SOTE 2010_1 - IFZ
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SOTE 2010_1 - IFZ
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Inhalt / Fotos<br />
Inhalt<br />
Fotos<br />
Fotos<br />
Klaus Zeugner<br />
Klaus Zeugner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
Technologie & Politik<br />
Bernhard Obermayr, Jurrien Westerhof<br />
Klimapolitik nach Kopenhagen: wie weiter?<br />
Was ist in Kopenhagen schief gelaufen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Umwelt & Energie<br />
Angelika Tisch<br />
Den Anstieg des Stromverbrauchs stoppen.<br />
Aktivitäten des Programms klima:aktiv energieeffiziente geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Wilma Mert<br />
Die neuen Ökos: bodenständig, naturbezogen und regional orientiert.<br />
<strong>IFZ</strong>-Studie über die österreichischen LOHAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Birgit Blättel-Mink, Jens Clausen, Siegfried Behrendt<br />
Der online gestützte Gebrauchtwarenhandel auf eBay.<br />
Chancen zu mehr nachhaltigem Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Gastredaktion<br />
Thomas Korbun, Ulrich Petschow<br />
25 Jahre frische Ideen für Nachhaltiges Wirtschaften.<br />
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)<br />
in Berlin und Heidelberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
Neue Biotechnologien<br />
Gülsevim Ocak<br />
Bio-in-techno polis.<br />
A Study on Biotechnology Companies in METU Techno polis, Turkey . . . . . . . . . . . . . 17<br />
Klaus Zeugner zeigt auf vielen seiner Fotos<br />
Menschen, denen er auf den ausgedehnten<br />
Reisen kreuz und quer durch die<br />
Welt begegnet. Das Ziel des Absolventen<br />
der Prager Fotoschule ist es, sich in Gesprächen<br />
mit den Menschen auseinanderzusetzen<br />
und authentische Bilder zu<br />
machen. Diese Begegnungen fließen<br />
auch in die Texte seiner Geographie-<br />
Lehrbücher und in die Seminare an den<br />
Pädagogischen Hochschulen ein. Als<br />
Lehrer ist er bemüht, in Workshops Menschen<br />
für die Fotografie zu begeistern.<br />
Kontakt: klaus@zeugner.at<br />
www.zeugner.at<br />
Frauen & Technik<br />
Vera Christoph<br />
Produktmarketing im Techniksektor.<br />
Innovative Produkte: Ein Renner ... nicht nur für Männer? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
Aus dem <strong>IFZ</strong><br />
Critical Issues in Science and Technology Studies.<br />
9 th IAS-STS Annual Conference: 3 rd -4 th May <strong>2010</strong>, Graz, Austria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Neuerscheinung: Das Tätigsein der Dinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
CleanIT – Auf dem Weg zum Fairtrade-PC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
Magazin<br />
Green Products . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Biotech-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Bücher, Zeitschriften, andere Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
2
Technologie & Politik<br />
Klimapolitik nach<br />
Kopenhagen: Wie weiter?<br />
Was ist in Kopenhagen schief gelaufen?<br />
Kopenhagen wird als ein gewaltiges und kollektives Scheitern in die<br />
Geschichte der UN-Verhandlungen eingehen. Das Endergebnis, der so<br />
genannte Kopenhagen Akkord, wurde nicht einmal beschlossen, sondern<br />
nur zur Kenntnis genommen. Es dient nur dem Recycling von längst bekannten<br />
Positionen und bringt keine neue Dynamik in die Verhandlungen.<br />
Bernhard Obermayr<br />
Studium der Volkswirtschaftslehre, Leiter der<br />
Klimakampagne für Greenpeace Zentral- und Osteuropa,<br />
Mitglied des internationalen Verhandlungsteams<br />
bei Klimakonferenzen und Teilnehmer<br />
an der Kopenhagen-Konferenz.<br />
E-mail: bernhard.obermayr@greenpeace.at<br />
Jurrien Westerhof<br />
Studium der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft,<br />
seit 2000 Arbeit als Klima- und Energieexperte bei<br />
Greenpeace Zentral- und Osteuropa in Wien.<br />
Jurrien.Westerhof@greenpeace.at<br />
Im Gegensatz zu früheren Jahren, wo eine<br />
arrogante US-Administration die Hauptverantwortung<br />
für den schleichenden Fortschritt<br />
oder Stillstand der Klimaverhandlungen<br />
zugesprochen bekam, war es in Kopenhagen<br />
nicht mehr so eindeutig. Eine weit<br />
verbreitete Mischung aus Desinteresse,<br />
Druck der Industrie und PolitikerInnen, die<br />
aus opportunistischen und vorwiegend innenpolitischen<br />
Gründen keine unbeliebten<br />
Maßnahmen beschließen wollen, hatten<br />
lähmende Wirkung auf die Verhandlungen.<br />
Unterschiedliche Interessen<br />
Um zu verstehen, warum Kopenhagen gescheitert<br />
ist, muss man zuerst wissen, welche<br />
Interessenblöcke es gibt und welche<br />
Rolle sie spielen.<br />
■ Allianz der kleinen Inselstaaten:<br />
Wohl keine Gruppe von Staaten hat ein<br />
derart direktes Interesse an einem guten<br />
Klimaabkommen als die kleinen Inselstaaten<br />
(bekannt unter der englischen Abkürzung<br />
AOSIS – Alliance of Small Island<br />
States). Was sie gemein haben ist, dass sie<br />
sehr direkt von einem steigenden Meeresspiegel<br />
bedroht sind. Somit ist eine rasche<br />
Reduktion der Treibhausgasemissionen<br />
für sie überlebenswichtig. Diese Länder<br />
sind auch traditionell die treibende moralische<br />
Kraft hinter den Klimaverhandlungen<br />
und tragen sehr viel dazu bei, das<br />
Thema hoch oben auf der internationalen<br />
Agenda zu halten. Jedoch ist ihre politische<br />
Rolle durch ihre ökonomische Irrelevanz<br />
stark beschränkt.<br />
■ EU: Lange Zeit waren die EU-Staaten<br />
Hoffnungsträger für die Kopenhagen-Verhandlungen.<br />
In Staaten wie Großbritannien,<br />
den Niederlanden oder Dänemark<br />
ist Klimapolitik zu einem der bedeutenden<br />
Themen aufgestiegen. Teilweise liegt<br />
das am gesellschaftlichen Druck, teilweise<br />
aber zum Beispiel auch an dem Einfluss<br />
eines wachsenden Wirtschaftszweiges, der<br />
mit Erneuerbaren Energien gute Geschäfte<br />
macht. In solchen Staaten war durchaus<br />
ein Druck zu spüren, in Kopenhagen<br />
ein gutes Abkommen zu beschließen. Zuvor<br />
hatte die EU schon beschlossen, die<br />
Treibhausgasemissionen bis 2020 um<br />
mindestens 20 Prozent, im Falle eines internationalen<br />
Abkommens um 30 Prozent<br />
zu verringern. Aber je näher die Konferenz<br />
rückte, desto uneiniger wurde die<br />
EU. Waren einige Staaten zuvor noch bereit,<br />
gegebenenfalls einseitig eine 30-prozentige<br />
Reduktion der Emissionen zu beschließen,<br />
wurde in Staaten wie Polen,<br />
Italien und immer mehr auch Deutschland<br />
der Gegendruck aus der Wirtschaft<br />
immer größer, in Kopenhagen keine weiteren<br />
Zugeständnisse zu machen. Hiermit<br />
war eine potenziell treibende Kraft hinter<br />
einem guten Abkommen weggefallen. Zudem<br />
kaprizierte sich die EU stark auf die<br />
Aufrechterhaltung von Schlupflöchern,<br />
mit denen sich die bescheidene reale Klimabilanz<br />
schön rechnen lässt (z. B. Waldanrechnungstricks<br />
oder historische Reduktionen<br />
der Osteuropäischen Staaten).<br />
Das reduzierte zudem die Glaubwürdigkeit<br />
der Europäer.<br />
■ Entwicklungsländer, China und Indien:<br />
Einfach gesagt kann die Position<br />
der Entwicklungsländer inklusive China<br />
und Indien folgendermaßen zusammengefasst<br />
werden: „Die reichen Staaten haben<br />
den Klimawandel verursacht. Sie sollen<br />
eine Lösung finden, gegebenenfalls<br />
die Entwicklungsländer unterstützen,<br />
aber diesen keine Emissionsverpflichtungen<br />
auferlegen“. In vielen Staaten hat dabei<br />
der innenpolitische Wunsch mitgespielt,<br />
als Verteidiger der nationalen<br />
Interessen nach Hause kommen zu können.<br />
Der Vorschlag, die Treibhausgasemissionen<br />
bis 2050 um 50 Prozent und in<br />
Industriestaaten um 80 Prozent zu verrin-<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
3
Technologie & Politik<br />
gern, hat zu viel Widerstand geführt, weil<br />
es bedeuten würde, dass Menschen in Industriestaaten<br />
trotzdem höhere Pro-Kopf-<br />
Emissionen zustehen würden als Menschen<br />
in Entwicklungsländern.<br />
Die Entwicklungsländer sind jedoch kein<br />
homogener Block. So unterscheiden sich<br />
ihre Interessen enorm. Die Opec-Länder unter<br />
der Führung Saudi-Arabiens versuchen<br />
ausschließlich, ein Klimaabkommen zu verhindern<br />
und nützen jede Möglichkeit, um<br />
Sand ins Getriebe zu streuen. Die „least developed<br />
countries“ sind besonders stark an<br />
Hilfe zur Anpassung an den bereits stattfindenden<br />
Klimawandel interessiert und fordern<br />
ansonsten möglichst deutliche Treibhausgasreduktionen<br />
bei den reichen Ländern.<br />
Waldreiche Länder kämpfen für ein<br />
starkes Waldabkommen und die großen<br />
Vier (Brasilien, Südafrika, Indien und<br />
China) haben sich als so genannte BASIC-<br />
Länder zusammengefunden und spielen<br />
große Weltpolitik. Auch hier muss unterschieden<br />
werden. Brasilien und Südafrika<br />
sind zu deutlich stärkeren eigenen Maßnahmen<br />
bereit, während China und Indien besonders<br />
die historische Verantwortung des<br />
Nordens hervor streichen und ihr starkes<br />
Wirtschaftswachstum absichern wollen.<br />
Die Rolle Chinas muss dabei noch extra ausgeleuchtet<br />
werden, da sie ja mittlerweile das<br />
Land mit den größten Treibhausgasemissionen<br />
sind. Es gibt in der chinesischen Politik<br />
durchaus ein Bewusstsein, dass der Klimawandel<br />
an China nicht vorbeigehen wird<br />
und dass mit gravierenden Konsequenzen<br />
zu rechnen ist. Dadurch gibt es nicht nur<br />
eine grundsätzliche Bereitschaft, sondern einen<br />
regelrechten Zwang zu handeln. Die<br />
Regierung blickt dabei aber auch in Richtung<br />
des Nordens und stellt fest, dass die<br />
notwendigen Anstrengungen in vielen Industriestaaten<br />
ausbleiben. Das stärkt in<br />
China natürlich nicht den Willen, dann bei<br />
den Verhandlungen selber den ersten<br />
Schritt zu setzen. Was China auch nicht gefällt,<br />
ist die westliche Forderung nach Kontrollen<br />
– ein durchaus berechtigter Wunsch,<br />
in Hinblick auf die geringe Transparenz und<br />
Zweifel über die Verlässlichkeit der chinesischen<br />
Daten. China hat jedoch im Vorfeld<br />
Flexibilität in vielen strittigen Punkten angedeutet,<br />
wurde aber durch die fehlende<br />
Ambition der reichen Länder nie in die Verlegenheit<br />
gebracht, selbst handeln zu müssen.<br />
■ USA: Die Rolle der USA ist großteils innenpolitisch<br />
erklärbar. Obwohl mit Barack<br />
Obama ein Präsident im Amt ist, der<br />
im Gegensatz zu seinem Vorgänger zumindest<br />
bereit ist, sowohl den Klimawandel<br />
als auch die Verantwortung der Vereinigten<br />
Staaten zu verstehen, liegt der<br />
Schatten der Bush-Ära noch über dem<br />
Land. Relativ große Teile der Bevölkerung<br />
sind unwissend bis skeptisch beim Thema<br />
Klimawandel, was sich im Abgeordnetenhaus<br />
und Senat widerspiegelt. Folge ist,<br />
dass es eine relativ schwache Lobby für<br />
Klimaschutzmaßnahmen gibt, aber dafür<br />
einen sehr starken Druck aus der Industrie,<br />
keine Maßnahmen zu beschließen,<br />
die eine Verringerung der Treibhausgasemissionen<br />
bedeuten. Kombiniert mit der<br />
Tatsache, dass Obama große Schwierigkeiten<br />
hat, seine Reform des Gesundheitswesens<br />
durchzubringen, führt das dazu, dass<br />
in den USA, abgesehen von Lippenbekenntnissen<br />
Obamas, keine entscheidenden<br />
Änderungen zu sehen sind. Rechnet<br />
man dazu dann noch die Unbeliebtheit<br />
von internationalen Abkommen und ausbleibende<br />
Schritte Chinas, dann ist klar,<br />
dass die Voraussetzungen für weitgehende<br />
Zugeständnisse der Vereinigten Staaten<br />
denkbar schlecht waren. Die fehlende Bereitschaft<br />
der USA, relevante Maßnahmen<br />
zu setzen, ist jedoch der wichtigste einzelne<br />
Hinderungsgrund für ein globales Klimaabkommen,<br />
wenn auch nicht (mehr)<br />
der einzige.<br />
Die Rolle der Klimawandel-Leugner ist in<br />
der internationalen politischen Debatte<br />
nicht mehr relevant. In einzelnen Staaten<br />
spielen sie aber eine Rolle, stärken bei einem<br />
Teil des Publikums das Gefühl, dass das<br />
Stattfinden einer globalen Erwärmung weiterhin<br />
umstritten ist, und das verringert<br />
wieder den politischen Druck, schnell zu einer<br />
Einigung zu kommen.<br />
Was in Kopenhagen selbst<br />
geschah<br />
Am Ende der ersten von zwei Verhandlungswochen<br />
war klar, dass die VerhandlerInnen,<br />
die seit Bali (Dezember 2007) mit<br />
der Materie beschäftigt waren, zu keinem<br />
vorzeigbaren Ergebnis kommen würden.<br />
Der „bottom up process“, d. h. der Versuch,<br />
in zwei Jahren auf ExpertInnenebene die<br />
wichtigsten Elemente eines zukünftigen<br />
globalen Klimaregimes zu diskutieren und<br />
zur Entscheidungsreife zu bringen und in<br />
Kopenhagen dann die entsprechenden politischen<br />
Entscheidungen treffen zu können,<br />
war gescheitert. Dieser Prozess war als Gegenstück<br />
zur Kyoto-Erfahrung (top down)<br />
entwickelt worden. In Kyoto waren primär<br />
politische Entscheidungen getroffen worden,<br />
die dann bis zur Konferenz in Marrakesch<br />
vier Jahre später in Detailverhandlungen<br />
erst praktisch ausgestaltet wurden.<br />
In der ersten Woche in Kopenhagen wurde<br />
der enorme Bruch zwischen Entwicklungsländern<br />
und Industrieländern, der sich bereits<br />
durch die beiden letzten Verhandlungsjahre<br />
gezogen hat, sehr deutlich,<br />
wurde aber zudem noch durch einen starken<br />
Bruch innerhalb der G-77, also den Entwicklungsländern<br />
selber, ergänzt. Hauptauslöser<br />
hierfür war die Haltung zum rechtlichen<br />
Status des potenziellen Ergebnisses.<br />
Die kleineren Entwicklungsländer und hier<br />
insbesondere die „most vulnerable countries“<br />
haben sich massiv für ein rechtsverbindliches<br />
Abkommen als Zusatz zum weiter<br />
bestehenden Kyoto-Protokoll eingesetzt.<br />
Die großen Entwicklungsländer (v. a. China,<br />
Indien und die OPEC-Staaten) waren,<br />
ebenso wie die meisten Industrieländer, für<br />
ein Rechtsdokument. Der Unterschied hierbei<br />
ist vordergründig die Frage nach der Einbeziehung<br />
der USA und hintergründig nach<br />
der eigenen Bereitschaft, rechtlich verbindliche<br />
Maßnahmen zu treffen. Theoretisch<br />
wäre ein Vertrag, der alle Vertragsparteien<br />
entsprechend ihrer „common but differentiated<br />
responsibility“ bindet, das beste und<br />
sauberste Ergebnis. Realpolitisch war immer<br />
klar, dass es einen solchen Vertrag mit den<br />
USA nur geben kann, wenn der Rest der<br />
Welt sich auf ein sowohl bezüglich Ambition<br />
als auch Rechtsverbindlichkeit sehr<br />
schwaches US-Niveau begeben würde. So<br />
diente das Argument, dass auch die USA<br />
verpflichtet werden müsse, der EU als Vorwand,<br />
sich nicht ambitioniert binden zu<br />
wollen, den meisten anderen Industriestaaten<br />
als Vorwand, aus den eigenen Verpflichtungen<br />
raus zu kommen, großen Entwicklungsländern<br />
(v. a. China) als Vorwand, zukünftigen<br />
verbindlichen Zielsetzungen vorzubeugen<br />
und den OPECs als Vorwand, den<br />
Prozess als Ganzes zu untergraben.<br />
Die Ankunft der MinisterInnen und später<br />
Regierungschefs für das sogenannte „highlevel<br />
segment“ in der zweiten Woche<br />
brachte dann keinen Fortschritt mehr. Dies<br />
lag v. a. an der starken innenpolitischen<br />
Orientierung vieler Schlüsselakteure (v. a.<br />
Obama) und an der unklaren Entscheidungssituation<br />
durch die unzureichende<br />
Vorbereitung eines Vertragswerkes in den<br />
letzten beiden Jahren und wurde durch eine<br />
extrem schlechte Vorsitzführung durch das<br />
Gastgeberland Dänemark, welches entsprechend<br />
der UN-Regeln für die Moderation<br />
des Prozesses verantwortlich ist, verstärkt 1 .<br />
Nach sehr heftigen Debatten über den weiteren<br />
Prozess wurde Donnerstagabend eine<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
4
Technologie & Politik<br />
„friends of the chair“-Gruppe eingerichtet.<br />
Eine solche Gruppe ist absoluter Usus in internationalen<br />
Verhandlungen und wird von<br />
der jeweiligen Verhandlungspräsidentschaft<br />
autonom zusammengestellt. Hierbei wird<br />
versucht, mit einer meist regional und politisch<br />
ausgewogenen, die mächtigen Länder<br />
und Blöcke sowie die potenziellen BlockiererInnen<br />
beinhaltenden kleineren Gruppe<br />
einen weitgehend akzeptierten Vorschlag<br />
auszuarbeiten, der dann im Plenum angenommen<br />
werden kann. In dieser Gruppe<br />
wurden erste Varianten für einen „Kopenhagen<br />
Akkord“ erarbeitet. Am Freitag verlagerten<br />
sich die Verhandlungen stärker in informelle,<br />
meist bilaterale Rahmen. Der entscheidende<br />
Moment kam, als US-Präsident<br />
Obama – angeblich auf der Suche nach Chinas<br />
Premier Wen Jiabao – in ein Meeting der<br />
Basic-Länder (Brasilien, Südafrika, Indien<br />
und China) platzte und dort mit den anwesenden<br />
Präsidenten und Premierministern<br />
Lula, Jacob Zuma, Manmohan Singh und<br />
Wen Jiabao den „final deal“ aushandelte.<br />
Sofort machte sich Obama auf den Weg<br />
zum Flughafen und gab eine Pressekonferenz.<br />
Dort verkündigte er den mit ihm reisenden<br />
JournalistInnen, dass es einen „meaningful<br />
deal“ gäbe.<br />
Da dieser Akkord die Zustimmung aller 192<br />
Mitgliedsländer im Abschlussplenum<br />
brauchte, wurde er sofort in diversen regionalen<br />
Gruppierungen diskutiert. Während<br />
die EU – trotz der geopolitischen Demütigung,<br />
von der Letztverhandlung ausgeschlossen<br />
gewesen zu sein – frühmorgens<br />
Unterstützung zusagte, konnten sich weder<br />
die G-77 noch die AOSIS zu einer einheitlichen<br />
Position durchringen. Im Abschlussplenum<br />
kam es dann – wieder aufgeheizt<br />
durch die katastrophale Vorsitzführung Dänemarks<br />
– zu einem Showdown. Einige Länder<br />
(z. B. Tuvalu, Sudan, Bolivien, Venezuela,<br />
Nicaragua) verweigerten die Zustimmung<br />
zu diesem Dokument. Dies wurde<br />
teilweise mit dem Inhalt (v. a. Tuvalu) und<br />
häufiger mit dem Prozess (v. a. Bolivien, Nicaragua)<br />
begründet. Als Ergebnis wurde der<br />
Akkord nur „zur Kenntnis“ genommen, was<br />
formal nichts bedeutet.<br />
Inhaltlich ist der Kopenhagen Akkord sehr<br />
enttäuschend. Im Kern wurde ein 2-Grad-<br />
Ziel postuliert und wurden die Länder aufgefordert,<br />
bis Ende Jänner ihre nationalen<br />
Ziele und Politiken an die UN zu schicken.<br />
Behübscht wird das Ganze mit der Inaussichtstellung<br />
von Geldmitteln für die Entwicklungsländer.<br />
Diese Geldmittel müssen<br />
aber nicht „new and additional“ sein. Ein<br />
Fortschritt wird vereinzelt dem Umstand<br />
zugebilligt, dass erstmals alle großen VerschmutzerInnen<br />
(d. h. v. a. USA und China)<br />
sich auf ein Dokument einigen konnten.<br />
Das ist zwar der Fall, das Dokument ist aber<br />
so schwach und v. a. unverbindlich, dass<br />
kaum eine neue Dynamik für den globalen<br />
Klimaschutz erkennbar ist. Die inzwischen<br />
abgelaufene Frist zur Einreichung der nationalen<br />
Pläne unterstreicht diese Analyse.<br />
Praktisch alle großen VerschmutzerInnen<br />
haben ihre alten Ziele recycelt. Einzig Kanada<br />
hat sich neu positioniert und die Gelegenheit<br />
genützt, seine an sich schon schwachen<br />
Ziele nochmals leicht runter zu<br />
schrauben.<br />
Ausblick<br />
Kopenhagen war ein Desaster. Vor allem innenpolitisch<br />
motivierte Manöver haben einen<br />
bitter nötigen Fortschritt im globalen<br />
Klimaschutz verhindert und einen Scherbenhaufen<br />
hinterlassen. Offen ist, wo und<br />
wie die Verhandlungen wieder auf Schienen<br />
kommen. Klar ist, dass die USA Ernst mit<br />
der Reduktion von Treibhausgasen machen<br />
muss und die Obama-Administration sich<br />
nicht weiter in die Geiselhaft von wenigen<br />
SenatorInnen aus Kohlestaaten und der entsprechenden<br />
Industrie begeben darf. China<br />
muss mit seinen Ankündigungen Ernst machen<br />
und sich gemeinsam mit Indien der<br />
Herausforderung der Entwicklung eines<br />
„low-carbon development path“ stellen –<br />
dieser kann und muss dann von den reichen<br />
Ländern unterstützt werden. „China<br />
Bashing“ hätte dann als innenpolitisches<br />
Argument im Norden ausgedient. Und<br />
Europa muss aus seiner politischen Katastrophe<br />
lernen. Jahrelang sich auf den Lorbeeren,<br />
irgendwann mal der Klimachampion<br />
gewesen zu sein, auszuruhen ist zuwenig.<br />
Die EU kann nur Einfluss auf die Verhandlungen<br />
haben, wenn sie ambitioniert<br />
voranschreitet und das Tempo vorgibt. Völlig<br />
unzureichende Angebote und das Beharren<br />
auf inakzeptablen Schlupflöchern führen<br />
in die politische Sackgasse. Wenn die EU<br />
zukünftig wieder am Tisch sitzen will, wenn<br />
es um globale Entscheidungen geht, dann<br />
muss sie rasch mit deutlich ambitionierteren<br />
Vorschlägen aufwarten und beweisen,<br />
dass Klimaschutz und Wohlstandsentwicklung<br />
zusammenpassen können.<br />
Anmerkung<br />
1 Der wahrscheinlich schlimmste Fehler der<br />
Dänischen Präsidentschaft ereignete sich<br />
bereits im Vorfeld. Während 43 UmweltministerInnen<br />
aller Weltregionen sich zu den<br />
üblichen Vorverhandlungen (prae-COP) in<br />
Kopenhagen trafen, reiste der Dänische Premier<br />
Rasmussen nach Singapur, um die Regierungschefs<br />
der APEC Länder zu treffen.<br />
Anstatt, wie in diesem Prozess üblich, bei<br />
der prae-COP nach politischen Lösungen,<br />
in einem regional und politisch ausgewogenen<br />
Rahmen, zu suchen, lies Rasmussen die<br />
Presseabteilung des Weißen Hauses verkündigen,<br />
dass man sich auf ein „politisch bindendes<br />
Abkommen“ einigen könne. Von<br />
dieser Misstrauen bildenden Maßnahme erholte<br />
sich der Prozess nicht mehr. ■<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
5
Umwelt & Energie<br />
Den Anstieg des<br />
Stromverbrauchs stoppen<br />
Aktivitäten des Programms klima:aktiv energieeffiziente geräte 1<br />
Seit Jahrzehnten steigt der Stromverbrauch in Österreich fast jedes Jahr um<br />
einige Prozentpunkte an. Auch wenn der Anstieg in den letzten Jahren nicht<br />
mehr so groß war wie noch in den 50er und 60er Jahren, ist der Trend bislang<br />
doch ungebrochen.<br />
Angelika Tisch<br />
studierte Technischen Umweltschutz an der TU<br />
Berlin. Sie promovierte im Jahr 2002 am Institut<br />
für Verfahrenstechnik der TU Berlin. Von 2001bis<br />
2004 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
an der TU Berlin im Forschungsbereich sozial-ökologische<br />
Forschung/Gender & Environment tätig.<br />
Seit April 2006 arbeitet sie als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Forschungsbereich „Ökologische<br />
Produktpolitik“ des <strong>IFZ</strong>. Sie ist eine der ProgrammmanagerInnen<br />
des Programms klima:aktiv<br />
energieeffiziente geräte. Arbeitsschwerpunkte: Umweltfreundliche<br />
Beschaffung, Produkt-Service-<br />
Systeme, Instrumente zur ökologischen Bewertung<br />
von Produkten.<br />
E-mail: tisch@ifz.tugraz.at<br />
Verteilung des Stromverbrauchs in den<br />
untersuchten Verwaltungsgebäuden<br />
Auch andere europäische Staaten sehen<br />
sich mit dieser Entwicklung konfrontiert.<br />
Um den Anstieg des Stromverbrauchs zu<br />
stoppen, schließt etwa in Dänemark der Danish<br />
Electricity Saving Trust mit öffentlichen<br />
und privaten Institutionen ein sogenanntes<br />
Curve Breaker-Abkommen, bei<br />
dem sich die Beteiligten zu einer Reduzierung<br />
des Stromverbrauchs verpflichten.<br />
In Österreich arbeitet unter anderem das<br />
klima:aktiv-Programm energieeffiziente geräte<br />
seit dem Jahr 2006 daran, öffentliche Einrichtungen<br />
und Unternehmen für das<br />
Thema zu sensibilisieren und sie zu bewegen,<br />
beim Einkauf von elektrischen und<br />
elektronischen Geräten auf Energieeffizienz<br />
zu achten und die Geräte Strom sparend zu<br />
nutzen. Dafür werden insbesondere individuelle<br />
Beratungen und Workshops durchgeführt,<br />
ergänzt durch mehrere Stromspar-<br />
Projekte, von denen drei im folgenden Artikel<br />
vorgestellt werden.<br />
Wo im Gebäude wird wie viel<br />
Strom verbraucht?<br />
Bei unseren Beratungsgesprächen haben wir<br />
festgestellt, dass die Gebäudenutzenden<br />
kaum einschätzen können, welche Geräte<br />
im Gebäude viel bzw. wenig Strom verbrauchen.<br />
Dies ist nicht weiter verwunderlich,<br />
da für die NutzerInnen die Leistungsaufnahme<br />
der Geräte nicht immer einfach erkennbar<br />
ist. Wissen Sie, wie hoch die Leistungsaufnahme<br />
Ihres PCs ist, wenn Sie daran<br />
arbeiten? Auf den Lampen ist die Leistungsaufnahme<br />
zwar verzeichnet, da sie<br />
aber meist an der Decke des Raumes hängen,<br />
entzieht sich auch diese Information<br />
dem Großteil derer, die das Gebäude nutzen.<br />
Um Aussagen treffen zu können, wie<br />
sich der Stromverbrauch in Verwaltungsgebäuden<br />
auf die einzelnen Stromverbraucher<br />
verteilt, hat das klima:aktiv-Programm<br />
energieeffiziente geräte dies in zwei Gebäuden<br />
des Landes Steiermark untersucht. Dafür<br />
wurde der Stromverbrauch der elektrischen<br />
und elektronischen Geräte eine Woche lang<br />
gemessen. Bei den Geräten, deren Stromverbrauch<br />
nicht einfach messbar war, wie etwa<br />
der Deckenbeleuchtung oder dem Fahrstuhl,<br />
wurden die Gebäudenutzenden nach<br />
ihrem Umgang mit den Geräten befragt.<br />
Aus den Befragungsergebnissen wurde dann<br />
auf den Stromverbrauch geschlossen.<br />
Die Untersuchung ergab, dass in den zwei<br />
Gebäuden – sie werden nicht künstlich belüftet<br />
– im Durchschnitt etwa 50% des<br />
Stroms in die Beleuchtung fließen, 23% in<br />
die IT-Geräte (PCs, Monitore, Drucker, Multifunktionsgeräte,<br />
Server etc.), 10% in Haushaltsgeräte<br />
(insbesondere Kühlschränke),<br />
8% in den Lift und 9% in sonstige Geräte<br />
(Heizungspumpe, sonstige Bürogeräte etc.).<br />
Die Ergebnisse sind auch in der Abbildung<br />
dargestellt. Ebenso zeigte sich, dass in den<br />
untersuchten Gebäuden durch drei Maßnahmen<br />
etwa 10-20% des gesamten Stromverbrauchs<br />
reduziert werden können:<br />
■ Ausschalten der Deckenbeleuchtung,<br />
wenn sie nicht gebraucht wird – das<br />
heißt, wenn genügend Tageslicht einfällt<br />
oder niemand den Raum nutzt.<br />
■ Reduzierung der Anzahl der Kühlschränke<br />
in den Büros und Austausch der<br />
nicht effizienten Geräte durch energieeffiziente.<br />
■ Aktivierung der Energiesparoptionen<br />
für PC und Monitor. Nicht genutzte PCs<br />
und Monitore fallen dann automatisch in<br />
einen Standby-Zustand, in dem ihre Leistungsaufnahme<br />
deutlich geringer ist.<br />
Zwei der drei Maßnahmen sind „allein“<br />
durch ein verändertes NutzerInnenverhalten<br />
umsetzbar und kommen ohne größere<br />
Investitionen aus.<br />
Gebäudenutzende zum stromsparenden<br />
Verhalten motivieren<br />
Anknüpfend daran, dass der Stromverbrauch<br />
durch Maßnahmen gesenkt werden<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
6
Umwelt & Energie<br />
kann, die wenig oder nichts kosten, hat das<br />
Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />
im August 2009 einen Energiesparwettbewerb<br />
gestartet. Über 20 Dienststellen des<br />
Landes nehmen teil. Die Durchführung des<br />
Wettbewerbs wird von der Grazer Energieagentur<br />
und dem Programm klima:aktiv<br />
energieeffiziente geräte unterstützt.<br />
Das Amt der Steiermärkischen Landesregierung<br />
hat sich für einen einjährigen Wettbewerb<br />
entschieden, weil er aufgrund seiner<br />
Dauer die Möglichkeit bietet, das Verhalten<br />
der GebäudenutzerInnen langfristig zu verändern<br />
und weil er Anreize bietet, dies zu<br />
tun – schließlich gibt es etwas zu gewinnen.<br />
Bei dem Wettbewerb gewinnen jene Dienststellen,<br />
die innerhalb eines Jahres ihren<br />
Energieverbrauch in Bezug zum Ausgangswert<br />
am stärksten reduzieren. In jeder teilnehmenden<br />
Dienststelle wurde mindestens<br />
eine Energiekontaktperson benannt. Sie hat<br />
die Aufgabe übernommen, die KollegInnen<br />
für das Thema Energieverbrauch zu sensibilisieren,<br />
über die Einsparmöglichkeiten zu<br />
informieren und dazu zu bewegen, sich<br />
energiesparend zu verhalten. Zudem ist die<br />
Energiekontaktperson für die Umsetzung<br />
organisatorischer und technischer Maßnahmen<br />
zuständig, die nichts oder wenig kosten.<br />
Die Energiekontaktpersonen haben in<br />
den ersten Monaten seit Beginn des Wettbewerbs<br />
viel geleistet. Sie haben etwa:<br />
■ verbaute Heizkörper freigelegt,<br />
■ KollegInnen über „energiesparendes<br />
Lüften“ und „weniger Lift ist gesünder“<br />
informiert,<br />
■ Stromfresser entsorgt (etwa alte Kühlschränke),<br />
■ Zeitschaltuhren an Geräten wie Getränkeautomaten<br />
angebracht, die nicht ständig<br />
genutzt werden,<br />
■ das Raum- und Beleuchtungskonzept<br />
hinterfragt.<br />
Bereits jetzt – etwa ein halbes Jahr nach<br />
Wettbewerbsbeginn – ist sichtbar, dass es<br />
ein Großteil der Energiekontaktpersonen<br />
geschafft hat, den Wärme- und Stromverbrauch<br />
in den Dienststellen deutlich zu reduzieren.<br />
Genaue Ergebnisse werden im August<br />
<strong>2010</strong> vorliegen, dann werden auch die<br />
Gewinner ausgezeichnet.<br />
Das Gold in den Köpfen nutzen<br />
Ein Wettbewerb, bei dem diejenigen gewinnen,<br />
die ihren Stromverbrauch bezogen auf<br />
den Ausgangswert am stärksten reduzieren,<br />
ist nicht bei allen öffentlichen und privaten<br />
Institutionen das Mittel der Wahl. Im März<br />
<strong>2010</strong> beginnt das klima:aktiv-Programm<br />
energieeffiziente geräte eine dreimonatige<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
Stromsparinitiative, an der unter anderem<br />
11 Höhere land- und forstwirtschaftliche<br />
Schulen Österreichs teilnehmen. Auch hier<br />
war ein Wettbewerb angedacht, wurde dann<br />
aber aus mehreren Gründen verworfen:<br />
■ Die technischen Rahmenbedingungen<br />
der Höheren land- und forstwirtschaftlichen<br />
Schulen sind sehr unterschiedlich.<br />
So haben beispielsweise die Schulen mit<br />
modernen Gebäuden, in denen die Beleuchtung<br />
anwesenheitsabhängig gesteuert<br />
wird, ein geringeres Einsparpotenzial<br />
und damit geringere Chancen, den Wettbewerb<br />
zu gewinnen, als Schulen mit<br />
konventioneller Steuerung.<br />
■ Zudem steigt die technische Ausstattung<br />
der Schulen in den letzten Jahren generell<br />
an. Wo früher Tafeln und schwarze<br />
Bretter standen, hängen jetzt Monitore.<br />
Zudem nutzen die Lehrkräfte in den Klassen<br />
verstärkt elektronische Präsentationen,<br />
für die in jeder Klasse zumindest ein<br />
PC, Monitor und Beamer zur Verfügung<br />
stehen. „Die Kreidezeit ist vorbei“, meinte<br />
der Direktor einer Schule im Gespräch<br />
mit dem klima:aktiv-Programm.<br />
■ Ein Teil der Höheren land- und forstwirtschaftlichen<br />
Schulen ist bereits mit<br />
dem Österreichischen Umweltzeichen für<br />
Schulen und Bildungseinrichtungen ausgezeichnet.<br />
Diese Schulen haben zumindest<br />
einen Energieverantwortlichen bestellt,<br />
eine Analyse des Ist-Zustands<br />
durchgeführt und einen Maßnahmenplan<br />
zur Reduzierung des Energieverbrauchs<br />
erarbeitet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass<br />
hier bereits Maßnahmen umgesetzt wurden<br />
und die Einsparpotenziale daher geringer<br />
sind als bei den Schulen, die sich<br />
erstmalig mit dem Thema beschäftigen.<br />
Daher legt die Stromsparinitiative den Fokus<br />
nicht auf den tatsächlichen Stromverbrauch,<br />
sondern auf die Umsetzung von<br />
Ideen, um den Stromverbrauch in den<br />
Schulen zu reduzieren. Bei den einzelnen<br />
Startveranstaltungen messen die SchülerInnen<br />
die Leistungsaufnahme verschiedener<br />
Geräte, produzieren mit Hilfe eines Energiefahrrades<br />
Strom und entwickeln erste Ideen,<br />
wie sie an der Schule den Stromverbrauch<br />
senken können. Die Schulen setzen einen<br />
Teil dieser und anderer Ideen im Aktionszeitraum<br />
von März bis Mai <strong>2010</strong> um. Bei der<br />
Auszeichnungsveranstaltung im Juni <strong>2010</strong><br />
werden die Ideen prämiert, die der Jury besonders<br />
gut gefallen haben. Der Ideenreichtum,<br />
der an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen<br />
Schulen anzutreffen ist,<br />
lässt vielversprechende Ergebnisse erwarten.<br />
Anmerkung<br />
1 Das <strong>IFZ</strong> ist mit dem „klima:aktiv-Programm<br />
energieeffiziente geräte“ Teil der<br />
klima:aktiv-Initiative (unter dem Dach der<br />
Initiative finden sich über 20 Programme).<br />
Die klima:aktiv-Initiative wird von der Austrian<br />
Energy Agency gemanagt. Bezahlt<br />
wird das Ganze vom BMLFUW (Lebensministerium).<br />
Die drei Institutionen, die außer<br />
dem <strong>IFZ</strong> das Programm managen, sind: Umweltverband<br />
Vorarlberg, KWI Consultants,<br />
mprove Team für Kommunikation. Informationen:<br />
http://www.klimaaktiv.at/, zu<br />
unserem Programm: http://www.klima<br />
aktiv.at/article/archive/25272/ bzw.<br />
http://www.b2b.topprodukte.at. ■<br />
7
Umwelt & Energie<br />
Die neuen Ökos: bodenständig,<br />
naturbezogen und regional orientiert<br />
<strong>IFZ</strong>-Studie über die österreichischen LOHAS<br />
Das Interuniversitäre Forschungszentrum Graz (<strong>IFZ</strong>) untersuchte erstmals für<br />
Österreich die Konsumpräferenzen der so genannten LOHAS, bezogen auf<br />
die Bereiche nachhaltiger Tourismus und Ökotextilien.<br />
Wilma Mert<br />
studierte Psychologie an der Karl-Franzens-Universität<br />
Graz und der University of Kent at Canterbury,<br />
mit Schwerpunkt Soziale und Angewandte<br />
Psychologie. Sie war als Projektmanagerin und Öffentlichkeitsarbeiterin<br />
bei verschiedenen Umweltunternehmen<br />
tätig und ist seit Mai 2003 Mitarbeiterin<br />
des <strong>IFZ</strong> in den Forschungsbereichen „Energie<br />
und Klima“ und „Ökologische Produktpolitik“. Arbeitsschwerpunkte:<br />
Nachhaltiger Lebensstil und<br />
Nachhaltigkeitskommunikation.<br />
E-mail: mert@ifz.tugraz.at<br />
Abb.1: LOHAS und Einkauf von Kleidung<br />
LOHAS („Lifestyle of Health and Sustainability“)<br />
sind Menschen, die durch ihren<br />
Lebensstil und ihr Konsumverhalten Gesundheit<br />
und Nachhaltigkeit fördern wollen.<br />
Sie gelten als die Vorreiter einer zukunftsfähigen<br />
Gesellschaft. Es handelt<br />
sich dabei um KonsumentInnen, die umwelt-<br />
und sozialbewusst einkaufen. Dabei<br />
wollen sie aber nicht auf Genuss und Lifestyle<br />
verzichten. Obwohl in den Medien<br />
viel über die enorme Kaufkraft der LOHAS<br />
(weltweit schätzt man den Markt auf rund<br />
500 Mrd. USD) und damit verbunden ihren<br />
erheblichen Einfluss auf Unternehmen<br />
berichtet wurde, blieb unklar, wie<br />
Produkte oder Angebote konkret beschaffen<br />
sein müssen, um diese Zielgruppe anzusprechen.<br />
Das Forschungsprojekt<br />
„Nachhaltige Trendsetter – LOHAS auf<br />
dem Weg in eine zukunftsfähige Gesellschaft“<br />
griff diese Fragestellung auf, mit<br />
Skala: 1 = trifft völlig zu, 5 = trifft überhaupt nicht zu; N = 698<br />
dem Ziel, ökologisches Produkt-Design<br />
durch eine bessere KundInnenorientierung<br />
zu verstärken und dadurch den Weg<br />
raus aus der Nische, in der sich immer<br />
noch viele Ökodesign-Produkte befinden,<br />
zu ebnen.<br />
Die Einstellungen und das Kaufverhalten<br />
von 974 Personen wurden per Fragebogen<br />
ermittelt. Aus dieser Stichprobe wurden<br />
20 LOHAS-affine Personen ausgewählt<br />
und einer vierstündigen qualitativen Untersuchung<br />
mittels Q-Methode unterzogen.<br />
Dabei wurde erfasst, was LOHAS bei<br />
Mode und Urlaub tatsächlich wichtig ist.<br />
Die Studie ist zwar nicht repräsentativ für<br />
die österreichische Bevölkerung, gibt aber<br />
klare Hinweise auf die Konsumpräferenzen<br />
von LOHAS in den beiden ausgewählten<br />
Marktsegmenten.<br />
Der LOHAS-Geschmack ist klassisch,<br />
leger, alltagstauglich<br />
LOHAS bevorzugen fair und ökologisch<br />
produzierte Kleidung, diese soll aber „normal“<br />
aussehen. Man will nicht auf den<br />
ersten Blick als „Öko“ identifiziert werden.<br />
Ökotextilien werden derzeit in erster<br />
Linie zusätzlich zu herkömmlichen Textilien<br />
gekauft. Um bei LOHAS zu punkten,<br />
sollten sich Ökotextil-Kollektionen stärker<br />
an herkömmliche Modetrends anpassen.<br />
Am liebsten wäre es LOHAS, wenn<br />
Ökotextilien in den großen Handelsketten<br />
angeboten werden, denn LOHAS wählen<br />
ihre Einkaufsstätte nach den Kriterien<br />
„schnell, bequem und große Auswahl“.<br />
LOHAS sind zwar bereit, höhere Preise für<br />
Ökotextilien zu bezahlen, aber diese dürfen<br />
nicht unangemessen hoch sein. Eine<br />
breitere Produktpalette und eine leichtere<br />
Zugänglichkeit von Ökotextilien sind nötig,<br />
um das grundsätzliche Potenzial der<br />
Zielgruppe LOHAS zu nutzen (vergleiche<br />
Abb. 1).<br />
Österreichische Tourismusangebote<br />
treffen den LOHAS-<br />
Geschmack<br />
Bodenständig und naturbezogen, so präsentieren<br />
sich die Urlaubspräferenzen von<br />
LOHAS. LOHAS verbringen ihren Urlaub<br />
(vor allem bei kurzen Aufenthalten) gerne<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
8
Umwelt & Energie<br />
in Österreich. Dabei stehen Wandern und<br />
Aktivitäten in schöner Landschaft, Naturerlebnis<br />
und regionaler Genuss im Vordergrund.<br />
Grundsätzlich zeichnet sich das<br />
LOHAS-Bild als eher konservativ und angepasst.<br />
Dies spiegelt sich auch bei den<br />
Urlaubspräferenzen wider. Auch wenn es<br />
ein gewisses Fernweh gibt, verbringen LO-<br />
HAS ihren Urlaub am liebsten in europäischen<br />
Destinationen. Zu Exotisches und<br />
Fremdes findet nicht viel Anklang. LO-<br />
HAS sind zwar durchaus anspruchsvoll,<br />
stellen aber keine ausgefallenen Ansprüche<br />
an ihren Urlaub und sind nicht luxusorientiert<br />
(siehe auch Abb. 2). Die Vorlieben<br />
von LOHAS sind viel versprechend<br />
für österreichische Tourismusregionen<br />
und regionale Anbieter, da diese mit bisherigen<br />
Angeboten bereits auf LOHAS-<br />
Linie liegen. Dieses Segment ist aber<br />
durchaus weiter ausbaufähig. Wichtig dabei:<br />
Angebote sollten im Einklang mit der<br />
Natur stehen und regionale Besonderheiten<br />
betonen. Nachhaltigkeit sollte gezielt<br />
Eingang in die Marketingstrategie finden:<br />
der ökologische und soziale Mehrwert<br />
nachhaltiger Angebote muss auf den ersten<br />
Blick erkennbar und glaubwürdig<br />
kommuniziert sein. Wichtig wäre es auch,<br />
Entscheidungen für nachhaltige Reisen<br />
noch stärker zu fördern und zu unterstützen<br />
(z. B. durch Förderung des öffentlichen<br />
Verkehrsmittelnetzes).<br />
So erreicht man LOHAS<br />
LOHAS sind kritische MediennutzerInnen<br />
und informieren sich bevorzugt über das<br />
Internet und Fachzeitschriften. Internetportale<br />
und Zeitschriften, die sich speziell<br />
an LOHAS richten, werden aber kaum genutzt<br />
oder sind gar nicht bekannt. „Informiert<br />
sein“ ist für die LOHAS ein wichtiger<br />
Wert. Allerdings ist ihr Wissensstand<br />
in den Bereichen Ökotextilien und Nachhaltiger<br />
Tourismus bei weitem nicht so<br />
hoch, wie man hätte erwarten können.<br />
Bei der Fragebogenerhebung gaben die<br />
KonsumentInnen zwar an, auf Gütesiegel<br />
zu achten, bei der qualitativen Befragung<br />
fiel aber auf, dass spontan kaum Ökosiegel<br />
genannt werden können. Sowohl<br />
beim Tourismus als auch in der Textilbranche<br />
fehlen bislang noch europaweit<br />
einheitliche Gütesiegel. Dies macht es für<br />
KonsumentInnen schwierig und aufwändig,<br />
entsprechende Angebote zu identifizieren<br />
und miteinander zu vergleichen.<br />
Auffallend ist auch, dass sich LOHAS<br />
beim Kauf von Produkten nur teilweise<br />
darüber informieren, ob die Produktionsbedingungen<br />
ökologischen und sozialen<br />
Kriterien entsprechen.<br />
Grundsätzlich wünschen sich LOHAS eine<br />
verstärkte Bewerbung von Ökotextilien<br />
und Nachhaltigem Tourismus nach dem<br />
Muster von herkömmlichen Kampagnen.<br />
LOHAS und Nachhaltigkeit<br />
Insgesamt präsentieren sich österreichische<br />
LOHAS weniger elitär, kauflustig<br />
und gesundheitsbewusst als in anderen<br />
Studien dargestellt. Sie achten vor allem<br />
auf die regionale Herkunft von Produkten,<br />
räumen aber ein, dass sie deutlich<br />
mehr ökologische und sozial gerechte<br />
Produkte kaufen würden, wenn diese billiger<br />
wären.<br />
Der LOHAS-Trend kann dazu genutzt werden,<br />
um nachhaltige Lebensstile und<br />
Konsummuster zu stärken und zu verbreiten.<br />
LOHAS sind eine Konsumgruppe, die<br />
aufgeschlossen ist, nachhaltige Produkte<br />
zu kaufen und einen Beitrag zu einer<br />
nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Zugleich<br />
ist ihr Verhalten aber stark von<br />
Pragmatismus geprägt, Nachhaltigkeit<br />
wird dort umgesetzt, wo es leicht geht<br />
und wo es nicht weh tut.<br />
Da mit dem LOHAS-Wertesystem keine<br />
Verzichtslogik einhergeht, sind Konsumverzicht<br />
oder Konsumverweigerung kaum<br />
Thema. Ganz im Gegenteil gehen LOHAS<br />
davon aus, dass ethisch bzw. ökologisch<br />
korrekter Konsum eine Lösung der Klimaund<br />
Gesellschaftsprobleme darstellt. Es<br />
ist nicht unmittelbar schlüssig, dass die<br />
individuelle Nachhaltigkeitsbilanz (Footprint)<br />
eines typischen LOHAS signifikant<br />
Abb. 2: Reiseverhalten von LOHAS<br />
Skala: 1 = trifft völlig zu, 5 = trifft überhaupt nicht zu; N = 698<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
unter der von DurchschnittskonsumentInnen<br />
liegt. Die Projektergebnisse verweisen<br />
aber darauf, dass LOHAS-VertreterInnen<br />
zumindest in Teilaspekten bereits<br />
einen nachhaltigen Konsum- und Lebensstil<br />
praktizieren und generell für nachhaltige<br />
Alternativen aufgeschlossen sind. Die<br />
Bedeutung von LOHAS für eine nachhaltige<br />
Entwicklung besteht daher in erster<br />
Linie in ihrer Vorbildfunktion (Role model).<br />
Ähnliches gilt für den Effekt von LO-<br />
HAS für eine transparente Verbraucherpolitik,<br />
verständliche Produktinformationen<br />
(Labelling) und das Stigmatisieren von<br />
Greenwashing. Insgesamt fördert der<br />
Trend somit unternehmerische Anstrengungen<br />
im Sinne von CSR (Corporate Social<br />
Responsibility). Von den Ergebnissen<br />
der Studie profitieren Unternehmen, die<br />
bereits ökologisch und/oder sozial gerechte<br />
Produkte und Dienstleistungen zu ihrem<br />
Portfolio zählen oder planen, entsprechende<br />
Angebote aufzunehmen.<br />
Das Projekt „Nachhaltige Trendsetter –<br />
LOHAS auf dem Weg in eine zukunftsfähige<br />
Gesellschaft“ wurde im Rahmen der<br />
Programmlinie „Nachhaltig Wirtschaften“<br />
durchgeführt. Diese Programmlinie<br />
wird im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Verkehr, Innovation und Technologie<br />
durch die Forschungsförderungsgesellschaft<br />
FFG abgewickelt.<br />
CD-Rom: LOHAS in Österreich<br />
Bestellung: mert@ifz.tugraz.at<br />
Tel: 0316/813909-33<br />
Download: www.ifz.tugraz.at/<br />
index.php/trendsetter ■<br />
9
Umwelt & Energie<br />
Der online gestützte Gebrauchtwarenhandel<br />
auf eBay<br />
Chancen zu mehr nachhaltigem Konsum?<br />
Gehen mit dem online gestützten Gebrauchtwarenhandel neue Spielräume<br />
für nachhaltigen Konsum einher? In einem transdisziplinären Forschungsprojekt<br />
versuchen WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Disziplinen am Beispiel<br />
und unter Kooperation des online Marktplatzes eBay diese Frage zu beantworten.<br />
Geprüft wird dabei die Hypothese, dass durch die Vermarktung<br />
gebrauchter Güter die Lebens- und Nutzungsphase von Produkten verlängert<br />
und so zusätzliche Umweltbelastungen durch Neuanschaffungen vermieden<br />
werden. 1<br />
Birgit Blättel-Mink<br />
ist Soziologin und seit 2004 Professorin für Industrie-<br />
und Organisationssoziologie an der Johann<br />
Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.<br />
Forschungsschwerpunkte: Innovationsforschung,<br />
Nachhaltige Entwicklung, Hochschulforschung,<br />
Frauen und Wissenschaft, Transdisziplinarität und<br />
Soziologie und Beratung.<br />
E-Mail: b.blaettel-mink@soz.uni-frankfurt.de<br />
Jens Clausen<br />
ist Diplomingenieur für Maschinenbau und leitet<br />
das Borderstep Büro Hannover. Forschungsschwerpunkte:<br />
Gründungs- und Innovationsforschung,<br />
nachhaltige Zukunftsmärkte, Nachhaltigkeitskommunikation<br />
und Corporate Social Responsibility.<br />
Siegfried Behrendt<br />
ist Politikwissenschaftler und Biologe und Projektleiter<br />
am Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung<br />
IZT gGmbH in Berlin. Arbeitsschwerpunkte:<br />
Nachhaltiges Wirtschaften,<br />
Technikfolgenabschätzung und -bewertung, Innovations-<br />
und Nachhaltigkeitsmanagement, Generierung<br />
nachhaltiger Zukunftsmärkte.<br />
In diesem Beitrag werden die zentralen<br />
Ergebnisse einer online gestützten Befragung<br />
von eBay-NutzerInnen vorgestellt,<br />
mit der die Motive, auf eBay zu handeln,<br />
die Bereitschaft, in Zukunft verstärkt gebrauchte<br />
Waren zu kaufen und/oder zu<br />
verkaufen, und die Einstellungen gegenüber<br />
dem Umweltschutz erhoben werden<br />
sollten. Des Weiteren wurden die eBay-<br />
NutzerInnen gefragt, ob sich ihre Lebensführung<br />
durch eBay verändert hat.<br />
Vom Konsumenten zum<br />
(nachhaltigen) Prosumer?<br />
Ausgangspunkt der theoretischen Überlegungen<br />
stellen die Arbeiten Alvin Tofflers<br />
(1980; vgl. auch Hellmann 2009) 2 dar, der<br />
für die Dienstleistungs- bzw. Wissensgesellschaft<br />
eine Zunahme nicht erwerbsförmiger<br />
Arbeit vorhergesagt hat. Der Konsument<br />
bei Toffler wird zum Prosumenten,<br />
der durch Do-It-Yourself wie auch durch<br />
zunehmende Selbstbedienungsleistungen<br />
produzierende Leistungen übernimmt.<br />
Für den online gestützten Gebrauchtwarenhandel<br />
am Beispiel von eBay heißt<br />
das, dass die Nutzerin/der Nutzer von zu<br />
Hause auf die Plattform zugreift und sich<br />
an der Optimierung derselben beteiligt;<br />
zum zweiten stellt er oder sie Produkte<br />
auf dem Online-Marktplatz ein. Der pflegliche<br />
Umgang des Verkäufers/der Verkäuferin<br />
mit den eingestellten Produkten<br />
kann eine Kaufmotivation der Käuferin<br />
bzw. des Käufers darstellen, d. h. der Verkäufer<br />
behandelt die von ihm nach der<br />
Nutzung weiter zu verkaufenden Produkte,<br />
die womöglich auch von hoher Qualität<br />
sind, pfleglich, um dafür einen guten<br />
Preis zu erzielen. Darin, so die These in<br />
diesem Projekt, liegen spezifische Nachhaltigkeitseffekte.<br />
Aus den 2.511 gültigen Fragebögen der<br />
online-Erhebung lassen sich folgende Ergebnisse<br />
ablesen: Es zeigt sich, dass die<br />
befragten Personen zwar durchaus umweltsensible<br />
Einstellungen aufweisen,<br />
dass beim Handel mit gebrauchten Produkten<br />
auf eBay Umweltaspekte bisher<br />
aber nur eine sehr geringe Rolle spielen.<br />
Umweltschutz taucht in der Rangfolge<br />
der Motive – sowohl beim Kauf als auch<br />
beim Verkauf – erst im letzten Drittel auf.<br />
An erster Stelle stehen für die NutzerInnen<br />
praktische Erwägungen („es ist praktisch<br />
und bequem“) sowie finanzielle Motive<br />
(„Geld sparen“). Auch der Spaß am<br />
eBay-Handel wird als wichtiges Motiv angegeben.<br />
Es zeigt sich weiterhin, dass die<br />
große Mehrheit der eBay-NutzerInnen<br />
den Handel mit gebrauchten Produkten<br />
nicht mit Umweltschutz in Verbindung<br />
bringt. Wesentliche Umwelteffekte entstehen<br />
beim Gebrauchtgüterhandel durch<br />
den Transport der Produkte. Ein Nachdenken<br />
über lange Transportwege findet<br />
bislang allerdings erst bei einer kleinen<br />
Gruppe statt: Lediglich 16% denken häufig<br />
und weitere 2,9% denken immer darüber<br />
nach, dass es für die Umwelt besser<br />
ist, lange Transportwege zu vermeiden.<br />
Andererseits gibt eine deutliche Mehrheit<br />
(64%) der Befragten an, sich vorstellen zu<br />
können, klimaneutrale Versandoptionen<br />
zu nutzen. Und ein großer Teil derjenigen<br />
wäre auch bereit, hierfür eine geringe Gebühr<br />
zu bezahlen. Auch im Hinblick auf<br />
eine weitere Aktivierung des Gebrauchtgüterhandels<br />
lässt die Befragung erhebliche<br />
Potenziale erkennen. Bereits heute<br />
handelt ein Großteil der privaten eBay-<br />
NutzerInnen mit gebrauchten Produkten<br />
und eine große Mehrheit (86,8 %) kann<br />
sich vorstellen, in Zukunft häufiger gebrauchte<br />
Produkte bei eBay zu verkaufen.<br />
Bei 13,6 % der Befragten hat sich das Konsumverhalten<br />
seit dem Handel auf eBay<br />
stark oder sehr stark verändert.<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
10
Umwelt & Energie<br />
Bei weiteren 36,5% hat sich das Konsumverhalten<br />
zum Teil verändert. Eine große<br />
Gruppe gibt an, dass sie durch eBay mehr<br />
Gegenstände besitzt als früher (23,5 Prozent),<br />
gegenüber einer Gruppe von 11,2%,<br />
die angibt, weniger Gegenstände zu besitzen.<br />
In einem nächsten Schritt wurden<br />
die Ergebnisse der online-Befragung einer<br />
Clusteranalyse 3 unterzogen, um herauszufinden,<br />
ob es auf eBay spezifische Typen<br />
von NutzerInnen gibt, die sich in ihren<br />
Motiven, Einstellungen und (veränderten)<br />
Verhaltensweisen signifikant voneinander<br />
unterscheiden.<br />
■ Die preisorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />
Die preisorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />
(20%) nutzen eBay, um Dinge kaufen<br />
zu können, die sie sich sonst nicht<br />
leisten könnten. Geld zu sparen ist für sie<br />
eines der stärksten Motive, um auf eBay<br />
zu handeln. Umweltbezogene Motive<br />
sind dagegen nur schwach ausgeprägt.<br />
Die preisorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />
weisen zwar eine stärker ausgeprägte<br />
Umwelteinstellung auf als die meisten<br />
anderen Nutzertypen; in einer Bereitschaft,<br />
selbst umweltbewusst zu handeln,<br />
schlägt sich dies jedoch nicht nieder. Eine<br />
Differenz zwischen Einstellung und tatsächlichem<br />
Verhalten lässt sich auch in<br />
der Konsumveränderung beobachten.<br />
Eine deutliche Mehrheit der Vertreterinnen<br />
und Vertreter dieser Gruppe gibt zwar<br />
an, durch eBay mehr gebrauchte Produkte<br />
zu kaufen als zuvor und zeigt auch eine<br />
vergleichsweise hohe ökonomische und<br />
soziale Weiterverkaufsmotivation. Zu einem<br />
schonenderen bzw. nachhaltigeren<br />
Umgang mit Produkten zum Zwecke des<br />
Weiterverkaufs führt dies jedoch nicht.<br />
Die preisorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />
weisen die höchste Handelsintensität<br />
aller Nutzertypen auf, die allerdings<br />
nicht so sehr durch den Verkauf, sondern<br />
vielmehr durch den Kauf von gebrauchten<br />
Produkten gekennzeichnet ist, und sie<br />
kaufen ihre gebrauchten Güter häufig<br />
auch offline z. B. in Second-Hand-Läden.<br />
■ Die Gebrauchtwaren-Skeptiker<br />
Die Gebrauchtwaren-Skeptiker (20%) verdanken<br />
ihren Namen einer weit überdurchschnittlichen<br />
Skepsis gegenüber Gebrauchtwaren<br />
insgesamt. Sie weisen eine<br />
geringe Handelsaktivität auf eBay auf sowie<br />
eine geringe Nutzung des Internets<br />
überhaupt. Auch andere Gebrauchtwarenmärkte,<br />
welche bei den preisorientierten<br />
Gebrauchtwarenkäufern recht beliebt<br />
sind, werden durch die Gebrauchtwaren-<br />
Skeptiker kaum frequentiert. Die Befragten<br />
dieser Gruppe geben an, auf eBay<br />
überwiegend Neuware zu kaufen. Aber<br />
nicht nur beim Kaufverhalten, auch im<br />
Verkauf zeigt sich diese Tendenz zu einem<br />
konventionellen Umgang mit gebrauchten<br />
Produkten. Güter, die sie nicht mehr<br />
verwenden, verstauen die Gebrauchtwaren-Skeptiker<br />
eher im Keller oder auf dem<br />
Dachboden. Der Aufwand, sich um den<br />
Verkauf von nicht mehr benötigten Produkten<br />
zu kümmern, wird als zu hoch<br />
eingeschätzt. Darüber hinaus sind die Gebrauchtwaren-Skeptiker<br />
auch der Meinung,<br />
dass für gebrauchte Waren nur ein<br />
sehr geringer Preis erreicht werden kann.<br />
Sie weisen eine der höchsten Trendorientierungen<br />
im Clustervergleich auf. Produkte<br />
zu besitzen, die dem neuesten<br />
Trend entsprechen, ist ihnen besonders<br />
wichtig. Sie weisen außerdem eine der<br />
höchsten Bereitschaften zum Umwelthandeln<br />
auf eBay auf, setzen diese jedoch<br />
nicht in die Realität um, z.B. nutzen sie<br />
die Umgebungssuche kaum.<br />
■ Die Online-Käufer<br />
Anders als die preisbewussten Gebrauchtwarenkäufer,<br />
die gebrauchte Produkte<br />
häufiger über Handelsplätze wie Flohmärkte<br />
oder Kleinanzeigen in Zeitungen<br />
handeln, kaufen die Online-Käufer (15%)<br />
überwiegend ihre gebrauchten Produkte –<br />
wie schon der Name sagt – per Internet.<br />
Ähnlich wie für die Gebrauchtwaren-<br />
Skeptiker ist für sie jedoch der Aufwand<br />
für den Verkauf gebrauchter Produkte<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
11
Umwelt & Energie<br />
häufig zu hoch. Motiviert zum Einkaufen<br />
auf eBay werden sie insbesondere durch<br />
die Möglichkeiten zum Auffinden exotischer<br />
Seltenheiten sowie von Sammlerprodukten.<br />
Die Entlastung der Alltagsführung,<br />
welche mit dem Einkauf auf eBay<br />
potenziell verbunden ist, ist ebenfalls<br />
eine starke Motivation. Da muss es überraschen,<br />
dass sie keine Veränderung im<br />
Konsumverhalten bei sich selbst beobachten.<br />
Dies lässt darauf schließen, dass eBay<br />
von dieser Personengruppe tatsächlich<br />
gleichsam als Kaufhaus-Ersatz verstanden<br />
wird und daher nicht zu zusätzlichem<br />
oder anders geartetem Konsum anregt.<br />
Auffällig ist, dass finanzielle Motive keinerlei<br />
Bedeutung zu haben scheinen. Dies<br />
lässt vermuten, dass auf eBay vor allem<br />
solches Geld ausgegeben wird, das früher<br />
an anderer Stelle für den gleichen Zweck<br />
ausgegeben worden wäre und insofern<br />
kein Sparpotenzial besteht. Umweltbezogene<br />
Aspekte spielen für die Online-Käufer<br />
kaum eine Rolle.<br />
■ Die umweltorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />
Die umweltorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />
(22%) sind die einzige Personengruppe,<br />
die ausgeprägtes Umwelthandeln<br />
auf eBay aufweist. So nutzen sie etwa die<br />
Umkreissuche und machen sich Gedankten<br />
darüber, dass es für die Umwelt besser<br />
ist, lange Transportwege zu vermeiden.<br />
Ihre Umweltschutzorientierung zeigt sich<br />
auch in den Motiven für den eBay-Handel.<br />
Sie sind der Meinung, dass durch den<br />
Kauf bzw. Verkauf gebrauchter Produkte<br />
die Umwelt geschont wird. Es ist Ihnen<br />
auch wichtig, umweltfreundliche Produkte<br />
zu kaufen. Auffällig ist der Faktor Bereitschaft<br />
zum Umwelthandeln auf eBay.<br />
Während die übrigen Konsumtypen<br />
durchaus häufiger Bereitschaft zum Umwelthandeln<br />
angeben, ohne diese dann<br />
auch in die Tat umzusetzen, handeln die<br />
umweltorientierten Gebrauchtwarenkäufer<br />
tatsächlich umweltbewusst und umweltorientiert.<br />
Auffällig ist weiterhin ein<br />
praktisch nicht vorhandener weiterverkaufsorientierter<br />
Produktumgang. Mit anderen<br />
Worten: sie behandeln Produkte<br />
nicht unbedingt schonender, um sie später<br />
weiterverkaufen zu können. Umweltbezogene<br />
Verkaufsmotive auf eBay spielen<br />
insgesamt nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Hinzu kommt eine eher geringe Handelsaktivität<br />
auf eBay und eine häufigere Nutzung<br />
von Offline-Gebrauchtwarenmärkten<br />
wie Flohmärkte oder Schwarze Bretter.<br />
Eine Veränderung im Konsumverhalten<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
durch eBay beobachten die Mitglieder<br />
dieser Gruppe bei sich nicht. Die umweltorientierten<br />
Gebrauchtwarenkäufer legen<br />
jedoch Wert auf nachhaltige Produktmerkmale<br />
wie Langlebigkeit und Qualität<br />
und weisen die höchste Umwelteinstellung<br />
im Clustervergleich auf.<br />
■ Die Prosumer<br />
Die bisherige Darstellung hat gezeigt, dass<br />
sich der (Gebrauchtwaren-)Handel auf<br />
eBay vor allem als Kauf von (gebrauchten)<br />
Produkten präsentiert. Es stellt sich daher<br />
die Frage, wer denn nun die Verkäuferinnen<br />
und Verkäufer der von den anderen<br />
Nutzergruppen gekauften Produkte sind.<br />
Die Antwort liefern die Prosumer (23%).<br />
Die Mitglieder dieser Gruppe zeichnen<br />
sich vor allem durch eine hohe Weiterverkaufsorientierung<br />
aus, und zwar sowohl<br />
in ihrem Umgang mit Produkten als auch<br />
in ihrer Verkaufsmotivation insgesamt. So<br />
behandeln sie beispielsweise Produkte<br />
pfleglicher, um sie später weiterverkaufen<br />
zu können. Es sind insbesondere ökonomische<br />
(und soziale) Motive, durch welche<br />
sie zum Handel auf eBay angeregt werden.<br />
Der Aufwand, den sie für den Verkauf gebrauchter<br />
Produkte betreiben müssen,<br />
kann die Prosumer nicht schrecken. Jedenfalls<br />
frequentieren sie eBay sehr stark,<br />
Offline-Gebrauchtwarenmärkte dagegen<br />
kaum. Sie verkaufen jedoch nicht ausschließlich,<br />
sie kaufen auch; und zwar mit<br />
der weitaus höchsten Trendorientierung<br />
im Vergleich der Konsumtypen. Die meisten<br />
Prosumer kaufen Neuware und Gebrauchtware<br />
gleichermaßen. Sei weisen<br />
zudem die höchste Handelsaktivität auf<br />
eBay auf. Der Fun-Faktor von eBay lockt<br />
die Prosumer im Clustervergleich am<br />
meisten. Aber auch die Aussicht, exotische<br />
Seltenheiten zu einem günstigen<br />
Preis aufspüren zu können, spielt eine<br />
Rolle. Umweltaspekte dagegen treten in<br />
den Hintergrund. Im Vergleich mit den<br />
anderen Gruppen ist die allgemeine Umwelteinstellung<br />
dieser Gruppe eine der<br />
schwächsten.<br />
Bemerkenswert an diesen fünf Nutzungstypen<br />
ist der Befund, dass sie sich in der<br />
Zusammensetzung der soziodemographischen<br />
Merkmale kaum signifikant unterscheiden.<br />
Typisch für eBay-NutzerInnen –<br />
und damit auch für die hier identifizierten<br />
Gruppen – ist ein etwas höherer Anteil<br />
an Männern 4 , ein mittleres Einkommen,<br />
Erwerbstätigkeit als Angestellte,<br />
Kinder im Haushalt, Zusammenleben mit<br />
dem Partner/der Partnerin und ein mittlerer<br />
bis höherer Bildungsabschluss.<br />
12<br />
Ausblick<br />
In weiteren Phasen des Projektes wurden<br />
zum einen am Beispiel von drei Produktgruppen<br />
Personen nach der Lebensdauer<br />
der von ihnen gehandelten Produkte befragt.<br />
Die Ergebnisse stehen noch aus. Damit<br />
soll auch eine Ökobilanz von auf<br />
eBay gehandelten Produkten möglich<br />
werden. Des Weiteren sollen leitfadengestützte<br />
Interviews mit eBay-NutzerInnen<br />
und in unterschiedlichen Lebensphasen<br />
(aktuelle Elternschaft, Verrentung, Arbeitslosigkeit)<br />
durchgeführt werden, um<br />
intensiveren Aufschluss über die Bedingungen<br />
des Übergangs zu einem nachhaltigeren<br />
Lebensstil auf eBay zu bekommen.<br />
Anmerkungen<br />
1 Das Projekt „Vom Consumer zum Prosumer<br />
– Entwicklung neuer Handelsformen<br />
und Auktionskulturen zur Unterstützung<br />
eines nachhaltigen Konsums“ wird vom<br />
Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung,<br />
dem Borderstep Institut<br />
für Innovation und Nachhaltigkeit und<br />
der Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />
durchgeführt und vom BMBF im Rahmen<br />
der Sozial-ökologischen Forschung gefördert<br />
(siehe: www.izt.de/prosumer).<br />
2 Toffler, A. (1980): The Third Wave. New<br />
York: Morrow; Hellmann, K.-U. (2009):<br />
Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer<br />
Debatte. Eine Einführung. In: B. Blättel-<br />
Mink, K.-U. Hellmann (eds.): Prosumer<br />
Revisited. Zur Aktualität einer Debatte.<br />
Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften,<br />
S. 13-48.<br />
3 Die Clusteranalyse basiert auf einer Faktorenanalyse<br />
(Hauptkomponentenanalyse<br />
mit einer Varimax-Rotation), durch die 10<br />
Verhaltensfaktoren und 11 Einstellungsfaktoren<br />
ermittelt wurden. Die Verhaltensfaktoren<br />
erklären 58,65%, die Einstellungsfaktoren<br />
59,52% der Gesamtvarianz.<br />
Der Bartlett-Test auf Sphärizität weist die<br />
Analysen jeweils als hoch signifikant aus<br />
(p=0). Das Ziel der Clusteranalyse, die<br />
über die ermittelten 21 Faktoren durchgeführt<br />
wurde, bestand darin, Gruppen von<br />
Fällen zu ermitteln, die sich im Hinblick<br />
auf die Zusammensetzung der Faktoren<br />
ähnlich sind. Es wurde deshalb eine Clusterzentrenanalyse<br />
verwendet. Zum Verfahren<br />
http://de.statista.com/statistik/<br />
lexikon/definition/38/clusteranalyse.<br />
4 Lediglich die Online-KäuferInnen unterscheiden<br />
sich von den übrigen Gruppen<br />
signifikant dadurch, dass ca. 75%<br />
männlich sind und über 20% Selbständige.<br />
■
Gastredaktion<br />
25 Jahre frische Ideen für<br />
Nachhaltiges Wirtschaften<br />
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)<br />
in Berlin und Heidelberg<br />
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)<br />
Potsdamer Str. 105<br />
10785 Berlin<br />
Tel.: +49/30/884594-0<br />
Fax: +49/30/8825439<br />
Web: http://www.ioew.de<br />
25 JAHRE | frischer forschen<br />
Thomas Korbun<br />
ist Diplom-Biologie und seit 1999 Wissenschaftlicher<br />
Geschäftsführer des IÖW. Davor Forschung zu<br />
Naturschutz in Agrarlandschaften an der Universität<br />
Marburg und Forschungskoordinator an der<br />
Landesanstalt für Großschutzgebiete des Landes<br />
Brandenburg.<br />
E-Mail: thomas.korbun@ioew.de<br />
Ulrich Petschow<br />
ist Diplom-Volkswirt und leitet das Forschungsfeld<br />
„Umweltökonomie- und -politik“ des IÖW. Er koordiniert<br />
den Themenbereich „Innovation und Technologien“.<br />
Seine Forschungsschwerpunkte sind<br />
Globalisierung, Instrumente der Umweltpolitik und<br />
neue Steuerungsformen, ökologisch erweiterte<br />
Nutzen-Kosten-Analyse sowie Innovations- und<br />
Technikanalysen.<br />
E-Mail: ulrich.petschow@ioew.de<br />
Die Blindheit der herrschenden Ökonomie<br />
gegenüber der ökologischen Krise und ihre<br />
Unfähigkeit, praktische Lösungen zu ihrer<br />
Überwindung zu generieren, waren im Jahr<br />
1985 zentrale Impulse für die Gründung eines<br />
unabhängigen, außeruniversitären und<br />
gemeinnützigen Forschungsinstituts in Berlin,<br />
des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung<br />
(IÖW).<br />
Gestaltungsoptionen für eine<br />
nachhaltige Entwicklung<br />
In den 25 Jahren seines Bestehens hat das<br />
IÖW in vielen Themenfeldern wichtige Anstöße<br />
für Forschung, Politik und Unternehmen<br />
gegeben: Zu nennen wären Produktund<br />
Ökobilanzen, Ökocontrolling, Umweltund<br />
Nachhaltigkeitsberichterstattung, Umweltkostenrechnung,<br />
Stoffstrommanagement,<br />
Umweltabgabenkonzepte, ökologisch-ökonomische<br />
Folgenabschätzung,<br />
Verkehrswende, regionale Entwicklungskonzepte,<br />
Chemiepolitik, Energiepolitik, Innovation<br />
und Umwelt oder Kritik der Umweltökonomie.<br />
Forschung und Beratung des IÖW zielen<br />
heute auf die Entwicklung von Gestaltungsoptionen<br />
für eine ökologisch fundierte<br />
nachhaltige Entwicklung und auf die Förderung<br />
ihrer Umsetzung. Die 35 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des Instituts – darunter<br />
finden sich Pragmatiker ebenso wie Visionärinnen,<br />
Spezialistinnen und Idealisten – setzen<br />
dafür ihre umfangreichen Erfahrungen<br />
und Kompetenzen in der inter- und transdisziplinären<br />
Nachhaltigkeitsforschung ein.<br />
Mit Pioniergeist und Tradition forschen und<br />
beraten sie in neun Themenfeldern:<br />
■ Nachhaltige Unternehmensführung<br />
■ Umweltpolitik und Governance<br />
■ Klima und Energie<br />
■ Produkte und Konsum<br />
■ Wasser- und Landmanagement<br />
■ Innovation und Technologien<br />
■ Umwelt-Dienstleistungen<br />
■ Evaluation und Bewertung<br />
■ Partizipation und Kommunikation.<br />
Auf der Internetseite des Instituts findet sich<br />
eine übersichtliche Darstellung zu den Arbeiten<br />
und Kompetenzen des IÖW in allen<br />
Themenfeldern. Im Mittelpunkt der Darstellung<br />
hier steht das Themenfeld „Innovation<br />
und Technologien“.<br />
IÖW-Thema „Innovation und<br />
Technologien“<br />
Das IÖW untersucht einerseits, wie Technologien<br />
zu einer nachhaltigen Entwicklung<br />
und zu einem „guten Leben“ beitragen können,<br />
und andererseits, wie die mit ihnen gegebenenfalls<br />
verbundenen Risiken vermieden<br />
werden können. Neben Hochtechnologien<br />
finden auch Low-Tech-Ansätze und<br />
ihre Einbettung in Alltagsstrukturen Berücksichtigung,<br />
da eine ökologische Industriepolitik,<br />
die alleine auf hochtechnologische<br />
Lösungen in der Produktion setzt, Veränderungspotenziale<br />
in den Konsummustern<br />
vernachlässigt und damit zu kurz greift.<br />
Typisierend verfolgt das IÖW einerseits einen<br />
akteursorientierten Ansatz, in dem beispielsweise<br />
Unternehmen und deren Handlungsmöglichkeiten<br />
betrachtet werden, und<br />
andererseits einen problemfeldbezogenen<br />
Ansatz, indem beispielsweise Klimaschutz<br />
und Erneuerbare Energien im Vordergrund<br />
stehen. Innovationen und Technologien<br />
werden im IÖW als Querschnittsansatz verfolgt.<br />
Einerseits werden einzelne Technologien<br />
mit ihren Chancen und Risiken untersucht<br />
(z. B. Nanotechnologien, Bionik oder<br />
Converging Technologies), andererseits fokussieren<br />
die Arbeiten auf einzelne Akteursgruppen<br />
und Rahmenbedingungen (Wie gehen<br />
Unternehmen mit neuen Technologien<br />
um? Wie können erneuerbare Energien am<br />
Markt durchgesetzt werden?).<br />
Neben grundlagenorientierten Forschungen<br />
liegt der Schwerpunkt des IÖW auf praxisorientierten<br />
Arbeiten, die nachhaltigkeitsorientierte<br />
Akteure wissenschaftlich fun-<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
13
Gastredaktion<br />
diert unterstützen sollen. Im Fokus stehen<br />
dabei Akteure wie NGOs, Ministerien, Unternehmen,<br />
Konsumenten sowie Politik.<br />
Zentrale Aspekte des Themas sind:<br />
■ Bewertung und -gestaltung neuer Technologien,<br />
■ neue Governanceformen und Diffusionsstrategien,<br />
■ Bottom-Up-Prozesse,<br />
■ Partizipationsprozesse,<br />
■ Marktstudien und Arbeitsplatzeffekte,<br />
■ Knowledge Brokerage (z. B. zwischen<br />
Wissenschaft und Politik).<br />
Bewertung und -gestaltung<br />
neuer Technologien<br />
Das IÖW ist seit Jahrzehnten im Bereich der<br />
Bewertung und Gestaltung (neuer) Technologien<br />
aktiv. Beispielsweise wurden bereits<br />
in den 1980er Jahren Forschungsprojekte<br />
durchgeführt wie „Blickwende in der Technologiepolitik“<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
oder „Umwelteinflüsse neuer Werkstoffe“<br />
für das Büro für Technikfolgenabschätzung<br />
(1992) oder Chemiepolitische Dialoge zur<br />
Transformation der chemischen Industrie<br />
in den neuen Bundesländern (1996).<br />
Aktuell setzt sich das IÖW mit einer Reihe<br />
von Forschungsvorhaben mit den so genannten<br />
Nanotechnologien auseinander<br />
und zeigt Gestaltungsoptionen bzw. -prozesse<br />
auf. Die Gestaltungsfreiheiten und damit<br />
auch die umweltorientierte Gestaltung<br />
der Nanotechnologien sind umso größer, je<br />
früher entsprechende Kriterien im Entwicklungsprozess<br />
aufgenommen werden. Insofern<br />
steht zunächst die Analyse der Technologie<br />
selbst im Vordergrund. Bereits die Analyse<br />
der potenziellen positiven Effekte der<br />
neuen Technologien kann Hinweise über<br />
mögliche unerwünschte Seiteneffekte geben,<br />
beispielsweise erweist sich die Kleinheit<br />
der Nanopartikel als ein Vorteil für unterschiedliche<br />
Produkte und Verfahren, zugleich<br />
aber können damit aber adverse (gegenläufige)<br />
Effekte verbunden sein (Emission<br />
in die Umwelt). Der Technologieanalyse<br />
und -gestaltung kommt insofern eine<br />
wichtige Rolle zur Vermeidung von Umwelt-<br />
und Gesundheitsbelastungen zu.<br />
Da Technologien von der Grundlagenforschung<br />
bis zum Einsatz in marktfähigen<br />
Produkten einer Vielzahl von Gestaltungen<br />
unterliegen, die sich aus den unterschiedlichen<br />
Ansprüchen der relevanten Akteure<br />
entlang der Entwicklungs- und Wertschöpfungskette<br />
ergeben, sind entsprechende<br />
nachhaltige Gestaltungsoptionen potenziell<br />
möglich. Ein zentraler Ansatz für entsprechende<br />
Orientierungen, mit dem sich das<br />
IÖW befasst, ist dabei die leitbildorientierte<br />
Technikgestaltung. Ein Leitbild, welches dabei<br />
eine wichtige Rolle spielen kann, ist die<br />
Natur bzw. die Faszination für Lösungsansätze,<br />
wie sie die „Natur“ hervorgebracht<br />
hat – Bionik. Die Bionik hat in jüngster Zeit<br />
einen deutlichen Aufschwung erfahren, unter<br />
anderem weil die allgemeine technologische<br />
Entwicklung<br />
■ stark in Richtung Bottom-Up-Prozesse<br />
geht und<br />
■ die ökologische Krise nach neuen Antworten<br />
verlangt.<br />
Im Rahmen der abgeschlossenen IÖW-Studie<br />
„Bionik – Potenziale und Trends“ wurden<br />
Gestaltungsprinzipen in der Natur und<br />
ihre Relevanz für den Umgang mit industriellen<br />
Stoffströmen (Stichwort Entfrachtung)<br />
und zur Technologiegestaltung (Stichwort<br />
Eigensicherheit) aufgezeigt.<br />
Neue Governanceformen und<br />
Diffusionsstrategien<br />
Technologien entwickeln sich nicht im leeren<br />
Raum, vielmehr werden sie durch vielfältige<br />
Einflüsse und Akteure gestaltet. Am<br />
Beispiel neuer Technologien wird deutlich,<br />
dass Nationalstaaten nur noch begrenzte<br />
Handlungsmöglichkeiten haben und Technikdiskurse<br />
in vielfältige nationale und internationale<br />
Akteursverflechtungen eingebettet<br />
sind. Selbst scheinbar schwache Akteure<br />
können einen bedeutenden Einfluss<br />
auf die Richtung und Orientierung der Diskurse<br />
haben, wie es sich anhand des Beispiels<br />
der Nanotechnologien in Nord-Amerika<br />
und des Einflusses von NGOs darauf<br />
zeigen lässt. Weiter erweisen sich Unternehmen<br />
als Produzenten und Nutzer neuer<br />
Technologien als wichtige Stellgrößen. Unternehmen<br />
differenzieren in Bezug auf den<br />
Umgang mit neuen Technologien zunehmend<br />
aus und versuchen damit, Vertrauen<br />
für ihren Umgang mit neuen Technologien<br />
zu generieren. In einem laufenden Vorhaben<br />
„Sozial-ökologische Gestaltungsoptionen<br />
von Converging Technologies (CON-<br />
TEC)“ untersucht das IÖW mit Förderung<br />
durch das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung Kriterien für die Nutzung<br />
und Entwicklung neuer Technologien in<br />
Unternehmen. Eine zentrale Rolle nehmen<br />
dabei das Vorsorgeprinzip und die Transparenz<br />
des Unternehmensverhaltens ein. Mit<br />
Hilfe von Kriterien könnten verschiedene<br />
Unternehmen bezüglich ihres Umgangs mit<br />
neuen Technologien verglichen werden.<br />
Die Ergebnisse eines solchen Vergleichs und<br />
ihre öffentliche Diskussion könnten gegebenenfalls<br />
dazu führen, dass neue Stakehol-<br />
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Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
14
Gastredaktion<br />
der-Konstellationen entstehen, die auf das<br />
Unternehmenshandeln einwirken, oder<br />
dass sich die Rahmenbedingungen für den<br />
unternehmerischen Umgang mit Technologien<br />
ändern. Umweltfreundliche Technologien<br />
sind dabei nicht zwangsläufig neue<br />
Technologien. Vielmehr geht es vielfach darum,<br />
bestehenden Technologien den Marktzugang<br />
zu ermöglichen. Ein Beispiel sind<br />
die Technologien im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien. Insbesondere die finanziellen<br />
Anreizstrukturen müssen so gestaltet werden,<br />
dass die emissionsseitig umweltfreundlicheren<br />
Technologien sich durchsetzen<br />
und entwickeln können, um perspektivisch<br />
wettbewerbsfähig zu werden. Ein gutes Beispiel<br />
dafür stellen die Fördermechanismen<br />
für erneuerbare Energien in Deutschland<br />
dar: politische Vorreiter treiben die Marktgestaltung<br />
voran und die Marktakteure leisten<br />
in der Folge selbst wiederum einen<br />
wichtigen Beitrag für die Weiterentwicklung<br />
des Rahmens.<br />
Bottom-Up-Initiativen<br />
Ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel,<br />
der Voraussetzung für eine nachhaltige<br />
Entwicklung ist, wird nicht alleine durch<br />
Top-Down-Initiativen erreichbar sein. Klimaschutz<br />
und Klimaanpassung – das ist beispielsweise<br />
spätestens seit dem Scheitern<br />
des UN-Klimagipfels in Kopenhagen augenfällig<br />
– erfordern in Zukunft stärker dezentrale<br />
und Bottom-Up-orientierte Handlungsstrategien,<br />
um den politischen Rückhalt<br />
zu stärken und um in der Bevölkerung<br />
vorhandene Handlungskapazitäten zu mobilisieren.<br />
Dies steht nur scheinbar im Widerspruch<br />
zu den im Zuge der Entwicklung<br />
globaler Marktregimes abnehmenden Steuerungsmöglichkeiten<br />
nationalstaatlicher und<br />
auch regionaler Akteure. Bottom-Up-Initiativen<br />
können Vorbilder schaffen und so die<br />
Diffusion von Best Practices ermöglichen.<br />
Konkret untersucht das IÖW solche Prozesse<br />
und ihre Reichweite in einem Projekt<br />
„Sozialökologie der Selbstversorgung – Erfolgsbedingungen<br />
und Diffusion von Konzepten<br />
zur vollständigen Energieversorgung<br />
von Kommunen und Regionen auf der Basis<br />
erneuerbarer Energien“. Die wissenschaftliche<br />
Nachwuchsgruppe unter der Leitung<br />
der Universität Freiburg fokussiert beispielhaft<br />
auf Bioenergie-Regionen und erforscht,<br />
wie ökologische und soziale Aspekte mit<br />
ökonomischen und technischen Faktoren<br />
zusammenwirken müssen, um erfolgreich<br />
regionale Nachhaltigkeitsziele und ein Umsteuern<br />
der Energieversorgung zu ermöglichen<br />
(www.ee-regionen.de).<br />
Partizipative Prozesse<br />
Die Durchsetzungsprobleme und die mangelnde<br />
gesellschaftliche Akzeptanz der<br />
Gentechnologien haben insbesondere in<br />
Großbritannien dazu geführt, dass vielgestaltige<br />
partizipative Prozesse initiiert wurden.<br />
Ihr Ziel ist es,<br />
■ Legitimation für neue Technologien zu<br />
generieren und<br />
■ Feedbacks in die Technikgestaltung<br />
einzubringen.<br />
Dies geschieht mittlerweile auch in anderen<br />
Mitgliedstaaten der EU, aber auch in<br />
den USA. Beispiele sind etwa Nanotechnologien<br />
oder Converging Technologies. Das<br />
IÖW hat 2007 eine „Verbraucherkonferenz<br />
zur Wahrnehmung der Nanotechnologie“<br />
konzipiert und begleitet, bei der 18 Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher ein Votum<br />
zur weiteren Entwicklung der Nanotechnologien<br />
in den Bereichen Lebensmittel,<br />
Kosmetika und Bedarfsgegenstände erarbeitet<br />
haben. Das vom Bundesinstitut für<br />
Risikobewertung (BfR) geförderte Vorhaben<br />
hat gezeigt, dass die Technologiebewertung<br />
durch so genannte Laien sehr dif-<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
15
Gastredaktion<br />
ferenziert ausfallen kann. Gegenwärtig besteht<br />
allerdings das Problem, dass partizipative<br />
Prozesse und die politischen Entscheidungsprozesse<br />
nur wenig verknüpft sind,<br />
was teilweise bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen<br />
entsprechender Prozesse das<br />
Gefühl hervorruft, dass es sich dabei um<br />
„Trockenübungen“ handelt. Diesen Befund<br />
stützen auch die Ergebnisse eines kürzlich<br />
abgeschlossenen Projekts „Development of<br />
a Platform for Deliberative Processes on<br />
Nanotechnology in the European Consumer<br />
Market“, an dem das IÖW beteiligt<br />
war. Ziel des Projektes war eine Evaluation<br />
deliberativer Prozesse auf nationaler und<br />
EU-Ebene in Europa und die Erarbeitung<br />
von Handlungsempfehlungen für die beteiligten<br />
Stakeholder (www.nanoplat.de).<br />
Marktstudien und<br />
Arbeitsplatzeffekte<br />
Umwelt- und Wirtschaftspolitik zielen im<br />
Idealfall darauf ab, die Nachhaltigkeitspotenziale<br />
von Technologien zu fördern und<br />
gleichzeitig Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit<br />
in Entwicklung und Produktion<br />
sicherzustellen. Das IÖW unterstützt<br />
die Erarbeitung entsprechender Politikstrategien<br />
durch Marktstudien, Wertschöpfungsanalysen<br />
und durch die Abschätzung<br />
von Arbeitsplatzeffekten. Für<br />
die Bundesländer Hessen und Nordrhein-<br />
Westfalen hat das IÖW in diesem Rahmen<br />
beispielsweise die Branchen und die nanotechnologischen<br />
Anwendungsfelder, in<br />
welchen Nanotechnologien eine Rolle<br />
spielen, erfasst und auf dieser Basis wirtschaftliche<br />
und Umweltentlastungspotenziale<br />
abgeschätzt. Zudem wurden die regionale<br />
Infrastruktur (Universitäten / Forschungseinrichtungen<br />
/ Kompetenzzentren)<br />
sowie die Förderlandschaft analysiert<br />
und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet.<br />
Aktuell untersucht das IÖW in<br />
zwei Vorhaben die Arbeitsplatzeffekte von<br />
Technologien. Im Fokus eines Projekts für<br />
das Umweltbundesamt stehen innovative<br />
Umwelttechnologien, ein weiteres Projekt<br />
für die Hans-Boeckler-Stiftung untersucht<br />
die Wirkungen von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Knowledge Brokerage – Wissensvermittlung<br />
und -austausch<br />
Ein besonderes Augenmerk richtet das<br />
IÖW auf die Bearbeitung der Frage, wie ein<br />
verbesserter Austausch zwischen Wissenschaft<br />
und Politik stattfinden kann, um einerseits<br />
Nachhaltigkeitspotenziale technologischer<br />
Entwicklungen zu identifizieren<br />
und zu realisieren, sowie andererseits, um<br />
gesellschaftliche Risiken und Unsicherheiten<br />
früher zu erkennen und vorsorgend zu<br />
regulieren. Seit Jahresbeginn koordiniert<br />
das IÖW ein Projekt, bei dem es um die<br />
Entwicklung neuer Ansätze für das<br />
Knowledge Brokerage am Beispiel der<br />
Handlungsfelder Lebensmittel, Mobilität<br />
und Wohnen geht. An dem Vorhaben „Enhancing<br />
Connectivity Between Research<br />
and Policy-making in Sustainable Consumption<br />
(CORPUS)“, das im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm<br />
gefördert wird,<br />
sind zahlreiche europäische Partner beteiligt.<br />
Aus Österreich sind es das Research Institute<br />
for Managing Sustainability (RI-<br />
MAS) und das Bundesministerium für<br />
Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und<br />
Wasserwirtschaft (www.scp-knowledge.eu).<br />
Zwei Jubilare: VÖW und IÖW<br />
Zugleich mit dem IÖW wurde 1985 auch<br />
die Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung<br />
e. V. (VÖW) gegründet.<br />
Die Vereinigung bildet ein Netzwerk ihrer<br />
Mitglieder aus Wissenschaft und Praxis, die<br />
sich mit Fragestellungen der nachhaltigen<br />
Entwicklung sowie ihrer praktischen Umsetzung<br />
auseinandersetzen. Der besondere<br />
Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf dem<br />
Gebiet des nachhaltigen Wirtschaftens und<br />
dem Beitrag, den Unternehmen, Politik und<br />
Hochschulen dazu leisten können<br />
(www.voew.de ).<br />
Ökologisches Wirtschaften<br />
Gemeinsam geben VÖW und IÖW die Zeitschrift<br />
„Ökologisches Wirtschaften“ heraus.<br />
Sie erscheint vierteljährlich und ist das wissenschaftliche<br />
Journal zum nachhaltigen<br />
Wirtschaften mit der weitesten Verbreitung<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum.<br />
Die aktuelle<br />
111. Ausgabe<br />
behandelt das<br />
Schwerpunktthema<br />
„Soziale<br />
Nachhaltigkeit<br />
in Unternehmen“.<br />
Die folgende<br />
Ausgabe<br />
erscheint im<br />
Juni <strong>2010</strong> und wird „Converging Technologies“<br />
behandeln sowie eine Auswahl von<br />
Beiträgen zur Jahrestagung der International<br />
Society for Ecological Economics (ISEE)<br />
im August dieses Jahres in Oldenburg enthalten.<br />
Mehr dazu: www.oekologischeswirtschaften.de<br />
■<br />
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Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
16
Neue Biotechnologien<br />
Bio-in-techno polis<br />
A Study on Biotechnology Companies in METU Techno polis, Turkey<br />
In spite of many ethical discussions, biotechnology, as a growing sector,<br />
keeps on taking a place in techno poleis, in other words technoparks, in<br />
many countries including Middle East Technical University (METU) Techno<br />
polis, Turkey. This study aims to show common features of biotech firms.<br />
Gülsevim Ocak<br />
is research assistant and a master student in<br />
Science and Technology Policy Studies at Middle<br />
East Technical University and Van 100. Yil University,<br />
Turkey. She is graduated from the Departments<br />
of Sociology (2005) and Socio-Economical<br />
Development and Biotechnology (2007) at Ankara<br />
University. Visiting fellow at IAS-STS in 2009/<strong>2010</strong>.<br />
She studies development, sociological, ethical<br />
issues in medical biotechnology.<br />
E-mail: gevsel@gmail.com<br />
Techno poleis and biotechnology<br />
firms in Turkey<br />
The first techno park in Turkey was established<br />
in 1985 by ITU-Istanbul Technical<br />
University and the Istanbul Chamber of<br />
Commerce. In ensuing years, based on a<br />
contract between KOSGEB and ITU, Techno<br />
Park has continued its activities as a Technology<br />
Development Center. In 1987,<br />
METU started a research on METU-techno<br />
polis (Reisman et al. 2004: 25).<br />
In 2001, with the Regulation of Techno<br />
parks accepted by KOSGEB, METU Techno<br />
polis and TUBITAK-MAM (Turkish Industrialists<br />
and Businessmen’s Association-Marmara<br />
Research Center) were regarded as the<br />
first Technology Development Zones in<br />
Turkey. Following this, many other technology<br />
development zones have been established<br />
in Ankara (such as TDZ-Cyber Park,<br />
Bilkent University – 2002, Hacettepe University<br />
TDZ – 2003, Ankara University –<br />
2006, Gazi University – 2007) (Varol et. al.<br />
2009: 147).<br />
Still, modern biotechnology and its uses in<br />
industry are not developed enough in<br />
Turkey. According to Erbaș (2006: 33),<br />
“…there is no systematic registry on the<br />
companies engaged in biotechnology in<br />
Turkey”. Varol et al. (2009: 150) give information<br />
about METU-TEKMER (METU-Technology<br />
Development Center) and OSTIM<br />
.<br />
(Organized Industrial Region) Incubation<br />
Center: “Between 1992 and 2007, 117 firms<br />
had been supported where 80 of them had<br />
completed the incubation phase and graduated<br />
successfully. When the sectoral distribution<br />
of the firms was analyzed, it was seen<br />
that informatics, electronics, mechatronics,<br />
and biotechnology sectors were dominant.“<br />
The only data can be gained from a study<br />
financed by TUSIAD (Turkish Industrialists<br />
and Businessmen’s Association), and in this<br />
study, it was seen that the number was 90<br />
firms in 2005, whereas it was only 50 in<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
2000. Although the numerical data are not<br />
consistent, the average number obtained for<br />
2006 is about 170 firms engaged in biotechnology<br />
(Basaga and Cetindamar, 2006: 1).<br />
Methodology<br />
In order to understand and see the common<br />
features in the foundations, product diversities,<br />
and strength or weaknesses of the companies,<br />
an empirical study was performed in<br />
METU Techno polis in 2008. The empirical<br />
data were gained from the interviews with<br />
four biotechnology company authorities<br />
through a semi-structured questionnaire.<br />
These firms have been chosen according to<br />
their sectors. As there were just four<br />
biotechnology firms in the techno-polis of<br />
METU in 2008 all of them were interviewed.<br />
Findings and Discussions<br />
■ Establishing a biotech firm and the<br />
founders<br />
In this sample, it is apparently seen that the<br />
person who decides to establish a biotechnology<br />
firm generally comes from the<br />
academic arena. Besides, there are many<br />
similarities among the firms about the reasons<br />
for establishing a new biotechnology<br />
firm. The most common point was about<br />
the unnecessary importation of expensive<br />
biotechnology goods and services, such as<br />
the biotechnology test kits, which are<br />
necessary for even the most basic biotechnology<br />
researches. Recently, the production<br />
of biotechnology test kits and other goods<br />
and services in Turkey is done by imitating<br />
imported products in general. Howewer, the<br />
founders and their workers are complaining<br />
about many researchers’ and doctors’<br />
preference in buying the foreign good by<br />
the justification of getting more qualified<br />
goods.<br />
■ The products and services & customers<br />
It is impossible to assume that there is a<br />
various product range in the biotechnology<br />
sector in Turkey. Only biotechnology<br />
test kits, tests and analyses are being made<br />
for the sectors of health and education.<br />
Moreover, the customers are increasing in<br />
universities and medical centers. Hence,<br />
biotechnology firms produce the necessary<br />
goods in accordance with the demands of<br />
these customers. In addition to this, the<br />
product variety may be adapted to the de-<br />
17
Neue Biotechnologien<br />
mands of various geographical regions and<br />
changed in parallel to these demands. According<br />
to Pfirrmann (1999: 657), the majority<br />
of firms offer a mix of analytical services,<br />
contract research and act as suppliers<br />
for universities, research institutes and<br />
other firms by providing intermediary products<br />
such as testing kits and cell cultures.<br />
Furthermore, he regards this as the “bread<br />
and butter” activity, which provides a funding<br />
base that sustains the entity, while the<br />
search for more sophisticated target products<br />
proceeds and in many cases, universities<br />
and research institutes also provide the<br />
laboratory and manufacturing equipment<br />
to help the small company to overcome<br />
specific size barriers.<br />
■ The advantages of Techno-polis<br />
Being a member of METU Techno-polis, as a<br />
technology development zone, is very desirable<br />
for all new established firms and also<br />
for techno-polis’s biotechnology firms in<br />
many respects. This desirability is coming<br />
from the particular infrastructure opportunities<br />
of techno-polis which includes electricity<br />
and water system, internet network,<br />
tax reduction, buildings and the most important<br />
one is the academic counseling and<br />
technical assistance for the biotechnology<br />
processes. Actually, the unpaid “helps” of<br />
university students or trainees to their university<br />
professor should not be ignored<br />
here. The point to be regarded is that<br />
among the other advantages listed above,<br />
the most important one was explained as<br />
the “synergy” among the firms.<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
18<br />
■ Capital source and patents<br />
There is no foreign investment confirmed<br />
in the interviews of firms. All of them are<br />
established by the indigenous and personal<br />
effort and only by the help of KOSGEB and<br />
TUBITAK. This result is in contradiction<br />
with Lerners and Merges’ (1998: 126) argument,<br />
that “small, research-intensive firms<br />
frequently rely on alliances with larger corporations”.<br />
This contradiction has its reason<br />
in the production type of the biotech<br />
firms in Turkey, and it is not so much research-intensive.<br />
However, one of these<br />
firms was offered to have a corporation by a<br />
foreign company but the firm responded<br />
that they didn’t accept it because they<br />
wanted to be successful first by themselves<br />
without any other assistance.<br />
Only one firm has a patent in a sort of educational<br />
testing kit. They had some patent<br />
applications. However, OECD statistics<br />
(Beuzekom and Arundel, 2006: 44; 2009:<br />
75) clearly reveal that Turkey is one of the<br />
least specialized countries in biotechnology<br />
patents, and only one patent application<br />
has been made from biotechnology sector<br />
between 1994-1996, but this increased to 5<br />
between 2004-2006.<br />
■ Technical problems<br />
All biotechnology firms work with expensive<br />
machines which are essential for carrying<br />
out DNA series analysis. The main reason<br />
for the firms in Turkey to import these<br />
machines is the fact that there is no place to<br />
produce or even repair them. The dependency<br />
on the possibility of repair of the machines<br />
costs the firms not only substantial<br />
but also customer trust loss by the time (approximately<br />
in forty or fifty days).<br />
Conclusion: Academics in<br />
biotechnology sector<br />
As we see in this article, biotechnological<br />
firms have academic founders who at the<br />
moment import machines and imitate established<br />
products. A well-known first step<br />
in production, or even in a creative process,<br />
is imitation. However, if one chooses to produce<br />
only by imitating failiure would be the<br />
consequence both in the commercial<br />
biotechnological sector and academia. The<br />
biotechnological field generally requires<br />
creativity. Thus, being an academic is a brilliant<br />
pre-condition in this sector. To be successful,<br />
academics should keep their origin<br />
in mind and remain as “academic” as possible<br />
in this capitalist sector. If they fail to do<br />
so they will get the response they deserve.<br />
References<br />
• Basaga, H., D. Cetindamar (2006): Türkiye’de<br />
.<br />
Biyoteknoloji Ișbirlikleri, Press Release of TU-<br />
SIAD, 22.06.2006, TS/BAS-BÜL/06-54.<br />
• Beuzekom, B. A., A. Arundel (2006): OECD<br />
Biotechnology Statistics, Internet link:<br />
http://www.inmegen.gob.mx/mambo/images/stories/informacion_relacionada/pdf/367<br />
60212.pdf.<br />
• Beuzekom, B., A. Arundel (2009): OECD<br />
Biotechnology Statistics, Internet link:<br />
http://www.afaa.com.au/news_pdf_062_OECD<br />
_Biotechnology_Statistics_2009.pdf.<br />
• Erbaș, H. (2006): Biotechnology in Turkey,<br />
in: Bioforum Europe 10, pp. 32-33.<br />
• Lerner, J., R. P. Merges (1998): The Control of<br />
Technology Alliances: An Empirical Analysis of<br />
the Biotechnology Industry, in: The Journal of<br />
Industrial Economics 46 (2): Inside the Pin-<br />
Factory: Empirical Studies Augmented by Manager<br />
Interviews: A symposium, pp. 125-156.<br />
• Pfirrmann, O. (1999): Neither Soft nor Hard –<br />
Pattern of Development of New Technology<br />
Based Firms in Biotechnology, in: Technovation<br />
19, pp. 651-659.<br />
• Reisman, Arnold, Ismail Capar, Emel Aktas:<br />
(October 20, 2004): Turkey’s Development:<br />
The Role of Technology Transfer. Available at<br />
SSRN: http://ssrn.com/abstract=607841.<br />
• Varol, C., N. Aydan Sat, Asli Gurel Ucer,<br />
Gulsen Yilmaz (2009): Ankara Technology Development<br />
Zones Within the Context of Innovation<br />
Strategies in Turkey, in: N. Aydogan<br />
(Ed.): Innovation Policies, Business Creation<br />
and Economic Development, New York:<br />
Springer (= International Studies in Entrepreneurship<br />
21), pp. 137-158. ■
Frauen & Technik<br />
Produktmarketing im<br />
Techniksektor<br />
Innovative Produkte: Ein Renner …. nicht nur für Männer?<br />
Die Bedeutung von Gender Marketing wird auch im deutschsprachigen<br />
Raum verstärkt wahrgenommen. Frauen verfügen über eine immer höhere<br />
Kaufkraft, die „female economy“ stellt in vielen Marktsegmenten den größten<br />
Wachstumsmarkt dar. Jedoch ist das Marketing für innovative technische<br />
Produkte meist traditionellen Rollenschemata verhaftet und selten zielgruppengerecht<br />
Vera Christoph<br />
ist promovierte Sozialwissenschaftlerin und Betriebswirtin,<br />
studierte in Deutschland, Frankreich<br />
und den USA. Sie war zuletzt für das von der<br />
Fraunhofer-Gesellschaft mit Unterstützung des<br />
Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) durchgeführte Projekt „Gender Chancen –<br />
Nutzung des Potenzials von Frauen im Innovationssystem“<br />
tätig. Als cultural consultant ist sie<br />
vor allem für nordamerikanische Auftraggeber<br />
tätig.<br />
E-Mail: vera_christoph@yahoo.de<br />
„Make it pink“ – Reicht das?<br />
„Frauen und technische Produkte“ werden<br />
vom Gros der MarketingstrategInnen auch<br />
heute noch in sehr konventioneller Weise<br />
behandelt. Trotz umfangreicher Untersuchungen<br />
zur Entwicklung der Käufermärkte,<br />
welche das größte Wachstumspotenzial<br />
bei Konsumentinnen sehen, scheinen<br />
die Unternehmen, so Michael Silverstein<br />
und Kate Sayre in der Septemberausgabe<br />
2009 des Harvard Business Review,<br />
diese Entwicklung schlichtweg zu ignorieren.<br />
Der Ideenreichtum, wie Konsumentinnen<br />
gezielter angesprochen werden können,<br />
sei überraschenderweise sehr begrenzt.<br />
„Make it pink“, so Silverstein/ Sayre, sei<br />
häufig der einzige Einfall der MarketingstrategInnen.<br />
Bei den Konsumentinnen jedoch<br />
riefen solche Kampagnen wegen der als erniedrigend<br />
empfundenen starken Stereotypisierung<br />
oft vehementen Protest hervor<br />
(Silverstein, S. 2f.). So zog sich etwa die<br />
Firma Garmin 2007 mit dem pink nüvi, einem<br />
Navigationsgerät speziell für Frauen,<br />
großen Unmut zu: Seine schrille Farbe und<br />
mehr noch der Werbeslogan „Danke für das<br />
pink nüvi. Mein Geschenk wartet im Schlafzimmer<br />
auf Dich“ fand wenig Anklang. In<br />
die Schublade „pink = weiblich“ griff auch<br />
der Notebook-Hersteller Hewlett Packard.<br />
Das Nationalmuseum in Krakau nahm das<br />
notebook 2009 in seine viel beachtete Ausstellung<br />
über die Geschichte der Handtasche<br />
vom Mittelalter bis heute auf (Abb. 1).<br />
Produktmarketing in Frauenund<br />
Publikumszeitschriften<br />
Anfang 2009 werteten wir die in zwei deutschen<br />
Frauenzeitschriften (Brigitte, Vanity<br />
Fair) und zwei Publikumszeitschriften (audio<br />
vision, aktiv Radfahren) erschienenen<br />
Anzeigen für technische Produkte aus, besonders<br />
im Hinblick auf die visuelle Repräsentation<br />
von Frauen. Diese Untersuchung<br />
ging von der Überlegung aus, dass Bilder,<br />
anders als Sprache, unmittelbarer wirken,<br />
einen großen Erinnerungswert haben und<br />
hohe Identifikationsmöglichkeiten bieten.<br />
Sie könnten also Zielgruppen gezielt und<br />
wirksam ansprechen. Bilder und die darin<br />
abgebildeten Personen sind immer ein Spiegel<br />
der (vor-)herrschenden Geschlechterrollen<br />
und Rollenzuschreibungen in einer Gesellschaft.<br />
Aus der Analyse der visuellen<br />
Darstellung von Frauen und Männern lassen<br />
sich somit Rückschlüsse ziehen, wie es –<br />
zumindest aus Sicht der MarketingstrategInnen<br />
– um die Technikaffinität von Frauen<br />
bestellt ist bzw. welches Interesse und welche<br />
Kompetenz Frauen in diesem Bereich<br />
zugetraut und zugeschrieben wird.<br />
Die Ergebnisse stimmen in großen Teilen<br />
mit den von Silverstein/Sayre dokumentierten<br />
Sachverhalten überein. Eine Ausnahme<br />
bildet das Marketing für Fahrräder, das im<br />
Vergleich zu Produkten aus der Kommunikations-<br />
und Unterhaltungselektronik oder zu<br />
Kraftfahrzeugen sehr differenziert ist.<br />
Produktkategorien in Frauenzeitschriften<br />
In Brigitte und Vanity Fair erschienen in<br />
den jeweils untersuchten 7 Ausgaben insgesamt<br />
56 Anzeigen für technische Produkte,<br />
davon 18 Anzeigen für Kraftfahrzeuge,<br />
11 für Handys, 8 für Küchen- und<br />
Haushaltsgeräte sowie 4 für Unterhaltungselektronik<br />
(Spielekonsole, Fernseher) und 3<br />
für PC, Monitor oder Notebook. Die restlichen<br />
Anzeigen betrafen einen Fotoapparat,<br />
Batterien, Uhren und funktionale Kleidung.<br />
Neben den Anzeigen erschienen 5 Berichte<br />
über technische Produkte (smartphones,<br />
playstations, Kraftfahrzeuge, Uhren).<br />
In den von 7 Herstellern platzierten 18 Anzeigen<br />
für Kraftfahrzeuge wird nur in einem<br />
Fall eine Frau, welche ein Cabrio präsentiert,<br />
gezeigt. Die meisten Fahrzeugher-<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
19
Frauen & Technik<br />
Abb. 1: HP Mini Vivienne<br />
Tam Edition<br />
Abb. 2: Mercedes Benz Fashion Week<br />
Berlin 2009<br />
Abb. 3: Motorola Aura<br />
Abb. 4: Motorola Aura<br />
Abb. 5: Onkyo TX-SR 876<br />
(Ausschnitt)<br />
Abb. 6: Uschi Obermaier für<br />
Kalkhoff, Ende 1970<br />
Abb. 7: Koga Signature<br />
Abb. 8: Diamant E-Bike<br />
steller verzichten gänzlich auf die Abbildung<br />
von Personen. Nach telefonischer<br />
Auskunft der Unternehmen werden Werbeanzeigen<br />
nicht auf spezielle Publikationsmedien,<br />
z. B. Frauenzeitschriften, ausgerichtet.<br />
Eine Ausnahme bildet eine Anzeige<br />
von Mercedes, die im Stil eines Starauftritts<br />
inszeniert ist und die „Mercedes<br />
Fashion Week“ bewirbt. Sie zeigt eine sehr<br />
schlanke, langhaarige Blondine im auffallenden<br />
roten Abendkleid, auf dessen<br />
Schleppe ein silbergraues Mercedes Sport<br />
Coupé steht (Abb. 2).<br />
Das Marketing für Handys in Frauenzeitschriften<br />
setzt primär auf die Kombination<br />
des Geräts mit Modelabels aus dem oberen<br />
Preissegment. Präsentiert werden spezielle<br />
Handy-Editionen z. B. für Hugo Boss,<br />
Prada, Emporio Armani. Technische Details,<br />
Funktionalität und Bedienung werden<br />
nicht erwähnt, Inszenierung und Sprache<br />
orientieren sich am corporate design<br />
der Modemarken. Exklusivität, Luxus, Eleganz<br />
und Außergewöhnlichkeit stehen im<br />
Mittelpunkt. In der Regel bilden die Anzeigen<br />
das Handy vor einem schwarzen Hintergrund<br />
ohne Personen ab. Frauen werden<br />
in 2 Anzeigen im Display des Handys gezeigt.<br />
Motorola dagegen zeigt sein „Aura“-<br />
Handy im beruflichen Umfeld erfolgreicher<br />
junger Männer und Frauen aus der<br />
Mode- und/oder Filmbranche. Diese Anzeigenreihe<br />
fällt durch ein geschicktes Spiel<br />
mit Geschlechterrollen (Frau hinter der Kamera,<br />
Mann bei Schneiderarbeiten) auf, die<br />
Frauen und Männern gleichermaßen souveräne<br />
fachliche Kompetenz und Kreativität<br />
zuschreibt (Abb. 3 und 4). Anbieter von<br />
Telekommunikationsdienstleistungen bilden<br />
junge Frauen meist in einem Wohnambiente<br />
bei der Benutzung eines Laptops<br />
oder Handys ab. Unter den 8 Anzeigen für<br />
Haushalts- und Küchengeräte fällt auf, dass<br />
alle Anzeigen für Kaffeemaschinen männliche<br />
und weibliche Genießer zeigen. Dagegen<br />
ist in den beiden Anzeigen für Herd<br />
und Backofen jeweils eine Frau abgebildet,<br />
der Staubsauger wird als Möbelstück in einer<br />
durchgestylten Wohnung präsentiert<br />
(ohne Personen).<br />
Produktwerbung in Publikumszeitschriften<br />
Die Auswertung von audio vision ergab<br />
eine stark männlich dominierte Ausrichtung<br />
der Produktanzeigen. Frauen werden<br />
nur in 6 Anzeigen direkt oder indirekt dargestellt,<br />
stets stereotyp und auf sexuelle Referenzen<br />
reduziert: ein roter BH hängt auf<br />
einem Verstärker einer Konzertbühne, ein<br />
Stöckelschuh ist mit einem fragwürdigen<br />
Text versehen (Abb. 5) oder eine als<br />
Schmetterling geschmückte, unbekleidete<br />
Frau ist in das Bild eingearbeitet. Nur in einem<br />
einzigen Bild kommt eine Frau als<br />
Nutzerin des Produkts vor: eine leger in<br />
weiß gekleidete blondhaarige Frau sitzt im<br />
Schneidersitz neben einem Lautsprecher<br />
und hört Musik.<br />
Im Vergleich zu den Anzeigen aus der Unterhaltungselektronik<br />
aus dem Jahr 2009<br />
wirkt die Anzeige des Fahrradherstellers<br />
Kalkhoff aus den späten 1970er Jahren mit<br />
der skandalumwobenen Uschi Obermaier<br />
geradezu progressiv: sie wird gezeigt als<br />
selbstbewußte, selbstbestimmte und<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
20
Frauen & Technik<br />
durchaus verführerische<br />
Frau, die das Rennrad fest<br />
im Griff hat, den Blick direkt<br />
auf den Betrachter<br />
und die Betrachterin richtet<br />
und mit dem Slogan<br />
„Dieses Rad ist ein Renner<br />
… nicht nur für Männer“<br />
für das neue Produkt des<br />
Radherstellers (Abb. 6)<br />
wirbt.<br />
Die Anzeigen aus aktiv<br />
Radfahren fallen dagegen<br />
durch eine sehr differenzierte<br />
und insgesamt gendergerecht(er)e<br />
Darstellung<br />
von Frauen und<br />
Männern auf. In diesem<br />
Marktsegment treten unzeitgemäße<br />
Rollenklischees nahezu nicht<br />
mehr auf (z. B. „er“ fährt vornweg, „sie“<br />
hinterher), zudem sind Frauen proportional<br />
häufiger zu sehen als in den oben genannten<br />
Anzeigen für andere Gebrauchsgüter (in<br />
27 von 48 Anzeigen). Frauen werden als<br />
kompetent, aktiv und gleichberechtigt dargestellt.<br />
Genau wie Männer interessieren sie<br />
sich für unterschiedliche Fahrradtypen<br />
(City Bike, e-bike, MTB, Liegerad, etc.). Sie<br />
sind normalgewichtig, unterschiedlichen<br />
Alters und situationsgerecht gekleidet<br />
(Jeans, T-Shirt, bike gear, business outfit)<br />
(Abb. 7-9). Nur in einer einzigen Anzeige für<br />
einen Fahrradsattel wurde der Typus „jung,<br />
blond, Püppchen“ als Bild gewählt (Abb.<br />
10). Diese Frau arbeitet als Profi-Model in<br />
London. Unter insgesamt 48 Anzeigen fielen<br />
zwei Anzeigen auf, die explizit Käuferinnen<br />
ansprechen sollen. Centurion wirbt<br />
für EVE, ein Tourenrad, welches „passion,<br />
style and power“ verspricht, Panther für<br />
das „Panther MTB Lady-Line: Überlegen<br />
weiblich in Ausstattung & Design“. Panther<br />
hinterlegt seine Anzeige mit einem<br />
rosa eingefärbten Bild einer Mountainbikerin<br />
(Abb. 11). Centurion erzählt die biblische<br />
Geschichte von Eva: „Es war kurz<br />
nach Vollendung der Schöpfung, als Eva<br />
den Rest der Menschheit mit einem Apfel<br />
lockte. Man kennt die Geschichte. Danach<br />
war ein größerer Umzug fällig.“ Und leitet<br />
dann auf die Verlockung durch das Eve<br />
Ultimate bike über.<br />
Obwohl sich das Produktmarketing für<br />
Fahrräder insgesamt ausgewogener und<br />
gendergerechter als die Werbung vieler anderer<br />
Branchen präsentiert, zeigen sich in<br />
Einzelfällen doch die Grenzen eines vielleicht<br />
gut gemeinten, aber missverstandenen<br />
Gender Marketings.<br />
Abb. 9: Kettler E-Bike<br />
Abb. 10: Sattel von Selle Royal<br />
Konsumentinnen sind dem<br />
Markt voraus<br />
„Shrink it and pink it“ erweist sich weder<br />
im Produktdesign noch im Marketing als<br />
zufriedenstellendes Konzept, um Kundinnen<br />
erfolgreich anzusprechen. Obwohl<br />
umfangreiche statistische Daten zur Kaufkraft,<br />
zu Kaufentscheidungen und zum<br />
Kaufverhalten von Frauen ebenso vorliegen<br />
wie detaillierte Studien zu ihren Vorstellungen<br />
und Ansprüchen an technische<br />
Produkte, tun sich Unternehmen noch immer<br />
erstaunlich schwer, diesen Wachstumsmarkt<br />
zu bedienen.<br />
Das ernüchternde Ergebnis einer von der<br />
Boston Consulting Group 2008 durchgeführten<br />
weltweiten Umfrage unter 12.000<br />
Teilnehmerinnen ergab, dass Frauen die<br />
Produkte, die sie wünschen, nicht in ausreichendem<br />
Maß und in der gewünschten<br />
Qualität geboten finden und sie sich als<br />
Käuferinnen unterschätzt fühlten. Hinzu<br />
kommt, dass Frauen sich häufig mit überkommenen<br />
und abwertenden Rollenklischees<br />
konfrontiert sehen (Silverstein,<br />
Seite 3).<br />
2005 befragte Media Analyzer Konsumentinnen<br />
zum Frauenbild in Werbeanzeigen:<br />
90 Prozent der befragten Frauen möchten<br />
ein anderes, neutrales Frauenbild vermittelt<br />
haben (MediaAnalyzer, S. 8). Konsumentinnen,<br />
so scheint es, sind dem Markt<br />
weit voraus.<br />
Der Artikel greift Ergebnisse des durch das<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) geförderten und von der<br />
Fraunhofer-Gesellschaft durchgeführten<br />
Projekts „Gender Chancen – Nutzung des<br />
Potenzials von Frauen im Innovationssystem“<br />
auf (Förderkennzeichen<br />
01FW0702).<br />
Abb. 11: Panther MTB Lady Line,<br />
Fancy 777<br />
Quellen<br />
• audio vision, Ausgaben Nr. 2-5, 2009.<br />
• Brigitte, Ausgaben Nr. 1–7, 2009.<br />
• Vanity Fair, Ausgaben Nr. 58, 2008 und<br />
Nr. 1-7, 2009.<br />
• aktiv Radfahren, Ausgaben Nr. 1-5, 2009.<br />
Alle Abbildungen stammen aus diesen Zeitschriften.<br />
Literatur<br />
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Visual Culture. Houndmills/New York: Palgrave<br />
2001.<br />
• Binkley, C.: The Forgotten Market Online:<br />
Older Women. In: The Wall Street Journal,<br />
21.05.2009.<br />
• Designline Office. Das Online Magazin für<br />
Produkt- und Interiordesign. Gespräch mit Agnete<br />
Enga / Smart Design. 25.05.2009. Online:<br />
http://www.designlines.de/im_gespraech/Agnete-Enga-Smart-Design_775524.html.<br />
• Goffman, E.: Gender Advertisements. London:<br />
The Macmillan Press Ltd. 1979.<br />
• Holtz-Bacha, C. (Hg.): Stereotype? Frauen<br />
und Männer in der Werbung. Wiesbaden: VS<br />
Verlag für Sozialwissenschaften 2008.<br />
• Jaffé, D.: Reise-Entscheidungen. Die Rolle<br />
von Frauen bei Kaufentscheidungen im Tourismus.<br />
bluestone gender marketing: 10.03.2006<br />
(pdf-Dokument): www.bluestone-ag.de/docs/<br />
bluestone-itb2006-d.pdf.<br />
• MediaAnalyzer Software & Research GmbH:<br />
Werbewirkung auf Frauen im B2B Bereich.<br />
Hamburg 2005 (pdf-Dokument): http://www.<br />
mediaanalyzer.com/know-how/studien.html.<br />
• Mühlen-Achs, G.: Wer führt? Körpersprache<br />
und die Ordnung der Geschlechter. München:<br />
Frauenoffensive 2003.<br />
• Silverstein, M. J., K. Sayre: The Female Economy.<br />
In: Harvard Business Review, September<br />
2009, S. 1-8. ■<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
21
Aus dem <strong>IFZ</strong><br />
Critical Issues in Science and<br />
Technology Studies<br />
9 th IAS-STS Annual Conference: 3 rd -4 th May <strong>2010</strong>, Graz, Austria<br />
The 9 th IAS-STS conference invites all current and former fellows of the Institute<br />
for Advanced Studies as well as other interested researchers in the area of<br />
science and technology studies. The conference provides a forum to discuss on<br />
a broad variety of topics in the STS-field related to the five thematic focuses.<br />
Learning gender – Learning<br />
technology. Media as<br />
educational arenas<br />
The presentations in this session will focus<br />
on media as a place and tool for<br />
learning. Presented papers will address<br />
the question of the gender learning potential<br />
of digital and analogue media.<br />
Based on the presupposition that all media<br />
representations and digital media applications<br />
distribute certain images and<br />
knowledge of gender, this session is explicitly<br />
aiming at methodological approaches<br />
to prove that hypotheses and<br />
at research about the processes and the<br />
results of gender learning through media.<br />
Ethical, Legal and Social Aspect<br />
of Human Genetics<br />
A main focus of this panel will lie on research<br />
projects providing a critical<br />
analysis of human bio-medical and genetic<br />
research. Presentations investigate<br />
either ethical, legal or social aspects of<br />
genetic testing in the medical domain,<br />
bio-banking, epigenetics and synthetic<br />
biology.<br />
Sustainable Innovations and<br />
Public Procurement<br />
This session will deal with the question<br />
about the role of the public sector in fostering<br />
sustainable developments against<br />
the background that the European Community<br />
aims at becoming a strong market<br />
for sustainable innovations. Thereby emphasis<br />
is especially laid on sustainability<br />
in the building sector, renewable energies,<br />
recycling and organic products. The session<br />
will discuss how the public sector<br />
can implement guiding principles to enhance<br />
such sustainable innovations.<br />
Transition, Innovation and<br />
Social Learning in the Energy<br />
Sector<br />
Presentations in this panel will deal with<br />
strategies and guiding visions for the implementation<br />
of energy concepts, which<br />
influence the transition to a more sustainable<br />
energy system. Regional governance,<br />
climate policy strategies, innovation<br />
policy and the role of users in the<br />
area of energy technologies will be topics<br />
to be discussed.<br />
Information and<br />
Communication Technologies<br />
The session will present topics like ICT<br />
and agency, ubiquitous computing or ICT<br />
and mobility shall be analysed with respect<br />
to their wider social and political<br />
implications. Further issues of interest<br />
will be the social shaping of ICT developments,<br />
innovation policies, risk management<br />
and participatory approaches to the<br />
design of ICT systems and applications.<br />
For further information on the conference,<br />
registration and the preliminary<br />
programme please visit our website:<br />
www.sts.tugraz.at. ■<br />
Neuerscheinung:<br />
Das Tätigsein der Dinge<br />
Wilhelm Berger, Günter Getzinger (Hg.):<br />
Das Tätigsein der Dinge. Beiträge zur Handlungsträgerschaft von Technik.<br />
München, Wien: Profil 2009 (= Technik- und Wissenschaftsforschung 58), 259 S.<br />
Dieser Band versammelt explizit und implizit kontroverse Diskurse über Bruno Latours Akteur-<br />
Netzwerktheorie. Die Handlungsträgerschaft von Technik erweist sich als Begriff, der nicht einfach<br />
definiert werden kann, sondern vielmehr einen fruchtbaren Umschlagplatz von Problemen<br />
darstellt. Die Autoren dieses Bandes sind: Arno Bammé, Wilhelm Berger, Ulrich Glotzbach, Hajo<br />
Greif, Günter Ropohl, Ingo Schulz-Schaefer, Bernhard Wieser und Johannes Weyer.<br />
Bestellen zum Sonderpreis von Euro 20,-<br />
mit E-Mail an office@ifz.tugraz.at.<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
22
Aus dem <strong>IFZ</strong><br />
CleanIT – Auf dem Weg zum Fairtrade-PC<br />
Ausgehend von ersten Initiativen in den<br />
80er Jahren – vor allem durch Städte und<br />
Gemeinden – entwickelte sich das „Grüne<br />
Beschaffungswesen“ zu einem anerkannten<br />
Instrument der produktbezogenen Umweltpolitik.<br />
Die meisten Gebietskörperschaften<br />
Österreichs, also Kommunen, Länder und<br />
Gemeinden, aber auch viele Unternehmen<br />
sowie öffentliche und private Einrichtungen<br />
berücksichtigen bei ihren Ausschreibungen<br />
und beim Einkauf Kriterien der<br />
Umweltverträglichkeit und verbessern damit<br />
die Marktchancen umweltfreundlicher<br />
Produkte. Die Entwicklung der nächsten<br />
Jahre ist vorgezeichnet:<br />
■ Verschärfung der Anforderungen an die<br />
Umweltverträglichkeit von Produkten<br />
(„From light green to dark green!“).<br />
■ Beschaffungswesen als Motor ökologischer<br />
Innovationen: Bewusster Einsatz der<br />
Kaufkraft der öffentlichen Hand zur Förderung<br />
von Öko-Innovationen.<br />
■ Europäische Kohäsion: EU-weite, verpflichtende<br />
Einführung ökologischer<br />
Mindeststandards für die Beschaffung von<br />
Produkten, intensiver internationaler<br />
Wissens- und Erfahrungsaustausch.<br />
■ Wachsende Bedeutung des umwelt- und<br />
sozial bewussten Einkaufs im Rahmen der<br />
CSR (Corporate Social Responsibility)-Aktivitäten<br />
von Unternehmen.<br />
■ Vom umweltfreundlichen zum nachhaltigen<br />
Beschaffungswesen: Einführung<br />
von Kriterien der Sozialverträglichkeit.<br />
Mit dem Projekt SO:FAIR (Information und<br />
Befähigung zur sozial verantwortlichen öffentlichen<br />
Beschaffung), das von einen Projektkonsortium<br />
aus Klimabündnis, <strong>IFZ</strong>, Fairtrade,<br />
Südwind Agentur, Clean Clothes<br />
Plattform, Ökokauf Wien und Prove Unternehmensberatung<br />
bearbeitet wird, werden<br />
in Österreich erstmals Kriterien der nachhaltigen<br />
Beschaffung in drei Produktbereichen<br />
entwickelt und implementiert: Lebensmittel,<br />
Textilien und Steine. Im Rahmen<br />
eines Roundtables, der am 10. Dezember<br />
2009 an der Medizinuniversität in Wien<br />
stattfand, wurde – als Teil der über SO:FAIR<br />
hinausgehenden ProcureITfair/CleanIT-<br />
Kampagne der Südwind-Agentur – über die<br />
Herausforderungen einer nachhaltigen, also<br />
umwelt- und sozialverträglichen Beschaffung<br />
von Computern diskutiert. Durch die<br />
Komplexität des Produkts und die damit<br />
einhergehende Länge der Produktionskette<br />
stellen sich der/dem EinkäuferIn wesentlich<br />
mehr Probleme als bei „einfachen“ Produkten.<br />
Pauline Overeem vom Good Electronics<br />
Network wies etwa darauf hin, dass sowohl<br />
die Gewinnung der für die Produktion eines<br />
PC erforderlichen Metalle (etwa in afrikanischen<br />
Staaten), wie auch dessen Zusammenbau<br />
in der Volksrepublik China und<br />
schließlich dessen Entsorgung (wiederum<br />
in afrikanischen Staaten) unter teilweise katastrophalen<br />
sozialen und gesundheitlichen<br />
Bedingungen stattfindet. Die Verpflichtung<br />
großer Anbieter von PCs, wie etwa Dell,<br />
Hewlett Packard, Lenovo oder Apple, zur<br />
Übernahme von Verantwortung für die gesamte<br />
Produktionskette wie auch für die<br />
Entsorgung ist somit einer der Schlüssel für<br />
ein nachhaltiges Beschaffungswesen in diesem<br />
Bereich. Derzeit sind bei den Firmen<br />
diesbezüglich aber erst allererste, noch wenig<br />
ernsthafte Ansätze zu erkennen. Umso<br />
dringender wären nun größeren Beschaffungsaktionen<br />
von PCs unter Berücksichtigung<br />
sozialer, die Produktionskette betreffender<br />
Anforderungen – erste Kriteriensets<br />
stehen schon zur Verfügung! Ermunternd<br />
war in diesem Zusammenhang der Beitrag<br />
von Karin Hiller vom Umweltministerium,<br />
die auf das explizite Interesse der österreichischen<br />
Umweltpolitik an der Erweiterung<br />
des umweltfreundlichen Beschaffungswesens<br />
um soziale Kriterien und auf die rechtliche<br />
Möglichkeit ihrer Berücksichtigung<br />
hinwies. Deutlich wurde in einem Beitrag<br />
von Elisabeth Schinzel (Südwind), dass<br />
Computer wohl nie ein simples Fairtrade-<br />
Gütesiegel tragen werden: Zu aufwändig<br />
und lückenhaft wären die dazu notwendigen,<br />
unabhängigen Audits, zu leicht wären<br />
sie zu umgehen oder zu manipulieren.<br />
Abgerundet wurde die Roundtable-Diskussion<br />
von Beiträgen aus Deutschland<br />
(WEED), den Niederlanden (SenterNovem)<br />
und der Tschechischen Republik.<br />
Informationen: Dr. Günter Getzinger,<br />
getzinger@ifz.tugraz.at ■<br />
Bezahlte Anzeige<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
23
Magazin<br />
Green Products<br />
Informationen zur ökologischen Beschaffung und Produktbewertung<br />
Broschüre „Umweltfreundliche<br />
Wiener Gastlichkeit <strong>2010</strong>“ ab<br />
sofort erhältlich!<br />
Die Wiener Umweltschutzabteilung hat<br />
ihre Broschüre „Umweltfreundliche Wiener<br />
Gastlichkeit“ aktualisiert und neu<br />
aufgelegt. Darin finden sich alle Kaffeehäuser,<br />
Heurige, Restaurants, Hotels und<br />
Cateringbetriebe sowie Campingplätze<br />
in Wien, die mit dem Österreichischen<br />
Umweltzeichen ausgezeichnet sind. Diese<br />
Betriebe erfüllen weit über 70 Muss-<br />
Anforderungen in den Bereichen Abfallund<br />
Abwasservermeidung, effizienter<br />
Energieeinsatz, umweltfreundlicher Einkauf<br />
und ökologische Reinigung. So wird<br />
etwa beim Speiseangebot auf regionale<br />
Lebensmittel und Bio-Produkte geachtet.<br />
Ob alle Kriterien für die Vergabe des Gütesiegels<br />
erfüllt sind, wird vom Verein für<br />
Konsumenteninformation regelmäßig<br />
überprüft. Betriebe mit dem Österreichischen<br />
Umweltzeichen sind für den<br />
Gast ein Garant für eine hohe Qualität<br />
bei den angebotenen Produkten.<br />
5-Sterne-Hotels und First-Class-Restaurants<br />
finden sich ebenso unter den Umweltzeichen-Betrieben<br />
wie die einfache<br />
Pension oder das Wirtshaus um die Ecke.<br />
Wiener Betriebe, die dieses Zertifikat erlangen<br />
wollen, werden vom ÖkoBusinessPlan<br />
Wien (www.oekobusinessplan.<br />
wien.at) beraten und gefördert.<br />
Erstmals mit dabei und in die Broschüre<br />
aufgenommen wurde ein Wiener Campingplatz<br />
(Camping Wien West). Dort<br />
werden z. B. die Wiesenflächen ohne<br />
Einsatz von Kunstdünger gepflegt und<br />
die Sanitäranlagen mit ökologischen Reinigungsmitteln<br />
gesäubert.<br />
„Umweltfreundliche Wiener Gastlichkeit<br />
<strong>2010</strong>“ – gratis zum Bestellen:<br />
Wiener Umweltschutzabteilung<br />
Tel. 4000-73 420,<br />
E-mail: uk@m22.magwien.gv.at<br />
Website: https://www.wien.gv.at/formulare/umweltschutz/oekobusiness/<br />
unterlagen/<br />
„Ausgezeichnet Reisen“ – der<br />
neue Tourismuskatalog ist<br />
erschienen!<br />
Wer nicht nur an der umweltfreundlichen<br />
Wiener Gastlichkeit interessiert ist,<br />
sondern an umweltfreundlichem Tourismus<br />
in Österreich, für den steht der neue<br />
Produktkatalog „Ausgezeichnet Reisen“<br />
zur Verfügung. In dem Guide für nachhaltigen<br />
Urlaub werden alle mit dem<br />
Österreichischen Umweltzeichen versehenen<br />
Reiseveranstalter, Hotels und<br />
Campingplätze vorgestellt, bei denen<br />
Gesundheit und Umwelt im Vordergrund<br />
stehen. In dem Katalog finden Sie fast alles<br />
– vom Abenteuer in den Bergen über<br />
den Urlaub am See bis hin zu Kultur in<br />
den Festspielstädten.<br />
Umwelt und Gesundheit stehen in allen<br />
zertifizierten Betrieben im Vordergrund.<br />
So zeichnet sich beispielsweise die Küche<br />
durch saisonale und regionale Lebensmittel<br />
aus. Auf Produkte aus biologischer<br />
Landwirtschaft und artgerechter Tierhaltung<br />
wird besonderer Wert gelegt. Viele<br />
Umweltzeichen-Unternehmen bieten<br />
auch Seminar- und Tagungsräumlichkeiten.<br />
Hoher Standard bei der Konferenztechnik<br />
und eine optimale Betreuung vor<br />
Ort sind hier garantiert.<br />
Die Online-Version des Katalogs können<br />
Sie auf der Website<br />
http://www.umweltzeichen.at/article/<br />
articleview/52693/1/16247/ herunterladen.<br />
Ein gedrucktes Exemplar bestellen<br />
Sie unter: info@umweltzeichen.at<br />
Recyclingpapier im BMLVS<br />
Seit Anfang 2009 wird im Bundesministerium<br />
für Landesverteidigung und Sport<br />
(BMLVS) der Bedarf an Officepapieren<br />
mit Recyclingpapier gedeckt. Ausschlaggebend<br />
dafür waren die um etwa 7% geringeren<br />
Kosten des Recyclingpapiers gegenüber<br />
dem chlorfrei gebleichten<br />
Papier. In Summe bedeutet dies für das<br />
BMLVS jährliche Einsparungen von rund<br />
50.000 Euro.<br />
Beschaffungs<br />
Service<br />
Austria<br />
Tel.: +43(0)316/813909-9<br />
E-mail: beschaffung@ifz.tugraz.at<br />
http://www.ifz.tugraz.at/bsa<br />
Die Akzeptanz der MitarbeiterInnen des<br />
BMLVS für das wiederverwertete Papier<br />
ist hoch. Das Ministerium hat durch verschiedene<br />
Funktionstests vor der endgültigen<br />
Beschaffung sichergestellt, dass keine<br />
qualitative Verschlechterung eintritt.<br />
Durch vorbereitende, sachliche und für<br />
jedermann nachvollziehbare Informationen<br />
über die Vorteile sowie das Ausräumen<br />
von Ängsten, dass es sich um<br />
„Graupapier“ und „Papier minderer Qualität“<br />
handele, konnte bereits eine positive<br />
Ausgangslage geschaffen werden.<br />
Das Recyclingpapier bringt jedoch nicht<br />
nur Vorteile. So ist eine höhere Verschmutzung<br />
der Kopierer & Drucker festzustellen.<br />
Das Problem wurde bereits im<br />
Vorfeld gelöst, da laut Vertrag für die Kopierer<br />
diese in der Lage sein müssen, alle<br />
Papiersorten zu verwenden. Zudem ist<br />
der Serviceanteil im Vertrag inkludiert,<br />
daher entstehen dem Ministerium durch<br />
mehr Services/Reinigungen keine Mehrkosten.<br />
In den Hausdruckereien sowie in den Bereichen,<br />
in denen viel in Vollfarbe produziert<br />
bzw. redigiert wird, werden ECF-<br />
Papiere verwendet (ohne elementares<br />
Chlor gebleicht). Diese stellen mit 10%<br />
des Gesamtbedarfes aber nur einen kleinen<br />
Anteil dar.<br />
Im BMLVS wird doppelt so viel Recyclingpapier<br />
verwendet wie in allen anderen<br />
Einrichtungen, für die die BBG ausschreibt,<br />
zusammen. Das Ressort hat<br />
somit durch die flächendeckende Einführung<br />
des Recyclingpapiers im Bürobedarf<br />
eine Vorreiterrolle übernommen<br />
und den Umweltschutz- und den Spargedanken<br />
ideal miteinander verknüpft. ■<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
24
Magazin<br />
Biotech-News<br />
Aktuelle Nachrichten über Gen- und Biotechnologien<br />
Gentechnik in Öko-Kleidung?<br />
Die Nachfrage für Kleidung aus Biobaumwolle<br />
wächst, aber nicht immer bedeutet<br />
das auch, dass sie gentechnikfrei produziert<br />
wurde, wie die Deutsche Financial<br />
Times berichtet. Indische Baumwolle wurde<br />
als „Bio“ gekennzeichnet und verkauft,<br />
obwohl die Fasern zumindest teilweise<br />
von gentechnisch veränderten Pflanzen<br />
(GVP) stammen, und das bei Bioprodukten<br />
untersagt ist. Zwei Firmen aus Frankreich<br />
und den Niederlanden zertifizierten<br />
Ware aus GVP als Bio-Ware, die an große<br />
Bekleidungs-Ketten verkauft wurde. In<br />
Zukunft wollen auch große Handelsketten<br />
die Ware von unabhängigen Labors überprüfen<br />
lassen.<br />
Kleine Öko-Anbieter verlassen sich nicht<br />
auf Zertifikate, sondern sie kontrollieren<br />
ihren gesamten Warenfluss selbst, bestenfalls<br />
von der Saat bis zum Textil. Der<br />
Weltbioverband fürchtet nun Auswirkungen<br />
für die ehrlichen ProduzentInnen. Es<br />
wäre traurig, wenn ein paar schwarze<br />
Schafe den Bioanbau der Baumwolle in<br />
Misskredit bringen würden. Obwohl<br />
Baumwolle nur auf 2,5 Prozent der weltweiten<br />
Ackerflächen wächst, werden hier<br />
16 Prozent aller Insektizide und Pestizide<br />
gespritzt. Weniger Giftstoffe einzusetzen<br />
wäre hier bedeutend mehr Lebensqualität<br />
– sowohl für die ProduzentInnen als auch<br />
KonsumentInnen.<br />
Quelle: http://www.ftd.de, 15.2.<strong>2010</strong><br />
Gentechnik in der<br />
Enzymherstellung<br />
Etwa die Hälfte aller bei der Lebensmittelherstellung<br />
verwendeten Enzyme wird<br />
derzeit mit Hilfe von gentechnisch hergestellten<br />
Mikroorganismen produziert. Damit<br />
ist die Enzymherstellung eines der<br />
wichtigsten Anwendungsgebiete für Gentechnik<br />
im Futter- und Lebensmittelbereich.<br />
Enzyme (Biokatalysatoren) umfassen<br />
eine Vielzahl von Wirkstoffen und<br />
finden in der Lebensmittelindustrie vielseitigen<br />
Einsatz. Sie steigern die Ergiebigkeit<br />
bei der Fruchtsaftgewinnung oder bewirken<br />
bei der Käseherstellung die<br />
„Dicklegung“ der Milch. Auch in vielen<br />
Bäckereiwaren sind Enzyme enthalten.<br />
Immer mehr Enzyme auf dem europäischen<br />
Markt werden mit Hilfe der Gentechnik<br />
hergestellt, 2006 traf das bereits<br />
auf ca. die Hälfte aller Lebensmittel-Enzyme<br />
zu. In einigen Bereichen sind „nichtgentechnische“<br />
Enzyme kaum noch verfügbar.<br />
So werden für die Umwandlung<br />
von pflanzlicher Stärke in verschiedene<br />
Zucker und Zusatzstoffe (z. B. Traubenzucker,<br />
Glukosesirup oder Zuckeraustauschstoffe<br />
wie Sorbit und Maltit) fast ausschließlich<br />
Enzyme eingesetzt, die mit<br />
gentechnisch veränderten Mikroorganismen<br />
gewonnen werden.<br />
Seit Januar 2009 sind Lebensmittel-Enzyme<br />
in der EU einheitlich geregelt, damit<br />
dürfen nur noch Enzyme verwendet werden,<br />
die in einer so genannten „Gemeinschaftsliste“<br />
eingetragen sind. Voraussetzung<br />
dafür ist, dass ein Enzym „für den<br />
Verbraucher gesundheitlich unbedenklich“<br />
ist und dass es für seinen Einsatz<br />
eine „hinreichende technologische Notwendigkeit“<br />
gibt. Bis es eine erste Gemeinschaftsliste<br />
mit geprüften Enzymen<br />
gibt, dürfte es jedoch noch einige Jahre<br />
dauern. Die neuen Regelungen bringen<br />
jedoch nur wenig Neuerungen im Hinblick<br />
auf Deklaration. In der Zutatenliste<br />
von Lebensmitteln müssen nur solche<br />
Enzyme aufgeführt werden, die im Endprodukt<br />
eine technologische Funktion erfüllen.<br />
Bis auf wenige Ausnahmen ist das<br />
bei den meisten Enzymen nicht der Fall.<br />
Doch ganz gleich, ob Zutat oder nicht:<br />
Eine besondere Kennzeichnung von Enzymen,<br />
die mit Hilfe von gentechnisch<br />
veränderten Mikroorganismen hergestellt<br />
werden, ist weiterhin nicht vorgeschrieben.<br />
Quelle: http://www.transgen.de, 11.2.<strong>2010</strong><br />
Tel.: +43(0)316/813909-8<br />
E-mail: infogen@ifz.tugraz.at<br />
http://www.infogen.at<br />
Keine Zulassung für gentechnisch<br />
veränderte Aubergine<br />
in Indien<br />
Die Einführung der transgenen Bt-Aubergine<br />
hätte die Tür für zahlreiche andere<br />
genveränderte Pflanzensorten in Indien<br />
öffnen sollen. Sie war von einem<br />
wissenschaftlichen Ausschuss befürwortet<br />
worden, Bauern, KonsumentInnen,<br />
Gentechnik-kritische NGOs und PolitikerInnen<br />
protestierten jedoch, weil die Unbedenklichkeit<br />
der transgenen Pflanzen<br />
für die menschliche Gesundheit nicht<br />
ausreichend nachgewiesen worden sei.<br />
Darüber hinaus wurden Bedenken geäußert,<br />
dass die Verwendung gentechnisch<br />
veränderter Pflanzen die Bauern in größere<br />
Abhängigkeit von den Saatgutkonzernen<br />
bringt und den Anbau indischer<br />
Wildauberginen gefährden könnte. Der<br />
indische Umweltminister entschied, vorerst<br />
keine Zulassung zu erteilen. Somit<br />
darf in Indien weiterhin keine gentechnisch<br />
veränderte Nahrungspflanze kommerziell<br />
angebaut werden, sondern nur<br />
Bt-Baumwolle. Um die Unbedenklichkeit<br />
von transgenen Nahrungsmittelpflanzen<br />
zu prüfen, sollen nun weitere unabhängige<br />
Studien durchgeführt werden.<br />
Die Bt-Aubergine wurde von indischen<br />
Forschungsinstituten und den Saatgutfirmen<br />
Mahyco und Monsanto entwickelt.<br />
Sie produziert einen Eiweißstoff des Bodenbakteriums<br />
Bacillus thuringiensis,<br />
der den Auberginenfruchtbohrer unschädlich<br />
macht.<br />
Indien ist mit einer Fläche von 600.000<br />
Hektar nach China der weltweit größte<br />
Erzeuger von Auberginen.<br />
Quelle: http://www.dialog-gentechnik.at,<br />
15.2.<strong>2010</strong><br />
Zusammengestellt von Sandra Karner,<br />
E-mail: karner@ifz.tugraz.at ■<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
25
Magazin<br />
Bücher, Zeitschriften und<br />
andere Medien<br />
Annäherung an nachhaltige<br />
Architektur<br />
Gert Walden (Hg.): Baumschlager<br />
Eberle Annäherungen / Approaches.<br />
Wien, New York: Springer <strong>2010</strong>, 148 S.,<br />
€ 29,95<br />
Das Architekturbüro Baumschlager –<br />
Eberle ist eines der größten und bekanntesten<br />
Architekturbüros in Österreich.<br />
Das Büro mit Niederlassungen in China,<br />
Lichtenstein und der Schweiz kann auf<br />
zahlreiche erfolgreiche Projekte im Inund<br />
Ausland verweisen. Das vorliegende<br />
Buch stellt keine Werkmonographie dar,<br />
es ist vielmehr eine Annäherung an die<br />
Denk- und Arbeitsweise des Büros. Anhand<br />
von Texten bekannter Architekturkritiker<br />
und Interviews mit den Architekten<br />
Carlo Baumschlager und Dietmar<br />
Eberle werden Konzepte und Ideen, die<br />
hinter den Architekturprojekten stehen,<br />
aufgezeigt. Baukünstlerische, technische,<br />
soziale, ökonomische und ökologische<br />
Fragestellungen nehmen dabei einen<br />
wichtigen Platz in der Arbeit des Büros<br />
ein. Das Buch zeigt, dass für Baumschlager<br />
– Eberle hochwertige, nachhaltige Architektur<br />
nur aus der Symbiose dieser<br />
Aspekte entstehen kann. Das vorliegende<br />
Buch bietet sowohl dem interessierten<br />
Laien als auch praktizierenden ArchitektInnen<br />
einen umfassenden Einblick in<br />
die Denk- und Arbeitswelt eines in Vorarlberg<br />
verwurzelten, weltweit tätigen<br />
Architekturbüros.<br />
Politische Ökonomie des<br />
Klimawandels<br />
Achim Brunnengräber: Die politische<br />
Ökonomie des Klimawandels. München:<br />
oekom 2009, 252 S., € 35,90<br />
Das bestehende Energiesystem beruht auf<br />
einem breiten gesellschaftlichen Konsens.<br />
Nicht nur politische wie wirtschaftliche<br />
Interessen, die sich zunehmend in einem<br />
grenzüberschreitenden Mehrebenenprozess<br />
herausbilden, stehen einem erfolgreichen<br />
Klimaschutz entgegen. Global Governance<br />
beschreibt die stetige Ausdifferenzierung<br />
und Verdichtung inter- und<br />
transnationaler Beziehungen. Das Konzept<br />
hat sich zu einem unentbehrlichen<br />
Erklärungs- und Analyseinstrument in<br />
den Sozialwissenschaften entwickelt. Unter<br />
Berücksichtigung der Regime- und Regulationstheorie<br />
wird in diesem Band die<br />
politische Ökonomie des Klimas abgeschritten.<br />
Nach einer Darstellung der<br />
komplexen gesellschaftlichen Naturverhältnisse<br />
werden die vermachteten Strukturen<br />
der fossilen Energiewirtschaft ebenso<br />
in den Blick genommen wie die<br />
Verhandlungsprozesse und die marktwirtschaftlichen<br />
Instrumente des Kyoto-Protokolls.<br />
Aus hegemonietheoretischer Perspektive<br />
wird ergründet, warum es in den<br />
Industrieländern bisher nicht gelungen<br />
ist, die klimaschädlichen Emissionen<br />
deutlich zu reduzieren.<br />
Die technische<br />
Reproduzierbarkeit der Natur<br />
Martin G. Weiß (Hg.): Bios und Zoë.<br />
Die menschliche Natur im Zeitalter ihrer<br />
technischen Reproduzierbarkeit.<br />
Frankfurt/Main: Suhrkamp 2009,<br />
388 S., € 14,40<br />
Mit dem Aufkommen der Biotechnologien<br />
ist die Natur des Menschen scheinbar<br />
verfügbar und manipulierbar geworden,<br />
und die Frage nach dem Verhältnis von<br />
biologischem Leben und menschlicher<br />
Lebensform rückt zunehmend ins Zentrum<br />
der Aufmerksamkeit. Bios, das spezifische<br />
Leben einzelner Wesen, und Zoë,<br />
die einfache Tatsache des Lebens, scheinen<br />
immer stärker auseinanderzutreten.<br />
Der interdisziplinäre Sammelband stellt<br />
den Überlegungen bekannter europäischer<br />
AutorInnen die Positionen namhafter<br />
VertreterInnen der angelsächsischen<br />
Science Technology Studies gegenüber<br />
und bietet so einen aufschlussreichen<br />
Überblick über die aktuelle Auseinandersetzung<br />
der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
mit dem Phänomen der Lebenswissenschaften<br />
und ihren biotechnologischen<br />
Anwendungen.<br />
Unternehmerisches Denken für<br />
Non-Profit-Organisationen<br />
Richard Häusler, Claudia Kerns, Kristin<br />
Parlow (Hg.): Nachhaltigkeit ist<br />
Veränderung. Akteure der Umweltund<br />
Nachhaltigkeitsbildung im Interview<br />
zu Entwicklung, Veränderung<br />
und Strategie. Berlin: Erich Schmidt<br />
Verlag 2009 (= Initiativen zum Umweltschutz<br />
76), 175 S., € 33,80<br />
In Zeiten von wirtschaftlichem Druck<br />
durch geringer werdende Fördermittel<br />
stehen Umweltbildungseinrichtungen<br />
vor der Herausforderung, sich neu zu orientieren<br />
und wirtschaftliche Erfolgsziele<br />
zu formulieren. Obwohl Nachhaltigkeit<br />
und nachhaltige Entwicklung zentrale<br />
Begriffe der Umweltbildung sind, wird<br />
im eigenen Unternehmen die ökonomische<br />
Komponente der Nachhaltigkeit<br />
meist unzureichend umgesetzt. Ein Umdenken<br />
ist hier gefragt. Dreizehn Einrichtungen<br />
der Umweltbildung werden<br />
im Buch porträtiert und ihr Veränderungsprozess<br />
in Richtung Marktorientierung<br />
wird dokumentiert. Die Einrichtungen<br />
nahmen an einer Beratung der<br />
Unternehmensberatung stratum® teil<br />
und berichten in Form von Interviews<br />
von der Herausforderung, Nachhaltigkeit<br />
auch auf sich selbst zu beziehen.<br />
Governance als Prozess<br />
Sebastian von Botzem, Jeanette Hofmann,<br />
Sigrid Quack, Gunnar Folke<br />
Schuppert, Holger Straßheim (Hg.):<br />
Governance als Prozess. Koordinationsformen<br />
im Wandel. Baden-Baden:<br />
Nomos 2009 (= Schriften zur Governance-Forschung<br />
16), 688 S., € 71,-<br />
Der Mehrwert von Governance-Ansätzen<br />
lässt sich erst in der Prozessperspektive<br />
voll ausschöpfen. Von dieser Kernthese<br />
ausgehend untersuchen die Beiträge ein<br />
breites Spektrum der Transformation,<br />
Auflösung, Pluralisierung und Neuschöpfung<br />
sozialer Institutionen und Interaktionen.<br />
In vier Analysedimensionen geht<br />
es (1) um die Reallokation von Macht<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
26
Magazin<br />
und Herrschaft im Wandel von Staatlichkeit,<br />
(2) um die Herausbildung komplexer<br />
Regelungsstrukturen und Ko-Produktionsformen<br />
zwischen Markt und Staat,<br />
(3) um die Rolle von Wissen und Expertise<br />
für Koordinationsprozesse sowie (4)<br />
um die Neuverkopplung von Staat und<br />
Recht in grenzüberschreitenden Räumen.<br />
Neue Formen der Governance entstehen<br />
aus Versuchen der Konfliktlösung<br />
zwischen konkurrierenden Interessen<br />
und Regulierungsstrukturen, werden<br />
aber auch selbst zum Gegenstand von<br />
Konflikten. Governance als Prozess zu<br />
begreifen, lenkt den Blick auf die kontinuierliche<br />
Produktion und Reproduktion<br />
gesellschaftlicher Koordination. Der<br />
Band ist ein Ergebnis der Querschnittsgruppe<br />
„Neue Formen von Governance“<br />
am Wissenschaftszentrum Berlin.<br />
Die Spur des Sputnik<br />
Igor J. Polianski, Matthias Schwartz<br />
(Hg.): Die Spur des Sputnik. Kulturhistorische<br />
Expeditionen ins kosmische<br />
Zeitalter. Frankfurt: Campus<br />
2009, 395 S., € 30,80<br />
Der Start des sowjetischen Satelliten<br />
Sputnik am 4. Oktober 1957 löste im Westen<br />
einen Schock aus, während er für<br />
die Sowjetunion eine neue „kosmische<br />
Ära“ einleitete. Doch der Sputnik-Flug<br />
hatte nicht nur technische und politische<br />
Bedeutung. Erstmals gehen die Autorinnen<br />
und Autoren in diesem Band<br />
auch den grundlegenden kulturellen<br />
Wandlungen nach, die aus dem Beginn<br />
der Raumfahrtära resultierten. Das Themenspektrum<br />
reicht von der Veränderung<br />
des kollektiven Zeitempfindens und<br />
der Raumästhetik über Wandlungen in<br />
der visuellen Kultur der Sowjetunion bis<br />
zu ideengeschichtlichen und literarischen<br />
Adaptionen der Weltraumfaszination.<br />
Wem gehört die Welt?<br />
Silke Helfrich (Hg.): Wem gehört die<br />
Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter.<br />
München: oekom 2009,<br />
285 S., € 25,60<br />
Auf den ersten Blick haben Wasser und<br />
Wissen, Erbgut und Atmosphäre nichts<br />
gemeinsam. Was sie aber eint, ist, dass<br />
sie zum Nötigsten für ein menschliches<br />
Leben gehören. Doch sie gehen der Gesellschaft<br />
immer mehr verloren, weil sie<br />
privatisiert und der allgemeinen Verfügung<br />
entzogen, missbraucht oder unbezahlbar<br />
werden. Die Welt gehört nicht<br />
mehr allen, sie wird eingezäunt und<br />
kommerzialisiert – zu unserem Schaden.<br />
Davon zeugen die weltweiten Konflikte<br />
über die Trinkwasserversorgung, den Zugang<br />
zu neuen Technologien oder den<br />
Umgang mit Regenwäldern. Wir stehen<br />
an einem Scheidepunkt, an dem ein neuer<br />
Blick auf unsere gemeinsamen Besitztümer<br />
erforderlich ist. Dieses Buch will<br />
diesen neuen Blick ermöglichen. Es zeigt<br />
die Vielfalt unserer Gemeingüter – und<br />
welch ungeheures Potenzial in ihnen<br />
steckt. Es macht uns vertraut mit Dingen<br />
wie Creative Commons, Slow Food und<br />
der Wissensallmende. Und es skizziert<br />
durch praktische Beispiele den Weg, wie<br />
Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Demokratie<br />
durch Gemeingüter auf Dauer<br />
erhalten oder erreicht werden können.<br />
Analyse sozialer Ungleichheiten<br />
Gabriele Winker, Nina Degele: Intersektionalität.<br />
Zur Analyse sozialer Ungleichheiten.<br />
Bielefeld: transcript<br />
2009, 163 S., € 14,20<br />
Das Thema soziale Ungleichheit steht<br />
nach wie vor im Zentrum der Soziologie.<br />
Die mehrdimensionale Analyse sozialer<br />
Ungleichheit stellt unter dem Begriff der<br />
„Intersektionalität“ in den letzten Jahren<br />
die wohl größte Innovation in diesem<br />
Feld dar und gewinnt auch in der<br />
Lehre zunehmend an Bedeutung – insbesondere<br />
in den Modulen zur Soziologie<br />
sozialer Ungleichheit, zur Sozialstrukturanalyse<br />
und zu den Gender Studies. Erstmals<br />
im deutschsprachigen Raum liegt<br />
nun eine kompakte Analyse dieses zentralen<br />
Ansatzes der Soziologie sozialer<br />
Ungleichheit vor. Die Ausarbeitung einer<br />
klaren forschungsanleitenden Theorie<br />
und Methodik machen den Band zu<br />
einem wertvollen Begleiter in Lehre und<br />
Forschung.<br />
E-Partizipation und<br />
Medienkommunikation<br />
Herbert Kubicek, Barbara Lippa, Hilmar<br />
Westholm: Medienmix in der Bürgerbeteiligung.<br />
Die Integration von<br />
Online-Elementen in Beteiligungsverfahren<br />
auf lokaler Ebene. Berlin: edition<br />
sigma 2009, 275 S., € 20,50<br />
Auf der kommunalen Ebene gibt es<br />
schon länger eine Fülle gesetzlich verankerter,<br />
aber auch informeller Formen der<br />
Öffentlichkeitsbeteiligung, die jedoch<br />
selten in nennenswertem Umfang genutzt<br />
wurden. Als das Internet Mitte der<br />
90er Jahre neue Möglichkeiten der Kommunikation<br />
eröffnete, wurde Elektronische<br />
Demokratie nicht nur zum Schlagwort<br />
für neue Visionen, sondern auch<br />
Gegenstand staatlicher Förderprogramme<br />
in vielen Ländern, so dass zu den traditionellen<br />
auch online-basierte Formen<br />
von Beteiligung hinzu kamen. Da in der<br />
Regel in einem Beteiligungsverfahren<br />
mehrere Kommunikationswege und -<br />
mittel eingesetzt werden, kann von einem<br />
Medienmix in der Bürgerbeteiligung<br />
gesprochen werden. Anhand<br />
ausgewählter Beteiligungsprojekte wird<br />
in diesem Buch untersucht, ob und wie<br />
neue Beteiligungsformen über das Internet<br />
mit den bisher üblichen Praktiken<br />
kombiniert und so die Beteiligungsziele<br />
besser verwirklicht werden können.<br />
Evaluation<br />
Thomas Widmer, Wolfgang Beywl,<br />
Carlo Fabian (Hg.): Evaluation. Ein systematisches<br />
Handbuch. Wiesbaden:<br />
VS Verlag für Sozialwissenschaften<br />
2009, 634 S., € 71,90<br />
Evaluation als Instrument zur systematischen<br />
und transparenten Bewertung von<br />
Projekten, Massnahmen, Programmen,<br />
Gesetzen und anderen Gegenständen hat<br />
in den letzten zwei Dekaden in Kontinentaleuropa<br />
stark an Bedeutung gewonnen.<br />
Evaluationstätigkeiten werden auf<br />
der Angebots- und Nachfrageseite professionalisiert.<br />
Die Gründung entsprechender<br />
Fachgesellschaften, die Schaffung<br />
spezifischer Aus- und Weiterbildungsangebote<br />
und die Etablierung fachlicher<br />
Standards belegen dies. Dieser Sammelband<br />
spiegelt Entwicklungsstand und<br />
Leistungsprofil der Evaluation in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
wider. Namhafte, mit der jeweiligen Landessituation<br />
vertraute Autorinnen und<br />
Autoren leisten Beiträge zu zehn Themenfeldern:<br />
Agrarpolitik, Arbeitsmarktpolitik,<br />
Bildung, Energie- und Umweltpolitik,<br />
Entwicklungszusammenarbeit,<br />
Forschung und Technologie, Gesundheit,<br />
institutionelle Politik, Raumentwicklungspolitik<br />
und Soziale Arbeit. Ländervergleichende<br />
Beiträge arbeiten<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede themenspezifisch<br />
heraus. Ergänzt werden<br />
diese Beiträge um Querschnittsbeiträge<br />
zur Institutionalisierung und zur Nutzung<br />
von Evaluation in den drei Ländern.<br />
„Expansion, Vielfalt und Divergenz<br />
der Evaluation“ lautet die Quintessenz<br />
des übergreifenden Themenvergleichs im<br />
abschließenden Beitrag. ■<br />
Soziale Technik 1/<strong>2010</strong><br />
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SOZIALE TECHNIK Nummer 1 – März <strong>2010</strong>, 20. Jg., Einzelpreis € 6,- / SFr 10,-<br />
P.b.b. Verlagspostamt 8010; GZ 02Z032468M – Erscheinungsort Graz<br />
Eigentümer, Herausgeber, Verleger:<br />
<strong>IFZ</strong>, A-8010 Graz, Schlögelgasse 2<br />
Tel.: +43/316/81 39 09-0, Fax: +43/316/81 02 74<br />
E-Mail: office@ifz.tugraz.at, http://www.ifz.tugraz.at<br />
Redaktion: Dr. Peter Wilding<br />
Aboverwaltung: Reinhard Wächter<br />
ISSN 1022-6893 DVR 0637955<br />
Derzeitiger <strong>IFZ</strong>-Vorstand:<br />
Dr. in Christine Wächter, Mag. Jürgen Suschek-Berger, Dr. Armin Spök<br />
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz:<br />
Die Zeitschrift SOZIALE TECHNIK dient der Information über Projekte,<br />
Institutionen und Veranstaltungen sowie der interdisziplinären Diskussion<br />
in den Bereichen sozial- und umweltverträgliche Technikgestaltung,<br />
Technologiebewertung und Technikfolgenabschätzung. SOZIALE TECH-<br />
NIK erscheint viermal jährlich.<br />
Gefördert durch die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria).<br />
Fotos: Klaus Zeugner<br />
Basisdesign & typographisches Konzept: RoRo + Zec<br />
Satz: www.koco.at<br />
Druck: Druckerei Bachernegg, Kapfenberg<br />
Gedruckt auf Cyclus Print 90g (Recyclingpapier aus 100% Altpapier),<br />
Umschlag: Magno matt 115g, chlorfrei gebleicht.<br />
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Die Bestellung eines Abonnements unserer Zeitschrift SOZIALE TECHNIK<br />
hat schriftlich zu erfolgen. Ein Abonnement gilt jeweils für ein Kalenderjahr<br />
(4 Nummern). Es verlängert sich automatisch, sofern nicht spätestens<br />
6 Wochen vor Ende des Jahres eine schriftliche Kündigung erfolgt. Nicht<br />
vollständige Jahrgänge werden aliquot verrechnet.<br />
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Das <strong>IFZ</strong> ist der Grazer Standort des Instituts für Technik- und Wissenschaftsforschung<br />
der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.