Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Dezember 2013 - Der Fels
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Katholisches Wort in die Zeit 44. Jahr Dezember 2013 - Der Fels
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paragraphen 218. Zöller hatte bei dessen<br />
Revision 1995 dagegen gestimmt, dass<br />
Abtreibungen <strong>in</strong> den drei ersten Monaten<br />
nicht mehr bestraft werden, wenn man<br />
sich zuvor beraten lässt. Die Jugendlichen<br />
ließen ihn wissen, dass es ihn „e<strong>in</strong>en<br />
feuchten Dreck angeht“, was Schwangere<br />
mit der „undef<strong>in</strong>ierbaren Masse“ <strong>in</strong> ihrem<br />
Körper anstellen würden. Er nahm<br />
<strong>die</strong> Anstecknadel von se<strong>in</strong>em Revers und<br />
gab sie den Jugendlichen. Dann klärte er<br />
sie darüber auf, dass e<strong>in</strong> Mensch von Anfang<br />
an Mensch ist – und ke<strong>in</strong> Zellklumpen.<br />
Drei Monate später erhielt er e<strong>in</strong>en<br />
Anruf von jener Klasse. E<strong>in</strong> 14-jähriges<br />
Mädchen war schwanger. Und <strong>die</strong> Mitschüler<br />
hatten beschlossen, <strong>die</strong>ses Mädchen<br />
f<strong>in</strong>anziell zu unterstützen, wenn sie<br />
ihr K<strong>in</strong>d bekommen würde. Inzwischen<br />
ist das K<strong>in</strong>d neun <strong>Jahr</strong>e alt.<br />
<strong>Der</strong> Politiker bekennt sich zu se<strong>in</strong>en<br />
christlichen Überzeugungen, betet zweimal<br />
am Tag das Stundengebet und geht<br />
natürlich jeden Sonntag <strong>in</strong> den Gottes<strong>die</strong>nst.<br />
Wer etwas verändern will, me<strong>in</strong>t<br />
der Katholik, sollte vor allem e<strong>in</strong> fröhlicher<br />
Mensch se<strong>in</strong>: „E<strong>in</strong> Christ, der nicht<br />
gut gelaunt ist, macht etwas falsch.“<br />
Nicht zwangsläufig gleichzeitig<br />
Wie das statistische Bundesamt (Wiesbaden)<br />
mitteilte, steigt <strong>in</strong> Deutschland<br />
der Anteil der k<strong>in</strong>derlos Bleibenden vor<br />
allem bei den Frauen mit Hochschulabschluss.<br />
Die Publizist<strong>in</strong> Birgit Kelle,<br />
Hausfrau und Mutter von vier K<strong>in</strong>dern,<br />
Vorsitzende der Initiative „Frau 2000<br />
plus“, sprach dazu mit der Evangelischen<br />
Nachrichtenagentur idea; kathnet<br />
berichtete darüber am 10.11.<strong>2013</strong>:<br />
(…) Wie Kelle gegenüber idea sagte,<br />
zeigen <strong>die</strong> Zahlen, dass <strong>die</strong> Rechnung<br />
„Mehr Krippen gleich mehr K<strong>in</strong>der“ e<strong>in</strong><br />
Trugschluss ist. <strong>Der</strong> Trend zur K<strong>in</strong>derlosigkeit<br />
gerade bei bei gebildeten Frauen<br />
werde weiter steigen, solange <strong>die</strong> Entscheidung<br />
zu e<strong>in</strong>em oder mehreren K<strong>in</strong>dern<br />
nach wie vor e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzielles Risiko,<br />
e<strong>in</strong> berufliches Aus, <strong>die</strong> gesellschaftliche<br />
Ächtung als „Heimchen am Herd“ und<br />
Altersarmut bedeuteten.<br />
Kelle: „Wir brauchen nicht mehr<br />
staatliche Betreuung für K<strong>in</strong>der, sondern<br />
e<strong>in</strong>e neue Politik, <strong>die</strong> es Frauen ermöglicht,<br />
auch ohne f<strong>in</strong>anzielle Risiken K<strong>in</strong>der<br />
zu bekommen.“ Frauen heute wollten<br />
beides: Familie und Beruf. Sie wollten<br />
es aber nicht zwangsläufig gleichzeitig.<br />
Die vielzitierte Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />
und Beruf dürfe nicht bedeuten, „dass<br />
Frau sich bis zum Burn-out (Ausbrennen)<br />
aufreibt“. Es müsse <strong>Zeit</strong> für K<strong>in</strong>der<br />
geben und danach auch wieder <strong>Zeit</strong><br />
für den Beruf: „Dann werden wir auch<br />
wieder mehr K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Land haben.“<br />
E<strong>in</strong> „Offener Brief“ an<br />
<strong>die</strong> eigene Partei<br />
Nach dem für sie selber unerwarteten<br />
schlechten Abschneiden bei der Bundestagswahl<br />
machten sich <strong>die</strong> „Grünen“<br />
auf <strong>die</strong> Suche nach den Ursachen. Lena<br />
Kürschner, Mutter von zwei K<strong>in</strong>dern,<br />
Vorstandmitglied der „Grünen“ im Ortsverband<br />
München und Stadträt<strong>in</strong> ebendort,<br />
half ihnen dabei mit e<strong>in</strong>em längeren<br />
„Offenen Brief“ an <strong>die</strong> eigene Partei<br />
„Bündnis 90/Die Grünen“; <strong>in</strong> ihm stellt<br />
sie e<strong>in</strong>en kaum beachteten Grund heraus,<br />
nämlich <strong>die</strong> verfehlte Familienpolitik<br />
der Partei. Kathnet brachte den Brief am<br />
21.10.<strong>2013</strong> im <strong>Wort</strong>laut. Frau Kürschner<br />
schreibt dar<strong>in</strong> u.a.:<br />
(…) Während des Wahlkampfes haben<br />
<strong>die</strong> Grünen immer wieder e<strong>in</strong>en sehr großen<br />
Teil der Wähler<strong>in</strong>nen direkt oder <strong>in</strong>direkt<br />
beleidigt, diffamiert, diskrim<strong>in</strong>iert und<br />
<strong>in</strong> Sippenhaft genommen und gleichzeitig<br />
<strong>die</strong> Frechheit besessen zu behaupten, sie<br />
seien verschiedenen Lebensentwürfen gegenüber<br />
tolerant und wollten Wahlfreiheit<br />
schaffen. Die Familien wurden im Laufe<br />
des Wahlkampfes und auch schon davor,<br />
im Zuge der Betreuungsgeld-Debatte, immer<br />
mehr unter Beschuss genommen (…)<br />
Diese Wählergruppe meldet sich nicht<br />
groß zu <strong>Wort</strong>, denn dafür hat sie ke<strong>in</strong> <strong>Zeit</strong><br />
und Energie übrig. Ihre Kreuzchen bei der<br />
Wahl machen sie aber dennoch, und zwar<br />
nicht bei den Parteien, <strong>die</strong> sie mit <strong>Wort</strong>en<br />
wie Herdprämie, Fernhalteprämie, Verdummungsprämie,<br />
Schnapsprämie oder<br />
Vergleichen von K<strong>in</strong>dererziehung mit<br />
Museumsbesuchen verunglimpfen und<br />
beleidigen (…). Die Grünen empf<strong>in</strong>den<br />
es als diskrim<strong>in</strong>ierend, wenn an Asylbewerber<br />
Gutsche<strong>in</strong>e statt Bargeld ausgegeben<br />
werden, aber Familien darf man ke<strong>in</strong><br />
Bargeld <strong>in</strong> <strong>die</strong> Hand geben, weil sie nicht<br />
damit umgehen können? Und wie lassen<br />
sich e<strong>in</strong>e massive Subventionierung der<br />
Krippenbetreuung und überhaupt ke<strong>in</strong>e<br />
f<strong>in</strong>anzielle Anerkennung der Familienbetreuung<br />
mit dem Gleichheitsgrundsatz der<br />
Verfassung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen?<br />
80 % aller K<strong>in</strong>der wachsen bei ihren<br />
verheirateten Eltern auf und 65 % der Eltern<br />
wollen ke<strong>in</strong>en Krippenplatz <strong>in</strong> Anspruch<br />
nehmen, und von den 35 %, <strong>die</strong><br />
ihn <strong>in</strong> Anspruch nehmen wollen, tun das<br />
viele aus wirtschaftlichem Zwang heraus.<br />
Von „Wollen“ kann bei <strong>die</strong>sen also<br />
ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>. All <strong>die</strong>sen Eltern ist nun<br />
im Wahlkampf erzählt worden, ihre K<strong>in</strong>der<br />
würden regelrecht verblöden und zu<br />
sozialen Pflegefällen werden, wenn man<br />
sie nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e staatliche E<strong>in</strong>richtung<br />
gibt. Und dann wundert man sich, wenn<br />
<strong>die</strong> nicht Grün wählen. Es ist richtig und<br />
wichtig, sich politisch auch um <strong>die</strong> Gruppen<br />
zu kümmern, <strong>die</strong> nicht dem „Normalfall“<br />
entsprechen oder entsprechen wollen.<br />
Jedoch ist das „auch“ <strong>in</strong> dem Satz<br />
entscheidend. Wer den „Normalfall“ als<br />
„überholungsbedürftig“ und „veraltet“<br />
bezeichnet, braucht sich nicht wundern,<br />
wenn der „Normalfall“ sich von ihm abwendet.<br />
(…)<br />
Ich habe nie verstanden, wie e<strong>in</strong>e Partei,<br />
<strong>die</strong> sich Rücksichtnahme gegenüber<br />
der Natur auf ihre Fahnen geschrieben<br />
hat, davon ausgehen kann, dass e<strong>in</strong>e Gesellschaft<br />
auf <strong>die</strong> natürliche Basis des<br />
Menschse<strong>in</strong>s ke<strong>in</strong>e Rücksicht nehmen<br />
muss. E<strong>in</strong>er Gelbbauchunke wird von den<br />
Grünen mehr Respekt entgegengebracht<br />
als e<strong>in</strong>em we<strong>in</strong>enden Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d oder e<strong>in</strong>er<br />
Mutter, <strong>die</strong> gerne und mit ganzer Seele<br />
Mutter ist. (…)<br />
Es ist mir sehr wichtig, dass <strong>die</strong>se Diskussion<br />
öffentlich und über alle Parteigrenzen<br />
h<strong>in</strong>weg geführt wird, denn auch<br />
<strong>die</strong> anderen Parteien haben sich <strong>in</strong> ähnlicher<br />
Weise geäußert (…) Ich wünsche<br />
mir e<strong>in</strong>e sachliche Diskussion ohne verbale<br />
Grenzüberschreitungen und persönliche<br />
Attacken.<br />
Erst wenn e<strong>in</strong>e Schwangerschaft auch<br />
am Arbeitsplatz mit „Wie schön, wie können<br />
wir Dir helfen?“ und nicht mit „Oh<br />
Gott, und jetzt? Such schon mal e<strong>in</strong>en<br />
Krippenplatz, dass Du schnell wieder arbeiten<br />
kannst!“ kommentiert wird, s<strong>in</strong>d<br />
wir wirklich e<strong>in</strong> familienfreundliches<br />
Land.<br />
Die Zukunftsfrage schlechth<strong>in</strong><br />
Im Anschluss an Papst Franziskus, der<br />
beim Familientreffen <strong>in</strong> Rom von der Verflechtung<br />
der Generationen sprach, kommentierte<br />
Stefan Bayer <strong>in</strong> der „Tagespost“<br />
vom 29.10.<strong>2013</strong> unter dem Titel<br />
„K<strong>in</strong>der: Segen oder Problem?“ <strong>die</strong> demographische<br />
Situation:<br />
(…) Während K<strong>in</strong>dermangel das größte<br />
gesellschaftliche Problem Europas ist,<br />
ist K<strong>in</strong>derreichtum der größte wirtschaftliche<br />
Nachteil für junge Paare. Denn trotz<br />
aller Almosen, <strong>die</strong> der Umverteilungsstaat<br />
den Familien zukommen lässt, belohnen<br />
Staat und Gesellschaft weiterh<strong>in</strong><br />
Individualismus und K<strong>in</strong>derlosigkeit und<br />
bestrafen dagegen Familienbildung und<br />
K<strong>in</strong>derreichtum. Solange <strong>die</strong>ses Paradox<br />
nicht aufgelöst wird, bleibt <strong>die</strong> Rede von<br />
der Wahlfreiheit der Frau bloße Propaganda.<br />
Solange K<strong>in</strong>der nicht bloß e<strong>in</strong> lebensgeschichtliches<br />
Risiko bedeuten, sondern<br />
auch e<strong>in</strong> wirtschaftliches, berufliche und<br />
gesellschaftliche Nachteile mit sich br<strong>in</strong>gen,<br />
kann von e<strong>in</strong>er gesamtgesellschaftlichen<br />
Trendwende ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>. Dies<br />
ist jedoch längst nicht mehr bloß e<strong>in</strong> Gebot<br />
der Moral, sondern der Vernunft. Mitten<br />
<strong>in</strong> der demographischen Krise Europas<br />
ist <strong>die</strong> Neubewertung der Familie<br />
– und somit der K<strong>in</strong>der – <strong>die</strong> Zukunftsfrage<br />
schlechth<strong>in</strong>.<br />
364 DER FELS 12/<strong>2013</strong>