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Campus & Geschichte<br />

Seite 8 HUMBOLDT · 5. Juli 2013<br />

Ausgewählte<br />

Jubiläen im Juli<br />

9. September 1896 – 4. Juli 1963<br />

50. To<strong>de</strong>stag von Fritz Reuter<br />

Musikwissenschaftler, Komponist<br />

Dem Musikwissenschaftler und Komponisten<br />

Fritz Reuter wur<strong>de</strong>n das musikalische<br />

Talent und die Passion zu Klängen und<br />

Melodien praktisch in die Wiege gelegt. Im<br />

Alter von 16 Jahren unterrichtete er bereits<br />

an <strong>de</strong>r Dresdner Lehranstalt für Musik die<br />

Fächer Klavier und Musiktheorie. Reuter<br />

studierte in Dres<strong>de</strong>n und Leipzig die Fächer<br />

Orgel, Musikwissenschaft, Pädagogik und<br />

Philosophie. 1922 promovierte er. Nach<strong>de</strong>m<br />

er als Theaterkapellmeister, Chorleiter und<br />

Lehrer für Musiktheorie gearbeitet hatte,<br />

nahm er das Studium wie<strong>de</strong>r auf. Nach<br />

Arbeit in <strong>de</strong>r Lehre und als Dramaturg und<br />

Kapellmeister wur<strong>de</strong> er 1949 als Professor<br />

für das Amt <strong>de</strong>s Direktors <strong>de</strong>s Instituts für<br />

Musikerziehung <strong>de</strong>r Universität Halle/Leipzig<br />

berufen. Von 1956 bis 1962 leitete er das<br />

Institut für Musikerziehung an <strong>de</strong>r Pädagogischen<br />

Fakultät <strong>de</strong>r HU. Er engagierte sich<br />

sehr dafür, dass die vom Krieg gezeichnete<br />

Universität beim Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s Universitätsgebäu<strong>de</strong>s<br />

in <strong>de</strong>r Dorotheenstraße 24<br />

nicht nur für einen neuen Konzertsaal – <strong>de</strong>n<br />

heutigen Fritz-Reuter-Saal – sorgte, son<strong>de</strong>rn<br />

auch <strong>de</strong>n Bau einer Orgel bewilligte. Reuter<br />

brachte zahlreiche kompositorische Werke<br />

hervor, wie die erfolgreiche Oper „Ein Funken<br />

Liebe“.<br />

8. März 1879 – 28. Juli 1968<br />

45. To<strong>de</strong>stag von Otto Hahn<br />

Chemiker, Nobelpreis 1944<br />

Otto Hahn wur<strong>de</strong> als jüngster Sohn <strong>de</strong>s<br />

Unternehmers Heinrich Hahn in Frankfurt<br />

am Main geboren. Nach <strong>de</strong>m Abitur studierte<br />

er an <strong>de</strong>r Universität in Marburg.<br />

Hier verfasste er 1901 seine Dissertation.<br />

Seit 1906 war er Mitarbeiter von Emil Fischer<br />

an <strong>de</strong>r Berliner Universität, wo eine<br />

„Holzwerkstatt“ im Chemischen Institut<br />

sein Labor wur<strong>de</strong>. Im Jahr 1907 begann<br />

er seine Tätigkeit als Privatdozent an <strong>de</strong>r<br />

Universität und wur<strong>de</strong> drei Jahre später Professor<br />

für Physikalische Chemie. Er baute ab<br />

1912 eine Arbeitsgruppe im Kaiser-Wilhelm-<br />

Institut für Chemie auf. Ab 1926 wur<strong>de</strong><br />

er Direktor einer eigenen Abteilung. Lise<br />

Meitner war eine langjährige Mitarbeiterin<br />

von Hahn. Gemeinsam ent<strong>de</strong>ckten sie 1917<br />

das chemische Element Protakinisum. Ab<br />

1934 erforschten bei<strong>de</strong> die Bestrahlung von<br />

Uran mit Neutronen. Ihre gemeinsame Arbeit<br />

wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Nationalsozialismus<br />

been<strong>de</strong>t, da Lise Meitner fliehen musste.<br />

Zusammen mit Fritz Strassmann gelang<br />

Otto Hahn 1938 die erste Kernspaltung.<br />

Nach vielen Jahren intensiver Arbeit erhielt<br />

er 1944 schließlich <strong>de</strong>n Nobelpreis für Chemie<br />

für seine Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Spaltung von<br />

(Uran-)Atomkernen. Den Preis konnte er<br />

erst 1946, nach Entlassung aus <strong>de</strong>r Kriegsgefangenschaft,<br />

entgegennehmen. Heute<br />

gilt Otto Hahn als Pionier <strong>de</strong>r Kernchemie.<br />

21. September 1787 – 21. August 1868<br />

145. To<strong>de</strong>stag von Karl Immanuel Nitzsch<br />

Rektor <strong>de</strong>r Friedrich-Wilhelms-Universität<br />

zu Berlin 1848/49<br />

Der Pastorensohn Karl Immanuel Nitzsch<br />

wur<strong>de</strong> 1787 in Wittenberg geboren. Nach<br />

<strong>de</strong>r Schule führte ihn sein Weg an die Universität<br />

Wittenberg, an <strong>de</strong>r er Philosophie,<br />

klassische Philologie und evangelische<br />

Theologie studierte. Auch die Promotion<br />

erlangte Nitzsch dort. 1822 folgte er <strong>de</strong>m<br />

Ruf <strong>de</strong>r Universität Bonn. Hier arbeitete er<br />

als Universitätsprofessor. Durch die Lei<strong>de</strong>nschaft<br />

für sein Fach galt er als einer <strong>de</strong>r<br />

be<strong>de</strong>utendsten Köpfe <strong>de</strong>r Vermittlungstheologie.<br />

Im Jahr 1847 ging Nitzsch an die<br />

Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Hier<br />

trat er 1848 das Amt <strong>de</strong>s Universitätsrektors<br />

an. Während seiner Zeit in Berlin brachte er<br />

eines seiner größten Werke, die „Praktische<br />

Theologie“ (1847-1867) hervor, die als erste<br />

grundlegen<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>r damals noch<br />

jungen Wissenschaftsdisziplin gilt. Doch<br />

auch außerhalb <strong>de</strong>r Universität war Nitzsch<br />

aktiv. 1850 grün<strong>de</strong>te er die „Deutsche Zeitschrift<br />

für christliche Wissenschaft und<br />

christliches Leben“ mit. Er war außer<strong>de</strong>m<br />

Abgeordneter im Preußischen Landtag und<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Evangelischen Oberkirchenrats.<br />

Bis zu seinem Tod im Jahr 1868 war er<br />

stets voller Begeisterung für sein Fach im<br />

Einsatz. Zusammenstellung: Irina Quan<strong>de</strong>r<br />

Ernst Ehwald gehört zu <strong>de</strong>n herausragen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Bo<strong>de</strong>nkundlern <strong>de</strong>s<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rts, <strong>de</strong>r nicht nur das<br />

Profil dieses Faches in <strong>de</strong>r DDR prägte,<br />

son<strong>de</strong>rn auch im gesamt<strong>de</strong>utschen und<br />

internationalen Rahmen wirkte.<br />

Das wissenschaftliche Lebenswerk von<br />

Ernst Ehwald weist zwei Schwerpunkte<br />

auf: Zum einen galt sein Interesse<br />

<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>ngenese und <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nsystematik<br />

beziehungsweise Bo<strong>de</strong>nklassifikation.<br />

Daraus resultierte sein Beitrag<br />

zur Systematik <strong>de</strong>r landwirtschaftlich<br />

genutzten Bö<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR von 1966.<br />

Zugleich arbeitete er an einer Methodik<br />

<strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Bo<strong>de</strong>nformen-<br />

Kartierung im Maßstab 1:10.000 mit.<br />

Die Verwirklichung dieses Kartierungsprojektes<br />

wur<strong>de</strong> jedoch abgelehnt. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren befasste sich Ehwald mit <strong>de</strong>r<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nkun<strong>de</strong> und legte<br />

dazu wichtige wissenschaftshistorische<br />

Beiträge vor.<br />

Ernst Ehwald, am 11. August 1913 in Thal<br />

bei Ruhla im Thüringer Wald geboren,<br />

begann nach Abschluss seines Studiums<br />

in München seine Forstlaufbahn in Thüringen,<br />

bis er 1939 zur Wehrmacht eingezogen<br />

wur<strong>de</strong>. Vom Kriegsdienst freigestellt,<br />

konnte er 1944/45 in <strong>de</strong>r Zentralstelle<br />

für Vegetationskartierung arbeiten.<br />

Das Hauptgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r HU – ursprünglich<br />

als Palais <strong>de</strong>s Prinzen Heinrich in <strong>de</strong>r Mitte<br />

<strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts errichtet – ist das<br />

Universitätsgebäu<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n meisten Baua<br />

ktivitäten in <strong>de</strong>n letzten Jahren.<br />

Seit Anfang 2012 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>teil<br />

im so genannten Kopfbau West umfangreich<br />

um- und ausgebaut. Viele bauliche<br />

Defizite im Bereich Brandschutz, Barrierefreiheit<br />

und Rettungswege konnten so<br />

gelöst wer<strong>de</strong>n. Entstan<strong>de</strong>n sind mo<strong>de</strong>rne<br />

Ein Leben für die Bo<strong>de</strong>nkun<strong>de</strong><br />

Ernst Ehwald<br />

(1913-1986)<br />

Foto: privat<br />

Westlicher Kopfbau<br />

im Hauptgebäu<strong>de</strong> renoviert<br />

Vorher-Nachher: Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Jürgen van Buer zeigen ungewöhnliche Blickwinkel<br />

während <strong>de</strong>r Bauzeit und ermöglichen einen direkten Vergleich <strong>de</strong>s Vorzustands mit <strong>de</strong>r sanierten<br />

Situation im Kopfbau West <strong>de</strong>s Hauptgebäu<strong>de</strong>s.<br />

Zeitzeugen gesucht<br />

Eine Fernsehdokumentation erarbeitet dieser Tage eine historische Rückschau auf <strong>de</strong>n Berlin-Besuch<br />

<strong>de</strong>s US-Bürgerrechtlers Martin Luther King am 13. September 1964. Ein Schüler-Projekt begleitet diese<br />

Spurensuche. Martin Luther King soll sich seinerzeit auch mit afrikanischen und an<strong>de</strong>ren Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r<br />

<strong>Hu</strong>mboldt-Universität in <strong>de</strong>r Marien- o<strong>de</strong>r Sophienkirche unterhalten haben (siehe Foto).<br />

Wer sich an die Abgebil<strong>de</strong>ten erinnert o<strong>de</strong>r selbst zugegen war, wird gebeten, über die Internetseite<br />

www.kunorichter.<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n Filmemachern Kontakt aufzunehmen.<br />

Foto: Siegfried Krüger<br />

Ernst Ehwald zu seinem 100. Geburtstag<br />

Büro- und Seminarraumflächen an einer<br />

<strong>de</strong>r attraktivsten Stellen im Hauptgebäu<strong>de</strong>.<br />

Insgesamt wur<strong>de</strong>n in das Vorhaben ca.<br />

3,9 Millionen Euro aus <strong>de</strong>m universitären<br />

Haushalt investiert. „Die Universität freut<br />

sich, die neuen Räume an die Nutzer – die<br />

Studienabteilung, <strong>de</strong>n Präsidialbereich, das<br />

Internationale Büro und das Institut für<br />

Klassische Philologie – übergeben zu können“,<br />

sagte Joachim-Ewald Schwalgin, Leiter<br />

<strong>de</strong>r Technischen Abteilung, am 26. Juni<br />

2013 bei <strong>de</strong>r feierlichen Eröffnung.<br />

1946 trat er in die Versuchsabteilung<br />

für forstliche Standortkartierung<br />

in Jena ein,<br />

<strong>de</strong>ren Leitung er übernahm.<br />

1951 wur<strong>de</strong><br />

er Leiter <strong>de</strong>s Instituts<br />

für Forstliche<br />

Bo<strong>de</strong>nkun<strong>de</strong> und<br />

Standortslehre<br />

<strong>de</strong>r Forstwirtschaftlichen<br />

Fakultät<br />

Eberswal<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r <strong>Hu</strong>mboldt-Universität<br />

zu<br />

Berlin und<br />

erhielt 1955<br />

die Professur.<br />

1951 berief ihn<br />

Die Zoologische Lehrsammlung <strong>de</strong>s Instituts<br />

für Biologie <strong>de</strong>r <strong>Hu</strong>mboldt-Universität zu Berlin<br />

verfügt über ein faszinieren<strong>de</strong>s Präparat eines<br />

Rin<strong>de</strong>rbandwurms, mit wissenschaftlichem Namen<br />

Taenia saginata Goeze, 1782. Das seltene<br />

Tier ist mit 29 Windungen um eine schwarze<br />

Glasplatte gelegt und besitzt mit einer Länge<br />

von sechs Metern etwa 600 Glie<strong>de</strong>r. Oben in<br />

<strong>de</strong>r Mitte ist sein weniger als steckna<strong>de</strong>lgroßer<br />

Kopf mit <strong>de</strong>n Saugnäpfen zu sehen.<br />

Nicht nur die Größe und die Proportionen<br />

<strong>de</strong>s hier abgebil<strong>de</strong>ten und einzigartigen Präparats<br />

sind beeindruckend, son<strong>de</strong>rn auch<br />

das breitgefächerte Lehrspektrum, welches<br />

anhand dieses Exemplars<br />

abge<strong>de</strong>ckt wird. Mithilfe<br />

dieses Präparates können<br />

Probleme <strong>de</strong>s Parasitismus,<br />

<strong>de</strong>r Ökologie, <strong>de</strong>r Entwicklungsbiologie,<br />

<strong>de</strong>r Evolution<br />

<strong>de</strong>r Organismen sowie wissenschaftshistorische<br />

Aspekte<br />

thematisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Beispielsweise glaubte noch<br />

1802 <strong>de</strong>r Berliner Anatom<br />

Carl Asmund Rudolphi an<br />

eine Urzeugung <strong>de</strong>r Bandwürmer<br />

im Darm, während<br />

<strong>de</strong>r Mediziner Friedrich Küchenmeister<br />

im Jahre 1855 die<br />

Aufklärung <strong>de</strong>s Lebenszyklus<br />

und Wirtswechsels <strong>de</strong>r Bandwürmer<br />

durch Versuche mit<br />

zum To<strong>de</strong> verurteilten Häftlingen<br />

gelang.<br />

Spannend sind das Leben,<br />

Aussehen und die Maße<br />

<strong>de</strong>s Rin<strong>de</strong>rbandwurms.<br />

Denn biologisch betrachtet,<br />

zeichnet sich Taenia saginata<br />

durch seine bis zu 25-jährige<br />

Lebensdauer im Darm <strong>de</strong>s<br />

Menschen aus. Der Mensch<br />

fungiert als Endwirt eines<br />

zirka zehn Meter langen<br />

Wurms. Rin<strong>de</strong>rbandwürmer<br />

sind Zwitter. Die einzelnen<br />

Glie<strong>de</strong>r, die so genannten<br />

Proglotti<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n hinter<br />

<strong>de</strong>m Kopf gebil<strong>de</strong>t und<br />

sind zunächst männlich,<br />

die Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Landwirtschaftswissenschaften<br />

zum Mitglied und 1961 zum<br />

Vizepräsi<strong>de</strong>nten. 1970 wur<strong>de</strong> Ehwald<br />

sowohl als Vizepräsi<strong>de</strong>nt als auch als<br />

Direktor <strong>de</strong>s Aka<strong>de</strong>mieinstituts für Bo<strong>de</strong>nkun<strong>de</strong><br />

Eberswal<strong>de</strong>, das auf landwirtschaftlich<br />

genutzte Bö<strong>de</strong>n ausgerichtet<br />

war, abgesetzt – eine politische Entscheidung.<br />

Bei <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Institutsbelegschaft<br />

stieß dies auf Unverständnis<br />

und innere Ablehnung. Ehwald wur<strong>de</strong><br />

zum or<strong>de</strong>ntlichen Professor für Bo<strong>de</strong>nkun<strong>de</strong><br />

an <strong>de</strong>r Sektion Pflanzenproduktion<br />

<strong>de</strong>r <strong>Hu</strong>mboldt-Universität berufen<br />

und 1978 emeritiert. Ernst Ehwald erlitt<br />

am 14. August 1986 während eines Urlaubs<br />

im slowakischen Banska Bystrca<br />

einen tödlichen Unfall und erlebte folglich<br />

seine Rehabilitierung durch das Plenum<br />

<strong>de</strong>r Landwirtschaftsaka<strong>de</strong>mie im<br />

Wen<strong>de</strong>jahr 1990 nicht mehr.<br />

Seine wissenschaftlichen Arbeiten zeichnen<br />

sich durch eine außeror<strong>de</strong>ntliche<br />

Klarheit in Problemstellung, Argumentation<br />

und Diktion aus. Er verfügte über<br />

ein breit gefächertes Wissen und beeindrucken<strong>de</strong><br />

Literaturkenntnisse bei<br />

Beherrschung mehrerer Fremdsprachen.<br />

Als anspruchsvoller Hochschullehrer<br />

in Eberswal<strong>de</strong> und Berlin besaß er<br />

eine große Ausstrahlungskraft. <br />

<br />

Rolf Diemann<br />

OBJEKT DES MONATS<br />

Seltenes<br />

Rin<strong>de</strong>rbandwurm-Präparat<br />

später weiblich; dadurch kann sich ein Wurm<br />

selbst befruchten. Pro Monat produziert <strong>de</strong>r<br />

Bandwurm circa 400 reife Glie<strong>de</strong>r, die vom<br />

Hinteren<strong>de</strong> abgelöst wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Darm<br />

mit <strong>de</strong>m menschlichen Stuhl verlassen. Je<strong>de</strong>s<br />

Glied enthält ungefähr 100.000 Eier. Das sind<br />

zwölf Milliar<strong>de</strong>n Eier in 25 Jahren. Über ungeklärte<br />

Abwässer o<strong>de</strong>r wil<strong>de</strong> Toiletten, wie beispielsweise<br />

an Autobahnrastplätzen in <strong>de</strong>r Nähe<br />

von Rin<strong>de</strong>rwei<strong>de</strong>n, können sich Kühe (Zwischenwirt)<br />

durch fressen <strong>de</strong>r Eier infizieren.<br />

Im Muskelfleisch <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r entwickeln sich<br />

dann die so genannten Finnenstadien. Durch<br />

Verzehr unzureichend erhitzten Rindfleischs –<br />

wie Tatar – infiziert sich <strong>de</strong>r Mensch. Der<br />

Rin<strong>de</strong>rbandwurm tritt häufig in<br />

Afrika, in einigen Teilen von<br />

Osteuropa und in Asien auf.<br />

In Kenia ist <strong>de</strong>r Wurm mit<br />

80 Prozent Rin<strong>de</strong>rbefall sehr<br />

verbreitet. In Europa hingegen<br />

ist er durch Fleischbeschau<br />

und Hygiene höchst selten gewor<strong>de</strong>n.<br />

Nur 1,5 Prozent <strong>de</strong>r<br />

europäischen Rin<strong>de</strong>r sind von<br />

dieser Tierart befallen. Dennoch<br />

<strong>de</strong>nkt niemand daran,<br />

<strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>rbandwurm auf die<br />

Rote Liste gefähr<strong>de</strong>ter Arten<br />

zu setzen.<br />

Das hier abgebil<strong>de</strong>te Nasspräparat<br />

<strong>de</strong>r <strong>Hu</strong>mboldt-Universität<br />

wur<strong>de</strong> gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts hergestellt. Die<br />

Wie<strong>de</strong>rbeschaffung eines <strong>de</strong>rartigen<br />

Präparates ist durch<br />

die Seltenheit <strong>de</strong>s Bandwurms<br />

in Europa fast unmöglich. All<br />

diese Komponenten sowie die<br />

Einzigartigkeit von Taenia saginata<br />

machen dieses Objekt<br />

sehr wertvoll für die Lehre.<br />

<br />

Jochen Hennig<br />

und Milena Dragic<br />

Präparat eines Rin<strong>de</strong>rbandwurms<br />

<strong>de</strong>s Menschen (Taenia<br />

saginata Goeze, 1782) aus<br />

<strong>de</strong>r Zoologischen Lehrsammlung<br />

<strong>de</strong>s Instituts für<br />

Biologie<br />

Foto: Gerhard Scholtz

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