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SOTE 2012_3 - IFZ

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Technologie & Politik<br />

wir heute alle Reserven an Kupfer, Gold,<br />

Silber, Zinn und anderen Metallen aufgebraucht.<br />

Andererseits trifft die Aussage,<br />

dass die Menge an Rohstoffen auf dem<br />

Planeten Erde tatsächlich endlich ist, mit<br />

Sicherheit zu. Ein Maß für die Knappheit<br />

an Gütern ist deren Preis: Gold, von dem<br />

es global gesehen relativ wenig gibt, ist<br />

teuer. Das viel häufigere Eisen ist wesentlich<br />

billiger, Sand und Steine nochmals<br />

günstiger. Der Preis der meisten Rohstoffe<br />

ist während der letzten hundert Jahre<br />

dauernd gefallen. Einzelne Haussen mit<br />

kurzzeitigen, teilweise extremen Preissteigerungen<br />

ändern an diesem Bild wenig.<br />

Bisher hat der technische Fortschritt<br />

offensichtlich bewirkt, dass – insbesondere<br />

auch wegen Skaleneffekten – immer<br />

weniger finanzielle Ressourcen je Tonne<br />

gewonnenes Material eingesetzt werden<br />

müssen. Inwiefern zukünftige technologische<br />

Entwicklungen dazu führen werden,<br />

dass auch extrem wenig konzentrierte<br />

Erze genutzt werden können und<br />

damit die Rohstoffbasis für viele Jahrtausende<br />

gewährleistet wäre, lässt sich nicht<br />

voraussagen.<br />

Während die Knappheit der Ressourcen<br />

kontrovers diskutiert wird, ist es unumstritten,<br />

dass die Ressourcengewinnung<br />

und -nutzung mit sehr großen Umweltbelastungen<br />

verbunden ist. Weithin<br />

sichtbar ist der Naturverbrauch bei der<br />

primären Gewinnung, dem Bergbau. Obschon<br />

fortschrittliche Beispiele aus Aus -<br />

tralien zeigen, dass man auch in dieser<br />

Phase Rohstoffe umweltschonend ausbeuten<br />

kann, überwiegen global gesehen<br />

diejenigen Minen, die eine völlig veränderte<br />

Landschaft und Natur hinterlassen.<br />

Weniger sichtbar, aber nicht minder dramatisch<br />

ist der riesige Verbrauch an<br />

Energieträgern und Hilfsstoffen zur Gewinnung<br />

von Metallen aus den Erzen.<br />

Und fast unsichtbar und unserer Wahrnehmung<br />

völlig entzogen sind die Stoffflüsse,<br />

die bei und nach der Nutzung von<br />

Stoffen durch den/die EndverbraucherIn<br />

entstehen: Wer sieht das Kupfer, das<br />

beim Bremsen eines Pkw oder einer Bahn<br />

in die Umwelt emittiert wird? Wer realisiert<br />

die durch die Korrosion von Oberflächen<br />

(Fassaden, Dachtraufen, Leitschienen,<br />

Karossen etc.) entstehenden<br />

Stoffflüsse in Wasser, Boden und Luft?<br />

Auch die Gase wie CO 2 , CH 4 oder SF 6 ,<br />

die zu globalen Klimaänderungen führen,<br />

sind unsichtbar. Anders als bei den<br />

großen (Industrie-)Emissionen zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts sind die heutigen<br />

Emissionen durch zwei Aspekte gekennzeichnet:<br />

Erstens werden sie<br />

weniger durch die Industrie, als vielmehr<br />

durch den/die EndverbraucherIn<br />

verursacht. Und zweitens sind sie nicht<br />

mehr direkt visuell, sondern nur noch<br />

indirekt entweder durch ein anspruchsvolles<br />

analytisches Instrumentarium<br />

oder durch die Folgeschäden wahrnehmbar.<br />

Auch Abfälle hoch entwickelter Gesellschaften<br />

werden heute – mit wenigen<br />

Ausnahmen, die die Regel bestätigen<br />

(Neapel!) – so entsorgt, dass dies nicht<br />

mehr wahrgenommen wird.<br />

Bereits in den 70er Jahren wurde erkannt,<br />

dass Recycling eine Möglichkeit<br />

darstellt, sowohl den Verbrauch an primären<br />

Ressourcen zu reduzieren, wie<br />

auch die Umwelt zu schützen, letzteres<br />

insbesondere deshalb, weil die Ausbeutung<br />

von sekundären Ressourcen mit<br />

sehr viel weniger Energie- und Stoffumsatz<br />

verbunden ist als die Gewinnung<br />

von primären Ressourcen. Wird die Nutzungsphase<br />

von Stoffen durch multiples<br />

Recycling verlängert, müssen weniger<br />

Rohstoffe gewonnen werden und demzufolge<br />

auch weniger entsorgt werden.<br />

Die heutigen Stoffflüsse und -lager sind<br />

sehr groß (Brunner, Rechberger 2004). Pro<br />

EinwohnerIn werden jährlich rund 200<br />

Tonnen an Wasser (147 t/a), Luft<br />

(36 t/a), Baumaterialien (10 t/a), Energieträger<br />

(2 t/a) und ca. 5 t/a übrige Ge- und<br />

Verbrauchsgüter umgesetzt. Das pro Kopf<br />

Materiallager beträgt rund 300-400<br />

Tonnen; es besteht in erster Linie aus<br />

Investitionsgütern der privaten und<br />

öffentlichen Infrastruktur (Wohn- und<br />

Industriebauten, Anteil an Netzwerken für<br />

den Transport von Menschen, Gütern,<br />

Energieträgern und Information, Fahrzeugen<br />

etc.). Dieses große, im Detail unbekannte<br />

Lager stellt eine wertvolle Ressource<br />

für die Zukunft dar. Beispielsweise<br />

enthält das anthropogene Lager Wiens<br />

Kupfer für mehrere Milliarden Euro!<br />

Ressourcenbewirtschaftung bedeutet folgendes:<br />

Wertlose geogene Ressourcen<br />

werden durch das Wissen des Menschen<br />

zu wertvollen anthropogenen Ressourcen.<br />

Mit den Kenntnissen der Steinzeitmenschen<br />

konnten nur wenige natürliche<br />

Güter genutzt werden, mit unserem<br />

heutigen Wissen können sogar Spuren in<br />

Gesteinen wie Gallium oder Indium<br />

wertvollen Nutzungen zugeführt wer-<br />

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Soziale Technik 3/<strong>2012</strong><br />

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