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SOTE 2010_1 - IFZ

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1/10


Inhalt / Fotos<br />

Inhalt<br />

Fotos<br />

Fotos<br />

Klaus Zeugner<br />

Klaus Zeugner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

Technologie & Politik<br />

Bernhard Obermayr, Jurrien Westerhof<br />

Klimapolitik nach Kopenhagen: wie weiter?<br />

Was ist in Kopenhagen schief gelaufen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Umwelt & Energie<br />

Angelika Tisch<br />

Den Anstieg des Stromverbrauchs stoppen.<br />

Aktivitäten des Programms klima:aktiv energieeffiziente geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Wilma Mert<br />

Die neuen Ökos: bodenständig, naturbezogen und regional orientiert.<br />

<strong>IFZ</strong>-Studie über die österreichischen LOHAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Birgit Blättel-Mink, Jens Clausen, Siegfried Behrendt<br />

Der online gestützte Gebrauchtwarenhandel auf eBay.<br />

Chancen zu mehr nachhaltigem Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Gastredaktion<br />

Thomas Korbun, Ulrich Petschow<br />

25 Jahre frische Ideen für Nachhaltiges Wirtschaften.<br />

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)<br />

in Berlin und Heidelberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Neue Biotechnologien<br />

Gülsevim Ocak<br />

Bio-in-techno polis.<br />

A Study on Biotechnology Companies in METU Techno polis, Turkey . . . . . . . . . . . . . 17<br />

Klaus Zeugner zeigt auf vielen seiner Fotos<br />

Menschen, denen er auf den ausgedehnten<br />

Reisen kreuz und quer durch die<br />

Welt begegnet. Das Ziel des Absolventen<br />

der Prager Fotoschule ist es, sich in Gesprächen<br />

mit den Menschen auseinanderzusetzen<br />

und authentische Bilder zu<br />

machen. Diese Begegnungen fließen<br />

auch in die Texte seiner Geographie-<br />

Lehrbücher und in die Seminare an den<br />

Pädagogischen Hochschulen ein. Als<br />

Lehrer ist er bemüht, in Workshops Menschen<br />

für die Fotografie zu begeistern.<br />

Kontakt: klaus@zeugner.at<br />

www.zeugner.at<br />

Frauen & Technik<br />

Vera Christoph<br />

Produktmarketing im Techniksektor.<br />

Innovative Produkte: Ein Renner ... nicht nur für Männer? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Aus dem <strong>IFZ</strong><br />

Critical Issues in Science and Technology Studies.<br />

9 th IAS-STS Annual Conference: 3 rd -4 th May <strong>2010</strong>, Graz, Austria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Neuerscheinung: Das Tätigsein der Dinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

CleanIT – Auf dem Weg zum Fairtrade-PC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Magazin<br />

Green Products . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Biotech-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Bücher, Zeitschriften, andere Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

2


Technologie & Politik<br />

Klimapolitik nach<br />

Kopenhagen: Wie weiter?<br />

Was ist in Kopenhagen schief gelaufen?<br />

Kopenhagen wird als ein gewaltiges und kollektives Scheitern in die<br />

Geschichte der UN-Verhandlungen eingehen. Das Endergebnis, der so<br />

genannte Kopenhagen Akkord, wurde nicht einmal beschlossen, sondern<br />

nur zur Kenntnis genommen. Es dient nur dem Recycling von längst bekannten<br />

Positionen und bringt keine neue Dynamik in die Verhandlungen.<br />

Bernhard Obermayr<br />

Studium der Volkswirtschaftslehre, Leiter der<br />

Klimakampagne für Greenpeace Zentral- und Osteuropa,<br />

Mitglied des internationalen Verhandlungsteams<br />

bei Klimakonferenzen und Teilnehmer<br />

an der Kopenhagen-Konferenz.<br />

E-mail: bernhard.obermayr@greenpeace.at<br />

Jurrien Westerhof<br />

Studium der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft,<br />

seit 2000 Arbeit als Klima- und Energieexperte bei<br />

Greenpeace Zentral- und Osteuropa in Wien.<br />

Jurrien.Westerhof@greenpeace.at<br />

Im Gegensatz zu früheren Jahren, wo eine<br />

arrogante US-Administration die Hauptverantwortung<br />

für den schleichenden Fortschritt<br />

oder Stillstand der Klimaverhandlungen<br />

zugesprochen bekam, war es in Kopenhagen<br />

nicht mehr so eindeutig. Eine weit<br />

verbreitete Mischung aus Desinteresse,<br />

Druck der Industrie und PolitikerInnen, die<br />

aus opportunistischen und vorwiegend innenpolitischen<br />

Gründen keine unbeliebten<br />

Maßnahmen beschließen wollen, hatten<br />

lähmende Wirkung auf die Verhandlungen.<br />

Unterschiedliche Interessen<br />

Um zu verstehen, warum Kopenhagen gescheitert<br />

ist, muss man zuerst wissen, welche<br />

Interessenblöcke es gibt und welche<br />

Rolle sie spielen.<br />

■ Allianz der kleinen Inselstaaten:<br />

Wohl keine Gruppe von Staaten hat ein<br />

derart direktes Interesse an einem guten<br />

Klimaabkommen als die kleinen Inselstaaten<br />

(bekannt unter der englischen Abkürzung<br />

AOSIS – Alliance of Small Island<br />

States). Was sie gemein haben ist, dass sie<br />

sehr direkt von einem steigenden Meeresspiegel<br />

bedroht sind. Somit ist eine rasche<br />

Reduktion der Treibhausgasemissionen<br />

für sie überlebenswichtig. Diese Länder<br />

sind auch traditionell die treibende moralische<br />

Kraft hinter den Klimaverhandlungen<br />

und tragen sehr viel dazu bei, das<br />

Thema hoch oben auf der internationalen<br />

Agenda zu halten. Jedoch ist ihre politische<br />

Rolle durch ihre ökonomische Irrelevanz<br />

stark beschränkt.<br />

■ EU: Lange Zeit waren die EU-Staaten<br />

Hoffnungsträger für die Kopenhagen-Verhandlungen.<br />

In Staaten wie Großbritannien,<br />

den Niederlanden oder Dänemark<br />

ist Klimapolitik zu einem der bedeutenden<br />

Themen aufgestiegen. Teilweise liegt<br />

das am gesellschaftlichen Druck, teilweise<br />

aber zum Beispiel auch an dem Einfluss<br />

eines wachsenden Wirtschaftszweiges, der<br />

mit Erneuerbaren Energien gute Geschäfte<br />

macht. In solchen Staaten war durchaus<br />

ein Druck zu spüren, in Kopenhagen<br />

ein gutes Abkommen zu beschließen. Zuvor<br />

hatte die EU schon beschlossen, die<br />

Treibhausgasemissionen bis 2020 um<br />

mindestens 20 Prozent, im Falle eines internationalen<br />

Abkommens um 30 Prozent<br />

zu verringern. Aber je näher die Konferenz<br />

rückte, desto uneiniger wurde die<br />

EU. Waren einige Staaten zuvor noch bereit,<br />

gegebenenfalls einseitig eine 30-prozentige<br />

Reduktion der Emissionen zu beschließen,<br />

wurde in Staaten wie Polen,<br />

Italien und immer mehr auch Deutschland<br />

der Gegendruck aus der Wirtschaft<br />

immer größer, in Kopenhagen keine weiteren<br />

Zugeständnisse zu machen. Hiermit<br />

war eine potenziell treibende Kraft hinter<br />

einem guten Abkommen weggefallen. Zudem<br />

kaprizierte sich die EU stark auf die<br />

Aufrechterhaltung von Schlupflöchern,<br />

mit denen sich die bescheidene reale Klimabilanz<br />

schön rechnen lässt (z. B. Waldanrechnungstricks<br />

oder historische Reduktionen<br />

der Osteuropäischen Staaten).<br />

Das reduzierte zudem die Glaubwürdigkeit<br />

der Europäer.<br />

■ Entwicklungsländer, China und Indien:<br />

Einfach gesagt kann die Position<br />

der Entwicklungsländer inklusive China<br />

und Indien folgendermaßen zusammengefasst<br />

werden: „Die reichen Staaten haben<br />

den Klimawandel verursacht. Sie sollen<br />

eine Lösung finden, gegebenenfalls<br />

die Entwicklungsländer unterstützen,<br />

aber diesen keine Emissionsverpflichtungen<br />

auferlegen“. In vielen Staaten hat dabei<br />

der innenpolitische Wunsch mitgespielt,<br />

als Verteidiger der nationalen<br />

Interessen nach Hause kommen zu können.<br />

Der Vorschlag, die Treibhausgasemissionen<br />

bis 2050 um 50 Prozent und in<br />

Industriestaaten um 80 Prozent zu verrin-<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

3


Technologie & Politik<br />

gern, hat zu viel Widerstand geführt, weil<br />

es bedeuten würde, dass Menschen in Industriestaaten<br />

trotzdem höhere Pro-Kopf-<br />

Emissionen zustehen würden als Menschen<br />

in Entwicklungsländern.<br />

Die Entwicklungsländer sind jedoch kein<br />

homogener Block. So unterscheiden sich<br />

ihre Interessen enorm. Die Opec-Länder unter<br />

der Führung Saudi-Arabiens versuchen<br />

ausschließlich, ein Klimaabkommen zu verhindern<br />

und nützen jede Möglichkeit, um<br />

Sand ins Getriebe zu streuen. Die „least developed<br />

countries“ sind besonders stark an<br />

Hilfe zur Anpassung an den bereits stattfindenden<br />

Klimawandel interessiert und fordern<br />

ansonsten möglichst deutliche Treibhausgasreduktionen<br />

bei den reichen Ländern.<br />

Waldreiche Länder kämpfen für ein<br />

starkes Waldabkommen und die großen<br />

Vier (Brasilien, Südafrika, Indien und<br />

China) haben sich als so genannte BASIC-<br />

Länder zusammengefunden und spielen<br />

große Weltpolitik. Auch hier muss unterschieden<br />

werden. Brasilien und Südafrika<br />

sind zu deutlich stärkeren eigenen Maßnahmen<br />

bereit, während China und Indien besonders<br />

die historische Verantwortung des<br />

Nordens hervor streichen und ihr starkes<br />

Wirtschaftswachstum absichern wollen.<br />

Die Rolle Chinas muss dabei noch extra ausgeleuchtet<br />

werden, da sie ja mittlerweile das<br />

Land mit den größten Treibhausgasemissionen<br />

sind. Es gibt in der chinesischen Politik<br />

durchaus ein Bewusstsein, dass der Klimawandel<br />

an China nicht vorbeigehen wird<br />

und dass mit gravierenden Konsequenzen<br />

zu rechnen ist. Dadurch gibt es nicht nur<br />

eine grundsätzliche Bereitschaft, sondern einen<br />

regelrechten Zwang zu handeln. Die<br />

Regierung blickt dabei aber auch in Richtung<br />

des Nordens und stellt fest, dass die<br />

notwendigen Anstrengungen in vielen Industriestaaten<br />

ausbleiben. Das stärkt in<br />

China natürlich nicht den Willen, dann bei<br />

den Verhandlungen selber den ersten<br />

Schritt zu setzen. Was China auch nicht gefällt,<br />

ist die westliche Forderung nach Kontrollen<br />

– ein durchaus berechtigter Wunsch,<br />

in Hinblick auf die geringe Transparenz und<br />

Zweifel über die Verlässlichkeit der chinesischen<br />

Daten. China hat jedoch im Vorfeld<br />

Flexibilität in vielen strittigen Punkten angedeutet,<br />

wurde aber durch die fehlende<br />

Ambition der reichen Länder nie in die Verlegenheit<br />

gebracht, selbst handeln zu müssen.<br />

■ USA: Die Rolle der USA ist großteils innenpolitisch<br />

erklärbar. Obwohl mit Barack<br />

Obama ein Präsident im Amt ist, der<br />

im Gegensatz zu seinem Vorgänger zumindest<br />

bereit ist, sowohl den Klimawandel<br />

als auch die Verantwortung der Vereinigten<br />

Staaten zu verstehen, liegt der<br />

Schatten der Bush-Ära noch über dem<br />

Land. Relativ große Teile der Bevölkerung<br />

sind unwissend bis skeptisch beim Thema<br />

Klimawandel, was sich im Abgeordnetenhaus<br />

und Senat widerspiegelt. Folge ist,<br />

dass es eine relativ schwache Lobby für<br />

Klimaschutzmaßnahmen gibt, aber dafür<br />

einen sehr starken Druck aus der Industrie,<br />

keine Maßnahmen zu beschließen,<br />

die eine Verringerung der Treibhausgasemissionen<br />

bedeuten. Kombiniert mit der<br />

Tatsache, dass Obama große Schwierigkeiten<br />

hat, seine Reform des Gesundheitswesens<br />

durchzubringen, führt das dazu, dass<br />

in den USA, abgesehen von Lippenbekenntnissen<br />

Obamas, keine entscheidenden<br />

Änderungen zu sehen sind. Rechnet<br />

man dazu dann noch die Unbeliebtheit<br />

von internationalen Abkommen und ausbleibende<br />

Schritte Chinas, dann ist klar,<br />

dass die Voraussetzungen für weitgehende<br />

Zugeständnisse der Vereinigten Staaten<br />

denkbar schlecht waren. Die fehlende Bereitschaft<br />

der USA, relevante Maßnahmen<br />

zu setzen, ist jedoch der wichtigste einzelne<br />

Hinderungsgrund für ein globales Klimaabkommen,<br />

wenn auch nicht (mehr)<br />

der einzige.<br />

Die Rolle der Klimawandel-Leugner ist in<br />

der internationalen politischen Debatte<br />

nicht mehr relevant. In einzelnen Staaten<br />

spielen sie aber eine Rolle, stärken bei einem<br />

Teil des Publikums das Gefühl, dass das<br />

Stattfinden einer globalen Erwärmung weiterhin<br />

umstritten ist, und das verringert<br />

wieder den politischen Druck, schnell zu einer<br />

Einigung zu kommen.<br />

Was in Kopenhagen selbst<br />

geschah<br />

Am Ende der ersten von zwei Verhandlungswochen<br />

war klar, dass die VerhandlerInnen,<br />

die seit Bali (Dezember 2007) mit<br />

der Materie beschäftigt waren, zu keinem<br />

vorzeigbaren Ergebnis kommen würden.<br />

Der „bottom up process“, d. h. der Versuch,<br />

in zwei Jahren auf ExpertInnenebene die<br />

wichtigsten Elemente eines zukünftigen<br />

globalen Klimaregimes zu diskutieren und<br />

zur Entscheidungsreife zu bringen und in<br />

Kopenhagen dann die entsprechenden politischen<br />

Entscheidungen treffen zu können,<br />

war gescheitert. Dieser Prozess war als Gegenstück<br />

zur Kyoto-Erfahrung (top down)<br />

entwickelt worden. In Kyoto waren primär<br />

politische Entscheidungen getroffen worden,<br />

die dann bis zur Konferenz in Marrakesch<br />

vier Jahre später in Detailverhandlungen<br />

erst praktisch ausgestaltet wurden.<br />

In der ersten Woche in Kopenhagen wurde<br />

der enorme Bruch zwischen Entwicklungsländern<br />

und Industrieländern, der sich bereits<br />

durch die beiden letzten Verhandlungsjahre<br />

gezogen hat, sehr deutlich,<br />

wurde aber zudem noch durch einen starken<br />

Bruch innerhalb der G-77, also den Entwicklungsländern<br />

selber, ergänzt. Hauptauslöser<br />

hierfür war die Haltung zum rechtlichen<br />

Status des potenziellen Ergebnisses.<br />

Die kleineren Entwicklungsländer und hier<br />

insbesondere die „most vulnerable countries“<br />

haben sich massiv für ein rechtsverbindliches<br />

Abkommen als Zusatz zum weiter<br />

bestehenden Kyoto-Protokoll eingesetzt.<br />

Die großen Entwicklungsländer (v. a. China,<br />

Indien und die OPEC-Staaten) waren,<br />

ebenso wie die meisten Industrieländer, für<br />

ein Rechtsdokument. Der Unterschied hierbei<br />

ist vordergründig die Frage nach der Einbeziehung<br />

der USA und hintergründig nach<br />

der eigenen Bereitschaft, rechtlich verbindliche<br />

Maßnahmen zu treffen. Theoretisch<br />

wäre ein Vertrag, der alle Vertragsparteien<br />

entsprechend ihrer „common but differentiated<br />

responsibility“ bindet, das beste und<br />

sauberste Ergebnis. Realpolitisch war immer<br />

klar, dass es einen solchen Vertrag mit den<br />

USA nur geben kann, wenn der Rest der<br />

Welt sich auf ein sowohl bezüglich Ambition<br />

als auch Rechtsverbindlichkeit sehr<br />

schwaches US-Niveau begeben würde. So<br />

diente das Argument, dass auch die USA<br />

verpflichtet werden müsse, der EU als Vorwand,<br />

sich nicht ambitioniert binden zu<br />

wollen, den meisten anderen Industriestaaten<br />

als Vorwand, aus den eigenen Verpflichtungen<br />

raus zu kommen, großen Entwicklungsländern<br />

(v. a. China) als Vorwand, zukünftigen<br />

verbindlichen Zielsetzungen vorzubeugen<br />

und den OPECs als Vorwand, den<br />

Prozess als Ganzes zu untergraben.<br />

Die Ankunft der MinisterInnen und später<br />

Regierungschefs für das sogenannte „highlevel<br />

segment“ in der zweiten Woche<br />

brachte dann keinen Fortschritt mehr. Dies<br />

lag v. a. an der starken innenpolitischen<br />

Orientierung vieler Schlüsselakteure (v. a.<br />

Obama) und an der unklaren Entscheidungssituation<br />

durch die unzureichende<br />

Vorbereitung eines Vertragswerkes in den<br />

letzten beiden Jahren und wurde durch eine<br />

extrem schlechte Vorsitzführung durch das<br />

Gastgeberland Dänemark, welches entsprechend<br />

der UN-Regeln für die Moderation<br />

des Prozesses verantwortlich ist, verstärkt 1 .<br />

Nach sehr heftigen Debatten über den weiteren<br />

Prozess wurde Donnerstagabend eine<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

4


Technologie & Politik<br />

„friends of the chair“-Gruppe eingerichtet.<br />

Eine solche Gruppe ist absoluter Usus in internationalen<br />

Verhandlungen und wird von<br />

der jeweiligen Verhandlungspräsidentschaft<br />

autonom zusammengestellt. Hierbei wird<br />

versucht, mit einer meist regional und politisch<br />

ausgewogenen, die mächtigen Länder<br />

und Blöcke sowie die potenziellen BlockiererInnen<br />

beinhaltenden kleineren Gruppe<br />

einen weitgehend akzeptierten Vorschlag<br />

auszuarbeiten, der dann im Plenum angenommen<br />

werden kann. In dieser Gruppe<br />

wurden erste Varianten für einen „Kopenhagen<br />

Akkord“ erarbeitet. Am Freitag verlagerten<br />

sich die Verhandlungen stärker in informelle,<br />

meist bilaterale Rahmen. Der entscheidende<br />

Moment kam, als US-Präsident<br />

Obama – angeblich auf der Suche nach Chinas<br />

Premier Wen Jiabao – in ein Meeting der<br />

Basic-Länder (Brasilien, Südafrika, Indien<br />

und China) platzte und dort mit den anwesenden<br />

Präsidenten und Premierministern<br />

Lula, Jacob Zuma, Manmohan Singh und<br />

Wen Jiabao den „final deal“ aushandelte.<br />

Sofort machte sich Obama auf den Weg<br />

zum Flughafen und gab eine Pressekonferenz.<br />

Dort verkündigte er den mit ihm reisenden<br />

JournalistInnen, dass es einen „meaningful<br />

deal“ gäbe.<br />

Da dieser Akkord die Zustimmung aller 192<br />

Mitgliedsländer im Abschlussplenum<br />

brauchte, wurde er sofort in diversen regionalen<br />

Gruppierungen diskutiert. Während<br />

die EU – trotz der geopolitischen Demütigung,<br />

von der Letztverhandlung ausgeschlossen<br />

gewesen zu sein – frühmorgens<br />

Unterstützung zusagte, konnten sich weder<br />

die G-77 noch die AOSIS zu einer einheitlichen<br />

Position durchringen. Im Abschlussplenum<br />

kam es dann – wieder aufgeheizt<br />

durch die katastrophale Vorsitzführung Dänemarks<br />

– zu einem Showdown. Einige Länder<br />

(z. B. Tuvalu, Sudan, Bolivien, Venezuela,<br />

Nicaragua) verweigerten die Zustimmung<br />

zu diesem Dokument. Dies wurde<br />

teilweise mit dem Inhalt (v. a. Tuvalu) und<br />

häufiger mit dem Prozess (v. a. Bolivien, Nicaragua)<br />

begründet. Als Ergebnis wurde der<br />

Akkord nur „zur Kenntnis“ genommen, was<br />

formal nichts bedeutet.<br />

Inhaltlich ist der Kopenhagen Akkord sehr<br />

enttäuschend. Im Kern wurde ein 2-Grad-<br />

Ziel postuliert und wurden die Länder aufgefordert,<br />

bis Ende Jänner ihre nationalen<br />

Ziele und Politiken an die UN zu schicken.<br />

Behübscht wird das Ganze mit der Inaussichtstellung<br />

von Geldmitteln für die Entwicklungsländer.<br />

Diese Geldmittel müssen<br />

aber nicht „new and additional“ sein. Ein<br />

Fortschritt wird vereinzelt dem Umstand<br />

zugebilligt, dass erstmals alle großen VerschmutzerInnen<br />

(d. h. v. a. USA und China)<br />

sich auf ein Dokument einigen konnten.<br />

Das ist zwar der Fall, das Dokument ist aber<br />

so schwach und v. a. unverbindlich, dass<br />

kaum eine neue Dynamik für den globalen<br />

Klimaschutz erkennbar ist. Die inzwischen<br />

abgelaufene Frist zur Einreichung der nationalen<br />

Pläne unterstreicht diese Analyse.<br />

Praktisch alle großen VerschmutzerInnen<br />

haben ihre alten Ziele recycelt. Einzig Kanada<br />

hat sich neu positioniert und die Gelegenheit<br />

genützt, seine an sich schon schwachen<br />

Ziele nochmals leicht runter zu<br />

schrauben.<br />

Ausblick<br />

Kopenhagen war ein Desaster. Vor allem innenpolitisch<br />

motivierte Manöver haben einen<br />

bitter nötigen Fortschritt im globalen<br />

Klimaschutz verhindert und einen Scherbenhaufen<br />

hinterlassen. Offen ist, wo und<br />

wie die Verhandlungen wieder auf Schienen<br />

kommen. Klar ist, dass die USA Ernst mit<br />

der Reduktion von Treibhausgasen machen<br />

muss und die Obama-Administration sich<br />

nicht weiter in die Geiselhaft von wenigen<br />

SenatorInnen aus Kohlestaaten und der entsprechenden<br />

Industrie begeben darf. China<br />

muss mit seinen Ankündigungen Ernst machen<br />

und sich gemeinsam mit Indien der<br />

Herausforderung der Entwicklung eines<br />

„low-carbon development path“ stellen –<br />

dieser kann und muss dann von den reichen<br />

Ländern unterstützt werden. „China<br />

Bashing“ hätte dann als innenpolitisches<br />

Argument im Norden ausgedient. Und<br />

Europa muss aus seiner politischen Katastrophe<br />

lernen. Jahrelang sich auf den Lorbeeren,<br />

irgendwann mal der Klimachampion<br />

gewesen zu sein, auszuruhen ist zuwenig.<br />

Die EU kann nur Einfluss auf die Verhandlungen<br />

haben, wenn sie ambitioniert<br />

voranschreitet und das Tempo vorgibt. Völlig<br />

unzureichende Angebote und das Beharren<br />

auf inakzeptablen Schlupflöchern führen<br />

in die politische Sackgasse. Wenn die EU<br />

zukünftig wieder am Tisch sitzen will, wenn<br />

es um globale Entscheidungen geht, dann<br />

muss sie rasch mit deutlich ambitionierteren<br />

Vorschlägen aufwarten und beweisen,<br />

dass Klimaschutz und Wohlstandsentwicklung<br />

zusammenpassen können.<br />

Anmerkung<br />

1 Der wahrscheinlich schlimmste Fehler der<br />

Dänischen Präsidentschaft ereignete sich<br />

bereits im Vorfeld. Während 43 UmweltministerInnen<br />

aller Weltregionen sich zu den<br />

üblichen Vorverhandlungen (prae-COP) in<br />

Kopenhagen trafen, reiste der Dänische Premier<br />

Rasmussen nach Singapur, um die Regierungschefs<br />

der APEC Länder zu treffen.<br />

Anstatt, wie in diesem Prozess üblich, bei<br />

der prae-COP nach politischen Lösungen,<br />

in einem regional und politisch ausgewogenen<br />

Rahmen, zu suchen, lies Rasmussen die<br />

Presseabteilung des Weißen Hauses verkündigen,<br />

dass man sich auf ein „politisch bindendes<br />

Abkommen“ einigen könne. Von<br />

dieser Misstrauen bildenden Maßnahme erholte<br />

sich der Prozess nicht mehr. ■<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

5


Umwelt & Energie<br />

Den Anstieg des<br />

Stromverbrauchs stoppen<br />

Aktivitäten des Programms klima:aktiv energieeffiziente geräte 1<br />

Seit Jahrzehnten steigt der Stromverbrauch in Österreich fast jedes Jahr um<br />

einige Prozentpunkte an. Auch wenn der Anstieg in den letzten Jahren nicht<br />

mehr so groß war wie noch in den 50er und 60er Jahren, ist der Trend bislang<br />

doch ungebrochen.<br />

Angelika Tisch<br />

studierte Technischen Umweltschutz an der TU<br />

Berlin. Sie promovierte im Jahr 2002 am Institut<br />

für Verfahrenstechnik der TU Berlin. Von 2001bis<br />

2004 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

an der TU Berlin im Forschungsbereich sozial-ökologische<br />

Forschung/Gender & Environment tätig.<br />

Seit April 2006 arbeitet sie als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im Forschungsbereich „Ökologische<br />

Produktpolitik“ des <strong>IFZ</strong>. Sie ist eine der ProgrammmanagerInnen<br />

des Programms klima:aktiv<br />

energieeffiziente geräte. Arbeitsschwerpunkte: Umweltfreundliche<br />

Beschaffung, Produkt-Service-<br />

Systeme, Instrumente zur ökologischen Bewertung<br />

von Produkten.<br />

E-mail: tisch@ifz.tugraz.at<br />

Verteilung des Stromverbrauchs in den<br />

untersuchten Verwaltungsgebäuden<br />

Auch andere europäische Staaten sehen<br />

sich mit dieser Entwicklung konfrontiert.<br />

Um den Anstieg des Stromverbrauchs zu<br />

stoppen, schließt etwa in Dänemark der Danish<br />

Electricity Saving Trust mit öffentlichen<br />

und privaten Institutionen ein sogenanntes<br />

Curve Breaker-Abkommen, bei<br />

dem sich die Beteiligten zu einer Reduzierung<br />

des Stromverbrauchs verpflichten.<br />

In Österreich arbeitet unter anderem das<br />

klima:aktiv-Programm energieeffiziente geräte<br />

seit dem Jahr 2006 daran, öffentliche Einrichtungen<br />

und Unternehmen für das<br />

Thema zu sensibilisieren und sie zu bewegen,<br />

beim Einkauf von elektrischen und<br />

elektronischen Geräten auf Energieeffizienz<br />

zu achten und die Geräte Strom sparend zu<br />

nutzen. Dafür werden insbesondere individuelle<br />

Beratungen und Workshops durchgeführt,<br />

ergänzt durch mehrere Stromspar-<br />

Projekte, von denen drei im folgenden Artikel<br />

vorgestellt werden.<br />

Wo im Gebäude wird wie viel<br />

Strom verbraucht?<br />

Bei unseren Beratungsgesprächen haben wir<br />

festgestellt, dass die Gebäudenutzenden<br />

kaum einschätzen können, welche Geräte<br />

im Gebäude viel bzw. wenig Strom verbrauchen.<br />

Dies ist nicht weiter verwunderlich,<br />

da für die NutzerInnen die Leistungsaufnahme<br />

der Geräte nicht immer einfach erkennbar<br />

ist. Wissen Sie, wie hoch die Leistungsaufnahme<br />

Ihres PCs ist, wenn Sie daran<br />

arbeiten? Auf den Lampen ist die Leistungsaufnahme<br />

zwar verzeichnet, da sie<br />

aber meist an der Decke des Raumes hängen,<br />

entzieht sich auch diese Information<br />

dem Großteil derer, die das Gebäude nutzen.<br />

Um Aussagen treffen zu können, wie<br />

sich der Stromverbrauch in Verwaltungsgebäuden<br />

auf die einzelnen Stromverbraucher<br />

verteilt, hat das klima:aktiv-Programm<br />

energieeffiziente geräte dies in zwei Gebäuden<br />

des Landes Steiermark untersucht. Dafür<br />

wurde der Stromverbrauch der elektrischen<br />

und elektronischen Geräte eine Woche lang<br />

gemessen. Bei den Geräten, deren Stromverbrauch<br />

nicht einfach messbar war, wie etwa<br />

der Deckenbeleuchtung oder dem Fahrstuhl,<br />

wurden die Gebäudenutzenden nach<br />

ihrem Umgang mit den Geräten befragt.<br />

Aus den Befragungsergebnissen wurde dann<br />

auf den Stromverbrauch geschlossen.<br />

Die Untersuchung ergab, dass in den zwei<br />

Gebäuden – sie werden nicht künstlich belüftet<br />

– im Durchschnitt etwa 50% des<br />

Stroms in die Beleuchtung fließen, 23% in<br />

die IT-Geräte (PCs, Monitore, Drucker, Multifunktionsgeräte,<br />

Server etc.), 10% in Haushaltsgeräte<br />

(insbesondere Kühlschränke),<br />

8% in den Lift und 9% in sonstige Geräte<br />

(Heizungspumpe, sonstige Bürogeräte etc.).<br />

Die Ergebnisse sind auch in der Abbildung<br />

dargestellt. Ebenso zeigte sich, dass in den<br />

untersuchten Gebäuden durch drei Maßnahmen<br />

etwa 10-20% des gesamten Stromverbrauchs<br />

reduziert werden können:<br />

■ Ausschalten der Deckenbeleuchtung,<br />

wenn sie nicht gebraucht wird – das<br />

heißt, wenn genügend Tageslicht einfällt<br />

oder niemand den Raum nutzt.<br />

■ Reduzierung der Anzahl der Kühlschränke<br />

in den Büros und Austausch der<br />

nicht effizienten Geräte durch energieeffiziente.<br />

■ Aktivierung der Energiesparoptionen<br />

für PC und Monitor. Nicht genutzte PCs<br />

und Monitore fallen dann automatisch in<br />

einen Standby-Zustand, in dem ihre Leistungsaufnahme<br />

deutlich geringer ist.<br />

Zwei der drei Maßnahmen sind „allein“<br />

durch ein verändertes NutzerInnenverhalten<br />

umsetzbar und kommen ohne größere<br />

Investitionen aus.<br />

Gebäudenutzende zum stromsparenden<br />

Verhalten motivieren<br />

Anknüpfend daran, dass der Stromverbrauch<br />

durch Maßnahmen gesenkt werden<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

6


Umwelt & Energie<br />

kann, die wenig oder nichts kosten, hat das<br />

Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />

im August 2009 einen Energiesparwettbewerb<br />

gestartet. Über 20 Dienststellen des<br />

Landes nehmen teil. Die Durchführung des<br />

Wettbewerbs wird von der Grazer Energieagentur<br />

und dem Programm klima:aktiv<br />

energieeffiziente geräte unterstützt.<br />

Das Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />

hat sich für einen einjährigen Wettbewerb<br />

entschieden, weil er aufgrund seiner<br />

Dauer die Möglichkeit bietet, das Verhalten<br />

der GebäudenutzerInnen langfristig zu verändern<br />

und weil er Anreize bietet, dies zu<br />

tun – schließlich gibt es etwas zu gewinnen.<br />

Bei dem Wettbewerb gewinnen jene Dienststellen,<br />

die innerhalb eines Jahres ihren<br />

Energieverbrauch in Bezug zum Ausgangswert<br />

am stärksten reduzieren. In jeder teilnehmenden<br />

Dienststelle wurde mindestens<br />

eine Energiekontaktperson benannt. Sie hat<br />

die Aufgabe übernommen, die KollegInnen<br />

für das Thema Energieverbrauch zu sensibilisieren,<br />

über die Einsparmöglichkeiten zu<br />

informieren und dazu zu bewegen, sich<br />

energiesparend zu verhalten. Zudem ist die<br />

Energiekontaktperson für die Umsetzung<br />

organisatorischer und technischer Maßnahmen<br />

zuständig, die nichts oder wenig kosten.<br />

Die Energiekontaktpersonen haben in<br />

den ersten Monaten seit Beginn des Wettbewerbs<br />

viel geleistet. Sie haben etwa:<br />

■ verbaute Heizkörper freigelegt,<br />

■ KollegInnen über „energiesparendes<br />

Lüften“ und „weniger Lift ist gesünder“<br />

informiert,<br />

■ Stromfresser entsorgt (etwa alte Kühlschränke),<br />

■ Zeitschaltuhren an Geräten wie Getränkeautomaten<br />

angebracht, die nicht ständig<br />

genutzt werden,<br />

■ das Raum- und Beleuchtungskonzept<br />

hinterfragt.<br />

Bereits jetzt – etwa ein halbes Jahr nach<br />

Wettbewerbsbeginn – ist sichtbar, dass es<br />

ein Großteil der Energiekontaktpersonen<br />

geschafft hat, den Wärme- und Stromverbrauch<br />

in den Dienststellen deutlich zu reduzieren.<br />

Genaue Ergebnisse werden im August<br />

<strong>2010</strong> vorliegen, dann werden auch die<br />

Gewinner ausgezeichnet.<br />

Das Gold in den Köpfen nutzen<br />

Ein Wettbewerb, bei dem diejenigen gewinnen,<br />

die ihren Stromverbrauch bezogen auf<br />

den Ausgangswert am stärksten reduzieren,<br />

ist nicht bei allen öffentlichen und privaten<br />

Institutionen das Mittel der Wahl. Im März<br />

<strong>2010</strong> beginnt das klima:aktiv-Programm<br />

energieeffiziente geräte eine dreimonatige<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

Stromsparinitiative, an der unter anderem<br />

11 Höhere land- und forstwirtschaftliche<br />

Schulen Österreichs teilnehmen. Auch hier<br />

war ein Wettbewerb angedacht, wurde dann<br />

aber aus mehreren Gründen verworfen:<br />

■ Die technischen Rahmenbedingungen<br />

der Höheren land- und forstwirtschaftlichen<br />

Schulen sind sehr unterschiedlich.<br />

So haben beispielsweise die Schulen mit<br />

modernen Gebäuden, in denen die Beleuchtung<br />

anwesenheitsabhängig gesteuert<br />

wird, ein geringeres Einsparpotenzial<br />

und damit geringere Chancen, den Wettbewerb<br />

zu gewinnen, als Schulen mit<br />

konventioneller Steuerung.<br />

■ Zudem steigt die technische Ausstattung<br />

der Schulen in den letzten Jahren generell<br />

an. Wo früher Tafeln und schwarze<br />

Bretter standen, hängen jetzt Monitore.<br />

Zudem nutzen die Lehrkräfte in den Klassen<br />

verstärkt elektronische Präsentationen,<br />

für die in jeder Klasse zumindest ein<br />

PC, Monitor und Beamer zur Verfügung<br />

stehen. „Die Kreidezeit ist vorbei“, meinte<br />

der Direktor einer Schule im Gespräch<br />

mit dem klima:aktiv-Programm.<br />

■ Ein Teil der Höheren land- und forstwirtschaftlichen<br />

Schulen ist bereits mit<br />

dem Österreichischen Umweltzeichen für<br />

Schulen und Bildungseinrichtungen ausgezeichnet.<br />

Diese Schulen haben zumindest<br />

einen Energieverantwortlichen bestellt,<br />

eine Analyse des Ist-Zustands<br />

durchgeführt und einen Maßnahmenplan<br />

zur Reduzierung des Energieverbrauchs<br />

erarbeitet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass<br />

hier bereits Maßnahmen umgesetzt wurden<br />

und die Einsparpotenziale daher geringer<br />

sind als bei den Schulen, die sich<br />

erstmalig mit dem Thema beschäftigen.<br />

Daher legt die Stromsparinitiative den Fokus<br />

nicht auf den tatsächlichen Stromverbrauch,<br />

sondern auf die Umsetzung von<br />

Ideen, um den Stromverbrauch in den<br />

Schulen zu reduzieren. Bei den einzelnen<br />

Startveranstaltungen messen die SchülerInnen<br />

die Leistungsaufnahme verschiedener<br />

Geräte, produzieren mit Hilfe eines Energiefahrrades<br />

Strom und entwickeln erste Ideen,<br />

wie sie an der Schule den Stromverbrauch<br />

senken können. Die Schulen setzen einen<br />

Teil dieser und anderer Ideen im Aktionszeitraum<br />

von März bis Mai <strong>2010</strong> um. Bei der<br />

Auszeichnungsveranstaltung im Juni <strong>2010</strong><br />

werden die Ideen prämiert, die der Jury besonders<br />

gut gefallen haben. Der Ideenreichtum,<br />

der an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen<br />

Schulen anzutreffen ist,<br />

lässt vielversprechende Ergebnisse erwarten.<br />

Anmerkung<br />

1 Das <strong>IFZ</strong> ist mit dem „klima:aktiv-Programm<br />

energieeffiziente geräte“ Teil der<br />

klima:aktiv-Initiative (unter dem Dach der<br />

Initiative finden sich über 20 Programme).<br />

Die klima:aktiv-Initiative wird von der Austrian<br />

Energy Agency gemanagt. Bezahlt<br />

wird das Ganze vom BMLFUW (Lebensministerium).<br />

Die drei Institutionen, die außer<br />

dem <strong>IFZ</strong> das Programm managen, sind: Umweltverband<br />

Vorarlberg, KWI Consultants,<br />

mprove Team für Kommunikation. Informationen:<br />

http://www.klimaaktiv.at/, zu<br />

unserem Programm: http://www.klima<br />

aktiv.at/article/archive/25272/ bzw.<br />

http://www.b2b.topprodukte.at. ■<br />

7


Umwelt & Energie<br />

Die neuen Ökos: bodenständig,<br />

naturbezogen und regional orientiert<br />

<strong>IFZ</strong>-Studie über die österreichischen LOHAS<br />

Das Interuniversitäre Forschungszentrum Graz (<strong>IFZ</strong>) untersuchte erstmals für<br />

Österreich die Konsumpräferenzen der so genannten LOHAS, bezogen auf<br />

die Bereiche nachhaltiger Tourismus und Ökotextilien.<br />

Wilma Mert<br />

studierte Psychologie an der Karl-Franzens-Universität<br />

Graz und der University of Kent at Canterbury,<br />

mit Schwerpunkt Soziale und Angewandte<br />

Psychologie. Sie war als Projektmanagerin und Öffentlichkeitsarbeiterin<br />

bei verschiedenen Umweltunternehmen<br />

tätig und ist seit Mai 2003 Mitarbeiterin<br />

des <strong>IFZ</strong> in den Forschungsbereichen „Energie<br />

und Klima“ und „Ökologische Produktpolitik“. Arbeitsschwerpunkte:<br />

Nachhaltiger Lebensstil und<br />

Nachhaltigkeitskommunikation.<br />

E-mail: mert@ifz.tugraz.at<br />

Abb.1: LOHAS und Einkauf von Kleidung<br />

LOHAS („Lifestyle of Health and Sustainability“)<br />

sind Menschen, die durch ihren<br />

Lebensstil und ihr Konsumverhalten Gesundheit<br />

und Nachhaltigkeit fördern wollen.<br />

Sie gelten als die Vorreiter einer zukunftsfähigen<br />

Gesellschaft. Es handelt<br />

sich dabei um KonsumentInnen, die umwelt-<br />

und sozialbewusst einkaufen. Dabei<br />

wollen sie aber nicht auf Genuss und Lifestyle<br />

verzichten. Obwohl in den Medien<br />

viel über die enorme Kaufkraft der LOHAS<br />

(weltweit schätzt man den Markt auf rund<br />

500 Mrd. USD) und damit verbunden ihren<br />

erheblichen Einfluss auf Unternehmen<br />

berichtet wurde, blieb unklar, wie<br />

Produkte oder Angebote konkret beschaffen<br />

sein müssen, um diese Zielgruppe anzusprechen.<br />

Das Forschungsprojekt<br />

„Nachhaltige Trendsetter – LOHAS auf<br />

dem Weg in eine zukunftsfähige Gesellschaft“<br />

griff diese Fragestellung auf, mit<br />

Skala: 1 = trifft völlig zu, 5 = trifft überhaupt nicht zu; N = 698<br />

dem Ziel, ökologisches Produkt-Design<br />

durch eine bessere KundInnenorientierung<br />

zu verstärken und dadurch den Weg<br />

raus aus der Nische, in der sich immer<br />

noch viele Ökodesign-Produkte befinden,<br />

zu ebnen.<br />

Die Einstellungen und das Kaufverhalten<br />

von 974 Personen wurden per Fragebogen<br />

ermittelt. Aus dieser Stichprobe wurden<br />

20 LOHAS-affine Personen ausgewählt<br />

und einer vierstündigen qualitativen Untersuchung<br />

mittels Q-Methode unterzogen.<br />

Dabei wurde erfasst, was LOHAS bei<br />

Mode und Urlaub tatsächlich wichtig ist.<br />

Die Studie ist zwar nicht repräsentativ für<br />

die österreichische Bevölkerung, gibt aber<br />

klare Hinweise auf die Konsumpräferenzen<br />

von LOHAS in den beiden ausgewählten<br />

Marktsegmenten.<br />

Der LOHAS-Geschmack ist klassisch,<br />

leger, alltagstauglich<br />

LOHAS bevorzugen fair und ökologisch<br />

produzierte Kleidung, diese soll aber „normal“<br />

aussehen. Man will nicht auf den<br />

ersten Blick als „Öko“ identifiziert werden.<br />

Ökotextilien werden derzeit in erster<br />

Linie zusätzlich zu herkömmlichen Textilien<br />

gekauft. Um bei LOHAS zu punkten,<br />

sollten sich Ökotextil-Kollektionen stärker<br />

an herkömmliche Modetrends anpassen.<br />

Am liebsten wäre es LOHAS, wenn<br />

Ökotextilien in den großen Handelsketten<br />

angeboten werden, denn LOHAS wählen<br />

ihre Einkaufsstätte nach den Kriterien<br />

„schnell, bequem und große Auswahl“.<br />

LOHAS sind zwar bereit, höhere Preise für<br />

Ökotextilien zu bezahlen, aber diese dürfen<br />

nicht unangemessen hoch sein. Eine<br />

breitere Produktpalette und eine leichtere<br />

Zugänglichkeit von Ökotextilien sind nötig,<br />

um das grundsätzliche Potenzial der<br />

Zielgruppe LOHAS zu nutzen (vergleiche<br />

Abb. 1).<br />

Österreichische Tourismusangebote<br />

treffen den LOHAS-<br />

Geschmack<br />

Bodenständig und naturbezogen, so präsentieren<br />

sich die Urlaubspräferenzen von<br />

LOHAS. LOHAS verbringen ihren Urlaub<br />

(vor allem bei kurzen Aufenthalten) gerne<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

8


Umwelt & Energie<br />

in Österreich. Dabei stehen Wandern und<br />

Aktivitäten in schöner Landschaft, Naturerlebnis<br />

und regionaler Genuss im Vordergrund.<br />

Grundsätzlich zeichnet sich das<br />

LOHAS-Bild als eher konservativ und angepasst.<br />

Dies spiegelt sich auch bei den<br />

Urlaubspräferenzen wider. Auch wenn es<br />

ein gewisses Fernweh gibt, verbringen LO-<br />

HAS ihren Urlaub am liebsten in europäischen<br />

Destinationen. Zu Exotisches und<br />

Fremdes findet nicht viel Anklang. LO-<br />

HAS sind zwar durchaus anspruchsvoll,<br />

stellen aber keine ausgefallenen Ansprüche<br />

an ihren Urlaub und sind nicht luxusorientiert<br />

(siehe auch Abb. 2). Die Vorlieben<br />

von LOHAS sind viel versprechend<br />

für österreichische Tourismusregionen<br />

und regionale Anbieter, da diese mit bisherigen<br />

Angeboten bereits auf LOHAS-<br />

Linie liegen. Dieses Segment ist aber<br />

durchaus weiter ausbaufähig. Wichtig dabei:<br />

Angebote sollten im Einklang mit der<br />

Natur stehen und regionale Besonderheiten<br />

betonen. Nachhaltigkeit sollte gezielt<br />

Eingang in die Marketingstrategie finden:<br />

der ökologische und soziale Mehrwert<br />

nachhaltiger Angebote muss auf den ersten<br />

Blick erkennbar und glaubwürdig<br />

kommuniziert sein. Wichtig wäre es auch,<br />

Entscheidungen für nachhaltige Reisen<br />

noch stärker zu fördern und zu unterstützen<br />

(z. B. durch Förderung des öffentlichen<br />

Verkehrsmittelnetzes).<br />

So erreicht man LOHAS<br />

LOHAS sind kritische MediennutzerInnen<br />

und informieren sich bevorzugt über das<br />

Internet und Fachzeitschriften. Internetportale<br />

und Zeitschriften, die sich speziell<br />

an LOHAS richten, werden aber kaum genutzt<br />

oder sind gar nicht bekannt. „Informiert<br />

sein“ ist für die LOHAS ein wichtiger<br />

Wert. Allerdings ist ihr Wissensstand<br />

in den Bereichen Ökotextilien und Nachhaltiger<br />

Tourismus bei weitem nicht so<br />

hoch, wie man hätte erwarten können.<br />

Bei der Fragebogenerhebung gaben die<br />

KonsumentInnen zwar an, auf Gütesiegel<br />

zu achten, bei der qualitativen Befragung<br />

fiel aber auf, dass spontan kaum Ökosiegel<br />

genannt werden können. Sowohl<br />

beim Tourismus als auch in der Textilbranche<br />

fehlen bislang noch europaweit<br />

einheitliche Gütesiegel. Dies macht es für<br />

KonsumentInnen schwierig und aufwändig,<br />

entsprechende Angebote zu identifizieren<br />

und miteinander zu vergleichen.<br />

Auffallend ist auch, dass sich LOHAS<br />

beim Kauf von Produkten nur teilweise<br />

darüber informieren, ob die Produktionsbedingungen<br />

ökologischen und sozialen<br />

Kriterien entsprechen.<br />

Grundsätzlich wünschen sich LOHAS eine<br />

verstärkte Bewerbung von Ökotextilien<br />

und Nachhaltigem Tourismus nach dem<br />

Muster von herkömmlichen Kampagnen.<br />

LOHAS und Nachhaltigkeit<br />

Insgesamt präsentieren sich österreichische<br />

LOHAS weniger elitär, kauflustig<br />

und gesundheitsbewusst als in anderen<br />

Studien dargestellt. Sie achten vor allem<br />

auf die regionale Herkunft von Produkten,<br />

räumen aber ein, dass sie deutlich<br />

mehr ökologische und sozial gerechte<br />

Produkte kaufen würden, wenn diese billiger<br />

wären.<br />

Der LOHAS-Trend kann dazu genutzt werden,<br />

um nachhaltige Lebensstile und<br />

Konsummuster zu stärken und zu verbreiten.<br />

LOHAS sind eine Konsumgruppe, die<br />

aufgeschlossen ist, nachhaltige Produkte<br />

zu kaufen und einen Beitrag zu einer<br />

nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Zugleich<br />

ist ihr Verhalten aber stark von<br />

Pragmatismus geprägt, Nachhaltigkeit<br />

wird dort umgesetzt, wo es leicht geht<br />

und wo es nicht weh tut.<br />

Da mit dem LOHAS-Wertesystem keine<br />

Verzichtslogik einhergeht, sind Konsumverzicht<br />

oder Konsumverweigerung kaum<br />

Thema. Ganz im Gegenteil gehen LOHAS<br />

davon aus, dass ethisch bzw. ökologisch<br />

korrekter Konsum eine Lösung der Klimaund<br />

Gesellschaftsprobleme darstellt. Es<br />

ist nicht unmittelbar schlüssig, dass die<br />

individuelle Nachhaltigkeitsbilanz (Footprint)<br />

eines typischen LOHAS signifikant<br />

Abb. 2: Reiseverhalten von LOHAS<br />

Skala: 1 = trifft völlig zu, 5 = trifft überhaupt nicht zu; N = 698<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

unter der von DurchschnittskonsumentInnen<br />

liegt. Die Projektergebnisse verweisen<br />

aber darauf, dass LOHAS-VertreterInnen<br />

zumindest in Teilaspekten bereits<br />

einen nachhaltigen Konsum- und Lebensstil<br />

praktizieren und generell für nachhaltige<br />

Alternativen aufgeschlossen sind. Die<br />

Bedeutung von LOHAS für eine nachhaltige<br />

Entwicklung besteht daher in erster<br />

Linie in ihrer Vorbildfunktion (Role model).<br />

Ähnliches gilt für den Effekt von LO-<br />

HAS für eine transparente Verbraucherpolitik,<br />

verständliche Produktinformationen<br />

(Labelling) und das Stigmatisieren von<br />

Greenwashing. Insgesamt fördert der<br />

Trend somit unternehmerische Anstrengungen<br />

im Sinne von CSR (Corporate Social<br />

Responsibility). Von den Ergebnissen<br />

der Studie profitieren Unternehmen, die<br />

bereits ökologisch und/oder sozial gerechte<br />

Produkte und Dienstleistungen zu ihrem<br />

Portfolio zählen oder planen, entsprechende<br />

Angebote aufzunehmen.<br />

Das Projekt „Nachhaltige Trendsetter –<br />

LOHAS auf dem Weg in eine zukunftsfähige<br />

Gesellschaft“ wurde im Rahmen der<br />

Programmlinie „Nachhaltig Wirtschaften“<br />

durchgeführt. Diese Programmlinie<br />

wird im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Innovation und Technologie<br />

durch die Forschungsförderungsgesellschaft<br />

FFG abgewickelt.<br />

CD-Rom: LOHAS in Österreich<br />

Bestellung: mert@ifz.tugraz.at<br />

Tel: 0316/813909-33<br />

Download: www.ifz.tugraz.at/<br />

index.php/trendsetter ■<br />

9


Umwelt & Energie<br />

Der online gestützte Gebrauchtwarenhandel<br />

auf eBay<br />

Chancen zu mehr nachhaltigem Konsum?<br />

Gehen mit dem online gestützten Gebrauchtwarenhandel neue Spielräume<br />

für nachhaltigen Konsum einher? In einem transdisziplinären Forschungsprojekt<br />

versuchen WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Disziplinen am Beispiel<br />

und unter Kooperation des online Marktplatzes eBay diese Frage zu beantworten.<br />

Geprüft wird dabei die Hypothese, dass durch die Vermarktung<br />

gebrauchter Güter die Lebens- und Nutzungsphase von Produkten verlängert<br />

und so zusätzliche Umweltbelastungen durch Neuanschaffungen vermieden<br />

werden. 1<br />

Birgit Blättel-Mink<br />

ist Soziologin und seit 2004 Professorin für Industrie-<br />

und Organisationssoziologie an der Johann<br />

Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.<br />

Forschungsschwerpunkte: Innovationsforschung,<br />

Nachhaltige Entwicklung, Hochschulforschung,<br />

Frauen und Wissenschaft, Transdisziplinarität und<br />

Soziologie und Beratung.<br />

E-Mail: b.blaettel-mink@soz.uni-frankfurt.de<br />

Jens Clausen<br />

ist Diplomingenieur für Maschinenbau und leitet<br />

das Borderstep Büro Hannover. Forschungsschwerpunkte:<br />

Gründungs- und Innovationsforschung,<br />

nachhaltige Zukunftsmärkte, Nachhaltigkeitskommunikation<br />

und Corporate Social Responsibility.<br />

Siegfried Behrendt<br />

ist Politikwissenschaftler und Biologe und Projektleiter<br />

am Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung<br />

IZT gGmbH in Berlin. Arbeitsschwerpunkte:<br />

Nachhaltiges Wirtschaften,<br />

Technikfolgenabschätzung und -bewertung, Innovations-<br />

und Nachhaltigkeitsmanagement, Generierung<br />

nachhaltiger Zukunftsmärkte.<br />

In diesem Beitrag werden die zentralen<br />

Ergebnisse einer online gestützten Befragung<br />

von eBay-NutzerInnen vorgestellt,<br />

mit der die Motive, auf eBay zu handeln,<br />

die Bereitschaft, in Zukunft verstärkt gebrauchte<br />

Waren zu kaufen und/oder zu<br />

verkaufen, und die Einstellungen gegenüber<br />

dem Umweltschutz erhoben werden<br />

sollten. Des Weiteren wurden die eBay-<br />

NutzerInnen gefragt, ob sich ihre Lebensführung<br />

durch eBay verändert hat.<br />

Vom Konsumenten zum<br />

(nachhaltigen) Prosumer?<br />

Ausgangspunkt der theoretischen Überlegungen<br />

stellen die Arbeiten Alvin Tofflers<br />

(1980; vgl. auch Hellmann 2009) 2 dar, der<br />

für die Dienstleistungs- bzw. Wissensgesellschaft<br />

eine Zunahme nicht erwerbsförmiger<br />

Arbeit vorhergesagt hat. Der Konsument<br />

bei Toffler wird zum Prosumenten,<br />

der durch Do-It-Yourself wie auch durch<br />

zunehmende Selbstbedienungsleistungen<br />

produzierende Leistungen übernimmt.<br />

Für den online gestützten Gebrauchtwarenhandel<br />

am Beispiel von eBay heißt<br />

das, dass die Nutzerin/der Nutzer von zu<br />

Hause auf die Plattform zugreift und sich<br />

an der Optimierung derselben beteiligt;<br />

zum zweiten stellt er oder sie Produkte<br />

auf dem Online-Marktplatz ein. Der pflegliche<br />

Umgang des Verkäufers/der Verkäuferin<br />

mit den eingestellten Produkten<br />

kann eine Kaufmotivation der Käuferin<br />

bzw. des Käufers darstellen, d. h. der Verkäufer<br />

behandelt die von ihm nach der<br />

Nutzung weiter zu verkaufenden Produkte,<br />

die womöglich auch von hoher Qualität<br />

sind, pfleglich, um dafür einen guten<br />

Preis zu erzielen. Darin, so die These in<br />

diesem Projekt, liegen spezifische Nachhaltigkeitseffekte.<br />

Aus den 2.511 gültigen Fragebögen der<br />

online-Erhebung lassen sich folgende Ergebnisse<br />

ablesen: Es zeigt sich, dass die<br />

befragten Personen zwar durchaus umweltsensible<br />

Einstellungen aufweisen,<br />

dass beim Handel mit gebrauchten Produkten<br />

auf eBay Umweltaspekte bisher<br />

aber nur eine sehr geringe Rolle spielen.<br />

Umweltschutz taucht in der Rangfolge<br />

der Motive – sowohl beim Kauf als auch<br />

beim Verkauf – erst im letzten Drittel auf.<br />

An erster Stelle stehen für die NutzerInnen<br />

praktische Erwägungen („es ist praktisch<br />

und bequem“) sowie finanzielle Motive<br />

(„Geld sparen“). Auch der Spaß am<br />

eBay-Handel wird als wichtiges Motiv angegeben.<br />

Es zeigt sich weiterhin, dass die<br />

große Mehrheit der eBay-NutzerInnen<br />

den Handel mit gebrauchten Produkten<br />

nicht mit Umweltschutz in Verbindung<br />

bringt. Wesentliche Umwelteffekte entstehen<br />

beim Gebrauchtgüterhandel durch<br />

den Transport der Produkte. Ein Nachdenken<br />

über lange Transportwege findet<br />

bislang allerdings erst bei einer kleinen<br />

Gruppe statt: Lediglich 16% denken häufig<br />

und weitere 2,9% denken immer darüber<br />

nach, dass es für die Umwelt besser<br />

ist, lange Transportwege zu vermeiden.<br />

Andererseits gibt eine deutliche Mehrheit<br />

(64%) der Befragten an, sich vorstellen zu<br />

können, klimaneutrale Versandoptionen<br />

zu nutzen. Und ein großer Teil derjenigen<br />

wäre auch bereit, hierfür eine geringe Gebühr<br />

zu bezahlen. Auch im Hinblick auf<br />

eine weitere Aktivierung des Gebrauchtgüterhandels<br />

lässt die Befragung erhebliche<br />

Potenziale erkennen. Bereits heute<br />

handelt ein Großteil der privaten eBay-<br />

NutzerInnen mit gebrauchten Produkten<br />

und eine große Mehrheit (86,8 %) kann<br />

sich vorstellen, in Zukunft häufiger gebrauchte<br />

Produkte bei eBay zu verkaufen.<br />

Bei 13,6 % der Befragten hat sich das Konsumverhalten<br />

seit dem Handel auf eBay<br />

stark oder sehr stark verändert.<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

10


Umwelt & Energie<br />

Bei weiteren 36,5% hat sich das Konsumverhalten<br />

zum Teil verändert. Eine große<br />

Gruppe gibt an, dass sie durch eBay mehr<br />

Gegenstände besitzt als früher (23,5 Prozent),<br />

gegenüber einer Gruppe von 11,2%,<br />

die angibt, weniger Gegenstände zu besitzen.<br />

In einem nächsten Schritt wurden<br />

die Ergebnisse der online-Befragung einer<br />

Clusteranalyse 3 unterzogen, um herauszufinden,<br />

ob es auf eBay spezifische Typen<br />

von NutzerInnen gibt, die sich in ihren<br />

Motiven, Einstellungen und (veränderten)<br />

Verhaltensweisen signifikant voneinander<br />

unterscheiden.<br />

■ Die preisorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />

Die preisorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />

(20%) nutzen eBay, um Dinge kaufen<br />

zu können, die sie sich sonst nicht<br />

leisten könnten. Geld zu sparen ist für sie<br />

eines der stärksten Motive, um auf eBay<br />

zu handeln. Umweltbezogene Motive<br />

sind dagegen nur schwach ausgeprägt.<br />

Die preisorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />

weisen zwar eine stärker ausgeprägte<br />

Umwelteinstellung auf als die meisten<br />

anderen Nutzertypen; in einer Bereitschaft,<br />

selbst umweltbewusst zu handeln,<br />

schlägt sich dies jedoch nicht nieder. Eine<br />

Differenz zwischen Einstellung und tatsächlichem<br />

Verhalten lässt sich auch in<br />

der Konsumveränderung beobachten.<br />

Eine deutliche Mehrheit der Vertreterinnen<br />

und Vertreter dieser Gruppe gibt zwar<br />

an, durch eBay mehr gebrauchte Produkte<br />

zu kaufen als zuvor und zeigt auch eine<br />

vergleichsweise hohe ökonomische und<br />

soziale Weiterverkaufsmotivation. Zu einem<br />

schonenderen bzw. nachhaltigeren<br />

Umgang mit Produkten zum Zwecke des<br />

Weiterverkaufs führt dies jedoch nicht.<br />

Die preisorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />

weisen die höchste Handelsintensität<br />

aller Nutzertypen auf, die allerdings<br />

nicht so sehr durch den Verkauf, sondern<br />

vielmehr durch den Kauf von gebrauchten<br />

Produkten gekennzeichnet ist, und sie<br />

kaufen ihre gebrauchten Güter häufig<br />

auch offline z. B. in Second-Hand-Läden.<br />

■ Die Gebrauchtwaren-Skeptiker<br />

Die Gebrauchtwaren-Skeptiker (20%) verdanken<br />

ihren Namen einer weit überdurchschnittlichen<br />

Skepsis gegenüber Gebrauchtwaren<br />

insgesamt. Sie weisen eine<br />

geringe Handelsaktivität auf eBay auf sowie<br />

eine geringe Nutzung des Internets<br />

überhaupt. Auch andere Gebrauchtwarenmärkte,<br />

welche bei den preisorientierten<br />

Gebrauchtwarenkäufern recht beliebt<br />

sind, werden durch die Gebrauchtwaren-<br />

Skeptiker kaum frequentiert. Die Befragten<br />

dieser Gruppe geben an, auf eBay<br />

überwiegend Neuware zu kaufen. Aber<br />

nicht nur beim Kaufverhalten, auch im<br />

Verkauf zeigt sich diese Tendenz zu einem<br />

konventionellen Umgang mit gebrauchten<br />

Produkten. Güter, die sie nicht mehr<br />

verwenden, verstauen die Gebrauchtwaren-Skeptiker<br />

eher im Keller oder auf dem<br />

Dachboden. Der Aufwand, sich um den<br />

Verkauf von nicht mehr benötigten Produkten<br />

zu kümmern, wird als zu hoch<br />

eingeschätzt. Darüber hinaus sind die Gebrauchtwaren-Skeptiker<br />

auch der Meinung,<br />

dass für gebrauchte Waren nur ein<br />

sehr geringer Preis erreicht werden kann.<br />

Sie weisen eine der höchsten Trendorientierungen<br />

im Clustervergleich auf. Produkte<br />

zu besitzen, die dem neuesten<br />

Trend entsprechen, ist ihnen besonders<br />

wichtig. Sie weisen außerdem eine der<br />

höchsten Bereitschaften zum Umwelthandeln<br />

auf eBay auf, setzen diese jedoch<br />

nicht in die Realität um, z.B. nutzen sie<br />

die Umgebungssuche kaum.<br />

■ Die Online-Käufer<br />

Anders als die preisbewussten Gebrauchtwarenkäufer,<br />

die gebrauchte Produkte<br />

häufiger über Handelsplätze wie Flohmärkte<br />

oder Kleinanzeigen in Zeitungen<br />

handeln, kaufen die Online-Käufer (15%)<br />

überwiegend ihre gebrauchten Produkte –<br />

wie schon der Name sagt – per Internet.<br />

Ähnlich wie für die Gebrauchtwaren-<br />

Skeptiker ist für sie jedoch der Aufwand<br />

für den Verkauf gebrauchter Produkte<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

11


Umwelt & Energie<br />

häufig zu hoch. Motiviert zum Einkaufen<br />

auf eBay werden sie insbesondere durch<br />

die Möglichkeiten zum Auffinden exotischer<br />

Seltenheiten sowie von Sammlerprodukten.<br />

Die Entlastung der Alltagsführung,<br />

welche mit dem Einkauf auf eBay<br />

potenziell verbunden ist, ist ebenfalls<br />

eine starke Motivation. Da muss es überraschen,<br />

dass sie keine Veränderung im<br />

Konsumverhalten bei sich selbst beobachten.<br />

Dies lässt darauf schließen, dass eBay<br />

von dieser Personengruppe tatsächlich<br />

gleichsam als Kaufhaus-Ersatz verstanden<br />

wird und daher nicht zu zusätzlichem<br />

oder anders geartetem Konsum anregt.<br />

Auffällig ist, dass finanzielle Motive keinerlei<br />

Bedeutung zu haben scheinen. Dies<br />

lässt vermuten, dass auf eBay vor allem<br />

solches Geld ausgegeben wird, das früher<br />

an anderer Stelle für den gleichen Zweck<br />

ausgegeben worden wäre und insofern<br />

kein Sparpotenzial besteht. Umweltbezogene<br />

Aspekte spielen für die Online-Käufer<br />

kaum eine Rolle.<br />

■ Die umweltorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />

Die umweltorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />

(22%) sind die einzige Personengruppe,<br />

die ausgeprägtes Umwelthandeln<br />

auf eBay aufweist. So nutzen sie etwa die<br />

Umkreissuche und machen sich Gedankten<br />

darüber, dass es für die Umwelt besser<br />

ist, lange Transportwege zu vermeiden.<br />

Ihre Umweltschutzorientierung zeigt sich<br />

auch in den Motiven für den eBay-Handel.<br />

Sie sind der Meinung, dass durch den<br />

Kauf bzw. Verkauf gebrauchter Produkte<br />

die Umwelt geschont wird. Es ist Ihnen<br />

auch wichtig, umweltfreundliche Produkte<br />

zu kaufen. Auffällig ist der Faktor Bereitschaft<br />

zum Umwelthandeln auf eBay.<br />

Während die übrigen Konsumtypen<br />

durchaus häufiger Bereitschaft zum Umwelthandeln<br />

angeben, ohne diese dann<br />

auch in die Tat umzusetzen, handeln die<br />

umweltorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />

tatsächlich umweltbewusst und umweltorientiert.<br />

Auffällig ist weiterhin ein<br />

praktisch nicht vorhandener weiterverkaufsorientierter<br />

Produktumgang. Mit anderen<br />

Worten: sie behandeln Produkte<br />

nicht unbedingt schonender, um sie später<br />

weiterverkaufen zu können. Umweltbezogene<br />

Verkaufsmotive auf eBay spielen<br />

insgesamt nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Hinzu kommt eine eher geringe Handelsaktivität<br />

auf eBay und eine häufigere Nutzung<br />

von Offline-Gebrauchtwarenmärkten<br />

wie Flohmärkte oder Schwarze Bretter.<br />

Eine Veränderung im Konsumverhalten<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

durch eBay beobachten die Mitglieder<br />

dieser Gruppe bei sich nicht. Die umweltorientierten<br />

Gebrauchtwarenkäufer legen<br />

jedoch Wert auf nachhaltige Produktmerkmale<br />

wie Langlebigkeit und Qualität<br />

und weisen die höchste Umwelteinstellung<br />

im Clustervergleich auf.<br />

■ Die Prosumer<br />

Die bisherige Darstellung hat gezeigt, dass<br />

sich der (Gebrauchtwaren-)Handel auf<br />

eBay vor allem als Kauf von (gebrauchten)<br />

Produkten präsentiert. Es stellt sich daher<br />

die Frage, wer denn nun die Verkäuferinnen<br />

und Verkäufer der von den anderen<br />

Nutzergruppen gekauften Produkte sind.<br />

Die Antwort liefern die Prosumer (23%).<br />

Die Mitglieder dieser Gruppe zeichnen<br />

sich vor allem durch eine hohe Weiterverkaufsorientierung<br />

aus, und zwar sowohl<br />

in ihrem Umgang mit Produkten als auch<br />

in ihrer Verkaufsmotivation insgesamt. So<br />

behandeln sie beispielsweise Produkte<br />

pfleglicher, um sie später weiterverkaufen<br />

zu können. Es sind insbesondere ökonomische<br />

(und soziale) Motive, durch welche<br />

sie zum Handel auf eBay angeregt werden.<br />

Der Aufwand, den sie für den Verkauf gebrauchter<br />

Produkte betreiben müssen,<br />

kann die Prosumer nicht schrecken. Jedenfalls<br />

frequentieren sie eBay sehr stark,<br />

Offline-Gebrauchtwarenmärkte dagegen<br />

kaum. Sie verkaufen jedoch nicht ausschließlich,<br />

sie kaufen auch; und zwar mit<br />

der weitaus höchsten Trendorientierung<br />

im Vergleich der Konsumtypen. Die meisten<br />

Prosumer kaufen Neuware und Gebrauchtware<br />

gleichermaßen. Sei weisen<br />

zudem die höchste Handelsaktivität auf<br />

eBay auf. Der Fun-Faktor von eBay lockt<br />

die Prosumer im Clustervergleich am<br />

meisten. Aber auch die Aussicht, exotische<br />

Seltenheiten zu einem günstigen<br />

Preis aufspüren zu können, spielt eine<br />

Rolle. Umweltaspekte dagegen treten in<br />

den Hintergrund. Im Vergleich mit den<br />

anderen Gruppen ist die allgemeine Umwelteinstellung<br />

dieser Gruppe eine der<br />

schwächsten.<br />

Bemerkenswert an diesen fünf Nutzungstypen<br />

ist der Befund, dass sie sich in der<br />

Zusammensetzung der soziodemographischen<br />

Merkmale kaum signifikant unterscheiden.<br />

Typisch für eBay-NutzerInnen –<br />

und damit auch für die hier identifizierten<br />

Gruppen – ist ein etwas höherer Anteil<br />

an Männern 4 , ein mittleres Einkommen,<br />

Erwerbstätigkeit als Angestellte,<br />

Kinder im Haushalt, Zusammenleben mit<br />

dem Partner/der Partnerin und ein mittlerer<br />

bis höherer Bildungsabschluss.<br />

12<br />

Ausblick<br />

In weiteren Phasen des Projektes wurden<br />

zum einen am Beispiel von drei Produktgruppen<br />

Personen nach der Lebensdauer<br />

der von ihnen gehandelten Produkte befragt.<br />

Die Ergebnisse stehen noch aus. Damit<br />

soll auch eine Ökobilanz von auf<br />

eBay gehandelten Produkten möglich<br />

werden. Des Weiteren sollen leitfadengestützte<br />

Interviews mit eBay-NutzerInnen<br />

und in unterschiedlichen Lebensphasen<br />

(aktuelle Elternschaft, Verrentung, Arbeitslosigkeit)<br />

durchgeführt werden, um<br />

intensiveren Aufschluss über die Bedingungen<br />

des Übergangs zu einem nachhaltigeren<br />

Lebensstil auf eBay zu bekommen.<br />

Anmerkungen<br />

1 Das Projekt „Vom Consumer zum Prosumer<br />

– Entwicklung neuer Handelsformen<br />

und Auktionskulturen zur Unterstützung<br />

eines nachhaltigen Konsums“ wird vom<br />

Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung,<br />

dem Borderstep Institut<br />

für Innovation und Nachhaltigkeit und<br />

der Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />

durchgeführt und vom BMBF im Rahmen<br />

der Sozial-ökologischen Forschung gefördert<br />

(siehe: www.izt.de/prosumer).<br />

2 Toffler, A. (1980): The Third Wave. New<br />

York: Morrow; Hellmann, K.-U. (2009):<br />

Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer<br />

Debatte. Eine Einführung. In: B. Blättel-<br />

Mink, K.-U. Hellmann (eds.): Prosumer<br />

Revisited. Zur Aktualität einer Debatte.<br />

Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften,<br />

S. 13-48.<br />

3 Die Clusteranalyse basiert auf einer Faktorenanalyse<br />

(Hauptkomponentenanalyse<br />

mit einer Varimax-Rotation), durch die 10<br />

Verhaltensfaktoren und 11 Einstellungsfaktoren<br />

ermittelt wurden. Die Verhaltensfaktoren<br />

erklären 58,65%, die Einstellungsfaktoren<br />

59,52% der Gesamtvarianz.<br />

Der Bartlett-Test auf Sphärizität weist die<br />

Analysen jeweils als hoch signifikant aus<br />

(p=0). Das Ziel der Clusteranalyse, die<br />

über die ermittelten 21 Faktoren durchgeführt<br />

wurde, bestand darin, Gruppen von<br />

Fällen zu ermitteln, die sich im Hinblick<br />

auf die Zusammensetzung der Faktoren<br />

ähnlich sind. Es wurde deshalb eine Clusterzentrenanalyse<br />

verwendet. Zum Verfahren<br />

http://de.statista.com/statistik/<br />

lexikon/definition/38/clusteranalyse.<br />

4 Lediglich die Online-KäuferInnen unterscheiden<br />

sich von den übrigen Gruppen<br />

signifikant dadurch, dass ca. 75%<br />

männlich sind und über 20% Selbständige.<br />


Gastredaktion<br />

25 Jahre frische Ideen für<br />

Nachhaltiges Wirtschaften<br />

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)<br />

in Berlin und Heidelberg<br />

Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)<br />

Potsdamer Str. 105<br />

10785 Berlin<br />

Tel.: +49/30/884594-0<br />

Fax: +49/30/8825439<br />

Web: http://www.ioew.de<br />

25 JAHRE | frischer forschen<br />

Thomas Korbun<br />

ist Diplom-Biologie und seit 1999 Wissenschaftlicher<br />

Geschäftsführer des IÖW. Davor Forschung zu<br />

Naturschutz in Agrarlandschaften an der Universität<br />

Marburg und Forschungskoordinator an der<br />

Landesanstalt für Großschutzgebiete des Landes<br />

Brandenburg.<br />

E-Mail: thomas.korbun@ioew.de<br />

Ulrich Petschow<br />

ist Diplom-Volkswirt und leitet das Forschungsfeld<br />

„Umweltökonomie- und -politik“ des IÖW. Er koordiniert<br />

den Themenbereich „Innovation und Technologien“.<br />

Seine Forschungsschwerpunkte sind<br />

Globalisierung, Instrumente der Umweltpolitik und<br />

neue Steuerungsformen, ökologisch erweiterte<br />

Nutzen-Kosten-Analyse sowie Innovations- und<br />

Technikanalysen.<br />

E-Mail: ulrich.petschow@ioew.de<br />

Die Blindheit der herrschenden Ökonomie<br />

gegenüber der ökologischen Krise und ihre<br />

Unfähigkeit, praktische Lösungen zu ihrer<br />

Überwindung zu generieren, waren im Jahr<br />

1985 zentrale Impulse für die Gründung eines<br />

unabhängigen, außeruniversitären und<br />

gemeinnützigen Forschungsinstituts in Berlin,<br />

des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung<br />

(IÖW).<br />

Gestaltungsoptionen für eine<br />

nachhaltige Entwicklung<br />

In den 25 Jahren seines Bestehens hat das<br />

IÖW in vielen Themenfeldern wichtige Anstöße<br />

für Forschung, Politik und Unternehmen<br />

gegeben: Zu nennen wären Produktund<br />

Ökobilanzen, Ökocontrolling, Umweltund<br />

Nachhaltigkeitsberichterstattung, Umweltkostenrechnung,<br />

Stoffstrommanagement,<br />

Umweltabgabenkonzepte, ökologisch-ökonomische<br />

Folgenabschätzung,<br />

Verkehrswende, regionale Entwicklungskonzepte,<br />

Chemiepolitik, Energiepolitik, Innovation<br />

und Umwelt oder Kritik der Umweltökonomie.<br />

Forschung und Beratung des IÖW zielen<br />

heute auf die Entwicklung von Gestaltungsoptionen<br />

für eine ökologisch fundierte<br />

nachhaltige Entwicklung und auf die Förderung<br />

ihrer Umsetzung. Die 35 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des Instituts – darunter<br />

finden sich Pragmatiker ebenso wie Visionärinnen,<br />

Spezialistinnen und Idealisten – setzen<br />

dafür ihre umfangreichen Erfahrungen<br />

und Kompetenzen in der inter- und transdisziplinären<br />

Nachhaltigkeitsforschung ein.<br />

Mit Pioniergeist und Tradition forschen und<br />

beraten sie in neun Themenfeldern:<br />

■ Nachhaltige Unternehmensführung<br />

■ Umweltpolitik und Governance<br />

■ Klima und Energie<br />

■ Produkte und Konsum<br />

■ Wasser- und Landmanagement<br />

■ Innovation und Technologien<br />

■ Umwelt-Dienstleistungen<br />

■ Evaluation und Bewertung<br />

■ Partizipation und Kommunikation.<br />

Auf der Internetseite des Instituts findet sich<br />

eine übersichtliche Darstellung zu den Arbeiten<br />

und Kompetenzen des IÖW in allen<br />

Themenfeldern. Im Mittelpunkt der Darstellung<br />

hier steht das Themenfeld „Innovation<br />

und Technologien“.<br />

IÖW-Thema „Innovation und<br />

Technologien“<br />

Das IÖW untersucht einerseits, wie Technologien<br />

zu einer nachhaltigen Entwicklung<br />

und zu einem „guten Leben“ beitragen können,<br />

und andererseits, wie die mit ihnen gegebenenfalls<br />

verbundenen Risiken vermieden<br />

werden können. Neben Hochtechnologien<br />

finden auch Low-Tech-Ansätze und<br />

ihre Einbettung in Alltagsstrukturen Berücksichtigung,<br />

da eine ökologische Industriepolitik,<br />

die alleine auf hochtechnologische<br />

Lösungen in der Produktion setzt, Veränderungspotenziale<br />

in den Konsummustern<br />

vernachlässigt und damit zu kurz greift.<br />

Typisierend verfolgt das IÖW einerseits einen<br />

akteursorientierten Ansatz, in dem beispielsweise<br />

Unternehmen und deren Handlungsmöglichkeiten<br />

betrachtet werden, und<br />

andererseits einen problemfeldbezogenen<br />

Ansatz, indem beispielsweise Klimaschutz<br />

und Erneuerbare Energien im Vordergrund<br />

stehen. Innovationen und Technologien<br />

werden im IÖW als Querschnittsansatz verfolgt.<br />

Einerseits werden einzelne Technologien<br />

mit ihren Chancen und Risiken untersucht<br />

(z. B. Nanotechnologien, Bionik oder<br />

Converging Technologies), andererseits fokussieren<br />

die Arbeiten auf einzelne Akteursgruppen<br />

und Rahmenbedingungen (Wie gehen<br />

Unternehmen mit neuen Technologien<br />

um? Wie können erneuerbare Energien am<br />

Markt durchgesetzt werden?).<br />

Neben grundlagenorientierten Forschungen<br />

liegt der Schwerpunkt des IÖW auf praxisorientierten<br />

Arbeiten, die nachhaltigkeitsorientierte<br />

Akteure wissenschaftlich fun-<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

13


Gastredaktion<br />

diert unterstützen sollen. Im Fokus stehen<br />

dabei Akteure wie NGOs, Ministerien, Unternehmen,<br />

Konsumenten sowie Politik.<br />

Zentrale Aspekte des Themas sind:<br />

■ Bewertung und -gestaltung neuer Technologien,<br />

■ neue Governanceformen und Diffusionsstrategien,<br />

■ Bottom-Up-Prozesse,<br />

■ Partizipationsprozesse,<br />

■ Marktstudien und Arbeitsplatzeffekte,<br />

■ Knowledge Brokerage (z. B. zwischen<br />

Wissenschaft und Politik).<br />

Bewertung und -gestaltung<br />

neuer Technologien<br />

Das IÖW ist seit Jahrzehnten im Bereich der<br />

Bewertung und Gestaltung (neuer) Technologien<br />

aktiv. Beispielsweise wurden bereits<br />

in den 1980er Jahren Forschungsprojekte<br />

durchgeführt wie „Blickwende in der Technologiepolitik“<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

oder „Umwelteinflüsse neuer Werkstoffe“<br />

für das Büro für Technikfolgenabschätzung<br />

(1992) oder Chemiepolitische Dialoge zur<br />

Transformation der chemischen Industrie<br />

in den neuen Bundesländern (1996).<br />

Aktuell setzt sich das IÖW mit einer Reihe<br />

von Forschungsvorhaben mit den so genannten<br />

Nanotechnologien auseinander<br />

und zeigt Gestaltungsoptionen bzw. -prozesse<br />

auf. Die Gestaltungsfreiheiten und damit<br />

auch die umweltorientierte Gestaltung<br />

der Nanotechnologien sind umso größer, je<br />

früher entsprechende Kriterien im Entwicklungsprozess<br />

aufgenommen werden. Insofern<br />

steht zunächst die Analyse der Technologie<br />

selbst im Vordergrund. Bereits die Analyse<br />

der potenziellen positiven Effekte der<br />

neuen Technologien kann Hinweise über<br />

mögliche unerwünschte Seiteneffekte geben,<br />

beispielsweise erweist sich die Kleinheit<br />

der Nanopartikel als ein Vorteil für unterschiedliche<br />

Produkte und Verfahren, zugleich<br />

aber können damit aber adverse (gegenläufige)<br />

Effekte verbunden sein (Emission<br />

in die Umwelt). Der Technologieanalyse<br />

und -gestaltung kommt insofern eine<br />

wichtige Rolle zur Vermeidung von Umwelt-<br />

und Gesundheitsbelastungen zu.<br />

Da Technologien von der Grundlagenforschung<br />

bis zum Einsatz in marktfähigen<br />

Produkten einer Vielzahl von Gestaltungen<br />

unterliegen, die sich aus den unterschiedlichen<br />

Ansprüchen der relevanten Akteure<br />

entlang der Entwicklungs- und Wertschöpfungskette<br />

ergeben, sind entsprechende<br />

nachhaltige Gestaltungsoptionen potenziell<br />

möglich. Ein zentraler Ansatz für entsprechende<br />

Orientierungen, mit dem sich das<br />

IÖW befasst, ist dabei die leitbildorientierte<br />

Technikgestaltung. Ein Leitbild, welches dabei<br />

eine wichtige Rolle spielen kann, ist die<br />

Natur bzw. die Faszination für Lösungsansätze,<br />

wie sie die „Natur“ hervorgebracht<br />

hat – Bionik. Die Bionik hat in jüngster Zeit<br />

einen deutlichen Aufschwung erfahren, unter<br />

anderem weil die allgemeine technologische<br />

Entwicklung<br />

■ stark in Richtung Bottom-Up-Prozesse<br />

geht und<br />

■ die ökologische Krise nach neuen Antworten<br />

verlangt.<br />

Im Rahmen der abgeschlossenen IÖW-Studie<br />

„Bionik – Potenziale und Trends“ wurden<br />

Gestaltungsprinzipen in der Natur und<br />

ihre Relevanz für den Umgang mit industriellen<br />

Stoffströmen (Stichwort Entfrachtung)<br />

und zur Technologiegestaltung (Stichwort<br />

Eigensicherheit) aufgezeigt.<br />

Neue Governanceformen und<br />

Diffusionsstrategien<br />

Technologien entwickeln sich nicht im leeren<br />

Raum, vielmehr werden sie durch vielfältige<br />

Einflüsse und Akteure gestaltet. Am<br />

Beispiel neuer Technologien wird deutlich,<br />

dass Nationalstaaten nur noch begrenzte<br />

Handlungsmöglichkeiten haben und Technikdiskurse<br />

in vielfältige nationale und internationale<br />

Akteursverflechtungen eingebettet<br />

sind. Selbst scheinbar schwache Akteure<br />

können einen bedeutenden Einfluss<br />

auf die Richtung und Orientierung der Diskurse<br />

haben, wie es sich anhand des Beispiels<br />

der Nanotechnologien in Nord-Amerika<br />

und des Einflusses von NGOs darauf<br />

zeigen lässt. Weiter erweisen sich Unternehmen<br />

als Produzenten und Nutzer neuer<br />

Technologien als wichtige Stellgrößen. Unternehmen<br />

differenzieren in Bezug auf den<br />

Umgang mit neuen Technologien zunehmend<br />

aus und versuchen damit, Vertrauen<br />

für ihren Umgang mit neuen Technologien<br />

zu generieren. In einem laufenden Vorhaben<br />

„Sozial-ökologische Gestaltungsoptionen<br />

von Converging Technologies (CON-<br />

TEC)“ untersucht das IÖW mit Förderung<br />

durch das Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung Kriterien für die Nutzung<br />

und Entwicklung neuer Technologien in<br />

Unternehmen. Eine zentrale Rolle nehmen<br />

dabei das Vorsorgeprinzip und die Transparenz<br />

des Unternehmensverhaltens ein. Mit<br />

Hilfe von Kriterien könnten verschiedene<br />

Unternehmen bezüglich ihres Umgangs mit<br />

neuen Technologien verglichen werden.<br />

Die Ergebnisse eines solchen Vergleichs und<br />

ihre öffentliche Diskussion könnten gegebenenfalls<br />

dazu führen, dass neue Stakehol-<br />

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Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

14


Gastredaktion<br />

der-Konstellationen entstehen, die auf das<br />

Unternehmenshandeln einwirken, oder<br />

dass sich die Rahmenbedingungen für den<br />

unternehmerischen Umgang mit Technologien<br />

ändern. Umweltfreundliche Technologien<br />

sind dabei nicht zwangsläufig neue<br />

Technologien. Vielmehr geht es vielfach darum,<br />

bestehenden Technologien den Marktzugang<br />

zu ermöglichen. Ein Beispiel sind<br />

die Technologien im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien. Insbesondere die finanziellen<br />

Anreizstrukturen müssen so gestaltet werden,<br />

dass die emissionsseitig umweltfreundlicheren<br />

Technologien sich durchsetzen<br />

und entwickeln können, um perspektivisch<br />

wettbewerbsfähig zu werden. Ein gutes Beispiel<br />

dafür stellen die Fördermechanismen<br />

für erneuerbare Energien in Deutschland<br />

dar: politische Vorreiter treiben die Marktgestaltung<br />

voran und die Marktakteure leisten<br />

in der Folge selbst wiederum einen<br />

wichtigen Beitrag für die Weiterentwicklung<br />

des Rahmens.<br />

Bottom-Up-Initiativen<br />

Ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel,<br />

der Voraussetzung für eine nachhaltige<br />

Entwicklung ist, wird nicht alleine durch<br />

Top-Down-Initiativen erreichbar sein. Klimaschutz<br />

und Klimaanpassung – das ist beispielsweise<br />

spätestens seit dem Scheitern<br />

des UN-Klimagipfels in Kopenhagen augenfällig<br />

– erfordern in Zukunft stärker dezentrale<br />

und Bottom-Up-orientierte Handlungsstrategien,<br />

um den politischen Rückhalt<br />

zu stärken und um in der Bevölkerung<br />

vorhandene Handlungskapazitäten zu mobilisieren.<br />

Dies steht nur scheinbar im Widerspruch<br />

zu den im Zuge der Entwicklung<br />

globaler Marktregimes abnehmenden Steuerungsmöglichkeiten<br />

nationalstaatlicher und<br />

auch regionaler Akteure. Bottom-Up-Initiativen<br />

können Vorbilder schaffen und so die<br />

Diffusion von Best Practices ermöglichen.<br />

Konkret untersucht das IÖW solche Prozesse<br />

und ihre Reichweite in einem Projekt<br />

„Sozialökologie der Selbstversorgung – Erfolgsbedingungen<br />

und Diffusion von Konzepten<br />

zur vollständigen Energieversorgung<br />

von Kommunen und Regionen auf der Basis<br />

erneuerbarer Energien“. Die wissenschaftliche<br />

Nachwuchsgruppe unter der Leitung<br />

der Universität Freiburg fokussiert beispielhaft<br />

auf Bioenergie-Regionen und erforscht,<br />

wie ökologische und soziale Aspekte mit<br />

ökonomischen und technischen Faktoren<br />

zusammenwirken müssen, um erfolgreich<br />

regionale Nachhaltigkeitsziele und ein Umsteuern<br />

der Energieversorgung zu ermöglichen<br />

(www.ee-regionen.de).<br />

Partizipative Prozesse<br />

Die Durchsetzungsprobleme und die mangelnde<br />

gesellschaftliche Akzeptanz der<br />

Gentechnologien haben insbesondere in<br />

Großbritannien dazu geführt, dass vielgestaltige<br />

partizipative Prozesse initiiert wurden.<br />

Ihr Ziel ist es,<br />

■ Legitimation für neue Technologien zu<br />

generieren und<br />

■ Feedbacks in die Technikgestaltung<br />

einzubringen.<br />

Dies geschieht mittlerweile auch in anderen<br />

Mitgliedstaaten der EU, aber auch in<br />

den USA. Beispiele sind etwa Nanotechnologien<br />

oder Converging Technologies. Das<br />

IÖW hat 2007 eine „Verbraucherkonferenz<br />

zur Wahrnehmung der Nanotechnologie“<br />

konzipiert und begleitet, bei der 18 Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher ein Votum<br />

zur weiteren Entwicklung der Nanotechnologien<br />

in den Bereichen Lebensmittel,<br />

Kosmetika und Bedarfsgegenstände erarbeitet<br />

haben. Das vom Bundesinstitut für<br />

Risikobewertung (BfR) geförderte Vorhaben<br />

hat gezeigt, dass die Technologiebewertung<br />

durch so genannte Laien sehr dif-<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

15


Gastredaktion<br />

ferenziert ausfallen kann. Gegenwärtig besteht<br />

allerdings das Problem, dass partizipative<br />

Prozesse und die politischen Entscheidungsprozesse<br />

nur wenig verknüpft sind,<br />

was teilweise bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen<br />

entsprechender Prozesse das<br />

Gefühl hervorruft, dass es sich dabei um<br />

„Trockenübungen“ handelt. Diesen Befund<br />

stützen auch die Ergebnisse eines kürzlich<br />

abgeschlossenen Projekts „Development of<br />

a Platform for Deliberative Processes on<br />

Nanotechnology in the European Consumer<br />

Market“, an dem das IÖW beteiligt<br />

war. Ziel des Projektes war eine Evaluation<br />

deliberativer Prozesse auf nationaler und<br />

EU-Ebene in Europa und die Erarbeitung<br />

von Handlungsempfehlungen für die beteiligten<br />

Stakeholder (www.nanoplat.de).<br />

Marktstudien und<br />

Arbeitsplatzeffekte<br />

Umwelt- und Wirtschaftspolitik zielen im<br />

Idealfall darauf ab, die Nachhaltigkeitspotenziale<br />

von Technologien zu fördern und<br />

gleichzeitig Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit<br />

in Entwicklung und Produktion<br />

sicherzustellen. Das IÖW unterstützt<br />

die Erarbeitung entsprechender Politikstrategien<br />

durch Marktstudien, Wertschöpfungsanalysen<br />

und durch die Abschätzung<br />

von Arbeitsplatzeffekten. Für<br />

die Bundesländer Hessen und Nordrhein-<br />

Westfalen hat das IÖW in diesem Rahmen<br />

beispielsweise die Branchen und die nanotechnologischen<br />

Anwendungsfelder, in<br />

welchen Nanotechnologien eine Rolle<br />

spielen, erfasst und auf dieser Basis wirtschaftliche<br />

und Umweltentlastungspotenziale<br />

abgeschätzt. Zudem wurden die regionale<br />

Infrastruktur (Universitäten / Forschungseinrichtungen<br />

/ Kompetenzzentren)<br />

sowie die Förderlandschaft analysiert<br />

und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet.<br />

Aktuell untersucht das IÖW in<br />

zwei Vorhaben die Arbeitsplatzeffekte von<br />

Technologien. Im Fokus eines Projekts für<br />

das Umweltbundesamt stehen innovative<br />

Umwelttechnologien, ein weiteres Projekt<br />

für die Hans-Boeckler-Stiftung untersucht<br />

die Wirkungen von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Knowledge Brokerage – Wissensvermittlung<br />

und -austausch<br />

Ein besonderes Augenmerk richtet das<br />

IÖW auf die Bearbeitung der Frage, wie ein<br />

verbesserter Austausch zwischen Wissenschaft<br />

und Politik stattfinden kann, um einerseits<br />

Nachhaltigkeitspotenziale technologischer<br />

Entwicklungen zu identifizieren<br />

und zu realisieren, sowie andererseits, um<br />

gesellschaftliche Risiken und Unsicherheiten<br />

früher zu erkennen und vorsorgend zu<br />

regulieren. Seit Jahresbeginn koordiniert<br />

das IÖW ein Projekt, bei dem es um die<br />

Entwicklung neuer Ansätze für das<br />

Knowledge Brokerage am Beispiel der<br />

Handlungsfelder Lebensmittel, Mobilität<br />

und Wohnen geht. An dem Vorhaben „Enhancing<br />

Connectivity Between Research<br />

and Policy-making in Sustainable Consumption<br />

(CORPUS)“, das im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm<br />

gefördert wird,<br />

sind zahlreiche europäische Partner beteiligt.<br />

Aus Österreich sind es das Research Institute<br />

for Managing Sustainability (RI-<br />

MAS) und das Bundesministerium für<br />

Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und<br />

Wasserwirtschaft (www.scp-knowledge.eu).<br />

Zwei Jubilare: VÖW und IÖW<br />

Zugleich mit dem IÖW wurde 1985 auch<br />

die Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung<br />

e. V. (VÖW) gegründet.<br />

Die Vereinigung bildet ein Netzwerk ihrer<br />

Mitglieder aus Wissenschaft und Praxis, die<br />

sich mit Fragestellungen der nachhaltigen<br />

Entwicklung sowie ihrer praktischen Umsetzung<br />

auseinandersetzen. Der besondere<br />

Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf dem<br />

Gebiet des nachhaltigen Wirtschaftens und<br />

dem Beitrag, den Unternehmen, Politik und<br />

Hochschulen dazu leisten können<br />

(www.voew.de ).<br />

Ökologisches Wirtschaften<br />

Gemeinsam geben VÖW und IÖW die Zeitschrift<br />

„Ökologisches Wirtschaften“ heraus.<br />

Sie erscheint vierteljährlich und ist das wissenschaftliche<br />

Journal zum nachhaltigen<br />

Wirtschaften mit der weitesten Verbreitung<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum.<br />

Die aktuelle<br />

111. Ausgabe<br />

behandelt das<br />

Schwerpunktthema<br />

„Soziale<br />

Nachhaltigkeit<br />

in Unternehmen“.<br />

Die folgende<br />

Ausgabe<br />

erscheint im<br />

Juni <strong>2010</strong> und wird „Converging Technologies“<br />

behandeln sowie eine Auswahl von<br />

Beiträgen zur Jahrestagung der International<br />

Society for Ecological Economics (ISEE)<br />

im August dieses Jahres in Oldenburg enthalten.<br />

Mehr dazu: www.oekologischeswirtschaften.de<br />

■<br />

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Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

16


Neue Biotechnologien<br />

Bio-in-techno polis<br />

A Study on Biotechnology Companies in METU Techno polis, Turkey<br />

In spite of many ethical discussions, biotechnology, as a growing sector,<br />

keeps on taking a place in techno poleis, in other words technoparks, in<br />

many countries including Middle East Technical University (METU) Techno<br />

polis, Turkey. This study aims to show common features of biotech firms.<br />

Gülsevim Ocak<br />

is research assistant and a master student in<br />

Science and Technology Policy Studies at Middle<br />

East Technical University and Van 100. Yil University,<br />

Turkey. She is graduated from the Departments<br />

of Sociology (2005) and Socio-Economical<br />

Development and Biotechnology (2007) at Ankara<br />

University. Visiting fellow at IAS-STS in 2009/<strong>2010</strong>.<br />

She studies development, sociological, ethical<br />

issues in medical biotechnology.<br />

E-mail: gevsel@gmail.com<br />

Techno poleis and biotechnology<br />

firms in Turkey<br />

The first techno park in Turkey was established<br />

in 1985 by ITU-Istanbul Technical<br />

University and the Istanbul Chamber of<br />

Commerce. In ensuing years, based on a<br />

contract between KOSGEB and ITU, Techno<br />

Park has continued its activities as a Technology<br />

Development Center. In 1987,<br />

METU started a research on METU-techno<br />

polis (Reisman et al. 2004: 25).<br />

In 2001, with the Regulation of Techno<br />

parks accepted by KOSGEB, METU Techno<br />

polis and TUBITAK-MAM (Turkish Industrialists<br />

and Businessmen’s Association-Marmara<br />

Research Center) were regarded as the<br />

first Technology Development Zones in<br />

Turkey. Following this, many other technology<br />

development zones have been established<br />

in Ankara (such as TDZ-Cyber Park,<br />

Bilkent University – 2002, Hacettepe University<br />

TDZ – 2003, Ankara University –<br />

2006, Gazi University – 2007) (Varol et. al.<br />

2009: 147).<br />

Still, modern biotechnology and its uses in<br />

industry are not developed enough in<br />

Turkey. According to Erbaș (2006: 33),<br />

“…there is no systematic registry on the<br />

companies engaged in biotechnology in<br />

Turkey”. Varol et al. (2009: 150) give information<br />

about METU-TEKMER (METU-Technology<br />

Development Center) and OSTIM<br />

.<br />

(Organized Industrial Region) Incubation<br />

Center: “Between 1992 and 2007, 117 firms<br />

had been supported where 80 of them had<br />

completed the incubation phase and graduated<br />

successfully. When the sectoral distribution<br />

of the firms was analyzed, it was seen<br />

that informatics, electronics, mechatronics,<br />

and biotechnology sectors were dominant.“<br />

The only data can be gained from a study<br />

financed by TUSIAD (Turkish Industrialists<br />

and Businessmen’s Association), and in this<br />

study, it was seen that the number was 90<br />

firms in 2005, whereas it was only 50 in<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

2000. Although the numerical data are not<br />

consistent, the average number obtained for<br />

2006 is about 170 firms engaged in biotechnology<br />

(Basaga and Cetindamar, 2006: 1).<br />

Methodology<br />

In order to understand and see the common<br />

features in the foundations, product diversities,<br />

and strength or weaknesses of the companies,<br />

an empirical study was performed in<br />

METU Techno polis in 2008. The empirical<br />

data were gained from the interviews with<br />

four biotechnology company authorities<br />

through a semi-structured questionnaire.<br />

These firms have been chosen according to<br />

their sectors. As there were just four<br />

biotechnology firms in the techno-polis of<br />

METU in 2008 all of them were interviewed.<br />

Findings and Discussions<br />

■ Establishing a biotech firm and the<br />

founders<br />

In this sample, it is apparently seen that the<br />

person who decides to establish a biotechnology<br />

firm generally comes from the<br />

academic arena. Besides, there are many<br />

similarities among the firms about the reasons<br />

for establishing a new biotechnology<br />

firm. The most common point was about<br />

the unnecessary importation of expensive<br />

biotechnology goods and services, such as<br />

the biotechnology test kits, which are<br />

necessary for even the most basic biotechnology<br />

researches. Recently, the production<br />

of biotechnology test kits and other goods<br />

and services in Turkey is done by imitating<br />

imported products in general. Howewer, the<br />

founders and their workers are complaining<br />

about many researchers’ and doctors’<br />

preference in buying the foreign good by<br />

the justification of getting more qualified<br />

goods.<br />

■ The products and services & customers<br />

It is impossible to assume that there is a<br />

various product range in the biotechnology<br />

sector in Turkey. Only biotechnology<br />

test kits, tests and analyses are being made<br />

for the sectors of health and education.<br />

Moreover, the customers are increasing in<br />

universities and medical centers. Hence,<br />

biotechnology firms produce the necessary<br />

goods in accordance with the demands of<br />

these customers. In addition to this, the<br />

product variety may be adapted to the de-<br />

17


Neue Biotechnologien<br />

mands of various geographical regions and<br />

changed in parallel to these demands. According<br />

to Pfirrmann (1999: 657), the majority<br />

of firms offer a mix of analytical services,<br />

contract research and act as suppliers<br />

for universities, research institutes and<br />

other firms by providing intermediary products<br />

such as testing kits and cell cultures.<br />

Furthermore, he regards this as the “bread<br />

and butter” activity, which provides a funding<br />

base that sustains the entity, while the<br />

search for more sophisticated target products<br />

proceeds and in many cases, universities<br />

and research institutes also provide the<br />

laboratory and manufacturing equipment<br />

to help the small company to overcome<br />

specific size barriers.<br />

■ The advantages of Techno-polis<br />

Being a member of METU Techno-polis, as a<br />

technology development zone, is very desirable<br />

for all new established firms and also<br />

for techno-polis’s biotechnology firms in<br />

many respects. This desirability is coming<br />

from the particular infrastructure opportunities<br />

of techno-polis which includes electricity<br />

and water system, internet network,<br />

tax reduction, buildings and the most important<br />

one is the academic counseling and<br />

technical assistance for the biotechnology<br />

processes. Actually, the unpaid “helps” of<br />

university students or trainees to their university<br />

professor should not be ignored<br />

here. The point to be regarded is that<br />

among the other advantages listed above,<br />

the most important one was explained as<br />

the “synergy” among the firms.<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

18<br />

■ Capital source and patents<br />

There is no foreign investment confirmed<br />

in the interviews of firms. All of them are<br />

established by the indigenous and personal<br />

effort and only by the help of KOSGEB and<br />

TUBITAK. This result is in contradiction<br />

with Lerners and Merges’ (1998: 126) argument,<br />

that “small, research-intensive firms<br />

frequently rely on alliances with larger corporations”.<br />

This contradiction has its reason<br />

in the production type of the biotech<br />

firms in Turkey, and it is not so much research-intensive.<br />

However, one of these<br />

firms was offered to have a corporation by a<br />

foreign company but the firm responded<br />

that they didn’t accept it because they<br />

wanted to be successful first by themselves<br />

without any other assistance.<br />

Only one firm has a patent in a sort of educational<br />

testing kit. They had some patent<br />

applications. However, OECD statistics<br />

(Beuzekom and Arundel, 2006: 44; 2009:<br />

75) clearly reveal that Turkey is one of the<br />

least specialized countries in biotechnology<br />

patents, and only one patent application<br />

has been made from biotechnology sector<br />

between 1994-1996, but this increased to 5<br />

between 2004-2006.<br />

■ Technical problems<br />

All biotechnology firms work with expensive<br />

machines which are essential for carrying<br />

out DNA series analysis. The main reason<br />

for the firms in Turkey to import these<br />

machines is the fact that there is no place to<br />

produce or even repair them. The dependency<br />

on the possibility of repair of the machines<br />

costs the firms not only substantial<br />

but also customer trust loss by the time (approximately<br />

in forty or fifty days).<br />

Conclusion: Academics in<br />

biotechnology sector<br />

As we see in this article, biotechnological<br />

firms have academic founders who at the<br />

moment import machines and imitate established<br />

products. A well-known first step<br />

in production, or even in a creative process,<br />

is imitation. However, if one chooses to produce<br />

only by imitating failiure would be the<br />

consequence both in the commercial<br />

biotechnological sector and academia. The<br />

biotechnological field generally requires<br />

creativity. Thus, being an academic is a brilliant<br />

pre-condition in this sector. To be successful,<br />

academics should keep their origin<br />

in mind and remain as “academic” as possible<br />

in this capitalist sector. If they fail to do<br />

so they will get the response they deserve.<br />

References<br />

• Basaga, H., D. Cetindamar (2006): Türkiye’de<br />

.<br />

Biyoteknoloji Ișbirlikleri, Press Release of TU-<br />

SIAD, 22.06.2006, TS/BAS-BÜL/06-54.<br />

• Beuzekom, B. A., A. Arundel (2006): OECD<br />

Biotechnology Statistics, Internet link:<br />

http://www.inmegen.gob.mx/mambo/images/stories/informacion_relacionada/pdf/367<br />

60212.pdf.<br />

• Beuzekom, B., A. Arundel (2009): OECD<br />

Biotechnology Statistics, Internet link:<br />

http://www.afaa.com.au/news_pdf_062_OECD<br />

_Biotechnology_Statistics_2009.pdf.<br />

• Erbaș, H. (2006): Biotechnology in Turkey,<br />

in: Bioforum Europe 10, pp. 32-33.<br />

• Lerner, J., R. P. Merges (1998): The Control of<br />

Technology Alliances: An Empirical Analysis of<br />

the Biotechnology Industry, in: The Journal of<br />

Industrial Economics 46 (2): Inside the Pin-<br />

Factory: Empirical Studies Augmented by Manager<br />

Interviews: A symposium, pp. 125-156.<br />

• Pfirrmann, O. (1999): Neither Soft nor Hard –<br />

Pattern of Development of New Technology<br />

Based Firms in Biotechnology, in: Technovation<br />

19, pp. 651-659.<br />

• Reisman, Arnold, Ismail Capar, Emel Aktas:<br />

(October 20, 2004): Turkey’s Development:<br />

The Role of Technology Transfer. Available at<br />

SSRN: http://ssrn.com/abstract=607841.<br />

• Varol, C., N. Aydan Sat, Asli Gurel Ucer,<br />

Gulsen Yilmaz (2009): Ankara Technology Development<br />

Zones Within the Context of Innovation<br />

Strategies in Turkey, in: N. Aydogan<br />

(Ed.): Innovation Policies, Business Creation<br />

and Economic Development, New York:<br />

Springer (= International Studies in Entrepreneurship<br />

21), pp. 137-158. ■


Frauen & Technik<br />

Produktmarketing im<br />

Techniksektor<br />

Innovative Produkte: Ein Renner …. nicht nur für Männer?<br />

Die Bedeutung von Gender Marketing wird auch im deutschsprachigen<br />

Raum verstärkt wahrgenommen. Frauen verfügen über eine immer höhere<br />

Kaufkraft, die „female economy“ stellt in vielen Marktsegmenten den größten<br />

Wachstumsmarkt dar. Jedoch ist das Marketing für innovative technische<br />

Produkte meist traditionellen Rollenschemata verhaftet und selten zielgruppengerecht<br />

Vera Christoph<br />

ist promovierte Sozialwissenschaftlerin und Betriebswirtin,<br />

studierte in Deutschland, Frankreich<br />

und den USA. Sie war zuletzt für das von der<br />

Fraunhofer-Gesellschaft mit Unterstützung des<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) durchgeführte Projekt „Gender Chancen –<br />

Nutzung des Potenzials von Frauen im Innovationssystem“<br />

tätig. Als cultural consultant ist sie<br />

vor allem für nordamerikanische Auftraggeber<br />

tätig.<br />

E-Mail: vera_christoph@yahoo.de<br />

„Make it pink“ – Reicht das?<br />

„Frauen und technische Produkte“ werden<br />

vom Gros der MarketingstrategInnen auch<br />

heute noch in sehr konventioneller Weise<br />

behandelt. Trotz umfangreicher Untersuchungen<br />

zur Entwicklung der Käufermärkte,<br />

welche das größte Wachstumspotenzial<br />

bei Konsumentinnen sehen, scheinen<br />

die Unternehmen, so Michael Silverstein<br />

und Kate Sayre in der Septemberausgabe<br />

2009 des Harvard Business Review,<br />

diese Entwicklung schlichtweg zu ignorieren.<br />

Der Ideenreichtum, wie Konsumentinnen<br />

gezielter angesprochen werden können,<br />

sei überraschenderweise sehr begrenzt.<br />

„Make it pink“, so Silverstein/ Sayre, sei<br />

häufig der einzige Einfall der MarketingstrategInnen.<br />

Bei den Konsumentinnen jedoch<br />

riefen solche Kampagnen wegen der als erniedrigend<br />

empfundenen starken Stereotypisierung<br />

oft vehementen Protest hervor<br />

(Silverstein, S. 2f.). So zog sich etwa die<br />

Firma Garmin 2007 mit dem pink nüvi, einem<br />

Navigationsgerät speziell für Frauen,<br />

großen Unmut zu: Seine schrille Farbe und<br />

mehr noch der Werbeslogan „Danke für das<br />

pink nüvi. Mein Geschenk wartet im Schlafzimmer<br />

auf Dich“ fand wenig Anklang. In<br />

die Schublade „pink = weiblich“ griff auch<br />

der Notebook-Hersteller Hewlett Packard.<br />

Das Nationalmuseum in Krakau nahm das<br />

notebook 2009 in seine viel beachtete Ausstellung<br />

über die Geschichte der Handtasche<br />

vom Mittelalter bis heute auf (Abb. 1).<br />

Produktmarketing in Frauenund<br />

Publikumszeitschriften<br />

Anfang 2009 werteten wir die in zwei deutschen<br />

Frauenzeitschriften (Brigitte, Vanity<br />

Fair) und zwei Publikumszeitschriften (audio<br />

vision, aktiv Radfahren) erschienenen<br />

Anzeigen für technische Produkte aus, besonders<br />

im Hinblick auf die visuelle Repräsentation<br />

von Frauen. Diese Untersuchung<br />

ging von der Überlegung aus, dass Bilder,<br />

anders als Sprache, unmittelbarer wirken,<br />

einen großen Erinnerungswert haben und<br />

hohe Identifikationsmöglichkeiten bieten.<br />

Sie könnten also Zielgruppen gezielt und<br />

wirksam ansprechen. Bilder und die darin<br />

abgebildeten Personen sind immer ein Spiegel<br />

der (vor-)herrschenden Geschlechterrollen<br />

und Rollenzuschreibungen in einer Gesellschaft.<br />

Aus der Analyse der visuellen<br />

Darstellung von Frauen und Männern lassen<br />

sich somit Rückschlüsse ziehen, wie es –<br />

zumindest aus Sicht der MarketingstrategInnen<br />

– um die Technikaffinität von Frauen<br />

bestellt ist bzw. welches Interesse und welche<br />

Kompetenz Frauen in diesem Bereich<br />

zugetraut und zugeschrieben wird.<br />

Die Ergebnisse stimmen in großen Teilen<br />

mit den von Silverstein/Sayre dokumentierten<br />

Sachverhalten überein. Eine Ausnahme<br />

bildet das Marketing für Fahrräder, das im<br />

Vergleich zu Produkten aus der Kommunikations-<br />

und Unterhaltungselektronik oder zu<br />

Kraftfahrzeugen sehr differenziert ist.<br />

Produktkategorien in Frauenzeitschriften<br />

In Brigitte und Vanity Fair erschienen in<br />

den jeweils untersuchten 7 Ausgaben insgesamt<br />

56 Anzeigen für technische Produkte,<br />

davon 18 Anzeigen für Kraftfahrzeuge,<br />

11 für Handys, 8 für Küchen- und<br />

Haushaltsgeräte sowie 4 für Unterhaltungselektronik<br />

(Spielekonsole, Fernseher) und 3<br />

für PC, Monitor oder Notebook. Die restlichen<br />

Anzeigen betrafen einen Fotoapparat,<br />

Batterien, Uhren und funktionale Kleidung.<br />

Neben den Anzeigen erschienen 5 Berichte<br />

über technische Produkte (smartphones,<br />

playstations, Kraftfahrzeuge, Uhren).<br />

In den von 7 Herstellern platzierten 18 Anzeigen<br />

für Kraftfahrzeuge wird nur in einem<br />

Fall eine Frau, welche ein Cabrio präsentiert,<br />

gezeigt. Die meisten Fahrzeugher-<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

19


Frauen & Technik<br />

Abb. 1: HP Mini Vivienne<br />

Tam Edition<br />

Abb. 2: Mercedes Benz Fashion Week<br />

Berlin 2009<br />

Abb. 3: Motorola Aura<br />

Abb. 4: Motorola Aura<br />

Abb. 5: Onkyo TX-SR 876<br />

(Ausschnitt)<br />

Abb. 6: Uschi Obermaier für<br />

Kalkhoff, Ende 1970<br />

Abb. 7: Koga Signature<br />

Abb. 8: Diamant E-Bike<br />

steller verzichten gänzlich auf die Abbildung<br />

von Personen. Nach telefonischer<br />

Auskunft der Unternehmen werden Werbeanzeigen<br />

nicht auf spezielle Publikationsmedien,<br />

z. B. Frauenzeitschriften, ausgerichtet.<br />

Eine Ausnahme bildet eine Anzeige<br />

von Mercedes, die im Stil eines Starauftritts<br />

inszeniert ist und die „Mercedes<br />

Fashion Week“ bewirbt. Sie zeigt eine sehr<br />

schlanke, langhaarige Blondine im auffallenden<br />

roten Abendkleid, auf dessen<br />

Schleppe ein silbergraues Mercedes Sport<br />

Coupé steht (Abb. 2).<br />

Das Marketing für Handys in Frauenzeitschriften<br />

setzt primär auf die Kombination<br />

des Geräts mit Modelabels aus dem oberen<br />

Preissegment. Präsentiert werden spezielle<br />

Handy-Editionen z. B. für Hugo Boss,<br />

Prada, Emporio Armani. Technische Details,<br />

Funktionalität und Bedienung werden<br />

nicht erwähnt, Inszenierung und Sprache<br />

orientieren sich am corporate design<br />

der Modemarken. Exklusivität, Luxus, Eleganz<br />

und Außergewöhnlichkeit stehen im<br />

Mittelpunkt. In der Regel bilden die Anzeigen<br />

das Handy vor einem schwarzen Hintergrund<br />

ohne Personen ab. Frauen werden<br />

in 2 Anzeigen im Display des Handys gezeigt.<br />

Motorola dagegen zeigt sein „Aura“-<br />

Handy im beruflichen Umfeld erfolgreicher<br />

junger Männer und Frauen aus der<br />

Mode- und/oder Filmbranche. Diese Anzeigenreihe<br />

fällt durch ein geschicktes Spiel<br />

mit Geschlechterrollen (Frau hinter der Kamera,<br />

Mann bei Schneiderarbeiten) auf, die<br />

Frauen und Männern gleichermaßen souveräne<br />

fachliche Kompetenz und Kreativität<br />

zuschreibt (Abb. 3 und 4). Anbieter von<br />

Telekommunikationsdienstleistungen bilden<br />

junge Frauen meist in einem Wohnambiente<br />

bei der Benutzung eines Laptops<br />

oder Handys ab. Unter den 8 Anzeigen für<br />

Haushalts- und Küchengeräte fällt auf, dass<br />

alle Anzeigen für Kaffeemaschinen männliche<br />

und weibliche Genießer zeigen. Dagegen<br />

ist in den beiden Anzeigen für Herd<br />

und Backofen jeweils eine Frau abgebildet,<br />

der Staubsauger wird als Möbelstück in einer<br />

durchgestylten Wohnung präsentiert<br />

(ohne Personen).<br />

Produktwerbung in Publikumszeitschriften<br />

Die Auswertung von audio vision ergab<br />

eine stark männlich dominierte Ausrichtung<br />

der Produktanzeigen. Frauen werden<br />

nur in 6 Anzeigen direkt oder indirekt dargestellt,<br />

stets stereotyp und auf sexuelle Referenzen<br />

reduziert: ein roter BH hängt auf<br />

einem Verstärker einer Konzertbühne, ein<br />

Stöckelschuh ist mit einem fragwürdigen<br />

Text versehen (Abb. 5) oder eine als<br />

Schmetterling geschmückte, unbekleidete<br />

Frau ist in das Bild eingearbeitet. Nur in einem<br />

einzigen Bild kommt eine Frau als<br />

Nutzerin des Produkts vor: eine leger in<br />

weiß gekleidete blondhaarige Frau sitzt im<br />

Schneidersitz neben einem Lautsprecher<br />

und hört Musik.<br />

Im Vergleich zu den Anzeigen aus der Unterhaltungselektronik<br />

aus dem Jahr 2009<br />

wirkt die Anzeige des Fahrradherstellers<br />

Kalkhoff aus den späten 1970er Jahren mit<br />

der skandalumwobenen Uschi Obermaier<br />

geradezu progressiv: sie wird gezeigt als<br />

selbstbewußte, selbstbestimmte und<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

20


Frauen & Technik<br />

durchaus verführerische<br />

Frau, die das Rennrad fest<br />

im Griff hat, den Blick direkt<br />

auf den Betrachter<br />

und die Betrachterin richtet<br />

und mit dem Slogan<br />

„Dieses Rad ist ein Renner<br />

… nicht nur für Männer“<br />

für das neue Produkt des<br />

Radherstellers (Abb. 6)<br />

wirbt.<br />

Die Anzeigen aus aktiv<br />

Radfahren fallen dagegen<br />

durch eine sehr differenzierte<br />

und insgesamt gendergerecht(er)e<br />

Darstellung<br />

von Frauen und<br />

Männern auf. In diesem<br />

Marktsegment treten unzeitgemäße<br />

Rollenklischees nahezu nicht<br />

mehr auf (z. B. „er“ fährt vornweg, „sie“<br />

hinterher), zudem sind Frauen proportional<br />

häufiger zu sehen als in den oben genannten<br />

Anzeigen für andere Gebrauchsgüter (in<br />

27 von 48 Anzeigen). Frauen werden als<br />

kompetent, aktiv und gleichberechtigt dargestellt.<br />

Genau wie Männer interessieren sie<br />

sich für unterschiedliche Fahrradtypen<br />

(City Bike, e-bike, MTB, Liegerad, etc.). Sie<br />

sind normalgewichtig, unterschiedlichen<br />

Alters und situationsgerecht gekleidet<br />

(Jeans, T-Shirt, bike gear, business outfit)<br />

(Abb. 7-9). Nur in einer einzigen Anzeige für<br />

einen Fahrradsattel wurde der Typus „jung,<br />

blond, Püppchen“ als Bild gewählt (Abb.<br />

10). Diese Frau arbeitet als Profi-Model in<br />

London. Unter insgesamt 48 Anzeigen fielen<br />

zwei Anzeigen auf, die explizit Käuferinnen<br />

ansprechen sollen. Centurion wirbt<br />

für EVE, ein Tourenrad, welches „passion,<br />

style and power“ verspricht, Panther für<br />

das „Panther MTB Lady-Line: Überlegen<br />

weiblich in Ausstattung & Design“. Panther<br />

hinterlegt seine Anzeige mit einem<br />

rosa eingefärbten Bild einer Mountainbikerin<br />

(Abb. 11). Centurion erzählt die biblische<br />

Geschichte von Eva: „Es war kurz<br />

nach Vollendung der Schöpfung, als Eva<br />

den Rest der Menschheit mit einem Apfel<br />

lockte. Man kennt die Geschichte. Danach<br />

war ein größerer Umzug fällig.“ Und leitet<br />

dann auf die Verlockung durch das Eve<br />

Ultimate bike über.<br />

Obwohl sich das Produktmarketing für<br />

Fahrräder insgesamt ausgewogener und<br />

gendergerechter als die Werbung vieler anderer<br />

Branchen präsentiert, zeigen sich in<br />

Einzelfällen doch die Grenzen eines vielleicht<br />

gut gemeinten, aber missverstandenen<br />

Gender Marketings.<br />

Abb. 9: Kettler E-Bike<br />

Abb. 10: Sattel von Selle Royal<br />

Konsumentinnen sind dem<br />

Markt voraus<br />

„Shrink it and pink it“ erweist sich weder<br />

im Produktdesign noch im Marketing als<br />

zufriedenstellendes Konzept, um Kundinnen<br />

erfolgreich anzusprechen. Obwohl<br />

umfangreiche statistische Daten zur Kaufkraft,<br />

zu Kaufentscheidungen und zum<br />

Kaufverhalten von Frauen ebenso vorliegen<br />

wie detaillierte Studien zu ihren Vorstellungen<br />

und Ansprüchen an technische<br />

Produkte, tun sich Unternehmen noch immer<br />

erstaunlich schwer, diesen Wachstumsmarkt<br />

zu bedienen.<br />

Das ernüchternde Ergebnis einer von der<br />

Boston Consulting Group 2008 durchgeführten<br />

weltweiten Umfrage unter 12.000<br />

Teilnehmerinnen ergab, dass Frauen die<br />

Produkte, die sie wünschen, nicht in ausreichendem<br />

Maß und in der gewünschten<br />

Qualität geboten finden und sie sich als<br />

Käuferinnen unterschätzt fühlten. Hinzu<br />

kommt, dass Frauen sich häufig mit überkommenen<br />

und abwertenden Rollenklischees<br />

konfrontiert sehen (Silverstein,<br />

Seite 3).<br />

2005 befragte Media Analyzer Konsumentinnen<br />

zum Frauenbild in Werbeanzeigen:<br />

90 Prozent der befragten Frauen möchten<br />

ein anderes, neutrales Frauenbild vermittelt<br />

haben (MediaAnalyzer, S. 8). Konsumentinnen,<br />

so scheint es, sind dem Markt<br />

weit voraus.<br />

Der Artikel greift Ergebnisse des durch das<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) geförderten und von der<br />

Fraunhofer-Gesellschaft durchgeführten<br />

Projekts „Gender Chancen – Nutzung des<br />

Potenzials von Frauen im Innovationssystem“<br />

auf (Förderkennzeichen<br />

01FW0702).<br />

Abb. 11: Panther MTB Lady Line,<br />

Fancy 777<br />

Quellen<br />

• audio vision, Ausgaben Nr. 2-5, 2009.<br />

• Brigitte, Ausgaben Nr. 1–7, 2009.<br />

• Vanity Fair, Ausgaben Nr. 58, 2008 und<br />

Nr. 1-7, 2009.<br />

• aktiv Radfahren, Ausgaben Nr. 1-5, 2009.<br />

Alle Abbildungen stammen aus diesen Zeitschriften.<br />

Literatur<br />

• Barnard, M.: Approaches to Understanding<br />

Visual Culture. Houndmills/New York: Palgrave<br />

2001.<br />

• Binkley, C.: The Forgotten Market Online:<br />

Older Women. In: The Wall Street Journal,<br />

21.05.2009.<br />

• Designline Office. Das Online Magazin für<br />

Produkt- und Interiordesign. Gespräch mit Agnete<br />

Enga / Smart Design. 25.05.2009. Online:<br />

http://www.designlines.de/im_gespraech/Agnete-Enga-Smart-Design_775524.html.<br />

• Goffman, E.: Gender Advertisements. London:<br />

The Macmillan Press Ltd. 1979.<br />

• Holtz-Bacha, C. (Hg.): Stereotype? Frauen<br />

und Männer in der Werbung. Wiesbaden: VS<br />

Verlag für Sozialwissenschaften 2008.<br />

• Jaffé, D.: Reise-Entscheidungen. Die Rolle<br />

von Frauen bei Kaufentscheidungen im Tourismus.<br />

bluestone gender marketing: 10.03.2006<br />

(pdf-Dokument): www.bluestone-ag.de/docs/<br />

bluestone-itb2006-d.pdf.<br />

• MediaAnalyzer Software & Research GmbH:<br />

Werbewirkung auf Frauen im B2B Bereich.<br />

Hamburg 2005 (pdf-Dokument): http://www.<br />

mediaanalyzer.com/know-how/studien.html.<br />

• Mühlen-Achs, G.: Wer führt? Körpersprache<br />

und die Ordnung der Geschlechter. München:<br />

Frauenoffensive 2003.<br />

• Silverstein, M. J., K. Sayre: The Female Economy.<br />

In: Harvard Business Review, September<br />

2009, S. 1-8. ■<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

21


Aus dem <strong>IFZ</strong><br />

Critical Issues in Science and<br />

Technology Studies<br />

9 th IAS-STS Annual Conference: 3 rd -4 th May <strong>2010</strong>, Graz, Austria<br />

The 9 th IAS-STS conference invites all current and former fellows of the Institute<br />

for Advanced Studies as well as other interested researchers in the area of<br />

science and technology studies. The conference provides a forum to discuss on<br />

a broad variety of topics in the STS-field related to the five thematic focuses.<br />

Learning gender – Learning<br />

technology. Media as<br />

educational arenas<br />

The presentations in this session will focus<br />

on media as a place and tool for<br />

learning. Presented papers will address<br />

the question of the gender learning potential<br />

of digital and analogue media.<br />

Based on the presupposition that all media<br />

representations and digital media applications<br />

distribute certain images and<br />

knowledge of gender, this session is explicitly<br />

aiming at methodological approaches<br />

to prove that hypotheses and<br />

at research about the processes and the<br />

results of gender learning through media.<br />

Ethical, Legal and Social Aspect<br />

of Human Genetics<br />

A main focus of this panel will lie on research<br />

projects providing a critical<br />

analysis of human bio-medical and genetic<br />

research. Presentations investigate<br />

either ethical, legal or social aspects of<br />

genetic testing in the medical domain,<br />

bio-banking, epigenetics and synthetic<br />

biology.<br />

Sustainable Innovations and<br />

Public Procurement<br />

This session will deal with the question<br />

about the role of the public sector in fostering<br />

sustainable developments against<br />

the background that the European Community<br />

aims at becoming a strong market<br />

for sustainable innovations. Thereby emphasis<br />

is especially laid on sustainability<br />

in the building sector, renewable energies,<br />

recycling and organic products. The session<br />

will discuss how the public sector<br />

can implement guiding principles to enhance<br />

such sustainable innovations.<br />

Transition, Innovation and<br />

Social Learning in the Energy<br />

Sector<br />

Presentations in this panel will deal with<br />

strategies and guiding visions for the implementation<br />

of energy concepts, which<br />

influence the transition to a more sustainable<br />

energy system. Regional governance,<br />

climate policy strategies, innovation<br />

policy and the role of users in the<br />

area of energy technologies will be topics<br />

to be discussed.<br />

Information and<br />

Communication Technologies<br />

The session will present topics like ICT<br />

and agency, ubiquitous computing or ICT<br />

and mobility shall be analysed with respect<br />

to their wider social and political<br />

implications. Further issues of interest<br />

will be the social shaping of ICT developments,<br />

innovation policies, risk management<br />

and participatory approaches to the<br />

design of ICT systems and applications.<br />

For further information on the conference,<br />

registration and the preliminary<br />

programme please visit our website:<br />

www.sts.tugraz.at. ■<br />

Neuerscheinung:<br />

Das Tätigsein der Dinge<br />

Wilhelm Berger, Günter Getzinger (Hg.):<br />

Das Tätigsein der Dinge. Beiträge zur Handlungsträgerschaft von Technik.<br />

München, Wien: Profil 2009 (= Technik- und Wissenschaftsforschung 58), 259 S.<br />

Dieser Band versammelt explizit und implizit kontroverse Diskurse über Bruno Latours Akteur-<br />

Netzwerktheorie. Die Handlungsträgerschaft von Technik erweist sich als Begriff, der nicht einfach<br />

definiert werden kann, sondern vielmehr einen fruchtbaren Umschlagplatz von Problemen<br />

darstellt. Die Autoren dieses Bandes sind: Arno Bammé, Wilhelm Berger, Ulrich Glotzbach, Hajo<br />

Greif, Günter Ropohl, Ingo Schulz-Schaefer, Bernhard Wieser und Johannes Weyer.<br />

Bestellen zum Sonderpreis von Euro 20,-<br />

mit E-Mail an office@ifz.tugraz.at.<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

22


Aus dem <strong>IFZ</strong><br />

CleanIT – Auf dem Weg zum Fairtrade-PC<br />

Ausgehend von ersten Initiativen in den<br />

80er Jahren – vor allem durch Städte und<br />

Gemeinden – entwickelte sich das „Grüne<br />

Beschaffungswesen“ zu einem anerkannten<br />

Instrument der produktbezogenen Umweltpolitik.<br />

Die meisten Gebietskörperschaften<br />

Österreichs, also Kommunen, Länder und<br />

Gemeinden, aber auch viele Unternehmen<br />

sowie öffentliche und private Einrichtungen<br />

berücksichtigen bei ihren Ausschreibungen<br />

und beim Einkauf Kriterien der<br />

Umweltverträglichkeit und verbessern damit<br />

die Marktchancen umweltfreundlicher<br />

Produkte. Die Entwicklung der nächsten<br />

Jahre ist vorgezeichnet:<br />

■ Verschärfung der Anforderungen an die<br />

Umweltverträglichkeit von Produkten<br />

(„From light green to dark green!“).<br />

■ Beschaffungswesen als Motor ökologischer<br />

Innovationen: Bewusster Einsatz der<br />

Kaufkraft der öffentlichen Hand zur Förderung<br />

von Öko-Innovationen.<br />

■ Europäische Kohäsion: EU-weite, verpflichtende<br />

Einführung ökologischer<br />

Mindeststandards für die Beschaffung von<br />

Produkten, intensiver internationaler<br />

Wissens- und Erfahrungsaustausch.<br />

■ Wachsende Bedeutung des umwelt- und<br />

sozial bewussten Einkaufs im Rahmen der<br />

CSR (Corporate Social Responsibility)-Aktivitäten<br />

von Unternehmen.<br />

■ Vom umweltfreundlichen zum nachhaltigen<br />

Beschaffungswesen: Einführung<br />

von Kriterien der Sozialverträglichkeit.<br />

Mit dem Projekt SO:FAIR (Information und<br />

Befähigung zur sozial verantwortlichen öffentlichen<br />

Beschaffung), das von einen Projektkonsortium<br />

aus Klimabündnis, <strong>IFZ</strong>, Fairtrade,<br />

Südwind Agentur, Clean Clothes<br />

Plattform, Ökokauf Wien und Prove Unternehmensberatung<br />

bearbeitet wird, werden<br />

in Österreich erstmals Kriterien der nachhaltigen<br />

Beschaffung in drei Produktbereichen<br />

entwickelt und implementiert: Lebensmittel,<br />

Textilien und Steine. Im Rahmen<br />

eines Roundtables, der am 10. Dezember<br />

2009 an der Medizinuniversität in Wien<br />

stattfand, wurde – als Teil der über SO:FAIR<br />

hinausgehenden ProcureITfair/CleanIT-<br />

Kampagne der Südwind-Agentur – über die<br />

Herausforderungen einer nachhaltigen, also<br />

umwelt- und sozialverträglichen Beschaffung<br />

von Computern diskutiert. Durch die<br />

Komplexität des Produkts und die damit<br />

einhergehende Länge der Produktionskette<br />

stellen sich der/dem EinkäuferIn wesentlich<br />

mehr Probleme als bei „einfachen“ Produkten.<br />

Pauline Overeem vom Good Electronics<br />

Network wies etwa darauf hin, dass sowohl<br />

die Gewinnung der für die Produktion eines<br />

PC erforderlichen Metalle (etwa in afrikanischen<br />

Staaten), wie auch dessen Zusammenbau<br />

in der Volksrepublik China und<br />

schließlich dessen Entsorgung (wiederum<br />

in afrikanischen Staaten) unter teilweise katastrophalen<br />

sozialen und gesundheitlichen<br />

Bedingungen stattfindet. Die Verpflichtung<br />

großer Anbieter von PCs, wie etwa Dell,<br />

Hewlett Packard, Lenovo oder Apple, zur<br />

Übernahme von Verantwortung für die gesamte<br />

Produktionskette wie auch für die<br />

Entsorgung ist somit einer der Schlüssel für<br />

ein nachhaltiges Beschaffungswesen in diesem<br />

Bereich. Derzeit sind bei den Firmen<br />

diesbezüglich aber erst allererste, noch wenig<br />

ernsthafte Ansätze zu erkennen. Umso<br />

dringender wären nun größeren Beschaffungsaktionen<br />

von PCs unter Berücksichtigung<br />

sozialer, die Produktionskette betreffender<br />

Anforderungen – erste Kriteriensets<br />

stehen schon zur Verfügung! Ermunternd<br />

war in diesem Zusammenhang der Beitrag<br />

von Karin Hiller vom Umweltministerium,<br />

die auf das explizite Interesse der österreichischen<br />

Umweltpolitik an der Erweiterung<br />

des umweltfreundlichen Beschaffungswesens<br />

um soziale Kriterien und auf die rechtliche<br />

Möglichkeit ihrer Berücksichtigung<br />

hinwies. Deutlich wurde in einem Beitrag<br />

von Elisabeth Schinzel (Südwind), dass<br />

Computer wohl nie ein simples Fairtrade-<br />

Gütesiegel tragen werden: Zu aufwändig<br />

und lückenhaft wären die dazu notwendigen,<br />

unabhängigen Audits, zu leicht wären<br />

sie zu umgehen oder zu manipulieren.<br />

Abgerundet wurde die Roundtable-Diskussion<br />

von Beiträgen aus Deutschland<br />

(WEED), den Niederlanden (SenterNovem)<br />

und der Tschechischen Republik.<br />

Informationen: Dr. Günter Getzinger,<br />

getzinger@ifz.tugraz.at ■<br />

Bezahlte Anzeige<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

23


Magazin<br />

Green Products<br />

Informationen zur ökologischen Beschaffung und Produktbewertung<br />

Broschüre „Umweltfreundliche<br />

Wiener Gastlichkeit <strong>2010</strong>“ ab<br />

sofort erhältlich!<br />

Die Wiener Umweltschutzabteilung hat<br />

ihre Broschüre „Umweltfreundliche Wiener<br />

Gastlichkeit“ aktualisiert und neu<br />

aufgelegt. Darin finden sich alle Kaffeehäuser,<br />

Heurige, Restaurants, Hotels und<br />

Cateringbetriebe sowie Campingplätze<br />

in Wien, die mit dem Österreichischen<br />

Umweltzeichen ausgezeichnet sind. Diese<br />

Betriebe erfüllen weit über 70 Muss-<br />

Anforderungen in den Bereichen Abfallund<br />

Abwasservermeidung, effizienter<br />

Energieeinsatz, umweltfreundlicher Einkauf<br />

und ökologische Reinigung. So wird<br />

etwa beim Speiseangebot auf regionale<br />

Lebensmittel und Bio-Produkte geachtet.<br />

Ob alle Kriterien für die Vergabe des Gütesiegels<br />

erfüllt sind, wird vom Verein für<br />

Konsumenteninformation regelmäßig<br />

überprüft. Betriebe mit dem Österreichischen<br />

Umweltzeichen sind für den<br />

Gast ein Garant für eine hohe Qualität<br />

bei den angebotenen Produkten.<br />

5-Sterne-Hotels und First-Class-Restaurants<br />

finden sich ebenso unter den Umweltzeichen-Betrieben<br />

wie die einfache<br />

Pension oder das Wirtshaus um die Ecke.<br />

Wiener Betriebe, die dieses Zertifikat erlangen<br />

wollen, werden vom ÖkoBusinessPlan<br />

Wien (www.oekobusinessplan.<br />

wien.at) beraten und gefördert.<br />

Erstmals mit dabei und in die Broschüre<br />

aufgenommen wurde ein Wiener Campingplatz<br />

(Camping Wien West). Dort<br />

werden z. B. die Wiesenflächen ohne<br />

Einsatz von Kunstdünger gepflegt und<br />

die Sanitäranlagen mit ökologischen Reinigungsmitteln<br />

gesäubert.<br />

„Umweltfreundliche Wiener Gastlichkeit<br />

<strong>2010</strong>“ – gratis zum Bestellen:<br />

Wiener Umweltschutzabteilung<br />

Tel. 4000-73 420,<br />

E-mail: uk@m22.magwien.gv.at<br />

Website: https://www.wien.gv.at/formulare/umweltschutz/oekobusiness/<br />

unterlagen/<br />

„Ausgezeichnet Reisen“ – der<br />

neue Tourismuskatalog ist<br />

erschienen!<br />

Wer nicht nur an der umweltfreundlichen<br />

Wiener Gastlichkeit interessiert ist,<br />

sondern an umweltfreundlichem Tourismus<br />

in Österreich, für den steht der neue<br />

Produktkatalog „Ausgezeichnet Reisen“<br />

zur Verfügung. In dem Guide für nachhaltigen<br />

Urlaub werden alle mit dem<br />

Österreichischen Umweltzeichen versehenen<br />

Reiseveranstalter, Hotels und<br />

Campingplätze vorgestellt, bei denen<br />

Gesundheit und Umwelt im Vordergrund<br />

stehen. In dem Katalog finden Sie fast alles<br />

– vom Abenteuer in den Bergen über<br />

den Urlaub am See bis hin zu Kultur in<br />

den Festspielstädten.<br />

Umwelt und Gesundheit stehen in allen<br />

zertifizierten Betrieben im Vordergrund.<br />

So zeichnet sich beispielsweise die Küche<br />

durch saisonale und regionale Lebensmittel<br />

aus. Auf Produkte aus biologischer<br />

Landwirtschaft und artgerechter Tierhaltung<br />

wird besonderer Wert gelegt. Viele<br />

Umweltzeichen-Unternehmen bieten<br />

auch Seminar- und Tagungsräumlichkeiten.<br />

Hoher Standard bei der Konferenztechnik<br />

und eine optimale Betreuung vor<br />

Ort sind hier garantiert.<br />

Die Online-Version des Katalogs können<br />

Sie auf der Website<br />

http://www.umweltzeichen.at/article/<br />

articleview/52693/1/16247/ herunterladen.<br />

Ein gedrucktes Exemplar bestellen<br />

Sie unter: info@umweltzeichen.at<br />

Recyclingpapier im BMLVS<br />

Seit Anfang 2009 wird im Bundesministerium<br />

für Landesverteidigung und Sport<br />

(BMLVS) der Bedarf an Officepapieren<br />

mit Recyclingpapier gedeckt. Ausschlaggebend<br />

dafür waren die um etwa 7% geringeren<br />

Kosten des Recyclingpapiers gegenüber<br />

dem chlorfrei gebleichten<br />

Papier. In Summe bedeutet dies für das<br />

BMLVS jährliche Einsparungen von rund<br />

50.000 Euro.<br />

Beschaffungs<br />

Service<br />

Austria<br />

Tel.: +43(0)316/813909-9<br />

E-mail: beschaffung@ifz.tugraz.at<br />

http://www.ifz.tugraz.at/bsa<br />

Die Akzeptanz der MitarbeiterInnen des<br />

BMLVS für das wiederverwertete Papier<br />

ist hoch. Das Ministerium hat durch verschiedene<br />

Funktionstests vor der endgültigen<br />

Beschaffung sichergestellt, dass keine<br />

qualitative Verschlechterung eintritt.<br />

Durch vorbereitende, sachliche und für<br />

jedermann nachvollziehbare Informationen<br />

über die Vorteile sowie das Ausräumen<br />

von Ängsten, dass es sich um<br />

„Graupapier“ und „Papier minderer Qualität“<br />

handele, konnte bereits eine positive<br />

Ausgangslage geschaffen werden.<br />

Das Recyclingpapier bringt jedoch nicht<br />

nur Vorteile. So ist eine höhere Verschmutzung<br />

der Kopierer & Drucker festzustellen.<br />

Das Problem wurde bereits im<br />

Vorfeld gelöst, da laut Vertrag für die Kopierer<br />

diese in der Lage sein müssen, alle<br />

Papiersorten zu verwenden. Zudem ist<br />

der Serviceanteil im Vertrag inkludiert,<br />

daher entstehen dem Ministerium durch<br />

mehr Services/Reinigungen keine Mehrkosten.<br />

In den Hausdruckereien sowie in den Bereichen,<br />

in denen viel in Vollfarbe produziert<br />

bzw. redigiert wird, werden ECF-<br />

Papiere verwendet (ohne elementares<br />

Chlor gebleicht). Diese stellen mit 10%<br />

des Gesamtbedarfes aber nur einen kleinen<br />

Anteil dar.<br />

Im BMLVS wird doppelt so viel Recyclingpapier<br />

verwendet wie in allen anderen<br />

Einrichtungen, für die die BBG ausschreibt,<br />

zusammen. Das Ressort hat<br />

somit durch die flächendeckende Einführung<br />

des Recyclingpapiers im Bürobedarf<br />

eine Vorreiterrolle übernommen<br />

und den Umweltschutz- und den Spargedanken<br />

ideal miteinander verknüpft. ■<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

24


Magazin<br />

Biotech-News<br />

Aktuelle Nachrichten über Gen- und Biotechnologien<br />

Gentechnik in Öko-Kleidung?<br />

Die Nachfrage für Kleidung aus Biobaumwolle<br />

wächst, aber nicht immer bedeutet<br />

das auch, dass sie gentechnikfrei produziert<br />

wurde, wie die Deutsche Financial<br />

Times berichtet. Indische Baumwolle wurde<br />

als „Bio“ gekennzeichnet und verkauft,<br />

obwohl die Fasern zumindest teilweise<br />

von gentechnisch veränderten Pflanzen<br />

(GVP) stammen, und das bei Bioprodukten<br />

untersagt ist. Zwei Firmen aus Frankreich<br />

und den Niederlanden zertifizierten<br />

Ware aus GVP als Bio-Ware, die an große<br />

Bekleidungs-Ketten verkauft wurde. In<br />

Zukunft wollen auch große Handelsketten<br />

die Ware von unabhängigen Labors überprüfen<br />

lassen.<br />

Kleine Öko-Anbieter verlassen sich nicht<br />

auf Zertifikate, sondern sie kontrollieren<br />

ihren gesamten Warenfluss selbst, bestenfalls<br />

von der Saat bis zum Textil. Der<br />

Weltbioverband fürchtet nun Auswirkungen<br />

für die ehrlichen ProduzentInnen. Es<br />

wäre traurig, wenn ein paar schwarze<br />

Schafe den Bioanbau der Baumwolle in<br />

Misskredit bringen würden. Obwohl<br />

Baumwolle nur auf 2,5 Prozent der weltweiten<br />

Ackerflächen wächst, werden hier<br />

16 Prozent aller Insektizide und Pestizide<br />

gespritzt. Weniger Giftstoffe einzusetzen<br />

wäre hier bedeutend mehr Lebensqualität<br />

– sowohl für die ProduzentInnen als auch<br />

KonsumentInnen.<br />

Quelle: http://www.ftd.de, 15.2.<strong>2010</strong><br />

Gentechnik in der<br />

Enzymherstellung<br />

Etwa die Hälfte aller bei der Lebensmittelherstellung<br />

verwendeten Enzyme wird<br />

derzeit mit Hilfe von gentechnisch hergestellten<br />

Mikroorganismen produziert. Damit<br />

ist die Enzymherstellung eines der<br />

wichtigsten Anwendungsgebiete für Gentechnik<br />

im Futter- und Lebensmittelbereich.<br />

Enzyme (Biokatalysatoren) umfassen<br />

eine Vielzahl von Wirkstoffen und<br />

finden in der Lebensmittelindustrie vielseitigen<br />

Einsatz. Sie steigern die Ergiebigkeit<br />

bei der Fruchtsaftgewinnung oder bewirken<br />

bei der Käseherstellung die<br />

„Dicklegung“ der Milch. Auch in vielen<br />

Bäckereiwaren sind Enzyme enthalten.<br />

Immer mehr Enzyme auf dem europäischen<br />

Markt werden mit Hilfe der Gentechnik<br />

hergestellt, 2006 traf das bereits<br />

auf ca. die Hälfte aller Lebensmittel-Enzyme<br />

zu. In einigen Bereichen sind „nichtgentechnische“<br />

Enzyme kaum noch verfügbar.<br />

So werden für die Umwandlung<br />

von pflanzlicher Stärke in verschiedene<br />

Zucker und Zusatzstoffe (z. B. Traubenzucker,<br />

Glukosesirup oder Zuckeraustauschstoffe<br />

wie Sorbit und Maltit) fast ausschließlich<br />

Enzyme eingesetzt, die mit<br />

gentechnisch veränderten Mikroorganismen<br />

gewonnen werden.<br />

Seit Januar 2009 sind Lebensmittel-Enzyme<br />

in der EU einheitlich geregelt, damit<br />

dürfen nur noch Enzyme verwendet werden,<br />

die in einer so genannten „Gemeinschaftsliste“<br />

eingetragen sind. Voraussetzung<br />

dafür ist, dass ein Enzym „für den<br />

Verbraucher gesundheitlich unbedenklich“<br />

ist und dass es für seinen Einsatz<br />

eine „hinreichende technologische Notwendigkeit“<br />

gibt. Bis es eine erste Gemeinschaftsliste<br />

mit geprüften Enzymen<br />

gibt, dürfte es jedoch noch einige Jahre<br />

dauern. Die neuen Regelungen bringen<br />

jedoch nur wenig Neuerungen im Hinblick<br />

auf Deklaration. In der Zutatenliste<br />

von Lebensmitteln müssen nur solche<br />

Enzyme aufgeführt werden, die im Endprodukt<br />

eine technologische Funktion erfüllen.<br />

Bis auf wenige Ausnahmen ist das<br />

bei den meisten Enzymen nicht der Fall.<br />

Doch ganz gleich, ob Zutat oder nicht:<br />

Eine besondere Kennzeichnung von Enzymen,<br />

die mit Hilfe von gentechnisch<br />

veränderten Mikroorganismen hergestellt<br />

werden, ist weiterhin nicht vorgeschrieben.<br />

Quelle: http://www.transgen.de, 11.2.<strong>2010</strong><br />

Tel.: +43(0)316/813909-8<br />

E-mail: infogen@ifz.tugraz.at<br />

http://www.infogen.at<br />

Keine Zulassung für gentechnisch<br />

veränderte Aubergine<br />

in Indien<br />

Die Einführung der transgenen Bt-Aubergine<br />

hätte die Tür für zahlreiche andere<br />

genveränderte Pflanzensorten in Indien<br />

öffnen sollen. Sie war von einem<br />

wissenschaftlichen Ausschuss befürwortet<br />

worden, Bauern, KonsumentInnen,<br />

Gentechnik-kritische NGOs und PolitikerInnen<br />

protestierten jedoch, weil die Unbedenklichkeit<br />

der transgenen Pflanzen<br />

für die menschliche Gesundheit nicht<br />

ausreichend nachgewiesen worden sei.<br />

Darüber hinaus wurden Bedenken geäußert,<br />

dass die Verwendung gentechnisch<br />

veränderter Pflanzen die Bauern in größere<br />

Abhängigkeit von den Saatgutkonzernen<br />

bringt und den Anbau indischer<br />

Wildauberginen gefährden könnte. Der<br />

indische Umweltminister entschied, vorerst<br />

keine Zulassung zu erteilen. Somit<br />

darf in Indien weiterhin keine gentechnisch<br />

veränderte Nahrungspflanze kommerziell<br />

angebaut werden, sondern nur<br />

Bt-Baumwolle. Um die Unbedenklichkeit<br />

von transgenen Nahrungsmittelpflanzen<br />

zu prüfen, sollen nun weitere unabhängige<br />

Studien durchgeführt werden.<br />

Die Bt-Aubergine wurde von indischen<br />

Forschungsinstituten und den Saatgutfirmen<br />

Mahyco und Monsanto entwickelt.<br />

Sie produziert einen Eiweißstoff des Bodenbakteriums<br />

Bacillus thuringiensis,<br />

der den Auberginenfruchtbohrer unschädlich<br />

macht.<br />

Indien ist mit einer Fläche von 600.000<br />

Hektar nach China der weltweit größte<br />

Erzeuger von Auberginen.<br />

Quelle: http://www.dialog-gentechnik.at,<br />

15.2.<strong>2010</strong><br />

Zusammengestellt von Sandra Karner,<br />

E-mail: karner@ifz.tugraz.at ■<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

25


Magazin<br />

Bücher, Zeitschriften und<br />

andere Medien<br />

Annäherung an nachhaltige<br />

Architektur<br />

Gert Walden (Hg.): Baumschlager<br />

Eberle Annäherungen / Approaches.<br />

Wien, New York: Springer <strong>2010</strong>, 148 S.,<br />

€ 29,95<br />

Das Architekturbüro Baumschlager –<br />

Eberle ist eines der größten und bekanntesten<br />

Architekturbüros in Österreich.<br />

Das Büro mit Niederlassungen in China,<br />

Lichtenstein und der Schweiz kann auf<br />

zahlreiche erfolgreiche Projekte im Inund<br />

Ausland verweisen. Das vorliegende<br />

Buch stellt keine Werkmonographie dar,<br />

es ist vielmehr eine Annäherung an die<br />

Denk- und Arbeitsweise des Büros. Anhand<br />

von Texten bekannter Architekturkritiker<br />

und Interviews mit den Architekten<br />

Carlo Baumschlager und Dietmar<br />

Eberle werden Konzepte und Ideen, die<br />

hinter den Architekturprojekten stehen,<br />

aufgezeigt. Baukünstlerische, technische,<br />

soziale, ökonomische und ökologische<br />

Fragestellungen nehmen dabei einen<br />

wichtigen Platz in der Arbeit des Büros<br />

ein. Das Buch zeigt, dass für Baumschlager<br />

– Eberle hochwertige, nachhaltige Architektur<br />

nur aus der Symbiose dieser<br />

Aspekte entstehen kann. Das vorliegende<br />

Buch bietet sowohl dem interessierten<br />

Laien als auch praktizierenden ArchitektInnen<br />

einen umfassenden Einblick in<br />

die Denk- und Arbeitswelt eines in Vorarlberg<br />

verwurzelten, weltweit tätigen<br />

Architekturbüros.<br />

Politische Ökonomie des<br />

Klimawandels<br />

Achim Brunnengräber: Die politische<br />

Ökonomie des Klimawandels. München:<br />

oekom 2009, 252 S., € 35,90<br />

Das bestehende Energiesystem beruht auf<br />

einem breiten gesellschaftlichen Konsens.<br />

Nicht nur politische wie wirtschaftliche<br />

Interessen, die sich zunehmend in einem<br />

grenzüberschreitenden Mehrebenenprozess<br />

herausbilden, stehen einem erfolgreichen<br />

Klimaschutz entgegen. Global Governance<br />

beschreibt die stetige Ausdifferenzierung<br />

und Verdichtung inter- und<br />

transnationaler Beziehungen. Das Konzept<br />

hat sich zu einem unentbehrlichen<br />

Erklärungs- und Analyseinstrument in<br />

den Sozialwissenschaften entwickelt. Unter<br />

Berücksichtigung der Regime- und Regulationstheorie<br />

wird in diesem Band die<br />

politische Ökonomie des Klimas abgeschritten.<br />

Nach einer Darstellung der<br />

komplexen gesellschaftlichen Naturverhältnisse<br />

werden die vermachteten Strukturen<br />

der fossilen Energiewirtschaft ebenso<br />

in den Blick genommen wie die<br />

Verhandlungsprozesse und die marktwirtschaftlichen<br />

Instrumente des Kyoto-Protokolls.<br />

Aus hegemonietheoretischer Perspektive<br />

wird ergründet, warum es in den<br />

Industrieländern bisher nicht gelungen<br />

ist, die klimaschädlichen Emissionen<br />

deutlich zu reduzieren.<br />

Die technische<br />

Reproduzierbarkeit der Natur<br />

Martin G. Weiß (Hg.): Bios und Zoë.<br />

Die menschliche Natur im Zeitalter ihrer<br />

technischen Reproduzierbarkeit.<br />

Frankfurt/Main: Suhrkamp 2009,<br />

388 S., € 14,40<br />

Mit dem Aufkommen der Biotechnologien<br />

ist die Natur des Menschen scheinbar<br />

verfügbar und manipulierbar geworden,<br />

und die Frage nach dem Verhältnis von<br />

biologischem Leben und menschlicher<br />

Lebensform rückt zunehmend ins Zentrum<br />

der Aufmerksamkeit. Bios, das spezifische<br />

Leben einzelner Wesen, und Zoë,<br />

die einfache Tatsache des Lebens, scheinen<br />

immer stärker auseinanderzutreten.<br />

Der interdisziplinäre Sammelband stellt<br />

den Überlegungen bekannter europäischer<br />

AutorInnen die Positionen namhafter<br />

VertreterInnen der angelsächsischen<br />

Science Technology Studies gegenüber<br />

und bietet so einen aufschlussreichen<br />

Überblick über die aktuelle Auseinandersetzung<br />

der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

mit dem Phänomen der Lebenswissenschaften<br />

und ihren biotechnologischen<br />

Anwendungen.<br />

Unternehmerisches Denken für<br />

Non-Profit-Organisationen<br />

Richard Häusler, Claudia Kerns, Kristin<br />

Parlow (Hg.): Nachhaltigkeit ist<br />

Veränderung. Akteure der Umweltund<br />

Nachhaltigkeitsbildung im Interview<br />

zu Entwicklung, Veränderung<br />

und Strategie. Berlin: Erich Schmidt<br />

Verlag 2009 (= Initiativen zum Umweltschutz<br />

76), 175 S., € 33,80<br />

In Zeiten von wirtschaftlichem Druck<br />

durch geringer werdende Fördermittel<br />

stehen Umweltbildungseinrichtungen<br />

vor der Herausforderung, sich neu zu orientieren<br />

und wirtschaftliche Erfolgsziele<br />

zu formulieren. Obwohl Nachhaltigkeit<br />

und nachhaltige Entwicklung zentrale<br />

Begriffe der Umweltbildung sind, wird<br />

im eigenen Unternehmen die ökonomische<br />

Komponente der Nachhaltigkeit<br />

meist unzureichend umgesetzt. Ein Umdenken<br />

ist hier gefragt. Dreizehn Einrichtungen<br />

der Umweltbildung werden<br />

im Buch porträtiert und ihr Veränderungsprozess<br />

in Richtung Marktorientierung<br />

wird dokumentiert. Die Einrichtungen<br />

nahmen an einer Beratung der<br />

Unternehmensberatung stratum® teil<br />

und berichten in Form von Interviews<br />

von der Herausforderung, Nachhaltigkeit<br />

auch auf sich selbst zu beziehen.<br />

Governance als Prozess<br />

Sebastian von Botzem, Jeanette Hofmann,<br />

Sigrid Quack, Gunnar Folke<br />

Schuppert, Holger Straßheim (Hg.):<br />

Governance als Prozess. Koordinationsformen<br />

im Wandel. Baden-Baden:<br />

Nomos 2009 (= Schriften zur Governance-Forschung<br />

16), 688 S., € 71,-<br />

Der Mehrwert von Governance-Ansätzen<br />

lässt sich erst in der Prozessperspektive<br />

voll ausschöpfen. Von dieser Kernthese<br />

ausgehend untersuchen die Beiträge ein<br />

breites Spektrum der Transformation,<br />

Auflösung, Pluralisierung und Neuschöpfung<br />

sozialer Institutionen und Interaktionen.<br />

In vier Analysedimensionen geht<br />

es (1) um die Reallokation von Macht<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

26


Magazin<br />

und Herrschaft im Wandel von Staatlichkeit,<br />

(2) um die Herausbildung komplexer<br />

Regelungsstrukturen und Ko-Produktionsformen<br />

zwischen Markt und Staat,<br />

(3) um die Rolle von Wissen und Expertise<br />

für Koordinationsprozesse sowie (4)<br />

um die Neuverkopplung von Staat und<br />

Recht in grenzüberschreitenden Räumen.<br />

Neue Formen der Governance entstehen<br />

aus Versuchen der Konfliktlösung<br />

zwischen konkurrierenden Interessen<br />

und Regulierungsstrukturen, werden<br />

aber auch selbst zum Gegenstand von<br />

Konflikten. Governance als Prozess zu<br />

begreifen, lenkt den Blick auf die kontinuierliche<br />

Produktion und Reproduktion<br />

gesellschaftlicher Koordination. Der<br />

Band ist ein Ergebnis der Querschnittsgruppe<br />

„Neue Formen von Governance“<br />

am Wissenschaftszentrum Berlin.<br />

Die Spur des Sputnik<br />

Igor J. Polianski, Matthias Schwartz<br />

(Hg.): Die Spur des Sputnik. Kulturhistorische<br />

Expeditionen ins kosmische<br />

Zeitalter. Frankfurt: Campus<br />

2009, 395 S., € 30,80<br />

Der Start des sowjetischen Satelliten<br />

Sputnik am 4. Oktober 1957 löste im Westen<br />

einen Schock aus, während er für<br />

die Sowjetunion eine neue „kosmische<br />

Ära“ einleitete. Doch der Sputnik-Flug<br />

hatte nicht nur technische und politische<br />

Bedeutung. Erstmals gehen die Autorinnen<br />

und Autoren in diesem Band<br />

auch den grundlegenden kulturellen<br />

Wandlungen nach, die aus dem Beginn<br />

der Raumfahrtära resultierten. Das Themenspektrum<br />

reicht von der Veränderung<br />

des kollektiven Zeitempfindens und<br />

der Raumästhetik über Wandlungen in<br />

der visuellen Kultur der Sowjetunion bis<br />

zu ideengeschichtlichen und literarischen<br />

Adaptionen der Weltraumfaszination.<br />

Wem gehört die Welt?<br />

Silke Helfrich (Hg.): Wem gehört die<br />

Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter.<br />

München: oekom 2009,<br />

285 S., € 25,60<br />

Auf den ersten Blick haben Wasser und<br />

Wissen, Erbgut und Atmosphäre nichts<br />

gemeinsam. Was sie aber eint, ist, dass<br />

sie zum Nötigsten für ein menschliches<br />

Leben gehören. Doch sie gehen der Gesellschaft<br />

immer mehr verloren, weil sie<br />

privatisiert und der allgemeinen Verfügung<br />

entzogen, missbraucht oder unbezahlbar<br />

werden. Die Welt gehört nicht<br />

mehr allen, sie wird eingezäunt und<br />

kommerzialisiert – zu unserem Schaden.<br />

Davon zeugen die weltweiten Konflikte<br />

über die Trinkwasserversorgung, den Zugang<br />

zu neuen Technologien oder den<br />

Umgang mit Regenwäldern. Wir stehen<br />

an einem Scheidepunkt, an dem ein neuer<br />

Blick auf unsere gemeinsamen Besitztümer<br />

erforderlich ist. Dieses Buch will<br />

diesen neuen Blick ermöglichen. Es zeigt<br />

die Vielfalt unserer Gemeingüter – und<br />

welch ungeheures Potenzial in ihnen<br />

steckt. Es macht uns vertraut mit Dingen<br />

wie Creative Commons, Slow Food und<br />

der Wissensallmende. Und es skizziert<br />

durch praktische Beispiele den Weg, wie<br />

Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Demokratie<br />

durch Gemeingüter auf Dauer<br />

erhalten oder erreicht werden können.<br />

Analyse sozialer Ungleichheiten<br />

Gabriele Winker, Nina Degele: Intersektionalität.<br />

Zur Analyse sozialer Ungleichheiten.<br />

Bielefeld: transcript<br />

2009, 163 S., € 14,20<br />

Das Thema soziale Ungleichheit steht<br />

nach wie vor im Zentrum der Soziologie.<br />

Die mehrdimensionale Analyse sozialer<br />

Ungleichheit stellt unter dem Begriff der<br />

„Intersektionalität“ in den letzten Jahren<br />

die wohl größte Innovation in diesem<br />

Feld dar und gewinnt auch in der<br />

Lehre zunehmend an Bedeutung – insbesondere<br />

in den Modulen zur Soziologie<br />

sozialer Ungleichheit, zur Sozialstrukturanalyse<br />

und zu den Gender Studies. Erstmals<br />

im deutschsprachigen Raum liegt<br />

nun eine kompakte Analyse dieses zentralen<br />

Ansatzes der Soziologie sozialer<br />

Ungleichheit vor. Die Ausarbeitung einer<br />

klaren forschungsanleitenden Theorie<br />

und Methodik machen den Band zu<br />

einem wertvollen Begleiter in Lehre und<br />

Forschung.<br />

E-Partizipation und<br />

Medienkommunikation<br />

Herbert Kubicek, Barbara Lippa, Hilmar<br />

Westholm: Medienmix in der Bürgerbeteiligung.<br />

Die Integration von<br />

Online-Elementen in Beteiligungsverfahren<br />

auf lokaler Ebene. Berlin: edition<br />

sigma 2009, 275 S., € 20,50<br />

Auf der kommunalen Ebene gibt es<br />

schon länger eine Fülle gesetzlich verankerter,<br />

aber auch informeller Formen der<br />

Öffentlichkeitsbeteiligung, die jedoch<br />

selten in nennenswertem Umfang genutzt<br />

wurden. Als das Internet Mitte der<br />

90er Jahre neue Möglichkeiten der Kommunikation<br />

eröffnete, wurde Elektronische<br />

Demokratie nicht nur zum Schlagwort<br />

für neue Visionen, sondern auch<br />

Gegenstand staatlicher Förderprogramme<br />

in vielen Ländern, so dass zu den traditionellen<br />

auch online-basierte Formen<br />

von Beteiligung hinzu kamen. Da in der<br />

Regel in einem Beteiligungsverfahren<br />

mehrere Kommunikationswege und -<br />

mittel eingesetzt werden, kann von einem<br />

Medienmix in der Bürgerbeteiligung<br />

gesprochen werden. Anhand<br />

ausgewählter Beteiligungsprojekte wird<br />

in diesem Buch untersucht, ob und wie<br />

neue Beteiligungsformen über das Internet<br />

mit den bisher üblichen Praktiken<br />

kombiniert und so die Beteiligungsziele<br />

besser verwirklicht werden können.<br />

Evaluation<br />

Thomas Widmer, Wolfgang Beywl,<br />

Carlo Fabian (Hg.): Evaluation. Ein systematisches<br />

Handbuch. Wiesbaden:<br />

VS Verlag für Sozialwissenschaften<br />

2009, 634 S., € 71,90<br />

Evaluation als Instrument zur systematischen<br />

und transparenten Bewertung von<br />

Projekten, Massnahmen, Programmen,<br />

Gesetzen und anderen Gegenständen hat<br />

in den letzten zwei Dekaden in Kontinentaleuropa<br />

stark an Bedeutung gewonnen.<br />

Evaluationstätigkeiten werden auf<br />

der Angebots- und Nachfrageseite professionalisiert.<br />

Die Gründung entsprechender<br />

Fachgesellschaften, die Schaffung<br />

spezifischer Aus- und Weiterbildungsangebote<br />

und die Etablierung fachlicher<br />

Standards belegen dies. Dieser Sammelband<br />

spiegelt Entwicklungsstand und<br />

Leistungsprofil der Evaluation in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

wider. Namhafte, mit der jeweiligen Landessituation<br />

vertraute Autorinnen und<br />

Autoren leisten Beiträge zu zehn Themenfeldern:<br />

Agrarpolitik, Arbeitsmarktpolitik,<br />

Bildung, Energie- und Umweltpolitik,<br />

Entwicklungszusammenarbeit,<br />

Forschung und Technologie, Gesundheit,<br />

institutionelle Politik, Raumentwicklungspolitik<br />

und Soziale Arbeit. Ländervergleichende<br />

Beiträge arbeiten<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschiede themenspezifisch<br />

heraus. Ergänzt werden<br />

diese Beiträge um Querschnittsbeiträge<br />

zur Institutionalisierung und zur Nutzung<br />

von Evaluation in den drei Ländern.<br />

„Expansion, Vielfalt und Divergenz<br />

der Evaluation“ lautet die Quintessenz<br />

des übergreifenden Themenvergleichs im<br />

abschließenden Beitrag. ■<br />

Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />

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SOZIALE TECHNIK Nummer 1 – März <strong>2010</strong>, 20. Jg., Einzelpreis € 6,- / SFr 10,-<br />

P.b.b. Verlagspostamt 8010; GZ 02Z032468M – Erscheinungsort Graz<br />

Eigentümer, Herausgeber, Verleger:<br />

<strong>IFZ</strong>, A-8010 Graz, Schlögelgasse 2<br />

Tel.: +43/316/81 39 09-0, Fax: +43/316/81 02 74<br />

E-Mail: office@ifz.tugraz.at, http://www.ifz.tugraz.at<br />

Redaktion: Dr. Peter Wilding<br />

Aboverwaltung: Reinhard Wächter<br />

ISSN 1022-6893 DVR 0637955<br />

Derzeitiger <strong>IFZ</strong>-Vorstand:<br />

Dr. in Christine Wächter, Mag. Jürgen Suschek-Berger, Dr. Armin Spök<br />

Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz:<br />

Die Zeitschrift SOZIALE TECHNIK dient der Information über Projekte,<br />

Institutionen und Veranstaltungen sowie der interdisziplinären Diskussion<br />

in den Bereichen sozial- und umweltverträgliche Technikgestaltung,<br />

Technologiebewertung und Technikfolgenabschätzung. SOZIALE TECH-<br />

NIK erscheint viermal jährlich.<br />

Gefördert durch die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria).<br />

Fotos: Klaus Zeugner<br />

Basisdesign & typographisches Konzept: RoRo + Zec<br />

Satz: www.koco.at<br />

Druck: Druckerei Bachernegg, Kapfenberg<br />

Gedruckt auf Cyclus Print 90g (Recyclingpapier aus 100% Altpapier),<br />

Umschlag: Magno matt 115g, chlorfrei gebleicht.<br />

Geschäftsbedingungen:<br />

Die Bestellung eines Abonnements unserer Zeitschrift SOZIALE TECHNIK<br />

hat schriftlich zu erfolgen. Ein Abonnement gilt jeweils für ein Kalenderjahr<br />

(4 Nummern). Es verlängert sich automatisch, sofern nicht spätestens<br />

6 Wochen vor Ende des Jahres eine schriftliche Kündigung erfolgt. Nicht<br />

vollständige Jahrgänge werden aliquot verrechnet.<br />

Bankverbindung: Bank Austria Creditanstalt (12.000), Kto-Nr. 436184907<br />

Das <strong>IFZ</strong> ist der Grazer Standort des Instituts für Technik- und Wissenschaftsforschung<br />

der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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