante Projekte<br />

aus ihrer Heimat vorstellen können. Außerdem<br />

s<strong>in</strong>d spezielle Treffen für <strong>Kongress</strong>-Neul<strong>in</strong>ge<br />

vorgesehen. Zu zwei Festen<br />

s<strong>in</strong>d die Teilnehmer ebenfalls e<strong>in</strong>geladen:<br />

zum Eröffnungsempfang und zum<br />

Kulturabend. Bei beiden Treffen haben<br />

die <strong>Kongress</strong>besucher Gelegenheit, sich<br />

besser kennenzulernen sowie fachliche<br />

und persönliche Informationen auszutauschen;<br />

dazu gibt es landestypisches Essen,<br />

argent<strong>in</strong>ische Folklore und natürlich<br />

jede Menge <strong>Tango</strong>. Peruchena Zimmermann<br />

weiß: »Das ist e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit,<br />

um sich <strong>in</strong> der Riesenmetropole<br />

Buenos Aires mit über elf Millionen E<strong>in</strong>wohnern<br />

und dem vielfältigen kulturellen<br />

Angebot der Stadt erst mal zu orientieren.«<br />

Neu beim <strong>Kongress</strong> <strong>in</strong> Buenos Aires ist<br />

e<strong>in</strong>e Tombola, bei der alle Besucher zur<br />

Teilnahme aufgerufen s<strong>in</strong>d – und zwar<br />

nicht nur zum Kauf von Losen, sondern<br />

auch zum Mitbr<strong>in</strong>gen der Preise. <strong>Die</strong><br />

Idee: Jeder packt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Reisetasche<br />

noch e<strong>in</strong>en Gegenstand, der nicht allzu<br />

teuer ist, etwas mit der Heimat zu tun hat<br />

und sich als kle<strong>in</strong>es Geschenk eignet –<br />

mal sehen, wie viel Bücher da zusammen<br />

kommen. <strong>Der</strong> Erlös der Tombola dient<br />

e<strong>in</strong>em guten Zweck: Mit dem Geld werden<br />

Bibliothekare aus Entwicklungsländern<br />

unterstützt, die an künftigen <strong>IFLA</strong>-<br />

<strong>Kongress</strong>en teilnehmen möchten.<br />

Aktives Late<strong>in</strong>amerika-Netzwerk<br />

Zu den üblichen Schwierigkeiten, die mit der Organisation e<strong>in</strong>er<br />

Großveranstaltung wie dem <strong>IFLA</strong>-Weltkongress verbunden s<strong>in</strong>d, gesellte<br />

sich im Falle von Buenos Aires e<strong>in</strong> ganz besonderes Problem:<br />

die radikale Abwertung der argent<strong>in</strong>ischen Währung.<br />

Obwohl Argent<strong>in</strong>ien am anderen Ende<br />

der Welt liegt, ist das Interesse deutscher<br />

Bibliothekare am <strong>Kongress</strong> <strong>in</strong> Buenos<br />

Aires groß. Zum Ende der Frühbucherfrist<br />

am 15. Mai hatten sich nach Auskunft<br />

des argent<strong>in</strong>ischen Organisationskomitees<br />

bereits 40 deutsche Teilnehmer<br />

angemeldet. Das dürfte auch damit zu<br />

tun haben, dass Late<strong>in</strong>amerika neben<br />

Skand<strong>in</strong>avien seit dem Jahr 2000 e<strong>in</strong>en<br />

von zwei regionalen Förderschwerpunkten<br />

von Bibliothek & Information International<br />

(BII) bildet. Reg<strong>in</strong>e Schmoll<strong>in</strong>g,<br />

Länderreferent<strong>in</strong> für Spanien und Late<strong>in</strong>amerika<br />

bei BII, erklärt: »Im H<strong>in</strong>blick<br />

auf den jetzt bevorstehenden <strong>Kongress</strong><br />

<strong>in</strong> Buenos Aires wollten wir den<br />

Austausch mit Late<strong>in</strong>amerika <strong>in</strong>tensivieren.«<br />

Das ist gelungen. Mit e<strong>in</strong>er Auftaktveranstaltung<br />

im August 2000 <strong>in</strong> Köln<br />

wurde die Grundlage für e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es,<br />

aber fe<strong>in</strong>es Netzwerk von Bibliothekaren<br />

gelegt, die sich für die Zusammenarbeit<br />

zwischen Deutschland und Late<strong>in</strong>amerika<br />

<strong>in</strong>teressieren und e<strong>in</strong>setzen. Zum Sem<strong>in</strong>ar<br />

»E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die deutsche Bibliothekswissenschaft«<br />

reisten immerh<strong>in</strong><br />

18 Bibliothekare aus Late<strong>in</strong>amerika an.<br />

Ziel der Veranstaltung war, den <strong>in</strong>terbibliothekarischen<br />

Dialog zwischen Late<strong>in</strong>amerika<br />

und Deutschland voranzutreiben<br />

und die Kontaktpflege stärker<br />

bilateral zu gestalten. Schmoll<strong>in</strong>g dazu:<br />

»<strong>Der</strong> europäische Fachaustausch mit Late<strong>in</strong>amerika<br />

soll e<strong>in</strong> Gegengewicht zur<br />

angloamerikanisch dom<strong>in</strong>ierten Informationswelt<br />

bilden.«<br />

Im Anschluss an das Kölner Sem<strong>in</strong>ar<br />

wurde die deutsch-late<strong>in</strong>amerikanische<br />

Newsgroup »BIA-lis« als bibliothekarisches<br />

Informationsforum <strong>in</strong>s Leben gerufen,<br />

sie sendet sporadisch Informationen<br />

an e<strong>in</strong>geschriebene Listenmitglieder.<br />

Schmoll<strong>in</strong>g: »E<strong>in</strong> weiteres Ergebnis ist<br />

die von BII geführte Adressdatei spanischsprechender<br />

Bibliothekare und Dokumentare<br />

<strong>in</strong> Deutschland, die als<br />

Sprachkundige bereit s<strong>in</strong>d, Praktikumsplätze<br />

für spanisch- und portugiesischsprachige<br />

Kollegen an deutschen Bibliotheken<br />

und Dokumentationse<strong>in</strong>richtungen<br />

zu vermitteln.« <strong>Der</strong>zeit umfasst die<br />

Kontaktdatei 19 Namen. Weitere Interessierte<br />

werden gerne aufgenommen.<br />

BuB 56 (2004) 7/8


<strong>IFLA</strong>-Weltkongress Buenos Aires 2004<br />

Bibliothek •<br />

481<br />

In der Datei steht beispielsweise Manfred<br />

Hasse von der Niedersächsischen<br />

Landesbibliothek Hannover. Er hat sich<br />

auf Kuba spezialisiert und im Bibliotheksdienst<br />

Heft 3/2002 e<strong>in</strong>en Bericht<br />

unter dem Titel »E<strong>in</strong> Brief aus Havanna«<br />

über aktuelle Aspekte des Informationswesens<br />

der Karibik<strong>in</strong>sel veröffentlicht.<br />

Ebenfalls <strong>in</strong> der Kontaktdatei ist Franz<br />

Obermeier von der Universitätsbibliothek<br />

Kiel, der vor kurzem e<strong>in</strong>en Beitrag über<br />

die Digitalisierung von Quellen zur brasilianischen<br />

Geschichte im Bibliotheksdienst<br />

(Heft 1/2004) publizierte.<br />

late<strong>in</strong>amerikanischen Bibliothekswesens<br />

nach Deutschland und besichtigen unter<br />

anderem die Öffentlichen Bibliotheken<br />

<strong>in</strong> Köln, Stuttgart, Berl<strong>in</strong>, Bremen sowie<br />

die Hochschule der Medien <strong>in</strong> Stuttgart.<br />

Hilfe durch Goethe-Institute<br />

Organisiert wird der Fachaustausch nach<br />

wie vor von BII (weitere Informationen<br />

unter www.bi-<strong>in</strong>ternational.de). Für die<br />

Reisen deutscher Kollegen nach Late<strong>in</strong>amerika<br />

werden Mittel des Auswärtigen<br />

Amtes e<strong>in</strong>gesetzt, für Aufenthalte auslän-<br />

Obwohl Argent<strong>in</strong>ien am anderen Ende der Welt liegt, ist das Interesse<br />

deutscher Bibliothekare am <strong>Kongress</strong> <strong>in</strong> Buenos Aires groß. Zum<br />

Ende der Frühbucherfrist am 15. Mai hatten sich bereits 40 deutsche<br />

Teilnehmer angemeldet.<br />

<strong>Der</strong> personelle Fachaustausch zwischen<br />

Deutschland und den Ländern Late<strong>in</strong>amerikas<br />

hat sich nach dem Kölner<br />

Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> der Tat <strong>in</strong>tensiviert. 2001<br />

wurde e<strong>in</strong> vierwöchiger Fachaufenthalt<br />

e<strong>in</strong>er bolivianischen Kolleg<strong>in</strong> an der Universitätsbibliothek<br />

Tüb<strong>in</strong>gen unterstützt.<br />

Im selben Jahr nahm Horst Neisser, Direktor<br />

der Stadtbibliothek Köln, an e<strong>in</strong>er<br />

Tagung <strong>in</strong> Mexiko teil. Im April 2002<br />

waren zwei deutsche Bibliothekare bei<br />

e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen <strong>Kongress</strong> <strong>in</strong> Havanna.<br />

Im Gegenzug kam e<strong>in</strong> kubanischer<br />

Kollege im Jahr 2003 an die Universitätsbibliothek<br />

Karlsruhe, e<strong>in</strong>e Bibliothekar<strong>in</strong><br />

aus Brasilien verbrachte<br />

ebenfalls im vergangenen Jahr e<strong>in</strong>en vierwöchigen<br />

Fachaufenthalt <strong>in</strong> München.<br />

Und auch nach dem <strong>Kongress</strong> <strong>in</strong> Buenos<br />

Aires geht der Austausch weiter: Im Oktober<br />

kommen sechs Repräsentanten des<br />

discher Bibliothekare und Informationsspezialisten<br />

<strong>in</strong> Deutschland zahlt die Kulturstiftung<br />

der Länder e<strong>in</strong>en Zuschuss <strong>in</strong><br />

Form von Tagegeld.<br />

Vor zwei Jahren brachte das BII eigens<br />

Informationsbroschüren <strong>in</strong> englischer<br />

und spanischer Sprache heraus, um die<br />

bestehenden Kontakte zu verstärken.<br />

Unterstützt wird BII bei se<strong>in</strong>en Bemühungen<br />

<strong>in</strong> großem Maße von den<br />

Goethe-Instituten <strong>in</strong> den jeweiligen late<strong>in</strong>amerikanischen<br />

Ländern. Besonders<br />

engagiert ist dabei das Goethe-Institut <strong>in</strong><br />

Buenos Aires. Es ermöglicht zum Beispiel<br />

late<strong>in</strong>amerikanischen Wissenschaftlern,<br />

über die <strong>in</strong>ternationale Fernleihe wissenschaftliche<br />

Aufsätze aus Deutschland zu<br />

bestellen. Außerdem ist im Internetangebot<br />

des Goethe-Instituts e<strong>in</strong>e deutschargent<strong>in</strong>ische<br />

Kooperationsseite (www.<br />

goethe.de/hs/bue/spibibar.htm) zu f<strong>in</strong>den,<br />

<strong>Tango</strong>: Im Stadtviertel San Telmo von<br />

Buenos Aires wird er für Touristen und E<strong>in</strong>heimische<br />

noch auf der Straße ge<strong>tanzt</strong>.<br />

die wichtige Nachrichten über das deutsche<br />

und argent<strong>in</strong>ische Bibliothekswesen<br />

auf Spanisch und Deutsch veröffentlicht.<br />

Unter anderem gibt es dort auch aktuelle<br />

Informationen über »Bibliothek 2007«<br />

oder übersetzte Beiträge aus deutschen<br />

bibliothekarischen Fachzeitschriften.<br />

E<strong>in</strong>e Erwerbungsliste mit Neuersche<strong>in</strong>ungen<br />

aus Late<strong>in</strong>amerika betreibt das<br />

Mit e<strong>in</strong>er Auftaktveranstaltung<br />

im August 2000 <strong>in</strong> Köln wurde<br />

die Grundlage für e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es,<br />

aber fe<strong>in</strong>es Netzwerk von Bibliothekaren<br />

gelegt, die sich für die<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Deutschland und Late<strong>in</strong>amerika<br />

<strong>in</strong>teressieren und e<strong>in</strong>setzen.<br />

Das Hafenviertel La Boca <strong>in</strong> Buenos Aires ist weltbekannt für se<strong>in</strong>e bunten Häuser.<br />

Iberoamerikanische Institut <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

(www.iai.spk-berl<strong>in</strong>.de). Außerdem fördert<br />

die Deutsche Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

zurzeit den Aufbau e<strong>in</strong>er virtuellen<br />

Fachbibliothek Iberoamerika mit dem<br />

Namen »CIbera« (www.cibera.de). Schon<br />

länger <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika aktiv und bei vielen<br />

Bibliothekaren bekannt ist Elisabeth<br />

Zilz mit ihrem Projekt »E<strong>in</strong> Bücherbus<br />

für Nicaragua« (siehe auch BuB Heft 7-8/<br />

2003, Seite 457). <strong>Die</strong> umtriebige Bibliothekar<strong>in</strong><br />

hat dort unter nicht immer e<strong>in</strong>fachen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>en Bücherbus<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen und den Neubau e<strong>in</strong>er<br />

Bücherei <strong>in</strong>itiiert. Informationen zu <strong>diesem</strong><br />

Projekt gibt es unter www.biblio<br />

bus.edu.ni – und sicherlich auch beim<br />

<strong>IFLA</strong>-Weltkongress <strong>in</strong> Buenos Aires.<br />

▲<br />

BuB 56 (2004) 7/8

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